Vom Waisenhaus zur Traumvilla von Fakara-SK ================================================================================ Kapitel 16: Der geheimnisvolle Geschäftsführer ---------------------------------------------- Kapitel 16 Der geheimnisvolle Geschäftsführer Die Sonne stand schon hoch am Himmel als das Klingeln meines Handys, das neben meinem Kopfkissen vibrierte, mich weckte. Noch etwas verschlafen ging ich ran: „Kaiba.“ „Guten Morgen. Tsuichi mein Name. Sie hatten gestern um Rückruf gebeten.“ „Guten Morgen, Herr Tsuichi. Vielen Dank für ihren Rückruf. Ich möchte gerne mit Ihnen über die Geschäfte sprechen. Wann und wo kann ich mich mit ihnen treffen?“, erwiderte ich nun hellwach und hatte mich aufgerichtet. Meine volle Konzentration benötigte dieses Telefonat. „Heute Nachmittag um 16 Uhr habe ich Zeit. Im Bistro Domino. Wäre dies für Sie realisierbar?“ „Selbstverständlich. Auf Wiederhören“, damit legte ich auf und rief direkt meinen großen Bruder an. „Was gibt’s?“ „Wie wäre es erst mal mit einem ‚Guten Morgen‘?! Dieser Tsuichi hat mich gerade angerufen. Für heute Nachmittag habe ich einen Termin mit ihm vereinbart“, erklärte ich förmlich, obwohl mein erster Satz eher gereizt ausgedrückt worden war. „Ich verstehe. Vermassel es nicht. Ich verlasse mich auf dich“, damit legte er auf. Wiederwillig stand ich auf und machte mich fertig. ich überprüfte nochmals Finanzen und Aktien bis ich anschließend schon losfahren musste. Da ich ein überpünktlicher Mensch war, fuhr ich schon eine halbe Stunde vorher los und wartete – eine Viertelstunde zu früh – auf meinen vereinbarten Terminspartner. Eine Kellnerin fragte mich schon nach etwas zu bestellen. Sie fuhren hier auf Rollschuhen umher. „Danke, ich warte noch auf meine Verabredung“, blinzelte ich ihr freundlich zu. Wissend nickte sie und zog wieder von Dannen. So wartete ich, bis er dann um kurz vor 16 Uhr auftauchte. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd darunter und eine rote Krawatte auf der weiße Rauten eingestickt waren und eine silberner Anstecker in Form eines Sternes angeheftet war. Seine Haare waren viel zu lang für einen Mann und weiß wie Schnee. Langsam erhob ich mich und wir schüttelten die Hände während wir uns begrüßten. Daraufhin setzten wir uns, worauf seine ersten Worte waren: „Sie sind erstaunlich jung um die Verantwortung für eine Firma zu übernehmen.“ Mir fiel auf, dass er überhaupt nicht aussah, wie ein Japaner und einen Akzent hatte er auch nicht. Vielleicht war dieser Name auch nur ein Deckname. „Das Alter entscheidet nicht immer über das Verantwortungsbewusstsein und die Reife einer Person“, erwiderte ich freundlich und wir bestellten uns Kaffee. „Was ist der Anlass für Ihr arrangiertes Treffen?“, kam er sogleich auf den Punkt, nachdem er an seinem soeben überbrachten Koffeingetränk genippt hatte. „Um große Umschweife zu vermeiden, komme ich direkt auf den Punkt. Was ist der Grund, weshalb Sie immer weiter Aktien der Kaiba Corporation aufkaufen?“, fragte ich sachlich und in normaler Lautstärke. Seine Gesichtszüge verhärteten sich und das Lächeln verschwand: „Mich verwundert es doch sehr wie schnell Sie es bemerkt haben.“ „Das tut nichts zur Sache. Beantworten Sie die Frage“, forderte ich ihn ein weiteres Mal auf. „Seit Jahren benutze ich dasselbe Konzept Firmen zu erstehen. Sie sind die Erste, die mir vor meinem Sieg auf die Schliche gekommen ist.“ „Nicht wirklich dachten Sie heimlich, still und leise eine derart große und berühmte Firma einfach mal zu erstehen?! Das beantwortet immer noch nicht meine Frage“, erwiderte ich nochmals, dieses Mal wesentlich gereizter. „Ich habe meine Gründe, ob privat oder geschäftlich. Es geht Sie nichts an.“ Geschockt funkelte ich ihn wütend an, versuchte aber dennoch mich irgendwie unter Kontrolle zu halten: „Und ob mich das etwas angeht. Es hier um ein Unternehmen, das schon seit seiner Gründung im Familienbesitz steht.“ „Soweit ich weiß, ist die jetzige Familie Kaiba gar nicht blutsrein und verwandt mit dem Gründer und trägt diesen Namen aufgrund einer In Vergangenheit getroffenen Adoption. Sie sind ebenfalls noch nicht lange zugegen, also reden sie nicht von Familie.“ Woher hatte er diese internen Informationen?! So viel hatte Seto nie preis gegeben, weder über sich noch über Mokuba und gar nicht erst über mich. „Ob adoptiert oder nicht. Das geht sie erstens überhaupt nichts an, zweitens hat es nichts mit dem Sachverhalt zu tun und drittens kann so durchaus auch eine Familie geprägt sein! Wie viel Geld wollen sie?“ Ein hämisches Lachen drang aus seiner Kehle: „Aber, aber meine Liebe. Mir geht es nicht um das Geld. Den Grund und Zweck werden sie früh genug in Erfahrung bringen.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nochmals etwas härter als vorhin, als ich aufstand und mit beiden Händen auf den Tisch schlug. Er starrte auf meinen Gürtel. nicht auf die Seite auf der meine Deckbox befestigt war, sondern vielmehr auf meine Millenniumswaage. Davon ließ ich mich nicht beirren und fauchte: „Wenn sie es sich wagen sollten, noch eine einzige weitere Aktie zu erstehen, werden sie dies bitter bereuen. Wir sind nicht umsonst als derart skrupellos bekannt, Herr Tsuichi. Sie werden noch die ganze Macht der Kaiba Corp zu spüren bekommen.“ „Oh… Sollte ich jetzt Angst verspüren? Nur zu dumm, dass von dieser bald nicht mehr viel übrig sein wird und dann habe ‚Macht‘ von der sie so überzeugt zu sein scheinen. vielleicht besitze ich ja jetzt schon eine viel stärkere Macht als das was sie sich darunter vorstellen.“ Verächtlich und zugleich irritiert schaute ich ihn an, wagte mich erst mal nichts zu sagen. Eigentlich wäre dies ein sehr guter Zeitpunkt gewesen um ihn eiskalt alleine sitzen zu lassen und zu gehen. Doch sein vorausgehender Blick bezüglich meines Millenniumsgegenstandes ließ mich verweilen. Er bemerkte natürlich, was ich vor hatte und sprach weiter: „Vielleicht sollte ich ihnen demonstrieren, was ich meine. Wenn sie mir zu meinem Firmensitz folgen würden.“ Zu entsetzt um mich zu weigern und zu interessiert nahm ich sein Angebot an. Er bezahlte für mich mit, gab ein großzügiges Trinkgeld und ich fuhr mit meinem Motorrad hinter seiner kleinen Limousine her. Vor Ort angekommen wies er mich in seinen Räumlichkeiten ein und mir fiel auf, dass er sich in der kurzen Zeit, während ich im Foyer gewartet hatte, umgezogen hatte. Nun trug er ein helles Gewand mit hellblauen Stickereien. Es wirkte grotesk gegenüber der heutigen Zeit und dem Anzug, den er vorher getragen hatte. Er führte mich in eine riesige Halle aus Beton, in dem es eindeutig kühler war als überall sonst. Der Saal war nicht verputzt oder gefliest oder sonst etwas, die Decke bestand aus Gewölbe. Einfach nur unheimlich veraltet. Am Ende waren drei Schlangenköpfe mit offenen Mäulern eingemeißelt. Was war das hier? Der Raum wurde nur durch Fackeln erleuchtet und bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass es nicht nur einfache Beton bzw. Steinblöcke waren, welche die Wände darstellten, sondern vielmehr menschliche Abbildungen auf jedem Einzelnen eingemeißelt waren. Nicht auf allen, aber auf den meisten. Kleine Lücken fielen nicht wirklich auf. Es waren Leute die ältere Klamotten trugen, die vielleicht vor Jahrhunderten getragen wurden, aber auch Menschen mit neumodischem Kleidungsstil. Sehr unheimlich. Herr Tsuichi ließ mich mit Absicht so lange in Frieden um mir wahrscheinlich die Möglichkeit des genauen Umsehens zu ermöglichen. „Was ist das?“, fragte ich schließlich und sah ihn irritiert an. „Seelen.“ Was hatte das zu bedeuten? Ich hatte ja schon viele abgedrehte Sachen gesehen und gehört, seit dem ich die Waage besaß und Schah Dee begegnet war, aber das?! „Was hat das zu bedeuten?“, hakte ich nach. „Weißt du, was dein Schmuckstück an deiner Hüfte bedeutet?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich einem Fremden hierauf eine wahrheitsgemäße Antwort geben sollte, also schüttelte ich den Kopf. Er grinste zufrieden, als hätte er es erwartet: „Das alte Ägypten war schon ein verwunderliches Zeitalter.“ Meine Kinnlade klappte herunter. Woher zum Teufel…? „Woher ich das weiß? Tja immerhin bin ich 10.000 Jahre alt.“ Ich vermutete, dass es ein Scherz war und er mich vermutlich nur für dumm verkaufen wollte. Ein nervöses Lachen entglitt meiner Kehle und ich schluckte schwer als ich sagte: „Dann sind sie ja ein alter Opa nicht wahr? Erwarten Sie ernsthaft, dass ich Ihnen einen solchen Humbug glaube?“ Wieso sollte ich mich noch durch so etwas erschrocken fühlen und warum erstaunte mich das? Immerhin wusste ich doch nun Bescheid über Dinge, die vor 5.000 Jahre geschehen waren. Wieso auch nicht noch 5.000 Jahre obendrauf setzen. „Ich halte Sie nicht für dumm, Frau Kaiba. Immerhin spielen Sie doch auch eine so große Rolle in diesem Kampf. Sie sind der größte Faktor in dem der Pharao verletzlich ist.“ Er sprach die Titulierung mit einer derartigen Verachtung aus, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. „Ein Pharao, heutzutage? Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Lassen sie sich erst mal durchchecken bevor sie so ein Gespräch führen“, spielte ich weiterhin die Unwissende. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er nur eine Bestätigung für seine Theorie wollte oder ob er wusste wovon er sprach, würde er nichts aus mir heraus kriegen. „Speilen Sie nicht die Unwissende. Ich weiß genau, wer und was Sie waren. Damals sind wir uns schon einmal begegnet. Sie, als die kleine einzig richtig Vertraute des Pharaos Atemu. Sie waren der Grund weshalb er in die Knie ging. So zerbrechlich, dass er Sie um jeden Preis beschützen wollte. Dabei schienen Sie doch nur eine harmlose Kellnerin zu sein. Jedoch empfanden sie mehr füreinander. Natürlich hat man es nicht geduldet, etwas Niederes und einen Adligen heiraten zu lassen. Heute haben Sie vielleicht bessere Chancen“, frohlockte er bösartig und gab immer mehr von seinem Wissen preis. „Es reicht! Erzählen Sie mir das nur, wegen dieser Familienerbstück an meiner Hüfte?!“, fauchte ich gereizt. „Wenn Sie dächten, es wäre nur ein Erbstück und würden die Bedeutung nicht kennen, würden Sie es wohl kaum mit sich rumtragen. Nicht wahr? Ein Erbstück stellt man sich daheim in eine Vitrine oder schließt es in einem Tresor ein, aber etwas wie das, kann man nicht einfach daheim lassen. Der Besitzer sollte es bei sich haben.“ „Ich weiß es nicht. Sie ist ein außergewöhnliches Accessoires.“ „Sie können ihre Tarnung nicht endlos aufrecht erhalten.“ Aber so lange wie es mir nur möglich ist, dachte ich mir hinzu und starrte ihn nur verständnislos an. An schauspielerischen Fähigkeiten hatte es mir jedenfalls noch nie gemangelt. „Vielleicht ändern Sie ihre Meinung, wenn ich Ihnen einen Vorschlag unterbreite, den Sie nicht ablehnen können: Sie haben noch Erinnerung an das alte Ägypten, Sie wissen was für ein böser Pharao Atemu war. Ich möchte ihn unschädlich machen und seine Kraft für etwas Gutes nutzen. zur Verbesserung der Menschheit. zum Auslöschen alles Bösen auf dieser Welt.“ Ich riss die Augen weit auf: „Sie wollen ihn umbringen und ihrer Seelenwand hinzufügen?!“ „Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie auf die Idee kommen können, Ihnen auch nur ein Wort zu glauben. Sie haben versucht unsere Firma aufzukaufen. Wie sollte ich Ihnen vertrauen? Außerdem ist Menschen zu töten etwas abgrundtief Böses durch das man niemals etwas Gutes erschaffen kann. Ich lehne daher ausdrücklich ab.“ „Wie Sie möchten. Dann sind Sie aber auf der Gegenseite und ich müsste Sie bekämpfen“, bemerkte er drohend. „Lieber bekämpfe ich das Böse und setze mich für das wirklich gute im Menschen ein, als…“ „Moment. Gute Menschen?! Bei allem Respekt, Frau Kaiba. Sie wissen genau, wie das alte Ägypten regiert wurde. Sie wissen, was er für ein Pharao gewesen ist. Also erzählen Sie mir nicht, er gehöre zu den Guten“, unterbrach er mich hastig. „Wir sind alle nur Menschen, ob Adel oder Untertan. Ob viel macht oder keine. Jeder macht Fehler. Der eine größere, der andere kleinere.“ „Manche Fehler sind nicht zu entschuldigen, frau Kaiba.“ „Ich habe es nicht nötig hierüber mit Ihnen zu diskutieren. Ich gehe“, drehte ich mich um und verließ das Gebäude. Langsam fuhr ich mit dem Motorrad in das Hauptquartier und machte mir während des Weges Gedanken über die Worte des Firmenbesitzers. Mir wurde bewusst, dass ich die Leute, welche so weit von mir entfernt waren, an Bord des Zeppelins schrecklich vermisste. Der Augenblick an dem sie wieder hier sein werden, schien mir so ersehnenswert, dass ich nur noch daran dachte. Wie weit sie wohl gerade waren? Welches Unheil über sie gekommen war? Wie sehr man einen Menschen vermissen konnte, war schon erstaunlich. Zwischenzeitlich entschloss ich mich einen kleinen Spaziergang zu machen. So stellte ich das Motorrad in die Garage und lief durch das Industriegebiet und anschließend durch die Altstadt von Domino. Keiner der Freunde, die ich durch die Schule kennengelernt hatte, war aufzufinden. Vielleicht war jemand im dominanten gut besuchten Eiscafé. Dort waren oft viele Schüler und Jugendliche anzutreffen. Doch auch heute herrschte dort gähnende Leere. Als ich belanglos weiter trabte, sah ich schon von Weitem eine Ansammlung von Menschen vor dem Einkaufszentrum. Dort war auf einem riesigen Bildschirm, der am Gebäude angebracht war, ein Duell des Turniers zu sehen. Seto kämpfte gegen Yami. Desinteressiert schaute ich zu und schlürfte meinen Milkshake. Momentan war mir egal, wer gewann. Lust auf einen mies gelaunten Seto, wenn sie zurückkamen und er verloren hatte, war mir aber auch nicht lieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)