Vom Waisenhaus zur Traumvilla von Fakara-SK ================================================================================ Kapitel 1: Das ist mein Leben ----------------------------- Es war einer dieser heißen Augustabende und ich lag in kurzen Hosen und einem Bikini-Oberteil in einem Hochbett. Eine Etage unter mir lag meine Zimmergenossin Merian und den Luxus ein Einzelbett zu haben, genoss meine zweite Nachbarin Ann. Während ich meine Spielkarten durchblätterte, starrte die eine nur sinnlos Löcher in die Luft und die Andere tat es ihr gleich, schwärmte jedoch noch zusätzlich vor sich hin. „Hey Sarah, sag mal. Was würdest du alles tun um hier raus zu kommen?“, fragte Merian. Sie hatte smaragdgrüne Augen und dunkles Haar, welches ihr bis zu den Ellbogen reichte. Sie trug eher lockere Kleidung und schminkte sich nie. Ann dage-gen war ein typisches Modepüppchen, dass immer enge, figurbetonte Klamotten trug, die blonde Haarpracht jeden Tag anders stylte und in dessen Gesicht es mehr Schminke vorzufinden gab als in jeder Kleindrogerie. „Wie kommst du denn darauf?“, antwortete ich, die Durchschnittsfrau, die sich mal lässig und mal extrem fein anzog, mit einer Gegenfrage. Ich hatte langes kastanien-braunes glattes Haar, das mir in seinem Stufenschnitt über die Schultern fiel. „Sag mal, bitte“, hakte sie nach. Ich seufzte frustriert und entgegnete mit monotoner Stimme: „Ich würde mich sogar von meinem größten Vorbild wissentlich blamieren.“ Nun war es schon wieder soweit, ich hatte Anns Neugier geweckt: „Und wer ist es?“ „Denk ja nichts Falsches! Ich vergöttere ihn nicht. Er ist nur ein Vorbild. Ich meine Seto Kaiba.“ Merian quietschte entzückt. Na toll! Warum musste ich nur in einem Zimmer mit diesen Groupies hausen. Da das Bett wackelte, wusste ich das Merian nun aufstehen würde um mir ins Gesicht zu sehen. ich war immer noch mit meinen Spielkarten beschäftigt, als diese gluckste: „Irgendwann wird mein Traumprinz mich finden und in seiner Limousine von hier weg bringen.“ So langsam fragte ich mich, wovon die eigentlich nachts träumten!? Traumprinz…. Limousine… Immerhin waren wir hier im Jugendheim! Das Einzige was es hier gab, waren Rowdys, Waisenkinder und Verrückte. Wer würde hier erwarten, dass ein Traumprinzen herkommen würde?! Wenn einer hier her kam, dann nur um seinen Ruf aufzubessern, als Promotion. „Also ihr könnt gerne weiter träumen. Ich werde zu Herrn Tennma gehen und ihn um Erlaubnis bitten, dass ich einen Spaziergang machen darf“, damit stand ich auf, zog mir eine Jeans, die mir bis zu den Knien ging, an, Pumps und ein kariertes Poloshirt. Was mich am meisten störte, für alles was man machen wollte, musste man Herrn Tennma – den Heimleiter – um Erlaubnis bitten. Dabei spielte es keine Rolle, wie alt man war. Mit 21 würde man dann von diesem Leiden befreit sein und durfte hier ausziehen. Aber bis dahin hatte ich mit meinen lächerlichen 16 Jahren noch lange Zeit. „Dürfen wir mitkommen?“, bettelte Ann mit Hundeblick. Ich verdrehte die Augen und bedeutete mit einer Geste mein Einverständnis. So hatte ich mir zwei Kletten eingefangen, die ich nun mit mir rumtragen musste. Ich klopfte an die Tür des Büros des Heimleiters und trat erst ein, als das Herein ertönte. „Entschuldigen Sie die Störung, Herr Tennma. Ich wollte um die Erlaubnis für einen Spaziergang außerhalb dieser Gemäuer bitten. Meine Zimmerkameraden würden mich gerne begleiten.“ Die Höflichkeit tat ich wahrlich gut beherrschen. „In Ordnung, jedoch seid pünktlich zum Nachtprogramm um 22 Uhr wieder hier.“ Ich nickte, verbeugte mich dankend und schloss die Tür wieder. Eigentlich war ich eine kleine arrogante Besserwisserin, aber sobald ich etwas wollte, setzte ich alles daran es zu bekommen. Deshalb hatte ich mir diese extreme Höflichkeit angeeignet. So stolperten wir los und ich zündete mir beim Verlassen des Heimgeländes direkt eine Zigarette an. Während ich am Nachdenken war, diskutierten Ann und Merian darüber, welche Outfits Seto Kaiba am besten standen. Dieser war Leiter eines großen Unternehmens das Spiele herstellte und der reichste Mann in der Gegend. Nicht nur dies, zudem war er für seine eiskalte Geschäftsführung und seine Arroganz bekannt. Seine Erfindungen zur Projektion der Spielfiguren, die sich auf Karten befanden, mit Hilfe eines integrierten Chips auf der Spielkarte, gingen um die Welt. Momentan gab es riesige Arenen, auf denen man sich gegenüberstand und beide Duellanten – wie man die Spieler nennt – hatten vor sich ein Spielbrett, auf das sie die Karten gemäß Spielregeln hinlegen konnten und das Brett las die Karten automatisch, ob sie nun verdeckt oder aufgedeckt waren. Gerüchten zufolge tüftelte er momentan an einer handlicheren Form, mit der man immer und überall spielen konnte. Sie nannte sich Duelldisk. Man konnte eine Art Brett an seinem Unterarm festschnallen und dort die Karten in verschiedene Schlitze hinein schieben. Zwei Reflektoren konnte man dann in seinem Umfeld aufstellen, diese projizierten dann die virtuellen Kreaturen. Ich konzentrierte mich wieder genauer auf das Gespräch der beiden Mädels. „Die Schuluniform steht ihm schon mal gut. Mit dem weißen Mantel sieht er aber einfach nur heiß aus“, meinte Ann. „Also mit dem Weißen gebe ich dir Recht, aber die Farbe Blau steht ihm ganz und gar nicht“, fügte Merian hinzu. „Also wenn ihr mich fragt, sieht er immer gut aus“, trug ich bei. Verwundert starrten beide mich an, als wäre ich von den Toten wiederauferstanden. Also wechselte ich schnell das Thema, um dieser unnötigen Diskussion ein Ende zu setzen: „Wohin wollt ihr gehen, außer Kaiba stalken?“ Die beiden Groupies begannen zu strahlen und ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Es war ein fataler Fehler gewesen, dies zu erwähnen, denn nunmehr wollten sie dies wahrscheinlich wirklich tun. Sie hüpften schon fast im Kreis und frohlockten: „Wir gehen zu Kaiba!“ Diesen Satz wiederholten sie einige Male, bis ich mich ergab und mit ihnen zu dem Hauptsitz seiner Firma ging. Wenn die Beiden so weiter machten, würde ich bald mit dem Trinken anfangen oder diverse andere schädliche Dinge in mich pumpen. Während wir liefen, ließ ich Ann und Merian ihre Gespräche fortführen und wagte es mich nicht noch einmal etwas hinzuzusetzen, weil mir das als unsinnig erschien, gerade weil ich schon einen Fehler mit meinen Worten begangen hatte. Auf dem riesigen Platz vor dem Hochhaus blieben wir stehen. „Wollt ihr auch reingehen oder nur das Gebäude anstarren?“, fragte ich gereizt. Ge-schockt und angsterfüllt schauten sie drein. Sie waren echt zwei Angsthasen. Erst große Sprüche und dann einen Rückzieher machen. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern: „Dann gehe ich alleine rein.“ „Was hast du vor?“, fragte Merian entgeistert und ich befürchtete sie würde gleich anfangen zu zittern. „Das kannst du nicht bringen! Die lassen dich doch gar nicht erst rein!“, fügte Ann hinzu. Verspielt blinzelte ich ihnen zu: „Das lasst mal meine Sorge sein. Setzt euch solange darüber auf die Bank. Alleine schaffe ich das, aber mit euch im Schlepptau wäre es wirklich unmöglich.“ So ging ich zielstrebig hinein. In dem riesigen Empfangsbereich fing mich direkt ein großer stämmiger Mann im Anzug ab: „Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen helfen?“ „Danke, ich bin mit der Raumverteilung vertraut. Ich möchte nur zum Büro von Herrn Kaiba, wenn Sie gestatten. Er müsste von meinem Erscheinen informiert sein“, drehte ich mich zu ihm um, stand selbstbewusst vor ihm und bemühte mich genug Arroganz zur Einschüchterung vorzubringen. „In welcher Angelegenheit? Wie ist denn Ihr Name, bitte schön?“, hakte er nach. Jetzt hatte ich die freie Auswahl zwischen zwei Ausreden. Entweder ich sei eine Cousine, die von weit her angereist war oder… ich entschied mich für Letzteres. „Wie unhöflich von mir, mein Name ist Sarah McLallen, ich hatte mich als Sekretärin des Herrn Kaiba beworben. Er lud mich persönlich zu einem Vorstellungsgespräch ein.“ Der muskulöse Türsteher runzelte die Stirn und erwiderte, dass ihm hiervon nichts gesagt worden wäre. Er bot mir an, einen Moment Platz zu nehmen und er wollte dies überprüfen. Ich setzte mich auf eine Bank aus Mahagoni, deren Sitzfläche mit rotem Leder überzogen war. Einige Zeit verstrich, als sich die Aufzugstür öffnete und ein junger Mann in weißem Anzug heraus trat. Der Stämmige fing ihn sofort ab, sagte irgendetwas und deutete unauffällig auf mich. Augenblicklich erhob ich mich und erwartete das Ankommen der Beiden. Meine Knie drohten weich zu werden, deshalb bemühte ich meinen ganzen Körper anzuspannen ohne steif zu wirken. Eins stand nunmehr fest, dass er im Anzug wirklich fabelhaft aussah, ohne jeglichen Makel. Kapitel 2: Ich + Er = Wir ? --------------------------- Kapitel 2 Ich + Er = Wir? „Guten Tag, Herr Kaiba. Ich bin sehr erfreut, Sie persönlich kennen lernen zu dürfen“, hielt ich ihm meine Hand hin. „Angenehm. Ich wusste nicht, dass ich ein Engagieren einer Sekretärin angeordnet hatte. Wie kommt es nun, dass eine junge Frau vor mir steht und behauptet als solche bei mir tätig werden zu wollen?“, hob er beim Reden eine Augenbraue und schaute mich durchdringend an. „Ich bitte um Erlaubnis dies in Ihrem Büro besprechen zu dürfen. Ich fände es angemessener ungestört hierüber zu rezitieren.“ Er nickte einverstanden und sagte beiläufig zu dem Mus-kelprotz: „Du hast es gehört, Roland. Ich bitte nicht gestört zu werden.“ „Sehr wohl, Herr Kaiba.“ Nun wand er sich wieder mir zu: „Folgen Sie mir doch bitte.“ „Gerne.“ Er führte mich in den Aufzug, drückte auf den Knopf mit der Zahl 9 und wir schwie-gen uns an, bis wir in seinem Büro angekommen waren. Für mich war es doch sehr verwunderlich, dass er sich so gut ausdrücken konnte, denn mei-ner Recherche zufolge sollte er erst 19 Jahre alt sein. Wie außergewöhnlich war es zuzüglich, dass ein Jugendlicher in diesen jungen Jahren schon seine eigene Firma besaß, aus diesem Grund machte ich mir deswegen keine Gedanken mehr. „Nehmen Sie doch Platz“, bot er an und deutete mit seiner flachen Hand auf die Couch. Die-ses Angebot nahm ich dankend entgegen und er setzte sich ebenfalls auf seinen Bürostuhl. „So, wie kann ich Ihnen nunmehr behilflich sein?“, er faltete seine Hände in seinem Schoß. Ich blieb gerade sitzen, während ich mit meiner Rede begann: „Hören Sie, ich wollte hier die Initiative ergreifen um ein persönliches Gespräch mit Ihnen führen zu können. Eine andere Möglichkeit Sie in einer anderen Art und Weise ansprechen zu können, vermag ich nicht zu erkennen. Wenn Sie mir die Chance geben könnten mich vorzustellen und gerne würde ich in Ihrer Firma kompetentes Fachwissen mit einbringen, wenn Sie mir eine Stelle anzubieten hätten. Nicht dass Sie einen falschen Eindruck von mir bekommen, ich bin kein Groupie von Ihnen. Ich bewundere Ihre Arbeit, was Sie erschaffen haben und Ihre Persönlichkeit.“ Er legte seinen Kopf schief und dachte darüber nach. Langsam streifte ich mein Haar zurück und setzte ein Lächeln auf. Herr Kaiba lehnte sich vor und meinte: „Und was denken Sie, sind Ihre Vorzüge, aufgrund denen ich Sie einstellen sollte?“ „Ich bin damit vertraut Termine zu verwalten, Geschäfte abzuwickeln und mit der Vermittlung zwischen Geschäftsparteien. Am Besten überzeugen Sie sich jedoch selbst von meinen Fä-higkeiten. “ Er schmunzelte sein schiefes, arrogantes Lächeln: „Wenn Sie Zeit hätten, würde ich dies gerne in Augenschein nehmen, denn wie Sie bereits ausführten, erzählen können Sie viel. Wie wäre es, wenn Sie nächste Woche bei mir auf Probe arbeiten?“ „Es wäre mir ein Vergnügen“, lächelte ich hoch erfreut. „Spielen Sie Duell Monsters?“, erkundigte er sich höflich. „Ja, das tue ich.“ „Wenn Sie mögen, gewähre ich Ihnen schon einmal einen Einblick in die verschiedenen Ab-teilungen meiner Firma. Insbesondere würde ich mich freuen, wenn Sie sich eine Runde mit mir duellieren würden“, bot er an. „Ich wäre entzückt“, bejahte ich strahlend. So erhob er sich und ich tat es ihm gleich. Wäh-rend wir umher gingen und er mir sehr viel erklärte, stellte er mir zwischendurch auch einige persönliche Fragen. Es gab nur eine Frage, die ich abwehrte. Woher ich kam, erzählte ich ohne weitere Probleme. Warum sollte ich auch meinen Aufenthalt im Heim verheimlichen, dies war nicht mein Verschulden und vorbestraft war ich sicherlich nicht. Die Frage um die es sich handelte, beinhaltete den Aufenthalt meiner leiblichen Eltern. „Entschuldigen Sie, aber ich möchte hierüber nicht sprechen.“ „Wem entstammt der Name McLallen?“, hakte er nach. Anscheinend war er mindestens genauso dickköpfig wie ich es war, was die Durchsetzung seines Willens anging. „Es ist der Name meiner damaligen Adoptiveltern, die mich vor einem halben Jahr zurück-brachten“, beantwortete ich widerwillig. Ob meine Sturheit gegenüber meiner Vergangenheit eher schlecht auf dieses Vorstellungs-gespräch einwirken würde oder positiv würde sich noch zeigen. Denn man konnte höflich sein oder es als ein Zeichen von Schwäche ansehen. Da ich mir sehr sicher war, dass er nicht locker lassen würde bis er vollkommen informiert war und er schon zur nächsten Frage ansetzte, kam ich ihm zuvor: „Meine leiblichen Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben.“ Zufrieden schaute er mich an: „Nicht nur Ihnen ist Schreckliches widerfahren, Frau McLallen. Sie sind eine starke Persönlichkeit, ich bin mir sicher, dass Ihnen noch einiges zuteil werden wird.“ Es war äußerst ungewöhnlich, wie sehr er mir gerade schmeichelte, dennoch gefiel es mir und es war ein Anreiz mich in Zukunft noch mehr anzustrengen. „Ich danke Ihnen vielmals.“ „Nachdem ich Ihnen die wichtigsten Abteilungen vorgeführt habe, darf ich Sie nun zu einem kleinen Wettstreit auffordern?“, warf er ein. Zustimmend nickte ich und wir gingen in eine große Arena, wo er mir eine Scheibe gab, die am Unterarm zu befestigen war. Also stimmten die Gerüchte über die neue Erfindung. Unser Duell verhielt sich ziemlich ausgeglichen und seine Strategie mindestens so gut, wenn noch besser durchdacht wie meine. Am Ende schlug er mich, wenn auch nur knapp. Das Wunder war, dass ich mich nicht ärgerte. Ganz im Gegenteil, ich freute mich sogar darüber. Er war der Erste, der mich jemals geschlagen hatte, was mich nicht wundern dürfte. Er war einer der Besten in seinem Fach, was auch logisch war, denn er hatte jeden Tag mit diesem Spiel zu tun. „Es hat mir sehr viel Freude bereitet. Sie sind gut. Ich hoffe, wir können dies wiederholen. Bezüglich eines Termins für das Probearbeiten, werde ich auf Sie zukommen. Würden Sie mir bitte eine Telefonnummer hinterlassen, auf der ich Sie erreichen kann?“, meinte er, wäh-rend wir uns die Duell Disks abnahmen. Ich schrieb sie auf einen Zettel, den er mir reichte und er führte mich aus dem Gebäude. „Es hat mich gefreut Sie persönlich kennen zu lernen, Herr Kaiba.“ Wir schüttelten uns die Hände und er antwortete: „Mich ebenso, Frau McLallen. Ich werde Sie in den nächsten Tagen telefonisch kontaktieren.“ Sobald er die Hand los ließ, ging ich hinaus und wagte nur noch einen kurzen Blick über die Schulter. Er stand immer noch da und schaute mir hinterher. Bei Ann und Merian an der Bank angekommen, sprangen diese auf und wiederholten immer wieder die Frage, wie es war und warum ich solange weg war. „Ich habe mich bei ihm als Sekretärin beworben und er hat mit mir einen kleinen Rundgang durch den Komplex gemacht. Dann haben wir uns eine Runde duelliert“, erzählte ich, um sie zu beruhigen. „Und wer hat gewonnen?“, hakte Ann nach. „Er natürlich!“, meinte Merian hochnäsig. „Ja, aber anfangs war es ziemlich ausgeglichen!“, verteidigte ich mich. Die Beiden jubilierten über den Sieg ihres Vorbildes, dass sie meine Bewerbung schon wieder vergessen hatten und gar nicht auf die Idee kamen zu fragen, wie es nun weiterging. In Gedanken schimpfte ich sie als Groupies, doch das konnte meine gute Laune nicht verder-ben. Auf dem Rückweg zum Heim, genehmigte ich mir noch eine Zigarette. Das war der Sieg des Tages und ich freute mich innerlich so heftig, dass mein Herz nicht mehr aufhören konnte, gegen meine Rippen zu hämmern. Im Heim angekommen trennte ich mich von den Beiden mit dem Argument, noch mit dem Leiter sprechen zu müssen. Das ak-zeptierten sie und ich schlenderte zu ihm. An der Tür klopfte ich, trat ein als ein „Herein“ er-tönte. Hinter mir schloss ich vorsichtig die Tür und entschuldigte mich für mein unangemel-detes Erscheinen: „Darf ich Sie um einen Gefallen bitten, wenn nichts dagegen spricht. Für die nächste Woche habe ich einen Praktikumstermin und könnte deshalb nicht an allen Pro-grammen hier teilnehmen. Wäre es möglich mich insoweit zu entbehren?“ So kam ich direkt auf den Punkt und musste nicht um den heißen Brei reden. „Ein Praktikum? Das freut mich für dich, Sarah. Wo hast du denn das Praktikum und als was?“, fragte er interessiert und bot mir mit einer Handbewegung an mich zu setzen. „Danke. In der Kaiba Corporation als Sekretärin. Ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch bei Herrn Kaiba und ich vermute, dass er mich gut fand“, setzte ich mich auf den Stuhl ge-genüber von ihm am Schreibtisch. Sichtlich erfreut und gespannt lehnte er sich vor: „Sie wol-len also dort eine Festanstellung erwerben?“ Eifrig nickte ich: „Ja, dadurch könnten sich meine Karrierechancen deutlich erhöhen. Viel-leicht verdiene ich richtig gut. Außerdem könnte ich mir sehr gut vorstellen mit ihm zusam-men zu arbeiten.“ „Wirst du dann eine eigene Wohnung beziehen?“ „Nun mal langsam mit den jungen Pferden! Alles was passieren wird, lässt sich nun noch nicht absehen, doch seien Sie nicht in Sorge. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten“, lachte ich gewitzt und stand wieder auf um mich zu verabschieden. Sodann ging ich auf das Zimmer, wo ich meine Schuhe auszog und mich ins Bett legte. „Was hast du mit Herrn Tennma besprochen?“, erkundigte Merian sich. „Ich habe ihm vom Praktikum erzählt und ob es möglich wäre mich dafür nächste Woche von dem Programm zu rehabilitieren.“ „Praktikum bei Kaiba! Ich will auch! Die ganze Zeit so nah bei ihm zu sein“, schwärmte Ann und schon hatten beide wieder den Sinn für Realität und unser Gespräch verloren. „Es gibt noch genug andere Männer auf der Welt und immerhin könnt ihr euch Kaiba nicht teilen!“, bemerkte ich angestrengt. „Aber keinen Mann, der so einzigartig ist wie er“, betonte Merian böse. „Jeder Mann ist einzigartig und ich verstehe nicht, was an Kaiba so attraktiv sein soll. Klar besitzt er Ausstrahlung und so weiter, aber vergöttern? Nein…“, davor sträubte ich mich wahrlich. Ihm war ein gewisser Respekt zuzuschreiben und er war wirklich ein Mann vor dem man den Hut abnehmen musste, aber ich könnte ihn niemals lieben, da stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich zückte meine Spielkarten, die ich liebevoll begutachtete und sortierte sie auf meinem Schoß und holte aus meinem Rucksack, der auf dem Schrank lag, eine silberne Metallbox hervor, in dieser befanden sich noch zwei weitere Stapel Karten. Zwar besaß ich nicht wirk-lich Seltene, dennoch lag mir jede Einzelne am Herzen, wie ein teures Schmuckstück. Die überschüssige Zeit nutzte ich um mein Deck, wie man die Karten nannte, welche man für das Spiel benutzen durfte, neu zusammen zu stellen. Dieses durfte mindestens 40 und ma-ximal 60 Karten beinhalten. Es ging darum mächtige Karten miteinander zu kombinieren und schwache für stärkere Monsterkarten, diese waren es mit denen man kämpfte, während des Spiels zu opfern. Mit sogenannten Zauberkarten konnte man die Macht seiner Monster ver-stärken und dann gab es noch Fallenkarten mit der Fähigkeit, Strategien des Gegners zu Nichte zu machen, in dem man Monster, Zauber- und Fallenkarten zerstörte oder einen An-griff auf seine eigenen Monster abwehrte. So sortierte ich meine Karten neu und baute auf einer überwiegenden Angriffsstrategie auf, aber fand ein gutes Mittelmaß mit Verteidigung. Als ich fertig war und die Metallbox wieder zurück gestellt hatte, überfiel mich schlagartig die Müdigkeit. Doch ich schaffte es gegen diese stand zu halten und blieb wach. In diesem Au-genblick klingelte mein Handy und ich war augenblicklich hellwach. „McLallen“, nahm ich den Anruf an. „Kaiba am Apparat. Guten Abend, Frau McLallen. Ich hoffe ich störe Sie nicht zu solch später Stunde.“ „Ganz und gar nicht, Herr Kaiba. Wie geht es Ihnen?“ Genau in demselben Moment, als ich das fragte, hätte ich mir am Liebsten eine Ohrfeige für diese Frage verpasst. Wie kann man so etwas nur in der Art und Weise seinen zukünftigen Boss fragen?! „Sehr gut, ich hoffe Ihnen auch.“ „Bestens, danke.“ „Ich erwarte Sie Montagmorgen um 08:00 Uhr in meinem Büro, falls Sie den Job noch haben möchten.“ Im Geist machte ich Luftsprünge, vergaß dabei vor lauter Aufregung fast zu antworten: „Ja, gerne. Ich freue mich.“ „Ganz meinerseits. Wiederhören.“ „Wiederhören“, ich beendete das Gespräch und gab sofort ein erfreutes quietschendes Ge-räusch von mir. „Du hast den Job?“, fragten die Beiden zeitgleich. Eifrig nickte ich. Dann begann ich sofort mir über die Gegenwart im Klaren zu werten. Heute Abend musste ich lediglich noch den Motto Abend überstehen und da wir am Wo-chenende sowieso genug Freizeit hatten, konnte ich mich da ausschlafen. Jeden Freitag gab es einen Motto Abend und diese Woche lautete das Motto „Girls just wanna have fun“. Was sollte man denn diesbezüglich anziehen? Ich entschied mich für ein verspieltes Outfit mit vielen Accessoires und schminkte meine Augenlider farblich passend, zusätzlich ein Hauch von Röte auf meinen Wangen und ein roter Lippenstift. Darunter ein paar Plateauschuhe. „Und kann ich mich so unter Menschen blicken lassen?“, fragte ich meine Zimmergenossin-nen nach Ihrer Meinung. „Der rote Lippenstift ist etwas übertrieben, etwas Lipgloss hätte gereicht. Aber ansonsten sieht es gut aus“, antwortete Merian. Also wischte ich mir den Lippenstift wieder ab und trug ein wenig Lipgloss auf. Ann und Merian machten sich nicht so viel Mühe mit dem Einkleiden nach Motto. Der Abend verging recht schnell, denn es war im Aufenthaltsraum wie in einer Disko eingerichtet mit gedämmten Licht, guter Musik und Blitzlichtern. Das Einzige was fehlte, waren die Jungs. Das war ein klarer Nachteil an einem Mädchen-waisenhaus. Das Wochenende hingegen zog sich länger hin. Ich veranstaltete mit meinen Zimmergenossinnen und ein paar anderen Mädels Spielabende, bei denen wir eigentlich hauptsächlich Duell Monsters spielten. Im Endeffekt wollte dann niemand mehr gegen mich antreten, weil ich ständig haushoch ge-wann. Dafür gab ich allen dann immer gute Tipps. Als sich endlich auch der Sonntag seinem Ende zuneigte, machte ich mir über meinen ersten Praktikumstag Gedanken. Würden wir uns immer noch so gut verstehen, wie bei unserem gemeinsamen Rundgang? Was war es wirklich, was er über mich dachte? Letzteres war nicht sehr von Bedeutung, denn sonst würde er mich kaum so Willkommen in seiner Nähe heißen, wenn ich keinen guten Eindruck hinterlassen hätte. Nunmehr wollte ich für immer bei ihm sein, so gesagt ein Teil in seiner kleinen Familie. Da ich nie eine richtige Familie hatte und es mir im Gefühl lag, dass wir zusammen gehörten. Ich fragte mich, wie er wohl darüber dachte und ob er mich zusammen mit seinem kleinen Bruder akzeptieren konn-te. Mir war bewusst wie er war, was seine insgeheimen Ängste waren. Was er nicht wusste, dass ich seinen Lebenslauf jahrelang studiert hatte. Denn eigentlich war es von Anfang an mein Ziel gewesen von ihm aufgenommen zu werden. Wenn es sein musste auch mit Gewalt. So machte ich mir meine Gedanken, die wohl sehr beunruhigend waren. Einerseits verurteilte ich Ann und Merian dafür, dass sie solche Groupies waren und andererseits wollte ich zu Kaibas Familie gehören. Ein Teil von ihm sein, wo ich doch eigentlich nur vorgab, dass er ein Idol von mir sei. Das ist eine Lüge. Ich will zu seiner Familie gehören. Ich will, dass er mich adoptiert! Schließlich suchte mich die Müdigkeit auf und ich schlief friedlich ein. Kapitel 3: Praktikumszeit ------------------------- Kapitel 3 Praktikumszeit Mein Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf, doch da mich so viel Euphorie für den heuti-gen Tag durchströmte, stand ich gerne auf. Das Wochenende war so schnell vorüber ge-gangen, wie es gekommen war und dies bedeutete, es war Zeit für mein Praktikum. Die Frage, was ich anziehen soll, hatte ich am vorigen Abend schon geklärt. Einen schwarzen Stoffrock bis zu den Knien, schwarze Lack High-Heels und eine weiße Bluse, bis über die Ellbogen. Um mir den langen Fußmarsch zu ersparen, bestellte ich ein Taxi. Zwar hatte ich nicht viel Geld im Monat zur Verfügung, aber gewisse Dinge konnte ich mir ab und an doch gönnen. Als ich am Gebäude ankam, den Fahrer bezahlt hatte und ausstieg, loderte doch ein wenig Nervosität in mir auf. Hinter meinem Rücken fuhr das Taxi weg und ich wagte einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war 20 Minuten vor 8, also hatte ich noch Zeit für eine Zigarette. Langsam genoss ich diese, während ich aus meiner Tasche einen kleinen eingeschweißten Zeitungsartikel hervor nahm. Der Artikel war über 13 Jahre alt. Es handelte sich um einen Verkehrsunfall. Der Ver-kehrsunfall bei dem meine Eltern ums Leben kamen. Ich hatte ihn noch nie aus der Hand gegeben. Er war ein wesentlicher Bestandteil meiner selbst. Langsam steckte ich ihn wieder ein und warf den Zigarettenstummel in einen Gullideckel. Motivierter ging ich nun in das Gebäude und der Türsteher wies mich direkt weiter: „Herr Kaiba erwartet Sie schon. Gehen Sie nur hoch, Sie sagten bereits, dass Sie mit unserer Zimmereinteilung bestens vertraut sind, nicht wahr?“ „Ja, das sagte ich. Vielen Dank“, antwortete ich höflich, stolzierte zum Aufzug und drückte den Knopf mit dem Pfeil nach oben. Die Tür ging auf und ich betätigte die Taste mit der Zahl 9. Wenn ich mich richtig entsann, sollte sein Büro in diesem Stockwerk liegen, jedoch hatten wir uns damals so viel angesehen, dass ich mir nun nicht mehr sicher sein konnte. Oben angekommen klopfte ich an die Tür auf deren Schild „Privatbüro Seto Kaiba“ stand. Nach dem gewohnten Herein trat ich hinein. „Guten Morgen, Frau McLallen. Nehmen Sie doch noch einen Moment Platz. Ich bin gleich für Sie da“, begrüßte er mich, als ich gerade die Tür hinter mir schloss und setzte mich auf das Sofa. Er saß vor seinem Monitor des PCs, klickte mit der Maus und schrieb ab und an ein paar Mal etwas auf der Tastatur. „Und sind Sie bereit für Ihren ersten Praktikumstag?“, lächelte er freundlich, wendete seinen Blick jedoch nicht vom Bildschirm ab. Es erschien mir jedoch gruselig, dass der sonst so ar-rogante, hochnäsige Kaiba gut gelaunt und fröhlich erschien. „Ja, das bin ich“, antwortete ich knapp um die Nervosität in meiner Stimme zu verbergen. Er wendete sich vom Computer ab und stand auf: „Dann geleite ich Sie zu Ihrem heutigen Arbeitsplatz. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“ „Liebend gern“, erhob auch ich mich und folgte ihm ein Stockwerk tiefer. Dort arbeiteten die Ingenieure an der Vervollständigung des neuen Spielgerätes, dass das Duellieren vereinfa-chen sollte. „Da es Ihr erster Tag ist, möchte ich, dass Sie sich heute die Arbeit der Ingenieure anschauen und Ihnen vielleicht etwas unter die Arme greifen. ich hole Sie um 12 Uhr dann wieder ab. Bis dann und viel Spaß“, erklärte er und verließ mich dann. „Mein Name ist Krade, guten Tag. Ich werde Sie für diesen Vormittag begleiten. Sollten Sie Fragen haben, zögern Sie nicht diese zu stellen“, kam ein junger Mann auf mich zu. Er hatte einen Drei-Tage-Bart, eine rechteckige Brille und einen weißen Laborkittel an. Dann erklärte er mir, was hier genau gemacht wurde. Hier wurde an Design, Technik und Handlichkeit der Duell Disks gearbeitet, ob sie funktionierten testete man ein Stockwerk tiefer. Zudem erklärte und zeigte er mir das Innenleben der Spielkonsole. Als er mir soweit die grundlegenden Dinge veranschaulicht hatte, wollte er etwas Persönliches von mir wissen. Ich wappnete mich gegen das Schlimmste und er fragte: „Sind Sie mit Herrn Kaiba verwandt?“ Höchst erstaunt hob ich eine Augenbraue in die Höhe: „Nein, wieso fragen Sie?“ „Oh, nur so.“ Sofern mir dieser Mann vorher noch sympathisch gewesen war, hatte er jetzt jede Art von Sympathie mit dieser Frage eliminiert. Wie kam er denn darauf? Es war mittlerweile schon kurz vor 12 und ich saß mit dem Mann am Schreibtisch und schaute ihm dabei zu, wie er an dem Innenleben einer der Disks rumhantierte. „Na, Frau McLallen. Sind Sie bereit?“, legte mir jemand die Hand hinten auf die Schulter, an der Stimme erkannte ich sofort wer es war. Mit offenem Mund starrte der Mann vor uns wiederum von mir auf Kaiba und wieder zurück. Diese Vertrautheit war auch ich nicht gewohnt, dass er mich anfasste. Dabei legte ich doch eigentlich wert auf etwas Abstand. Wie lange kannte ich ihn schon, ein paar Tage, obwohl man dies wahrlich nicht als kennen bezeichnen könnte. Weshalb war er so anders, als man sonst über ihn hörte, als er sich sonst in der Öffentlichkeit gab. Die Reaktion des Mannes ließ ganz deutlich darauf schließen, dass Herr Kaiba sich sonst nicht so verhielt. Konnte es etwa sein…? Nein… Unmöglich. „Bereit wofür?“, ich stand auf, drehte mich in seine Richtung und schaute ihn verwundert an. „Würden Sie mich zu einem gemeinsamen Mittagessen begleiten. Ich lade Sie natürlich ein“, hielt er mir auffordernd seinen Arm hin. Das Letzte was ich nun vorhatte, war mich in seinem Arm einzuhaken, womit ich gedanklich wieder zu dem Thema zurück katapultiert wurde, wie lange wir uns eigentlich kannten. Ich entging der Aufforderung mich bei ihm einzuhaken, indem ich einfach antwortete und darauf neben ihm her lief: „Liebend gern.“ Es schien ihm nicht zu gefallen, dass ich dies abgelehnt hatte, doch er ließ sich es sich nicht allzu lange anmerken. Sodann fuhren wir mit dem Aufzug hinunter und vor dem Gebäude stand seine Limousine. „Sind Sie sich wirklich sicher? Ich meine, wir kennen uns kaum und Sie lassen mich schon in Ihrer Limousine mitfahren, Herr Kaiba. Dies behagt mir nicht sonderlich. Es scheint mir so, als dachten Sie ich wolle Sie nur ausnutzen und wollten dies hiermit testen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde das wirklich nett von Ihnen und ich kann Sie sehr gut leiden. Aber ich kenne Sie kaum.“ „Vertrauen Sie mir etwa nicht, Frau McLallen? Ich habe genug Geld und warum sollte es mir nicht einmal gegönnt sein, eine reizende Frau wie Sie auszuführen?“, antwortete er untröst-lich. Ich glaube, ich hatte ihn mit meiner Undankbarkeit verärgert. Also ließ ich mich dazu überreden mit ihm Essen zu gehen und erwähnte nichts mehr in der-art. Wir gingen nur in ein normales italienisches Restaurant. Keine exquisite Küche, sondern ganz schlicht. Wenn er mich in ein Nobelrestaurant entführt hätte, dann wäre ich direkt schreiend weggerannt. So aßen wir, lachten und erzählten viel miteinander. Jedoch wollte er mehr von mir wissen, als das er von sich preisgab. Die nächsten Praktikumstage verliefen genauso. Morgens holte seine Limousine mich ab, mittags aß ich mit ihm und am Abend fuhr er mich mit seiner Limousine nach Hause. Ich durfte Aktien mit ihm durchplanen, mit zu eini-gen Terminen fahren und meistens den Angestellten bei der Arbeit zu gucken. Am letzten Tag der Woche wollte er mich seinem kleinen Bruder vorstellen. „Gehen Sie heute Abend mit mir Essen?“, fragte er mich höflich. „Also wenn Sie mich noch öfters ausführen, werde ich bald kugelrund sein, Herr Kaiba“, scherzte ich und rieb mir untermalend den Bauch. „Ein paar Gramm mehr können Ihnen auch nicht schaden. Ich würde Ihnen gerne meinen kleinen Bruder vorstellen. Was meinen Sie?“ „Ich hätte nichts dagegen.“ „Gut, dann hole ich Sie heute Abend um 7 ab. Ich freue mich.“ „Die Freude ist ganz meinerseits“, lächelte ich und stieg aus der Limousine. Im Zimmer erzählte ich Ann und Merian alles was ich bisher erlebt hatte, denn bisher unter der Woche war ich viel zu müde gewesen um noch zu sprechen, da mir die Arbeit dort wirk-lich zu schaffen machte und ich meistens noch nicht mal schlafen konnte, so viel brachte mich der Junge zum Grübeln. Warum war er bloß so zu mir, warum konnte er mich so gut leiden und warum hatte er kein wenig Misstrauen zu mir? Diese vielen Fragen bereiteten mir schon fast Kopfschmerzen, aber vielleicht ergab sich heute Abend die Chance mit ihm darü-ber zu sprechen. Jedoch wollte ich so ein Thema vor seinem kleinen Bruder verhindern. Wenn er mich nicht in seine Firma aufnehmen würde, hätte ich niemals mehr die Chance mit ihm darüber zu sprechen. Also wann war der richtige Zeitpunkt? Ich zog mir ein feines Ausgehkleid an und machte mich frisch. „Du siehst aus wie eine kleine Prinzessin?“, scherzte Ann. „Sie sieht gut aus, also hör auf. Du willst sie doch nur verunsichern. ich bin froh, dass sie sich so gut mit ihm versteht“, nörgelte Merian spielerisch. „Danke, Süße. Für diesen netten Satz verkuppele ich dich vielleicht mit ihm“, scherzte ich. Mit großen Augen und gefalteten Händen vor ihrem Kinn schaute sie mich nun auf Zehen-spitzen stehend an: „Wirklich?“ „Ich versuch es. Also dann Mädels, bis später. Drückt mir die Daumen“, verabschiedete ich mich und ging vom Gelände, wo überpünktlich schon die Limousine bereit stand. Der Chauffeur hielt mir die Tür auf und ich stieg ein. „Guten Abend, Frau McLallen. Haben Sie ein Restaurant erwählt, in dem Sie zu speisen be-gehren?“ „Guten Abend, Herr Kaiba. Nein, ich dachte Sie hätten etwas ersucht“, verwundert schaute ich ihn an. Daraufhin war das Gespräch auch schon beendet, denn ich brachte es nicht über die Lippen zu fragen, wo sich denn sein kleiner Bruder befindet. Dies erschien mir nämlich sehr unhöf-lich. Herr Kaiba stieg aus und hielt mir dann die Tür auf, anstatt des Chauffeurs. Nun hielt er mir wieder den Arm hin und dieses Mal nahm ich das Angebot – wenn auch wi-derwillig – an und hakte mich ein. Stolz gingen wir in das teure Nobelrestaurant vor dem ein kleiner roter Teppich ausgerollt war. „Herr Kaiba, Sie machen mich ja ganz verlegen. Wie können Sie nur eine Fremde wie mich zu so einem Dinner einladen?“, schmunzelte ich. „Ich glaube, so fremd sind wir uns gar nicht“, lächelte er und schaute immer gerade aus vor sich. Und ich dachte, er wäre misstrauisch und egoistisch und arrogant und… Ich stoppte dieses Nachdenken und ließ mich auf den Abend ein. Als wir drinnen ankamen, steuerte er direkt auf einen geschätzten 14-jährigen Jungen mit langem blauschwarzem Haar zu. „Frau McLallen, darf ich Ihnen meinen kleinen Bruder Mokuba vorstellen?“, vermittelte Herr Kaiba mit einer ausschweifenden Handbewegung. Ich schüttelte mit ihm die Hände. „Freut mich“, sagten wir gleichzeitig. Der kleine Kerl vor mir war wirklich süß in seinem Jackett und ich erlaubte ihm, da er noch so jung war, mich zu duzen und eigentlich hätte ich es Herrn Kaiba auch angeboten, aber ir-gendetwas hinderte mich etwas daran. Während des Abends stellten wir uns alle viele Fragen, doch die Aussage die uns alle drei am meisten Beschäftigte, war die der kleine Mokuba aufstellte: „Also von mir mal abgesehen, du und Sarah ähnelt euch wirklich überaus und das nicht nur vom Aussehen. Wenn ihr redet, hört es sich total arrogant an.“ Ich und Kaiba tauschten Blicke. Sahen wir uns wirklich so ähnlich? Sogar der eine Ingenieur hatte sowas angedeutet und da fiel mir noch etwas auf. Der Türsteher hatte uns bei einer Diskussion belauscht und gemurmelt: „Die passen ja zusammen wie Pech und Schwefel.“ „Zufälle gibt’s. Ich geh mich mal schnell frisch machen“, meinte ich angespannt und stand auf, ohne meine Tasche zu beachten. Diese ließ ich einfach am Stuhl hängen. Auf der Toilette angekommen schaute ich lange in den Spiegel und versuchte sein Bild neben meins zu projizieren. Nein, wir sahen uns nicht ähnlich. Kein bisschen. Die hatten doch alle Halluzinationen. Als ich mich insoweit wieder gefasst hatte, ging ich zurück an den Tisch der beiden Brüder. Kaiba bestellte zwei pure Sekts und einen mit Orangensaft gemischt, für Mokuba. „Was gibt es denn zu feiern?“, fragte ich neugierig. Erst als der Sekt ankam, gab er mir einen und stieß mit mir an: „Ich möchte, dass Sie bei mir als Sekretärin anfangen, Frau McLallen“ „Das ist ja wundervoll. Danke!! Danke!! Oh!!“, wäre ich beinahe vor Freude in die Luft ge-sprungen, aber ich unterließ dies besser. „Nichts zu Danken. Sie haben sich das verdient. Ich habe nur Gutes von Ihnen gehört und da sie wirklich fleißig waren. Von nun an weise ich Sie persönlich in alles ein, wenn es Ihnen nichts ausmacht“, verkündete er. Nochmals stieß ich mit ihm an und war so überglücklich, wie ich nie hätte sein können. Auch als der Abend ausklang und er mich nach Hause fuhren ließ, war ich der wahrscheinlich glücklichste Mensch auf Erden. Kapitel 4: "Das ist jetzt nicht dein Ernst!?" --------------------------------------------- Kapitel 4 „Das ist jetzt nicht dein Ernst!?“ Die nächsten vier Monate war ich in der Probe- und Einarbeitungszeit. Kaiba wies mich in alles ein und nachdem das alles vergangen war, ging ich zum Arzt für eine ärztliche Untersuchung, die er vorliegen haben wollte. Eines Abends, kurz vor Feierabend, rief mich Herr Kaiba zu sich ins sein Büro. „Sie wollten mich sprechen?“, fragte ich vorsichtig und trat ein. „Ja, setzen Sie sich doch bitte“, bot er an und rollte mit seinem Stuhl näher zu mir. Er machte mir ganz schön Angst, mit seiner aufdringlichen Art. Ich hatte ihn lieber, wenn er arrogant und kaltherzig war. „Darf ich Ihnen ein paar persönliche Fragen stellen, Frau McLallen?“, erkundigte er sich behutsam. Der Gedanke an das, was jetzt kommen würde, machte mir sogar noch mehr Angst als sein Verhalten. Warum ging er nur so vorsichtig vor? „Gerne, nur zu“, erwiderte ich schließlich und faltete meine Hände in meinem Schoß. Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt auch nur irgendeinem Menschen auf dieser Welt persönliche Fragen über mich zu beantworten. Leider würde ich in diesem Fall wohl eine Ausnahme machen müssen, denn immerhin war er mein Chef. Auch wenn ich vielleicht nicht dazu verpflichtet war. Mist, ich sollte mir vielleicht einen Anwalt für das bevorstehende Verhör sichern. „Sie sind 16 Jahre alt, richtig? Wie lange ist der Unfall Ihrer Eltern her?“ Darauf brauchte ich nun wirklich nicht lange zu überlegen. Ein wenig stutzig machte mich nur die Tatsache, dass er dies wissen wollte, eine Sache die ihn eigentlich nichts anging und er hatte sich, so viel ich hörte, noch nie für das Leben der Menschen um ihn interessiert, es sei denn es ging um seinen kleinen Bruder. „13 Jahre.“ Dies war mir äußerst unangenehm, eben weil er mein Chef und eine Respektperson war und ich wusste nicht den Respekt zu behalten, wenn ich mit ihm über solche persönlichen Dinge sprach. Man sollte wirklich Berufliches und Privates trennen. „Also waren Sie 3 Jahre alt und ich gehe davon aus, dass Sie sich an nichts erinnern können“, stellte er fest, doch ich sollte es wahrscheinlich als Frage verstehen und eine Antwort geben, den Gefallen tat ich ihm: „Ich erinnere mich an nichts. Ich habe nicht mal ein Foto meiner Eltern.“ „Einen Zeitungsartikel?“ Na, das ging aber zu weit und das ging ihn überhaupt nichts an! Das ging schon übel in die Intimsphäre! „Dieser existiert.“ Da er für eine Weile schwieg, stellte nun ich eine Frage: „Warum interessieren Sie sich für diese Dinge?“ Auffallend trotzte er dieser Frage entgegen, sehr missmutig, da er sie nicht beantworten wollte. Das war mir egal, denn ich musste seine Fragen auch beantworten. „Nun eigentlich interessiert mich die Vergangenheit oder Privatsphäre meiner Mitarbeiter herzlich wenig. Doch da sie noch so jung sind und dieselbe Vergangenheit wie ich teilen, wage ich doch Interesse daran zu zeigen.“ „Werter Herr Kaiba. Ich kann sie zu gut verstehen. Jedoch versuche ich mich nicht gerne an diesen unerfreulichen Tag zu erinnern. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, wenn Sie dies bitte zu tolerieren vermögen“, erwiderte ich kaltherzig und arrogant. Vielleicht schnitt ich mir damit ins eigene Fleisch, dass ich ihm so respektlos entgegen kommen musste, doch mein inneres Ego wehrte sich gegen jene Erinnerungen die blieben. Der Schwur den ich mir als kleines zerbrechliches Kind im zarten Alter von 7 Jahren, als ich die Vergangenheit begriffen hatte, leistete, war stärker als alles andere. Nie wieder Empfindlichkeit, Schwäche oder gar Schmerz zu zeigen, hatte mich stark gemacht und so war ich bis heute geblieben. Eine Powerfrau und arrogant noch dazu. „Entschuldigen Sie wenn ich Ihnen zu Nahe getreten bin.“ „Schon in Ordnung. Könnten Sie mich eventuell zu meinem Arbeitsplatz geleiten. Sie sagten, dass ich ein eigenes Büro erhalten würde.“ „Selbstverständlich. Wenn Sie mir bitte folgen würden“, erhob er sich und ich leistete seinen Worten folge. Sodann gingen wir acht Stockwerke tiefer, wo es genauso aussah wie im 9. Stock und mein Büro war in diesem, dort, wo im 9. seines war. Die Inneneinrichtung glich seinem ebenso. „Ihre Aufgabe in den nächsten Tagen wird es sein, Telefonanrufe entgegenzunehmen, stets meine Aktien im Auge zu behalten. Sie werden mich auf Meetings begleiten und insbesondere den Schriftverkehr verwalten. Das wäre fürs Erste genug. Haben Sie noch Fragen?“ „Was sind das für Meetings auf die ich Sie begleiten darf?“, erkundigte ich mich und war sehr erfreut darüber, wie kalt er mich jetzt behandelte, auch wenn es sich komisch anhörte. „Morgen stelle ich in einem öffentlichen Interview offiziell meine neuen Duell Disks vor und ansonsten treffe ich mich mit anderen Geschäftsleuten. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich mit der Durchwahl 043 erreichen oder diesen Knopf hier am Telefon drücken. So wie wenn Sie ein Gespräch hoch stellen“, entgegnete er und wollte gerade schon gehen, als ich ihn stoppte: „Und mit was fange ich am Besten an?“ Ich war ziemlich desorientiert, was wahrscheinlich auch kaum zu übersehen war. Ich musste ziemlich hilflos aussehen, wie ein kleines Lamm. Das würde ihm vermutlich gar nicht gefallen. „Setzen Sie sich doch bitte. ich werde Ihnen alles am Computer zeigen“, bat er und veranschaulichte mir nochmals, wo ich die Aktienbestände abrufen konnte und wie diese auszuwerten waren. Zudem zeigte er mir, wie man das E-Mail-Portal verwaltete. In diesem war sehr viel unbeantwortete Altpost liegen geblieben und die Werbung nicht gelöscht worden. Also wusste ich schon mal was ich heute den ganzen Tag zu tun hatte. Als er mich alleine ließ, begann ich das Portal aufzuräumen. Damit war ich den gesamten Vormittag beschäftigt. Während meiner Mittagspause sollte ich mich mit Herrn Kaiba treffen. Dieser führte mich mit seiner Limousine zu einem Appartement wenige Blocks entfernt. „Ich habe eine kleine Überraschung für Sie. Da ich nicht möchte, dass meine Sekretärin so viel schlechter lebt als ich, habe ich hier ein kleines Appartement ausgesucht, in dem Sie gerne einziehen können, wenn Sie mögen.“ Wir machten einen kleinen Rundgang durch das Luxusheim. Eine 3-Zimmer-Wohnung, mit Balkon, Luxusküche und einem Bad mit Whirlpool. „Das kann ich ausgeschlossen annehmen, Herr Kaiba“, ich wollte mich nicht finanziell abhängig von irgendjemandem fühlen und ihm erst recht kein Geld abknöpfen. Schließlich wusste jeder was so über Chefsekretärinnen gesagt wurde und zu diesen wollte ich sicherlich nicht gehören. „Haben Sie kein schlechtes Gewissen. Ich möchte doch, dass Sie sich wohl fühlen. Jedoch müsste ich Sie so gesagt adoptieren. Da dies erst mit 21 möglich ist, habe ich meine Beziehungen spielen lassen. Natürlich werde ich Sie nicht adoptieren, aber ich habe mir die Rechte erkaufen können, damit Sie trotz Ihres zarten Alters schon hier wohnen dürfen.“ Langsam machte er mir mehr als nur Angst, dabei war er vorhin so schön kaltherzig gewesen. Wieso musste er schon wieder so nett sein? Wenn er schon so anfing, warum fragte er mich nicht gleich, ob ich ihn nicht heiraten wolle!? Das war mir mehr als unheimlich. Vor allem ein Mann von diesem Kaliber, mit dem wirklich nicht zu spaßen war und er war eigentlich skrupellos, eiskalt, unberechenbar und böse zu jedem anderen Menschen - außer seinem kleinen Bruder - auf der Welt! Wir kannten uns kaum und ich dachte wir hätten nur eine geschäftliche Beziehung zueinander. Wie konnte er es wollen einem daher gelaufenem Heimkind so viel zu ermöglichen. Niemand hatte ihn in zig Jahren so kennen gelernt, wie ich ihn nun ertragen musste. Er sollte auch zu mir, wie zu jedem anderen Menschen auch, ein arroganter Schnösel sein! Das verlangte ich einfach von ihm ab. So hatte ich ihn gemocht, im Fernsehen, im Radio, auf der Straße, in der Firma… Warum sollte gerade ich so eine extreme Ausnahme sein?! „Ich verstehe nicht. Warum tun Sie so etwas? Jeder weiß, was Ihre Charakterzüge sind. So würden Sie sich normalerweise niemals zu einem Mitmenschen verhalten. Wissen Sie etwas, dass ich nicht weiß?“, sagte ich schließlich sichtlich verwirrt. Er bedeutete mir zu folgen und wir setzten uns an den Esstisch in der Küche gegenüber. „Sie haben es gut kombiniert. Es mag Ihnen wirklich merkwürdig vorkommen, wie ich mich verhalte. Ich muss Ihnen ein Eingeständnis machen. Von Ihrem Gesundheitscheck habe ich von der Blutprobe einen DNA-Test fertigen lassen, da mich mehrere Dinge stutzig gemacht haben. Da mir zwischenzeitlich das Ergebnis vorliegt, haben Sie natürlich ein Anrecht darauf, es zu erfahren.“ Ich hätte am Liebsten eine der Bratpfannen genommen, die hier irgendwo rumlagen um ihm diese auf den Kopf zu schlagen. Er redete verwirrter, als ich mich fühlte: „Was zu erfahren? Bitte kommen Sie auf den Punkt, Herr Kaiba!“ Nun fing ich auch noch an nervös auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Das ging mir mehr als nur auf die Nerven. Ich trommelte mit meinen Fingernägeln auf dem Marmortisch herum. „Ich möchte es Ihnen hier nicht verraten. Nicht schon zu dieser Zeit und an diesem Ort. Lassen Sie mich und sich noch eine Nacht darüber schlafen. Machen Sie bitte jetzt schon Feierabend. Kommen Sie morgen in alter Frische zur Arbeit und ich führe Sie zum Essen aus. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für Sie.“ „Es wird wohl das Richtige sein, wenn Sie so darauf bestehen. Deshalb erkläre ich mich als Einverstanden. Obwohl Sie mich schon echt neugierig gemacht haben und ich schon sehr aufgeregt auf morgen bin.“ „Ich lasse Sie von unserem Chauffeur nach Hause fahren. Ich werde mich hier nochmal mit dem Immobilienmakler in Verbindung setzen. Was sagen Sie zu der Wohnung oder möchten Sie sich noch einmal etwas anderes anschauen? Ich empfand diese hier als angemessen.“ Ich nickte nur zustimmend und er begleitete mich nur noch bis zur Limousine, wo der Fahrer mich zum Heim fuhr. Ann und Merian waren natürlich darauf gespannt zu hören, was mir heute alles passiert war, wie es so lief und spannende Geschichten. Doch darauf wollte ich mich nicht einlassen. Ich wollte mir viel lieber selbst den Kopf darüber zerbrechen, was momentan hier ablief zwischen mir und Herrn Kaiba. Ich glaube, wenn er heute noch weitaus schlimmere Sachen gesagt hätte, wäre ich kurz davor gewesen, mir die Kugel zu geben. Warum dachte er auch, dass er mich mit irgendwelchen Wohnungen kaufen konnte? Vielleicht war es auch gar nicht seine Absicht mich zu erkaufen. Jedoch stellte sich hier wiederum die Frage, was er sonst vorhaben könnte. Denn wenn es nicht um das Erkaufen meinerseits ging, welchen Grund würde er haben, mir so etwas anzutun. Mir war bewusst, dass er es nur gut mit mir meinte, aber wie konnte es nur gut mit mir meinen. Er war doch ein Teufelskerl. Ein Charakterarschloch. Seto Kaiba eben! Von diesem vielen Nachdenken würde ich wahrscheinlich noch Kopfschmerzen bekommen. Also entschied ich mich dafür dies im Schlaf weiter auszufechten um morgen fit genug für den wirklichen Kampf zu sein. Den Kampf der Wahrheit. Ein Kampf, der vielmehr dazu da sein würde die eigenen Ängste zu überwinden und die Logik wahrscheinlich. Denn alles was in der letzten Zeit vorgefallen war, wollte mir so gar nicht mehr logisch vorkommen. Es war schlichtweg… UNLOGISCH! Kapitel 5: Unscheinbar ---------------------- Kapitel 5 Unscheinbar Am nächsten Morgen machte ich mich wieder einmal auf zur Kaiba Corporation, wie es neu-erdings jeden Morgen der Fall sein würde. Nachdem ich die letzte Nacht sehr gut geschlafen hatte, wollte ich eigentlich gar nicht mehr wissen, was Seto mir zu erzählen hatte. Denn ich fühlte mich so ausgeruht, dass jeder kleine Hauch von Stress mich zur Weißglut hätte treiben können, so erholt hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Heute würde kein Arbeitstag vor der Tür stehen, denn Seto hatte bereits gestern erwähnt, dass er mich direkt irgendwohin ausführen wollte, also nicht vor hatte mich arbeiten zu lassen. Eigentlich hatte ich gestern immerhin schon mal geschafft, was seit langem wahrscheinlich keiner vor Ort geschafft hatte, seine E-Mails zu sortieren und Ordnung in dieses Fach rein-zubringen, deshalb sonnte ich mich selbst in Stolz über diese Errungenschaft. Während ich die Gewohnheitsstrecke lief, dachte ich über so vieles nach, nur nicht das, was nun eigentlich im Vordergrund hätte stehen sollte. Das was er mir nämlich zu sagen hatte. Denn selbst wenn ich es gewollt hätte – und das war definitiv nicht der Fall – war ich viel zu aufgewühlt von dem, was ich bis jetzt an Änderungen in meinem Leben erreicht hatte. Ich hatte es geschafft zumindest halbwegs aus dem Heim einen Fuß hinaus zu setzen und somit konnte man mich nicht mehr als Waise bezeichnen, obwohl ich das noch war. Ein Heimkind. Zu gern würde ich einfach irgendwo hin gehen, mich hinsetzen, auf diesen Anfang, diesen Start in ein neues Leben anstoßen. Vielleicht könnte ich das heute auch mit Seto zu tun. Es kam immer noch darauf an, was er mir zu sagen hatte und wenn er es gestern schon so verschwiegen hatte, vermochte es wohl auch nichts Gutes sein. Es war bestimmt etwas, dass mich aus den „Socken hauen“ würde. An dem Bürogebäude angekommen, fuhr ich hinauf in den 9. Stock, wo mich Seto schon sehnsüchtig erwartete: „Guten Morgen, Frau McLallen. Ich hoffe, dass Sie gut geschlafen haben. Möchten Sie mich nun begleiten?“ Es klang eher wie eine Aufforderung, als eine Frage. Also folgte ich ihm widerstrebend und antwortete zugleich: „Gut geschlafen ja. Aber ob ich Ihnen folgen will, bin ich mir noch nicht ganz so sicher.“ Ich versuchte es mit ein wenig Humor und Sarkasmus herauszubringen, damit es nicht so ernst klang, wie es eigentlich gemeint war. Nun gingen wir – nahmen also ausnahmsweise mal nicht die Limousine – die Straßen ent-lang, zu einem kleinen Restaurant um die Ecke. Er hatte also schon einen Tisch reserviert, denn die Dame am Empfang wies uns direkt an einen in der Ecke. Meine schlimmste Vermutung bestätigte sich, denn wenn es nichts Schlimmes war, warum sollten wir dann an einen Tisch im Eck? „Mein Bruder Mokuba wird in Kürze auch hier eintreffen, da ich wollte dass er uns begleitet. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“ „Nein, nein. Das ist in Ordnung.“ Die Frau von der Bedienung brachte uns die Speisekarte und wir bestellten uns beiden ein Glas Wasser. Wenige Minuten der Stille vergingen, als wir Beide das Menü studierten. Dann kam Mokuba an und brachte wieder mehr Leben an den Tisch: „Hallo. Und habt ihr euch schon ohne mich entschieden?“ „Nein, wir haben auf dich gewartet. Ich habe schon gewählt. Bitte du kannst die Karte haben. Haben Sie sich schon entschieden, Frau McLallen?“ „Ich bin ziemlich unentschlossen. Aber ich denke ich werde das hier nehmen“, damit schloss ich die Karte und hoffte, dass ich mir die nächsten 10 Minuten überhaupt merken konnte, was ich gewählt hatte, bei den komplizierten Namen der Menüs. Es verging viel Zeit, bis wir bestellten, das Essen bekamen und noch einen Wein danach zusammen tranken. Mokuba trank stattdessen nur eine Cola und musterte mich und Seto einige Zeit abwech-selnd. Nachdem wir schon die halbe Flasche Wein zusammen getrunken hatten, begann Seto nun endlich wieder ein Gespräch aufzubauen: „Sie wissen ja, seit gestern, dass ich Ihnen etwas Bedeutendes mitzuteilen habe. Aus persönlichen Gründen wollte ich dies nicht an einem ungeeigneten Ort besprechen, deshalb wählte ich diesen hier. Ich hoffe immer noch, dass Sie wirklich nichts dagegen haben, das mein Bruder dabei ist.“ „Herr Kaiba, beim besten Willen. Warum sollte ich etwas dagegen haben, dass Ihr Bruder hier ist?“, lächelte ich leicht und versuchte locker zu bleiben, was meine Stimmlage nicht gerade untermauerte. „Ich fange am Besten da an, wo ich gestern aufgehört habe. Als Sie den Test beim Arzt we-gen Ihrer Gesundheit gemacht haben, habe ich eine Blutprobe genommen um einen DNA-Test daraus erstellen zu lassen. Wegen der rechtlichen Aspekte können Sie mich gerne be-langen. Der Grund hierfür war, dass mich etwas beunruhigte. Ich habe das Ergebnis dabei, wenn Sie sich dies bitte anschauen wollen. Oder soll ich es nur mündlich verkünden?“ „Was soll das für ein Ergebnis sein? Ich möchte es gerne sehen“, säuselte ich leise. Er holte einen Zettel aus der Innentasche seines Smokings und gab ihn mir. Langsam faltete ich ihn auf und schloss für kurze Zeit die Augen. Mein Inneres sträubte sich davor. Da stand es schwarz auf weiß. Seto Kaiba hatte auch seinerseits eine Blutprobe abgegeben und einen Test auf eine mögli-cherweise bestehende Verwandtschaft veranlasst. Da stand es… wir waren zu 99,99 % Geschwister Schockiert und ungläubig schaute ich das Papier an, als ob es mich angelogen hätte. Doch weder die Buchstaben noch die Zeilenanordnung änderte sich. Alles blieb gleich und es war definitiv das, was dort stand. Seto Kaiba war mein Bruder! Mein leiblicher Bruder. Seine Eltern waren auch meine Eltern und die Vergangenheit die wir teilten, verband uns noch enger, wie wir eigentlich gedacht hatten. Tränen kullerten meine Wange hinunter und tropften auf das Papier, das meine Hände nun so fest umklammerten, dass es knittriger wurde, als es ohnehin schon gewesen war. „Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen vielleicht irgendetwas bringen?“, fragte die Kellnerin, die mich anscheinend sorgend musterte. „Danke, es geht schon“, entgegnete ich mit zittriger Stimme und gab Seto das Blatt zurück und wischte mir die Tränen weg. Herr Gott im Himmel!! Wie konnte nun das sein? Ich konnte es kaum glauben und seine Worte schienen so unwirklich, weil das nicht wahr hätte sein können. Warum sollte mich die-ses Glück treffen? Das war eher wie in einem Traum und soweit ich denken konnte, litt ich nicht an Tagträumen. Ich hatte nun endlich wieder den Mut gefasst und konnte sprechen: „Aber wie kann das sein? Ich meine, wie konnten wir einander vergessen? Sie müssen doch damals schon 6 gewesen sein. Wie kann man seine eigenen Geschwister vergessen?“ Seto räusperte sich und schaute mich für den Bruchteil einer Sekunde mitfühlend an, dann wurde sein Blick sofort ernst: „Erstens mal, können Sie ruhig Du zu mir sagen, jetzt wo es klar ist. Ich weiß es nicht genau, also kann ich nur Vermutungen anstellen. Vielleicht der Schock oder einfach das junge Alter. Du erinnerst dich doch auch nicht mehr an die Eltern, oder?“ Er bot mir das Du an, aber selbst nahm er es sich einfach vorweg mich zu duzen. „Nein“, entgegnete ich immer noch verwirrt. „Genau das ist es, weshalb ich denke, dass wir einander vergessen konnten. Das junge Alter.“ Ich schwieg. Mokubas Wangen zierte kurze Zeit ein Hauch von Röte. „Wie stellst du dir das jetzt vor? Wie soll das weiter gehen insbesondere was passiert jetzt mit mir?“, bohrte ich weiter. Denn Fragen gingen über Fragen durch meinen Kopf. Seto richtete sich etwas auf, stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab und faltete seine Hände. Er sah aus wie ein typischer Geschäftsmann, wenn er so da saß. „Das macht er immer wenn er nachdenkt. Es ist immer dieselbe typische Position“, argumen-tierte Mokuba nebenbei, als er meinen Blick anscheinend gesehen und erkannt hat. Seto sah einfach über diese Bemerkung hinweg und beantwortete meine Frage: „Natürlich weiß ich nicht, wie du nun über die ganze Sache denkst, aber ich bin froh, dass wir das her-ausfinden konnten und ich möchte ganz und gar nicht dagegen ankämpfen. Vielmehr hatte ich vor dich in unsere Familie mit einzubeziehen. Wenn du möchtest, kannst du gerne den Namen Kaiba annehmen. Die Wohnung steht dir natürlich immer noch offen. Außerdem dachte ich auch, natürlich viel später, an eine Veröffentlichung. Die Bekanntmachung an die Öffentlichkeit, wer du bist. Die volle Integration in unsere Mitte. Aber das erst viel später. Du sollst erst ein normales Leben haben, den Schulanfang genießen. Wie stehst du dazu?“ Das war eigentlich ein wenig viel Information auf einmal und ich musste sie erst mal verar-beiten und runter schlucken. Ich wusste eigentlich gar nicht so genau, was davon ich an-nehmen konnte bzw. wollte und was ich lieber hätte sein lassen müssen. „Also steht als Erstes eine Beurkundung meiner Existenz an. Also beim Notar…“ „Ich würde wohl eher erst zum Jugendamt tendieren. Alle weiteren Auskünfte können wir uns dann vor Ort holen, aber darum werde ich mich kümmern. Heißt das, du bist mit allen Forma-litäten einverstanden?“ „Wir wollen doch nicht überstürzen. Ich habe gerade eben erst erfahren, dass ihr meine Brü-der seid! Mach mal halblang“, schnaufte ich kurz und bündig von seiner Übereifrigkeit. Hof-fentlich würde er auch mir nach empfinden können, dass ich Zeit brauchen würde um das zu verkraften. Mit Sicherheit war das alles nicht leicht für ihn und auch für Mokuba. Aber sie hatten Zeit um sich darauf vor zu bereiten. Ich nicht, ich musste nun einfach in den sauren Apfel rein beißen. Schließlich führte ich das Gespräch weiter an: „Ich habe nichts dagegen, wenn wir uns nun gleich zum Jugendamt aufmachen.“ Nachdem er dann bezahlt hatte, machten wir uns mit der Limousine auf zum Jugendamt, wo wir direkt an die zuständige Sachbearbeiterin weitergeschickt wurden. Mit dieser konnten wir ohne Vereinbarung eines Termins sofort sprechen. Der Name Kaiba war auch bekannt und berühmt, also war das eine logische Schlussfolgerung. „Guten Tag, setzen Sie sich doch bitte. Wie kann ich Ihnen helfen?“, begrüßte die Sachbear-beiterin uns freundlich. Dankend setzten wir uns an einen roten Holztisch. Ich in der Mitte zwischen meinen beiden Brüdern, obwohl eher Seto der Gesprächspartner war, als ich. „Und zwar geht es hier um meine leibliche Schwester Sarah, dessen Zugehörigkeit zu meiner Familie erst vor Kurzem festgestellt wurde. Jetzt möchte ich, dass sie den Familiennamen übernimmt, auch wenn das nur durch eine Adoption möglich ist. Nun könnte es ein Problem sein, dass sie schon mal adoptiert war. Wie kann es nun erfolgen?“ „Im Grunde genommen ist es möglich eine Adoption zu erwirken. Nun ist aber die Frage, ob Sie es nicht lieber bevorzugen den Familiennamen auf eine andere Weise zu erwirken. Im-merhin wäre es nicht unbedingt erforderlich durch eine Adoption zu diesem Ergebnis zu kommen. Jedoch wird es nunmehr problematisch mit der Annullierung der Heimunterbrin-gung.“ Sie wühlte in der Akte, die vor ihr auf dem Tisch lag, daraufhin führte sie fort: „Wie ich schon ausgeführt hatte, wird eine Adoption in dem Sinne nicht notwendig sein. Jedoch müsste je-mand als Erziehungsberechtigter eingetragen werden, damit Sie nicht mehr im Heim wohnen müssten. Herr Kaiba, Sie hatten sich damals auch für Ihren jüngeren Bruder eintragen las-sen?“ „Das sehen sie richtig“, erwiderte Seto durchdringend und sah sie auffordernd an. „Dann werde ich einen Vertrag aufsetzen und wie bestimmt in Ihrem Interesse liegt, Herr Kai-ba, alle Personalien aufnehmen und Urkunden aufsetzen lassen.“ Dies tat sie so auch und wir konnten daraufhin direkt zum Notar fahren, dort Geburtsurkunde ausfertigen lassen und daraufhin meinen Personalausweis bei der zuständigen Behörde beantragen und mit dem Vertrag bei dem Heim vorbeifahren. Während Seto alles mit dem Heimleiter aushandelte und er ihn den Vertrag unterschreiben ließ, packte ich meine Sachen. Ann und Merian waren zu dieser Zeit in der Schule, was mir lästige Verabschiedungen ersparte. „Von deinem ersten Gehalt gehst du shoppen?“, lachte Seto über meine wenigen Sachen die ich geholt hatte. Wir fuhren zu meiner zukünftigen Wohnung, wo ich mich soweit schon mal einrichtete. Da die Möbel schon vorhanden waren, könnte ich direkt einziehen. „Aber magst du mir einen Gefallen tun, Sarah?“, bat mein großer Bruder. Aufmerksam schaute ich ihn an und unterbrach das Einräumen meines Kleiderschrankes. „Rauch bitte nur auf dem Balkon.“ Erst war ich verwundert darüber, dass er es bemerkt hatte. Dann zwinkerte ich ihm lächelnd zu: „Alles klar, Chef. Und für einen Moment dachte ich schon, es käme etwas Schlimmes.“ „Nein, du hast heute schon genug gehört, das dürfte für die nächsten paar Monate genügen.“ „An das Bruder-Schwester-Verhältnis muss ich mich aber noch gewöhnen“, meinte ich vorsichtig und sah ihn dabei nicht an. Er kam bedächtig auf mich zu und breitete seine Arme aus, die er anschließend um mich legte: „Ich nicht. Ich bin sogar froh, noch eine Schwester zu haben.“ „Du machst mich ganz verlegen…“, flüsterte ich heiser und traute mich nicht meine Arme um ihn zu legen. Vor kurzem dachte ich noch, dass er etwas von mir wollte und mir einen Hei-ratsantrag machen wollte oder Ähnliches und jetzt hatte ich erfahren, dass er mein Bruder war?! „Nicht schlimm“, schmunzelte er und ließ mich wieder los. Dann ließ er mich erst allein und wir sahen uns erst wieder am nächsten Morgen, wie gewohnt im Büro. Kapitel 5: Der erste Schultag ----------------------------- Jeden Morgen musste ich zur Arbeit und dort den ganzen Tag mit Verwaltungsdingen verbringen. Das hieß nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde, doch solange die Pässe noch nicht da waren, durfte ich nicht zur Schule, wie jeder andere Jugendliche in meinem Alter. Denn ich wollte nicht wie mein großer Bruder enden. Nach Macht orientiert alleine durchs Leben gehen, sondern Freunde finden. Natürlich musste auch diese Zeit umgehen und ich bekam endlich die Ausweise und Urkunden, die ich sorgsam in einen Ordner unterbrachte. Nun konnte ich mich an der Schule anmelden. „Bist du sicher, dass du keine Privatschule möchtest? Immerhin habe ich keine Lust, dass dir irgendetwas zustößt“, hakte Seto nun zum zigsten Mal nach. „Erstens was sollte mir schon zustoßen? Mobbing? Das trauen die sich gar nicht, bei dem Bruder. Zweitens wäre eine Privatschule viel zu öde und langweilig, erst recht nur Geldverschwendung und ich würde mich damit nur noch mehr vom Rest der Menschheit abgrenzen. Ich möchte wirklich viel lieber auf eine öffentliche Schule gehen“, argumentierte ich gereizt und musste über seine fast schon mütterliche Liebe schmunzeln. „Na gut, dann fahren wir nun mal los, dich anmelden.“ „Sonst meckerst du immer rum, dass du keine Zeit für was anderes hast. Du müsstest eine Firma leiden. Das was ich auch alleine packe, da willst du mitkommen?“, grinste ich anstachelnd. „Immerhin habe ich das Sorgerecht für dich und habe keine Lust auf Krieg vorm Vormundschaftsgericht, weil ich mich angeblich nicht gut um dich kümmern würde, also komme ich mit, ob es dir gefällt oder nicht. Du bist ein Teil der Familie und damit müssen wir uns abfinden und wir halten schließlich zusammen. Das Geschäft kann auch mal warten. Dem widme ich mich ja sonst immer 24 Stunden am Tag.“ Das war eigentlich kein Grund gewesen, gleich so aus der Haut zu fahren. Aber ich kannte ihn mittlerweile auch nicht mehr anders. Gereizt, nervös und streng. Er war wie eine Mutter. Über den Gedanken musste ich innerlich lachen und äußerlich ließ sich ein Grinsen nicht vermeiden. „Was grinst du jetzt so?“, fragte er und wir stiegen in die Limousine ein. „Ach nichts. Du nimmst meiner Meinung nach die Mutterrolle einfach viel zu ernst.“ „Mutterrolle, tze. Sei froh, dass du es so gut hast. Ich könnte dich auch in einer runtergekommenen Wohnung hausen lassen“, knurrte er spielerisch. „Das würde nur deinem Ruf schaden, also mach ich mir darüber keine Gedanken.“ Wir passten wirklich zusammen wie Pech und Schwefel. Wir waren ein Duo. Einer arroganter als der Andere und dazu noch schlagfertig. Es war ein Traum mit ihm zu diskutieren und sich necken zu können. In der Schule meldete er mich an, reichte beglaubigte Kopien von Ausweisen und bisherige Zeugnisse ein. Die Schulsekretärin übergab mir direkt einen Stundenplan und die Bücherliste: „Sie können direkt in die Klasse gehen. Wie Sie dem Plan entnehmen können, befindet diese sich gerade in Raum 203 im Neubau. Soll ich Sie hinbegleiten?“ Mein Bruder nickte dankend ab: „Das wird nicht nötig sein: ich bin mit den Räumlichkeiten bestens vertraut.“ „Dann wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen ersten Tag, Frau Kaiba.“ Dieser Name an mir hörte sich immer noch so unvertraut an. Wie lange ich ihn auch trug, brachte ich es nicht fertig mich an ihn zu gewöhnen, denn dieser bedeutete ein Teil von Seto Kaiba zu sein und das war wieder mal sehr unrealistisch für jemanden für mich, obwohl es der Wahrheit entsprach. Also führte Seto mich zu dem raum, wo meine künftige Klasse war. „Warst du hier auch auf der Schule gewesen?“, fragte ich ihn nebenbei. „Ja. Nur so zum Schnuppern,w as ich noch alles beherrsche. Eine Art Fortbildungsmaßnahme. Jetzt habe ich natürlich alle Hände voll mit meiner Firma zu tun. dafür lernst du ja jetzt.“ „Wahrscheinlich.“ Als er vor einem Raum stehen blieb, verabschiedete er sich direkt: „So. Mit rein werde ich nicht kommen. Du schaust dann einfach im Büro vorbei, wenn du fertig bist, ja?“ „Ja, Bruderherz“, lächelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er ging wieder und ich klopfte an die Tür, die ich darauf öffnete und hinter mir wieder schloss: „Guten Tag. Mein Name ist Sarah und ich bin gerade eben der Klasse zugewiesen worden als Neuzugang.“ Die Blicke von 20 Jugendlichen waren auf mich gerichtet und der junge Lehrer, ein stämmiger, großer, schlanker Mann mit Halbglatze begrüßte mich freundlich: „Hallo, ich bin Herr McFly, der Klassen-, Englisch- und Geschichtslehrer. Setz dich doch da hinten auf den freien Platz. Möchtest du noch etwas über dich erzählen oder gleich mit einsteigen?“ „Danke, ich bin gleich voll dabei“, lächelte ich und nahm auf dem einzig freien Tisch platz. „Nun, wer kann Sarah etwas über unser momentanes Thema verraten?“, gab der Lehrer in die Runde. „Was war das denn gleich noch“, scherzte einer mit kurzem blondem, gestyltem Haar. „Ja, Joey. Fang doch direkt mal an!“, rief Herr McFly ihn auf. „Och nee“, grummelte dieser. Sein Sitznachbar, mit braunem Irokesen Haarschnitt, kicherte verhohlen. „Wir haben das Thema Altes Ägypten“, sagte der Blonde nun mit einem abfälligen Unterton in der Stimme, woraus ich mir ableiten konnte, welche Abneigung er gegen dieses Thema hegte. „Schön, können Sie uns auch mehr darüber sagen?“, stachelte der Lehrkörper ihn weiter an. „Nö“, trotzte er schlicht. „Sarah?“, gab er das Wort weiter an mich. „Pharaonen, Sarkophage und Mitgiften in den Tod. Das sind die typischen Sachen an die jeder Mensch sich erinnert, wenn er an das Alte Ägypten zurückdenkt. Den meisten Pharaonen wurden die inneren Organe entnommen, zermürbt und in Urnen verschlossen. Viele wurden auch mumifiziert. So viel zu den grundlegenden Dingen, die eigentlich jeder darüber weiß.“ „Super! Von welcher Schule kommen Sie, wenn ich fragen darf?“, erkundigte der Lehrkörper sich begeistert. „Von keiner. Das Alte Ägypten ist schlicht weg mein Fachgebiet. Fragen sie mich was sie wollen, ich weiß fast alles“, schäkerte ich. „Schleimer“; grummelte jemand aus den vorderen Reihen. „Na, na. Nur nicht eifersüchtig werden. Wir sind momentan auch bei den Bestattungsriten der alten Ägypter. Natürlich war es nicht so, dass jedem eine Pyramide gebaut wurde um Begraben zu werden und vor allem Mitgiften, Mumifizierung und solche Dinge konnte sich ein normaler Bürger nicht leisten. Diesen Ritus machten nur die Pharaonen mit…“ So verbrachte er eine Stunde damit, lästige Geschichten über das Alte Ägypten und ihre Bestattung zu erzählen. Ich war mir sicher, dass ich nicht die Einzige war, die es nicht interessierte. Die ganze Klasse schien desinteressiert zu sein, bis auf eine einzige Person, die meiner Meinung nach eher wie ein Punk aussah. Stachlige, bunte Igelfrisur, eher klein für einen Jungen und viel zu unscheinbar. Er fiel gar nicht so auf, erst als ich mich richtig damit beschäftigt hatte, mir meine Klasse genauer anzuschauen, stach er einem ins Auge. „So, Sarah. Wie hat Ihnen der Unterricht gefallen, war alles korrekt was ich gesagt habe?“, sprach der Lehrer mich an. Perplex schaute ich wieder in seine Richtung und hatte mich nach meinem ersten Wort auch wieder gefangen: „Äh.. ja. Bis auf den Grund warum damals Pyramiden gebaut wurden. Sie sagten, dass die Ägypter es nur taten, um ein außergewöhnliches Grab für ihre Hoheiten zu bauen. Nein, es war viel mehr als das. Sie wollten alle anderen Gebiete in denen Pharaonen herrschten übertrumphen mit immer größer werdenden Bauwerken und sich ein Denkmal für alle Ewigkeit zu setzen, von der wir beispielsweise heute nur staunen können.“ „Staunen tue ich auch über sie. Damit haben Sie meine erste Stunde heil überstanden.“ Ich stand auf und fragte: „Und was gibt es jetzt?“ Hilflos schaute ich auf meinen Stundenplan. Wir hätten jetzt Englisch, also auch wieder bei Herr McFly. Oh nein, ich hatte keine Lust auf noch eine Stunde mit ihm. „Sie haben erst mal Pause, danach quäle ich sie weiter. Mal schauen, ob sie in Englisch genau so gut sind“, lächelte er freundlich und aufgeschlossen. „Wohl kaum.“ Damit ging ich aus dem Raum und folgte einfach der riesigen Schülermenge nach draußen, wo ich erst mal eine rauchte. Ehe ich mich versah, stand ich in der Mitte eines kleinen Grüppchens. Es waren wohl ein paar Leute aus meiner Klasse, denn den Klassenclown und den großen schlanken Braunhaarigen mit der Irokese erkannte ich direkt. Dann war noch dieser kleine Unscheinbare und eine junge Frau mit schulterlangem braunen Haar, fast genau so groß wie der Braunhaarige. „Du bist Joey, der Klassenclown, nicht wahr“, strahlte ich ihn freundlich an. „Ja, ganz recht. Das sind meine Freunde Tristan“, er deutete auf den großen Braunhaarigen, „Yugi,“, damit war der kleine Punk gemeint, „und Tea“, das einzige Mädchen. „Freut mich. Wundert mich, dass ihr direkt auf mich zukommt. Werden Neue nicht eigentlich immer direkt abgestoßen?“, meinte ich vorsichtig. „Zu viele Filme gesehen, was? Bei uns nicht, wir gehen immer auf die zu, die einsam und verlassen aussehen“, antwortete Tristan ebenso zurückhaltend und ich ging aus der Mitte raus, sodass wir in einem Kreis da standen. „Ich sehe also einsam und verlassen aus. Das bin ich wohl kaum“, lachte ich. Alle vier schauten mich abwartend an und ich wusste, was sie hören wollten. Das ich mit der Sprache heraus rückte, woher ich kam und so weiter. Doch ich musste sie wohl enttäuschen, denn ich hatte keine Lust vom meinem Heimaufenthalt zu erzählen und erst recht nicht damit zu prahlen, dass Seto Kaiba mein Bruder war. „Also ich weiß nicht, aber irgendwie erinnerst du mich an jemanden“, murmelte Tea. Da fing es schon an. „Ja, jetzt wo du es ansprichst. Mich auch“, stimmten Joey und Tristan zu. Fehlte nur noch der Kleinste in der Runde, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. Also musste ich wenig einen Teil der Wahrheit herausholen: „Kann glaube ich nicht sein. Ich bin im Heim aufgewachsen und würde mich schon sehr wundern, wenn ihr da jemanden kennt.“ Warum musste so etwas immer sein, wenn man neu irgendwo war. Das konnte ich eigentlich gar nicht leiden. Auch wenn ich arrogant war, ich gab nur äußerst ungern Informationen über mich preis und ich wollte eigentlich auch nicht im Mittelpunkt stehen. Doch wollte ich schon, aber jetzt noch nicht. Plötzlich wurde ich unterbrochen, da mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Als ich es hervorholte, entschuldigte ich mich von der Gruppe und nahm das Gespräch an: „Hallo?“ „Ja, Schwesterchen, ich bin es. Ihr habt grad Pause oder? Wollte dir nur Bescheid sagen, damit du später nicht laufen musst, lasse ich dir ein Auto hinbringen. Du hast doch einen Führerschein, oder?“ „Schon, aber warte mal, Seto… Übertreibst du nicht etwas?“, flüstere ich. „Was wisperst du auf einmal so? Sind da irgendwelche Leute, die meinen Namen nicht hören dürfen. Ah, ich verstehe. Du hast Angst zu erwähnen, dass du meine Schwester bist. Hm. Soll ich dann mal vorbei kommen“, lachte er hämisch. „Du bist so gemein. Lass mal lieber bleiben. Dann laufe ich doch lieber. Tze!“ „Ich komm mit der Limousine vorbei.“ Damit war das Gespräch beendet und das Freizeichen ertönte. „Das kannst du nicht machen, Seto!“, fluchte ich lautstark. Leider zu laut, denn meine Klassenkameraden bekamen das natürlich mit. „Seto?“, fragten die im Chor. „Ah! Jetzt weiß ich, wem sie ähnelt. Seto Kaiba!“, ging Tristan ein Licht auf. „Nein, nein. Das versteht ihr falsch“, versuchte ich abzuwehren. „Seid ihr verwandt oder so?“, erkundigte Yugi sich. Wow! Der erste Satz von dem Kleinen, er konnte also doch eigenständig sprechen. „Ihr versteht das nicht!“, damit ging ich einfach arrogant weg und suchte auf eigene Faust nach dem nächsten Raum. Was eigentlich gar nicht so schwer hätte sein sollen, denn es war derselbe wie eben. Trotzdem hatte ich es natürlich geschafft, mich zu verlaufen. Irgendwann traf das Glück auch mal wieder meinen Weg und ich fand den Raum, in den ich gleich hinein ging und mich auf meinen Platz setzte. Die Englischstunde war eigentlich relativ langweilig. Es war eine Sprache die man so leicht beherrschen konnte, dass das Zuhören gar keine Probleme mehr bereitete, auch wenn ich nur ein Ohr offen hielt. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule und deshalb rief ich in der nächsten Pause meinen großen Bruder an: „Seto, das ist voll langweilig!“ „Jammer nicht rum! Wie ich sehe, muss ich dich anscheinend noch erziehen. Jammern ist nur was für Schwächlinge. Bist du ein Schwächling?!“ „Nein! Natürlich nicht, aber…“ „Als meine Schwester muss ich dir sagen, dass du dich etwas erhobener benehmen musst. Guck auf alle andern runter und schluck den Stoff einfach runter. Vielleicht kommt irgendwann noch etwas, was du irgendwann nochmal gebrauchen kannst. Bis dahin reiß dich ein bisschen mehr zusammen, verstanden?“ „Ja, großer Bruder. Hast du eigentlich viel zu tun?“, erkundigte ich mich neugierig. „Naja es geht. Nicht mehr als sonst, warum fragst du?“ „Ach nur so. Dann muss ich ja später nicht mehr vorbei kommen oder?“ „Was soll das denn jetzt heißen. Du hast trotzdem noch deine Arbeit zu erledigen, das hat mit meiner Arbeit eigentlich nichts zu tun. Wenn du jetzt schon so faul anfängst, wie wird’s dann erst später!? Ich kann faule Menschen nicht ausstehen und schon gar nicht in meiner Firma. Erst recht nicht, wenn dieser auch noch ein Teil meiner Familie ist!“ „Das hat gar nichts mit Faulheit zu tun. Klar komm ich später noch mal vorbei. Ich wollt nur noch kurz ein Eis essen gehen. Es ist so heiß heute“, wehre ich exzentrisch ab. Da hatte er ja schon mal einen tollen Eindruck von mir und wenn er so mit mir sprach, kam richtig der Geschäftsmann in ihm raus. Das war kaum auszuhalten. „Wir sehen uns wirklich später. Ich habe keine Zeit um die ganze Zeit mit dir zu telefonieren, Sarah. Geschwisterliebe hin oder her, es gibt noch viel zu tun, also mach einfach, dass du bei kommst! Und sei nicht so zickig, mach einfach mal zur Abwechslung was dir gesagt wird.“ „Tze!“, damit legte ich auf. Der bildete sich ja vielleicht was ein, von wegen großer Bruder über alles, der konnte vielleicht was erleben, wenn ich wieder da sein würde. Was bildete der sich eigentlich ein, wer er war und wie er mit mir reden konnte. Das würde Blutrache geben. „Hey, Sarah! Wir haben Mittagspause, kommst du mit runter in die Stadt?!“, winkte mir jemand von der anderen Seite des Schulhofes zu. Wie ich vermutete, waren es wieder die Leute von vorhin und derjenige, der gewunken hatte, war Joey. „Erzählst du uns bitte mehr über dich?! Bitte!“, flehten alle mich an. „Na gut, wenn ihr diese lethargischen Geschichten unbedingt hören wollt. Wie schon gesagt, bin ich im Heim aufgewachsen. Ich angelte mir vor Kurzem eine Festanstellung in der Kaiba Corporation. So weit die Kurzfassung“, sagte ich schlicht kurz gefasst und den Hauptpunkt ausgelassen. „Und du kommst mit Kaiba gut aus?“, staunte Tea unüberhörbar. „Ja, wir sind sogar per du. Er ist ein prima Kerl“, antwortete ich vorsichtig, wohl bedacht darauf, dass mir ja nichts rausrutschte. Joey steckte sich den Finger in den Hals und würgte: „Wie kann man nur so jemanden als prima Kerl bezeichnen!? Er ist einfach ein arroganter Schnösel nichts weiter!“ „Achso, jetzt verstehe ich. Du bist also sein Schoßhündchen von dem er immer redet“, lachte ich lauthals. „Er redet von mir!?“, staunte dieser nicht schlecht. „Ja. Was heißt reden. Immer wenn ihn etwas aufregt oder er mies gelaunt ist, flucht er nebenbei über dich.. oder Yugi. Aber Yugi kommt eher positiv als negativ rüber. Wenn er mal nicht zufrieden zum Beispiel in einem Duell gegen seinen geliebten Roboter war, dann flucht er, dass sogar ihr das besser gemacht hättet“, schmunzelte ich lachend über die bildliche Vorstellung, wie mein großer Bruder immer wütete. „Kennst du ihn schon lange?“, fragte Tristan. „Es geht. 1 bis 2 Monate“, antwortete ich abschätzend, wie lange es wohl nun wirklich war. „Und du siehst ihn seit dem jeden Tag?“, horchte Yugi weiter. „Ja, so ist es. Ich glaube wir tun uns einfach gut, manchmal“, seufzte ich gelassen und dachte an die schönen Tage die wir bis jetzt schon verbracht hatten. Die vielen gemeinsamen lustigen Stunden und auch die harte Arbeitszeit, wenn er den Boss raushängen ließ. Das tat er in letzter Zeit ziemlich oft. „Ich würde ihn glaub ich nie so lange am Stück ertragen. Aber du musst ihn ja ein wenig anders kennen, als wir, wenn du es so lang mit ihm aushältst und dich dazu auch noch so gut mit ihm verstehst“, zuckte Tea mit den Achseln. „Klar, kann er schon mal den Boss raushängen lassen und richtig arglistig sein. Aber als Bruder ist er einfach die beste Person, die man sich vorstellen kann. Er würde jederzeit für mich oder Mokuba ins Feuer springen.“ Verdammt! Jetzt war es mir raus gerutscht. Ich wusste doch, dass ich nicht so viel hätte quatschen sollen. „Als Bruder?!“, riefen diese nun im Chor. Ich vergrößerte direkt die Distanz zu ihnen. „Seto Kaiba ist also dein Bruder?!“, hakte Joey wütend nach. „Naja… nun…“, ich kam gar nicht dazu irgendetwas zu sagen, da ich direkt wieder von ihm unterbrochen wurde: „Na dann wird mir so einiges klar! Deswegen kannst du auch ohne Probleme so viel Zeit mit ihm verbringen. Bei jedem Anderen würde er ja ausrasten, bzw. den Obermacker raushängen lassen.“ „Ihr seht ihn einfach aus einer falschen Sichtweise. Yugi, denk doch mal nach. Dir hat er auch schon geholfen oder?“ „Naja… nimm es mir nicht übel. Aber ich wüsste nicht wann und wo“, kratzte dieser sich am Hinterkopf und schaute mich traurig an. „Ach, was versuch ich einfach mit euch darüber zu diskutieren. Ihr wollt mich jetzt bestimmt nicht mehr dabei haben, jetzt wo ihr es wisst“, grummelte ich enttäuscht und entschloss mich eigentlich dazu, wieder alleine zurückzugehen. „Wer sagt denn sowas. Nur weil du einen schlimmen Bruder hast, werden wir dich doch nicht verstoßen. Komm mit uns. Es kann nur sein, dass er davon nicht so erfreut sein wird“, meinte Tea und zog mich an der Hand einfach mit. Ich zuckte hilflos mit den Schultern und ließ mich einfach mitschleifen. Kapitel 6: Alltag - C'est la vie -------------------------------- Kapitel 6 Der erste Schultag Jeden Morgen musste ich zur Arbeit und dort den ganzen Tag mit Verwaltungsdingen verbringen. Das hieß nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde, doch solange die Pässe noch nicht da waren, durfte ich nicht zur Schule, wie jeder andere Jugendliche in meinem Alter. Denn ich wollte nicht wie mein großer Bruder enden. Nach Macht orientiert alleine durchs Leben gehen, sondern Freunde finden. Natürlich musste auch diese Zeit umgehen und ich bekam endlich die Ausweise und Urkunden, die ich sorgsam in einen Ordner unterbrachte. Nun konnte ich mich an der Schule anmelden. „Bist du sicher, dass du keine Privatschule möchtest? Immerhin habe ich keine Lust, dass dir irgendetwas zustößt“, hakte Seto nun zum zigsten Mal nach. „Erstens was sollte mir schon zustoßen? Mobbing? Das trauen die sich gar nicht, bei dem Bruder. Zweitens wäre eine Privatschule viel zu öde und langweilig, erst recht nur Geldverschwendung und ich würde mich damit nur noch mehr vom Rest der Menschheit abgrenzen. Ich möchte wirklich viel lieber auf eine öffentliche Schule gehen“, argumentierte ich gereizt und musste über seine fast schon mütterliche Liebe schmunzeln. „Na gut, dann fahren wir nun mal los, dich anmelden.“ „Sonst meckerst du immer rum, dass du keine Zeit für was anderes hast. Du müsstest eine Firma leiten. Das was ich auch alleine packe, da willst du mitkommen?“, grinste ich anstachelnd. „Immerhin habe ich das Sorgerecht für dich und habe keine Lust auf Krieg vorm Vormundschaftsgericht, weil ich mich angeblich nicht gut um dich kümmern würde, also komme ich mit, ob es dir gefällt oder nicht. Du bist ein Teil der Familie und damit müssen wir uns abfinden und wir halten schließlich zusammen. Das Geschäft kann auch mal warten. Dem widme ich mich ja sonst immer 24 Stunden am Tag.“ Das war eigentlich kein Grund gewesen, gleich so aus der Haut zu fahren. Aber ich kannte ihn mittlerweile auch nicht mehr anders. Gereizt, nervös und streng. Er war wie eine überfürsorgliche Mutter. Über den Gedanken musste ich innerlich lachen und äußerlich ließ sich ein Grinsen nicht vermeiden. „Was grinst du jetzt so?“, fragte er und wir stiegen in die Limousine ein. „Ach nichts. Du nimmst meiner Meinung nach die Mutterrolle einfach viel zu ernst.“ „Mutterrolle, tze. Sei froh, dass du es so gut hast. Ich könnte dich auch in einer runtergekommenen Wohnung hausen lassen“, knurrte er spielerisch. „Das würde nur deinem Ruf schaden, also mach ich mir darüber keine Sorgen.“ „Noch weiß fast keiner, dass du meine Schwester bist.“ „Aber die Dokumente lassen sich jetzt auch nicht mehr ändern, Bruderherz. Du müsstest schon den DNA-Test fälschen Wir passten wirklich zusammen wie Pech und Schwefel. Wir waren ein Duo. Einer arroganter als der Andere und dazu noch schlagfertig. Es war ein Traum mit ihm zu diskutieren und sich necken zu können. In der Schule meldete er mich an, reichte beglaubigte Kopien von Ausweisen und bisherige Zeugnisse ein. Die Schulsekretärin übergab mir direkt einen Stundenplan und die Bücherliste: „Sie können direkt in die Klasse gehen. Wie Sie dem Plan entnehmen können, befindet diese sich gerade in Raum 203 im Neubau. Soll ich Sie hinbegleiten?“ Mein Bruder nickte dankend ab: „Das wird nicht nötig sein. Ich bin mit den Räumlichkeiten bestens vertraut.“ „Wie Sie wünschen, Herr Kaiba. Dann wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen ersten Tag, Frau Kaiba.“ Dieser Name an mir hörte sich immer noch so falsch an. Wie lange ich ihn auch trug, brachte ich es nicht fertig mich an ihn zu gewöhnen, denn dieser bedeutete ein Teil von Seto Kaiba zu sein und das war wieder mal sehr unrealistisch für jemanden für mich, obwohl es der Wahrheit entsprach. Also führte Seto mich zu dem Raum, wo meine künftige Klasse war. „Warst du hier auch auf der Schule gewesen?“, fragte ich ihn nebenbei. „Ja. Nur so zum Schnuppern, was ich noch so alles beherrsche. Eine Art Fortbildungsmaßnahme. Jetzt habe ich natürlich alle Hände voll mit meiner Firma zu tun. dafür lernst du ja jetzt.“ „Wahrscheinlich.“ Als er vor einem Raum stehen blieb, verabschiedete er sich direkt: „So. Mit rein werde ich nicht kommen. Du schaust dann einfach im Büro vorbei, wenn du fertig bist, ja?“ „Ja, Bruderherz“, lächelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er ging wieder und ich klopfte an die Tür, die ich darauf öffnete und hinter mir wieder schloss: „Guten Tag. Mein Name ist Sarah und ich bin gerade eben der Klasse zugewiesen worden als Neuzugang.“ Die Blicke von 20 Jugendlichen waren auf mich gerichtet und der junge Lehrer, ein stämmiger, großer, schlanker Mann mit Halbglatze begrüßte mich freundlich: „Hallo, ich bin Herr McFly, der Klassen-, Englisch- und Geschichtslehrer. Setz dich doch da hinten auf den freien Platz. Möchtest du noch etwas über dich erzählen oder gleich mit einsteigen?“ „Danke, über mich gibt es nichts zu sagen“, lächelte ich und nahm auf dem einzig freien Tisch platz. „Nun, wer kann Sarah etwas über unser momentanes Thema verraten?“, gab der Lehrer in die Runde. „Was war das denn gleich noch“, scherzte einer mit kurzem blondem, gestyltem Haar, den ich irgendwoher schon mal zuvor gesehen hatte. „Ja, Joey. Fang doch direkt mal an!“, rief Herr McFly ihn auf. „Och nee“, grummelte dieser. Sein Sitznachbar, mit braunem Irokesen Haarschnitt, kicherte verhohlen. „Wir haben das Thema Altes Ägypten“, sagte der Blonde nun mit einem abfälligen Unterton in der Stimme, woraus ich mir ableiten konnte, welche Abneigung er gegen dieses Thema hegte. „Schön, können Sie uns auch mehr darüber sagen?“, stachelte der Lehrkörper ihn weiter an. „Nö“, trotzte er schlicht. „Sarah?“, gab er das Wort weiter an mich, obwohl ich mich weder gemeldet noch sonst ein Zeichen von mir gegeben hatte, dass ich irgendetwas wissen könnte. „Pharaonen, Sarkophage und Mitgiften in den Tod. Das sind die typischen Sachen an die jeder Mensch denkt, wenn er das Thema Altes Ägypten hört. Den meisten Pharaonen wurden die inneren Organe entnommen, zermürbt und in Urnen verschlossen. Viele wurden auch mumifiziert. So viel zu den grundlegenden Dingen, die eigentlich jeder darüber weiß.“ „Super! Von welcher Schule kommen Sie, wenn ich fragen darf?“, erkundigte der Lehrkörper sich begeistert. „Von der Okama Schule in Nordost Domino. Ich habe mich einfach schon immer für das alte Ägypten interessiert. Fragen Sie nur, ich wage zu behaupten fast alles zu wissen“, schäkerte ich. „Schleimer“, grummelte jemand aus den vorderen Reihen. „Na, na. Nur nicht eifersüchtig werden. Wir sind momentan auch bei den Bestattungsriten der alten Ägypter. Natürlich war es nicht so, dass jedem eine Pyramide gebaut wurde um begraben zu werden und vor allem Mitgiften, Mumifizierung und solche Dinge konnte sich ein normaler Bürger nicht leisten. Diesen Ritus machten nur die Pharaonen mit…“ So verbrachte er eine Stunde damit, lästige Geschichten über das Alte Ägypten und ihre Bestattung zu erzählen. Ich war mir sicher, dass ich nicht die Einzige war, die es nicht interessierte. Die ganze Klasse schien desinteressiert zu sein, bis auf eine einzige Person, die meiner Meinung nach eher wie ein Punk aussah. Stachlige, bunte Igelfrisur, eher klein für einen Jungen und viel zu unscheinbar. Er fiel gar nicht so auf, erst als ich mich richtig damit beschäftigt hatte, mir meine Klasse genauer anzuschauen, stach er einem ins Auge. „So, Sarah. Wie hat Ihnen der Unterricht gefallen, war alles korrekt was ich gesagt habe?“, sprach der Lehrer mich an. Perplex schaute ich wieder in seine Richtung und hatte mich nach meinem ersten Wort auch wieder gefangen: „Äh.. ja. Bis auf den Grund warum damals Pyramiden gebaut wurden. Sie sagten, dass die Ägypter es nur taten, um ein außergewöhnliches Grab für ihre Hoheiten zu bauen. Nein, es war viel mehr als das. Sie wollten alle anderen Gebiete in denen Pharaonen herrschten übertrumpfen mit immer größer werdenden Bauwerken und sich ein Denkmal für alle Ewigkeit zu setzen, von der wir beispielsweise heute nur staunen können.“ „Staunen tue ich auch über sie. Damit haben Sie meine erste Stunde heil überstanden.“ Ich stand auf und fragte: „Und was gibt es jetzt?“ Hilflos schaute ich auf meinen Stundenplan. Wir hätten jetzt Englisch, also auch wieder bei Herr McFly. Oh nein, ich hatte keine Lust auf noch eine Stunde mit ihm. „Sie haben erst mal Pause, danach quäle ich Sie weiter. Mal schauen, ob Sie in Englisch genau so gut sind“, lächelte er freundlich und aufgeschlossen. „Wohl kaum.“ Damit ging ich aus dem Raum und folgte einfach der riesigen Schülermenge nach draußen, wo ich erst mal eine Zigarette genoss. Aus Respektgründen vermied ich es immer vor Seto zu rauchen, deshalb konnte ich es wohl jetzt ausnutzen. Ehe ich mich versah, stand ich in der Mitte eines kleinen Grüppchens. Es waren wohl ein paar Leute aus meiner Klasse, denn den Klassenclown und den großen schlanken Braunhaarigen mit dem Irokesen erkannte ich direkt. Dann war noch dieser kleine Unscheinbare und eine junge Frau mit schulterlangem braunem Haar, fast genau so groß wie der Braunhaarige. „Du bist Joey, der Klassenclown, nicht wahr“, strahlte ich ihn freundlich an, immer noch im Hinterkopf, dass ich ihn irgendwo kannte. „Ja, ganz recht. Das sind meine Freunde Tristan“, er deutete auf den großen Braunhaarigen, „Yugi“, damit war der kleine Punk gemeint, „und Tea“, das einzige Mädchen. „Freut mich. Wundert mich, dass ihr direkt auf mich zukommt. Werden Neue nicht eigentlich immer direkt abgestoßen?“, meinte ich vorsichtig. Jetzt war mir auch klar, woher ich den Blonden kannte. Das Schoßhündchen und der Unscheinbare war Yugi, der beste Duellant der Welt. „Zu viele Filme gesehen, was? Bei uns nicht, wir gehen immer auf die zu, die einsam und verlassen aussehen“, antwortete Tristan weniger zurückhaltend und ich ging aus der Mitte raus, sodass wir in einem Kreis da standen. „Ich sehe also einsam und verlassen aus. Das bin ich wohl kaum“, lachte ich. Alle vier schauten mich abwartend an und ich wusste, was sie hören wollten. Das ich mit der Sprache heraus rückte, woher ich kam und so weiter. Doch ich musste sie wohl enttäuschen, denn ich hatte keine Lust vom meinem Heimaufenthalt zu erzählen und erst recht nicht damit zu prahlen, dass Seto Kaiba mein Bruder war. „Also ich weiß nicht, aber irgendwie erinnerst du mich an jemanden“, murmelte Tea. Da fing es schon an. „Ja, jetzt wo du es ansprichst. Mich auch“, stimmten Joey und Tristan zu. Fehlte nur noch der Kleinste in der Runde, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. Also musste ich wenigstens einen Teil der Wahrheit herausholen: „Kann nicht sein. Ich bin im Heim aufgewachsen und würde mich schon sehr wundern, wenn ihr da jemanden kennt.“ Warum musste so etwas immer sein, wenn man neu irgendwo war. Das konnte ich gar nicht leiden. Ich hasste es irgendwelche Informationen von mir Preis zu geben und im Mittelpunkt zu stehen, beliebte mir auch nicht. Obwohl doch, eigentlich schon, nur noch nicht jetzt. Plötzlich wurde ich unterbrochen, da mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Als ich es hervorholte, entschuldigte ich mich von der Gruppe und nahm das Gespräch an: „Hallo?“ „Ja, Schwesterchen, ich bin es. Ihr habt grad Pause oder? Wollte dir nur Bescheid sagen, damit du später nicht laufen musst, lasse ich dir ein Auto hinbringen. Du hast doch einen Führerschein, oder?“ „Ja, aber übertreibst du nicht schon wieder etwas?“, flüsterte ich. „Was wisperst du auf einmal so? Sind da irgendwelche Leute, die meinen Namen nicht hören dürfen. Ah, ich verstehe. Du hast Angst zu erwähnen, dass du meine Schwester bist. Hm… dann sollte ich wohl mal vorbei kommen“, lachte er hämisch. „Du bist so gemein. Dann laufe ich lieber tze!“ „Ich komm mit der Limousine vorbei.“ Damit war das Gespräch beendet und das Freizeichen ertönte. „Das kannst du nicht machen, Seto!“, fluchte ich lautstark. Leider zu laut, denn meine Klassenkameraden bekamen das natürlich mit. Der Plan, etwas zu verheimlichen war nun kläglich gescheitert. „Seto?“, fragten die im Chor. „Ah! Jetzt weiß ich, wem sie ähnelt. Seto Kaiba!“, ging Tristan ein Licht auf. „Nein, nein. Das versteht ihr falsch“, versuchte ich abzuwehren. „Seid ihr verwandt oder so?“, erkundigte Yugi sich. Wow! Der erste Satz von dem Kleinen, er konnte also doch eigenständig sprechen. „Ihr versteht das nicht!“, damit ging ich einfach arrogant weg und suchte auf eigene Faust nach dem nächsten Raum. Was eigentlich gar nicht so schwer hätte sein sollen, denn es war derselbe wie eben. Trotzdem hatte ich es natürlich geschafft, mich zu verlaufen. Irgendwann traf das Glück auch mal wieder meinen Weg und ich fand den Raum, in den ich gleich hinein ging und mich auf meinen Platz setzte. Die Englischstunde war eigentlich relativ langweilig. Es war eine Sprache die man so leicht beherrschen konnte, dass das Zuhören gar keine Probleme mehr bereitete, auch wenn ich nur ein Ohr offen hielt. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule und deshalb rief ich in der nächsten Pause meinen großen Bruder an: „Seto, das ist voll langweilig!“ „Jammer nicht rum! Wie ich sehe, muss ich dich anscheinend noch erziehen. Jammern ist nur was für Schwächlinge. Bist du ein Schwächling?!“ „Nein! Natürlich nicht, aber…“ „Als meine Schwester muss ich dir sagen, dass du dich etwas erhobener benehmen musst. Guck auf alle andern runter und schluck den Stoff einfach runter. Vielleicht kommt irgendwann noch etwas, was du irgendwann nochmal gebrauchen kannst. Bis dahin reiß dich ein bisschen mehr zusammen, verstanden?“ „Ja, großer Bruder. Hast du eigentlich viel zu tun?“, erkundigte ich mich neugierig. „Naja es geht. Nicht mehr als sonst, warum fragst du?“ „Ach nur so. Dann muss ich ja später nicht mehr vorbei kommen oder?“ „Was soll das denn jetzt heißen. Du hast trotzdem noch deine Arbeit zu erledigen, das hat eigentlich nichts mit meiner Arbeit zu tun. Wenn du jetzt schon so faul anfängst, wie wird’s dann erst später!? Ich kann faule Menschen nicht ausstehen und schon gar nicht in meiner Firma. Erst recht nicht, wenn dieser auch noch ein Teil meiner Familie ist!“ „Das hat gar nichts mit Faulheit zu tun. Klar komm ich später noch mal vorbei. Ich wollt nur noch kurz ein Eis essen gehen. Es ist so heiß heute“, wehre ich exzentrisch ab. Da hatte er ja schon mal einen tollen Eindruck von mir und wenn er so mit mir sprach, kam richtig der Geschäftsmann in ihm raus. Das war kaum auszuhalten. Arrogant und kaltherzig hatte ich ihn gerne, aber den Geschäftsmann musste er nicht unbedingt vor mir geben. „Wir sehen uns später. Ich habe keine Zeit um die ganze Zeit mit dir zu telefonieren, Sarah. Geschwisterliebe hin oder her, es gibt noch viel zu tun, also mach einfach, dass du bei kommst! Und sei nicht so zickig, mach einfach mal zur Abwechslung was dir gesagt wird.“ „Tze!“, damit legte ich auf. Der bildete sich ja vielleicht was ein, von wegen großer Bruder über alles, der konnte vielleicht was erleben, wenn ich wieder da sein würde. Was bildete der sich eigentlich ein, wer er war und wie er mit mir reden konnte. Nur weil er mich in seiner Familie aufgenommen hatte und ich bei ihm arbeitete, hieß das nicht, dass ich mich untermauern lassen musste. „Hey, Sarah! Wir haben Mittagspause, kommst du mit runter in die Stadt?!“, winkte mir jemand von der anderen Seite des Schulhofes zu. Wie ich vermutete, waren es wieder die Leute von vorhin und derjenige, der gewunken hatte, war Joey. „Erzählst du uns bitte mehr über dich?! Bitte!“, flehten alle mich an. „Na gut, wenn ihr diese lethargischen Geschichten unbedingt hören wollt. Wie schon gesagt, bin ich im Heim aufgewachsen. Ich angelte mir vor Kurzem eine Festanstellung in der Kaiba Corporation. So weit die Kurzfassung“, sagte ich schlicht kurz gefasst und den Hauptpunkt ausgelassen. „Und du kommst mit Kaiba gut aus?“, staunte Tea unüberhörbar. „Ja, wir sind sogar per Du. Er ist ein prima Kerl“, antwortete ich vorsichtig, wohl bedacht darauf, dass mir ja nichts rausrutschte. Joey steckte sich den Finger in den Hals und würgte: „Wie kann man nur so jemanden als prima Kerl bezeichnen!? Er ist einfach ein arroganter Schnösel nichts weiter!“ „Ach so, jetzt verstehe ich. Du bist also das Schoßhündchen, was er meint“, lachte ich lauthals. „Er redet von mir!?“, staunte dieser nicht schlecht. „Ja. Was heißt reden. Ich habe mal von dir gehört“, schmunzelte ich lachend über die bildliche Vorstellung, wie mein großer Bruder immer wütete. „Kennst du ihn schon lange?“, fragte Tristan. „Es geht. 1 bis 2 Monate“, antwortete ich abschätzend, wie lange es wohl nun wirklich war. „Und du siehst ihn seit dem jeden Tag?“, horchte Yugi weiter. „Ja, so ist es. Ich glaube wir tun uns einfach gut, manchmal“, seufzte ich gelassen und dachte an die schönen Tage die wir bis jetzt schon verbracht hatten und vor allem die Neckereien. Den Frustabbau, den wir immer gegenseitig aneinander vollführten. Die vielen gemeinsamen lustigen Stunden und auch die harte Arbeitszeit, wenn er den Boss raushängen ließ. Das tat er in letzter Zeit ziemlich oft. „Ich würde ihn glaub ich nie so lange am Stück ertragen. Aber du musst ihn ja ein wenig anders kennen wie wir, wenn du es so lang mit ihm aushältst und dich dazu auch noch so gut mit ihm verstehst“, zuckte Tea mit den Achseln. „Ich denke, dass ist einfach Ansichtssache. Aber ist es nicht die Aufgabe als Bruders für seine Geschwister da zu sein, egal was geschieht. “ Verdammt! Jetzt war es mir raus gerutscht. Ich wusste doch, dass ich nicht so viel hätte quatschen sollen. „Als Bruder?!“, riefen diese nun im Chor. Ich vergrößerte direkt die Distanz zu ihnen. „Seto Kaiba ist also dein Bruder?!“, hakte Joey wütend nach. „Naja… nun…“, ich kam gar nicht dazu irgendetwas zu sagen, da ich direkt wieder von ihm unterbrochen wurde: „Na dann wird mir so einiges klar! Deswegen kannst du auch ohne Probleme so viel Zeit mit ihm verbringen. Bei jedem Anderen würde er ja ausrasten, bzw. den Obermacker raushängen lassen.“ „Ihr seht ihn einfach aus einer falschen Sichtweise. Yugi, denk doch mal nach. Dir hat er auch schon geholfen oder?“ „Naja… nimm es mir nicht übel. Aber ich wüsste nicht wann und wo“, kratzte dieser sich am Hinterkopf und schaute mich traurig an. „Ach, was versuch ich eigentlich mit euch darüber zu diskutieren. Jetzt wo ihr Bescheid wisst, ist es euch doch ohnehin gleichgültig und ihr denkt nur als arrogantes verwöhntes Schwesterchen von Kaiba an mich“, grummelte ich um den Worten mehr Ausdruck zu verleihen in arrogantem Unterton und wollte wieder alleine zurück gehen. „Wer sagt denn sowas, nur weil dein Bruder so ist, heißt es nicht, dass du auch so bist. Ich denke nur, dass es ihn nicht so erfreuen wird“, meinte Tea und zog mich an der Hand einfach mit. Ich zuckte hilflos mit den Schultern und ließ mich einfach mitschleifen. Kapitel 7: Geheimnisse / Bestimmung ----------------------------------- Kapitel 7 Geheimnisse - Bestimmungen Eine kleine Brise kam auf und zerzauste mir das Haar. Während wir durch die Fußgängerzone von Domino City liefen, musste ich weitere unangenehme Fragen beantworten. Mir war es nicht recht, dass sie mich so ins Kreuzverhör nahmen, aber vielleicht hatte ich schon jetzt an meinem ersten Tag Freunde gefunden, deswegen tat ich ihnen den Gefallen und beantwortete alles willig. Im Laufe der Mittagspause während wir schon wieder zurückliefen, fragte Yugi eine spezialisierte Frage: „Wie gut kennst du dich wirklich mit dem Alten Ägypten aus?“ Ich blickte in die Runde und sah manche Augendrehen, andere eher beschämt. „Naja, ich weiß ein paar Einzelheiten die bestimmt nicht jeder kennt. Ansonsten müsste ich wissen um was es genau geht“, meinte ich. „Ach, war nur so eine Frage nebenbei. Hat mich interessiert, ob du dich nur bei Herr McFly einschleimen wolltest oder ob es wirklich die Wahrheit war“, wehrte der Kleine ab. „Es war schon die Wahrheit. Direkt am ersten Tag zu lügen würde mir ja auch keine Vorteile bringen“, lächelte ich aufgeschlossen. „Wie kann Kaiba nur eine so nette Schwester haben? Das hat der Mistkerl nicht verdient“, fluchte Joey. „Wie kannst du nur so ein mieser Duellant sein, obwohl du immer bei dem besten Duellanten der Welt bist!?“, fauchte ich ihn böse und feindselig an. Was bildete der sich eigentlich ein, wer er war. Mein Bruder hatte ein Anrecht darauf so zu sein, wie er nun mal war. Eine andere Person wusste auch nichts von seinen früheren Erlebnissen und konnte deshalb die Lage auch niemals nach empfinden. Zwar hatte ich alles von seinem Adoptivvater auch erst vor Kurzem erfahren und dagegen war meine Vergangenheit im Heim ein Zuckerschlecken gewesen, aber trotzdem wusste ich die Lage einzuschätzen. „Er hat es nicht so gemeint, aber ich hoffe du verstehst auch warum wir so über ihn denken“, versuchte Tea zu schlichten. Darauf antwortete ich nicht, sondern dachte weiter über den Gedanken vorher nach. Als wir wieder im Unterricht saßen, machte ich genau so fleißig mit wie die anderen Stunden auch. „Was machst du nach dem Unterricht?“, fragte Yugi mich. „Ich muss in die Firma.“ „Wir hatten noch vor zusammen ein wenig herum zu hängen und ich dachte, du würdest vielleicht mitkommen wollen“, meinte er vorsichtig. Kurz dachte ich über diese Einladung nach, bis ich erwiderte: „Ich habe noch zu tun. Vielleicht ein andern mal.“ Er schrieb mir Teas Handynummer auf und meinte, ich solle mich bei ihnen melden. Darauf war der Unterricht beendet und ich ging vor die Schule, wo die Limousine schon auf mich wartete. Der Chauffeur hielt mir die Tür auf. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Seto darin sitzen würde, doch ich wurde alleine zum Firmenhauptsitz gefahren. Dort angekommen, stolzierte ich als Erstes zu meine großen Bruder ins Büro, der mich freudestrahlend empfang: „Na, Schwesterchen. Wie war dein erster Schultag?“ Unaufgefordert setzte ich mich auf das Sofa; „Wusstest du, dass es die Klasse ist, wo dein so genannter Schoßhund ist? Die sind ja richtig aufdringlich! Naja, ich hatte ein wenig Langeweile, da alles zu einfach, meinen Ansprüchen entgegen, war. Wie hast du Genie es da so lange ausgehalten?!“ „Ach, so schlimm ist es doch gar nicht. Also hast du den Kindergarten schon kennengelernt? Vielleicht kannst du dich mal mit Yugi messen.“ „Nicht mal du hast es geschafft gegen ihn anzukommen. Wie soll ich, die schlechter war als du, es dann mit ihm aufnehmen können?“, fluchte ich enttäuscht über mich selbst. Meines Wissens nach musste ich in diesem Spiel noch viel lernen und im Gegensatz zum Heim, es mal mit ebenwürdigen oder sogar stärkeren Gegnern probieren, um etwas hinzuzulernen zu können. Jedoch passte es mir gar nicht, dass er wollte, dass ich mein Glück an Yugi probieren sollte. „Übrigens habe ich noch was für dich“, kündigte Seto an und übergab mir eine kleine Plastiktüte. Ich schaute hinein und erkannte eine kleine silberne Metallbox darin liegen, die man an seinen Gürtel befestigen konnte, um darin seine Duellkarten aufzubewahren. Vorsichtig holte ich sie heraus. Auf dessen Rückseite waren meine Initialen eingraviert. Nicht ganz, da ich dieselben wie er hatte, war mein Vorname ganz ausgeschrieben und vom Nachnamen nur der erste Buchstabe vorhanden. „Cool, danke schön“, jubilierte ich glücklich über das wahrscheinlich teure Geschenk. Darauf öffnete ich es, um zu sehen wie viel wirklich hinein passte. Zu meinem Erstaunen befand sich noch bzw. schon eine Karte darin. „Du hast was darin vergessen“, holte ich diese hervor. Es war die Lieblingskarte von Seto. Der weiße Drache mit dem eiskalten Blick. „Nein. Das ist das eigentliche Geschenk. Die Box war eigentlich nur die Verpackung“, meinte er hämisch grinsend. Meine Kinnlade klappte herunter: „Aber…“ Ich war sprachlos und dachte eigentlich keinen Ton heraus zu bekommen. So räusperte ich mich und brachte sogar etwas heraus: „Das ist dein absoluter Schatz! Wie kommt es dazu, dass du mir eine anvertrauen willst!?“ Er hörte immer noch nicht auf zu Lächeln: „Vertrauen ist genau der richtige Stichpunkt. Ich vertraue dir und weiß, dass du genauso sorgsam mit ihm umgehen wirst, wie ich es tue. Außerdem brauche ich keine drei weißen Drachen mehr, selbst wenn es mein Markenzeichen war. Er tut sich besser als Symbol für unsere Familie. Mokuba hat auch einen. Willst du ihn nicht?“ „Das wäre als würdest du mich fragen, ob ich kein Mitglied deiner Familie sein will. Klar will ich!“, triumphierte ich dankend und wäre ihm am Liebsten um den Hals gesprungen. Es waren aber immer noch diverse vorzugsweise Distanzierungen in mir einprogrammiert. Vor Freude konnte ich mich auch nicht mehr im Zaum halten, sprang auf und fiel ihm direkt in die Arme. „Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Danken kannst du mir später noch. Jetzt mach dich ab an die Arbeit und wenn du fertig bist mit deinen Hauptaufgaben kommst du zum Duell Dome. Du musst noch trainieren und das ist kein Scherz, dass wird richtig harte Arbeit für dich werden“, schlug er wieder einen ernsthaften Ton an. Da war er wieder, der typische Mutter- und Chefinstinkt. Es war irgendwie eine Mischung von beidem und ich fand es lustig, wie schnell er es schaffte vom lieblichen Bruder zum arroganten Chef zu wechseln. Also tat ich das, was er von mir verlangte und arbeitete mich durch die Stapel Post durch und erledigte die meisten Eilsachen. Danach ging ich wieder zu ihm damit wir zusammen zum Duell Dome fahren konnten. Duell Dome war die Bezeichnung für den Ort, an dem die größte Duellarena bundesweit aufgebaut war, die er immer nutzte um zu trainieren. Nun verlangte er von mir, dass ich darin trainierte. „Gegen wen soll ich antreten? Gegen einen Computer?“, fragte ich gelangweilt. „Nein, ich möchte dass du dich direkt an einem anderen Menschen misst. Das mit dem Computer wird auf die Dauer langweilig, das siehst du ganz richtig. Also habe ich jemanden für dich eingeladen“, ließ er wieder das hämische Grinsen über sein Gesicht huschen. „Ein großer Yugi?!“, staunte ich, als wir vom Aufzug in die Arena traten. „Wieso ein großer Yugi. Das ist Yugi“, lachte mein Bruder mich aus. Das kam mir komisch vor. Den Punker den ich heute Morgen kennen gelernt hatte, war mindestens einen Kopf kleiner, als der, der mir nun gegenüber stand. „So, Kaiba. Du wolltest eine Revanche. Hier hast du sie“, meinte der fast Fremde. „Ich lasse euch allein. Ich werde es von oben beobachten zusammen mit Mokuba. Enttäusch mich nicht, kleine Schwester“, ließ Seto mich mit ihm alleine und ich stellte mich eine Distanz genau gegenüber von ihm, machte mich bereit für das Duell indem ich die Duell Disk anschnallte. Da hier überall Projektoren aufgebaut waren, konnte ich die zugehörigen in meiner Disk ruhen lassen. „Also trete ich gar nicht gegen Kaiba an sondern gegen dich, Sarah?“, fragte mein Gegenüber normal. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer der vor mir war. Er war ein Ebenbild von Yugi, wenn nicht noch ein paar Jahre älter und die Größe. Das ließ mich stutzen. Wenn schon mein großer Bruder ihn in die Kategorie Yugi einordnete, dann musste ich das wohl auch tun. „Sieht ganz so aus, … Yugi. Er will sehen, wie lange ich es gegen dich aushalte. Hattest du eigentlich einen Wachstumsschub nach heute morgen? Du siehst so… groß aus“, stotterte ich. „Nein. Ich bin Yugi“, meinte er und begann nachdem wir uns „Duell“ zuriefen. Er fing an und es lief anfangs und auch mittig ziemlich ausgeglichen. Wir lenkten uns beide ein wenig von dem eigentlichen Spiel ab, indem wir zu viel miteinander redeten. „Wo ist der Rest von dir? Ich dachte, ihr wolltet heute zusammen rumlungern. Müssen sie dir nicht bei stehen und Cheerleader spielen?“, erkundigte ich mich etwas bissig. „Ich sehe sie gleich im Anschluss. Das wird bei so einer leichten Gegnerin wie dir kein Problem sein.“ „Das glaubst aber auch nur du“, schäkerte ich und versetzte seinen Lebenspunkten, die Punkte die im Spiel die wichtigste Rolle spielten. Wer als erstes die Lebenspunkte seines Gegners auf Null brachte, hat gewonnen. Am Ende des Duells gewann er mit einem Sieg der alles andere als haushoch war. Wir hatten eine Differenz von 200 Lebenspunkten zueinander und das war auch für ihn ziemlich knapp gewesen. Wie auch immer, er gewann und ich schuldete meinem Bruder Worte der Vergebung. Wenig später musste ich mir eine Moralpredigt anhören, wie man in einer solch wohlhabenden Familie da stehen musste und gegen wen man sich unbedingt als hochrangiger abstufen musste. „Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung. Außerdem habe ich mich gut duelliert. Ich habe mich mindestens genauso gut gehalten wie du bisher!“, fauchte ich ihn feindselig an. „Er hat es bestimmt mit Absicht so aussehen lassen, als hättest du eine Chance. Wie du schon sagtest, du konntest nicht mal mich schlagen, warum solltest du dich dann gegen ihn bewehren?“, ließ er wieder die Arroganz in höchstem Maß zu Vorschein kommen. „Weil ich mit etwas spiele, wovon du nur träumen kannst. Du bist echt ein Tölpel, Seto. Hätte ich die Verwandtschaft nur nie angenommen!“, bereute ich, schmiss ihm meine Duell Disk zu und verschwand darauf in Richtung Ausgang und darauf in die Innenstadt von Domino. Klar, er war mein Bruder und ich hatte ihn wirklich lieb gewonnen, war dankbar für alles was er mir gönnte, zeigte und gab. Jedoch ging er manchmal zu weit, dass machte mich wütend und wenn ich ihm nicht irgendwann die Stirn bieten würde, würde er nie damit aufhören mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Auch wenn ich noch in dem Alter war, gab es ihm kein Recht jede Chance auszuspielen, mich wie einen pubertierenden Teenager zu behandeln. So viel älter war auch er nicht und nur weil er so kalt um alles andere geworden war, hieß es nicht dass er reifer war. Er war auf demselben Level wie ich und genau deshalb würde ich mir nicht von ihm einfach so die Stirn bieten lassen. Ich war schlichtweg enttäuscht von ihm und dem was er von mir hielt, wie er mich behandelte. Wütend stapfte ich gedankenverloren durch die Fußgängerzone und nahm nichts mehr um mich war, bis ich mich auf eine Bank setzte und eine rauchte. „Hey, Sarah!“, rief jemand meinen Namen. Es war Tea, die ohne die anderen langsam auf mich zu schlenderte. „Hi. Habt ihr euch doch entschlossen, dass jeder etwas alleine unternimmt. Erst Yugi allein, dann du und wer läuft mir als nächstes allein über den Weg?“, seufzte ich und das Mädchen setzte sich neben mich auf die Bank. „Naja, ich bin eigentlich gerade auf dem Weg zu einer kleinen Imbissbude, wo ich mich mit Yugi treffen wollte. Willst du mitkommen?“ „Darf ich dich vorher noch etwas fragen, Tea?“ „Nur zu“, blinzelte sie mich erstaunt an, stand wieder auf und schaute mir durchdringend in die Augen. Ebenso wie sie erhob ich mich und begann, während wir anfingen zu laufen: „Was hat es mit Yugi auf sich? Als ich mich heute Mittag mit ihm duellierte, war er irgendwie anders als heute früh. Größer, selbstsicherer, reifer und älter. Es war als hätte eine ganz andere Person vor mir gestanden.“ „Es tut mit Leid, darüber möchte ich dir nichts erzählen. Das soll er, wenn es erforderlich ist, selbst übernehmen.“ So ließ ich das Thema ruhen und sprach es die nächsten paar Wochen nicht mehr an. Als ich den nächsten Tag aus der Schule in die Kaiba Corp. kam, gingen Seto und ich und soweit es ging aus dem Weg und ich konnte jeden Tag denselben Rhythmus durchleben. Morgens – Schule. Danach – Arbeiten. Und am Wochenende – Arbeiten – Lernen für Schule und ein wenig Freizeit. So spielte sich die nächste Zeit der Alltag ab. Doch irgendwann musste auch diese Kette unterbrochen werden. Kapitel 8: Vertrauen -------------------- „Es ist ziemlich heikel, dieses Thema mit dem Alten Ägypten. Zwar würde ich auch gerne mehr wissen und dir mehr Auskunft erteilen aber erstens darf ich nichts sagen und zweitens wenn ich noch mehr erfahre, wird es vielleicht zu kompliziert. Denn es ist schwer für jemanden wie mich zu verstehen, das Ereignisse von vor 5000 Jahren die heutige Zeit prägen oder eher gesagt heute wiederholt werden. Wer glaubt denn heutzutage an Gegenstände, die mystische Kräfte besitzen, mit denen man in die Vergangenheit bzw. Zukunft blicken kann oder andere Menschen wie Marionetten kontrollieren kann? Wer glaubt daran, dass es einen dunklen Ort gibt, in den man menschliche Seelen für immer einsperren oder verbannen kann? Warum soll ein Pharao, der vor 5000 Jahren gelebt hat, der in einem Gegenstand eingesperrt ist und nun sich den Körper mit einem kleinen Jungen teilt in den USA die Welt vor irgendeinem Irren retten? Wer wollte heute die Macht eines Pharaos haben, wo doch heute – und vor allem nicht hier – keine Pharaonen mehr herrschen? Du lebst nun in dieser Zeit, ist es nicht auch abstrakt für dich, wenn du siehst wie wir heute leben zu glauben, dass so etwas existiert? Da du dein Gedächtnis verloren hast, lebst du ja gedanklich auch eher jetzt in dieser Zeit als im Alten Ägypten. Verstehst du was ich meine?“ Nun musste sich der Arme einen Vortrag über meine Logik und Sicht der Dinge anhören. Es war sein Pech gewesen, das er wollte, dass ich bleibe. Damit hätte er rechnen müssen, denn ich war nicht umsonst Seto Kaibas Schwester. Dadurch dass er so schweigsam war, schloss ich er würde nicht auf meine Ausführungen Bezug nehmen und setzte gerade an weiter zu sprechen, als er doch begann. Also hatte er nur eine kleine Denkpause benötigt. „Es ist wirklich etwas Unvorstellbares für einen normalen Menschen, das alles zu begreifen und zu tolerieren. Deswegen respektiere ich auch deine Meinung hierzu. Doch wenn ich Seto Kaiba sehe, wie er alles leugnet, obwohl er schon so viel Übernatürliches miterlebt hat, drängt sich in mir doch die Frage auf, wie man nur so stur und ignorant sein kann! Es ist außergewöhnlich, aber nicht unvorstellbar! Manche sind einfach zu blind für etwas in dieser Art, aber mich freut es, dass du aufgeschlossen genug bist um schon mal einen Teil hiervon hinzunehmen. Es ist nicht unbedingt nur so, dass nur das existiert was man auch sehen und anfassen kann. Warum glauben dann so viele Menschen an Götter? Die kann man doch auch nicht sehen, geschweige denn anfassen.“ Im Grunde genommen hatte er ja recht, doch weder ich noch Seto glaubten an einen Gott, also gab es auch keinen Grund für uns an mystische Kräfte zu glauben. Doch ich hatte es bisher am eigenen Leib erfahren. Dieser Blackout. Der Mann mit Turban, der urplötzlich in meinem Zimmer gestanden hatte und die Waage, die er mir gegeben hatte und seitdem ich sie besaß, diese Stimme hörte. „Was ich dich noch fragen wollte. Besitzt dein Gegenstand einen Geist? Kannst du mit diesem die Gestalt wechseln?“, erkundigte er sich. „Ja und nein. Ein Geist lebt darin, der mir meine Fragen gedanklich beantworten kann und mit dem ich in meinem Kopf kommunizieren kann. Ich glaube aber nicht, dass ich mit ihr so tauschen könnte, wie du es mit Yugi tust“, beantwortete ich monoton und mit leiser Stimme. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er. „Du musst müde sein, ich lasse dich lieber schlafen und gehe.“ „Ich bin es nicht, der müde ist. Es ist dieser Körper“, meinte der Pharao, der immer noch in diesem Körper am Ball war. „Dann lasse ich deinen Körper schlafen?!“, schäkerte ich und stupste ihn freundschaftlich mit meiner Faust an seiner Schulter an. „Ach quatsch, wenn ich es nicht mehr aushalten sollte oder der Körper schlapp macht, dann passiert es und ich nicke einfach ein. Das wird dich auch nicht stören oder?“, scherzte er mit. „Solange du nicht auf mir einschläfst und ich dann hier gefangen bin bis du wieder fit bist“, lachte ich leise. „Das wäre eigentlich gar keine so schlechte Idee“, meinte er höchst amüsiert und seine Miene verfinsterte sich nach wenigen Sekunden, nachdem er das gesagt hatte. Meine Stimmung änderte sich ebenso schlagartig wie seine und ich begann Reue zu zeigen, für etwas, dass ich wahrscheinlich gar nicht verbrochen hatte. Vorsichtig hakte ich nach: „Hab ich was falsches gemacht oder gesagt?“ Mit wehleidigem Blick schaute er mich an: „Es tut mir Leid. Es ist nur so… Ach, ich kann dir das nicht erzählen. Meine privaten Gefühle interessieren dich wahrscheinlich kein Stück. Ich hatte gedacht, endlich jemanden gefunden zu haben, einen Freund, der meine Lage genauso gut nachempfinden könnte, dass er mit mir so offen darüber sprechen konnte. Warum dachte ich das? Ich würde dich ja nur ausnutzen. Außerdem hast du selbst genug mit dir zu tun, als das ich dich auch noch damit belästigen könnte.“ „Yami? Wir haben uns erst vor Kurzem kennen gelernt und du willst mit mir schon über private Dinge sprechen. Du fängst schon genauso an wie Seto. Bin ich denn so eine Person, der man vom ersten Augenblick an direkt vertrauen kann? Du kennst Seto und weißt was für eine Person er ist, welche Charakterzüge er hat und so weiter. Er hätte mich wahrscheinlich vom ersten Augenblick an auch am liebsten in die Arme geschlossen. Das war schon sehr merkwürdig für mich und jetzt fängst du auch so an, lass uns doch erst mal richtig kennen lernen?!“, stoppte ich ihn erregt. Langsam glaubte ich, die wollten mich alle mit ihrem Vertrauen fertig machen. Vieles was in letzter zeit passiert war, wiedersprach jeder Logik und jedem gesunden Menschenverstand. Aber jeder Mensch wusste doch, um nicht enttäuscht zu werden, ging man niemals so schnell so enge Bindungen ein. Vielleicht war ich auch einfach ein Mensch, dem jeder Vertrauen konnte und vielleicht strahlte ich ja so viel positive Energie auf die Menschen in meiner Umgebung aus, dass sie gar nicht anders konnten als so offen auf mich zuzugehen. Ich wusste ja, dass Yami so eine Person war. Doch da ich schon wegen Seto so vorbelastet war, weil er schon direkt so offen zu mir gewesen war, hatte ich echt Bange jetzt bei ihm das so leichtfertig hinzunehmen. Das war mit schon sehr unheimlich, dass es so leicht ging. „Hätte ich dich lieber fertig machen sollen, dumm von der Seite anmachen sollen oder wie auch immer du es bezeichnest? Wäre das dir lieber gewesen, als wie ich auf dich zugegangen bin?“ „Nein, nein, nein. Ich weiß, dass du ein offenherziger Typ bist, Yami. Es ist nur so. Ich war mein Leben lang auf mich allein gestellt, von klein auf und auf einmal kommen alle auf mich zugerannt. Das ist ein komisches Gefühl und ich komme nicht umher mich von jedem hinters Licht geführt zu fühlen. Weil ich glaube, dass jeder sein eigenes Spiel mit mir spielt, weil ich die neue Unerfahrene bin.“ „Du hast recht, wir kennen uns kaum. Aber trotzdem mag ich dich und ich möchte mit dir befreundet sein und meinetwegen benutz deinen Millenniumsgegenstand um mich zu testen. Vielleicht sind es auch die Wurzeln, die ich tief in meinem Inneren besitze, die mich immer noch zu dir hinziehen.“ Ich wollte ihn gerade fragen, was er damit meinte, dass ich meinen Gegenstand benutzen sollte, da sprach schon die Stimme in meinem Kopf zu mir und erklärte mir, dass es die Macht der Millenniumswaage war, abzuwiegen ob das Böse oder das Gute in einem Mensch überwog und ob es jemanden gut oder schlecht mit einem meinte. Sie war sogar in der Lage das Böse in einem Menschen zu verbannen. Sie erklärte mir auch, dass ich mich nur auf die Person zu konzentrieren brauchte um das zu testen. Das probierte ich natürlich sofort mit geschlossenen Augen und voller Konzentration an meinem Nebenmann aus. Erst war alles schwarz, dann ein grelles Licht und eine riesige Tür tauchte blitzartig vor meinen Augen auf. Ich riss die Augen auf, zuckte dabei zusammen und hätte beinahe aufgeschrien. „Ist alles in Ordnung?“, er legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. Mein Herz raste und ich schaffte es nicht meinen Atem zu beruhigen, der eben so hastig ging. Immer noch mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an, während ich sagte: „Du hast mich geblockt. Ich konnte nichts sehen, gar nichts. Außer eine verschlossene, verriegelte Tür, die wie aus dem Nichts auf einmal da war.“ Er legte seine Hand in meine und lächelte: „Versuch es nochmal.“ Davor hatte ich große Angst und dagegen konnte auch nicht seine Hand in meiner Hand was ändern. Vielleicht löschte der Körperkontakt die Barrikade auf. „Ich versuche mich für dich zu öffnen. Wenn du mir nun vertrauen kannst, darfst du jetzt in mich hinein sehen. Damit du keine Angst hast, werde ich dich begleiten.“ Wieder schloss ich meine Augen und begann mich zu konzentrieren. Meine Angst war so groß, dass ich es fast nicht geschafft hätte die Konzentration beizubehalten. Doch ich riss mich zusammen und schaffte es schließlich durch gleißend helles Licht in einen Raum, voller Treppen, Türen, der wie ein Labyrinth gestrickt war. Yami stand neben mir und hielt auch hier meine Hand: „Lass sie besser nicht los. Nicht das wir uns verlieren.“ „Ich möchte nicht, dass du mich davon abhältst dich zu ergründen“, löste ich mich aus seinem Griff. „Hinter vielen dieser Türen lauern Fallen, Gefahren oder Ähnliches. Wenn du in eine tappst, bist du verloren“, warnte er mich. „Ich bin alt genug um auf mich selbst aufzupassen. Willst du mir jetzt gewähren dich auszuhorchen oder nicht?“ „Ja schon, aber…“ „Ja oder Nein und das alles ohne aber!“, fauchte ich ihn verärgert an. „Jetzt hör auf mich vor die Wahl zu stellen! Entweder ich lasse dich hier frei herum stromern und riskiere dabei, dass du jeden Augenblick verreckst oder du nimmst meine Hand, vertraust mir und darfst trotzdem jeden Raum erkunden, den du willst und dir wird nichts passieren“, gab er genau so aggressiv zurück. Ich drehte mich arrogant von ihm weg und schaute mich um, als ich mich ergab: „Gut du darfst meine Hand halten, aber nur wenn du dir nichts darauf einbildest.“ „Ich bin ein Pharao, was denkst du von wie vielen Mädels ich wahrscheinlich damals die Hand gehalten hab“, grinste er. „Das glaubst aber auch nur du. Was hast du eigentlich für schräge Vorstellungen von dem Leben als Pharao? Denkst du, der durfte Weiber haben ohne Ende? Ich glaube kaum. Für eine Frau bedeutete es den Tod, wenn sie etwas mit dem Pharao hatte. Nur Adel durfte mit Adel verkehren. Mir wäre es damals nie vergönnt gewesen etwas mit dir zu haben und heute auch nicht“, lachte ich ihn aus, da er überhaupt keine Ahnung von dem hatte, was damals Tacheles war. Früher war man nicht so frei wie heute und schon gar nicht der Hochadel. Alles wurde einem vorgeschrieben oder sogar in Gesetzen verewigt. Es war eine Todsünde, wenn der Pharao sich eine einfache Magd, Sklavin oder Ähnliches nahm. Deswegen war das Verhältnis zwischen Yami und ihr so verschwiegen gewesen. „Wenn du im Geschichtsunterricht allgemein Nachhilfe brauchst, kann ich dir gerne helfen. Einzelheiten zu deiner Vergangenheit direkt darf ich dir natürlich nicht geben, aber die Sitten, Bräuche und so weiter, darüber kann ich dich gerne aufklären“, zwinkerte ich ihm zu. „Danke, darauf komme ich ein anderes Mal zurück. Der Grund warum ich noch mit dir zusammen hier rein wollte… während unsere Seelen hier drin sind, können unsere Körper in der Wirklichkeit ruhen und wenn wir zurückkehren bin ich vielleicht wieder top fit.“ „Ach deswegen… na gut, dann lass uns aber auch wenigstens etwas daraus machen, wenn wir schon hier sind“, lächelte ich und ging nun mit ihm zusammen, Händchen haltend, durch das Labyrinth und am Ende der Erkundungstour konnte ich mir wirklich sicher sein, dass er es ernst mit mir meinte, zumindest was das „Nett sein“ anbelangte. „Lass uns zurück kehren“, bat ich. „Du hast die Macht dazu“, grinste er. Mir war klar, dass das eine Lüge war. Nicht ich allein hatte uns hier rein gebracht, sondern er hatte es fast alleine getan. Das tat er nur, weil er mich ermutigen wollte. Also tat ich so, als würde ich mich konzentrieren und anstrengen, bis wir draußen waren. „Hat es dir gefallen?“, fragte er, wieder in unseren richtigen Körpern. „Ja, war ganz okay. Ich werde mich für dich umhören, was es mit alten Mythen, Zaubersprüchen und so weiter auf sich hat, danach kann ich dir sogar bei deinem Problem helfen“, stand ich auf und schaute aus dem Fenster. Zu meiner Verblüffung war es sogar schon hell draußen geworden. „Was für ein Problem? Ich habe doch gar nichts genaues erwähnt“, blinzelte er mich verwundert an. „Ich weiß es einfach, nenn es einfach weibliche Intuition“, schäkerte ich und machte mich dann auf nach Hause, in meine Wohnung, wo ich mich schlafen legte, dann gegen Nachmittag aufstand, duschen ging und mich dann bereit zum Ausgehen machte. Während meiner Schminkphase rief mich Seto auf meinem Mobiltelefon an und fragte mich, ob ich Lust hätte heute Abend irgendetwas mit ihm zu unternehmen. Da er kein Diskogänger war und eher konservativ erzogen, gingen wir wahrscheinlich wieder essen oder etwas Ähnliches. Er erwartete mich in seinem Büro im Kaiba Corporation Hauptquartier um mir von seinen neusten Zukunftsplänen zu berichten. Kapitel 9: Ankündigungen und Unstimmigkeiten -------------------------------------------- Direkt machte ich es mir auf dem kleinen Sofa bequem und begann: „Na, Bruderherz. Was gibt es denn so Aufregendes zu berichten?“ Er grinste mich hämisch an und deutete auf den Monitor seines Computers: „Ich habe bereits alles ausgearbeitet. Es kann nun losgehen mit dem nächsten Turnier. Die Probephase meiner DuelDisks ist abgeschlossen und die Datenbank aller qualifizierten Duellanten erstellt. Es fehlt nur noch die Einladungen zu verschicken, was nun deine Aufgabe seien wird, Sarah. Bist du bereit an diesem Turnier teilzunehmen oder fühlst du dich nicht stark genug?“ Ich richtete meinen Oberkörper auf und nahm eine geschäftliche, besitzergreifende, arrogante Haltung an: „Soll das ein Scherz sein? Du denkst ich wäre nicht taff genug um mich mit ein paar lausigen Duellanten auseinanderzusetzen und dir deinen Thron streitig zu machen? Na du wirst dich aber noch wundern! Ich werde die Einladungen verschicken und ich werde auch natürlich voll mit involviert sein, worauf du dich verlassen kannst.“ Ziemlich enttäuscht von seiner Meinung mir gegenüber schaute ich ihn abwartend an. Wie konnte er es wagen, mir kein Vertrauen entgegen zu bringen, was mein Können anging. Ich war mindestens genauso eine gute Duellantin wie er, wenn nicht sogar besser. Es bestand durchaus eine Möglichkeit, dass ich ihn in seinem eigenen Turnier schlagen würde. „Wir fahren nochmal kurz zu dir, da du dich umziehen musst. Ich möchte, dass du für heute Abend ein Kostüm anziehst um die Ansage noch etwas hochgestochener klingen zu lassen.“ „Ansage? Wir gehen heute Abend nicht normal essen oder sowas wie immer?“, verwundert musterte ich ihn und beugte mich zu ihm vor. „Ich mache das Turnier natürlich öffentlich im Fernsehen bekannt und du als meine Sekretärin musst mich gewiss begleiten. Zudem ich auch noch offiziell vorstellen muss, als meine Schwester“, erklärte er selbstverständlich und richtete sich auf, um mir zu bedeuten, dass wir gingen: „Los komm, wir sind schon spät dran, wenn du dich noch umziehen musst. Es wird nichts anderes als eine Pressekonferenz. Du musst auch nur eins, zwei Wörter sagen. Das kriegst du hin, es wird wie immer. Gib dich wie ein Kaiba sich zu präsentieren hat, dann wird auch nichts schief gehen.“ Darauf gingen wir zu Limousine, die mich nochmal nach Hause fuhr, wo ich mit ein schwarzes Kostüm mit schwarzgoldenen High-Heels darunter anzog. Ich küsste noch schnell den Zeitungsartikel des Autounfalls meiner Eltern: „Ich hoffe ihr schaut auf mich runter und drückt mir die Daumen.“ Dann flitzte ich wieder runter in die Limousine. „Bereit?“, fragte mich Seto, als wir anscheinend angekommen waren. „Muss ich ja wohl sein. Habe ich eine andere Wahl?“ Hämisch grinsend entgegnete er: „Nein.“ Wir stiegen aus und gingen Seite an Seite im Blitzlichtgewitter zum Rednerpult, auf dem er direkt Stellung bezog und ich unauffällig neben ihm stehen blieb. „Einen schönen guten Abend. Wie Sie alle wissen, plane ich ein nächstes DuelMonsters Turnier, das nun nächste Woche beginnen wird. Die Einladungen werden noch diese Woche versendet und wer sich als nicht stark genug empfindet, sollte es lieber bleiben lassen. Denn dieses Turnier wird nichts für schwache Gemüter sein.“ „Haben Sie schon bestimmte Leute ausgewählt, denen Einladungen zugestellt werden oder werden das einfach wahllos in die Menge geworfene Flyer sein?“, fragte ein Pressemensch. „Die Kaiba Corporation steht für gute Organisation. Sie denken doch nicht wirklich, dass jeder Amateur an diesem Turnier teilnehmen kann. Nein, die Leute sind erwählt und ich habe zur Sicherheit eine Datenbank erstellt, damit nicht jeder an das neue System, dass ich persönlich entwickelt habe, herankommt.“ „Was ist das für ein System, Herr Kaiba?“, rief ein anderer. Mein Bruder streckte seinen Aktenkoffer empor und holte eine DuelDisk hervor, während er redete: „Die neuen DuelDisks, die es erlauben ein Duell immer und überall zu führen. Ebenso gibt es ein paar neue Regeln, über die sich jeder vor dem Turnier besser schlau machen sollte, um ein Duell interessanter zu machen.“ „Worum geht es in der anderen Sache, weshalb die Konferenz heute stattfindet“, rief ein Journalist rein. „Ja, das ist ein gewaltiges Futter für euch. Es geht um meine schnucklige Sekretärin. Sie ist nicht nur meine Sekretärin. Sie ist meine erst kürzlich widererlangte Schwester“, lächelte er bösartig und zog mich mit einem Arm zu sich, den er über meine Schulter legte. „Wie kam es dazu?“ „Woher wissen Sie, dass sie Ihre Schwester ist?“ „Seit wann wissen Sie dies schon?“ Die Fragen der Reporter überschlugen sich und es fiel schwer hier noch den Überblick zu behalten. Seto behielt die Nerven und blickte selbstsicher und arrogant den Fragen entgegen: „Wir wissen es erst seit wenigen Wochen und durch moderne Mittel der Technik kann man eine Verwandtschaft feststellen. Wie es dazu kam, ist wohl unsere Sache.“ „Frau Kaiba wie fühlen Sie sich dabei nun als Schwester an der Seite eines so erfolgreichen Geschäftsmannes zu stehen?“ Da nunmehr die Fragen an mich gerichtet wurden, trat Seto einen kleinen Schritt beiseite, dass ich besser an die Mikrofone herankam. „Selbst wenn ich nicht die Schwester wäre, hätte ich kein Problem damit gehabt als Sekretärin hier neben ihm zu stehen. Ich denke jeder von Ihnen würde gerne neben so einem gutaussehenden erfolgreichen jungen Mann stehen oder eher an Stelle von ihm dort stehen. Jeder bekommt eben das was er verdient und deswegen stehe ich auch nicht ohne Grund hier.“ „Mussten Sie genauso kämpfen wie Herr Kaiba?“ Für den winzigen Moment einer Sekunde entgleisten Seto die Gesichtszüge und ich konnte mir Denken warum. Er dachte sich bestimmt woher diese Aasgeier von seiner Vergangenheit erfahren haben konnten. Doch nach wenigen Sekunden hatte er sich schon wieder gut im Griff. Geschickt antwortete ich: „Was bedeutet schon ein Kampf für einen Kaiba? Wir holen uns nur das was wir verdient haben, aber wenn Sie diese Kleinigkeiten schon so ausschweifend als Kampf bezeichnen möchten.“ Damit brachen wir das Interview ab und stolzierten zur Limousine. Darin sitzend grummelte Seto gereizt: „Woher wissen diese Maden von meiner Vergangenheit?! Was damals vorgefallen ist, geht niemanden etwas an schon gar nicht die Medien.“ Am Liebsten hätte auch ich mich erkundigt, was damals passiert war. Doch ich entschied mich das lieber an einem geeigneteren Zeitpunkt zu tun, denn momentan würde er wahrscheinlich eher ausrasten, als mir eine Antwort zu geben. Obwohl ich gar nicht nachzuhaken brauchte, denn er fing schon von sich aus zu erzählen: „Ich weiß nicht ob du die Geschichte kennst, was damals geschah nach unserer Trennung.“ Es hörte sich an wie eine Aussage sollte wohl eher als Frage gestellt sein. „Nein, ich weiß eigentlich nichts über dich, außer dass du eine Firma hast und einige Charakterzüge.“ „Wenn du heute nichts mehr zu tun hast, könnten wir uns zusammen setzen und darüber sprechen“, bot er höflich an. „Wow. Ich darf mit in die Villa kommen?“, grinste ich freudig. Er war ebenso positiv überzeugt von der Idee: „Wenn es nach Mokuba ginge, wärst du schon längst eingezogen. Aber ich möchte noch nicht, dass du ganz unter einem Dach mit uns lebst. Noch nicht! Es wird noch dazu kommen.“ „Ich möchte gar nicht unter einem Dach mit euch leben, da ich mich noch nicht so in euer Privatleben einmischen will“, widersprach ich betroffen. Nach der Vollendung dieses Satzes fing Seto skrupellos an zu Lachen, was mir ehrlich gesagt Angst machte. Da er sich nach einer Weile immer noch nicht zusammengerissen hatte, hakte ich böse nach: „Was war daran so lustig?“ „Nichts… Sarah, Schwesterchen. Wie könntest du dich denn in unser Privatleben einmischen, wenn du schon längst zu einem riesigen Bestandteil dessen geworden bist? Du gehörst zur Familie und ich werde den Teufel tun, dich auszuschließen!“, antwortete er gewitzt und dann mit purem Ernst, was in mir nur noch mehr Zweifel aufbrachte. Als Bruder war er echt ein Held und die beste Hilfe die man sich vorstellen konnte, auch wenn er ein Eisklotz war. Doch es gab wahrscheinlich niemand besseren als ihn, wenn man einen guten Rat brauchte. Nicht jeder hatte die Chance neben ihm stehen zu dürfen geschweige denn von ihm Hilfe zu erwarten, da er nicht der Barmherzigste war. Doch als Bruder war er einfach die Nummer Eins. „Danke.“ „Kein Grund in Charme unter zu gehen. Wir setzen uns jetzt einfach zusammen an den Tisch und kramen ein wenig zusammen in den Unterlagen für das Turnier. Du kannst mir gerne bei den Abschlussvorbereitungen helfen.“ Ich dachte, er wollte mir von seiner Vergangenheit erzählen, aber das hatte er anscheinend schon wieder vergessen. So gerne ich alles wissen würde, was sie durchgemacht hatten, wollte ich ihn nicht dazu zwingen mir es zu erzählen. Aber Mokuba könnte ich aushorchen. Nein, damit würde ich sie gegeneinander ausspielen und das hatte ich beim besten Willen nicht vor. Wir waren eine Familie und jetzt hieß es zusammen halten, egal was geschehen würde. „Seto“, begann ich vorsichtig mit gesenktem Blick. Erstaunt starrte er mich von der Seite an, ich konnte seine schwindende Gelassenheit spüren, wie er verkrampfte. „Was ist los, Sarah?“, sagte er steif. „Was wäre wenn mir etwas passieren würde. Irgendetwas Schlimmes. Würdest du auf mich warten oder mir gar helfen?“, murmelte ich. „Was hat der Blödsinn nun wieder zu bedeuten. Was soll das schon für eine Frage sein. Du bist meine Schwester, mein Fleisch und Blut. Klar würde ich dir helfen! Ich würde alles daran setzen, dass du schnellst möglichst auf die Beine kommst. Was denkst du von mir? Das ich dich einfach irgendwo liegen lassen würde und deinem Schicksal überlassen?!“ Er war in rage, wie ich ihn zuvor noch nie erlebt hatte. Es war überhaupt nicht seine Art Gefühle so offen zu zeigen, auch nicht vor mir. Egal ob er traurig, wütend, gut oder schlecht drauf war, er hatte immer dieselbe monotone Art an sich. In der Villa angekommen stiegen wir aus und er führte mich in einen riesigen Speisesaal, wo eine riesige Speisetafel stand. „Setz dich doch, ich bin gleich bei dir. Wenn du durstig oder hungrig bist, lass dir vom Personal was bringen.“ „Du hast Personal?! Also eine Hausfrau würde ich verstehen, aber sogar Küchenpersonal?! Ich könnte mir auch selbst was holen oder mir eine Pizza bestellen. Ich bin handlich und nicht so kompliziert“, lächelte ich. „Pizza? Soll das ein Scherz sein?! Du musst nicht mehr so primitiv leben wie im Heim. Du gehörst jetzt zur Familie und ich kann dich sehr gut ernähren mit dem Geld was ich habe. Aber wenn du anstatt der guten Küche meines Personals Pizza bevorzugst, werde ich dich nicht daran hindern.“ „Ich meine doch nur…“ „Mir ist wohl bewusst, was du meinst, Sarah! Ich möchte doch nur, dass du es gut hast. Ich möchte…“ „Mich für das entschädigen, was ich durchmachen musste?! All die Jahre, wo du schon alles besaßt und ich mich noch abquälen musste. Während du schon Macht und Geld hattest und ich um jeden Cent kämpfen musste?! Ja, Seto. Ich weiß genau was du meinst, aber so läuft das nicht. Du kannst meine Vergangenheit nicht ausradieren und ich kann auch nicht deine Vergangenheit wettmachen. Wir können nicht das nachholen was uns verloren gegangen ist. Leider bin ich nicht bei euch aufgewachsen und wir kennen uns nicht seit unserer Kindheit. Es tut mir Leid. Ich gehe jetzt besser“, verteidigte ich mich bis aufs äußerste, den Tränen nahe. Er blickte beschämt zu Boden, doch als ich wahrhaftig ansetzte zu gehen, hielt er mich auf mit gezielten Worten und seiner Hand um meinen Oberarm gelegt: „So war das nicht gemeint, Sarah! Ich weiß genau so viel wie du und ich bin mir bewusst, dass wir nichts nachholen können. Auch wenn unsere Verbindung nicht so gefestigt ist wie die zwischen Mokuba und mir, bleiben uns immer noch die nächsten Jahrzehnte alles zumindest ein wenig nachzuholen. Wir können uns zumindest davon erzählen. Warum glaubst du eigentlich, dass mein Leben bei meinem Stiefvater ein Zuckerschlecken gewesen wär im Vergleich zu deinen Jahren im Heim?!“ Jetzt wurde er wieder wütend. Ich seufzte und wollte nicht darauf antworten, als sein Griff sich festigte. Vorsichtig löste ich seine Hand von mir und grummelte: „Weil es bestimmt so war.“ „Ich hatte keine Kindheit!“, knurrte Seto jähzornig. „Und du denkst, ich hätte eine gehabt!? Da irrst du dich aber gewaltig. Ich hatte ebenso wenig Kindheit wie du.“ „Du hattest mehr Freiraum als ich. Während du noch auf dem Spielplatz geschaukelt hast, musste ich Bücher Tag und Nacht studieren. Ich hatte noch nicht mal mehr Zeit für meinen kleinen Bruder, den der Mistkerl von mir fernhielt“, schrie er mich an. „Dann lass wenigstens Mokuba noch eine Kindheit haben und gib ihm mehr Freiraum! Was hast du ihm alles gewährt, seitdem du Leiter der Kaiba Corporation bist. Außer das du Kaiba Land erbaut hast?! Lass ihn gehen, lass ihn Kind sein, sich Freunde suchen um die Häuser ziehen, was weiß ich was ein 13-jähriger so macht. Den ganzen Tag hängt er an deinen Hacken und trägt deine Sachen dir hinterher. Hättest du dir das gewünscht?“ „Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Es scheint als wüsstest du doch schon einige Sachen über meine Vergangenheit. Mal sehen was noch so zum Vorschein kommt. Willst du mich jetzt gegen meinen Bruder ausspielen? Was hast du vor?“ „Dir ein wenig Verstand und mehr brüderliche Liebe einzutrichtern“, säuselte ich und setzte mich wieder auf einen Stuhl an den Tisch. „Hört auf euch zu streiten, dass ist ja unüberhörbar. Es ist schrecklich wenn Leute so laut über einen streiten, wenn man selbst nicht anwesend ist. Könntet ihr das lassen, bitte“, Mokuba war es der auf einmal mitten im Raum stand. „Mokuba? Wie lange bist du schon da?“, ertappt drehte sich Seto zu ihm um und strafte mich mit einem bösen Blick. „Eine Weile. Es ist echt nett von dir, Sarah, dass du mich verteidigen willst, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich das alles so will wie es ist. Das einzige was mich stört, dass Seto noch ein wenig öfter lachen könnte, aber ansonsten ist es perfekt, so wie es ist. Du brauchst dich nicht, nur weil du die Frau im Haus bist, wie eine Mutter aufzuführen. Ich bin alt genug und weiß schon was ich will.“ „Entschuldige Mokuba. Du weißt, dass es nicht böse gemeint war. Ich werde mich natürlich in Zukunft daraus halten. Für die Erziehung ist dein großer Bruder zuständig.“ „Ja, ganz recht. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis du auch nur einen Funken mit zu bestimmen hast. Und bis dahin ist er sowieso schon 18 und erwachsen“, peitschte Seto wieder mit einem verächtlich scharfen Blick. Beschämt nickte ich und blieb nun still auf dem Stuhl sitzen. „Gut, wo das nun geklärt wäre. Möchtest du uns Gesellschaft leisten, wenn wir nun über die Feinheiten des Turniers sprechen, kleiner Bruder?“, nahm Seto gegenüber von mir Platz und forderte den Dritten mit einem kleinen Kopfnicken auf, sich neben ihn zu setzen. Freudig nickte er und tat wie sein Bruder es ihm befohlen hatte. Kapitel 10: Ein Turnier namens Battle-City ------------------------------------------ „Nun denn… ich weise dich mal in die Grunddinge ein, die ich mir so erplant hatte und hätte gerne, dass du deine wahre Meinung hierzu äußerst. Mokuba, den Aktenkoffer bitte“, befahl Seto dem Kleinen. Also mir kam es eher so vor, dass er nicht sein kleiner Bruder, sondern eher ein leibeigener Sklave war. Wie konnte er ihn nur so rumkommandieren und behandeln?! Das war eines der Dinge, die ich wohl nie verstehen würde. Als der Aktenkoffer auf dem Tisch lag, öffnete er ihn und holte einigen Papierkram hinaus zuzüglich der neuen DuelDisk. „Wie man sie bedient, brauche ich dir ja nicht zu erklären, das hast du ja schon ausgetestet und verstanden hoffe ich. Nun denn. Das hier sind sogenannte Lokalisierungskarten. Von denen wirst du 6 Stück brauchen um es in die Finalrunde zu schaffen. Am Anfang bekommt jeder Duellant, den ich für erwiesen halte, eine und muss diese dann in Duellen vermehren“, er hielt eine transparente Karte hoch, die so groß war wie die Duellmonsterkarten an sich und einen kleinen silbernen elektronischen Chip in der Mitte hatte. Immer wenn er etwas veranstaltete musste die Technik auf dem höchsten Stand sein. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ich auch bis jetzt alles verstanden hatte, fuhr er fort: „Ich habe den Hauptstadtteil von Domino extra reserviert für dieses Turnier, das heißt es ist gesperrt für Nichtduellanten. Der Treffpunkt für das Finale ist geheim, jeder Duellant erfährt es, sobald er die 6 Lokalisierungskarten besitzt und diese auf der DuelDisk verteilt. Das Finale findet auf einem Zeppelin statt, der uns dann, wenn nur noch 4 Finalisten übrig sind auf der Kaiba Corporation Insel absetzt.“ „Sag mal, Seto. Wie reich bist du eigentlich, dass du sogar eine eigene Insel besitzt?“, wunderte ich mich arg überrascht. „Ich hätte mir niemals von meinem eigenen Geld eine Insel gekauft, dass ist verschwendete Investition! Ich habe sie zusammen mit der Firma von unserem Stiefvater übernommen, nachdem dieser verschwunden ist. Mehr dazu später. Auf dieser Insel steht ein Turm, auf dem ich dann zum größten Duellanten der Welt gekürt werde.“ Er schmunzelte in sich hinein. Wie wahnwitzig und hirnrissig war mein großer Bruder eigentlich. Wenn er keine eigene Firma besitzen würde und so viel Macht hätte, würde ich ihn am Liebsten mal links und rechts auf die Wange schlagen, dass er endlich zur Vernunft kam. „Bei allem Respekt, Bruderherz. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Ich meine, du kannst doch nicht… ach, was soll’s“, ich brach das angefangene Thema ab und ließ ihn einfach weiter in dem Glauben, er sei der beste Duellant und so weiter. Er konnte schon Nerven, wenn er gerade in dieser Phase war. Also schnitt ich ein besseres Thema an: „Gibt es sonst noch etwas Wichtiges, was ich wissen sollte?“ „Tu könntest es natürlich auch googlen und dir selbst darüber Gedanken machen, aber ich will mal nicht so sein. Es gibt neue Regeln, die es etwas schwieriger machen als im Königreich der Duellanten… oh… du warst ja gar nicht da gewesen. Na, die Regeln dürftest du trotzdem kennen. Jeder Duellant hat statt 2.000 nun 4.000 Lebenspunkte. Du musst nun Monster opfern um stärkere aufrufen zu können. Die Lebenspunkte können direkt angegriffen werden, wenn du keine Monster auf dem Feld hasst. Ein neu fusioniertes Monster kann nicht im selben Zug angreifen, wie es erschaffen wurde. Soviel dazu in der Kurzform. Mokuba wird eine Art Schiedsrichter sein.“ Das ist ja süß. Da merkte man richtig, dass er noch ein Kind war. Ein Schiedsrichter mit Trillerpfeife und allem drum und dran. Dieser Gedanke entzückte mich fatal und Seto merkte mir meine Deskonzentration direkt an: „Hey! Hier wird nicht geträumt! Hör zu wenn ich mir schon die Mühe mache, das alles mit dir durchzukauen!“ Als ob ich so schwer von Begriff wäre, was dachte er eigentlich mit wem er sprach. „Ja, ja, Chef. Ich hör ja zu. Sprich weiter!“, motzte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Ich bin fertig… eigentlich dachte ich du wolltest noch etwas über meine Vergangenheit erfahren. Da will ich schon mal so aufopfernd sein und in alte Wunden Salz streuen und du missbilligst es. Echt herzlos von dir“, grummelte Seto mit einem arroganten Unterton in der Stimme. Schlagartig erhob ich mich und stützte meine Hände auf dem Tisch, dass ich vorgebeugt zu ihm stand: „Das einzige herzlose Wesen in diesem Raum bist immer noch du, Kaiba! Du denkst immer nur an dich, deine Firma und das Duellieren! Wie verstört bist du eigentlich und wann wirst du endlich begreifen, dass es noch etwas anderes im Leben gibt?! Du arroganter Schleimbeutel!“ Für diese Sätze kassierte ich noch größere Sorgen als ich sie eh schon besaß. Was ich konnte, konnte er schon lange. Er erhob sich und brüllte mich an: „Was bildest du dir eigentlich ein du verzogenes Miststück?! Denkst du ich werde dir alles von nun an auf dem Silbertablett servieren und dir so oft verzeihen, wie du denkst. Verschwinde und zwar sofort. Wage es dich nicht dich auch nur in der nächsten Zeit hier oder in der Firma blicken zu lassen!!“ Während dieser Ansage hatte ich mich aufgerichtet um auf ähnlicher Höhe mit ihm zu sein und war einige Schritte zurück gegangen. Genau diese Reaktion hätte mich nicht so schocken dürfen, wie sie es gerade tat. Seto war kein netter, lieber Junge und ich hatte seine Nerven überstrapaziert. Vielleicht versuchte er lieb zu sein, aber im Grunde war er es nicht. Höchst wahrscheinlich würde ich nun seine wahre Seite zu Gesicht bekommen, nicht die wie er sich seinem eigenen Fleisch und Blut gegenüber verhielt. Jetzt sprach er Tacheles. „Na schön. Du wirst mich sowieso noch um Knien anflehen zurück zu kommen“, säuselte ich genüsslich, streifte mein Haar arrogant hinter und entfernte mich von ihnen und ihrem Anwesen. „Davon träumst du. Ich bin schon immer besser alleine zu Recht gekommen. Du hast mir vor ein paar Monaten nicht gefehlt, also wirst du es jetzt auch nicht. Ich brauche dich nicht. Du bist nicht länger ein Mitglied der Familie Kaiba!“ Das war der Satz der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und ich blieb erfroren stehen. Es war als hätte mein Herz aufgehört zu schlagen. Doch ich fasste mich relativ schnell wieder und antwortete kleinlaut: „Ich wollte auch nie eines sein.“ Das war gelogen. Ich zog mich die nächsten Tage in meinem Appartement zurück, was sehr schwer für mich war. Denn im Grunde genommen gehörte alles hier, bis auf das was ich damals mitgebracht hatte Seto. Doch ich konnte auch nicht zurück ins Heim. In der Schule konzentrierte ich mich überhaupt nicht mehr auf den Unterricht. Alles um mich herum schien wie vergessen. Kurz nachdem ich die perfekte Familie gefunden hatte, hatte ich mir mein Leben bei ihnen schon zerstört und es tat so weh, wie noch nie zuvor in meinem Leben. In den Pausen saß ich alleine auf den Gitterstäben abseits und bekam alle andern genauso wenig mit wie sie mich. Es war eine Person, die sich als erstes um mich kümmerte und sie hatte nicht zu meiner Familie gehört. „Sarah, was ist los? Komm, stell dich doch zu uns dann bist du nicht so alleine“, setzte sich Yugi neben mich. „Du kannst es nicht verstehen. Das kann wahrscheinlich keiner“, murmelte ich. Ich konnte spüren, dass sie die Seelen wechselten und auf einmal war der Pharao da, dass ließ mich meine Millenniumswaage spüren. Auch er versuchte sein Glück: „Hat es etwas mit dem alten Ägypten zu tun?“ „Das würde mich wohl kaum so niederschlagen“, flüsterte ich mit den Nerven am Ende. Eigentlich hatte ich keine Lust darüber zu sprechen. Aber dieser Blick mit dem Yami mich ansah, er ließ mich alles vergessen und ich rückte sofort mit der Sprache raus. „Ich habe mich mit Kaiba gestritten“, seufzte ich und stellte mich auf an das Gitter lehnend. „Wenn du ihn schon beim Nachnamen nennst, muss es schlimm gewesen sein. Warum gehst du nicht einfach hin und entschuldigst dich bei ihm?“, schlug er vor. „So einfach ist das nicht. Ich habe ihm ordentlich die Meinung gegeigt und ihn als arroganten Schleimbeutel beschimpft. Wenn ich auch nur einen Fuß auf das Firmengelände oder seiner Villa setze, wird das Sicherheitspersonal mich direkt hochkant rausschmeißen. Was soll ich tun?!“ „Das macht doch Joey andauernd. Ihn beschimpfen und die Meinung geigen“, grinst Yami. „Du verstehst das nicht. Joey ist für ihn nur ein… ein klaffender Köter. Seine Aussagen bedeuten ihm nichts, aber wenn ich so etwas sage…“ „Was hat er darauf entgegnet?“, erkundigte er sich. „Ich wäre ab sofort kein Mitglied mehr seiner Familie und hat mich verbannt. Was soll ich nur machen?“, flehend traurig schaute ich ihn mit gesenktem Kopf durch Strähnen meiner Haare an. „Dabei kann er dir nicht helfen, du bist selbst dran Schuld, wenn du dich mit Kaiba einlässt“, kam Joey dazu ganz lässig an der Hausmauer lehnend. „Wie kannst du es wagen einfach so lässig nebendran zu stehen und uns zu belauschen?! Meine Privatsphäre geht dich überhaupt nichts an, Wheeler!“, fauchte ich und funkelte ihn zornig an. „Bleib cool. Der ignorante Pisser interessiert mich doch eh nicht die Bohne.“ „Sagst du?! Wie kommt es dann das jeder zweite Gedanke, den du je hattest von ihm handelte? Also für mich ist die Schlussfolgerung ganz einfach. Du vergötterst ihn doch insgeheim. Dabei brauch dir das gar nicht peinlich zu sein, das kann ich verstehen und er sicher auch. Er ist ja immerhin der Beste… große Bruder, den man sich wünschen kann…“ „Hä??!! Das raff ich jetzt nicht. Was hat das mit mir zu tun? Großer Bruder…“ Ich war zu schlapp um darauf ein schnippisches Kommentar abzulassen. „Ich bringe dich wohl besser nach Hause. Joey, sagst du dem nächsten Lehrer Bescheid? Ich werde mich um sie kümmern, also komm ich heute nicht wieder. Ich melde mich später.“ „Ich hab zwar keine Ahnung, warum du der ollen Zippe helfen willst, aber na gut. Bis dann.“ Yami brachte mich nach Hause und setzte sich in den Sessel neben der Couch, auf der ich lag. „Wie peinlich sollte es mir sein mich von einer ägyptischen Hoheit bedienen und plegen zu lassen?“, schäkerte ich, konnte es aber anscheinend nicht so belustigt klingen lassen, wie beabsichtigt. „Ich fühle mich allmählich eher wie der Weltretter und Held als wie ein Pharao. Da kommt mir eine Idee. Wieso gewinnst du Seto nicht zurück, indem du ihn in seinem Turnier von dir so sehr überzeugst, dass er gar nicht anders kann, als dich in seine Arme zu schließen.“ „So jemanden könnte ich jetzt ganz gut gebrauchen.“ Diese vor mich hin gemurmelte Äußerung entging ihm keineswegs und er setzte sich zu mir, sodass ich mit meinem Rücken an seinem Bauch lehnte, sodass er seine Arme um meinen Oberkörper schließen konnte. Mit einem Fuß stand er auf dem Boden, das andere Bein hatte er auf der Youch auf der anderen Seite neben mir ausgestreckt. „Versuch ein wenig zu schlafen. Ich bleibe so lange hier bis du eingeschlafen bist.“ „Und was ist, wenn ich möchte, dass du noch da bist, wenn ich aufwache“, blinzelte ich ihn an und musste meinen Kopf fast verrenken um ihn anschauen zu können. „Dann werde ich wohl diesen Wunsch meiner Pharaonin Folge leisten müssen“, hauchte er in mein Haar. Kurze Zeit darauf war ich schon eingeschlafen. Jene Träume, die Schah Dee mir verhießen hatte vom alten Ägypten folgten und ich war mir sicher, dass diese den Ablauf damals wiederspiegelten. Der Traum handelte von einem Duell zwischen einem Hexenmeister, der die Gestalt Setos hatte. Dieser kämpfte gegen die Leute des Pharaos, die sich eindeutig nicht gegen ihn zu Wehr setzen konnten, da er viel zu mächtig war. Der Pharao selbst saß in Schatten gehüllt auf seinem Thron und unternahm nichts um seinen Dienern zu helfen. Er schaute sich nur in aller Ruhe das Spektakel an, während ihm eine Schale und ein vergoldeter Kelch gebracht wurden. „Tu doch was!!“, schrie ich ihn an, obwohl ich genau wusste, dass er mich nicht hören konnte. Es war grausam zuzusehen wie jeder einzelne seiner Unterwürfigen verlor, verschwand und er eiskalt zu sah. „Das war nur der Anfang, Pharao! Bald seid Ihr an der Reihe!“, brüllte der Hexenmeister durch den Saal und verfiel in schallendem Gelächter seiner selbst. Zusammen zuckend erwachte ich aus diesem Alptraum und schaute hoch zu Yami, der ebenfalls eingeschlafen zu sein schien. Als er meine Bewegung bemerkte, erwachte auch er und fragte besorgt: „Aufgewacht? Hattest du einen schlimmen Traum? Du hast die ganze Zeit gequängelt und dich unruhig bewegt.“ Also hatte er nicht geschlafen, sondern nur so getan als ob, um mich im Schlaf auszuhorchen. Anders ausgedrückt: Er hatte im Schlaf über mich gewacht. Kapitel 11: Die Eröffnung ------------------------- Auch wenn er sich nicht an seine Vergangenheit erinnern konnte, hätte ich ihm am Liebsten Anschuldigungen gegen den Kopf geworfen, wie er sowas damals nur zulassen hat können. Ich lag in den Armen eines miesen Pharaos. Kein Wunder, dass er sein Gedächtnis gelöscht hat. Wenn ich so etwas Abscheuliches getan hätte, würde ich es auch am Liebsten schnell vergessen. Das erinnerte mich an meine momentane Situation mit meinem großen Bruder. Die Türschelle klingelte, worauf ich mich aufrichtete, um auf die Uhr zu sehen. Es war später Nachmittag und ich erwartete eigentlich niemanden. „Ich geh mal nachschauen. Du kannst dir ja solange den Fernseher anmachen, wenn du möchtest“, stand ich auf und schlenderte zur Tür. Als ich diese öffnete, traute ich kaum meinen Augen, während mein kleiner Bruder meine Taille umschlang: „Ich habe dich so sehr vermisst. Komm wieder mit nach Hause, Sarah. Seto hat das bestimmt nicht so gemeint.“ „Mokuba?! Komm erst mal rein und setz dich. Schickt er dich um mir das auszurichten?“, schloss ich die Wohnungstür hinter ihm und führte ihn ins Wohnzimmer, wo er Yami begrüßte. „Nein. Seto hat sich in seinem Büro schon seit Tagen verbarrikadiert und lässt noch nicht mal mich an sich ran. Du solltest vielleicht mal mit ihm reden. Dir geht es doch auch nicht besser oder?“, erzählte er und setzte sich währenddessen auf den Sessel, auf dem Yugis Jacke lag. „Nein. Jedoch habe ich einen Plan. Ich werde ihn am großen Turnier wieder von mir überzeugen und dann wird er ja sehen, was er von mir halten kann und was nicht. Du solltest ihm lieber nicht sagen, dass du bei mir warst. Vor allem nicht, dass ich so einen engen Kontakt zu Yugi habe, sonst flippt er garantiert aus und lässt mich nie wieder an ihn ran“, riet ich ihm und lehnte meinen Oberkörper an meine Beine an, die ich angewinkelt hatte. „Nein, ganz sicher nicht. Gegen Yugi hat er doch gar nichts. Es geht im eher um Joey. Ich will nur, dass du wirklich bei uns einziehst. Seto soll sich mal wieder einkriegen“, meckerte Mokuba quängelnd. „Ich weiß. Das würde ich auch gerne. Aber du hast ja gemerkt, was aus einer halben Stunde geworden ist. Wir reden noch mal darüber gemeinsam mit Seto, wenn alles wieder in Ordnung ist, ja?“, lächelte ich, stand auf und nahm ihn in die Arme. Er war so niedlich, da konnte ich ihn einfach nur knuddeln. Er legte auch seine Arme um mich: „Aber beeilt euch. Ich vermisse dich nämlich.“ „Du bist hier immer herzlich Willkommen.“ Erst als Yami sich räusperte, ließ ich meinen kleinen Bruder wieder los und setzte mich hin. „Ich werde dann nach Hause gehen, um mich schon mal auf das Turnier vorzubereiten“, sagte dieser. „Ja, bevor Seto sich Sorgen macht, solltest auch du besser wieder Heim gehen, Mokuba“, befahl ich ihm vorsichtig. „Das werde ich. Man sieht sich dann beim Turnier und halte dich an die Regeln. Es sei denn du willst, dass ich vorbei komme“, sprang Mokuba auf und verschwand dann. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war verkündete Yami: „Ich lasse sodann mal wieder Yugi übernehmen. Schließlich ist es sein Leben und sein Körper.“ Was er sagte, geschah auch darauf. „Na dann, Sarah. Bis zum großen Turnier“ „Wieso wir sehen uns doch noch morgen in der Schule und am Wochenende oder?“ Es geht doch erst am Montag los“, wunderte ich mich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht: „Ich habe mich von Großvater für morgen freistellen lassen und werde das Wochenende für Vorbereitungen nutzen: Dasselbe solltest du besser auch tun. Wer weiß was da auf uns zu kommt.“ Leider musste ich mir eingestehen, dass er Recht hatte. Immerhin hat Schah Dee mich angeheuert um das Böse zu bekämpfen und warum sollte er das tun, wenn weit und breit nichts Schlimmes in Sichtweite war? „Na gut. Dann bis Montag.“ „Vielleicht auch Sonntagabend, da will Kaiba das Turnier offiziell als eröffnet bekannt geben. Mich wundert, dass du so beschränkt informiert bist. Hat er dich nicht über alles in Kenntnis gesetzt?“ „Er hat vieles über Battle-City gesagt, aber die wirklich Wichtigen Dinge hat er wahrscheinlich übersprungen. Na egal, ich werde da sein. Bis dann“, brachte ich ihn zur Tür und schloss diese hinter ihm. Alleine in der Wohnung legte ich mich wieder auf die Couch und schaute was im Fernseher so lief. Am nächsten Tag ging auch ich nicht zur Schule und nahm Yugis Rat an, mich auch auf das Turnier vorzubereiten. Ich hatte meine Duellmonsterkarten auf dem Wohnzimmertisch vor mir ausgebreitet, nach Stärke und Nutzen sortiert. Eigentlich hätte ich meine alte Strategie beibehalten, da Seto diese aber bereits kannte, wollte ich so gut wie alles umwerfen. Mein Blick blieb an der Karte des weißen Drachens hängen, die er mir gegeben hatte. Sollte ich sie mit in mein Deck tun? Meine Erwägung war es eher ihn zu fragen, ob er sie zurück haben wollte. Wenn er so ein guter Duellant war, wie er dachte, würde er auch ohne die Macht dieser Karte auskommen. Wenn ich es schaffte sie bei einem Duell richtig einzusetzen, würde er mich eventuell wieder als würdig anerkennen ein Mitglied seiner Familie zu sein. Als ich mein Deck vollständig zusammengestellt hatte und meine Strategie oftmals im Kopf durchgegangen war, konnte ich sicher sein, dass ich bereit war um mich mit den besten zu messen. jetzt musste ich nur noch die Macht dieser Karten testen. Also wollte ich aufbrechen ins Kaiba Land, einen von Seto errichteten Vergnügungspark, wo sich bestimmt ein Narr finden lassen würde, der sich mit mir duellieren wollte. Da dort die einzig öffentlichen Hologramm erzeugenden Projektorarenen standen, gab es auch keine andere Möglichkeit als dort hin zu gehen. Fest entschlossen fuhr ich dann mit einem Bus dorthin. Eigentlich war ich schon wieder fast bei meinem alten Leben. Es war nur der feine Unterschied, dass ich nicht mehr im Heim lebte und zur Schule ging. Der Gedanke an früher ließ mich auch Ann und Merian in Erinnerung zurückrufen. Ich musste zugeben, dass ich sie ein wenig vermisste und beschloss sie zu besuchen, nachdem ich in Kaiba Land mein neu zusammen gestelltes Deck getestet hatte. Dort angekommen ließ ich mich als Seto Kaibas Schwester identifizieren um kostenlos hinein zu gelangen. Ich trug mein Deck in einer Box an meinem Gürtel, damit man mich als Duellant erkennen konnte. Da ich zu faul war wahllos wildfremde Leute anzusprechen und zu einem Duell aufzufordern, sollte das jemand für mich tun. Der Grund weshalb man mich ansprach, war jedoch nicht weil ich ein x-beliebiger Duellant war. „Hey, du bist doch die Schwester von Kaiba oder? Du bist auch ein Duellant?! Los lass uns duellieren. Ich will mal sehen, was du so drauf hast“, kam ein Junge meines Alters mit kurzem blonden Haar und Brille auf mich zu. Da ich die Einladungen für Battle-City verschickt hatte und mir die von Seto erstellte Datenbank eingesehen hatte, wusste ich ziemlich gut Bescheid über die guten Duellanten in der Gegend. Leider war er keiner an den ich mich erinnern konnte. „War das eine Aufforderung zu einem Duell?“, hakte ich mit einem arroganten Unterton in der Stimme nach. „So sieht’s aus, Süße. Los, lass uns zu einer Arena gehen!“ Ich folgte ihm stillschweigend und dachte mir, dass mein Plan ziemlich schnell aufgegangen war und das nur weil ich nun öffentlich als Setos Schwester bekannt war. Bei der Duellarena angekommen, stellten wir uns gegenüber auf die hochfahrbaren Plattformen, die uns zu dem Feld hochfuhren. Das einzig unbequeme an so einem Spiel war, dass man die ganze Zeit stehen musste. In der Mitte war das Spielfeld, auf dem die Monster projiziert wurden. unmittelbar direkt vor uns war das Spielbrett, auf das die Karten gelegt wurden und darüber war eine Widerspiegelung dessen, was der Gegenspieler gelegt hatte. Wir mischten unsere Decks und legten sie auf den hierfür vorgesehenen Platz rechts unten. Über diesem war der Friedhof und in der Reihe vom Friedhof in linke Richtung konnten gleichzeitig 5 Monsterkarten gespielt werden und in der Reihe darunter 5 Zauber- bzw. Fallenkarten. Am Anfang eines Duells hat jeder Duellant 5 Karten auf der Hand und pro Spielzug darf eine Karte gezogen werden. jedoch durfte man nur maximal 6 Karten auf der Hand haben. „Lady’s First“, lächelte ich und begann, während ich meinen Zug moderierte. Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich seine gesamten Lebenspunkte vernichtet, da mein Gegner ein schlampiges Zusammenspiel von Monstern und Zauberkarten hatte. Ich befürchtete, dass er gar keine Fallenkarten im Deck hatte. „Du warst kein Gegner für mich. ich sollte wohl anstatt mich mit solch Nieten zu duellieren, mich in Faulheit auf das Turnier vorbereiten. Auf dasselbe hinauskommen würde es auf jeden Fall. ich verschwinde“, lachte ich und fuhr zurück in meine Wohnung, von dort aus rief ich meine ehemaligen Zimmergenossinnen im Heim an. Ich erzählte ihnen von den neusten Ereignissen, wie es mir ergangen war und erfragte auch, wie es ihnen ging. Ebenso bot ich ihnen an, bei dem nächsten Freigang gerne mal vorbei zu kommen, aber dass sie vorher anrufen sollten, da ich sehr beschäftigt sei, könnte ich leider auf gar keinen Fall ihnen einen Besuch abstatten. Nachdem das Telefonat beendet war, ruhte ich mich noch etwas auf der Couch aus. Am Sonntagabend war es dann soweit, dass sich alle Duellanten auf dem Platz vor dem großen Einkaufscenter treffen sollten. Ich suchte direkt nach Yugi, da ich nicht alleine stehen wollte. Währenddessen sah ich viele bekannte Gesichter, aus der Datenbank und von den Einladungen her. Als ich ihn endlich gefunden hatte, rief ich ihn beim Namen und wanderte schnurstracks auf ihn zu. „Na so sieht man sich wieder und bist du gut vorbereitet?“, grüßte der kleine Junge mich. „Na hör mal! Bei dem Talent bedarf es nicht mehr vielen Vorbereitungen. Das versteht sich doch von selbst“, lächelte ich und sah mich um. „Genau so arrogant wie der Bruder. Na Yugi, alles fit?“, kamen auch Joey, Tea, Tristan und eine weitere Blondine, die ich nicht einzuordnen wusste auf uns zu. „Welchen heißen Feger hast du dir denn da klar gemacht, Yugi? Hallo ich heiße Mai Valentine. Du bist wohl auch Duellantin“, stellte sich die Blondine vor. Aus reiner Höflichkeit überging ich ihr erstes Kommentar: „Mein Name ist Sarah, Sarah Kaiba. Ja, ich bin auch wegen des Turniers hier.“ Verwundert riss sie die Augen auf und zog dann eine Augenbraue hoch: „Du hast nicht zufälligerweise was mit dem Kaiba zu tun, der das Turnier hier veranstaltet? Und jetzt sag nicht ihr seid verheiratet!“ Diese Aussage ließ mich Auflachen: „Nein, nein. Aber ich habe wirklich etwas mit ihm zu tun, er ist mein Bruder.“ „Was er natürlich unverfroren in einem Interview ausbreiten musste und seitdem die ganzen Medien beherrscht“, knurrte Joey böse. In diesem Moment flimmerte der riesige Fernsehbildschirm am Einkaufszentrum auf und Seto erschien im Bild: „Hallo Duellanten. Ich heiße euch herzlich Willkommen zu meinem Turnier. Mich freut, dass ihr so zahlreich erschienen seid, jedoch muss ich euch warnen. Dieses Turnier ist nichts für schwache Nerven, wenn ihr nicht keck genug seid, geht lieber wieder nach Hause. Nicht umsonst habe ich es Battle-City genannt.“ „Ich weiß nicht was größer ist. Sein Ego oder sein Dickkopf auf der Leinwand“, scherzte Joey mit einem ernsten Unterton. „Ihr werdet alle mit dem neuen DuelDisk System von mir höchstpersönlich entwickelt ausgestattet. Zudem hoffe ich ihr habt euch gut genug erkundigt. jeder bekommt zu Beginn eine Lokalisierungskarte und um es ins Finale zu schaffen, müsst ihr 6 Stück besitzen. zudem muss der Verlierer dem Gewinner eines Duells seine wertvollste Karte geben. Nun denn, viel Glück Duellanten.“ Darauf war der Bildschirm schon wieder ausgeschaltet. Endlich hatte ich seit langem, einer halben Ewigkeit wie mir schien, seine Stimme gehört. „Dieser arrogante Schnösel, dass er sich nicht selbst traut hier aufzukreuzen. Der soll hier her kommen und sich einen Kinnhaken à la Joey abholen!“ Wie gesagt, wenn man vom Teufel spricht… Und so tauchten sie aus der Menge auf, ein großer und ein kleiner Kaiba. „Wer hat denn schon wieder den Hund ohne Leine raus gelassen?! Was hast du hier zu suchen, Wheeler. Schoßhunde sind bei diesem Turnier nicht erlaubt, falls du es nicht weißt. Das hier ist keine Hundeschule“; grummelte Seto und wendete sich sodann Yugi zu. Das war typisch für ihn Joey erst anzustacheln und ihn dann eiskalt abblitzen zu lassen. „Wir sehen uns in der Finalrunde, Yugi.“ Letztendlich ging dann auch an mich ein Wort: „Mitkommen!“ Mokuba zuckte nur mit den Schultern, als ich ihn fragend anschaute. Seto ging voraus, dicht gefolgt von Mokuba. Ich blieb noch kurz bei den andern stehen, was Mai die Gelegenheit dazu gab zu sagen: „Wie redet der denn mit seiner kleinen Schwester, noch nicht mal anständig genug um mit ihr normal zu sprechen?!“ Dann folgte ich meinen Brüdern. Als ich sie eingeholt hatte und mit ihnen schnellen Schrittes auf gleicher Höhe ging, fragte ich: „Was gibt es?“ „Warte es ab“, antwortete Mokuba knapp. Das fing an mir Angst zu machen, vor allem da ich nicht erwartet hätte, dass Seto auch nur ein Wort mit mir sprechen würde. Mir war noch nicht einmal bewusst wo wir hingingen. Aus dem Stadtzentrum hinaus, wartete die Limousine auf uns, in die wir einstiegen. Mein großer Bruder wirkte sehr angespannt und steckte mich damit an. Bisher hatte ich ziemlich locker gesehen, dass er mich schlicht aufgefordert hatte mitzukommen. „Wo fahren wir hin?“, hakte ich ungeduldig nach. Seto seufzte gereizt, gab aber keine Antwort und Mokuba ebenso wenig. Einen weiteren Versuch ließ ich bleiben und wartete ab, was mir an sich schwer viel, denn ich war nicht gerade die Ruhe in Person. Als wir hielten, der Chauffeur die Tür öffnete und wir ausstiegen, wollte ich erst nicht erkennen, wo wir waren. Bis mir das Logo auf dem Gebäude auffiel und ich nur logisch zu denken brauchte. Es war der Kaiba Corporation Duel Dome. Was wollte er hier mit mir? Ein Duell? Aus welchem Grund? Wieder beschloss ich abzuwarten bis er mich aufklären würde. Ich folgte ihnen ins Innere des Gebäudes und wir fuhren mit einem Panoramaaufzug hinaus. Angekommen stiegen wir aus und Mokuba trennte sich von uns. es war eine riesige Halle und das rechteckige Duellfeld war blau unterlegt mit zwei kleinen Einbuchtungen, in denen sich die Spieler gegenüber zu stellen hatten. „Mokuba, leite die Vorbereitungen ein!“, rief Seto und über uns an der Decke fuhr eine Art Kabine über die Mitte des Feldes an einem Stahlträger entlang fuhr. Mein großer Bruder nahm seine Position auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes ein: „Wie dir inzwischen klar sein dürfte, werden wir uns nun duellieren. Wenn du gewinnst, wovon ich nicht ausgehe, darfst du in die Villa zu uns einziehen. Wenn du verlierst musst du vom Turnier zurücktreten und einen Monat lang Sklavenarbeit für mich erledigen. So oder so werde ich dich wieder in unsere Familie integrieren, aber Bestrafung für deine Worte müssen sein: Ich brauche einen effizienten Gegner an dem ich meine neue Strategie testen kann und du bist keine schlechte Duellantin.“ Ich begab mich auch auf meine Position und er warf mir eine DuelDisk rüber: „Die darfst du behalten und für den Eigenbedarf nutzen.“ „Unterschätze mich bloß nicht, Bruderherz. Auch ich habe an meinem Deck und meiner Strategie gearbeitet und ich werde ganz sicher nicht verlieren. Ach ja, möchtest du nicht noch etwas zurück haben?“, grinste ich breit und legte die Spielekonsole an meinem linken Unterarm an. Dann hielt ich die angesprochene Karte hoch und warf sie ihm zu. Er fing sie: „Ich hätte dich auch ohne den weißen Drachen geschlagen.“ Kapitel 12: Duell und familiäre Angelegenheiten ----------------------------------------------- Wir mischten unsere Decks und riefen gleichzeitig als wir sie in die DuelDisk reinschoben: „Zeit für ein Duell!“ „Ich fang an!“, kündigte ich an und zog zu den 5 Karten eine weitere hinzu. „Ich spiele die Hexe des schwarzen Waldes im Angriffsmodus und überlasse dir alles weitere“, moderierte ich. „Dann spiele ich meinen Kojikocy und greife deine Hexe an.“ „400 Lebenspunkte interessieren mich nicht das Geringste, wenn ich dafür eine Karte aus meinem Deck holen darf“, grinste ich und löste den Effekt dieser Karte ein, was mir erlaubte eine Monsterkarte mit 1500 oder weniger Verteidigungspunkten in mein Blatt aufzunehmen, mit dem Nachteil, sie meinem Gegner zeigen zu müssen. Meine Wahl traf die regenerierende Mumie. Er legte noch eine Karte verdeckt und beendete dann seinen Zug. „Als erstes Spiele ich die Zauberkarte Schreckliches Feuer. Sodann rufe ich meine regenerierende Mumie auf das Feld um deinen Kojikocy zu vernichten“, was sodann auch geschah, also ging ich davon aus, dass seine verdeckte Karte nur ein Bluff gewesen war. Ich legte noch eine Karte verdeckt und er war wieder an der Reihe. Nun spielte er ein Monster, dass meines vernichten sollte. Doch meine Falle machte diesen Plan zunichte und er musste dafür 500 Lebenspunkte einbüßen. Er stand nun ohne jeglichen Schutz da und ich war wieder am Zug. „Dann werde ich dir wohl ein klein bisschen wehtun müssen. Ich spiele mein Monster Holzkohlen Impachi im Verteidigungsmodus und greife dann mit meiner regenerierenden Mumie deine Lebenspunkte direkt an. An deiner Stelle würde ich mich vorsehen, du hast nur noch mickrige 500 Lebenspunkte, ich dagegen noch mehr als 6-mal so viel.“ „So einfach ist es nicht mich zu schlagen, nicht umsonst bin ich zweiter in der Rangliste der besten Duellanten. Sieh dich vor!“, knurrte Seto und zog eine Karte. Sein Zug bestand nur daraus ein schwaches Monster auf das Feld zu rufen und zwei verdeckte Karten auf das Feld zu legen. „Der älteste Trick der Welt, Bruderherz. Deine verdeckte Karte ist wahrscheinlich Crush-Karte oder schon wieder ein billiger Bluff. Für diesen Fall lege ich eine Karte verdeckt und greife nun dein Monster an.“ Es war wirklich seine Crush-Karte und ich aktivierte Raigeki-Brecher, was seine Karte zerstörte. „Da du deine Karte nun verbraucht hast, erlaubt dies mir die nächste Karte zu spielen. Sie nennt sich Metamorphose. Sei verdoppelt die Angriffspunkte meines Monsters und lässt mich deins mit Leichtigkeit auslöschen, was bedeutet, dass du 1.200 Lebenspunkte verlierst.“ „Das kümmert mich nicht die Bohne. Ich lege noch eine Karte verdeckt und beende damit meinen Zug. Mach deinen, ich will es hinter mich bringen.“ „Oh, habe ich deine Vorstellung zu Nichte gemacht mich haushoch zu schlagen?! Das tut mir aber Leid für dich, denn jetzt rufe ich meinen Herrn der Drachen um darauf die Flöte des Drachenrufers zu aktivieren und rufe zwei weiße Drachen mit eiskaltem Blick und das auf einen Schlag. Na sieh mal wie du damit4 zu Recht kommst und jetzt meine Drachen… Direkten Angriff auf ihre Lebenspunkte!“ „Nicht so vorschnell, du hast wohl meine verdeckte Karte vergessen. Ich aktiviere Sündenbock, was meine Lebenspunkte wohl erstmals beschützen sollte.“ „Du vergisst, dass ich 3 Stück auf einen Schlag ausgelöscht habe, also bleibt dir nur noch einer und der wird gleich auch vernichtet werden. Bei meinem nächsten Zug!“ „Den wird es nicht geben, denn damit setze ich dir den letzten vernichtenden Schlag zu…“, ich hielt inne. War ich mir sicher, dass ich das Duell nur mit Hilfe von Zauber- und Fallenkarten gewinnen wollte. Nein, ich wollte ihn mit einem Monsterangriff vernichten. Jedoch hatte ich keines zur Auswahl, dass sich der Macht des Weißen Drachen widersetzen konnte. Also musste ich doch auf Zauberkarten zurückgreifen, aber das war eine feige Strategie. Ich rang mit mir selbst. „Ich spiele Monsterreanimation um ein Monster von meinem Friedhof zurückzuholen. Sogleich opfere ich dieses und meinen verbliebenen Sündenbock um das Monster Flügelgeflecht zu bekommen. Sodann stärke ich dieses Monster mit der Zauberkarte waghalsig voranstürmen um dann einen deiner weißen Drachen anzugreifen. Das heißt du besitzt nur noch 50 Lebenspunkte, welche ich dann mit meiner Zauberkarte Funken auslösche, was bedeutet, dass ich gewonnen habe und du mich mal schön in Ruhe lassen darfst“, ausführte ich, steckte mein Deck wieder in die Silberbox zurück und entfernte die Duelldisk von meinem Arm. „Wie konnte das passieren?! Freu dich so lange du noch kannst über deinen Sieg, bald werde ich dich wieder schlagen“, grummelte er böse. „Aber weißt du. Ich will gar nicht in die Villa einziehen. Mir reicht es schon, dass wir wieder miteinander sprechen: Gewöhn dich lieber an diesen Zustand, dass mehr als nur ein Duellant besser ist als du“, grinste ich und wollte gehen, aber er hielt mich fest: „Aber ich möchte, dass du in die Villa einziehst.“ „Damit ich dir beibringe, wie man sich richtig duelliert? Um Kosten des Appartements einzusparen, in dem ich Hause? Spaß beiseite. Warum ist dir das so wichtig? Ich dachte eine Frau im haus wäre nicht wirklich optimal“, beteuerte ich. „Akzeptier einfach die Antwort, dass es mein Wunsch ist. Wenn es dich so viel Überwindung kostet, kannst du auch im Appartement wohnen bleiben. Die Villa ist zu zwei sowieso viel zu groß. Überleg es dir nochmal.“ „Ich übernachte vielleicht probeweise mal dort und treffe dann meine Entscheidung. Wäre das eine annehmbare Option, Herr Kaiba?“ „Ja, Frau Kaiba.“ Mokuba stieß zu uns und beglückwünschte mich direkt jubilierend: „Super Duell! Gut gemacht, Sarah, das hätte ich nicht erwartet.“ „Der Einsatz war zu hoch. Wer weiß in was für ein Kostüm mich Seto rein gezwungen hätte für die Sklavenarbeit.“ „Apropos Sklavenarbeit. Wie ich vorhin schon sagte, Bestrafung muss sein, also…“ „Das Duell und das lange Schweigen zwischen uns war doch schon Bestrafung genug oder? Lass es bitte, Bruderherz“, setzte ich einen Hundeblick auf und machte ihm schöne Augen. Wenn ihm jemand den Kopf verdrehen könnte, dann sollte ich das am besten sein und keine andere Frau auf der Welt. Er gab sich geschlagen: „Einverstanden. Dann musst du aber zwangsläufig bei uns einziehen, wenn ich schon darauf verzichte.“ „Wie gesagt, ich überlege es mir nach ein bis zwei Wochen Übernachtung bei euch“, blieb ich stur. „Na gut. Dann ziehst du für den Zeitraum des Turniers zu uns. Wir fahren jetzt zu dir um die nötigen Utensilien dafür zu beschaffen. In Ordnung?“, forderte er auf. Zustimmend nickte ich und wir machten uns auf den Weg zur Limousine, die darauf nach Anweisung meines großen Bruders zu meinem Appartement fuhr. Sie warteten unten während ich einen Koffer pachte, welchen ich darauf dem Chauffeur übergab, der ihn im Kofferraum verstaute. „Ich möchte nur mal kurz in der Firma vorbei schauen. Es ist zwar sowieso keiner da, aber…“, er vollendete den Satz nicht und ließ das auf sich beruhen. „Sollen wir dann schon mal vorfahren?“ „Es wird nicht lange dauern, Mokuba. Wartet im Auto“, entgegnete er und stieg sodann aus. Eine Viertelstunde verstrich bis er wieder kam: „Fahren Sie los!“ „Gab es irgendetwas Wichtiges, wovon ich wissen sollte?“, fragte ich vorsichtig, da ich ihn nicht kränken wollte, wenn ich mich so einmischte. „Nein, es ist alles normal soweit. Ich hoffe nur, dass das Personal keine Fete da drin veranstaltet während meiner Abwesenheit.“ „Möchtest du, dass ich lieber da bleibe um ein Auge auf alles zu haben?“ Eigentlich wollte ich das gar nicht fragen, denn ich wünschte mir am Turnier teilnehmen zu können. „Das wird nicht nötig sein. Dieses Turnier soll für Spitzenduellanten sein, also bist du unentbehrlich. Mach dir über die Firma keine Gedanken. Ich habe auch so alles im Griff“, säuselte Seto und wir waren nun auch schon an der Villa angekommen. Ich nahm mein Gepäck aus dem Kofferraum und wir gingen hinein. „Warum lässt du ihn nicht von den Bediensteten hoch bringen“, meinte Mokuba sichtlich erstaunt über meine Initiative meines eigenen Hab und Guts. „Weil dort viel zu wertvolle Dinge drin sind“, antwortete ich und stellte ihn im Flur ab, wo wir stehen blieben. Ich könnte es nicht verantworten, wenn die Millenniumswaage in die falschen Hände geraten würde, wo Schah Dee mir sie doch so zuversichtlich anvertraut hatte. Wahrscheinlich wäre es auch eher meine Bestimmung gewesen sie immer und überall mit mir herum zu tragen, aber dieses Ding war viel zu unhandlich um das vollführen zu können. „Möchtest du als Erstes dein Zimmer sehen?“, erkundigte Seto sich vorsorglich. „Wenn du die nötige Zeit hierfür aufbringen kannst“, entgegnete ich. Er nickte und führte mich die Treppe hinauf, nach links den Flur entlang, am Ende dessen nach rechts und in das dritte Zimmer auf der rechten Seite. Auf der linken Seite waren Fenster von denen aus man in den gigantischen Hof der Villa schauen konnte. Wir traten in den großen raum ein. Darin war ein breites Himmelbett, ein kleineres Zimmer mit zwei Lederstühlen und einem Holztisch, ein Bad mit Massagedusche, Whirlpool, WC, einem B. D. und einem Waschbecken mit Spiegel darüber, hinter dem sich ein Schrank befand. Insgesamt hatte diese kleine Einrichtung mehr Luxus als das Appartement in dem ich vorher gehaust hatte und das war vorher für mich beinahe völlig unmöglich gewesen. „Sarah, kommst du mal bitte?“, rief Seto mich von der anderen Seite des Zimmers. Ich folgte dieser Aufforderung und ging auf ihn zu. „Hier ist noch ein Fernseher, falls du einen benötigst und darin ist auch ein…“ „Begehbarer Kleiderschrank!?“, jubilierte ich hüpfend, klatschte in die Hände und fiel ihm dann um den Hals. „Danke Seto! Danke! Danke! Danke!“ „War mir klar, dass dich das freut. Typisch Frau!“, grinste er und legte eine Hand kurz auf meinen Rücken. Darauf ließ ich ihn wieder los. Er räusperte sich und meinte, ich soll mich einrichten und sobald ich fertig war, runter in den Speisesaal zum Essen erscheinen. „Falls du noch irgendwelche Fragen hast, hier ist ein Telefon, mit dem du runter telefonieren kannst. Die Durchwahlen stehen hier an der Seite. Bis später.“ Mit diesen Worten ließ er mich dann auch alleine. Mir fiel wieder ein, dass ich eigentlich nur für wenige Nächte hier bleiben wollte und dass der Kleiderschrank vielleicht nur ein Vorwand war um mich fürs Bleiben zu stimmen. Allein damit könnte er mich aber nicht zuversichtlich stimmen. Den Zeitungsartikel des Unfalls meiner Eltern hatte ich in einen Bilderrahmen gesteckt, den ich nun auf dem Nachttisch neben meinem Bett aufstellte. Direkt daneben fand auch mein Millenniumsgegenstand platz. Meine Klamotten für die nächsten Tage legte ich auf ein regal im Kleiderschrank. Danach macht eich mich im Bad frisch und schlenderte runter zu meinen Brüdern in den Speisesaal. „Da du nun hier bist, können wir beginnen. Ich hoffe, dass du hungrig bist. Die Küche ist nämlich ausgezeichnet“, meinte Seto und klatschte zwei Mal in die Hände, worauf das Personal servierte. Von einer anderen Tatsache als ausgezeichnetes Essen wäre ich auch nie ausgegangen, er verpulverte sein Geld auch in alles Mögliche und wenn es schon Küchenpersonal sein musste, dann auch Gutes, so gut kannte ich ihn auch schon mittlerweile. „Also ein 5 Gänge Menü schaffe ich nicht. Fallen die Portionen arg groß aus?“, erfragte ich. „Lass dich überraschen. Was du nicht schaffst, lass einfach liegen“, lächelte Mokuba. Ich war irgendwie neidisch auf ihn. Er war so jung und durfte schon seit zig Jahren diesen Luxus genießen, den sein großer Bruder geschaffen hatte. Als Vorspeise gab es Salat, der Hauptgang bestand aus Rinderrouladen mit Rotkraut und als Nachspeise wurde Götterspeise serviert. „Darf ich nun fragen, was nach dem Heim mit euch passiert ist? Mich würde es interessieren“, begann ich das Thema Vergangenheit anzusprechen und hoffte auf ein gutes Ergebnis. „Klar, kein Problem. Ich forderte Gozaburo auf eine Partie Schach heraus und stellte die Forderung auf mich und Mokuba zu adoptieren, wenn ich gewinnen würde. Er nahm das auf die leichte Schulter und strengte sich nicht an, weshalb ich auch gewann. Er zog daraus eher einen Nutzen als wir und ich musste Tag und Nacht lernen. Im Endeffekt hat es sich zwar für mich ausgezahlt, wie man heute sehen kann. Natürlich testete er mich und irgendwann kam ich auf die Idee seine Aktien aufzukaufen bis ich 51 % besaß, wenn du verstehst was das bedeutet. Nun war ich der Leiter dieses Unternehmens und begann alles von Grund auf umzukrempeln, verschaffte der Firma den ruf, den sie heute besitzt. Vor ein bis zwei Jahren ist Gozaburo verschwunden und keiner weiß wo genau er sich aufhält, was mir auch ziemlich gleich ist. Gibt es noch etwas Besonderes was du wissen möchtest?“ „Nun ja. Wie kamst du auf die Idee aus dem ehemaligen Konzept der Firma einen Spielentwickler zu machen?“, erkundigte ich mich. „Mir ging es eigentlich nur darum den Ruf aufzubessern. Klar war das Unternehmen schon erfolgreich, als es noch Waffen herstellte. Doch da neben Wirtschaft und Politik Duell Monsters einen hohen Standpunkt in dieser Ära hat, erschien es mir als sinnvoll. Immerhin besaß ich genug Grips um die Pläne für diese Vision in die Tat umzusetzen und siehe da, wir sind wahrscheinlich noch erfolgreicher als vorher. Außerdem ist es besser wenigstens ein wenig etwas Eigenes zu erschaffen, als fast alles vom alten zu übernehmen, findest du nicht auch?“ Ich wusste, dass es nur eine rhetorische Frage war, deswegen antwortete ich erst gar nicht darauf. „Ich werde mich dann in mein Zimmer begeben. Die nächsten tage werden sicherlich anstrengend und ich will ja bei Kräften sein, wenn ich einen nach dem anderen in die Knie zwinge.“ „Darf ich dich noch begleiten? Mokuba, du gehst dann auch besser schlafen“, kommandierte Seto und der Kleine tat wie ihm geheißen. Mein großer Bruder ließ seinen Worten auch Taten folgen und setzte sich mit mir in das für mich vorgesehene Zimmer auf die Lederstühle. „Was gibt es denn, Bruderherz?“, lächelte ich ihn höflich an. „Ach eigentlich wollte ich nur noch ein bisschen bei dir sitzen und mit die belangloses Zeug plaudern.“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und er wusste wohl selbst, wie ungläubig das für jemanden wie ihn klang. Wenn er irgendwann etwas ohne Hintergedanken tat, würde ich auf der Stelle meinen Platz hier abtreten. „Denkst du oft zurück ans Heim? An unsere eigentlichen Eltern?“, fraget er leise. Wow, war er sentimental?! „Ans Heim nicht, dafür geht es mir hier viel zu gut. An Mum und Dad schon, dass tat ich schon immer auch wenn ich so gut wie gar nichts über sie weiß. Wieso interessiert dich das?“, stellte ich auch eine Frage. „Das interessiert mich nur. Ich glaube, Mokuba würde das nie zugeben, da er das was ich für ihn geleistet habe viel zu sehr schätzt.“ „Er würde dich auch nie als, entschuldige bitte, arroganten Schnösel bezeichnen, was im Grunde genommen nur eine Beschreibung deiner selbst ist. Ich hingegen äußere gerne schon mal offen meine Meinung, was sicherlich für dich nicht einfach werden wird“; lächelte ich gewitzt. „Ach was. Du bist eben in der Pubertät. Deswegen habe ich dir das auch so schnell verziehen. Denn eigentlich gerade in diesem Zeitraum braucht man seine Eltern am meisten: Du bräuchtest vor allem eine weibliche Vertrauensperson. Da du aber nur Brüder hast, muss es wohl einen Ersatz geben. Ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin, egal was passiert und das du mit mir über alles reden kannst“, bot er an. Ein bestimmter Gedanke belustigte mich so sehr, dass ich nicht anders konnte als zu Lachen anzufangen. „Den Witz habe ich nicht mitbekommen“, sagte er wieder ernst, weil meine Antwort auf seine liebenswerte Unterbreitung nur ein Lachen war. Kapitel 13: Finale!! -------------------- Kapitel 13 Finale!! „Es war nur der Gedanke mit dir über wirkliche Frauenprobleme zu sprechen. Ich werde auf das Angebot natürlich jederzeit gerne zurückkommen, wenn ein passender Zeitpunkt kommt. Darf ich dich dann auch noch zwei Themen aufgreifen?“ „Nur zu“, machte er eine auffordernde Handbewegung. „Es geht nur nochmal kurz um Mokuba und seine Erziehung. Du bist der ältere Bruder und hast eine Vorbildfunktion. Ich werde mich nicht weiter einmischen. Es besteht lediglich nur eine Bitte. Lass ihn nicht auch so verbittern, wie du es bist. Ich weiß, du hast sehr viel durchgemacht um ihm vieles zu ermöglichen und du musst auch wissen, dass ich deine Taten durchaus respektiere. Aber er soll erst die schönen Seiten des Lebens sehen, bevor es dann auch für ihn richtig los geht. Halte ihn bitte möglichst fern, ja?“ „Den Gefallen kann ich dir soweit ich es hinkriege tun. Was ist dein zweites Anliegen?“ „Es geht um Yugi und seine Freunde.“ Er schnappte verächtlich nach Luft. Um sicher zu gehen, dass er nicht ausrasten würde ließ ich noch wenige Augenblicke verstreichen bevor ich weiter sprach: „Eigentlich habe ich nur einen engen Draht zu Yugi, um Wheeler brauchst du dir garantiert keine Gedanken zu machen. Ich wollte nur, dass du das weißt. Nicht das du beim Turnier einen Nervenzusammenbruch erleidest.“ Ein arrogantes räuspern entglitt ihm und er entgegnete: „Hm. Yugi toleriere ich noch gerade so. Solange sie auch nicht noch bei dir beim Duellieren Hipp, Hipp Hurra schreien, soll es mir recht sein. Aber hüte deine pubertären weiblichen Hormone, denn eine Beziehung wäre wiederrum etwas anderes als Freundschaft verstanden?“ „Soll das ein Scherz sein? Soviel kann ich auch noch selbst entscheiden. Mach dir keine Gedanken, du spielst in der nächsten Zeit alleinig die männliche Hauptrolle in meinem Leben.“ „Ich habe sehr wohl ein Mitbestimmungsrecht, da ich nicht nur dein Bruder sondern auch dein Adoptivvater bin. Wenn du Mist baust bin ich der Gelackmeierte!“ „Wenn ich Mist baue? Was soll das heißen, dass ich von Yugi schwanger werden könnte oder was? Willst du mich nun aufklären. Soviel zum Thema Frauenprobleme. Hör zu. Ich verstehe es, wenn du dir Sorgen über mich machst und ich finde es auch echt süß. Leider muss ich dir mitteilen, dass ich schon 16 Jahre alt bin und schon weiß was gut für mich ist. Ich habe weit mehr durchgemacht als du. Nein, das ist nicht richtig. Ich habe das Heim nur länger durchgemacht wie du und musste mich ohne jeglichen Familienkontakt durchschlagen. Weißt du, was es für eine Qual ist nicht zu wissen wer man ist!? Also erzähl mir du nichts von Pubertät und elterlichem Geschwafel! Ich werde es alleine regeln und damit basta! Du bist mein großer Bruder und bleibst die einzig männliche Hauptrolle in meinem Leben und als Zweitbesetzung Mokuba. Alles andere interessiert nicht! Hast du das verstanden, Herr Kaiba!?“ „Also hast du schon was mit ihm am Laufen?!“, empört stellte er diese Frage lautstark. Ich war kurz vor einem hysterischen Nervenzusammenbruch: „Um Gottes Willen! Nein!“ Erleichtert schnaufte er auf: „Gott sei Dank. Dann lass es bitte auch ganz bleiben.“ Wir schlugen wieder eine Zimmerlautstärke an und ich erwiderte nichts mehr zu diesem Thema. Nachdem ich ihn gebeten hatte zu gehen, drückte ich ihm ein Gute-Nacht-Küsschen auf die Wange und er verschwand aus der Tür. Das war der Anreiz dafür ein entspannendes heißes Bad zu nehmen und danach schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen weckte mich das Telefon, welches neben meinem Bett stand mit einem grässlichen Klingelton. Übermüdet tastete ich nach dem Hörer und grummelte ein Hallo hinein. „Na du Müßiggänger. Wenn du noch länger schläfst verpasst du das halbe Turnier. Also beweg deinen Langschläferhintern aus dem Bett, schieb dir was zwischen die Kiemen und geh in die Richtung Stadtmitte. Es wird Zeit ein paar Lokalisierungskarten zu gewinnen“, ertönte Setos arrogante Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich war einen Blick auf den Display des Telefons um die Uhrzeit zu wissen und erwiderte schlaftrunken: „Reg dich ab. Wir haben erst kurz nach 8 Uhr früh. Es ist immer noch genug Zeit um bis heute Abend sechs Stück aufzutreiben.“ „Jetzt steh auf, du Faulpelz! Während du Träumen hinter gejagt bist, habe ich schon vier Karten erspielt! Wenn ich dich persönlich holen muss gibt es Ärger, Fräulein! Ich warte auf dich!“ „Ja, ja. Nur mit der Ruhe. ich melde mich, sobald ich im Zentrum bin.“ „Und wie willst du das ohne Mobiltelefon machen?!“ Dazu wusste ich keine Antwort und hielt mich im Schweigen. „Du kannst ein integriertes Mikrofon und Lautsprecher in einem Kleidungsstück haben. Es hängt unten über einem Stuhl im Speisesaal. Probier es aus bevor du gehst.“ Er beendete das Gespräch und ich quälte mich langsam aus dem Bett um mich fertig zu anmachen. Im Speisesaal angekommen, sah ich eine Halskette mit einem Anhänger in Herzform um einen Stuhl hängen. Ich öffnete es und erkannte ein kleines Foto von Seto und Mokuba wieder. „Wie ich sehe, hast du es entdeckt. Ich möchte, dass du sie anziehst und mit mir in Verbindung bleibst und vor allem Bescheid sagst, sobald du in der Stadtmitte angekommen bist“, hörte ich seine Stimme aus dem Anhänger. „Ich weiß ja nicht was du alles unter die Kategorie Kleidungsstück einordnest, aber für mich ist es eher ein Schmuckstück. Naja alles klar, Chef. Bis dann.“ Ich ließ den Anhänger zuschnappen, was die sofortige Beendigung des Gespräches bedeutete und zog es an. Sodann machte ich mich zu Fuß auf den Weg Richtung Stadtmitte und Einkaufszentrum. Eigentlich sollte es keine Überraschung sein, dass schon fleißig Duelle bestritten wurden, dennoch verblüffte es mich. Als Duellant durfte man wohl kein Langschläfer sein, schon gar nicht während eines Turnieres. Eine weitere Gegebenheit beunruhigte mich und ich kontaktierte Seto: „Hey, Chef! Ich bin jetzt angekommen. Es gibt da etwas, dass du wissen musst. Hier wimmelt es nur so von Raritätenjägern.“ „Erzähl mir etwas Neues! Das habe ich schon mitbekommen und es war auch mein Plan diese Aasgeier mit dem Turnier anzulocken. Wir sehen uns heute Abend und wehe du hast noch keine 6 Karten!“ Ich klappte das Medaillon wieder zu und setzte mich auf eine Bank. Hier wollte ich abwarten, bis mich jemand auffordern würde. Einige Aufforderungen folgten schnell und ich machte mir ernsthafte Gedanken darüber, ob ich wirklich meinem Motto folge leisten sollte und jede annehmen oder mir ebenwürdige Gegner suchen sollte. Ich beschloss einfach jede Einladung anzunehmen und hatte so binnen weniger Stunden die 6 Karten zusammen und noch ein paar weniger seltene Karten gewonnen. Als die Abenddämmerung schon eintrat, legte ich die Karten verteilt auf die Duelldisk um mir den Standort für das Finale verraten zu lassen. Es war das Stadtstadion, was mich ehrlich gesagt auch nicht wunderte, denn von wo aus sonst sollte ein Zeppelin starten? Gemütlichen Schrittes schlenderte ich dort hin. Eigentlich dachte ich, dass das Turnier über zwei Tage am Boden stattfinden würde, aber da es nur acht Personen in die Finalrunde schaffen konnten, musste ich unbedingt dort hin. Angekommen sah ich den Zeppelin schon dort stehen und eine kleine Gruppe von Leuten hatte sich angesammelt. „Hallo Leute“, begrüßte ich sie, als ich erkannt hatte, dass es sich um Yugi und Anhang, mit meinen Brüdern und zwei Leuten die ich nicht kannte handelte. „Dann wären wir nun vollzählig. lass uns starten!“, meinte Seto und wollte gerade einsteigen, als ein bediensteter ihn stoppte, indem er ihm etwas ins Ohr flüsterte. „Wie ich gerade höre, scheint ein Duellant kurzfristig auszufallen, was bedeutet, dass wir noch auf die Ankunft eines achten warten müssen. Alle die sich mit ihren sechs Karten schon angemeldet haben, mögen doch bitte einsteigen.“ Ich wartete derweil mit meinen Brüdern auf einen achten im Bunde, während alle anderen einstiegen. Als wir uns entschließen wollten ohne diesen fortzufahren und ebenso gerade einsteigen wollten, rief Mokuba auf einmal: „Wartet! Da hinten kommt jemand!“ So geschah es und eine Frau in einem weißen Gewand mit Schleier über dem Gesicht trat heran. „Na dann können wir wohl endlich los“, murrte Seto in einem zugleich arrogant und genervten Unterton, nachdem die junge Frau ihre Lokalisierungskarten gezeigt hatte. Jeder Duellant bekam eine eigene Kabine zugewiesen. Wir bereiteten uns alle seelisch und moralisch auf die vorstehenden Duelle vor. Es klopfte an der metallenen Schiebetür meiner Kabine und ich ließ sie automatisch öffnen. „Hallo Sarah.“ „Pharao? Was verleiht mir die Ehre?“, blinzelte ich ihn überrascht an und bat ihn mit einer Geste einzutreten. „Du hast noch nichts mitbekommen?“, fragte er ungläubig. „Nein, was denn?“, noch verwunderter blickte ich drein und bot ihm einen Platz auf einem der beiden Stühle zu nehmen. Wir setzten uns gemeinsam gegenüber. „Hier ist jemand an Bord, der die Welt bedroht und meine Macht an sich reißen will. Es könnte vielleicht sein, dass ich deine indirekte Hilfe brauchen werde.“ Hämisch grinste ich, da Seto bestimmt Bescheid wusste und mir nur nichts gesagt hatte, weil er die Geschichte abstrakt fand. „Ich verstehe. Ich werde tun, was in meiner Macht steht. Weißt du wer alles am Turnier teilnimmt?“ „Ja, das kann ich dir sagen. Joey, Kaiba, Mai, der Bösewicht Marik, seine Schwester Ishizu, jemand den wir grad erst kennen gelernt haben mit weißem Haar namens Nabu du und ich natürlich“, zählte er auf. „Weißt du auch wer dieser Duellant war, der kurzfristig abgesprungen ist?“ „Ein Klassenkamerad von uns namens Bakura. Er besitzt übrigens auch einen Millenniumsgegenstand. Den Millenniumsring. Der Geist in ihm ist böse und erlaubt sich öfters mal Besitz vom Körper zu ergreifen. Er hatte wahrscheinlich einen Unfall und wurde deshalb schwer verletzt. Nun ist er mit an Bord in einer Kabine und ruht sich aus.“ Ich ließ ein beunruhigtes Summen erklingen. „Und? Bist du bereit für das große Finale?“, wechselte er das Thema. „Mein Deck schon. Was die Duelle vorher angeht… Ich kann keine Herausforderung ausschlagen und so habe ich mich nur mit Amateuren duelliert. Leider bin ich deswegen kein bisschen eingestimmt. Wir werden ja sehen, wer wen nun schlägt und als Sieger hervorgeht. Ich wünsche dir viel Glück, vor allem wenn du es mit mir zu tun bekommst.“ In diesem Moment ertönte die Lautsprecheransage: „Alle Duellanten mögen sich zur Auslosung der ersten beiden Duellgegner versammeln.“ Dies sagte ein Angestellter, dessen Bild auf einem Monitor über der Zimmertür zu sehen war. „Wünsch ich dir auch. Los, lass uns gehen!“ Wir waren gleichzeitig aus dem Zimmer, wie Seto, dem die Kabine nebenan gehörte, gekommen. Er ward mir einen vorwürfigen Blick zu und wir schlenderten zu dritt zum Versammlungsraum, wo alle bereits versammelt waren. Dort stand eine Art Lotteriegerät, das verschiedene Kugeln mit Zahlenbeschriftung in sich trug. „Ich verlese nun die Zahlen, die jedem gehören.“ „Willst du nicht erst auf den achten Duellanten warten?“, fragte Joey. „Das wird nicht nötig sein. Wenn sie nicht erscheint, ist das ihr Problem: Fang an!“, kommandierte Seto ungeduldig. „Na gut. Merken Sie sich Ihre Zahlen gut. Nr. 1 Seto Kaibe. Nr. 2 Yugi Muto. Nr. 3 Marik Ishtar. Nr. 4 Joey Wheeler. Nr. 5 Mai Valentine. Nr. 6 Sarah Kaiba. Nr. 7 Ishizu Ishtar. Nr. 8 Nabu. So ich darf Sie darauf hinweisen, dass dieses Gerät mit 100 prozentiger Zufallsquote agiert. Als erstes treten gegeneinander an… Duellant Nr. 7 Ishizu Ishtar gegen Duellant Nr. 1 Seto Kaiba. Das Duell beginnt in fünf Minuten.“ „Ich drück dir die Daumen, Bruderherz“, lächelte ich ihn an und er trat mit einem arroganten Räuspern weg. „Lasst uns auch hoch gehen“, meinte Tea. „Was ist mit dieser Ishizu“, fragte ein kleines Mädchen mit braunem langen Haar, das mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war. „Das wird wohl nicht nötig sein“, erwiderte Tea. Fragend schaute ich Yugi, welcher zwischenzeitlich wieder übernommen hatte, an. „Sie besitzt einen Millenniumsgegenstand, die Millenniumskette. Sie erlaubt ihr die Zukunft und Vergangenheit zu sehen“, flüsterte dieser mir zu. Wohlwissend nickte ich und entgegnete: „Dann ist dieses Duell eigentlich ungerecht.“ „Ach was! Kaiba schafft das, wenn er Glück hat“, grinste dieser. Wir gingen auch hinauf zum Dach des Zeppelins, wo sich eine Duellarena befand. „Hätte ich das gewusst, hätte ich mir noch ne Jacke mitgenommen“, schäkerte Mai. „Yugi, sag mal wer ist eigentlich dieses kleine Mädchen mit braunem langen Haar? Joey’s Freundin?“ Er lachte auf: „Wo denkst du hin? Nein, sie ist seine kleine Schwester. Ihr Name ist Serenity.“ „Achso.“ Gespannt schauten wir zu Seto, der schon seinen platz auf dem Duellfeld eingenommen hatte. Ungeduldig warteten alle auf Ishizu, die sich Zeit ließ um hier zu erscheinen. Ein Bediensteter von meinem großen Bruder stand seitlich auf dem Feld. Er sollte wohl Schiedsrichter sein und auch er sagte nunmehr angespannt: „Wenn sie nicht in fünf Minuten auftaucht, erkläre ich Seto Kaiba automatisch für den Sieger.“ „Vielleicht hat sie es doch nicht mitbekommen“, meinte Tristan. „Nein, es wurde klar und deutlich durch die Lautsprecheranlage durchgegeben“, entgegnete Seto böse. Endlose zwei Minuten später erschien der achte Duellant auf der Bildfläche. „Du hast vielleicht Nerven mich so lange warten zu lassen. Was fällt dir ein?!“, nörgelte mein großer Bruder. „Es wird sowieso nicht lange dauern, Seto Kaiba“, säuselte sie und nahm ihren Platz ein. „So, dann können wir nun beginnen. Mischen Sie gegenseitig ihre Decks“, verkündete der Schiedsrichter. Ishizu spielte mit ihm Katz und Maus, bis es Seto geschafft hatte eine mächtige Kreatur zu beschwören. „Sag mal, Yugi. Was ist das für ein großes blaues Ding von dem alle so begeistert sind?“, erkundigte ich mich. „Das ist ja mal wieder typisch! Redet Kaiba eigentlich überhaupt ein Wort mit dir?! Dieses blaue Ding ist eine der mächtigsten Karten in Duell Monsters und es nennt sich Obelisk der Peiniger. Die drei mächtigsten Karten im Spiel nennen sich im Allgemeinen ägyptische Göttermonster. Marik, Kaiba und ich besitzen eine“, antwortete Yugi ruhig. „Dann frage ich mich warum Ishizu so optimistisch ist, denn theoretisch hat sie dann doch verloren, oder?“, dachte ich laut nach. „Ihre Millenniumskette hat wahrscheinlich irgendwas herausgegeben was wir nicht wissen“, meinte der kleine Punk. „Wenn du mich fragst, scheint diese Kette eher kaputt zu sein. Sie kann nicht gewinnen“, erwiderte Joey. „Sieh mal!“, rief ich aus, als Kaiba leere Augen bekam und nicht mehr ganz bei sich zu sein schien. Als er wieder er selbst war, opferte er sein ägyptisches Monster und ein weiteres auf dem Feld und beschwur so seinen weißen Drachen, mit dem er Ishizu vernichtete. Diese war perplex von dem unerwarteten Zug, der sie das Duell kostete. Wir alle waren so schockiert über dies. „Siehst du. Niemand bestimmt meine Zukunft außer ich selbst, wie ich schon bereits erwähnte“, argwöhnte Seto. „Gut gemacht“, gratulierte ich ihm. „Eine meiner leichtesten Übungen“, stritt er ab. Kapitel 14: Atemu, mein Pharao ------------------------------ Kapitel 14 Atemu, mein Pharao „Nun losen wir die nächsten beiden Duellanten aus“, kündigte der Angestellte an. Es traf Yugi und Marik. „Pass auf dich auf, Yugi.“ „So kommen wir doch schon früher zu unserem Duell als geplant, Pharao“, meinte der übers halbe Gesicht tätowierte Glatzkopf, der Marik zu sein schien. Das Duell verlief ebenwürdig doch etwas schien nicht zu stimmen, denn obwohl er mit seinem Millenniumsstab pausenlos rumfuchtelte und ihn zur Schau stellte, setzte er ihn nicht ein und steckte ihn immer wieder zurück. Noch seltsamer war es, als er das ägyptische Göttermonster den geflügelten Drachen des Ra beschwören wollte und es sich nicht zeigen wollte. Ein regenloses Gewitter zog auf und die Blitze trafen die beiden. Auch wenn es so schien, als wäre Marik schneller auf den Beinen, kippte dieser wieder um und der Pharao schaffte es als Erstes. Somit wurde dieser zum Sieger erklärt. „Ist alles in Ordnung? Sollen wir lieber in die Krankenstation gehen, dich durchchecken lassen?“, fragte Tea besorgt und suchte direkt seine Nähe. „Nein, es geht schon. Danke“, wehrte er ab. Während sie sich im gegenseitigen Bejubeln aufstachelten, folgte ich meinen Brüdern in einen Raum, in dem ein Computer mit einem riesigen Monitor stand. „Etwas beschäftigt mich, Seto. Ich glaube, dass es nicht Marik war“, erzählte ich ihm von meinen neusten Erkenntnissen. „Ja, das kann gut sein. Diese Karte die er gespielt hat, muss eine Fälschung gewesen sein. Aber wenn es sich wirklich um eine Fälschung handeln sollte, warum hat die Duelldisk sie dann überhaupt akzeptiert. Ansonsten wäre es nie zu einem Unfall gekommen, immerhin habe ich sehr viel da rein investiert, dass die Duelldisks perfekt funktionieren. Fragt sich jetzt nur noch, wer den echten hat, ob dieser Marik wirklich an Bord ist.“ „Ich glaube es ist dieser mysteriöse Nabu“, entgegnete ich. „Guter Einwand“, grübelte er. „Ich werden nun zu Yami… äh… Yugi gehen und mit ihm seinen Sieg genießen. Ich habe nunmehr noch viel mit ihm zu besprechen“, erklärte ich und wollte dann gehen. „Sarah? Ich möchte dich im Gegenzug zu dem Gefallen wegen Mokuba auch noch um etwas bitten. Übertreib es nicht!“, sagte Seto abschließend und ich ging zu Yugis Kabine. „Schah Dee?! Was machst du denn hier?!“, wunderte ich mich, als die Tür hinter mir geschlossen war und dieser vor Yami kniete. „Alle sieben Gegenstände sind hier an Bord zusammen mit den drei Götterkarten. Ich spürte eine starke Störung im mystischen Gleichgewicht.“ „Alle sieben? Wie…“, stockte ich und zählte sie an der Hand ab. „Bakura, der hier an Bord ist besitzt zwei. Noch das Millenniumsauge, was mal Maximilian Pegasus gehört hat, den Namen dürftest du kennen“, entgegnete Yami. Als ob ich den Erfinder von DuellMonsters nicht kennen würde. Was eine Frage!? Das empörte mich zutiefst. „Schah Dee… ich verstehe nicht ganz. Was hat das…?“ „Kein Grund zur Beunruhigung. Der Pharao wird das schon regeln, nicht wahr mein Herrscher?“ Damit war er im wahrsten Sinne des Wortes im Nichts verschwunden. „Warum lässt du ihn die ganze Zeit knien?! Genießt du das Gefühl?!“, beschwerte ich mich kurz darauf. „Reg dich ab! Verschwende deine Energie nicht für solch belangloses Zeug. Das ist immer noch meine Sache!?“, entgegnete er schnippisch. „Also hatte ich Recht?!“, stellte ich ihn in Frage. „Recht womit?“ „Dass du ein schlechter Pharao bist und warst“, fauchte ich böse. „Wie bitte?!“, verwundert und verärgert starrte er mich an. „Mein lieber Atemu! Ich weiß genau, was damals vorgefallen ist. Du hast alle deine Diener zu deinem Vergnügen sterben lassen und ganze Dörfer zu deinem persönlichen Nutzen vernichten lassen!“, laberte ich erregt und kapierte erst kurze Zeit darauf, dass ich zu viel gesagt hatte. „Ich bin mir sicher, dass ich ein guter Pharao war“, murmelte Yami und sah zu Boden. „Siehst du, du weißt es noch nicht einmal. Und ich kann dir mit hohem Wahrheitsgehalt bekunden, dass es nicht so war“, kniff ich die Augen zusammen und sah den Pharao immer noch an, der nur weiterhin auf den Boden zu schaute. Das wir hier einen schönen Fußboden hatten, wusste ich auch, dass brauchte er mir nicht mit seinem sturen Blick hinunter zu beweisen. Wie ich doch diese Selbstironie genoss. Er selbst sonnte sich hingegen im Schweigen und antwortete nichts mehr. Der Geist in meinem Millenniumsgegenstand quälte mich zusätzlich mit den Worten: „Wieso reizt du ihn immer so dermaßen? Das hat er gar nicht verdient. Er weiß eben nicht besser, was damals vorgefallen ist und würde es auch gerne wissen. Du machst ihm die Sache nur noch schwerer, als sie eh schon für ihn ist. Lass ihn in Ruhe mit dem Gerede von damals. Bitte.“ Hätte sie nicht schließlich ‘bitte‘ gesagt, hätte ich sie einfach ignoriert, aber so ergriff ich doch noch eine Chance für Entschuldigung bei Yami: „Es tut mir Leid, für das was ich gerade gesagt habe. Ich wollte dich nicht verletzen. Mir ist es nur ziemlich viel wert, dass meine Brüder aus alldem raus gehalten werden.“ „Das kann dir keiner so genau sagen, ob das der Fall sein wird. Ihre körperliche und geistige Unversehrtheit kann dir keiner zugestehen. Immerhin sind hier viele Mächte des Bösen am Werk und wie du sicherlich wissen müsstest, ist Kaiba nicht ganz irrelevant in der ganzen Vergangenheit von vor 5.000 Jahren.“ Niedergeschlagen seufzte ich und ließ mich auf sein Bett fallen: „Ich weiß. Deshalb macht es mir die ganze Sache auch so schwer. Wieso werden immer mehr Menschen in diese alten Geschichten mit hinein gezogen? Wieso beeinflusst und das Leben von vor 5.000 Jahren uns heute immer noch so?“ „Das Böse auf der Welt wird nie vergehen, egal wie viele Jahrtausende noch vergehen. Also mach dir deshalb keinen Kopf mehr, dass wird es immer geben“, ermunterte er mich. Zumindest unternahm er den Versuch. „Es tut mir Leid.“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß ja noch nicht einmal ob du vielleicht Recht hast. Aber für mich ist nur das präsent, was ich erlebt habe, seitdem ich bei Yugi bin. Für mich zählt nur das, wie ich jetzt bin.“ „Ja, mehr weißt du auch nicht“, murmelte ich und war jetzt diejenige, die zu Boden sah. „Kannst du mir nun nicht mehr in die Augen sehen?“, ging er einen Schritt auf mich zu und hob mit seinem Zeigefinger mein Kinn an, sodass ich ihm notgedrungen in die Augen sehen musste, woraufhin er hinzufügte: „Und eins weiß ich ganz sicher. Schon die ganze Zeit seit dem ersten Augenblick an dem ich dich sah, möchte ich meine Zukunft mit dir verbringen. Mir ist egal, was in der Vergangenheit war. Wichtig für mich ist, was jetzt geschieht. Gegenwart.“ „Das kann ich nicht annehmen, mein Pharao. Es tut mir Leid“, entfernte ich mich wieder ein Stück von ihm. Daraufhin nahm er mich an den Handgelenken, zog mich wieder zu sich und umarmte mich fest: „Bitte entschuldige dich nicht mehr.“ Das Blut schoss mir in den Kopf. Mein Körper begann zu glühen. Was war das für ein Gefühl? Meine Kehle schnürte sich zu, dass ich nichts mehr sagen konnte. Jedoch war mir sehr wohl danach, etwas zu sagen. Also räusperte ich mich und begann leise zu sprechen: „Ich weiß nicht, ob ich das für gut heißen soll. Immerhin trägst du Adelsblut in dir und ich will mich dir nicht aufdrängen. Du hättest nichts von mir oder…“ „Ich mag vielleicht damals ein Pharao gewesen sein bzw. bin es immer noch. Aber in der heutigen Zeit gibt es keine lebenden Pharaonen mehr und es herrschen andere Sitten. Wir können also tun und lassen, was wir wollen“, beschwichtigte er mich und strich mir sanft über den Rücken. „Hast du Gefühle für mich entwickelt?“ Er schwieg. „Atemu?“ „Was?“ „Ich hätte gerne eine Antwort.“ „Ach so. Nun ja… Ja.“ Langsam löste ich mich aus der Umarmung und sah ihn verzweifelt an. Dasselbe galt auch für ihn. Verwirrt schaute er mir tief in die Augen um sie dann zu schließen und einen Seufzer los zu lassen. „Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe“, drehte ich mich um und ging einen Schritt auf die Tür zu, als er mich wieder am Handgelenk festhielt und zu sich zog. Das Ende hiervon war, dass er seine Lippen auf meine drückte. Erst riss ich vor Verblüffung die Augen auf und dann fand ich Gefallen daran. Auch schloss nun ich meine Augen und legte meine Arme um ihn. „Bleibe bei mir und verbring die Zukunft mit mir.“ „Ist das deine Art zu sagen, dass du mich liebst?“, lächelte ich und wollte mich nicht mehr von ihm lösen. Er hielt mich fest im Arm und streichelte mich zärtlich: „Ja, ich empfinde viel für dich. Mehr als Freundschaft, Sarah.“ „Ich bleibe bei dir“, entgegnete ich zaghaft und sah ihm wieder in die Augen und genoss es, als seine Lippen wiederum meine berührten. „Lass uns nach den Anderen sehen“, meinte er schließlich. Jedoch wollte ich ihn nicht gehen lassen. „Ja, ich würde jetzt auch lieber mit dir zusammen bleiben, aber meine Pflicht besteht nunmehr auch darin, die Welt zu retten und das ist kein Job, den man gerade so mal in 5 Minuten erledigen kann.“ Sanft nahm er meine Arme von seinem Körper und meine Hand. „Also gehen wir Hände haltend umher?“, grinste ich amüsiert und er ließ mich wieder los. „Bevor mich dein Bruder köpft, lieber nicht. Zwar lebe ich schon seit Jahrtausenden, aber das ist immer noch nicht genug. Jetzt wo ich dich habe.“ „Schmeichel mir nicht immer so. Ja, es wäre sowieso kindisch Hände zu halten und grob fahrlässig meinem Bruder gegenüber“, lächelte ich immer noch. Ich folgte ihm auf dem Fuß in Richtung des Aufenthaltsraumes des Luftschiffes. „Mir ist hier zu viel passiert. Ich möchte am Liebsten nicht mehr hier sein. Es sind schon welche nicht mehr geistlich anwesend. Bevor noch Weiteres passiert…“ „Höre ich da eher Angst um dich heraus, als um andere?!“, unterbrach er mich. „Du musst sowieso antreten. Aber wenn meinen Brüdern etwas passiert, was selbstverständlich nicht notwendig wäre, würde ich das nicht verkraften“, seufzte ich. Aufmerksam musterte er mich und entgegnete: „Du bist solange nicht in der Familie, also kannst du eine so enge Verbindung noch nicht aufgebaut haben. Dass dir nur etwas an ihrer Unversehrtheit liegt, gibt mir zu denken. Alle andern sind dir sozusagen scheiß egal?!“ Heftig schüttelte ich den Kopf. Das hatte ich damit überhaupt nicht ausdrücken wollen. Er hatte mich mal wieder völlig missverstanden: „Nein nicht egal. Mir ist es nur weniger wert. Entschuldige, aber ich hatte es gerade nur abwägen wollen. Es hat mit vollkommener Gleichgültigkeit rein gar nichts zu tun.“ „Hältst du dich nicht für Freunde? Freunde sollten einen auch schon viel bedeuten.“ „Gleiches kann ich nunmehr an dich zurückgeben. Ich kenne euch nicht lange. Außerdem Familie geht vor allem!“, wehrte ich mich. „Mach erst mal einen Verwandtschaftstest. Dann sprechen wir weiter. Jedoch deine Gene deuten eindeutig auf den älteren Bruder hin“, damit verließ er den Raum. Ich stürmte ihm hinterher: „Yami warte!“ Um ihn letztendlich am gehen zu hindern, klammerte ich mich von hinten an ihn: „Geh nicht. Ich meine das nicht so. Du zählst du meiner Familie und…“ „Sarah. Es ist mir egal zu was du mich zählst. Ich bin der Held dieser Geschichte und muss die Welt retten. Mir kann niemand mehr oder weniger wert sein. Ich würde auch vor Kaiba springen um ihn vor Schaden zu bewahren, selbst wenn er ein Scheißkerl ist. Es bedeutet mir nichts, eine Frau an meiner Seite zu haben, die diese Ansicht nicht teilt.“ Ich ließ ihn langsam los: „Heißt das, du willst es nun beenden?“ Ruckartig drehte er sich um, nahm meine Hände zwischen seine, sah mir tief in die Augen und flüsterte: „Nur weil ich sage, dass ich es nicht für gut heiße, meine ich nicht, dass ich dich einfach los lassen werde.“ „Du denkst ausnahmsweise mal an dich selbst?“ „ich habe wohl keine andere Wahl, wenn du mich schon so umgarnt hast“, murmelte er und näherte seine Lippen meiner. „Sarah!“, hörte ich schnelle Schritte hinter mir auf uns zu kommen. Die Stimme gehörte meinem kleinen Bruder, der uns ganz eindeutig störte. Im selben Augenblick entfernte Yami sein Gesicht von meinem und hiernach drehte ich mich Mokuba zu. Kapitel 15: Die volle Verantwortung ----------------------------------- Kapitel 15 Die volle Verantwortung „Hey, Kleiner. Alles klar soweit?“, wuschelte ich ihm durch die Haare. „Hör auf damit! Seto sagte, ich soll dich holen. Er ist auf etwas Interessantes gestoßen“, meinte er und schleifte mich mit sich. „Bis später“, verabschiedete ich mich winkend von Yami und folgte Mokuba. Im Computerraum angekommen, saß Seto mit Ellbogen auf dem Tisch abgestützt, gefalteten Händen und auf den Bildschirm starren. „Was gibt es?“, hakte ich nach und stellte mich neben ihn. Er richtete seine Aufmerksamkeit nicht vom Bildschirm ab und sprach: „Ich habe die Karte, die Odeon, also der falsche Marik gespielt hat, analysiert und mit Bildern aus dem Internet verglichen. Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Fotos eine Aufschrift6 tragen andere wiederum nicht. So viel ich weiß ist das altägyptisch. Jetzt ist zudem nennenswert, dass ich diese verdammten Aufschriften lesen kann. Ich habe nie diese Sprache gelernt und noch nie etwas mit ihr zu tun gehabt.“ Auf dem Monitor erschien ein großes Abbild der Karte und wie er schon voraus gesagt hatte, mit einer Aufschrift. Selbstverständlich waren auch für mich die Zeilen kein Rätsel und ich las sie einwandfrei. „Das hört sich an, wie ein Ritualspruch“, stellte ich fest. „Du kannst es auch lesen?!“, verwundert schaute er mich an. Ich lachte: „Bei mir ist es auch so, dass ich jahrelang Unterricht in altägyptischer Kultur und Sprache hatte, mein Lieber. Das ist wohl ein Unterschied.“ „Und wieso ich?“ „Eine logische Erklärung hierfür gibt es nicht. Was ist mit den Anekdoten die Ishizu und Yami.. äh.. Yugi immer predigen? Vielleicht ist das des Rätsels Lösung?“ „Alles Humbug. Nur weil zwei bis drei Leute an so einen Schwachsinn glauben, muss es nicht die Wahrheit sein. Viele glauben ja auch an Gott oder den Teufel“, schmunzelte er nachdenklich. Etwas in ihm kam schon zur Unruhe und ich wusste, es konnte nicht mehr so lange dauern, bis er sich überwunden hätte und sein Herz für solche Geschichten öffnen würde. Doch nunmehr seufzte ich nur geschlagen und wagte mich nichts darauf zu entgegnen. „Was steht denn darauf?“, fragte Mokuba, der offensichtlich nicht in der Lage war, den Text zu entziffern. Also als ich ihm geduldig vor: „Große Bestie am Himmelszelt, erhöre meinen ruf aus der Schattenwelt. Steig aus der Kugel ich brauche dich, schnell und bring mir den Sieg in diesem Duell. Geflügelter Drache des Ra.“ „Hört sich wirklich wie eine Beschwörung an“, stimmte der Kleine zu. Schultern zuckend setzte ich mich auf die Lehne vom Stuhl auf dem mein großer Bruder saß. „Ich glaube nicht an so einen Schwachsinn. Das ist bestimmt nur einer von Pegasus Tricks um eine solche Karte interessanter zu machen“, erläuterte Seto. „Kennst du den Ursprung dieses Spiels? Pegasus hat diese Karten nicht einfach so gemacht. Die Idee für dieses Spiel entstand auf einer Expedition in Ägypten. In einer Ruine fand er solche Steintafeln und so entschloss er sich dieses Spiel zu entwerfen. Als du bei Ishizu im Museum warst, hast du sie doch mit eigenen Augen gesehen“, entgegnete ich. Energisch schüttelte er den Kopf, sodass der Stuhl mit wackelte: „Das sind Fälschungen. Völliger Schwachsinn, dass ich und Yugi abgebildet gewesen sein sollen. Irgendein Künstler hat ein Duell von uns beiden gesehen und ein Kunstwerk hieraus geschaffen. Sie sind unmöglich schon 5.000 Jahre alt. Alterserscheinungen kann man auch nachstellen.“ „Ein Laie würde sowas glauben. Die echten Ägyptologen würden so etwas direkt durchschauen. Wie erklärst du dir dann, dass sie bei Ausgrabungen entdeckt wurden?“ „Ach komm schon, Sarah?! Wie naiv bist du eigentlich?!“ So etwas kann so leicht inszeniert werden um so naive Leute wie du es gerade zu sein scheinst hinters Licht zu führen.“ „Entschuldige bitte, wer ist hier so naiv und lässt sich immer wieder von Yugi schlagen und denkt immer noch, er wäre der Beste?! Das nenne ich Naivität!“, fauchte ich ihn an. Doch direkt als es mir schon raus gerutscht war, bereute ich auch was ich gesagt hatte. Ich war ganz schon frech zu ihm gewesen. Das konnte ich mir in meiner Position eigentlich nicht leisten. Aber immerhin hatte er mich als naiv bezeichnet und das konnte ich mit Nichten auf mir sitzen lassen. „So was muss ich mir von dir nicht anhören, junges Fräulein! Wenn du so weiter machst, bist du disqualifiziert und kannst aussteigen!“ Doch auch er reizte mich so demonstrativ weiter, dass ich nicht aufhören konnte: „Siehst du! Die Wahrheit kannst du auch nicht verkraften!“ „Das reicht!“, fuhr er auf, dass ich das Gleichgewicht auf dem Stuhl verlor. Offen gestanden musste ich zugeben, dass ich mich wie ein kleiner Teenager fühlte, der mit allen Mitteln gegen seine Eltern und deren Lichtlinien zu rebellieren versuchte. Doch ich war kein kleiner Teenager mehr, egal wie alt ich auch war. Ich war eine junge Frau, die mehr Macht hatte als ihr zustand. Seto drückte derweil auf den Knopf am Kragens einer Jacke und sagte: „Roland! Lande mit dem Helikopter an Bord des Luftschiffes. Hier möchten Passagiere das Luftschiff verlassen. Wir befinden uns nordöstlich von Domino zirka 30°.“ Beleidigt stürmte ich davon in meine Kabine, in der och meine Sachen zusammen packte und auf Herrn Hat-immer-Recht wartete. Wohl wissend, dass ich aus meiner Position mehr Potential schöpfte, als mir zustand war ich dennoch im Glauben richtig gehandelt zu haben und allem voran Recht mit meinen Behauptungen zu haben. Wenn er schnippisch werden konnte, dann ich allemal! „Hey du Sturkopf“, setzte sich jemand auf das Bett, auf dem ich auch verweilte und meine Halskette begutachtete, die ich ausgezogen hatte und in der ein Bild mit Mokuba und Seto war. „Ich bin abflugbereit“, sagte ich monoton und ohne mich umzudrehen. „Ich muss dir leider beweisen, dass ich auch konsequent die gegenüber sein kann und nicht immer nur der liebe, nette Bruder. Es endet jetzt nun mal für dich.“ „Es hat eben nur Vorteile für dich, wenn ich weg bin. Du hast eine Konkurrentin weniger und jemand, der sich um die Firma kümmert“, gab ich abfällig zurück. „Du könntest mich niemals schlagen, egal wie sehr du dich abstrampelst“, feixte Seto. „Wir werden sehen. Ist Roland schon da?“ „Noch nicht.“ Ich drehte mich zu ihm um und schloss meine Arme um ihn, drückte ihn so fest es ging an mich: „Es tut mir Leid, dass ich so dreist war. ich habe dich schrecklich lieb, großer Bruder!“ „Das weiß ich doch“, legte auch er seine Arme um mich. Ich glaube, ich würde die einzige Frau, die ihm etwas wert war, in seinem Leben bleiben. Nein, das glaubte ich weniger als es zu hoffen. Auch ich, könnte glaubte ich nie einen anderen Mann als meine Brüder mehr benötigen. Klar, hatte ich ein Auge auf den Pharao geworfen. Aber nichts ging über die Familie, die ich mir so sehr gewünscht hatte und nun endlich besaß. „Herr Kaiba, wir sind nun startklar“, schallte es aus dem Lautsprecher in Setos Jacke. „Ich leite das Notwendige ein“, drückte er während er redete auf den Knopf. Durchdringend schaute er mir in die Augen, gab mir einen Kuss auf die Stirn: „Wir halten Kontakt. Wenn irgendetwas ist, kannst du mich jederzeit mobil erreichen, ja?“ Zögerlich stand ich auf, nickte und wir gingen gemeinsam an Deck, wo der Helikopter wartete. Mokuba stand ebenfalls dort und verabschiedete sich mit einer kräftigen Umarmung von mit. Ich stieg ein und winkte ihnen zum Abschied, als Roland das Startsignal von meinem Bruder bekam und der Helikopter abhob. Einerseits war ich sauer und traurig darüber, gehen zu müssen. Andererseits war ich stolz darauf die komplette Macht der Kaiba Corporation für die nächsten Tage in meinen Händen zu halten. Vom Helikopter hinab hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt, die in der Nacht wundervoll in verschiedene Lichter getaucht war. Im Sitz zurückgesunken starrte ich abwesend aus dem Fenster und versuchte das geräuschvolle rotieren der Blätter des Helikopters auszublenden. Das ich so gut mit meinen Brüdern zu Recht kam, war mir mehr als wichtig. Auch wenn ich partout nicht gehen wollte, widersetzte ich mich dem Befehl meines großen Bruders nicht. Es verging nur eine halbe Stunde bis wir auf dem Dach des Kaiba Corporation Hauptsitzes landeten. „Danke, Roland“, stieg ich aus, nachdem mir die Schiebetür geöffnet wurde. „Melden Sie sich, falls Sie noch etwas brauchen, Frau Kaiba“, bot er an, als er mir hinaus half. „Ja, danke. Mach Schluss für heute“, befahl ich. Er nickte dankend und folgte mir hinab. Auf dem direkten Weg in mein Büro zuckte ich mein Mobiltelefon und rief im Heim an. Der Heimleiter persönlich ging an den Apparat: „Guten Abend.“ „Kaiba, guten Abend. Sind Ann und Merian noch wach? ich würde sie gerne diesen Abend entführen, wären Sie damit einverstanden?“, grüßte ich ihn und verkündete direkt mein Anliegen. „Hallo Sarah. Es tut mir Leid, aber heute haben wir eine interne Veranstaltung. Du bist herzlich eingeladen teilzunehmen, jedoch jemanden entbehren kann ich nicht. entschuldige.“ „Das ist kein Problem, Herr Tennma. ich komme auch gerne kurz vorbei.“ „Dann freue ich mich. Wann wirst du da sein?“ „In einer halben Stunde zirka. Ich melde mich.“ Damit legte ich auf und ging in mein Büro, in dem ich den Motorradschlüssel schnappte, aus dem Schrank den Helm griff und anschließend mit dem Aufzug ins Erdgeschoss fuhr. Sodann ging ich in ein Nebengebäude, in das ich nur mit Hilfe eines Irisabgleichs und dem Kettenanhänger hineingelangen konnte. Dort stand zum Einen die Limousine, ein Sportwagen von Seto und mein Motorrad, das ich mir Griff, mit Hilfe eines Knopfdrucks ein Tor öffnete und als ich draußen war mit demselben Knopf wieder schloss. Daraufhin raste ich auf direktem Weg zum Heim. Ich hielt im Hof des Gebäudes und stellte es ab, ließ den Helm am Lenker hängen und ging in den Aufenthaltsraum. Mich freute es zu sehen, dass sich trotz allem nichts verändert hatte. Dort saßen alle Heimkinder zuzüglich Betreuer und in der Mitte wurden Spiele vorgestellt und vorgeführt. Es wurden sobald es verstanden war, Aktive aus der Menge geholt. Die Stimmung war locker und gut. „Sarah!!“, rannten einige Kinder auf mich zu und schlangen ihre Arme um meine Beine bzw. meine Hüfte. „Na ihr. Alles klar?“, strich ich ihnen durch die Haare. In diesem Moment kam der ältere Herr, Herr Tennma auf mich zu und schüttelte mir die Hand: „Freut mich dich zu sehen, wie geht es dir?“ „Die Freude ist ganz meinerseits. Gut. Wie sieht es aus? Wo sind Ann und Merian?“ Er schaute mich entschuldigend an: „Sie sind nicht hier. ich wollte dir das lieber persönlich sagen. Sie sind in ein anderes Heim auf ihren Wunsch gelegt worden. Sie leben nun in einer Wohnungsgemeinschaft von Betreuern regelmäßig kontrolliert.“ Traurig blickte ich zu Boden: „Haben Sie eine Möglichkeit die Adresse, Telefonnummer oder Ähnliches herauszugeben?“ Er begutachtete mich vorsichtig und erwiderte nach Sekundenbruchteilen: „Selbstverständlich. An Fremde eher nicht, aber bei dir ist das ja nicht der Fall.“ „Vielen Dank, Herr Tennma. Ich werde sie direkt besuchen. ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend“, verbeugte ich mich. „Kein Problem. Dir auch und lass dich öfter blicken.“ Daraufhin stürmte ich zum Motorrad, winkte ihm noch zum Abschied und fuhr schnellstmöglich zu meinen ehemaligen Heimfreundinnen, zu der Adresse, die mir der Heimleiter gegeben hatte. Es stellte sich heraus, dass diese in die Gegend von vielen Mehrfamilienwohnblöcken führte. Vor Ort hielt ich vor der Tür der zugehörigen Wohnung. „Ann… Merian… ich bin da…“, seufzte ich und drückte die Klingel. „Ja, bitte?“, ertönte eine kratzende Stimme durch die Lautsprechanlage. „Sarah Kaiba. Bitte aufmachen“, bat ich grinsend. Am andern Ende der Leitung ertönte lautes Jubelgeschrei bis der Türöffner surrte und ich eintreten konnte. Ich ging 2 Stockwerke hinauf und wurde direkt von den Beiden empfangen, welche mir um den Hals fielen. „Wieso hast du niemanden mitgebracht?!“, feixte Ann mich. „Ja! Du hättest wenigstens ein paar Berühmtheiten mitbringen können!“, griesgramte Merian. Lächelnd drückte ich auch sie an mich. Sie hatten sich anscheinend nicht verändert. Sie waren genauso versessen auf meinen Bruder wie damals und suchten nach Prominenten. Ein perfekter Beruf für die Beiden wäre wohl Paparazzi. „Ich freu mich auch euch zu sehen“, lachte ich und ließ sie los. „komm rein und setz dich“, boten sie zeitgleich an. Nickend folgte ich diesem Angebot in ihre Wohnung und setzte mich auf das Sofa vor dem Fernseher. „Wie geht es euch? Es hat sich ja auch nun für euch viel verändert“, lächelte ich. „Ja, klar. Aber das ist ja langweilig. Viel interessanter ist doch, was es bei dir Neues gibt“, bemerkte Ann seufzend und deutete um sich. Zustimmend nickte Merian und fügte hinzu: „Das ist wahr. Wir haben hier wohl mehr Freiheiten, können eigenständiger leben und müssen nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit um Erlaubnis bitten.“ „Vor allem habt ihr es euch hier richtig gemütlich gemacht. Das ist doch die Hauptsache. Hier lässt sich’s richtig gut aushalten“, schaute auch ich mich ausschweifend um. Mir war es wichtig zu wissen, dass es ihnen nun auch gut ging. Denn wie sollte ich mich nun vollends wohlfühlen in meinem neuen Zuhause, wenn ich genau wusste, dass es meinen Kameradinnen nicht annähernd so gut ginge wie mir. Immerhin hatte ich jahrelang mit ihnen zusammen gelebt. „Lassen wir den belanglosen Kram von uns. Nun erzähl du, woher du kommst. Wie kamst du auf die Idee hierher zu kommen und uns zu besuchen?“, fragte Ann. „Ich komme gerade vom Luftschiff auf dem das Finale des Battle City Turniers stattfindet. Seto wollte mich lieber hier unten bei seiner Firma wissen. Es sei besser, wenn ich mich um das Unternehmen kümmere. heute Abend habe ich hierzu keine Lust. Wie sieht‘s aus Mädels, wollen wir feiern gehen?“, erzählte ich und jubilierte bei den letzten Worten. Sie zögerten. Weiterhin versuchte ich sie zu animieren, hüpfte auf und grinste: „Los geht’s! Egal ob Disko, Kneipe oder sonst was! Entscheidet euch, wo ihr hin wollt.“ „Du bist aber nicht passend gekleidet, Sarah… komm, meine Klamotten sollten dir auch passen“, meinte Ann. „Nein, schon in Ordnung. Ihr könnt eher was von mir haben. Ich war schon shoppen. Da sollte auch etwas für euch dabei sein.“ „Das können wir nicht annehmen“, entgegnete Merian. Mit einer abwinkenden Geste deutete ich ihnen mit mir zu kommen und zog mein Handy aus der Hosentasche: „Ich rufe Roland mit einer Limousine, die euch abholt. Ich fahre derweil mit dem Motorrad vor. Macht euch keine Gedanken, mein Bruder hat schließlich genug Kohle. Ich muss nur noch mal am Hauptrechner etwas überprüfen.“ Damit wählte ich die Nummer des Bediensteten: „Roland, bitte fahr mit der Limousine vor.“ „Braucht er keine Adresse?“, fragten Beide, als ich nach diesem einen Satz schon wieder aufgelegt hatte. „Nein. Wir drei tragen immer einen GPRS-Chip bei uns, der uns immer den Standort des anderen mitteilt. Das gilt auch für die Bediensteten, dass diese wissen wo wir uns befinden.“ „Das macht auch Sinn. immerhin gibt es viele, die es auf die Firma von Kaiba, das Geld oder Ähnliches abgesehen haben“, deutete Ann. „Richtig. Sagt ihm, wo ihr hin wollt und wir sehen uns dann im Foyer des Hauptquartiers“, ging ich schon mal vor. Mit dem Motorrad düste ich voraus und stellte dieses wieder an den Platz in die Garage. Als Erstes ging ich in die Systemzentrale, in der das Hauptsystem mit dem Hauptrechner aufgebaut war, von dem aus alles überwacht wurde. Aktienkurse, Anteile, Finanzen und so weiter. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie viel Verantwortung mir Seto überhaupt übertragen hatte. „Alles scheint normal. Sämtliche Finanzen, Kurse und Ähnliches sind fast unverändert“, grummelte ich leise vor mich hin. Doch dann viel mir ein kleiner Strich im anteiligen Aktienkurs auf. Erst war ich mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte, doch dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Insgeheim hoffte ich, es wäre nur ein Systemfehler oder meine Augen hätten mir einen Streich gespielt. Da versuchte jemand so viele Aktien wie möglich ans ich zu bringen. Das war unmöglich! 60 % besaß Seto, also die absolute Mehrheit! Hinzukam das Mokuba 20 % und ich weitere 10 % besaß. Also waren nur 10 % im Umlauf. Es war unmöglich allein durch diese schon so viele Anteile zu besitzen. Er besaß schon 20 % und das innerhalb kürzester Zeit. Ich beschloss meinem großen Bruder sofort Bericht zu erstatten. Die Aktien befinden sich in drei verschiedenen Tresoren unzugänglich für jemanden der nicht den Code kennt. Seto ist der Einzige, der alle 3 kennt. Ich zückte mein Mobiltelefon und hoffte ihn zu erreichen. „Was ist los, Sarah?“ „Ich befürchte, ich habe schlechte Nachrichten: Irgendjemand hat es geschafft an 20 % der Anteile heranzukommen. Natürlich habe ich es direkt überprüft. Das Problem ist, es ist eine Einzelperson und laut der Aufteilung sind normalerweise nur 10 % im Umlauf oder liege ich falsch?“, erläuterte ich ausführlich ohne um den heißen Brei herumzureden. „Nein. Ich kam noch nicht dazu, die Aktien neu zu verteilen. Aber dennoch sind die Anteile noch nie höher als 15 % gestiegen. Das es auch noch eine Einzelperson ist, könnte fatale Folgen haben. versuch noch genauere Informationen über denjenigen einzuholen. Dann versuche herauszufinden, was genau er bezweckt.“ „Ich bin kein Anfänger mehr, Bruderherz. Sein Name ist Kanda Tsuichi. Er scheint aus Japan zu kommen. Er besitzt ein großes Unternehmen und mehrere kleinere Institutionen.“ „Wie nennt sich dieses große Unternehmen? Ich habe seinen Namen noch nie gehört“, hinterfragte er. „Ich verstehe es auch nicht ganz. seine Firma ist nirgends richtig zu finden.“ „Der Name, Sarah!“, forderte er mich erneut ungeduldig und gereizt auf. „Die Organisation wird Doom genannt über deren genauen Ziele nichts veröffentlicht wurde. Es tut mir Leid. Noch hilfreich wäre vielleicht der Künstlername des Geschäftsführers. Er lautet Dartz.“ „Gut. Versuch weitere Käufe zu unterbinden und melde dich soweit es etwas Neues gibt.“ „In Ordnung. Wie steht es gerade mit den Duellen?“ „Wir sind fertig und werden das Finale auf der Insel austragen, wenn du verstehst.“ „Ja, ich verstehe. Mach sie fertig Bruderherz und richte Mokuba liebe Grüße aus.“ „Alles klar. Bis dann.“ Daraufhin rief ich auf der angegebenen Firmennummer an. Jedoch ohne Erfolg, also hinterließ ich lediglich eine rückrufbitte: „Kaiba, guten Abend. Bitte rufen Sie mich unverzüglich auf der Ihnen angezeigten Mobilfunknummer zurück.- Es ist von äußerster Dringlichkeit. Vielen Dank. Auf Wiederhören.“ Damit ging ich hinaus in die Eingangshallte, in der ich auf die anderen Beiden wartete. Ich befürchtete aus dem Abend würde doch nichts werden. Es sei denn, ich würde darüber hinweg sehen, es ignorieren und… Energisch schüttelte ich den Kopf. Oh nein. Seto hat mir diese Aufgabe nicht umsonst übertragen. Mir darf kein Fehler unterlaufen und ich darf ihn vor allem nicht enttäuschen. Ein kleiner Fehler und sein gesamtes Werk könnte untergehen. Das durfte niemals meine Schuld sein. Als Ann und Merian eintrafen ließ ich die Geschehnisse noch einmal Revue passieren. Andererseits würde sich heute Abend bestimmt keiner mehr bei mir melden. Jedoch würde Seto sehr enttäuscht von mir sein, wenn ich nun noch ans Feiern gehen denken würde. Er würde vor Wut platzen, was auch verständlich wäre. „Sorry Mädels. Ich kann heute wohl nicht ans feiern gehen denken. mir ist etwas dazwischen gekommen.“ „ist es etwas, dass die Firma betrifft“, hinterfragte Ann. „Ja. Wir können uns gerne hier aufhalten. Kommt doch mit in mein Büro. Wir haben hier auch eine kleine Bar, eine Cafeteria und ein Restaurant ist gleich um die Ecke. Also werden wir keine Probleme haben oder?“ „Nein. Wir verstehen das. Außerdem ist es auch mal interessant das Gebäude von Innen zu besichtigen“, meinte Merian. „Es freut mich, dass ihr dafür Verständnis habt. Kommt, lasst uns hoch gehen“, führte ich sie zum Aufzug und anschließend in mein Büro. „Was ist genau passiert, Sarah?“, fragte Ann. „Es tut mir Leid. Ich darf keine internen Betriebsinformationen herausgeben und nur mit Seto hierüber sprechen.“ „Ok, das ist wohl verständlich. Ich verstehe das und dafür brauchst du dich nicht entschuldigen oder rechtfertigen“, nickte Ann wissend. in diesem Moment klingelte mein Handy. „Geht schon mal rein“, öffnete ich ihnen die Tür und ging weiter den Flur entlang: „Was ist Seto?“ „Ich habe mich persönlich noch mal erkundigt. Dieser Dartz kauft eine nach der anderen Firma auf. Hast du jemanden erreicht?“ „Nein. Ich habe eine Nachricht auf den Anrufbeantworter hinterlassen.“ „Gut. Dann bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten. halte die Stellung.“ „Mach ich“, legte auf und ging zu den andern Beiden. Ein bisschen plagte mich schon mein Gewissen, allein weil sie hier waren. Ann und Merian hatten es sich schon auf meiner Couch gemütlich gemacht und schauten sich neugierig um. Ich setzte mich auf den Schreibtischstuhl und startete den Computer. „Ich kann euch auch gerne mein Reich zeigen, wenn ihr das möchtet. ich muss gerade nur etwas überprüfen.“ Nur weil ich mir sicher war, dass sie mit den Tabellen nichts anfangen konnten, die ich gleich aufrufen würde, konnte ich in deren Anwesenheit nochmals einen Blick auf die Kurswerte werfen. Es hatte sich im Gegensatz zu vorhin nichts weiter verändert. „Nun gut. Folgt mir bitte.“ „Da bin ich mal gespannt, wie du nun haust.“ „Die Wohnungen befinden sich im 5. und 6. Stock. Der gesamte 6. Stock ist mein Reich und im 5. wohnen Seto und Mokuba gemeinsam. Es ist nichts weltbewegendes, Merian. Also kein Grund gespannt zu sein. Durch ein spezielles Sicherheitssystem ist es Unbefugten nicht möglich dort hin zu gelangen.“ „Mit anderen Worte, wir können nur vorbei kommen, wenn du dabei bist“, erläuterte Ann. Ich nickte zustimmend, als wir im 6. Stock ausstiegen. „Hier ist das Badezimmer und direkt gegenüber ein kleines Fernsehzimmer. Ich nenne es, die Chillerlounge. Dann kommt das Schlafzimmer direkt gerade aus“, beschrieb ich in dem ich immer mit der jeweiligen Hand auf die Türen deutete. Das Schlafzimmer, in das man nur geradeaus gehen musste, öffnete ich und ließ sie Platz nehmen. „Hier habe ich, den Traum aller Frauen, einen kleinen begehbaren Kleiderschrank und folgt man dieser Treppe, direkt neben meinem Bett, ist ein Raucherraum. Er ist der einzige Ort in dem ich bedingungslos rauchen darf. Ich habe ihn mit Sitzkissen ausgelegt. Folgt mir doch hoch. ich möchte sowieso eine rauchen.“ Ich ließ sie vorgehen und sich hinsetzen. Wie ich ihnen beschrieben hatte, war der Raum mit Kissen ausgelegt. In der Mitte stand ein niedriger Tisch. An der Decke befand sich ein kleines Dachfenster. Damit zündete ich mir eine Zigarette an und setzte mich an den Tisch auf dem der Aschenbecher stand. „Möchtet ihr auch eine? Oder etwas trinken? Ihr könnt gerne hier übernachten. Die Couch in der Chillerlounge ist ausziehbar.“ „Das ist echt nett. Aber wie du weißt sind wir dennoch unter Beobachtung und Beaufsichtigung. Wir müssen zumindest dort übernachten.“ „entschuldigt. Das hatte ich schon wieder vergessen, Merian.“ „Du kannst doch gerne bei uns schlafen, Sarah“, bot Ann an. „Danke, aber ich muss hier die Stellung halten bis Seto wieder da ist.“ Traurig schauten die Beiden mich an, bis sie dann jedoch verständnisvoll nickten: „Dann können wir hier nur rumsitzen?“ Das Trübsal in ihren Augen war deutlich erkennbar. „Nein, selbstverständlich nicht. Habt ihr eure Karten dabei? Dann können wir gerne ein paar runden spielen“, bot ich an. Merian kramte eine Metallbox aus ihrer Tasche, während Ann mich schulterzuckend ansah und die Frage mit einem Kopfschütteln verneinte. ich drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und hüpfte die Treppe hinunter, zog einen Aktenkoffer unter meinem Bett hervor, den ich anschließend wieder mit hoch nahm. Diesen legte ich sodann vor Ann auf den Tisch, klappte ihn auf. Daraufhin riss sie ungläubig die Augen auf als sie den Inhalt erblickte. Er war randvoll mit sämtlichen Spielkarten gefüllt. „Los, stell dir eins zusammen. Währenddessen duellieren Merian und ich schon mal. Du kannst deine Augen ruhig wieder einen Zentimeter schließen. Es sind noch nicht einmal seltene Karten darin“, grinste ich und zog auch meine Silberbox hervor. Wir duellierten uns auf die alte bekannte Weise – nichts hatte sich verändert. „Ich dachte wenigstens, ich hätte zumindest den Hauch einer Chance zu verlieren“, grinste ich erfolgreich und sie sah geschlagen zu Boden. „Vielleicht möchte ich doch nicht gegen dich antreten“, seufzte Ann. „Du hast einfach viel zu gute Karten.“ „Es liegt bestimmt nicht an den Karten Merian. Lasst mich euch beweisen, dass es auch anders geht. Ann gebe mir dein Deck, das du zusammen gestellt hast und nimm meins. So werden wir kämpfen.“ Wie ich sagte, so taten wir auch und dennoch gewann ich, auch wenn ich ihr am Anfang den Vortritt ließ. „Es ist immer eine Frage der Taktik, was man aus seinen Karten macht. Einem nutzen die besten Karten nichts, wenn man nicht mit ihnen umzugehen weiß. Obwohl ich zugeben muss, dass es sich als schwierig erweist, wenn man noch nicht einmal weiß, welche Karten im Deck sind.“ Sie nickten verständnisvoll und Ann gab mir mein Deck zurück. Die anderen von ihr erwählten Karten sortierte ich wieder in den Aktenkoffer ein. „Wir werden dann besser gehen“, verkündete Merian nachdem sie Blicke getauscht hatten. „Ach nein.. schon? Bleibt doch noch. Roland fährt euch zu jeder beliebigen Zeit nach Hause“, bot ich an. Sie verneinten dankend und ich bestand wenigstens darauf sie nun mit der Limousine fahren zu lassen. Es bedrückte mich, dass sie nun gingen. Aber reisende Leute sollte man bekanntlich nicht aufhalten. Wieder in meinem Zimmer setzte ich mich noch mit dem Lap-Top in das Raucherzimmer und legte mich hiernach ins Bett. Nur ein Bild hatte ich vor Augen. Yamis. Nicht das des Pharaos. Nicht Yugi. Keine Fassade. Den Yami, den ich kennen gelernt hatte. Mir war bewusst, dass sich die Bindung nie vertiefen könnte. Er hatte einen zu hohen Rang und ich war wahrscheinlich ein Nichts für ihn. Damals durfte er vielleicht hantieren mit mir, wie er wollte, jedoch heutzutage hatte ich Rechte und Gründe mich zu wehren. Gründe mehr oder weniger. Wie gerne hätte ich ihn in diesem Augenblick bei mir gehabt… Ich vermisste ihn nun schon so sehr, dass ich mich am Liebsten der Anordnung meines Bruders widersetzt hätte und mich wieder zu ihm hoch fliegen gelassen hätte. Na ja, so lange konnte es nicht dauern, bis sie wieder kommen würden. Oder? Widerwillig versuchte ich mein Gehirn abzustellen, um einfach in ruhe schlafen zu können. Anfangs gelang mir dies nicht wirklich doch irgendwann wurden meine Augenlider so schwer, dass ich gar nicht anders konnte als sie zu schließen. Vor 12 Stunden hatte ich mich noch an Bord des Raumschiffes befunden und nun war ich am Boden. Allein. Ich vermisste die Leute, meine Freunde. Meine Familie – meine Brüder. Ich schlief ein und durchlebte einen Alptraum. Das alte Ägypten mit allen Tücken und Verschwörungen gegen den Pharao und seine Gefolgsleute. Kapitel 16: Der geheimnisvolle Geschäftsführer ---------------------------------------------- Kapitel 16 Der geheimnisvolle Geschäftsführer Die Sonne stand schon hoch am Himmel als das Klingeln meines Handys, das neben meinem Kopfkissen vibrierte, mich weckte. Noch etwas verschlafen ging ich ran: „Kaiba.“ „Guten Morgen. Tsuichi mein Name. Sie hatten gestern um Rückruf gebeten.“ „Guten Morgen, Herr Tsuichi. Vielen Dank für ihren Rückruf. Ich möchte gerne mit Ihnen über die Geschäfte sprechen. Wann und wo kann ich mich mit ihnen treffen?“, erwiderte ich nun hellwach und hatte mich aufgerichtet. Meine volle Konzentration benötigte dieses Telefonat. „Heute Nachmittag um 16 Uhr habe ich Zeit. Im Bistro Domino. Wäre dies für Sie realisierbar?“ „Selbstverständlich. Auf Wiederhören“, damit legte ich auf und rief direkt meinen großen Bruder an. „Was gibt’s?“ „Wie wäre es erst mal mit einem ‚Guten Morgen‘?! Dieser Tsuichi hat mich gerade angerufen. Für heute Nachmittag habe ich einen Termin mit ihm vereinbart“, erklärte ich förmlich, obwohl mein erster Satz eher gereizt ausgedrückt worden war. „Ich verstehe. Vermassel es nicht. Ich verlasse mich auf dich“, damit legte er auf. Wiederwillig stand ich auf und machte mich fertig. ich überprüfte nochmals Finanzen und Aktien bis ich anschließend schon losfahren musste. Da ich ein überpünktlicher Mensch war, fuhr ich schon eine halbe Stunde vorher los und wartete – eine Viertelstunde zu früh – auf meinen vereinbarten Terminspartner. Eine Kellnerin fragte mich schon nach etwas zu bestellen. Sie fuhren hier auf Rollschuhen umher. „Danke, ich warte noch auf meine Verabredung“, blinzelte ich ihr freundlich zu. Wissend nickte sie und zog wieder von Dannen. So wartete ich, bis er dann um kurz vor 16 Uhr auftauchte. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd darunter und eine rote Krawatte auf der weiße Rauten eingestickt waren und eine silberner Anstecker in Form eines Sternes angeheftet war. Seine Haare waren viel zu lang für einen Mann und weiß wie Schnee. Langsam erhob ich mich und wir schüttelten die Hände während wir uns begrüßten. Daraufhin setzten wir uns, worauf seine ersten Worte waren: „Sie sind erstaunlich jung um die Verantwortung für eine Firma zu übernehmen.“ Mir fiel auf, dass er überhaupt nicht aussah, wie ein Japaner und einen Akzent hatte er auch nicht. Vielleicht war dieser Name auch nur ein Deckname. „Das Alter entscheidet nicht immer über das Verantwortungsbewusstsein und die Reife einer Person“, erwiderte ich freundlich und wir bestellten uns Kaffee. „Was ist der Anlass für Ihr arrangiertes Treffen?“, kam er sogleich auf den Punkt, nachdem er an seinem soeben überbrachten Koffeingetränk genippt hatte. „Um große Umschweife zu vermeiden, komme ich direkt auf den Punkt. Was ist der Grund, weshalb Sie immer weiter Aktien der Kaiba Corporation aufkaufen?“, fragte ich sachlich und in normaler Lautstärke. Seine Gesichtszüge verhärteten sich und das Lächeln verschwand: „Mich verwundert es doch sehr wie schnell Sie es bemerkt haben.“ „Das tut nichts zur Sache. Beantworten Sie die Frage“, forderte ich ihn ein weiteres Mal auf. „Seit Jahren benutze ich dasselbe Konzept Firmen zu erstehen. Sie sind die Erste, die mir vor meinem Sieg auf die Schliche gekommen ist.“ „Nicht wirklich dachten Sie heimlich, still und leise eine derart große und berühmte Firma einfach mal zu erstehen?! Das beantwortet immer noch nicht meine Frage“, erwiderte ich nochmals, dieses Mal wesentlich gereizter. „Ich habe meine Gründe, ob privat oder geschäftlich. Es geht Sie nichts an.“ Geschockt funkelte ich ihn wütend an, versuchte aber dennoch mich irgendwie unter Kontrolle zu halten: „Und ob mich das etwas angeht. Es hier um ein Unternehmen, das schon seit seiner Gründung im Familienbesitz steht.“ „Soweit ich weiß, ist die jetzige Familie Kaiba gar nicht blutsrein und verwandt mit dem Gründer und trägt diesen Namen aufgrund einer In Vergangenheit getroffenen Adoption. Sie sind ebenfalls noch nicht lange zugegen, also reden sie nicht von Familie.“ Woher hatte er diese internen Informationen?! So viel hatte Seto nie preis gegeben, weder über sich noch über Mokuba und gar nicht erst über mich. „Ob adoptiert oder nicht. Das geht sie erstens überhaupt nichts an, zweitens hat es nichts mit dem Sachverhalt zu tun und drittens kann so durchaus auch eine Familie geprägt sein! Wie viel Geld wollen sie?“ Ein hämisches Lachen drang aus seiner Kehle: „Aber, aber meine Liebe. Mir geht es nicht um das Geld. Den Grund und Zweck werden sie früh genug in Erfahrung bringen.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nochmals etwas härter als vorhin, als ich aufstand und mit beiden Händen auf den Tisch schlug. Er starrte auf meinen Gürtel. nicht auf die Seite auf der meine Deckbox befestigt war, sondern vielmehr auf meine Millenniumswaage. Davon ließ ich mich nicht beirren und fauchte: „Wenn sie es sich wagen sollten, noch eine einzige weitere Aktie zu erstehen, werden sie dies bitter bereuen. Wir sind nicht umsonst als derart skrupellos bekannt, Herr Tsuichi. Sie werden noch die ganze Macht der Kaiba Corp zu spüren bekommen.“ „Oh… Sollte ich jetzt Angst verspüren? Nur zu dumm, dass von dieser bald nicht mehr viel übrig sein wird und dann habe ‚Macht‘ von der sie so überzeugt zu sein scheinen. vielleicht besitze ich ja jetzt schon eine viel stärkere Macht als das was sie sich darunter vorstellen.“ Verächtlich und zugleich irritiert schaute ich ihn an, wagte mich erst mal nichts zu sagen. Eigentlich wäre dies ein sehr guter Zeitpunkt gewesen um ihn eiskalt alleine sitzen zu lassen und zu gehen. Doch sein vorausgehender Blick bezüglich meines Millenniumsgegenstandes ließ mich verweilen. Er bemerkte natürlich, was ich vor hatte und sprach weiter: „Vielleicht sollte ich ihnen demonstrieren, was ich meine. Wenn sie mir zu meinem Firmensitz folgen würden.“ Zu entsetzt um mich zu weigern und zu interessiert nahm ich sein Angebot an. Er bezahlte für mich mit, gab ein großzügiges Trinkgeld und ich fuhr mit meinem Motorrad hinter seiner kleinen Limousine her. Vor Ort angekommen wies er mich in seinen Räumlichkeiten ein und mir fiel auf, dass er sich in der kurzen Zeit, während ich im Foyer gewartet hatte, umgezogen hatte. Nun trug er ein helles Gewand mit hellblauen Stickereien. Es wirkte grotesk gegenüber der heutigen Zeit und dem Anzug, den er vorher getragen hatte. Er führte mich in eine riesige Halle aus Beton, in dem es eindeutig kühler war als überall sonst. Der Saal war nicht verputzt oder gefliest oder sonst etwas, die Decke bestand aus Gewölbe. Einfach nur unheimlich veraltet. Am Ende waren drei Schlangenköpfe mit offenen Mäulern eingemeißelt. Was war das hier? Der Raum wurde nur durch Fackeln erleuchtet und bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass es nicht nur einfache Beton bzw. Steinblöcke waren, welche die Wände darstellten, sondern vielmehr menschliche Abbildungen auf jedem Einzelnen eingemeißelt waren. Nicht auf allen, aber auf den meisten. Kleine Lücken fielen nicht wirklich auf. Es waren Leute die ältere Klamotten trugen, die vielleicht vor Jahrhunderten getragen wurden, aber auch Menschen mit neumodischem Kleidungsstil. Sehr unheimlich. Herr Tsuichi ließ mich mit Absicht so lange in Frieden um mir wahrscheinlich die Möglichkeit des genauen Umsehens zu ermöglichen. „Was ist das?“, fragte ich schließlich und sah ihn irritiert an. „Seelen.“ Was hatte das zu bedeuten? Ich hatte ja schon viele abgedrehte Sachen gesehen und gehört, seit dem ich die Waage besaß und Schah Dee begegnet war, aber das?! „Was hat das zu bedeuten?“, hakte ich nach. „Weißt du, was dein Schmuckstück an deiner Hüfte bedeutet?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich einem Fremden hierauf eine wahrheitsgemäße Antwort geben sollte, also schüttelte ich den Kopf. Er grinste zufrieden, als hätte er es erwartet: „Das alte Ägypten war schon ein verwunderliches Zeitalter.“ Meine Kinnlade klappte herunter. Woher zum Teufel…? „Woher ich das weiß? Tja immerhin bin ich 10.000 Jahre alt.“ Ich vermutete, dass es ein Scherz war und er mich vermutlich nur für dumm verkaufen wollte. Ein nervöses Lachen entglitt meiner Kehle und ich schluckte schwer als ich sagte: „Dann sind sie ja ein alter Opa nicht wahr? Erwarten Sie ernsthaft, dass ich Ihnen einen solchen Humbug glaube?“ Wieso sollte ich mich noch durch so etwas erschrocken fühlen und warum erstaunte mich das? Immerhin wusste ich doch nun Bescheid über Dinge, die vor 5.000 Jahre geschehen waren. Wieso auch nicht noch 5.000 Jahre obendrauf setzen. „Ich halte Sie nicht für dumm, Frau Kaiba. Immerhin spielen Sie doch auch eine so große Rolle in diesem Kampf. Sie sind der größte Faktor in dem der Pharao verletzlich ist.“ Er sprach die Titulierung mit einer derartigen Verachtung aus, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. „Ein Pharao, heutzutage? Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Lassen sie sich erst mal durchchecken bevor sie so ein Gespräch führen“, spielte ich weiterhin die Unwissende. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er nur eine Bestätigung für seine Theorie wollte oder ob er wusste wovon er sprach, würde er nichts aus mir heraus kriegen. „Speilen Sie nicht die Unwissende. Ich weiß genau, wer und was Sie waren. Damals sind wir uns schon einmal begegnet. Sie, als die kleine einzig richtig Vertraute des Pharaos Atemu. Sie waren der Grund weshalb er in die Knie ging. So zerbrechlich, dass er Sie um jeden Preis beschützen wollte. Dabei schienen Sie doch nur eine harmlose Kellnerin zu sein. Jedoch empfanden sie mehr füreinander. Natürlich hat man es nicht geduldet, etwas Niederes und einen Adligen heiraten zu lassen. Heute haben Sie vielleicht bessere Chancen“, frohlockte er bösartig und gab immer mehr von seinem Wissen preis. „Es reicht! Erzählen Sie mir das nur, wegen dieser Familienerbstück an meiner Hüfte?!“, fauchte ich gereizt. „Wenn Sie dächten, es wäre nur ein Erbstück und würden die Bedeutung nicht kennen, würden Sie es wohl kaum mit sich rumtragen. Nicht wahr? Ein Erbstück stellt man sich daheim in eine Vitrine oder schließt es in einem Tresor ein, aber etwas wie das, kann man nicht einfach daheim lassen. Der Besitzer sollte es bei sich haben.“ „Ich weiß es nicht. Sie ist ein außergewöhnliches Accessoires.“ „Sie können ihre Tarnung nicht endlos aufrecht erhalten.“ Aber so lange wie es mir nur möglich ist, dachte ich mir hinzu und starrte ihn nur verständnislos an. An schauspielerischen Fähigkeiten hatte es mir jedenfalls noch nie gemangelt. „Vielleicht ändern Sie ihre Meinung, wenn ich Ihnen einen Vorschlag unterbreite, den Sie nicht ablehnen können: Sie haben noch Erinnerung an das alte Ägypten, Sie wissen was für ein böser Pharao Atemu war. Ich möchte ihn unschädlich machen und seine Kraft für etwas Gutes nutzen. zur Verbesserung der Menschheit. zum Auslöschen alles Bösen auf dieser Welt.“ Ich riss die Augen weit auf: „Sie wollen ihn umbringen und ihrer Seelenwand hinzufügen?!“ „Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie auf die Idee kommen können, Ihnen auch nur ein Wort zu glauben. Sie haben versucht unsere Firma aufzukaufen. Wie sollte ich Ihnen vertrauen? Außerdem ist Menschen zu töten etwas abgrundtief Böses durch das man niemals etwas Gutes erschaffen kann. Ich lehne daher ausdrücklich ab.“ „Wie Sie möchten. Dann sind Sie aber auf der Gegenseite und ich müsste Sie bekämpfen“, bemerkte er drohend. „Lieber bekämpfe ich das Böse und setze mich für das wirklich gute im Menschen ein, als…“ „Moment. Gute Menschen?! Bei allem Respekt, Frau Kaiba. Sie wissen genau, wie das alte Ägypten regiert wurde. Sie wissen, was er für ein Pharao gewesen ist. Also erzählen Sie mir nicht, er gehöre zu den Guten“, unterbrach er mich hastig. „Wir sind alle nur Menschen, ob Adel oder Untertan. Ob viel macht oder keine. Jeder macht Fehler. Der eine größere, der andere kleinere.“ „Manche Fehler sind nicht zu entschuldigen, frau Kaiba.“ „Ich habe es nicht nötig hierüber mit Ihnen zu diskutieren. Ich gehe“, drehte ich mich um und verließ das Gebäude. Langsam fuhr ich mit dem Motorrad in das Hauptquartier und machte mir während des Weges Gedanken über die Worte des Firmenbesitzers. Mir wurde bewusst, dass ich die Leute, welche so weit von mir entfernt waren, an Bord des Zeppelins schrecklich vermisste. Der Augenblick an dem sie wieder hier sein werden, schien mir so ersehnenswert, dass ich nur noch daran dachte. Wie weit sie wohl gerade waren? Welches Unheil über sie gekommen war? Wie sehr man einen Menschen vermissen konnte, war schon erstaunlich. Zwischenzeitlich entschloss ich mich einen kleinen Spaziergang zu machen. So stellte ich das Motorrad in die Garage und lief durch das Industriegebiet und anschließend durch die Altstadt von Domino. Keiner der Freunde, die ich durch die Schule kennengelernt hatte, war aufzufinden. Vielleicht war jemand im dominanten gut besuchten Eiscafé. Dort waren oft viele Schüler und Jugendliche anzutreffen. Doch auch heute herrschte dort gähnende Leere. Als ich belanglos weiter trabte, sah ich schon von Weitem eine Ansammlung von Menschen vor dem Einkaufszentrum. Dort war auf einem riesigen Bildschirm, der am Gebäude angebracht war, ein Duell des Turniers zu sehen. Seto kämpfte gegen Yami. Desinteressiert schaute ich zu und schlürfte meinen Milkshake. Momentan war mir egal, wer gewann. Lust auf einen mies gelaunten Seto, wenn sie zurückkamen und er verloren hatte, war mir aber auch nicht lieb. Kapitel 17: Disko, Disko - Party, Party --------------------------------------- Kapitel 17 Disko, Disko – Party, Party Leider musste ich mir eingestehen, dass ich Seto, Mokuba und allem voran Yami vermisste. Seine sichere Rückkehr schien mir beinahe wichtiger als die aller andern. Nein. Sicher sollten alle zurück kommen nur am meiste freute ich mich auf die Rückkehr des Pharaos. Wie erwartet war das Duell ein ewiges hin und her, was die Führung betraf. Die beiden liebten es miteinander Katz und Maus zu spielen und ständige Dialoge zu führen. Mir waren beinahe am nervigsten diese Dialoge. Weil sie sich nicht einfach mal normal miteinander duellieren konnten. Sie mussten immer wörtliche Ausschweifungen führen. Dennoch gelang es letztendlich Yami den Sieg zu erringen. Die Menge hatte getobt, als die 2 Götterkarten zum Zuge kamen und aufeinander trafen. Bei diesem ging es jedoch so aus, dass sie die gleiche Stärke hatten und einander auslöschten: Also musste ich einen miesepetrigen Seto willkommen heißen, sobald sie zurück kehrten. „Ich finde das ziemlich ungerecht, dass die Übertragung unterbrach gerade als es spannend wurde“, meckerte eine Jugendliche nicht weit entfernt von mir. Sie stand in einer kleinen Fünfergruppe. Anscheinend besaßen diese Kreaturen so unglaubliche Kräfte, dass sie eine gigantische Zerstörung um sich herum verursachten, wenn sie aufeinander trafen. „Ich verstehe das nicht! Was haben Spielkarten mit der Unterbrechung der Übertragung zu tun“, grummelte ein junger Mann aus derselben Gruppe. „Faszinierend! Die sind echt so stark! Ich muss eine haben!“, jubilierte ein Anderer und rieb sich dabei die Hände. Ich grinste in mich hinein, schmiss meinen zwischenzeitlich leeren Milkshake in einen Abfalleimer und ging sodann weiter. Im Volkspark setzte ich mich auf eine Bank am Teich und genoss eine Zigarette. Da sie schon soweit fortgeschritten waren mit dem Finale, dürften sie bald zurück sein. Wiederum musste ich an die Worte der mysteriösen Dartz denken. Wenn es stimmte, was er ausgeführt hatte, wartete auf Yami direkt die nächste Arbeit sobald er zurück kommen würde. Erneut wäre der Frieden der Menschheit in Gefahr. Diese übernatürlichen Geschichten gingen mir jetzt schon so auf die Nerven, dass ich die Worte ‚altes Ägypten‘ nie mehr im Zusammenhang hören wollte. Außer es ginge wirklich um Geschichtsunterricht in der Schule. Dieses fach hatte ich schon immer geliebt. „Sarah?“, riss mich jemand aus den Gedanken, als ich meinen Namen hörte. Ich schaute vom Anblick des Teiches auf und erkannte eine Klassenkameradin, die sich gerade die Stöpsel eines Musikgerätes aus den Ohren zog. „Ashley, hi. Was treibst du denn hier?“ „Aufgrund dieses Turniers haben so gut wie alle Schulen geschlossen und die meisten nehmen ja teil. Was treibst du so? Solltest du nicht dabei sein?“, setzte sie sich zu mir. Sie hatte ihr langes blondes Haar zu einem Dutt gebunden und hatte mehr Schminke im Gesicht, als man in einem Drogerie Geschäft vorfinden konnte. Im Grunde genommen gab sie mir ihren perfekten Maße und der Größe ein super Topmodel ab. Stattdessen kam auch sie aus einer wohlständigen Familie und brauchte sich über Geld und Karriere keine Sorgen zu machen. „Nein. Seto hat mich wieder heim geschickt um auf die Firma aufzupassen. Solange ich alles im Griff habe, kann ich meine Freizeit mit nichts tun verbringen. hast du dir etwa auch gerade das Duell zwischen meinem Bruder und Yugi angesehen?“, erkundigte ich mich. „Nein. Dieses Kartenspiel interessiert mich nicht, das weißt du doch. Hast du Lust gegen die Langweile etwas shoppen zu gehen?“, grinste sie. Obwohl mein Kleiderschrank ohnehin schon aus allen Nähten platzte, willigte ich fröhlich ein. So verbrachten wir den gesamten späten Abend mit in Klamotten und Schuhläden stöbern, die Gott sei Dank leer waren, weil sich fast alle Leute mit dem Turnier beschäftigten. Als wir soweit waren, dass wir vollgepackt mit Tüten waren, setzten wir uns in ein Imbissrestaurant und aßen etwas zur Nachstärkung. Durch uns hatte die Modeindustrie wieder viel verdient. Wir unterhielten uns über belangloses Zeug und lachten über genauso unwichtige Dinge, bei denen uns vielleicht jeder normale Mensch, der zuhörte für irre halten würde. „Hast du schon mal darüber nachgedacht die Firma deiner Eltern zu übernehmen, wenn sie in Rente gehen möchten?“, frage ich, während ich mein Essen gierig hinunter schlang. Sie schüttelte abwesend den Kopf und murmelte: „Nein. mein älterer Bruder wurde schon darauf trainiert dies zu tun, wenn es soweit ist. Sie möchten lieber einen männlichen Nachfolger. Wahrscheinlich werde ich selbst eine Firma gründen in Partnerschaft mit der meiner Eltern.“ Anscheinend würden größere Unternehmen nie damit aufhören eher männliche Personen der Geschäftsführung vorzuziehen. „Das ist doch auch nicht schlecht. Ich meine, etwas Eigenes zu errichten, worauf man dann stolz sein kann.“ Energisch schüttelte sie den Kopf: „Nein auf keinen Fall ist das schlecht. Um ehrlich zu sein, ist mir das sogar lieber als diese zu übernehmen.“ Ich nickte verständnisvoll während ich weiter aß. „Und wie läuft‘s bei euch in der Firma so?“, fragte sie. Erst antwortete ich nicht. Wenn ich eins gelernt hatte, war es niemals firmeninterne Informationen preis zu geben. Also erwiderte ich, dass alles in Ordnung sei. nur ein wenig stressig alles alleine regeln zu müssen. dies entsprach sogar fast haargenau der Wahrheit. Wenn Seto wieder da war, würde er wieder alle diese Aufgaben übernehmen und ich könnte den Papierkram nachholen, der sich nun schon seit Tagen türmte. Ich hatte einfach keine Zeit und wichtigere Sachen zu erledigen. Er konnte auch nicht von mir verlangen, dass ich Non-Stop 254 Stunden am Tag durcharbeitete. zwar legte ich schon extra Schichten ein, doch jeder normale Arbeitnehmer hatte auch ein Anrecht auf seine Pausen. „Was treibst du heute noch so?“, fragte ich sie nebensächlich, nachdem ich fertig gegessen, oder wohl eher geschlungen, hatte. Ungläubig, dass sie gerade mal die Hälfte verzehrt hatte und mein teller blitzblank war, starrte sie mich an, antwortete aber sodann: „Heute Abend gehe ich noch mit ein paar anderen wohlhabenden Leuten ins Starsgrade. Du kannst ja mitkommen.“ „Disko? Wäre keine schlechte Idee. Wann geht‘s los?“ Das Starsgrade war die beliebteste, dafür aber auch teuerste Disko in der Umgebung. Nicht viele konnten sich dort den Aufenthalt oder gar den Eintritt leisten. genau deshalb gingen dort ausschließlich nur wohlhabende Leute hin. „Wir werden uns um 10 vor dem Eingang treffen. Melde dich einfach, ob du mitkommst.“ „Ich werde da sein. Dann sehe ich jetzt zu, dass ich zumindest ein bisschen vom papierkram wegbekomme. Bis später“, ich legte genug Geld auf den tisch um mein Essen zu bezahlen und angemessenes Trinkgeld geben zu können. Daraufhin packte ich meine tausend Einkaufstüten und ließ mich von der Limousine abholen. Das eingekaufte stellte ich im Kleiderschrank ab und machte mich erst an die Arbeit. Einräumen konnte ich auch später noch. Nachdem ich erst mal alle Anrufe beantwortet hatte, fing ich an die eingegangenen Poststücke nach Dringlichkeit zu sortieren. Sodann fertigte ich Überweisungen, Antwortschreiben oder rief bei den betreffenden Firmen bzw. Personen an. bis in die Abendstunden wälzte ich mich durch verschiedene Unterlagen. Um halb 9 begann ich mich dann für die Feier heute Abend schick zu machen. Da es eine Nobeldiskothek war, kam man ohne Kostüm und High-Heels nicht hinein. Auf hohen Schuhen war ich es sowieso gewohnt zu laufen und Kostüme besaß ich wie Sand am Meer. Also brauchte ich mir keine Gedanken zu machen, was ich tragen sollte. Sodann zog ich mich um und sorgte für die Limousine zur Disko. Vor dieser angekommen, traf ich eine Menge bekannte Gesichter, suchte aber nach meiner Verabredung. Die meisten Jugendlichen lungerten eher vor dem Club herum, da ihnen der Zutritt verwehrt wurde. Dieses Problem traf niemals auf die Oberschicht, also mich inbegriffen zu. „Sarah, hallo!“, winkte Ashley mir zu. Sie stand etwa 50 Meter von mir entfernt in einer kleinen nobelbekleideten Gruppe. Langsam stolzierte ich auf sie zu und begrüßte alle, die ich nur flüchtig kannte. „Na, Frau Kaiba, alles fit?“, grinste mich ein junger Mann namens Chris an. Er trug kurzes lockiges blondes Haar und wie es sich gehörte einen weißen Smoking mit beiger Krawatte, „Hättest du was gesagt, hätten wir in Partnerlook kommen können“, schäkerte ich und begrüßte ihn mit einem französisch üblichen Wangenküsschen. Die kleine Blondine neben ihm namens Michelle rümpfte angewidert die Nase. Sie waren schon seit Jahren ein Paar. Von ihren Eltern wegen seit der Kindheit zur Heirat verpflichtet. Sie trugen ganz offensichtlich Partnerlook. Sodann klammerte sie sich an ihn. Es waren schon zwei andere Jungs dabei. Ihre Namen waren Raphael und Valon, wie Ashley sie mit vorgestellt hatte. Ich kannte sie nicht und so erfragte ich bei Ashley, welche sie mir vorgestellt hatte unauffällig woher sie diese Jungs kannte. „Ich hatte sie vorhin bei einem Motorradausflug getroffen. Sie schienen schwer in Ordnung zu sein, also fragte ich auch sie, ob sie Lust hätten mit zu kommen.“ Überzeugt nickte ich und fragte die beiden Fremden: „Und woher kommt ihr? Mein Name ist Sarah Kaiba.“ Sie tauschten Blicke antworteten aber sodann: „Wir sind auf der Durchreise. Ursprünglich komme ich aus England und Raphael aus Deutschland. Wir machen einen Motorradausflug quer durch Kansas.“ „Ok cool. Dann können wir ja mal zusammen eine runde fahren“, lächelte ich freundlich. Wiederum wechselten sie vielsagende Blicke. Was sollte das?! Wieso schauten sie sich immer so an?! Das erste Mal als sie meinen Namen gehört hatten. jedoch hatte ich mir nichts zu schulde kommen lassen. Also wieso? „Ja klar, wieso nicht“, entgegnete Valon sodann und fing sich von Raphael einen drohenden Blick ein. Irgendetwas war da ganz und gar nicht in Ordnung. Diese Kerle waren äußerst merkwürdig. Ashley lockerte die Stimmung auf, in dem sie jubilierte, dass wir nun rein gehen könnten, was wir daraufhin auch taten. Drinnen war es echt heiß, trotz das sich nur wenige Leute im Club aufhielten. In jeder anderen Diskothek quetschten sich Menschenmassen umher. Hier jedoch konnte man sich ausgiebig bewegen und gar tanzen. Wir gingen geradewegs auf die Tanzfläche zu, auf der wir die meiste Zeit verbrachten. Zwischendurch tranken wir ein paar Drinks an der Bar. Am Ende der langen Nacht und um 4 Uhr morgens verließen wir den Club und schlenderten durch die Innenstadt von Domino. „Sollen wir dich nach Hause begleiten?“, fragten sie mich, als Ashley, Chris und Michelle sich verabschiedet hatten und mich mit den zwei Fremden alleine zurück ließen. „Nein, danke. Ich lasse mich von der Limo abholen“, torkelte ich, doch schon etwas angeheitert weiter und kramte nasch meinem Handy. „Du kannst kaum laufen, geschweige denn klar denken. Alleine bist du hilflos“, bemutterte Valon mich und legte mir einen Arm um die Schulter. „Fass mich nicht an!“, schlug ich diesen weg und versuchte Entfernung zu erlangen, in dem ich schneller voraus ging. Doch natürlich war es für sie aufgrund meines Zustandes ein Leichtes mich einzuholen. „Nun jetzt raus mit der Sprache! Wer seid ihr wirklich und was wollt ihr von mir?!“, keifte ich sie böse an, als ich stehen blieb. „Meister Dartz schickt uns und wir wollen, dass du dir sein Angebot nochmals eindringlichst durch den Kopf gehen lässt. Wir können dir eine Macht anbieten, die weit über deine Vorstellungsvermögen hinaus geht“, meinte Valon. „War ja klar. Was für eine Macht soll das bitteschön sein?!“, erwiderte ich desinteressiert. Sie zogen eine Duell Monsters Karte hervor, auf der ein Stern abgebildet war. Derselbe Stern, den auch Dartz als Anstecker an seiner Krawatte gehabt hatte. Dieser Stern hatte 6 Zacken und diese Karte war grünlich. Also entweder eine Feld- oder Zauberkarte. Von Anfang an war mir bewusst, dass diese nur negative Eigenschaften haben konnte. Deshalb weigerte ich mich demonstrativ mich diesen Leuten anzuschließen. Wenn ich dies tun würde, widersetzte ich mich dem Pharao, welcher mir so viel wert war, dass ich es nicht in Worte fassen konnte. Ein Mensch, den ich kaum kannte, war mir so sehr ans Herz gewachsen. Valon und Raphael wurden langsam nervös und mit fiel auf, dass sie noch auf ein Argument meinerseits warteten. Zu meinem Genuss ließ ich noch ein paar weitere Augenblicke verstreichen um dann Luft zu holen, als wollte ich etwas sagen. Jedoch blieb ich stumm. Mir fehlten die Worte, aber den Kopf schütteln konnte ich trotzdem und marschierte einfach weiter. Die beiden Jungs folgten mir natürlich. „Na, was sagst du dazu, Sarah? Du hast die Macht dieser Karte doch gespürt oder?“, eiferte Valon. Ich schenkte ihm einen abtrünnigen Blick und erwiderte: „Ja, das habe ich. Und nein danke! Von diesem Ding gehen nur böse Schwingungen aus. es interessiert mich nicht, was das zu bedeuten hat. Macht euer Ding alleine weiter. ich schließe mich keiner Sekte an, die nur Dreck im Kopf hat.“ Raphael wurde wütend und Valon, der auch tobte, musste seinen Kameraden zurückhalten damit er nicht auf mich los ging. „Sekte?! Dreck im Kopf?! Was denkst du was dein ach so toller Bruder so für Dinger gedreht hat?!“, wütete Raphael. Eigentlich sollte ich von seiner Wut eingeschüchtert sein bzw. Angst haben, jedoch zuckte ich nicht zurück und lächelte locker: „Er hat noch nicht versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen, was heutzutage auch eine lächerliche Vorstellung ist. So, Jungs. Ich gehe heim auf meinen Pharao warten. Frauen brauchen eben ihren Schönheitsschlaf. Richtet Dartz einen lieben Gruß aus, er soll sich nicht überanstrengen. Gute Nacht!“ Nun konnte ich mich letztendlich losreißen. Also lief ich alleine schnellen Schrittes zurück zum Hauptquartier der Kaiba Corporation. Natürlich war dieses abgeschlossen, doch ich besaß natürlich den Schlüssel. Es war ein komisches Gefühl, als ich in meinem Bad vor dem Spiegel stand um mich bettfertig zu machen. Erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen und schlief direkt ein. Kapitel 18: Endlich, die lang ersehnte Rückkehr ----------------------------------------------- Kapitel 18 Endlich, die lang ersehnte Rückkehr „Sarah… Sarah?“ Mit einem sanften Schütteln wurde ich geweckt. Zögerlich öffnete ich die Augen. Ich blickte in das Gesicht meines kleinen Bruders. Vorsichtig streckte ich mich und unterdrückte ein Gähnen. Daraufhin umarmte ich den Kleinen: „Hallo, Moki. Na alles klar?“ „Ja selbstverständlich. Seto will mit uns frühstücken gehen. Stehst du bitte auf?“ Es war vielmehr eine Aufforderung als eine Frage. Also erhob ich mich widerwillig und ging ins Badezimmer. Obwohl ich lieber in eine Jogginghose geschlüpft wäre und daheim rumgelungert hätte, musste ich mich schick anziehen um mit meinen Brüdern essen zu gehen. Nachdem ich frisch geduscht aus dem Bad stürmte, fiel mir ein, noch meine Millenniumswaage mitzunehmen. Man hatte mich aufgrund ihr erkannt. Sie nicht mehr bei mir zu haben, erschien mir als zu gefährlich. Sodann fuhr ich mit dem Fahrstuhl in das Erdgeschoss, in dem im Foyer schon meine Brüder auf mich warteten. Ich war echt noch müde. Wie viele Stunden hatte ich geschlafen? 4? Viel zu wenig… „Hey, Bruderherz!“, fiel ich ihm um den Hals. „Na Schwesterchen. Alles klar?“ „Ja und bei dir?“ Er antwortete nicht und grummelte nur. Also war er mit dem Ausgang des Turniers ganz und gar nicht zufrieden. „Kannst du mir mal verraten, was du getrieben hast? Wenn ich mir so die Aktien ansehe…“ „Bevor du jetzt weiter redest, versuch du mit diesem Kerl zu reden! Der ist unbestechlich. Ich habe alles versucht!“, unterbrach ich ihn ausgeschlossen. „Wenn du alles versucht hättest, würden wir jetzt nicht an diesem Punkt stehen“, er stöhnte und fuhr fort: „Alles muss man selbst machen.“ „Er hat seine Zwecke. Er weiß, wie viel die Firma dir wert ist. Er möchte dich in eine Falle locken. Er hat sich durch nichts abbringen lassen. Seto, tu’s nicht.“ „Was sollen diese kindischen Ansichten? Lieber laufe ich in so eine Falle als meine Firma in die schmierigen Hände eines Aasgeiers zu überlassen. Also halt die Klappe! Du bekommst noch eine Strafe für deine Unachtsamkeit und Faulheit“, brummte er und wir gingen hinaus zur Limousine. Wir fuhren in die Stadt. Der Weg kam mir im Auto schon so irre lang vor und ich fragte mich, wie ich es geschafft hatte ihn gestern locker gelaufen sein zu können. In einem kleinen Café angekommen, forderte ich sie auf noch kurz zu warten. Ich wollte noch eine Zigarette rauchen. Dies akzeptierten sie. Also standen wir noch eine Weile vor dem Eingang. Es ging kein Wort über unsere Lippen: Seto war wirklich sauer, deshalb zeigte er mir seine Abneigung indem er mich mir Nichtachtung strafte. Ich für meinen Teil schwieg beharrlich über dieses Thema während Mokuba mit einer Berichterstattung des Turniers begann. Ehrlich gesagt, hörte ich ihm nicht einmal großartig zu. Es interessierte mich nicht, was passiert war. Wäre es weiter verwunderlich gewesen, dass Seto verloren hatte, wäre das was anderes. Da mir aber von vorneherein klar war, dass er nicht als Sieger hervor gehen würde, war es egal was genaue Abläufe waren. Mokuba bemerkte nicht, dass ich nur halb zuhörte und erzählte froh und munter weiter. Daraufhin gingen wir rein und setzten uns. Mokuba beendete seinen Monolog erst, als wir bestellten. Da ich aufgrund meiner Trinkerei von gestern nicht viel Hunger hatte, bestellte ich mir nur einen Kaffee. Nun sprach Seto, abgesehen von seiner Bestellung, doch wieder etwas: „Möchtest du nichts essen?“ „Nein, danke.“ „Zu viel getrunken gestern? Dann geschieht dir die Übelkeit gerade recht!“, feixte er mit einem bösartigen Grinsen im Gesicht. „Ach, ich hatte schon mal mehr getrunken“, gab ich dreist zurück und faltete meine Hände auf dem Tisch. Er ließ hierzu kein Kommentar erklingen. genussvoll trank ich meinen Kaffee und sah den andern Beiden zu, wie sie ihr Brötchen aßen. „Da mein liebes Schwesterchen anscheinend nicht viel gearbeitet hat, habe ich heute viel nachzuarbeiten“, murmelte Seto. „Nicht viel gearbeitet?! Also bitte, für eine Person ist dieser Papierkram kaum zu bewältigen“, stellte ich meine Tasse ab und funkelte ihn böse an. Mokuba duckte sich vor Angst zwischen unser Gefecht zu geraten. „Dann musst du dich eben zusammen reißen. Ich habe es auch alleine geschafft bevor du kamst.“ „Du hattest bestimmt immer deine Handlanger.“ „Warum unnötig Geld verschwenden?“ „Davon hast du doch sowieso genug.“ Mokuba, der nun die Schnauze voll hatte, mischte sich doch nun ein: „Könntet ihr nur mal für eine halbe Stunde aufhören euch gegenseitig fertig zu machen?! Es nervt langsam!“ Mein großer Bruder, der seinem Kleinen immer jeden Wunsch erfüllte, starrte mich still an und ich tat ihm dies gleich. Dann wandte er sich an ihn und entschuldigte sich. Ich schwieg und schlürfte weiter an meinem Kaffee. Nach Minuten der Stille meinte mein kleiner Bruder noch hinzuzufügen: „Ihr braucht euch jetzt nicht anzuschweigen. Es geht mir nur darum…“ „Wir wissen worum es dir geht, Moki. Lass es bitte einfach sein.“ „Sarah!“, schimpfte Seto. Sei doch einfach mal ruhig, wünschte ich mir insgeheim. Mich regte es vollkommen auf, was er immer auszusetzen hatte. Mokuba zu Liebe hielt ich mich zurück, obwohl ich am Liebsten damit weiter gemacht hätte den Kleinen fertig zu machen. Natürlich hatte mich Seto deshalb unterbrochen. Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt gewesen, zu gehen, aber ich wollte mich nicht schon wieder drücken. Wiederum schwieg ich einfach. Als sie fertig gegessen hatten, quetschte ich mich aus der Bank, verbeugte mich vor ihnen: „Ich gehe gerade mal schnell zur Toilette.“ Bevor ich los spurten konnte, hielt mich Seto zurück und deutete mir mich hinunter zu beugen. Sodann flüsterte er mir ins Ohr: „Werde nicht immer gleich so patzig. Lass uns später zu zweit einen Spaziergang machen.“ Ich nickte und ging dann zur Toilette. Da ich nicht so schnell wieder zurück wollte, ließ ich mir extra Zeit und verweilte absichtlich lange vor dem Spiegel. Von Natur aus war ich eben sehr eitel. Sodann ich wieder zu Tisch vor dem Seto und Mokuba standen. „Bist du fertig?“, fragte der Ältere. Ich nickte und wir stiegen wieder in die Limousine. „Mokuba, du musst noch für die Schule lernen. Brauchst du Hilfe?“, erkundigte Seto sich. „Nein. Wieso?“ „ich möchte mit deiner Schwester noch etwas erörtern.“ „Ja, klar. macht ihr nur, ich komme klar“, lächelte der Kleine. Seto klopfte gegen die Scheibe, die uns vom Chauffeur trennte, welcher diese darauf ein Stück herunter fuhr. „Fahren Sie in die Innenstand zum Volkspark. Danach erst zur Firma.“ „Sehr wohl, Herr Kaiba.“ Wie angesagt stiegen ich und der Ältere am Park aus. Der Jüngere verabschiedete sich von uns und fuhr alleine weiter. Wir gingen gemütlich durch den Park und er fragte besorgt: „Möchtest du wirklich nichts essen?“ Verneinend schüttelte ich den Kopf und lächelte ihn an. Die Sonne war heute weder zu warm noch zu kalt und ein milder Wind pfiff ab und zu über die Wege. „Es tut mir Leid, wenn ich mich so daneben benommen habe“, schmunzelte ich und sah ihn dabei nicht an. Er blieb stehen. Ein paar Schritte weiter hielt auch ich inne und sah ihn an. „Das Schlimme ist ja nicht, dass wir so häufig diskutieren…“, begann er und setzte den Weg fort. Wir steuerten geradewegs auf eine Bank zu, auf welche wir uns sodann auch setzten. „Ich fand es viel Schlimmer, dass du Mokuba noch anpöbeln wolltest, Sarah. Mit mir darfst du immer genug diskutieren. ich verstehe das noch als Spaß. er ist zu jung um dies unterscheiden zu können.“ „Ich verstehe deine Sorge und finde es super, wie gut du dich um ihn kümmerst. Dennoch ist er mittlerweile 13 Jahre alt und sehr wohl in der Lage solche Dinge zu verstehen. ich werde bemüht sein ihn nicht mehr mit einzubeziehen.“ „Nein. Nicht bemüht sein. Wenn er Ärger verdient hat, bekommt er diesen von mir, verstanden? Ansonsten wird er in ruhe gelassen“, meinte er strikt. Mir war vollkommen bewusst, was er meinte. Für die Erziehung war er verantwortlich. Wie hatte er es all die Jahre geschafft trotz seiner unvollkommenen Erziehung für seinen kleinen Bruder ein Ersatz zu sein? ich schwieg und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Sie besaßen eine enorme Aussagekraft. Verstanden hatte ich sie und prägte mir sie gut ein. Nicht länger war ich ein Einzelkämpfer, ein Heimkind, das auf der Suche nach seiner Familie war. Die Suche war beendet und ich hatte meine Brüder gefunden, die ich nie dachte gehabt zu haben. „Mal was anderes. Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie es zu unserer Trennung kam?“, erkundigte er sich schließlich. Erstaunt und verzweifelt blickte ich ihn an. Er sah sehr ernst aus, erwiderte meinen Blick jedoch nicht. „Um es so zu sagen, ich habe eine Theorie. Vielleicht kamt ihr in ein Heim für Jungen und ich in eines für Mädchen. Eine andere logische Erklärung ist mir bisher nicht eingefallen.“ Die Ausführungen meines Heimleiters von damals gingen mir nicht aus dem Kopf. Vor langer Zeit, noch bevor ich in das gemischte Heim nach meiner Pflegefamilie kam, sagte der damalige Leiter zu mir ‚Irgendwann findet jeder, das was er sucht und verdient. Wenn man den Glauben daran nicht verliert‘. Noch etwas hatte er ergänzt, jedoch war mir dies entfallen. nach so langer Zeit bewahrheiteten sich seine Worte. Nun war ich frei von Sorgen und Ängsten. „Vielleicht war es auch der Wille von unseren Eltern. Hast du an so etwas schon mal gedacht?“ „Das kann ich nicht glauben. Wieso sollten sie…“ „Es sind lediglich Theorien, Schwesterchen“, unterbrach er mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich habe auch keine Erinnerung mehr was vor dem Heim war. Lediglich diesen…“, er stockte. „Diesen Zeitungsartikel“, vollendete ich seinen Satz und lächelte ihn an. Durch dieses Schriftstück hatten wir einander gefunden. Unsere Eltern haben dazu beigetragen, dass wir uns wieder vereinen konnten. „Lass uns weiter gehen. Immerhin wartet auf uns jede Menge Arbeit, wie du schon sagtest“, lächelte ich und erhob mich. Er hielt mich zurück und stand ebenfalls auf: „Nein, auf mich wartete jede Menge Arbeit. Nimm du dir heute frei. Immerhin musstest du die letzten paar Tage durcharbeiten während meiner Abwesenheit. Obwohl ich zugeben muss, dass es mich nicht freut zu hören, dass du feiern warst.“ Betroffen schaute ich zu Boden. „Es tut mir Leid, wenn ich dich enttäuscht habe. Selbstverständlich werde ich heute mit dir arbeiten. Einen Urlaubstag habe ich mir noch nicht verdient.“ Er stieß mich leicht von der Seite an und als ich in sein Gesicht sah, erkannte ich ein stolzes Lächeln: „Du hast ihn dir verdient. Erzähl mir vom Gespräch mit dem Unternehmer.“ Wir gingen zusammen weiter und ich führte aus: „Wir trafen uns in einem Bistro. er sagte, dass er deine Firmenanteile benötigen würde um dir einen Anreiz zu geben, auf ein bestimmtes Ereignis nicht verzichten zu können. Ohne diesen Anreiz würdest du nicht teilnehmen und deine Teilnahme sei zwingend erforderlich. Er hört nicht auf, Seto. Egal mit wie viel Geld wir ihn locken. Das Schlimmste, was dir sehr missfallen wird, ist, dass er auch wie Yugi von einem längst vergangenen Zeitalter sprach. Mir diesem hinge alles zusammen.“ Verärgert schaute er mich nunmehr an: „Wenn es jetzt schon wieder mit dem alten Ägypten anfängt, raste ich aus!“ Verächtlich und vorsichtig zugleich schüttelte ich den Kopf und wartete erst ab, wie er auf diese Verneinung reagierte. Seine Körperhaltung wiederspiegelte seine innere Unruhe und Anspannung. Also seufzte ich und fuhr fort: „Nein, dieses Mal handel es sich nicht um das alte Ägypten. Es geht um Atlantis.“ Mit leicht geducktem Kopf erwartete ich schon einen Wutausbruch seinerseits. Dieser blieb aus. Stattdessen hielt er mich nur am Handgelenk fest und seufzte. Wir standen nun einander gegenüber, schauten uns in die Augen. Sodann wisperte er mir mit einem leichten Ton von Aggressivität zu: „Das ist kein Scherz?“ Gekränkt erwiderte ich nur halb so leise: „Sehe ich aus, als würde ich zum Scherzen aufgelegt sein?“ Es erschien mir so als wäre seine nur eine rhetorische Frage gewesen. Doch anscheinend irrte ich mich, denn er hatte auf meine prompte Aussage sehr gelassen reagiert. Immer noch gefasst auf einen seiner Wutausbrüche entfernte ich seine Hand von meinem Handgelenk und holte die Millenniumswaage aus meiner Tasche: „Ich weiß, um die Wahrheit und die Zusammenhänge zu verstehen, benötigst du noch Zeit, Seto. Aber irgendwann wirst du dein Herz dafür öffnen.“ Verwundert starrte er mich an und dann auf den goldenen Gegenstand in meiner Hand, den ich liebevoll begutachtete. „Was ist das? Du hast auch so ein komisches Teil wie Yugi, Pegasus, Ishizu und dieser Marik.“ Freundlich lächelte ich ihn an und seufzte: „Damit hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Man nennt diese komischen Teile Millenniumsgegenstände. Der Name erklärt sich aufgrund ihres 5.000-jährigen Alters. Es ist schade, dass du mir nicht einmal glauben wirst. Sogar du bist der rechtmäßige Besitzer eines solchen.“ „Was soll der Sinn und Zweck dieser Dinger sein?“ „Jeder hat eine andere Eigenschaft. zum Beispiel ist meiner in der Lage in das Innere eines Menschen zu blicken und abzuwägen, ob dieser gut oder böse ist. Das erweist sich jedoch als nicht einfach, da niemand von Grund auf voller Hass oder Liebe ist. Marik konnte mit seinem Stab Gedanken kontrollieren und Menschen willenlos machen. Ishizu in die Zukunft sehen. ich könnte diese Liste ellenlang weiter führen, jedoch wäre es besser dir es zu demonstrieren. Ansonsten wirst du mir sowieso nicht glauben, oder?“ Hin und her gerissen zuckte er mit den Schultern und holte tief Luft um eine Antwort zu geben. Diese blieb ihm aber förmlich im Hals stecken. Sodann prustete er lauthals vor lachen auf. Es war jedoch eher die Verzweiflung, die ihn zum Lachen brachte, dies konnte ich deutlich heraus hören. „Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Ich gehe dann jetzt noch mal zu Yugi, ok? Wir sehen uns später.“ Widerwillig nickte er, ließ mich dann schließlich doch gehen. Es tat mir Leid, dass ich ihn vor solch vollendete Tatsachen stellte. Doch irgendwann war es genug und er hatte zu akzeptieren, was nun der Wahrheit aus der Vergangenheit entsprach. Nunmehr hatte ich erst mit Yami Rücksprache zu halten. vielleicht war es mir auch untersagt, so viel preiszugeben bzw. war es nicht meine Aufgabe Seto aufzuklären. Zudem hatte ich ihn schrecklich vermisst und musste ihn wiedersehen. Zwar war es auch möglich, dass er geschwächt war von den Kämpfen, doch nichts war mir momentan wichtiger. „Guten Tag“, grüßte mich Yugis Großvater als ich in den Laden ging. „Hallo Herr Muto. Ist Yugi da bzw., zu sprechen?“, lächelte ich freundlich und schüttelte dann den Kopf. „Wie unhöflich von mir mich nicht vorzustellen. Mein Name ist Sarah Kaiba. Ich bin die kleine Schwester von Seto Kaiba.“ Anscheinend hatte ich meinen Anstand unterwegs irgendwo verloren. Oder ich war einfach viel zu aufgeregt darüber, dass ich vielleicht gleich wieder Yami um den Hals fallen durfte. Zutiefst erschüttert von meiner Menschlichkeit führte ich dann weiter: „Er wird wahrscheinlich total ausgelaugt von dem Turnier sein. Vielleicht komme ich besser ein anderes Mal…“ „Sarah?“, unterbrach mich der kleine Yugi, der gerade die Treppe hinunter gestürmt kam. Nochmals entschuldigend verbeugte ich mich. Lachend schüttelten Beide die Köpfe. „Yugi war noch nie so fertig, als dass er keine Zeit für seine freunde gehabt hätte“, meinte der alte Mann abfällig und ging wieder hinter die Theke. „komm mit hoch“, deutete mir der Kleien und ich folgte ihm durch eine Hintertür, hinter der es direkt eine Treppe hinaus ging. Er führte mich in einen raum direkt gerade aus. Dieser war eindeutig als sein Zimmer zu identifizieren. „Was gibt’s?“, fragte er. Vorsichtlich lächelte ich und erwiderte: „Dasselbe kann ich zurück geben. Erzähl, was so vorgefallen ist.“ Es war schon mies, dass ich ihn das fragte. Immerhin hatte mich Mokubas Geschichte so wenig interessiert und nun brennte ich darauf die von Yugi zu hören. Vielleicht erhoffte ich mir hierdurch mehr Aufmerksamkeit seine zweiten Ichs und ich dachte mir, dass seine sowieso viel spannender sein würde, da er mehr erlebt bzw. durchgemacht haben würde. „Ach, da gibt es nicht so viel zu erzählen. Ein bisschen Machtkampf hier, ein bisschen Reich der Schatten da. Die Hauptsache ist doch, dass wir gewonnen haben.“ Kapitel 19: So unendlich sinnlich --------------------------------- Kapitel 19 So unendlich sinnlich Immer noch lächelnd schaute ich mich in dem Zimmer um. Er schien es zu bemerken, denn er schnaubet: „Schau dich lieber nicht so genau um, ich habe nicht mehr aufgeräumt seit dem es zum Finale ging.“ „Mach dir wegen mir keine Umstände. Wenn ich mich hier umschaue, ist es noch aufgeräumt. Im Vergleich zu beispielsweise meinem Reich“, lachte ich und stupste ihn leicht von der Seite. Abwesend schaute er zu Boden. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen und mir fiel mein Anlass des Erscheinens wieder ein: „Der Grund, weshalb ich eigentlich hier bin, ist folgender. Mir ist bewusst, dass du gerade erst einen schweren Kampf hinter die hast. Jedoch befürchte ich, dass eine lange Verschnaufpause nicht möglich sein wird. Erst hatte ich gedacht, würde ich mit dem selbst fertig werden, aber dem ist wohl nicht so. Die nächste Gefahr wartet schon und der nächste Geisteskranke der die Weltherrschaft an sich reißen will. Ich bin eher zufällig auf ihn gestoßen, als ich bemerkte, dass irgendjemand Firmenanteile der Kaiba Corporation aufkauft. Sein Name ist Dartz und er ist sogar älter als Yami. Seine Seele kommt aus dem alten Atlantis und er sammelt seit 10.000 Jahren Seelen, die er benutzen will um eine Kreatur wiederzubeleben. Du wirst ihm sicherlich bald selbst über den Weg laufen.“ Yugi, der mittlerweile zu Yami geworden war, starrte mich abwartend an. Dann erklang seine ernste Stimme: „Und was wollte er mit dir?“ Sein derart harter Umgangston verwunderte mich sich, weshalb ich erst einmal schlucken musste, bevor ich antworten konnte: „Vorerst wollte ich ihn nur daran hindern weiter die Firma aufzukaufen. Das erwies sich jedoch als undurchführbar. Dann, als er meine Millenniumswaage sah, wollte er mich überreden, bei ihnen mitzumachen. Das lehnte ich jedoch ab.“ „Ihnen? Soll das etwa heißen, es sind mehrere?“ „Bis jetzt kenne ich ihren Anführer Dartz und 2 Untertanen. Es isst davon auszugehen, dass noch mehr Leute ihm angehören.“ „Geht es dir gut?“, fragte er schließlich. Er klang nicht besorgt, aber auch nicht mehr so ernst wie neulich. Unaufgefordert setzte ich mich auf das Bett und seufzte. Daraufhin nickte ich nur und sah ihn glücklich an. Endlich war er wieder in meiner Nähe. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist“, stand ich wieder auf und umarmte ihn. „Das bin ich auch. Da ist man wenige Tage nicht da und schon passiert so etwas. Ich könnte mal Ruhe vor den ‚Ich will die Welt beherrschen‘-Typen gebrauchen.“ „Und siehe da, es sind nur Männer, die auf solche dummen und absurden Gedanken kommen.“ Auch er legte nunmehr seine Arme um mich. Sodann drückte er mich von sich weg und gab mir einen Kuss auf die Wange. Enttäuscht ließ ich mich wieder von ihm in die Arme schließen. Eigentlich hatte ich gehofft, endlich einen richtigen Kuss zu bekommen. Mein Körper fühlte sich auf einmal heiß an. So heiß, als hätte ich Fieber. ich wich von ihm zurück und zu meine Millenniumswaage aus der Tasche. Das Auge der Isis leuchtete hellgolden auf. Es strahlte. Was ist hier los? Mein zweites Ich in meinem Unterbewusstsein wusste hierauf auch keine Antwort. Doch augenblicklich wusste ich, was zu tun war und griff ruckartig nach Yamis Hand und deutete ihm die Augen zu schließen. Es war ein grauenhaftes Gefühl. Als würden wir meterweit fallen. Viel zu spät bemerkte ich, dass es eine dieser Visionen war. Yami war dicht bei mir und seine Augen waren weit aufgerissen. Wir befanden uns in einem riesigen Saal. Verwundert erkannte ich ihn wieder. Es war der Thronsaal des alten Ägypten und wir schwebten langsam auf das Podest zu, auf dem der Pharao Atemu saß. Neben ihm kniete seine Kellnerin und hielt ihm mit gesenktem Haupt eine Schale mit Obst hin. Er nahm sie am Kinn und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie errötete als er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sodann stürmten zwei Männer hinein und die Magd wich zurück, verbeugte sich und verschwand sodann. Der Pharao wollte sie noch zurückhalten, hatte den Arm gestreckt, doch sie war schon fort. „Mein Pharao… es ist schrecklich“, die beiden Männer fielen vor ihm auf die Knie und verkündeten ihre Botschaft. Atemu krallte seine Finger an die Enden der Lehne und starrte sie schockiert an. Er erteilte ihnen Befehl die rebellierenden Leute fest zu nehmen und ihm vorzuführen. Sodann ließ er wiederum seine Dienerin zu sich rufen. Begierig starrte er sie an und befahl ihr sich zu erheben. Sodann nahm er sie mit auf sein Zimmer. Diese Szene blieb für uns verborgen. „Sarah…“, hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf. Unter meinem Rücken war etwas Hartes. Ich schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Was war passiert? Über meinem Gesicht war Yamis, der erleichtert zurück wich: „Oh Gott. Und ich dachte schon ich müsste erste Hilfe leisten. Bist du in Ordnung?“ Ich schmunzelte und richtete mich langsam auf. Auf meinen Händen abgestützt saß ich nun auf dem Boden mit angewinkelten Beinen und schaute ihn verwirrt an: „Was ist passiert?“ „Du bist nach unserem kleinen Ausflug einfach umgekippt. Du lagst etwa fünf Minuten bewusstlos auf dem Boden.“ Allmählich verstand ich wieder geschehen war. Immer noch irritiert blickte ich in sein Gesicht. Was war das für eine Vision und warum wollte man, dass wir sie sahen? Ich schwor mir, dass wenn ich das nächste Mal Schah Dee sehen würde, würde ich ihm gewaltig die Hammelbeine lang ziehen. Wie konnte er uns so etwas antun? Jetzt wo Atemu wusste, was damals gewesen war, wollte r mit Sicherheit nichts mit mir anfangen. Oder gar umgekehrt, vielleicht hatte er nie vorgehabt mit mir etwas zu haben und tat es nun nur um der Vergangenheit gerecht zu werden. Meine Gedanken überschlugen sich förmlich. „Was hältst du davon?“, fragte er schließlich, als ich kein Wort mehr herausbrachte. Versuchend mich unauffällig zu räuspern, bekam ich auf einmal einen Hustenanfall. Yami, der nun wieder zu Yugi wurde, rannte hinunter um mir ein Glas Wasser zu holen. Als dieses wenige Augenblicke später brachte, trank ich es auf einmal leer. Er erkundigte sich, ob ich ein weiteres benötigte und als ich verneinte, verwandelte er sich wieder in Yami. „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Es macht mir Angst.“ Da er natürlich eine überragende Menschenkenntnis besaß, las er mir den Kummer von der Nasenspitze ab und erkundigte sich weiter: „Du hast Angst davor, dass ich mich nun vor dir scheue, weil ich nun weiß, was damals war? Im Gegenteil: Ich habe von Anfang an gespürt, dass da etwas Besonderes zwischen uns ist. Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich zurück halten muss, damit ich nicht jeden Augenblick über dich herfalle.“ Ich war geschockt. Und dann wollte er mich noch nicht einmal richtig küssen?! Diesen Gedanken sprach ich sodann auch laut aus und fügte hinzu: „Du begehrst mich also nur, weil ich mit deiner Vergangenheit zu tun habe?“ Ironisch und verächtlich lachte er auf und sah mich amüsiert an: „Aber nein. Ich weiß rein gar nichts über meine Vergangenheit und kann nur das Hier und Jetzt beurteilen. um es konkret auszudrücken: Du bist eine attraktive Frau und deine Einstellung fasziniert mich. ich muss dich einfach nah bei mir haben.“ „Also… willst du mich?“, erkundigte ich mich behutsam und fühlte mich dabei wie ein kleines Kind, das nach einem Lutscher bettelte. „Ja… ich will das du nie wieder von meiner Seite weichst, bis ich nicht mehr bin. Ich will abends neben dir einschlafen um morgens mit dir in einem Bett aufzuwachen. Ich will alles mit dir teilen, was ich habe und mit dir erleben.“ Ich musste mich zusammenreißen, dass ich keinen Freudenluftsprung machte. Stattdessen fiel ich ihm um den Hals und wisperte seinen Namen. er sah mir tief in die Augen und nicht ihm. In diesem Moment erkannten wir uns wieder und wussten, dass wir zusammen gehörten. Diese innige Bindung hatte 5.000 Jahre überstanden also würde sie theoretisch nochmal dieselbe Zeitspanne erhalten bleiben können. „Darf ich um einen Kuss bitten, mein Pharao?“, flüsterte ich. Er drückte meinen Kopf leicht von seinem weg und antwortete dann: „Sie dürfen.“ Er küsste mich wieder nur auf die Wange. Gerade als ich protestieren wollte, schloss er seine Augen und gab mir den lang ersehnten innigen Kuss auf den Mund. Er war warm und zärtlich und ich besaß sogleich das Gefühl noch näher bei ihm sein zu müssen. Ich benötigte seinen warmen Körper um nicht zu erfrieren. Unser Atem wurde gleichmäßig und jede Körperbewegung war auf die des anderen abgestimmt. Unsere Lippen schienen miteinander zu verschmelzen und jetzt war ich mich sicher. Umgehend musste ich noch näher an ihn heran. er blockte und drückte mich vorsichtig wenige Zentimeter von sich weg. verträumt sah er mich an: „Genau deshalb wollte ich warten.“ „Es fühlt sich richtig an. Genau aus diesem Grund brauchen wir nicht zu warten. Du hast es doch auch gespürt oder?“ Bedacht lächelte er mich an: „Gespürt ist noch untertrieben. Es ist schwer sich zusammen zu reißen, weißt du das eigentlich?“ „Dann ignorier den Drang dich zurückhalten zu müssen. Das musst du nämlich nicht.“ Irgendwie versuchte ich das Gespräch zu bergessen und mich nur noch von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Meine Arme schlangen sich wieder automatisch um seinen Körper. Sodann, gerade als ich mich wieder fest an ihn schmiegen wollte, spürte ich eine Vibration in meiner Hosentasche. Dieses war keiner übernatürlichen Art sondern einfach nur mein Handy. „Willst du nicht ran gehen?“, fragte Yami, der es wohl auch bemerkt hatte. Widerwillig zog ich es aus der Tasche und ging genervt ran: „Ja?!“ „Hey Sarah. Was geht?“, es war Joey am andern Ende der Leitung. „Nichts, was soll gehen? Ich dachte du wärst nun völlig ausgeknockt“, brummte ich und setzte mich wieder normal auf den Boden mit normalem Abstand zu ihm. „Nein, so leicht lässt sich Joey Wheeler doch nicht unterkriegen. Ich habe gehört, dass du schon wieder Yugi belagerst. Bis du bei ihm?“ Mit zur Seite geneigten Kopf schaute ich Yami an und antwortete dann: „Ja, bin ich. Möchtest du ihn sprechen?“ Er sollte sich auf jeden Fall ein eigenes Handy besorgen, damit ich nicht sein Call-Center spielen musste. Yami fragte mich lautlos und nur an Hand seiner Lippenbewegungen verstand ich was er fragte, nämlich mit wem ich sprach. Genauso lautlos zeigte ich ihm, mit überschwänglichen Lippenbewegungen, dass es Joey ist. „Nein, nein ist in Ordnung. Was macht ihr heute Abend? Habt ihr Lust, dass wir alle zusammen in eine Kneipe gehen und feiern? Ich nehme an, ihr wollt nun erst mal Zweisamkeit genießen.“ Leider brachte ich nur ein verunsichertes Lachen hervor und entgegnete daraufhin: „Bitte kläre das mit Yugi ab, er hat die Hosen an und es ist ja nicht so, als nur Yami bestimme.“ „Ach entschuldige, die Beiden sind ja auch noch mal zu separieren“; schmunzelte Joey. ich gab den Hörer an Yami weiter, der nun ausnahmsweise er blieb. Es war ihm unangenehm mit Joey ein solches Gespräch zu führen und er gab nunmehr doch an Yugi ab. „Klar, gerne können wir heute Abend weg gehen.“ Sodann legte er auf und gab mir das Handy zurück. „So, ich störe dann mal nicht länger und lasse dich mal dein Leben leben und nicht Yami immer heraus kitzeln“, murmelte ich und erhob mich. „Du kannst gerne bleiben. Es macht mir partout nichts aus. ich freue mich für euch. Durch dich hat Yami auch nicht nur die ganze Zeit die Sorgen im Kopf, sondern auch Spaß.“ ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und wollte sodann gehen. Eine Hand hielt mich am Handgelenk zurück. Yugi war viel zu selbstlos, das konnte ich ihn nicht durchgehen lassen. Strikt schüttelte ich den Kopf und führte aus: „Ich meine es, wie ich es gesagt habe. sei doch einmal egoistisch, Yugi.“ Der Griff verstärkte sich und ich wurde zurück gezogen: „Das ist er. Es birgt für ihn auch nur Vorteile, wenn ich glücklich bin. Er muss keine oder nicht nur wehleidigen Gedanken meinerseits ertragen sondern auch positive.“ „Ich kann jedoch nicht mit dem Gedanken leben, dass ich Yugis Leben eingrenze in dem ich dich beanspruche.“ „Yugi lebt doch alles mit, was ich auch erlebe. Also ist es gar nicht so schlimm.“ Jetzt kam mir ein Gedanke, der noch unangenehmer war, als der Yugis Leben einzugrenzen. „Das heißt, wenn wir…“, ich wagte es nicht laut auszusprechen, doch seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er sowieso schon verstanden, was ich meinte. Es bedeutete, wenn ich und Yami Zärtlichkeit jeglicher Art miteinander austauschten, spürte Yugi alles mit. Ohne es zu wollen, errötete ich. Er ging einen Schritt auf mich zu und küsste mich auf die Stirn. Anscheinend tat er das wirklich gerne um mich zu ärgern. Eigentlich war ich diese Art von Kuss wohl eher von brüderlicher bzw. freundschaftlicher Liebe gewohnt. „Wenn dies dir so viel ausmacht, sollten wir es lieber lassen. Es ist nicht schlimm, meiner Meinung nach. Aber ich richte mich nach dir.“ „Mein Pharao… Ich würde alles auf mich nehmen, um bei dir zu sein“, wiederum umarmte ich ihn und wollte mir einen Kuss stehlen, doch er schrak zurück. Verunsichert schaute ich in sein ernstes Gesicht. Er hatte seine Stirn gerunzelt und die Augenbrauen zusammen gezogen. „Was ist?“ „Nichts. ich musste nur kurz an etwas denken.“ „Du weigerst dich demonstrativ mich so zu küssen. Das nervt mich, Atemu. Gib du doch auch mal nach“, meckerte ich jedoch in einem ruhigen Tonfall. Einverstanden nickte er, aber einen Kuss bekam ich trotzdem nicht, was mich noch mehr aufregte. Jedoch wollte ich nicht noch mal den versuch wagen und enttäuscht werden. Stattdessen legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und küsste ihn auf den Hals. Er führte mich auf das Bett zu, in das wir uns legten und aneinander geschmiegt kuschelten. „Darf ich dich etwas fragen?“, erkundigte er sich nach Minuten der Stille und des Genusses. Zärtlich streichelte er mir über meinen Oberarm. „Selbstverständlich. Leg los“, nickte ich. Unsere Gesichter waren sich so nahe, dass wir uns ohne Probleme hätten küssen können. „Wie ist es für dich in der Familie Kaiba. Vorher warst du ja im Heim. Wie fühlst du dich?“ Etwas verwundert über die Frage antwortete ich gelassen: „Ich fühle mich wohl und erst dachte ich, dass mir das Geld vielleicht zu Kopf steigen könnte, aber das ist ja überhaupt nicht der Fall. Sobald ich zu aufmüpfig werde, liest Seto mir ordentlich die Leviten. Das Verhältnis unter uns ist sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl.“ „Das ist gut. Dies war nämlich meine Befürchtung, dass du so arrogant werden würdest“, gab er offen zu. Vorsichtig schüttelte ich den Kopf und strich ihm mit meiner Handfläche über die Wange. Dann wagte ich noch einen Versuch, sah wie er die Augen schloss und ich tat es ihm gleich. Wir küssten uns… In meiner Brust begann es zu kribbeln und dieses Gefühl zog sich durch meinen ganzen Körper. Wiederum drückte ich mich näher an ihn, sofern es ging und er zog mich ebenfalls so nah wie möglich an sich heran. Wir erwiderten unsere Gefühle, dies war deutlich zu spüren. Seine eine Hand lag auf meinem Nacken, die andere auf meiner Hüfte. Ich hatte beide Hände um seinen Nacken geschlungen. „Darf ich?“, fragte er und deutete an unter mein Oberteil an meiner Hüfte gehen zu wollen bzw. dieses weiter hoch zu schieben. „Du darfst, wenn ich dieselben rechte habe“, lächelte ich auffordernd. Als er nichts entgegnete und nur Taten walten ließ, nahm ich an, dass meine Aussage bestätigt war. Also ließ ich meine Hand herunter gleiten und unter sein Oberteil an seinen Rücken. „Danke“, flüsterte ich. „Für was?“, entgegnete er lieblich und küsste meinen Nacken. „Dafür, dass ich so viel Gutes mit dir teilen darf“, ich setzte mich nochmal dafür ein ihn auf den Mund küssen zu dürfen. Er tat nichts dagegen und ließ mir meinen Willen. In diesem Moment fühlte ich mich wie schwerelos und hoffte, dass uns nichts dazwischen kam, wie eine weitere Vision oder mein Handy. Ich konnte in seinem Blick sehen, dass er sich genauso wohl fühlte. Während wir uns immer näher aneinander pressten, schoben wir unsere Oberteile gegenseitig immer weiter hoch. Solange bis wir den Kuss unterbrechen mussten und sie auszogen. Danach verschlangen wir uns förmlich weiter. Es ging solange weiter bis wir uns in Unterwäsche gegenüber lagen. Denn zu diesem Zeitpunkt fragte er mich noch einmal: „Bist du dir sicher, dass du das tun willst?“ Ebenso begierig wie er mich anschaute, sah ich wahrscheinlich auch aus, denn er wertete meinen Ausdruck als ein eindeutiges Ja. Viel weniger als das, war es auch nicht. Im Gegenteil war es noch viel mehr. So sehr wie ich ihn wollte, konnte ich gar nicht beschreiben. Mein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung und wohlwollenden Gefühlen. Weiter zogen wir uns aus und fraßen uns gegenseitig mit unseren Blicken auf. Dann konnten wir schließlich so nah zusammen sein, wie es ging. Unbekleidet, das wertvollste was ein Mensch besaß miteinander teilen. Ich genoss es vollkommen und ich sah ihm an, dass er es auch tat. Kapitel 20: ... und zärtlich ---------------------------- Kapitel 20 … und zärtlich Eine solch gigantische zärtliche Geste war eine neue Erfahrung für mich. Dies war der beste Tag in meinem Leben, der sogar noch die Zeit, in der ich zu Seto fand übertraf. Es war unmöglich abzuschalten, denn in diesem Moment trafen so viele neue Eindrücke, Feststellungen und Gefühle auf mich ein. Ich bereute es keineswegs mich so lange aufgehoben zu haben. Er war eindeutig der Richtige. Nicht nur das Gefühl, dass es richtig war, sondern auch die Tatsache wie er sich mir gegenüber benahm, ließ mich zu diesem Entschluss kommen. Noch nie zuvor hatte mich jemand so berührt. Mein Herz schlug gleichmäßig ruhig und sein Atem war so flach wie meiner. Meine Seele war so ausgeglichen wie noch nie. Von einem Moment auf den nächsten war es mit klar. Ich liebte ihn. Keine freundschaftliche oder brüderliche Bindung, sondern pure Aufopferung. „Sarah?“, fragte er lieblich. „Ja?“, lächelte ich ihn glücklich an. „Geht es dir gut?“ Selbst jetzt machte er sich noch Sorgen! „Mir ging es noch nie besser.“ Und dann musste ich ihm das Geständnis machen, noch länger konnte ich es nicht zurückhalten. Es brannte auf meiner Seele und sprichwörtlich auf meiner Zunge. Auch wenn er es bereits wissen würde, weil meine Taten mehr als tausend Worte aussagten. „Ich liebe dich.“ Diese Offenbarung kam zeitgleich mit seiner. Er beugte sich über mich, grub sich mit seiner Hand unter meine Haare und küsste mich leidenschaftlich und wild. Mein Herz setzte einen Schlaf aus und schlug sodann schneller weiter. Mein Magen machte ein Salto nach dem Nächsten. Dieses Gefühl war einfach… unbeschreiblich. Sodann legte er sich neben mich und wir waren immer noch ganz dicht aneinander geschmiegt. „Ich liebe dich“, küsste ich ihn auf die Wange. „Ich liebe dich auch“, gab er mir einen Kuss zurück. „Möchtest du dich noch fertig machen, bevor wir weg gehen?“, fragte er schließlich nach einigen Minuten der Stille und des Gewissens. Ich nickte und drückte den Knopf an meinem Jackenkragen: „Fahr bitte die Limousine vor.“ „Sehr wohl, Frau Kaiba.“ „Fährst du mir?“, fragte ich ihn. „Kann ich gerne machen.“ „Du musst mir helfen, ein passendes Outfit zu finden“, nahm ich spielerisch grinsend seine Hand und zog ihn an mich. Sanft küsste ich ihn auf den Hals. Er erwiderte diese Liebkosung auf meine Stirn. Er zog sich nur ein schwarzes Muscle-Shirt an und eine blaue Stoffhose mit seinem Nietengürtel, spitzzulaufende Schuhe und sein Millenniumspuzzle um den Hals. „Bist du fertig?“, lächelte ich ihn an. „Gleich, mein Schatz.“ „Du kannst ruhig wieder zur Yugi werden, wenn du möchtest. Vielleicht möchte er auch mal wieder an die Kontrolle“, gab ich ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Im Moment ist er mit der Situation vollkommen zufrieden und möchte es fürs Erste so belassen.“ „Wenn er sich dessen sicher ist, soll es mir Recht sein. Ich wollte nur einmal so tun, als wäre ich nicht egoistisch“, den zweiten Satz sprach ich mit einer Ironie aus um es wie einen Scherz klingen zu lassen. „Keine Angst. Wir stehen natürlich immer in Kontakt. Falls etwas sein sollte, bin ich der Erste, der es weiß und werde dir dann auch Bescheid sagen.“ „Mit der Regelung kann ich mich einverstanden erklären. Lass uns runter gehen“, meinte ich und ging schon mal vor. Direkt hinter mir folgte er und draußen warteten wir auf die Ankunft der Limousine, welche wenige Augenblicke später um die Ecke gefahren kam. Roland öffnete uns die Tür und wir stiegen ein. Vielleicht fand ich in dem Buch, das mindestens auch schon tausende Jahre alt war, einen Spruch, der mir ermöglichte die Geister und Körper der Beiden zu trennen. Wenn es etwas in dieser Art und Weise geben würde, wäre ich sehr glücklich. Immerhin wollte ich Yugis Leben nicht dadurch verderben, dass Yami den größten Teil davon lebte. Im Hauptzentrum angekommen, fuhren wir mit dem Aufzug hinauf und statteten erst meinem großen Bruder, der ganz oben sein gigantisches Büro hatte, einen Besuch ab. Mokuba hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und sah fern, während Seto Telefonate führte. Im Fernseher liefen Nachrichten, dass mich ehrlich gesagt wunderte, dass Mokuba sich diese ansah. „Sarah“, jubilierte mein kleiner Bruder, während der Ältere ihm genervt deutete ruhig zu sein. Dann sah er Yami erstaunt und zugleich verärgert an und beendete das Telefonat. „Yugi. Was machst du hier?“ „Er ist mit mir da“, warf ich schnell ein um seiner Ärgernis Einhalt zu gebieten. „Was gibt’s?“, fragte er ohne den Blick von Yugi abzuwenden. Langsam ging ich ein paar Schritte auf sein Pult zu, stützte mich mit den Handflächen darauf ab, beugte mich vor und sprach etwas leiser mit gedämpfter Stimme: „Ich möchte dich darum bitten, heute Abend weggehen zu dürfen.“ Er legte eine Hand auf meine und hinterfragte sodann: „Wohin? Und mit wem?“ Freundlich lächelte ich und wechselte dann zu einer ernsteren Mimik: „Tea Gardner, Tristan Taylor, Joey Wheeler, Mai Valentine.“ Deutlich demotiviert schaute er mich, dann Atemu grimmig an. „Keine Angst. ich passe gut auf Sarah auf, Kaiba.“ „Darum geht es mir gar nicht, Yugi.“ „Es ist Yami, Bruderherz. Schon vergessen?“ „Mir doch Latte! Sarah, kann schon gut auf sich selbst aufpassen, Yugi. Der Umgang missfällt mir. Es gibt doch deutlich kultiviertere Kreise, Schwesterchen“, grummelte mein Chef. Seufzend zuckte ich mit den Schultern, ging ein paar Schritte zurück und lehnte mich an die Rückenlehne des Sofas an. „Mach nicht immer so ein Theater, Kaiba. Du weißt genau, dass wir gar kein schlechter Umgang für sie sind.“ „Wenn ich mit anderen Leuten weggehen würde und sie dann sehen und mit ihnen erst daraufhin etwas unternehmen würde, wäre es auch nicht unvermeidbar für dich“, warf ich ein. „Sarah, geh bitte und nimm Mokuba mit raus!“, befahl er ernst. Schockiert wollte ich mich widersetzen, doch er deutete nur mit einem bösen Blick nach draußen. Schnippisch nahm ich Mokuba an die Hand und schliff ihn mit raus. „Hey! Ich kann auch selbst laufen! Du tust mir weh, Sarah!“ Anscheinend war ich wohl etwas zu grob mit ihm umgegangen. Abprubt ließ ich ihn los. Dann stürmte ich zum Aufzug und drückte hysterisch den Knopf. Jetzt lästerten die Beiden über mich und ich durfte nicht einmal dabei sein und mit debattieren bzw. mich zumindest verteidigen. Nun wollte ich mich ablenken, sonst würde ich noch Probleme am Herz bekommen, wenn ich mich zu viel aufregte. Also verbrachte ich die Zeit mit dem Aussuchen eines passenden Outfits. Wenn man zu viele Klamotten hatte, hatte man immer die Qual der Wahl und so viel Auswahl, dass das Entscheiden sehr schwer fiel. Als ich eine geschätzte halbe Stunde später umgezogen vor dem Spiegel stand und mich zu Recht zupfte, klopfte es an der Tür. Nach einem von mir gesagten ‚Herein‘ trat Seto ein. „Wow“, begutachtete er mich von oben bis unten. Mit einer arroganten Geste bekräftigte ich seinen positiv erstaunten Ausdruck. Auch er begann nun an mir zu zupfen: „Du hast dich echt raus geputzt. ich bin es ja gewohnt dich in Kostüm auf hohen Hacken stolzieren zu sehen. Aber das… Wärst du nicht meine Schwester…“ „Och, Seto… keine schlüpfrigen Inzuchtgedanken! Das ist echt widerwärtig!“, stupste ich ihn mit einem schiefen Grinsen an. Protestierend stemmte er die Hände in die Hüfte: „Das ist gar nicht wahr. ich hoffe für Yugi, dass er sich an die Abmachung hält. Pass auf dich auf, meine Kleine.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Keine Angst. ich werde brav sein und kann mich auch sehr gut zur Wehr setzen, Bruderherz. Darf ich nun wissen, was ihr ohne meine Anwesenheit genau besprechen musstet?“ Strikt schüttelte er den Kopf und entgegnete: „Es gab auch einen Grund weshalb ich dich raus geschickt habe. ich möchte dich nur beschützen, soweit es geht. Findest du das übertrieben?“ Glücklich nahm ich ihn in den Arm und schüttelte den Kopf: „Nein. Ich finde es süß, wie du dich bemühst mich zu bemuttern. Solange es nicht überhand nimmt, ist es in Ordnung.“ Er drückte mich von sich weg. Er wollte mich nicht länger aufhalten und teilte mit mir, dass Yami bereits unten im Foyer wartete. Auf diese Aussage hin, ging ich sodann auch hinunter, während Seto wieder an seinen Arbeitsplatz ging um seine Tätigkeit, bei der wir ihn unterbrochen hatten, fortzuführen. Er wünschte mir nochmals viel Spaß und machte mich wiederum darauf aufmerksam vorsichtig zu sein. „Bist du fertig?“, fragte er mich und auch er musterte mich von oben bis unten. Ich nickte und nahm seine Hand. „Du siehst toll aus“, schmeichelte er mir mit einem Kompliment als wir in die Limousine einstiegen. „Danke“, lächelte ich, erklärte sodann dem Chauffeur, wo es hingehen sollte. Währende der Fahrt herrschte eine unangenehme Stille. Obwohl ich das Bedürfnis verspürte seine Hand in meine zu nehmen, wagte ich mich nicht mich dieser Begierde auszuliefern. In mir tobte es, das bedeutete, dass ich wahrlich innerlich aufgewühlt war, was wiederum hieß, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so glücklich gewesen. Schließlich hatte ich nun eine Familie, wahre Freunde und meinen Traummann gefunden. Es war perfekt. Doch leider musste ich mir eingestehen, dass das Leben nicht immer so perfekt lief. Irgendwann würde es wieder bergab gehen. „Wir sind da, Frau Kaiba“, riss mich der Fahrer aus den Gedanken, der mir die Tür aufhielt. Yami sah mich mit schiefgelegtem Kopf durchdringend an. Wahrscheinlich hatte der Chauffeur schon eine geraume Weile dort gestanden. Verwirrt nickte ich und stieg aus. Er hatte uns direkt vor dem Pub und Kneipenblick ausgesetzt. Hier zu nah mit einer Nobellimousine anzufahren, wäre kein gutes Bild für alle, die sich hier herum trieben. Es würde direkt zu einem Aufstand kommen: Einen solche wollten wir natürlich um jeden Preis verhindern. „Darf ich Sie später wieder hier abholen, Frau Kaiba?“, fragte der Fahrer höflich. „Ich werde mich bei Ihnen melden, Roland. Danke“, lächelte ich. „Wie Sie wünschen“, er verbeugte sich, stieg sodann wieder ein und fuhr fort. „Wohin müssen wir?“, richtete ich mich an Yami. Dieser bedeutete mir nur ihm zu folgen und griff nach meiner Hand. Unsicher nahm ich diese Geste an. Bei jedem normalen freundschaftlichen Verhältnis hätte ich mit so etwas nie Probleme gehabt. Ich war viel zu arrogant, als meine Verunsicherung einzugestehen. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich gerade wie ein kleines Kind, dass noch keine Lebenserfahrungen hatte. Dies war bei mir keineswegs der Fall. Wir oft hatte ich schon schreckliche Erfahrungen gesammelt? nur bei den Guten mangelte es und das war anscheinend nunmehr hier das Problem. Diese Gedankengänge überfluteten mein Denken, während wir auf dem Weg zu Kneipe waren. „Na, da kommen sie doch, die zwei Turteltäubchen“, hörte ich Joeys amüsierte Stimme. „Aber nicht, dass es jetzt zur Gewohnheit wird, dass ihr unpünktlich seid“, meinte Tristan ernst und wedelte dabei mit dem Zeigefinger. Vor dem Eingang des wohl anvisierten Pubs standen Mai, Tea, Joeys kleine Schwester namens Serenity und die beiden Sprücheklopfer, die soeben gesprochen hatten. „Dann können wir ja endlich rein gehen, wenn wir vollzählig sind“, seufzte Mai und ging vor. Auf direktem Fuß folgten wir ihr hinein und setzten uns in den Nichtraucherbereich in eine Ecke. „Für einen Raucher wird eben keine Ausnahme gemacht“, meinte Joey und wir bestellten Getränke. Bis auf Serenity trank jeder Bier, ob mit Cola oder ein normales Pils. Sie holte sich nur eine Cola. „Du könntest sowieso aufhören. Wäre besser für deine Gesundheit sowie als auch für unsere“, piesackte Yami mich, der gegenüber von mir saß. Neben mir aßen Tea, dann Main und Serenity gegenüber von uns saßen noch hinzu Joey ujnd Tristan. Theoretisch müssten die Jungs noch zu legen. Normalerweise war es so, dass Tea alleine mit ihnen unterwegs war. „Und wie läuft es bei Kaiba?“, fragte Tea. Sie klang nicht wirklich interessiert und wahrscheinlich stellte sie diese Frage nur aus Höflichkeit. Dennoch schenkte ich ihr ein gutmütiges Lächeln und antwortete: „Gut. Es war die letzten Tage nur etwas stressig den gesamten ‚Haushalt‘ alleine zu bewältigen. Ansonsten verstehen wir uns prächtig. Wir diskutieren beide gerne.“ Die Jungs lachten und daraufhin meinte Mai: „Ich kann mir vorstellen, dass du gerne diskutierst. Aber das Kaiba sich darauf einlässt kann ich mir ehrlich gesagt nicht so wirklich vorstellen.“ Das lag vielleicht daran, dass er sich mir gegenüber ganz anders verhielt als bei ihnen. Normalerweise müssten sie dies wissen. Schon allein im Umgang mit Mokuba verdeutlichte sich Seto differenzierte Art mit Menschen umzugehen. „Eigentlich schade, dass du so früh abgehauen bist. Ich hätte dich gerne noch in anderen Duellen gesehen“, meinte Serenity an mich gerichtet. „Spätestens wenn du gegen mich gekämpft hättest, wärst du sowieso ausgeschieden.“ „Einen Lachanfall unterdrückend erwiderte ich höchst amüsiert: „Das glaubst du ja wohl selbst nicht, dass du gegen mich auch nur den Hauch einer Chance hast. Falls du es nicht bemerkt hast, dass ich sogar besser bin als Seto und du noch nicht mal gegen ihn auch nur ansatzweise gewinnen kannst. Also sei nicht so aufmüpfig, Joey.“ Yami sah mich verwundert an und dann zu meinem Gesprächspartner. Daraufhin erwiderte Tristan: „Du willst nicht ernsthaft behaupten, dass du besser bist als Kaiba.“ Der Pharao, welcher sonst sehr bescheiden auf diese Themen reagierte, räusperte sich und schüttelte dann den Kopf. „Besser als Yugi bist du sowieso nicht“, warf Tea ein. Wiederum ein Lachen unterdrückend erwiderte ich, dass ich wohl besser als Yugi sei, jedoch als Atemu vielleicht nicht. „Hä?“, irritiert sah Mai in die Runde. Sie hatte mich unterbrochen und Yami trat mir leicht gegen das Schienbein. Also wusste es noch nicht alle? Aber den Namen hatte er schon vor meinem Erscheinen gewusst. Nur Mai und Serenity waren sichtlich verwirrt. Der Rest sah mich nur vorwurfsvoll an. Mit den Schultern zuckend ignorierte ich dies und nippte an meinem Bier. „Wer ist bitte schön Atemu?“, fragte Serenity schließlich. Da ich immer für alles eine Ausrede parat hatte, konnte ich schnell erwidern: „Ich habe in letzter Zeit solche Träume.“ Und die hatte ich wirklich! „Dass ich gegen einen mysteriösen Kerl antrete. Jedoch kann ich nie sein Gesicht sehen. Er besitzt Yugis Statur. Deswegen vergleiche ich die Beiden immer miteinander.“ Diese Ausrede war so schlecht, dass sie schon wieder gut war und sie hatte gesessen, denn sie wurde mir abgekauft. es wurde still am Tisch. Dann stand ich auf und unterbrach die Ruhe damit: „So, ich gehe eine rauchen. möchte mir jemand Gesellschaft leisten?“ Keiner reagierte. Bis wenige Augenblicke später, als ich gerade schon alleine gehen wollte, Joey sich ein Herz fasste und mit aufstand. Wir gingen in einen raum nebenan, in dem ein Fußballtischkicker, ein Billardtisch, ein Dartspiel und hohe Terrassentische mit Aschenbechern darauf standen. Unsere Getränke hatten wir mitgenommen. Augenblicklich zündete ich mir eine Zigarette an: „Du bist eigentlich schwer in Ordnung“, murmelte er sodann. Verblüfft sah ich ihn an. Wie kam er nur darauf? Abwartend, ob er noch etwas hinzufügen wollte, rauchte ich in Seelenruhe weiter. Eine Ergänzung blieb aus und er schaute mich nicht an. „Wieso sagst du das?“, hinterfragte ich als meine Ungeduld zu groß geworden war. „Weil ich vermutet hatte, du wärst genauso arrogant und miesepetrig wie Kaiba.“ Lachend erwiderte ich: „Klar bin ich eitel und ähnele ihm mehr als du vielleicht nun vermutest. Aber ich bin nicht gut darin ein Einzelkämpfer zu sein. Ihr ahnt nicht wie sehr ich euch eigentlich benötige. Seto hat so etwas anscheinend nicht nötig.“ Wissend nickte er und grinste: „Nein, das hat er nicht. Komisch, dass du dich so mit uns abgibst. Darüber ist Herr ‚Ich-hab-genug-Kohle‘ bestimmt nicht erfreut oder?“ „Ja, er sieht es nicht gerne. Jedoch bin ich alt genug und er hat es zu akzeptieren. Immerhin musste ich länger im Heim meine Zeit vergeuden als sie. Vielleicht macht er sich deshalb auch Vorwürfe. Keiner von uns kann was dafür. Ich glaube, er ist froh noch eine Schwester zu haben und wir sind in der kurzen Zeit, die ich nun hier bin, schon arg zusammen gewachsen. Übrigens der Grund für unser zu spätes Erscheinen, ist eine Debatte zwischen Yami und Seto. Ich durfte leider nicht dabei sein, deshalb weiß ich nicht worum es genau ging.“ „Du möchtest das Risiko eingehen, die Bindung zwischen euch durch Kontakt mit uns zu gefährden?“Lächelnd drückte ich die Zigarette im Aschenbecher aus und schaute ihn danach zufrieden an: „Wenn es der Beziehung sodermaßen schaden würde, wäre ich wahrscheinlich nicht hier. Dennoch vertraut er mir und toleriert es auch wenn er eine beharrliche Abneigung hat.“ „Weiß er von dir und dem Pharao?“, bohrte er und wir gingen langsam zurück an den Tisch. „Vermutlich. Wie gesagt, sie hatten vorhin ein Gespräch und den Inhalt von diesem kenne ich leider nicht.“ Wir setzten uns. Yami hatte mit Tea den Platz getauscht, sodass er neben mit sitzen konnte. Ihr ward ganz schön lange weg“, stellte Tristan fest. ich zuckte mit den Schultern: „So eine Zigarette beansprucht eben Zeit.“ Der Junge mit dem dunkelbraunen Irokesen-Haarschnitt schüttelte den Kopf und analysierte weiter: „Es beansprucht vielleicht fünf Minuten: Ihr ward jedoch eine viertel Stunde fort. Habt ihr etwa gelästert?“ Seine Erörterung ging mir nun schon auf die Nerven, denn sie hörte sich nicht ironisch witzig an, sondern eher wie eine Beleidigung als stellte er mich in Frage. Dieses Thema war mir zu blöd, also entschloss ich mich dazu nichts zu erwidern. Nichts desto trotz wartete Tristan auf eine Antwort. Nach einer Weile erbarmte sich Joey: „Wirb haben nur einen Small Talk gehalten, ist das denn verboten?“ Es war eine rhetorische Frage, die jeder wenn mit ‚Nein‘ beantwortete hätte. „Erzählt mal. Wie liefen denn so die weiteren Duelle. Seto weigert sich mir irgendetwas zu erzählen.“ Dein Bruder hat ja auch keine der Begebenheiten wirklich an sich heran gelassen“, feixte Tristan. So langsam vermutete ich, dass er mich nicht leiden konnte oder irgendein anderes Problem mit mir hatte. „Joey lag im Koma. Mai im Reich der Schatten. Yami hat Seto und Marik besiegt. Und am Ende hätte uns Kaiba beinahe in die Luft gesprengt“, gab Tea eine Kurzfassung ab. Fragend schaute ich sei an. „Er wollte die Insel, auf der das Finale stattfand vernichten. Da der Zeppelin sich weigerte anzuspringen, musste uns ein Helikopter mitnehmen, der eigentlich nur dazu gedacht war, die Kranken wegzuschaffen. Es war etwas heikel, aber wir leben noch“, erläuterte Yami. „Ihr habt den Familienausflug ganz vergessen. Das wäre nicht passiert, wenn Kaiba ein lieber Mensch wäre“, bemerkte Tristan. Wiederum irritiert und fragend blickte ich in die Runde. Dieses Mal erzählte Serenity: „Kurz bevor wir die Insel erreichten, fing uns jemand ab und schleuste uns in eine virtuelle Welt ein. Es handelte sich um Kaibas, also euren Stiefbruder. Dieser machte zusammen mit den Big Five, die früher einen Teil an der Geschäftsführung der Kaiba Corporation beteiligt waren, gemeinsame Sache. Sie waren in dieser virtuellen Welt eingesperrt und benötigten einen Körper um wieder hinaus in die reale Welt zu kommen. Wir mussten gegen sie duellieren.“ Geschockt schaute ich sie an: „Ihr habt es alle geschafft?! Ich meine nicht jeder von euch weiß sich gut bzw. überhaupt zu duellieren.“ „Ja, ich hatte meine Probleme“, schmunzelte Serenity. „Und ich war körperlos“, trauerte Tristan. „Ein Robo-affe“, lachte Joey und die anderen stimmten mit ein. Leider konnte ich nicht mit lachen. Ich hatte keine Ahnung worum es ging. „Also habt ihr erst mal die Schnauze voll vom Duellieren?“, hakte ich nach. „Davon kann man nie genug bekommen“, meinte Joey. „Aber die Schnauze gewaltig voll vom alten Ägypten“, meinte Tea und alle stimmten nickend zu. „Sorry Yami, nichts gegen dich. Aber so langsam ist es nervig“, beschwichtigte Tea wiederum. „Kein Problem“, erwiderte dieser und sah mich warnend an. Damit meinte er wohl, ich solle nichts von dieser neuen Gefahr erzählen. Geschlagen sah ich zu Boden und gab keinen Laut von mir. Natürlich war diese Geste an keinem achtlos vorüber gezogen. Kapitel 21: Eine Clique ----------------------- Kapitel 21 Eine Clique „Ist was?“, fragte Mai und schaute abwechselnd von mit zum Pharao. Abwehrend hob ich die Hände und schüttelte zusätzlich noch den Kopf: „Nein, nein. Es ist nichts. Alles bestens.“ „Das sah gerade eben aber ganz und gar nicht danach aus. Die wissen etwas, was wir nicht wissen. Sie verheimlichen uns etwas“, tuschelten sie durcheinander. „Macht euch mal keinen Kopf. Es ist nichts, worüber es sich zu reden lohnt.“ „Das sag gerade eben aber nach dem genauen Gegenteil aus, eure Blicke sprechen Bände“, bemerkte Joey sodann ernst. „Es ist wie der Pharao sagte. Falls etwas Gravierendes geschehen sollte, seid ihr natürlich die ersten die es erfahren“, entgegnete ich stur und trank mein Bier aus, woraufhin ich ein Neues bestellte. Mittlerweile hasste ich diese ewigen sinnlosen Diskussionen. Mit meinem Bruder machte es zumindest noch Spaß, aber das hier war ein nur nervig und entsprach schon fast einem Kindergarten. Immer wieder breitete sich am Tisch eine unangenehme Stille aus, sobald ein Thema beendet war. Demonstrativ weigerte ich mich etwas Neues anzuschneiden. „Und was war hier so am Boden los, während unserer Abwesenheit?“, erklang sodann Teas Stimme, welche wiederum nicht wirklich interessiert klang, wahrscheinlich nur die Stille unterbinden wollte. „Nicht wirklich viel. Immerhin haben sich alle mit dem Turnier beschäftigt, welches sie entweder daheim vor ihren Fernsehern geschaut haben oder vor dem großen Bildschirm am Einkaufszentrum geklebt haben. Und ich hatte alle Hände voll mit Arbeit zu tun. So eine Firma leitet sich nicht von alleine.“ Zustimmend nickten alle, obwohl sie wahrscheinlich keine Ahnung vom Leiten eines Unternehmens haben. Ohne Einweisung durch Seto hätte ich es schließlich auch nicht. „Das hört sich ja nach Stress pur an“, ironisierte Tristan. Das reichte! Noch ein weiterer dummer Kommentar durch diesen Jungen und ich würde mich nicht mehr zusammen reißen. Doch noch schaffte ich es mich zusammen zu reißen, es zu ignorieren obwohl mir es sichtlich schwer fiel. „So schlimm wie es uns derweil oben getroffen hatte, war es hier unten dann wohl nicht“, bemerkte Serenity. „Nein, wohl eher nicht. Jedoch hat hier unten auch keiner versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen.“ „könnte ich dich kurz einen Moment sprechen, Sarah“, bat Yami mit deutlich angespannter Stimme, direkt nach meiner Aussage und ich sah ihn verwundert an. Daraufhin zuckte ich mit den Schultern und erwiderte, dass ich sowieso noch eine Zigarette vertragen könnte. Also begaben wir uns in Richtung des Raucherzimmers. Bevor ich dazu kam mein Päckchen hervor zu holen, nahm er meine Hände in seine. Solche Gefühlsneigungen vermochte er eigentlich nie vor anderen Personen zur Schau zu stellen. Doch offen gestanden gefiel mir es, dass er nun so damit umging. Vielleicht lag dies auch am Alkohol. „Ich möchte dich noch einmal um einen kleinen Gefallen bitten. Aber vorher weise ich dich nochmal darauf hin, dass du keine Andeutungen mehr deinerseits fallen lassen sollst. Keine! Vielleicht könntest du es unterlassen insgesamt von Weltherrschaften und schlechten Dingen während eines erholsamen Abends zu sprechen.“ Nickend nahm ich meine Hände aus seinen und zog eine Zigarette hervor, welche ich sodann genussvoll rauchte. Es ist schon verwunderlich wie sehr er mich zu kontrollieren wusste. Eigentlich ließ ich mich von Niemandem, noch nicht mal von Seto so extrem unterbinden und war ziemlich eigensinnig. „Wie können wir einen Tag ausspannen, wenn wir wissen, dass schon wieder irgendwo jemand darauf wartet, dass wir unachtsam sind. Wie gerne hätte auch mal meine Ruhe und müsste mir über nichts mehr den Kopf zerbrechen. Kannst du dir das vorstellen? Obwohl du doch derjenige bist, der am meisten betroffen ist und darunter leidet.“ Er seufzte und legte mir eine Hand auf die Schulter: „Wir hängen nun beide gleichermaßen mit drin, weil du eng mit mir verbunden bist. Es lässt sich nicht unterbinden. Es wird immer das Böse auf der Welt geben und so lange müssen wir es bekämpfen.“ „Es gibt aber noch etwas. Du musst uns irgendwann verlassen. Das hier ist nicht deine Welt und dein Zeitalter. Ich will jedoch nicht, dass du gehst.“ Dann wirst du einfach mitkommen.“ „Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht funktionieren wird. Dort gibt es mein anderes Ich, eine andere Dienerin. Meine Ära ist hier.“ „Wir haben die Macht das zu schaffen, wenn wir unsere Kräfte vereinen.“ „Ich werde dir später etwas zeigen. Wenn du danach noch mitkommen möchtest. Wie du weißt, habe ich mich auch anderweitig mit der altägyptischen Kultur und Mythologie beschäftigt. Das dürfte dich vielleicht interessieren“, erzählte ich und drückte die Zigarette aus. Überaus motiviert schaute er mich an und hinterfragte um was genau es sich handelte. „Bücher, Artefakte…“, entgegnete ich monoton und ging schon ein paar Schritte in Richtung der Anderen. Er folgte mir und erwiderte abschließend: „Ich komme danach noch mit zu dir. Ich wollte dich sowieso heimbringen.“ Einverstanden nickte ich und wir setzten uns wieder an den Tisch. „Hat Yami nur so kurz durchgehalten? An der Kondition müsst ihr noch arbeiten“, schäkerte Joey und sah auf die Uhr. Abweisend würdigte ich ihn nicht eines Blickes. In Ruhe trank ich weiter und nahm nur noch selten am Gesprächsgeschehen teil. Eigentlich hatte ich vorgehabt nach zwei weiteren Getränken zu gehen, doch irgendetwas hielt mich noch hier und so bezog ich mich selbst wieder mit ein: „Du tanzt doch für dein Leben gerne, nicht wahr Tea? Was hältst du davon, wenn wir hin dem Spielcasino einen Block weiter mal die Menge aufmischen?“ „Klar. Das wäre doch mal etwas. Vor allem bekommen wir hier mehr Action rein“, antwortete sie und wir Mädels erhoben uns. „Du kannst tanzen?“, horchte Mai mich aus. Leicht zuckte ich mit den Schultern: „Wahrscheinlich noch lange nicht so gut wie Tea aber für alles gibt es einen Anfang.“ „Dann bin ich mal gespannt, ob die Kaibas so etwas auch im Blut haben“, grinste Joey und wir zahlten unsere Getränke „Es ist egal für wie arrogant man uns hält. Vielleicht haben wir auch einfach nur zwei Seiten und wissen diese nur geschickt gegenüber verschiedenen Leuten einzusetzen. Obwohl ich zugeben muss, dass meine Menschenkenntnisse noch lange nicht so ausgeprägt sind wie jene von Seto.“ „Genug mit dem Gelaber. Lasst uns gehen“, motivierte Tristan und wir verließen alle gemeinsam das Pub, woraufhin wir zum Casino marschierten. Yami nahm meine Hand und flüsterte mir ins Ohr, dass es eine gute Idee war dort hin zu gehen um die Stimmung wieder aufzulockern. Grinsend nickte ich und klopfte mir selbst auf die Schulter. In der Spielothek angekommen schmissen wir Frauen unsere Taschen neben die Tanzfläche und legten direkt los. Es war immer ein Zweikampf nötig und wie erwartet war Tea einfach unschlagbar. Auch andere Jugendliche kamen von Zeit zu Zeit heran um zuzusehen und schließlich sich gegen Tea messen wollend. Doch trotz allem verloren wir den Spaß nicht. Irgendwann beschlossen die Männer sich auf die Duell Monsters Plattform zu begeben und wir gaben dann auch nach um ihnen auch mal ihren Spaß zu gönnen. „Zwischen uns steht noch etwas aus, mein Liebe“, meinte Yami sodann zu mir. „Und ich dachte, ihr hättet jetzt wenigstens für ein paar Tage genug vom Duellieren. Na schön. Wir beide gegeneinander?“, schmunzelte ich amüsiert. „Ja, wir beide haben ein Rendezvous auf der Plattform. Wer will zusehen?“ Natürlich folgten alle aus der Clique und vereinzelt auch fremde Jugendliche, welche durch die Tanzeinlagen auf uns aufmerksam geworden waren. „Das kann ein heißer Kampf werden. Die beiden werden sich nichts gönnen“, meinte Mai zu Serenity. „Ist Sarah besser als ihr großer Bruder?“, fragte die kleine Schwester von Joey, woraufhin ihr Bruder erwiderte: „Ja, sie hat ihn schon mehrfach besiegt. Anfangs verloren, aber nun ist sie besser als er. Oder liege ich falsch, Frau Kaiba?“ Grinsend drehte ich mich zu ihnen um: „Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass er auch noch besser ist als ich. Zu Beginn war er wirklich mit Abstand der Bessere, aber wie auch immer habe ich ihn nun eingeholt.“ „Dann brauche ich auch keine Angst zu haben unterfordert zu werden oder?“, verspielt sah Yami mich an. „Keineswegs, mein Schatz“, stupste ich ihn genauso neckend an. „Ist das nicht der König der Duellanten? Der König der Spiele? Und er duelliert sich jetzt mit Kaibas kleiner Schwester?! Da bin ich mal gespannt!“, es sammelten sich immer mehr Fremde an, die durcheinander tuschelten. „Aber bietet uns wirklich eine gute Show, ihr zwei Turteltauben“, bemerkte Joey und der Pharao und ich gingen auf das Spielfeld. Wir befanden uns einander gegenüber, jeder auf einer Art Empore und zwischen uns, etwas abgesenkt, befand sich das eigentliche Spielfeld, auf dem die Abbilder der Karten, welche wir spielten projiziert wurden. „Bist du bereit, mein Schatz?“, fragte er hämisch grinsend. „Für ein Duell immer, wie sieht‘s mit dir aus?“ „Lass uns beginnen.“ „Ich fange an. Frauen haben bekanntlich den Vortritt“, scherzte ich und hob eine Karte vom Stapel ab. So duellierten wir uns in jeglicher ausgeglichenen Art und Weise nach den Regeln des Battle City Turniers. Da ich nicht dazu neigte, wie mein älterer Bruder, während eines Duells ständig Floskeln hin und her zu werfen, kamen wir auch wesentlich schneller voran. Obwohl sich Yami bestimmt an mir die Zähne ausbiss. „Was ist los, mein Herz? Möchtest du nicht doch lieber aufgeben, bevor ich dir deinen Titel streitig gemacht habe?“ „Das könnte dir so passen. Wir werden sehen, wer sich hier an wem die Zähne ausbeißt.“ Verwundert schaute ich ihn durchdringend an. Ich hatte das doch nicht laut ausgesprochen. Woher wusste er was ich dachte? Wie hatte er… Egal. Das konnte ich noch später mit ihm klären. Jetzt konzentrierte ich mich erst ausschließlich auf das Duell. Vielleicht hatte ich ohne es zu bemerken laut gedacht. Wie gesagt, das war im Moment egal und ich richtete meine Aufmerksamkeit wiederum auf das Spielfeld und meiner Strategie. Es war nicht dieses typische Katz und Maus Spiel, wie es bei Seto und mir immer der Fall gewesen war. Wir hatten eine derartige Ausgeglichenheit in unseren Spielzügen, dass es unwahrscheinlich Interessant sein musste uns zuzusehen. Um ehrlich zu sein würde ich nun auch viel lieber am Rand stehen und die Show genießen. Doch ich war mittendrin und hatte diesen Kampf auszufechten. Yami runzelte die Stirn, als glaubte er etwas wäre nicht mir mit in Ordnung und wir setzten unser Duell fort. Nur ein ungeschickter Zug meinerseits und er hätte gewonnen. Sobald er einen Fehler machte, währe es mein Sieg. Also hatten wir beide die vollste Konzentration an den Tag gelegt. Normalerweise war es meine Art einen Duellgegner so schnell wie möglich auszuschalten. Doch dieser Zweikampf machte mir so viel Spaß, dass er noch Stunden hätte andauern können. Dennoch war es so, dass im Endeffekt yami mir den Gnadenstoß gab. Es war vorbei und er war als Sieger hervorgegangen, auch wenn es erst nach einem Unentschieden ausgesehen hatte. Wir verließen das Spielfeld. „Danke, das war echt spannend und purer Nervenkitzel“, verbeugte ich mich vor ihm. „Lass uns das bald wiederholen. Du bist ein hartnäckiger Gegner“, lächelte er und umarmte mich. Sodann traten auch die Leute von der Clique zu uns heran und Joey wuschelte Yami durchs Haar: „So ist er unser Champion. Unbezwingbar.“ „An deiner Stelle würde ich mich geehrt fühlen, so etwas hat er noch nie nach einem Duell gesagt“, meinte Tristan an mich gerichtet. Irritiert hakte ich nach: „Das was Joey gerade sagte?“ Der dunkelhaarige Junge lachte: „Nein, das was Yami zu dir sagte.“ „Er sagt doch ständig, dass seine Gegner gut oder hartnäckig wären“, grübelte ich und sah Joey dabei zu, wie er sich weiter spielerisch über Yami her machte. „Hast du ihn jemals sagen hören, dass er das Duell bald wiederholen möchte, direkt nach Ende des Letzten?“, gab Tea nun hinzu. „Um ehrlich zu sein, habe ich ihn noch nie wirklich nach einem Duell gesehen. Immerhin bin ich noch nicht wirklich lange mit euch unterwegs.“ „Das zeigt uns, was für eine besondere Beziehung zueinander habt“, bemerkte Mai und wir schauten immer noch Wheeler dabei zu, wie er seine Kindheit austobte. Der Pharao spielte glücklich mit. Wenn sie wüssten, was das für eine Innigkeit war… Das erinnerte mich an die Aktion von ihm mit dem Gedanken lesen und ging schnurstracks auf ihn zu: „Mein Herz… Ich muss dich ja nun auf etwas ansprechen. Was sollte denn die Aktion mit den Zähnen ausbeißen. ich kann mich nicht erinnern so etwas laut gesagt zu haben.“ „Das kam mir auch merkwürdig vor. Als hättest du auf etwas von Sarah erwidert. Jedoch hatte sie zuvor nichts dergleichen erwähnt“, fügte Tristan hinzu. „Hast du nicht?“, verwundert schaute er mich an. Ich trat näher an ihn heran und flüsterte in sein Ohr: „Du hast meine Gedanken gelesen, mein Pharao.“ „Ich habe bitte was?!“, er fuhr zurück und sah sich nervös in der Runde um. Mindestens genauso geschockt wie er ließ ich jedoch Ausgeglichenheit nach außen walten. Er hatte sich auch schnell wieder gefangen und seinen Blick stur auf mich geheftet. Sodann schüttelte er den Kopf: „Das ist unmöglich. ich habe alles klar und eutlich gehört.“ „Kennt ihr diese Legende, von zwei besten Freunden, die nur durch einen Schlagabtausch jegliche Gedanken und Gefühle des anderen verstecken können?“, warf Joey ein. „So eine Legende gibt es?“, hinterfragte ich nervös. „Ja. Weißt du etwa nur nichts davon, weil es ausnahmsweise nichts mit dem alten Ägypten zu tun hat?!“ „Tristan“, beschwichtigte Serenity ihn. „Möchte sich noch jemand duellieren?“, gab Tea in die runde. Allgemeines Kopfschütteln. „Lass mich dich nach hause bringen“, meinte der Pharao sodann zu mir. „Ihr wollt jetzt schon gehen?“, erkundigte sich Mai. Ich war mindestens genauso verwundert wie sie über Atemus Worte. Dieser nickte nur und sah mich durchdringend an. Jedes Mal wenn er diesen Blick aufsetzte, dachte ich, er könnte durch mich hindurch sehen, was natürlich rein biologisch nicht möglich war, aber er soeben bewiesen hatte, dass er meinen Gedankengängen Wort für Wort folgen konnte. Wir verabschiedeten uns und ich folge Yami nach draußen. „Soll ich nicht die Limousine rufen?“, erfragte ich. Streng schüttelte er den Kopf, doch begann dann zu Lächeln: „Ich dachte, es wäre schön wenn wir einen Nachtspaziergang machen. Und du erzählst mit derweil von dem Gedankenleserkram nochmal in ruhe. Außerdem brenne ich darauf zu erfahren, was du genau damit erreichen willst mir diese Artefakte zu zeigen.“ „Was ich damit erreichen will?!“, empört blieb ich stehen. Verwundert bleib auch er einige Meter vor mir stehen und schaute mich an, woraufhin ich fortfuhr: „Also wenn du sie nicht sehen willst, sag es. Ich dachte du interessierst dich dafür und ich würde dir damit einen Gefallen tun. Wenn du das so negativ siehst, dann lassen wir das.“ Wir setzten den Weg fort. „Nein, nein. So war das nicht gemeint, mein Engel. Ich wollte nur..:“ „Ausdrücken, dass du meine Hilfe nicht brauchst und alles alleine rausfindest? Bitte! Tu dir keinen Zwang an, wenn du damit leben kannst, dass ich mehr weiß als du. Du bist echt engstirnig. Es geht nicht immer nur um dich, mein Lieber.“ „Das behaupte ich doch auch gar nicht. Was ist jetzt bitte dein Problem?“, seine Stimme war nun auch eine Tonlage höher als sonst. Energisch schüttelte ich den Kopf und stapfte weiter. Es ging nicht immer alles nur um ihn. Ich wollte uns beiden nur einen gefallen damit tun, damit er mein Wissen teilen konnte. Mich störte es nicht, wenn er so fixiert auf etwas war oder gar desinteressiert war. Mich störte seine Aussage, als wäre ich die Egoistin. „Hör auf zu Denken, Sarah. Ich kann leider alles mithören. Es tut mir Leid, das mache ich nicht mir Absicht. Ebenso muss ich mich für meine Aussage gerade entschuldigen. ich habe dies nicht so gemeint.“ Wie er es gemeint hatte und wie nicht, was mir momentan scheiß egal. „Hey! Was habe ich gerade gesagt?!“, keifte er böse. „Sorry. Aber Gedanken kann man nicht einfach ausschalten. Warum kannst du meine hören und ich nicht deine? Das ist ungerecht.“ Auf diesen Gedankengang hin beschloss ich in meinem schlauen Buch zuhause nachzuschauen, was man dagegen unternehmen konnte. Denn auf keinen Fall durfte das so bleiben, zwar hatte ich nichts zu verheimlichen, jedoch war es unangenehm zu wissen, dass ein anderer einem im Kopf herum spukte. Kapitel 22: Die drei Drachen ---------------------------- Kapitel 22 Die drei Drachen Am Hauptsitz der Kaiba Corporation angekommen, schloss ich auf und wir fuhren mit dem Aufzug hinauf. „Gehst du dann bitte schon mal die Treppe hoch. Ich bringe den ganzen Kram gleich“, bat ich in meinem Zimmer angekommen, was er daraufhin auch tat. Sodann hob ich eine Kiste unter meinem Bett hervor, welche ich mit hinaus nahm. Auf dem Tisch stellte ich sie ab und setzte mich gegenüber von Yami. Bevor ich auch nur Anstalten machte diese zu öffnen, schaute ich ihn abwartend an, ober auch wohl bereit war. Er nickte mir zu. Sodann hob ich den Deckel ab. Ganz unten lag das Buch, welches ich als Erstes heraus kramte. Dort waren jegliche Weisheiten zusammen gefasst, welche nichts mit den offenkundigen Tatsachen +über das alte Ägypten zu tun hatten, sondern mit Geheimnissen beispielsweise der Millenniumsartefakte. „Woher hast du das ganze Zeug?“, fragte Yami und griff nach einer vergoldeten Anubisstatue. „Das meiste hat mir Schah Dee gegeben und den Rest habe ich über die Jahre gesammelt“, entgegnete ich und durchblätterte das Buch. Suchend nach dem Spruch lies ich Yami den Rest der Kiste durchwühlen. Er hielt mir ein in Glassichtfolie laminiertes Stück Papyrus entgegen: „Was ist das?“ „Kannst du es nicht lesen?“ „Hm… ja. Atemu, der Pharao“, erwiderte er. „Wahrscheinlich stand dort noch viel mehr, jedoch ist der Rest entweder abgetrennt worden oder über die Jahre verwittert. Schließlich wüsste ich nicht, dass die alten Ägypter damals schon ein Laminiergerät hatten oder Ähnliches.“ Zuversichtlich nickte er und durchstöberte weiter. „Hier. ich habe es gefunden. Der Zauber mit dem du damals Seelen in die Millenniumsgegenstände eingeschlossen hast. Hier steht auch, wie man ihn rückgängig machen kann. Der Haken ist, dass man dadurch nicht nur eine sondern gleich alle Seelen wieder frei setzt. Und das gelingt nur, wenn man alle eurer Körper findet um die Seelen wieder hinein zu setzen.“ Verwirrt schaute er mich an und legte seinen Kopf schief: „Aber ein Körper ist doch sterblich und von den Überresten unserer dürften vielleicht noch höchstens Knochen übrig sein. Wenn überhaupt.“ Ich lächelte: „Du vergisst das damals die Leichname von hochrangigen Persönlichkeiten mumifiziert wurden. Gewebe dürfte keines mehr existieren. Die Knochen dürften aber gut in stand sein.“ „Es ist mir egal, in was für einem Zustand meine Knochen sind, weißt du wie unangenehm das über sich selbst zu hören ist?! Außerdem habe ich nicht vor als Skelett umher zu wandeln?!“, bemerkte er böse. „Reg dich ab, Atemu. Du wirst nie so rumlaufen müssen. Dein Gewebe ist in Sekunden wieder hergestellt nach Einsetzung deiner Seele. Vertrau mir; Schatz.“ „Nein. Egal was für Vorteile es bringt, mein Engel. ich kann das nicht. Außerdem… gib mal her!“, schnappte er sich das Buch. Es war nicht auf Englisch geschrieben, sondern auf altägyptisch. Doch ich war natürlich sicher, dass er es ohne Probleme lesen konnte. „Sarah? Da steht nichts von Körpern… was redest du?“, kniff er misstrauisch die Augen zusammen. „Entschuldige. Ich wollte mir einen kleinen Scherz mit dir erlauben. Es war nicht böse gemeint.“ „Ein Scherz? Ein Scherz?! Willst du mich verarschen?! Das ist nicht lustig!!“, haute er mit seinen Handflächen auf den Tisch. Erschrocken wich ich zurück, nahm das Buch und packte alles weg und fort. „Sarah, warte…“ „Was?!“, starrte ich ihn nun auch gereizt an, „es ist mir wichtig Atemu. Es tut mir Leid, wenn ich dich überrumpelt habe. Ich wollte ich auch nicht mit meinem Gerede verärgern. Es war nur ein Scherz.“ „Es ist mir auch wichtig, dass wir einander genießen können. Aber das war gerade ziemlich schwarzer Humor auf meine Kosten. Ich möchte nicht über meine eigene Leiche nachdenken, würdest du auch nicht wollen oder?“ Noch ein weiteres Mal entschuldigte ich mich nicht und räumte einfach nur weg. „Komm her“, hielt er mir einen Arm hin und zog mich an sich, als ich sie entgegen genommen hatte. „Komm schon. Lass uns nicht streiten. Ich möchte nicht, dass wir so miteinander umgehen“, meinte er. „Ich doch auch nicht: Immerhin dachte ich, ich würde dir einen Gefallen tun…“ „Dazu bist du nicht verpflichtet. es genügt mit vollkommen, dass du da bist und mich unterstützt. Lass uns das vergessen. Küss mich, Sarah.“ „Nein…“ „Nein?“, verwundert sah er mich an. Ich schlang meine Arme um ihn: „Sorry, Babe. Nicht immer benehme ich mich so rein, wie du es bist.“ „Ich bin vollkommen auf deiner Seite, das weißt du“, strich er mir über meinen Oberschenkel und holte sich einen Kuss, welchen er sich wohl verdient hatte. „Komm, lass uns noch eine Runde spazieren gehen.“ „Nein. Wir bleiben hier. Ich möchte nun alleine, so lange es noch möglich ist, Zeit verbringen.“ Von seinem begierigen Blick verfügt, setzte ich mich schräg auf seinen Schoß, sodass ich ihn noch gut ins Gesicht schauen konnte. Vielleicht war ja heute der letzte Tag an dem ich ihm so nahe sein konnte. Es warteten schließlich Kämpfe gegen das Böse vor uns. Wir küssten uns innig. Etwas erleuchtete das Zimmer und tauchte es in verschiedene Farbtöne, die wie ein Regenbogen aussahen, jedoch sich zu bewegen schienen. Ich erhob mich und ging näher an das Fenster: „Was ist das? Es sieht aus wie die Polarlichter, aber das ist unmöglich.“ Gerade während ich mich zu Atemu drehte, um seine Meinung hierüber zu hören, erschrak ich. Er war verschwunden. „Pharao? Wo bist du?“, hektisch sah ich mich im raum um. Vielleicht war er hinunter gegangen ohne dass ich es bemerkt hatte. Aufgrund der kurzen Zeitspanne war dies wohl eher unrealistisch, jedoch irgendeine logische Erklärung für sein Verschwunden musste es wohl geben. Die Treppe hinunter stürmend bemerkte ich schon recht zeitig, dass er nicht dort war. Wohin konnte er verschwunden sein? Hysterisch durchkämmte ich meinen Wohnbereich, doch konnte ihn nirgends finden. Es musste etwas mit den Lichtern zu tun haben. ich entschloss mich, hinaus auf die Straße zu gehen, damit sich das Phänomen genauer anschauen ließ. So ging ich hinaus. Eine aufgewühlte Tea kam zusammen mit Serenity die Straße entlang gerannt: „Joey ist verschwunden! Von einer auf die anderen Sekunde! Wo ist Yugi? War er nicht bei dir?!“ Sie waren total außer Atem und ich rannte ihnen ein Stück entgegen: „Doch, aber mit ihm ist dasselbe passiert.“ Gemeinsam sahen wir zu Himmel, woraufhin die Tänzerin unseren gleichen Gedanken aussprach: „Es muss etwas mit diesem Lichtern zu tun haben.“ „Seto…“, fiel mir ein und stürmte wieder in den Komplex und in sein Appartement. Sein Bett war benutzt worden, doch er unauffindbar. Auch in seinem Büro keine Spur. Mokuba schlief friedlich. Aufgewühlt ging ich wieder hinunter. „Habt ihr Tristan erreicht? Geht es wenigstens ihm gut?“, fragte ich nervös. Zitternd nahm ich eine Zigarette hervor. „Ja, er ist zuhause und schläft“, antwortete Serenity. „Also sind insgesamt 3 Leute wie vom Erdboden verschluckt“, fasste ich zusammen und mein Atem wurde noch unruhiger. Von Angst erfüllt lief ich die Straße auf und ab. In meiner Hosentasche vibrierte es. Hektisch zog ich das Mobiltelefon hervor: „Seto!“ „Wo steckst du? Komm in mein Büro sofort!“, befahlt er strikt. „Du bist wieder da?! Wo warst du?! Du warst verschwunden. Ich habe mir Sorgen gemacht!“, seufzte ich erleichtet jedoch noch etwas aufgedreht. „Komm einfach her“, bat er monoton und legte auf. „Einer ist wieder da… vielleicht Joey und Yugi auch“, erklärte ich an die anderen gerichtet. „Wir werden noch Joey sehen. Kümmerst du ich um Yugi?“, erkundigte sich Tea. „Mach ich. Sag mir Bescheid, ob alles wieder in Ordnung ist, okay?“, bat ich und stürmte hinein. Als Erstes ging ich in mein Appartement um nach Yami zu sehen. Er saß mit einer leuchtenden DuellMonsterkarte in der Hand im Raucherraum. „Was ist passiert?“, fiel ich ihm um den Hals. „Wir waren in der Welt der Duellmonster wegen Dartz. Uns wurden mächtige Kreaturen, also Monsterkarten zugeteilt, welche uns unterstützen sollen: Diese Monster, also deren ganze Welt wird durch diesen Dartz ebenfalls bedroht.“ „Eine Monsterwelt?!“, ungläubig starrte ich ihn an und daraufhin auf die leuchtende Karte in seinen Händen. Das Auge des Thimäus. Er nickte und es schien so als wolle er auch nicht wirklich glauben, was ihm wiederfahren war: „Eine Welt in der die Karten echt sind.“ „Ich habe ja schon viel erlebt und mitbekommen, was es für ungewöhnliche magische Dinge auf dieser Welt gibt. Aber eine parallele Ebene in der solche Wesen leben sollen, erscheint mir doch gar unglaubwürdig und abstrakt.“ „Diese Drachen sollen vor 10.000 Jahren schon mal gegen die Bestie die sich Leviatan nennt, welche Dartz erwecken möchte, gekämpft haben. Im alten Atlantis.“ Mit gerunzelter Stirn trat ich sodann zurück und erklärte, dass ich noch zu Seto müsse um nach ihm zu schauen. Er würde dies bestimmt überhaupt nicht verkraften. Wahrscheinlich fragte sich dieser schon, wo ich verblieb. Er nickte und wollte sodann zu Joey und den anderen. ich versprach nachzukommen sobald ich fertig war. Im Aufzug trennten sich unsere Wege und er gab mir zum Abschied einen Stirnkuss. „Pass auf dich auf“, flüsterte ich und verließ den Fahrstuhl. „Wo bist du denn so lange gewesen?“, fragte Seto gereizt. „Entschuldige. Du warst nicht der Einzige, der dies so durchlebt hat“, erwiderte ich und setzte mich auf die ihm gegenüberliegende Seite des Schreibtisches auf einen Stuhl. „Du weißt es schon?“, hinterfragte er. Ich nickte während ich erwiderte: „Ist irgendwie nicht ganz nachvollziehbar. Was meinst du dazu?“ „Irgendeine schlechte Projektion, wenn du mich fragst. So etwas ist nicht möglich“, erwiderte er. nachdenklich griff ich nach der Karte, die zwischen uns lag: „Wie erklärst du dir dann, dass die Karte nun wirklich in deinem Besitz ist? Die Kralle des Critias.“ Widerwillig zuckte er mit den Achseln: „Erklär du mir es.“ „Wenn du es nur für einen virtuellen Gag hältst, kann ich dir darauf keine Antwort geben. Wenn das Ereignis jedoch real war, dann weißt du wahrscheinlich selbst, wie.“ Nach eintretender Stille sagte ich dann: „Wie auch immer. Entscheide dich für eine Version deiner Wahl. Wenn du meine tatsächliche Meinung hören möchtest, denke ich, dass euch das wirklich passiert ist und was auch immer euch gesagt wurde, es entspricht der Wahrheit. Ich muss nun zu Yami und den Anderen. gibt es sonst noch etwas, worüber du mit mir sprechen wolltest?“ Er schüttelte den Kopf: „Lass dich nicht von ihnen manipulieren und pass gut auf dich auf. Morgen ist Arbeiten angesagt, also komm nicht so spät.“ „Ich versuche es. Komm lass dich noch mal drücken, Bruderherz“, ging ich auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. Er streichelte mir über den rücken und dann verabschiedete ich mich. Bevor ich zur Tür hinaus ging, rief er mich nochmal beim Namen. Zögerlich drehte ich mich um und starrte ihn fragend an. „Schon gut. Es war nicht so wichtig. Gehe nur.“ Verdutzt und verunsichert drehte ich mich wiederum um und wallte meines Weges. Auf dem Weg in die Innenstadt rief ich Tea, welche die Einzige außer mir mit einem Handy war, an: „Wo seid ihr?“ „Bei Joey in seiner Wohnung.“ „Wo liegt die?“ Sie gab mir eine mündliche Wegbeschreibung und ich beendete das Telefonat. Dort angekommen betätigte ich die Klingel und nach dem Surren des Türöffners lief ich zwei Etagen die Treppen hinaus. „Komm rein“, hatte Joey schon an der Wohnungseinfangstür gewartet. Ich folgte seinem Angebot und setzte mich in das Wohnzimmer, in dem Tea und Yugi saßen. Momentan war er in seiner ursprünglichen Gestalt anwesend. „Und? Konntest du mit Kaiba sprechen?“, fragte Joey ernsthaft interessiert. „Ja. Er ist so abweisend wie immer solchen Ereignissen gegenüber. Mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit kann ich nun nicht festlegen, wie sehr ihn das überrumpelt oder gar berührt hat.“ „Verstehe.“ „Was mach en wir jetzt?“, erkundigte sich Tea. „Abwarten. Möchte jemand einen Tee?“, fragte der Wohnungsbesitzer. Wir nickten zeitgleich und er verschwand in der Küche. Das Summen eines Wasserkochers erklang nach kurzer Zeit. „Wo ist Serenity?“, erkundigte ich mich. „Zuhause. Sie ist noch so jung um bis in die tiefe Nacht auszubleiben“, bemerkte Yugi. Verständlich nickte ich. Sie wohnte schließlich noch bei ihrer Mutter und so viel ich wusste, war das Verhältnis zwischen ihm und ihr nicht so geprägt von guten Ereignissen. Als Kinder waren die beiden voneinander getrennt worden und Joey war bei seinem Vater aufgewachsen. In diesem Moment fragte ich mich, wo dieser steckte, denn wie es schien wohnte unser Kamerad hier alleine. Derweil kam der Wohnungsbesitzer mit einer Kanne Tee und Tassen hinaus und schenkte uns ein. „Was für einen Tee hast du hier aufgesetzt?“, erkundigte ich mich und roch an der Tasse, aus der Qualm hervor stieg. Es war ein angenehmer süßer Geruch. „Kamille mit Honig. Falls noch jemand Süßstoff oder Zucker möchte, sagt bescheid“, lächelte Joey und nahm sodann Platz. „Was ist nun genau geschehen? Ihr wart in dieser Monsterwelt und habt Karten verteilt bekommen. Wie sieht es dort aus und war das eine Erklärung für die Lichter?“, erkundigte ich mich übereifrig. Tea war wohl schon in alles eingeweiht und lehnte sich zurück, während Joey erzählte: „Das schwarze Magiermädchen führte uns und flehte uns um Hilfe an. Wir waren in einem Saal, in welchen drei in Kristall eingeschlossene Drachen standen. Jeder von uns war dazu bestimmt worden ein Schwert, von denen es ebenfalls drei Stück gab aus einem Geschöpf heraus zu ziehen. nach dem Erhalt des Schwertes erwachten die Kreaturen zum leben und dann wurden wir wieder zurück gebracht, worauf wir die Karten in Händen hielten. Die Lichter waren ein Hilferuf aus deren Welt. Sie waren der Grund weshalb wir dort hin gelangten.“ „Warum ausgerechnet mein Bruder? Der Pharao ist nun immer ein wesentlicher Bestandteil, du bist quasi sein Anhängsel. Aber mein Bruder…?“, grübelte ich und sah verunsichert zu Boden. „Hey! Joey Wheeler ist mehr als nur ein Anhängsel! Dieses Mal rette ich die gesamte Welt.“ „und du glaubst, dass du gegen Dartz auch nur den Hauch einer Chance hast? Du bist dir doch darüber im Klaren, dass er noch viel stärker ist als Marik oder die bisherigen Gegner.“ Er schwieg. „Ich glaube Kaiba war damals im alten Ägypten eine so große Rolle als Widersacher des Pharaos, sodass er hier auch nicht entbehrlich ist“, bemerkte Yugi. „Gegen den Pharao sind alle sowieso nur wie die Bauern in einem Schachspiel“, verglich Tea und gab hiermit ein großes Eingeständnis ab. „Eine absurde Vorstellung, wenn du mich fragst“, gestand Joey. „Der Pharao denkt wahrscheinlich ganz anders darüber. Für ihn sind wir alle, jeder einzelne Mensch auf der Erde wertvoll“, legte ich dar. „Das ist wahr“, nickte Yugi. „Seht ihr. Und er kennt ihn am Besten“, grinste ich. „Das liegt wohl daran, dass ich gerade selbst gesprochen habe, Sarah.“ „Oh…“, verdutzt sah ich ihn an, dann peinlich berührt zu Boden. Mein zweites Ich meldete sich seit Langem mal wieder zu Wort: „Bitte, Sarah. Lass mich nur dieses eine Mal kurz übernehmen!“ „Wieso?“ „Ich habe etwas zu diesem Thema hinzuzufügen bzw. euch und insbesondere dem Pharao zu übermitteln. Es geht um Dartz.“ „Kann ich das nicht für dich weitergeben?“, entgegnete ich genervt. „Das könntest du, aber bitte lass mich nur dieses eine Mal raus“, flehte sie. Dieser Dialog spielte sich fern von den anderen ausschließlich in meinem Unterbewusstsein ab. Widerwillig überließ ich ihr die Kontrolle über meinen Körper, konnte jedoch alles aus einer Seitenperspektive mit sehen. Geschockt sah Yami sie an. Ob er sie wohl erkannte? Nein, das war unmöglich, schließlich hatte er jegliche Erinnerung an damals verloren. Oder er war durch die gemeinsame Vision, die wir beide durchlebt hatten verblüfft von der Genauigkeit, Präzision der Visionen und das sie nun als ein Teil dieser Vergangenheit vor ihm stand. „Hallo, mein Name ist Sylv. Ich teile mit Sarahs Körper und bin der Geist, der in der Millenniumswaage eingeschlossen wurde. Damals war ich die Kellnerin und Magd des Pharaos. Zu eurem Thema von Dartz und dem alten Atlantis kann ich ein paar Fakten hinzu geben. Hört einfach genau zu. Damals im alten Ägypten gab es diesen Mann schon. Wie ihr vielleicht wisst, sammelt er schon lange Seelen der Menschen. bereits damals hat er es schon auf die überaus mächtige Seele des Pharaos abgesehen. Heute, in der Gegenwart, hat er wahrscheinlich beschlossen sie sich zu holen. zum damaligen Zeitpunkt war dies nicht möglich. Keiner der Leute früher wusste, wieso leere Hüllen von Körper in Massen gefunden wurden. In irgendeiner Art und Weise schaffte Dartz es nicht geschnappt bzw. erwischt zu werden. Er hat sich entschlossen in dieser Zeit alles preis zu geben, denn welche Polizei, welcher Richter oder gar gesamte Staat würde in der Neuzeit eine derart abgedrehte Geschichte glauben?“ Yami schüttelte den Kopf: „Warum soll ich dir gewähren, auch nur noch ein weiteres Wort zu sprechen? Du scheinst mir keine sonderlich vertrauenswürdige Person zu sein.“ „Weil meine Worte euch interessieren könnten, mein Pharao“, belehrte sie ihn. „Hör auf Sylv!“, meckerte ich und wolle wieder übernehmen. „Warte, lass mir noch einen Augenblick“, bat sie und hob abwehrend ihre Hände. „Dann leg los mit deinen Informationen“, ungeduldig beugte sich Yami vor und warf seinen Kameraden einen prüfenden Blick zu. Er konnte Sylv anscheinend schon vom ersten Augenblick an nicht sonderlich leiden. „Er arbeitet nicht alleine. Er wird sich Untertanen suchen, soweit er diese noch nicht besitzt. Sie werden vielleicht auch aus euren Kreisen stammen. Seine Gabe ist es Menschen zu manipulieren und das Böse in ihnen zum Vorschein zu bringen. Dies schafft er mithilfe eines Siegels. Mit diesem verschlingt er das Böse der Seelen der Menschen. Mein Pharao, ihr seid durch und durch gut. Lasst nicht zu, dass das Böse in euch zum Vorschein kommt, denn nur dieser Teil von euch kann eure Seele verzehren. Eine Niederlage ist nicht verkraftbar für euch, mein Herrscher oder?“ Geschlagen sah er mit zusammen gepressten Lippen, gerunzelter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen zu Boden. „Es ist wegen mir, nicht wahr? Über mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich komme klar. Konzentrier dich einfach auf deine Aufgabe und höre auf leichtsinnig zu werden, denn das bringt uns nicht weiter“, ließ ich Sylv keine Sekunde länger am Drücker. Er sah mich an und in seinen Augen funkelte große Verzweiflung. Als ich ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte, schlugen die Zweifel in pure Leidenschaft, Verehrung und Liebe um. „Tea, Tristan und Joey sind ja auch noch da. Wir stehen alle hinter dir, das weißt du auch. Also mach dir keine Sorgen. Atemu.“ Nickend erhob er sich: „Alles klar. Ich bringe die kleine Prinzessin noch nach Hause und dann gehe ich schlafen. uns stehen harte Zeiten bevor.“ Schnell trank ich meinen Tee aus, bedankte mich bei Joey und verabschiedete mich. Förmlich zog mich Yami am Handgelenk hinaus. Er sah nicht so aufgewühlt aus, wie er wohl tatsächlich sein musste. „Was ist los?“, erkundigte ich mich einfühlend, als er mich immer noch ziehend durch die Straßen führte. Was war bloß in ihn gefahren?! Schnell ließ er mein Handgelenk los und ging immer noch schnellen Schrittes weiter. „Entschuldige mich. Das war gerade etwas zu viel für mich“, erklärte er ein wenig verstört. Widerwillig zuckte ich mit den Schultern und setzte an etwas zu sagen, doch er unterbrach mich in dem er fort fuhr: „Als ich sie gesehen habe, ist mir so einiges klar geworden. Sie erschien mir so eiskalt und unberechenbar. Da frage ich mich, ob wohl alle Seelen, welche in den Millenniumsgegenständen eingeschlossen wurden so bösartig sind. bis jetzt sind fast alle Besitzer von diesen oder zumindest die Geister von der Dunkelheit ummantelt gewesen. Kannst du dir einen Reim daraus machen, wie ich mich fühle?“ Selbstverständlich konnte ich ihn verstehen und das Empfinden nachvollziehen. Was mir jedoch unerklärlich erschien, war die Tatsache, dass Yami Sylv mit beispielsweise Marik unter einen Hut steckte. Auch wenn er sie jetzt bei der ersten Begegnung so eingeschätzt hat, war sie keineswegs böse. Das wusste ich, weil ich alle Gedanken mit ihr teilte. „Voll und ganz, Atemu. Jedoch ist Sylv keinesfalls so wie Bakuras oder Mariks Geist. Außerdem war Pegasus schon immer von Natur aus unstreitig falsch eingestellt im Bezug auf was richtig oder nicht ist. Deshalb sehe ich keinen Grund zur Sorge, diesen Gedanken auch auf alle anderen zu projizieren. Vor allem weiß ich am Besten wie Sylv ist und nur weil sie so forsch geklungen hat, bedeutet das nicht, dass sie immer so ist. Ach ja… genauso weiß Yugi, dass du ein guter Mensch bist. Wenn du Selbstzweifel hegst, ist das normal. jeder mach auch mal Fehler, selbst du, als der allmächtige Pharao. Du bist nur ein Mensch, Yami. Kein Gott, der perfekt ist.“ Lange rede kurzer Sinn. Was er sich so zusammen spann, waren alles nur Hirngespinste. Völlig wertlos und irrelevant. Zwar war sein Gedankengang einfach nachzuvollziehen, aber seine Schlussfolgerung recht unsubstantiiert. In den Minuten, die zwischenzeitlich verstrichen, ließ er sich wohl meinen Vortrag nochmals durch den Kopf gehen und ich war mir völlig sicher, dass in seinem Innern, mir der kleine Yugi voll und ganz zustimmte. „Und ich warne dich. Du hast mich schon am Haken. Wage es dich nicht meine Erwartungen zu enttäuschen oder mich wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Gehe ins Bett, ruhe dich aus und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Das ist ein Apell, keine Bitte. nur eins sollst du wissen, wenn du nun nach hause gehst. Ich vertraue dir. Die ganze Menschheit vertraut dir. Es ist nicht notwendig dies als Last anzusehen. Es ist ein Geschenk an dich. Lass dich nochmal drücken. Jetzt habe ich dich aber genug zugetextet.“ „Danke“, legte er seine Arme um mich. Wir waren vor dem Gebäude, welches mein Zuhause war, angekommen. „Es gibt nichts wofür du dich bedanken brauchst. Wir sein ein Team, zu dem auch Joey, Tristan, Tea, Mai, Serenity, selbst mein Bruder... ich könnte diese Liste endlos weiter führen, hinzuzählen. Gute Nacht“, ich gab ihm einen flüchtigen Kuss und wollte im Haus verschwinden. Auf halben Weg stoppte er mich, da er mir hinterher gelaufen war: „Sarah… Danke, dass du meine Seele erleuchtet hast.“ Behutsam legte ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen und machte ein sanftes zischendes Geräusch: „Wie gesagt. Es gibt keinen Grund sich zu bedanken. Geh nach Hause, Atemu.“ Er ließ mich widerwillig gehen und wartete bis ich im Haus verschwunden war. Angestrengt ließ ich mich in mein Bett fallen und schließ ohne eine Möglichkeit mich umzuziehen ein. Der Tag hatte mich so ausgelaugt, dass ich erst wieder erwachte, als man mich unsanft weckte. Kapitel 23: Erscheinende Monster -------------------------------- Kapitel 23 Erscheinende Monster „Ich hatte dich gewarnt, dass du nicht allzu lange weg bleiben sollst. Steh jetzt auf du Faulpelz, die schönen Tage sind vorbei. Ab an die Arbeit. Es gibt viel zu tun.“ Widerwillig grummelte ich und zog die Bettdecke über meinen Kopf. Unsanft wurde diese sogleich von mir weggerissen: „Auf jetzt! Meine Geduld ist ziemlich erschöpft. Es bleibt keine Minute länger zum Faulenzen. Wenn du nicht sofort in die Gänge kommst, werde ich härtere Geschütze auffahren!“ Mein großer Bruder stand neben mir und hatte seine Hände in die Hüften gestemmt. Kein schöner Anblick am frühen Morgen. Piepsend streckte ich mich und setzte mich auf, während ich meine müden Augen rieb: „Immer diese leeren Drohungen am frühen Morgen.“ „Sarah!“, knurrte er böse und griff nach meinem Oberarm. Ausweichend fuhr ich zurück und an ihm vorbei zu meinem Kleiderschrank: „Willst du mich jetzt auch noch beim Duschen anspornen oder darf ich…“ „Schweig und beeil dich einfach! Wir sind spät dran“, befahl er und verließ den Raum, indem er die Tür hinter sich zu schlug. Ich schnappte mir ein Kostüm, das auf einem Kleiderbügel hing, hüpfte unter die Dusche und knappe 15 Minuten später war ich schon unterwegs zum Büro meines Bruders. „Dann können wir ja endlich los fahren. Komm, die Limousine wartet schon“, stöhnte er entnervt und wir gingen zusammen hinab. „Wo fahren wir hin?“ „Tja, wenn du nicht nur die ganze Zeit Party machen im Kopf hättest, wüsstest du es. Wegen dieser Lichter sind überall DuellMonster aufgetaucht. Aufgrund dessen sind erhebliche Vorwürfe gegenüber der Firma aufgetreten, die den guten Ruf schädigen könnten. Man macht unsere Projektoren und erfundenen Geräte dafür verantwortlich. Dazu muss nun eine Stellungnahme unsererseits erfolgen.“ „Und wieso muss ich da mit?“, beschwerte ich mich. „Weil du im Außenverhältnis der Firma agierst. Und weil du nicht nur als Sekretärin, sondern auch als Verwalterin für Produktion und Installation verantwortlich bist“, bemerkte er und sah mich abfällig an. „Im Innen- und im Außenverhältnis gleichzeitig zu fungieren ist echt beschwerlich“, seufzte ich. „Ich warne dich. Versuch so drakonisch zu sein, als irgend möglich“, drohte er nochmals und legte seine Hand auf meine Schulter. „Jetzt begreife ich, weshalb du dich so schick gemacht hast“, kicherte ich und nahm seine Hand von meiner Schulter und hielt diese in einem festen Griff: „Hör zu. Ich weiß, wie ich die Firma zu repräsentieren habe, mach dir da mal keine Gedanken und auf Fragen der Presse kann ich spontan und aussagekräftig dagegenhalten.“ Er nickte, nahm seine Hand aus meinem Griff: „Das würde ich an deiner Stelle auch anstreben, meine Liebe. Sonst beziehst du massiven Ärger.“ Ich liebte das böse Funkeln in seinen Augen, wenn er aggressiv wurde. Ohne jegliches weitere Kommentar abzugeben, nickte ich stumm und die Limousine hielt an. Die Tür wurde geöffnet und wir stiegen aus. Mit einem stolzen Lächeln marschierte ich an der Seite meines großen Bruders den abgesperrten Bereich entlang. Schon auf dem Weg zum Podest wurden wir fleißig fotografiert. Anfangs blieb ich neben der Erhöhung stehen und ließ Seto seine Rede halten. „Ich kann ihnen versichern, im Namen des guten Rufes der Kaiba Corporation, dass unsere Geräte nichts mit den Erscheinungen dieser Hologramme zu tun haben. Aufgrund einer drahtlosen Verbindung zu jeder einzelnen DuellDisk und neuster Technik ist es uns möglich jeden Fehler im System aufzufinden. Die Kaiba Corporation steht für Perfektion, weshalb Sie selbstverständlich keine Fehler finden werden. Über weitere technische Einzelheiten wird sie die reizende junge Dame zu meiner Linken aufklären. Danke schön.“ Er verließ das Podest, wir tauschten die Plätze. Mit einem aufgesetzten verspielten Lächeln begann ich mit meiner Rede. Zwar war ich vollkommen unvorbereitet, aber das musste ja keiner wissen. Also legte ich direkt los. Meine Mimik war freundlich doch meine Stimme fest und bestimmt. Niemals eine Rede mit „Ich“ anfangen. Das hatte Seto zwar getan, das wollte ich jedoch vermeiden: „Als Beauftragte für Entwicklung, Produktion und Installation meine Damen und Herren, kann ich Ihnen versichern, dass bei uns sehr viel wert aufs Detail gelegt wird. Keine unserer Anfertigungen wird ohne eingehende Überprüfung auf den Markt gebracht. Kompatibilität steht nur an zweiter Stelle, denn die Sicherheit unserer Kunden und Nutzer muss gewährleistet sein. Dank eines integrierten Chips in jeder DuellDisk ist es uns möglich Anomalien festzustellen und laut Seriennummer direkt herauszufinden, wer der Besitzer ist und wo dieser sich in diesem Moment befindet. Jeder Nutzer wird hierauf hingewiesen, dass er sich in unserem System eintragen lassen muss. Ein Fehler von einem solch enormen Ausmaß, wie der Kaiba Corporation zum momentanen Zeitpunkt unterstellt wird, ist eine bodenlose Frechheit. Sehr verehrte Damen und Herren, wir sind Nummer 1 in der Herstellung und Vermarktung von Spielartikeln und -zubehör. Dies ist nicht ohne Grund so. Sein Sie versichert, diese Geschöpfe sind kein Verschulden unserer Firma. Danke schön.“ Seto legte einen Arm um meine Schulter und wir stiegen wieder in die Limousine. „Das hast du super gemacht, dafür dass du nicht vorbereitet warst. Einen Tick besser wärst du vielleicht gewesen, wenn du etwas geplant hättest.“ „Glaub mir, ich hätte noch stundenlang weiter argumentieren können, aber das ist nicht Sinn und Zweck der Sache. Fakt ist, unser Name ist wieder rein und soll dies bleiben.“ „Das siehst du vollkommen richtig, Schwesterchen. Ich bin stolz auf dich. Wie war es gestern noch unterwegs?“ Dieser Mann brachte mich irgendwann noch um den Verstand. Er war wie ausgewechselt, wenn man an sein Verhalten vorher dachte. Vielleicht sollte ich ihm mal den Tipp geben, sich von professionellen Ärzten untersuchen zu lassen, denn das was er sich gerade leistete grenzte beinahe schon an Schizophrenie. „Ging so. Ich würde nun gerne in Erfahrung bringen, woher diese Kreaturen wirklich stammen. Yugi sagte, es wäre wegen dieser Monsterweltgeschichte. Vielleicht hat es ja auch den Grund, dass Pegasus uns eins auswischen wollte“, dachte ich laut nach. Nicht einverstanden mit der Erklärung schüttelte er den Kopf: „Ich glaube kaum, dass er über die Mittel verfügt, so etwas zu erstellen. Einerseits verstehe ich die Menge, dass sie uns dafür die Verantwortung aufzuerlegen versuchen, weil wir auch die einzige Firma sind, welche in der Lage wäre, so etwas zu erschaffen.“ „Pegasus hat viel Macht“, wand ich ein. „Ja, Sarah. Aber nicht die materiellen Voraussetzungen zur Verfügung um das zu schaffen.“ „Wie und wer dann?“, hinterfragte ich und schüttelte den Kopf. Das logische und klare Denken fiel mir in diesem Moment sehr schwer. Meine Konzentration hatte nachgelassen. Deshalb kam mir auch nur noch die Erklärung von Yugi in den Sinn, welche natürlich völlig schwachsinnig klang. „Das herauszufinden liegt nicht in oberster Priorität. Wichtig ist nur, die Schuld von uns abzuweisen. Darf ich dich darum bitten, dem auch deine vollste Aufmerksamkeit zu widmen? Natürlich auch weiterhin die Planung und den Papierkram zu regeln. Fahr in die Kaba Corp. und ran an die Arbeit. Ich habe derweil noch anderes zu regeln.“ Am Hauptsitz angekommen wurde ich vor die Tür gesetzt. in mein Büro stolzierend ließ mich die Frage nach dem „wer“ nicht los. Dennoch strengte ich mich vollkommen an meine Konzentration ausschließlich auf die Arbeit zu legen, was sich natürlich als sehr schwer herausstellte. Vielleicht war es Dartz, der sich versuchte in unsere Firmenverhältnisse einzumischen. Völlig unsubstantiiert war dies nicht. Immerhin hatte er ebenfalls versucht die Firma aufzukaufen, um uns dadurch in Mitleidenschaft zu bringen. So wählte ich die Festnetznummer von Yugi. Sein Großvater nahm nach wenigen Freizeichen ab: „Muto’s Spielladen. Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Kaiba am Apparat. Ist Yugi auch zuhause?“ „Ah, hallo Sarah. Ja, einen Augenblick ich rufe ihn.“ Er versetzte mich in die Warteschleife, bis Yugi sich meldete: „Hi. Ich habe gerade deinen Auftritt im Fernsehen gesehen. Du willst mich doch bestimmt fragen, ob ich weiß, wer damit etwas zu tun haben könnte.“ „Das stimmt nicht ganz. Meine Frage würde sich eher darauf belaufen, ob du ebenfalls glaubst, dass Dartz etwas damit zu tun hat“, verbesserte ich ihn und lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück. Er räusperte sich: „Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Immerhin will er die Monster besiegen, weshalb sollte er sie dann herbeirufen. ich glaube eher, dass es mit einem Ungleichgewicht zu tun hat, weshalb sie in die Menschenwelt kommen. Sie spüren wohl, was Dartz vor hat, wenn er nicht schon seine Vorbereitungen abgeschlossen hat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)