Zeit ist fließend von DoctorMcCoy (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Nur noch ein Schritt ------------------------------- „Wir haben es geschafft, Sammy!“ Dean grinste von einem Ohr bis zum anderen. Er konnte es immer noch kaum fassen. Schon seit Monaten versuchten die beiden Brüder, diese Tat umzusetzen, bisher ohne wirklichen Erfolg. Immer war ihnen etwas dazwischen gekommen, hatten sie etwas Wichtigeres zu tun gehabt. Dean hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber nun standen sie hier. Um sie herum waren Massen von Menschen, vor ihnen, hinter ihnen und neben ihnen. Aber das konnte Deans Laune nicht im geringsten trüben. Immerhin waren sie endlich hier. Dean trat kurz aus der Schlange raus, um zu schauen, wie viele Leute noch vor ihnen waren. Schnell huschten seine Augen über die einzelnen Personen und zählten sie in einer Geschwindigkeit, die normale Menschen nicht vergönnt war. „Nur noch sieben Personen vor uns.“ Die Tonlage, in der Dean sprach, erinnerte an ein kleines Kind, das gleich vor Freude in die Luft springen würde. Deshalb behielt Sam seinen Bruder genauestens im Auge, aber er tat es leider nicht. Gewundert hätte es Sam jedenfalls nicht. Schon die ganze Autofahrt hatte Dean von nichts Anderem gesprochen. Sam freute sich zwar auch darauf, vor allem, weil es mal ein wenig Ablenkung von der momentanen Lage war und sie endlich mal ein bisschen Zeit für sich hatten, aber Dean konnte es manchmal wirklich übertreiben. Besonders mit seiner Vorfreude. „Freu dich nicht zu früh, Dean, wie schon gesagt, noch sieben Leute vor uns. Da kann noch so einiges passieren.“ Er grinste seinen Bruder schief an. Dean hob warnend den Finger. „Halt bloß die Klappe, Sam, sonst passiert wirklich noch etwas. Solche Sätze verursachen schlechtes Karma.“ Sam zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Karma, Dean?“ „Halt einfach deinen Mund, okay?“, raunte Dean. Sam sparte sich eine Antwort, grinste jedoch übers ganze Gesicht. So gefiel ihm sein Bruder doch wesentlich besser. Es amüsierte ihn immer wieder, wenn Dean sich über jede Kleinigkeit aufregte. Sie gingen einen Schritt weiter. Dean betonte den Schritt extra und grinste Sam wieder von der Seite an. Sam verdrehte nur die Augen darüber. Er hatte sich wohl zu früh gefreut, aber es waren immer noch sechs Personen vor ihnen. Da konnte so einiges passieren. Besonders in einem Raum mit vielen Menschen. Massenpanik durfte man nie ausschließen oder kleine nervende Kinder, die plötzlich auf einen zukamen. Ein kleiner Junge mit einer roten Kappe blieb genau neben ihnen stehen und schaute zu den beiden hoch. Sam bemerkte deutlich, dass Dean extra so tat, als ob er den Jungen nicht gesehen hätte. Aber genau das schien den Kleinen noch zu ermuntern. Er schnappte sich einen Zipfel von Deans Jacke und zog vorsichtig ein paar Mal daran. Dean ignorierte den Jungen. Der Junge zog ein weiteres Mal. Dean ignorierte den Jungen immer noch. Nun grinste der Junge und zog so kräftig, dass Dean fast schon das Gleichgewicht verloren hätte. Jetzt konnte Dean nicht mehr anders. „Was?“, schrie er den Bengel fast schon an. Anstatt zu antworten, fing der Kleine augenblicklich an zu weinen. Keine zwei Sekunden später stand auch schon die aufgebrachte Mutter daneben. Wütend stemmte sie ihre Arme in die Hüften und funkelte Dean sauer an. „Was denken sie sich eigentlich dabei, einen kleinen Jungen so anzuschreien?“ „Ich … ich“, versuchte Dean sich irgendwie rauszureden und warf seinen Bruder einen hilfesuchenden Blick zu. Sam zuckte jedoch nur mit den Schultern und warf ihm einen Blick zu, der so viel hieß, wie: „Das hast du dir selbst eingebrockt.“ „Sie können doch nicht einfach meinen kleinen Justin so erschrecken. Das gehört sich nicht.“ Dean kam gar nicht dazu, sich zu rechtfertigen. Die Frau mit ihrem Blümchenhemd warf ihm immer weitere Vorwürfe gegen den Kopf. Sam schaute nur vergnügt zu. Die Menschen um sie herum, begannen sich nun auch alle, einer nach den Anderen in ihre Richtung umzudrehen, angelockt von der Lautstärke des Gesprächs. Sam beugte sich zu seinem Bruder herunter. „Entschuldige dich einfach, Dean“, flüsterte er ihm zu. „Wie denn?“, flüsterte Dean zurück. „Sie hört ja nicht auf.“ Und tatsächlich. Selbst als die beiden Brüder sich unterhielten, machte sie nicht einmal eine Pause bei ihrem Vortrag. Sie sprach mittlerweile so schnell, dass man fast nur jedes zweite Wort verstehen konnte. „Was ist denn hier das Problem?“, drang plötzlich eine andere männliche Stimmung über den Lärm hinweg. Ein Angestellter war herangetreten und musterte sowohl die Winchesters als auch die Frau mit ihrem kleinen Sohn. Die etwas breitere Frau schob sich direkt in den Vordergrund. „Dieser Mann da“, mit einer vorwurfsvollen Geste zeigte sie auf Dean, „hat meinen kleinen Sohn belästigt.“ Dean hob abwehrend seine Hände in die Höhe. „Das ist nicht wahr. Ich habe den kleinen Kerl nur gefragt, was er will, mehr nicht.“ „Und warum weint mein Justin dann? Sie haben ihn angeschrieen“, wandte sie sich wieder an Dean, ging sogar einen Schritt auf ihn zu. Unwillkürlich wich Dean daraufhin einen Schritt zurück, aber da hatte sich schon der Mitarbeiter dazwischen geschoben. Dean grinste triumphierend. Jetzt würde sie ihr blaues Wunder erleben. Aber der Angestellte sagte nur: „Beruhigen sie sich. Ich werde mich um das Problem kümmern.“ Die Frau funkelte Dean nochmal kurz böse an, nickte dann, drehte sich um und verschwand einfach. Sam ging einen Schritt nach vorne und zog seinen Bruder mit sich. Der Mitarbeiter folgte ihnen schweigend. Dann drehte er sich zu Dean um und baute sich in seiner vollen Größe vor ihm auf. Selbst Sam musste bei seiner Statur staunen. Eben hatte er noch ziemlich unscheinbar gewirkt, aber wenn er es wollte, konnte er anscheinend bedrohlich wirken. Sam fragte sich insgeheim, wer wohl schlimmer gewesen wäre: der menschliche Schrank oder die Blümchenfrau? „Was ist vorgefallen?“, fragte er nochmal in einem ruhigen Ton. Er konnte wohl sehr vernünftig sein, obwohl sein Aussehen das nicht vermuten ließ. Eigentlich hatte Sam jetzt damit gerechnet, dass er eher in einer andere Richtung der Kommunikation abweichen würde. Dean jedoch ließ sich in keinster Weise von dem Mitarbeiter beeindrucken, allein schon wegen der Tatsache, dass er sich im Recht sah. „Der kleine Bengel hat mich genervt und da habe ich ihm gesagt, dass er es lassen soll“, erklärte Dean mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Sam konnte bei dieser Aussage nur mit den Augen drehen. Dean wusste auch nie, wann welcher Ton angemessen war. Aber er würde sich nicht einmischen, zumindest noch nicht. Dafür war das viel zu amüsant. „Hören sie zu, Mister“, fing der Muskelprotz an, schaute Dean dabei von oben herab an. „Es ist hier nicht gestattet, die Kinder fremder Leute anzuschreien. Haben sie mich verstanden?“ Die Bedrohlichkeit, die von dem Angestellten ausging, ignorierte Dean geflissentlich. „Nun ja, aber wenn er mich nervt“, warf er ein. „Es ist nicht gestattet“, wiederholte er ein weiteres Mal. Sam hoffte, dass Dean es jetzt kapieren würde, aber eigentlich glaubte er nicht an Wunder. „Sie schreien mich doch auch gerade an“, sagte Dean verärgert, obwohl das überhaupt nicht der Fall war. Der Muskelprotz sprach immer noch mit einer sehr ruhigen Stimme, was Sam ihn hoch anrechnete. Andere wären vor Ungeduld schon längst ausgerastet. „Ich könnte sie rausschmeißen lassen. So etwas sehen wir in unserem Geschäft nämlich nicht gerne“, erklärte er weiter. Nun entschied sich Sam doch einzuschreiten. Mal kurz Dean auf die Palme zu bringen, war vielleicht lustig. Aber wenn sie jetzt rausfliegen würden, wäre Dean tagelang angepisst und würde seine schlechte Laune nur an ihm auslassen. Er schob sich also vor Dean, bevor dieser noch irgendeine dumme Antwort geben konnte. „Es tut uns sehr leid. Es war alles nur ein großes Missverständnis und es wird bestimmt nicht wieder vorkommen“, versuchte er den Mitarbeiter zu beschwichtigen. Dieser musterte Sam kurz, während dieser versuchte, ihm einen so ehrlichen Blick wie möglich zuzuwerfen. Anscheinend wirkte es. Der Mann nickte, schaute Dean nochmal streng an, drohte „Noch eine Sache und sie fliegen raus.“ und verschwand dann genau wie die Frau zuvor. Sam atmete erleichtert aus und ging mit Dean einen weiteren Schritt nach vorne. „Den haben wir es aber gezeigt. Stimmt’s, Sam?“ Dean hatte trotz des heiklen Zwischenfalls nichts von seiner Laune eingebüßt, sehr zum Leidwesen von Sam. Dieser konnte nur den Kopf über Deans Sorglosigkeit schütteln. „Dean, der hätte dich fast rausgeschmissen“, warf er ein. Dean zwinkerte seinem Bruder jedoch nur zu. „Ach was. Ich hatte Recht und das wusste er.“ Sam wusste, dass es nichts bringen würde, weitere Argumente vorzubringen, deshalb entschied er sich, lieber zu schweigen. Außerdem überlegte er, ob es wirklich so eine kluge Idee gewesen war, dazwischen zu gehen. Dean benahm sich einfach zu kindisch und irgendwann musste er auch mal mit den Konsequenzen leben. Aber vielleicht passierte ja noch so einiges. Wer konnte das schon wissen? „Wie viele sind denn noch vor uns?“, fragte er Dean, einfach aus der Langeweile heraus. Dean strahlte wie ein kleiner Junge an Weihnachten. „Nur noch vier. Wir sind bald da, Sammy. Bald haben wir es geschafft.“ Sam war hin und hergerissen. Zum Einen brauchte er auch endlich mal eine Auszeit, zum Anderen wäre es sicherlich lustig, mit anzusehen, wie Deans Träume zerplatzen, besonders da er sich so kindisch aufführte. „Wie war das mit dem Karma noch gleich?“, wollte er von Dean wissen. Dean warf ihm daraufhin einen giftigen Blick zu. „Hör auf damit, Sam.“ Seine Gesichtszüge entspannten sich keine Sekunde später. „Aber, wenn du es genau wissen willst, ich glaube, das Karma ist heute auf meiner Seite.“ Sam seufzte, hatte er sich doch auf einen verärgerten Dean gefreut. „Bist du dir wirklich sicher?“ Dean ging nicht auf die Frage ein, sagte stattdessen: „Es geht weiter.“ Sie traten einen weiteren Schritt nach vorne. „Siehst du, Sam, was soll schon Großartig passieren? Wir sind von einer Masse Menschen umgeben. Nicht mal ein Dämon würde es jetzt wagen, uns anzugreifen.“ Sam konnte darauf nicht mehr antworten, er sah nur einen weißen Blitz an sich vorbeirauschen, der sich auf Dean stürzte. Dean hätte vermutlich sein Gleichgewicht verloren, hätte es sich um einen gewöhnlichen Angriff gehandelt. Stattdessen klammerte sich ein Mädchen regelrecht an den Älteren der Winchester fest. „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott“, stammelte die junge Blondine vor sich hin. Sie kuschelte sich enger an Dean heran, atmete einmal tief ein und schloss ihre Augen. Sam warf seinem Bruder einen verwirrten Blick zu, den Dean jedoch nur mit einem angedeuteten Schulterzucken quittierte. „Keine Ahnung“, formte er die Worte stumm mit seinen Lippen, aber lächelte daraufhin übers ganze Gesicht und zog eine Augenbraue hoch, während er seinem Bruder einen zufriedenen Blick zuwarf. Sam ignorierte das offensichtliche Verhalten seines Bruders und wandte sich an den Teenager, die sich immer noch an Dean festklammerte, als ob er ein Rettungsring im stürmischen Meer wäre. Behutsam tippte er ihr auf die Schulter des Teenagers. „Miss?“, versuchte er ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber das Mädchen reagierte überhaupt nicht, als ob Sam gar nicht existieren würde. „Hallo?“, wiederholte er, doch auch darauf kam keine einzige Reaktion. „Hey“, versuchte es nun Dean, der die Nähe zwar sichtlich zu genießen schien, aber von der Situation trotzdem ein bisschen überrumpelt war. Sofort schaute sie auf, ging betreten einen Schritt zurück und räusperte sich einmal hörbar. Dann lächelte sie breit. „Verzeihung“, sagte sie mit einer glockenhellen Stimme. „Ich heiße Tamara, wenn ich mich vorstellen darf, und ich bin dein größter Fan.“ Voller Stolz zeigte sie auf ihr T-Shirt, auf dem „Mrs. Jensen Ackles“ drauf stand. Diese ganze Aktion ließ bei Dean jedoch nur ein großes Fragezeichen über seinen Kopf entstehen. Er hatte kein einziges Wort von dem Mädchen verstanden und war noch viel verwirrter, als von ihrem kleinen Überfall. Er lehnte sich zu Sam herüber und flüsterte ihm zu: „Wer ist denn Jensen Ackles?“ Sam zuckte nur mit seinen breiten Schultern. „Anscheinend verwechselt die Kleine dich mit irgendwem. Vielleicht solltest du sie darüber aufklären, dass du nicht derjenige bist, für den sie dich hält“, schlug Sam vor. Dean legte seinen Kopf leicht schief und schien kurz zu überlegen. Er kam zu dem Schluss Sams Vorschlag zu missachten, zumindest fürs Erste. „Oh ja, das sehe ich“, wandte er sich nun wieder Tamara zu, die aufgrund, dass Dean mit ihr sprach, noch mehr anfing zu strahlen. „Es ist so toll, dich hier zu treffen, Jensen. Ich finde, du hast ein großartiges Talent und … und“, sie brach ab und wurde ganz rot im Gesicht. Sam fand es alles andere als anständig, dieses Mädchen etwas vorzuspielen. Deshalb schob er sich zwischen die Beiden. „Das ist nicht Jensen Ackles, Tamara – wer auch immer das sein mag“, fügte er leiser hinzu. Tamara blickte von Sam zu Dean herüber. Bei Dean blieb sie haften und schien ihn eingehend zu mustern. Sie trat sogar wieder einen Schritt näher, um ihn genauer untersuchen zu können. Schließlich japste sie auf und wandte sich an Sam. „Ich glaube, du hast Recht“, flüsterte sie ihm verschwörerisch zu. „Ja, natürlich, das ist nämlich mein Bruder Dean“, erklärte Sam. Tamara hob warnend ihren Zeigefinger, fuhr fort, als ob sie Sam gar nicht gehört hätte. „Das rettet dich aber nicht. Willst du mir etwa erzählen, dass du Jensen Ackles nicht kennst?“ Sam trat bei Tamaras vorwurfsvollen Blicken einen verlegen Schritt zurück. „Naja, ich habe schon von ihm gehört. Wer hat das nicht?“, log er ohne mit der Wimper zu zucken, immerhin waren sie darin Meister. „Da hast du aber nochmal Glück gehabt“, lächelte sie ihm freundlich zu. Kurz drehte sie sich nochmal zu Dean, musterte in ein weiteres Mal eingehend, schüttelte dann fassungslos den Kopf und murmelte: „Verblüffende Ähnlichkeit.“ Dann verschwand sie. Sam und Dean schauten sich verwundert an und gingen einen Schritt vor. „Du weißt also doch, wer Jensen Ackles ist?“, wollte Dean nun von seinem Bruder wissen. Dieser schüttelte jedoch nur mit dem Kopf. „Kein Ahnung, aber ich hatte Angst, dass mich das Mädchen töten würde, wenn ich es nicht wüsste.“ Dean lachte laut auf. „Kleiner Feigling, Sammy.“ Sam verzog beleidigt sein Gesicht. „Stimm nicht. Ich wollte nur nicht riskieren, dass der nette Schrank wieder auf uns aufmerksam wird und dich vielleicht doch noch rausschmeißt.“ Unauffällig zeigte er mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. Dort stand der Mitarbeiter, seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt und hielt die beiden Brüder die ganze Zeit im Auge. Dean warf einen Blick über seine Schulter. „Mit dem werden wir schon fertig“, winkte er ab. „Und du weißt wirklich nichts über Jensen Ackles?“, fragte er noch einmal. Sam zuckte mit den Schultern. „Nein, wieso auch.“ „Ich weiß etwas“, lächelte Dean. „Was?“ „Er muss verdammt gut aussehen“, meinte Dean. „Immerhin sieht er mir zum Verwechseln ähnlich.“ „Ich hoffe, das ist die einzige Gemeinsamkeit“, sagte Sam. Bevor Dean antworten konnte, zeigte Sam auf die Schlange, die sich nach vorn bewegte. Das lenkte Dean so sehr ab, dass er seine Antwort vergaß. Er lächelte übers ganze Gesicht und genoss den vorletzten Schritt in vollen Zügen. „Nur noch ein Schritt“, meinte Dean aufgeregt. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. „Was passiert denn dann?“, drang eine tiefe Stimme an das Ohr von Dean. Ruckartig drehte er sich um und blickte in das Gesicht von Castiel. Hastig schaute er sich um, ob irgendwelche Personen eigenartig schauten, da der Engel öfters die Angewohnheit hatte, einfach so aus dem Nichts aufzutauchen. Aber anscheinend hatte niemand etwas gemerkt oder Castiel war wirklich auf die traditionelle Art zu ihnen gestoßen. „Cas? Was?“, fing er an, stockte dann jedoch. Eigentlich wollte Dean gar nicht wissen, was Castiel hierher führte. Denn immer, wenn der Engel auftauchte, bedeutete es Ärger. „Verschwinde, sofort!“, befahl er Castiel. Castiel musterte Dean jedoch nur irritiert. „Wieso sollte ich gehen, Dean?“, fragte er sachlich. „Ich wollte dir etwas mitteilen und-“ Dean hob seine Hand vor Castiels Gesicht, um ihm zum Schweigen zu bringen. „Ich will es gar nicht hören, Cas. Am Besten du verschwindest jetzt einfach, hast du verstanden?“ Castiel nickte, was Dean erleichtert ausatmen ließ und wieder ein Lächeln auf sein Gesicht zauberte. „So ist es gut“, meinte er. Dean drehte sich wieder nach vorne, nur noch darauf wartend, dass die Person vor ihm, endlich fertig werden würde, damit er an sein Ziel gelangen konnte. Er schaute an der Person vorbei, um zu sehen, wie es voran ging. Viel zu langsam, wie Dean fand. Jetzt, wo sie kurz vor ihrem Ziel waren, konnte Dean es kaum noch aushalten. „Du wirkst ungeduldig“, stellte Castiel fest. Sam lächelte leicht, als er sah, wie sein Bruder bei der Stimme des Engels zusammenzuckte. Dean hatte sich so schnell umgedreht gehabt, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Castiel überhaupt nicht gegangen war, sondern an Ort uns Stelle stehen geblieben war. Nun sichtlich gereizter als noch vorhin, wandte sich Dean wieder an den Engel. „Was tust du noch hier?“, verlangte er zu wissen. Castiel schwieg und schaute Dean nur stumm an. „Du hast doch eben genickt, als ich sagte, du solltest gehen“, sprach Dean weiter ohne auf das Schweigen von Castiel zu achten. „Ich habe genickt, weil ich verstanden habe, dass du es für das Beste hältst, wenn ich gehe“, erklärte Castiel. „Aber ich halte es definitiv nicht für das Beste zu gehen, ohne dir zu sagen, was ich vor hatte.“ Sam schaute den Engel besorgt an. „Ist es wichtig, Cas?“, fragte er. Auch wenn Sam sich, genau wie Dean, mal eine kleine Auszeit wünschte, könnte er es nicht mit seinem Gewissen verantworten, wenn gerade irgendwo etwas Schreckliches geschah, was sie hätten verhindern können. „Das ist mir egal“, warf Dean ein, bevor Castiel antworten konnte. „Dean!“, entrüstete sich Sam. Dean seufzte laut. „Okay“, kam es sichtlich enttäuscht von dem Älteren. „Ist es wichtig?“, wiederholte er die Frage seines Bruders. „Nicht direkt“, meinte Castiel. „Zumindest bedarf das Problem nicht euer sofortigen Anwesenheit.“ Dean starrte ihn aus weit geöffneten Augen an. „Und was willst du dann noch hier?“, fragte er ein weiteres Mal, bemüht seine Stimme nicht zu laut werden zu lassen. „Wir brauchen mal ein Pause, Cas. Zapp dich auf der Stelle 1000 km von uns weg, dann bin ich zufrieden.“ „Hier sind jede Menge Menschen, Dean“, gab Castiel zu Bedenken. „Das ist mir egal. Hauptsache du verschwindest.“ Sam warf dem Engel einen entschuldigenden Blick zu, lehnte sich dann zu ihm herüber. „Wenn es wirklich noch etwas warten kann, solltest du wohl besser gehen. Ich werde dir Bescheid geben, sobald Dean wieder ansprechbar ist.“ Castiel schaute nochmal kurz zu Dean, der sich bereits wieder von den anderen Beiden weggedreht hatte, dann nickte er. Sam schaute den Engel noch hinterher, wie er durch die Menge verschwand, als ihn Dean am Arm packte. Dieser zog seinen kleinen Bruder den letzten Schritt ans Ziel. „Wir haben es geschafft, Sammy.“ Dean lächelt breit und nun konnte sich auch Sam eines Lächelns nicht mehr erwehren. „Endlich. Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten“, verkündete er stolz. Ein Räuspern brachte ihn wieder zur Besinnung. „Wenn sie mir jetzt sagen würden, was sie wollen, damit die anderen Gäste nicht zu lange warten müssen“, sagte der Kassierer barsch. Er bemühte sich um ein Lächeln, was ihm jedoch nicht wirklich überzeugend gelang. Anscheinend war er schon einigen nervenaufreibenden Kunden an diesem Tag begegnet. „Zweimal ‚The last house on the left’“, sagte Dean freudig, ohne sich auch nur ansatzweise von der schlechten Laune des Kassierers anstecken zu lassen. Der Mitarbeiter musterte Dean ungläubig, lachte dann kurz auf. „Ist das ihr Ernst?“, fragte er sichtlich amüsiert nach. „Ja, warum denn nicht?“, wollte Dean wissen. „Naja, der Film läuft schon seit über zwei Wochen nicht mehr.“ Mit einem schiefen Lächeln fügte er hinzu: „Da hätten sie schon etwas früher kommen müssen.“ Unwillkürlich ballte sich Deans Hand zur Faust. Wäre da nicht diese Glasscheibe zwischen ihnen gewesen, hätte dieser freche Mitarbeiter wohl jetzt ein oder zwei Zähne weniger. An irgendetwas musste Dean seine Wut abreagieren. Sam blieb diese Gefühlsregung von seinem Bruder keinesfalls verborgen. Schnell griff er nach der Hand von Dean, um ihn davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun. Vorsichtig lugte er über seine Schulter, um den Muskelmann im Auge zu behalten. Bisher stand er noch an Ort und Stelle und hatte nur aufmerksam eine Augenbraue hochgezogen. „Vielleicht ein anderer Film?“, schlug er seinen Bruder vor, um ihn zu beschwichtigen. Dean sah nicht gerade begeistert aus. „Ich will keinen anderen Film sehen“, kam es stur von Dean. „Dann dürfte ich sie darum bitten, Platz zu machen, damit es hier weitergehen kann“, ratterte der Kassierer die Bitte lapidar herunter. „Das ist alles nur deine Schuld“, murmelte Dean vor sich her, während Sam ihn durch die Menge schob. „Du mit deinen düsteren Vorhersagen.“ Plötzlich hatte Sam ein schlechtes Gewissen. Dean hatte sich wirklich auf diesen Film gefreut und hatte ihn unbedingt sehen wollen. Sam hatte die ganze Zeit nur versucht, es ihm schlecht zu machen. „Komm mit“, er zog seinen Bruder zum Impala. „Ich habe eine Idee.“ * * * * * „Was wollen wir hier?“, fragte Dean genervt und eigentlich nicht mehr in der Stimmung so spät noch unterwegs zu sein. Eigentlich wollte er sich nur noch in sein Bett legen und schlafen. Aber Sam meinte ja, dass es wichtig sei. Jetzt saßen sie hier mitten im Nirgendwo im Impala und warteten wohl auf Dinge, die da noch kamen. Sam hatte auf der Fahrt sehr geheimnisvoll getan, jedoch war es Dean mehr als egal, was sein Bruder vor hatte. Schließlich waren sie auf einem Feld neben einer Scheune stehen geblieben. Was das für einen Sinn hatte, konnte Dean nicht einmal erraten. „Hab Geduld, Dean, es wird dir gefallen“, versprach Sam seinen Bruder. „Gleich fängt es an.“ Dean lehnte sich in seinen Sitz zurück und schloss die Augen. Öffnete sie kurz darauf wieder, da er Geräusche vernahm und die kamen nicht von seinem Bruder. Er schaute auf die Seite der Scheune, wo gerade ein Film anfing. „Was?“, kam es verwirrt von ihm. „Du hattest dich doch auf den Film gefreut, oder nicht?“ Sam lächelte seinen Bruder an. „Und nur, weil wir so viel zu tun hatten, konntest du ihn nicht sehen. Da habe ich gedacht, ein bisschen nachhelfen, würde nicht schaden.“ Er zwinkert ihm zu. Dean schaute noch immer ungläubig auf die improvisierte Leinwand. „Aber wie hast du?“, stammelte er, nicht im Stande dazu, einen vollständigen Satz zu formulieren. „Dean“, sagte Sam. „Wir sind Jäger. Meinst du nicht, ich könnte ein Filmband besorgen und noch einen Projektor.“ „Und wie hast du das so schnell hingekriegt. Wir sind erst vor zwei Stunden aus dem Kino raus? Selbst du besorgst solche Sachen nicht in dieser Zeitspanne.“ Dean kniff seine Augen zusammen. „Das war doch nicht von vorne herein geplant, oder?“ Sam schüttelte schnell den Kopf. „Nein, sagen wir es so. Wo ein Engel ist, ist auch ein Weg.“ „Cas hat dir geholfen?“, fragte er ungläubig. „Naja, leider nur gegen das Versprechen, nach dem Film direkt auf die Mission zu gehen, die Cas für uns bereit hält, was wir vermutlich sowieso getan hätten, aber davon habe ich ihm natürlich nichts erzählt.“ Nun lächelte Dean breit. „Du bist super“, meinte er. „Da-“ „Aber da das sowieso deine Schuld war, war das auch das Mindeste, was du tun konntest“, kam er ihm dazwischen. „Nach dem Film bekommst du die Liste, was du noch alles tun musst, um das wieder gut zu machen. Und jetzt sei endlich still, ich will den Film sehen.“ Sam schüttelte nicht wirklich überrascht den Kopf und wandte sich dann auch der Leinwand zu. * * * * * So, Janine, ich hoffe, der OS ist zu deiner Zufriedenheit. Ich habe mir wirklich den Kopf zermatert, was gut genug für dich wäre. Und Ruby und Bela sind nicht dabei ;) Apropos, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, dieser kleine quirlige Fan ist nach dem Vorbild von Tami entstanden. Sie besitzt sogar so ein T-Shirt^^ Sie war ganz aus dem Häuschen, als sie erfahren hat, dass sie einen Auftritt in deinem OS bekommt. HDL Becky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)