Never Again von abgemeldet (Tiva || Two-Shot) ================================================================================ Kapitel 1: Du umgibst mich wie die Decke in meinem Bett ------------------------------------------------------- LIKE A BLANKET IN MY BED Hey, you surround me like a blanket in my bed The look in your eyes has stayed inside me in my head Outside it's snowing, it's odd for this time of year Your light trough the darkness Getting smaller, oh I fear Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lehnte Anthony DiNozzo sich auf seiner Couch zurück. Er betrachtete die Decke über ihm, ohne sie jedoch wirklich zu sehen, und er dachte nach, ohne einen klaren Gedanken zu fassen. Der Plasmabildschirm an der Wand gegenüber war schwarz. Eine Seltenheit, aber der Filmfanatiker bezweifelte, dass das Geschehen in dem Flimmerkasten seine Aufmerksamkeit in irgendeiner Weise hätte auf sich lenken können. Zum Teufel, er bezweifelte selbst, dass Magnum seine Beachtung hätte gewinnen können. Und das war immerhin die seiner Meinung nach beste Serie überhaupt. Er stöhnte auf und verdrehte die Augen über sich selbst, bevor er seine Kopf nach vorne fallen ließ, in seine vorab auf die Knie gestützten Hände. Als hätte er damit unwillkürlich die PLAY-Taste eines DVD-Players betätigt, spielte sich zum mindestens tausendsten Mal an diesem Tag dieselbe Szene vor seinem inneren Auge ab. "Es ist doch verrückt." Jim Parker wischte sich die Tränen weg. Nicht, weil er sich für sie schämte, sondern weil sie seine Sicht trübten. Seine stahlblauen Augen fixierten Tony und Ziva, die ihm die Nachricht des Todes seiner besten Freundin Lennie Darwing und einen Brief von ihr überbracht hatten. Er war am Boden zerstört, aber er war zu stolz, um das zu zeigen und stark genug, um es gut zu verbergen. Er stand aus seinem Sessel auf und schritt in dem Wohnzimmer auf und ab. "Wir waren wie Geschwister. Wir kannten uns seit dreißig Jahren. Dreißig Jahre. Verstehen sie das? Dreißig. Praktisch unser ganzes Leben lang. Wenn irgendeiner von uns ein Problem hatte, egal womit, dann wussten wir, dass der Andere sich um uns kümmern würde. Wir waren wie Geschwister." Er blieb stehen und lachte leise auf. Die Bitterkeit in seiner Stimme schnitt durch die Luft wie ein zu scharf geschliffenes Messer. Erneut lief ein heftiger Schauer über seinen Rücken und er kniff die Augen zusammen. Sammelte sich. Fing sich auf, übernahm den Job, den seine verstorbene Freundin für ihn immer übernommen hatte und den er für sie übernommen hatte. Dann öffnete er seine Augen wieder und sah zu Tony und Ziva, die immer noch da saßen, ohne ein Wort zu sagen. Er wedelte mit dem Brief vor ihren Nasen herum. "Und wissen sie, was hier steht? Hier steht, dass sie mich liebt. Nicht wie eine Schwester ihren Bruder liebt, sondern dass sie mich liebt. Wie eine Frau einen Mann liebt. Aber sie hatte Angst, dass das unsere... Freundschaft zerstören könnte. Dass alles an ihren Gefühlen für mich zerbrechen könnte." Obwohl seine Stimme zitterte und seine Zähne klapperten, als er verstummte, sah er die Beiden weiterhin mit einem selbstbewussten, energischen Blick, der von seiner inneren Kraft zeugte. Im Moment hatte der Wahnsinn keine Chance gegen ihn. "Und wissen sie auch, was das Verrückte an der Geschichte ist? Ich habe sie genauso geliebt. Der Brief hätte von mir stammen können. Wir hätten alles haben können. Wir hätten die glücklichsten Menschen auf der Welt sein können. Aber wir haben uns nicht getraut, irgendetwas zu sagen. Und jetzt ist sie..." Er unterbrach sich. Er konnte und wollte es nicht aussprechen. Denn dann wäre es real. Er wollte es nicht sagen. "Um mich zu retten..." Er sackte wieder auf dem Sessel zusammen, lehnte sich zurück und seine Lippen wurden von einem grimmigen Lächeln umspielt. Im Moment verfluchte er die Tote, sich selbst, die Welt, alles. Alles, was ihm nicht diesen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben hatte. Als er Tony und Ziva musterte, funkelte eine Bitterkeit in seinen Augen auf, die sein Herz noch eine lange Zeit belasten und sich in seinem Blick wiederspiegeln würde. "Wenn sie jemanden lieben, dann tun sie mir den Gefallen, und warten sie nicht. Nicht mal eine Sekunde. Ich will mir das Recht auf unendliche Dummheit und Zögerlichkeit patentieren lassen, da kann ich es nicht gebrauchen, wenn da noch mehr rumlaufen, die einfach nicht in die Pötte kommen und darauf warten, dass schon alles irgendwie klappt." Noch hatte der Wahnsinn keine Chance gegen ihn. Noch hatte er die Kontrolle über sich. Noch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er alleine war und die brutale Realität über ihn hereinbrach. Seinen Widerstand in die Knie zwang. Niemand konnte auf Dauer dagegen ankämpfen. Er würde sich erholen, irgendwann, er war stark genug. Aber für eine lange Zeit würde er ein traumatisiertes Wrack sein. Wahnwitzig lachen, um nicht zu weinen. Die Menschen, die ihm helfen wollten, abweisen, weil er kein Mitleid wollte. Weil er allein sein wollte. Bitterkeit und Kälte würden seine ständigen Begleiter werden, und seine Stützen. Und er würde nie wieder zögern. Nicht eine Sekunde. Das war seine Lektion gewesen, und er würde sie nie vergessen. Nie mehr. In ihrem Beruf war es keine Seltenheit, Menschen in den extremsten Gefühlssituationen zu erleben. Menschen, die Unglaubliches vollbrachten. Und Schreckliches. Menschen, die sich am Rande des Abgrunds bewegten. Die nicht zurück konnten, aber nicht nach vorne wollten. Menschen, die unfassbares Glück hatten und grausames Leid erfuhren. Mit der Zeit wuchs einem ein dickes Fell, das einen davor schützte, sich von all den Emotionen mitreißen zu lassen, aber manche Fälle trafen einen schlimmer als andere. Wie ein Schlag ins Gesicht. Und das hier war einer von ihnen, zumindest für Tony. Er kannte das bittere Gefühl, wenn man sich vor Augen führte, was man hätte haben können - und was man stattdessen hatte. Was einem stattdessen bevorstand. Es hatte schon oft genug an ihm genagt, aber es hatte ihm noch nicht das Herz zerfetzt, wie es Jim Parker passiert war. Er schaute zu Ziva hinüber und, ohne darauf vorbereitet zu sein, traf auf ihren Blick. Sie hatte ihn so unauffällig gemustert, wie er es getan hätte. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, so plötzlich seinem Blick zu begegnen, genauso wenig wie er. Einen Herzschlag lang sahen sie sich überrascht in die Augen, und etwas funkte zwischen den Beiden, nicht zum ersten Mal, wie ihm wohl bewusst war. Aber er hatte in den letzten Jahren nicht einmal den Versuch gewagt, es zu definieren und wenn sie es getan hatte, dann wusste er es nicht. Das einzige, was er wusste, war, dass ihn ein solcher Augenblick irgendwann noch einmal den Job kosten würde. Dann nämlich, wenn er sich nicht mehr zurückhalten konnte und wollte und einfach über sie herfallen und sie küssen würde. Egal, ob Gibbs dabei war oder nicht. Sie wandten im selben Moment den Blick voneinander ab, hastig, bevor sie sich erhoben und sich von Mr. Parker verabschiedeten. Und als er ihm die Hand schüttelte, meinte Tony eine Spur von Wut und Ungeduld in seinen Zügen zu sehen. Und damit endete der Film, der Abspann lief über den Bildschirm. Die Darsteller? Ziva, die Undurchschaubare und Tony, dessen Denkvermögen Urlaub auf Hawaii machte und offenbar nicht einmal vorhatte, ihm eine Postkarte zu schreiben. Na klasse. Seit diesem Nachmittag hatte er sich den Rest der Woche immer wieder dabei erwischt, seine deutlich-mehr-als-nur-Kollegin bei ihrer Arbeit zu beobachten und über die Worte von Jim Parker nachzudenken. Und den Ausdruck auf seinem Gesicht, als sie sich verabschiedet hatten. Und den Ausdruck auf Zivas Gesicht, als sie sich angesehen hatten. Sie hatte ihm etwas sagen wollen und er wusste nur zu genau, was das war. Aber er wusste nicht, ob er es mochte. Ihr Blick hatte gesagt, dass er sich entscheiden sollte. Seit sie sich kannten, seit knapp drei Jahren, lag eine Spannung zwischen ihnen, die keiner der Beiden leugnen konnte. Mit der sie beide ihren Spaß gehabt hatten. Sie waren frei nach dem Motto 'Was sich liebt, das neckt sich.' miteinander umgegangen und hatten für ihre Flirtereien mehr als eine Kopfnuss geerntet. Aber die Spielzeit war vorbei. Was vor ihnen lag, hing von seiner Entscheidung ab. Denn sie hatte ihre bereits getroffen. Love, love pulled us down in the gutter Can you see us getting out, oh, I wonder It's a long, long, lonely fight down inside me Can I get you to bring back light Or is this never again? Gedankenfetzen schwirrten wild in seinem Kopf herum wie ein Schwarm orientierungsloser, betrunkener Bienen, die nicht recht vor und nicht zurück wussten und einen langsamen Walzer tanzten. Hin und her, hin und her. Immer weiter. Und er mochte es nicht. Jeder Ansatz von Klarheit, jede Idee und jeder Lösungsverschlag wurde bereits im Keim erstickt - zumindest, wenn sie ihm einigermaßen sinnvoll, zwar bitter, aber vernünftig erschienen. Seine wilden, kunterbunten und lebendigen Phantasien, Theorien und Hoffnungen überfluteten und ertränkten sie regelmäßig, im Herzschlagtakt, in einem Meer aus Blicken und Berührungen und unterschwelligen Andeutungen. Er sprang mit einem Geräusch von dem Sofa auf, das sich wie eine ungewöhnliche Mischung aus Knurren und Stöhnen anhörte, und klar zum Ausdruck brachte, dass er anfing, sich mit seiner Unschlüssigkeit, mit seiner Unfähigkeit, irgendeinen klaren Gedanken fassen, oder eine Entscheidung treffen zu können, selbst auf die Nerven zu gehen. Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und fing an, durch sein Wohnzimmer zu tigern. Er schritt auf und ab, in der Hoffnung, endlich irgendetwas zu erreichen. Wie ein Löwe, der sich nicht zwischen Antilope und Zebra entscheiden konnte, wenn Beides ihm auf einem Präsentierteller dargeboten wurde. Wo zum Teufel war Gibbs, wenn man eine verdammte Kopfnuss brauchte? Ein Schlag auf den Hinterkopf ist ein Weckruf, hieß es doch, oder? Und ein Weckruf war genau das, was er jetzt brauchte. Er wusste, es wäre am Besten, sich einfach in sein Auto zu setzen, zur nächsten Bar zu fahren und sich irgendjemanden unten den Nagel zu reißen, mit dem er die Nacht verbringen würde. Vielleicht den Morgen darauf noch dazu, bei einem gemeinsamen Frühstück einfach mal lachen, ohne sich über irgendetwas Sorgen machen zu müssen. Es wäre am besten und am einfachsten. Er könnte zu seiner früheren Routine zurückkehren, jedes Wochenende eine Andere als Zeitvertreib. Doch er wusste, dass ihn das nicht mehr zufriedenstellen würde. Die Zeit mit Jeanne - Es war lange her, seit er das letzte Mal an sie gedacht hatte, und er stellte erleichtert fest, dass ihm dabei kein eiskalter, unangenehmer Schauer mehr über den Rücken lief. - hatte ihm nicht nur gezeigt, dass er nicht in einer Beziehung leben konnte, die auf Lügen aufgebaut war. Sie hatte ihm auch gezeigt, dass eine feste Beziehung das Leben eines Casanovas in jeder Hinsicht übertraf. In jeder. Aber die Beziehung konnte er auch mit der Frau führen, die er in der nächsten Bar aufgabeln würde. Es wäre das einfachste für alle Beteiligten. Gibbs würde ihm nicht den Kopf abreißen und ihm höchstens raten, niemals zu heiraten. McGee würde sich etwas Anderes für Agent Tommy und Officer Lisa ausdenken müssen und er würde ihn garantiert wegen seiner Schreibblockade aufziehen können. Ziva würde... Er blieb stehen. Abrupt, der Löwe schien sich entschieden zu haben. Würde, wenn, vielleicht und könnte - Natürlich wäre es gottverdammt viel einfacher! Aber es war nicht das, was er wollte. Nicht, wenn die Alternative darin bestand, jetzt auf der Stelle zu Ziva zu fahren und sie zu küssen und - Tony drehte sich auf den Absätzen um, packte seine Autoschlüssel von der Kommode in seinem Flur, zog sich seine Schuhe an und war aus dem Haus. Er dachte nicht weiter nach, die Bienen summten davon und ließen ihm nur einen einzigen Gedanken zurück: Ziva. Das war alles, was ihm noch im Kopf herumschwirrte. There is a lover down inside all of our gates that we can't protect forever 'Cause he's sucking at the air from our lips I felt him tremble when I first picked you up driving, honey We drove for hours, I remember when I first let him kiss You and your mouth, the taste of love, it filled me up to the tips I couldn't sleep for weeks Fevered at one hundred and six Sein Fahrstil machte im Moment sowohl dem von Gibbs, als auch dem von Ziva heftige Konkurrenz. Das Gaspedal war durchgedrückt und die Bremse wurde nur dann betätigt, wenn es gar nicht mehr anders ging. Kurzum, er fuhr wie ein Irrer - ohne zu wissen, warum. Er hatte sich entschieden. Hieß das nicht, er hatte Zeit? Zeit, die er gut hätte nutzen können, um sich zu überlegen, was er eigentlich wollte. Er wollte zu Ziva. Und er wollte sie berühren. Überall, wo niemand sonst sie berühren durfte. Überall, wo sie ihn, sollte er es an jedem anderen Tag versuchen, mit einer Büroklammer zu Strecke bringen würde (auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie es nicht auch vielleicht an diesem Tag tun würde). Er wollte sie einfach berühren, ihre nackte Haut auf seiner spüren, als wären sie wieder Undercover. Nur, ohne es zu sein. Er hatte das Theaterspielen endgültig satt. Heute Nacht sollte es nur um sie zwei gehen und es gab keinen Platz für falsches Getue zwischen ihnen. Es gab keinen Platz für Kindergartenspielchen. Das hatte er entschieden. Aber danach? Er war sich ziemlich sicher, dass es ihm nichts ausmachen würde, sein Leben hauptsächlich damit zu verbringen, sie einfach nur zu spüren, aber sie hatten immer noch Arbeit, einen Beruf zu erledigen. Womit sich auch sofort ihr erstes Problem vorstellte. Hallo, mein Name ist Regel Nummer 12 und mein Papa ist Leroy Jethro Gibbs. Ich bin ab sofort für euch als Problem zuständig. Seid nett zu mir. Er konnte die Kopfnuss auf seinem Hinterkopf schon regelrecht spüren. Und es war eine verdammt harte Kopfnuss. Aber er bezweifelte, dass Gibbs sie aus dem Team schmeißen würde - Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er es nicht ausstehen konnte, Frischlinge in seinem Team zu haben, die keine Ahnung von nichts hatten. Oh, ihr braucht mich gar nicht? Trotzdem, ich bleib' bei euch, sagte das Problem. Und er hoffte inständig, dass es wirklich nur halb so groß war, wie es auf den allerersten Blick wirkte. Und... was würde danach kommen? Er stellte sich vor, wie es wäre, mit Ziva zusammen zu sein. Sein Herz machte augenblicklich wilde Luftsprünge in seiner Brust und hämmerte gegen seine Rippen, als wolle es aus seinem Körper ausbrechen und schon mal vorlaufen, weil es ihm einfach nicht schnell genug ging. Unzählige Szenen der vergangen Jahre, die er nicht vergessen, aber aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte, preschten auf ihn ein und auf einmal erschien ihm das Gefühl ihrer Lippen auf seinen äußerst real. Ein warmer, mehr als einfach nur angenehmer Schauer lief ihm das Rückgrat hinab und er drückte das Gas noch stärker durch. Er hatte Zeit. Aber wieso sollte er die allein in seinem Auto verschwenden? You surround me like a blanket in my bed Endlich! Sein Herz befand sich immer noch mehr oder weniger heil in seiner Brust und hatte es nicht geschafft, auszubrechen und ihm voraus zu eilen. Dafür hatte er sein Ziel selbst erreicht. Er versuchte seinen rasenden Puls zu ignorieren, als er den Motor abstellte, aus seinem Wagen heraussprang und mit großen, schnellen Schritten auf ihre Wohnung zusteuerte. Er nahm seine Umgebung nicht einmal richtig wahr, auf einmal stand er vor ihrer Tür und klopfte an das dunkle Holz, versuchte, sich selbst zu beruhigen. Die tollwütigen Schmetterlingen in seiner Magengegend schienen nicht allzu viel von der Idee zu halten und tobten weiter hin und her, spielten Ping Pong. Er wartete einen Moment, wie lange wusste er nicht; Die Zeit stand still. Er klopfte erneut, wartete weiter. Momente vergingen, nicht für ihn, er starrte die Tür an, die sich nicht öffnen wollte. Plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie seine Faust die Tür einen Augenblick später. Die Zeit nahm ihren Lauf erneut auf. Sie war nicht da. Er war zu spät. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)