Fate von ChiaraAyumi (A next generation story.) ================================================================================ Kapitel 1: Fate awakes ---------------------- Rose hatte sich geweigert ins Flugzeug einzusteigen. Sie hatte nicht zurück nach Großbritannien gewollt, sondern wäre lieber in Frankreich geblieben. Aber weder ihr Vater noch ihre Mutter ließen sich erweichen. Sie konnte nach der Schule immer noch ein Jahr nach Frankreich gehen, so ihre Mutter. Ihr Vater meinte, dass sie sich nicht so anstellen sollte und nannte sie liebevoll „Rosie“. Ihr Bruder Hugo verdrehte nur die Augen und wartete ab bis der Streit vorbei war. Am Ende hatte Rose verloren und saß nun im Flugzeug zurück nach Hause, wo alle sie schon freudig erwarten würden zum großen Ereignis des Jahres. Rose spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne ihres roten Haar und fragte sich, wie sie sich davor drücken konnte zu diesem großen Ereignis zu gehen, wo sie alle wieder treffen würde. Natürlich freute sie sich darüber, dass Ted und Victoire heiraten würden. Das hatte sich die ganze Familie gewünscht und so wurde ein großes Fest veranstaltet zu dem wirklich jeder eingeladen wurde. Und da lag Roses Problem. Es war wirklich jeder eingeladen worden. Selbst seine Familie. Und das nur weil seine Mutter gemeinsam mit Victoire im St. Mungos arbeitete. Die ganzen Ferien hatte sie den Gedanken an ihn beiseite schieben können, doch jetzt konnte sie nicht mehr ausweichen, wenn ihr nicht spontan ein guter Fluchtplan einfiel. Scorpius Malfoy. Allein seinen Namen zu denken, sollte verboten sein. Rose ärgerte sich über ihre Gefühle. Sie hatte stets ihrem Vater den Gefallen getan und sich nicht mit dem Malfoy abgeben. Sie hatte ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Bis zum letzten Schuljahr. In ihrem fünften Jahr war sie Vertrauensschülerin von ihrem Haus Ravenclaw geworden und Scorpius Vertrauensschüler von seinem Haus Slytherin. Zum ersten Mal war er ihr richtig aufgefallen. Und ihr hatte gefallen, was sie sah, was sie wiederum konsequent leugnete. Sie würde sich nicht in Scorpius Malfoy verlieben. Doch dann kam dieser eine Tag, der alles durcheinander brachte und der Grund, warum sie auf gar kein Fall zurück nach Hogwarts wollte. Der Grund, warum sie lieber in Frankreich geblieben wäre und in Beauxbatons die letzten zwei Schuljahre zugebracht hätte. Der Grund, warum sie nicht auf die Hochzeit von dem traumhaftesten Paar aller Zeiten wollte. Weil sie ihn nicht sehen wollte. „Rose.“ Hugo zupfte mit einem Grinsen an ihrem T-Shirt. „Wir sind da.“ Die Rothaarige sah sich überrascht im Flugzeug um. Ihre Mutter hatte auf komplette Muggelferien bestanden gegen was ihr Vater heftigst protestiert hatte, aber ohne Erfolg und so waren sie per Flugzeug geflogen statt mit Portschlüssel oder Flohpulver zu reisen. Rose hatte noch gar nicht bemerkt, dass sie gelandet waren und alle bereits ausgestiegen waren. Das konnte ihre Chance sein. Ihren Bruder zu überwältigen, würde ein Kinderspiel sein. „Rosie?“ Ihr Vater kam zurück und schaute durch die Tür herein. Okay mit ihrem Vater und ihrem Bruder konnte sie es auch noch aufnehmen. Doch dann sah sie ihre Mutter ungeduldig hinter ihrem Vater auftauche. Damit war ihre Chance verschwunden. Gegen alle drei hatte sie keine Chance. Also grübelte Rose weiter über einen Fluchtplan, während sie ihre Eltern und ihrem Bruder durch den Flughafen folgte. Sie starrte verbissen auf die Kofferausgabe und sah sich verstohlen nach Fluchtwegen um. Dabei verpasste sie ihren Koffer, der eine Ehrenrunde auf dem Band drehte. „Du bist heute total schusselig“, bemerkte ihr Bruder. „Hast du etwa deinen Kopf zurückgelassen?“ Sie warf ihrem Bruder einen wütenden Blick aus ihren dunkelblauen Augen zu bevor sie sich weiter mit ihren Fluchtplan auseinandersetzte. Sie hatte zwei Tage Zeit um zu fliehen. „Ob dein Kopf wohl als verlorenes Gepäck zählt?“, rätselte Hugo hinter ihr weiter. Rose war kurz am Überlegen ihm einfach den Hals umzudrehen, aber da sie im Augenblick mit Wichtigerem beschäftigt war, verschob sie es auf später. Es ergab sich den ganzen Weg bis nach Hause keine Chance auf einen Fluchtversuch. Ihre Mutter hatte ein wachsames Auge auf sie, weil sie ihre Tochter nur zu gut kannte. Rose hatte sich schon als kleines Kind verzogen, wenn ihr etwas nicht gepasst hatte. Stundenlang mussten ihre Eltern sie manchmal suchen bis sie so gnädig war und wieder auftauchte, um zu bekommen, was sie wollte. Aber diesmal würde ihre Mutter nicht nachgeben, denn Rose war kein kleines Kind mehr. Also blieb Rose, wo sie war und lauerte weiter auf eine Möglichkeit um zu fliehen. „Rose!“ Ihre Cousine Lucy kam ihr entgegen gerannt und begrüßte sie mit einer stürmischen Umarmung. „Wie war Frankreich? Ist es so schön wie Tante Fleur immer erzählt?“ Lucy vergötterte ihre Tante Fleur und ihren Onkel Bill. Daher liebte sie jede Möglichkeit, die die Familien zusammenführte, damit sie sich Geschichten aus Frankreich erzählen lassen konnte. Victoire nahm sich gern Zeit für Lucy, während Dominique nichts davon hielt ihrer kleinen Cousine Geschichten zu erzählen. Louis konnte sich auch nicht wirklich dafür erwärmen. Inzwischen waren auch ihre andere Cousinen und Cousins vor die Tür getreten, um die Neuankömmlinge herzlich zu begrüßen. Rose gesellte sich zu Roxanne und Dominique, die sich über irgendeine tolle Party unterhielten, die Rose zum Glück verpasst hatte, da Scorpius ebenfalls dort gewesen war. Hugo war mit Lucy gleich ins Haus verschwunden und erzählte ihr von Frankreich. Das Letzte, was sie noch von dem angeregten Gespräch der beiden hörte, war, dass die beiden laut überlegten, ob man einen Antrag für einen verlorenen Kopf stellen konnte. In Gedanken notierte sie sich, dass sie Hugo den Kopf abschlagen musste. „Ich bin so neugierig auf Victoires Hochzeitskleid! Hast du es schon gesehen?“ Dominique schüttelte den Kopf und Roxanne seufzte. Selbst Rose war neugierig auf das Kleid. Victoire war sowieso eine Schönheit, aber in ihrem Hochzeitskleid war sie bestimmt noch atemberaubender und mit Ted an ihrer Seite strahlte sie wie ein Stern. Aber stopp, sie hatte andere Probleme. Sie musste sich aus dem Haus stehlen und würde das Kleid leider nicht zu Gesicht bekommen, da sie gar nicht an der Hochzeit teilnehmen würde. Jetzt seufzte Rose doch und verzweifelte langsam aber sicher. Sie wollte unbedingt auf diese Hochzeit, aber sie wollte ihm auf gar kein Fall über den Weg laufen. Was sollte sie nur tun? ~~~ Lily hatte es noch nie lange ausgehalten ihrer Neugier nicht nachzugeben. Das brachte sie immer in einen großen Schlamassel, aber sie konnte es trotzdem nie lassen. Auch jetzt war ihre Neugier einfach zu groß. Alle rätselten nur über Victoires Kleid. Sie wollte es ganz genau wissen. Während alle die Neuankömmlinge begrüßten und sich unterhielten, schlüpfte sie zurück ins Haus. Hugo und Lucy saßen in der Küche und tuschelten leise miteinander, bemerkten sie aber nicht. Leise husch sie durchs Haus bis zu der fest verschlossenen Tür hinter der das Geheimnis verborgen lag. Sie hätte gerne einfach gezaubert, aber sie war noch nicht volljährig. Also musste sie einen anderen Weg hinein finden. Sie hatte im Fernsehen gesehen, wie jemand mit einer Haarnadel eine Tür geöffnete hatte. Deshalb hatte sie ein paar Haarnadeln aus dem Bestand ihrer Mutter ausgeliehen und probierte nun die Tür zu öffnen. Es war nicht so leicht wie es ausgesehen hatte, aber Lily gelang es trotzdem die Tür zu öffnen. Sie war wohl ein Naturtalent im Türen öffnen mit nicht ganz legalen Mitteln. Sie holte tief Luft und stieß die Tür auf. Bevor jemand sie entdeckten konnte, schloss sie die Tür wieder. Das Kleid hing an einem Bügel schön eingepackt, damit keiner einen zufällig einen Blick drauf erhaschen konnte. Lily hielt es kaum aus vor Neugierde. Sie zog mit einem Ruck den Reißverschluss herunter und weiße Seide quoll heraus. Doch Lily war zu voreilig gewesen und der Reißverschluss blieb im Kleid hängen. Sie biss sich verzweifelt auf die Lippe und versuchte vorsichtig das Kleid wieder zu befreien. Doch sie war nicht mit Glück gesegnet und so riss ein Stück ab. Erschrocken sah sie auf das Unglück. Das Kleid hatte einen Riss und war nicht mehr perfekt. Was hatte sie nur getan? Wenn jemand herausfand, das es ihr Werk gewesen, würde es Hausarrest geben und vielleicht ließ man sie nicht mehr den Schleier tragen oder sie durfte gar nicht auf die Hochzeit. Lily kämpfte gegen die Tränen und verstaute das Kleid wieder. Lieber verschwand sie schnell bevor ihr irgendjemand die Schuld dafür gab. Verdammte Neugierde! Sie schlüpfte schnell aus dem Zimmer und schloss die Tür. In der Küche gesellte sie sich zu Hugo und Lucy. Die anderen kamen langsam zurück ins Haus. Hoffentlich bemerkte keiner irgendetwas und würde sich daran erinnern, dass sie nicht zusammen mit Hugo und Lucy ins Haus gegangen. Hoffentlich fragte keiner nach. Doch niemand bemerkte etwas von dem Unglück. ~~~ Rose hasste Familienzusammentreffen. Man konnte keine einzige Sekunde ungestört sein. Vor allem heute brauchte sie eine unbeachtete Sekunde, in der sie sich davonstehlen konnte. Wenn wenigstens die Ersten Anstalten machen würde ins Bett zu gehen. In der Nacht konnte sie sich sicher wunderbar davon stehlen, auch wenn sie immer noch mit sich rang. Doch alle saßen und plauderten fröhlich miteinander. Das Essen hatte Oma Molly längst abgeräumt und es war schon dunkel geworden, doch magische Lichter erhellten den Garten. Rose saß zwischen Roxanne und Dominique, die sie auf den neusten Stand brachten, was in den Ferien schon alles passiert war und wer jetzt mit wem ging. Verzweifelt wünschte sich die Rothaarige ihre beste Freundin Alice Longbottom her, doch diese würde wie die anderen Gäste erst im Laufe des nächsten Tages eintreffen. Sie hatte nicht einmal den Mut gehabt Alice zu erzählen, was an jenem Tag passiert war. Es war ihr so peinlich, dass sie lieber wieder den anderen zuhörte. Es musste doch eine klitzekleine Chance für sie geben dem Ganzen zu entgehen. „Rose, du warst ja schon immer der nachdenkliche Typ, aber heute hast du kein Wort gesagt!“ Dominique sah sie an und verdrehte gekonnt die Augen. Jeder Junge wäre bei diesem Blick von ihr hingerissen gewesen, doch Dominique schien sich dem gar nicht bewusst. Roxanne war sich dagegen ihres Charmes und Aussehens viel bewusster und setzte es gezielt ein, um zu bekommen was sie wollte. Die beiden waren vom Aussehen völlig unterschiedlich. Dominique mit ihren hellblonden, glatten Haaren, dem hellem Teint und den blauen Augen und Roxanne mit schwarzen, lockigen Haare, dem dunklen Teint und den braunen Augen. Trotzdem waren sie zwei Schönheiten, die von allen Jungen in der Schule begehrt wurden. Rose wünschte sich, sie wäre ein bisschen mehr wie ihre beiden Cousinen, dann hätte sie Scorpius für sich gewinnen können. Doch sie war eben ganz anders. „Ich bin noch nicht wirklich hier angekommen“, antworte sie auf Dominiques Feststellung. „Dann hat Hugo wohl Recht und du hast deinen Kopf in Frankreich gelassen.“ Roxanne kicherte und warf ein Kissen nach Rose. „Oder hast du eher dein Herz dort vergessen?“ Dominique zog neugierig die Augenbraue hoch und Rose schoss sofort die Farbe ins Gesicht. Sofort stürzten sich die beiden auf sie und kitzelten sie durch, um alles zu erfahren. Rose war standhaft, aber sie kam vor lauter Lachen nicht einmal dazu zu protestieren und alles zu leugnen. Erst als sie wieder zu Luft kam, weil die die zwei von ihr abließen, versuchte sie es wieder richtig zu stellen, doch ihre Cousinen wollte davon nicht hören. „Wir bekommen noch raus, was du vor uns verheimlichst“, drohte Roxanne. „Schließlich wird man nicht grundlos rot, da muss ein Junge dahinter stecken.“ „Ist er vielleicht gar nicht aus Frankreich, sondern von hier?“ Dominique hatte schon immer ein Gespür für solche Sachen gehabt. Warum nur war Rose mit den beiden auf ein Zimmer gelandet? Sie flüchtete sich ins Bad und hörte die zwei alle Jungen durchgehen von denen sie glaubten, dass Rose etwas für sie übrig haben könnte. Neben völlig abstrusen Ideen wie Goyle oder Zabini, fiel auch der Name von Scorpius. Roses Herz klopfte wie wild und sie schimpfte sich eine gefühlsdusselige Tante. Sie war nicht in Scorpius Malfoy verliebt. Das war völlig unmöglich und ihr Herz konnte noch so laut schlagen, sie würde es immer leugnen, denn ein Malfoy und eine Weasley das ging einfach nicht. Sie musste den Verstand verloren haben allein es nur zu erwägen. Rose Weasley verliebt in einen gut aussehenden Blonden? Möglicherweise. Rose Weasley verliebt in einen Slytherin? Unmöglich. Rose Weasley verliebt in einen Malfoy? Eine Wahnvorstellung! Nachdem sich ihr Herz wieder beruhigt hatte und sie sich eine ordentliche Ladung Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, fühlte sie sich gut genug, um zu Dominique und Roxanne zurückzukehren. Die beiden ließen sie in Ruhe, was Rose das Schlimmste befürchten ließ. Sie mussten einen Plan haben wie sie an das Geheimnis herankamen. Rose konnte auf gar keinen Fall zu dieser Hochzeit gehen. Das wäre, als wenn sie zu ihrer eigenen Hinrichtung gehen würde, was sie daran erinnerte, dass Hugo noch ein Kopf kürzer gemacht werden musste. Sie krabbelte in ihr Bett und legte sich hin. Jetzt hieß es abwarten bis die anderen einschliefen und sich dann aus dem Haus zu schleichen. Schon in Frankreich hatte sie zu Not einen Beutel mit den wichtigsten Sachen gepackt, die ganz oben auf ihren Klamotten thronte. Vorhin hatte sie die Tasche herausgeholt und unter ihrem Bettkissen zusammen mit Kleidung gelegt, damit sie alles griffbereit hatte. Doch niemand wollte sie bei ihrem Vorhaben unabsichtlich unterstützen. Roxanne und Dominique tuschelten weiter und auch in den anderen Räumen schien niemand zur Ruhe zu kommen. Niemand ahnte, wie wütend sie darüber war. Rose kämpfte gegen die Müdigkeit, doch irgendwann schlossen sich ihre Augen und sie ließ sich davon treiben. In ihrem Traum nahm alles ein gutes Ende und Scorpius war krank geworden. Sie konnte zur Hochzeit gehen und Roxanne und Dominique fanden nichts heraus. Glücklich konnte sie den Tag genießen und niemand verdarb ihn ihr. „Hey aufstehen!“, weckte Dominiques Stimme Rose am nächsten Morgen Verdammt sie war eingeschlafen und jetzt war ihre Chance dahin zu fliehen. Vielleicht hatte sie noch eine minimale Chance zu verschwinden, wenn alle Gäste kamen. Doch erstmal wurde sie alle nach einem kurzen Frühstück in Gruppen eingeteilt, um die letzten Vorbereitungen zu treffen und alles aufzubauen. Rose half mit das große Festzelt zu schmücken. Damit konnte sie sich wunderbar von der drohenden Katastrophe ablenken, wenn sie alles mit weißen Rosen und Lilien schmückte. Trotzdem war der bohrende Gedanke in ihrem Hinterkopf und sie wurde immer nervöser. Warum gelang ihr auch nichts, was sie sorgfältig plante? Immer unterlief ihr ein Missgeschick nach dem anderen. Sie war so ein Tollpatsch. Was sollte sie nur machen, wenn sie Scorpius begegnete? Konnte sie sich den ganzen Tag irgendwo verstecken? Vielleicht sollte sie Alice doch erzählen, was geschehen war, damit sie ihr helfen konnte zu verschwinden, wenn Scorpius nur in Sichtweite kam. Aber allein der Gedanke irgendjemanden anzuvertrauen, was an dem besagten Tag passiert war, ließ sie Übelkeit verspüren. Lieber nahm sie es mit ins Grab. Doch so weit würde es nicht kommen. Irgendwie würde es ans Tageslicht kommen. Rose wünschte sich verzweifelt zurück nach Frankreich, wo noch nie irgendjemand etwas von einem Scorpius Malfoy gehört hatte. Aber das Schicksal wollte es anders. „Rose, kannst du mir zur Hand gehen?“ Victoire holte ausgerechnet sie, damit sie ihr ins Kleid helfen konnte. Roses Herz hüpfte in die Höhe. Dann würde sie das Kleid doch noch zu sehen bekommen. Vielleicht meinte es das Schicksal doch gut mit ihr. Begeistert folgte sie Victoire in ihr Zimmer, wo auch Dominique wartete, die ihrer Schwester bestimmt beim Make-up helfen würde. Victoire holte das Kleid aus dem Kleidersack und hielt es an ihren Körper. „Ist es nicht atemberaubend?“, flüsterte sie sanft, während sie über die Seide fuhr. Es war ohne Frage atemberaubend mit dem schönen Dekolletee, das mit kleinen Rosen bestickt war und dem ausgeschnittenen Rückenteil. Doch all die Schönheit war nicht vollkommen. Dominique entdeckte den Riss im gleichen Augenblick wie Rose und beide keuchten entsetzt auf. Victoire sah an dem Kleid hinunter und sah aus als würde sie in Ohnmacht fallen. ~~~ Lily hatte nicht schlafen können. Sie war schuld, dass Victoire nicht den perfekten Tag ihres Lebens bekommen würde. Nur wegen ihrer dummen Neugier. Warum konnte sie nicht einmal etwas in Ruhe lassen? Nein, sie musste ja unbedingt nachgucken, weil sie einfach keine Geduld hatte. Sie rollte sich die ganze Nacht hin und her und überlegte, wie sie das wieder gut machen konnte. Doch ihr wollte nichts einfallen. Normalerweise sprudelte sie vor Ideen, aber jetzt wollte ihr nichts einfallen. Nicht mal eine kleine Idee. Victoire würde sie hassen, wenn sie es herausfinden würde. Aber sie würde es nicht herausfinden. Es war alles in Ordnung. Der Riss ließ sich bestimmt nähen. Das ganze Haus war voll mit Zauberern, da würde einer doch das Kleid retten können. Es würde alles gut werden. Heute würde ein perfekter Tag werden. Doch die Anspannung ließ Lily nicht los und als sie Dominique kreidebleich aus dem Zimmer ihrer Schwester rennen sah, hatte sie einfach nur Angst. Diesmal konnte James sie nicht raus hauen und eine Entschuldigung würde auch nicht reichen. Oh verdammt noch mal. Lily verfluchte sich selbst duzende Male. Doch niemand kam um sie auszuschimpfen. Es blieb völlig ruhig. Die ersten Gäste kamen und Lily machte sich mit Hugo und Lucy daran, dass alle einen Platz bekamen. Bald schwirrte ihr der Kopf nur so vor Namen. Aber keiner blies die Hochzeit ab. Alles blieb still. Es wurde doch alles wieder gut. Dann waren alle Gäste da und Rose und Dominique kamen noch schnell ins Zelt gehuscht. Lily beeilte sich zu Victoire zu kommen, damit sie den Schleier für sie tragen konnte. Victoire sah atemberaubend schön aus. Der Riss war nicht zu sehen, sondern war mit echten Rosen bestickt. Die Blonde lächelte sie an und zwinkerte ihr zu. Lily strahlte vor Erleichterung, weil alles gut gegangen war und nahm ihren Platz hinter Victoire ein. Es konnte losgehen mit der Hochzeit. Alle flüsterten, als Victoire das Zelt betrat und den blauen Teppich entlang schritt. Doch die Braut sah nur Ted an, der sie strahlend anlächelte und unglaublich gut aussah. Lily wünschte sich auch einmal von einem Jungen so angesehen zu werden. Sie wollte auch diesen Traum leben. Eines Tages würde das sicher passieren. Wenn das Schicksal zumindest keine anderen Pläne mit ihr hatte, aber Lily war sich sicher, dass sie auch einmal heiraten würde. Etwas anderes konnte sie sich gar nicht vorstellen. Während der Zeremonie saß sie in der ersten Reihe, damit sie sofort nach dem Ende wieder aufstehen konnte, um Victoire hinauszubegleiten und hatte daher einen tollen Blick auf das Paar. Die Geschichte der beiden war wie ein Märchen. Lily strahlte, als die zwei sich das Ja-Wort gaben und sich küssten. Es war perfekt gelaufen und ihr Tag war gerettet. Alle klatschten und jubelten dem Paar zu. Lily stand mit ihnen zusammen im Mittelpunkt und genoss es. Es war einfach der perfekte Tag mit dem perfekten Paar. ~~~ Rose vergaß über das kaputte Kleid völlig, dass sie eigentlich hatte weglaufen wollen. Nachdem das Kleid im letzten Augenblick gerettet worden war, eilte sie zusammen mit Dominique zum Zelt und ließen sich in die letzte Reihe fallen. Sie waren zu spät gewesen und sahen wegen den vielen Menschen nicht ganz so viel, aber es war eine wunderschöne Hochzeit. Erst als das Paar herausging in die untergehende Sonne, fiel Roses Blick auf Scorpius, der schräg auf der anderen Seite saß. Er blickte dem Paar nach und wand sich dann an seine Eltern, die neben ihm saßen. Rose machte sich sofort klein. Er durfte sie nicht bemerken. Lauernd blickte sich die Rothaarige verzweifelt nach einer Lücke um, wo sie zwischen den Menschen, die sich jetzt rausdrängelten, verschwinden konnte. Aber nirgendwo fand sich eine Lücke und dann stand Scorpius mit seinen Eltern auf. Rose duckte sich instinktiv hinter Dominique, die sie mit einem Stirnrunzeln bedachte. Dann waren die Malfoys hinausgegangen. Rose atmete erleichtert auf. Das war noch mal gut gegangen. Sie sah Alice zwischen den Leuten und winkte ihr zu. Alice kam zu ihnen herüber und strahlte sie an. „Das war so eine schöne Hochzeit und Victoires Kleid erst einmal“, schwärmte ihre Freundin. Rose nickte. „Die zwei sind einfach traumhaft!“ „Das perfekte Paar“, stimmte Dominique zu. Sie unterhielten sich noch einen Augenblick über die Details der Trauung bevor Alice und Dominique aufstanden, um den anderen Gästen hinauszufolgen. Rose blieb wie erstarrt sitzen. Jetzt musste sie es irgendwie schaffen zu verschwinden, aber die Frage war wie sie das machte ohne Scorpius direkt in die Arme zu laufen. Vorne vor dem Zelteingang waren jetzt alle Gäste, also auch Scorpius, also musste sie auf der anderen Seite hinaus. Dort war sicher keiner und dann musste sie sich durch die Büsche schlagen. Ihr war jetzt schon klar, dass das furchtbar in die Hose gehen würde, doch dennoch machte sie sich auf den Weg und verfluchte sich dafür als Tollpatsch auf die Welt gekommen zu sein. Sie lugte vorsichtig hinter der Zeltplane hervor aber es war niemand zu sehen. Schnell schlüpfte sie heraus und steuerte den Weg zur Wiese hinunter. Wenn sie es bis dorthin schaffte, konnte sie in den kleinen Wald dahinter flüchten und dort ausharren. Kaum war der Plan gefasst ging auch alles schief. Das Schicksal meinte es gar nicht gut mit ihr, als sie sich den Weg durch die Büsche bahnte. Kaum hatte Rose zwei Schritte getan entdeckte Albus sie. „Hey Rose, wo willst du hin? Willst du dich davonstehlen?“ Zerknirscht drehte sie sich um und kam mit Albus mit. Zurück zum Fest, wo alle anderen waren und vor allem Scorpius war. Doch als sie um das Zelt herum kamen, war kein Scorpius in Sichtweite. Albus ging weiter ohne sie zu beachten und Rose beschloss einen zweiten Versuch zu starten. Sie drehte um und krachte im selben Augenblick mit jemand zusammen. „Hey Weasley, kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst?!“ Ihr Herz setzte aus und sie verfluchte das Schicksal. Vor ihr stand Scorpius Malfoy und grinste sie breit an. Sie wünschte sich ohnmächtig zu werden oder im Boden zu versinken. Warum war ihr an jenem Tag auch nur herausgerutscht, dass sie in ihn verliebt war? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)