Hanging By A Moment von SarahSunshine (Naruto OS-Sammlung | NEU: Neji x Hanabi) ================================================================================ Kapitel 11: Warum weinst du? ---------------------------- Konohagakure, das Dorf versteckt hinter den Blättern, ein sonst so farbenfroher Ort war nichts mehr als ein kahler grauer Fleck umgeben von einem saftig grünen Wald. Nach der Zerstörung durch Akatsuki war beinahe das komplette Dorf dem Erdboden gleich gemacht worden und das, was übrig war, konnte man nicht mehr als bewohnbar bezeichnen, es ähnelte eher einem riesigen, ausgebrannten Krater. Omoi spazierte durch die Trümmer des angesehenen Ortes, alleine. Seine Teammitglieder waren damit beschäftigt, Informationen mit den Konoha-Nin auszutauschen. Warum er nicht dabei war? Nun ja, Karuis Temperament war mal wieder mit ihr durchgegangen – und natürlich hatte er versucht, sie zu beruhigen –, dass sie ihm eine verpasste hatte. Doch anstatt sie rauszuwerfen, wurde er zu Dank verbannt. Er sollte nach einer bestimmten Person suchen, die ihm angeblich helfen würde und die sich von der Masse abhob. Trotzdem streifte er schon seit einer Weile herum, ohne Erfolg. Er hatte nicht den Hauch einer Idee, wo der Ninja, nach dem er suchte, sich befinden könnte – besonders, wo doch kaum noch Treffpunkte für die Bewohner existierten. Irgendwann verging ihm die Lust an diesem lästigen Katz und Mausspiel und er setzte sich außerhalb des Kraters an einen Baum. Es ging ja nur um seine Nase und ob die nur ein bisschen krumm wurde oder nicht, da würde die Welt schon nicht von untergehen. Umgeben von den Lauten der Natur schloss der Shinobi seine Augen und schaffte es, einzudösen. Eine Windböe, die einen Hauch von Schicksal in sich trug, wehte durch das kurze, hellblonde Haar des Ninja. Sie war frisch und löste eine Gänsehaut auf seiner dunklen Haut aus, veranlasste ihn dazu, seine Augen zu öffnen. Unter all den tristen, deprimierenden Farben, die die Umgebung bot, tauchte auf einmal eine auf, die sich abhob, die Leben in all die Grau- und Brauntöne brachte: ein sanftes Bonbonrosa, das, obwohl es eigentlich blass war, sanft leuchtete. Omoi kannte dieses Rosa irgendwo her. Er verband es mit einer Person, die er vor nur wenigen Stunden noch getroffen hatte: Sakura Haruno. Die Ironie war wohl die Verbindung zwischen ihrem Namen und ihrer Haarfarbe. Das Kirschblütenmädchen mit dem rosafarbenen Haar. Da fiel ihm ein, dass genau sie es war, nach der er gesucht hatte. Der Ninja rappelte sich auf und klopfte den Staub von seiner Hose, ehe er sich auf den Weg zu dem Mädchen mit den rosa Haaren machte, von dem er seinen Blick nur wenige Sekunden abgewandt hatte. »Sakura!« Omoi war noch gute fünf Schritte von der Kunoichi entfernt und empfand es als den richtigen Zeitpunkt, sie anzusprechen. »Du bist doch Sakura, oder?«, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Die Angesprochene drehte sich um, musterte den jungen Mann skeptisch. »Ich bin« »Omoi… von den Kumo-Nin… Ihr habt Naruto zusammengeschlagen…« Sie hatte also ein gutes Gedächtnis. »Nun genaugenommen war das meine Partnerin…«, antwortete der Shinobi auf ihre wie ein Vorwurf klingende Feststellung seiner Person. »Was willst du von mir?« Die Kunoichi klang nicht erpicht darauf, Bekanntschaft mit dem Kumo-Nin zu schließen, jedenfalls wirkte sie nicht bester Laune. »Ich hab einen Schlag auf die Nase bekommen«, erklärte er sachlich und deutete auf sein Riechorgan. »Man hat mir gesagt, ich soll dich suchen, damit du mir damit hilfst.« Sie schien über ihren nächsten Schritt nachzudenken, ehe sie sich dazu entschloss, sich umzudrehen und ihm anscheinend zu helfen. »Komm mit…«, murmelte sie im Vorbeigehen, ohne ihm eine nette Mimik oder Geste zu symbolisieren. Schweigend schritten sie durch die Straßen, dessen Geröll nur dürftig zur Seite geräumt war, auf denen ehemals Häuser und Geschäfte gestanden hatten, bis sie eins der vielen Zelte, die in der Umgebung aufgestellt worden waren, erreichten. Es schien eins der Unterschlupfe für die medizinische Versorgung zu sein, da ein Untersuchungstisch und viele Medikamente sowie Verbandsmaterialien zur Verfügung standen. »Setz dich«, erklärte Sakura und deutete auf den Tisch. Ohne Kommentar ging der Shinobi dem Befehl nach und setzte sich. Die Medic-Nin sterilisierte ihre Hände, um sich dann dem jungen Mann zuzuwenden und seine Nase etwas genauer zu betrachten. Das schmerzverzerrte Gesicht, das er zog, als sie ihn berührte, schien sie dabei vollkommen zu ignorieren. »Entweder sie wollte nicht richtig treffen, oder sie hat nicht richtig getroffen. Ich gehe eher vom ersten aus. Gebrochen ist sie jedenfalls nicht.« Omoi zog verwirrt seine Augenbraue herauf. »Wie kommst du darauf?« »Eigene Erfahrungen…« Als die Kunoichi seine Nase soweit versorgte, sah er ihr tief in die Augen, die gerötet und etwas geschwollen waren. »Hast du geweint?« Eine rhetorische Frage, das sah wahrscheinlich selbst ein Blinder. Sie hielt in ihren Bewegungen inne, wich seinem Blick auf einmal aus. »Wegen diesem Uchiha-Arschloch?« »Nenn ihn nicht so…« Damit war seine Frage beantwortet. »Warum nicht? Ist doch die Wahrheit. Wie kannst du nur für einen kaltblütigen Mörder Tränen vergießen?« Sie beendete ihre Behandlung und machte einen Schritt zurück. Als sein Blick auf ihre Hände fiel, sah er, dass sie zu Fäusten geballt waren und leicht zitterten. »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, du kennst ihn nicht…«, wisperte sie. »Ich muss ihn nicht kennen, um seine Taten beurteilen zu können.« »Du solltest jetzt besser gehen«, sagte Sakura, das Gesicht von dem Shinobi abgewandt. Noch bevor er wieder einen schnippischen Kommentar abgehen konnte, fügte sie hinzu: »Oder ich breche dir wirklich deine Nase.« »Hey, hey, ganz geschmeidig bleiben.« Der Shinobi rutschte vom Tisch herunter. Irgendwie erkannte er Parallelen zu seiner eigenen Teamkollegin: temperamentvoll und gewaltbereit. »Du hast wohl ein Problem mit der Wahrheit.« Von hinten flog eine Nierenschale auf Omoi zu, der er gerade noch ausweichen konnte, bevor sie ihn traf. »Geh einfach…«, knurrte Sakura mit zusammengebissenen Zähnen und er sah schon wieder dieses gefährliche Glitzern in ihren Augen. Im Stillen stellte er sich selber an den Pranger. Es war nicht in Ordnung, eine Frau zum Weinen zu bringen, auch nicht, wenn man wütend auf eine ganz andere Person war. Doch sollte er bleiben und sich entschuldigen, dann begab er sich womöglich in Gefahr, also verließ er schweigend das Zelt. Noch am selben Tag, nur am Abend, spazierte Omoi erneut durch die ‚Straßen’ Konohas. Selbst um diese Uhrzeit werkelten einige Bewohner noch an ihren neuen Unterkünften. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn seine Heimat in solch einem Ausmaß zerstört werden würde, dieses Bild war scheußlich. Und dann tauchte sie auf einmal wieder auf: das Kirschblütenmädchen mit dem bonbonrosafarbenem Haar. Ob sie sich mittlerweile wieder beruhigt hatte? Der junge Mann beschloss ihr unauffällig zu folgen, bis sie sich an einem Baumstamm niederließ, ihren Blick sehnsüchtig gen Himmel gerichtet. Omoi näherte sich ihr immer mehr, blieb dabei unerkannt. Jedenfalls so lange, bis er auf einen Ast trat, welcher daraufhin geräuschvoll in zwei Teile zerbrach und Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie löste sich erschrocken aus ihrer Starre und sah einen kurzen Moment zu dem Anderen, ehe sie ihn mit vollkommener Ignoranz strafte. Da er sich ohnehin nicht mehr klammheimlich an sie heranschleichen konnte, überbrückte er in gespielt lässigem Gang die letzten Schritte zu der jungen Frau und ging dann vor ihr in die Hocke. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen«, erklärte Omoi mit schuldbewusster Miene. »Es stand mir nicht zu diese Dinge zu sagen. Außerdem ziemt sich nicht für einen Mann, eine Frau zum Weinen zu bringen. Das hatte ich nicht erreichen wollen.« Sakura würdigte ihm noch immer keines Blickes, sie schien es nicht für nötig zu halten, doch er ließ sich nicht so schnell abwimmeln. »Bitte nimm meine Entschuldigung an, Sakura.« So wie er ihre versteifte Körperhaltung beurteilte, schien sie sich selber unter Kontrolle zu halten, ihn weiterhin zu ignorieren, ohne ihm eine Antwort entgegen zu brüllen. »Du hast gesagt, ich würde nicht verstehen, warum du an jemanden glaubst, den ich schon längst für verloren einstufe… Warum erklärst du mir nicht einfach, weshalb Sasuke Uchiha das Recht hat, dir Tränen in die Augen zu treiben? Warum weinst du um ihn?« Und da lachte sie ein trauriges, falsches Lachen, schüttelte ihren Kopf, woraufhin ein paar rosafarbene Strähnen in ihr Gesicht fielen. »Denkst du, jetzt würdest du es nicht genauso wenig verstehen wie vorhin?«, murmelte sie leise. Ein gutes Zeichen für den Shinobi, denn sie sprach überhaupt und anscheinend war sie nicht mehr zum Zerreißen angespannt. Sie sah ihn an und für einen Moment fühlte ihr Blick sich so an, als würde er ihm die Kehle zuschnüren. So traurig, enttäuscht und doch so voller… Liebe? »Sasuke ist mein Teammitglied und mein Freund«, begann sie ruhig zu erklären. »Und ja, ich liebe ihn.« Ein Geständnis, das Omoi erwartet hatte und das trotz allem aufrichtig und ehrlich klang. »Er ist auf die falsche Bahn geraten und du hast keine Ahnung, was wir nicht alles versuchen, um ihm den richtigen Weg zu zeigen. Und wir werden nicht aufgeben… Ich werde nicht aufgeben… Und ich werde nicht aufhören an ihn oder an Naruto zu glauben. Da könnt ihr so viele Leute zusammenschlagen, wie ihr wollt. Selbst mich! Und trotzdem werde ich niemals aufhören, denn er ist mein Teamkollege und mein Freund. Ich will ihn aus der Dunkelheit retten… und Naruto will das auch…« Sie drehte ihren Kopf wieder weg, sah in den Himmel und dann stand sie auf. »Du kennst Sasuke nicht. Du weißt nicht, wie er früher einmal war. Du weißt nicht, was ihm widerfahren ist, also bilde dir dein Urteil erst, wenn du ihn wirklich kennst. Ich gehe meinen Weg und wenn du mir Steine in den Weg legen willst, werde ich einen nach dem anderen zerstören, denn meine Freunde zu schützen, das ist mein Nindō.« Das waren ihre letzten Worte, bevor sie, ohne ihn noch einmal anzusehen, einfach hinter ein paar Bäumen verschwand. Mehr schien es nicht zu sagen zu geben. In seinen Gedanken versunken, kehrte Omoi in die von Konoha gestellte Unterkunft zurück, in der er von seinen beiden Teamkameradinnen begrüßt wurde. »Wo warst du so lange?«, wollte Karui wissen, ihre Hände in die Hüften gestemmt. Sie klang wenig begeistert von seinem späten Ausflug, aber das war ihm egal. »Spazieren«, antwortete der Shinobi und ließ sich auf seinem Futon nieder, richtete seinen Blick aus dem offenen Fenster. Ob seine beiden Kolleginnen, wie Sakura über Sasuke, über ihn denken würden, sollte er den falschen Weg einschlagen? Eins hatten die Tränen des Kirschblütenmädchens auf jeden Fall bewirkt: Sie hatten ihn nachdenklich gestimmt. Wo waren die Grenzen, zwischen Loyalität und Freundschaft? War sie naiv oder bewundernswert? Gab es eine Grauzone zwischen Gut und Böse? Was machte einen Menschen aus, der auf einmal auf die schiefe Bahn geraten war und dem man dennoch seine Taten verzeihen konnte? Omoi sah in den Himmel, versuchte sich diese Fragen zu beantworten und dachte dabei an das entschlossene Gesicht von Sakura Haruno. ____________________________________________________________________________ © Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)