Hanging By A Moment von SarahSunshine (Naruto OS-Sammlung | NEU: Neji x Hanabi) ================================================================================ Kapitel 7: I'm not him (Teil 1) ------------------------------- Der zehnte Februar. Der Tag, an dem eine loyale, ehrliche und zugegebenermaßen auch ein wenig nervige Person geboren wurde: Obito Uchiha. Ein mutiger Junge, der alles für seine Freunde tat. Der alles tat, um sie zu schützen, selbst wenn das bedeutete, sein eigenes Leben zu geben. An genau diesem Tag, dem heutigen zehnten Februar wäre Obito Uchiha achtzehn Jahre alt geworden, doch leider war dem nicht so, denn vor fast fünf Jahren war er im Kampf gefallen. Seine Teamkollegin Rin, für die er gekämpft, die er beschützt und geliebt hatte, war an diesem Nachmittag auf den Straßen Konohas unterwegs. Die Kunoichi steuerte einen ganz bestimmten Laden an: Den Blumenladen der Familie Yamanaka. Als sie niemanden hinter der Theke ausmachen konnte, beschloss sie sich ein bisschen umzusehen und einfach zu warten, bis jemand auftauchen würde. Während sie das tat, kam ein kleines Mädchen mit hellblondem Haar und großen blauen Augen auf sie zu. „Wer bist du denn?“, fragte sie neugierig an die Ältere gewandt. Daraufhin drehte Rin ihren Kopf zu dem Kind und ging lächelnd in die Hocke. „Ich bin Rin. Und wer bist du?“ „Ich bin Ino!“, rief das Mädchen aus und streckte ihre Hand in die Höhe, zeigte drei ihrer Finger. „Und ich bin drei Jahre alt.“ „Freut mich, dich kennenzulernen, Ino.“ Die Dreijährige drehte sich grinsend um sich selbst, woraufhin ihr mit Blumenmustern besticktes, gelbes Kleid zu wehen begann. „Bist du ein Ninja?“, fragte sie neugierig weiter. „Mein Papa ist ein Ninja! Er ist der beste Ninja unseres Clans!“ Wieder konnte Rin nur lächeln. „Ja, ich bin auch ein Ninja. Und ich bin mir sicher, dein Papa ist sehr stark.“ Das freundliche Gespräch der beiden wurde unterbrochen, als Inoichi Yamanaka in den Laden trat. „Ino! Ich habe dich schon überall gesucht!“ Er nahm das junge Mädchen, das ihm ausgebüchst war, auf seinen Arm. „Hallo, Rin. Kann ich dir helfen?“ „Ich möchte ein paar Blumen kaufen.“ Sie entschied sich für einen Strauß weißer Nelken. Während Inoichi ihr die Blumen einpackte, beobachtete seine Tochter ihn begeistert. Man sah ihr an, wie sehr sie ihren Vater anhimmelte. „So, bitte sehr.“ „Danke. Auf Wiedersehen, Inoichi-sensei, Ino-chan.“ Auf dem Weg zu der kleinen Gedenkstädte Konohagakures lief Rin ihrer Freundin Kurenai über den Weg. „Hey, Rin. Wohin des Weges?“, fragte die junge Chu-nin lächelnd, den Blumenstrauß in den Armen der Braunhaarigen natürlich bemerkend. „Zum Gedenkstein. Heute ist doch Obitos Geburtstag und Kakashi und ich wollten uns dort treffen.“ Die Kunoichi lächelte zwar, doch verbarg und verdeckte sie damit in Wirklichkeit ihre Trauer darüber, einen treuen Freund verloren hatte. „Kommst du heute Abend vorbei? Wir wollen feiern, dass Genma jetzt ein Jo-nin ist“, warf Kurenai ein. „Ja, sicher“, erklärte Rin sich bereit, noch immer ihr unbeschwertes Lächeln auf den Lippen. Kurz darauf trennten sich die Wege der beiden Frauen. Allerdings drehte Kurenai sich noch einmal nach der Jüngeren um, sah nur noch, wie Rin um die nächste Ecke verschwand, woraufhin sich ein besorgter Ausdruck auf ihrem Gesicht bildete – ihr Schauspiel war nicht sehr überzeugend gewesen. Vor dem Gedenkstein, auf dem die Namen ganz besonderer Menschen, Menschen, die im Kampf für das Dorf ihr Leben gelassen hatten, eingraviert waren, angekommen, ließ Rin ihren Blick nachdenklich in den Himmel schweifen. Sowohl der Name ihres ehemaligen Lehrers, Minato Namikaze, der vor drei Jahren das Dorf vor dem Angriff des Kyuubi geschützt hatte und dabei gestorben war, als auch Obitos waren eingraviert. Die Kunoichi dachte an ihre gemeinsame Zeit zurück, an die schicksalhafte Mission, bei der sie Obito verloren hatten und ihr Leben danach. Kakashi war schon immer ein hervorragender Ninja gewesen. Immerhin hatte er mit fünf Jahren die Akademie abgeschlossen, war ein Jahr darauf schon Chu-nin und mit dreizehn bereits zum Jo-nin ernannt worden. Sie selbst mit ihren achtzehn Jahren war noch immer Chu-nin, aber das störte sie nicht. Jedenfalls war es kein Wunder, dass Kakashi nur ein Jahr nach seiner Ernennung zum Jo-nin in die ANBU aufgenommen worden war. Das zeugte doch nur von seinen unglaublich guten Fähigkeiten. Außerdem hatte er sich angewöhnt, andauernd zu spät zu kommen, weshalb Rin in der nächsten halben Stunde gar nicht mit ihm rechnete. Auch nach drei folgenden Stunden stand Rin noch immer alleine vor dem Gedenkstein. Die Sonne hatte sich bereits rot verfärbt und sank hinter den Baumkronen hinab und tauchte den Wald in ein tiefes Orange. Während sie dort ganz alleine stand und stillschweigend wartete, hatten Kurenai und ein paar andere Shinobi sich in einer kleinen, gemütlichen Bar eingefunden, um den Aufstieg Genmas feiern zu können. Der frischgebackene Jo-nin hob seinen Becher mit Sake an, um einen kleinen Toast auszusprechen und die alkoholische Flüssigkeit dann einem Zug auszutrinken. „Kurenai, was ist los mit dir? Du wirkst so abwesend?“, fragte eine junge Frau, die neben der Angesprochenen saß. „Ich mache mir nur Gedanken um Rin. Sie ist heute Nachmittag zum Gedenkstein gegangen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört und eigentlich wollte sie auch kommen.“ Genma lauschte diesem Gespräch und warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster. Rin war zur Gedenkstätte gegangen? Warum wohl? Als sie auch die nächste halbe Stunde nicht auftauchte, schlich er sich leise und unauffällig aus der Bar. Wie immer kaute er auf einem Zahnstocher herum, während er durch die schwach beleuchteten Straßen Konohas spazierte. Er hatte einen Plan, sein Ziel war die Gedenkstätte, an der die Kunoichi noch immer stand und wartete. „Hey, Rin.“ Die Kunoichi drehte sich um und entdeckte wider erwarten Genma. Die aufkommende Enttäuschung, dass es nicht Kakashi war, der da vor ihr stand, überspielte sie, wie schon mehrfach an diesem Tag, mit einem Lächeln. „Genma. Was machst du denn hier?“ „Ich wollte mal nach dir sehen.“ Rin wandte ihren Blick ab, während der Jo-nin sie musterte. Er konnte herleiten, was sie bedrückte. So schwer war das nicht. „Kakashi ist noch nicht aufgetaucht, huh?“ Ihr Blick blieb gesenkt, als sie ihm mit einem Kopfschütteln antwortete. „Kakashi ist jetzt bei den ANBU. Ich bin mir sicher, ihm ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen und er wird noch auftauchen!“, beteuerte sie überzeugt – vielleicht aber auch ein wenig naiv. Aber sie war der festen Überzeugung, dass er noch auftauchen würde, immerhin war es Obitos Geburtstag! Und Genma wusste, dass es nicht so leicht sein würde, sie von diesem Ort wegzuschaffen, jedenfalls nicht an diesem Tag. „Ich würde mich freuen, wenn du nachher noch in der Bar vorbei schaust“, sagte er und legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter. Im Stillen sagte er sich, dass er in einer halben Stunde noch einmal nach ihr sehen würde. Als er sich allerdings von ihr abwandte, bemerkte er ein leises, beinahe unauffälliges Rascheln in einer dichten Baumkrone, das ihn einen skeptischen Blick auf ebendiesen Baum werfen ließ. Er machte ein paar Schritt in normalem Tempo von Rin weg und sprang dann in eine der benachbarten Baumkronen, bevor die, die er eben beobachtet hatte, sein Ziel war. Wie von ihm vermutet befand sich noch eine andere Person, jemand, den er nicht dort erwartet hätte, auf dem massiven Ast. „Wie lange bist du schon hier, Kakashi?“ Der ANBU hockte vollkommen ruhig in dem Baum und sah auf seine ehemalige Teamkollegin herunter. Er befand es nicht für nötig, sich seinem ungewollten Gesprächspartner zuzuwenden. „Warum interessiert dich das?“, stellte er stattdessen lieber als Gegenfrage. „Vielleicht weil Rin schon ziemlich lange auf dich wartet?“ Die Miene nicht zuordnen, unter der Maske keine Reaktion ausmachen könnend, stand Kakashi auf. Er schob seine Hände in die Taschen seiner marienefarbenen Hose und drehte sich um, schenkte dem anderen weiterhin kaum Beachtung. „Du wirst jetzt nicht ernsthaft verschwinden, oder?“ Die Miene von Genma verfinsterte sich. Er hatte gesehen, wie fertig Rin in Wirklichkeit war, dennoch stand sie dort, machte sich Hoffnungen, dass er auftauchte, dass er sie nicht enttäuschte. Dennoch schaffte Genma es, Kakashi mit diesen Worten zum Stehenbleiben zu bringen. „Misch dich nicht ein, das geht dich nichts an“, sagte er entschieden und wollte seinen Weg fortsetzen, doch für den Jo-nin war dieses Gespräch noch nicht beendet. „Rin ist meine Freundin, und verdammt noch mal Kakashi, sie lie-“ „Ich weiß.“ Erstaunt und gleichermaßen schockiert sah er zu dem ANBU auf. Er wusste es? Und dann behandelte er sie so? Das machte die Situation nicht besser. „Aber er hat sie geliebt. Und ich habe ihm versprochen, auf sie aufzupassen. Das kann ich nicht, wenn Gefühle im Spiel sind.“ Bevor Genma etwas darauf erwidern konnte, hatte Kakashi sich in eine Rauchwolke aufgelöst. Es dauerte einen Moment, bis der Jo-nin seine Fassung wiedererlangte. Kakashi maßte sich wirklich etwas an. Er verletzte Rin, vorsätzlich. Das ließ die Wut in Genma hochkochen. Seine Finger ballten sich zu einer zitternden Faust. Der Biss auf seinen Zahnstocher war so stark, dass dieser abbrach und aus seinem Mundwinkel fiel. Dass die Chu-nin jemand Besseren als Kakashi Hatake verdient hatte, war Genma schon lange klar. Denn Kakashi schätzte den Wert ihrer Gefühle nicht, er war ein Egoist, der nicht auf die Menschen in seinem Umfeld achtete. Wie konnte sie sich nur in ihn verlieben? Warum gerade Kakashi? Genma blieb eine Zeit lang auf dem Ast, bevor er lautlos auf dem Boden aufkam, um sich erneut neben Rin zu stellen, die noch immer auf ihren Freund und Kameraden wartete. „Du solltest nach Hause gehen, Rin. Nicht, dass du noch krank wirst“, bemerkte der junge Mann besorgt. Doch seine Gesprächspartnerin schien sich noch immer an die Hoffnung zu klammern, dass Kakashi auftauchen würde. „Er kommt bestimmt noch“, flüsterte sie leise. Wo nahm sie diesen Optimismus nur her? Es war sicher nicht das erste Mal, dass ihr ehemaliger Teamkollege sie enttäuschte. Natürlich hatte er sie auch oft beschützt, aber gab ihm das das Recht, sie zu verletzten, zu enttäuschen? Nein, ganz bestimmt nicht. Freundschaftlich legte Genma seine Hand auf ihre Schulter, drehte sie mit sanftem Druck zu ihm, um ihr ins Gesicht zu sehen. Die Tatsache, dass er ihre Hoffnung zerstören musste und würde, tat ihm in der Seele weh. „Er wird nicht mehr kommen.“ Der Jo-nin schüttelte als unterstreichende Geste seinen Kopf, um daraufhin ihren Blick zu suchen. „Aber…“ Rin sah in Genmas dunkle Augen, wollte widersprechen, nicht glauben, dass Kakashi nicht mehr auftauchte, sie wollte warten, aber da war etwas in seinen Augen, etwas, das ihr verriet, dass er es wusste. Er wusste, dass Kakashi nicht mehr auftauchen würde und es versetzte ihr einen Stich, mit dieser Gewissheit konfrontiert zu werden. Die junge Frau wandte sich von ihrem Freund ab, neigte sich noch einmal zu dem Stein, auf dem die Blumen lagen. Mit ihren Fingerkuppen strich sie sanft über den Namen ihres toten Teamkollegen. „Tut mir leid, Obito“, flüsterte sie leise. Es gab viele Dinge, für die sie sich jedes Jahr aufs Neue entschuldigte. Dieses Mal kam noch dazu, dass Kakashi an seinem Geburtstag nicht anwesend war. „Lass uns gehen, Genma.“ Anstatt die Bar wieder anzusteuern, in der sich ihre Freunde wahrscheinlich auch ohne den Jo-nin köstlich amüsierten, brachte der junge Mann die Kunoichi lieber nach Hause. Alkohol wäre nicht der richtige Weg, um den Kummer, den sie in diesem Moment verspürte, herunterzuschlucken. Wieder hatte er den Drang, Kakashi mal ganz direkt seine Meinung zu sagen, doch solchen Konflikten ging der ANBU merkwürdigerweise immer sehr gut aus dem Weg, wenn man es nicht direkt als Flüchten bezeichnen konnte. Während sie durch die Straßen Konohas gingen, schwiegen die beiden sich an. Genma nahm nicht einmal an, dass ihr nach Reden zu Mute war, dann hätte sie wahrscheinlich von alleine etwas gesagt. „Da sind wir“, war das erste, was sie wieder sagte, als sie die Tür zu ihrer Wohnung erreichten. Der Weg schien kürzer geworden zu sein, oder sie hatten einfach nicht gemerkt, wie schnell sie vom Gedenkstein zu ihrer Wohnung gekommen waren. „Alles in Ordnung mit dir, Rin?“, fragte der Jo-nin sicherheitshalber noch einmal nach, um sich gleichzeitig selber zu beruhigen. Wenigstens schien diese Frage ihr ein kleines Lächeln zu entlocken. Das Wissen, dass er sich ehrlich für ihr Wohlergehen interessierte, schien auszureichen, um sie für einen Moment auf andere Gedanken zu bringen. „Mach dir keine Sorgen um mich“, sagte sie, ehe sie sich die Erinnerung an Kurenais Worte wieder in ihr Gedächtnis rief. „Ich habe gar nichts für dich…“, stellte sie fest. „Dafür, dass du Jo-nin geworden bist.“ Eigentlich schenkten sie sich zur Gratulation untereinander immer etwas, jedenfalls war es in ihrem Team so gewesen, aber da Genma ihr Freund war, hatte sie ihm auch etwas schenken wollen. „Schon gut. Du musst mir nichts schenken“, winkte er allerdings ab, da aus seiner Sicht ein Geschenk gar nicht von Nöten war, besonders nicht nach einem so anstrengenden Tag wie diesem. Sie hatte getrauert und wurde enttäuscht, da sollte sie sich nicht noch den Kopf darüber zerbrechen, was sie ihm schenken könnte. Rin sah dennoch für einen Moment nachdenklich zur Seite. Während sie sich etwas überlegte, stand der Jo-nin einfach nur schweigend vor ihr. „Ich weiß etwas“, sagte sie und nickte sich selber bestärkend zu. Den kleinen Abstand, der die beiden voneinander trennte, überbrückte Rin mit nur einem einfachen Schritt. Sich an seinen Schultern stützend, stellte sie sich auf Zehnspitzen und musterte ihn. Da war dieser verwirrte Ausdruck in seinem Gesicht, der schon mehr niedlich aussah, woraufhin sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich, das erste ehrliche Lächeln an diesem Tag. Sie neigte ihr Gesicht etwas nach rechts und legte ihre Lippen dann hauchzart auf die von Genma, verwickelte ihn in einen scheuen und liebevollen Kuss, auch wenn dieser nicht lange andauerte. Einen Augenblick lang, so wie ihre Lippen einander berührten, vergaßen die beiden alles um sich herum, waren ganz aufeinander fixiert, bis dieser magische Moment gebrochen wurde und Rin sich von ihm löste. „Danke“, flüsterte sie leise und lächelte erneut im Schein der Laterne. „Gute Nacht, Genma.“ Sie schob die Tür auf, war im nächsten Moment im Hausflur verschwunden und ließ ihren Freund noch verwirrter als vorher auf der Straße zurück. Die Treppen ging sie eilig nach oben, betrat ihre Wohnung und ließ die Tür ins Schloss fallen. Erschöpft lehnte sie sich gegen das dunkle Holz, atmete einmal tief durch, versuchte so ihren erhöhten Herzschlag zu beruhigen. Sie wusste nicht, ob sie das Richtige getan hatte, ob sie sich und ihrem Freund da nicht etwas vormachte, doch die Tatsache, dass sie sich dabei so gut gefühlt hatte, schob ihre Zweifel in die hintersten Ecken ihres Gehirns. An diesem Tag war ihr wieder klar gemacht worden, dass der Mann, für den sie so lange Gefühle gehegt hatte, kein Interesse an ihr hatte, zumindest nicht das Interesse, was sie sich erhoffte. Genma hingegen war ganz anders als Kakashi, denn er sorgte sich um sie, er kümmerte sich um sie. Sie hatten wenige Gemeinsamkeiten, wie den Scharfsinn, die ruhige Ausstrahlung oder einen gewissen Heldenmut und doch unterschieden sich ihre Umgangsweisen mit der jungen Frau eindeutig. Rin hatte keinen Grund, ihre Taten oder diesen Kuss zu bereuen. Sie hatte damit niemanden betrogen, außer vielleicht sich selbst. Genma stand dort noch einige Minuten, strich mit seinem Daumen über seine Lippen, auf denen bis eben noch die ihren gelegen hatten. Sie hatte ihn geküsst, ganz ungezwungen, aus Eigeninitiative und dann hatte sie sich auch noch bedankt. Zwei Dinge, die der Jo-nin eigentlich nur positiv werten konnte, doch er stellte sich die Frage, was Rin auf einmal dazu gebracht hatte, ihn zu küssen. War es wirklich nur als Beglückwünschung zu seinem Rangaufstieg, oder war es doch etwas Anderes? Etwas Besonderes? Vielleicht sah sie endlich einen anderen Mann in ihm, als nur ihren Freund und Kameraden. Vielleicht sah sie ihn als den Mann, der er für sie sein wollte, der den Platz an ihrer Seite einnehmen wollte? Tief in seinem Inneren hegte der junge Mann Gefühle für seine Freundin. Gefühle, die ihn mit diesem Kuss beflügelt hatten. Gefühle, die bestätigt wurden? Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte der Jo-nin sich um, machte sich auf den Weg zurück in die Bar. Für ihn gab es mehr als eine Sache zu feiern. Dieser Kuss war möglicherweise der Schritt in eine vollkommen neue Richtung. Der Wind fuhr durch die dichten Baumkronen, die zwischen den Wohnhäusern standen, ließ die Blätter rascheln und wackeln. In dem grünen Blätterkleid der großen Eiche, die gegenüber von dem Küchenfenster von Rin stand, leuchtete etwas auf. Ein blutrotes, kleines Licht, das im nächsten Augenblick schon wieder im Schatten der Nacht verschwand. Während Genma lächelnd den Weg entlang spazierte, wurde er beobachtete, verfolgt von diesem Licht, das sorgsam jeden seiner Schritte begutachtete. So als würde er spüren, dass dort etwas oder jemand war, der ihn beobachtete, drehte er sich um und ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, doch dort war niemand. Noch in derselben Nacht stand Kakashi vor dem Gedenkstein, an dem Ort, an dem Rin die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte. Er ging in die Hocke, legte seine Hand auf den kalten Stein und dachte an Obito, dachte an seinen Lehrer. Der Hokage der vierten Generation, sein Mentor, würde ihm sicherlich sagen können, ob er in genau diesem Moment das Richtige oder das Falsche tat. Er hatte ihn immer belehrt und Kakashi hatte sich nie gegen die weisen Worte seines Lehrers gestellt, hatte sie immer angenommen. In diesem Augenblick wünschte er sich einen Ratschlag seines Lehrers, einen kleinen Tipp, der ihn auf den richtigen Weg lenken konnte. Er erinnerte sich an ein paar Worte Minato Namikazes: „Es gibt Zeiten, in denen musst du dir sicher sein, dass du der Situation gewachsen bist.“ Ein starker Wind kam auf, wehte die Blumen, die auf dem Stein lagen, ein Stück weiter. Seufzend schob Kakashi sie wieder an ihren Platz. Sein Entschluss war gefasst: Rin sollte glücklich werden. * Am nächsten Morgen hatte Rin sich spontan mit ihrer besten Freundin zum Frühstück verabredet. Sie hatte das Bedürfnis zu reden und Kurenai hatte immer ein offenes Ohr für sie, ihr konnte die Kunoichi bedingungslos vertrauen und sich hilfreicher Tipps erfreuen und das, was sie zu erzählen hatte war wichtig. Ein paar Tipps konnte sie wahrscheinlich gut gebrauchen. Rin saß bereits in dem kleinen Lokal, in dem sie sich treffen wollten. Ihr Blick musterte die Karte in ihrer Hand, überflog das Frühstücksangebot. Immer wenn ein Kellner auf sie zukam, schickte sie ihn wieder weg, weil sie auf ihre Freundin warten wollte. Äußerlich war die Kunoichi ruhig, aber innerlich herrschte in ihr ein unheimliches Chaos, das sie die ganze Nacht nicht hatte schlafen lassen. Sie wollte sich endlich Luft machen, es erzählen, ihre Gedanken mit Kurenai teilen, sie einweihen, mit ihr darüber reden. Noch bevor sie ihren Gedanken darüber, dass sie ihre Gedanken rauslassen wollte, weiterdenken konnte, ertönte die kleine Glocke an der Tür des Lokals und Rin sah auf. Sie begegnete dem Blick der Dunkelhaarigen und lächelte sie an. Keine zwei Sekunden später hatte sich Kurenai auf den Platz gegenüber von ihrer Freundin fallen lassen. „Also, was willst du mir erzählen?“ Doch gerade als Rin Luft holte und zu reden beginnen wollte, kam der Kellner erneut zu ihrem Tisch. Sie gaben ihre Bestellung auf, damit der junge Mann schnellstmöglich wieder verschwand. Als der Kellner nicht mehr in Hörweite war, sprudelte es einfach aus ihr heraus: „Ich habe Genma geküsst.“ Im ersten Moment stand Kurenai die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Allerdings klärte das einiges auf, wie beispielsweise die mächtig gute Laune, die er hatte, als er wieder in der Bar aufgetaucht war. Nur hatte er niemandem sagen wollen, woher dieser Aufschwung an positiven Gefühlen gekommen war. Stattdessen hatte er sich breit grinsend noch ein paar Drinks gegönnt, ehe er dann nach Hause verschwunden war. So viel zur Erklärung für Genmas wechselnden Gemütszustand. Nur fehlte die Erklärung; nein, die Begründung für den Kuss. Sie sagte schließlich ganz klar „Ich“, also schien besagter Kuss von ihr ausgegangen zu sein, was die Chu-nin nicht nachvollziehen konnte. Sie wusste von den Gefühlen ihrer Freundin für Kakashi, aber Genma hatte sie mit keiner einzigen Silbe erwähnt, wenn sie ihre Frauengespräche über Männer geführt hatten. Was also hatte es mit dieser plötzlichen Geste auf sich? „Warum?“, fragte Kurenai eindeutig verwirrt. Rin hatte auch mit nichts Anderem gerechnet, schließlich wusste sie selber, wie verrückt das war. Doch am vorherigen Abend hatten sie einfach ihre Gefühle überkommen. „Ich weiß nicht… Kakashi ist gestern nicht mehr aufgetaucht… und Genma war da… er war einfach da.“ Wenn sie selber noch einmal über ihre Worte nachdachte, merkte sie wie egoistisch das klang. Er war da, also habe ich die Chance genutzt. Dabei war sie gar nicht so ein Mensch. Sie nutzte andere nicht aus, um sich besser zu fühlen oder um eine Ausrede zu erfinden. Genau das empfand auch Kurenai als besorgniserregend, weshalb sie ihren Tee auf dem Tisch abstellte und ihre Freundin mit ernster Miene ansah. „Rin, du solltest Genma nicht als Amüsement nutzen, weil Kakashi deine Gefühle nicht erwidert.“ Diese Worte waren hart und trafen die Kunoichi auch entsprechend, aber ebenso waren sie einfach wahr. „Ich weiß…“, erwiderte die Braunhaarige geknickt. Der Jo-Nin durfte nicht nur ein kurzweiliges Vergnügen sein, das wollte sie nicht. „Aber ich habe Genma wirklich gern.“ „Das gibt dir aber nicht das Recht, mit seinen Gefühlen zu spielen.“ „Das hatte ich auch nicht vor!“ Dass Kurenai ihre Taten nicht gut hieß, konnte die junge Frau ja noch verstehen, aber dass sie ihr direkt Vorwürfe machte und sie schlecht redete, konnte Rin nicht ertragen. Sie hatte Genma nichts getan. „Er hat dich wirklich gern, Rin“, erklärte die Dunkelhaarige seufzend. „Ich hab’ ihn auch gern, Kurenai.“ Sie fühlte sich angegriffen, also hatte sie auch das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. „So meine ich das aber nicht. Genma ist verliebt in dich.“ Das brachte die Kunoichi zum Schweigen. Sie musste wohl am besten wissen, wie schrecklich sich unerwiderte Liebe anfühlte. Schließlich hatte Kakashi ihr all die Jahre gezeigt, wie das war. Nur war er nie soweit gegangen, ihr Hoffnungen zu machen, die nur ins Leere laufen würden. Aber warum sollte sie sich an Kakashi aufhängen, wenn da noch jemand war, der sich wirklich um sie sorgte und kümmerte? Genau das war es doch, was sie ihrer Freundin eigentlich übermitteln wollte. „Und was ist, wenn ich ihm einfach die Chance geben möchte, mich zu überzeugen?“, fragte Rin und sah der jungen Frau ihr Gegenüber in die Augen. „Morgen, Ladys.“ Vollkommen unerwartet ging niemand anderes als Genma in diesem Moment an den zwei Freundinnen vorbei. Vollkommen irritiert sahen sie sich an. War das vielleicht Schicksal? Oder nur ein dummer Zufall? Als sie beide ungläubig zu dem Shinobi, der an der Theke stand, sahen und seinen Rücken betrachteten, fühlte jener sich ziemlich beobachtet. Die stechenden Blicke waren nicht gerade unauffällig, weshalb er seinen Kopf skeptisch zur Seite neigte, woraufhin die Frauen ihre Augen eilig abwandten. Nein, ihr Verhalten war ganz und gar nicht merkwürdig. Kaum hatte Genma sein Essen ausgehändigt bekommen, trat er auf den Tisch zu, an dem die beiden Frauen saßen. „Darf ich euch Gesellschaft leisten?“ Der perplexe Ausdruck in Rins Gesicht machte einem Lächeln platz, ehe Kurenai das Wort erhob: „Du kannst dich auf meinen Platz setzen, ich wollte ohnehin gerade gehen.“ Die Kunoichi stand von dem Stuhl auf und winkte ihrer Freundin zum Abschied. Da Rin sich klar gemacht hatte, dass sie dem Jo-Nin eine Chance geben wollte, sollten die beiden das besser zusammen klären, wo die Umstände doch in diesem Augenblick so schicksalhaft gegeben waren. Allerdings fing das Gespräch doch nicht so locker an, wie sie es sich alle drei erhofft hatten. Denn merkwürdigerweise verfiel sowohl Genma als auch Rin in ein betretendes Schweigen, während die Gedanken in ihren Köpfen rasten. Eben noch eine vollkommen lockere Atmosphäre gehabt, war diese nun angespannt und aufgeladen. Wenigstens fingen sie nicht an zu stottern und rot zu werden wie kleine Akademieschüler. Vielleicht hätte Kurenai nicht gehen sollen. Rin wusste nicht, wie sie anfangen sollte und Genma, der dachte über den Kuss nach und ob er wirklich ernst gemeint war. Es war vorprogrammiert, dass bei dieser Stimmung kein vernünftiges Gespräch zustanden kommen konnte, jedenfalls nicht, wenn nicht endlich jemand das Wort erheben würde. Dummerweise schnappten dann beide gleichzeitig nach Luft und sagten den Namen des jeweils anderen. Als sie das realisiert hatten, mussten sie lachen. Wenigstens schien dieses Lachen die ganze Stimmung etwas aufzulockern, sodass sie sich beide etwas wohler fühlen konnten als noch vor ein paar Minuten. „Du zuerst“, sagte Rin, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte und nickte ihrem Gesprächspartner zu. „Weißt du, heute Abend ist doch das Fest zu Ehren des vierten Hokage und des überstandenen Angriffs. Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht hingehen willst – mit mir?“ An das Fest hatte Rin schon gar nicht mehr gedacht, was vielleicht daran lag, dass sie nicht unbedingt viele gute Erinnerungen an die Zerstörung hatte, was gleichzeitig mit dem Verlust ihres Lehrers zu tun hatte. Minato Namikaze war ein großes Vorbild für sie gewesen, ebenso für ihre damaligen Teamkameraden. Der Gedanken daran, wie sehr sich das Team dann doch hatte spalten müssen, stimmte sie ein wenig missmutig, aber sie wollte positive Kraft schöpfen, positive Kraft, die Genma ihr in diesem Augenblick vermittelte. Also stimmte sie mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Immerhin wollte sie ihm eine Chance geben und das war der erste Schritt in ein neues Kapitel. Am besagten Abend spazierte Genma durch die Straßen von Konoha, damit er seine Begleitung für das Fest abholen konnte. Er trug einen dunkelblauen Yukata mit weißen Bändern, hatte sein Kopftuch mit dem Konohaemblem abgesetzt und ließ seine Haare locker offen. Sein Markenzeichen, den Zahnstocher zwischen den Zähnen, hatte er allerdings noch immer dabei. Als er vor Rins Haustür stand, drehte er das kleine Stück Holz in seinem Mund zwischen Zeigefinger und Daumen. Rin hatte auf sein Klopfen mit einem „Ich bin gleich fertig“, reagiert, als wartet der junge Mann mehr oder weniger geduldig. Eigentlich hatte er gar keinen Grund nervös zu sein, schließlich war er schon früher mit der Kunoichi unterwegs gewesen – allerdings war es nie ein Date; und das sah er als Date an. Als die Tür geöffnet wurde, musterte Genma seine hübsche Begleitung von Kopf bis Fuß. Ihre Haare waren hochgesteckt, zudem hatte sie sich eine rosefarbene Blume ins Haar gesteckt. Ihr Kimono war dunkelblau, ebenso wie der von ihm selbst, nur war ihrer geziert mit den Blüten eines Kirschbaums und ihr Obi war passend zu der Blume im Haar rosa. Genma nahm den Zahnstocher aus seinem Mund und schloss seine Lippen wieder. Er wollte nicht so aussehen, als würde er sie angaffen. „Du siehst toll aus.“ Ein Kompliment zum Start des Abends konnte nie verkehrt sein. Es schien genau das richtige zu sein, denn es zauberte Rin mit einem Mal ein Lächeln auf die Lippen. „Danke. Du aber auch.“ Die beiden spazierten gemeinsam durch ihr Heimatdorf zu den Straßen, die festlich hergerichtet worden waren. Überall hingen Lampingnons, die den Besuchern die Wege wiesen. Es gab viele Stände, an denen Accessoires oder Essen verkauft wurde. Die Bars in den Straßen waren ebenfalls gut besucht von den Erwachsenen, die anstießen, sich unterhielten und feierten. Kinder erkundeten das Fest und liefen lachend an Genma und Rin vorbei. Vor einem alten Mann, der sich auf einer Decke zwischen all den Ständen einen Platz ausgesucht hatte, hatte sich eine Schar aus Kindern versammelt, die seiner Geschichte lauschen wollten. „Vor drei Jahren wurden unser Dorf von einem riesigen Ungeheuer angegriffen“, begann er vom des Angriffs auf Konohagakure zu erzählen. „Das Dorf wurde verwüstet und zum Teil vollkommen zerstört. Dieser Ort, der extra zu ehren des Dorfes erleuchtet wurde, lag damals in Trümmern. Eure Väter und Großväter haben sich tapfer im Kampf gegen das große Monster, den Kyuubi gestellt. Und auch der Yondaime hat aufopferungsvoll für uns alle gekämpft. Er war es, der den bösen Dämon damals versiegelt und das Dorf vor größerem Unheil beschützt hatte.“ Die Kinderaugen, die den Erzähler musterten wurden groß und leuchteten. „Was ist dann mit ihm passiert?“, warf eins der neugierigen Kinder ein. „Bedauerlicherweise musste der Yondaime einen großen Preis für die Rettung von uns allen zahlen. Er hat sein Leben gegeben, um das Dorf, die Dorfbewohner, die Kinder und die tapferen Shinobi zu beschützen.“ „Aber mein Vater hat mir erzählt, dass der Kampf im Oktober war. Warum feiern wir das Fest heute, im Februar?“ Das war eine berechtigte Frage, doch auch auf diese hatte der alte Mann eine Antwort. „Weißt du, mein Junge. Nach dem Angriff des Kyuubi musste das Dorf die Verluste erst mal verkraften. Der Fall des Yondaime Hokage hatte eine tiefe Wunde in den Herzen aller beteiligten hinterlassen. Die zerstörten Teile des Dorfes mussten wieder aufgebaut werden. Die Arbeiten wurden am heutigen Tag vor drei Jahren fertig gestellt und das war ein Grund für die Bewohner zu feiern und ihren Beschützer zu ehren…“ Rin lauschte den Erzählungen des Mannes wehmütig. Egal wie heldenhaft der Tod ihres Lehrers auch gewesen sein mag, es stimmte sie immer wieder traurig, sich diese Geschichte anhören zu müssen – vor allem, weil das ganze noch gar nicht so lange her war. Insgeheim wünschte sie sich in diesem Augenblick eine Ablenkung, sei es nur ein Kind, dass sie schubste oder ein Erwachsener, der sie anrempelte. Dieser Wunsch wurde ihr erfüllt, nur eben in anderer Form, denn Kurenai tauchte mit ihrer Begleitung – Asuma Sarutobi – auf. Die beiden waren nicht ganz so gleichfarbig wie Genma und Rin gekleidet. Kurenai trug einen roten Kimono, der zu ihren Augen und den ebenso rot geschminkten Lippen passte, mit weißem Obi, der ein blumiges rotes Muster aufwies, während Asuma einen schlichten indigoblauen Hakama mit einem schwarzen Haori gewählt hatte. Sein dunkles Haar fiel ähnlich wie das von Genma locker auf seine Schultern und verlieh ihm ein draufgängerisches Aussehen, wohingegen Kurenais sanfte Locken sie unschuldig und kokett aussehen ließen. „Hallo“, begrüßte die Kunoichi ihre Freundin und stellte erfreut fest, dass sie sich den Sohn des dritten Hokage geangelt hatte, an dem Kurenai, nach Rins Wissen, schon länger Interesse hegte. Besagter hatte, wie fast immer, eine Zigarette im Mund, die langsam vor sich hin glühte. „Wollt ihr etwas mit uns trinken gehen?“, fragte Kurenai lächelnd, woraufhin die beiden Angesprochenen kurze Blicke miteinander tauschten, um dann zustimmend zu nicken. Also steuerten sie zu viert die nächste Bar an, der sie über den Weg liefen und setzten sich an einen der freien Tische. Wie in den meistens Bars an diesem Abend war der Geräuschpegel ziemlich groß. Die Menschen lachten, erzählten sich Geschichten und sprachen im hohen Maße vom vierten Hokage. Nach zwei Schälchen Sake musste Rin passen. Sie wollte sich nicht betrinken unf sie wollte auch nicht feiern. Durch die beleuchteten Straßen zu spazieren, sich das Fest anzusehen und dem regen Trubel in Konoha zu lauschen war in Ordnung, aber sie wollte nicht darüber hinaus gehen. Sie war so vertieft in ihre Gedanken, dass sie nicht bemerkte, wie Genma sie aus dem Augenwinkel musterte. Er stellte sein Schälchen ebenfalls auf dem Tisch ab, lehnte einen weiteren dankend ab. „Also dann, Rin und ich werden uns das Fest dann noch ein bisschen ansehen“, erklärte der junge Mann lächelnd und erhob sich bereits von seinem Platz. „Danke für den Sake und viel Spaß noch.“ Er zwinkerte verschmitzt, ehe er seiner Freundin eine Hand anbot und dann gemeinsam mit ihr die kleine Bar verließ. Schweigend spazierten die beiden Konoha-nin durch die erleuchteten Straßen nebeneinander her. Die Kunoichi hatte das merkwürdige Gefühl, dass der Abend dank ihr nicht halb so schön verlief, wie ihr Begleiter ihn sich womöglich vorgestellt hatte. Deshalb blieb sie stehen und griff nach seiner Hand, damit er ebenfalls stoppte. Irritiert drehte er sich zu der jungen Frau um, die ihren Blick gesenkt hatte. „Tut mir leid, Genma. Ich wollte nicht-“ „Schon in Ordnung“, unterbrach er sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ich müsste mich entschuldigen. Der Vierte war dein Lehrer. Ich hätte dich nicht zu diesem Fest einladen sollen.“ Rin reagierte daraufhin nicht mit Worten. Stattdessen schlang sie ihre Arme um seinen Rumpf und drückte sich an ihn. „Ich bin froh, dass du hier bist“, flüsterte sie leise gegen seine Schulter, was ihn dazu animierte, die Umarmung zu erwidern und sie sanft gegen seinen Körper zu drücken. In eben diesem innigen Moment der beiden, erschien im dunkeln Nachthimmel ein wunderschönes Farbenspiel. Das Feuerwerk war wie bei vielen Festen auch hier das Highlight des Abends. Raketen in allerlei Farben explodierten, ließen Kinderherzen höher schlagen und zauberten den Erwachsenen ein Lächeln auf die Lippen. So auch Rin, die sich halb aus der Umarmung löste, um den erleuchteten Himmel bestaunen zu können. Nach diesem prachtvollen Feuerwerk begleitete Genma seine Freundin nach Hause. Der Abend endete praktisch genauso wie er begonnen hatte, an der Haustür von Rin. Sie holte die Schlüssel hervor, damit sie ihre Tür aufschließen konnte, hielt aber inne, bevor sie ihre Wohnung betrat. Stattdessen drehte sie sich zu Genma um. Sie platzierte ihre Hände auf seiner Brust und presste ihre Lippen auf seine, nicht so zurückhaltend wie beim ersten Mal, sondern sicher und gefasst, geduldig darauf wartend, dass er den Kuss erwiderte. Nach der anfänglichen Überraschung, die den jungen Mann überkommen hatte, bewegte er seine Lippen gegen die der jungen Frau, legte seine Hände auf ihre Schultern, um sich festhalten zu können. Dieser Kuss war anders als der letzte, er war länger, intensiver, fühlte sich besser an. Nicht, dass der erste schlecht gewesen wäre, er war nur kurz gewesen und diesmal kostete sie es einfach mehr aus. Als sie sich wieder voneinander lösten, sah Rin in die Augen ihres Gegenübers und lächelte etwas verlegen. „Danke für den schönen Abend.“ Ein weiterer, flüchtiger Kuss folgte, ehe die Kunoichi in ihrer Wohnung verschwinden wollte. Doch Genma hielt sie zurück, indem er nach ihrem Handgelenk griff. „Sehen wir uns morgen?“ Einen Moment sahen die beiden sich nur an, dann aber nickte Rin ihm zu, was ein Lächeln auf sein Gesicht zauberte. „Dann bis morgen.“ Nach diesem Abend trafen Rin und Genma sich noch öfter. Sie gingen miteinander aus, amüsierten sich, vergaßen die Welt um sich herum. Sie hielten Händchen und küssten sich, taten all die Dinge, die ein verliebtes Pärchen tat, nur dass sie kein offizielles Paar waren, jedenfalls so lange nicht, bis Genma sich dazu entschlossen hatte, Rin zu fragen, ob sie mit ihm zusammen sein wollte, so richtig zusammen sein wollte. Sie hatte sich eigentlich schon lange entschieden, schon als sie mit Kurenai darüber gesprochen hatte und ihm eine Chance geben wollte. Deshalb hatte sie auch nicht lange fackeln müssen, um zu beschließen, es mit ihm zu versuchen. Es dauerte auch nicht lange, bis bekannt wurde, dass die beiden ein Paar waren. Ihre Freunde wussten bescheid und so verbreitete sich diese Nachricht mehr und mehr. Natürlich hatte man es ihnen auch schon vorher angesehen, aber dadurch wurde es offiziell – und es wurde ernst. „Und? Was hältst du von dem ganzen?“ Asuma lehnte sich an die Theke der kleinen Bar, an der Kakashi saß und sah zu ihm. „Wovon sprichst du?“, fragte der Angesprochene. Kakashi war wohl einer der wenigen, der noch nicht gemerkt oder mitbekommen hatte, wie ernst das mit den beiden wirklich war. Er hatte sich aus den privaten Angelegenheiten von Rin herausgehalten, wollte ihr nicht zu nahe treten. „Von dieser Rin und Genma Geschichte. Ich habe das Gefühl, dass kaum noch über etwas Anderes geredet wird“, seufzte Asuma und nickte dem Kellner zu, als dieser sein Getränk vor ihm abstellte. Kakashi äußerte sich dazu allerdings nicht, gab keine Antwort, woraufhin sein Gesprächspartner skeptisch zu ihm sah. „Wusstest du es nicht? Die beiden sind anscheinend das neue Traumpaar von Konoha.“ Unter seiner Maske schien Kakashi zu lächeln, oder zumindest seine Lippen zu bewegen. Anschließend hob er seinen Becher in Asumas Richtung. „Dann auf das neue Traumpaar von Konoha.“ Er leerte seinen Becher in einem Zug und stand dann von dem Hocker auf. Er ging ein paar Schritte, hob seine Hand zur Verabschiedung und fügte noch ein: „Man sieht sich“ hinzu. Fortsetzung folgt... ____________________________________________________________________________ © Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)