Blond, Braunäugig und völlig aufgedreht von kalealath ================================================================================ Kapitel 4: 4 ------------ Den Weg zum Wohnblock von Mia war nicht schwer zu finden. Und mit seinen Skatern war er in ca. einer viertel Stunde da. Die Eingangstür war natürlich verschlossen, aber als Vampir war das kein Hindernis. Er öffnete diese und rollte zum Fahrstuhl. Da er ihren Namen an den Briefkästen gesehen hat, wusste er, dass sie im 6. Stock wohnte. Dort angekommen, sah er das zwei Gänge, einmal nach rechts und einmal nach links, abgingen. Wo lang nun? Er probierte es mit der linken Seite und er hatte Glück. Die hintere rechte Tür war es. Als er allerdings davor stand, hatte er keine Ahnung, wie er ihr gegenüber treten sollte. Er konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus platzen. Vor allem würde sie ihn höchst wahrscheinlich für Verrückt halten, wenn er ihr die Wahrheit über seine Rasse und ihre Rolle in seinem Leben erzählte. Wie also vorgehen? Die Entscheidung wurde ihm auch prompt abgenommen, als er einen verführerischen Lavendelduft wahrnahm. Der Kupfergeruch war unterschwellig, aber das war bei einer Vampirgefährtin nicht ungewöhnlich. Sofort brach er die Wohnungstür auf und stolperte ins Wohnzimmer. Grade noch rechtzeitig. Die Person, die sich über die Frau gebeugt stand, bemerkte ihn sofort und verschwand durch das Fenster. Das war für Minore allerdings gerade nebensächlich. Er rollte zu der Frau, die er noch sein Eigen nennen konnte und kniete sich zu ihr. „Ist alles in Ordnung?“ Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, konnte aber nur zwei kleine Schnitte an den Armen feststellen. „Sie sehen sogar noch hübscher aus als auf dem Video.“ Sofort als ihm die Worte raus gerutscht waren, schlug er sich die Hand vor den Mund. Ihr hübsches Gesicht zierte nun einen geschockten Ausdruck. „Wie bitte?“ Minore hob beschwichtigend die Hände. „Nichts. Ist abgesehen von den Schnitten alles in Ordnung?“ Sie sah ihn misstrauisch an. „Mir geht es gut. Sagen sie mir lieber wie sie in meine Wohnung gekommen sind!“ Ups, da hat sich jemand ja schnell wieder zusammengerissen. Der erste Schock war schon überwunden und nun ging sie gleich auf Konfrontationskurs mit ihm. Na das kann ja heiter werden. Er ließ sich allerdings nichts anmerken und setzte ein lässiges Grinsen auf. „War zufällig in der Nähe und hab mitbekommen das etwas nicht in Ordnung ist. Also bin ich hier rein.“ Sie runzelte die Stirn. „Warum glaub ich ihnen nicht?“ Sein lächeln verrutschte etwas. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und sagte: „Na gut. Sie haben mich erwischt. Ich bin hier weil ich mit ihnen Reden wollte.“ „Und warum bitteschön?“ Sie strich sich über ihre linke Hüfte. Minore nahm die Geste zur Kenntnis. Sie spürte ihn also auch. Auch sein Verbundenheitszeichen kribbelte seit einer ganzen Weile schon angenehm. „Ich wollte mit ihnen über die Morde reden, die hier in letzter Zeit passieren. Sie waren heute Mittag bei der Polizeidienststelle und haben eine Aussage gemacht.“ Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich etwas. „Sie sind Polizist?“ Sie sah ihn sich von oben bis unten an. „Sie sehen aber nicht unbedingt aus wie einer.“ Minore blieb nichts anderes übrig als mit zuspielen, ansonsten würde sie ihn sofort vor die Tür setzen. „Ich bin in Zivil unterwegs, mein Name ist übrigens Minore Mare. Ich wollte sie nicht erschrecken. Entschuldigen sie.“ Hoffentlich fragt sie nicht nach seinem Dienstausweis, sonst kam er ziemlich in Erklärungsnot. „Nicht schlimm, aber sie hätten das ruhig gleich sagen können.“ Noch mal Glück gehabt. „Ich sollte meine Kollegen anrufen und bescheid sagen.“ Er wollte sein Handy hervor ziehen und wollte die Nummer von Rain wählen als sein Handy den Geist aufgab. „Huch.“ Mia schaute schuldbewusst zu Boden. „Sie sollten lieber ein Telefon weit weg von mir benutzen.“ „Und warum?“ Er sah sie interessiert an. Er wusste natürlich das die Frauen ähnliche Gaben hatten, wie ihre Vampirgefährten, aber das Spiel war gerade sehr interessant. Mal sehen wie sie sich dort wieder raus redet. „Ich, na ja, ich...“ „Ja?“ Er legte den Kopf leicht schräg und lächelte sie an. Der wissende Blick schien sie verlegen zu machen. „In meiner Gegenwart funktioniert weder ein Handy noch ein anderes elektrisches Gerät.“ Sie machte sich hier doch zum Affen. Sie erzählte ihm, dem blonden Polizisten, zwar die Wahrheit aber das kauft ihr doch niemand ab. Das hörte sich auch für ihre Ohren reichlich schräg an. Er denkt bestimmt, dass sie eine Verrückte sei und das man sie sowieso nicht mehr ernst nehmen konnte. Zu ihrer Überraschung sagte er: „Ah, verstehe. Ich bin kurz draußen um zu telefonieren. Fassen sie bitte nichts weiter an. Vielleicht hat der Mann vorhin Spuren hinterlassen, die zu ihm führen.“ Mit diesen Worten stand er auf und rollte auf seinen Inlinern nach draußen. Sie sah ihm nach. Hübsch war er ja. Ein bisschen verrückt sah er schon aus, mit seinen blonden, nach allen Richtungen abstehenden Harren und mit seinen Inlinern, aber irgendwie faszinierte er sie. Er war auch eigentlich überhaupt nicht ihr Typ. Sie schätzte ihn auf ca. 1,70 m und auf vielleicht 62 kg. Und aus einem ihr völlig unerfindlichen Grund wusste sie das er unter seinem T-shirt ein paar ausgeprägte Muskeln hatte. Sie seufzte. Gerade wurde sie noch angegriffen und nun sabbert sie einem Polizisten hinterher. Sie rappelte sich hoch und wollte Minore hinterher gehen um zu sehen ob er ein Telefon gefunden hat, blieb in de Tür aber wie angewurzelt stehen. Er hatte sein Handy aufgeschraubt und betrachte es. Nicht weiter verwunderlich. Als er allerdings ohne irgendein Wegzeug dem Ding einen Stromstoß versetzte, war sie verwirrt aber nicht mehr verwundert, dass er zu ihrem Fluch nichts gesagt hat. Sie beobachte, wie er das Handy wieder zusammenbaut und wieder in betrieb nahm. Dann telefonierte er ein paar Minuten mit jemanden und legte dann auf. Sie drehte sich sofort um und setzte sich wieder an die gleiche Stelle, wo sie angegriffen wurde. Er sollte bloß nicht auf den Gedanken kommen, sie hätte ihn belauscht. Er kam zu ihr und meinte: „Ein Kollege kommt gleich. Würden sie mir solange wir warten verraten, wie der Mann in die Wohnung gekommen ist?“ Während er sich wieder vor ihr hinsetzte musterte sie ihn nochmal. Nichts ließ darauf schließen, dass er grad etwas unglaubliches, wie durch seinen Körper Strom erzeugt hat, getan hat. „Wie haben sie das gerade gemacht?“ Bevor sie es verhindern konnte, war ihr die Frage entschlüpft. Sie war schon immer viel zu neugierig gewesen, was in ihrem Beruf sehr wichtig und gut ist, aber in diesem Fall war es absolut nicht angebracht. Aber es half alles nichts. Sie hatte bereits gefragt. Er legte den Kopf schräg und sah sie verwirrt an. „Was soll ich den grad gemacht haben?“ Er weiß genau was er grad gemacht hat. Sie saß ihn finster an. „Hören sie auf damit. Sie wissen genau was ich meine.“ „Wenn ich das wüsste hätte ich nicht gefragt.“ „Ich meine das, was sie grad im Flur mit ihrem Handy gemacht haben.“ „Ich habe telefoniert. Das habe ich doch gesagt.“ „Reden sie keinen Müll. Sie haben dem verdammten Handy einen Stromstoß verpasst.“ Sie war wütend. Er spielte mit ihr Katz und Maus. Interessant. Sie hatte ihn beobachtet und nun war sie mehr als wütend, weil er ihr keine Antwort geben wollte. Er spielte gern und mit ihr machte es gerade viel Spaß. „Sie haben mich also beobachtet. Neugierde ist schon immer der Grund gewesen, warum man früher den Kopf verloren hat.“ „Und Arroganz war zusammen mit Lügen damals ein Grund, demjenigen die Zunge raus zu schneiden.“ Ups. Wütend ist jetzt ja gar kein Ausdruck mehr. Er lächelte sie entschuldigend an. „Sie sind ziemlich leicht auf die Palme zu bringen. Aber wenn ich ihnen eine Antwort geben soll, müssen sie mir sagen, warum sie das gleiche Mal auf der linken Hüfte habe wie ich.“ So einfach gab er sich nicht geschlagen. Sie sah ihn verwirrt an. „Ich soll bitte was haben?“ Er zog sein T-shirt etwas hoch und da seine Jeans sowieso etwas weiter unten saß konnte man gut die drei kleinen Blitze sehen, die seine Hüfte zierten. Sie konnte anscheinend nicht fassen, was sie da sieht. „Das ist unmöglich.“ „Doch möglich. Also, irgendeine Idee, warum das so ist?“ Sie sah ihn trotzig an. „Das sie von den Malen wissen, wissen sie auch warum wir sie beide haben.“ „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ „Sie sind mit ihm verbunden und zwar so stark, das wenn sie sterben er in Flammen aufgeht. Sie sind Vampirgefährte und Gefährtin.“ Sie sahen beide zur Tür. Sie fassungslos er verärgert. „Musstest du mir den Spaß verderben? Mit so etwas platzt man doch nicht ins Haus.“ Sie sah von einem zum anderen. „Und das soll ich glauben?“ Minore wandte sich wieder ihr zu und meinte: „So rüde Rain auch grad damit ins Haus gefallen ist. Es ist die Wahrheit. Ich bin ein Vampir, wodurch sich auch meine Kräfte erklären, Strom zu erzeugen.“ Jetzt sah sie Minore an als ob er verrückt wär. „Guck nicht so. So ist das nun mal. Guck!“ Er öffnete den Mund und fuhr seine Fangzähne aus. Jetzt starrte sie ihn mit offenen Mund an. „Was... wo... wie zum Teufel hast du das gemacht?“ „Hab ich doch gesagt. Ich bin ein Vampir und der Typ da hinter mir ist ebenfalls einer. Er heißt übrigens Rain Voltere.“ „Und das mit dem Verbunden sein, ist auch kein Witz gewesen oder?“ fragte sie hoffnungsvoll. Er sah sie traurig an. „Wenn du dich entschließt nicht mit mir verbunden sein zu wollen, können wir diese Verbindung durch ein Ritual lösen. Für dich würde das bedeuten, dass du keine Probleme mehr mit elektrischen Geräten hast und normal weiter leben könntest.“ Sie sah ihn stirnrunzelnd an. „Und was bedeutet es für dich?“ Er sah weg. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen und zulassen das sie nur aus Mitleid mit ihm Verbunden blieb. „Er würde zwar so weiter leben können, aber die Chance auf eine Verbindung bekommt jeder Vampir nur einmal in seinem Leben. Er kann sich niemals paaren, geschweige denn Kinder haben.“ Wütend fuhr Minore herum und fauchte Rain an. „Sag mal kannst du nicht einfach die Klappe halten. Ich mische mich ja auch nicht in dein Privatleben ein.“ „Du würdest nie mit jemanden zusammen sein?“ fragte Mia ungläubig. Sie war immer noch skeptisch, aber auf irgendeine verdrehte weise schien das ganze logisch zu sein. Minore wandte sich wieder Mia zu. „Ignoriere ihn einfach. Dein Mitleid kannst du dir auch sparen. Es ist deine Entscheidung, ich habe da gar nichts zu sagen.“ „Ich weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll.“ Rain wollte grad den Mund auf machen als Minore ihm das Wort abschnitt. „Gar nichts. Denk darüber nach und wenn es nicht sein soll, dann ist es eben so. Allerdings wäre ich froh wenn du eine Zeit lang bei mir wohnst. Zumindest bis de Mörder gefasst ist. Oder das Ritual vollendet, wenn es das ist was du willst.“ Sie überlegte und zuckte mit den Schultern. „Erklärt mir erst mal einer was diese ganze Sache mit den Morden zu tun hat.“ Minore war zwar immer noch nicht glücklich, antwortete aber trotzdem. „Der Mörder scheint es auf Frauen abgesehen zu haben, die mit Vampiren verbunden sind. Deswegen versuchen wir, also der Idiot hier hinter mir und ich den Mörder zu kriegen.“ Ihr Gesicht nahm einen zweifelnden Ausdruck an. „Das ihr zur Polizei gehörst war garantiert auch gelogen, oder?“ „Zum teil. Die ganze Sache war ja so auch gar nicht geplant. Ich wollte dir die Geschichte Stück für Stück erklären und nicht so ins Haus platzen. Aber mal ehrlich, hättest du mir auch nur eine Minute zugehört, wenn ich gesagt hätte, wer ich bin?“ Sie sah ihn ertappt an. „Vermutlich nicht.“ „Siehst du. Außerdem Rain gehört wirklich zur Polizei. Nur wissen die natürlich nicht was er ist. Würde einen ziemlichen Aufstand geben.“ Sie sah von einem zum anderen und seufzte. „Das ergibt Sinn, glaub ich zumindest. Ich komm mit. Aber wage es dir mich bei dir zu Hause einzusperren, nur weil du um dein Leben fürchtest.“ Sie sah ihn trotzig an. Darüber musste es Grinsen. „Keine Angst. Das würde ich nie wagen.“ Er erhob sich. „Du solltest dir ein paar Klamotten einpacken. Wir suchen in der Zwischenzeit nach Spuren.“ Er machte sich daran das Fensterbrett mit seinem Handy zu fotografieren, während sie im Schlafzimmer verschwand. Einmal drehte sie sich noch um, während Rain schon den Fußboden gründlich unter die Lupe nahm. Neugierde sprach aus ihrem Blick. „Wie alt seit ihr eigentlich?“ „Wie alt denkst du sind wir?“ „Ich hab euch gefragt. Ihr seit doch hundert pro älter als ihr ausseht.“ Minore musste grinsen. „Stimmt. Ich bin 523 Jahre und Rain ist....“ „865.“ Rain antwortet, während er zu Minore ging und das Fensterbrett untersuchte. Sie riss ungläubig die Augen auf. „Ihr veräppelt mich doch grad. Das ist ein unglaubliches Alter. Ich meine so viel Wissen, wie ihr sammeln konntet.“ „Das ist schon richtig aber auf der anderen Seite wird es mit der Zeit ziemlich schnell langweilig, wenn man keine Beschäftigung findet.“ Sie dachte über Minores Worte nach. „Wie du meinst.“ Damit verschwand sie im Schlafzimmer. Eine viertel Stunde später, war sie fertig mit packen und anscheinend auch die beiden Vampire, die so plötzlich in ihr Leben getreten waren. Das war eine Untertreibung des Jahres, sie sind in ihr Leben spaziert mit einer Heftigkeit eines Güterzuges. Sie standen in der Wohnungstür und unterhielten sich angeregt über die Situation. Sie hörte wie Rain noch sagte: „Sie ist dein Problem, aber sie sollte dich nicht von der eigentlichen Arbeit ablenken. Also behalte deine Gefühle unter Kontrolle.“ Als sie sie bemerkten, verstummten die beiden sofort, aber Minore war anzusehen, dass er gerne noch etwas erwidern würde. Stattdessen setzte er ein Lächeln auf und gab ihr mit einer Geste zu verstehen ihr zu folgen. Er nahm ihr sogar ihre Reisetasche ab um sie zu tragen. Gemeinsam verließen sie die Wohnung und legten die Strecke zu Minores Anwesen schweigend zurück. Als sie davor standen, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das gehört euch?“ Minore lächelte gequält. „Mir, Mia. Rain ist genauso Gast wie du zurzeit.“ Sie sah ihn verwirrt an. „Aber ihr arbeitet zusammen. Und bei so einem großen Haus hätte ich gedacht...“ Minore schüttelte den Kopf. „Nein, wir Vampire sind absolute Einzelgänger. Wir arbeiten nur zusammen wenn es nicht zu vermeiden ist und unter gar keinen Umständen leben wir gemeinsam unter einem Dach. Eher gefriert die Hölle zu, oder ein Werwolf paart sich mit einem Vampir.“ Er schüttelte sich bei der Vorstellung und verzog das Gesicht. Sie versuchte das gesagte zu verstehen und riss ungläubig die Augen auf. „Du willst mir nicht jetzt auch noch weiß machen, dass es nicht nur Vampire, sondern auch noch Werwölfe gibt?“ Er zuckte wage mit den Schultern, als ob das nichts besonderes sei. Als Minore einen Zahlencode eingetippt hatte, öffneten sich die Flügeltüren des Toren geräuschlos und gaben die Auffahrt zum Anwesen frei. Das gab ihr zu denken und ihre Neugierde machte sich bemerkbar. Sie wollte noch mehr über die Geheimnisse der Wesen wissen, die anscheinend auf der Erde existieren, die Menschen aber nur aus ihren Träumen, oder eher Albträumen, oder aus dem Fernseh und aus Büchern kannten. Aber sie musste sich zügeln, denn sie wusste nur zu genau, dass diese Männer nicht lieb und nett waren, wie Minore zwar den Anschein hatte, sondern sehr mächtig waren und tödlich. Die Aura der Macht die die beiden umgab, war nicht zu übersehen. Sie sah sich um. Auch in der Nacht konnte man sehr gut erkennen, dass das Grundstück sehr weitläufig war und man bestimmt die eine oder andere Ecke fand, wo man sich ausstrecken und sich ausruhen konnte. Sie zog die Stirn kraus. Als ob sich Minore in die Sonne legen würde um sich zu entspannen. Als sie vor der Eingangstür standen, wirkte das Haus etwas bedrohlich. Im Inneren sah es so aus als wohne hier jemand, aber bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf, das die Möbel zu neu aussahen um öfters benutzt zu werden. Allerdings konnte sie nicht behaupten Minore hätte keinen Geschmack. Das Haus, oder besser die Zimmer die sie zu sehen bekam, waren stilvoll eingerichtet, aber es fehlte unverkennbar die weibliche Note. Kein wunder, nach seiner Aussage, wohnte er hier auch alleine. Minore führte Rain und sie zu einem Fahrstuhl, der sie weit unter die Erde brachte. Die Gänge, die sich vor ihr erstreckten, waren anscheinend weit verzweigt und unendlich lang. Minore rollte voran und brachte sie, nach einigen Abzweigungen, bei dem sie fast die Orientierung verlor, zu einem Raum voller Computer. Sie sah sich staunend um. Das sah hier fast so aus, wie in ihrem Labor in der Stadt nur hier waren die Geräte definitiv genauer und garantiert auch kostspieliger. Wie gern würde sie hier eine Runde forschen. Ihr juckte es quasi schon in den Fingern. Rain setzte sich an den Tisch, auf dem einige Polizeiakten lagen. Vermutlich über die Morde an den Frauen. „Wartet mal kurz hier. Bin gleich wieder da.“ Damit verließ Minore den Raum und ließ sie und Rain allein. Sie bemerkte, wie er sie musterte und die Stirn kraus zog. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. „Was?“ Ihre Stimme klang schroffer als beabsichtigt, aber sie fühlte sich in der Umgebung von ihm nicht wohl. Da war ihr Minore mit seiner lockeren, offenen Art lieber. Da wusste sie wenigstens woran sie war. Zu ihrer Überraschung antwortete er ihr sogar. „Nichts.“ Er dachte doch nicht wirklich, dass sie ihm das abkaufte. „Wenn nichts ist, können sie ja aufhören mich so anzustarren oder sie erzählen mir was sie denken.“ Er legte den Kopf leicht schräg. „Sie passen nicht zu ihm.“ „Wie?“ „Sie scheinen eine gebildete aber skeptische Frau zu sein, die lieber dem Ärger aus dem Weg geht, anstatt ihn zu suchen und es drauf anzulegen in dumme Situationen hineingezogen zu werden.“ „Und? Was ist daran falsch?“ „Nichts, nur sind sie das genaue Gegenteil von Minore. Er sucht gerade zu den Ärger und lebt gern gefährlich. Das kann nicht funktionieren. Da hat sich das Schicksal ja einen hübschen Scherz erlaubt.“ Sie sah ihn verärgert an. „Wer sagt denn, dass es nicht funktionieren kann? Gegensätze ziehen sich in den meisten Fällen an und an das Schicksal glaub ich im übrigen auch nicht.“ Er hob neugierig die Augenbraue. „Sie ziehen es in Erwägung mit ihm verbunden zu bleiben?“ Er schien überrascht. Auf ihrer Nase bildete sich ein leichter Rotschimmer und sie senkte den Blick. Sie konnte doch nicht sagen, dass sie nicht unbedingt abgeneigt war bei Minore zu bleiben. Sie war selbst überrascht, als sie merkte, wie leicht es ihr fiel sich vorzustellen bei Minore zu bleiben und ihn besser kennen zu lernen, vielleicht sogar lieben zu lernen. Sie schüttelte bei ihren Gedanken den Kopf. So was sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Sie kannte ihn doch gar nicht. Er faszinierte sie keine Frage, aber sie redete sich ein, dass es nur Wissenschaftliches Interesse war, das sie anzog, immerhin bekam sie vielleicht nie wieder die Möglichkeit etwas über Vampire oder Werwölfe herauszubekommen. Zum Glück kam grad Minore wieder in den Raum, wo sie Rain eine Antwort schuldig bleiben konnte. Irgendwas war geschehen, als er weg war um sich normale Schuhe anzuziehen. Rains interessierter und neugieriger Blick und das sanfte rot auf den Wangen seiner Gefährtin sprach deutlich dafür. Er schaute von einem zum anderen. „Ok, was hab ich verpasst?“ Als Rain den Mund aufmachen wollte um etwas zu sagen, warf Mia ihm einen wütenden Blick zu. Oh ha, da hatte jemand ein Geheimnis und Rain hatte es vermutlich herausgefunden. Kein wunder warum sie so wütend war. Er hob fragend die Augenbraue und sah Rain an. Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf und machte eine Geste in Richtung „später“. Er würde hundertprozentig darauf zurück kommen. Damit wandte er sich an Mia. „Setz dich doch.“ Sie schien zu überlegen, wo sie platz nehmen sollte, entschied sich dann aber für einen Stuhl in der Nähe von Minore, der mittlerweile in seinem Computerstuhl platz genommen hatte. Das war ja interessant. Sie vertraute ihm anscheinend mehr als sie Rain vertraute, sonst hätte sie sich so hingesetzt, dass sie den gleichen Abstand zu beiden hielt. Er behielt das allerdings für sich, denn im inneren freute er sich ungemein über die kleine Vertrauensgeste. Es machte Spaß sich mit ihr zu unterhalten und konnte sich gut vorstellen sie noch einige Zeit bei sich zu behalten. Dieses Gefühl hatte allerdings nichts damit zu tun, dass sie seine Gefährtin war, sondern mit dem Reiz sie zu necken und sie zu verführen, was sich durchaus schwierig erweisen könnte, solange bis sie... ja was? Sich in ihn verliebt oder sie ihn genervt für immer verlässt. Das erste war ihm zwar lieber, aber auch mit seinen Fähigkeiten als Vampir, konnte er keine Gefühle erzwingen. Um das Schweigen zu brechen lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Fall. Mia erzählte ausführlich, was sie in der Nacht in der Gasse gesehen hatte und als sie geendet hatte erhob sich Rain auch sofort. „Da ich durch deinen Anruf vorhin etwas unterbrochen wurde, werde ich jetzt noch mal zur Polizeistation gehen um den Polizisten zu befragen, warum er einen Bericht einer Zeugin nicht in die Akte gelegt hatte.“ Er sah ziemlich grimmig drein und Minore tat der Polizist schon fast ein bisschen Leid, aber eben nur fast. Er würde eine mächtige Standpauke bekommen. Sobald Rain den Raum verlassen und sich auf den Weg zum Fahrstuhl begab, erhob sich Minore ebenfalls. „Wenn es in Ordnung ist, zeige ich dir jetzt ein Zimmer wo du, in der Zeit wo du hier bist, wohnen kannst.“ Sie nickte und folgte ihm durch die Gänge. Am liebsten hätte er sie aus einem Impuls heraus am liebsten in seinem Quartier untergebracht, aber er hielt sich gerade noch zurück. Stattdessen begnügte er sich, sie in einem Quartier zwei Türen weiter unterzubringen. Er öffnete die Tür und ließ sie ein. „Das Schlafgemach ist, genau wie das Bad in den angrenzenden Zimmern. „Es ist eigentlich alles da, was du brauchst. Die Küche ist, wenn du hier den Gang zurück gehst und die erste Biegung rechts nimmst die 5. Tür gleich neben dem Salon und der Bibliothek. Wenn du noch etwas brauchst, mein Quartier ist zwei Türen weiter. Wenn ich da nicht bin, bin ich im Technikraum, wo wir gerade her kommen.“ Sie hatte sich in den Zimmern umgesehen und kam anscheinend aus dem Staunen nicht mehr heraus, hörte aber anscheinend aufmerksam zu. Bei Erwähnung der Bibliothek fuhr sie mit offenem Mund herum. „Hier gibt es eine Bibliothek?“ In ihren Augen blitzten ihm Neugierde und Interesse entgegen. Er musste leicht lachen. „Ja so was gibt es bei mir hier unten. Tu dir keinen Zwang an und ließ soviel du möchtest. Ich habe nichts dagegen.“ Die Freude, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, ließ ihn nicht anders handeln, als sie am Handgelenk zu nehmen und sie sanft den Gang hinunter zu ziehen und ihr die Türen der Bibliothek zu öffnen. Sie ging mit staunen in den riesigen Raum, in dem es vor Büchern nur so wimmelte. In der Mitte stand eine Sitzgruppe und ein kleiner Tisch, um sich gemütlich hin zu setzen und zu lesen. Sie drehte sich zu Minore um und fragte: „Und ich darf die wirklich alle lesen, wenn ich will? Ich meine, einige sind bestimmt antike Stücke, so alt wie die aussehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Einige sind noch vor meiner Zeit geschrieben worden und vermutlich so alt wie Rain, aber Bücher sind zum lesen da, nicht nur zum angucken. Also bedien dich.“ Er sah sich verschmilzt an. „Aber ich warne dich, man brauch mehr als ein Menschenleben, um die alle zu lesen.“ Sie lächelte zurück und meinte: „Vielleicht hab ich ja länger als ein Leben zeit.“ Sie schien instinktiv zu wissen, dass es heißt ewig zu leben, wenn der Vampirgefährte regelmäßig von seiner Gefährtin trinkt. Aber was ihn noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass sie gerade zugegeben hatte, dass sie nicht abgeneigt war, mit ihm verbunden zu bleiben. Herr im Himmel, er wagte gar nicht die Hoffnung zu hegen, die sich unnachgiebig in sein Herz stehlen wollte. Sie schien zu registrieren, was sie da gerade gesagt hatte und senkte zum zweiten Mal in dieser Nacht schon den Blick um ihre Röte zu verbergen. Minore kam bei dem Anblick bloß ein Wort in den Sinn: niedlich. Er konnte nicht anders und trat an sie heran um ihr leicht die Hand unter das Kinn zu legen und um sie mit sanfter Gewalt dazu zu bringen ihn anzusehen. Sie entzog sich ihm nicht und er war viel zu sehr in dem Bann ihrer himmelblauen Augen gefangen um widerstehen zu können. Er überbrückte die paar Zentimeter und drückte seine Lippen ganz leicht auf ihre. Er konnte sein Glück kaum fassen als sie nicht zurück zuckte, sondern den Kuss auch noch erwiderte. Als der sinnliche Kuss vorbei war, wurde sie sogar noch eine Spur röter, als könne sie es nicht fassen, was gerade passiert war und dass sie es auch noch zugelassen hatte. Sein Grinsen war mehr als männlich als er bemerkte: „Du magst mich.“ Sie wand sich aus seinem leichten Griff. „Und wovon träumst du nachts?“ Damit verschwand sie aus der Bibliothek und zog sich in ihr neues Zimmer zurück. Er selbst sah ihr nach und sein Grinsen wurde noch breiter. Wenn er es nicht besser wüsste würde er sagen, dass sie schmollte. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Er konnte sie immer noch schmecken. Der Kuss war seiner Meinung nach etwas zu sanft gewesen, aber definitiv das, was er gewollt hatte und immer noch wollte. Er hoffte er bekam nochmal die Gelegenheit ihr einen solchen abzunehmen. Sehr zufrieden begab auch er sich zu seinem Gemach, nahm noch schnell eine Dusche und streckte sich dann, nur in Boxershorts bekleidet, auf seinem Bett aus. Ihm entfuhr ein Gähnen als er langsam in den Schlaf glitt. Und dann begannen auch schon seine Alpträume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)