Driving home von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji? Ace ♥ Sanji?) ================================================================================ Kapitel 10: Hate that I love you -------------------------------- 10 – Hate that I love you „Wollen wir heute zusammen essen?“ „Wann denn?“ „Heute Abend vielleicht?“ Der Blonde tippte sich ans Kinn, und überlegte. „Hmm... nein, da hab ich schon was vor.“ „Ah. Wieder mit ihm?“, fragte Ace und sah hob eine Augenbraue. „Ich hab's ihm schon seit einer Woche versprochen.“ „Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Der Schwarzhaarige schnaubte verächtlich und kramte eine abgegriffene Zigarettenschachtel aus seiner Tasche. „Gibst du mir eine ab?“, fragte Sanji vorsichtig. Ace musterte ihn. „Du Bastard. Ich kann nicht >Nein< sagen, wenn du so schaust...“ Er seufzte, und reichte seinem Freund eine Zigarette. Dankend nahm er sie an. „Wie meinst du das? >Wenn ich so gucke?<“, hakte er nach. „Du hast so einen Hundeblick, weißt du...“ „Du spinnst doch“, lachte Sanji und steckte sich das papierene Tabakröhrchen an. „Wenn du wüsstest...“, murmelte der Sommersprossige, doch der Blonde ignorierte diese Bemerkung. So wie vieles in letzter Zeit. Ace hatte sich verändert, und er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum es so war. Ihr Zusammensein war immer locker und entspannt, aber bei den letzten Malen herrschte eine ganz andere Stimmung. Fast, als erwartete Ace etwas von ihm. Eine Erklärung? Für was? Gut, er traf sich öfter mit Zoro. Natürlich war das für ihn ungewöhnlich. Denn auch wenn sie alle eine zusammen eingeschworene Truppe waren - sie beide schienen förmlich aneinander zu kleben. Sanji versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber Zoro hatte ab und an gewisse klettenhafte Anwandlungen, die darin bestanden, dass er ihm ständig nachlief. Wenn er aber ehrlich war, mochte er es. Denn so hatte er ihn immer um sich und im Blick. Auch wenn Zoro immer etwas unwissend tat, als gutaussehender Sportler war er begehrt an der Schule. Eine Weile hatte Sanji sogar gedacht, Nami und Robin hätten Interesse an ihm. Aber die beiden kannten ihn eben näher, und wussten daher, was für ein Idiot er sein konnte. Er konnte aber nicht abstreiten, dass er auch diese Seiten an ihm mochte. Dass er eben nicht perfekt war. Zoro hatte so wenig Orientierungssinn, er hätte sich wohl auf einem Baseballfeld verlaufen, wären keine Markierungen auf dem Boden. Und auch in der Schule ließen seine Leistungen zu wünschen übrig. Aber er hatte ja seinen persönlichen Nachhilfelehrer. Sanji. Auch wenn diese Nachmittage oft eine Prüfung seiner Standhaftigkeit waren, denn Zoro erwartete von ihm oft andere Dinge, als die Erläuterung der korrekten Grammatik. „Sanji?“ Der Blonde war völlig in Gedanken versunken, und sah auf. Seine Zigarette war schon ein beachtliches Stück heruntergebrannt, ohne sein Zutun. „Woran hast du gedacht?“ Er schüttelte den Kopf. „An nichts Besonderes.“ „Hm“, machte Ace bloß. „Können wir uns dann ein anderes Mal treffen?“, fügte er hinzu. „Na klar. Wann passt es dir?“ „Ich kann immer.“ Sanji lächelte. „Was ist mit deinen Frauengeschichten?“ Ace rollte mit den Augen. „Ich hab echt andere Probleme...“, seufzte er. „Sprich dich aus.“ Der Ältere lächelte matt. „Wenn das alles so einfach wäre...“ Sanji hob fragend eine Braue. Ein leichter Wind kam auf, und ließ die Blätter auf dem Boden herumwirbeln. Es war ein angenehm warmer Herbst. „Also, wie wär’s mit Samstagabend?“, schlug er vor. Schon wie Sanji das Gesicht verzog, wusste er, dass er keine Zeit hatte. „Was ist da? Nachhilfe? Essen?“ Sein Tonfall war mehr als abwertend. „Nein. Ich helfe meinem Onkel im Restaurant.“ Es machte ihn wütend, dass Ace ihn für so berechenbar hielt. Er hatte auch andere Hobbys, außer Zoro zu belustigen. „Aha.“ Beide saßen eine Weile schweigend da und rauchten. Warum sprach Ace auch nicht aus, was er hatte? Auch wenn Zoro ihn oft beanspruchte, er würde sich eben einen Tag für ihn freihalten. „Was hältst du davon, wenn wir nächstes Wochenende zusammen verbringen?“, fragte Sanji ihn plötzlich. „Wer ist wir?“ „Du und ich“, meinte der Blonde, und zeigte dabei jeweils auf sie. „Ist dir das denn erlaubt?“ Er lächelte verhalten. „Haha. Also, willst du nun?“ „Sicher will ich. Trinken wir dann was?“ „Auf dass wir unsere Namen vergessen...“, lachte Sanji, und stieß Ace gegen den Oberarm. „Ich nehm dich beim Wort!“ Plötzlich veränderte sich Ace' Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel verzogen sich deutlich nach unten. Sanji sah in die Richtung wie der Schwarzhaarige. Über den Platz kam, die Hände in den Hosentaschen vergraben und eine Sauertopfmiene aufgesetzt, Zoro angeschlurft. Er war zu spät, wie immer. „Dein Liebling kommt“, grummelte Ace. Sanji lachte kurz auf. Er wusste gar nicht, wie Recht er hatte. Sie verrieten keiner Menschenseele von ihrem Verhältnis. Ihr häufiges Zusammensein erklärten sie damit, dass bald die Prüfungen anstanden, und Zoro sich von Sanji in den Hintern treten lassen musste. Sicher tat er das, damit der Grünhaarige kapierte, aber viel öfter wurde sein eigener Hintern in Mitleidenschaft gezogen. Doch das brauchte ja niemand wissen. Zoro nicke Ace zu, dieser erwiderte es, ohne ihn anzusehen. „Soll ich später wiederkommen?“, nuschelte Zoro, den Blick auf Sanji geheftet. „Nein, ich hab schon lange genug auf dich gewartet, Baka.“ Der Jüngere zuckte mit den Schultern. „Also Ace, wir sprechen das noch mal ab mit den nächsten Wochenende, ja?“ „Klar.“ Eigentlich umarmten sie sich zum Abschied, doch nie, wenn Zoro dabei war. Das lag nicht an Sanji, sondern an Ace. Der Blonde vermutete, dass er möglichst männlich gegenüber dem Anderen ankommen wollte. Und das, wo doch beide muskulös und breitschultrig waren. Er und Zoro machten sich auf den Weg zum Jüngeren nach Hause. Heute Nachmittag stand erst >Nachhilfe< auf dem Plan, und dann wollten sie zusammen essen. Wahrscheinlich lief es wieder darauf hinaus, dass Sanji ihn bekochte, aber ihm sollte es recht sein. So mussten sie sich nicht der Öffentlichkeit zeigen. Er fühlte sich jedes Mal beobachtet, wenn sie zusammen unterwegs waren. „Was ist am nächsten Wochenende?“, fragte Zoro. „Ich will mich mit Ace treffen. Vielleicht betrinken wir uns“, grinste der Blonde. „Toll.“ Schon dieser Tonfall sagte ihm, dass Zoro es ganz sicher nicht 'toll' fand. „Was ist so schlimm daran, dass ich mich mit ihm treffe?“ „Hab ich was gesagt? Ist doch schön, wenn du dich mit ihm so gut verstehst“, knurrte Zoro, und sah angestrengt nach vorne. „Er ist eben mein bester Freund“, sagte Sanji ernst. „Und was bin ich dann?“ Er blieb abrupt stehen, und sah den Jüngeren entgeistert an. „Du...?“, brachte er bloß hervor. „Ja, ich.“ Zoro zog ihn unsanft mit sich. „Ich dachte, ich wäre dein bester Freund.“ „Wir schlafen miteinander...“ Es klang seltsam, wenn er es laut aussprach. „Und? Deswegen kann ich nicht dein bester Freund sein?“ „Sag das nicht immer...“, fauchte der Blonde, und stieß ihm in die Rippen, während sie die Straße entlang gingen. „Du bist... das zwischen uns ist was anderes.“ „Was denn?“ „Können wir das bei dir besprechen?“ Zoro nickte. Den Rest des Weges ließ er ihn in Ruhe. Sanji stellte seinen Rucksack neben den kleinen Tisch in Zoros Zimmer, er warf seinen achtlos auf den Boden. Auf den Tisch hatte der Blonde bestanden, er meinte, sonst wäre kein entspanntes Lernen möglich. Der Jüngere hielt das für Unsinn. Aber er hatte dem Wunsch des Anderen nachgegeben. Der Blonde legte seine Jacke ab, und setzte sich an den Tisch. Zoro fläzte sich aufs Bett, und sah ihm zu, wie er seine Bücher aus dem Rucksack holte. „Also, warum bin ich nicht dein bester Freund?“ Er hatte es ganz offenbar nicht vergessen. „Willst du das denn unbedingt?“ „Ich wollte keine Gegenfrage hören.“ Sanjis Blick senkte sich, blieb auf dem Lehrbuch für Altjapanisch hängen. „Wir sind Freunde. Sehr gute sogar. Aber beste Freunde... gehen meiner Meinung nach nicht zusammen ins Bett. Wir sind eher wie ein... Paar.“ Das letzte Wort flüsterte er fast schon. Sie hatten nie darüber geredet, dass sie eins wären. Aber Zoro hatte ihm auch noch nicht gesagt, was er für ihn empfand. Und das versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Dann sollten wir es lassen“, meinte Zoro bestimmend. „Was?“ „Na den Sex.“ „Vergiss es!“ Seine Lippen waren schneller als sein Kopf. Sanji legte sich eine Hand vor den Mund. Doch Zoro konnte das nicht überhört haben. Nein, er grinste, und setzte sich zu ihm. „Du willst also nicht drauf verzichten?“, hakte er nach. Leugnen war zwecklos. Sanji schüttelte den Kopf. „Ich mag es eben.“ Zoros Lächeln wurde breiter, und er nahm die Hände des Älteren. „Sieh mich an.“ Widerwillig tat er es. „Ich will nicht, dass du dich mit Ace triffst.“ Das hatte er jetzt nicht erwartet. „Wieso nicht? Du machst mir ganz sicher keine Vorschriften“, knurrte Sanji. „Ich will es so. Du schläfst nur mit mir, klar?“ Verwirrt sah er ihn an. „Wer redet denn jetzt davon? Ich will mit Ace nur feiern...“ „Aber er will mehr, kapierst du das nicht?“ „Zoro, mach dich nicht lächerlich“, sagte er ernst. „Du bist derjenige, der sich lächerlich macht. Glaubst du, Ace ist blind?“ „Willst du mir was Bestimmtes sagen?“ Zoros Augen funkelten böse. Noch ehe er ihn davon abhalten konnte, packte er seine schmalen Schultern, und drückte ihn nach hinten auf den Boden. „Was soll das?“ Sanji war gereizt. „Er will dich. Das sehe ich ihm an. Und er ahnt sicher, dass wir es miteinander machen.“ „Sag das nicht so vulgär...“ „So ist es aber doch.“ Zoros Hände schienen ihn am Boden festzutackern. „Aber ich will nicht ihm ins Bett. Also wo ist das Problem?“ „Du gehörst mir.“ Sanjis Herz setzte einen Schlag aus, ehe es zu rasen begann. Was hatte er da grade gesagt? Das war wohl der machohafteste Satz, den er je von ihm gehört hatte. Und es war das, was er schon lange hören wollte. „Zoro, sag es.“ „Was soll ich sagen?“, fragte er wütend. „Was du für mich empfindest.“ Seine Augenbrauen zuckten. Der Griff um seine Schultern wurde fester, er fixierte ihn mit seinem Blick. Sagte er es jetzt? Läge er nicht am Boden, hätten seine Knie sein Gewicht nicht mehr getragen. Zoro sah ihn weiterhin an. Er öffnete den Mund. Gleich würde er es sagen. „Lass uns lernen.“ Der Grünhaarige löste sich von ihm, und setzte sich an den Tisch. Sanji lag einen Moment lang weiter auf dem Boden, alle Luft schien ihm aus der Lunge gewichen zu sein. „Ja...“ Langsam setzte er sich auf, und schlug sein Buch auf. „Wir waren bei dieser Lektion hier, ja? Also hör zu, dieses Wort hier...“ Es war eines der seltenen Male, an denen sie sich tatsächlich der Nachhilfe widmeten. Sie tauschten kaum Blicke, und berührten sich erst gar nicht. Sanji erklärte, Zoro nickte, und tat was er sollte. Er war kein guter Schüler, wenn er sich zu sehr auf ihn konzentrierte, aber heute schien es, als brauchte er ihn gar nicht. Zoro konnte es doch. Warum zeigte er das nur nie? War es ihm so wichtig, dass er ständig bei ihm war, und sich daran versuchte, ihm alles beizubringen? Wo er es anscheinend doch verstanden hatte. „Sind wir fertig für heute?“, fragte der Jüngere, und ließ seinen Kugelschreiber sinken. „Ich denke schon. Du hast es verstanden.“ „Du bist ein guter Lehrer.“ „Halt die Klappe.“ Fast schon aus Reflex versetzte er dem Jüngeren einen Tritt gegen sein Bein. Und wie so oft schnappte er sich seinen Fuß, und zog ihn zu sich. Sanji konnte grade noch verhindern, dass er nach hinten fiel. „Pass doch auf...“, murrte er halbherzig. Doch Zoro zog weiter an seinem Bein, und packte ihn nun bei den Kniekehlen. „Was wird das...?“ Doch anstatt zu antworten, zog er ihn auf den Schoß, und schlang seine Arme um ihn. „Zoro...“ Er nahm sein Gesicht in seine großen Hände, und küsste ihn ungestüm. Selbst wenn er sich hätte wehren wollen, er hätte es nicht geschafft. Ihre Lippen trafen sich hart, sogar ihre Zähne schlugen ein paar Mal gegeneinander. Aber so küssten sie sich eben. Wie immer. Und wenn sie sich küssten, fiel jegliche Anspannung von Sanji ab, und er konnte sich wieder fallen lassen. Jegliche Hemmungen warf er dann über Bord, wenn Zoro ihn seiner Kleidung entledigte. Er war nur froh, dass Zoros Eltern so oft auf Geschäftsreise waren. Denn ohne Hemmungen konnte er sehr laut werden... Er lag in seinen Armen, verschwitzt und zufrieden. Die Fensterscheiben des kleinen Zimmers waren beschlagen, aber ihm war nicht danach, frische Luft hereinzulassen. Lieber genoss er den Geruch, der immer in der Luft lag, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Sein Kopf ruhte auf Zoros Brust, der Jüngere hatte die Augen geschlossen. Er schlief sicher nicht. Zoro war nicht der Typ, der sich danach auf die Seite rollte, und einschlief. Was war er überhaupt für ein Typ? Besitzergreifend, das fand Sanji passend für ihn. Stur. Grob und doch liebevoll. Und noch so viel mehr. „Zoro?“ Der Blonde strich ihm eine wirre Strähne aus der Stirn. Er sollte mal wieder zum Friseur, dachte er. Zoro reagierte nicht. Auch, als er ihm über das Gesicht streichelte, bekam er keinerlei Resonanz. Schlief er doch? Sanji rappelte sich auf, zog sich die dünne Bettdecke um die Hüften. Der Jüngere wirkte völlig entspannt wie er so dalag. Er schlief wohl tatsächlich den Schlaf der Seligen. Der Ältere sah sich um. Ihre Kleidung lag zerstreut im Zimmer, die Bücher auf dem Tisch waren noch auf der Seite aufgeschlagen, auf der sie es hatten liegen lassen. Es hatte wichtigere Dinge gegeben als das. Mit langsamen Bewegungen streichelte er über Zoros breite Brust, die sich regelmäßig hob und senkte. Eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte er heute beim Training maßlos übertrieben. Und dennoch hatte er brav seine Aufgaben erledigt, ohne sich zu beschweren. Er war ja doch ganz nett und lieb. Sanji musste unweigerlich grinsen, als er daran dachte, dass er Zoro doch tatsächlich die Eigenschaft >lieb< zuordnete. Kampfhunde waren sicher auch manchmal 'lieb'. Er schlug die Decke zur Seite, und wollte aufstehen. Doch jemand hielt sein Handgelenk fest. „Hab ich gesagt, du sollst gehen?“, knurrte Zoro ohne die Augen zu öffnen. „Kann ich wenigstens auf die Toilette gehen?“ „Beeil dich aber.“ Später aßen sie zusammen Sushi, das Sanji gemacht hatte. Er hatte es Zoro verboten, ihm zu helfen, denn er meinte >viele Köche verderben den Brei<. Und der Grünhaarige war für derart filigrane Arbeiten einfach zu grob. Lieber aß er es mit Genuss, und zeigte Sanji auf seine Art seinen Dank. Sie sprachen nicht weiter über Ace, und hatten ihn wohl so gut wie vergessen. „Und? Wie sieht's aus mit diesem Wochenende?“, fragte Ace erwartungsvoll. Er und die Anderen saßen zusammen beim Mittagessen. Sanji sah ihn an. Einen Augenblick lang musste er überlegen, was er damit meinte. Hatte er tatsächlich seinen besten Freund vergessen? „Nun, das steht noch“, sagte er. Sanji versuchte Zoros Blick auszuweichen. Er saß ihm gegenüber, und schien zu versuchen, ihn mittels Blickkontakt zum Schweigen zu bringen. „Super! Dann hol ich dich von zu Hause ab, ja? Ist so gegen acht in Ordnung?“ Sanji nickte unsicher. Der Bissen von seinem Mittagessen schien ihm im Hals steckenzubleiben. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er das Treffen verdrängt hatte. „Alles klar...“ Ace grinste zufrieden. Zoros Miene verdüsterte sich zusehends. Für heute würde er wohl ungenießbar sein. Es klingelte. Zeff war noch im Restaurant, also stürmte er zur Tür. „Du?“ Vor ihm stand Zoro, sein Blick wie immer, eine Mischung aus Desinteresse und Skepsis. „Ja, ich.“ Ohne ihn zu begrüßen, schob er sich an ihm vorbei in die Wohnung. Auch wenn er ihn eher dabei mitriss. „Was machst du hier? Du weißt genau, dass Ace in einer halben Stunde vorbeikommt, um mich abzuholen.“ Zoro schlenderte Richtung Sanjis Zimmer. „Hallo? Hörst du mir zu?“ Der Blonde folgte ihm. Er trat in sein Zimmer, als wohnte er hier, und setzte sich auf den Drehstuhl, der vor dem Schreibtisch des Anderen stand. „Was willst du?“ „Ich will mit dir schlafen.“ „Was? Jetzt?“ Zoro nickte, und sah ihn ernst an. „Hast du sie noch alle? In einer halben Stunde gehe ich aus, da kann ich weder wirres Haar noch ein gerötetes Gesucht brauchen... Außerdem habe ich gar keine Lust“, knurrte Sanji, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Letzte war schon wieder gelogen. „Ach, du gehst aus? Wie vornehm...“, meinte Zoro abschätzig. „Sei doch nicht immer so ein Idiot“, seufzte Sanji. „Wenn wir es schon nicht machen, bekomm ich dann wenigstens einen Kuss?“ Der Blonde gab nach. Er mochte es ja auch, ihn zu küssen. Also kam er auf ihn zu, legte die Hände in seinen Nacken, und beugte sich zu ihm vor. Zärtlich legte er seine Lippen auf die des Jüngeren. Er spürte eine Hand auf seiner Wange, rau und überraschend behutsam streichelte er über sie. Doch die andere glitt seinen Rücken hinab, und stoppte erst auf seinem Gesäß. Zoro wusste eben, was er wollte. Der Grünhaarige zog ihn an sich, sodass ihm keine andere Wahl blieb, als sich auf seinen Schoß zu setzen. Zoros Hände lagen nun auf seinem Rücken, und hielten ihn fest. Erst nach einigen Minuten löste der Jüngere sich aus dem Kuss. „Zufrieden?“, fragte Sanji. „Noch lange nicht.“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn er etwas wollte, war er nicht davon abzubringen. „Tut mir leid, aber heute wird es nichts. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme.“ Dass er nicht einmal wusste, ob er nach Hause kommen würde, verschwieg er ihm lieber. „Hmpf“, machte Zoro und sah ihn weiterhin ernst an. „Hast du irgendwas?“, hakte der Blonde nach. Doch der Andere schüttelte lediglich den Kopf. „Was ist das da überhaupt in deinem Gesicht?“, fragte Sanji, und tippte auf eine scheinbar aufgeschürfte Stelle in Zoros Gesicht. „Das? Vom Training.“ Noch ehe er weiter nachhaken konnte, klingelte das Telefon. Er sprang von Zoros Beinen, und stapfte in den Flur. Auf einem niedrigen Schränkchen an der Wand stand das Telefon. „Hallo?“ „Hey, Sanji...“ „Ace? Was ist?“ Der Klang seiner Stimme beunruhigte ihn. „Ich... muss dir für heute leider absagen.“ Er brauchte eine Sekunde, um zu verstehen. „Ist was passiert? Ace, geht’s dir gut?“, fragte er besorgt. „Ja. Ich hab nur eine Wette verloren, weißt du?“ Er verstand kein Wort. „Ace, bist du schon betrunken?“ „Nein, ich bin furchtbar nüchtern. Wir sehen uns Montag in der Schule, ja?“ „Ruf mich an, wenn du willst...“ „Bis Montag.“ Dann hatte der Schwarzhaarige aufgelegt. Sanji nahm das langgezogene Tuten kaum wahr, als er sich den Hörer noch immer ans Ohr hielt. Er musste sich erst sammeln, ehe er zurück zu Zoro ins Zimmer ging. Dieser saß unverändert da, als wäre nichts. „Das war Ace...“, sagte Sanji, als könne er es selbst nicht glauben. „Aha“, meinte Zoro. „Er hat mir abgesagt. Er hat eine Wette verloren, sagt er.“ „Hmhm.“ Sanji riss sich zusammen, und sah den Sitzenden böse an. „Hast du da deine Finger im Spiel?“ „Ganz ehrlich Sanji, hab ich das nötig?“ Warum konnte dieser Idiot nur solche Dinge sagen, ohne mit der Wimper zu zucken? Konnte er seine Muskeln so sehr beherrschen? „Fuck...“ Sanji hätte gerne etwas weggekickt, aber dank seines ausgeprägten Ordnungssinns lag nichts auf dem Boden herum. Obwohl, vielleicht schaffte er es ja, Zoro aus dem Fenster zu kicken... Er ging auf ihn zu, und holte tatsächlich zum Tritt aus. Doch er war nicht gut in Form, wenn er wütend war. Als hielte einen Ast beiseite, blockte er sein Bein mit dem linken Arm. Mit der Anderen packte er seinen Knöchel, und hielt ihn in der Luft. „Idiot...“, knurrte der Blonde. Zoro lächelte nur matt, und ließ ihn los. Er hatte keinen blassen Schimmer, was der Grünhaarige wohl getan hatte, damit Ace ihm absagte. Eine Wette verloren? Gegen Zoro? Und er war der Wetteinsatz? Sanji ließ sich aufs Bett sinken. Und jetzt? Er hatte sich schon für die Verabredung umgezogen und sich die Haare gemacht. Er musste Ace nichts beweisen, aber er wollte gut aussehen. „Führ mich aus.“ „Was?“ „Ich habe mich extra für heute Abend fertig gemacht. Glaubst du, ich sitze dann zu Hause?“ Zoro hielt es wohl erst für einen Witz, aber Sanji sah ihn ernst an. „Dich ausführen, aha. Und wo will die Dame hin?“, fragte er schnippisch. „Mir egal. Aber du zahlst.“ „Was soll ich?!“ Sanji stand auf, und ging auf Zoro zu. Er wandte den Blick nicht ab, und baute sich vor ihm auf. „Du zahlst, wenn du heute noch rangelassen werden willst.“ Und er zahlte alles an diesem Abend, egal was Sanji wollte. Denn er holte nach, was er mit Ace machen wollte. Sich betrinken, bis er seinen Namen vergaß. Irgendwann schlief er einfach ein, und Zoro musste ihn nach Hause tragen. Morgens wachte er mit einem Gefühl auf, dass sein Kopf mit einem Presslufthammer bearbeitet wurde, aber das war es wert. Und Sanji erfüllte sein Versprechen, trotz Kopfschmerzen und einer leichten Übelkeit. Wie hatte er das vergessen können? Eine Wette. Er wünschte sich doch, dass es wie damals war, wieso also fühlte er sich jetzt so furchtbar? Wahrscheinlich war es die reine Sportlichkeit, die die beiden antrieb. Sie hatten gegen den anderen gewettet, wer ihn zuerst wieder herumbekam? Oder hatten sie es wie damals ausgetragen? Denn als er Ace am Montag in der Schule sah, hatte er ein blaues Auge, Schrammen an den Armen, und er humpelte leicht. Zoro hatte ihm nie gesagt, was er getan hatte. Musste er auch nicht. Es war offensichtlich, dass sie sich geprügelt hatten, und der Schwarzhaarige gegen ihn verloren hatte. Dann machte auch die Verletzung in Zoros Gesicht einen Sinn. Schließlich verletzte er sich nie beim Training. Warum hatte er damals nicht einfach mit ihm Schluss gemacht? So erbärmlich es auch klang, es schmeichelte ihm. Er wusste, dass Ace alles andere als schwach war. Und doch hatte er gegen Zoro verloren. Deswegen blieb er. Und doch hatten sie beide eines Tages kein Wort mehr miteinander gewechselt. Es hatte sich schleichend entwickelt, aber es war von einem Tag auf den nächsten vorbei. Weil dieser sture Bock ihm nie sagte, dass er ihn liebte. Es waren doch so einfache Worte. Und er hatte sie nie gesagt. Hatte er ernsthaft erwartet, das würde sich nach all den Jahren ändern? Dass er jetzt, nachdem sie wieder miteinander geschlafen hatten, ihn in die Arme nahm, tief in die Augen blickte, und ein >Ich liebe dich< über die Lippen brachte? Vielleicht hatte er es wirklich gedacht. Und er wurde enttäuscht, wie so oft. Nicht nur von Zoro, auch von Ace. Bei ihnen war es wohl auch nur der alten Zeiten Willen, dass sie um ihn wetteten. Warum hatte er das vergessen? Als hätte er jegliche Erinnerungen an damals in eine Kiste gesperrt, dessen Schloss nun aufgebrochen war, und aus der langsam alles wieder heraussickerte. Wie sollte er den Rest des Wochenendes überstehen? Auch wenn es wehtun würde, er musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Schon allein Nami zuliebe. Er würde ein freundliches, aber falsches Lächeln aufsetzen, und so die Tage überstehen. Es klopfte an den Badezimmertür. „Einen Moment noch!“, rief Sanji. „Sanji? Bitte, lass mich das erklären.“ Zoro. Die Verbrennungen bleiben, auch wenn der starke Regen die Asche mit sich trägt. Er trübt die Sicht, und lässt einen unvorsichtig ins Gewitter rennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)