Fate von ChiaraAyumi (A next generation story.) ================================================================================ Kapitel 5: Fate casts doubt --------------------------- Scorpius konnte nicht fassen, was er da gerade sah. Rose war doch wirklich diesem miesen Hausmeister um den Hals gefallen und heulte sich bei ihm aus. Aus irgendeinem Grund fand er diese Szene unerträglich. Er drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stürmte den Gang herunter. Diese Weasley war doch echt ein Fall für die Klapsmühle. Vielleicht hätte er ihr das von Albus nicht erzählen sollen, aber sie hatte ihn aufgeregt, als sie seine einfache Frage nicht hatte beantworten können. Und es war das erste, was ihm eingefallen war, um sie zu verletzten. Doch jetzt tat es ihm seltsamerweise leid. Sie hatte ein paar echt nette Dinge über ihn gesagt, von denen er sich wirklich geschmeichelt fühlte. Aber es war zu spät noch etwas zu ändern und der Anblick dieses Hausmeisters brachte sein Blut in Wallung. Er wollte umdrehen und dem Typen eine runterhauen. Er musste sich beruhigen und tief durchatmen. Er konnte keinen Schulverweis riskieren. Als Malfoy ging das auf gar keinen Fall. Er musste seinen Stolz wahren. Scorpius blieb stehen. Er war völlig außer Atem, weil er so schnell gerannt war. Wie peinlich. Ein Malfoy rannte nicht durch Gänge. Eigentlich musste er zurückgehen und Rose vor diesem Typen warnen. Das schuldet er ihr und auch Albus, aber er war so aufgebracht bei dem Gedanken ihn auch nur anzusehen, das er nicht glaubte, dass er die Kraft hatte, sich zu kontrollieren ohne einen tödlichen Fluch auf ihn zu schießen. Wie sehr er diesen Typen doch hasste und verachtete. Er würde bestimmt nicht so schnell vergessen, was letztes Jahr passiert war. Scorpius hatte nie mit Albus oder irgendwem darüber gesprochen, weil er gar nicht wusste, wie er es erzählen oder erklären sollte. Er beschleunigte seine Schritte, weil ihn der Gedanke daran würgen ließ. Dieser Typ hatte ihn bloßgestellt und gelacht. Ihn richtig ausgelacht. Scorpius konnte nicht zurück, solange er dieses hämische Grinsen vor Augen hatte. Rose würde sich da schon alleine durchboxen. Was sollte ihr auch schon groß passieren? Es gab eigentlichen keinen Grund zur Sorge. Nur seine Wut machte ihm Sorgen. Er ging lieber wieder zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort würde er einen Termin für die Auswahlspiele festlegen, damit er endlich einen neuen Jäger fand, um mit dem Training anzufangen. Das erste Spiel der Saison war Ende Oktober gegen Gryffindor und er würde den Sieg holen. Wenn er seinen Kopf mit der Planung voll stopfte, gab es nichts, worüber er nachdenken musste. Auch nicht über den Hausmeister und den Vorfall vom letzten Jahr. Endlich war er im Gemeinschaftsraum und sofort war Jane an seiner Seite. „Hey Scorpius, wo hast du denn gesteckt?“ Sie nervte ihn echt. „Ich war beim Vertrauensschülertreffen. Und jetzt muss ich was mit deinen Brüdern besprechen. Weißt du wo sie gerade sind?“ Jane zog einen Schmollmund. „Weiß ich doch nicht.“ Dann zischte sie ab und ließ ihn in Ruhe. „Kumpel, da bist du ja.“ Albus klopfte ihm auf den Rücken. Scorpius stöhnte innerlich. Er war so schlecht darin Albus zu belügen. Das konnte heiter werden. ~~~ Rose schämte sich für ihr Verhalten, aber der Hausmeister war wirklich freundlich. Sie saß jetzt bei ihm im Büro und er machte ihr einen Tee. Er hatte sie nicht dafür ausgelacht, dass sie weinend in seine Arme gestürzt hatte, sondern beruhigend auf sie eingeredet und sie hatte sich wieder eingekriegt. „Tut mir wirklich noch mal Leid für die Umstände, die ich Ihnen bereite.“ Er lachte und winkte ab. Mit den Grübchen im Gesicht sah er gar nicht mehr so unheimlich aus, sondern richtig jung und gut aussehend. Rose merkte, wie ihr die Farbe ins Gesicht stieg und nannte sich einen Narren. Er reichte ihr eine Tasse und setzte sich ihr gegenüber. „Dann schieß mal los, was dich so zum Weinen gebracht hat“, fragte er sie. Rose wurde endgültig rot und wusste nicht, was sie sagen sollte. Eine passende Ausrede für ihre Tränen fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. „Ähm“, begann sie unsicher. Seine dunkelgrünen Augen verwirrten sie, die so ruhig auf ihrem Gesicht verharrten. Und da rutschte ihr plötzlich wie von selbst die Wahrheit heraus. „Scorpius hat mir etwas gesagt, was ich nicht wissen wollte und ich wünschte, ich könnte es vergessen, aber es sitzt schon in meinem Kopf fest“, sprudelte es aus ihr heraus. Er nickte nachdenklich. „Wenn man etwas vergessen will, denkt man nur stärker darüber nach und bekommt es nicht aus dem Kopf. Ich würde dir raten dich mit diesem Wissen auseinanderzusetzen und dich damit zu konfrontieren. Dann ist es nur noch halb so schlimm.“ Rose war überrascht von seinen Worten. Trotz seiner Jugend klang er so erfahren, als hätte er schon viel erlebt. Er war richtig erwachsen und nicht so kindisch wie Scorpius. Warum hatte sie sich nicht in so jemand verliebt? „Danke. Ich glaub ich werde Ihren Ratschlag beherzigen, Mr. Greaves.“ „Du brauchst mich nicht zu siezen. Soviel älter als du bin ich gar nicht und ich fühl mich so alt, wenn du Sie sagst.“ Der Hausmeister streckte seine Hand aus und zögernd ergriff Rose sie. „Nenn mich einfach Nathan.“ „Okay“, sagte Rose verblüfft. „Ich bin Rose.“ „Nett dich kennen zu lernen, Rose.“ Nathan lächelte verschmitzt und irgendwie kribbelte es in ihrem Bauch. „Oh mein Gott“, dachte sie nur. „Lass es Einbildung gewesen sein.“ Warum kam sie nur von einem Fettnäpfchen ins nächste gestolpert? „Wenn du dich mal wieder ausweinen willst, reden willst oder nur einen guten Tee trinken willst, bist du hier sehr gerne willkommen.“ Was für ein freundliches Angebot. Der Hausmeister war überhaupt nicht unheimlich. Er war richtig süß und charmant. „Vielen Dank“, brach Rose hervor und ihre Stimme klang seltsamerweise eine Oktave höher als sonst. Sie musste wieder zurück. Ihre Gedanken sammeln und tief durchatmen. Das war eindeutig zuviel für sie. „Ich geh dann wieder zurück. Bestimmt macht man sich schon Sorgen, wo ich solange bleibe. Nochmals danke für den Tee und das Gespräch.“ Rose sprang geradezu auf von ihrem Stuhl und blieb auch gleich mit ihrem Umhang hängen. Doch bevor sie sich auch noch auf die Nase legen konnte, um sich endgültig zu blamieren, fing er sie geschickt auf und plötzlich fand sie sich in seinen Armen wieder. Rose blinzelte überrascht noch oben und sah, dass Nathans Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Das war alles einfach nicht wahr. ~~~ Lily langweilte sich schrecklich. Bis gerade eben hatten sie noch zu dritt im Gemeinschaftsraum gesessen, aber dann waren Hugo und Lucy ganz artig schon am ersten Schultag in die Bibliothek gegangen, um ihre Hausaufgaben zu machen. Aber darauf hatte sie keine Lust. Sie sah lieber James und Fred bei einer Partie Zauberschach zu und unterhielt sich mit ihnen über Quidditch. Die beiden hatten gerade beschlossen, wann die Auswahlspiele stattfinden würden und jetzt juckte es sie unter den Fingern sich einen Besen zu schnappen und zu fliegen. Das erste Spiel war gegen Slytherin und sie musste als Sucherin gegen Scorpius antreten. Nervös knetete sie ihre Finger. James würde sie auslachen, wenn er etwas von ihrer Schwärmerei wusste und sie fand es auch peinlich. Sie wollte gewinnen. Doch gegen Scorpius war sie nicht ganz so fest entschlossen. Lily wollte nicht, dass er sie deswegen nicht ausstehen konnte. Aber wenn sie gewann, nahm er sie vielleicht ernst. Ob sie ihn einfach nach dem Spiel fragen sollte, ob er mit ihr mal nach Hogsmeade ausging? Schon der Gedanke daran machte sie ganz kribbelig. Als Tochter ihrer Mutter sollte sie die Initiative ergreifen bevor es diese eklige Jane tat. Schließlich war Lily hübsch und kam ganz nach ihrer Mutter. Warum sollte Scorpius da nein sagen? Außerdem wollte er es sich sicher nicht mit Albus verderben, wenn er seiner kleinen Schwester einen Korb gab. Manchmal war es von Vorteil, dass ihre Brüder immer auf sie aufpassten. Jetzt musste Lily vor sich hin grinsen. „Grins nicht so blöd. Hilf mir lieber gegen Fred“, kam prompt von ihrem Bruder. Lily streckte James die Zunge heraus. „Dir helfe ich sicher nicht.“ Damit stand sie auf und beschloss doch noch nach Lucy und Hugo zu sehen. So alleine war ihr doch zu langweilig, auch wenn das nicht hieß, dass sie vorhatte in der Bibliothek zu lernen, aber sie war lieber bei den zwei und plante neue Streiche. Doch ihre beiden Freunde waren in der Bibliothek nicht aufzufinden. Vielleicht hatten sie sich ja verpasst. Also ging Lily zurück. Da drang Lucys Gekicher an ihr Ohr, das aus einem leeren Klassenzimmer kam. Lily fühlte sich sogleich verraten, wenn die beiden sie ausschlossen und öffnete die Tür, um ihnen einen Schrecken einzujagen. Aber als sie die Tür aufmachte, fand sie die beiden nicht beim heimlichen Streiche planen, sondern knutschend in einer eindeutigen Haltung. Hugo hatte gerade seine Hand unter Lucys T-Shirt geschoben und der Kuss sah auch nicht gerade unschuldig aus. Statt ertappt auseinander zu fahren, grinste Hugo nur blöd in ihre Richtung und Lucy gab ihr ein Zeichen, das sie verschwinden sollte, was Lily dann auch vor Schreck einfach tat. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, wurde ihr klar, dass ihre beiden besten Freunde eine Beziehung miteinander hatten und das sicher nicht erst seit heute, ohne ihr ein Wort zu erzählen. Lily musste mit den Tränen kämpfen. Sie war so wütend. Das war kein Verrat mehr, das war schon Hochverrat. ~~~ Albus wurde das Gefühl nicht los, dass Scorpius ihm etwas verschwieg. Seit einer Woche benahm er sich irgendwie komisch. Am ersten Schultag musste irgendetwas vorgefallen sein, was er ihm nicht erzählen wollte. Beim Mittagessen ergriff er die Gelegenheit und sprach seinen besten Freund darauf an. „Sag mal bist du wieder mit dem Hausmeister aneinander geraten oder was ist mit dir los?“ Als er das verdutzte Gesicht von Scorpius sah, war er selbst verblüfft, wie dicht er wohl an die Wahrheit gekommen war. Sofort verdunkelte sich das Gesicht seines Freundes wieder und der Malfoy grummelte nur. „Eher ist Rose an ihn geraten.“ Albus wurde hellhörig. „Jetzt spuck schon die ganze Geschichte aus oder muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“ Scorpius seufzte hörbar und wand sich an den Potter. „Versprich mir nur, dass du mich keinen Kopf kürzer machst.“ Albus ahnte schon Schlimmstes, nickte aber trotzdem. „Peeves hat uns im Lehrerzimmer eingeschlossen, als Rose und ich noch nach der Versammlung etwas hingebracht habe. Du kannst dir vorstellen, dass das sehr unterhaltsam war.“ Scorpius grinste belustigt und wurde dann wieder ernst. „Sie hat mich gereizt“, gab der Malfoy zu, was ihm wohl nicht gefiel. „Ich bin wütend geworden und mir ist was rausgerutscht.“ „Was?“, fragte Albus sofort nach. Sein ungutes Gefühl wollte nicht gehen. Scorpius zögerte einen Augenblick. „Ich hab ihr von deinen Gefühlen für sie erzählt. Sie war total durch den Wind. Ich wollte mich schon wieder entschuldigen, da wurde die Tür geöffnet und Rose ist raus und hat sich in die Arme des Hausmeisters gestürzt.“ Es kochte in Albus. Er war wütend auf Scorpius und wollte diesen Hausmeister grillen, aber erst nachdem er seinen besten Freund erwürgt hatte. Aber er versuchte ruhig zu bleiben. „Warum hast du ihr das gesagt?“ Den wütenden Unterton konnte er nicht unterdrücken. Scorpius sah schuldig drein. „Sie hat mich wütend gemacht, weil sie mir nicht geglaubt hat, dass ich auch anders sein kann. Da ist es mir rausgerutscht.“ „Du hast kein Recht meine privaten Angelegenheiten herauszuposaunen. Ich geh mich jetzt bei Rose entschuldigen und ich hoffe du tust das auch.“ Damit ließ Albus sein Mittagessen unangerührt stehen und stapfte davon in Richtung Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Er konnte nicht fassen, dass Scorpius Rose das gesagt hatte. Ja, er war in sie verliebt und das schon seit sie fünf Jahre alt waren, aber er hatte es ihr nie gesagt, weil ihm ihre Freundschaft wichtiger war. Er hatte darüber nachgedacht, aber es immer wieder verworfen. Und jetzt hatte Scorpius alles versaut. Albus war verzweifelt. Was sollte er jetzt nur Rose sagen, um zu retten, was noch zu retten war? ~~~ Dominique hatte erleichtert festgestellt, dass der Bibliothekar eindeutig mehr ihrem Geschmack entsprach. Und so verbrachte sie den größten Teil ihrer Zeit in der Bibliothek. Leider war sie nicht die Einzige, die Mr. John Blotts gut aussehend fand. Viele Mädchen seufzten laut auf, wenn er sich durchs blonde Haar fuhr und stupsten kreischend ihre Freundinnen an, wenn sie der Meinung waren, dass er sie mit seinen strahlend blauen Augen ansah. Dominique wahrte wenigstens genug Würde, um nicht sabbernd da zu sitzen. Sie wollte, dass der Typ sie anstarrte und nicht andersherum. Also tat sie etwas für sie Ungewöhnliches: Sie saß einfach nur da und lernte. Okay, hin und wieder guckte sie schon rüber, aber sie achtete darauf es nicht zu oft zu tun. In den ersten Tagen war Mr. Blotts von der Aufmerksamkeit, die ihnen die Mädchen entgegenbrachte, überfordert gewesen. Er hatte versucht sie zur Ordnung zu rufen, was es nur schlimmer machte. Dann muss er wohl in sich gegangen sein, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Am nächsten Tag hatte er auf jeden Fall ein Rohrstock dabei und knallte damit auf die Tische, wenn die Mädchen anfingen zu kichern und wenn sie nicht aufhörte, warf er sie ohne Widerworte hinaus. Dadurch war es wieder ruhiger geworden, aber weniger Mädchen waren es nicht geworden. Stattdessen hatte sich die Zahl ihrer Konkurrentinnen verdreifacht. Dominique fühlte sich trotzdem überlegen, da sie sich nicht zum Affen machte, sondern eher den Charme ihrer natürlichen Schönheit ausnutzte. Nervig war es trotzdem, aber sie blieb ihrem Plan treu. Jetzt musste sie ihn nur noch geschickt auf sich aufmerksam machen. Für die große Verführerin hatte sie sich noch nie gehalten, aber es war Zeit ihren Veela-Charme einzusetzen, um es auszutesten. Unschuldig nach einem Buch zu fragen, würde sie bestimmt nicht verraten. „Mr. Blotts, ich hätte eine Frage“, kam sie auf ihn zu. Er hob aufmerksam den Blick. „Ich suche etwas zu Arithmantik. Also zur Weiterbildung. Mich interessiert dieses Fach nämlich besonders und ich würde gern mehr dazu lesen.“ Ihre Tante Hermine wäre sicher stolz auf ihren plötzlichen Wissensdurst. Mr. Blotts war eher unbeeindruckt und schrieb ihr ein paar Titel auf. Er sah sie nicht einmal ein zweites Mal, was Dominique empörte. Ihre Schönheit konnte man doch nicht einfach ignorieren. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. Und wenn sie dafür hunderte Bücher lesen musste, damit er sie für interessant empfand. Jetzt war ihr Ehrgeiz endgültig gepackt. ~~~ Rose war verzweifelt. Sie wusste nicht mit wem sie reden sollte. Alice ging ihr aus dem Weg. Louis war mit Lysander und Annie beschäftigt und irgendwie nie ansprechbar. Dominique und Roxanne waren ständig in der Bibliothek. Sie konnte sich nicht dazu durchringen mit Albus zu reden. Molly würde sie nicht verstehen. Dafür war sie zu kühl und wirkte immer so, als würde sie das alles nichts angehen. Lily war eine Plaudertasche, die es allen erzählen würde. Lucy war wie ihre Schwester und fiel damit auch raus. Rose würde am liebsten mit Louis oder Lysander reden, aber was auch immer sie trieben, schien Sorgenfalten zu verursachen und zur Abwechslung waren sie nicht verfügbar. Also saß sie alleine mit ihren Problemen da. Ihr fiel nur der Ratschlag von Nathan ein. Sich mit dem Wissen auseinanderzusetzen. Das war irgendwie auch einleuchtend, auch wenn Rose sich dagegen erst gewehrt hatte. Albus war ihr immer wie ein Bruder gewesen. Ihr bester Freund, der ihr immer zur Seite stand. Aber war nicht Freundschaft ein gutes Fundament für eine Beziehung? Und es hieß doch immer, dass eine Freundschaft zwischen Männer und Frauen nicht funktionieren konnte, weil die Liebe irgendwann dazwischen kam. Also sollte es sie doch gar nicht so überraschen. Trotzdem machte sie der Gedanke fertig. Seit wann hatte Albus diese Gefühle für sie? Warum hatte sie es nicht bemerkt? Und wenn dem so war, konnte sie seine Gefühle möglicherweise erwidern? Sie stellte es sich nach einigem Überlegen als gar nicht mehr so schlimm vor mit Albus zusammen zu sein, wären da nicht ihre blöden Gefühle für Scorpius. Was sollte sie nur dieser Situation tun? Sie musste mit ihm reden. Aber was genau sollte sie bloß sagen? Rose wollte die Gefühle von Albus auf keinen Fall verletzten und ihre Freundschaft nicht zerstören. Diplomatie war aber sicherlich nicht ihre Stärke. Gerade deshalb sollte sie nicht es versuchen. Für sie blieb nur ein Weg, den sie für logisch hielt. Wenn Albus wirklich in sie verliebt war, würde sie versuchen sich ebenfalls in ihn zu verlieben. Es war egoistisch, aber es erschien ihr eine gute Möglichkeit zu sein, um über Scorpius hinweg zu kommen, denn eine neue Liebe heilte die alten Wunden. Und Albus würde sie niemals verletzten und wäre immer für sie da. Er war genau das, was sie jetzt brauchte. Noch während Rose diesen Gedanke zu Ende dachte, tauchte Albus vor ihr auf. „Hey, ich hab dich überall gesucht.“ Er sah traurig aus, als stellte er sich auf das Schlimmste ein. „Wir müssen über das reden, was Scorpius dir erzählt“, fing Albus an. „Also falls du noch mit mir reden willst.“ Rose war überrascht. Albus ging also wirklich davon aus, dass sie wütend auf ihn war. „Ich würde immer mit dir reden wollen“, bekräftigte Rose. „Du bist mein bester Freund. Das ändert sich doch nicht von heute auf morgen, nur wegen etwas, was Scorpius gesagt hatte.“ Albus lächelte zaghaft. „Aber was er gesagt hat stimmt. Ich bin in dich verliebt, aber ich habe es dir nicht gesagt, weil mir unsere Freundschaft wichtiger war und ich nicht wollte, dass du dich wegen meiner Gefühle unwohl fühlst.“ Wie konnte sie nicht seine Gefühle erwidern bei seiner freundlichen Zurückhaltung? Er war immer nur um sie besorgt und achtete immer auf ihre Gefühle, auch wenn er seine eigenen dafür verdrängen musste. Sie konnte das auch. Sie konnte Scorpius für Albus vergessen, damit einmal seine Gefühle berücksichtig wurden und nicht ihre. Rose war von ihrer Entscheidung endgültig überzeugt. „Ich fühle mich eher schlecht, weil ich es nicht bemerkt habe und dich sicher mit meinen Worte schon mehr als einmal verletzt habe“, gab Rose zu. Albus schüttelte den Kopf. „Du hast mich nicht verletzt und ich hab immer darauf geachtet es nicht zu zeigen, weil du mir wirklich sehr wichtig bist.“ „Du bist mir auch wichtig“, erwiderte sie und ergriff aus einem Impuls heraus seine Hand. Jetzt durfte sie es nur nicht vermasseln. Sie merkte seine Überraschung und dass sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich. „Du bist also nicht wütend auf mich?“, fragte Albus leise. „Nein, bin ich nicht. Ein wenig verwirrt, aber auf positive Weise. Ich finde es schön, dass mich mein bester Freund liebt und ich denke ich könnte ihn auch lieben.“ Nun war es raus. Rose war zögerlich, weil sie nicht wusste, ob das, was sie sagte, die richtige Botschaft vermittelte. Sie fühlte sich ein wenig schlecht, weil sie einen kurzen Moment an Scorpius dachte, aber sie glaubte ihren Worten. Albus nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah sie an, als bat er um ihre Erlaubnis. Er war irgendwie so süß. Rose lächelte ihn an und das reichte ihm wohl, um all seinen Mut zusammen zu nehmen, um sie küssen. Es war ein kurzer, schöner Kuss, der eine wollige Wärme zurückließ. Sie hatte sich zwar immer vorgestellt, dass sie ihren ersten Kuss Scorpius schenken würde, aber das hier fühlte sich gut und richtig an. Von nun an sollte ihr Herz ganz Albus gehören. ~~~ Alice hatte alles mit angehört und mit angesehen. Sie war nur zufälligerweise in diesem Gang unterwegs gewesen, als sie gesehen hatte, wie Albus zu Rose gekommen war. Ganz instinktiv hatte sie sich hinter der nächsten Rüstung versteckt und sich im nächsten Augenblick gewünscht an einem anderen Ort gewesen zu sein. Ihre Wut auf Rose hatte sich verzehnfacht. Rose erwiderte doch nicht einmal die Gefühle von Albus. Sie sagte doch nur, dass sie sie vielleicht erwidern könnte. Das war einfach so ungerecht! Aber Alice hatte keine Kraft gehabt, um die beiden zu unterbrechen. Vollkommen schockiert hatte sie deren Kuss gesehen und nun waren sie Händchen halten abmarschiert. Das war so grausig. Die zwei waren doch miteinander verwandt, hatten eine Beziehung wie Bruder und Schwester und jetzt das?! Alice konnte nicht mehr. Sie fühlte sich verraten und betrogen. Ihre Knie zitterten und sie ließ sich an Ort und Stelle sinken. Warum musste ihr das passieren? Was trieb das Schicksal so ein grausames Spiel mit ihr? Aber sie war auch selbst Schuld. Sie hätte Rose einfach sagen können, was sie empfand. Doch sie war ein Feigling gewesen und einfach nur eifersüchtig auf die gute Beziehung zu Albus gewesen. Jetzt war es zu spät. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie legte ihr Gesicht auf ihre Beine und ließ es einfach geschehen. Vielleicht hatte sie es auch nicht anders verdient. „Hey Alice, alles okay mit dir?“ Das war die Stimme von Louis, der sich neben ihr hinkniete. „Nichts ist okay“, flüsterte sie. Louis strich ihr über den Kopf und ließ sie weiterweinen. Aber jetzt fühlte sie sich nicht mehr ganz so schlecht, weil jemand bei ihr war, der nicht wegging, sie aber auch nicht bedrängte und fragte, was los sei. Louis blieb wirklich bei ihr bis ihr Tränenstrom abbrach und bot ihr ein Taschentuch an, damit sie sich die Nase putzen konnte. „Warst du wieder bei Annie und Lysander?“, fragte Alice, um irgendetwas zu sagen. Louis nickte. „Wir waren zusammen auf dem Astronomieturm.“ „Was macht ihr da eigentlich immer? Einfach nur herum sitzen?“ Louis zuckte mit der Schulter. „Dies und das. Worauf wir Lust haben.“ „Kann ich mal mitkommen?“, fragte Alice zögerlich. „Klar. Wir schließen ja niemanden aus“, meinte er. „Und geht es dir jetzt besser?“ „Ein wenig. Danke, dass du bei mir geblieben bist.“ „Ist doch selbstverständlich. Wir sind Freunde.“ Alice lächelte dankbar. Sie sollte Rose auch wieder ein bessere Freundin sein. Sie fühlte sich schlecht dafür, dass sie sich gewünscht hatte, dass Rose für immer verschwinden sollte. Bei Freundschaft sollte es doch darum gehen, dass man glücklich war, wenn der andere glücklich war. Am Ende zerstörte sie diese Freundschaft, die sie mit Rose seit dem ersten Schultag verband. Sie musste jetzt einfach stark sein und nicht daran zerbrechen. „Das nächste Mal komm ich auf jeden Fall zum Astronomieturm mit.“ Alice stand auf und Louis erhob sich auch wieder. „Ich muss dringend mit Rose reden. Aber wir sehen uns dann ja!“ Damit beeilte sich Alice zurück zum Gemeinschaftsraum zu kommen. Aber ganz konnte sie Rose nicht verzeihen. Nicht von heute auf morgen. ~~~ Fred ordnete seine Hausaufgaben nach Abgabedatum und machte sich dann sorgsam daran sie zu erledigen. Er hatte eine schöne, flüssige Schrift, um die ihn die Mädchen beneideten. Ihm gefiel Ordentlichkeit. Er war eben ganz anders als der chaotische James. Molly ließ sich neben ihn fallen. „Sind wir wieder zu zweit bei den Hauaufgaben?“ „James kommt bestimmt nachher an und will abschreiben. Genauso wie in den letzten sechs Jahren. Daran wird sich nichts mehr ändern.“ „Wir sind furchtbar erwachsen geworden. Nur James trauert seiner Kindheit noch hinterher.“ Fred musste grinsen. Er vermisste auch die Zeit, in der sie nur Schwachsinn im Kopf gehabt hatten. Er kam sich jetzt viel ernster und auch erwachsener vor, wo er sich auf die UTZ vorbereitete. „Hast du James eigentlich schon über deine Berufspläne aufgeklärt?“, fragte Molly ihn. Er seufzte. Er hatte noch keine Gelegenheit gefunden James, über seine Absichten eine Karriere im Ministerium anzustreben, aufzuklären. „Schieb es nicht zu lange vor dir hin. James wird den Braten sonst riechen.“ Molly verstand seine Pläne als Einzige wirklich. Für sie war auch klar, dass sie ihrem Vater in seine Fußstapfen folgte. Sie wollte in die Abteilung für Magische Strafverfolgung, während er an die Abteilung für Magische Spiele und Sportarten dachte. James dagegen wollte eine Quidditchkarriere ansteuern und nicht wie viele gedacht hatten Auror wie sein Vater werden. Also würden sich nach diesem Schuljahr ihre Wege trennen. James dachte aber weiterhin, dass Fred denselben Weg einschlagen würde. Während er weiter über seine Hausaugaben brütete, kam James herein und setzte sich zu ihnen. „Wie könnt ihr eigentlich immer so sorgsam eure Hausaufgaben erledigen?“ „Wie kannst du es nicht tun? Wir machen dieses Jahr die UTZ!“, erwiderte Molly. James lachte. „Na und? Die UTZ sind mir doch egal. Ich mach sie nur, weil sonst meine Eltern wütend wären und mich enterben würden.“ Fred hob nur genervt die Augenbrauen und versuchte sich wieder auf seinen Aufsatz zu konzentrieren. „Hey Fred, genug gelernt! Lass uns eine Runde Zauberschach spielen.“ „Nein, ich will das fertig machen.“ „Ach komm sei doch nicht so. Unsere UTZ sind doch nicht wichtig.“ Fred legte seine Feder beiseite. Jetzt war der Augenblick gekommen James die Wahrheit zu sagen. „Mir sind die UTZ wichtig, weil ich ins Zaubereiministerium will.“ James fing an zu lachen und schlug sich auf die Schenkel. „Der war gut Fred. Ins Ministerium willst du. Echt ein Schenkelklopfer!“ Molly verdrehte die Augen, schwieg aber dazu. „Ich mein es ernst.“ „Ach komm Fred. Du bist kein langweiliger Bürotyp. Du bist ein Abenteurer wie ich.“ Plötzlich wurde Fred ungehalten. Warum konnte James ihn nicht mal ernst nehmen? Er war sein bester Freund und trotzdem schien er ihn nicht zu kennen. Und ohne zu wissen warum, hatte er seinen Zauberstab in der Hand und James lag mit einem Ganzkörperklammerfluch auf dem Boden. Jetzt konnte sich sein bester Freund nicht mehr bewegen oder sprechen. „Doch ich mein es völlig ernst. Ich werde Zaubereiminister und du wirst dann nicht mehr lachen.“ „Fred, das hättest du nicht tun müssen“, warf Molly ein. Aber Fred fühlte sich richtig gut dabei. Er nahm seine Sachen und verließ den Gemeinschaftsraum. ~~~ Scorpius wartete auf die Rückkehr seines besten Freundes. Er fühlte sich schuldig und hoffte, dass Rose jetzt nicht die Freundschaft mit Albus aufkündigte, denn dann würde er vielleicht auch seine Freundschaft mit ihm verlieren. Aber er hielt Rose für loyal und trotz ihrer Verwirrung würde sie es hoffentlich bleiben. Albus hatte Recht. Scorpius sollte sich ebenfalls entschuldigen. Auch wenn ihm Rose kein Wort glauben würde. Wie immer. Sie wollte es ja nicht mal wirklich versuchen. Doch er ließ ihr auch keine Chance. Vielleicht sollte er sich ändern. Irgendwo mochte er die Weasley ja auch für ihre tollpatschige Art und ihr Talent für Fettnäpfchen. Ohne sie hätte er sicher halb soviel Spaß in seinem Leben. Dann kam endlich Albus zurück. Mit einem seligen Grinsen im Gesicht. „Sie scheint ja nicht besonders böse gewesen zu sein“, sprach Scorpius ihn an. „Nein, im Gegenteil.“ Scorpius atmete innerlich erleichtert auf. Es war also nicht schlimm gelaufen. Seine Freundschaft mit Albus konnte gerettet werden. „Was hat sie denn dazu gesagt?“, fragte er neugierig nach. Ein noch größeres Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht seines besten Freundes. Und plötzlich machte es Klick bei Scorpius. „Wir haben uns geküsst“, sagte Albus ganz schwärmerisch. „Sie ist jetzt meine Freundin.“ „Deine richtige feste Freundin?“, fragte Scorpius ganz verblüfft nach. Albus verdrehte die Augen. „Natürlich ist sie meine feste Freundin.“ Obwohl er es schon verstanden hatte, arbeitete sein Kopf immer noch, um diese Information zu verdauen, denn eigentlich sollte es doch nicht möglich sein. Rose war in ihn verliebt und nicht in Albus. „Glückwunsch, Kumpel.“ Scorpius klopfte ihn auf die Schulter. „Dann bist du wohl nicht mehr böse auf mich?“ Albus schüttelte den Kopf. „Ich finde zwar immer noch, dass du nicht das Richtige getan hast, aber ich bin dir gewisser Hinsicht dankbar. Ich hätte sicher nie den Mut gehabt es ihr zu sagen.“ Scorpius nickte. „Na dann geh ich schon mal in den Schlafsaal. Mit so einem verliebten Kerl wie dich halte ich es keine fünf Minuten aus.“ Albus musste lachen. „Das liegt daran, weil Romantik und Liebe dir ein Graus sind.“ Er lächelte nur und machte sich auf den Weg in den Schlafsaal. Als die Tür hinter ihm zufiel und er für sich alleine war, gestatte er es sich, wütend zu sein. Diese Weasley hatte sich für Albus entschieden. Und dass ihn das sauer machte, konnte nur eins bedeuten. Scorpius Malfoy war eifersüchtig auf seinen besten Freund, der das Mädchen hatte, von dem er sich sicher gewesen war, dass er es bekommen würde. Er schloss die Augen, weil es noch eine zweite Sache bedeutete. Er hatte etwas für Rose Weasley übrig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)