Wenn die Wölfe heulen von Sopschild (und der Schnee schmilzt) ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13: Aufstand der Götter ------------------------------------------- Kapitel 13: Aufstand der Götter Das Gewitter vor den Toren der Stadt tobte mit unermesslicher Wut, als trüge es des Hass des unterdrückten Volkes in sich. Heulend riss des Wind an den Fensterläden, schlug wild gegen Wände und wirbelte Staub und Schmutz auf. Die Flammen, entfacht durch den Zorn der Blitze, verzehrten die Dächer der Höfe, welche in Spiralen zum nachtschwarzen Himmel aufstiegen. Eine Feuerfront erhob sich am Horizont. Wie ein wildes Tier fauchte, biss, wütete, kratzte und schrie der Sturm durch Urû'baen. Unerbittlich wühlte sich das Tier durch die Stadt und hinterließ einen Pfad aus Schmerz und Verzweiflung. „Die Nacht lässt heute niemanden lauschen. Die wilden Götter schicken ihre Scharen. Es regieren die alten Mächte!“, sprach Ylva leise zu sich selbst. Das, was der König so lange versucht hatte zu vermeiden, nahm seinen Lauf: Die Prophezeiung erfüllte sich unbemerkt. Selbst der König konnte sie nicht mehr aufhalten, genauso wie er die Sonne nicht daran hindern konnte unterzugehen. Lange Zeit hatte sie gewartet und die Zeichen gesucht, nun waren sie da. Mit zitternden Finger legte Ylva ihre Hand auf die kalte Glasscheibe und wich zurück. Es schien als wüte noch etwas draußen, nicht nur der Sturm, eine unheimliche Energie hatte Besitz über die Stadt ergriffen. Es war kein gewöhnlicher Sturm, der durch die Straßen pfiff, er war ein gefräßiger Wolf, dessen Hunger nach Zerstörung nur durch seiner unendlichen Gier nach Vergeltung übertroffen wurde. Vor vielen Jahrtausenden sprach ein großer Prophet auf dem Sterbebett eine Vorhersage. Er sagte, in Zeiten großer Not würde ein Kind geboren, dessen Herkunft so widersprüchlich sei wie sein Glaube. Das Kind würde auf das Wesen mit den roten Klauen treffen und zusammen werden sie sich dem Alten entgegen stellen. Ein unerbittlicher Kampf würde beginnen. Und vielleicht würde der Alte siegen, aber keine Hoffnung sei verloren, denn solange das reine Herzen des Grünen schlage, würde das Licht die Dunkelheit vertreiben. Drei Feuer würden ihre Schwingen ausbreiten und über die Erde fliegen. Dann würde ein Licht erstrahlen und es würde das Ende aller Finsternis sein. Drei Vorzeichen werden die Wende in das neue Zeitalter verkünden: Erst wird sich der Gefährte des Roten mit dem Bastard verbünden. Dann werden die Schöpfer ihr hungrigeres Heer auf die Erde senden und mit ihm Feuer und Donner. Schlussendlich, wenn die Wölfe heulen und ihren letzten Marsch antreten, wird das rote Feuer sein Schicksal annehmen und für das Licht brennen. Ylva wusste von dieser Prophezeiung, wie auch der König, aber anders als dieser, glaubte Ylva Murtagh sei jenes Kind. Viele Jahre lang galt die Prophezeiung als verschollen, bis ein übereifriger Zauberernovize, auf den Reihen Galbatorix, das schwarze Buch der Geheimnisse in den altehrwürdigen Hallen der alten Bibliothek fand und in ihm die Prophezeiung. Ylva wusste nicht, ob es Zufall war oder nicht, dass Murtagh ausgerechnet jenes Buch gestohlen hatte, aber wenn sie ehrlich war, glaubte sie nicht an Zufälle. Kurz nachdem das Buch gefunden wurde, vor vielen Jahren, ließ Galbatorix alle unehelichen Kinder in Urû'baen hinrichten, um die Prophezeiung abzuwenden. Aus diesem Grund floh die Schatten Akane mit Ylva. Ylva war nicht nur ein uneheliches Kind, sie war auch noch ein Mischling, die eigentliche Bedeutung von Bastard. Nur hatte Ylvas Mutter nicht mit den Bannen des Königs gerechnet, die er um ihr Herz gesponnen hatte. Er befahl ihr, ihr Kind zu töten. Halb verrückt vor Angst lief die damals sechs Jährige Ylva fort und landete schließlich bei den Dieben. Nach weiteren Sechs Jahren, in denen sie als Diebin, Informantin und Auftragsmörderin arbeitete, fand ihre Mutter sie schließlich. Akane hatte immer gesagt, Ylva müsse sich verteidigen können, nur konnte diese sich letztendlich besser verteidigen als Akane erwartet hatte. So fand die schwarze Seele des Schatten endlich Ruhe. Kurz darauf verließ Ylva Urû'baen. Niemand wusste wo sie war, aber als sie nach Urû'baen zurückkehrte, hatte sie zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die eine ein Mensch, die andere ein Wolf und trotzdem machte sie keinen unterschied zwischen den beiden. Jeder der Ylva kannte, wusste von ihren unglaublichen Hass auf Galbatorix, so verwunderlicher war es doch, dass sie sich freiwillig in seinen Dienst stellte. Ylva hatte Gerüchte gehört, das ein neuer Drachenreiter an Galbatorix Seite kämpfe, aber sie hatte es nie für möglich gehalten, das dieser Murtagh sein könnte. Erst hatte sie ihn nicht erkannt, erst als der König sie in die Kerker schickte um das Vertrauen eines Gefangenen zu erhaschen, hatte sie seine Narbe gesehen. Ylva sollte sich ihm freundlich gesinnt geben, um seinen Platz in Galbatorix Reihen zu festigen doch heuchelte sie schon lange nicht mehr Murtagh die Freundschaft, sondern dem König. Sie hatte den Spieß herum gedreht. Ein energisches Klopfen an der Türe ließ Ylva aus ihren Gedanken aufhorchen. „Man sagt zwar Frauen brauchen immer länger beim umziehen, aber ich steh hier schon seit einer halben Stunde vor der Türe! Bist du aus dem Fenster gesprungen oder was?!“,brüllte Murtagh schon fast. Schnell stülpte Ylva sich ein trockenes Hemd über und öffnete die Türe. „Entschuldige, ich war in Gedanken.“ „Hat man gemerkt.“ „Murtagh“, begann Ylva, als das Fenster ihrer Zimmers mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst. Blaue Funken tanzten vor den Augen Ylvas und für einen Moment glaubte sie zwischen den fliegen Scherben das verschwommene Gesicht eines Wolfes zu sehen, der bedrohlich die Zähne fletschte. So schnell wie das Ereignis begann endete es auch wieder; Innerhalb von wenigen Sekunden wurde es schlagartig still. Selbst der Sturm draußen vor den Toren hatte aufgehört zu klagen. Keuchend und erschrocken sah Ylva Murtagh an : „Was war das?!“ „Woher soll ich das wissen? Hast du das auch gespürt?“ Ylva nickte. Auch sie hatte die grausam zärtliche Macht verspürt, die sich schimmernd um ihre Geister schmiegte und gleich darauf seufzend wieder verschwand. Noch nie zuvor hatte Ylva etwas vergleichbares gespürt, eine umfassende Existenz aus purer Energie hatte sie berührt. „Ist es vorüber?“, fragte Murtagh zögernd. Betrübt schüttelte Ylva den Kopf: „Nein. Es fängt grade erst an!“ Tags darauf fielen unbekannte Seuchen über das Land her. Die Alten und Schwachen starben zuerst, aber auch die Kinder blieben nicht verschont. Ich sende Pestilenz und Seuchen euch ins Haus In euer Bett in jeden Fluss In alle Straßen Wasser auch Die Ähren auf den Felder vertrockneten wie durch Geisterhand, trotz des Sturmes, der zuvor Höfe und Straßen überschwemmt hatte. Das Vieh das Bauern fand kein Fressen mehr und verendeten qualvoll auf den Wiesen immer mehr Menschen, die ihre Steuern nicht bezahlen konnten wurden gehängt. Wohin ihr geht Ins Brot zu Herden Euren Schafen euren Ochsen Eure Felder jeden Traum In euren Schlaf bis ihr zerbrecht Bis ihr euch beugt! Immer mehr Menschen glaubten Nachts leuchtende Wölfe durch die Straßen huschen zu sehen. Für Ylva bestand kein Zweifel; Das Heer der Götter wütete in der Stadt. Drei Tage nach dem Sturm war Urû'baen wie ausgestorben. Es schien als seinen Jene, die den Sturm und die darauf folgenden Katastrophen überlebt hatten, geflohen. Ob vor dem König oder vor der Krankheit konnte Ylva nicht sagen. Es wäre ihr vermutlich auch egal gewesen, hätte sie es gewusst, Hauptsache war, die Unschuldigen verschwanden von dem Spielfeld, auf welchem sich langsam die Figuren der Macht bewegten. Im Innersten ärgerte Ylva sich darüber so viel für eine Ablenkung der Diebe ausgegeben zu haben. Das Heer der gepeinigten Wölfe war eine mehr als effektive Ablenkung für den König. Am vierten Tag nach dem Sturm schlugen brennende Steine mit ohrenbetäubenden Gebrüll auf die Erde. Nicht einmal Ylva hatte eine Erklärung woher sie kommen könnten. Sie schossen einfach von Himmel herab wie die Fäuste der wilden Götter. Ich send vom Himmel Donner euch Und Feuer regne es herab! Grausige Träume schlichen in die Köpfe der Menschen. Ylva sah schwarze Rösser die mit dämonischer Macht über das Land ritten. Donnernde Schwerter, die Arme und Beine abtrennten und dabei auch Unschuldige trafen. Der Himmel verdunkelte sich am Tage, schwärzer als die Nacht drückte er auf die Erde. Die Flüsse wurden rot vom vergossenen Blut der toten Kinder. Zu tausenden kamen Raben und Krähen um sich an ihren weiße Leibern zu mästen. Brennende Wälder machte das Atmen schwer und ließen die Luft zu Asche werden. Große Gestalten flogen über den Himmel. Erst waren es nur drei Drachen, aber es kamen mehr und mit ihnen das Ende des Unterganges. Schweißgebadet wachte Ylva auf. Auch wenn sie zur Hälfte ein Schatten war und um einiges animalischer und der Gewalt zugeneigt zugeneigt als ein normaler Mensch, so quälte es sie doch die Unschuldigen für die Verbrechen des Königs leiden zu sehen. Mit Blick aus dem Fenster fragte sich Ylva ob sie nicht doch schizophren und nebenbei die Wetterfee war, denn der Himmel war ein Ebenbild ihrer Laune. Die Sonne schien trüb, wie durch Schmutz verschmiertes Glas, während der Wind dunkle Wolken vor sich hertrieb. Entschlossen trat Ylva aus ihrem Zimmer. Heute war der Tag, an dem sie Murtagh aus der Feste schmuggeln würde. Ylva war sich nicht sicher, ob Murtaghs Name sich bereits geändert hatte, aber sie glaubte an ihn und wenn die Götter meinten es wäre an der Zeit, welches Recht hatte dann Ylva an ihrem Urteil zu zweifeln? Sie rannte schon fast durch die Gänge, auf dem Weg zu Murtaghs Gemach. „Pack deine Sachen!“, keifte sie den verschlafen drein blickenden Murtagh an. „Was?!“ „Bist du schwerhörig?!“, knurrte sie. Eigentlich wollte sie nicht so plump zu ihm sein, aber sie war nervös und mit diesem Gefühl wusste sie nicht umzugehen. So wurde ihr Frust an der ihr nächsten Person ausgelassen, in diesem Fall Murtagh. Völlig verwirrt hastete Murtagh mit einem Beutel hinter ihr her. „Wohin gehen wir?“ „Zu dem Ort am anderen Ende des Regenbogens!“ „Du weißt doch das du Alkohol nicht verträgst!“ „Danke das du mich daran erinnerst.“ „Wohin gehen wir jetzt?“ „In die Küche.“ „Warum?“, fragte er leicht zweifelt, er machte nicht wirklich einen Hehl darum, das er Ylva in diesem Moment für ziemlich verwirrt hielt. „Um Proviant zu holen.“ „Wofür?“ „Weil dein Herz frei ist, du brauchst nur den Mut ihm zu folgen!“, bellte Ylva, die dem Frage-Antworten-Spiel keine Sympathie entgegen bringen konnte. In der Küche stahl Ylva für Murtagh einen Pfund Trockenfleisch und einen Leib Brot, da sie diesen für zu Unfähig hielt. Ihrer Meinung nach machte Murtagh mehr Lärm als ein betrunkener Drache. Dorn, der den Vergleich nicht ganz passend fand, meinte selbst ein betrunkener Drache wäre geschickter im stehlen als sein Reiter. ----- An einem anderen Ort: Geduckt huschte Tarja an diesem Morgen durch die labyrinthartigen Gänge der Burg. Wie in Trance stahl sie sich an den vielen Wachen vorbei. Bis sie eine kleine abgedunkelte Kammer, in der nur eine einzige Kerze brannte, und selbst diese war noch winzig, erreichte. In der Mitte der Kammer wirbelte ein schwarzer Mahlstrom über der Erde. Tarja konnte nicht sagen was es war, aber etwas zwang sie näher an das dunkle Gebilde heran zu treten. Und dann sah sie ihn, als sei er das Auge des Stroms, umkreisten ihn die schwarzen Schwaben: Es war ein Stein. Ein hellgrüner Stein wie Jade. Er war glatt und hatte Ähnlichkeiten mit einem Ei, obwohl er um einiges größer war. Als sie nach ihm greifen wollte durchzuckte ein heller Schmerze ihre Glieder. Erschrocken taumelte sie zurück. Die schwarze Masse verhinderte, das sie ihn berühren konnte... Und doch wusste Tarja,dass sie ohne den Stein nicht weggehen konnte. Jetzt war ihr klar, dass sie überhaupt nur dieses Steines wegen hierher gekommen war, er hatte sie auf geheimnisvolle Art gerufen, weil er zu ihr wollte, weil er eigentlich schon seit immer ihr gehörte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)