Precious Treasure von Dekowolke (BaschxBalthier) ================================================================================ Kapitel 7: Chapter Seven ------------------------ „Judge Magister Gabranth…“ Basch zuckte unwillkürlich zusammen, als Balthier diesen Titel aussprach und fühlte sich mehr als nur unangenehm an das erinnert, was er seinem Bruder versprochen hatte. Und was er jetzt einfach so zu brechen gewillt war. So gesehen würde er den letzten Teil seines Bruders, der in ihm weiterlebte, nun auch noch sterben lassen. Denn mit dem Versprechen Noah gegenüber hatte Basch nicht nur das Amt des hohen Richters angenommen und somit den Platz an Larsas Seite… Nein, er ließ Noah in sich weiterleben. Mit jeder Handlung und jedem Tag, an dem er die schwarze Rüstung getragen und Larsa zur Seite gestanden hatte, meinte er seinen Bruder noch immer in dieser Welt zu spüren. Aber vielleicht lag es auch nur einfach daran, dass er versuchte, das Leben des ehemaligen Richters weiterzuführen… „Weißt du, was ich nie verstanden habe, Basch? Warum nannte man deinen Bruder Gabranth? Und warum nennst du dich auch so?“ Die Stimme des Piraten klang schläfrig und doch voller Neugierde. „Gabranth… war der Nachname unserer Mutter. Als das Imperium hier einfiel, musste Noah mit ansehen, wie unsere Heimat unterging. Schließlich floh er zusammen mit Mutter nach Arcadia…“ „Warum?“ „Unsere Mutter war schon immer sehr krank gewesen und sie wollte unbedingt noch einmal zurück in ihr Heimatland. Als sie starb, schwor sich mein Bruder, sich an mir zu rächen, weil ich nicht da war um zu helfen…“ Seufzend strich Basch sich durch seine kurzen Haare und richtete seinen Blick zu Decke, während Balthier wieder schwieg, so dass der Richter davon ausging, dass er eingeschlafen war. Die ruhige Atmung gab dem Blonden schließlich die Gewissheit, weswegen Basch den Piraten sanft von sich runter schob, um aufstehen zu können. Noch einmal vergewisserte er sich, dass Balthier auch wirklich schlief, ehe er das Zimmer verließ. Die einzigen Geräusche, die Basch vernahm, waren das leise Knistern des Feuers aus seinem ehemaligen Zimmer und der andauernde Regen draußen. Trotzdem meinte er das leise Lachen fröhlicher Kinder zu hören, die durch die Burg rannten und herumtobten, als gäbe es keinen Morgen. Und doch war es nur das ferne Echo seiner Erinnerungen, das ihm jetzt diesen Streich spielte. Immerhin war es nun schon fast 25 Jahre her, seit Kinderlachen dieses Gemäuer mit ihrem Klang erfüllt hatte. „Wäre das alles damals nur nie geschehen… Oder wäre ich nur nicht der Armee beigetreten. Vielleicht hätte ich euch beide retten können…“ „Was geschehen ist, ist geschehen, Basch. Es bringt nichts, die Vergangenheit ändern zu wollen. Es geht nicht…“ Überrascht drehte sich der Richter um und entdeckte Balthier neben einer Rüstung stehen. Im schwachen Schein, den das Feuer auf den Gang warf, konnte Basch nur grobe Umrisse erkennen, die den Piraten fast schon trollartig erschienen ließen. Erst, als ein Blitz kurz alles erhellte, konnte er sehen, dass Balthier sich die Decke um die Schultern gelegt hatte. „Ich dachte, du würdest schlafen!“ „Wie soll ich schlafen, wenn ich weiß, dass du hier herumgeisterst und dir irgendeinen Schwachsinn in deinem Kopf zurechtlegst? Ich habe es dir schon einmal gesagt, Basch… Selbst wenn du da gewesen wärst, hättest du sie nicht retten können. Das Imperium hat eine ganze Stadt einfach so ausgelöscht. Du hättest mit deiner Anwesenheit auch nichts geändert. Und wenn du früher schon so warst wie jetzt, wärst du wahrscheinlich mit offenen Armen ins Messer gerannt!“ Ein wenig betreten blickte Basch zur Seite und zuckte anschließend mit den Schultern, ehe er auf den Piraten zuging. Er wusste nur zu gut, dass es keinen Sinn machte mit Balthier zu diskutieren, weswegen er ihm mit einer raschen Bewegung die Decke klaute und sie sich selbst um die Schultern legte. „Hey! Such dir eine eigenen Decke, Basch!“ Amüsiert lächelnd ging der Richter jedoch einfach mit der Decke weiter, ehe sich der Pirat auf ihm warf, so dass er nach vorne stolperte. Aber anstatt dass Balthier ihn auffing, schlang er lediglich die Arme um seinen Hals und ein wenig verzweifelt versuchte Basch, Halt bei einer kleinen Säule zu finden. Nur bot diese den überhaupt nicht, weswegen Basch zusammen mit Balthier auf dem Boden landete, dabei noch eine teuer aussehende Vase herunter schmiss und vor Schmerz leise aufstöhnte. So ein Steinboden, und mochte ein noch so schöner Teppich darauf liegen, war eben verdammt hart und konnte schon mal die ein oder anderen Schmerzen verursachen. Dass die Vase zerbrochen war, interessierte ihn dabei nicht einmal. Er hatte sie eh nie sonderlich gemocht! „Hörst du auf, dir ständig Schuldgefühle einzureden?“ Die Stimme des Piraten war warm und sanft, als er Basch diese Frage stellte. Und dass Balthier ohne eine zufrieden stellende Antwort nicht von ihm weichen würde, war genauso klar, weswegen Basch schließlich nickte. Augenblicklich spürte der Richter, wie Balthier sein Gewicht anders auf ihm verlagerte, so dass er sich vorbeugen und sanft über Baschs Hals küssen konnte. Eine ungute Ahnung beschlich den Älteren, aber gerade als er etwas sagen wollte, war es auch schon zu spät. „Rache ist süß“, lachte Balthier leise, ehe er ein wenig von der empfindlichen Haut mit seinen Lippen umschloss und daran zu saugen begann. Zwar stemmte sich Basch sofort vom Boden hoch und schüttelte Balthier damit ab, aber an dem süffisanten Grinsen des Piraten konnte er sehen, dass es bereits zu spät war. „Was… warum hast du das getan?!“ Überrascht strich der Richter über seinen Hals und richtete sich dann auf, während Balthier ihn einfach nur weiterhin angrinste. Er schien sogar richtig zufrieden mit sich zu sein! „Nun… Du magst ja bald 40 sein, aber du siehst noch immer viel jünger aus. Und da ich dich nicht an jemand anderes verlieren will, lasse ich lieber sofort alle sehen, dass du vergeben bist!“ Sprachlos schüttelte Basch den Kopf und begann dann doch noch zu lächeln, während er Balthier hochzog. Manchmal konnte der Pirat wirklich süß sein. Er war zwar nicht jemand, der seine Gefühle großartig rausposaunte, aber auf seine Art und Weise konnte er sie trotzdem vermitteln. Auch wenn er auf den Knutschfleck gut hätte verzichten können! Immerhin hatte Basch dem Braunhaarigen ja nicht mit vollem Bewusstsein einen verpasst… Er konnte also eigentlich gar nichts dafür! „Wir sind doch jetzt zusammen, oder?“ Scheinbar hatte Baschs schweigen den Piraten etwas verunsichert, denn in seiner Frage schwang ein Hauch von Zweifel mit. Aber wenn Basch ehrlich war… er hatte darüber eigentlich gar nicht nachgedacht. Für ihn war dieses Thema eigentlich auch schon so gut wie abgeschlossen gewesen. Denn seit er damals der Armee beigetreten war, war er keine feste Bindung mehr eingegangen. Immerhin hatte er ja miterlebt, wie sehr seine Mutter gelitten hatte, als sein Vater eingezogen wurde und nie wiederkam… „Oder?!“ Der Zweifel in Balthiers Stimme kam nun deutlicher hervor und legte sich nicht nur auf dessen Stimme, sondern auch auf den Gesichtszügen des Piraten ab. Andererseits sah er aber auch nicht so aus, als würde er ein ‚Ich weiß es nicht’ akzeptieren. Wahrscheinlich würde Balthier ihn sich dann schnappen und irgendwo an der Verkleidung der Strahl festbinden und ihn solange dort hängen lassen, bis Basch eine Antwort parat hatte… Oder, nein! Er würde ihn in eine kleine Abstellkammer voller Spinnen einschließen! Ungewollt fing Basch bei dem Gedanken an zu grinsen und musste wohl oder übel einsehen, dass er sich gerade Dinge ausmalte, die sicherlich nie passieren würden. Oder zumindest nicht durch Balthier geschehen würde… „Natürlich sind wir zusammen, Balthier… Ich sagte doch bereits, dass ich bei dir bleiben werde. Immerhin muss ich ja sichergehen, dass ein Kopfgeldjäger dich nicht einen Kopf kürzer macht. Das würde Lady Ashelia mir nie verzeihen!“ „Mensch, Basch! Ich meinte zusammen sein im Sinne von ‚eine Beziehung führen’! Das du nicht mehr zurück zum Imperium gehst, ist mir klar!“ Allem Anschein nach hatte der Richter es mal wieder geschafft, den sonst so gelassenen Piraten am Rande der Verzweiflung zu bringen. Selbst Vaan hatte es selten soweit gebracht, aber irgendwie freute Basch sich ein wenig darüber. Wieder lächelnd nahm Basch die Decke von seinen Schultern, warf sie dem verzweifelten Piraten über und da Balthier immer noch auf eine zufrieden stellende Antwort wartete, legte er seine Hände auf die Hüfte des Jüngeren. „Ich gehe normalerweise keine Beziehungen ein, Balthier… Aber ich denke, bei dir kann ich eine Ausnahme machen“, schmunzelte Basch und da der Pirat gerade zu einer Erwiderung ansetzte, verschloss er rasch dessen Lippen mit seinen eigenen. Sofort nutzte Basch aus, dass Balthiers Lippen wegen der unausgesprochenen Erwiderung leicht geöffnet waren. Verspielt stupste er die Zunge des Jüngeren mit der seinen an, versuchte sie aus der Reserve zu locken. Als Balthier kurz darauf auch schon auf das kleine Spiel einging, zog Basch ihn dicht an sich heran und schlang seine Arme um die Taille des Piraten. Der Richter konnte spüren, wie Balthiers Lippen sich zu einem kleinen Lächeln bogen und unbewusst erwiderte er es schließlich. Er schmeckte die Süße des Weines von vor wenigen Stunden… Wahrscheinlich hatte der Pirat noch etwas davon getrunken, bevor er ihm hierher gefolgt war. „Weinjunkie…“ Noch immer lächelnd hatte Basch seine Stirn an die des Braunhaarigen gelehnt, während dieser leise lachte und seine Arme locker auf die Schultern des Richters legte. Scheinbar hatte ihn der Kuss wieder etwas besänftigt… „Entschuldigungsjunkie!“ Als Basch Balthier überrascht ansah, begann dieser wieder zu lachen und wollte gerade eine Erklärung abgeben, als der Blonde ihm einen Finger auf die Lippen legte und die Stirn runzelte. „Was ist los, Basch?“ „Hörst du es nicht?“ Noch immer die Stirn runzelnd, hob Basch seinen Kopf etwas an und lauschte angestrengt. Er war sich sicher, etwas gehört zu haben. Als er das fremde Geräusch abermals hörte, ließ er seinen Partner los und drehte sich um. Balthier schien es ebenfalls gehört zu haben, denn auch er schwieg jetzt und versuchte aus dem Donnern des Gewitters das völlig neue Geräusch herauszuhören. Schließlich waren sich die beiden einig und gingen möglichst lautlos den langen Gang entlang. „Das klingt wie eine ängstliche Katze…“, murmelte Balthier, woraufhin Basch zustimmend nickte. Das Geräusch war ihm nicht gänzlich unbekannt, aber er konnte es einfach nicht glauben. Landis war innerlich tot. Es gab hier keine Lebewesen mehr! Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen und schmerzlich wurde sich der Richter bewusst, dass es das Zimmer seiner kranken Mutter war. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte er das Zimmer gemieden… Jetzt musste er dort rein! „Bereit, Balthier?“ „Aber immer doch! Du kannst dich auf mich verlassen!“ Ein kleines Lächeln huschte über Baschs Gesicht, ehe er sich anspannte und die Tür aufstieß. Sofort quiekte etwas verschreckt auf und ehe der Richter sich versah, sprang ihn etwas Haariges an und schwere Pranken schlossen sich Hilfe suchend um seinen Hals. „Ich dachte hier gibt es keine Lebewesen?!“ „Beschützen! Beschützen!“ „Nichts machen, Balthier!“ Überrascht war Basch zurückgestolpert, weswegen Balthier eigentlich eine freie Sicht auf das Tier auf dem Richter gehabt hätte. Er hätte also schon längst einen Zauber anwenden können. Stattdessen drehte sich Basch aber um und knickte dabei fast unter dem Gewicht des Wesens weg. Nur schien sich das Tier kein bisschen daran zu stören. Es klammerte sich immer noch an dem Richter fest, während ein Blitz den Raum erhellte. „Beschützen? Wovor?“ Die zwei Worte kamen nur sehr holprig aus Baschs Mund. Er hatte so lange nicht mehr in seiner eigenen Sprache gesprochen, dass ihm diese Worte nun schwer fielen. „Balthier, hilf mir mal!“ Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, stand der Pirat bereits vor ihm und versuchte das haarige Etwas von seinem Freund zu ziehen. Daraufhin quiekte das Wesen wieder und hielt sich noch fester an Basch fest, welcher langsam nach Luft schnappen musste. „Lass los! Wir beschützen dich!“ „Beschützen! Beschützen!“ Als hätte Basch ein Zauberwort gesprochen, ließ das Wesen von ihm ab und sprang ein wenig vor ihm auf und ab, während Balthier zu ihm trat und den Richter stützte. „Was ist das?!“ Der Pirat klang misstrauisch, während er das löwenartige Wesen mit der feurigen Schwanzspitze musterte. Es war vielleicht gerade einmal halb so groß wie sie, aber seine mit langen Klauen besetzen Pranken sahen ziemlich kräftig aus. „Ein Moomba… Es sind die Symboltiere von Landis. Sie und der Phönix, der früher über ganz Nabradia gewacht hat, sollten dieses Reich beschützen…“ Nachdem Basch sich wieder einigermaßen gefangen hatte, blickte er auf das Wesen vor sich und strich sich unbewusst durch die Haare. Er hatte keine Ahnung, wo dieser Moomba herkam, aber er musste ziemliche Angst haben. Warum sonst, wollte er beschützt werden? „Beschützen?“ „Was sagt es?“ „Es… es will beschützt werden.“ „Wovor?“ „Wovor?“ Sofort sprang der Moomba wieder wild herum, lief vor und zurück und schien ganz aufgeregt zu sein. Scheinbar hielt es sich nur mit Mühe zurück, damit er Basch nicht wieder ansprang. „Groß! Böse! Keine Haare! Ganz böse! Völlig nackt… Glänzend!“ „Irgendetwas… Großes und glänzendes… Und es muss böse sein.“ Irritiert sah Basch dem Moomba zu, wie es sich auf seine Hinterläufe stellte, die Arme wie ein Zombie nach vorne streckte und dabei seine Zähne zeigte, während sein Feuerschwanz hoch über seinem Kopf schwebte. „Was soll das darstellen?“ Nachdenklich trat Balthier näher an das Wesen heran und zog dabei die Decke wieder enger um seine Schultern. Auch Basch konnte damit nichts anfangen. Zumal er auch noch immer mit dem Gedanken beschäftigt war, wo dieser Moomba herkam! Als Baltier plötzlich laut aufschrie und ein lautes Rumsen erklang, begann der Richter plötzlich zu lachen. Nur fand Balthier es scheinbar ganz und gar nicht lustig, dass der doch noch recht junge Moomba ihn angesprungen hatte und sich laut schnurrend an ihn kuschelte. „Basch! Sag dem Vieh, dass es von mir runter soll!“ Noch immer leise lachend, trat Basch zu den beiden und packte sich das Tier, welches nur mit sichtlichem Bedauern von dem Piraten abließ. Als Balthier sich dann auch wieder aufsetzte, wusste Basch sofort, warum der Moomba ihn überhaupt erst angesprungen hatte. „Die Kette… Verstecke sie unter deinem Oberteil, Balthier. Sonst wirst du ihn nicht mehr los. Und danach sollten wir uns um das Vieh kümmern, was hier scheinbar irgendwo sein soll…“ Nachdem der Moomba die Kette nicht mehr sehen konnte, wandte er sich wieder dem Richter zu und sah ihn solange fordernd an, bis dieser seufzte, sich umdrehte und ihn auf seinen Rücken klettern ließ. Jetzt, wo Basch darauf vorbereitet war, empfand er den kleinen ‚Löwen’ gar nicht mehr als allzu schwer. Auch die Pranken, die sich sofort um seinen Hals schlangen, wirkten eher Halt suchend, als bedrohlich. „Lass uns zuerst in dein altes Zimmer gehen und dann unsere Sachen holen. Nichts gegen die landische Tracht aber… meine Kleidung ist mir da doch lieber! Außerdem sind unsere Waffen dort…“ Während die zwei Freunde zusammen mit dem Moomba zurückgingen, schwiegen sie und auch als sie sich wieder umzogen, verloren sie kein einziges Wort. Erst als Basch dem Moomba wieder erlaubte, auf seinen Rücken zu klettern, richtete Balthier wieder das Wort an ihn. „Warum trägst du den eigentlich? Ich meine… der hat doch immerhin eigene Beine! Und wenn das Monster wirklich so bedrohlich und böse ist, brauchst du doch deine Kräfte, oder nicht?“ „Im Prinzip schon…“ „Aber?“ „Er hat Angst…“, erwiderte Basch und folgte den Anweisungen des Moombas, welcher mit jedem Schritt, den er tat, aufgeregter wurde. Sein Flammenschwanz peitschte wild hin und her und seine Schnurrhaare zitterten aufgeregt. Tatsächlich musste es für einen Außenstehenden so aussehen, als würde der Moomba sich freuen, aber Basch kannte diese Wesen seit seiner Kindheit und wusste, dass diese scheinbare Aufregung lediglich Angst zeigen wollte. „Böse! Da! Ganz böse!“ Die Pranken schlossen sich kurz fester um den Hals des Richters, welcher überrascht keuchte und einen leisen Laut ausstieß, wodurch sich der Moomba wieder beruhigte und den Griff lockerte. „Das sieht aus wie die Tür zu einem Keller…“ Auch Balthier war das Verhalten des Tieres nicht entgangen, als sie sich der Tür genähert hatten. Leichte Anspannung war in seinem Gesicht zu sehen, während er den Blick auf Basch richtete. Der Richter hingegen wirkte überraschend gelassen wenn man bedachte, dass es hier eigentlich ja überhaupt keine Lebewesen geben dürfte. In Wirklichkeit herrschte auch gerade ein gewaltiges Chaos in ihm, nur wollte er es den Moomba nicht spüren lassen. Sie waren sehr sensible Tiere und wenn er erst einmal spürte, dass Basch ebenfalls aufgeregt und sogar besorgt war, würde er wahrscheinlich durchdrehen! Das hatten er und sein Bruder in ihrer Kindheit oft genug zu spüren bekommen! „Es ist ein Keller, Balthier…“ „Eher groß oder eher klein?“ „Eher klein…“ Eigentlich hätte Basch bei dieser Frage schon stutzig werden müssen, aber stattdessen setzte er den Moomba auf dem Boden ab und spürte kurz darauf auch schon, wie Balthier ihm auf die Schulter klopfte. „Dann halte dich besser hinter mir auf. So kann ich dich gleich viel besser vor den ganzen bösen Spinnen beschützen!“ Ungläubig starrte Basch den Piraten einfach nur, welcher daraufhin zu lachen anfing und die Tür aufstieß. Sofort huschte der Moomba hinter Baschs Rücken und ließ seinen Schwanz wieder aufgeregt hin und her schwingen. Das Licht, welches die Flamme an der Spitze spendete, flackerte so ständig und warf monströse Schatten an die Wände des Kellers. Und auch wenn Basch wusste, dass es ihre eigenen Schatten waren, konnte er das flaue Gefühl in seinem Magen nicht verdrängen. Dem Moomba schien es genauso zu gehen, denn dieser versuchte sich irgendwo an Basch festzuhalten, weswegen dieser mehr als nur einmal stolperte. Dass das wiederum Balthier leicht belustigte, war genauso klar, aber wenigstens hielt dieser sich mit seinen kleinen Lachern zurück. „Da! Da!“ Aufgeregt sprang der kleine Löwe auf und ab, als ein riesiger Schatten vor ihnen auftauchte und ein bedrohliches Klackern ertönte. Sofort sprang Balthier zurück und zog das Diamantschwert aus der Scheide. Auch Basch zog seine Waffe und stellte sich schützend vor den Moomba, dessen Schwanz noch aufgeregter hin und her peitschte und die drohende Gefahr vor ihnen immer wieder leicht erhellte. Sofort wurde das flaue Gefühl im Magen des Richters drückender und nur mit Mühe konnte er sein gesamtes Augenmerk auf den Feind vor ihnen richten. Das Klackern wurde immer bedrohlicher und als die Flammenspitze des Moombas den Feind gänzlich erhellte, atmete Basch ein wenig erleichtert auf. „Da hast du noch einmal Glück gehabt, Basch! Keine Spinne! Nur ein viel zu groß geratener und scheinbar sehr wütender Skorpion! Wahrscheinlich haben wir ihn gerade aus seinem Schönheitsschlaf gerissen… Dabei hatte er den wirklich nötig!“ Ungläubig starrte der Blonde Balthier an und konnte gerade noch dessen freches Grinsen sehen, ehe der Moomba hinter ihm ängstlich quiekte und sich an seiner Schwertscheide festhielt. Basch konnte spüren, wie das Tier zu zittern begonnen hatte und verdrängte erst einmal seine eigene, doch recht kindische Angst. Es gab wichtigeres zu tun, als sich über Schatten und zu enge Räume oder Spinnen Sorgen zu machen… „Sieh dir die Augen an, Balthier… Das Vieh ist blind. Wahrscheinlich lebte es nur in diesem Keller und kam nie raus. Es kann uns also nicht sehen. Das sollten wir ausnutzen.“ „Und was schlägst du vor?“ Scheinbar hatte Balthier mittlerweile den langen Stachel des Monstrums bemerkt, denn er wurde wieder ernster und wisch noch einen Schritt zurück, so, dass er nun neben dem Richter stehen konnte. „Du bleibst hier bei dem Moomba, während ich das Vieh angreife. Solange ihr ruhig bleibt, wird es euch nicht beachten. Sobald ich eine Schwachstelle gefunden habe, kannst du ihn mit Feura oder Feuga angreifen. Okay?“ Basch wartete nicht einmal eine Antwort ab, sondern begann bereits damit, den riesigen Skorpion anzugreifen. Nur war das leichter gesagt als getan. Denn die Zeit im Dunklen hatte das Gehör des Monsters geschärft und genau deswegen musste Basch auch mehr als nur einmal rasch zurückspringen. Auch war der Panzer ziemlich hart, weswegen Basch irgendwann leise fluchte und dem riesigen Stachel auswich. Obwohl er mit ganzer Kraft auf den Panzer einhieb, konnte er ihn mit dem Schwert nicht durchdringen. „Hey! Bleib hier!“ Überrascht fuhr der Richter herum, als er Balthiers Stimme hörte und sah gerade noch etwas rot-orangenes an sich vorbei auf den Skorpion losjagen. Wütendes Fauchen erklang und wurde im nächsten Moment von lauten Kratzgeräuschen begleitet. „Böse! Gemein! Yun wird dich beißen!“ „Was macht dieses Vieh?!“ Balthier war zu Basch gerannt und blickte nun mit diesem zusammen auf den Moomba, welcher sich an den Stachel des Monsters geklammert hatte und scheinbar wirklich versucht, reinzubeißen. Nur ließ das Monstrum sich nicht gerne anknabbern und versuchte den Moomba abzuschütteln. Als es sich schließlich aufbäumte, nickte Basch dem Luftpiraten neben sich zu und steckte das Sonnenschwert zurück. Wenig später sprang Basch auf den Rücken des Skorpions, schnappte sich den Moomba und brachte ihn in Sicherheit, als er Balthiers auch schon ‚Man sieht sich!’ sagen hörte und eine gewaltige Feuerwelle das Monster erfasste. „Ich sagte Feuga, Balthier! Feuga! Nicht Flare!“ Kopfschüttelnd trat Basch wieder zu dem Piraten und konnte dabei den Moomba nur mühsam davon abhalten, den verkokelten Skorpion zu kratzen. „Feuga, Flare… Ist doch egal! Jedenfalls ist das Vieh jetzt weg! Also kann dein Staatssymbol wieder in Ruhe hier herumwandern, während wir ins Richtfeuer gehen!“ Zufrieden mit sich und der Welt, steckte Balthier sein Schwert ebenfalls zurück und streckte sich lächelnd. „Du willst ihn hier alleine zurücklassen?“ „Natürlich! Warte… Oh nein! Dieses Fellknäuel kommt mir nicht auf die Strahl! Ausgeschlossen, Basch!“ Abwehrend hob der Pirat die Arme, als Basch den Moomba wieder erlaubte, auf seinen Rücken zu steigen. „Wir können ihn nicht alleine hier lassen, Balthier.“ Entschlossen ging der Richter zum Ausgang des Kellers und störte sich zuerst nicht sonderlich an dem Protest des Piraten, bis er dann doch stehen blieb und seinen Partner eindringlich ansah. „Ich bleibe bei ihm… Du hast also die Wahl, Balthier. Entweder lässt du ihn mit uns mitkommen oder ich gehe mit ihm alleine weiter. Also?“ „So etwas nennt sich Erpressung, Basch!“ Lächelnd warf der Ältere einen Blick auf seine alte Kette, die Balthier um den Hals trug und begann dann leise zu lachen. „Du musst es ja wissen, Bal“, lachte Basch leise, woraufhin Balthier seufzte und sich geschlagen gab. Doch kurz darauf lächelte auch der Pirat wieder leicht, hauchte Basch einen kleinen Kuss auf und ging schon einmal vor. „Hat das Vieh auch einen Namen?“ „Yun. Ich glaube er nannte sich eben selbst Yun…“ Zufrieden damit, dieses Gespräch gewonnen und Balthier überredet zu haben, folgte Basch seinem Freund nach draußen und atmete dabei die klare Luft in, in der noch immer ein kleiner Hauch des Regens zu riechen war. „Also gut, Yun! Nur damit das klar ist… Mein Schiff ist keine Wohlfahrtgesellschaft! Du wirst also den Mogrys helfen, so gut du kannst! Klar?“ Balthier hatte sich vor Basch gestellt, so dass er dem Moomba direkt ins Antlitz sehen konnte. Aber statt eine Antwort zu geben, streckte Yun eine seiner Pranken aus, legte sie dem Piraten auf die Schultern und zog ihn zu sich. Dass Basch dabei zwischen ihnen war, schien den Moomba nicht zu stören. Auch Balthier schien nichts dagegen zu haben, denn er legte sanft die Hände auf Baschs Seiten und bettete seinen Kopf so gut es ging auf dessen Schulter. „Ich glaube, Yun mag dich, Balthier. Ich ernenne dich hiermit zu meinem ersten Angestellten in meinem Asylheim für gestrandete Tiere, verwahrloste Mobs und ungewollten Haustieren“, lachte Basch leise. „Halt den Mund, Basch…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)