Fate von ChiaraAyumi (A next generation story.) ================================================================================ Kapitel 11: Fate draws into darkness ------------------------------------ Er beugte sich noch tiefer über das Denkarium und genoss noch einmal jeden einzelnen, grausamen Moment vom Ende von Hogwarts. Wie es von den Flammen verschlungen wurde und die verzweifelten Gesichter der Kinder. Nachdem er das genüsslich betrachtet hatte, sah er sich die jüngsten Entwicklungen an. Es waren fünf Monate vergangen seit Hogwarts gefallen war und seine schwarzen Schachfiguren tyrannisierten seither die Zauberwelt. Der Schatten, der sich über das Land gelegt hatte, hatte schon viele Todesopfer gefordert. Er konnte nicht dabei sein, aber aus der Ferne beobachtete er jeden Mord und ergötzte sich an jedem Tropfen Blut, das vergossen wurde. Von seinen Leuten war nur einer, Benedict Bletchley, gefallen, der aber nur ein Bauer gewesen war, also trauerte er nicht um die Figur. Ein Schachspiel erforderte nun einmal Opfer auf beiden Seiten, um spannend zu bleiben. Doch im Augenblick ließ er das Schachspiel ruhen und nutzte die Zeit jeden verdammten Zauberer zu töten. Ganz besonders das Zaubereiministerium musste ausgelöscht werden. Und daher frohlockte er bei jedem Auftrag, den seine manipulierten Schützlinge erfolgreich ausgeführt hatten. Die lästigen Zuschauer seines Stückes sollten alle hingerichtet werden. Sie sollten leiden und vor Angst erzittern, solange bis er ihrer überdrüssig wurde. Er konnte das Blut förmlich schmecken, das über die Straßen von London lief. Genussvoll betrachtete er wieder und wieder jeden Mord in seinem Denkarium und schickte seine schwarzen Schachfiguren aus, um noch mehr hinzufügen zu können. Er belächelte müde, wie die Eltern der Kinder verzweifelt versuchten ihre Kindern zu finden, doch sie waren immer einen Schritt zu langsam, hingen immer eine Sekunde hinterher, denn sie waren nicht Teil des Schachspiels und würde daher nie an die Figuren herankommen. Nur lästige Zuschauer, die es galt auszulöschen. Wenn die Zeit reif war, würden die weißen Figuren wieder auf die schwarzen Figuren treffen und er hatte im Gefühl, dass er bald seine Schachpartie fortsetzen würde. Und dann würde es zu einem erneuten Blutspektakel kommen und die Eltern würde tatenlos zusehen müssen, wie ihre Kinder sich gegenseitig abschlachteten. Wie sehr würde er den Moment genießen, wenn ihnen klar wurde, dass sie nichts tun konnte. Die Verzweiflung würde zum Greifen nah sein und er würde sich daran erfreuen. Es würde seine Rachegelüste befriedigen und vielleicht würde er sie dann in Ruhe lassen. Aber erst wenn das Schachspiel vorbei sein würde und Harry Potter würde fallen müssen, so wie all die anderen Figuren auf der weißen Seite. Und er würde triumphieren auf der schwarzen Seite. Alleine oder mit einigen Gefolgsleuten, die er behalten würde. Es wäre bestimmt lustig mit anzusehen, wenn er sie aus der Manipulation erwachen lassen würde. Noch mehr Verzweiflung in der er schwelgen konnte. Auf jeden Fall würde weiß schwarz unterliegen und alles würde in Trümmer und Asche zurückbleiben. Soviel war gewiss, denn er war das Schicksal. ~~~ Rose hatte kaum klare Augenblicke. Manchmal wachte sie eng angekuschelt neben Albus auf und sah das lächelnde Gesicht ihres Bruders vor sich, wie der grüne Blitz ihn traf. Wie sie ihn getötet hatte. Dann überkam sie ein Zittern und sie fragte sich im Stillen, ob das was sie tat, richtig war. Und sie hatte Angst nie wieder nach Hause zurückkehren zu können. Würde ihre Eltern sie noch lieben, nachdem was sie getan hatte? Sie fürchtete nach Askaban zu kommen für all die Morde, die sie begangen hatte. Ganz alleine würde sie ohne jede Freude dort sterben. Rose lag dann stundenlang wach und konnte die Augen nicht mehr schließen, denn sie sah all die Toten vor ihren Augen und immer wieder ihren Bruder. Tagsüber kannte sie diese Zweifel nicht, dann liebte sie es zu töten und tat, was immer von ihr verlangt war. Sie stellte nie etwas in Frage, sondern fand es gut Leben auszulöschen. Es schien richtig zu sein und es fühlte sich gut an. Sie liebte den Adrenalin, der durch ihre Ader schoss und ihr Herz zum Pochen brachte. Das erschrockene Gesicht des Opfers, wenn es sie sah und wenn es sie erkannte. Das halbherzige Verteidigen, da niemand sie verletzten wollte. Und dann die verzehrten Grimassen, wenn sie gefoltert wurden und schreckliche Schmerzen litten. Die schrillen Schreie und das Betteln bevor sie für immer ihr Leben aushauchten. Rose genoss es wie die anderen es auch taten. Sie konnte nicht genug davon kriegen. Sie alle lachten und gaben mit ihren Morden an, diskutierte Foltermethoden und persönliche Vorlieben. Nachts wenn sie schlief, kam ihr das alles nicht mehr so lustig vor, aber sie weigerte sich weiter darüber nachzudenken. Sie wollte sich nicht schuldig fühlen. Sie wollte einfach nur vergessen und keine Alpträume mehr haben. Albus zog sie an sich und sie kuschelte sich noch enger an ihn heran und versuchte alles auszublenden. Er war hier bei ihr und alles würde wieder gut werden. Rose versuchte wieder einzuschlafen und von dem Tag zu träumen, an dem sie Scorpius töten würde. Nach all der Zeit, die vergangen war, hatte sie nie vergessen, dass das ihr Ziel war. Er war an allem Schuld gewesen. Er musste sterben und zwar auf brutale Art und Weise. Sie verdrängte alle dunklen Gedanken und Zweifel und stellte sich vor wie sie Scorpius foltern würde. Wie er schreien würde und wie er sich winden würde und nach und nach legte sich ein Schleier über ihre Erinnerungen und ihre Zweifel waren verschwunden. Dann war sie wieder dazu bereit zu tun, was nötig war. Sie ging mit den anderen heraus und lauerten neuen Opfer aus. Und sie sah immer Scorpius in jedem von ihnen und sehnte sich den Tag herbei, wenn sie ihm gegenüberstehen würde und zu Ende bringen würde, was sie angefangen hatte. Doch tief in ihr verborgen lagen immer noch die Zweifel begraben und wenn sie die Augen schloss war da immer noch Hugos lächelndes Gesicht. ~~~ „Fred, wach auf!“ Lilys wütende Stimme drang an sein Ohr und er schlug die Augen auf. Er hatte von zuhause geträumt, wurde ihm klar, als er das stechende Gefühl bemerkte, dass er in der Brust fühlte. Er hatte von Hogwarts geträumt. Von der Zeit vor den Flammen und der Schlacht in der großen Halle. Fred erhob sich langsam und sah Lily in der Tür stehen. Sie trug ein verspieltes Kleid und sah so unschuldig aus, aber ihr Lachen war nur eine Grimasse. Er konnte ihren irren Blick sehen und fragte sich, ob er genau so dreinblickte, wenn er vergaß, wer er war und nur für das Töten lebte. Sie kam zu ihm herübergehüpft und er schloss sie in die Arme. Lily lachte und gab ihm einen Kuss auf die Nase, während er versuchte sich von seinem Traum zu befreien und in die Realität zurückzukehren. James würde ihn dafür hassen, dass er Lily liebte, aber es war ihm gleichgültig. James würde ihn nie mehr von irgendetwas abhalten, was Fred wollte. „Komm schon“, quengelte Lily ungeduldig. „Die anderen warten schon auf uns!“ „Nur noch einen Augenblick“, bat Fred sie und zog sie noch enger an sich. Er konnte ihren Herzschlag hören und er erinnerte sich daran, warum er mitgegangen war. Nur für Lily war er mitgekommen, weil er Angst um sie hatte und sie beschützen wollte. Und weil er sie so sehr liebte. Es stimmte ihn glücklich, dass er hier mit Lily zusammen sein konnte und dagegen konnten auch die Zweifel nichts machen, die hin und wieder in ihm aufkeimten. Solange Lily hier war, würde er auch hier bleiben und solange würde er auch töten. Er würde alles tun, um an ihrer Seite bleiben zu können und für sie da sein zu können. „Jetzt reicht es aber“, beschloss Lily und löste sich aus seiner Umarmung. Seufzend ließ Fred sie los und griff nach seinem T-Shirt, das er sich über streifte. „Ich komm ja schon“, antwortete er und holte seinen Zauberstab unter seinem Kissen hervor. Gemeinsam ging er mit Lily nach unten in die Halle, wo bereits die anderen versammelt waren. Das Haus, in dem sie sich aufhielten, war durch den Fidelius-Zauber geschützt und so verborgen vor den Augen aller. Ihre Eltern würde sie nie hier finden. Nathan war der Geheimniswahrer und nur von ihm konnte man von diesem Haus erfahren. Dadurch konnte niemand herausfinden, wo sie sich aufhielten. „Auch endlich aufgewacht?“, knurrte Liam, als Fred und Lily sich zu ihnen gesellten. „Ich wusste nicht, dass es so dringend ist“, erwiderte Fred lächelnd. In Liams Augen blitzte es wütend auf, doch Rose legte ihm eine Hand auf die Schulter und so blieb es bei einem wütenden Funkeln. Fred kam näher heran und sah die Gesichter der neuen Opfer. Kurz darauf brach er mit Albus zusammen auf, um weiter Schrecken in der Zaubererwelt zu bereiten. Seinen Traum hatte er längst schon wieder vergessen und sich selbst im Nebel verloren. ~~~ Albus drückte sich neben Fred an die Wand und wartete ab. Noch herrschte ein reges Treiben auf den Gassen Londons, doch bald wurde es dunkel. Rose hatte in der Nacht wieder nicht geschlafen und er hoffte, dass es ihr gut ging. Auch er fühlte sich wie zerschlagen, denn auch ihn quälten Sorgen. Anfangs hatte er sie noch gut unterdrücken können und hatte alles beiseite geschoben, doch es wurde immer schlimmer. Er wachte auf und hatte das Gefühl nicht wach geworden zu sein, weil alles im Nebel verborgen lag und er nicht hindurch sehen konnte. Manchmal glaubte er, dass er nicht mehr er selbst war und erschrak bei dem Gedanken. Und dann war da Rose, die er über alles liebte, doch sie schien ihm durch die Finger zu gleiten und egal was er tat schien sie sich weiter von ihm zu entfernen. Es war zum Haare zerreißen. Es laugte ihn völlig aus, aber er musste sich konzentrieren. „Pscht“, murmelte Fred neben ihm. „Da kommt er!“ Albus folgte Freds Blick und sah Anthony Goldstein, der die Gasse entlang kam. Die Massen hatten sich schon verringert und Anthony musste sowieso durch diese Gasse, die völlig leer war, was aber daran lag, dass Fred dafür gesorgt hatte. Nun wurde es Zeit für sie. Anthony sah nicht einmal den Fluch kommen bevor er windend vor ihm lag. Albus überließ Fred das Foltern. Er fand es grausam und er wünschte sich, dass er sich abwenden konnte, doch er musste dadurch wie schon so viele Male davor. „Bitte“, flehte der Mann zu ihren Füßen. „Ihr werdet manipuliert. Ihr müsst damit aufhören!“ Doch er stieß mit seinen Worten nur auf taube Ohren. Bevor seine Schreie Muggel anlockte, erledigte Albus ihn und sah bedauernd auf die Leiche. Sein Vater hatte diesen Mann bestimmt gekannt, aber für ihn war es nur ein weiteres Gesicht, das sich in eine Reihe einfügen würde, um ihn nachts den Schlaf zu rauben. Gemeinsam mit Fred zog er sich wieder zurück ins Versteck und wartete auf Rose, die wieder einmal mit Nathan unterwegs war. Ihm gefiel der ehemalige Hausmeister nicht und er wollte nicht, dass Rose mehr Zeit mit ihm verbrachte, denn schließlich war sie mit ihm zusammen. Also blieb er in der Küche sitzen, während Fred munter davon erzählte, wie er die Straße gesäubert hatte, obwohl Albus dabei gewesen war und es nicht noch einmal hören musste. Irgendwann verstummte Fred aber und versank in seine eigenen Gedanken. Albus würde ihn gern fragen, wie er damit klar kam, aber er hielt den Mund. Auch wenn Fred wohl am ehesten hier sein Freund war, wollte er mit ihm nicht über seine Zweifel sprechen. Lieber sprach er mit Rose darüber, auch wenn er sich kaum das traute. Er musste an die Worte des Mannes denken, dass sie manipuliert wurden und irgendwie kam ihm das gar nicht so unwahrscheinlich vor, doch zeitgleich war es eine gruselige Vorstellung, die er lieber wieder vergessen wollte. Rose kam erst mitten in der Nacht zurück. Nathan war bei ihr und redete mit ihr in einem vertraulichen Flüstern, was Albus rasend vor Eifersucht machte. Er konnte es nicht ertragen, wenn sie so intim mit diesem Typen war. Alle anderen waren schon vor Stunden zurückgekehrt und hatten sich in die Küche gesetzt. Claire Parkinson versuchte sich gerade als Köchin am Herd, um noch etwas zur Stärkung zuzubereiten bevor sie alle ins Bett gingen. Rose begrüßte Albus kurz mit einem Kuss bevor sie sich zum Pläneschmieden mit Nathan, Liam und Lily in eine Ecke setzten. Er machte sich Sorgen um seine kleine Schwester, die scheinbar Gefallen daran gefunden hatte, zu foltern und zu töten. Ihre Geschichten waren stets die blutigsten, was ihn zutiefst beunruhigte, doch es störte ihn trotz allem nicht genug. Er tötete auch und konnte ihr keine Vorwürfe machen. Er war kein Vorbild für Lily. Ähnlich wie seine Zweifel vergaß er auch seine Sorgen, wenn der Nebel wieder stärker in seinem Kopf wurde. Dann feierte er jeden Mord und erzählte selbst seine blutigen Geschichten. Die Flintbrüder hatten dem Alkohol wieder stark zugesprochen und grölten irgendein unanständiges Trinklied, während Jane auf sie einredete. Sie hatten ein bisschen etwas von einer Familie, wenn sie alle hier lachend zusammen saßen und sich stritten. Fluchend gab Claire am Herd auf etwas zu kochen und ließ sich neben Albus fallen. „Sieh sie dir an“, meinte sie Augen rollend. „Kleinkinder.“ Albus lachte. „Und du bist schon erwachsen oder was?“ Claire strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte sich verändert seit sie hier waren, fiel Albus auf. Er konnte sich noch gut an die nervige, aufgedonnerte Vertrauensschülerin erinnern, die sie vorher gewesen war. Sie trug nur noch ein dezentes Make-up und war viel stiller geworden. Man nahm sie kaum wahr, wenn sie im Raum war. „Ich bin zumindest nicht so blöd wie die und feiere jede Bluttat. Das ist widerlich.“ Das Letzte sagte sie ganz leise, sodass Albus sie kaum verstand. Aber er verstand, was sie sagen wollte, denn auch er fühlte so. Das Pläneschmieden schien ein Ende gefunden zu haben, denn Rose kam zu ihm zurück und Claire stand auf, um Rose Platz zu machen. Sie schmiegte sich an ihn und küsste ihn lange. Trotzdem konnte sich Albus immer weniger dem Gefühl erwehren, dass seine Gefühle nur einseitig waren und Rose ihn nicht ebenso sehr liebte wie er sie. Und mit diesem Zweifel wuchsen auch die Zweifel an dem was sie taten. Albus wusste nicht wie lange er noch still zu sehen konnte und wie lange er gutheißen konnte, was sie taten. Aber er hatte Angst vor dem Augenblick, wenn er aufwachen würde und der Nebel sich ganz lüften würde, denn dann würde der Moment kommen, in dem ihn mit voller Wucht treffen würde, was er getan hatte und er wusste nicht ob er das überstehen würde. ~~~ Lily saß bei Nathan, Liam und Rose, die über die neuen Plänen sprachen. Es wurde darüber gestritten, wer als Erstes ausgelöscht werden sollte von der Liste von Namen, die Nathan bei sich hatte. Sie hatte sich nie gefragt, woher er diese Liste hatte und warum sie diese Menschen töten sollte. Das war ihr eigentlich herzlich egal, denn sie genoss nur den Nervenkitzel unentdeckt von allen zu töten und dann wieder wie im Nichts zu verschwinden. Und das Töten erst war eine Kunst für sich. Sie begnügte sich nicht nur damit zu foltern und zu töten. Stattdessen benutzte sie eine breite Masse an Zaubersprüchen, die Schmerzen zufügten und Wahnvorstellung auslöst. Sie machte sich ein Spaß daraus in die Köpfe der Leute einzudringen und sie ihre schlimmsten Erinnerungen noch einmal durchleben zu lassen. „Wie wäre es mit Percy Weasley?“, sagte sie gedankenverloren und tippte auf den Namen. „Ein ziemlich hohes Tier“, meinte Liam. „Das könnte eine schöne Panik loslösen, wenn wir ihn töten. Dann können sie uns nicht mehr ignorieren.“ „Das würde aber auch dafür sorgen, dass wir es mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen zu tun bekommen“, wand Nathan ein. „Aber dann wäre es nicht mehr so einfach und langweilig“, meinte Lily. „Die laufen ja schon freiwillig wie die Lemminge ins Verderben. Das ist einfach so öde.“ Sie wollte mehr Spaß und Nervenkitzel. Das alleinige Töten stellte sie nicht mehr zufrieden. Sie brauchte mehr. „Ich bin dafür. Wir haben genug kleine Fische erledigt“, stellte sich Liam auf Lilys Seite. Rose nickte zustimmend, auch wenn ihr Nicken ein wenig halbherzig war, wie Lily empfand. Nathan dagegen zögerte. Er wog die Risiken der Aktion ab. Er schien immer als wäre er der einzige Normale, obwohl er jede Operation leitete und beaufsichtigte. „Ach komm schon“, quengelte Lily. „Ich werde die Nacht darüber nachdenken. Ihr geht jetzt besser schlafen.“ Nathan erhob sich und ging. Rose setzte sich herüber zu Albus und knutschte mit ihm herum. Lily verdrehte nur die Augen. Sie und Fred waren nie so peinlich wie die zwei. Fred kam zu ihr herüber und sie sank in seine Arme. Es war so schön jemand bei sich zu haben, der einem völlig vertraute und einem seine eigenen Entscheidungen treffen ließ. Hin und wieder stellte sie sich gern das Gesicht von James vor, der sie zusammen mit Fred sah. Das würde ihn zutiefst schockieren. Diese Vorstellung gefiel ihr und sie hoffte, dass James von ihren Taten hörte, denn sie war soviel stärker und besser als ihr älterer Bruder. Sie wollte nie wieder in seinem Schatten stehen. Sie machte sich selbst einen Namen als Schrecken aller Zauberer. Und niemand würde sich ihr je in den Weg stellen und ihr diese Macht nehmen, denn sie liebte das Töten und es war ein Teil von ihr. Lieber starb sie als im Gefängnis zu landen. ~~~ Lorcan war als Erster gegangen. Unter den anderen fühlte er sich seltsam einsam. Lieber strich er alleine durch die Gänge des Hauses und nutzte die klaren Augenblicke, um den Tag in Stücken zu zerpflücken und jede Handlung zu analysieren. Er musste sagen, dass er es wirklich liebte zu töten. So wie er damals in seinem Gespräch mit Roxanne gesagt hatte, war es ein atemberaubendes Gefühl die Macht zu haben das Leben eines anderen zu beenden. Man fühlte sich wie ein Gott und bekam nicht genug von dem Gefühl. Natürlich war es auch schrecklich so wie Roxanne meinte, aber Lorcan distanzierte sich lieber von seinen Handlungen und betrachtete sie als wären es die Taten eines anderen. So war er ganz nüchtern und objektiv. Er wusste von der Manipulation und verlor sich daher nie so tief im Nebel wie die anderen. Er bewunderte den Puppenspieler für seine Künste und wollte mehr darüber herausfinden, weswegen er die anderen gerne beobachtete. Man konnte gut die Augenblicke von einander unterscheiden, wenn sie halbwegs wach waren und wenn sie tief versunken waren. Es war als wären sie Schlafwandler und er fragte sich welcher Zauber nötig war, um soviel Macht auf eine einzelne Person zu haben. Es schien ähnlich wie der Imperiusfluch zu sein und trotzdem war es irgendwie ganz anders. Und das war es, was ihn so faszinierte. Er kam einfach nicht dahinter, was es war, dass diesem Typen eine solche Macht verlieh. Alles deutete vom äußeren Schein auf den Imperiusfluch hin, aber er wusste, dass dem nicht so war. Niemand hatte ihn je verzaubert, sondern es schien eine andere Form von Manipulation zu sein. Wie waren sie unter diese Manipulation geraten? Wer war der Puppenspieler und wo hielt er sich auf? Lorcan war neugierig und wollte noch soviel mehr wissen. Es gab so viele unbekannte Variabel noch in dieser Gleichung, die es zu füllen galt. Für ihn erschien besonders Nathan verdächtig, der so wie er selbst nicht so stark beeinflusst zu sein schien. Was verbarg der Hausmeister nur? Lorcan blieb an einem Fenster stehen und sah hinaus. London lag düster vor ihm ausgebreitet und er fragte sich plötzlich wie viele Menschen er in dieser Stadt noch töten würde. Menschen, die magische Fähigkeiten wie er selbst hatte. Aber bevor ihn dieser Gedanke Angst machen konnte oder ihn traurig stimmen konnte, schob er ihn von sich und distanzierte sich wieder. Er war nur ein Beobachter, der am Geschehen beteiligt war. Er tat, was getan werden sollte und versuchte den Grund dahinter herauszufinden, aber emotional würde er sich nicht darauf einlassen. Es gab für ihn nichts, wofür er kämpfen wollte. Es ging ihm nur darum mehr über den Menschen zu erfahren, der diese Macht besaß, andere seinen Krieg ausführen zu lassen. Er ging lieber den Weg mit dem geringsten Widerstand, um so leichter an den Puppenspieler zu kommen. Was bis dahin passierte, war nur der Mittel zum Zweck. ~~~ Claire konnte nicht schlafen. Sie fragte sich, warum sie überhaupt hier war. Sie schien niemandem vom Nutzen zu sein. Nicht einmal kochen konnte sie. Das Töten fiel ihr auch schwer. Die anderen schienen kein Problem damit zu haben und wirkten so wahnsinnig, wenn sie mit funkelnden Augen von ihrem Tag erzählten. Das machte ihr Angst und sie fühlte sich unsicher. Einerseits genoss sie es zu einer Gemeinschaft wirklich dazu zu gehören, aber andererseits schien es nicht die richtige Gemeinschaft für sie zu sein. Aber manchmal vergaß sie diesen Gedanken einfach und ließ sich mitziehen, da sie in ihrem Inneren so verloren war, dass ihr eine Richtung, in der sie gehen konnte, gut tat. Sie wollte Freunde haben und nicht mehr alleine sein, aber hier fühlte sie sich genauso alleine wie vorher und dazu kam noch dieses drückende Gefühl, dass bei jeder weiteren Bluttat dazu kam. Es war als würde ihr die Luft abgeschnürt werden. Claire rollte sich im Bett herum und gab es dann doch auf. Wieder eine Nacht ohne Schlaf. Kein Wunder, dass sie sich so kaputt fühlte und mit den Nerven am Ende war. Sie zog sich kurz etwas über ihren Pyjama und ging nach unten. Claire wäre fast über Albus gestolpert, der auf dem Treppenabsatz saß. Er war völlig in Gedanken versunken. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte sie ihn leise und er schrak aus seinen Gedanken auf. „Nein, kann ich nicht“, erwiderte er. Sie setzte sich neben ihn. Sie mochte Albus und hatte im Gefühl, dass es ihm ganz ähnlich wie ihr erging. „Ist es wegen Rose?“, fragte sie ihn vorsichtig, weil sie gemerkt hatte, wie unglücklich er wegen seiner Freundin war. Albus zog skeptisch die Augenbraue hoch und entschied dann aber, dass er mit ihr darüber reden konnte, worüber sie sich sehr freute. „Sie hat sich verändert und ich habe das Gefühl sie zu verlieren mit jedem Tag, den wir hier bleiben, aber sie ist so von Zorn erfüllt. Ich wüsste so gern, was in ihrem Kopf vor sich geht, aber sie lässt mich völlig außen vor und ich weiß nicht was ich tun soll.“ Albus ließ den Kopf hängen und Claire strich ihm mitfühlend über den Rücken. Ihr war auch immer wieder das Herz gebrochen worden und sie verstand ihn. „Dann sag es ihr direkt ins Gesicht, damit sie dir nicht ausweichen kann. Und dann ist sie entweder ehrlich zu dir und lässt dich wieder an sich heran oder du verlierst sie, aber das ist immer noch besser, als im Dunkel herumzutappen und nichts zu wissen“, schlug sie ihm vor. Albus seufzte. „Wahrscheinlich hast du Recht, aber ich habe einfach Angst davor sie zu verlieren.“ Claire lächelte ihn aufmunternd an und fühlte sich zu ihm hingezogen, wie er da so traurig saß und niedergeschlagen war, aber sie entzog sich dem lieber. Sie verliebte sich immer viel zu leicht und jetzt war dafür nicht die Zeit und Albus war auch der falsche Junge dafür. „Schlaf schön“, murmelte sie und ging wieder hoch. Möglicherweise hatte Albus Recht und sie sollte einfach gehen, um wieder klar denken zu können, denn hier war es einfach zu stickig. Doch erst einmal sollte Claire noch hier bleiben und für Albus da sein. Vielleicht war sie für Albus wenigstens als Stütze nützlich, während er seine Probleme mit Rose bereinigte. Mit diesem Gedanken kletterte sie zurück in ihr Bett und versuchte zu schlafen. ~~~ Liam stand ungeduldig in der Halle und starrte wütend auf Nathan, der sich im Sessel genüsslich vor sich hinräkelte, als wäre er der Anführer. Das ging ihm gegen den Strich, denn in seinen Augen war nur er dafür geeignet. Nathan war zu vorsichtig. Zu zögerlich in einige Entscheidungen. Er dagegen griff hart durch und traf die Entscheidungen mit der nötigen Härte. Er sah, was zu tun war. Rose gesellte sich zu ihm, die er sich gut als seine Vize vorstellen konnte, da sie ebenfalls verstand, worum es hier ging und auch nie vor etwas zurückschreckte. Lily war auch gut, aber selbst ihm lief ein Schauer über den Rücken, wenn er ihr manchmal zuhörte und ihm war lieber er hatte jemanden an seiner Seite, dem er völlig vertrauen konnte. „Hat er sich schon entschieden?“, fragte Rose. Sie war ganz begeistert von Nathan und Liam hatte häufig genug gesehen, wie eifersüchtig Albus war. „Nein, er hat gesagt, dass er es uns sagt, wenn alle unten sind.“ Rose tigerte ungeduldig um ihn herum und ihm ging es genauso. Er wollte los. Genug Ruhe für eine Nacht hatten sie gehabt. Jetzt war es Zeit das Zaubereiministerium zu sprengen. Sie hatten damit lange genug gewartet und sich nur um kleine Fische gekümmert. Es war überfällig ein deutliches Statement abzugeben und der Welt wirklich einen Schrecken einzujagen von dem sie sich nicht so schnell erholen würden. Nach und nach versammelten sich die anderen in der Halle und Liam sah in der kleinen Gruppe eine Bewegung, die die Welt verändern würde. Nathan nahm sich alle Zeit der Welt bevor er aufstand und zu ihnen herüberkam. „Gestern wurde über einen neuen Plan gesprochen über den ich lange nachgedacht habe und ich habe entschieden, dass es wirklich soweit ist, dass wir etwas Größeres durchziehen sollen.“ Er machte eine kurze Pause, um die Aufmerksamkeit von jedem zu haben, doch Liam drängte es nur danach zu hören, wie es laut ausgesprochen wurde, was sie gestern beschlossen hatten. „Wir werden das Ministerium stürmen.“ Das, was er sich gewünscht hatte, war wahr geworden. Auch die anderen jauchzten auf und allgemeines Gemurmel wurde laut. „Aber denkt daran, dass ihr euch nicht in unnütze Kämpfe verwickeln lasst. Jeder von euch bekommt ein Ziel um das ihr euch kümmern werdet und das soll reichen. Falls ihr weitere tötet, ist das nicht schlimm, aber wir sind nicht daran interessiert das Ministerium zu übernehmen. Nur daran es zu zerstören. Verstanden?“, machte Nathan die Situation klar. Liam würde ihn am liebsten erwürgen. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand die Kontrolle übernahm. Nathan war ein arroganter Mistkerl. Er war der Anführer. Sie sollten ihm folgen. Aber das konnte er noch auf später verschieben. Erst einmal wurde es Zeit ein paar weitere Tote auf seine Liste aufzunehmen und danach konnte er sich immer noch um Nathan kümmern. ~~~ Rose warf einen kurzen Blick auf den Zettel, den Nathan ihr und Liam gegeben hatte. Percy Weasley. Den Namen, den Lily gestern so einfach in die Runde geworfen hatte. Ihr Onkel. Aber irgendwie bedeutete ihr das nicht wirklich etwas. Es war nur ein weiterer unbedeutende Name und nur ein weiteres Foto von einem Zauberer, der auf ihrer Liste stand und eliminiert werden musste. Nach dem alle restlichen Details besprochen worden waren, gab sie Albus noch einen kurzen Kuss bevor sie mit Liam als Erstes ging. Sie konnte die Angespanntheit von Liam beinahe spüren, der fast aus den Nähten platzte. Auch sie brannte darauf sich zu verlieren und ihre Mordlust freien Lauf zu lassen, aber noch mussten sie aufmerksam sein, sonst kamen sie nicht zurück von ihrer Mission. Sich in London zurrecht zu finden war leicht und Rose war schon oft im Ministerium gewesen. Der Weg dorthin war also schnell hinter sich gebracht. Sie würden durch den Vordereingang gehen und von dort aus in die unteren Etagen vordringen. Es waren zwar zusätzliche Wachen aufgestellt worden, doch die sollten kein Problem für sie sein und waren nur notwendige Opfer, die erbracht werden mussten für das größere Ziel. Bevor irgendjemand etwas merkte, waren sie im Ministerium drin. „Ein Kinderspiel“, murmelte Liam. „Schon fast langweilig. Die haben wohl keine Angst vor uns.“ „Wir sind in ihren Augen nur Kinder“, erwiderte Rose verächtlich. Keiner in der Menschenmasse beachtete sie in ihrer Verkleidung mit der sie sich ihren Weg durch zu den Aufzügen bahnten, wo sie die Tür schlossen bevor noch jemand einsteigen konnte, der sie möglicherweise erkannte und ihren Plan zunichte machte. „Ein kleiner Zauber in die Menge hinein und es würde eine schöne Panik ausbrechen“, meinte Liam grinsend und zog seinen Zauberstab bevor Rose ihn davon abhalten konnte. Der grüne Zauberstrahl schoss genau in die Menge, als sich ihre Aufzugstür schloss und ein Schrei aus der Menge ertönte. Rose konnte nicht sehen, wer getroffen worden war, da der Aufzug sie von der Halle wegzog und nach unten schoss. Liam lachte leise und hielt seinen Zauberstab bereit. Auch Rose zog ihren. Inzwischen mussten auch die anderen eingetroffen sein und die Hölle losgebrochen sein. Hier unten würde niemand etwas davon mitbekommen. Der Aufzug öffnete sich und sie traten hinaus. Liam sah sich zu beiden Seiten um. Es war erstaunlich still hier. Waren sie doch schon informiert gewesen und mit einem der anderen Fahrstühle hochgefahren? Liam bedeutet ihr, dass sie den linken Flur entlang gehen sollte, während er sich auf der rechten Seite umsah. Rose folgte also dem Flur und horchte, ob sie irgendein Geräusch hörte. Ganz hinten lag das Büro des Zaubereiministers. Das Büro ihres Onkels, der gerade neu in sein Amt gewählt worden war. Wenn sie ihn töteten, dann würde das die Panik auslösen, den sie wollten. In keinem Büro im Flur war jemand. Blieb nur noch die letzte Tür hinter der vielleicht ihr Onkel war, den sie töten musste. Rose wappnete sich für diesen Augenblick und ließ jeden Zweifel hinter der Nebelwand verschwinden, um sich voll und ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Sie griff nach dem Türgriff und öffnete mit erhobenem Zauberstab die Tür. Doch dahinter erwartete sie nicht Percy Weasley. Lässig im Stuhl des Zaubereiministers saß Scorpius Malfoy. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)