Driving home von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji? Ace ♥ Sanji?) ================================================================================ Kapitel 1: My best friends wedding. ----------------------------------- Guten Tag ^^ Ich bin's, der König ;D (oder auch Sailor , wie es euch genehm ist~) Jaa ich weiß~ Ich sollte lieber mal weiter an Heartrock* schreiben :D Aber die Idee zu dieser Story hat mich einfach so in ihren Bann gezogen, dass ich sie morgens um zwei unbedingt aufschreiben musste *-* Ich hoffe sie gefällt euch auch :) So langsam finde ich wirklich großes Gefallen an AU's~ 1 - My best friends wedding. Der Tag versprach heiß zu werden. Schon am frühen Morgen schien die Sonne durch die Fenster, und flutete die geschmackvoll eingerichtete Wohnung mit Licht. Es war ein Morgen, der einem einen angenehmen Tag bieten würde. Und doch wusste er ganz genau, dass die nächsten Stunden furchtbar sein würden. Nicht wegen dem, was kommen würde, nein, der Weg dahin würde furchtbar werden. Er würde fast vier Stunden im Auto sitzen, was an sich nicht schlimm war, doch ausgerechnet mit der Person, die er am wenigsten auf der Welt ausstehen konnte. Wieso er in diese Situation geraten, wusste er genau. Er war einfach zu gutmütig. Doch von Anfang an. Einige Tage zuvor lag dieser Umschlag in seinem Briefkasten. Er war hell, nicht weiß, sondern eher cremefarben, mit pfirsichfarbenen Verzierungen an den Rändern. Mittig platziert war seine Adresse, geschrieben in tadelloser Handschrift. Nur ein Mensch auf der Welt schrieb so schön. Sorgsam öffnete er den Umschlag, und zog einen farblich passenden Bogen Briefpapier hervor. Erst überflog er alles nur, dann las er es sich noch einmal Silbe für Silbe durch. Es war eine Einladung zur Hochzeit. Also wollten Nami und Luffy tatsächlich Ernst machen. Sanji schmunzelte, bei der Vorstellung, wie der Bräutigam sich voller Inbrunst der Hochzeitstorte widmete. Sie wollten sich auf dem Land trauen lassen, fernab von jeglicher Zivilisation und Handyempfang. Er würde ewig mit dem Auto unterwegs sein. Doch die Freude überwog. Sie würden sich wiedersehen. Die alte >Strohhutbande<, wie sie damals genannt wurden, aufgrund dessen, dass Luffy, ihr >Anführer<, ständig dieses ausgeblichene Ding auf dem Kopf trug. Eigentlich waren sie keine richtige Bande. Zumindest nicht im kriminellen Sinne. Sie waren eine eingeschworene Gruppe von Freunden, die alles füreinander getan hätten und haben. Sanji erinnerte sich gerne daran zurück. Ab der Mittelschule begann ihre beste Zeit, und diese überdauerte den Schulabschluss und bis zur Universitätszeit. Erst als der Ernst des Lebens begann, und sie auf der Suche nach Arbeit in alle Winde verstreut wurden, wurde ihr Kontakt loser. Sah man sich früher jeden Tag, so traf man sich mit viel Glück alle zwei bis drei Monate, und auch dann nur selten komplett. Zur festen Gruppe gehörte Luffy, ein etwas verfressener aber loyaler und aufrichtiger Kindskopf. Er wollte Nami heiraten, ein langbeiniges, rothaariges Mathematikgenie, das immer einen frechen Spruch auf den Lippen hatte. Dann natürlich Usopp, ein langnasiger Geschichtenerzähler, und ein unglaublicher Angsthase. Dennoch ein toller Kerl. So wie Chopper, ein schlanker, großer Mann mit etwas zu viel Körperbehaarung, und einem Herzen aus Gold. Dazu kam noch Robin. Sie sah aus wie Cleopatra und hatte oft nur so viel Mimik wie die Spinx. Jeder verlor beim Pokern gegen sie. Er selbst war der schlaksige Junge, der gerne ein Frauenheld gewesen wäre, aber immer nur der gute Freund war. Missen wollte ihn niemand, was wohl an seinen ausgeprägten Kochkünsten lag. Und zuletzt war da noch er. Roronoa Zoro, der aufgeblasenste Macho auf der ganzen Welt, oder zumindest von Japan. Er war damals Landesmeister im Kendo, und ein so dämlicher und arroganter Affe, dass er fast einen Preis dafür verdient hätte. Sie hatten sich jeden Tag in den Haaren gelegen, oft wegen Nichtigkeiten, und warfen sich allemöglichen albernen Spitznamen zu, die ihnen grade in den Sinn kamen. Sanji fand ihn schlicht und ergreifend zum Kotzen. Natürlich würde auch er da sein, schließlich war er der beste Freund von Luffy. Doch er würde darüber stehen. Er würde einfach auf der Hochzeit sein, sich freuen, alle wiederzusehen, und das sich das Paar traute, und sich anschließend mit Ace, Luffys älterem Bruder, herrlich voll laufen lassen, bis sie sich nicht mehr an ihre eigenen Namen erinnerten. Es würde in jedem Fall ein rauschendes Fest werden, wie in guten alten Zeiten. In vierzehn Tagen sollte alles losgehen. Der 15. war für die Anreise bestimmt, am 16. fände eine Art Polterabend statt, und am 17. wäre dann die eigentliche Trauung. Genug Zeit, um seinen Anzug in die Reinigung zu bringen, und seinen Urlaub zu koordinieren. Er war seit einiger Zeit Chefkoch, und wurde von den Restaurantkritikern in den Himmel gelobt. Eine schlechte Kritik war ihm noch nie untergekommen, und er würde es auch nie dazu kommen lassen. Sanji war aus dem Häuschen wegen der Einladung, und rief kurz darauf Nami an, die sich über seine Zusage übermäßig freute. Auch bei ihr hatte er sein Glück versucht, und biss jahrelang auf Granit. Sie genoss es, von ihm bekocht und bedient zu werden, doch sie ließ ihn immer wieder abblitzen. Nami und Luffy hatten ihre Beziehung lange geheimgehalten. Offenbar wollten sie erst in aller Stille testen, ob sie füreinander gute Partner waren. Nach über einem halben Jahr gaben sie es dann bekannt. Außerdem hatte Nami wohl geahnt, dass sein Service mit dem Tag aufhörte, als er davon erfuhr. Entweder, oder. Er war schon gespannt, was aus ihnen geworden war. Von ihr wusste er nur, dass sie Lehrerin für Mathematik und Physik an einer Mittelschule war, und die Schüler sich ihr nur mit höchster Ehrfurcht näherten. Nach Luffy hatte er ganz vergessen zu fragen. Sanji wusste nur noch, dass Ace unter die Artisten gegangen war, und er seinen Lebensunterhalt mit Feuerschlucken verdiente, dass er bei Privatfeiern und Festen aufführte. Er lebte in einer Art Kommune am Stadtrand Tokyos, dessen inoffizieller Wortführer und Aufpasser ein gewisser Smoker war, seines Zeichens leidenschaftlicher Zigarrenraucher und schnell aufbrausender Typ. Zudem blieb das hartnäckige Gerücht, er und Ace hätten eine sehr lockere Liaison. Doch davon ließ er nie etwas durchblicken, wenn er mit Sanji telefonierte. Mit dem Schwarzhaarigen hatte er den häufigsten Kontakt. Sie führten einmal die Woche ein Telefonat, dass nie kürzer als eine Stunde war. Beim Rest hatte sich alles etwas im Sand verlaufen. Er bedauerte es, außer bei einer Person. Sanji schob den Gedanken an den >Kendo-König<, wie er ihn abfällig nannte, schnell beiseite. Mit dem würde er sich schon in zwei Wochen herumärgern müssen, also weg mit ihm. Seine Laune wurde täglich besser. Besonders an dem Tag, als sein Anzug aus der Reinigung abgeholt werden konnte, und sein Urlaub in Ordnung ging. Es war eine Ehre für die Person, die ihn vertreten durfte. Drei Tage vor der Abreise konnte es ihm nicht besser gehen. Die letzten Tage wurden immer wärmer, und die Luft roch schon nach Sommer. Die Jahreszeit war wunderbar. Nicht nur, weil dann mehr Gäste in sein Restaurant strömten. Abends war es länger hell, und die Hitze des Tages schwebte noch vage über allem. Die Menschen saßen auf klapprigen Holzstühlen in der Stadt, trotz der allgegenwärtigen Hetze und dem Stress der Arbeit. Manchmal blieb die Welt für eine Sekunde stehen, wenn auch nur für ihn allein. Zu Zeiten der >Strohhutbande< waren es oft Minuten des Stillstandes. Sie lagen im Gras, oft schon im Halbschlaf oder halb betrunken, und beobachteten die Glühwürmchen über ihren Köpfen. Sanji hoffte, es würde auch am Hochzeitstag solch einen Moment geben. Vielleicht würden sie alle auf dem Boden liegen, berauscht von Alkohol und Glücksgefühlen, und ihre Gedanken austauschen, oder einfach nur Lachen. Ein Lächeln lag auf Sanjis Lippen, als er seine Wohnung betrat. Wie gewohnt ging er zum Telefon, um nach entgangenen Anrufen zu sehen. Auch wenn gestern sein Anrufbeantworter den Geist aufgegeben hatte, es war ihm egal. Ihn konnte nichts mehr ärgern. Das Lämpchen auf dem kleinen Gerät blinkte. Es zeigte ihm zwar an, dass jemand eine Nachricht hinterlassen hatte, aber das Band weigerte sich beharrlich, sich abspielen zu lassen. Er würde es nach der Hochzeit reparieren lassen, oder gleich ein neues kaufen. Sanji spekulierte, wer ihn wohl angerufen hatte. Nami? Nein, nicht um diese Tageszeit. Er würde wohl abwarten müssen, bis man ihn wieder anrufen würde. Schließlich konnte er nicht aufs Geratewohl alle seine Kontakte abtelefonieren. Außerdem war er dazu im Moment zu sehr in Hochstimmung. Er feierte schon jetzt, dass alles wunderbar laufen würde, und er alle seine Freunde (und einen blöden Trottel) auf einem Fleck vereint wiedersehen würde. Viel zu laut stellte er die Musikanlage an, aus dessen Boxen die gitarrenlastige Musik eines Künstlers lief, dessen Namen er vergessen hatte (Irgendwas mit >y< im Namen...). Mit einer Flasche Weißwein in der Hand tänzelte er, den Refrain laut und schief mitsingend, durch das Wohnzimmer. Er hatte seinen Spaß schon jetzt. Schließlich war Vorfreude ja die schönste Freude, oder? Das Läuten der Türklingel riss ihn aus seinem Solo-Playbackgesang. Sanji stellte die Flasche unter den Tisch, zum Schutz vor neugierigen Besucheraugen, richtete seine Kleidung, und ging zur Tür. Er spähte durch den Spion. Und hätte sich beinahe vor Schreck auf den Hosenboden gesetzt. Da stand grade nicht wirklich dieser Kerl vor der Tür? Sanji sah ein zweites Mal hindurch. Immer noch der gleiche Mann. Am liebsten hätte er jetzt auf der Stelle die Flasche ausgetrunken. Vor seiner Tür stand tatsächlich der Kendo-König. Roronoa Zoro. Was hatte der hier zu suchen? Nervös biss sich Sanji auf der Unterlippe herum. Wenn er ihn nicht hereinlassen würde, würde er es nie erfahren. Mit zittrigen Bewegungen löste er die Türkette, und öffnete ihm. Da war er also. Mit einem schüchternen Lächeln, das aber kein bisschen von der Arroganz von früher verloren hatte, blickte er ihn an. Sanji musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er trug ein weißes Shirt, darüber eine abgewetzte Kunstlederjacke. Die dunkle Jeans war an den Knien zerrissen, vielleicht sogar mit Absicht, und an den Füßen trug er alte, schwarze Bikerstiefel. „Schuhe aus.“ War das Einzige, was er ihm als Begrüßung begegnete. Ein >Hallo< wäre schon fast zu höflich für das, was zwischen ihnen war. Nämlich Nichts. Er hasste den Grünhaarigen nicht. Sanji nahm ihn soweit gar nicht wahr. Er wunderte sich, dass er ihn einfach eintreten ließ. Vielleicht, weil er einfach zur Bande gehörte, so wie er auch. Mit gesenktem Kopf machte er vorsichtig ein paar Schritte in die Wohnung, fast so, als würde ihn der Blonde im nächsten Moment gleich wieder rauswerfen. Damit hatte er auch gar nicht so Unrecht. Eine falsche Bemerkung und er hätte den muskulösen Kerl aus dem Fenster geworfen. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Stumm sahen sie sich an. Zoro war einen halben Kopf größer als er, und von kräftiger Statur. Im Gegensatz zu ihm hatte er diese klassische Dreiecksform des Oberkörpers, mit breiten Schultern und Brustkorb, und einer schmaleren Taille. Von außen betrachtet sehr hübsch, aber mit einem miesen Charakter. „Also? Was willst du?“ Eigentlich drückte er sich stets gewählt aus, aber Sanji vermutete, dass es bei dem grünhaarigen Klotz bloß vergebene Liebesmüh wäre. Wie ein Hund folgte er dem Blonden ins Wohnzimmer. Unschlüssig stand er neben dem Sofa und starrte Sanji an, der sich auf seinen Sessel bequemte. „Setz dich.“ Hatte der Kerl sich doch an einige Grundregeln seiner Kinderstube erinnert. „Schöne Wohnung.“, sagte Zoro halbherzig. „Danke.“, meinte Sanji ebenso. „Ich habe eine große Bitte an dich.“ Als ob ihm das nicht schon klar gewesen war. Aus welchem anderen Grund sollte Zoro auch sonst zu ihm kommen? Er hatte doch nicht ernsthaft geglaubt, er käme zu einer späten Versöhnung? Beinahe hätte er laut über sich selber gelacht. „Und die wäre?“ Sanji begegnete ihm mit all der Verachtung, die er aufbringen konnte. „Die Hochzeit. Nimmst du mich mit?“ Der Blonde sah ihn mit großen Augen an. Er sollte was? Eine mehrstündige Autofahrt mit ihm? „Kommt gar nicht in Frage.“, sagte er barsch. „Sanji... bitte.“ Zoro hatte grade wirklich >Bitte< gesagt. Sogar damals hatte er sich nie dieses Wortes bedient. Besonders in diesen Momenten. „Wieso fährst du nicht mit dem Auto? Oder dem Bus?“ Hatte er keinen eigenen Wagen? „Es fährt kein Bus bis dahin.“ Zoro verzog das Gesicht, als würde man ihn zwingen, eine Kiste Zitronen zu essen. Es fiel ihm wirklich schwer, ihn zu fragen. „Willst du das ich dir Geld gebe für ein Zugticket?“ „Ich will kein Geld von dir, Sanji...“ Er hasste es, wenn er seinen Namen sagte. Bei ihm klang es wie ein Würgen. „Wäre das nicht die bessere Lösung? Für uns beide, meine ich.“, sagte der Ältere und rümpfte die Nase. Zoro schüttelte den Kopf. „Das könnte ich dir nie zurückzahlen.“ Sanji sah ihn entgeistert an. „Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?“ Der Grünhaarige schüttelte den Kopf. Er sah wirklich nicht aus wie jemand, der Scherze machte. „Was ist mit deinem Kendo-Gehampel?“, fragte Sanji abwertend. Die Augen des Anderen funkelten. „Vom Kendo kann ich mir auch nichts zu essen kaufen!“ Das Funkeln wurde fast sofort schwächer. Vor ihm saß ein gebrochener Mann. Sanji wusste nichts dazu zu sagen. Er selbst hatte schnell eine Anstellung gefunden, und war nie arbeitslos gewesen. „Wo wohnst du?“ „Mal hier und da. Bei Freunden.“ Ohne festen Wohnsitz. Sanji knabberte wieder an seiner Unterlippe. Wie konnte er ihn denn jetzt abweisen? Möglicherweise log er ihm auch grade das Blaue vom Himmel, um nicht nicht selber fahren zu müssen, und Kosten zu sparen? Wenn er bei ihm einsteigen dürfte, bräuchte er bloß einen Bruchteil bezahlen. Aber nur deswegen würde Zoro, dem Stolz das Wichtigste war, nicht vor ihm zu Kreuze kriechen. Fürs Abzocken war er sowieso die falsche Person. „Gut. Bis dann.“ Zoro stand auf, und wollte gehen. „Halt, warte mal!“ Sanji war eilig aufgestanden und hielt ihn am Ärmel seiner Jacke fest. „Mal angenommen, ich würde dich mit zur Hochzeit nehmen. Was bekäme ich denn dafür?“ Keine Leistung ohne Gegenleistung, eine einfache Regel. „Alles was du willst. Außer Unsummen an Geld.“ „Alles?“, hakte er nach. „Wirklich alles.“ So ein Angebot von Roronoa Zoro konnte man doch ernst nehmen, oder? Er wog Vor- und Nachteile miteinander ab. Luffy würde sich nicht mehr einbekommen vor Freude, seinen >Vize< wiederzusehen. Und er war ein kleiner Held. „Na schön. Ich nehm dich mit.“, seufzte Sanji. Zoro strahlte plötzlich. „Unter einer Bedingung: Du bist pünktlich um zehn Uhr bei mir, hast du verstanden? Und zwar fertig angezogen und mit gepackten Koffern.“ Auf lange Verzögerungen hatte er wirklich keine Lust. „Danke Sanji.“ Ein paar viel zu starke Arme pressten sich um seinen schlanken Körper. Er verzog das Gesicht, als würde er sich ekeln. „Ja... reicht.“ Der Blonde drückte ihn von sich. „Also am 15. morgens um 10 vor deiner Tür.“, wiederholte Zoro. „Genau. Schlaues Äffchen.“ Er rollte mit den Augen. „Bis dann.“ Und so schnell wie er kam, war er auch schon wieder weg. Fast wie ein kurzes Sommergewitter, allerdings ohne den erfrischenden Regen. Als ob nie etwas gewesen wäre, hatte er sich das so vorgestellt? Der Kerl würde noch sein blaues Wunder erleben, wenn er seine Forderungen stellte. Wie hatte er überhaupt eine Einladung bekommen, obwohl er keine Adresse hatte? Wenn er es bis dahin nicht vergessen haben, würde er ihn danach fragen. Sollte Zoro auch wirklich pünktlich bei ihm auftauchen. Punkt zehn. Schon eine Minute später würde er weg sein, komme was wolle. Sonst müsste der Blödmann eben zu Fuß gehen, ihm war es egal. Lachend nahm Sanji die Weißweinflasche, und trank genüsslich daraus. Dem Affen würde er es zeigen. Niemand behandelte Sanji so, und kam dann für immer ungestraft davon. Er würde alles wiederbekommen, so wahr er Sanji hieße! Seinen Morgen der Abreise plante er sorgfältig. Nach dem Aufstehen (7 Uhr) begann seine Morgentoilette, die auch etwas länger ausfallen durfte (bis 8:10 Uhr). Anschließend gönnte er sich ein leichtes Frühstück, bestehend aus einem Toast mit Erdbeermarmelade und einem dünnen Kaffee (bis 8:20 Uhr). Dann würde er zum schönsten Teil kommen. Das Ankleiden. Auch wenn er sich am Abend zuvor alles zurecht gelegt hatte, brauchte er mit dem Anziehen, dem Aussuchen der Accessoires, und dem Haarstyling eine ganze Stunde (9:20 Uhr). In der verbleibenden Zeit ging er noch einmal eine Checkliste für sein Gepäck durch. Alles war geplant und ohne Hektik. Doch nicht an diesem Morgen. Sein Wecker hatte ihn im Stich gelassen, und erst eine Stunde später als geplant wachte er auf. Es war schon zu hell draußen, dass konnte nichts Gutes verheißen. Er schrie kurz auf, als er auf die Uhr sah. Oh Gott. Wie ein Wahnsinniger rannte er ins Badezimmer, duschte, wusch sich die Haare. Zu allem Ärgernis lief ihm auch noch Shampoo ins Auge, sodass es später rot schimmerte. Er würde also aussehen wie ein Vampir, wunderbar. Das Frühstück ließ er ausfallen, denn das Föhnen und Richten seiner Haare war bedeutender als Ernährung. Als er endlich angezogen war, blieb keine Zeit mehr, sein Gepäck zu kontrollieren. Er konnte einfach nur hoffen, dass er vorher akribisch genug beim Packen war. Hauptsache, er würde das Geschenk nicht vergessen, ein Satz absolut hochwertiger Profi-Kochtöpfe und Pfannen. Sicher hätte er auch einfach die Abfahrt verschieben können, aber vor Zoro wollte er sich nicht die Blöße geben, und ihn um mehr Zeit bitten. Das wäre ja alles noch schöner. Sanji beäugte das große, schwere Paket. Das konnte gerne seine Mitfahrer, es grauste ihn vor diesem Wort, herunterschleppen. Wenn der noch kommen würde. Zwei Minuten vor zehn. Goodbye, Roronoa „Zoro.“, presste er hervor, als er die Tür öffnete. „Eine Minute hab ich noch.“, grinste er. „Seit wann stehst du hier?“ „Fünf Minuten?“ Sanji schüttelte den Kopf. „Idiot. Mach dich lieber mal nützlich und trag das Paket da. Aber sei vorsichtig Es ist das Präsent für Nami und Luffy.“ Er selber hatte schon mit seinem hüfthohen Schalenkoffer zu tun. Vom Gewicht her hatte er definitiv alles mitgenommen. „Sag mal, soll ich den auch nehmen?“ „Hm?“ Der Blonde drehte sich um. Zoro hielt einen Kleiderhaken in der Hand, auf dem ein grauer Sack hing. Darin war sein Anzug. „Ja! Danke!“ Seine Stimme war eine halbe Oktave zu hoch, um ernst und abgeklärt zu klingen. Verflucht. Hoffentlich würde ihn dieser Idiot nicht die ganze Zeit über deswegen aufziehen. Das würde eine schreckliche Fahrt werden. Auch wenn am Morgen die Sonne scheint, ist das keine Garantie für schönes Wetter. Regenwolken könnten immer aufziehen, und alles ins Wasser fallen lassen. Und Sanji sah über sich schon ein Gewitter zusammenbrauen. Kapitel 2: At that time... -------------------------- 2 - At that time... „Leg das Geschenk bitte flach hin.“ Sanji war noch keinen Meter weit gefahren. Er und Zoro standen vor dem geöffneten Kofferraum, und überlegten sich die optimale Ausnutzung des vorhandenen Platzes. Obwohl das eher Sanji tat, und Zoro es ausführen musste. „Und dein Gepäck?“, fragte der Blonde, als sie endlich das Geschenk und seinen Koffer verstaut, sowie seinen Anzug an einen Haken am Himmel des Wagens gehängt hatten. „Nur das hier.“ Zoro zeigte auf einen alten, etwas zerschlissenen Koffer, mit dem Volumen einer größeren Sporttasche. „Stell ihn irgendwo dazwischen“, sagte er und zeigte auf die Gepäckstücke. Dann ging er herum und stieg in seinen Wagen ein. Hatte er wirklich nicht mehr Gepäck? Ihn überkam ein ungutes Gefühl. Sanji zuckte zusammen, als die Kofferraumklappe lautstark zugeschmissen wurde. Zoro setze sich ebenfalls ins Auto. „Sei bitte etwas vorsichtiger mit meinem Auto, klar?“, sagte er in barschem Ton. „Sorry. Aber davon geht es schon nicht kaputt.“ „Hör auf zu diskutieren!“, fuhr er ihn an, und beendete damit den Wortwechsel. Grimmig startete er den Motor. Was nahm sich dieser Holzkopf überhaupt heraus? Er konnte schließlich froh sein, in seinem Auto mitfahren zu dürfen und zur Hochzeit zu kommen. Nach einigen Minuten, in denen sie durch ein Wohngebiet und den Stadtrand fuhren, erreichten sie die Autobahn. Konzentriert reihte Sanji sich in den rollenden Verkehr ein. Und noch immer schwieg er eisern. Wenn das so bliebe, dass keiner von ihnen etwas sagte, würden sie die Fahrt unverletzt überstehen. Ohne, dass Sanji in den Wahnsinn getrieben werden würde, und Zoro bei Tempo 200 aus dem Auto werfen würde. Sanji genoss die Ruhe. Im Radio spielte ein Song, der ihm gut gefiel. Er stellte es lauter, und summte in Gedanken mit. Zoro rollte mit den Augen, wahrscheinlich dachte er, dass der Blonde es übersah, und blickte desinteressiert aus dem Fenster. „Ist was?“ Er hätte sich am Liebsten auf die Zunge gebissen. Jetzt war er derjenige, der nicht die Klappe halten konnte. „Nichts.“, sagte der Jüngere bloß. Wieso regte ihn dieser Kerl so auf? Noch vor wenigen Tagen war er ihm doch vollkommen egal gewesen. Ja, er hatte ihn sogar fast vergessen. Und jetzt reagierte auf jedes seiner Worte und Gesten derart aggressiv. Das musste wohl an ihm legen. So ein aufgeblasener Typ, der konnte ihn nur aus seiner Fassung bringen. Und dabei war er doch sonst so ausgeglichen. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Geht doch. Und jetzt einfach vier Stunden still sein. Nichts sagen. Ein lautes Knurren durchfuhr die Stille. Sein Magen meldete sich. In der Eile heute Morgen hatte er bewusst das Frühstück ausgelassen, und nun bekam er dafür die Quittung. Zoro sah ihn nur kurz an, sagte aber nichts. Besser für ihn. Dieses eine Mal konnte er das ruhig ignorieren. Er konnte doch nicht immer, wenn sein Magen Geräusche machte, etwas essen. Die hohen Gebäude zogen an ihnen vorbei. Erst fuhren sie vorbei an einem Wald aus schwindelerregend hohen Betonklötzern, die allerdings nicht mehr wegzudenken waren. Sie gehörten einfach zu ihrem Leben dazu. Es würde noch fast eine Stunde Fahrt vor ihnen liegen, ehe die großen Gebäude an ihnen vorübergezogen wären. Wieder knurrte sein Magen, wieder sagte er selbst nichts dazu. „Hunger?“, fragte Zoro. Klasse. Sanji schüttelte den Kopf. Er würde den Mund halten. Hätte er heute Morgen doch noch etwas gefrühstückt. Dann wäre er nicht in dieser peinlichen Situation, dass er ganz offensichtlich hungrig war, und Zoro ihn deswegen die ganze Zeit ansah. Dieser Blödmann. Das Grau an den Straßenseiten lichtete sich, und wandelte sich in ein dunkles grün. „Du solltest was essen.“, sagte der Jüngere, nachdem sich der Magen des Blonden ein weiteres gemeldet hatte. „Du solltest die Klappe halten.“, entgegnete er harsch. Der Grünhaarige seufzte. „Du hast dich seit damals nicht verändert.“ Beinahe wäre Sanji auf die Bremse getreten. Bei voller Fahrt und mitten auf der dicht befahrenen Straße. „Klar.“, sagte er nur abfällig. Vollidiot. Er hatte sich nicht verändert? Was für ein Unsinn. Seiner Meinung nach hatte er sich fast komplett umgekrempelt. Besonders wegen diesem dämlichen Typ neben ihm. Zoro lächelte nur. So wie er es immer getan hatte. „Wir halten gleich zehn Minuten. Ich werde ganz schnell etwas essen, und dann fahren wir sofort weiter.“, sagte der Blonde, als er das Schild einer Raststätte sah, die sie nach einem Kilometer erreichen würden. „Du bist der Fahrer.“ Sanji umklammerte fest das Lenkrad. Er musste seine Hände beschäftigen, ehe er den anderen wirklich aus seinem Auto warf. Endlich kam er auf die Ausfahrt. Bei der Raststätte gab es einen kleinen Imbiss, mit einer leuchtend roten Fassade. Unter normalen Umständen wäre Sanji nie in ein so etwas gegangen. Aber das hier war alles andere als normal oder geplant. Der Blonde schnallte sich ab, während Zoro keine Anstalten machte, auszusteigen. „Willst du im Auto bleiben?“ „Ja. Sind doch nur ein paar Minuten.“ Sanji lachte auf. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich alleine in meinem Wagen lasse?“ Zoro nickte. „Steig aus.“ Der Jüngere schnallte sich ab und folgte dem anderen. „Hältst du mich für einen Autodieb?“ „Nein. Nur für jemanden, der... vergiss es. Komm einfach mit und sei still.“ Vor ihm würde er sich nicht die Blöße geben. Auch wenn alles Alte wieder in ihm aufkochte, er würde es nicht an ihm auslassen. Noch nicht. Das käme erst, wenn er bezahlen müsste. Dann würde er sich wünschen, nie bei ihm mitgefahren zu sein. Im Restaurant, wenn er es überhaupt so nennen konnte, gab es keine große Auswahl an Speisen. Was erwartete er auch? Also entschied er sich für einen Kaffee zum Mitnehmen und einen Obstteller. Alles andere wäre ihm viel zu ungesund. Mit seinem Tablett setzte er sich zu Zoro, der aus dem großen Fenster blickte. Er schaute nur kurz auf Sanjis Essen, lächelte, und drehte sich wieder weg. Was sollte das? Seine Beine begannen schon zu zucken, so als wollten sie dem Jüngeren kräftig gegen das Schienbein treten. Das würde ihm wohl den Knochen brechen. Bei dem Gedanken kicherte der Blonde, und schob sich eine Traube in den Mund. Sanji war erstaunt, dass Zoro tatsächlich die ganze Zeit über keinen Ton von sich gab. Zwar sah er noch ein paar mal auf seinen Teller, aber ohne eine überflüssige Bemerkung von sich zu geben. Das Äffchen war also lernfähig. Der Ältere stand auf und nahm sich seinen Kaffeebecher. Auch wenn es draußen noch wärmer geworden war, auf sein geliebtes Heißgetränk wollte er nicht verzichten. „Lass mich das wegräumen.“, sagte Zoro und nahm das blaue Plastiktablett. „Oh. Danke.“ So viel Höflichkeit hatte er dem Anderen gar nicht zugetraut. Aber umso besser für ihn. Wenn Zoro so weitermachte, würde seine Strafe nicht ganz so hart ausfallen. Vielleicht. Zusammen gingen sie zurück zum Auto. Die Sonne war schon jetzt unerträglich heiß im Wagen. Sanji steckte den Becher in die Halterung in der Konsole, und fuhr los. Der Tag war eigentlich wunderschön. Wenn er davon absah, dass er noch über drei Stunden Autofahrt vor sich hatte. Mit diesem gewissen jemand. Bald wären sie auf dem Land, dort könnte er dann das schöne Wetter genießen, und die anderen endlich sehen. Bei dieser freudigen Vorstellung trat er noch etwas fester aufs Gas. Die Gebäude waren nur noch vereinzelt zu sehen, das satte Grün gewann die Oberhand. Gleich hatten sie die Stadt hinter sich gelassen, und ihrem Ziel immer näher. Sanjis Blick fiel auf Zoro. Obwohl er doch eigentlich nur in den Rückspiegel sehen wollte. Der Jüngere war offenbar eingeschlafen, oder döste vor sich hin. Zumindest lehnte sein auf die Brust gelegter Kopf an der Scheibe, und wurde sanft geschüttelt. Wären sie auf einer einsamen Landstraße hätte Sanji jetzt gebremst. Warum fielen ihm nur immer solche Gemeinheiten ein, wenn er den Jüngeren ansah? Ganz einfach. Ihm war es früher nicht anders ergangen. Sanji erinnerte sich an ihre allererste Begegnung. Es war in der Mittelschule. Luffy, der Holzkopf, Usopp und Nami waren bereits eine feste Clique, auch wenn er dieses Wort auf den Tod nicht ausstehen konnte. Ace war in einer anderen Klasse, und deshalb eher in einer Gastrolle, aber dennoch vollständig akzeptiert. Er, Sanji, kam mitten im laufenden Jahr neu an die Schule. Sein Onkel hatte eine Stelle in Tokio angenommen, und er musste gezwungenermaßen mit ihm. Sie kamen aus dem Norden, aus einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kannte. Und hier, in der großen Hauptstadt kannte er keine Menschenseele. Es fiel ihm zwar nicht schwer, Kontakte zu knüpfen, doch hier war alles anders. Er wurde anfangs fast schon angestarrt. Die Lehrer befanden seine Haare auf jeden Fall zu lang und nicht ordnungsgemäß geschnitten. Und aus diesem Grund kam Luffy auf ihn zu. Er hatte keine Vorurteile gegen ihn. Also nahm er den großen, schlaksigen Jungen mit zu seinen Freunden. Das diese Leute alle einen gehörigen Knall hatten, ahnte er schon. Und war begeistert. Anfangs war er sogar von Zoro angetan. Zumindest von seinem Talent. Er hatte ihn ein paar Mal beim Training gesehen, und war beeindruckt, wie viel Respekt ihm alle entgegenbrachten, aufgrund seiner Leistungen. Doch irgendwann änderte sich das alles schlagartig. Zoro begann ihn aufzuziehen, besonders, weil er im Kochkurs war, in dem hauptsächlich Mädchen waren. Doch schon damals faszinierte ihn das Kochen. Schließlich war sein Onkel Jeff selber Chefkoch. Diesem wollte er nacheifern. Und tat dies mit großem Erfolg. Und doch ließen seine Sticheleien nicht nach. Im Gegenteil, je besser er wurde, desto häufiger hörte er eine Bemerkung seitens Zoro. Die anderen waren allesamt begeistert, sie liebten sein Essen, dass er in den Kursen und für sie zu Hause machte. Natürlich aß auch Zoro mit, doch nie lobte er seine Gerichte oder würdigte seine Leistungen. Und so einem wollte er Respekt zollen, weil so gut im Kendo war? Im Leben nicht. Also begann auch er damit, den anderen aufzuziehen. Schließlich konnte er bloß große Leistungen im Sport vorweisen. Im Unterricht war er keine große Leuchte. Sanji hingegen lernte meist bis spät in die Nacht. Auch wenn er als Streber bei seinen Freunden bekannt war, so wusste er, dass sie es nicht böse meinten. Schließlich ließen sie sich ausnahmslos alle Nachhilfe von ihm geben. Sogar Zoro, wenn auch nur widerwillig. Aber irgendwie musste er ja seinen Abschluss schaffen. Und bis zu diesem hatten sie sich komplett zerstritten. Es war genau genommen nicht ein böses Wort gefallen. Sie hatten eines Tages einfach aufgehört, miteinander zu sprechen. Fast so, als gäbe es den anderen gar nicht mehr. Ein kleiner Stau holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Der Verkehr lief nur zäh, allerdings ging er nicht davon aus, großartig aufgehalten zu werden. Zoro blinzelte. Das sanfte Bremsen hatte ihn wohl geweckt. Er rieb sich die Augen. „Stau?“, fragte er. „Nein. Nur lahme Fahrer.“ „Hmhm.“ Der Jüngere setzte sich aufrecht hin. „Es schläft sich gut in deinem Auto.“ „Das weißt du nach einer Viertelstunde im Dämmerzustand?“ Zoro nickte lächelnd. „Wenn du das sagst...“, meinte Sanji etwas gelangweilt. Die Autos fuhren wieder schneller. Eine Baustelle war der Grund für die Verzögerung. Mit achtzig durchfuhr er sie, dann konnte er wieder Gas geben. Wie er Verspätungen hasste. „Hab ich vorhin was Falsches gesagt?“, fragte Zoro plötzlich. „Wann denn?“ Mal abgesehen davon, dass er jedes Mal das Falsche sagte, sobald er den Mund öffnete. „Das mit dem verändern.“ „Ach das. Kannst du es nicht dabei belassen?“, fragte Sanji. Darüber wollte er nun wirklich nicht mit ihm reden. Ganz besonders nicht mit ihm. „Tut mir leid.“ „Ein bisschen zu spät, findest du nicht?“ „Was?“ „Vergiss es einfach, ja? Oh hey, wir haben schon eine Stunde unserer Fahrt hinter uns.“, wechselte er das Thema. „Toll.“, sagte Zoro bloß, und blickte wieder aus dem Fenster. Natürlich war sein Stolz nach all den Jahren noch immer verletzt. Und ja, vielleicht war er auch nachtragend. Doch was sich der Jüngere mit ihm erlaubt hatte, dass war in seinen Augen unverzeihlich. Auch wenn er es ihm nie so direkt sagen würde. Dann hätte er ihn doch praktisch in der Hand. Sie fuhren nun durch dichtes, dunkles Grün. Keine Hochhäuser mehr, nur noch kleine Häuser, die weit ab von der Straße standen, und hier nicht zu sehen waren. Er konnte sich nie vorstellen, auf dem Land zu wohnen. So weit weg von der Stadt fühlte er sich nicht wohl. Zumindest nicht, wenn er dort alleine wohnen müsste. Jetzt, auf einer Hochzeit mit Freunden würde es sicher wunderbar werden. Sogar das Wetter war auf ihrer Seite. Luffy und Nami würden sicher ewig zusammenbleiben. Sie waren ja schon jetzt eine kleine Ewigkeit zusammen. Zumindest länger als alle seine >Beziehungen< zusammengerechnet. Er hielt es nicht lange mit einer Frau aus, oder sie mit ihm. Die eine war ihm irgendwann zu langweilig, die nächste zu ausgeflippt, die andere dann wieder zu laut, oder zu leise... einen Grund fand er immer. Einen Ruf als Herzensbrecher hatte er zwar noch nicht, aber als großer Verführer. Das genaue Gegenteil von seiner Zeit in der Mittelschule. Ha! Das war es doch. Auch wenn er nicht der Typ war, der anderen etwas auf die Nase band, bei dem Jüngeren konnte er eine Ausnahme machen. „Ich habe mich seit damals verändert.“, sagte er entschlossen. „Hm? Ach ja?“ Der Grünhaarige drehte sich zu ihm. „Ja. Schließlich hatte ich damals keinen Erfolg bei Frauen.“ „Aber jetzt?“, fragte Zoro, der offenbar schon wieder dabei gewesen war, einzuschlafen. „Ich könnte fast sagen, sehr großen Erfolg, aber ich will nicht prahlen.“ Plötzlich prustete der Andere laut los. Sanji hätte ihn entgeistert angesehen, hätte er sich nicht auf die Straße konzentrieren müssen. „Oh man... und wie sieht das aus? Jeden Abend eine neue Eroberung, oder wie?“ Der Blonde rümpfte die Nase. „Ich könnte, wenn ich wollte.“ Der Jüngere wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er amüsierte sich wohl köstlich. Wieder krallte er sich in das Lenkrad. „Und wie sieht es aus mit einer festen Freundin?“ Der wunde Punkt. Verdammt. Das konnte er schon damals gut. „Kein Bedarf.“, sagte er knapp. „Ah. Sind alle nicht gut genug für dich, oder?“, fragte Zoro schon beinahe triumphierend. „Sozusagen.“, knurrte er durch die Zähne. „Oder stehst du gar nicht auf Frauen?“ Das war zuviel. Sanji fuhr ohne sich umzusehen auf den Seitenstreifen. „Du willst wohl unbedingt zu Fuß gehen, oder?“, schrie er ihn an. „Hab ich ins Schwarze getroffen?“ „Mach dich ja nicht lächerlich, Marimo. Du weißt genau so gut wie ich, dass ich nur auf Frauen stehe, klar?“ Er benutzte seinen alten Namen. Schließlich sah sein Hinterkopf einfach lächerlich aus mit dieser Haarfarbe. Zoro schmunzelte. „Du fragst noch nach?“ „Ich warne dich. Wenn du so weitermachst, lass ich dich auf diesem blöden Streifen stehen. Von mir aus kannst du trampen, oder sonst was. Also hör auf, mich zu provozieren. Sei dankbar, dass ich dich mitnehme.“ „Das bin ich“, sagte er ernst. „Davon merke ich nichts.“ Der Jüngere wich seinem Blick aus, und drehte sich von ihm weg. „Sei bloß still...“, fügte Sanji noch hinzu, und blinkte, um wieder auf die Spur zu fahren. Er war außer sich. Innerlich kochte er noch immer, und in seinen Fingerspitzen kribbelte es wieder. Fast hätte er sich hinreißen lassen, dem Grünhaarigen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Verdient hätte er es. Was fiel ihm ein, zu behaupten, er wäre nicht heterosexuell? Dieser dämliche Penner. Ihm würde noch schlecht vor Wut werden. Schnell trank er einen Schluck Kaffee. Dieser wurde dank der Temperaturen im Auto nicht mal kalt. Auch wenn es jetzt eisig zwischen den beiden Männern war. Natürlich hatte er nichts gegen homosexuelle Menschen, doch er war es definitiv nicht. Oh nein, nicht er. Egal, was ein grünhaariger Muskelprotz von sich gab. Was wusste der überhaupt von seiner Sexualität? Konnte er dieses Wort überhaupt schreiben? Grummelnd trat er stärker aufs Gas. „Hier sind nur 130 erlaubt...“, sagte diese ätzende Stimme neben ihm. „Schnauze.“ Doch er drosselte wieder das Tempo. Eine weitere Viertelstunde Fahrt lag hinter ihnen. Sie kamen schneller voran, als der Routenplaner berechnet hatte. Vielleicht würden sie eine halbe Stunde oder noch früher die Feier erreichen. Sein Herz schlug vor Freude höher. Er war wirklich glücklich wie ein Kind, dass gleich seine Geschenke auspacken durfte. Seine Freunde waren wie Geschenke. Sollte er den Grünspan dazuzählen, war er das Mitbringsel der ungeliebten Tante, das unbeachtet in der Ecke landete. Unbestreitbar gehörte er zur eingeschworenen Gruppe, selbst wenn sie untereinander ihre Differenzen hatten. Sie würden doch immer die >Strohhutbande< bleiben, die am Wochenende betrunken in ein Fast-Food-Lokal kam, und sich dort den Wanst vollschlug, während sie mit ihrem lauten Lachen die anderen Gäste vergraulten. Sanji grinste bei dem Gedanken daran. Das hatten sie mehr als einmal gemacht, auch wenn er so ein Essen überhaupt nicht gern aß. Er war eben gesundheitsbewusst. Die Minuten verstrichen, und die Landschaft rauschte an ihnen vorbei. Sanji sah auf die Tankanzeige. Er wusste, dass in wenigen Kilometern eine Tankstelle sein würde. Immer wieder schielte er zu Zoro herüber. Der klebte mit seinem Blick an der Scheibe der Beifahrertür fest. Zumindest blieb er so still, wie Sanji es wollte. Die Sonne schien noch immer hell und warm, was seine Laune beträchtlich steigerte. Den kleinen Wutanfall vor wenigen Augenblicken hatte er fast vergessen. Sanji fuhr auf das Gelände der Tankstelle. Er stieg aus, und tanke den Wagen randvoll. Damit würden sie ihr Ziel locker erreichen, und sogar noch einen Rest im Tank haben. Zoro hatte die Scheibe heruntergelassen, um etwas frische Luft in den Wagen zu lassen. „Willst du irgendwas?“, fragte der Blonde den Jüngeren. „Vielleicht ein Eis?“, grinste Zoro. Sanji rollte mit den Augen. „Ein Eis. Sicher.“ Er ging in den Shop. Sein Blick fiel auf die bunte Gefriertruhe. Sollte er ihm wirklich...? Der Grünhaarige beobachtete ihn dabei, auch wenn er dieses Glotzen einfach ignorierte. Sanji war froh, als er nach dem Bezahlen aus dem Shop gehen konnte. Es war fast unerträglich stickig und heiß darin. Zudem nervte der Verkäufer mit seinem ewigen Fragen, ob er diese oder jene Treuepunkte sammelte. Eine leichte Brise fuhr ihm angenehm durchs Haar, als er zum Auto ging. Sanji setzte sich in den gemütlichen Sitz und steckte den Schlüssel in das Zündschloss. „Bitte.“ Zoro sah zu ihm. In seiner schlanken Hand hielt er eine kleine, bunte Platiktüte. „Eis?“ „Wassereis. Solltest du in meinem Wagen kleckern, bring ich dich um.“ „Danke dafür.“, lachte der Jüngere und nahm ihm die Packung aus den Fingern. „Möchtest du auch?“, fragte Zoro und hielt ihm die Kaltspeise am Stiel unter die Nase, als er sie von der Hülle befreit hatte. „Nein, bloß nicht...“ Wenn er nur an den ganzen Zucker darin dachte, wurde ihm schlecht. Sanji fuhr wieder zurück auf die Autobahn. „So nett wie damals bist du auf jeden Fall.“ „Hrm. Kannst du nicht einfach dein Eis essen? Ohne was zu sagen?“ Warum musste dieser Kerl auch immer wieder mit diesem >damals<-Gequatsche anfangen? Fand er es lustig, ihn zu quälen? Vielleicht sah er es alles zu verbissen? Diese Sachen waren Jahre her. Und doch konnte er nicht vergessen, was damals passiert war. Ausgerechnet ihm. Er musste diese Gedanken schnell von sich schütteln, sonst baute er am Ende noch einen Unfall. Sein armer Wagen! Sanji blickte auf die Uhr in seinem Auto. Schon wieder war etwas über eine halbe Stunde Fahrt an ihnen vorübergezogen, und etliche Kilometer lagen hinter ihnen. Seine Berechnungen waren eben unfehlbar. Auch wenn so ein grünhaariger Dummschädel seine Pläne durchkreuzen wollte. Bisher lagen sie in der Zeit, hatten sogar einen kleinen Vorsprung, und wie es aussah, waren die Straßen frei. Die Straßen, aber nicht sein Kopf. Warum saß Zoro eigentlich nicht hinten, oder am besten gleich im Kofferraum? Dann würde er nicht die ganze Zeit zu ihm hinübersehen, und auf seine kurzen Haare starren. Tatsächlich trug er die gleiche Frisur wie, iegitt, damals. Obwohl, wenn er es so von nahem betrachtete, konnte es auch ein halber Zentimeter mehr sein. Dank dem Kendo achtete er zumindest darauf, seine Haare akkurat geschnitten zu haben. Außer das war an ihm nichts geordnet. Einen größeren Chaoten gab es fast nicht. An seinem ersten Tag in der Schule hatte er sich hoffnungslos verlaufen, hatte er ihnen einmal erzählt. In einer dieser betrunkenen Nächte unter freiem Himmel. Genau. Daran musste er denken. In wenigen Stunden würden sie die Großstadt und die Zivilisation hinter sich lassen, und auf dem schönen Land ankommen. Wie er Nami allerdings kannte, würde sie nicht auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten, also konnte er beruhigt sein, dass er fließend Wasser und Strom vorfinden würde. Und hoffentlich eine Menge Alkohol. Nach einer vierstündigen Fahrt mit diesem Esel auf dem Beifahrersitz würde er das am Dringendsten brauchen. Sanji konzentrierte sich nur noch auf den schönen Gedanken, bald anzukommen. Wenn er Glück hatte, würde Zoro in einen komatösen Schlaf fallen, und ihn nicht weiter belästigen. Und wenn er ganz viel Glück hatte, würde er irgendwann seinen Wagen verlassen. Und einfach „Sanji?“ Die brummende Stimme. „Ja?“ Hatten sie nicht ausgemacht, dass er den Rand hielt? „Kann es sein, dass das Auto irgendwie... schwimmt?“ Zoro sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Schwimmen...?“ Tatsache. Jetzt, wo sein Fokus wieder auf das Fahrverhalten seines Wagens gelenkt wurde, fiel es ihm auf. Er dachte erst, es sei nur der Wind, der sein Auto aus der Spur zog, doch ein Blick aus dem Fenster, und er sah, dass sich kein einziges Ästchen der Bäume am Straßenrand bewegte. Shit. Das hatte ihm grade noch gefehlt. Warum hatten sie ausgerechnet jetzt einen platten Reifen? Jetzt, mitten auf der Autobahn und dem Hinweis, dass die nächste Tankstelle erst in zehn Kilometern erreicht werden würde. So etwas passierte doch nur, wenn man grünhaarige Blödmänner mitnahm, die ganz eindeutig Unglück brachten! Selbst wenn die Sonne aus voller Kraft auf die Erde strahlt, bedeutet das nicht, dass es nicht irgendwo schlechtes Wetter gibt. Und über Sanji begann sich die Gewitterwolke zu regen, und schickte erste Regentropfen auf ihn nieder. Kapitel 3: Gratitude. --------------------- 3 – Gratitude. So langsam wie er jetzt fuhr, war er wirklich ein Verkehrshindernis. Doch von Leuten, die ihm zu dicht hinten auffuhren oder ihm einen Vogel zeigten, wobei diese Geste noch eine der netteren war, ließ er sich nicht beirren. Sollten sie doch in ihren Autos pöbeln wie sie wollten, denn es ging ihm nur darum, sicher an der Tankstelle anzukommen. Sanji wusste gar nicht, dass einem zehn Kilometer so unendlich lang vorkommen könnten. Gut, mit etwas mehr Geschwindigkeit wäre es eine Frage weniger Minuten, doch jetzt dachte er, sie fuhren schon eine Viertelstunde bis zu ihrem Ziel. Zoro hatte seinen entnervten Gemütszustand rechtzeitig bemerkt, und ihn ja nicht erst wieder angesprochen. Wahrscheinlich hätte Sanji ihn sonst tatsächlich aus dem Auto geworfen. Endlich sah er das Schild vor sich, dass die Ausfahrt in einem Kilometer ankündigte. Sanji war erleichtert. Er konnte nur hoffen, dass der Reifen noch intakt war, und er nicht noch einen neuen kaufen musste. So viel Geld wollte er doch gar nicht ausgeben, und würde seine Zeitplanung endgültig über den Haufen werfen. An der Tankstelle waren nur wenige Autos. Der Großteil stand an der Seite, und beinhaltete Familien, die grade eine Pause machten und sich einen Snack genehmigten. Sanji fuhr in eine der Parktaschen. Ob es hier einen Mechaniker gab? Unwahrscheinlich. Musste er jetzt einen anrufen? Klasse. Und ehe dieser da war... „Ich werd' mir das mal ansehen.“, meinte der Jüngere fast beiläufig. „Was?“ Der Blonde sah zu Zoro. „Den Reifen. Wenn ich darf, versteht sich.“ Sanji runzelte die Stirn. War es so schlimm, wenn er ihn nicht gern mit seinem Wagen allein ließ? „Sicher. Ich komm mit.“ Beide stiegen aus dem Wagen. Der hintere rechte Reifen war platt. Scheiße. Zoro drückte auf dem schwarzen Gummi herum, besah ihn sich eine Weile. Seit wann kannte der sich denn mit Autos aus? Gut, einen Platten erkannte selbst Sanji, und Luft pumpen konnte er auch. Aber die Ursache finden? Das zählte nun nicht zu seinen Fähigkeiten. Oder wollte er ihn nur beeindrucken? Sein Verlangen nach einer Zigarette wuchs. Auf der Autobahn konnte er nicht rauchen, denn in seinem Auto war das strengstens verboten. Und hier an der Tankstelle... Er musste stark bleiben. „Es ist das Ventil.“, sagte Zoro, und sah hoch zu Sanji, der neben ihm stand, und ihm auf die Finger guckte. „Was ist damit?“ „Du brauchst ein Neues. Ganz einfach. Schau.“ Mit drei Fingern schraubte er an der schwarzen Abdeckkappe des Ventils. Mit einem lauten Zischen entfuhr die Luft. Es war einfach nur undicht. Das war alles? Er atmete erleichtert auf. Das zu reparieren war eine Arbeit von wenigen Sekunden. „Holst du ein Neues?“, fragte Zoro. „Klar.“ Das dieses kleine Teil hier an der Tankstelle fast doppelt so viel wie üblich kostete, übersah er einfach geflissentlich.Ebenso, dass er Zoro schon wieder allein ließ. Viel wichtiger war, dass das Problem schnell gelöst werden würde, und sie endlich weiterfahren könnten. Schon wieder eine Verzögerung, wunderbar. In seinem Kopf begann er zu rechnen, dass ihn diese kleine Panne etwa eine halbe Stunde in seiner Planung zurückwarf. Gut, dass sie vorher schon eine Stunde gut gemacht hatten. „Bitte.“ Sanji reichte dem Jüngeren das kleine, metallene Ventil. „Danke.“ Etwas verwundert war er schon, dass Zoro eine Art Werkzeugkasten dabei hatte. In einer robusten Tasche, die er aus seinem Gepäck holte, zog er eine Art Schraubenzieher, mit dem er das neue Ventil einsetzte. „Was...?“ Doch bevor sein Protest laut wurde, hatte Zoro seinen Zeigefinger eingespeichelt, und diesen auf der Öffnung des Ventils verteilt. „Ich wollte sehen, ob es dicht ist.“ Der Blonde rümpfte die Nase. „Hättest du mich nicht vorwarnen können?“ „Du bist manchmal echt empfindlich, Sanji.“ „Halt die Klappe. Pump lieber die Luft neu auf.“ In weiser Voraussicht hatte Sanji sich neben eine der Säulen gestellte, an der man den Luftdruck regulieren konnte. Zoro lächelte nur matt, und verstaute seine Tasche wieder im Kofferraum, bevor er seinen Auftrag ausführte. Kaum, dass Zoro die Tür geschlossen hatte, fuhr Sanji wieder los. Vielleicht konnten sie diese halbe Stunde noch zurückgewinnen. Das er zu spät kommen könnte, schloss er von vornherein aus. Es würde die anderen eher wundern, wenn er zu pünktlich käme, anstatt wie sonst auch viel zu früh da zu sein. Zumindest jetzt konnte er nicht Zoro die Schuld in die Schuhe schieben. Das mit dem Reifen wäre wohl auch ohne ihn passiert. Außerdem hatte er ja geholfen. Ach ja. „Achso, Dankeschön.“, sagte Sanji, und sah besonders konzentriert auf die Straße. „Lass mal. Das war für mich selbstverständlich.“ Sanji seufzte. „Kannst du mal aufhören, so übertrieben selbstlos zu sein, und einfach meinen Dank annehmen?“ Zoro lachte leise. „Okay. Gern geschehen.“ Dieser Sturkopf. Verdammt, dieses Verhalten hatte er auch damals schon gehabt. Immer hatte er sich für die anderen nahezu aufgeopfert, und nahm dann keinen Dank an. Überhaupt waren Dankeschöns ein heikles Thema. Grade zwischen ihnen. Sanji hatte ihm Nachhilfe in Altjapanisch gegeben. Und an ihm biss er sich fast die Zähne aus. Jeder andere, dem er den Stoff erklärte, hatte es irgendwann einmal verstanden. Nur Zoro nicht. Ihm musste er noch Einzelunterricht geben, denn es war, als wehrte sich sein Kopf gegen korrekte Rechtschreibung und Grammatik. Sie saßen stundenlang über ihren Schulbüchern, ehe Zoro es verstand. Seit Sanji ihm geholfen hatte, verbesserte sich sein Notendurchschnitt ungemein. Nun, zumindest eine ganz Note war er besser als ohne ihn. Als er in einer wichtigen Klausur sogar ein C- bekam, teilte er es dem Blonden als Ersten mit. Ohne ihn hätte er das nicht geschafft. Doch anstatt sich einfach bei ihm zu bedanken, lud er ihn ins Kino ein. Was für einen Film sie damals sahen, wusste er nicht mehr. Seine Erinnerung zeigte ihm nur noch, dass dieser Abend mehr als aus den Fugen geriet, und ihn, nein sie beide, in dieses Dilemma getrieben hatte. Doch er wollte nicht daran denken. Ihm nicht die Genugtuung geben, wieder in seinen Gedanken herum zu geistern, auch wenn er es nicht wusste. „Sag mal, warum wusstest du das mit dem Ventil?“, fragte Sanji. „So schwer war das auch nicht, Eigentlich ganz offensichtlich, wenn die Luft so schnell weicht.“, meinte er, und sah weiterhin aus dem Fenster. „Aber das zu reparieren, meine ich. Du hattest doch nie auch nur den blassesten Schimmer von Autos.“, bemerkte er. „Naja, hab's mir eben zeigen lassen.“ „Ah.“ „Von Ace.“ Oh. Das überraschte ihn tatsächlich. Und warum erzählte er es ihm denn so freimütig? „Habt ihr euch wieder vertragen?“ Zoro nickte. „Irgendwie schon.“ „Freut mich.“ Der Jüngere gab ein leises, trockenes Lachen von sich. Er durfte sich nicht von ihm provozieren lassen. Nein, jetzt nicht. Sonst müsste er anhalten, und sich mit ihm schlagen. Warum fing er überhaupt mit dem Thema an? „Von ihm wusste ich auch von der Hochzeit. Luffy hatte ihm meine Einladung mitgeschickt.“ „Warum?“ Zoro zuckte mit den Schultern. „Vielleicht dachte er, wir können uns wieder gut leiden.“ „Könnt ihr es denn jetzt?“ Zoro überlegte einen Moment. „Sagen wir mal, wir kommen besser miteinander aus, als noch in der Schulzeit.“ „Okay.“ An erbitterte Kämpfe bis aufs Blut konnte er gut verzichten. Sei es nun auf der Hochzeit, als auch sonst. Er hatte ganz vergessen, dass sich Ace und Zoro nicht besonders gut leiden konnten. Ganz am Anfang waren sie dicke Freunde, hingen ständig miteinander herum, und hatten Blödsinn im Kopf. Doch irgendwann, fast von einem Tag auf den nächsten hatte es sich geändert. Seit dem Tag, als er mit Zoro zusammen im Kino war. Scheiße. Warum musste das alles jetzt hochkommen? Sanji drückte fester aufs Gas. Ob es hier Geschwindigkeitsbegrenzungen gab, war ihm egal. Dieses Fahrverhalten hielt er eine geschlagene Dreiviertelstunde. Zoro sagte kein Wort, durchbohrte lieber das Fensterglas mit seinem Blick. Sanji sah die Ausfahrt immer näher kommen. Er sah sich um, blinkte, und fuhr herunter. Zwei Stunden Fahrt lagen hinter ihnen, sie lebten noch, und hatten fast wieder eine ganze Stunde aufgeholt. Das Sanji dabei wie ein Henker gefahren war, ließ er lieber unbeachtet. Am Ende zählte doch nur das Resultat. Sie würden für die Fahrt keine vier Stunden benötigen, so wie er es eigentlich berechnet hatte. Konnte er weiter mit diesem schnellen Tempo fahren, brauchten sie nur noch eine Stunde, um ans Ziel zu gelangen. Doch seinem Auto wollte er mit der Geschwindigkeit die schlecht ausgebauten Landstraßen nicht zumuten. Um sie herum gab es bald nur noch Bäume und Wiesen. Die Autos, die ihnen entgegenkamen, wurden seltener und die Straße wurde sandiger. Schon jetzt waren sie weit weg von dem, was man Stadt nannte, und weit und breit war kein Haus zu entdecken, dass aus massivem Beton gebaut worden war. Schon jetzt waren sie auf dem Land. Sanji fuhr die Fenster herunter, ließ frische Luft in den Wagen. Das Wetter war traumhaft. „Wie weit ist es noch?“, fragte Zoro, und sah sich um. Er hatte die ganze Stecke über den Mund gehalten, und seine Stimme ließ ihn fast zusammenzucken. „Nicht mehr viel. Wir kommen früher an, als gedacht.“ Zoro lächelte. „Du kommst immer irgendwo zu früh an.“ „Ja, ja, wie damals. Blab bla...“, knurrte Sanji. „Stimmt. Aber das mochte jeder an dir. Du warst zuverlässig, egal, worum es ging.“ „Hm.“ Was sollte er denn dazu sagen? Das war eindeutig ein Kompliment von dem groben Kerl, und eigentlich bedankte man sich doch. Ach, was soll's. „Danke.“ Zoros Lächeln wurde breiter. Seine Grübchen kamen zum Vorschein, die ihn ein wenig kindlich aussehen ließen, und seinem Gesicht etwas von der Härte nahmen. Dieses verdammte Lächeln. „Sag mal, redest du in den nächsten Tagen überhaupt noch mit mir?“, fragte der Jüngere unvermittelt. „Bitte? Was ist das denn für eine Frage?“ „Ich meine, hier im Auto bin ich ja nun mal dein einziger Gesprächspartner, auch wenn du mich nicht leiden kannst. Aber auf der Hochzeit, da sind alle Anderen, da wirst du sicher mit denen reden wollen.“ Sanji sah ihn einen Moment entgeistert an. Was wollte er ihm grade mitteilen? Wollte er ihm sagen, dass er ihn doch bitte nicht ausschließen sollte, weil auf der Feier die Menschen waren, die er lieber mochte? „Ich werde mal austreten.“ Etwas zu ruckartig trat Sanji auf die Bremse, als er ein Stück von der Straße herunter gefahren war. Fragend sah der Grünhaarige ihn an, als er den Wagen verließ, und zu einem Baum unweit von ihnen ging. Er brauchte eine Zigarette. Sofort. Mit fahrigen Bewegungen zog er die Schachtel aus seiner Hemdtasche, und schob sich einen der Glimmstängel zwischen die Lippen. Mit ein paar Schwierigkeiten schaffte er es dennoch, das Feuerzeug fachgerecht zu bedienen. Der Dunst füllte seine Lungen, und ließ ihn entspannen. Zoro war doch bescheuert. Was war in ihn gefahren, ihn so anzubetteln? Oh bitte, bitte, rede mit mir? Schenkte er ihm grade nicht genügend Aufmerksamkeit? Verdammt, der Kerl benahm sich ja wie ein kleiner Hund. Der Jüngere stieg aus dem Auto, schmiss die Tür lautstark wieder zu. Eine giftige Bemerkung konnte Sanji sich grade so verkneifen. Das alles wurde langsam zu viel. Alle möglichen Erinnerungen von früher kamen wieder hoch, und verwirrten ihn nur noch. Wieso kam dieser blöde Affe auch einfach wieder in sein Leben? Warum hätten sie sich nicht erst in ein paar Stunden sehen können, denn Zoro wäre sicher als Letzter zu ihnen gestoßen. Das wäre doch viel leichter, als die ganze Zeit nebeneinander zu sitzen, und immer wieder an das zu denken, was einmal war. Nervös zog er an seiner Zigarette, als er Zoros lauter werdende Schritte vernahm. Konnte der Idiot nicht einfach da bleiben, wo er war? „Sanji? Alles okay?“ Der Blonde blies den Rauch aus. „Nichts ist okay, Baka.“ Dicht hinter ihm blieb Zoro stehen. Zu dicht. Er konnte seinen Atem hören. Besonders konnte er jedoch seinen Duft wahrnehmen. Ein herber Eigengeruch, mit einem Hauch Aftershave. Ein anderes als damals. Wesentlich dezenter aufgetragen. Also hatte er sich seinen Tipp damals doch zu Herzen genommen. Fast wollte er laut loslachen. Wie lächerlich das doch alles war. Alles, von Anfang an. „Sanji?“ „Hm?“ Seine Zigarette fiel ihm aus den Fingern, als sich Zoros Arme um ihn legten. Vorsichtig umschloss er seinen schmalen Oberkörper mit seinen muskulösen Armen. Für einen Augenblick war er einfach sprachlos. „Was willst du?“ Seine Stimme klang viel zu leise und unsicher. „Nichts.“ Natürlich. Und deswegen fasste er ihn an, und legte auf noch seinen Kopf auf seine Schulter. „Zoro.“ Sanjis Hände legten sich auf seine Arme. „Was willst du? Eine Wiederholung von deinem beschissenen >DamalsNein< beantworten konnte, doch stattdessen näherte Zoro sich seinem Gesicht, und schloss halb die Augen. „Willst du?“ Zoros Stimme war tief und rau. Sie klang männlich und fest entschlossen. Ganz anders als seine im Moment. Und sie riss ihn mit. „Vielleicht...“ Der Kuss war seltsam. Sanji konnte nicht bestimmen, ob er sich gut anfühlte. Nein, tat er nicht. Es war falsch, sich so gehen zu lassen. Ja, er war süß und weich. Der Blonde spannte jeden Muskel seines Körpers an, als Zoro seine Lippen auf seine eigenen legte. Auch, als er von ihm abließ, verkrampfte er sich. Denn jetzt nahm ihn der Jüngere in den Arm, drückte ihn an seine breite Brust. Was war das? Wollte er wirklich weitermachen? Mit einem Kuss fing doch immer alles an. Und dann war er nicht zu bremsen. Oder hatte er sich in den Jahren verändert? Moment, was zog er da grade in Erwägung? Dass Zoro ein besserer Mensch geworden war, und ihn nicht mehr ausnutzte? Aber da spürte er schon eine große Hand, die sich gefährlich nah seines Schritts befand. Was hatte er noch mal geglaubt? Roronoa Zoro und sich ändern? Eher würde die Sonne aufhören zu scheinen. Beherzt griff der Jüngere ihm an sein bestes Stück. So hatten sie nicht gewettet. Sanji drückte den starken Mann von sich, er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und sofort verpasste er ihm einen saftigen Tritt gegen das Schienbein. Zoro stöhnte kurz vor Schmerzen auf, ging vor ihm in die Knie. „Hör mir jetzt genau zu. Das, was damals war, bleibt dort. Ob ich auf der Hochzeit mit dir rede, entscheide ich erst vor Ort. Und am Wichtigsten: Fass mich nie wieder an. Sonst verspreche ich dir, wird dich der nächste Tritt kastrieren.“ Sanji zitterte am ganzen Körper, doch seine Stimme hatte den alten Ton angenommen. Zoro nickte bloß. Erst als der Blonde wieder im Auto saß, stand Zoro vom Boden auf, und begab sich ebenfalls zum Wagen, dessen Motor sofort lief, als er saß. Nein, so hatte er sich die Fahrt nicht vorgestellt. Hatte Zoro wirklich gedacht, sie könnten nahtlos dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten? Konnte er tatsächlich angenommen haben, ein paar Stunden in einem Auto würden sie wieder in die Vergangenheit bringen? Da hatte er sich geschnitten. Nein. Sanji hatte sich geschworen, nie wieder mit Zoro anzubändeln. Nie wieder würde er sich von ihm in den Arm nehmen lassen, nie wieder küssen lassen. Und ganz besonders würde er nie wieder, nicht in hundert Jahren, wieder mit Zoro schlafen. Warum musste er alles Alte wieder aufwärmen? Und wieso konnte er ihn nicht einfach wieder hassen, so wie vorher? Sanji wusste genau, dass diese ganze Situation nur noch komplizierter werden würde... Die Sonne am Himmel weicht den Wolken, die aufziehen. Und jeder, der sie sieht, erahnt das drohende Unwetter, dass nichts mehr so hinterlassen wird, wie es einmal war. Kapitel 4: It started with a beer. ---------------------------------- 4 – It started with a beer. Verzieh dich. Scher dich zum Teufel. Denk nicht einmal daran. Noch weiter, und ich kratze dir deine Augen aus. Ich schlag dir all deine Zähne aus dem Mund, wenn du weitermachst. Wenn du das tust, bring ich dich um, und lass dich hier unter dem verdammten Baum liegen. Oder einfach >Nein<. Warum hatte er es nicht einfach gesagt? Es gab so unendlich viele Möglichkeiten, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Und was sagte er? >Vielleicht<. Die Luft hier draußen bekam ihm absolut nicht. Offenbar war sie viel zu rein, viel zu wenig Smog lag in ihr, als dass er seinen üblichen Gedankengängen folgen konnte. Was hatte ihn dazu geritten, sich küssen zu lassen? Ausgerechnet von dem Menschen, den er am meisten auf der Welt verabscheute. Konnte er denn nicht einmal seine Weichheit ablegen, und ihm einen Schlag ins Gesicht verpassen, wenn er was von ihm wollte? Das war schlimmer als damals, um ein Tausendfaches, da war er sich sicher. Sanjis Fingerknöchel verfärbten sich weiß, so fest hielt er das Lenkrad. Fast, als ob es ihm jemand entreißen könnte. Vielleicht war es sein Kontrollzwang, bildlich gesprochen wollte er sich nicht das Ruder aus der Hand nehmen. Sein Auto war in diesem Moment eben einfach sein Schiff. Dass er schon solch seltsame Dinge in seinem Kopf hatte, bestätigte nur seine Landlufttheorie. Das hier, die Felder und grünen Wiesen mit den knallbunten Blumen, die wie wahllose Pinseltupfer auf einer Leinwand wirkten, der hellblaue Himmel, kein einziges Wölkchen am Himmel... nein, das war er nicht gewohnt. Er war noch nicht mal angekommen, und schon vermisste er seine Großstadt. Was für ein Warmduscher er doch war. Aber er würde sich nicht beschweren, niemals. Weder bei Nami, die so ein Fleckchen zum heiraten auserkoren hatte, und ganz besonders nicht bei Zoro. Eigentlich müsste er ihm noch gehörig die Leviten lesen. Was kam denn über diesen Kerl, ihn einfach zu knutschen, und ihm dann noch frech zwischen die Beine zu grabschen? Nur weil er Lust dazu hatte? Sanji wurde von Minute zu Minute wütender. Er starrte die ganze Zeit geradeaus, blendete den Mann neben sich völlig aus. Es wäre so schön gewesen, wäre er allein gefahren. Kein Kerl auf dem Beifahrersitz, der ihm vorschrieb, dass er doch bitte etwas essen sollte, der ihn mit seinem Gerede von >damals< den letzten Nerv raubte, seine Luft atmete, ihn sexuell belästigte, ihm den Reifen reparierte. Sanji schnaubte leise. Eine gute Tat machte hundert Schlechte auch nicht wieder rückgängig. Er hätte es doch wissen müssen. So ein Kerl wie Zoro änderte sich nicht, egal, wie viel Zeit ins Land ging. Ewig würde dieser Typ grobschlächtig, ungehobelt und einfach fern von jedem gutem Benehmen sein. Sanji hätte ihm nicht einmal die Tür öffnen dürfen. Denn sobald er ihm diese geöffnet hatte, ließ er ihn wieder in sein Leben. Zu nahe an sich heran. Und Zoro wusste, wo Sanji am empfindlichsten war, und nutzte es aus, so wie er es früher auch getan hatte. Sanji wollte sich gar nicht an all die Dinge aus der Vergangenheit erinnern, doch immer wieder schlichen sie sich an, überrumpelten ihn, und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Dass er derartige Macht über ihn hatte, beunruhigte ihn. Jetzt noch schwor er sich, Zoro keines Blickes zu würdigen, ihn in den nächsten Tagen zu ignorieren. Doch was, wenn er wieder schwach wurde? Das wollte er sich gar nicht erst ausmalen. Er war doch oft genug in der Schule schwach geworden, reichte dem Kerl es denn nicht? Der Blonde blickte zur Uhr. Laut Planung wären sie in einer Viertelstunde da. War er wirklich schon wieder so schnell gefahren? Wie gut, dass das hier eines der letzten Kuhdörfer war, in dem sich selten die Polizei auf die Lauer legte. Zoro hatte kein Wort, ja gar keinen Ton mehr von sich gegeben in der letzten Zeit. Besser so. Sanji fuhr von der Hauptstraße ab, so wie es die Wegbeschreibung der Rothaarigen verlangte. Am Ende dieser Straße würde er ankommen. Ein kleines Gästehaus, ganz traditionell, allerdings ohne Leute, die einen bedienten. Das wäre selbst für ihn zu viel gewesen. Zudem konnte man ihre Gesellschaft keinen Außenstehenden zumuten. Diese würden wohl schreiend Reißaus nehmen, bei den Chaoten. Er konnte es sehen. Wie schnell es doch näher kam. Freude breitete sich in ihm aus, endlich war es soweit. Nicht nur, dass er alle anderen wiedersah, nein, er könnte auch den grünhaarigen Spinner loswerden. Noch einmal trat er fest aufs Gas, um die letzten Meter schneller zu überwinden. Das Wetter war wunderbar. So, wie damals. Die Sonne schien aus voller Kraft, und der Wind wehte sanft, und bewegte die Kronen der Bäume. Perfektes Wetter, um unter einem dieser zu liegen, und den Tag zu genießen. Sanji schloss die Augen, und döste vor sich hin. Endlich Wochenende, endlich seine Ruhe. Naja, fast. Zoro wollte ihn noch unbedingt sprechen, bevor er nach Hause ging. Was der wohl wieder wollte? Aber kaum, dass er sich diese Frage gestellt hatte, hörte er auch schon polternde Schritte, die sich schnell näherten. Wie konnte ein Sportler nur so laut sein? „Na Marimo, wo brennt’s?“, fragte der Blonde, und sah nach oben. „Hier!“ Der Größere ging in die Hocke, und hielt ihm ein beschriebenes Blatt vor die Nase. „Was…?“ Sanji nahm sich den Zettel, um ihn lesen zu können. „Das ist die Altjapanisch-Klausur…“, kommentierte Zoro. Sanji überflog das Papier. Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. „C-, deine bisher beste Arbeit, Mann!“, lachte Sanji, und gab dem Älteren einen Stoß auf den Arm. Dieser gerat ins Trudeln, und landete auf dem Hosenboden. „Ja, alles nur dank dir!“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Geschrieben hast du sie allein.“ „Keine Widerrede. Dank dir hab ich das geschafft.“, grinste er. „Wenn du dann Ruhe gibst?“ Zoro schüttelte den Kopf. „Ich würde mich gerne bei dir bedanken.“ „Hm?“ „Ich lad dich ins Kino ein. Okay?“ Etwas irritiert sah der Ältere ihn an. „Ins Kino? Na, meinetwegen. Wenn ich den Film aussuchen darf!“ Und so nahm das Unglück seinen Lauf. Zoro wollte ihn zwar von zu Hause abholen, aber er ging das Stück bis zum Kino lieber selbst. Wie sähe das denn auch aus? Als ob er den Weg nicht allein finden würde… Nach kurzer Begrüßung gingen sie ins Kino. Zoro hatte die Karten bereits gekauft, und in weiser Voraussicht auf Süßigkeiten verzichtet. Er wusste, dass Sanji nichts davon anrühren würde, und er selbst wollte dann nicht verfressen wirken. So ein alberner Kerl… Sie nahmen ihre Plätze ein, und schon kurz darauf wurde es dunkel. Sie mochten sich nicht noch die langweilige Werbung ansehen, also kamen sie geplant später. „Hey, Sanji.“ Zoro stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Hm?“ Er drehte sich zu ihm. Unter der Jacke hatte der Grünhaarige zwei Dosen Bier versteckt, und zeigte sie ihm nun, wie einen kleinen Schatz „Was…? Spinnst du?“ Sanji wusste nicht, ob er geschockt darüber sein sollte, oder es einfach nur witzig finden. „Nimm schon.“ Etwas widerwillig griff er nach der Blechdose. Noch ganz kalt. Hatte er sie von zu Hause extra mitgebracht? So ein Spinner. Aber dennoch öffnete er sie, und trank einen Schluck. Zumindest ein Mal konnte er sich ja gehen lassen. Es war doch Wochenende. Und mit einem kleinen Schwips wäre das doch sicher lustig. Normalerweise zankten sie sich schließlich, und gingen nicht abends zusammen weg. Zumindest nicht nur zu zweit, sondern in der Gruppe, eben mit den anderen. Sanji trank selten Alkohol, und wenn dann wirklich nur eine Kleinigkeit. Und das Bier stieg ihm schnell in den Kopf. Nach einer Weile merkte er schon, dass ihm etwas schwindelig wurde, und, ausgerechnet jetzt, den Drang auf die Toilette zu gehen. „Zoro? Kommst du mit?“, fragte er ihn, und beugte sich dicht zu ihm herüber. „Wohin?“ „Pinkeln.“ „Oh. Na gut…“ Etwas verunsichert stand er auf. Jetzt sah er auch, wieso er mitkommen sollte, Sanji war schon jetzt nicht mehr sicher auf den Beinen. Er grinste breit, dass der Blonde so empfindlich war. Schwankend, und dabei laut stark kichernd, schlangen sie sich durch den Gang. Immer wieder stießen sie gegen die Knie und Füße der anderen Leute, doch das brachte sie nur noch mehr zum lachen. Was interessierten sie die anderen Besucher? Ihm war nur wichtig, jetzt auf die Toilette zu kommen, ehe er nicht mehr an sich halten konnte. „Hier lang!“, rief Zoro, und zog Sanji an seinem Ärmel zu sich. Der Blonde lachte nur laut auf, und ließ sich mit wackeligen Knien mitziehen. „Meine Güte... du hast doch bloß ein kleines Bier getrunken...“, sagte der Jüngere, und legte den Arm um den Schmächtigen, damit dieser nicht der Länge nach auf seine Nase fiel. „Sorry... ich bin eben... ungeübt...“, nuschelte Sanji mit dünner Stimme. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, das Abendessen auszulassen, und mit leerem Magen so schnell Alkohol zu trinken. Doch er hatte selbst nicht gedacht, wie schnell das Zeug in seinem Kopf und seinen Beinen ankam. Dank der geringen Menge würde es sicher nicht lange dauern, bis er wieder bei klarem Verstand sein würde, aber im Moment genoss er es noch, diesen selig-angetrunkenen Zustand. Er fühlte sich müde, aber auch voller Energie. „Aber du kommst damit allein klar, oder?“ Zoro konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen, als Sanji vor dem Pissoir stand, noch immer hin und her schwankend. „Logisch, Alter...“, sagte Sanji, und fummelte an seiner Hose herum. „Dann warte ich draußen. Das Elend muss ich mir wirklich nicht ansehen.“, lachte der Größere, und bekam vom Blonden den Mittelfinger gezeigt. Nein, bei so etwas wollte er lieber allein sein. Mit Konzentration und Körperbeherrschung war das doch kein Problem. Zwar brauchte er etwas länger, aber er schaffte es. Sorgfältig trocknete er sich die Hände nach dem Waschen ab, er hasste es, nasse Hände zu haben. „Ta-daa...“, sagte Sanji, und öffnete die Tür. Zoro stand direkt davor, noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen. Wenn er es sich so Recht überlegte, sah der Grünhaarige gar nicht mal so schlecht aus. Ja, richtig gut, konnte man sagen. Er war groß, hatte schöne Muskeln und war dennoch schlank. Sanji schüttelte den Kopf. Was ging da schon wieder in seinem besoffenen Kopf vor? „Ich bring dich jetzt nach Hause, okay?“ „Bist du bescheuert? Es ist nicht mal neun... Ich will nicht wieder zurück. Nur weil ich ein bisschen angeheitert bin...“, beschwerte sich Sanji, etwas zu lautstark. „Schon gut. Wo willst du hin?“ Der Blonde überlegte. Wollte er mehr trinken? Um Gottes Willen, er würde sich bis auf die Knochen blamieren. Hatte er Hunger? Ein bisschen. War er müde? Etwas ausruhen wäre nicht schlecht. „Können wir nicht zu dir?“, fragte er. „Zu mir? Warum das?“ „Frag nicht, man. Ich war noch nie bei dir. Lass mich über dein Chaos lachen, Blödmann...“, nuschelte Sanji, und stieß dem Anderen mit dem Ellenbogen in die Seite. „Schon gut. Aber ich bin mit dem Bus da, weißt du?“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Und wo hast du den geparkt?“ Unter lautem Gelächter gingen sie zusammen zur Bushaltestelle. Sanji setzte sich sofort auf die Bank, und lehnte sich an die Glaswand des Wartehäuschens. Zoro setzte sich zu ihm. „Ist es weit zu dir?“ „Nein. Etwa eine halbe Stunde Fahrt...“ „Das ist weit, man...“, ächzte Sanji. „Wir können nicht alle um die Ecke wohnen, über einem Restaurant.“, verteidigte sich der Grünhaarige. „Hör mir auf damit... Die Essensgerüche machen mich fertig.“ Zoro sah ihn verwirrt an. „Was? Ich dachte immer, du bist so versessen aufs Kochen?“ Sanji nickte. „Das bin ich. Aber wenn du ständig Essen riechst, bekommst du einen unkontrollierbaren Appetit.“ „Hm. Mich stört so was nicht.“ „Ja, weil du auch trainierst wie ein Geisteskranker. Du verbrauchst viel mehr Kalorien am Tag!“, murrte der Blonde, und schlug Zoro auf den Oberschenkel. „Sanji, hör auf, wie ein Diätassistent zu reden. Du weißt genau, dass du nicht zu dick bist.“ „Natürlich nicht.“ „Also halt den Rand, Trottel. Da kommt unser Bus.“ Zoro schnappte sich Sanjis Ärmel, und zog ihn wieder hinter sich her. Sollte ihm nur Recht sein, er war im Moment zu träge, um aufzupassen, wo er ihn hinbrachte. Entführen wollte er ihn sicher nicht, wozu auch? Der Bus war brechend voll. Viele Leute, die von der Arbeit kamen, und Jugendliche, die umherziehen wollten. Sanji wollte dagegen einfach nur einen Sitzplatz, aber den konnte er sich getrost abschminken. Alles besetzt. Und mit diesen Großmüttern auf ihren Sesseln wollte er sich auch nicht anlegen. Da blieb er lieber stehen. „Halt dich an mir fest.“, sagte Zoro leise zu ihm. „Huh? Wieso?“ Doch schon im nächsten Moment wusste er, wieso. Der Bus fuhr mit vollem Tempo durch ein Schlagloch, dessen Ausmaße wohl gigantisch waren. Sanji kam noch mehr aus dem Gleichgewicht, und drohte, rücklings gegen eine der Haltestangen zu fallen, mit dem Kopf zuerst. „Uff...“ Zwei starke Arme packten ihn grade noch rechtzeitig, bevor er sich noch eine Gehirnerschütterung oder Schlimmeres zuziehen konnte. „Danke, man..“, sagte Sanji, und wurde von Zoro nach oben gezogen. „Hab ich doch gesagt. Halt dich fest.“ „Jaja... schon gut.“ Also krallte er sich in Zoros Jeansjacke fest, um ja nicht noch einmal so einen peinlichen Flug hinzulegen. Lieber die Peinlichkeit, sich an diesem großen Kerl festzuhalten, als mit einer Platzwunde ins Krankenhaus zu kommen. Zudem war es schön warm an Zoros Brust. Und er roch richtig gut. Sanji hatte vermutet, er würde nach Sport und Training riechen, aber das war ganz und gar nicht der Fall. Zoro duftete dezent nach Seife und Aftershave, und etwas anderen, das er nicht in Wort fassen konnte. Wohl sein Eigengeruch, den er eben ausströmte. Sanji sog diesen Duft tief ein. Seine Müdigkeit verflog immer mehr. „Wir sind da, lass uns aussteigen.“ „Hm? Oh, ja...“ Er konnte nur hoffen, dass Zoro nicht bemerkt hatte, wie er an ihm geschnuppert hatte. Das wäre eine bodenlose Peinlichkeit... Zoro wohnte gar nicht so weit weg von der Haltestelle, in einem der typischen Mehrparteienhäuser. Noch kein richtiger Wohnblock, aber auch zu viele, um irgendwie allein zu sein. Sie stiegen die Treppen hinauf, auch wenn Sanji sich gerne wieder von ihm zerren ließ, und Zoro öffnete die Wohnungstür. „Muss ich jemandem Guten Abend sagen?“, fragte der Blonde, als er aus seinen Turnschuhen schlüpfte. „Nein. Ich hab die nächsten Wochen sturmfrei.“ In Sanjis Nacken kribbelte es. Sie waren allein? Das... war doch alles nichts Ungewöhnliches, oder? Natürlich. Sie waren einfach zwei Freunde, die allein in der Wohnung des Einen waren. Was soll's. Doch alleine schon, weil er sich darüber den Kopf zerbrach, ließ ihm keine Ruhe. „Willst du was trinken?“, fragte Zoro, und ging in die Küche. „Wasser bitte...“ Seine Kehle wurde ihm schlagartig trocken. Er sah sich um. Alles nett eingerichtet. An der Wand hingen Fotos von Zoro und seinen Eltern. Was für süßer Fratz er doch mal war. Doch aus seinem Gesicht war fast alles Kindliche verschwunden. Sein Kiefer war markant, die Augen aufmerksam, wie die einer Raubkatze. So wie sein Körper. Lang, geschmeidig. Sanjis Fingerspitzen kribbelten. „Hier.“ Die tiefe, raue Stimme war dicht an seinem Ohr. Sanji drehte sich um, und sah die Wasserflasche in Zoros Händen. Dankend nahm er sie an, und trank einen großen Schluck. Er fühlte sich wieder fast nüchtern. „Kann ich dein Zimmer sehen?“ „Aber nur, wenn du großzügig über die Unordnung hinweg siehst. Ich hab einfach nicht mit Besuch gerechnet.“, grinste ihn der Jüngere an. „Nun red' nicht so viel, und zeig es...“ Zoro ging zum Ende des Flures, und hielt vor der Tür. „Nicht lachen...“ Er öffnete ihm. Das Zimmer war nicht besonders groß, aber es war gemütlich. Er hatte ein ungemachtes, breites Bett, einen überquellenden Schrank, einen kleinen Fernseher auf einer abgenutzten, niedrigen Kommode. War doch alles ganz hübsch hier. Und tatsächlich ließ Sanji die herumliegenden Sachen auf dem Boden unbeachtet. „Also, ich find's gut hier.“, sagte der Blonde, und ließ sich nach einem kleinen Rundgang zu Zoro aufs Bett fallen. „Ist es nicht zu schäbig für dich, Prinz?“ „Haha. Halt die Fresse.“ Sanji täuschte einen Tritt ins Gesicht des Jüngeren an. Ha!“ Sein Bein wurde gepackt, und ehe er etwas sagen konnte, zog ihn Zoro weiter aufs Bett, und hielt sein Bein angewinkelt unter seiner Brust. „Festgenagelt.“ Sein Gesicht zierte ein höhnisches Grinsen. „Na warte!“ Sanjis Arme schnellten hervor, er drückte dem Grünhaarigen auf die Brust, wollte ihn von sich stoßen. Vergeblich. „Also deine Beine haben mehr Power...“, lächelte Zoro, und sah ihm die ganze Zeit ins Gesicht. Verdammt, seine eigenen Wangen schienen zu glühen! Wie peinlich... Der Größere musste doch denken, er hätte sich mit diesen Bewegungen schon völlig verausgabt. „Lässt du mich auch mal los?“, fragte Sanji, und wollte so entnervt wie möglich klingen, was ihm misslang. „Nö, keine Lust.“ Zoro hielt weiterhin sein Bein in seinem Griff, und sah auf ihn herab, mit diesen unglaublich grünen Augen. Sie passten so wunderbar zu seinem Haar, von dem ein paar Strähnen in seine Stirn fielen. Scheiße, er fand ihn schön. Ja, Roronoa Zoro war ein schöner junger Mann. Fuck. Ihm wurde immer heißer, so dicht unter ihm. „Alter... hast du ne Latte?“ Sanji riss die Augen auf. „W-was laberst du da?!“, knurrte er ihn erschrocken an. „Naja, das was ich meine, schau doch.“ Er musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, was sich dort unten abspielte. Er war tatsächlich erregt. Weil er unter ihm lag? Weil so verdammt gut aussah, und ihn seinem Griff hatte? Oh Gott, es war das alles zusammen. „Ja und? Bist du neidisch?“ Eine noch dämlichere Antwort fiel ihm nicht ein. Würde Zoro ihn jetzt rauswerfen? Würde er es den Anderen sagen? Das Sanji geil wurde, wenn sich ein Mann fast auf ihn legte? Er würde wohl morgen zu seinem Onkel gehen, und ihn bitten, dass sie wieder umzogen. Hier würde er nicht bleiben, wenn...- „Was machst du da?“, zischte Sanji, als er eine Berührung an seinem Hosenknopf spürte. „Wonach sieht's denn aus?“, fragte Zoro seelenruhig, fast so, als redete er darüber, sich ein Brot zu machen, und nicht grade an der Hose seines Freundes zu fummeln. „Bist du bekloppt? Was soll das werden, wenn's fertig ist?!“ Die Bewegungen in seinem Schritt machten alles nur noch schlimmer. „Naja, irgendwann tut's weh.“ Sanji sah ihn mit offenem Mund an. Er wollte doch nicht wirklich...? „B-bist du schwul?“, fragte der Blonde leise. „Nein. Du?“ Das war alles, was er sagte, und seine Hose geöffnet hatte, und sie ihm von den Beinen zog. Warum lag er überhaupt so still da, und ließ es mit sich machen? Der Knallkopf hatte ihn doch längst losgelassen! Es fühlte sich gut an, so schlimm es in seinen Ohren klang. Zoros Hände waren weich, als sie die langen Beine entlang glitten, um ihm seine Hose auszuziehen. Sanji konnte gar nicht anders, als es gesehen zu lassen. Seine Erregung zeichnete sich deutlich in seiner Unterhose ab, und Zoro schien das gar nicht mal unangenehm zu sein. War er etwa betrunken? Nein, er hatte nicht einmal die Dose Bier geleert. Der Blonde keuchte auf, als ihm der letzte Stoff von seinem Hintern gezogen wurde, und er nun unten ohne vor ihm lag. Scheiße, er sah alles. Und dennoch fixierte er ihn mit seinem Raubtier-Blick. Da konnte er doch nur schwach werden, oder? Er traute sich nicht, auch nur ein Wort zu sprechen. Was sollte er denn auch sagen? Er konnte doch nichts dazu sagen, oder? Dann beugte sich Zoro zu ihm vor. Er fuhr mit der Zunge seine Schenkel entlang, und hinterließ auf seiner Haut eine brennende Spur. Wieso tat er das? Wollte er ihn testen? Seine heiße, große Hand legte sich um sein Glied. Immer näher kam er mit seinem Gesicht... „Stopp.“ Der Jüngere sah zu ihm auf. „Du... kannst vergessen, das in den Mund zu nehmen, wenn du mich jetzt nicht küsst.“ Sanjis sowieso schon tomatenrotes Gesicht schien noch eine ganze Nuance dunkler zu werden. Zoro lächelte. „Sorry.“, hauchte er, und bewegte sich zu ihm vor. Noch bevor sich der Grünhaarige richtig über ihn beugte, schloss er die Augen. Er spürte die warmen, weichen Lippen auf seinen, sie schmeckten so herb und doch so süß, fast wie Zartbitterschokolade. Und wie gern er diese kostete. Nein, das hier war besser als Schokolade, und alles andere, was er je zuvor gekostet hatte. Sanji schlang vorsichtig die Arme um Zoro, um den Kuss zu verlängern. Dass das sein Allererster war, verschwieg er ihm. Der Blonde gab sich seiner Intuition hin, wie er am besten seine Lippen bewegte. Und... er spürte die Zunge des Jüngeren, die in seinen Mund eindringen wollte. Wie gerne er ihn Einlass gebar... Doch bald ließ der Jüngere von ihm ab, um sich seinen Weg nach unten zu bahnen. Sanji atmete scharf ein und aus, natürlich war er übermäßig erregt. Die heißen, nun etwas feuchten Lippen Zoros umschlossen seine Erregung. Erstickt stöhnte Sanji auf. In seinem Kopf schien es sich zu drehen, alles flog hin und her, und bald war es so, als wäre nichts mehr da oben. Das hatte er noch nie gespürt. Dieser heiße Mund, die Zunge, die auf und ab glitt, die Hände, die seinen Körper überall berührten. Das Gefühl, zu fallen, immer tiefer, um dann langsam in der Lust zu zergehen. Das Alles war wie ein Rausch, der aber viel zu schnell wieder vorbeiging. Schwer atmend lag er da, sein Herz raste, und Zoros Kopf lag auf seinem Bauch. Sanji strich durch das kurze Haar, dass im Nacken schweißnass war. „Hast du... so was schon mal gemacht?“, keuchte der Blonde. „Nein. Das war das erste Mal.“ Sanji wurde spürbar heißer im Gesicht. Was? Aber wieso hatte er das dann getan? War er verrückt geworden? „Und es hat mir gefallen.“ Zoro gab Sanji einen Kuss auf den flachen Bauch. Dieser sah ihn entgeistert an. „Was?“ „Naja, ich würde das gerne öfter tun. Mit dir, meine ich.“ Noch immer sah ihn der Blonde mit großen Augen an. „Oder war es nicht gut?“, hakte der Jüngere nach. Sanji schüttelte den Kopf. „Es war... sehr gut...“, nuschelte er. Zoro lächelte. „Und was sagst du?“ „Ja, sage ich. Wir werden das wiederholen.“ Der Grünhaarige beugte sich vor, und küsste Sanji auf die Stirn. „Wollen wir schlafen gehen?“ „Gern…“ Und in dieser Nacht schliefen Sanji und Zoro dicht aneinander gedrängt, und Hand in Hand. Nur mit Mühe konnte er die Tränen zurückhalten. Sanji bekam einen Tunnelblick, nahm nur noch eine freie Stellfläche für seinen Wagen wahr, auf den er sogleich fuhr. Warum musste er sich jetzt daran erinnern? Schnell wischte er sich mit dem Ärmel mögliche verräterische Spuren aus dem Gesicht. Jetzt hieß es lächeln, und alle begrüßen. Ja, das würde ihn auf andere Gedanken bringen... Vergessen, wie verliebt er war... in Roronoa Zoro... Die ersten Tropfen bahnen sich ihren Weg auf den trockenen Boden. Nicht mehr lange, und es gäbe einen Wolkenbruch, der alles Altes mit sich spült. Kapitel 5: Welcome ------------------ 5 – Welcome. Er stand etwas schief in der Lücke, doch es spielte keine Rolle. Sein Wagen behinderte keinen anderen in den nächsten Tagen, er hätte sich auch quer hinstellen können. Sie waren tatsächlich angekommen. Und sogar beide unverletzt. Zumindest äußerlich. Sanji sah Nami auf sie zukommen, ein breites Lächeln auf dem hübschen Gesicht. Wie vernarrt er früher in dieses Gesicht gewesen war. Vernarrt, nicht verliebt. Er hatte ihr jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, und sich wohl wie der letzte Idiot benommen. Doch er tat es für jeden, der ihm etwas bedeutete. Seine Freunde genossen es, von ihm ein wenig wie von einem Kellner umsorgt zu werden, und immer ein kühles oder heißes Getränk, vielleicht auch einen Snack oder eine ganze Mahlzeit zu bekommen, wenn sie nur nett fragten. Für Zoro hatte er auch gekocht... „Sanji!“, rief die Rothaarige und schlang ihre schlanken Arme um seine zierliche Statur, kaum dass er die Autotür hinter sich geschlossen hatte. Auch er nahm sie in den Arm, und drückte sie an sich. Von jetzt an war er in Sicherheit. Er würde Zoro aus dem Weg gehen können, und ihn nicht ständig in seiner Nähe haben, oder sich sein Geschwätz anhören. Wenn er es geschickt anstellte, müsste er ihn bis zur Rückfahrt höchstens zu gemeinsamen Aktivitäten ertragen, was schon mehr als genug war. „Wer ist schon alles da?“, fragte der Blonde, nachdem Nami auch Zoro mit einer Umarmung begrüßt hatte. Auch er schien sich zu freuen, sie wieder zu sehen. Dass die ihn erst einmal verwundert ansah, überraschte ihn nicht. Jeder wusste, dass Sanji und Zoro längst nicht mehr so zusammenhielten, wie es mal der Fall gewesen war. „Nun, außer Luffy, euch beiden, und mir... keiner. Du bist wie immer der Erste, Sanji.“ Bevor Nami ihn ins Haus führen konnte, drehte er sich noch einmal zum Jüngeren um. „Holst du unser Gepäck raus? Hier.“ Er warf ihm den Autoschlüssel zu. „Und gib ihn mir danach sofort wieder, hast du verstanden?“ Zoro nickte bloß schwach, und begab sich zum Kofferraum. Sanji hoffte, dass der Idiot nichts kaputt machen würde. „Sag mal, warum seid ihr zusammen hierher gefahren?“ „Hm? Ach, das ist eine lange Geschichte... erzähl ich dir später...“ Er hatte kein schlechtes Gewissen, Zoro so zu behandeln, als wäre er ein Diener. Warum auch? Eigentlich hätte er sich mit einer Peitsche neben ihn stellen und ihn beleidigen müssen. Aber das hätte er am Ende vielleicht noch genossen, und ihm wäre dabei einer abgegangen. Wer weiß, was für Vorlieben der Kerl in den letzten Jahren entwickelt hatte? Er wollte gar nicht darüber nachdenken. Sanji roch frisch aufgebrühten Tee und Gebäck. Nami schob die Tür zum Wohnzimmer auf. Dort saß Luffy an einem niedrigen Tisch, auf dem eine Kanne, einige Tassen, und eine Schale Kekse standen, die der Schwarzhaarige hungrig beäugte. Er sah hoch zu ihnen. Luffy grinste sofort breit, als er ihn sah, und sprang auf. „Wie immer der Erste!“, rief er, und nun umarmte ihn der Schwarzhaarige fest. Überrumpelt legte er seine Arme um den Jüngeren, der ihm auf den Rücken klopfte. Es ertönte ein lautes Poltern. Und das kam ganz sicher von draußen. „Was...?“ „Tut mir leid, ich bin gleich wieder da.“, sagte der Blonde, und machte sich auf den Weg zum Wagen. Was hatte dieser Kerl jetzt schon wieder gemacht? Hatte er das Geschenk auf den Boden geworfen? Sanjis Schritte wurden immer schneller. Er trat zu seinem Auto, und sah Zoro, der sich grade halb im Kofferraum befand, um alles Gepäck aus ihm zu holen. „Was war das für ein Krach?“ „Nichts.“ „So klang es aber nicht.“ Zoro kroch rückwärts aus dem Auto, Sanjis Koffer in den Händen. „Das Geschenk. Es lag schief, und als ich es herausgezogen habe, hat der Inhalt sich bewegt.“ „Du hast doch sicher irgendwas kaputt gemacht, oder?“ Der Grünhaarige sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Nein, ausnahmsweise habe ich nichts demoliert. Mach dir nicht gleich ins Hemd, Blondie.“ Das hatte er nicht grade gesagt. Er gab ihm nicht plötzlich einen dämlichen Spitznamen, so wie zu ihrer Schulzeit, oder? Doch, er hatte es gesagt, und es hallte in seinem Kopf wieder. Blondie. Dieser elende Penner. „Lass mich das tragen, Marimo. Ich hab keine Lust, mein Gepäck nur in Bruchstücken vorzufinden.“ Was der konnte, konnte er schon lange. Sanji nahm seinen Koffer aus Zoros Hand uns sah ihn wütend an. Moment, lächelte der Typ etwa? Wenn er nicht aufpasste, würde ihm Sanji sein Lächeln heute noch aus dem Gesicht wischen. Der Ältere hievte seinen Koffer auf die Terrasse, auf der Luffy bereits wartete. „Dein Zimmer ist auf der rechten Seite des Flurs, das vorletzte Zimmer“, sagte der Schwarzhaarige, und zeigte mit der Hand die Richtung. „Gib mir doch den Koffer.“ Sanji schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot, aber ein wenig Männlichkeit muss ich mir wirklich bewahren“, lächelte er, und ging zu seinem Zimmer. Hatte etwa jeder ein Eigenes? Gut, das hier war früher eine kleine Pension gewesen, da würden genügend Räume sein. Wunderbar. Genug Platz, um dem Blödmann aus dem Weg zu gehen. Bevor er ins Haus ging, sah er noch einmal zu den Beiden. Zoro trug das Geschenk, und Luffy Zoros kleines Gepäck. Sie waren eben immer am engsten miteinander befreundet. Sofort steckten sie wieder die Köpfe zusammen und redeten. Und das, obwohl der Grünhaarige nicht grade für ausführliche Gespräche bekannt war. Sanji seufzte leise und begab sich zu seinem Zimmer. Mit dem Fuß schob er die Tür auf, und bewegte sich und den Koffer hinein. Es war klein, aber ausreichend. Ein gemütlicher Futon lag da, es gab einen kleinen Tisch, Sitzkissen, und sogar einen kleinformatigen Fernseher. Mehr brauchte es doch gar nicht. Er stellte sein Gepäck an der Seite ab, und setzte sich auf den Futon. Wie ruhig und entspannend... „Hat er wirklich? Hahahaaa!“ Luffys Lachen war laut und schallend wie eh und je. Und das darauf folgende tiefe Brummen... ließ er lieber unkommentiert. Eine Tür wurde aufgeschoben, und die Stimmen wurden ein wenig leiser. Also war das Zimmers dieses Penners ganz in seiner Nähe. Wenn er ihn also sehen würde, würde er ihn einfach ignorieren. Das dürfte in einem derart großen Haus mit vielen Gästen doch sicher kein Problem sein, oder? Er sah einen Schatten vor seiner Tür. „Sanji? Kommst du mit ins Wohnzimmer?“ „Natürlich! Ich komme gleich nach!“, antwortete er dem Schwarzhaarigen. „Bis gleich.“ Erst einmal musste er raus aus diesen Klamotten. Fast vier Stunden in einem Auto sitzen, auf einer emotionalen Berg- und Talfahrt, und das bei der Hitze. Fast wie eine Befreiung war es, als er sich sein Hemd aufknöpfte, um es sorgfältig zusammenzulegen und in einem Extrafach in seinem Koffer zu verstauen. Alles hatte seine Ordnung. Er hörte, wie jemand eine Tür aufschob. Viel zu grob, und zu laut, und ganz offenbar seine Tür. Sanji drehte sich um. Zoro stand im Rahmen, und sah ihn an. Hatte er nicht grade gesagt, alles hatte seine Ordnung? Aber darunter fielen die Manieren eines bestimmten Grünhaarigen offenbar nicht. Wenn er so etwas überhaupt hatte. „Was willst du?“, knurrte der Ältere, obwohl er nichts sagen wollte. Doch er spürte den Blick des Anderen förmlich in seinem Nacken. Zoro trat ein, und schloss hinter sich die Tür. Hatte er das überhaupt erlaubt? Sanji nahm sich ein Handtuch, und saubere Kleidung aus dem Koffer. Er wollte nur ins Badezimmer, und sich frisch machen. War das zuviel verlangt? Noch immer sah ihn der Größere wortlos an. „Wie wär's mit einer Entschuldigung?“, sagte der Blonde, und stand auf. „Wofür denn?“, fragte Zoro, und sah ihn an. Tatsächlich schien er sich keiner Schuld bewusst. „Das fragst du noch? Darf ich dich daran erinnern, dass du mich begrabscht hast, Baka?“ „Ach das...“, Zoro rollte mit den Augen. „Ja, genau das!“ Sanji musste an sich halten, um nicht das ganze Haus zusammen zu schreien. „Für den Kuss hatte ich deine Zustimmung.“, meinte er trocken. Dem Blonden blieb sein Protest im Hals stecken. Er hatte ein >Vielleicht< geflüstert, na schön. „Selbst wenn... ich habe nicht gesagt, dass du mir an die Wäsche gehen sollst!“ Zoro lächelte matt. „Da war ich wohl etwas voreilig...“ Sanji dachte, er traute seinen Ohren nicht. „Voreilig? Du denkst doch nicht, nur weil du mich küsst, dass du gleich wieder...“ „Dass ich was wieder?“ Zoro kam einen Schritt näher. „Dass ich dich wieder so wie früher anfassen darf?“ Der Blonde spürte die aufsteigende Hitze in sich. Dieser Kerl war noch immer derart dreist wie er ihn in Erinnerung hatte. „Ja, genau. Nur weil wir hier sind, und alle vielleicht auf dem >Damals-war's-so-schön-Trip< sein werden, heißt das nicht, dass auch alles so wird wie damals!“, meinte er, und ballte die Faust. „Ist doch schade, oder?“ Der Jüngere schien die Ruhe selbst. Es war, als redete er über Gartenpflanzen, nicht über die Gefühle eines Menschen, die ganz bestimmt nicht mehr da waren. „Was auch immer du meinst – Halt die Klappe, Marimo.“ Sanji wollte ihm mit dem Handtuch einen Schlag versetzen. Er holte aus, traf fast Zoros breite Brust. Doch der Andere hielt es fest, und sah dem Blonden in die Augen. „Lass los.“ „Nein.“ „Verdammt, nimm deine Pfoten weg.“ „Nein.“ Sanji zog am Handtuch, doch dem Klammergriff des Grünhaarigen war er nicht gewachsen. Er hatte auch weder Lust noch Zeit sich um ein Stück Frottee zu streiten. „Nimm's doch.“, sagte er, und ließ sein Ende los. „Du nimmst dir doch sowieso alles, wie es dir grade genehm ist.“ Er hätte sich selbst eine verpassen können, als er es sagte. Egal, wie leise er es gesagt hatte, Zoro schien es gehört zu haben, denn ein feines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Jetzt hatte er also wieder den Verletzten markiert, und das, wo ihm doch alles egal war. Zumindest sollte es ihm alles egal sein. Sanji wandte seinen Blick ab, und ging in die Knie, um aus seinem Koffer ein neues Handtuch zu fischen. Wenn er sich wieder umdrehen würde, so hoffte er, würde Zoro verschwunden sein. Doch alles Hoffen brachte nichts. Der Blonde zerrte grade an einem neuen Tuch, da schlangen sich zwei zu gut bekannte Arme um ihn. „Willst du, dass ich dir dein Gesicht zertrete?“, fragte Sanji trocken. „Du würdest es nicht tun“, sagte der Jüngere. Verflucht. Auch wenn er es hätte unterdrücken wollen, er bekam eine Gänsehaut. Zoros heißer Atem auf seiner entblößten Haut. In ihm tobte es wieder. Einerseits fühlte es sich gut an, dieser wohlige Schauer, und andererseits verabscheute er es. Denn es war doch Zoro. Der hatte ihm nicht nahe zu kommen. Und schon gar nicht seine Hände auf seine Brust zu legen. „Pfoten weg...“, knurrte Sanji wieder. Doch wie er erwartet hatte, hörte der Grünhaarige nicht auf ihn, sondern machte unbeirrt weiter. Er spürte die Lippen des Anderen auf seinem Rücken, und wieder überkam ihn dieser Schauer. Zoros Hände legten sich auf seine Brust und seinen Bauch. Seine Hände waren heiß, als hätte er sie vorher an einem Feuer aufgewärmt. Langsam strich er ihm über seine Haut, und seine Finger glitten über seine Brustwarzen. Sanji zuckte unweigerlich zusammen. „Wenn du mich nicht sofort loslässt, dann...“ „Du wehrst dich überhaupt nicht.“ „...was?“ Er verharrte vollends. Noch immer hatte er die eine Hand am Handtuch, und die andere hielt den Deckel des Koffers. Tatsächlich hatte er noch nichts dagegen getan, sich aus dem Griff zu befreien. „Kann ich mir darauf etwas einbilden?“, wisperte Zoro, und wieder schlug der heiße Atem auf seine Haut. „Einen Scheiß kannst du...“, knurrte Sanji. Er unterdrückte ein Aufstöhnen, als Zoros Finger wieder über seine Brustwarzen strichen. „Lass das... du verdammter...“ Wieder ein Kuss auf seinen nackten Rücken. Sanji spannte all seine Muskeln an, und wollte sich aus dem Griff befreien. Wieso musste er nur so untrainiert sein, im Gegensatz zu diesem Muskelberg? „Sanji...“ Er hasste es doch so, wenn Zoro seinen Namen sagte. Doch bevor er zetern konnte, drückte ihn der große Mann zur Seite auf den Boden, die Arme noch immer fest um ihn geschlungen, und drücke sich dicht an ihn heran. „Zoro, ich warne...“ Der Grünhaarige hielt ihn weiter fest, und beugte sich über ihn. Sanji versuchte, ihn von sich zu drücken, doch seine Hände schienen wie gegen eine Wand zu drücken. Eine Wand aus Muskeln und heißer Haut, verhüllt von einem dünnen Kleidungsstück. „Sieh mich nicht an, klar?“, presste der Blonde zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du bist rot im Gesicht.“ „Halt deine Klappe, klar?“ Zoro lächelte, und kam seinem Gesicht immer näher. Nein, dieses Mal würde er sich richtig wehren. Es würde kein >Vielleicht < geben. „ZORO? SANJI?“ Luffy, der nach ihnen rief. Seine Rettung. Der Grünhaarige fixierte ihn mit seinem Blick. Das war doch der Moment, in dem er von ihm abließ, oder? Stattdessen kam ihm der Andere einfach nur noch dichter, und wieder spürte seinen Atem auf der Haut. Sanji drehte seinen Kopf, die Hände noch immer gegen die Brust gedrückt. Wieder hörte er, wie Zoro seinen Namen sagte. Es löste etwas völlig Falsches in ihm aus. Denn er erinnerte sich zurück. An das, was einmal gewesen war. Als sie beide noch nahezu unzertrennlich waren, und auch, warum sie unzertrennlich waren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Gleich würde er ihn schon wieder küssen... Ein heißes Paar Lippen legte sich auf seinen Hals. Wieder dieser bittersüße Schauer am ganzen Körper. Und doch, sie blieben am Hals, fuhren einmal hinauf, und küssten sich dann wieder ihren Weg nach unten. Zoro verlagerte sein Gewicht, er hielt ihn nicht mehr in seinem Käfig gefangen. Vorsichtig sah Sanji hinauf. Er sah in ein Paar grüner Augen, dessen Ausdruck er nicht deuten konnte. „Das wollte ich nicht. Tut mir leid.“ Was sagte er da? „Hier.“ Zoro legte ihm das Handtuch auf die Brust. Erst jetzt spürte er die Tränen, die sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten. Er wollte sie zurückhalten, doch eine lief ihm über die gerötete Wange. Zoro ließ von ihm ab, und stand auf. Er sah noch einmal zu ihm, der fast schon wie paralysiert auf dem Boden lag, den Kopf noch immer zur Seite gedreht. „Du solltest dich auch waschen gehen. Du stinkst“, sagte Sanji. Zoro nickte, und verließ das Zimmer. Er atmete auf. War das wirklich passiert? Zoro hatte versucht, ihn zum wiederholten Male zu küssen, und er hatte angefangen zu heulen? Nein, hatte er nicht. Ihm waren lediglich die Tränen gekommen. Mehr nicht. Der Blonde rappelte sich auf, und wischte sich mit dem Handtuch das Gesicht ab. Er zwang sich, nicht noch einmal daran zu denken, besonders nicht an das, was in ihm vorgegangen war, als es passiert war. Denn es war nichts. Genau. Dieser Triebgesteuerte hatte keinerlei Einfluss auf ihn, noch auf seine Gefühlswelt. Das wäre ja auch alles noch schöner. Er nahm sich frische Kleidung, und machte sich eilig auf den Weg ins Bad, das sich ganz am Ende des Flurs befand. Luffy hatte ihn nicht einmal darauf hinweisen müssen, denn es stand in großen Schriftzeichen neben der Tür. In Windeseile duschte er, um endlich etwas abzuschalten, und den Schmutz von sich abzuspülen. Das Wasser war zwar viel zu heiß, und rötete seine Haut, aber er hatte momentan andere Probleme. Genau genommen bloß eins, und das saß zusammen mit dem Brautpaar im Wohnzimmer und trank Tee. Und er würde ihn das ganze Wochenende über begleiten. Egal, wo er war. Entkommen konnte er ihm doch nicht. Und erst die Heimfahrt... nein, freiwillig würde er diesen Halbaffen nicht wieder mitnehmen. Vielleicht wäre ja einer der Anderen bereit, ihn mit sich zu nehmen Er würde es garantiert nicht machen. Wenn er sich jetzt mit Ace verstand, konnte der ihn doch nehmen. Oder Robin, oder egal wer. Sanji stieg aus der Dusche, und trocknete sich sorgfältig ab. Zum Haare waschen würde er sicher später auch noch Zeit finden, doch im Moment fehlte ihm der Elan, sich noch Selbige fönen zu müssen. Er zog sich an, und öffnete die Tür. Kein Zoro in der Nähe. Der Blonde huschte über den Flur, und zog schwungvoll die Wohnzimmertür auf. Und ebenso beschwingt trat er ein, und prallte mit seinem Problem zusammen, im wahrsten Sinne des Wortes. „Vorsichtig...“, brummte es ihm entgegen, als er in die Arme des Anderen gelaufen war. „Ja, immer...“, knurrte er, und schlüpfte an ihm vorbei. Hätte er sich nicht so beeilt, wäre er ihm sicher vorm Bad begegnet. Dort hätte er sich wieder unbeobachtet gefühlt, und noch sonst etwas mit ihm angestellt. Sanji setzte sich zu Nami und Luffy an den niedrigen Tisch. Die Rothaarige schenkte ihm duftenden Tee ein, und bot ihm Gebäck an. „Ist aber leider nicht selbst gemacht...“, sagte sie lächelnd. Sanji lehnte dankend ab. Sie wusste, dass er nichts davon aß, probierte es trotzdem immer wieder. Nami erzählte, dass sie zumindest einen Teil des Essens heute selbst vorbereitet hatte. Wenn nachher die Gäste einträfen, würden sie sicher hungrig sein. Deswegen hatte sie, mit Unterstützung der Cateringfirma, ein ausladendes Buffet vorbereitet. Selbige würde sie auch zur morgigen Feier und der Hochzeit beliefern. „Ah! Hört ihr das?“, rief Luffy plötzlich. „Nein, was?“ „Autos!“, schrie er fast. Nami und Sanji lauschten. Nach etwa einer Minute hörten auch sie etwas, das vielleicht ein Wagen hätte sein können. Wie konnte der Schwarzhaarige das hören? Doch er behielt Recht. Kurze Zeit später fuhren zwei Autos vor. Zoro war mittlerweile aus dem Badezimmer wiedergekommen, und Sanji würdigte ihn keines Blickes. Jetzt hieß es, die Anderen zu begrüßen. Aus dem größten Wagen, fast schon ein Van, stiegen vier Personen. Robin als Fahrerin, Chopper auf dem Beifahrersitz, und von der Rückbank stiegen Usopp und weibliche Begleitung aus. Er stellte sie als Kaya vor, seine feste Freundin, die er voller Stolz jedem einzeln vorstellte. In dem anderen Wagen befand sich Namis Schwester Nojiko, sie hatte den weitesten Weg von allen. Wie lange es dauerte, alle gebührend zu begrüßen, wusste keiner. Immer wieder umarmten sie sich, voller Freude, endlich wieder vereint zu sein. Auch Kaya und Nojiko fühlten sich nicht außen vor, denn sofort wurden sie ein Teil der Gruppe. Wahrscheinlich war das Gefühl von Freundschaft, das in der Luft lag, irgendwie ansteckend. Den Lärm, den sie dabei machten, besonders wieder Luffys Lachen, ließ sie fast das dumpfe Dröhnen von weitem überhören. Sanji sah auf, und machte in einiger Entfernung eine Staubwolke aus, die immer näher kam. Der Weg war sandig und das Klima trocken, kein Wunder also. Auch sein Wagen würde nach den Tagen in eine Waschanlage müssen. Das Geräusch wurde lauter. Ein lautes Brummen, ab und an unterbrochen durch das Aufheulen eines Motors näherte sich. Garantiert kein Auto. Und kurz darauf sah man sie. Zwei Motorräder, die sich zügig ihren Weg bahnten. Beide waren tiefschwarz, nur auf dem einen waren aufgesprayte Flammen zu erkennen. Das war eindeutig das Bike von Ace. Aber wer saß auf dem Anderen? Die Fahrzeuge reihten sich zu den anderen Parkenden. Langsam legte sich der aufgewirbelte Staub, und zwei in schwarz gekleidete Gestalten stiegen ab. Sie setzen die Helme ab. Unter einem kam der bekannte, schwarze Schopf von Luffys älterem Bruder zum Vorschein, deutlich zu erkennen an dem breiten Grinsen und den Sommersprossen. Allein durch die wirkte sein Auftritt nicht halb so Angst einflößend, wie es sonst der Fall wäre. Doch unter dem anderen Helm steckte jemand Unbekanntes. Ein großer Mann mit breiter, muskulöser Statur, die selbst dem Grünhaarigen ziemlich Konkurrenz machte. Ace' Begleiter hatte ein kantiges Gesicht, das etwas griesgrämig wirkte. Seine Haare waren derart hell, dass Sanji nicht einschätzen konnte, ob dieser Kerl nun schon so alt und ergraut war, oder sein Haar einfach weißblond gefärbt war. Doch er schien wohl zu fit, um bedeutend älter als sie hier zu sein. Sobald er den Helm abgesetzt hatte, schob er sich eine Zigarre in den Mund, und streckte sie an. Was für ein Auftritt. Er und Ace kamen auf sie zu. Dieser Mann konnte nur einer sein. Luffy lief auf seinen Bruder zu, und drückte ihn an sich. „Du Angeber!“, lachte er laut. „Und wenn schon, ein guter Auftritt ist alles!“ Der große Mann kam auf Nami zu. Er zog den Handschuh von seiner Rechten, und reichte sie ihr. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Smoker“, sagte er höflich. Nami gab ihm die Hand. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, lächelte sie, und drückte die große Hand. „Vielen Dank für die Einladung.“ Nami nickte, und er ließ ihre Hand los. Natürlich war er das. Wen sollte Ace sonst mitbringen? Also war er wohl doch mit ihm zusammen. Interessante Partie, dachte sich Sanji. Smoker schien vortreffliches Benehmen zu haben, denn er gab jedem die Hand. „Sie müssen Sanji sein?“, fragte er, und schüttelte die vergleichsweise zarte Hand des Blonden. „Richtig. Hat Ace viele Gerüchte über mich in die Welt gesetzt?“ Der Weißhaarige schmunzelte. „Hunderte.“ Fast zuletzt kam endlich der Schwarzhaarige auf Sanji zu. Er konnte sein breites Grinsen nicht abstellen. Es schien sich sogar noch auszudehnen, als er seine Arme ausbreitete, und vor dem Blonden stand. Auch Sanji konnte ein Lächeln nicht verbergen, als ihn der Mann in die Arme nahm, und ihn an sich drückte. „Du bist also mit geheimnisvoller Begleitung hier?“, fragte der Blonde, als seine Rippen nicht mehr zusammengedrückt wurden. „Das kann man dich genauso fragen“, lächelte Ace. Sanji hob fragend eine Augenbraue. „Wie meinst du das?“ Der Sommersprossige nickte in Zoros Richtung, der sich grade von Usopp irgendeine haarsträubende Geschichte erzählen ließ. „Woher weißt du das denn schon wieder?“ Ace legte einen Finger auf seine Lippen, und sah ihn verschwörerisch an. Den sollte einmal jemand verstehen. Gut, er hatte Zoros Einladung zugeschickt bekommen, und die musste er ihm ja auch übergeben haben. Moment. Hatte er ihm dann auch geraten, zu Sanji zu gehen, und ihn zu fragen, ob er ihn hier herfuhr? Später musste er ihn zur Rede stellen. Das konnte ihm der Schwarzhaarige doch nicht angetan haben, oder? Fast als könnte er seine Gedanken lesen, ging Ace zu Zoro. Er konnte nicht hören, was sie sagten, aber es schien fast, als wäre es wichtig. Der Schwarzhaarige schien ihn etwas zu fragen, denn immer wieder nickte oder schüttelte Zoro mit dem Kopf. Es hätte bloß noch gefehlt, wenn sie immer wieder zu ihm herübergeschaut hätten. Hielten sie ihn für derart unaufmerksam? Doch das würde er Ace alles später noch fragen. Und wenn er es ihm nicht so erzählen würde, müsste er ihn eben mit Alkohol dazu bringen. Sanji konnte nur hoffen, dass er seit ihrem letzten Treffen noch immer derart redselig werden würde, wenn er einige Biere und Schälchen Sake intus hatte. „So Leute, jetzt lasst uns endlich was essen!“, rief Luffy in die Runde, und zeigte aufs Haus. Schließlich wartete jetzt das Essen auf sie, und jeder schien hungrig zu sein. Nur in Sanji machte sich schon wieder das Gefühl breit, er hätte einen Stein im Magen. Auch er würde später eine Menge Alkohol brauchen. Die ersten Vorboten des Gewitters melden sich am Himmel. Elektrizität liegt in der Luft, und scheint alles mit sich aufzuladen. Nicht mehr lange, und ein Gewitter begleitet die Regenfälle. Kapitel 6: Drunken lullabies ---------------------------- 6 – Drunken Lullabies Ihm selbst war gar nicht nach Feiern zumute. Das Essen auf seinem Teller rührte er kaum an. Er schob sich, als Nami hinsah, zwar ein Stück Kappa Maki in den Mund, aber es wollte seinen Hals nur sehr langsam hinunter. Sein schlechtes Gewissen meldete sich schon, dass er kaum etwas anrührte. Auch wenn er nicht befürchten musste, etwas würde übrig bleiben. Am Tisch war es laut, denn alle unterhielten sich natürlich grade mit der Person, die von ihm oder ihr am weitesten entfernt saß. Auch Ace, der neben Sanji saß, hatte ein angeregtes Gespräch mit seinem Begleiter Smoker und Luffy zur gleichen Zeit zu führen. Er wich ihm offenbar aus, denn immer wenn sie eine kurze Pause zum Luft holen einlegten, wollte der Blonde ihn ansprechen. Aber wie durch einen Zufall hatte er schnell wieder einen Bissen im Mund. Obwohl das auch daran liegen konnte, dass Ace ähnlich viel essen konnte wie sein Bruder, dessen Kiefer ebenso nicht stillzustehen schien. Doch er wollte nicht Trübsal blasen. Allein schon wegen Luffy und Nami, die sich so darüber freuten, ihn bei sich zu haben. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer sich gegen ihn verschwor. „Oi, Luffy! Wie wär's mit Sake?“, rief der Blonde dem Schwarzhaarigen zu, der sich grade auf ein großes Stück Fleisch stürzen wollte. Der Jüngere grinste, nickte ihm zu, und stand auf, nicht ohne sich einen Bissen in den Mund zu stecken. „Den haben wir kistenweise da!“, sagte er kauend. Auf eine gewisse Art und Weise beruhigte ihn diese Information. Genügend Alkohol war gut. Der Grünhaarige sah ihn fragend an. Sanji wich seinem Blick aus, und zog die Augenbrauen zusammen. Und Zoro lächelte ihn an. So, wie er es auf der Fahrt immer getan hatte, als er von >damals< faselte. Dieser Idiot. Er konnte sich schon denken, was er dachte, und sagen wollte. Dass er doch nie der Typ war, der nach Alkohol verlangte, schon allein deswegen, weil er ihn nicht gut vertrug. Blabla. Besondere Umstände erforderten eben besondere Mittel. Und wenn es eben beinhaltete, dass er sich furchtbar betrinken musste, um den Mist um sich herum zu vergessen, dann war es so. Und da konnte ihm kein Roronoa Zoro dazwischenfunken. Den würde er noch fertig machen, wenn sie wieder zurück waren. Schließlich durfte er etwas von ihm verlangen als Bezahlung für die Fahrt. Der Kerl würde leiden. Wie er es anstellte, das würde er sich jetzt überlegen, und es dann später genüsslich auskosten. Sanji war sich nicht einmal selbst darüber im Klaren, was für ein Sadist in ihm steckte. Luffy kam tatsächlich mit einer ganzen Kiste voll Sakeflaschen zurück. Sie waren eiskalt, und schon jetzt war dem Blonden flau im Magen. Aber er würde nicht schlapp machen, ganz sicher nicht. Nachdem alle ein Schälchen mit der klaren Flüssigkeit vor sich hatten, und ein lautes >Kanpai!< zum Trinken aufforderte, setzte ein allgemeines Schlürfen ein. Das Geräusch war furchtbar, aber Sanji hatte im Moment andere Probleme als die nicht vorhandenen Tischmanieren der Gäste um sich herum. Der Alkohol kratzte in seiner Kehle, und brannte sich den Weg seine Speiseröhre hinab. Sake war ein verabscheuenswertes Getränk. Es schmeckte furchtbar, und machte nur betrunken. Also genau das Richtige für einen Verzweifelten wie ihn. Daher verlangte er auch nach mehr, und griff sich eine der Flaschen auf dem Tisch. Wieder sah Zoro zu ihm herüber, dieses Mal mit einem etwas besorgten Blick. Oder war es Mitleid? Schon nach einer geringen Menge Alkohol war Sanji nicht mehr dazu in der Lage, sein Gesicht zu deuten. Es sollte ihm auch egal sein. Zoro konnte gucken wie er wollte, sollten ihm doch die blöden grünen Augen ausfallen, dachte er bei sich, und setze erneut an, um eine Schale Sake zu kippen. „Hey Sanji, verschluck dich nicht!“, lachte eine vertraute Stimme dicht neben seinem Ohr. „Für wen hältst du mich, Ace?“, erwiderte er, und unterdrückte ein Husten. „Für jemanden, der nie viel trinkt!“ Der Sommersprossige klopfte ihm auf den Rücken, so dass er sich einen Moment unfreiwillig nach vorne beugte. „Lass das...“, knurrte er, die Wangen schon deutlich gerötet. Noch so ein peinlicher Nebeneffekt vom Alkohol. Er räusperte sich, und trank still eine weitere Schale. Als er sich erst einmal daran gewöhnt hatte, glitt ihm das Gesöff ganz gut den Hals herunter. So sollte es sein. Stetig trinken, und dann irgendwann betrunken umfallen und schlafen. Dass sein Kopf ihm morgen sicher platzen wollte, ignorierte er im Moment. Es gab andere Dinge, über die er sich Gedanken machen musste. „Leute, wie wär's? Gehen wir in den Onsen!“, rief der Bräutigam plötzlich aufgekratzt. Onsen? Stimmt, er konnte sich dumpf daran erinnern, so etwas in der Beschreibung ihrer Unterkunft gelesen zu haben. Aber betrunken in heißem Wasser baden? Sanji befürchtete allerdings, dass er gar keine andere Wahl hatte, als mitzumachen. Denn Ace zog ihn schon auf die langen, wenn auch schon etwas wackligen Beine, und schleifte ihn mit sich. Er mochte es, in heißen Quellen zu baden. Regelmäßig fuhr er selbst in eine ruhige Pension, bezog dort ein kleines Zimmer und badete dann. Allerdings ungestört. Allein. Und ohne eine Meute angetrunkener Männer. Und als wären sie wieder Teenager, versuchte der ein oder andere, durch den Sitzschutz zu spähen, um einen Blick zu erhaschen, und den Frauen zuzusehen. Sanji hatte sich ein Handtuch auf den Kopf gelegt, und steckte bis zum Kinn im Wasser. Dieses war angenehm warm, und löste seine Verspannungen im Rücken. Es war einfach nicht gut, mehrere Stunden verkrampft das Lenkrad zu halten, und sich zu zwingen, nicht zur Seite zu schauen. Also war es mal wieder Zoros Schuld. Wessen sonst? Der saß neben Luffy und schien über einen Witz vom Jüngeren lauthals zu lachen. Er hatte sein Handtuch um seine Hüften geschlungen, so dass er freie Sicht auf den muskulösen Oberkörper des Jüngeren hatte. Nicht, dass er das gewollt hätte. Aber wenn er sich schon so freizügig präsentierte, durfte er doch auch schauen. Und dort war etwas zu sehen, an das er sich nur ungern erinnerte. Auf der Brust des Anderen verlief eine tiefe Narbe, beginnend unterhalb des Schlüsselbeins auf der linken Seite, schräg verlaufend bis fast zum Beckenknochen auf der rechten Seite. Ein Unfall, wie Zoro immer sagte. Was auch immer das für ein Unfall gewesen sein sollte. Erzählte er den Anderen, er hätte eine laufende Kettensäge umarmen wollen? Sanji wusste, dass sie von einem Kampf stammte. Zoro war damals wie besessen vom Kendo und jeglichem Schwertkampf gewesen. Jeden, der ihm wie ein halbwegs interessanter und angemessener Gegner vorkam, forderte er zum Duell auf. Anfangs noch mit den Holzschwertern, wollte er bald mehr. Einen >richtigen Kampf<, wie er es Sanji gegenüber einmal erwähnt hatte. Doch unter all seinen Konkurrenten gab es einen Mann, der ganz besonders heraus stach. Er und ein gewisser Falkenauge konnten sich auf den Tod nicht ausstehen. Obwohl, eigentlich schien nur Zoro ein Problem mit dem Mann mit dem stechenden Blick zu haben, denn dieser lehnte erst immer wieder ab, wenn der Jüngere ihn zum Duell aufforderte. Als er dessen Wunsch dann doch nachging, geschah alles recht schnell. Zoro bestand darauf, dass sie auch dieses Mal mit echten Schwertern kämpften, und er bekam die Quittung für seinen Übermut, den damals besten und unbesiegten Mihawk Falkenauge herausgefordert zu haben. Die Verletzung hatte ihn fast umgebracht, aber er war dem Älteren nicht böse. Nein, es spornte ihn nur an. Er wollte besser werden, und nie wieder einen Kampf verlieren. Was aus diesem Vorhaben wohl geworden war? Dennoch hatte Zoro dieser Kampf verändert. Er intensivierte sein Training, hatte nur noch die Schwertkunst im Sinn. Seine Niederlage hatte ihn schwer getroffen, doch er ließ sich nicht unterkriegen. Sie spornte ihn ebenso an, wie sie ihn belastete. Und schon allein wegen der Narbe, die sehr lange benötigte um zu heilen, würde er sein ganzes Leben lang daran denken. Moment, das war ihm doch eigentlich egal, oder? Natürlich war es das. Und wenn der Spinner der weltbeste Schwertkämpfer wäre, dem Blonden war es völlig schnurz. Sollte er doch. Aber diese Narbe ließ ihn nicht los. Denn er war es, der ihn gefunden hatte. Mitten auf dem verlassenen Feld am Rande der Stadt. Warum? Weil er von dem Duell wusste, und ihn überall gesucht hatte. Und er war zutiefst erschrocken gewesen, als er ihn gefunden hatte. Blutüberströmt und mehr tot als lebendig. Dieser Idiot hätte sterben können. Von Falkenauge hatte er danach nichts mehr gehört, aber es kamen Gerüchte auf, er habe sich der Yakuza angeschlossen. Vielleicht war er jetzt auch aufs Land gezogen. Das konnte niemand genau sagen. Zoro sah zu ihm herüber. Wieder so ein Blick, den er nicht deuten konnte. War er besorgt? Oder wütend? Oder doch gar nichts von Allem? Wie sollte er diesen Kerl einschätzen können? Sanji drehte sich weg, und stieß mit dem Gesicht fast gegen eine Schulter mit einem Tattoo. Einem falsch geschriebenen Tattoo. „Du bist knallrot im Gesicht“, kicherte Ace. „Ach, sei still...“ Der Schwarzhaarige sah nicht anders aus. Sie alle hatten einen hochroten Kopf in dieser Hitze bekommen. Und der Einzige, der damit nicht aussah wie ein kompletter Vollidiot, war Zoro. Sanji musste sich eingestehen, dass der Grünhaarige nicht im Geringsten peinlich damit wirkte. Das musste an den Muskeln liegen. Jeder Zentimeter an seinem Körper schien trainiert, da wertete nicht einmal diese Röte in seinem Gesicht seine Attraktivität ab. Doch sein Gehirn schien offenbar langsam zu garen. Wie sonst würde er solche Gedanken zulassen? Zoro attraktiv? Für einen Gorilla vielleicht. Dieser Idiot. Am liebsten würde er sich auf ihn stürzen, und ihm das Lachen aus dem Gesicht wischen. Wahrscheinlich würde er sich eher die Hände verletzen, als dem Anderen wehzutun, aber es wäre eine Möglichkeit sich abzulenken. „Geht's dir gut?“ Das war nicht Ace. Diese Stimme war tiefer, rauer. Und löste ein seltsames Gefühl in ihm aus. Sanji drehte sich um. „Sicher geht’s mir gut, was glaubst du denn?“ „Du hast mehr als alle anderen getrunken, und sitzt jetzt in heißem Wasser. Pass auf dich auf“, sagte Zoro, und legte seine große Hand kurz auf die Schulter des Älteren. „Pfoten weg!“, zischte er, und achtete darauf, dass die anderen nichts hörten. Besonders nicht Luffy, dem sicher am Herzen lag, dass sich alle verstanden. Er wusste natürlich, dass Zoro und Sanji keine >super-besten< Freunde waren, aber eigentlich waren sie erwachsen genug, um höflich miteinander umzugehen - sollte man meinen. Aber dieser Marimo schien Streit zu suchen. Nicht mit ihm. Sanji war froh, dass die Quelle groß war, und er sich etwas abseits einen ruhigen Platz suchen konnte. Er tauchte etwas auf, und lehnte mit den Ellenbogen und dem Rücken auf den Steinen. Er schloss die Augen, und legte den Kopf in den Nacken. Diese Wärme war beruhigend. Und doch ließ sie seinen Kopf arbeiten, und an Dinge denken, die er gern vergessen wollte. „Wirf nicht so lasch, Kringelbraue!“ „Halt die Klappe, Moosschädel!“ Mit all seiner Kraft warf Sanji den Baseball zum Grünhaarigen, der ihn mit Leichtigkeit mit dem großen Lederhandschuh auffing. „Und das war dein stärkster Wurf?“, lachte er. „Sei still du Idiot! Nicht jeder kann einen so unnatürlichen Bizeps haben wie du...“, knurrte der Blonde, und rieb sich das Handgelenk. „Hast du es jetzt falsch belastet, Baka?“, fragte er, und kam auf ihn zu. „Keine Ahnung... Aber wenn ich morgen nicht kochen kann, trete ich dir in den Hintern...“ Sie waren allein auf dem Feld. Die Schule war aus, und kein Schüler trieb sich um diese Uhrzeit noch hier herum. Keine außer ihnen beiden. Zoro war noch bis spät beim Training gewesen, länger und ausdauernder als jeder andere. Und Sanji war in der Lehrküche, probierte noch ein Rezept aus, und sah anschließend dem Grünhaarigen zu. Und danach warfen sie sich noch ein paar Bälle zu, auch wenn sie sich die meiste Zeit dabei liebevoll beleidigten. Seit ihrem intimen Kontakt nach dem Kino - Sanji weigerte sich, es ein >Date< zu nennen - taten sie das häufiger. Man hielt sie für strebsame Schüler, die gerne in der Schule waren. Dass sie nicht unbedingt lernten, wusste doch niemand. „Zeig mal her.“ Bestimmend nahm Zoro die Hand des Blonden. „Geht schon...“, sagte er, und zuckte bei der Berührung zusammen. „Komm, das muss gekühlt werden.“ Sie gingen in das Gebäude zurück. Zoro nahm ein nasses Handtuch, und legte es dem Älteren aufs Gelenk. „Du hast total schmale Handgelenke...“, bemerkte er. „Tse... na und?“ Zoro lächelte süffisant. „Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie gut du mir damit-“ Noch bevor der den Satz beenden konnte, schlug ihm Sanji mit dem Handtuch ins Gesicht. „Du bist ekelhaft...“, murrte er, und wandte den Blick von ihm ab. Sie saßen auf der Bank im Umkleideraum, von dem Zoro den Schlüssel anvertraut bekommen hatte. Er war eben das Wunderkind beim Kendo, und durfte auch die ganze Nacht trainieren, wenn er dazu Lust hatte. „Ja, natürlich bin ich das...“, grinste er, und packte Sanjis Handgelenke. „Hm?“ Er wusste, was dieses Gesicht zu bedeuten hatte. Zoro beugte sich zu ihm vor, und presste ihm seine Lippen auf. „Hey... nicht so grob...“, beschwerte sich Sanji, und versuchte sich aus dem Griff des Anderen zu lösen, was ihm nicht möglich war. „Tut mir leid...“ „Sag das nicht, wenn du so dreckig grinst...“ Der Grünhaarige zog den Schmächtigen dichter an sich, und küsste seine Halsbeuge, so dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. „Zoro... nein... Du stinkst nach Schweiß...“ Der Andere ließ von ihm ab. „Wenn das so ist...“ „Was...?“ Kurzerhand packte Zoro den Anderen, und trug ihn auf seinen Armen. Und zwar in Richtung der Duschen. „Hey...“ Sanji protestierte halbherzig, als der Jüngere ihn mit dem Rücken gegen die geflieste Wand drückte, und das Wasser anstellte. „Ist das nicht ziemlich Klischee?“, fragte Sanji, als Zoro ihm das Hemd der Schuluniform öffnete. „Mir doch egal. Ich will dich jetzt...“, sagte er, und küsste den feuchten Oberkörper des Blonden. Der Stoff blieb nicht lange auf seinen Schultern kleben, denn der Andere zog es ihm aus, und ließ es auf den Boden fallen. Seine Lippen und Zunge suchten sich ihren Weg nach unten, von der Brust bis zum Bauchnabel, und hielten oberhalb von der schwarzen Hose. Mit schnellen Bewegungen öffnete Zoro den Knopf und Reißverschluss, und zog den nassen Stoff bis zu den Knöcheln des Schlanken. Dieser hielt sich eine Hand vor den Mund, um nicht schon jetzt ein leises Stöhnen von sich zu geben. Es war ihm peinlich, sich einzugestehen, dass er allein schon bei dem Gedanken daran, dass Zoro ihn berührte, erregt wurde. Siegessicher lächelte der Jüngere ihn an, während er vor ihm kniete, und die wachsende Erregung mit der Hand umschloss. Wieder unterdrückte er ein Aufstöhnen, doch Zoro nahm seinen Arm, und zog ihn von seinem Gesicht weg. Er wusste, dass er hören wollte, wie Sanji keuchte, wenn er ihn berührte. So ein Macho... Und doch genoss er es. So wie er es genoss, wenn die heiße, flinke Zunge über sein steifes Glied glitt, und mal stärkeren, mal leichteren Druck auf ihn ausübte. Er wand sich unter der Behandlung, und krallte sich in die kurzen grünen Haare des Mannes vor ihm. Sein Stöhnen wurde lauter, und sein Körper begann zu zittern. Doch als wollte er ihn quälen, ließ Zoro von ihm ab. „Hör nicht auf...“, flehte der Blonde, mit Lust verschleiertem Blick. „Nein, heute will ich mehr...“, raunte der Grünhaarige und stand auf, die Hände auf den Seiten des Blonden. Sanji musste nicht einmal die Fragen stellen, was Zoro mit >mehr< meinte. Der Jüngere drehte ihn um, so dass er jetzt auf die Fliesen an der Wand sah. Wollte er wirklich >das< tun? Er wollte. Eine Hand legte sich auf sein Gesäß, er spannte es wie aus Reflex an. Als wollte er es massieren, drückte Zoro immer wieder fest zu, bis sich Sanji etwas entspannte. Die heiße Hand glitt zwischen seine Pobacken, und wieder zuckte der Blonde zusammen. Doch Zoro stoppte nicht. Denn jetzt spürte er, wie er mit dem Finger gegen seine Öffnung stieß, und zwar so lange, bis er langsam in diese eindringen konnte. Sanji stöhnte auf, und biss sich auf die Unterlippe, doch der Jüngere drehte seinen Kopf zu ihm herum, und küsste ihn ungestüm. Der Ältere spürte das warme Wasser, die starke Zunge in seinem Mund, die mittlerweile zwei drängenden Finger in sich. Es schmerzte, und doch wollte auch er mehr davon spüren. Als wüsste Zoro es, bewegte er seine Finger in ihm, und ließ erstickt keuchen. Wie automatisch streckte er ihm sein Gesäß entgegen, als forderte er ihn auf, endlich richtig anzufangen. Sanji spürte seine eigene Erregung und die, die sich zwischen seine Beine drängte. Er wollte es auch, und wenn es unerträglich schmerzen würde. Zoro zog seine Finger aus ihm zurück, und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn nach vorne zu drücken. Seinen Penis presste er gegen die enge Öffnung, die sich langsam entspannte, je länger er sie stimulierte. Unter beiderseitigem Stöhnen drang er in ihn ein. Sanji drückte seinen Rücken durch, und lehnte kurz die Stirn gegen die Wand. Die großen Hände legten sich auf seine Hüften, und drückten ihn fest gegen das Becken des Jüngeren. Er spreizte seine Beine, und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Der würde vergehen, ganz sicher. Zoro begann rhythmisch sein Becken zu bewegen. Immer wieder zog er ihn ein Stück aus ihm heraus, nur um ihn dann fester in ihn zu stoßen. Einen Augenblick lang war ihm schlecht. Sanji hatte das Gefühl, es keine Sekunde länger auszuhalten, doch dann spürte er die Küsse auf seinem Rücken. Es war eine kleine Geste, doch er entspannte sich, und fing an, es zu genießen. Sie fanden eine gemeinsame Bewegung, Zoro stieß zu, und Sanji kam ihm entgegen, und ihr Stöhnen und Keuchen verschmolz zu einem Laut. Eine Hand des Grünhaarigen legte sich um die Erregung des Älteren, dessen Körper zuckte und er geriet etwas aus dem Takt. Sanji legte den Kopf in den Nacken, keuchte abgehackt, und versuchte es hinauszuzögern. Ein sinnloses Unterfangen, denn Zoro wusste, wie er ihn berühren musste, und bewegte seine Hand unablässig. In seinem Gehirn schaltete sich für einen Augenblick das aus, was sich >Verstand< nannte. Er nahm nur noch Zoro in sich wahr und dessen Hand. Seinen heißen Körper hinter sich, die tiefe, raue Stimme in seinem Ohr. Für diesen Moment war es ihm egal, ob ihn jemand hörte, denn er hörte sich selbst nicht. Und das, wo er laut aufstöhnte, stark erzitterte, und in der Hand des Anderen kam. Und das gab auch Zoro den Rest. Auch er keuchte schwer, und ergoss sich in dem Blonden. Er ließ ihn nicht los, und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. „Sanji...“ Wie er seinen Namen damals aussprach, dass es ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Das war seine Zärtlichkeit, die er ihn spüren ließ. Sonst war er eher grob und ziemlich dominant, aber wenn er sich an ihn drängte, die Arme um ihn geschlungen, war er sanft wie ein Lamm. Nicht nur, wenn sie es grade getan hatten. Umarmungen ließen Zoro weich werden, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Der knallharte Roronoa Zoro, in den Armen eines blonden Kerls zum Weichei mutiert. Fast schon zum Lachen. Wenn er nicht schon wieder seinen Namen hörte. „Sanji! Sanji? Hörst du mich?“ Es war ja kaum zu überhören. Auch wenn das nicht der Mensch war, den er erwartete. Langsam öffnete er die Augen, und keine Ahnung hatte, wo er sich befand. „Ace?“, sagte er leise mit rauer Stimme. „Ganz ruhig, Sanji...“ Der Blonde spürte einen regelmäßigen, leichten Windhauch in seinem Gesicht. Der Schwarzhaarige wedelte ihm mit einem Papierfächer Luft zu. Er lag offenbar flach auf dem Boden. „Was ist passiert?“, fragte er, und sah sich um. „Dir ist das Bad nicht bekommen... Irgendwann bist du ins Wasser gerutscht, und hast das Bewusstsein verloren.“ „Oh...“ Wie peinlich. So war es ganz sicher nicht geplant gewesen. „Zoro hat dich dann in dein Zimmer getragen, und dir den Yukata angezogen.“ Sanji gab ein Knurren von sich. Also hatte ihn der blöde Kerl doch nackt gesehen, und sogar berührt. Wer weiß, was er sonst noch getan hatte. Sanji schloss die Augen. „Scheiße.“ „Hm?“ Ace hielt inne. „Stimmt etwas nicht?“ „So war das nicht geplant... ich wollte mich doch mit dir betrinken, und irgendwann einschlafen...“, murmelte der Blonde. „Mit mir? Wieso?“ „Du bist doch mein bester Freund... nicht diese dämliche Alge...“ Sanji legte einen Arm über sein Gesicht. Es schien fast schon zu glühen. „Mach dir mal keinen Kopf...“, sagte Ace, und strich über seinen Arm, der dort prompt eine Gänsehaut bekam. Sanji nickte. „Obwohl ich doch sagen muss, dass ich neidisch auf ihn bin...“, fügte der Sommersprossige hinzu. „Hm?“ Fragend sah er ihn an. „Immerhin... hat er dich nackt gesehen...“ Der Blonde sah ihn groß an. „Sag mir das nicht noch mal so direkt... Moment... neidisch?“ Der Andere nickte. „Du bist wunderschön, ist dir das nicht bewusst?“, sagte er ernst. Sanji dagegen unterdrückte ein Kichern. „Ace… danke für die Blumen. Aber ich bin ja wohl nicht grade der Mann, dem der Ruf eines klassischen Verführers vorauseilt...“ „Nein, das nicht, aber genau das macht dich aus. Du bist dir nicht mal bewusst, was für eine Wirkung du auf andere Menschen hast“, sagte er und strich durch das blonde Haar des anderen Mannes. Sanji wandte den Blick ab. „Rede nicht so einen Unsinn, Ace. Man könnte noch auf die Idee kommen, du willst mich anmachen...“, murmelte er und räusperte sich. „Hm... wer weiß das schon...“ Der Jüngere versuchte sich aufzusetzen, doch zwei starke Hände hielten ihn auf dem Boden. „Du solltest dich noch etwas ausruhen. Ich will nicht, dass du zusammenbrichst...“ Pah. Als ob er so ein Weichei wäre, und nur wegen etwas heißem Wasser aus den Latschen kippte. Das passierte ihm vielleicht einmal, aber sicher kein zweites Mal. „Lass mal deine Temperatur fühlen...“ „Hm?“ Das durch die Sommersprossen so unschuldig wirkende Gesicht näherte sich seinem. Temperatur fühlen, aber wie? Ace legte seine Lippen auf die Stirn Sanjis. „Du glühst noch immer. Bleib ja liegen...“, sagte der Mann über ihm. „Keine Sorge, ich gehe nicht weg... Aber könntest du etwas rutschen? Mir ist warm...“, sagte Sanji, und versuchte den Anderen von sich zu schieben. „Schon okay...“ Ace setzte sich neben ihn, die Hand noch immer auf seinem Arm. Er glühte? Was tat dann Ace, der immer eine völlig überhöhte Körpertemperatur hatte? Er strahlte auch jetzt eine Wärme wie ein kleiner Vulkan aus. Eigentlich ganz angenehm. Sanji hatte sich schließlich immer jemanden wie Ace als Partner gewünscht: Aufmerksam, liebevoll und wärmend. Der Jüngere schloss die Augen, und atmete tief ein und aus. Ace roch sogar gut, das musste er ihm lassen. Vielleicht, wenn einige Dinge früher anders gelaufen wären, wären jetzt Ace und er ein Paar, und zusammen wären sie zur Hochzeit erschienen. Wie das wohl war, mit dem Schwarzhaarigen zusammen zu sein? Aber seinem Typ schien er nicht zu entsprechen, denn die Begleitung des Anderen war fast sein genaues Gegenteil. Dieser Smoker hatte eine absolut muskulöse Statur, war älter als Ace, und schien schwer einzuschätzen. Dass er und der Schwarzhaarige allerdings nicht nur gute Freunde waren, sah man fast schon von weitem. Immer wieder konnte Sanji sehen, wie sie sich vielsagende Blicke zuwarfen, die dem anderen signalisierten, dass die Nacht nicht zum Schlafen da war. Er dagegen konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal mit einem Mann im Bett gewesen war. Sicher, er war kein Kind von Traurigkeit, aber er hatte gewisse Ansprüche, auch an Menschen, mit denen er nur eine Nacht verbrachte. Ace verhielt sich so leise, als wäre er gar nicht mehr im Zimmer. Fast hatte der Blonde ihn vergessen, bis er eine warme Hand an seiner Wange spürte. Sicher wollte er wieder seine Temperatur kontrollieren, daher ließ er die Augen geschlossen. Doch dann spürte er etwas anderes. Kurz hielt er die Luft an, als er die warmen, weichen Lippen auf seinen spürte. Sanji öffnete die Augen, und schwarze Haarsträhnen lagen auf seinem Gesicht. Träumte er grade, oder küsste Ace ihn? Nein, das war kein Traum. Er konnte seinen Duft wahrnehmen, seine Wärme spüren, und hörte das Geräusch ihrer Lippen, die sich von einander lösten. Sanji wollte etwas sagen, doch schon im nächsten Moment legte sich der Ältere auf ihn, nicht ohne weiter sein Gesicht zu küssen. „A-Ace... was wird das?“, fragte der Blonde, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Ich mag dich eben, Sanji...“ Was brabbelte der Typ da? Er konnte doch nicht einfach anfangen, ihn zu küssen, nur weil er plötzlich merkte, dass er ihn mochte! Das war doch eher die Taktik eines Anderen... einem mit grünen Haaren. „Mich mögen? Hey, du hast doch jemanden, den du magst...!“, sagte Sanji, die Hände auf Ace' Schultern. Der Ältere stutze kurz. „Meinst du Smoker?“ „Ja, genau den! Ihr seid doch zusammen, hab ich Recht?“ Wenn er sich ausmalte, was dieser Muskelberg mit ihm anstellen würde, wenn er sie erwischte, wurde ihm ganz schlecht. „Ja, wir sind zusammen... Aber mehr in einer offenen Beziehung, verstehst du?“, bestätigte Ace, und fuhr mit der Hand unter den Yukata, um sie auf Sanjis Brust zu legen. „Was soll das denn sein?“ Der Blonde fühlte sich wie am Boden verankert, als der Andere auf ihm saß. „Es heißt, dass wir zwar wie ein Paar zusammenleben, mit allem Drumherum, aber das wir uns auch mit anderen vergnügen dürfen...“ Was? Das hatte er doch nicht wirklich gesagt, oder? Abgesehen davon, dass das alles ziemlich nach hippie-esken Zuständen klang, was meinte er mit >vergnügenzusammen war<. Nur Sex, mehr nicht. Keine sonstigen Zärtlichkeiten. „Hm?“ Sanji realisierte erst nicht, dass Ace plötzlich aufhörte. Er spürte bloß einen kurzen Ruck, und dass die Wärme des anderen Mannes nicht mehr seinen nackten Körper schützte. Er drehte sich um. Doch da war nicht nur der Ältere. „Macht es dir Spaß, ihn zu quälen?“ Zoro hatte Ace am Kragen gepackt, und sah ihn wütend an. „Ganz ruhig Zoro. Sanji wollte es auch“, grinste der Andere etwas verunsichert. „Ach, deshalb die Tränen?“ Reflexartig griff sich der Blonde ins Gesicht. Er spürte die feuchten Rinnsale auf seinen Wangen. Ihm war gar nicht bewusst, dass er weinte. Auch Ace sah ihn geschockt an. „Sanji, es tut mir leid...“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Schon gut. Du bist betrunken, geh einfach.“ Kurz sah der Schwarzhaarige besorgt zu dem Blonden, dann wieder voller Verachtung zu dem Grünhaarigen, bevor er dessen Hand wegschlug, und das Zimmer verließ. War das grade wirklich passiert? Hatte er sich grade wirklich dem hingeben wollen, auch wenn es ihm wehgetan hätte? Ihm wurde schlecht. Sanji rollte sich auf die Seite, und griff vergeblich nach dem Stoff seiner Kleidung. Stattdessen wurde sie ihm um die Schultern gelegt, so wie die Decke seines Futons, und ein starker Arm. Zoro. „Hau ab. Lass mich in Ruhe...“, murmelte der Blonde lustlos. Der Jüngere schien sich zu ihm zu legen, und drückte sich von hinten an ihn. „Was ist? Willst du auch ran?“, fragte Sanji bitter. „Mach dich nicht lächerlich.“ Warum blieb er nur so ruhig? „Zu spät. Ich hätte beinahe mit ihm geschlafen, nur weil er nett gefragt hat.... Obwohl, das hat er ja noch nicht einmal...“, lachte Sanji, um nicht in Tränen auszubrechen. „Sanji.“ Er erschauderte, wie Zoro seinen Namen aussprach. Und doch hielt er still. „Du musst dich für gar nichts rechtfertigen, du bist etwas angetrunken, und Ace hat das ausgenutzt. Mach dir keine Vorwürfe, klar?“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und nickte. Warum war Zoro so? Verständnisvoll? Und warum berührte es ihn überhaupt? Er spürte sein Herz lauter klopfen, in einer Weise, wie es vorher nicht der Fall war, als Ace ihn berührt hatte. Wie bei dem Schwarzhaarigen nahm er seinen Duft, seine Wärme und das Geräusch seines Atmens wahr. Aber im Gegensatz zum Sommersprossigen löste es etwas in ihm aus. Lag das alles am Alkohol? Er wusste, wieso er nie trank. Es ging ihm schlecht. „Sanji... ganz ruhig...“ Eine Hand legte sich auf seinen Kopf, und strich ihm durchs Haar. Er hatte zu schluchzen begonnen, und das vor ihm. Er hasste ihn doch. Oder zumindest mochte er ihn nicht. Zoro war ihm egal. Verflucht, er genoss seine Nähe. Unbeholfen drehte er sich zum Grünhaarigen, auch wenn er so in sein weinendes Gesicht sah. Wortlos kam der Jüngere zu ihm unter die Bettdecke, und drückt ihn an sich. „Ich bin so ein Idiot...“, nuschelte der Blonde an Zoros Brust. „Ja, bist du. Aber ich muss Ace Recht geben. Du bist etwas ganz Besonderes...“, sagte der Größere, und legte eine Hand auf Sanjis Wange, ohne ihn anzusehen. „Hast du uns belauscht, Baka?!“ Er gab sich nicht einmal Mühe, wütend zu klingen. „Ich hab auf dich aufgepasst. Ace hat dich den ganzen Abend schon angesehen wie das Fleisch auf seinem Teller. Als wollte er dich jeden Moment verschlingen...“ Sanji blieb stumm. Hatte Zoro sie die ganze Zeit beobachtet? Mistkerl. Nein, er musste ihm dankbar sein. Hätte er Ace nicht von ihm abgehalten, hätte er mit ihm geschlafen, oder sich besser gesagt einfach benutzen lassen. Und dann? Ace wäre am nächsten Morgen früh aufgewacht und hätte sein unbeschwertes Grinsen aufgesetzt. Aber er hätte sich geschämt. Dafür, dass er sich hatte ausnutzen lassen, und sich nicht gewehrt hatte. Fast wäre ihm ein Dank über die Lippen gekommen. Das fehlte ihm noch. Er hatte nicht bemerkt, dass er eingenickt war. Sanji schreckte kurz zusammen, in der ersten Sekunde ohne Orientierung. Dann war es ihm wieder klar, wo er war. In seinem Zimmer, im Futon. Und direkt neben ihm lag Zoro, offenbar tief schlafend. Unter allen anderen Umständen hätte er ihn jetzt zusammenschlagen wollen, ihm die Augen auskratzen und anschreien, was ihm denn einfiele, in seinem Bett zu schlafen. Aber jetzt, hier, war es so, dass ihn die Anwesenheit des Grünhaarigen beruhigte. Dieser hatte noch immer die Arme um ihn geschlungen, und einen völlig entspannten Gesichtsausdruck. Sanji lächelte unweigerlich. Wieder eine Erinnerung an damals. Denn egal, wie grob er ihn manchmal angefasst hatte, als sie es miteinander taten, danach schlief Zoro gerne in seinen Armen ein, wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Der Ältere strich durch das kurze, grüne Haar. Es war weich, so wie er es kannte, und es roch so, wie er es in Erinnerung hatte. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu trieb, aber er beugte sich vor, und berührte mit seinen Lippen kurz und sanft die des Jüngeren. Sanji spürte das Prickeln auf der dünnen Haut, und schloss die Augen. Das war sein Dank, auch wenn Zoro nichts davon wusste. Das sollte er auch gar nicht. Wie hätte er dem Grünhaarigen auch sonst in die Augen sehen sollen? Sanji schmiegte sich an Zoros Brust. Er konnte das Herz des Anderen schlagen hören, während sein warmer Atem seinen Nacken streifte. Der Blonde konnte sich nicht erinnern, jemals an einem Tag derart oft eine Gänsehaut bekommen zu haben. Aber heute zählte einfach nicht. Schließlich war er betrunken, erschöpft und müde. Was morgen war, kam ihm unendlich weit weg vor. Im Moment wollte er bloß schlafen. In Zoros Armen, die sich schützend um ihn legten und ihm Wärme spendeten. Er lächelte zufrieden, als ihm endlich die Augenlider zufielen, und er in einen ruhigen, traumlosen Schlaf sank. Die ersten Blitze zucken am Himmel auf, und erhellen die Nacht. Doch der Donner würde erst noch anrollen, und Alle mit einem Paukenschlag aufwecken. Kapitel 7: Dreaming away. ------------------------- 7 - Dreaming away. „Sanji-kun! Sanji-ku~un!“ Etwas erschöpft schlurfte der Blonde über den sandigen Platz zu seinem älteren Freund. „Oi Ace... schon fertig für heute?“ Der Schwarzhaarige nickte. „Heute stehen keine Kurse an. Und wie sieht's bei dir aus?“ Er legte einen Arm um die schmalen Schultern und stützte sich auf ihn. „Du bist schwer...“, grinste der Jüngere. „Das sind alles Muskeln!“, erwiderte Ace, und spannte den Bizeps seines rechten Arms an. „Ah... schon klar... Ich muss in die Küche.“, sagte er, und entzog sich dem Griff des Anderen. „Also wieder Ehefrauenkursus... Au!“ Sanji gab dem Sommersprossigen einen leichten Tritt den Allerwertesten. „Rauchen wir vorher noch Eine zusammen?“ Sanji überlegte einen Moment. „Na gut. Aber ich muss mich beeilen.“ Sie stahlen sich hinter das hohe Schulgebäude, unter einem hohen Baum, und lehnten mit dem Rücken an dessen massiven Stamm. „Was hast du heute noch vor?“, fragte Sanji. „Den Tag genießen natürlich...“ „Mit Mädchen?“ Ace grinste daraufhin breit. „Ah...“, meinte Sanji wissend, und schüttelte den Kopf. „Hm? Was ist? Hast du ein Problem damit?“ Der Blonde drehte sich zu ihm um. „Ganz bestimmt nicht. Solange du niemandem wehtust, mach, mit wem du was auch immer magst...“ Ace sah ihn verwundert an. „Okay, Mama...“, murmelte er. Sanji nahm einen tiefen Zug von der Zigarette, und ließ den Rauch einen Augenblick lang in seiner Lunge. Langsam stieß er ihn wieder aus, und betrachtete dabei seine Schuhe. Seine Gedanken waren schon wieder bei Zoro. Wie die ganze Zeit über auch. Dass er ein feines Lächeln auf den Lippen hatte, bemerkte er nicht. „Hey... was ist in letzter Zeit los mit dir?“ Der Blonde sah auf. „Was sollte mit mir sein?“ Der Sommersprossige grinste breit. „Du bist verliebt, hab ich Recht?“ Der Ältere legte wieder seinen Arm um den Schmächtigen, und stach ihm mit dem Zeigefinger auf den Oberarm. Der Blonde errötete, und wandte den Blick ab. „Unsinn... verliebt... In wen!? Das ist doch Blödsinn...“, sagte er hastig, und nahm nervösen einen Zug von der Zigarette. „Sag, wer ist es?“ Sanji schüttelte den Kopf. Seine Ohren schienen zu glühen. „Du musst nicht so tun, als wärst du nicht verliebt...“ Der Finger bohrte sich fast schon schmerzhaft in seinen Arm. „Kennst du nicht...“, murmelte Sanji, das Gesicht noch immer abgewendet. „Sanji-kuuun... sei ehrlich...“ „Ace... nein, ich....“ „Hier steckst du also!“ Die raue Stimme ließ ihn aufschauen. Zoro kam in seiner Trainingsbekleidung und einem Holzschwert in der Hand auf sie zu. Der Grünhaarige sah abwechselnd von Sanji zu Ace, und auf ihre Hände. Er hob eine Augenbraue. „Ich dachte, du wartest vorne auf mich?“, sagte er in einem ernsten Tonfall. „Gleich wäre ich ja wieder dort gewesen“, meinte Sanji, und schnippte den Zigarettenstummel von sich. „Musst du unbedingt rauchen?“ „Klappe...“ „Nichts da. Komm jetzt.“ Der Größere nahm seinen Arm, und zog ihn aus Ace' Umarmung. Sanji lächelte diesen entschuldigend an. „Mach dir noch einen schönen Tag, ja?“, rief er ihm zu. „Und jetzt zu dir, Marimo! Du bist nicht meine Mutter, also hör auf, mir etwas vorzuschreiben!“ „Du hast versprochen, nach dem Unterricht auf mich zu warten...“ sagte der Grünhaarige, als sie fast wieder vor dem Schulgebäude waren. „Ich war doch bloß einen kurzen Moment mit Ace hinten.“, sagte der Blonde genervt. „Es geht ums Prinzip, klar?! Es war eine Abmachung...“, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. Sanji sah den Jüngeren fragend an. Ging es hier tatsächlich bloß darum, dass er nicht auf ihn gewartet hatte? Sie betraten die Schule. Alles schien wie leergefegt, wie jeden Abend waren sie die Letzten. „Zoro? Bist du jetzt wirklich nur sauer, weil ich nicht auf dich gewartet hab?“ So schnell, dass er es kaum realisieren konnte, drehte sich der Größere zu ihm um, und schloss ihn in die Arme. „Hey... lass das...“ „Keine Angst. Hier kommt keiner mehr vorbei.“ Sanji seufzte, und erwiderte die Umarmung. „Verdammt, ich wollte dich eben sehen. Stattdessen schaue ich mich um, wie der letzte Trottel, bis mir einfällt, wo du dich herumtreibst...“ „Also, herumtreiben würde ich es nicht nennen...“ „Nenn es, wie du willst.“ Zoros Kopf ruhte auf seiner Schulter, sein warmer Atem strich über die nackte Haut an seinem Hals. Sanji schauderte. „Ist dir kalt?“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Du bist ja da. Mein Heizkissen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte er den muskulösen Körper an sich. Der Jüngere schien wirklich eine viel höhere Körpertemperatur als er zu haben. „Sanji?“ Der Angesprochene öffnete die Augen. Für einen kurzen Moment hatte er sie geschlossen, um die Berührung noch mehr zu genießen. Zoro sah ihn eindringlich an. „Sanji, ich...“, begann er. Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen. Sagte Zoro gleich wirklich das, was er dachte? Was er sich erhoffte? Er lächelte, und ließ ihn aussprechen. „Ich...“ Eine feine Röte schlich auf das Gesicht des Größeren. Sein Atem schien unregelmäßig. „Ich...“ Er senkte den Blick, und legte eine Hand in den Nacken. Wie immer, wenn er nervös war. Zoro seufzte, und biss sich auf die Lippe, soviel konnte er erkennen. Sanji traute sich kaum noch, normal zu atmen. „Ich... muss jetzt zum Training.“ Ohne ihn anzusehen drückte er ihm einen stürmischen, kurzen Kuss auf die Lippen, strich ihm durchs Haar und drehte sich auf dem Absatz um. In Windeseile verschwand er Richtung Dojo. Die Knie zitterten ihm. Er hatte es fast gesagt, oder? Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er die Treppen hinaufstieg, um in die Lehrküche zu gehen. Sanji öffnete die Augen, und schreckte im selben Moment nach oben. „Was...“ Er hatte geträumt. Sein Blick fiel auf die Bettseite neben sich. Sie war verlassen. Zögerlich legte er eine Hand auf die Stelle. Sogar noch warm. Dem Blonden stieg die Röte ins Gesicht. Zoro hatte tatsächlich neben ihm im Bett geschlafen, das hatte er sich nicht eingebildet. Eine Erinnerung schoss ihm in den Kopf. Er hatte ihn geküsst. Auf die Lippen. Und gestern Abend war er zwar müde und erschöpft, aber ganz sicher nicht betrunken und völlig unzurechnungsfähig. Als spürte er jetzt wieder die warmen, weichen Lippen, fühlte er ein Kribbeln auf seinen. Sanji legte die Fingerspitzen auf seinen Mund, als könnte er den Kuss damit wegwischen. Er musste sich ablenken, genau. Sanji sah sich um. Warum hing in seinem Zimmer keine Uhr? Fahrig griff er nach seinem Handy, welches aus ihm unerfindlichen Gründen unter den niedrigen Tisch gerutscht war. Es war noch nicht mal um sieben. Warum konnte man ihn nicht schlafen lassen? Gut, er war selbst dafür verantwortlich. Alle anderen Bewohner des Hauses schliefen noch, es war fast schon gespenstisch still. Perfekt also, um ungestört ein Bad zu nehmen. Genau das würde ihm jetzt helfen. Heißes Wasser auf seiner Haut und frisch gewaschene Haare würden den Tag schon in eine angenehmere Richtung lenken. Auf Zehenspitzen schlich er über den Flur. Das Holz unter seinen Füßen war weich und knarrte leise, fast schon beruhigend. Er hörte Stimmen, als er an einer der Türen vorbeikam. Beide rau vom anstrengenden Erzählen gestern Abend. „...ich will bloß, dass sich alle verstehen“, sagte Luffy leise. „Nein. Du willst, dass alles so ist wie damals.“ „Das wäre doch cool!“ „Luffy... mach dich nicht lächerlich. So wie früher wird es nie wieder. Nicht nur sie alle als Mensch haben sich verändert, auch ihre Beziehungen untereinander. Bei manchen haben sich die Gefühle füreinander völlig verändert.“ „Hmm...“, stimmte der Schwarzhaarige ihr zu. „Du meinst sicher Sanji und Zoro, oder?“ Eigentlich wollte der Blonde längst nicht mehr vor der Tür stehen und ihrem Gespräch lauschen, denn seine gute Kinderstube meldete sich in seinem Kopf. Aber als er seinen Namen und besonders den des Anderen hörte, vergaß er einfach, was er als Junge gelernt hatte. Das war doch etwas anderes, wenn sie über einen selbst sprachen, oder? Er hielt fast die Luft an. „Naja, die beiden... Ich denke, sie wissen selbst nicht einmal genau, was sie füreinander fühlen.“ Er hörte ein leises Auflachen des Jüngeren. „Also... Zoro hat mir gesagt, was er von Sanji hält.“ Fast schon wollte der Blonde sein Ohr gegen die Wand oder Tür drücken. „Hat er das wirklich? Und hat er vor, es ihm zu sagen?“ Es folgte einen Augenblick Stille. Hatte Luffy etwa derart leise geflüstert, oder, was wahrscheinlicher war, einfach den Kopf bewegt um zu antworten? „Ah... na dann...“ Nami raschelte mit der Bettdecke. „Komm Luffy, rutsch näher zu mir.“ „Nichts lieber als das...“ Jetzt war der Moment, um sich so schnell es nur ging, aus dem Staub zu machen. Den beiden wollte er sicher nicht >dabei< zuhören, so wie keinem anderen hier sonst auch. Endlich kam er im Badezimmer an. Sanji sah in den Spiegel. Er betrachtete seine fahle Haut und seine blauen Flecke. Moment. Woher kamen die denn? Er sah an sich herunter. Neben seiner Brustwarze waren zwei Blutergüsse. Obwohl... das waren per Definition wohl eher >Knutschfleckengefügig< zu machen. Sie waren sich so nahe. Aber waren sie etwas? Hatte das, was zwischen ihnen war, einen Namen? Für Sanji standen seine Gefühle fest. Aber Zoro? Er drehte seinen Kopf etwas zu dem Grünhaarigen, dessen Augenlider noch geschlossen waren. Sein Puls raste, und er sammelte seinen Mut, um ihn zu fragen: „Sag mal... liebst du mich?“ „...“ Der Blonde drehte sich komplett zu ihm um. Er schlief tief und fest. Er biss sich auf die Lippe, um die Tränen zu unterdrücken. Er hatte ihn nicht gehört. Er konnte ja auch später noch mal fragen, wenn die aufgestanden waren... oder morgen... oder... „Scheiße!“ Mit der bloßen Faust schlug Sanji gegen die Wand. Er spürte nicht einmal den Schmerz in der Hand. Aber es war egal. Mit zitternden Knien erhob er sich, und duschte weiter. Er weinte, doch unter dem Wasserstrahl bemerkte er es fast selbst nicht. Auch das Wasser schien all seine Wärme verloren zu haben. Oder er spürte einfach nichts mehr. Warum jetzt? Warum dieses Wochenende? Es hätte doch wirklich jeder andere, verdammte Tag sein können, aber nein. Heute musste ihm bewusst werden, wie sehr noch an dem Grünhaarigen hing. Er kam sich so dumm vor, all die Jahre an ihn gedacht zu haben, immer mit der Hoffnung, es könnte sich noch etwas ändern. In seiner Vorstellung stand er eines Tages einfach vor seiner Tür und bat ihn um Vergebung. Er sagte die Worte, nach denen er sich so sehnte. Doch das würde nicht passieren. Zwar hatte Zoro vor einer Woche vor ihm gestanden, allerdings hatte er nicht das gesagt oder getan, was er sich erhofft hatte. In den Jahren nach der Schulzeit war es sein einziger Schutz, nicht völlig den Verstand zu verlieren, indem er sich einredete, dass er Zoro nicht leiden konnte. Es ging ihm besser, wenn er sich nur daran erinnerte, wie sie sich stritten, als daran, wie sie sich küssten. Wenn er sich nur in Gedanken rief, dass sie sich jedes Mal fast schlugen, als daran, wie sie sich in den Armen lagen, oder wie Zoro ihn berührte. Und fast hatte er es geschafft, das wirklich zu glauben. Beinahe hätte er all die schönen Dinge aus seinem Gedächtnis gestrichen. Doch dann dieses Wochenende. Diese Fahrt zusammen, in der alles noch einmal hochkam. Und dann auch noch seine Kommentare. Verdammt. Sein Kopf dröhnte, als er aus der Dusche stieg. Als ob ein hoher Druck auf ihm lastete, und ihn in seinen Bewegungen einschränkte. Langsam trocknete er sich ab, und zog sich an, um langsam aus dem Badezimmer zu schleichen. Eindeutige Geräusche aus den Zimmern ignorierte er, und konzentrierte sich auf seine Schritte. Er sah nur noch einmal kurz zu seiner Tür, ehe er das Zimmer neben seinem betrat. Es war dunkel hier drin. Kein Licht war angeschaltet, nur das spärliche Sonnenlicht ließ Umrisse erkennen. Das Zimmer hatte die gleiche Einrichtung wie seines. Ein Tisch, ein Bett und ein Futon. Auf diesem konnte er seine Silhouette ausmachen. Zoro saß da, aufrecht im Schneidersitz. Er drehte den Kopf zu ihm um. „Sanji?“ Der Blonde schob die Tür hinter sich zu, und wartete einen Moment lang. Zoro wollte sich ganz zu ihm umdrehen, doch der Ältere hob die Hand, und wies ihn damit an, sich nicht umdrehen. Er schritt auf ihn zu, nach wenigen, kurzen Schritten war er an seinem Futon. Er blickte auf ihn hinab. Zoro sah nach vorne, die Hände lagen locker auf den Beinen. Sanji sank auf die Knie, und setzte sich dicht hinter Zoro. Er spürte, wie der muskulöse Körper sich versteifte, als er seine Arme um ihn legte. Wie warm er sich anfühlte. Zwar hatte er es schon in der letzten Nacht bemerkt, aber erst jetzt wurde es ihm bewusst. Unter dem dünnen Baumwollkimono konnte er die ausgeprägten Muskeln spüren. Was für eine Zerstörungskraft sie wohl haben mussten. Doch genauso konnte er zärtlich sein, fast schon schüchtern. Sanji lehnte seinen Kopf an den breiten Rücken. Er sog den Duft des Jüngeren ein, und spürte die Vibrationen, als er mit ihm sprach. „Sanji, was ist mit dir?“ Wäre die Frage, was er vorhatte, nicht naheliegender? Aber Zoro fragte, wie es ihm ging. „Nichts. Alles ist gut“, sagte er knapp, und schloss die Augen. Zoro schien zu nicken, denn er spürte die sich anspannenden Muskelpartien. Eine große Hand legte sich auf seinen Arm, strich ihn auf und ab. Die kleinen Härchen stellten sich an Arm und Nacken auf, als er das tat. „Sanji...“ Die Art, wie er seinen Namen sagte. Niemand sprach ihn so aus. Jedes Mal, als ob es die letzte Möglichkeit wäre, es zu tun. Oder klang es einfach nur so in seinen Ohren? Was es auch war, es nahm ihn gefangen. Seit er vor seiner Tür gestanden hatte, und ihn mit diesem Blick angesehen hatte. Er wirkte gebrochen, verletzt. So wie er selbst es die ganze Zeit über war. Und einen flüchtigen Moment lang wollte er ihn umarmen. Wie jetzt. Ihn bei sich spüren. „Lass mich einfach nur so sitzen, ja?“ Er spürte das leise Brummen, Zoros leises Lachen. „Das kann ich nicht.“ Sanji sah auf, und lockerte den Griff. Zoro und drehte sich zu ihm um. Er sah ihm tief in die Augen, auch wenn er wusste, dass sich seine Wangen prompt rot färben würden. Der Jüngere lächelte. Sein Lächeln, das er so vermisst hatte. „Sag es.“ Zoro legte seine Hände an Sanjis Wangen, den Blick weiter auf ihn gerichtet. „Sanji, ich … -bin hier um dich zu wecken! Komm, wach auf.“ Nein. Nein. Das konnte, das durfte nicht nur ein Traum gewesen sein. Augenblicklich fühlte er sich schwer wie ein Stein. Er wollte nicht einmal sie Augen öffnen. „Du verpasst das Frühstück...“, sagte Zoro. „Hab keinen Hunger.“ Sanji vergrub sein Gesicht im Kissen. Warum er? Konnte ihn nicht irgendjemand anderes aus dem Bett holen? Ace vielleicht? Obwohl... nein, der auch nicht. Es wäre ihm egal wer. Nur nicht Zoro. „Geht's dir gut? Hast du Fieber?“ Und dann auch noch solche Fragen. „Ich bin bloß müde, ja?“, knurrte der Blonde. „Schon gut. Ich lass dich schlafen. Bis später.“ Der Grünhaarige stand auf. „Zoro?“ Sein Mund war schneller als sein Gehirn. „Hm?“ Er löste sein Gesicht nicht vom Kissen, denn jetzt spürte er, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. „Warst du die ganze Nacht bei mir?“ Stille. Nur das Rauschen seines Blutes im Kopf, und das Pochen seines Herzens. „Zoro?“ Er drehte sich um. Das Zimmer war leer, die Tür stand auf. Das war seine Antwort. Die Stille, bevor der Donner ertönt. Die Luft voll Elektrizität. Jeder weiß, dass der Lärm kommt, auch wenn man sich vor ihm versteckt. Zu hören wird er dennoch sein. Kapitel 8: Smokers delight -------------------------- 8 – Smokers delight Für eine Weile, er wusste nicht genau wie lange, blieb er im Bett liegen. Es war nur ein Traum. Nur in seinen Gedanken war er zu Zoro ins Zimmer geschlichen, und hatte ihn umarmt. Er hätte es in seiner Vorstellung fast gesagt. Was er für ihn empfand. Sanji legte einen Arm über seine Augen, die Sonne blendete ihn. Er musste wohl wirklich langsam aufstehen, ehe die Anderen noch auf dumme Ideen kamen. Er sah Luffy schon ins Zimmer stürmen, und fragen, ob er krank sei. Gut, vielleicht war er das auch auf eine gewisse Art und Weise. Langsam erhob er sich von dem Futon und streckte sich ausgiebig. Jemand schien ihn gestern wieder angezogen zu haben, nachdem Ace ihn seiner Kleidung entledigt hatte. Das konnte nur Zoro gewesen sein. Er konnte sich nicht daran erinnern. Bloß, dass er in seinen Armen lag, und ihn... geküsst hatte. Aber nur ganz kurz, ganz flüchtig. Trotzdem glühten seine Ohren schon beim bloßen Gedanken daran. Seinem Traum entsprechend ging er ins Badezimmer, um endlich zu duschen. Und wie er es da gesehen hatte, waren Blutergüsse auf seinem Körper. Wunderbar. Aber glücklicherweise keine an Stellen, die die anderen sehen würden, wenn er nicht grade oben ohne herumlaufen würde. Außer, sie würden ihn mustern, wenn er ins Onsen ging. Wenn überhaupt, begutachtete ihn doch nur Einer. Zwei. Verdammt, zu viele. Energisch wusch er sich seine Haare. Jetzt hatte er sogar schon die Gedankengänge wie er es letzte Nacht geträumt hatte. Er würde noch verrückt werden. Es war doch von Anfang an eine dumme Idee gewesen, Zoro wieder in sein Leben zu lassen. Hätte er sich nicht denken können, was passieren würde? Nein, denn wie hätte er in den Kopf des Anderen sehen sollen? Nie im Leben hätte er gedacht, dass der Jüngere ihn noch wollte. Genaugenommen wollte er doch bloß seinen Körper, oder? Langsam stieg er aus der Kabine. Das heiße Wasser hatte wahre Wunder bewirkt, und seine Muskeln entspannten sich. Gründlich trocknete er sich ab, und schlüpfte dann in seine Klamotten. Was er jetzt brauchte, war eine Zigarette. Sanji musste sich nicht mal schleichen, denn hier schlief niemand mehr. Er hörte laute Stimmen, ganz besonders Luffy, der fröhlich herumkrakelte. Ihm zuliebe würde er heute einfach ein Lächeln aufsetzen, und so tun, als hätte er den Spaß seines Lebens. Der Blonde schob die Tür auf und trat nach draußen. Wie angenehm warm es doch war. Zumindest im Schatten. Direkt in der Sonne hielt man es kaum aus. Ein See in der Nähe wäre jetzt genau das Richtige. Da würde er sich hin verziehen, und ein paar weite Bahnen schwimmen. Doch selbst wenn es einen gäbe, würden die anderen dieses Gewässer besetzen und sich wahre Seeschlachten liefern. Manchmal war es doch schön, nicht erwachsen zu werden. Zumindest im Kopf. Als Kind hatte man solche Probleme wie jetzt nicht. Da war das Schlimmste, was passieren konnte, dass einem Sand ins Auge geworfen wurde, oder man sich beim Sturz vom Fahrrad ein paar Kratzer holte. Und jetzt? Erwachsen sein war doch furchtbar, wenn er es sich recht überlegte. Zumindest was den Herzschmerz anbelangte. Doch erwachsen wie er war, setzte er sich auf die Holzveranda, und steckte sich eine Zigarette an. Gut, das war wohl der momentan einzige Vorteil, kein Kind mehr zu sein. Seit gestern Nachmittag hatte er nicht mehr geraucht. Der warme, würzige Dunst füllte seine Lungen, und einen Augenblick lang schloss er die Augen, um das Gefühl auszukosten. Er blies den Rauch langsam wieder aus, und hatte den typischen Geschmack auf der Zunge. Als hätte er etwas Schmackhaftes gegessen, leckte er sich über die Lippen, um dann wieder den Glimmstängel an selbige zu führen, und noch einmal tief einzuatmen. Sanji spürte, wie sich sein Körper langsam entspannte. Solange bis seine Gedanken wieder abschweiften, und er an die Schulzeit dachte. Eines Tages hatte er einfach beschlossen, zu rauchen. Vielleicht, um erwachsen zu wirken, oder aus purer Neugier. Genau wusste er es nicht mehr. Seine Freunde waren Nichtraucher, bloß Ace gönnte sich ab und zu eine Zigarette. Als Schüler verfügte man schließlich, wenn überhaupt, nur über ein mageres Taschengeld, und eine Schachtel Nikotin war ein wahres Luxusobjekt. Es wurde also geschnorrt ohne Ende. Sanji und Ace trafen sich öfter, um nach der Schule zu qualmen, und legten auch das ein oder andere Mal zusammen, um sich eine neue Packung zu kaufen. Trotz Sommersprossen oder ‚bubihaftem‘ Aussehen bekamen sie immer, was sie wollten. Vielleicht konnten sie einfach mit einem Lächeln jede Verkäuferin und auch Verkäufer um den Finger wickeln? Was es auch war, sie hatten immer Zigaretten verfügbar. Zoro beschwerte sich kaum darüber. Wohl auch, weil ihr Tête-à-tête erst begann, als Sanji schon regelmäßig rauchte. Er achtete auch darauf, nicht nach Rauch zu riechen, denn auch ihm gefiel es nicht. Und solange er es draußen tat, verzog sich der Geruch schnell wieder. Doch auch wenn sie sich küssten, ließ der Jüngere keine Beschwerden hören. Wohl weil er wusste, dass es sinnlos war, ihm ins Gewissen zu reden. Sicher hätte er schnippisch geantwortet, mit einem Satz wie >Du bist nicht Jeff oder meine Mutter<. Nein, das war Zoro alles zum Glück nicht. „Sanji, endlich bist du wach.“ Er sah auf zu Nami, die vor ihm stand. Sie lächelte und zeigte auf den Platz neben ihm. Er nickte, und sie setzte sich zu ihm. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil es dir gestern Abend nicht besonders gut ging...“, sagte die Rothaarige. Das war sicher noch geschmeichelt, denn er war betrunken und halb bewusstlos in sein Zimmer geschleppt worden. „Ja, ich hab wohl etwas zu viel getrunken...“, grinste er schuldbewusst. „Und das auf leeren Magen.“ Er öffnete den Mund, um zu widersprechen, Nami schüttelte bloß den Kopf. „Ein Kappa Maki reicht meinem Wissen nach nicht aus, um satt zu werden.“ Hatte sie ihn auch noch beobachtet? „Tut mir leid. Das Essen war wunderbar, aber mir hat einfach der Appetit gefehlt...“ „Kann ich verstehen. Wenn man fast vier Stunden stur geradeaus fährt...“ Die Rothaarige lächelte ihn weiterhin an. „Nami...“, seufzte er und nahm einen tiefen Zug. „Hey, darf ich auch?“ Irritiert sah er sie an. Meinte sie die Zigarette? Er hielt sie ihr entgegen. „Danke.“ Ohne sie ihm aus der Hand zu nehmen, griff sie sie mit zwei Fingern, und führte sie an die Lippen. Sie schloss die Augen, und inhalierte den blauen Dunst. Einen Moment lang ließ sie ihn ihrer Lunge, ehe sie ihn gemächlich ausatmete. „Seit wann rauchst du?“, fragte er, nicht ohne sie weiterhin verblüfft anzusehen. „Eigentlich gar nicht. Bloß wenn ich nervös werde, tut eine kleine Portion Nikotin wahre Wunder.“ Sanji lachte auf, und nickte zustimmend. Er konnte sie so gut verstehen. „Möchtest du eine?“ Sanji bot ihr die geöffnete Schachtel an. „Hm... na gut, aber nur eine.“ Sie fischte eine Zigarette heraus und schob sie sich zwischen die roten Lippen. Wie zwei Verschwörer saßen sie vor dem Haus, und lachten und rauchten. Er hatte sie noch nie so entspannt gesehen. Zumindest wirkte sie so. Früher war sie leicht reizbar und im klassischen Sinne zickig. Doch jetzt, als Frau, schien sie ihren Frieden gefunden zu haben. Vielleicht war das Erwachsen werden doch nicht so schlimm. „Weißt du, ich hätte verrückt werden können“, sagte sie plötzlich, und betrachtete den aufsteigenden Dampf ihrer Zigarette. „Verrückt?“, hakte der Blonde nach. „Ich bin mir noch nie so sicher gewesen, jemanden so zu lieben wie Luffy, und doch ist da etwas, dass mich nicht in Ruhe lässt.“ Sie tat einen weiteren Zug. Sanji ließ sie weitersprechen. „Die ganze Planung im Vorhinein hat mich, nein uns, Kraft gekostet. Allein diese Pension zu finden hat fast zwei Monate gebraucht. Und dann die Feier... All das hat mich beinahe zur Verzweiflung getrieben.“ Er sah sie eindringlich an. Noch nie hatte er sich so ernst mit ihr unterhalten, wenn auch Nami das Gespräch dominierte. Zumindest nicht, dass er sich daran erinnern konnte. „Und was hat dich davon angehalten, den Verstand zu verlieren?“ Plötzlich umspielte ihr Gesicht ein derart warmes, zufriedenes Lächeln, dass Sanji eine Gänsehaut bekam. So ein Gesicht hatte er noch nie bei ihr gesehen. „Er. Luffy war immer für mich da, auch wenn ich den Tränen nahe stand, und ihn angeschrien habe. Du weißt selber, was für ein Chaot er ist, und dass ich derart wichtige Planungen lieber allein mache. Aber ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft. Er war da, wenn ich stundenlang jemandem hinterhertelefoniert habe, oder mir die Füße wund gelaufen habe, um etwas rechtzeitig zu besorgen. Er musste noch nicht einmal viel sagen, sondern mich einfach in den Arm nehmen. Dann war ich glücklich. Und genau dann wusste ich, dass er der Richtige war. Dass es die richtige Entscheidung war, seinen Antrag angenommen zu haben.“ Gebannt hatte er ihr auf die Lippen geschaut. Die Asche an seiner Zigarette fiel auf das Holz, doch er sah nicht von ihr weg. Nein, so ein Gespräch hatten sie wirklich noch nie geführt. „Du liebst ihn von ganzem Herzen“, sagte Sanji, und lächelte. Sie nickte, und nahm den letzten Zug von ihrer Kippe, ehe sie sie ausdrückte. „Warum hast du mir das erzählt?“, fragte der Blonde. Sie drehte sich zu ihm um, noch immer lächelte sie. „Ich denke, du bist einfach der Mensch, dem ich am meisten vertraue.“ Nami legte eine Hand auf seinen Arm. „Und weil ich glaube, dass du auch solch einen Menschen brauchst.“ Aufmerksam sah er sie an. Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment. „Ich werde dich jetzt mal wieder allein lassen. Ich muss aufpassen, dass mein Bräutigam nicht das Essen für heute Abend vernichtet.“ Kurz drückte sie seinen Arm, und stand dann auf. „Danke nochmal für die Zigarette.“ „Jederzeit“, sagte er, und die Rothaarige ließ ihn allein zurück. Wurde sie jetzt schon so mysteriös wie Robin? Seine Zigarette war bis zum Filter abgebrannt, und er drückte sie ebenfalls aus, ehe er den Stummel von sich schnippte. Sie hatte es ihm erzählt weil sie dachte, er sei einsam. Zumindest war es das, was er herausgehört hatte. Jemanden, der wie Luffy für sie war. Ja, vielleicht brauchte er das. Nur bitte keinen, der wie Luffy war. Der Schwarzhaarige wirkte auf ihn immer noch wie ein Kind, da konnte er Bauchmuskeln haben wie er wollte. Es hatte ihn gestern beim Baden überrascht, dass er gar nicht mehr so schmächtig war wie früher. Aber sogar Usopp schien an Muskelmasse zugelegt zu haben. Nur er war immer noch schmal wie in ihrer Schulzeit. Nun gut, wahrscheinlich nicht genau so, aber kräftig und muskulös sah anders aus. Warum musste er bei diesen Worten nur immer wieder an Zoro denken? Weil im Lexikon neben diesen Worten sein Bild war. Haha. Er lachte bitter. Wenn er nicht genau wusste, dass es das Hochzeitswochenende von Luffy und Nami war, hätte er schwören können, es wäre eines, das Zoro gewidmet war. Zumindest in seinen Gedanken war es so. Denn nicht beispielsweise Namis Brautkleid schwirrte ihm im Kopf herum, sondern dieser grünhaarige Kerl. Sanji musste sich nicht einmal fragen, wieso es so war. Spätestens nach der letzten Nacht wäre ihm der Kerl nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wo der sich jetzt wohl herumtrieb? Alle außer ihm schienen eine mehr oder weniger erfüllende Tätigkeit zu haben, denn er konnte sie zwar hören, sah aber keinen. Wahrscheinlich verschworen sie sich in genau diesem Augenblick alle gegen ihn. Der Blonde grinste bei dem Gedanken daran. Kurz linste er noch einmal zu seiner Zigarettenschachtel, entschied sich aber doch dagegen, ein weiteres Mal zu rauchen. Er streckte sich, ehe er aufstand, um sich der Gruppe anzuschließen. Gestern hatte er nicht darauf geachtet, wie weitläufig das Gelände um das Gebäude herum war. Hier gab es nicht einfach bloß die Pension, die heißen Quellen, und eine Stellfläche für Fahrzeuge. Hinter dem Haus befand sich ein wunderschöner, traditionell gestalteter Garten, mit mehreren Kirschbäumen, einem kleinen Teich, und sogar einem kleinen Pavillon, welcher einem Teehaus für ungefähr drei Personen nachempfunden war. Offenbar hatte er letzte Nacht schon derart neben sich gestanden, dass er kein Auge dafür hatte. Er schlenderte durch den Garten und ging ins Teehaus. Es war zu beiden Seiten offen, und es gab hier keine Bänke, also setzte er sich auf den Boden. Erst heute Nacht fand die eigentliche Feier statt, eine Art Polterabend, und er hatte sich gestern bereits verausgabt. Dann gab es heute eben keinen Alkohol. Gut, weniger als gestern würde reichen. Und er sollte sich nicht in die Nähe von Ace setzen. Und auch weg von Zoro. Dem konnte er jetzt sicher kaum noch in die Augen sehen. Sie hatten sich das Bett geteilt, und waren in einer Umarmung eingeschlafen. Wollte er das nicht verdrängen? Unmöglich. Sanji konnte nicht vergessen, wie warm es bei ihm war. Wie geborgen er sich gefühlt hatte. Es hatte sich... richtig angefühlt. Fast, als würden sie jeden Abend so zusammen einschlafen. Kurz war er dazu hingerissen, sich selbst einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen. War das etwa ansteckend? Oder war es normal, derart sentimental zu werden, wenn all die Menschen aus der Vergangenheit um einen herum waren? Aber was war an diesem Wochenende denn noch normal? Gar nichts. Mit Zoro mehrere Stunden Auto fahren? Sich betrinken? Von Ace befummelt werden? Mit Zoro in einem Bett schlafen? Nein, das war weder normal, noch konnte es gut für seine Gesundheit sein. Er konnte nur hoffen, dass das alles hier bleiben würde, wenn er wieder zu Hause war. Von Erinnerungen verfolgt zu werden, darauf konnte er sehr gut verzichten. Sanji wollte nicht jeden Tag daran denken müssen, was passiert war. Also versprach er sich: Was an diesem Wochenende in der Pension geschehen würde, bliebe in der Pension. Er würde sich später nicht damit belasten, egal was es war. Seufzend nahm er eine neue Zigarette aus der Schachtel, als er Schritte hörte. Die kleine Treppe zum Pavillon knarrte. Der Blonde drehte sich um. „Oh.“ „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte Zoro, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Der Ältere nickte, und schob sich den Glimmstängel zwischen die Lippen. Wortlos setze sich Zoro zu ihm. Sollte er ihn jetzt nicht eigentlich völlig grundlos beleidigen? Das tat er doch sonst auch. Ihn provozieren und in einen lächerlichen Streit verwickeln, den er doch nur verlor? Jetzt nicht. Ihm war nicht danach, und das nicht nur wegen seines leicht pochenden Schädels. Er zückte sein Feuerzeug, und betätigte den Schalter. Es klickte, doch keine Flamme wollte sich entzünden. „Mistteil...“, grummelte Sanji, und schüttelte das kleine Ding aus Plastik. Der Grünhaarige sah ihm mit unbewegter Miene zu. Wieder versuchte er es zu entzünden, doch vergeblich. Grummelnd steckte er die Zigarette zurück in die Schachtel, und das Feuerzeug in seine Tasche. „Wahrscheinlich will es mich zum Aufhören zwingen...“, sagte Sanji, und lehnte sich an den Rahmen des Teehauses. Zoro nickte bloß lächelnd. Er hatte eine freche Antwort erwartet, so wie er sie sonst von dem Jüngeren kannte, und auf die er immer so leicht ansprang. Doch im Moment sah er einfach nach draußen in den Garten. „Willst du etwas Bestimmtes?“, fragte Sanji leise, und verschränkte die Hände im Schoß. „Nein. Ich will nur hier sitzen.“ „Mit mir?“ „Ich dachte eigentlich, ich wäre allein. Aber mit dir kann ich leben“, sagte Zoro, und grinste ihn an. Es ließ seine Züge weicher erscheinen, und machte ihn noch schöner. Sanji wandte schnell den Blick von ihm ab, und suchte sich einen Punkt im Garten, auf den er sich konzentrieren konnte. Er versuchte, sich an einem Grashalm zu interessieren, der fast schon rebellisch hoch wuchs, und sich leicht im kaum spürbaren Wind wiegte. „Sanji? Ich wollte mich entschuldigen.“ Der Angesprochene zuckte zusammen, versuchte dabei, den Grashalm nicht aus den Augen zu verlieren. „Wofür?“, fragte er nach, auch wenn er es gar nicht hören wollte. „Das gestern... auf der Fahrt. Ich weiß auch nicht, was da über mich kam.“ Auf der Fahrt? Meinte er, als er sich einfach an den Straßenrand gestellt hatte, um zu verschnaufen? Sicher, denn Zoro kam schließlich zu ihm, um ihn zu umarmen. Und sie hatten sich geküsst. Doch dafür entschuldigte er sich sicher nicht, denn gewissermaßen hatte er eine Erlaubnis bekommen. „Weil du mich angefasst hast?“ Zoro nickte. „Und dass ich dir auf die Nerven gegangen bin. Naja, und das in deinem Zimmer... Ich sollte wirklich dankbarer sein, dass du mich- Au!“ Sanji hatte dem Grünhaarigen einen nicht grade sanften Schlag auf den Hinterkopf gegeben. „Was ist los mit dir? Ich dachte, ein Roronoa Zoro entschuldigt sich nicht? Und schon gar nicht so. Verdammt, bist du ein kleines Mädchen, oder was?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah der Blonde ihn an. „Was?“, brachte Zoro bloß hervor. „Das passt nicht zu dir. Du hast immer das getan, was du wolltest, komme was wolle. Und entschuldigen, ganz besonders bei mir, war noch nie deine Art.“ Die ungläubige Miene des Jüngeren wandelte sich in ein zartes Lächeln. Sanji linste kurz zu ihm, nur um schnell wieder wegzusehen. Er musste sich auf den Halm konzentrieren. „Bin ich wirklich so rücksichtslos?“ „Musst du mich tatsächlich fragen, wie du bist?“ „Nein. Ich weiß, dass ich so bin.“ „Außerdem tut es dir nicht mal leid, dass du mich befummelt hast.“ Einen Moment hielt Zoro inne. „Stimmt“, sagte er dann mit einem leisen Lachen. Sanji seufzte. „Ich hab es sofort herausgehört. Wenn du mal eine Entschuldigung ernst meinst, dann klingt deine Stimme ganz anders.“ Warum konnte ihn nicht jemand zurückhalten? Ihm den Mund zu halten, wenn es sein musste. Warum sagte er ihm nicht gleich, dass er noch immer jedes Detail an ihm und seinem Verhalten kannte. „Ich glaube, nur du weißt solche Dinge über mich“, sagte Zoro lächelnd. „Keine Ahnung“, knurrte der Blonde. Natürlich war es so. „Dann entschuldige ich mich auch nicht dafür, dich provoziert zu haben. Allerdings wollte ich nicht, dass du wegen mir weinst.“ Sanji drehte den Kopf zu dem Jüngeren. „Ich weiß auch nicht, was das war... Normalerweise bin ich nicht so weinerlich“, murmelte der Ältere. „Schon okay. Ich hoffe nur, du nimmst sie an?“ „Längst vergeben und vergessen.“ Er ließ sich zu einem Lächeln hinreißen, das Zoro erwiderte. Dann wandte er sich wieder ab, und schaute in den Garten. „Wo treibt sich der Rest eigentlich herum?“ „Die sitzen auf der Wiese und betrinken sich jetzt schon.“ „Was für eine Wiese?“ Zoro streckte den Arm, und zeigte auf einen Punkt hinter der hohen Hecke. „Ein Stück weiter gibt's nur noch Gras und Sträucher“, sagte er, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. „Wo sind wir hier bloß gelandet?“, seufzte der Blonde. „Im Niemandsland, denke ich.“ Der Schlanke lachte auf. Er hatte Recht. Hier gab es nichts. Nur die kleine Pension war ein Zeichen von Zivilisation. Doch dafür waren sie unter sich. Hier konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Warum er bei diesem Gedanken zu Zoro sah, wusste er auch nicht. Er musterte die markanten Züge des Anderen. Die Sonne schien Zoro ins Gesicht, und er schloss die Augen. Wie immer, wenn er nervös wurde, kaute Sanji auf seiner Unterlippe herum. Der Blonde senkte den Blick. Beide lehnten sie sich nach hinten, und stützen sich dabei auf ihre Hände. Im Moment waren diese keine zehn Zentimeter voneinander entfernt. Zoro genoss die Sonne auf seiner Haut. Musste er dabei auch so perfekt aussehen? Es war unfair. Der Grünhaarige hatte einen makellosen Teint, leicht gebräunt und ebenmäßig. Er selbst war seiner Meinung nach viel zu blass, und auch langes Sonnenbaden half dem nicht ab. Zoro wirkte wie ein junger Gott. Verflucht. Schon damals liebte er dieses Gesicht, und jetzt, wo es keine kindlichen Züge mehr hatte, nur noch mehr. Er musste wegsehen. Sanji drehte sich wieder um zum Garten, und ließ den Blick über ihn schweifen. Es war wirklich schön hier, und vor allem ruhig. Nur der Wind wehte leicht, und brachte ein Windspiel zum Klingen, welches er aber nicht ausmachen konnte. Doch der Klang beruhigte ihn ein wenig. Ungefähr so lange, bis ihm wieder bewusst war, mit wem er hier saß. Sein Arm schien langsam steif zu werden, wenn er sich noch länger auf ihn stützte. Und doch wollte er sich nicht bewegen. Sanji wollte bloß bei ihm sitzen, und das Wetter genießen. Doch etwas in ihm schien sich damit nicht zufrieden geben zu wollen. Seine Hand rutschte Millimeter um Millimeter näher an die des Jüngeren. Immer weiter, ganz vorsichtig über das Holz, als wäre es eine ganz zufällige Bewegung. Er stieß mit dem kleinen Finger gegen den von Zoro. Sanji hielt augenblicklich die Luft an. Fast erwartete er, dass Zoro seine Hand wegzog. Doch sie blieb. Und er begann wieder, so gut es ging, normal weiter zu atmen. Vielleicht hätte er aufhören sollen, als er es noch konnte, doch schon der Gedanke daran, die warme Hand des Anderen zu fühlen, ließ ihn nicht los. Sein kleiner Finger hob sich, und legte sich mitsamt dem Ringfinger auf Zoros Hand. Wo genau, konnte er nicht fühlen. Und hinsehen konnte er erst recht nicht. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Doch es schien ihm aus selbigem springen zu wollen, als er diese Berührung spürte. Zoro entzog sich Sanjis Hand, und einen kurzen Moment dachte er, er müsse vor Scham im Erdboden versinken. Doch dann nahm der Grünhaarige, als wäre es das Normalste auf der Welt, seine Hand, und drückte sie leicht. Er spürte ein Kribbeln, seinen Arm hinauf, und schien sich überall auf seinem Körper auszubreiten. Zoro hielt seine Hand. Das war kein Traum, ganz sicher nicht. Denn jetzt spürte er die Wärme, die ihn zum Lächeln brachte. Noch immer sah er nach vorn, denn er konnte Zoro nicht ansehen. Er musste auch nichts sagen, denn es gab nichts zu erklären. Für diesen einen Moment schien die Zeit langsamer zu laufen. Es war einer dieser Augenblicke, in denen alles perfekt war. Die Ruhe um sie herum, die strahlende Sonne, die reine Luft. Die zarte Zuneigung zwischen ihnen. Die sanfte Berührung, die nicht enden sollte. Es knistert heftig, nicht nur am Himmel. Ein Geruch liegt in der Luft, der Hoffnung nach dem drohenden Gewitter verheißt. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Hallo~ Ich bin es mal wieder, der Autor dieser FF, AKIHIRO ^.~ Jetzt bin ich also schon bei Kapitel 8 *-* Anfangs dachte ich, das hier würde bloß etwas Kurzes sein, aber ich hätte nie gedacht, dass sich die Story so gut ausbauen lässt :D DH schreibe ich ziemlich intuitiv, also ganz ohne Vorgaben und Stichpunktzettel ^^ Und im Leben hätte ich nicht gedacht, dass tatsächlich 34 Leute diese FanFic abonnieren würden D: Danke Leute, auch an alle, die immer fleißig Kommentare schreiben :D ARIGATOU Zur Belohnung greife ich im nächsten Kapitel auch mal wieder in die Limonenkiste ^.~ Kapitel 9: Euphoria ------------------- 9 – Euphoria Sanji nahm kaum wahr, dass sie sich immer weiter näherten. Doch die Distanz zwischen ihnen schrumpfte, sodass sich bald ihre Schultern berührten. Noch immer blickte der Blonde stur geradeaus, auch als Zoro ihre Finger verschränkte, und sie auf seinen Schoß legte. Sie hatten kein Wort miteinander gewechselt, und es war ihm noch nicht einmal unangenehm. Je näher ihm Zoro kam, desto mehr nahm er von ihm wahr. Erst seinen Duft, ein Hauch Parfum oder Aftershave, und sein Eigengeruch, nicht zu beschreiben und einfach verlockend. Allein das löste so viele Erinnerungen in ihm aus, dass ihm fast schwindelig wurde. Dann seine Wärme. Er lehnte sich nur gegen seinen Arm, aber es wärmte seinen ganzen Körper. Sanji legte seinen Kopf auf die breite Schulter, und lauschte dem ruhigen Atem des Anderen. Was das hier war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass sich nichts in ihm dagegen sträubte. Ganz im Gegenteil – er wollte mehr. Etwas, das sich so gut anfühlte, konnte nicht schlecht sein. Sanji hob den Kopf, und sah in Zoros Gesicht. Er sah das zarte Lächeln, welches seine Lippen umspielte, und seine Knie weich werden ließ. Sein Herz raste, doch er wandte den Blick nicht ab. Wenn er wegsehen würde, würde er verlieren. Was, wusste er nicht. Der Blonde erwiderte das Lächeln, und spürte, wie Zoro mit den Fingern über seine Hand strich. Er bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Schon damals hatten seine Berührungen diese Wirkung auf ihn gehabt. Nach dieser ganzen Zeit hatte sich nichts daran geändert. Zoro hatte ihn noch immer in der Hand. Und verflucht, es gefiel ihm sogar. Sanji gab es nicht gern zu, aber er liebte es, schwach zu werden. Mit ihm. Sie sahen sich in die Augen, und mussten nichts sagen. Ihre Gesichter näherten sich. Sanji spürte den warmen Atem auf seinem Gesicht, roch den köstlichen Duft. Der Kuss war wie ein elektrischer Impuls auf seinen Lippen. Würde sein Herz nicht schon jetzt mit Höchstgeschwindigkeit rasen, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen. Von einem Moment auf den nächsten fühlte er sich vollends entspannt, als wüsste er nicht einmal, wie Stress und Anspannung buchstabiert wurden. Zoros Hand fand den Weg in sein Gesicht, legte sich zärtlich auf seine Wange. Er verspürte einen wohligen Schauer. Sie trennten sich wieder voneinander, und sahen sich an. Sanji schaute wie paralysiert auf die weichen Lippen Zoros. Es fühlte sich genauso an wie damals. Auch seine Hand - noch immer streichelte sie seine Wange - fühlte sich so an, wie er es in seinem Kopf gespeichert hatte. Und vielleicht war es jetzt erlaubt, seine Erinnerung aufzufrischen. Sie verstanden eben ohne Worte. Der darauffolgende Kuss war zärtlich, aber drängender. Als Sanji die Zunge des Anderen an seinen Lippen spürte, öffnete er sie. Neugierig erkundete er das altbekannte Terrain. Ob es sich für ihn auch so anfühlte? Der Blonde löste ihre Finger, und legte seine Hand in den starken Nacken des Jüngeren. Seine Finger fuhren vertraut durch das kurze, grüne Haar. So weich wie damals. Eine große Hand legte sich auf seinen Rücken, und drückte ihn näher an Zoro heran. Er konnte nicht anders, als seine Beine auf dessen Schoß zu legen. Er wollte sich an ihn pressen, seinen Körper an seinem spüren. Zärtlich biss Zoro auf seine Unterlippe. Das war neu, aber es war umso besser. Die Finger des Jüngeren fuhren seinen Hals entlang bis zu seinen Schlüsselbeinen. Schauer um Schauer überkam ihn, ließen ihn noch mehr verlangen. Doch Zoro stoppte. Er beendete den Kuss, indem er sich von ihm löste, seine Lippen auf Sanjis Nasenspitze drückte, und ihn ansah. „Hör nicht auf“, sagte der Blonde leise. „Sag nichts, was du später bereust.“ Sanji schüttelte den Kopf. „Ich will es aber“, meinte er fast trotzig. Seine Worte klangen gewollt zweideutig. Der Grünhaarige lächelte. Würde er ihn jetzt loslassen und dann gehen? Doch er beugte sich zum wiederholten Male nach vorn und küsste Sanji. Er fühlte sich anders an. Drängender als der Vorherige, und nahezu flehend. Der Griff in Zoros Nacken wurde fester, verbot ihm, aufzuhören. Die Hand fuhr über seine Brust, er konnte sie durch die dünne Kleidung spüren. Zoro schob Sanji mit einer Hand auf seinen Schoß. In den letzten Jahren war er noch stärker geworden. Der Blonde setzte sich auf seine Beine, sodass er eine entspannte Haltung einnehmen konnte. Eine Hand des Jüngeren vergrub sich in seinen Haaren. Er berauschte ihn. Die andere streifte seinen Rücken entlang, und fuhr wie zufällig über sein Gesäß. Erst wollte er protestieren, doch ihm wurde bewusst, dass er genau das wollte. Zoro durfte, sollte ihn berühren. Wieder spürte er seine Hand, sie schob sich unter sein Hemd. Etwas widerwillig löste sich Sanji von dem Kuss. „Nicht hier...“, raunte er. Zoro nickte bloß. Der Blonde wollte grade von ihm herunter, da schlangen sich Zoros Arme um ihn, und der Grünhaarige stand auf. Weit und breit war niemand zu sehen. Und so würde auch keiner der Gäste sehen, wie Zoro Sanji durch den Garten in die Pension trug. Der Blonde wusste, dass er nicht besonders viel auf die Waage brachte, aber wie leicht es dem Anderen fiel, ihn zu tragen, überraschte selbst ihn. Was für Kraft steckte in diesen Armen? Bei dem Gedanken daran kribbelte es in seiner Magengegend. Als wäre er eine Puppe, trug er ihn auf den Armen, küsste ihn immer wieder auf dem Weg zu seinem Zimmer. Mit dem Fuß schob er die Tür auf, und trat ein. Sanji wusste nicht einmal, ob es sein Raum war oder der von Zoro. Doch im Moment hätte ihm nichts gleichgültiger sein können. Als wäre er leicht zerbrechlich, legte er Sanji auf den Futon und beugte sich über ihn. Der Ältere spürte, dass seine Wangen gerötet waren. Schon jetzt war ihm unerträglich heiß. Besonders als er in Zoros Augen sah. Es war, als sprühten sie Funken. Sanji konnte ihm ansehen, wie er an sich halten musste, um nicht einfach über ihn herzufallen. Seine schlanken Hände legten sich in seinen Nacken, und zogen ihn wieder zu sich nach unten. Er brauchte diesen süßen und doch herben Geschmack. Jetzt, wo er einmal von ihnen gekostet hatte, wollte er sie nicht missen. Doch die heißen Lippen verweilten nicht auf seinen, sondern küssten ihn neben den Mund, seinen Kiefer entlang bis zu seinem Hals. Zoro fuhr mit der Zunge über seine Haut, und entlockte ihm ein leises Stöhnen. Er hatte selber ganz vergessen, wie leicht erregbar er war. Doch bei ihm war es nicht peinlich. So oft wie mit Zoro hatte er nie mit jemandem geschlafen, er kannte ihn besser als er sich selbst. Er wusste vor allem, wo er ihn berühren musste, um ihn um den Verstand zu bringen. Mit geschickten Fingern öffnete er das leichte Hemd des Blonden, und streifte es ihm ab. Seine Zunge kreiste über die entblößte Brust, bis zu seinen Brustwarzen. Ein tiefes Seufzen entfuhr seiner Kehle, als Zoro über sie glitt, und sie zärtlich mit den Zähnen liebkoste. Seine Finger krallten sich in die kurzen Haare, strichen über seinen Nacken, und auf seinen breiten Rücken. Sanji nahm ihn bei den Schultern, und zeigte ihm an, sich aufzurichten. Der Grünhaarige kam dem nach, und Sanji lächelte. Seine Hände glitten unter das Shirt des Muskulösen, und zogen es nach oben. Zoro zog es sich aus und warf es achtlos beiseite. Der Blonde legte seine Hände auf den Rücken, und zog ihn näher an sich. Nun war er es, der den Oberkörper des Anderen mit Küssen übersäte. Er erkannte sich fast selbst nicht wieder, als er Zoro mit sanfter Gewalt auf den Futon drückte. Er beugte sich über ihn, und konnte nicht anders, als seine Muskeln zu bewundern. Seine Fingerspitzen fuhren über sie, und er beobachtete, wie Zoro eine Gänsehaut bekam. Sanji senkte den Kopf, und nun biss er in die Brustwarzen des Grünhaarigen, die sich sofort aufrichteten. Mit einer Hand nestelte er an der Hose des Jüngeren. Er öffnete den Knopf, und zog den Reißverschluss auf. Schon jetzt konnte er die Erektion des Jüngeren deutlich spüren. Sanji grinste spitzbübisch. Während seine Zunge über Zoros Brust glitt, und glänzende Spuren hinterließ, fuhr er mit seiner Hand in seine Hose. Er schob die Unterwäsche zur Seite, und umschloss das Glied mit einem bestimmenden Griff. Zoro gab ein unterdrücktes Keuchen von sich, und nahm Sanjis Gesicht in seine Hände. Er zog ihn zu sich, und küsste ihn ungestüm. Er spürte, wie ihre Zähne gegeneinander schlugen, aber genau diese Härte gefiel ihm. Sie waren schließlich nicht dabei, zu kuscheln. Sanji begann ihn zu massieren. Er begann quälend langsam, sodass der Jüngere das Gesicht verzog, als wollte er ihn anbetteln, schneller zu machen. Doch er ließ sich nicht antreiben. Seine Finger glitten über den Schaft. Immer wieder an dessen Ende, sodass er seine Behaarung erfühlen konnte, zurück an die schon feuchte Spitze. Eigentlich wäre seine Grenze hier schon erreicht, denn damals ging er auch nie weiter, aber heute war es anders. Allein das dumpfe Stöhnen des Grünhaarigen zu hören, zu sehen, wie er bei seinen Berührungen zuckte, und wie sich sein Körper anfühlte, ließ auch ihn erregt werden, und immer mehr wollen. Seine Küsse verteilte er nun abwärts der Brust. Über seine Rippen, die angespannten Bauchmuskeln, bis kurz über seinen Schambereich. Er wusste, es würde ihn Überwindung kosten, doch er wollte es für ihn tun. Es war schließlich ein Teil von Zoros Körper, ein Teil des Mannes, den er liebte. Irgendwie. Sanji schloss die Augen, und umschloss die Spitze der Eichel mit den Lippen. Der Geschmack war alles andere als angenehm, doch er ignorierte seine Vorbehalte und eine gewisse Abscheu, und fuhr mit der Zunge langsam über den Schaft. Zoros Hand legte sich auf seinen Hinterkopf, strich ihm durch das Haar. Er drückte ihn nicht nach unten, doch er wusste genau, dass er um Gottes Willen nicht aufhören sollte. Das würde er ganz sicher nicht. Denn nach einer Weile genoss er es, Zoro so kontrollieren zu können. Seine Zunge leckte, und seine Lippen und Finger berührten ihn mal mit mehr, mal mit weniger Druck. Aber noch immer sehr langsam, sodass Zoros Stöhnen sich in ein heiseres Keuchen wandelte. Er spreizte die Beine, denn die gesamten Muskeln seines Körpers schienen sich anzuspannen. Sanji hätte nie gedacht, was für ein Vergnügen es ihm bereite, Zoro Vergnügen zu bereiten. Sein Keuchen wurde unregelmäßig und abgehackt. Doch so schnell würde es nicht vorbei sein. Sanji ließ von ihm ab, auch wenn er sich dafür einen wütenden Blick von Zoro einfing. Er belächelte ihn nur, und zog dem Muskulösen die restliche Kleidung vom Leib. Jede Partie seines Körpers schien definiert und für sich schon ein Kunstwerk. So schön hatte er ihn nicht in Erinnerung. Sanji öffnete nun auch seine Hose, denn seine Erregung drängte schon schmerzhaft gegen den Stoff. Doch seine eigenen Finger wurden von Zoros verdrängt, der ihn schnell von dem störenden Fetzen befreite. Sie waren völlig nackt. Und wo Sanji sonst noch einen letzten Funken Scham empfand, war der wie weggeweht. Er genoss es sogar, dass der Jüngere ihn so sehen konnte. Denn sein Blick verriet mehr als tausend Worte. Auch wenn, oder grade wegen seiner zierlichen Statur, fand er ihn schön. Wohl mehr als das. Gierig strich Zoro mit den Händen über die weiche Haut des Blonden, der sich über ihn beugte. Sanji schloss die Augen, und küsste Zoro erneut. Jeder Kuss war besser als der davor, schmeckte süßer, und ließ es in seinem Kopf rauschen. Er konnte nicht einmal ausmachen, wo sich die Hände des Jüngeren genau an ihm befanden. Erst, als sie ihn nach unten drückten, und ihn dazu zwangen, sich auf Zoros Becken zu setzen, konnte er sie genau spüren. Eine lag erst auf seinem Gesäß, und glitt immer wieder über seinen Oberschenkel, zwischen seine Beine. Wie zufällig berührte er dabei seine Erektion, dass Sanji nur schwerlich ein lautes Aufstöhnen unterdücken konnte. Die Andere strich seinen Oberkörper hinauf, über seine empfindlichen Brustwarzen hoch zu seinem Hals. Seine Finger bahnten sich ihren Weg in sein Gesicht, und fuhren über seine Lippen. Der Ältere öffnete den Mund, und ließ Zoros Zeige- und Mittelfinger eindringen. Wie in Trance benetzte er sie großzügig mit Speichel, und biss sanft in sie hinein. Zoro lächelte, und nahm seine Hand zurück. Ohne ihn noch länger zu streicheln, begann er mit seinen angefeuchteten Fingern gegen Sanjis Öffnung zu drücken. Er ließ ein dumpfes Stöhnen ertönen, doch er zuckte nicht zurück. Immer wieder schob er vorsichtig einen Finger nach oben; nach und nach gewöhnte sich der Blonde an den Schmerz, und drückte sich ihm entgegen. Sein gesamter Körper schien sich anzuspannen, und sein Verstand löste sich allmählich auf. Um nicht vor Schmerz aufzuschreien, biss sich Sanji in die Hand, als Zoro mit nicht allzu sanfter Gewalt mit dem gesamten Finger in ihn eindrang. Der Blonde drückte seinen Rücken durch, um ihm die weitere Vorbereitung zu erleichtern. Kurz darauf spürte er, wie der Grünhaarige vorsichtig einen zweiten Finger in ihn schob. Er war hin- und hergerissen von Schmerz und nur langsam aufsteigender Lust. Den Schmerz hatte er definitiv verdrängt. Als der Jüngere den dritten Finger einführte, gab Sanji einen kehligen Laut von sich. Seine Hände lagen auf der breiten Brust des Anderen, und seine Fingernägel gruben sich in seine glatte, heiße Haut. Sie hinterließen kleine Furchen, als Zoro begann, seine Finger in ihm zu bewegen. Er hatte das Gefühl, es würde ihn schwer verletzen, aber immer stärker meldete sich sein Verlangen. Wenn er den Schmerz erst überwunden hatte, käme das pure Vergnügen. Etwas zu schnell zog der Andere seine Finger aus ihm zurück; er biss sich auf die Unterlippe, und schmeckte kurz darauf Blut. Doch Sanji verkniff es sich, Zoro darauf hinzuweisen, dass er etwas vorsichtiger sein sollte. Wenn es in seinem Kopf schon so leer sein würde wie bei ihm, könnte er auch mit der Wand sprechen. Sanji griff nach hinten, und half Zoro, sein pochendes Glied in ihn einzuführen. Trotz seiner Vorbereitung spürte er den reißenden Schmerz. Er musste einfach daran denken, dass es von jetzt an nur noch besser werden konnte. Ganz langsam, ja fast in Zeitlupe, setzte er sich auf ihn nieder. Und jeder Millimeter, den er tiefer ging, versank auch Zoro immer weiter in ihm. Er keuchte, als er spürte, dass er wieder auf ihm saß. Einen Moment lang war er nicht fähig, sich zu bewegen, oder auch nur daran zu denken. Dann legten sich die heißen, leicht rauen Hände Zoros auf sein Gesicht. Sanji öffnete die Augen, und sah in das Gesicht des Mannes unter ihm. Tatsächlich. Sein Ausdruck darauf war wie er ihn in Erinnerung behalten hatte. Die halb geschlossenen Augen die ihn überall musterten; der leicht geöffnete Mund, und das heisere Stöhnen aus seiner Kehle. Ein unglaublicher Schauer überkam ihm, der wohl den letzten Schalter in seinem Kopf umlegte. Der Schmerz war fort, nicht mehr als eine schnell verblassende Erinnerung. Erst jetzt spürte er ihn wirklich in sich, mit seiner ganzen Größe und dem pulsierenden Verlangen. Sanji begann seine Hüften in einem behutsamen Takt vor und zurück zu bewegen, dass es ihn und Zoro gleichermaßen zum Aufkeuchen brachte. Wieder platzierte er seine Hände auf der starken Brust, dieses Mal um sich abzustützen, und auch, um die feuchte, heiße Haut zu fühlen. Zoros Hände legten sich auf seinen Hintern, und trieben ihn zu einem schnelleren Rhythmus. Nun begann auch der Jüngere, sich zu bewegen, und versetzte dem Blonden noch recht sanfte Stöße. Schnell fanden sie eine gemeinsame Bewegung, in der Sanji sich dem Grünhaarigen entgegenpresste. Es dauerte nicht lange, da war er einem rauschähnlichem Zustand, in dem er nichts weiter wahrnahm außer den immer heftigeren Stößen Zoros und dessen große Hand, die sich um seinen steifen Penis gelegt hatte, und ihn massierte. Er hörte nicht, dass seine Lustgeräusche immer lauter wurden, und er aus dem Takt geriet. Sein Körper begann zu zucken, und in seinem Kopf schien es eine kleine Explosion zu geben. Ein lautes, heiseres Aufstöhnen entkam seiner Kehle, als er sich in Zoros Hand ergoss. Für eine Sekunde sah er nach unten in das lustverzerrte Gesicht des Jüngeren. Kaum, dass Sanji die milchig-weiße Flüssigkeit in seiner Hand verteilt hatte, spürte er ein Aufzucken des Anderen, und dass er sich mit einem lauten Stöhnen in ihm ergoss. Das Gefühl war nicht besonders angenehm, und doch genoss er es in diesem Moment. Sie beide rangen angestrengt nach Luft, und fast war es, als konnte Sanji das rasende Herz Zoros hören. Etwas unbeholfen bewegte er sich von Zoro herunter, und legte sich neben ihn, flach auf den Rücken. Sie keuchten noch immer, und sahen einander an. Ihre Gesichter waren vor Anstrengung rot angelaufen, und der Schweiß stand in Perlen auf Stirn und Nase. Und vielleicht genau deswegen konnten sie ein Kichern nicht unterdrücken. Sanji legte sich eine Hand vor den Mund, und unterdrückte wie Zoro ein lautes Auflachen. Was genau so witzig war an dieser Szene, wusste keiner der beiden. Der Blonde legte sich dicht an Zoros Körper, platzierte einen Arm auf seiner Brust. Sein Kopf ruhte auf dem muskulösen Arm des Grünhaarigen. Unter seiner Hand spürte er das klopfende Herz. Es wirkte auf ihn wie eine beruhigende Melodie. Vielleicht etwas monoton, dafür aber sehr vertraut. Zoro legte seine Lippen auf Sanjis Stirn, und fuhr mit den Fingern durch sein feuchtes Haar. Der Blonde fühlte sich völlig erschöpft, und doch sprühte er vor Energie. Wahrscheinlich wäre er sofort umgefallen, wenn er aufgesprungen wäre. Aber wieso sollte er das tun? Dafür war es jetzt zu schön. Zwar war es nahezu unerträglich heiß in diesem Zimmer und besonders in Zoros Armen, aber diese Wärme brauchte er jetzt umso mehr. Etwas Abkühlung bekam er nur, wenn der Atem des Jüngeren auf seine feuchte Haut traf. Sofort bekam er dabei wieder eine Gänsehaut. Und ohne etwas sagen zu müssen, streichelte Zoro über den nackten Arm des Blonden. Das hier war einfach nur schön. Es war nicht, weil sie miteinander geschlafen hatten, sondern weil sie so nah beieinander lagen, und nur den Anderen spürten. Die Romantik wurde nur durch ein Kratzen in Sanjis Hals gestört. Er räusperte sich, doch dadurch verschlimmerte es sich nur. Seine Kehle war staubtrocken. Tatsächlich hatte er keine Ahnung, was für Geräusche er von sich gegeben haben musste, um derart heiser zu werden. „Hast du Wasser hier?“, fragte Sanji leise, um sich seine Heiserkeit nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Obwohl doch grade Zoro wusste, woher diese stammte. „Ja, hab ich...“ Zoros Stimme klang ebenso rau. Er schmunzelte. Ohne sich zu sehr zu bewegen, griff der Jüngere neben den Futon, Sanji noch immer im Arm, und schnappte sich eine am Boden liegende Wasserflasche. „Danke.“ Der Blonde setzte sich auf, und nahm einen tiefen Schluck. „Gibst du mir auch etwas ab?“, fragte Zoro, und strich über den schlanken Rücken des Blonden. Er nickte, nahm einen weiteren Schluck, und beugte sich über ihn. Zoro grinste, und ließ sich von Sanji küssen. Er öffnete leicht den Mund, und das Wasser floss hinein. Der Großteil jedoch ging daneben. Doch es war egal. Zoro legte eine Hand in Sanji Nacken, das blonde Haar klebte ihm auf der Haut. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als sich ihre Zungen trafen, und einen wilden Kampf ausfochten. Erst, als ihnen langsam die Luft ausging, lösten sie sich aus dem Kuss. Beide hatten einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. Sanji war es weder peinlich, dass Zoro ihn nackt sah, noch dass er eine ganze Palette ungeahnter Laute von sich gegeben hatte. Es war doch wie damals, oder? Grade legten sich Zoros Hände wieder um seine Taille, und wollten ihn zu sich ziehen, da hörte Sanji ein Knarren. Er sah auf. Draußen waren ganz eindeutig Schritte zu hören. Hatte man sie belauscht? Seine Ohren schienen Feuer zu fangen, wenn er daran dachte, wie laut sie gewesen sein mussten. Doch die Schritte waren nicht das, weswegen er sich plötzlich versteifte. Die Tür war einen Spalt offen. Ob das nun von Anfang der Fall gewesen war, konnte er nicht bestimmen. Doch schlimmer war etwas anderes. Ace stand dort, und sah sie mit kaum deutbarer Miene an. Hatte er ihnen die ganze Zeit zugesehen? „Sanji?“ Zoros Stimme klang weit entfernt, und ließ ihn nur kurz blinzeln. Der Grünhaarige drehte, soweit es ihm in seiner liegenden Position möglich war, den Kopf, und sah in die Richtung, in die der Blonde schaute. Auf Ace' Gesicht zeigte sich ein bitteres Lächeln. „Da hab ich die Wette also verloren“, sagte er, und verließ das Szenario. Sein Kiefer klappte ihm fast nach unten. Es war, als drückte ihm jemand ein glühendes Eisen durch die Brust, direkt in sein Herz. „Sanji, lass mich erklären...“, begann Zoro. Ein lautes, hohes Pfeifen legte sich auf sein Gehör. Als würde er es gar nicht selbst steuern, sprang er auf und sammelte seine Kleidung ein. Er hörte nicht, was der Grünhaarige zu ihm sagte, als er sich schnell seine Unterhose anzog. Sanji würdigte ihn keines Blickes, als Zoro, noch immer unbekleidet, seinen Arm greifen wollte. Der Blonde schüttelte ihn ab, und rannte so schnell es ihm mit seiner tränenverschleierten Sicht möglich war, ins Badezimmer. Erst da flossen die Tränen. Doch er war nicht traurig, nein, er kochte vor Wut, Hass und Abscheu. Nicht nur wegen Zoro, und auch Ace. Ganz besonders ihm selbst galten diese Gefühle. Wenn der erste Blitz auf die Erde trifft, bleibt nichts weiter als verbrannter Boden und das Gefühl der Hilflosigkeit. Und dieser Geruch würde noch länger in der Luft bleiben. Kapitel 10: Hate that I love you -------------------------------- 10 – Hate that I love you „Wollen wir heute zusammen essen?“ „Wann denn?“ „Heute Abend vielleicht?“ Der Blonde tippte sich ans Kinn, und überlegte. „Hmm... nein, da hab ich schon was vor.“ „Ah. Wieder mit ihm?“, fragte Ace und sah hob eine Augenbraue. „Ich hab's ihm schon seit einer Woche versprochen.“ „Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Der Schwarzhaarige schnaubte verächtlich und kramte eine abgegriffene Zigarettenschachtel aus seiner Tasche. „Gibst du mir eine ab?“, fragte Sanji vorsichtig. Ace musterte ihn. „Du Bastard. Ich kann nicht >Nein< sagen, wenn du so schaust...“ Er seufzte, und reichte seinem Freund eine Zigarette. Dankend nahm er sie an. „Wie meinst du das? >Wenn ich so gucke?<“, hakte er nach. „Du hast so einen Hundeblick, weißt du...“ „Du spinnst doch“, lachte Sanji und steckte sich das papierene Tabakröhrchen an. „Wenn du wüsstest...“, murmelte der Sommersprossige, doch der Blonde ignorierte diese Bemerkung. So wie vieles in letzter Zeit. Ace hatte sich verändert, und er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum es so war. Ihr Zusammensein war immer locker und entspannt, aber bei den letzten Malen herrschte eine ganz andere Stimmung. Fast, als erwartete Ace etwas von ihm. Eine Erklärung? Für was? Gut, er traf sich öfter mit Zoro. Natürlich war das für ihn ungewöhnlich. Denn auch wenn sie alle eine zusammen eingeschworene Truppe waren - sie beide schienen förmlich aneinander zu kleben. Sanji versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber Zoro hatte ab und an gewisse klettenhafte Anwandlungen, die darin bestanden, dass er ihm ständig nachlief. Wenn er aber ehrlich war, mochte er es. Denn so hatte er ihn immer um sich und im Blick. Auch wenn Zoro immer etwas unwissend tat, als gutaussehender Sportler war er begehrt an der Schule. Eine Weile hatte Sanji sogar gedacht, Nami und Robin hätten Interesse an ihm. Aber die beiden kannten ihn eben näher, und wussten daher, was für ein Idiot er sein konnte. Er konnte aber nicht abstreiten, dass er auch diese Seiten an ihm mochte. Dass er eben nicht perfekt war. Zoro hatte so wenig Orientierungssinn, er hätte sich wohl auf einem Baseballfeld verlaufen, wären keine Markierungen auf dem Boden. Und auch in der Schule ließen seine Leistungen zu wünschen übrig. Aber er hatte ja seinen persönlichen Nachhilfelehrer. Sanji. Auch wenn diese Nachmittage oft eine Prüfung seiner Standhaftigkeit waren, denn Zoro erwartete von ihm oft andere Dinge, als die Erläuterung der korrekten Grammatik. „Sanji?“ Der Blonde war völlig in Gedanken versunken, und sah auf. Seine Zigarette war schon ein beachtliches Stück heruntergebrannt, ohne sein Zutun. „Woran hast du gedacht?“ Er schüttelte den Kopf. „An nichts Besonderes.“ „Hm“, machte Ace bloß. „Können wir uns dann ein anderes Mal treffen?“, fügte er hinzu. „Na klar. Wann passt es dir?“ „Ich kann immer.“ Sanji lächelte. „Was ist mit deinen Frauengeschichten?“ Ace rollte mit den Augen. „Ich hab echt andere Probleme...“, seufzte er. „Sprich dich aus.“ Der Ältere lächelte matt. „Wenn das alles so einfach wäre...“ Sanji hob fragend eine Braue. Ein leichter Wind kam auf, und ließ die Blätter auf dem Boden herumwirbeln. Es war ein angenehm warmer Herbst. „Also, wie wär’s mit Samstagabend?“, schlug er vor. Schon wie Sanji das Gesicht verzog, wusste er, dass er keine Zeit hatte. „Was ist da? Nachhilfe? Essen?“ Sein Tonfall war mehr als abwertend. „Nein. Ich helfe meinem Onkel im Restaurant.“ Es machte ihn wütend, dass Ace ihn für so berechenbar hielt. Er hatte auch andere Hobbys, außer Zoro zu belustigen. „Aha.“ Beide saßen eine Weile schweigend da und rauchten. Warum sprach Ace auch nicht aus, was er hatte? Auch wenn Zoro ihn oft beanspruchte, er würde sich eben einen Tag für ihn freihalten. „Was hältst du davon, wenn wir nächstes Wochenende zusammen verbringen?“, fragte Sanji ihn plötzlich. „Wer ist wir?“ „Du und ich“, meinte der Blonde, und zeigte dabei jeweils auf sie. „Ist dir das denn erlaubt?“ Er lächelte verhalten. „Haha. Also, willst du nun?“ „Sicher will ich. Trinken wir dann was?“ „Auf dass wir unsere Namen vergessen...“, lachte Sanji, und stieß Ace gegen den Oberarm. „Ich nehm dich beim Wort!“ Plötzlich veränderte sich Ace' Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel verzogen sich deutlich nach unten. Sanji sah in die Richtung wie der Schwarzhaarige. Über den Platz kam, die Hände in den Hosentaschen vergraben und eine Sauertopfmiene aufgesetzt, Zoro angeschlurft. Er war zu spät, wie immer. „Dein Liebling kommt“, grummelte Ace. Sanji lachte kurz auf. Er wusste gar nicht, wie Recht er hatte. Sie verrieten keiner Menschenseele von ihrem Verhältnis. Ihr häufiges Zusammensein erklärten sie damit, dass bald die Prüfungen anstanden, und Zoro sich von Sanji in den Hintern treten lassen musste. Sicher tat er das, damit der Grünhaarige kapierte, aber viel öfter wurde sein eigener Hintern in Mitleidenschaft gezogen. Doch das brauchte ja niemand wissen. Zoro nicke Ace zu, dieser erwiderte es, ohne ihn anzusehen. „Soll ich später wiederkommen?“, nuschelte Zoro, den Blick auf Sanji geheftet. „Nein, ich hab schon lange genug auf dich gewartet, Baka.“ Der Jüngere zuckte mit den Schultern. „Also Ace, wir sprechen das noch mal ab mit den nächsten Wochenende, ja?“ „Klar.“ Eigentlich umarmten sie sich zum Abschied, doch nie, wenn Zoro dabei war. Das lag nicht an Sanji, sondern an Ace. Der Blonde vermutete, dass er möglichst männlich gegenüber dem Anderen ankommen wollte. Und das, wo doch beide muskulös und breitschultrig waren. Er und Zoro machten sich auf den Weg zum Jüngeren nach Hause. Heute Nachmittag stand erst >Nachhilfe< auf dem Plan, und dann wollten sie zusammen essen. Wahrscheinlich lief es wieder darauf hinaus, dass Sanji ihn bekochte, aber ihm sollte es recht sein. So mussten sie sich nicht der Öffentlichkeit zeigen. Er fühlte sich jedes Mal beobachtet, wenn sie zusammen unterwegs waren. „Was ist am nächsten Wochenende?“, fragte Zoro. „Ich will mich mit Ace treffen. Vielleicht betrinken wir uns“, grinste der Blonde. „Toll.“ Schon dieser Tonfall sagte ihm, dass Zoro es ganz sicher nicht 'toll' fand. „Was ist so schlimm daran, dass ich mich mit ihm treffe?“ „Hab ich was gesagt? Ist doch schön, wenn du dich mit ihm so gut verstehst“, knurrte Zoro, und sah angestrengt nach vorne. „Er ist eben mein bester Freund“, sagte Sanji ernst. „Und was bin ich dann?“ Er blieb abrupt stehen, und sah den Jüngeren entgeistert an. „Du...?“, brachte er bloß hervor. „Ja, ich.“ Zoro zog ihn unsanft mit sich. „Ich dachte, ich wäre dein bester Freund.“ „Wir schlafen miteinander...“ Es klang seltsam, wenn er es laut aussprach. „Und? Deswegen kann ich nicht dein bester Freund sein?“ „Sag das nicht immer...“, fauchte der Blonde, und stieß ihm in die Rippen, während sie die Straße entlang gingen. „Du bist... das zwischen uns ist was anderes.“ „Was denn?“ „Können wir das bei dir besprechen?“ Zoro nickte. Den Rest des Weges ließ er ihn in Ruhe. Sanji stellte seinen Rucksack neben den kleinen Tisch in Zoros Zimmer, er warf seinen achtlos auf den Boden. Auf den Tisch hatte der Blonde bestanden, er meinte, sonst wäre kein entspanntes Lernen möglich. Der Jüngere hielt das für Unsinn. Aber er hatte dem Wunsch des Anderen nachgegeben. Der Blonde legte seine Jacke ab, und setzte sich an den Tisch. Zoro fläzte sich aufs Bett, und sah ihm zu, wie er seine Bücher aus dem Rucksack holte. „Also, warum bin ich nicht dein bester Freund?“ Er hatte es ganz offenbar nicht vergessen. „Willst du das denn unbedingt?“ „Ich wollte keine Gegenfrage hören.“ Sanjis Blick senkte sich, blieb auf dem Lehrbuch für Altjapanisch hängen. „Wir sind Freunde. Sehr gute sogar. Aber beste Freunde... gehen meiner Meinung nach nicht zusammen ins Bett. Wir sind eher wie ein... Paar.“ Das letzte Wort flüsterte er fast schon. Sie hatten nie darüber geredet, dass sie eins wären. Aber Zoro hatte ihm auch noch nicht gesagt, was er für ihn empfand. Und das versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Dann sollten wir es lassen“, meinte Zoro bestimmend. „Was?“ „Na den Sex.“ „Vergiss es!“ Seine Lippen waren schneller als sein Kopf. Sanji legte sich eine Hand vor den Mund. Doch Zoro konnte das nicht überhört haben. Nein, er grinste, und setzte sich zu ihm. „Du willst also nicht drauf verzichten?“, hakte er nach. Leugnen war zwecklos. Sanji schüttelte den Kopf. „Ich mag es eben.“ Zoros Lächeln wurde breiter, und er nahm die Hände des Älteren. „Sieh mich an.“ Widerwillig tat er es. „Ich will nicht, dass du dich mit Ace triffst.“ Das hatte er jetzt nicht erwartet. „Wieso nicht? Du machst mir ganz sicher keine Vorschriften“, knurrte Sanji. „Ich will es so. Du schläfst nur mit mir, klar?“ Verwirrt sah er ihn an. „Wer redet denn jetzt davon? Ich will mit Ace nur feiern...“ „Aber er will mehr, kapierst du das nicht?“ „Zoro, mach dich nicht lächerlich“, sagte er ernst. „Du bist derjenige, der sich lächerlich macht. Glaubst du, Ace ist blind?“ „Willst du mir was Bestimmtes sagen?“ Zoros Augen funkelten böse. Noch ehe er ihn davon abhalten konnte, packte er seine schmalen Schultern, und drückte ihn nach hinten auf den Boden. „Was soll das?“ Sanji war gereizt. „Er will dich. Das sehe ich ihm an. Und er ahnt sicher, dass wir es miteinander machen.“ „Sag das nicht so vulgär...“ „So ist es aber doch.“ Zoros Hände schienen ihn am Boden festzutackern. „Aber ich will nicht ihm ins Bett. Also wo ist das Problem?“ „Du gehörst mir.“ Sanjis Herz setzte einen Schlag aus, ehe es zu rasen begann. Was hatte er da grade gesagt? Das war wohl der machohafteste Satz, den er je von ihm gehört hatte. Und es war das, was er schon lange hören wollte. „Zoro, sag es.“ „Was soll ich sagen?“, fragte er wütend. „Was du für mich empfindest.“ Seine Augenbrauen zuckten. Der Griff um seine Schultern wurde fester, er fixierte ihn mit seinem Blick. Sagte er es jetzt? Läge er nicht am Boden, hätten seine Knie sein Gewicht nicht mehr getragen. Zoro sah ihn weiterhin an. Er öffnete den Mund. Gleich würde er es sagen. „Lass uns lernen.“ Der Grünhaarige löste sich von ihm, und setzte sich an den Tisch. Sanji lag einen Moment lang weiter auf dem Boden, alle Luft schien ihm aus der Lunge gewichen zu sein. „Ja...“ Langsam setzte er sich auf, und schlug sein Buch auf. „Wir waren bei dieser Lektion hier, ja? Also hör zu, dieses Wort hier...“ Es war eines der seltenen Male, an denen sie sich tatsächlich der Nachhilfe widmeten. Sie tauschten kaum Blicke, und berührten sich erst gar nicht. Sanji erklärte, Zoro nickte, und tat was er sollte. Er war kein guter Schüler, wenn er sich zu sehr auf ihn konzentrierte, aber heute schien es, als brauchte er ihn gar nicht. Zoro konnte es doch. Warum zeigte er das nur nie? War es ihm so wichtig, dass er ständig bei ihm war, und sich daran versuchte, ihm alles beizubringen? Wo er es anscheinend doch verstanden hatte. „Sind wir fertig für heute?“, fragte der Jüngere, und ließ seinen Kugelschreiber sinken. „Ich denke schon. Du hast es verstanden.“ „Du bist ein guter Lehrer.“ „Halt die Klappe.“ Fast schon aus Reflex versetzte er dem Jüngeren einen Tritt gegen sein Bein. Und wie so oft schnappte er sich seinen Fuß, und zog ihn zu sich. Sanji konnte grade noch verhindern, dass er nach hinten fiel. „Pass doch auf...“, murrte er halbherzig. Doch Zoro zog weiter an seinem Bein, und packte ihn nun bei den Kniekehlen. „Was wird das...?“ Doch anstatt zu antworten, zog er ihn auf den Schoß, und schlang seine Arme um ihn. „Zoro...“ Er nahm sein Gesicht in seine großen Hände, und küsste ihn ungestüm. Selbst wenn er sich hätte wehren wollen, er hätte es nicht geschafft. Ihre Lippen trafen sich hart, sogar ihre Zähne schlugen ein paar Mal gegeneinander. Aber so küssten sie sich eben. Wie immer. Und wenn sie sich küssten, fiel jegliche Anspannung von Sanji ab, und er konnte sich wieder fallen lassen. Jegliche Hemmungen warf er dann über Bord, wenn Zoro ihn seiner Kleidung entledigte. Er war nur froh, dass Zoros Eltern so oft auf Geschäftsreise waren. Denn ohne Hemmungen konnte er sehr laut werden... Er lag in seinen Armen, verschwitzt und zufrieden. Die Fensterscheiben des kleinen Zimmers waren beschlagen, aber ihm war nicht danach, frische Luft hereinzulassen. Lieber genoss er den Geruch, der immer in der Luft lag, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Sein Kopf ruhte auf Zoros Brust, der Jüngere hatte die Augen geschlossen. Er schlief sicher nicht. Zoro war nicht der Typ, der sich danach auf die Seite rollte, und einschlief. Was war er überhaupt für ein Typ? Besitzergreifend, das fand Sanji passend für ihn. Stur. Grob und doch liebevoll. Und noch so viel mehr. „Zoro?“ Der Blonde strich ihm eine wirre Strähne aus der Stirn. Er sollte mal wieder zum Friseur, dachte er. Zoro reagierte nicht. Auch, als er ihm über das Gesicht streichelte, bekam er keinerlei Resonanz. Schlief er doch? Sanji rappelte sich auf, zog sich die dünne Bettdecke um die Hüften. Der Jüngere wirkte völlig entspannt wie er so dalag. Er schlief wohl tatsächlich den Schlaf der Seligen. Der Ältere sah sich um. Ihre Kleidung lag zerstreut im Zimmer, die Bücher auf dem Tisch waren noch auf der Seite aufgeschlagen, auf der sie es hatten liegen lassen. Es hatte wichtigere Dinge gegeben als das. Mit langsamen Bewegungen streichelte er über Zoros breite Brust, die sich regelmäßig hob und senkte. Eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte er heute beim Training maßlos übertrieben. Und dennoch hatte er brav seine Aufgaben erledigt, ohne sich zu beschweren. Er war ja doch ganz nett und lieb. Sanji musste unweigerlich grinsen, als er daran dachte, dass er Zoro doch tatsächlich die Eigenschaft >lieb< zuordnete. Kampfhunde waren sicher auch manchmal 'lieb'. Er schlug die Decke zur Seite, und wollte aufstehen. Doch jemand hielt sein Handgelenk fest. „Hab ich gesagt, du sollst gehen?“, knurrte Zoro ohne die Augen zu öffnen. „Kann ich wenigstens auf die Toilette gehen?“ „Beeil dich aber.“ Später aßen sie zusammen Sushi, das Sanji gemacht hatte. Er hatte es Zoro verboten, ihm zu helfen, denn er meinte >viele Köche verderben den Brei<. Und der Grünhaarige war für derart filigrane Arbeiten einfach zu grob. Lieber aß er es mit Genuss, und zeigte Sanji auf seine Art seinen Dank. Sie sprachen nicht weiter über Ace, und hatten ihn wohl so gut wie vergessen. „Und? Wie sieht's aus mit diesem Wochenende?“, fragte Ace erwartungsvoll. Er und die Anderen saßen zusammen beim Mittagessen. Sanji sah ihn an. Einen Augenblick lang musste er überlegen, was er damit meinte. Hatte er tatsächlich seinen besten Freund vergessen? „Nun, das steht noch“, sagte er. Sanji versuchte Zoros Blick auszuweichen. Er saß ihm gegenüber, und schien zu versuchen, ihn mittels Blickkontakt zum Schweigen zu bringen. „Super! Dann hol ich dich von zu Hause ab, ja? Ist so gegen acht in Ordnung?“ Sanji nickte unsicher. Der Bissen von seinem Mittagessen schien ihm im Hals steckenzubleiben. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er das Treffen verdrängt hatte. „Alles klar...“ Ace grinste zufrieden. Zoros Miene verdüsterte sich zusehends. Für heute würde er wohl ungenießbar sein. Es klingelte. Zeff war noch im Restaurant, also stürmte er zur Tür. „Du?“ Vor ihm stand Zoro, sein Blick wie immer, eine Mischung aus Desinteresse und Skepsis. „Ja, ich.“ Ohne ihn zu begrüßen, schob er sich an ihm vorbei in die Wohnung. Auch wenn er ihn eher dabei mitriss. „Was machst du hier? Du weißt genau, dass Ace in einer halben Stunde vorbeikommt, um mich abzuholen.“ Zoro schlenderte Richtung Sanjis Zimmer. „Hallo? Hörst du mir zu?“ Der Blonde folgte ihm. Er trat in sein Zimmer, als wohnte er hier, und setzte sich auf den Drehstuhl, der vor dem Schreibtisch des Anderen stand. „Was willst du?“ „Ich will mit dir schlafen.“ „Was? Jetzt?“ Zoro nickte, und sah ihn ernst an. „Hast du sie noch alle? In einer halben Stunde gehe ich aus, da kann ich weder wirres Haar noch ein gerötetes Gesucht brauchen... Außerdem habe ich gar keine Lust“, knurrte Sanji, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Letzte war schon wieder gelogen. „Ach, du gehst aus? Wie vornehm...“, meinte Zoro abschätzig. „Sei doch nicht immer so ein Idiot“, seufzte Sanji. „Wenn wir es schon nicht machen, bekomm ich dann wenigstens einen Kuss?“ Der Blonde gab nach. Er mochte es ja auch, ihn zu küssen. Also kam er auf ihn zu, legte die Hände in seinen Nacken, und beugte sich zu ihm vor. Zärtlich legte er seine Lippen auf die des Jüngeren. Er spürte eine Hand auf seiner Wange, rau und überraschend behutsam streichelte er über sie. Doch die andere glitt seinen Rücken hinab, und stoppte erst auf seinem Gesäß. Zoro wusste eben, was er wollte. Der Grünhaarige zog ihn an sich, sodass ihm keine andere Wahl blieb, als sich auf seinen Schoß zu setzen. Zoros Hände lagen nun auf seinem Rücken, und hielten ihn fest. Erst nach einigen Minuten löste der Jüngere sich aus dem Kuss. „Zufrieden?“, fragte Sanji. „Noch lange nicht.“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn er etwas wollte, war er nicht davon abzubringen. „Tut mir leid, aber heute wird es nichts. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme.“ Dass er nicht einmal wusste, ob er nach Hause kommen würde, verschwieg er ihm lieber. „Hmpf“, machte Zoro und sah ihn weiterhin ernst an. „Hast du irgendwas?“, hakte der Blonde nach. Doch der Andere schüttelte lediglich den Kopf. „Was ist das da überhaupt in deinem Gesicht?“, fragte Sanji, und tippte auf eine scheinbar aufgeschürfte Stelle in Zoros Gesicht. „Das? Vom Training.“ Noch ehe er weiter nachhaken konnte, klingelte das Telefon. Er sprang von Zoros Beinen, und stapfte in den Flur. Auf einem niedrigen Schränkchen an der Wand stand das Telefon. „Hallo?“ „Hey, Sanji...“ „Ace? Was ist?“ Der Klang seiner Stimme beunruhigte ihn. „Ich... muss dir für heute leider absagen.“ Er brauchte eine Sekunde, um zu verstehen. „Ist was passiert? Ace, geht’s dir gut?“, fragte er besorgt. „Ja. Ich hab nur eine Wette verloren, weißt du?“ Er verstand kein Wort. „Ace, bist du schon betrunken?“ „Nein, ich bin furchtbar nüchtern. Wir sehen uns Montag in der Schule, ja?“ „Ruf mich an, wenn du willst...“ „Bis Montag.“ Dann hatte der Schwarzhaarige aufgelegt. Sanji nahm das langgezogene Tuten kaum wahr, als er sich den Hörer noch immer ans Ohr hielt. Er musste sich erst sammeln, ehe er zurück zu Zoro ins Zimmer ging. Dieser saß unverändert da, als wäre nichts. „Das war Ace...“, sagte Sanji, als könne er es selbst nicht glauben. „Aha“, meinte Zoro. „Er hat mir abgesagt. Er hat eine Wette verloren, sagt er.“ „Hmhm.“ Sanji riss sich zusammen, und sah den Sitzenden böse an. „Hast du da deine Finger im Spiel?“ „Ganz ehrlich Sanji, hab ich das nötig?“ Warum konnte dieser Idiot nur solche Dinge sagen, ohne mit der Wimper zu zucken? Konnte er seine Muskeln so sehr beherrschen? „Fuck...“ Sanji hätte gerne etwas weggekickt, aber dank seines ausgeprägten Ordnungssinns lag nichts auf dem Boden herum. Obwohl, vielleicht schaffte er es ja, Zoro aus dem Fenster zu kicken... Er ging auf ihn zu, und holte tatsächlich zum Tritt aus. Doch er war nicht gut in Form, wenn er wütend war. Als hielte einen Ast beiseite, blockte er sein Bein mit dem linken Arm. Mit der Anderen packte er seinen Knöchel, und hielt ihn in der Luft. „Idiot...“, knurrte der Blonde. Zoro lächelte nur matt, und ließ ihn los. Er hatte keinen blassen Schimmer, was der Grünhaarige wohl getan hatte, damit Ace ihm absagte. Eine Wette verloren? Gegen Zoro? Und er war der Wetteinsatz? Sanji ließ sich aufs Bett sinken. Und jetzt? Er hatte sich schon für die Verabredung umgezogen und sich die Haare gemacht. Er musste Ace nichts beweisen, aber er wollte gut aussehen. „Führ mich aus.“ „Was?“ „Ich habe mich extra für heute Abend fertig gemacht. Glaubst du, ich sitze dann zu Hause?“ Zoro hielt es wohl erst für einen Witz, aber Sanji sah ihn ernst an. „Dich ausführen, aha. Und wo will die Dame hin?“, fragte er schnippisch. „Mir egal. Aber du zahlst.“ „Was soll ich?!“ Sanji stand auf, und ging auf Zoro zu. Er wandte den Blick nicht ab, und baute sich vor ihm auf. „Du zahlst, wenn du heute noch rangelassen werden willst.“ Und er zahlte alles an diesem Abend, egal was Sanji wollte. Denn er holte nach, was er mit Ace machen wollte. Sich betrinken, bis er seinen Namen vergaß. Irgendwann schlief er einfach ein, und Zoro musste ihn nach Hause tragen. Morgens wachte er mit einem Gefühl auf, dass sein Kopf mit einem Presslufthammer bearbeitet wurde, aber das war es wert. Und Sanji erfüllte sein Versprechen, trotz Kopfschmerzen und einer leichten Übelkeit. Wie hatte er das vergessen können? Eine Wette. Er wünschte sich doch, dass es wie damals war, wieso also fühlte er sich jetzt so furchtbar? Wahrscheinlich war es die reine Sportlichkeit, die die beiden antrieb. Sie hatten gegen den anderen gewettet, wer ihn zuerst wieder herumbekam? Oder hatten sie es wie damals ausgetragen? Denn als er Ace am Montag in der Schule sah, hatte er ein blaues Auge, Schrammen an den Armen, und er humpelte leicht. Zoro hatte ihm nie gesagt, was er getan hatte. Musste er auch nicht. Es war offensichtlich, dass sie sich geprügelt hatten, und der Schwarzhaarige gegen ihn verloren hatte. Dann machte auch die Verletzung in Zoros Gesicht einen Sinn. Schließlich verletzte er sich nie beim Training. Warum hatte er damals nicht einfach mit ihm Schluss gemacht? So erbärmlich es auch klang, es schmeichelte ihm. Er wusste, dass Ace alles andere als schwach war. Und doch hatte er gegen Zoro verloren. Deswegen blieb er. Und doch hatten sie beide eines Tages kein Wort mehr miteinander gewechselt. Es hatte sich schleichend entwickelt, aber es war von einem Tag auf den nächsten vorbei. Weil dieser sture Bock ihm nie sagte, dass er ihn liebte. Es waren doch so einfache Worte. Und er hatte sie nie gesagt. Hatte er ernsthaft erwartet, das würde sich nach all den Jahren ändern? Dass er jetzt, nachdem sie wieder miteinander geschlafen hatten, ihn in die Arme nahm, tief in die Augen blickte, und ein >Ich liebe dich< über die Lippen brachte? Vielleicht hatte er es wirklich gedacht. Und er wurde enttäuscht, wie so oft. Nicht nur von Zoro, auch von Ace. Bei ihnen war es wohl auch nur der alten Zeiten Willen, dass sie um ihn wetteten. Warum hatte er das vergessen? Als hätte er jegliche Erinnerungen an damals in eine Kiste gesperrt, dessen Schloss nun aufgebrochen war, und aus der langsam alles wieder heraussickerte. Wie sollte er den Rest des Wochenendes überstehen? Auch wenn es wehtun würde, er musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Schon allein Nami zuliebe. Er würde ein freundliches, aber falsches Lächeln aufsetzen, und so die Tage überstehen. Es klopfte an den Badezimmertür. „Einen Moment noch!“, rief Sanji. „Sanji? Bitte, lass mich das erklären.“ Zoro. Die Verbrennungen bleiben, auch wenn der starke Regen die Asche mit sich trägt. Er trübt die Sicht, und lässt einen unvorsichtig ins Gewitter rennen. Kapitel 11: Golden sunset ------------------------- Hätte er seine Situation als Außenstehender betrachtet, hätte er sich für verrückt erklärt. Da saß er nun, auf dem Boden des Badezimmers, und vor dieser Tür hockte Zoro, der unbedingt mit ihm reden wollte. Aber er würde hart bleiben, und sich nicht erbarmen, ihm zu öffnen. Nicht einmal, wenn der andere anfangen würde, am Holz zu kratzen wie ein Hund. Zumindest sein Winseln kam dem eines Hundes nahe. „Sanji?“, fragte er immer wieder. „Was verstehst du an ,Hau ab!‘ nicht?“, knurrte der Blonde. Warum er ihm aber auch noch antwortete, wusste er nicht. Wohl, weil Zoro dann annehmen würde, er hätte sich etwas angetan. „Sanji, ich…“ „Verdammt! Ich will es nicht hören, klar?!“ Seine Stimme klang fremd in dem kleinen gefliesten Badezimmer. Er lauschte. Nur kurz hörte er den Holzfußboden knarren, dann herrschte Stille. Zoro war gegangen, glücklicherweise. Ihm hätte er es auch zugetraut, so lange vor der Tür zu sitzen, bis er dann doch endlich aus lauter Verzweiflung herausgekommen wäre. Dem Kerl war einfach alles zuzumuten. Bastard. Er kam sich so dumm vor. Furchtbar dumm. In seiner Vorstellung war wohl bis zum letzten Moment die Hoffnung erhalten geblieben, es hätte etwas zu bedeuten gehabt. Dabei wusste er doch, dass es Zoro nur um Körperlichkeiten ging. Jegliche emotionale Tiefe war ihm zu viel, zuwider. Ihm hatte die Zeit mit Zoro wohl nicht ausgereicht, um zu verstehen, wie er nun einmal tickte. Sanji hätte darauf hoffen können, dass er ihn in den Arm nimmt. Dass er bei ihm liegen bleiben dürfte. Ja, sogar noch ein paar Küsse hätte er erwarten können. Aber aufrichtige Zuneigung? Niemals. Und doch musste er es akzeptieren. Er hatte einen Fehler begangen, wie er ihn schon unzählige Male zuvor begangen hatte. Nach der heißen Dusche dröhnte ihm der Kopf. Er musste es vergessen. Gute Miene zum bösen Spiel machen, und so tun, als wäre nichts passiert. Nami zuliebe würde er das durchstehen. Sanji hatte sich selbst versprochen: was hier geschehen würde, würde hier bleiben. Und dazu zählte auch, einzusehen, dass der Sex eben nur Sex gewesen war. Egal wie intensiv er war, egal wie schön er war. Egal wie er von Zoro dabei angesehen wurde. Wohl waren es nur leere Blicke, wie durch ihn hindurch. Bevor er aus dem Badezimmer kam, spähte er nach draußen auf den Flur. Keine verräterischen Schatten, keine verhaltenen, knarrenden Schritte. Die Luft war rein. Der Blonde schlich in sein Zimmer. Alles so, wie er es verlassen hatte. Schnell zog er sich an, um ja kein leichtes Opfer zu sein, dem man in Windeseile das Handtuch vom Leib reißen konnte. Er verspürte kaum Hunger, höchstens einen gewissen Appetit. Wenn er jedoch daran dachte, etwas zu essen, wurde ihm prompt übel. Wegen diesem Kerl würde er dieses Wochenende wohl verhungern müssen. Sollte ihm nur Recht sein, dann müsste er die geballte Dummheit von Zoro und Ace nicht weiter ertragen. Aber diese Erlösung würde er wohl nicht bekommen, nur weil er ein paar Tage nichts aß. So brachte es auch nichts, sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen. Am besten würde er sich einfach zu den anderen gesellen. Die würden ihn ablenken, und Zoro und Ace von ihm fernhalten. Außerdem war es nicht sein persönliches Liebesdrama-Wochenende, sondern es galt eigentlich nur Nami und Luffy. Er sollte sich einfach für das glückliche Paar freuen. Nami und Luffy zeigen, dass er ihre bevorstehende Hochzeit befürwortete. Egal wie schwer es ihm fallen würde. Nicht weil er sie nicht aufrichtig beglückwünschte, sondern aus purer Eifersucht und Egoismus. Sanji beneidete die beiden, dass sie schon so lange glücklich zusammen waren und endlich heirateten. Er selbst hatte nie eine ernsthafte Beziehung auf die Reihe bekommen. Es gab nur immer mal jemanden, mit dem er sich vielleicht ein paar Mal traf, aber etwas Ernstes war daraus nie entstanden. Nachdem er Zoro nicht mehr jeden Tag hatte sehen müssen, hatte er sich häufig mit Frauen getroffen. Doch auch bei diesen fand er keine, mit der er sich mehr wünschte als ein paar erfüllte Stunden. Hatte er zu hohe Ansprüche an sie? Doch selbst als er sich mit Männern traf, auch wenn er das nie zugeben würde, gab es unter ihnen nicht den einen, der so war, wie er es sich vorstellte. Entweder sie waren so unterwürfig, als hätten sie keinen eigenen Willen, oder er traf jemanden, der sich für Gott persönlich hielt. Nie traf er die goldene Mitte. Einem, bei dem er sich auch einmal fallen lassen konnte, in seinen Armen liegen, oder sich herrlich mit ihm streiten konnte. Sicher, um sie genau kennenzulernen verbrachte er zu wenig Zeit mit ihnen. Aber das, was er sah, genügte ihm völlig. Und so traf er so gut wie jeden Abend jemand Neues. Er musste sich nicht einmal großartig Mühe machen, denn er wurde oft genug selbst angesprochen. Aber nie war es jemand, der ihm besonders gefiel. Jedes Mal hatte das besondere Etwas gefehlt. Sanji wusste genau, was dieses Etwas war. Doch es war einfach naiv, es bei einem anderen Menschen zu suchen. Es gab nur einen, der wie Zoro war – eben Zoro selbst. Seufzend fuhr er sich durch das eilig geföhnte Haar. Er hätte nie zusagen sollen, Zoro mitzunehmen. Vielleicht wäre er dann nie hier aufgetaucht, und er hätte seine Ruhe gehabt. Gegen Ace allein hatte er unter Umständen noch eine Chance, aber Zoro? Das hielt niemand aus. Weder psychisch noch physisch. Aber nun hieß es, der Gefahr ins Auge zu sehen. Den beiden entgegenzutreten, und einfach so zu tun, als wäre nichts passiert. So als hätte er nicht >fast< mit Ace oder >tatsächlich< mit Zoro geschlafen. Schon der Gedanke an Letzteres ließ sein Herz schneller schlagen, und ihn nervöser werden. Mit etwas weichen Knien stand er auf, und machte sich auf den Weg zur Gruppe. Die ganze Zeit sah er sich um, als würde gleich jemand von der Seite auf ihn zugesprungen kommen und ihn packen. Ob er kurz davor stand, eine handfeste Paranoia zu entwickeln? Hinter dem Haus führte ein kleiner Trampelpfad vorbei an dem Garten, in dem noch vor wenigen Stunden Zoro und er gesessen hatten. Also lieber nicht hinsehen. Tatsächlich erstreckte sich danach eine weitläufige Graslandschaft, in der nur wenige Bäume standen. Er erkannte die Truppe unter einem besonders großen von ihnen. Luffys Gelächter konnte er schon von Weitem heraushören. Ein irgendwie beruhigendes Geräusch. Er sollte sich wohl wirklich lieber zu den anderen setzen, denn dort herrschte keine so bedrückende Stimmung. Sie lachten ausgelassen, tranken und feierten einfach fröhlich in den frühen Abend hinein. Dort würde er abgelenkt sein, auch wenn die beiden ebenfalls dort sein würden. Noch einmal atmete der Blonde tief durch, ehe er zu Nami und den anderen stieß. „Sanji! Wo warst du so lange?“, kreischte Luffy, dessen Wangen deutlich gerötet waren, aufgrund seines Alkoholpegels. Der Blonde lächelte nur verhalten, und setzte sich eilig zwischen Robin und Chopper. Und damit genau Zoro gegenüber, und ein Stück entfernt neben Ace. Der Schwarzhaarige saß neben Smoker, der sitzend und rauchend am Baum lehnte. Ace hatte seinen Arm auf dessen Schoß, und schien sich jeden Moment auf diesen setzen zu wollen. Unerklärlicherweise kochte Wut in ihm hoch, als er die beiden sah. War er etwa eifersüchtig? Auf Smoker? Ganz sicher nicht. Es war wohl der Unmut darüber, wie locker der Mann mit den Sommersprossen das alles nahm. Schön, er hätte sich freuen sollen, wenn Ace das Interesse an ihm verlor. Aber hier ging es ums Prinzip! Erst säuselte er ihm Dinge ins Ohr, er sei etwas Besonderes, und jetzt schmuste er wieder mit seinem breitschultrigen Lover? Doch vielleicht war es auch Scham, die sich meldete. Aus dem Grund, dass er den Schwarzhaarigen ernst genommen hatte. Das, was er gesagt hatte. „Hier.“ Robins freundliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Die hübsche Frau hielt ihm lächelnd ein Cocktailglas entgegen, darin ein Getränk mit einer gelben, zum Boden hin rötlichen Flüssigkeit. „Ich glaube, ich sollte heute lieber nichts trinken…“, winkte Sanji ab. „Das ist ein Drivers. Der ist alkoholfrei.“ „Dankeschön…“ Etwas kleinlaut nahm er ihr das Glas ab, und tat einen kräftigen Schluck durch den Strohhalm. Sein Geschmack war süß und fruchtig. Und glücklicherweise eiskalt. Er fragte sich, woher sie mitten auf der Wiese zu kühlen Getränken kamen, dann aber fiel sein Blick auf eine blaue Kühlbox mit weißem Deckel, die neben Robin stand. Während er stumm seinen Cocktail schlürfte, kam Luffy auf Hochtouren. Er steckte sich, zusammen mit Chopper und Usopp, Essstäbchen in die Nase, und schnitt dabei Grimassen. Sanji hatte es noch nie leiden können, wenn die drei mit Besteck derart kindische und abstoßende Dinge anstellten. Und doch kam er nicht umhin zu schmunzeln. Zumindest die drei würden sich wohl nie ändern. Leider schwenkte sein Blick bei diesem Gedanken zur Seite zu einem gewissen Herren mit grünem Haar. Sanji biss auf seinen Strohhalm, und sog noch schneller das süße Getränk ein. Zoro saß da, lachte laut, und trank aus einer braunen Glasflasche Bier. Ob der Sake schon leer war, dachte der Blonde kurzzeitig. Die grünen Augen linsten für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm herüber, wandten sich aber schnell ab, da sich ihre Blicke trafen. Sanji verschluckte sich prompt an seinem „Drivers“, und hustete, so leise es möglich war. Die Augen tränten ihm, als er sich beruhigt hatte, und sein Hals kratzte. War er jetzt schon unfähig, wie ein normaler Mensch zu trinken? „Sanji! Komm, mach mit!“ „Bitte?“ Er sah auf, Der Strohhut hielt ihm zwei Essstäbchen entgegen. Fragend sah er ihn an. „Was soll ich damit?“ Luffy machte eine Geste, als wollt er sie sich, zusätzlich zu den schon vorhandenen Stäbchen, in die Nasenlöcher schieben. „Spinnst du jetzt total?!“, fuhr er ihn an, und spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss. Als würde er so etwas Peinliches je tun! Vor Nami und den anderen Damen. Und auch vor… Lachend wandte sich der Bräutigam wieder von ihm ab, führte mit Usopp und Chopper ein Tänzchen auf. Was war er für ein Idiot? Selbst jetzt, wo er sich alle Mühe gab, an etwas anderes zu denken, gab es in seinem Kopf wohl nur Platz für Zoro. Ace konnte er erfolgreich ausblenden, nachdem dieser sich tatsächlich irgendwann auf den Schoß seines Freundes geschoben hatte, und Smoker nun anlächelte, und ihm eindeutige Blicke zuwarf. Wenigstens war Ace dann beschäftigt, und würde ihn in Ruhe lassen. Wie sein Lover das alles so hinnehmen konnte, war ihm allerdings ein Rätsel. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man mit jemanden zusammen sein konnte, wenn der sich ständig mit anderen vergnügte. Und ganz sicher lag es nicht daran, dass Sanji vielleicht spießig war. Er hatte nur andere Vorstellungen von Treue und Moral als die beiden. Irgendwann hatte er es tatsächlich geschafft, sich von Robin in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Nichts Besonderes, nur ein wenig Plausch, bei man fragte, wie es denn auf der Arbeit lief, oder ob es sonst etwas Neues gab. Sanji erzählte allerdings recht kurz angebunden von seinem Job in einem der Spitzenrestaurants Tokios, und erwähnte nicht, dass er wohl bald Geschäftspartner werden würde. Immerhin wusste er ganz offiziell auch noch nichts davon, denn er hatte Jeff belauscht, versehentlich natürlich, als er mit dem Ohr an seiner Bürotür geklebt hatte. Auch als sein Neffe musste er sich seine Position erarbeiten. Und somit gab es nicht viel zu erzählen. Er konnte weder über eine Freundin erzählen, noch darüber, dass im Moment alles wunderbar sei. Ihr Gespräch war somit schneller beendet, als ihm lieb war. Er trank den letzten Schluck seines Cocktails. Verflucht süß, aber dennoch lecker. Gerne bot ihm Robin an, ihm einen Neuen zu mischen. Dankend nahm er ihr Angebot an. Sanji streckte die Beine aus, und lehnte sich auf eine Handfläche. Die Luft war rein, erfüllt vom typischen Geruch des Sommers. Die Grillen zirpten, als würden sie leise eine Hintergrundmusik spielen, während am Himmel die Sonne als blutrote, strahlende Scheibe unterging. Einen Moment lang herrschte Stille. Auch die drei Tänzer setzten sich, Luffy zu seiner Braut, dessen Hand er nahm und zärtlich drückte, Usopp zu Kaya, der er einen Arm um die schlanken, blassen Schultern legte. Chopper setzte sich wieder neben Sanji, lächelte zufrieden, und schaute gen Horizont. So wie sie alle. Die Sonne, die sich von ihnen verabschiedete, zog sie in ihren Bann. Sanji spürte die Gänsehaut. Sie prickelte überall auf seinem Körper, ließ seine Nackenhaare sich aufstellen. Und noch ein anderes Gefühl überkam ihn. Eine Ergriffenheit, die ihm die Tränen in die Augen steigen ließ. Es war ein Sonnenuntergang, wie er ihn schon so oft gesehen, aber nie beachtet hatte. Es kam ihm fast so vor, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. In seiner Magengegend breitete sich ein Gefühl aus, welches er nicht kannte, und auch nur unzureichend zu beschreiben wusste. War er nun glücklich, oder doch tieftraurig? Wollte er allein, oder doch lieber im Kreise seiner Freunde sein? Auf keine Frage wusste er eine Antwort, denn beide Teile wollte er mit Ja und Nein beantworten. Seine Augen glänzten durch die letzten, aber kräftigen Strahlen der Sonne. Es war, als schien alles um ihn herum zu funkeln. Über seine erwärmte Wange stahl sich eine Träne, hinterließ eine glänzende Spur. Rasch wischte er sie mit dem Ärmel seines Yukata davon. Das letzte Gold der Abendsonne verfing sich in Zoros Haaren, während dieser, ihm den Rücken zukehrend, die Wärme genoss. Zumindest hatte er ihn eben nicht gesehen. Zum Glück. Erst als es dämmerte, die ersten Sterne am Firmament erschienen, und endgültig die Nacht einläuteten, regten sie sich. Es war, als ging ein Raunen durch die Gruppe, und Blicke wurden ausgetauscht. „Ich denke, wir werden jetzt schlafen gehen. Morgen wird ein langer Tag…“, sagte Nami mit einer nie dagewesenen Wärme in der Stimme. Die anderen nickten zustimmend, während sie und Luffy sich auf den Weg Richtung Pension machten. Kurze Zeit später entschieden sich Usopp und Kaya, sowieso Robin, Chopper und Nojiko, ebenfalls ins Bett zu gehen. Jetzt waren sie zu viert. „Ich gehe jetzt schlafen. Kommst du mit?!“, raunte Smoker dem Mann auf seinen Beinen in Ohr. Dieser lächelte ihn nur an, und schüttelte leicht den Kopf. „Geh du schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Der Weißhaarige nickte, strich mit seiner großen Hand über Ace‘ Rücken, und küsste kurz seinen Hals, ehe er sich erhob. Er nickte ihm noch zu, dann ging er in die Richtung, in die schon der Rest entschwunden war. Jetzt waren sie allein. Zoro, Ace und er. Prompt begann sein Herz schneller zu schlagen. Der Grünhaarige hatte sich zu ihnen umgedreht, sie saßen, würde man ihre Positionen verbinden, in einem Dreieck. Sanji hatte die Beine wieder angezogen, und seine Arme um diese gelegt. Zoro war im Schneidersitz, die Arme vor der Brust verschränkt. Ace lehnte halb am Baum, halb streckte er seinen Oberkörper nach vorn. Die Blicke wanderten hin und her. Zoro sah zu Sanji, dieser zum Grünhaarigen und zu dem Mann mit den Sommersprossen, und auch dieser schaute abwechselnd zu den beiden. Ohne großartig darüber nachzudenken, stand der Blonde auf, und bewegte sich wie in Trance zu Ace. Langsam setzte er sich zu ihm. Sie tauschten einen tiefen Blick. Auch Zoro erhob sich, und nahm auf der anderen Seite neben Sanji Platz. Auch er und der Blonde tauschten einen intensiven Blick. Der Ältere legte seine Hand auf die des Grünhaarigen, und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Sanjis Hand wurde von Ace gegriffen, welcher wiederum seinen Arm um seine Schultern legte. „Ich hasse euch beide so sehr…“, murmelte Sanji. Er spürte das Nicken der beiden. Zoro küsste seine Stirn, strich ihm durch das blonde Haar. Oder war es Ace? Er sah einen Moment nicht hin, hatte die Augen geschlossen. Dann legten sich warme Finger an sein Kinn, ließen ihn aufblicken. Zoro hob seinen Kopf, ehe er ihm zärtlich seine Lippen auflegte. Sanji berührte sein Gesicht, die Wärme kribbelte unter seinen Fingern. Er erwiderte ihn, bewegte leicht seine Lippen, eher der Kuss unterbrochen wurde, da sich andere Finger auf sein Gesicht legten, es zur anderen Seite drehten. Er roch den süßlichen Atem von Ace, bevor auch dieser ihn sanft küsste, und durch sein Haar streichelte. Sanji hielt weiter die Augen geschlossen, verspürte eine aufkommende Müdigkeit, trotz der zärtlichen Berührungen. Zoros Hände streichelten seinen Rücken, oder waren die von Ace? Er konnte es nicht bestimmen. Warum fühlte er sich so träge? War so unendlich müde, als hätte er tagelang nicht geschlafen? Er spürte den Baumstamm, der sich im Laufe des Tages erwärmt hatte, an seinem Rücken. Sanji merkte noch, wie ihm der Kopf auf die Brust sank, als keiner der beiden ihn küsste. Noch ehe es richtig dunkel wurde, war er in einem tiefen Schlaf versunken. Das Ticken seiner Uhr, ein allzu bekanntes Geräusch, weckte ihn noch in der Nacht. Er hatte keine Erklärung, wie er in sein Zimmer, geschweige denn in sein Bett gekommen war. Noch immer nahm er diese Düfte wahr. Zoros, herb und immer ein wenig wie Gras, und Ace, würzig, und beinahe orientalisch. Und das Geräusch von gleichmäßiger Atmung. Was war das? Dann noch diese Schwere auf seinem Körper, als hätte man etwas auf ihn gelegt. Nur langsam und mit großer Anstrengung, öffnete Sanji die Augen. Er sah an die Decke, starrte ins matte Halbdunkel der Vollmondnacht. Wie spät war es? Er wollte sich auf den Bauch drehen, und nach seiner silbernen Taschenuhr greifen, selbst wenn es schwierig bis unmöglich sein würde, die Zeiger zu erkennen, selbst wenn sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnten. Doch als er versuchte, sich zu bewegen, wurde er festgehalten. Jetzt war er wach, und wollte sich aufsetzen, um dem nachzugehen. Auch das war vergeblich. Hatte man tatsächlich etwas auf ihn gelegt? Im schummrigen Licht war es anfangs schwer zu erkennen, was dort auf ihm lag und auf den Boden drückte. Irgendetwas Warmes, Hartes. Sanji wollte es von sich schieben, und erst jetzt realisierte er, wenn auch sehr langsam, was da auf seinem Bauch lag. Zwei Arme. Zwei muskulöse Arme, dessen Besitzer nicht bereit waren, von ihm zu weichen. Mit großer Anstrengung schaffte es der Blonde, sich halbwegs unter den Klammergriffen zu bewegen. Er drehte sich zu einer Seite, und stieß mit der Nasenspitze fast gegen die von Zoro. Dieser schlief tief und fest, sein Atem streifte sein Gesicht. Aber das war nur einer seiner Arme, der auf ihm ruhte. Schnell, so schnell es ihm eben möglich war, drehte er sich zur anderen Seite. Jetzt war sein Gesicht nur einen Hauch von Ace‘ Gesicht entfernt. Sein Herz setze einen Schlag aus, ehe es wild zu rasen begann. So sehr, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm den Atem rauben. Was war hier los? Wie war er hier gelandet? Er drehte seinen Kopf zu beiden Seiten, als würden die beiden ihm eine Erklärung liefern, was sie natürlich nicht taten. Warum lagen sie in seinem Bett? Warum schmiegten sie sich an ihn? Zoro regte sich. Erst dachte Sanji, er würde aufwachen und sich von ihm wegbewegen, aber er hatte sich zu früh gefreut. Der Grünhaarige rückte noch näher an ihn heran, berührte mit seinen Lippen seinen nackten Arm. Moment. Nackt? Jetzt, wo er die prickelnde Wärme spürte, die von Zoros Gesicht ausging, registrierte er, dass er nichts außer seiner Unterhose trug. Einer der beiden hatte ihm den Yukata ausgezogen. Ihm schoss das Blut in den Kopf, dass ihm einen Augenblick lang schwindelig wurde. Hatten sie es dabei belassen, ihn auszuziehen, oder waren sie weitergegangen? Sanji spürte keine verräterischen Schmerzen, oder hatte das Gefühl, als hätten sie etwas Eindeutiges gemacht. Obwohl, im Moment war er sich nicht sicher, denn er wurde noch immer von beiden Seiten umklammert. Jetzt regte sich auch Ace, er verzog kurz das Gesicht, ehe auch er an Sanjis warmen Körper rutschte, und sein Gesicht an seine Schulter legte. Er war doch kein Kissen! Und schon gar nicht das persönliche Kuschelkissen von den beiden Idioten! Er versuchte sich aus dem Griff zu befreien, aber es hatte den gegenteiligen Effekt. Beide kamen dichter, hielten ihn noch fester. Wenn sie so weitermachten, würden sie ihm noch die Luft abschnüren. Und verdammt noch mal, wie um alle in der Welt war er hier gelandet? Hatte er sich die Szene auf der Wiese doch nicht eingebildet, wie er kurzzeitig gehofft hatte? Hatten sie sich tatsächlich zu ihm gesetzt, ihn in die Arme geschlossen und geküsst? Wie hatte er das zulassen, ja unterstützen können? Nur weil ihn dieser dämliche Sonnenuntergang derart sentimental gestimmt hatte, warf er sich gleich wieder in die Arme der beiden? Der Menschen, die ihm in den letzten Tagen so oft vor den Kopf gestoßen hatten. Der Menschen, denen er sich noch immer so tief verbunden fühlte. Dem einen Menschen, an dem sein Herz hing. Sanji gab es auf, sich aus den schraubstockartigen Griffen befreien zu wollen. Er seufzte leise, und atmete tief durch, soweit es ihm möglich war, mit den Gewichten auf seinem flachen Bauch. Unter ihren Armen drehte er sich, sodass er auf der einen Seite lag, und rutschte nach hinten. Ein Arm rutschte ein Stück von ihm ab, fiel auf den weichen Futon. Ace zog seinen freien Arm ein, und schnappte sich vorher noch das Kissen, auf dem der Blonde grade noch seinen Kopf gebettet hatte, und drückte es fest an sich. Er war froh, nicht an Stelle des Kissens zu sein. Ein starker, nackter Arm zog ihn an eine breite Brust. An seinem Rücken spürte er, wie sie sich gelichmäßig hob und senkte. Zoros warmer Atem streifte seinen Nacken. Das Lächeln, welches sich auf Sanjis Gesicht gestohlen hatte, verschwand sofort. Warum tat er das? War er tatsächlich so ein Masochist geworden, dass er sich das Bett mit Zoro und Ace teilte? Müsste er jetzt nicht völlig aus der Haut fahren, und die beiden aus dem Zimmer, besser noch aus der Pension werfen? Er sollte, aber er wollte nicht. Was tat er stattdessen? Er rutschte in Zoros Arme, ließ sich von seinem Duft einlullen, seiner Wärme beruhigen, und seinen Berührungen gefangen nehmen. Mal wieder. Die Gefahr ignorierend, bleiben wir im Regen stehen. Und erst dann, wenn der Blitz direkt neben uns einschlägt, sind wir uns dieser bewusst. Kapitel 12: What are you driving at? ------------------------------------ 12 – What are you driving at? „Also dann, wir sehen uns Morgen.“ Ace schnippte den Zigarettenstummel von sich. Der kleine Funken erlosch sofort. „Genau. Komm gut nach Hause.“ Sanji tat es ihm gleich, schaffte es aber nicht, seine Kippe so weit wie der Schwarzhaarige zu werfen. Der Ältere zog ihn in seine Arme, und drückte ihn an seine Brust. Er hatte etwas getrunken, und war in diesem Zustand immer sehr auf Zärtlichkeiten aus. „Nicht so fest...“, lachte der Blonde. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen drehte Ace sich um, nicht ohne es sich nehmen zu lassen, Sanjis Hand zu tätscheln, und machte sich auf den Weg nach Hause. Sanji zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche seines Pullis, und stapfte die Treppen hoch zur Wohnung. Eigentlich wollte er sich nur eine Stunde mit Ace treffen. Einfach mit ihm reden, lachen. Doch wie es zu erwarten war, hatte er die Zeit vergessen, und blieb den gesamten Nachmittag mit ihm zusammen. Natürlich wusste Zoro nichts davon. Er hätte einen Riesenaufstand gemacht, wenn er gewusst hätte, dass er seinen Tag mit Ace verbracht hatte. Warum nur regte er sich überhaupt so auf? Ace wollte ganz sicher nichts von ihm, auch wenn Zoro dies immer wieder vermutete, und ihn warnte. Er war doch nur ein Freund. Und selbst wenn, Sanji hätte es nicht erwidert. Immerhin war er schon verliebt. Auch wenn es wohl eine eher einseitige Liebe war. Er schloss die Wohnung auf. Alles dunkel. Zeff war noch im Restaurant, so wie jeden Tag. Aber er war froh, allein zu sein. So konnte er in Ruhe lernen, oder nachsehen, wer grade an der Tür klingelte. Wer wollte ihn am späten Nachmittag besuchen? War es Ace, der doch noch keine Lust hatte, nach Hause zu gehen? „Marimo?“ Statt etwas zu sagen, schob er sich an Sanji vorbei in den Flur. „Ja, dir auch hallo.“ „Was willst du?“, fragte der Blonde irritiert. „Lernen“, meinte der Grünhaarige kurz angebunden, und schlüpfte aus seinen Schuhen. „Moment mal? Seit wann lernen wir heute?“ „Du sollst mir das Kapitel in Altjapanisch noch mal erklären.“ Er ging unbeirrt in Sanjis Zimmer, und ließ seinen Rucksack sinken. Dann gesellte er sich zu diesem auf den Boden. Nachdem er einen Moment perplex an der Tür gestanden hatte, folgte er dem Jüngeren in sein Zimmer, und sah ihn verwirrt an. Erst Recht, als dieser tatsächlich sein Buch und seine Unterlagen hervorholte. Wollte er allen Ernstes lernen? Sonst genügte es ihm doch, dies als Vorwand zu nutzen, und Sanji ins Bett zu zerren. Geschahen etwa noch Zeichen und Wunder? Mit einem Grinsen auf den Lippen setzte er sich neben Zoro, und holte nun auch sein Lehrbuch aus der Tasche. „Dieses Kapitel hier?“ Zoro nickte nur. „Okay...dieses Wort hier spricht man folgendermaßen aus: A-“ „Warst du mit Ace unterwegs?“ Einen kurzen Augenblick war Sanji nicht in der Lage, einen Ton von sich zu geben. Er schien sogar die Atmung für eine Sekunde eingestellt zu haben. Der Blonde sah den Grünhaarigen groß an, unfähig etwas zu erwidern. Was denn auch? Die Wahrheit sagen, und ihn verärgern? Wahrscheinlich würde er dann einfach gehen. Das wollte er aus unerfindlichen Gründen überhaupt nicht. Und wenn er log? Zoro schien es allerdings zu wissen, dass er den Tag mit Ace verbracht hatte. Seine Reaktion darauf mochte er sich gar nicht ausmalen. Hatte er sie gesehen? Lief er ihm nach? „Also ja.“ „...ja.“ Nichts geschah. Der Jüngere machte weder den Eindruck, als wollte er gleich aufspringen, noch als wolle er laut werden und Sanji anschreien. Es war viel schlimmer. Er warf dem Blonden einen Blick zu, der ihn mitten in die Brust traf. Keine Wut war darin zu erkennen, sondern, viel schlimmer, eine große Spur Enttäuschung. „Also machen wir jetzt weiter?“ „Willst du nichts sagen?“ „Wozu?“ „...zu meiner Antwort, zum Beispiel?“ Sein Ton klang etwas zu schnippisch, das fiel ihm selbst auf. „Was soll ich denn sagen?“ „Dass du mich hasst? Oder wütend bist? Oder was auch immer du jetzt fühlst?“ Zoro sah von seinem Buch auf. Die grünen Augen bohrten sich weiter in seinen Brustkorb, gefährlich nahe an sein Herz, wie es schien. „Ist das nicht völlig egal? Dir ist doch auch egal, dass du dich mit ihm triffst, und ob ich es weiß oder nicht.“ Sanji öffnete den Mund, wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, blieb aber stumm. Er wollte etwas erwidern wie „Stimmt doch gar nicht!“, aber egal, wie er den Satz in Gedanken auch anders formulierte, welche Betonung er auch wählte, es blieb doch immer eine Lüge. „Ich hätte es dir sicher gesagt“, murmelte der Ältere dann doch. Zoro lächelte bitter. „Natürlich.“ Sanji biss sich auf die Unterlippe, dass es schmerzte. Auf einmal wäre ihm ein von Trieben gesteuerter Zoro doch viel lieber gewesen. Dieser sah ihn jedoch nur weiter enttäuscht an, sodass er das Gefühl bekam, jemand quetschte sein Herz mit der Faust zusammen. Er mochte es nicht, wenn der Jüngere so ernst war. Wenn er ihm das Gefühl gab, er hätte ihn verletzt. Es war ihm doch im Grunde egal? Vielleicht wollte er ja nicht, dass Sanji mit anderen schlief, vermutete aber, er hätte es mit Ace getan? „Wir...hatten nichts miteinander.“ „Was meinst du?“ „Ich...habe nicht mit ihm geschlafen, wenn du das denkst.“ „Das tue ich nicht. Du würdest so etwas nicht tun.“ „Richtig!“ „Aber er.“ Die sonst so gefährlich blitzenden, grünen Augen klebten auf den Seiten des Buches. Wich er seinem Blick aus? „Das würde ich aber zu verhindern wissen“, gab er fast trotzig von sich. „Ach, meinst du, du könntest ihn aufhalten?“ „Ganz sicher sogar.“ Dann plötzlich wieder dieses Aufblitzen in seinen Augen, als er Sanji ansah. Er hatte diesen Blick jedes Mal, wenn er Lust auf ihn hatte. Aber jetzt, in diesem Moment, machte es ihm Angst. Ehe er es sich versah, packte Zoro seine Handgelenke, und drückte ihn zu Boden. „Was zur Hölle wird das...?“ „Ich teste, ob du dich wehren kannst.“ Seine Stimme klang rau. Sanji sah ihn groß an. Was hatte er vor? Seine schmalen Gelenke konnte Zoro mit einer Hand mühelos greifen und fixieren. Dass er so viel Kraft hatte, ließ Sanji erschauern. War er ihm ausgeliefert? Nein, so einfach würde er es ihm nicht machen. In einem unbedachten Moment konnte Sanji mit seinem Bein ausholen, und zielte auf seinen Rippenbogen. Doch ein kräftiger Arm blockte seinen Tritt, und drückte nun sein schlankes Bein zu Boden. Das andere wurde von Zoros Beinen niedergehalten, und somit war der Blonde völlig bewegungsunfähig. Es kribbelte ihn am gesamten Körper, als er spürte, wie er keinen Muskel mehr bewegen konnte, und wie der starre Blick Zoros auf ihm ruhte. „Was hast du vor...?“ Auf den schlanken Beinen Sanjis sitzend, schob er ihm mit der freien Hand sein Hemd nach oben. Seine Finger streiften seine Haut, und wieder bekam er eine Gänsehaut. Zoro beugte sich nach vorne, und biss ihm in die Brustwarzen. Sanji keuchte auf, zuckte zusammen, soweit es ihm möglich war. „Willst du dich nicht wehren?“ „Muss ich das denn?“ Zoros Blick veränderte sich. Er wurde wütend. Der Griff um seine Handgelenke wurde fester, schmerzte ihn. „Und wenn ich dich jetzt nehme? Dir einfach deine verdammte Hose runterziehe, und ihn dir reinstecke?“ Sanjis Wangen wurden erst bleich, dann rot. „Das hast du schon so oft getan. Was hindert dich daran, es jetzt zu tun?“ „Verstehst du gar nicht, worum es mir hier geht?“ „Keine Ahnung...aber merkst du nicht, wie albern du dich aufführst?“ „Albern?“ Er kniff ihm etwas zu fest in die Brustwarze, und Sanji keuchte vor Schmerz auf. „Du verdammte Kugelalge... Was ist dein Problem? Dass ich mich mit ihm getroffen habe? Verbietest du mir demnächst, meine anderen Freunde auch zu treffen?“ „Nur die, die dich flachlegen wollen.“ „Was laberst du für einen Mist?!“ Es klang nicht halb so energisch, wie es sein sollte. „Verdammt, bist du zu blöd, um es zu kapieren? Ace steht auf dich. Er will dich.“ „Das...ist nicht wahr...“ Er wich dem Blick des Jüngeren aus. „Ach ja? Was macht dich so sicher? Wenn er dich umarmt, als wolle er dich nicht mehr loslassen? Wenn er deine Knie streichelt? Deine Hand nehmen will? Wenn er-“ „Sei still! Beobachtest du uns?“ „Das ist im Moment egal.“ „Du verfluchter Bastard.“ „Es macht mir nichts aus, wenn du mich beleidigst. Nur, wenn du dich anfassen lässt, und es mit einem Lächeln hinnimmst.“ Die klaren, blauen Augen fixierten den Mann über sich. Was sagte er da? Seine Worte klangen in seinem Kopf nach, wie ein unnatürlich deutliches Echo. „Zoro...“ Seine Stimme klang brüchig. „Hm...“ Der Grünhaarige ließ von ihm ab. Zwar hatte er den Griff um seine Hände gelöst, aber dennoch hatte er das Gefühl, er wurde weiterhin zu Boden gedrückt. Zoro nahm seine Bücher vom Tisch, und steckte sie achtlos zurück in seine Tasche. Der Ältere rappelte sich auf, schnappte ihn an einem seiner Ärmel. „Geh nicht, ja?“ Der andere sah ihn an. Seine Miene schien wie versteinert, nur seine Augen verrieten, wie es in seinem Innern aussah. „Zoro...ich...ich liebe dich.“ „Ich weiß.“ Seine Finger griffen den dünnen Stoff fester, nicht bereit, ihn loszulassen. Er sollte nicht gehen. Nicht jetzt, wo er so wütend auf ihn war. Oder was war es? Und doch klammerte er sich an seine Worte. Er wusste, dass er ihn liebte. Das war mehr, als er jemals gesagt hatte. Sonst war er ihm aus dem Weg gegangen, oder hatte es überspielt. Kam er ihm endlich näher? „Zoro...“ Er legte seine Hand auf die des Jüngeren. „Bleib hier.“ Der Rucksack sank wieder zu Boden, das Lehrbuch rutschte zur Hälfte heraus. Starke Arme zogen ihn an sich, drängten ihn wieder nach unten. Doch es war anders. Anders als die brutale Art zuvor, und auch anders, als alle anderen Male, als er ihn umarmt hatte. Seine Lippen lagen fest auf seinen, pressten sie auf seine Zähne. Er bekam kaum Luft. Erst als Zoro seinen Mund mit seiner Zunge öffnete, in ihn eindrang, als ginge es um sein Leben. Sanjis Hände fanden den Weg zu Zoros Gesicht, legten sich auf seine Wangen. Er schob es ein Stück von sich, sah ihm in die raubtierhaften Augen, die in diesem Moment wirkten, als sähen sie durch ihn hindurch. „Zoro. Schlaf mit mir. Jetzt.“ Als hätte er überhaupt noch etwas sagen müssen. Und doch, es war so anders. Wie ein mechanischer Ablauf, etliche Male schon durchgeführt, ohne das Feuer, welches ihn sonst zu verbrennen schien. Sicher, er kam. Sogar zwei Mal. Aber doch war es, als wäre es nicht sein Körper, der sich vor Verzückung wandte. Eher so, als sähe er zwei fremden Menschen dabei zu. Sie bemühten sich nicht, danach ins Bett zu gehen. Zoro zog Sanji an sich, seinen Rücken an seine Brust gelehnt. Der heiße Atem kitzelte seinen Nacken. Doch ihm war kalt. Als wäre jegliche Wärme aus dem Raum, aus ihren Körpern gewichen. Und es machte ihm Angst. Solange, bis er eingeschlafen war. Sanji wusste, wenn er aufwachen würde, wäre Zoro nicht mehr da. Dass dies ihr letztes gemeinsames Mal gewesen war. Morgen würden sich ihre Wege wieder trennen. Natürlich sahen sie sich jeden Tag, aber sie würden sich nicht mehr treffen. Keine Blicke austauschen, wohl nicht einmal mehr miteinander sprechen. Es war vorbei. Ohne ein Wort zu sagen, hatte sich Zoro aus seinem Leben verabschiedet. Ohne etwas zu sagen? Nicht ganz. Aber es war nicht das, was Sanji gehofft hatte, zu hören. Mit Tränen in den Augenwinkeln wachte er langsam auf. Sein Herz war ihm schwer. Warum hatte er immer geglaubt, dass Zoro ihm wehgetan hatte? Er war es, der den Grünhaarigen derart verletzt hatte. Warum verstand er erst jetzt, nach all dieser Zeit, was er ihm hatte mitteilen wollen? Als hätte er erst jetzt richtig zugehört. Ob es schon zu spät war, zu klären, was damals passiert war? Würde Zoro ihm zuhören wollen? Zoro, der letzte Nacht in seinem Bett gelegen hatte. Sein Herz schlug auf einmal schneller, und er drehte sich zur Seite. Niemand da. Weder der Grünhaarige, noch Ace lagen neben ihm. Sollte er nicht froh darüber sein? Nicht jetzt. Er wollte nicht allein sein. Aus dem Zimmer nebenan hörte er Geräusche. Das Rascheln von Kleidung. Schnell zog er seinen Yukata über, und kam auf den Flur. Er stand vor Zoros Tür. Vorsichtig schob er sie auf, als würde ihn etwas anspringen, wenn er sie zu schnell öffnete. Da stand er. Zoro, in einem feinen Anzug. Noch hatte er das Sakko nicht angezogen, er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Weste. Die Krawatte hing noch ungebunden um seinen Hals. Sanji konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Es dauerte eine unbestimmte Weile, bevor ihn der Jüngere wahrnahm. Dann sah er auf. Den Blick seiner grünen Augen konnte er nicht definieren. „Du bist wach“, stellte er nur fest. „Ja, ich...“ „Du solltest dich anziehen. Die ersten Gäste kommen bald.“ Es versetzte ihm einem Stich. Gefährlich nah neben seinem Herzen. Oder hatte er ihn schon getroffen? „Soll ich...deine Krawatte binden?“ Seine Stimme zitterte deutlich. „Nein, schon gut. Ich frage Robin.“ Dann wandte er seinen Blick ab. „Ja, okay...also, bis später, hm?“ „Ja.“ Als wären seine Gliedmaßen taub, ging er zurück in sein Zimmer. War das wirklich Zoro? Sein Zoro, den er kannte, den er so liebte? Nein, das konnte er nicht sein. Zoro war weder scharf darauf, einen Anzug zu tragen, noch würde er es ausschlagen, sich von Sanji berühren zu lassen. Oder hatte er ihn einfach verloren? Er hatte es sich mit letzter Nacht kaputt gemacht, so schien es. Aber das war jetzt egal. Jetzt hieß es, sich zu waschen, seinen Anzug anzuziehen, und ein Lächeln aufzusetzen. Das Brautpaar hatte es mehr als verdient. Es ging hier nicht um ihn, ganz gleich, ob er jetzt mit den Geistern seiner Vergangenheit kämpfen musste. Sanji ignorierte den pochenden Schmerz in seiner Brust, der ihm fast die Luft abschnürte, und schritt aus der Pension, hinein in das blendende Sonnenlicht. Der Vormittag ging an ihm vorbei, als wäre er in Trance. Er bewegte sich fast wie automatisch, ohne dass er es selbst steuerte. Und doch entging ihm nichts. Jeden der Gäste begrüßte er, doch bald hatte er vergessen, wie vielen Menschen er heute begegnet war. So viele kamen, und wollten sehen, wie Luffy und Nami heirateten. Wie beliebt sie doch waren. Sogar sein eigener Onkel, Zeff, kam mit zwei befreundeten Köchen aus dem Restaurant. Menschen, denen er noch nie begegnet war, oder die er wieder vergessen hatte, begrüßten ihn wie einen alten, engen Freund. Sanji achtete nur darauf, sein Lächeln nicht zu verlieren. Niemand sollte sehen, was er in diesem Moment wirklich fühlte. Er war froh, als endlich die eigentliche Zeremonie stattfand. Als er endlich seine wackeligen Beine entlasten konnte. Er saß in der ersten Reihe, als wäre er ein Verwandter der beiden. Natürlich fühlte er sich geehrt. Doch nur, wenn er darauf achtete, seinen Sitznachbarn zu ignorieren. Ace. Er verbot es sich, im Raum nach Zoro Ausschau zu halten. Aber es war sinnlos. Der Grünhaarige stand direkt vor seiner Nase, er war der Trauzeuge Luffys. Doch er konzentrierte sich auf Nami, ihr prächtiges, weißes Kleid, ihre hochgesteckten Haare, in dem ein graziler, weißer Schmuck befestigt worden war. Sie waren glücklich in diesem Moment, wieso konnte er es nicht auch sein? Vergessen, was war, was nie wieder sein würde. Vergessen, was er fühlte. Wie von allein liefen ihm die Tränen über die Wangen. Glücklicherweise fiel er damit nicht auf, denn der Großteil der Gäste zückte ein Taschentuch, oder kniff die Augen zusammen. Überall im Raum sah man, wie sich eilig und möglichst unauffällig die Nase geputzt und die Tränen weggewischt wurden. So, wie er alles andere um sich herum auch ausblendete, nahm Sanji die Worte des Priesters kaum wahr. Es war, als spräche der große Mann durch eine Wand. Aber was er auch sagte, es schien die anderen Gäste weiter zu Tränen zu rühren. Entweder das, oder die Tatsache, dass der Priester eine perfekt gestylte Tolle aus blauen Haaren trug. War das normal? Egal, solange weder Nami noch Luffy sich daran störten. Die beiden warfen sich die gesamte Zeit über verstohlene Blicke zu, und die Rothaarige versteckte ihr Grinsen hinter dem üppigen Brautstrauß. Es war einfach schön mitanzusehen, wie sie sich für sich selbst freuten. Dementsprechend innig fiel ihr erster Kuss als Mann und Frau aus. Sie nahmen sich fest in den Arm, Luffy schien seine Braut sogar nie mehr loslassen zu wollen, und strahlte über das ganze Gesicht. Und endlich konnte auch Sanji lächeln. Ja, er freute sich für ihr Glück. Eines, das wohl nicht für ihn bestimmt war. Aber es sollte ihm heute egal sein. Es stand ihm nicht zu, Trübsal zu blasen, und den Trauerkloß auf ihrer Hochzeit zu spielen. Und so bemühte er sich, das ernstgemeinte Lächeln aufrecht zu erhalten. Besonders dann, als er dem Brautpaar nach der Zeremonie gratulierte. Er umarmte beide, und wünschte ihnen alles Gute. Immer weiter darauf achtend, nicht in die Nähe von Ace oder Zoro zu kommen. Doch es gelang ihm nicht gut. Immer wieder sah er in die Richtung des einen, da beide nicht allzu weit entfernt von ihm an einem langen Tisch saßen, an dem sie aßen. Die Bezeichnung „Gelage“ traf als Beschreibung des Essens am besten zu. Sogar der Blonde rang sich dazu durch, die Speisen auf seinem Teller anzurühren. Er nahm nicht viel zu sich, aber immerhin etwas. „Sanji?“ Die Stimme, so dicht an seinem Ohr, ließ ihn zusammenzucken. „Ja?“ Er drehte den Kopf zur Seite. Seit wann saß denn Ace neben ihm? Und wieso waren alle Teller wieder abgeräumt? „Möchtest du lieber Wein, Sake oder einen Kaffee?“, fragte ihn der Sommersprossige lächelnd. „W-Wein-...rot...“, murmelte der Blonde, und wich schnell seinem Blick aus. Er sah auf seine silberne Taschenuhr, die sich in seiner Westentasche befand. Er hatte offenbar jegliches Zeitgefühl verloren, wenn er es nicht mal bemerkt hatte, dass es bereits früher Abend war. „Geht's dir nicht gut?“ Mit einem angestrengten Lächeln sah er den Schwarzhaarigen an. „Alles bestens. Wirklich.“ Ace hob eine Augenbraue. „So, so.“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter, streichelte sie unbemerkt. „Lass das...bitte.“ Sanjis Stimme klang unsicher. „Wollen wir an die frische Luft?“ „Lässt du mich dann los?“ Ohne ein Wort zu sagen, ließ er von ihm ab. „Ich will rauchen“, meinte der Blonde nur. Ace nickte. Zusammen mit den Gläsern Wein, die ihnen gebracht wurden, gingen die beiden auf die Terrasse der Pension. Viele der Gäste standen hier, redeten, rauchten, lachten, tranken und genossen die angenehme Abendluft. Ohne aufzusehen folgte er Ace. Dieser ging ein Stück weiter, offenbar wollte er ungestört sein. Er hätte wieder gehen sollen, dachte er kurzzeitig, aber dann setzte er sich schon auf das warme Holz der Terrasse, und entspannte. Die frische Luft tat ihm tatsächlich gut. Die Zeremonie und auch das Essen hatten in der Pension stattgefunden, in der sich so viele Leute aufhielten, und die Luft schnell aufbrauchten. Ace schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, und lächelte ihn an, während er ihm ein Feuerzeug entgegenhielt. Es war die Marke, die sie beide immer rauchten, und doch schmeckte es ihm grade ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er sie sofort wieder ausgedrückt. „Du bist irgendwie abwesend. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, hakte der Ältere nach. „Ja, sagte ich doch.“ Seine Zickigkeit hatte er zumindest schon mal wieder. „Hm. Zoro hat dich den ganzen Tag schon ignoriert.“ Schmerzhaft stach ihn plötzlich der Rauch in den Lungen. „Was...?“, röchelte der Blonde nur. „Naja, was ich eben meine. Er sieht dich nicht an, spricht nicht mit dir...“ Sanjis Herz raste, sein Atem wurde schneller. „Und wenn schon? Ist doch egal.“ Ein feines Lächeln stahl sich auf Ace' Gesicht. „Es ist wie damals, als Schluss zwischen euch war.“ „...“ Mit großen Augen starrte er Luffys Bruder an. „Was...was sagst du da...?“ Es war kaum mehr als ein Flüstern. „So wie früher. Er ignoriert dich, und du bist geistig nicht anwesend.“ „Du...hast es gewusst?“ „Sicher hab ich das...“ Ace lächelte matt, und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. „Und trotzdem hast du dich an mich rangemacht?“ Seine Stimme zitterte. „Wenn du es so nennen willst? Immerhin sollte er sich deiner nicht zu sicher sein...“ „...tard...“ „Hm?“ „Du Bastard! Du dämlicher Penner!“ Durch das plötzliche Schreien überschlug sich seine Stimme um ein Haar. Es war ihm egal. Er fühlte sich schlagartig kein bisschen mehr müde oder ausgelaugt. Nur wütend. In einer blitzschnellen Bewegung stürzte er sich auf Ace, der ihn jedoch mit Leichtigkeit abwehren konnte. Er schnappte sich die Handgelenke Sanjis, und sah ihm in die Augen. „Und wenn schon...du hast dich doch immer wieder mit mir getroffen?“ „Ich...ich dachte, du wärst nur ein Freund...“ Ace lachte leise auf, zog den Blonden dichter an sich heran. „Ein Freund? Einer, der dich ständig sehen will? Dich überall berührt? Dich küssen will? Mit dir schlafen will?“ Die Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Ihm fehlten die Worte. „Sag nicht, dass du es nicht gemerkt hast, Sanji... Die ganze Zeit, wenn wir zusammen waren...“ Der Ältere löste den Griff um eines seiner Handgelenke, und strich mit der freien Hand eine wirre Strähne aus Sanjis Gesicht. Er starrte ihm weiter ins Gesicht, noch immer unfähig auch nur einen Ton von sich zu geben. Was sollte er dazu auch sagen? Er war wütend, dass er es immer gewusst hatte. Er war wütend auf sich selbst. Warum war er nur so fürchterlich dumm gewesen? Es war doch immer alles so offensichtlich gewesen. Doch er hatte sich geweigert, es einzusehen. Und jetzt war es zu spät. Einen Moment war er unachtsam. Schon hatte Ace seine Arme um seinen schlanken Körper geschlungen, und zog ihn fest an sich. „Lass es!“, zischte Sanji. Doch der Andere lächelte nur. „Jetzt bist du immerhin frei...“ Ehe er darüber nachdenken konnte, hielt Ace sein Gesicht etwas grob mit einer Hand fest, und drückte ihm seine Lippen auf. Wo er nur wenige Tage zuvor den Kuss erwidert hatte, sträubte sich jetzt alles in ihm dagegen. Er wollte nicht in seinen Armen liegen, ihn nicht küssen, auch nicht zärtlich berühren. „Hmnh..!“ Mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung löste er seinen Arm aus Ace' Griff, und drückte den Schwarzhaarigen grob von sich. Er atmete tief ein. „Spinnst du total?“, keuchte er. Doch der Ältere schmunzelte nur wieder, so wie er es immer tat. Warum kam er sich jedes Mal so siegessicher vor? Wut kochte in Sanji hoch. „Lass mich ja in Ruhe, klar?!“, sagte er endlich mit fester Stimme, und stand entschlossen auf. „Mal sehen, ob ich das kann.“ „Wenn du ein wahrer Freund bist, tust du es.“ Mit einem Mal war der Ausdruck auf Ace' Gesicht verschwunden. Er sah den Blonden ernst an. Stumm wandte sich der Jüngere ab, und ging eilig an den Leuten auf der Terrasse vorbei, in den großen Raum der Pension. Sein Herz schlug noch immer aufgeregt in der Brust. Nicht, weil ihn der Kuss verwirrte, oder etwas bedeutete. Nein, die Tatsache, dass Ace die ganze Zeit gewusst hatte, was zwischen ihm und Zoro war, und er dennoch nie aufgehört hatte, ihn zu umgarnen. Und er? Er selbst hatte immer wieder die Nähe des Schwarzhaarigen gesucht, ohne auf Zoros Gefühle Rücksicht zu nehmen. War am Ende Zoro sogar das Opfer? Nun, das sicher auch nicht. Keiner der drei war ganz ohne Schuld. Sanji richtete Kleidung und Haar, und ließ sich von einem der Kellner ein neues Glas Wein bringen. Jetzt musste er sich unbedingt beruhigen. Und wenn das seine sonst so innig geliebten Zigaretten nicht taten, dann sicher sein nicht minder geliebter Rotwein. Und zwar mehr als eine Flasche, wenn man all die am Abend geleerten Gläser zusammenrechnete. Mit leicht gerötetem Gesicht saß er an der Seite, und sah dem Brautpaar beim Tanzen zu. Er fühlte sich klar, auch wenn er genau wusste, dass er angetrunken war. Ihm war warm, das Sakko hatte er über den Stuhl gehängt. Er seufzte, und trank den letzten Schluss aus seinem Glas. Ein wenig enttäuscht sah er auf dessen Boden. Plötzlich stand jemand Großes vor ihm. Er vermutete einen der für den Abend eingestellten Kellner, und wollte sich von ihm nachschenken lassen, und hob den Kopf. Aber die Person vor ihm war ganz sicher kein Kellner. „Sollen wir tanzen?“ Diese Stimme ließ ihn zittrige Knie bekommen. Hatte Zoro jemals so mit ihm gesprochen? Diese wenigen Worte, so wohlklingend und verlockend. Sprach er tatsächlich mit ihm? Doch der Grünhaarige sah ihn weiter an, Sanji meinte sogar, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können. „Soll das ein Scherz sein?“, fragte der Blonde skeptisch. „Ganz sicher nicht. Aber ich werde kein zweites Mal fragen.“ Kurz sah sich der Blonde um, als würde er eine versteckte Kamera vermuten. Dann blickte er den Jüngeren an. Dieser reichte ihm seine Hand entgegen. War er betrunken, oder träumte er wieder? Er hoffte so sehr, dass es kein Traum war. Zögerlich legte er seine Hand in die des Muskulösen. Sie fühlte sich warm an. Schlagartig begann sich sein Puls zu beschleunigen. Das hier durfte kein Traum sein. Leicht schwankend erhob er sich, den Blick weiterhin Zoro zugewandt. Nicht, dass er plötzlich wieder verschwand. Der Jüngere zog ihn mit sich auf die Tanzfläche. Sanji konnte die Musik im Hintergrund kaum ausmachen. War das ein Walzer? Etwas Schnelles? Konnte er überhaupt tanzen, wenn er etwas getrunken hatte? Doch die Frage erübrigte sich. Zoro nahm seine Hand, und legte ihm die andere auf die Hüfte. Ein wenig peinlich war es ihm schon, jetzt die Position der Frau einzunehmen. Aber darüber wollte er sich jetzt weder aufregen, noch den Kopf zerbrechen. Jetzt konnte er das Lächeln in Zoros Gesicht klar erkennen. Und es galt ihm, oder? Er sah niemanden hinter ihm an. Nur ihn. Von einem Moment auf den nächsten fühlte er sich, als wäre er mit ihm allein. Er hörte die Musik, den wohlbekannten Vier-Viertel-Takt. Seine Beine bewegten sich wie von allein, er bereute es nicht, Zoro die Führung überlassen zu haben. Seit wann konnte er überhaupt tanzen? Wenn er früher diesen Vorschlag gemacht hatte, stieß er auf taube Ohren. Oder ein abwertendes Knurren. Und jetzt? Er bewegte sich, als hätte er es schon immer gekonnt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die warme Hand, die seine hielt, der lockere und doch feste Griff auf seiner Taille. Seit wann war er so zärtlich? Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, wurden immer unklarer, und bald darauf dachte er gar nichts mehr. Er nahm nur ihren gemeinsamen Tanz wahr. Nur Zoro. Sein Lächeln. Die starken Arme und die breite Brust, die in dem weißen Hemd und der schwarzen Weste so unverschämt gut aussahen. Jetzt endlich konnte auch er ehrlich lächeln. Er musste sich nicht darauf konzentrieren, sich nicht anstrengen. Seine Mundwinkel wanderten nach oben, allein weil er den Jüngeren ansah. Sollte das hier ein Traum sein, war er realer als je zuvor. Nein, das konnte kein Traum sein. Es musste einfach wirklich so sein, dass der Griff an seiner Seite bestimmter wurde, und er den warmen Körper an seinem spürte. Wie lange hatten sie jetzt miteinander getanzt? Minuten? Stunden? Die Zeit war im Moment vollkommen irrelevant. Das Einzige, was zählte, war, dass er in Zoros Nähe sein durfte. Er hatte fast schon vergessen, wie ihn der Jüngere heute am Tage geschmäht hatte. Doch nur fast. Und sobald er daran dachte, wurde ihm das Herz schwer. Die Musik veränderte sich, und Zoros und seine Füße standen still. Waren sie noch immer auf der Tanzfläche? Nein, sie standen draußen, auf der hölzernen Terrasse. Über ihnen nur der Sternenhimmel. Die Luft war noch immer warm. Eine Hand legte sich auf sein Gesicht, strich ihm über die heißen Wangen. Sanji schloss die Augen, genoss die Berührung. Sollte er etwas sagen? Auch auf die Gefahr hin, die Stimmung zu ruinieren? Würde Zoro etwas sagen? Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Zoros Hand wanderte in seinen Nacken, übte leichten Druck auf ihn aus, sodass er seinen Kopf nach vorn bewegte. Er spürte die Wärme von Zoros Gesicht. Sein Atem roch leicht nach Alkohol. Er wusste nicht, ob er es sich einbildete, aber er hatte das Gefühl, als würde Zoro seinen Namen sagen. Was es auch war, es ließ ihn eine Gänsehaut am gesamten Körper bekommen. Die Sekunden vergingen nur langsam. Der Kuss war wie eine Erleichterung. Seine Lippen, weicher als gedacht und heiß, schmeckten süß. Wie automatisch legte er seine Arme um Zoro, der ihn wiederum an sich drückte. Für diesen kleinen Moment war alles perfekt. Er hätte jetzt auch einfach leblos umfallen können, es wäre ihm recht gewesen. Und wenn auch nicht leblos, schloss Sanji die Augen. Sein Herzschlag beruhigte sich, und er entspannte sich vollends. Er schlief einfach ein. Wie gut, dass ihn zwei starke Arme hielten. Der Blitz schlägt ein. Zähl' die Sekunden bis der Donner grollt, und du weißt, wie weit das Gewitter noch von dir entfernt ist. Eins... Zwei... Kapitel 13: Stormy weather -------------------------- 13 – Stormy weather Er vernahm ein Grollen. Es schien weit entfernt, und kam nur langsam näher. Ein Unwetter? Früher hatte er es geliebt, sich während eines Gewitters in sein warmes, weiches Bett zu verziehen, und zuzusehen, wie der Wind draußen an den Bäumen zerrte, und der Regen gegen sein Fenster prasselte. Das Geräusch der dicken Tropfen konnte er fast klar und deutlich hören. Er erinnerte sich an etwas. Damals, bei einem Unwetter wie diesem. Fast im selben Moment, als er die Haustür hinter sich ins Schloss zog, begann es wie aus Sturzbächen zu regnen. Schon auf dem Heimweg hatte er die ersten Tropfen abbekommen, und gehofft noch trockenen Fußes bei sich anzukommen. Langsam fiel die Anspannung von ihm ab, als er wieder in seinen vier Wänden war. In der Schule hatte er keine ruhige Minute gehabt, entweder beanspruchte ihn Zoro oder Ace, oder beide zugleich. Was war nur los mit den beiden? Vor Allem aber: Wie hielten sie es in der Gegenwart des Anderen aus? Denn oftmals saßen sie beide in seiner Nähe, sahen sich an, als würden sie dadurch kommunizieren. Aber ihn scherte es wenig. Sollten sie doch machen, was sie wollten. Besser als wenn sie sich die Köpfe einschlugen wie vor einigen Wochen. Sanji hoffte, dass sie es in Zukunft lassen würden. Beide hatten eine Menge Energie und Kraft, um sich gegenseitig windelweich zu schlagen. Wirklich nicht sein Ding. Nachdem er seinen Rucksack und den Blazer seiner Schuluniform in sein Zimmer gebracht hatte, schlenderte er ins Badezimmer. Heute würde er sich einfach eine Pause vom Lernen gönnen, und ein langes, heißes Bad nehmen, um gleich danach schlafen zu gehen. Wenn er in dem angenehmen Wasser sitzen würde, könnte er entspannen. Wie gern hätte er doch eine eigene heiße Quelle, so wie die, bei denen er mit seinem Onkel im letzten Winter gewesen war. Er malte sich aus, wie er, wenn er später ein berühmter und reicher Sternekoch sein würde, wie er sich das teuerste Zimmer in einer traditionellen Pension mietete, und den ganzen Tag im Onsen verbrachte. Träume konnten doch so schön sein. Wenn sie nicht durch das penetrante Läuten der Türklingel unterbrochen wurde. Seufzend erhob er sich vom Wannenrand, auf dem er saß und dem Wasser beim Einlaufen zusah, und ging zur Tür. Um diese Uhrzeit? Wenn ihn seine Intuition nicht täuschte, konnte das nur einer sein. „Zoro.“ Der Grünhaarige stand vor ihm, die Kleidung durchnässt, und Schlammspritzern auf den Hosenbeinen, das grüne Haar dunkler als gewohnt. Sanji machte einen Schritt zur Seite, und nach einem winzigen Zögern trat Zoro ein. „Bist du durch den Regen gelaufen, oder warum bist du so nass?“ Den Spott in seiner Stimme sparte sich der Blonde lieber. Er hatte nicht das Bedürfnis, den Jüngeren zu triezen, wenn er wie ein begossener Pudel vor ihm stand. „Hm. Bus verpasst“, murmelte er bloß, und schlüpfte aus seinen Schuhen. „Bus verpasst? Heißt das, du bist den ganzen Weg zu mir...?“ Zoro schnellte auf einmal herum, und drückte Sanji etwas unsanft gegen die Wand im Flur. Er nahm das Gesicht des Blonden in seine Hände, und drückte ihm einen Kuss auf. Seine Lippen waren feucht, und nicht so heiß wie sonst. Sanji legte ihm die Arme um die Schultern, das nasse Haar tropfte, es war eiskalt auf seiner nackten Haut. Die kleinen Härchen stellten sich sofort auf. Zoro drückte sich gegen den schlanken Körper des anderen, die Feuchtigkeit seiner Kleidung durchdrang seine eigene. Und doch löste er sich nicht aus dem Kuss. War er nicht vor einer Minute noch froh gewesen, dass er seine Ruhe hatte, und sich entspannen konnte? „Hm...nicht...“ Sanji legte dem Jüngeren seine Hand aufs Gesicht, um den Kuss zu unterbrechen. „Das Badewasser läuft sonst über“, fügte er hinzu, als Zoro ihn fragend ansah. Sanji lächelte. „Komm, du hast ein heißes Bad nötig. Du musst raus aus den nassen Klamotten.“ Er nahm seine Hand, und zog ihn mit sich zum Badezimmer. Schon auf dem Weg entledigte sich Zoro seiner Jacke und seines Shirts, welches er dann im Badezimmer auf den Boden warf. Sanji stellte das Wasser aus. Es hatte genau die Temperatur, die er liebte. Fast schon so heiß, dass man sich verbrannte, und doch ein Segen bei verspannten Muskeln. „Komm, zieh auch den Rest aus“, sagte Sanji, als er sich zu Zoro drehte, der noch immer in seiner Hose vor ihm stand. Auch wenn es ihm seltsam vorkam, dass der Jüngere kaum ein Wort von sich gegeben hatte, und sogar auf ihn hörte, als er ihn ins Bad führte. Sonst hatte er ihn doch in sein Zimmer gezogen, oder sogar getragen, um ihn aufs Bett zu legen, um dann... Sanji stellte sich vor ihn, suchte seinen Blick. Doch Zoro schien abwesend, als würde er den Blonden nicht ansehen wollen. Er hatte doch irgendwas. Sollte er nachfragen? Mit schnellen Bewegungen öffnete er Zoros Gürtel, dann hielt er inne. Würde ihn der Andere aufhalten? Oder sich auf ihn stürzen? Nichts geschah. Also löste er den Hosenknopf, und zog den Reißverschluss auf, alles, ohne dass Zoro reagierte. Es war ihm schon fast unheimlich. Kurz wartete er, ehe er seine Hose und Unterhose in einem Stück nach unten zog. Jetzt sah ihn Zoro an. War es ihm etwa peinlich? Jetzt, nachdem er ihn schon so oft nackt gesehen hatte? Er öffnete den Mund, schien etwas sagen zu wollen, doch er schloss ihn wieder. Ohne etwas gesagt zu haben. Stumm legte Sanji die Arme um Zoro, der die Umarmung erwiderte. „Geh schnell ins Wasser. Du fühlst dich eiskalt an...“ „Badest du mit mir?“ Eine leichte Schamesröte stieg Sanji ins Gesicht. „Uhm sicher, warum nicht.“ Er versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen. Doch solche Bemerkungen ließen ihn nicht kalt. Auch wenn ihm im ersten Moment etwas unwohl war, denn er schämte sich tatsächlich noch immer, sich vor Zoro nackt zu zeigen, aber sobald das heiße Wasser ihn umschlossen hatte, ging es ihm besser. Er seufzte leise und schloss kurz die Augen. „So wie du sitzt, sieht es nicht sehr gemütlich aus“, bemerkte Zoro. „Naja, geht schon...“, sagte Sanji, der die Knie angezogen hatte, und sich in eine Ecke der Wanne drückte. „Jetzt komm schon her. Dreh dich um, und lehn dich bei mir an.“ Der Hitze sei Dank war sein Gesicht bereits vollends gerötet, als er sich eilig erhob, um Zoro so den Rücken zuzudrehen. Vorsichtig lehnte er seinen Rücken an die breite Brust. Es störte ihn in diesem Augenblick nicht einmal, dass er alles von Zoro spüren konnte. Dessen Arme legten sich um ihn, und er genoss es lächelnd. Der Jüngere küsste zärtlich seine Halsbeuge, was Sanji zum dumpfen Stöhnen brachte. „So könnte es von mir aus immer sein...“, murmelte der Blonde, von der molligen Wärme schon ganz eingelullt. „Das könnte es doch auch.“ Was sagte er da? Sein Körper, vor allem aber sein Geist war träge, und kaum in der Lage, zu verstehen, was Zoro sagen wollte. „Das wäre schön...“, lachte er leise, als hätte der Jüngere nur einen Witz gemacht. Er sagte noch etwas zu ihm, aber das hörte er nicht mehr. Sanji spürte nur die Wärme des Wassers, besonders aber die von Zoros Körper, und lauschte den Geräuschen des Gewitters, welches noch immer tobte. Wieder das Rauschen der Bäume, durch die der Wind fegte, das fast schon klickende Geräusch der Regentropfen, die unablässig gegen das Fensterglas prasselten, und das dumpfe, unheilvolle Grollen des Donners, vor dem er hier in Sicherheit war. Aber da waren noch andere Geräusche, die er sonst nie bei diesem Wetter gehört hatte. Viele unterschiedliche Töne, die alle durcheinander gerieten. Waren es Stimmen? Wer brüllte denn da? Dann ein unangenehm lautes Geräusch, und ein Ächzen? Ein spitzer Schrei. Dann ein lauteres Grollen, als würde jemand eine Blechplatte zum Vibrieren bringen. Seine Muskeln zuckten zusammen, und er schreckte hoch. Ein kurzer Moment der Verwirrung, dann wusste er, wo er wirklich war. Im großen Raum der Pension. Er saß auf einem Stuhl neben dem Tisch. Offenbar hatte er mit dem Kopf auf dessen Platte gelegen. War er so betrunken gewesen? Und das auf Namis und Luffys Hochzeit. Peinlich. Was momentan aber wichtiger war: Woher kamen diese Stimmen und lauten Geräusche? Sanji sah sich um. Und sein Herz begann zu rasen. Die Tür war offen, draußen tobte ein Sturm. Der Himmel war dunkel, und nur Blitze erhellten gelegentlich das Szenario. Viele der Gäste standen an der Tür, sahen hinaus. Was war da los? Er fühlte sich kraftlos, dennoch rappelte er sich auf, ging langsam zum Ausgang. Sein Mund stand ihm auf, als er die beiden sah. Noch immer in den feinen Anzügen, bloß jetzt über und über mit Dreck und einigen Spritzern Blut, standen sich Zoro und Ace gegenüber. „Was...?“, ächzte Sanji. Ace hatte die Fäuste geballt, sah aus wie ein Wolf, der sich gleich auf seine Beute stürzen wollte. Aus seiner Nase lief unaufhörlich Blut, und tropfte ihm auf das nicht mehr ganz so weiße Hemd. Sein Ärmel war bereits besudelt, offenbar hatte er sich damit das Gesicht abgewischt. Ihm gegenüber stand Zoro, die eigentlich schwarzen Hosenbeine hellbraun vor Schlamm, das Gesicht voller Kratzer. Seine Krawatte lag auf dem Boden, die ersten beiden Hemdknöpfe waren verschwunden. Und doch sah er Ace an, als hätte dieser verloren. Dessen Augen fixierten ihn, seine Haltung war angespannt. Wie konnte Zoro nur so ruhig dastehen? „Luffy! Tu was!“ Nami zerrte ihrem Ehemann am Ärmel. Er stand mit verschränkten Armen und ernster Miene neben ihr. „Nein. Ich darf mich nicht einmischen. Es ist ihr Kampf.“ „Hör zu! Wir sind keine Piraten auf dem Meer! Mach-“ „Nami, nein. Lass sie.“ Noch nie hatte er den Schwarzhaarigen so reden hören. Schon gar nicht mit Nami. Doch schnell wandte er seinen Blick ab, sah zu Zoro und Ace. Der Ältere stürmte auf ihn zu, holte mit der Rechten so weit aus, als wolle er seinen Arm auskugeln. Und doch bekam Zoro seine Faust zu fassen, und drückte sie mit einiger Mühe von sich. Beide fanden kaum Halt in dem weichen Boden, und schwankten kurzzeitig, als der Jüngere die Faust kraftvoll von sich stieß. Ace sagte etwas zu Zoro. Sanji konnte es kaum verstehen, versuchte es von seinen Lippen abzulesen. „Wie in den guten alten Zeiten, huh?“ Er konnte eine Regung auf Zoros Gesicht ausmachen. Etwa ein Grinsen? Dann griff Zoro an. Er deutete einen Schlag in sein Gesicht an, dem der andere spielend auswich, doch sein Knie schnellte nach oben in die Richtung von Ace' Magengegend. Im letzten Moment sprang er zur Seite, wurde aber dennoch schmerzhaft am Rippenbogen getroffen. Erschrocken keuchte er auf, und trudelte aus Zoros Reichweite. Er spuckte etwas blutigen Speichel auf den Boden, und sah den Grünhaarigen an. Die schwarzen Haare klebten ihm im Gesicht, seine sowie Zoros Kleidung waren völlig durchnässt. Dann war es ihm genug. Er konnte nicht länger herumstehen und zusehen, wie die beiden versuchten, sich gegenseitig die Knochen zu brechen. Sanji drängte sich an den verängstigten Hochzeitsgästen vorbei, trat in den Regen. Niemand hielt ihn auf, auch nicht Luffy. Ohne sich umzusehen, schritt er auf die beiden zu. So bemerkte er nicht, wie die anderen Leute sich zurückzogen, und die Haustür zugeschoben wurde. Sie wurden allein gelassen. Die Temperatur war in der kurzen Zeit nicht besonders stark gesunken. Noch immer war es warm, und nur der Regen bot bedingt Abkühlung. Aber nicht den beiden Hitzköpfen. Die kleinen Tropfen peitschten ihm ins Gesicht, liefen ihm in die Augen. Er blinzelte, und ging unbeirrt weiter auf Zoro und Ace zu. Sie beachteten ihn gar nicht, als sie zum wiederholten Male aufeinander losgingen. Der Schlamm spritzte hoch, jetzt sogar auf Sanjis Kleidung. Zoro hatte wieder Ace' Faust geblockt, packte sie diesmal so fest, dass seine Fingerknöchel weiß anliefen. Wenn er so weitermachte, würde er ihm wohl die Hand brechen. Sanji hatte das Gefühl, die beiden wären kilometerweit von ihm entfernt. Vielleicht waren sie das auch auf gewisse Weise. Während die beiden sich die Nasen blutig schlugen, stand er daneben, ausgeschlossen. Und doch mittendrin. „...auf.“ Seine Stimme schien wie vom Wind weggeweht. „Aufhören.“ Weder Zoro noch Ace sahen auch nur in seine Richtung. Der Blonde fragte nicht nach dem Grund, wieso sich die beiden schlugen. Er hatte den Verdacht, es genau zu wissen. Er musste nicht danach fragen. Sie schienen ihn nicht wahrzunehmen, und machten weiter. Er kam sich vor, als würde er eine Ewigkeit bei ihnen stehen. Doch egal wie lange es dauerte, es war genug. Nachdem das Grollen nach einem erneuten, grellen Blitz wieder verstummte, atmete Sanji tief ein. „Es ist genug! Wenn mich auch nur einer von euch wirklich liebt, hört ihr jetzt auf!“ Beide, Zoro und Ace, blickten zum Blonden, der sie ernst und eindringlich ansah. Die Fäuste, vorher noch hoch in der Luft und zum Schlag ausgeholt, sanken langsam zur Seite. Der feste Griff am Kragen des jeweils anderen löste sich, und sie taten einen Schritt voneinander weg. Alles schien plötzlich verstummt. Kurzzeitig konnte der Blonde nicht einmal ausmachen, ob es noch regnete oder nicht. Nur seinen Atem, der ihm viel zu laut vorkam, konnte er wahrnehmen. Dann ein weiter entferntes, dumpfes Grollen. Das Gewitter schien sich allmählich zu verziehen. Die grauen Wolken am Himmel lösten sich langsam auf. „Sanji...“ Wer seinen Namen sagte, konnte er nicht ausmachen. Er war nicht in der Lage, einen der Beiden anzusehen. Sein Blick war auf etwas anderes gerichtet. Dort am Horizont, der vorher kaum klar zu erkennen gewesen war, ging die Sonne auf. Blutrot, umrahmt von einem goldenen Schimmer, kämpfte sie sich durch die Wolken, schien sie vertreiben zu wollen. Er spürte ihre ersten, kraftvollen Strahlen, die Wärme auf seinem Gesicht. War das ein Zeichen? Gestern hatten sie die Sonne untergehen sehen, hatten sich von ihr stumm verabschiedet. Und jetzt sahen sie sie aufgehen. Wieder die Drei. Auch wenn ein Tag zu Ende geht, es würde doch ein neuer Tag kommen, und mit ihm eine neue Chance. Ob er die auch hatte? Er und...? Seine Beine gaben nach. Die Knie wurden ihm weich, als hätte ihm jemand einen Tritt verpasst. Sanji hörte, wie sie seinen Namen riefen, als er zu Boden sank. Er saß im Schlamm, doch es war egal. „Alles okay?“ Die Stimme war nah an seinem Ohr, er erkannte sie diesmal sofort. „Ich bin so dumm...“, begann Sanji, „ich weiß ganz genau, ich sollte keinen von euch lieben.“ Auf dem Gesicht des Blonden war ein gequält wirkendes Lächeln zu erkennen. „Aber ich kann meine Gefühle nicht kontrollieren...“ Seine Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. „Ich liebe dich doch... Zoro... du Vollidiot...“ Sanji schloss fest die Augen, versuchte vergebens dadurch seine Tränen zurückzuhalten. Es war still, nur in seinem Kopf rauschte das Blut, sodass ihm fast schwindelig wurde. „Ich weiß, dass ich ein Vollidiot bin.“ Zoro. „Aber ganz im Ernst? Das wusstest du doch von Anfang an.“ Sanji sah auf, konnte seinen Blick kaum ausmachen. „Trotzdem glaube ich, dass ich dir noch etwas schulde, Sanji. Ich liebe dich auch.“ Zoro lächelte leicht, das Blut am Mundwinkel hatte er vorher rasch weggewischt. Seine Hände legten sich auf seine Wangen, er beugte sich vor und küsste Sanji zärtlich. Er war perplex, schien erst die Luft anzuhalten. Passierte das wirklich? Hatte Zoro gesagt, dass er ihn liebt? Nein, das war kein Traum. So wie ihm jetzt die Tränen über die Wangen liefen, und er sich fast schon verzweifelt in Zoros Hemd krallte. Er musste sich kurz von seinen Lippen lösen, um Luft zu holen, und unterdrückt aufzuschluchzen. Mit dem Arm verdeckte er sein Gesicht, und wischte es sich kurz mit dem Ärmel ab. „Wisst ihr, ihr seid beide absolute Idioten.“ Ace lachte leise, und wandte den Blick von den Beiden ab. „Ich hab von Anfang an gewusst, dass ihr es noch auf die Reihe bekommen würdet.“ Sein Kopf schien diesen Satz überhaupt nicht verstehen zu wollen. Sanji sah nur auf in Ace' Gesicht. Er lächelte, auch wenn eine Spur Bitterkeit in seinem Blick lag. Der Schwarzhaarige schob die Hände in die Hosentaschen, und schlurfte in die Pension. Der Blonde konnte ihm nicht lange hinterhersehen. Zoro zog ihn bestimmend an sich, sodass sein Kopf auf dessen Brust lag. „Zoro...“, murmelte der Ältere nur, ehe er seine Arme um seinen Oberkörper schlang. „Lass uns reingehen...du zitterst“, sagte der Grünhaarige leise, und küsste den blonden Schopf. „Nein, mir ist nicht kalt. Bleib noch einen Moment so, ja?“ Wortlos strich er ihm durchs Haar. War es jetzt vorbei? Musste er sich jetzt nicht mehr einreden, dass er Zoro hasste? Jetzt konnte er ehrlich sein. Er liebte ihn. Und er wurde von ihm geliebt. Also hatte er eine Chance auf sein persönliches Happy End. Der Gedanke brachte ihn zum Lächeln, und doch stiegen wieder Tränen in ihm auf. Er vergrub sein Gesicht in Zoros Hemd, während er sich noch fester an ihn presste. Es war doch noch nicht zu spät über alles zu sprechen, und von vorne zu beginnen? Sicher nicht. Auch wenn sie jetzt eine Menge Dinge zu bereden hatten. Sanji hatte das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen. „Zoro, ich muss dir sagen, ich-“ Warme Fingerspitzen legten sich auf seine Lippen. „Du musst jetzt gar nichts sagen.“ Der Blonde sah ihn an. Der Jüngere strich ihm über die Wange, wischte ihm ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Sanji konnte nicht anders, als zu lächeln. „Weißt du, mir ist doch etwas kalt. Lass uns reingehen...“ „Ja, ich wärme dich wieder auf.“ Der Sturm ist vorbei. Und auch wenn es scheint, dass alles gleich geblieben ist, hast doch zumindest du dich verändert. ________________________________ Seid gegrüßt, werte Leserinnen und (mögliche) Leser! Jetzt bin ich also schon beim 13. Kapitel angelangt. Ich hoffe, das bringt mir kein Unglück? ^-^ Ich bin froh, dass ihr mir bis hierher treu wart, und mir immer nette Kommentare schreibt! mag Kommentare sehr gern~ :> Nun, was ich eigentlich sagen will: Das hier ist fast schon das letzte Kapitel! Höchstwahrscheinlich ist "Drving home" mit dem 14. Kapitel abgeschlossen. Das macht mich natürlich selbst ein bisschen traurig, aber auch stolz, dass ich es überhaupt so weit geschafft habe! ^^ An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen, die mir Kommentare schreiben, mich zum weiterschreiben drängen (Ja, genau DU! xD) und ganz besonders bei meinem geliebten Beta und meiner Muse, ! Ich liebe dich! (Und euch, die mich oder meine Fanfiction als Favorit haben, finde ich natürlich auch ganz dufte! ^.~) Kapitel 14: Driving home ------------------------ 14 – Driving home Irgendetwas, wohl ein unvermitteltes, lautes Geräusch, riss ihn unsanft aus dem Schlaf. Sanji schreckte hoch, saß kerzengrade auf dem Futon. Dann herrschte wieder Stille. Schnell wusste er, dass er sich in seinem Zimmer befand – allein. War das alles nur wieder ein Traum gewesen? Sein Herz wurde ihm augenblicklich schwer, er fühlte sich furchtbar. Es war ihm doch alles so real vorgekommen. Wie er zugesehen hatte, wie Zoro und Ace sich schlugen, und wie er später in Zoros Armen lag, und wie der Regen seine Kleidung durchnässt hatte. „Du bist ja wach.“ Der Blonde sah zur Tür. Zoro stand dort, eine Flasche Wasser in der Hand. Er kam auf ihn zu, legte die Flasche ab, und setzte sich zu ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte er mit etwas besorgter Miene. Sanji nickte. „Alles in Ordnung.“ Er wischte sich mit dem Handrücken die Augenwinkel entlang, denn er befürchtete, gleich wieder weinen zu müssen. Zoros Hand legte sich auf seine Wange, ließ ihn zum Jüngeren sehen. Ein leichtes Lächeln war auf seinem Gesicht, ließ seine Züge wieder weicher werden. Er beugte sich vor, und legte dem Blonden zärtlich die Lippen auf seine. Nein, Gestern war Wirklichkeit gewesen. Kein Traum, aus dem er aufwachen musste, und von dem nichts blieb, außer einem elenden Gefühl. Zoro legte sich, nachdem er sich von ihm gelöst hatte, neben Sanji und sah zu ihm auf. „Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wie ich hierhergekommen bin...“, murmelte Sanji. „Das musst du nicht. Hauptsache, du bist hier“, sagte der Jüngere und verschränkte seine Finger mit denen des Blonden. Auf dessen Wangen erschien prompt eine ausgeprägte Röte. „Marimo, du bist manchmal sowas von -“ Er stutzte. „Was ist mit deiner Wange?“ „Ach, das...“ Zoro legte die freie Hand in den Nacken. „Ace und ich haben uns bei Nami entschuldigt für die kleine Unannehmlichkeit...“ Sanji lachte lauthals los. Der Grünhaarige murmelte noch etwas Unverständliches, ehe er die Arme um den Blonden schlang, und ihn nach hinten auf den Futon drückte. „Du findest es also witzig?“ „Oh ja... wenn du und Ace vor Nami erzittert...“, presste er hervor, bevor er wieder lachte, bis ihm die Tränen kamen. „Idiot...“, knurrte Zoro, und legte seinen Kopf auf Sanjis Bauch. Langsam klang sein Lachen ab. Sanji sah an die Decke, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Er strich dem Jüngeren durch das kurze, grüne Haar. „Hast du dir Sorgen um mich gemacht?“ „Ganz sicher nicht!“, entgegnete Sanji, und zupfte an Zoros Haaren. „Ich weiß, dass du Ace schon noch geschafft hättest.“ „Bist du sicher?“ Zoro stützte sich auf seine Unterarme, sah den Blonden an, der den Blick noch immer nach oben gerichtet hatte. „Ja, bin ich.“ „Warum?“ „Das ist doch völlig egal, oder?“ Sanji sah den Anderen jetzt an. „Aber versprichst du mir etwas?“ „Hm?“ „Schlag dich nie wieder mit ihm. Verstanden, Marimo?“ „Sicher, Kringelbraue.“ „Reduzier mich nicht darauf!“ Zoro schnellte nach vorn, zwang Sanji, sich wieder hinzulegen. Seine Hände waren neben den schmalen Schultern des Blonden. Sanji legte ihm die Hände in den Nacken, und zog ihn zu sich nach unten. „Darf ich?“, fragte Zoro. „Was?“ „Dich küssen.“ „Von jetzt an musst du mich nicht mehr danach fragen...“ Sanji verstaute das letzte Teil in seinem Koffer. Am liebsten würde ich noch länger bleiben, dachte er wehmütig. Kaum hörbar seufzte der Blonde, und schloss den Deckel seines Gepäckstücks. Er schob es ein Stück von sich, und drehte sich zu Zoro um, der auf dem Futon saß, und ihm beim Packen zugesehen hatte. Auf seinem Gesicht dieses Grinsen, welches Sanji so gern an ihm sah. Eben dachte er noch, dass es wie damals war, so, wie sie alle versammelt waren, und keiner an Morgen denken wollte. Doch jetzt, wo er Zoro so lächeln sah, und nur ihn dabei ansah, wusste der Blonde, dass es alles viel besser war als >damals<, und dass es keinen Grund gab, wehmütig zu sein. Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken. „Ja?“ „Ich bin's...Sanji? Zoro?“ „Ah...Nami-san~“, säuselte der Blonde aus alter Gewohnheit. „Kommt ihr beiden noch nach? Wir sitzen noch zusammen, bevor alle langsam aufbrechen.“ „Aber sicher kommen wir, nur einen Moment!“ „Dann bis gleich!“ Und leise klackernde Schritte verrieten, dass sie sich auf ihren hölzernen Sandalen zurückzog. Sanji ließ leicht den Kopf sinken. Jetzt war es wohl wirklich kein Geheimnis mehr, was sie für den anderen empfanden. Zoro griff nach Sanjis Hand. „Zoro...!“ Der Grünhaarige sah Sanji weiterhin an, und drückte seine Hand einfach noch fester. Wollte er seine Hand etwa nicht mehr loslassen? Er wollte. Als ob es die anderen nicht schon immer gewusst hätten. Die beiden traten, die kleinen Finger verschränkt, nach draußen. Die Sonne schien, als hätte es gestern Nacht keinen einzigen Tropfen Regen gegeben. Doch die Luft roch frisch, klar. Kurzum, das Wetter war herrlich. Sie konnten die Stimmen der Anderen hinter dem Haus ausmachen, in dem kleinen, traditionell gestaltetem Garten. Und obwohl Sanji sich freute, all seine Freunde noch einmal auf einem Platz vereint zu sehen, machte es ihm das Herz schwer. Denn wann würde er sie alle wiedersehen? Als hätte Zoro seine Gedanken gelesen, drückte er seine Hand, sodass Sanji zu ihm sah. Wieder dieses kleine Lächeln, welches dem Jüngeren Grübchen ins Gesicht zeichnete. Der Ältere erwiderte das Lächeln, er nickte, und ließ sich von Zoro zu den anderen führen. Luffy rief aufgeregt ihre Namen, als würde er sie jetzt zum ersten Mal sehen, ehe sie sich setzten, und somit den Kreis schlossen. Es gab keinen Alkohol, immerhin mussten einige von ihnen gleich fahren, und doch war die Stimmung ausgelassen und locker. Allein mit Luffy als ihren Alleinunterhalter hatten sie genug zu lachen, bis ihnen die Tränen kamen. Er erzählte kleine Anekdoten von damals, bei dem ihm ständig jemand ins Wort fiel, um ihn zu berichtigen, oder ihn davon abzuhalten, peinliche Details vor dem Partner zu verraten. Sanji und Zoro warfen sich amüsierte Blicke zu. Fast wie zwei Verschwörer, die genau wussten, was der andere grade dachte. Vielleicht taten sie das auch. Und die ganze Zeit hielt Zoro Sanjis Hand. „Darf ich kurz stören?“ „Was...?“ Sanji sah Ace, der plötzlich vor ihnen in die Hocke ging, fragend an. „Könnte ich Sanji-kun kurz entführen?“, grinste der Sommersprossige. Irritiert sah der Blonde von ihm zu Zoro. Dieser sah Ace skeptisch an, und drückte Sanjis Hand noch fester. „Ich will nichts Dummes tun, wirklich!“, verteidigte sich der Schwarzhaarige. Sanji nickte zögerlich, und bedeutete Zoro, dass es in Ordnung war. Dennoch hatte er ein etwas mulmiges Gefühl, als er mit Ace zusammen wieder vor das Gebäude ging. Sie setzten sich zusammen auf die angenehm aufgewärmte Holzveranda. Ace hielt Sanji eine offene Packung Zigaretten entgegen, aus der er sich gerne eine nahm, und sogleich mit seinem Feuerzeug entzündete. Das erste Nikotin seit einer ganzen Weile. Zusammen saßen sie einfach da und rauchten. „Wir werden uns in der nächsten Zeit wohl nicht mehr so oft sehen, oder?“, brach Sanji das Schweigen. Ace lachte leise. „Nein, vermutlich nicht.“ Sanji nickte bloß. „Für den Anfang wohl keine schlechte Idee.“ Stumm stimmte der Schwarzhaarige zu, sah dem aufsteigenden Rauch seiner Zigarette nach. „Wirst du mich irgendwann vergessen?“ „Als ob...du bleibst immer in meinem Kopf. Und sogar in meinem Herzen.“ Ace sah den Blonden aufmerksam an. „Aber so, wie es auch die anderen tun. Luffy, Nami, Usopp, Chopper und Robin.“ Er blies den Rauch aus. „Und Zoro?“ Sanjis Mundwinkel verzogen sich nach oben. „Dem Marimo gehört mein Herz...“ Eine leichte Brise fegte über sie, zupfte leicht an ihrer Kleidung und Haaren. Sanji genoss die kleine Abkühlung. „Bekomme ich einen letzten Kuss?“ Ace' Stimme klang weich, verletzlich. Der Blonde sah ihn ernst an. „Nein. Und du weißt, wieso...“ Ace nickte bloß, ohne etwas zu sagen. Beide wussten, dass es dem Schwarzhaarigen am meisten schmerzen würde. Auch wenn er den Kuss in diesem kurzen, flüchtigen Moment genießen würde, danach würde er sich schlecht fühlen. Und Sanji ebenfalls. Denn Zoro vertraute ihm, und er hatte nicht das geringste Verlangen, Ace zu küssen. War dieses Wochenende, trotz all des Schmerzes, eine richtige Entscheidung gewesen? Wenn nicht richtig, dann zumindest eine Gute. Es war wichtig, nicht nur für Nami und Luffy, weil sie sich in Liebe aneinander banden, sondern weil Sanji zum ersten Mal seit Jahren über seine wahren Gefühle nachdachte. „Komm, lass uns zurück. Noch so einen Kinnhaken möchte ich nicht von Zoro bekommen...“ Sanji lachte, als er zusammen mit Ace zurück zu ihren Freunden ging. „Müsst ihr wirklich schon fahren?“ Luffy schob seine Unterlippe hervor. Das sollte zwar Mitleid erregen, aber Sanji fand es eigentlich nur belustigend. „Ja, es wird Zeit. Immerhin sind sie in Tokyo völlig aufgeschmissen ohne mich“, lachte der Blonde, und tätschelte den schwarzen Schopf des Anderen. Luffy streckt die Arme aus, und drückte den Älteren fest an sich, sodass ihm kurzzeitig die Luft aus den Lungen gedrückt wurde. Den Blick von Zoro versuchte er erst gar nicht zu ignorieren. Dieser hatte eine seiner Augenbrauen zu einem skeptischen Blick angehoben, und sah abwechselnd ihn und seinen besten Freund an. Sanji genoss diesen kleinen Triumph, dass der Jüngere offensichtlich eifersüchtig war. Dann aber schob er den „Strohhut“ von sich. „Ich bin doch nicht aus der Welt. Ruf mich einfach mal an, okay?“ Luffy nickte. „Ich finde, wir sollten uns ab jetzt häufiger sehen!“, sagte der frischgebackene Ehemann aufgeregt. „Ja, das sollten wir“, stimmte ihm der Blonde zu. Auch die anderen, übriggebliebenen Hochzeitsgäste stimmten zu. Auch wenn er vermutete, dass sie sich in der nächsten Zeit dennoch nicht so schnell wiedersehen würden, zumindest nicht vollzählig. Und so genoss er es noch einmal, alle auf einem Fleck vereint zu sehen. Sanji und Zoro waren zwar nicht die ersten, die sich allmählich auf den Rückweg machten, allerdings waren im Moment nur sie, die ursprüngliche „Stohhutbande“ anwesend. Es stimmte sentimental. Sanji wusste, wenn er noch länger bleiben würde, würde er anfangen, rührselig zu werden. Und das wollte er auf alle Fälle vermeiden. „Also, macht’s gut“, sagte Zoro, und hob den Arm, um kurz zum Abschied zu winken. „Zoro!“ Ace meldete sich plötzlich, während er am Türrahmen lehnte, „Pass mir ja gut auf Sanji auf“, meinte er leicht lächelnd, und doch mit einem ernsten Ton. Zoros Mundwinkel wanderten zu einem frechen Grinsen nach oben. „Und wie ich das tue.“ Und noch ehe der Blonde empört über diese Bemerkung sein konnte, griff der Grünhaarige ihn am Arm, zog ihn zu sich, und drückte ihm vor versammelter Mannschaft einen Kuss auf den Mund. Bestimmend drückte der Ältere ihn von sich, die Wangen mehr als gerötet. „Sag mal, kannst du nicht vorher was sagen?!“ „Du hast selbst gesagt, ich muss nicht mehr danach fragen“ „Du…!“ Zoros Selbstbewusstsein war offensichtlich noch immer wie damals. „Sag mal, Marimo…“ „Ja?“ „Wer hat eigentlich beschlossen, dass du wieder bei mir mitfährst?“, fragte Sanji, als beide zum Wagen des Blonden gingen, und Sanji sich mit seinem schweren Koffer abmühte. „Naja, ich dachte es einfach. Wenn wir jetzt immerhin ein Paar-“ „Warte mal! Wer hat DAS denn jetzt gesagt?“, meinte er fast schon entsetzt, und hievte sein Gepäck in den Kofferraum. „Na hör mal! Du liebst mich doch.“ Zoro ließ die Kofferraumklappe lautstark zufallen, sodass der Blonde zusammenzuckte. Anstatt dann etwas zu erwidern, liefen Sanjis Ohren rot an, und er blieb stumm. Er stieg wortlos ins Auto, und Zoro setzte sich frech grinsend auf den Beifahrersitz. Der Kerl schaffte es doch immer wieder, ihn mit ein paar Worten aus dem Konzept zu bringen. Und das von Zoro. „Du hast dich seit damals wirklich nicht verändert.“ Sanji war froh, dass er bereits im Wagen saß, und keiner seiner Freunde sah, wie seine Gesichtsfarbe nun vollends einen tiefen Stich ins Rot bekam. Die Hinfahrt war Sanji wesentlich anstrengender und länger vorgekommen als jetzt. Natürlich war der Weg noch immer derselbe, und auch an der Fahrzeit änderte sich nichts Wesentliches. Und seine Begleitung? Es war doch noch immer der Zoro, den er vor ein paar Tagen mitgenommen hatte. Der Zoro, der darum gebeten hatte, von ihm zur Hochzeit mitgenommen zu werden. Der Zoro, der sich in den Tagen, die sie miteinander verbracht hatten, so sehr geändert hatte, und doch der Gleiche geblieben war. Sanji sah auf die Uhr auf seinem Display neben dem Tacho. In nicht einmal einer Stunde würden sie wieder in der Stadt angekommen sein, und dann? Sanji linste zu dem Grünhaarigen, der grade aus einem Schläfchen aufgewacht war, und sich nun die Augen rieb. „Marimo?“ Nur langsam reagierte der Angesprochene, und sah zum Fahrer. „Bei welchem Pappkarton soll ich denn eigentlich rauslassen?“ Kurz herrschte Stille, in der der Jüngere Sanji regelrecht anglotzte. Der Andere zeigte ein triumphierendes Lächeln, während Zoro bloß den Mund öffnete, wie um etwas zu sagen, ihm aber doch die Worte fehlten. Erst als der Blonde wieder nach vorne zur Straße sah, konnte Zoro genug Luft holen, um sich lauthals zu beschweren. „Glaubst du tatsächlich, ich würde in einem Pappkarton wohnen? Hast du sie nicht mehr alle?!“ „Entweder das, oder in einem Teich…wo Marimos eben so leben…“ Wieder startete Zoro eine Schimpftirade, die den Blonden nur noch mehr belustigte. Er lachte leise, als er immer neue Spitznamen an den Kopf geworfen bekam, die wenig liebevoll waren. Aber es war einfach zu schön, Zoro so triezen zu können. Und er würde ihm auch nicht sagen, dass er überhaupt nicht die Absicht hatte, den Jüngeren irgendwo abzusetzen, und ihn allein zu lassen. Aber Zoro musste noch nicht wissen, dass Sanji ihn bei sich behalten wollte. Nein, im Moment war es gut so, dass er beleidigt grummelnd, mit verschränkten Armen aus dem Fester sah. Immerhin sah er so nicht, wie Sanji vor sich hinlächelte. Er freute sich auf Zuhause. Auf ihr Zuhause. Auch wenn am Morgen die Sonne scheint, ist das keine Garantie für schönes Wetter. Regenwolken könnten immer aufziehen, und alles ins Wasser fallen lassen. Doch sähe Sanji eine Wolke am Himmel, würde er seinen Schirm aufspannen. Denn eigentlich liebte er auch Regentage. Owari. ________________________________________ Fertig. Ja, „Driving home“ ist jetzt endgültig abgeschlossen. Wer ist traurig, wer ist erleichtert? :D Ich bin beides irgendwie. Es freut mich, und macht mich stolz, eine Geschichte abzuschließen, und doch möchte ich mich manchmal gar nicht von ihr trennen. Aber es kommt die Zeit~ :D An dieser Stelle möchte ich mich bei euch bedanken, die ihr immer fleißig Kommentare geschrieben habt, mit Sanji mitgefiebert, die drei verflucht, Zoro angespornt, und Ace böse beleidigt habt(?). xD Und verzeiht, dass sich grade zum Ende hin alles etwas hingezogen hat, und ich eine mittlere Ewigkeit für das letzte Kapitel gebraucht habe. Hoffentlich haben alle diese Wartezeit überstanden. ^^ Und jetzt noch ein special thanks an: Meine [[WhiteHeart]], eifrige Kommentatorin, Anspornerin, Muse, in-den-Arsch-Treter, Seelenverwandte (und das nicht bei ZoSan) Betaleser und Krisenmanager […] – ohne dich hätte ich diese Geschichte niemals beenden können. Unendlich viele Dankeschöns! Ich liebe dich so sehr! ♥ [[taiyo83]], für deine Kommentare, und dass du ständig nachgehakt hast, dass ich auch ja weiterschreibe :D [[LittleTreeflower]], auch für deine Kommentare, und deine Begeisterung für diese Fanfiction ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)