Visionen - One Shot-Sammlung von Valenfield ================================================================================ Kapitel 2: Unbekannte Gefühle, unbekannte Gedanken -------------------------------------------------- Yo! (Irgendwie mag ich das Wort...) Hat zwar ewig gedauert, aber endlich lade ich auch hier das zweite Kapitel bzw den zweiten One Shot hoch. Der Grund, warum Xell "Zell" heißt (also wie in der amerikanischen Version), ist ein ziemlich dämlicher. Und zwar der, dass "Xell" in der Schriftart Script MT Bold (oder wie auch immer sie genau heißt) unglaublich hässlich unschön aussieht, beziehungsweise das X sieht...gewöhnungsbedürftig aus. Und da ich in der Schrift im Worddokument die Überschrift hatte, hab ich den Namen auch im Text zu Zell gemacht (ist eh eine Art Gewohnheit, weil ich so viel auf Englisch lese >D). Außerdem kann man damit so schöne Wortwitze machen (ZELLkern, exZELLent, ...). Na ja, jedenfalls gehört mir mal wieder nichts außer dem OS ;___; Welcher hoffentlich gefällt (: ---------------------------- Es gibt so Situationen, in denen man sich am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen will. In denen man sich fragt, was man sich gerade bei seiner Aktion gedacht hat. Es ist nicht leicht, sich eine Schuld einzugestehen, aber noch schwieriger ist es, sie zu begleichen; wie ich schätze, ist es in meinem Falle nicht möglich. Ich starre aus dem Fenster des Zuges, schweigend. Dass niemand fragt, was los ist – da ich normalerweise doch die aufgedrehte Plaudertasche Nummer zwei bin –, zeigt mir schon, dass sie es genau wissen. Wie kann man so dämlich sein?! Ich habe das Verlangen, meinen Kopf gegen die Scheibe zu schlagen, bis einer der Kontrahenten schließlich berstet. Ich unterlasse es dennoch, da ich mir dann vor lauter Kopfschmerzen keine Vorwürfe mehr machen könnte. Übrigens habe ich daran gerade ziemlichen Spaß, wenn ich das mal anmerken darf. Die Landschaften fliegen am Zug vorbei; normalerweise fände ich sie vielleicht schön, aber momentan interessieren sie mich recht wenig. Ich könnte mir den Kopf abreißen! Auf der einen Seite bin ich deprimiert, und auf der anderen stinkwütend. Vielleicht würde ich mein Spiegelbild im Fenster anschreien, wenn ich nicht wüsste, dass wir den öffentlichen Zorn momentan noch weniger brauchen als den innerlichen. Ich wende mich vom Fenster ab und Squall zu. Er sieht mich nicht an, aber ich weiß, dass er sich gerade fragt, wie dämlich ein einzelner Mensch doch sein kann. Wahrscheinlich überlegt er, wie er mich am schnellsten und unauffälligsten loswerden kann, damit ich keine Probleme mehr mache und niemand Einwände aussprechen kann. Nicht, dass ich es ihm verübeln könnte; sie müssen sich alle wünschen, sie hätten mich nie mitgenommen. Verdammt! Ich blicke zu Boden und scharre mit meinen Füßen, nur um etwas einigermaßen Produktives zu tun. Ob sie momentan lieber Cifer hier stehen sähen? Höchstwahrscheinlich. Selbst Selphie, nein, besonders Selphie hasst mich sicherlich. Sie war in zwei Gardens, die jetzt vernichtet werden könnten. Ich sehe wieder aus dem Fenster. Mein Spiegelbild schaut mich deprimiert an, als wolle es mir noch mal klar machen, dass wir es verbockt haben. Ja, Spiegelbild, wir zwei haben’s wirklich verbockt, ich weiß es. Ob es jemanden kümmert, wenn ich aus dem fahrenden Zug springe? Vielleicht warten sie nur darauf. 'Vielleicht'. Bevor ich mich zurückhalten kann, schnellt meine Faust gegen die Wände des Zuges und ich kann sehen und spüren, dass die anderen zusammenzucken – Squall ausgenommen. Der elende Eisklotz fühlt nichts, ihn schockt nichts. Sicherlich ist er viel zu sehr vertieft in seinen Gedanken darüber, wie er mich loswerden kann. Aber hey, ich sollte die Schuld nicht bei ihm suchen; er hat nicht ausgeplaudert, dass wir vom Garden sind, sondern ich. So selten dämlich wäre Mister Eisklotz nämlich nicht. So dämlich wäre nicht mal Cifer. „Zell, alles in Ordnung?“; ich wende meinen Blick Rinoa zu, die gesprochen hat, antworte aber nicht und drehe mich wieder weg. Zum ersten Mal lässt Selphie sich während einer Zugfahrt hier blicken; das fehlt mir gerade noch. Ich ignoriere sie alle so gut wie möglich. „Hey, es ist niiiiiiiiicht deine Schuld, okaaaaaaaaay?“; nein, nicht okay. Es ist meine Schuld. Ich unterlasse es, das noch mal auszusprechen, denn sie wissen es ja eh alle. „Zell, niemand macht dir einen Vorwurf“; genau, Quistis. Niemand, ausgenommen die Garden-Schüler, die womöglich sterben, und ihre Familien und Freunde…ach, und ich. Sonst niemand. Da bin ich echt beruhigt. „Zell…“ – „Ist schon okay! Ich will es nicht hören. Erst recht keine Lügen! Versucht nicht, mir die Schuld abzunehmen, okay?! Ich weiß, ich habe es verbockt! Diese verdammte Scheinheiligkeit kann mir den Buckel runterrutschen.“ … Schweigen. Na bitte, geht doch. Bevor jemand zu einer Erwiderung ansetzt, schlendere ich an ihnen vorbei – gemächlich, ihnen genügend Zeit lassen. Erst als ich im Abteil des Zuges angekommen bin, entspanne ich ein wenig. Ich könnte mir die Haare ausreißen vor Wut! Und dann auch noch dieses geheuchelte Mitleid à la „Es war doch nicht deine Schuld“. Pustekuchen! Ich lasse mich auf die Sitze fallen und seufze. So hatte ich mir die Reise nicht vorgestellt. Ich dachte, wir bringen Cifer zur Vernunft und gehen nach Hause, aber es wird alles komplizierter als nötig. Cifer hilft einer Hexe, die uns alle auslöschen will – und ihn im Endeffekt wahrscheinlich auch. Ich stürze alle Gardens in den Untergang – ausgenommen des Galbadia-Gardens, möglicherweise. Könnte eigentlich kaum besser kommen. Die Tür geht auf. Es kümmert mich nicht im Geringsten. Ich will weder mit Quistis, noch Rinoa, noch Selphie reden. Natürlich meinen sie es nur gut, aber mir ist momentan einfach nicht danach. Es herrscht einige Minuten Stille; langsam werde ich ungeduldig. Die Luft ist wie elektrisch geladen und meine Wut steigert sich aus unerfindlichem Grunde ins Unermessliche. Was denn?! Kriege ich jetzt meine vierte „Du bist ja so unschuldig“-Predigt zu hören oder nicht?! „…“ – „…“ ARGH! Dann halt nicht. Ich will es eh nicht – „…Zell“. Mein Kopf schnellt nach oben. Ist nich wahr. Ich leide sicher unter akuten...Fata Morgana-Anfällen. Ist…nicht…wahr! Ich blinzle ein paar Mal, bis mir klar wird, was das soll. Squall Leonheart steht vor meiner Nase – na ja, fast – und schaut mich mit diesem Möchtegernbesorgt-Blick an, als würde es ihn auch nur im Geringsten interessieren, wie es mir geht. Nicht mit mir, ich bin doch nicht dämlich. Ich kann Eins und Eins zusammenrechnen; wahrscheinlich hat Rinoa ihn losgeschickt, mir doch zu sagen, dass ich keine Schuld trage. Denn wenn er es sagt, glaube ich es ja bestimmt. Mitnichten! Ich bin vielleicht nicht der Hellste, aber komplett blöde nun auch wieder nicht. Ich senke meinen Blick, kann ich nicht einfach meine Ruhe haben?! Vorwürfe kann man mir auch später machen. „…Was ist dein Problem…?“; ich warte ein paar Sekunden, bis ich ihn ansehe. „Das ist jetzt dein Ernst?“, frage ich ungläubig, er nickt jedoch nur und sieht beinahe unbehagen aus. Haha, Witz gelungen. Squall Leonheart, unbehagen; das funktioniert einfach nicht, Ich knirsche mit den Zähnen. Was mein Problem ist…? Ich würde mich gern beherrschen, aber es funktioniert nicht. „Was mein Problem ist?! Das kann ich dir sagen!“; ich springe auf und funkle ihn zornig an. „Mein Problem ist, dass meinetwegen hunderte von Menschen sterben werden. Es ist einzig und allein meine Schuld, weil ich meine große Klappe nicht halten kann. Im Gegensatz zu Leuten wie dir empfinde ich auch etwas, das sich Schuldgefühl nennt, aber das braucht Mister Perfect ja nicht! Dir ist es doch eh egal, was die Leute über dich denken und ob dich jemand hasst oder deinetwegen leiden muss. Verstehst du jetzt, was mein gottverdammtes scheiß Problem ist?“ – „…“ – „Das dachte ich mir!“ – „…“; Stille. Nur das Rattern des Zuges stört ein wenig. Wie gerne würde ich noch mehr sagen – oder schreien –, aber dann vergess’ ich mich. „…Zell“ ich blicke Squall erneut an. Was denn, was?! Habe ich ein Wort falsch betont? Los, korrigier mich schon! „…Komm wieder runter…“; …runterkommen? „Bitte was? Vielleicht würde ich mich ja beruhigen, hätte ich meine Ruhe. Ich will dein geheucheltes Interesse nicht, okay? Oh, oder warte, du willst mich loswerden, hm? Mir jetzt einreden, ich könnte mir schneller verzeihen, wenn ich ein wenig alleine unterwegs bin. Pustekuchen, aber in Ordnung. Sobald wie möglich seid ihr mich los, wenn das denn euer…-„ – „Zell!“ – „…“ – „… … …niemand will dich loswerden.“ Haha! Ich lache los. „Niemand will dich loswerden heißt dann wohl Quistis will dich nicht loswerden, weil du ihr so Leid tust. Schönen Dank auch.“ Er schüttelt den Kopf und senkt den Blick. „…Wir wollen dich alle nicht loswerden“. …ob er das… „Yo, Squall, das hätte ich dir beinahe geglaubt!“ – „…Ich meine es ernst“; ich auch…ich auch. „Klar, du sorgst dich ständig um jeden, besonders um mich…nicht.“ Stille. … „Du gehörst auch nicht gerade zu denen, die in einer Ecke rumschmollen, anstatt ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“ – „Du kennst mich doch gar nicht“ – „Aber du kennst mich viel besser?“ – „…“ – „…“ Zugegeben; eigentlich tue ich das nicht. Irgendwas muss ich sagen. Das ist jetzt…peinlich. „Ich…ich habe meine Gründe!“ – „Und ich nicht…?“ – „…nein! Was für Gründe?! Sag jetzt nicht, es kümmert dich; oh bitte, dann versteckst du deine Gefühle aber echt exzellent, solltest du dann aber vielleicht ablegen, damit Menschen dich verstehen können“ – „… …“. – „Was, doch nicht?“ … „…Squall Löwenherzlos…Mister Eisklotz. Willst du mir das damit sagen? Die Menschen, die dir so etwas erzählen, kennen mich doch gar nicht. Nicht mal Cifer würde dir etwas so dämliches auftischen.“ Cifer! CIFER! Wenn ich diesen gottverdammten Namen nur höre. „Hey, Zell“, ich blinzle ein paar Mal, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder Squall zuwende. „Du musst mir nicht glauben…kaum jemand tut das“; höre ich da Verbitterung in seiner Stimme? „…Niemand gibt dir vor, wie du zu sein hast…Mach dich einfach nicht selbst kaputt. Wenn nicht für andere, dann wenigstens für dich selbst. Vielleicht findest du irgendwann heraus, ob wir dir alle…Mitleid vorheucheln…“; bevor ich antworten kann, verschwindet er. Das ist zum Beispiel wieder typisch! Ich lasse mich wieder auf die Sitze sinken und seufze theatralisch. Was soll mir das jetzt sagen? ‚So wie meine einfühlsame Art vorbeigehen wird, wird es auch deine depressive’? Oder ‚Jeder hat Eigenschaften, die er kaum jemandem zeigt oder zeigen kann, aber man sollte sich überlegen, ob es Sinn macht, alles in sich hereinzufressen’? Mit so vielen Fragen im Kopf fühle ich mich fast besser. Ermüdet und ratlos, aber abgelenkt von der Hauptsituation. Irgendwann muss ich Squall wohl dafür danken. Dafür, dass er ist, wie er eben ist. --------------------------- 09.05.10 + 10.05.10 Fin. (: Endet abrupt, weil Xell immer noch absolut überrascht von Squalls Aktion und Rede ist. Bin ich eigentlich relativ zufrieden mit. Der nächste OS wird dann der über Laguna sein ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)