Feel like home von kiks ( astoria und draco - momente.) ================================================================================ Kapitel 1: Narben ----------------- Liebe ist Wahrnehmung ohne Instrumentalisierung. »Crucio«, schrie der Todesser und der junge Mann ging geschlagen zu Boden. Kurz sah er seine Eltern vor sich, stellte sich endlich die Frage, ob es das wert gewesen war. Jemand zu dienen, obwohl man andere Ansichten vertrat. Für jemand einzustehen, nur damit man auch ins Familienbild passte. Seiten gegeneinander aufzuhetzen, um dann letzten Endes von den eigenen Leuten verflucht zu werden. »Stupor!«, hörte Draco Malfoy eine heisere Stimme neben sich und plötzlich war jeglicher Schmerz verschwunden. Das letzte, woran er sich erinnerte waren durch dringliche grüne Augen, die ihn kurz genauer ansahen. »Protego!«, schrie die junge Frau, bevor der Slytherin hinter ihr endgültig zu Boden ging. »Wo sind wir?«, fragte Draco das Mädchen ihm gegenüber. »Im Hufflepuffgemeinschaftsraum«, entgegnete sie ihm kühl und wickelte sich ein Tuch um den Oberarm. Er sah die Streifwunden und fragte sich mit einem Mal, ob er ihr nicht auch welche zugefügt hatte. Er wusste es nicht. Das hier war Krieg. Man griff jeden an, auch wenn man nicht wusste, auf welcher Seite derjenige stand. »Wieso?«, fragte der Blonde und nun sah sie ihn endlich an. Die junge Frau hatte dunkelbraunes glattes Haar, das vom Kämpfen zerzaust war. Auf ihrer porzellanfarbenen Haut zeichneten sich jede Menge offene Wunden ab. Das einzig noch Unversehrte waren ihre strahlend grünen Augen. Dennoch konnte man sagen, dass sie schön war. Wenn man die Umstände betrachtete - sehr schön, sogar. »Hier wird uns keiner finden. Sie haben die Gemeinschaftsräume schon einmal durchkämmt«, antwortete sie heiser und unterbrach damit seine Musterung. »Wie ist dein Name?«, fragte Draco und strich sich durch sein Haar. Er war sich sicher, dass er gerade auch nicht besser aussah, als sie. Der Krieg hinterließ seine Spuren bei jedem Beteiligten. »Geht es dir gut?«, fragte sie unvermittelt. »Wie man es nimmt. Wie ist dein Name?« Der Malfoy war es nicht gewohnt, dass man nicht auf seine Fragen reagierte. »Astoria Greengrass. Ich bin Daphnes Schwester.« »Und ebenfalls in Slytherin«, stellte er fest. »Natürlich«, entgegnete sie mit einer gewissen bekannten Arroganz. Er schwieg einen Moment und überlegte, ob er sie schon einmal gesehen hatte. Vermutlich hätte er sich an sie erinnert. Ganz sicher sogar. »Es tut mir leid«, murmelte er, als wäre ihm etwas peinlich. »Was?«, fragte sie und blinzelte. Der verwunderte Gesichtsausdruck ließ sie süß aussehen. Was dachte er da gerade? »Ich kenne dich nicht.« Es war eine simple Feststellung. »Wir verkehren nicht gerade mit denselben Leuten«, gab sie belustigt von sich und wickelte ein weiteres Tuch um eine blutende Wunde. »Dennoch sind wir im selben Haus und du hast mir das Leben gerettet«, sagte der Slytherin und die junge Frau sah ihn verständnislos an. »Weil deine eigenen Leute dich angegriffen haben«, antwortete sie dann nach einer Weile und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich bin ein Verräter beider Seiten«, murmelte der Malfoy und wandte seinen Blick von ihr ab. Gedankenverloren starrte er gegen eines der leeren Portraits. »Das ist kein Grund jemand zu quälen«, behauptete sie und er wünschte sich, dass sie recht haben würde. Schlimmer noch - er wünschte sich, dass er ihre Einstellung vertreten würde und nun nicht als der Verräter Hogwarts dastehen würde. - »Im Krieg sind viele Leute gefallen. Gute und schlechte«, murmelte Astoria, als sie bemerkte, dass er hinter ihr stand. In ihrer Stimme lag nicht Anklagendes, wie er es eigentlich gewohnt war. Sie klang einzig und allein traurig. »Ich weiß«, antwortete er ihr gewohnt kühl. »Ist es schwer einen Menschen zu quälen?«, fragte sie vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Zuerst schwieg er, versuchte herauszufinden, wieso sie immer die richtigen Fragen am richtigen Ort stellte. Dann trat er einen Schritt näher und schloss die Augen, um den Wind besser zu spüren. »Nein. Weder das Töten, noch das Foltern ist schwer. Aber es hinterlässt Spuren. Bei normalen Menschen zumindest.« »Das tut mir leid, Draco«, entgegnete sie ehrlich und er nickte leicht, ohne zu bemerken, dass sie das gar nicht sehen konnte. »Manche Narben heilen nie«, sagte er und sie wandte sich zu ihm um. »Wie diese hier?«, fragte sie und deutete zu den Gräbern der Todesser. Die Familien hatten Grabsteine für all jene aufgestellt, die nicht mehr aus dem Krieg zurückgekommen waren. Vincent Crabbe war einer von ihnen. Leicht wandte der Slytherin den Kopf zu dem Grabstein und für einen Moment sah sie den Schmerz in seinen Augen und hatte das Bedürfnis ihn einfach zu umarmen. Es war komisch, wie verbunden sie sich ihm doch fühlte, obwohl sie ihn nicht wirklich kannte. Sie hatte natürlich gewusst, wer er war und dass er auf der anderen Seite kämpfte. Auch hatte sie ihn früher oft bemerkt, doch gesprochen hatten sie nie miteinander. Trotzdem stand sie nun auf dem großen Friedhof und lehnte ihre Stirn schützend an die Schulter des regungslosen Slytherins. - »Was machst du hier?«, forschte Astoria und legte ihren Kopf schief. Der Blonde sah sie an und wandte sich dann wieder zu der tanzenden Menge um. »Wir feiern das Ende des Krieges«, antwortete Draco. »Die tun das, aber was tust du?« Wieder fragte sie das Richtige, jedoch ohne ihn irgendwie zu nerven. Es war komisch. Eigentlich hätte er jeden anderen schon auf seine charmante Slytherinart gesagt, dass er sich verziehen sollte. Besonders mit Jüngeren wollte er sich nie abgeben, doch sie war anders und es wurmte ihn, dass er nicht wusste, wieso. »Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß und verzog den Mund. Sie stellte sich neben ihn und stützte ihre Arme auf den kleinen Balkon ab. Von hier aus sah alles normal aus. Die Narben des Krieges schienen für einen Moment vergessen zu sein. »Wieso redest du nicht?«, fragte sie weiter ohne den Blick von der Menge zu wenden. »Was meinst du?« »Wieso du nicht mit deinen Freunden redest«, begründete sie sich und spürte seinen abschätzenden Blick auf sich ruhen. »Weil sie finden, dass ich ein Verräter bin. Sogar meine Freundin hat gesagt, dass ich bloß kein Wort mehr mit ihr reden soll. Der Rest findet es schändlich mit mir gesehen zu werden«, antwortete er schnell und ruhig, als wäre es vollkommen normal. »Und was ist mit denen, die du am Ende unterstützt hast?« Es war seltsam gewesen, als sie zusammen gegen Seinesgleichen gekämpft hatten. Aber darum kümmerte sie sich nicht. Im Krieg war schließlich alles erlaubt, selbst sich mit dem verräterischen Feind zusammenzutun. »Die hassen mich, weil ich Todesser hierhergelassen habe«, gab er von sich und wandte den Blick kurz zu den Weasleys, Granger und Potter. »Das ist ziemlich dumm«, murmelte sie und er nickte stumm. »Meine Mutter meinte, dass harte Zeiten auf uns zukommen. Wir müssten uns und unseren Lebensstil ändern. Uns selbst neu finden«, sprach er weiter und kurz hörte sie eine gewisse Verzweiflung in seiner Stimme. Solch eine, wie sie nur sie jemals hören würde, denn er sprach mit sonst niemand und schon gar nicht darüber. »Stört es dich, wenn ich bleibe?«, fragte sie vollkommen unerwartet und sah ihn an. Er wusste, dass sie das im übertragenen Sinne meinte. Sie fragte nicht, ob sie den Abend mit ihm verbringen durfte. »Wieso solltest du das tun? Meide mich einfach, so wie die anderen«, riet er ihr und hoffte inständig, dass sie nicht so dumm war, sich auf ihn einzulassen. »Ich bin nicht die anderen«, begründete sie ihre Entscheidung und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Das hier war ungewöhnlich. Normalerweise versuchte sie alles, um Unruhe zu vermeiden. Sich mit dem allseits verhassten Verräter einzulassen würde einen Aufruhr schaffen. »Ich tu dir nicht gut«, sagte er schließlich und ihr Lächeln wurde eine Spur sanfter. »Aber ich dir«, murmelte sie, ehe sie sich zu ihm beugte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Als er seinen Kopf leicht auf die Seite neigte streiften sich ihre Lippen. Einen Moment hatte er versucht sich zurückzuhalten. Warum? Er hatte sonst niemand. Er sollte diese Chance nutzen. Als er sie küsste, vergrub sie ihre Finger haltsuchend in seinen Haaren. Es war ja nicht so, als hätte er sie nicht gewarnt. - Er schreckte hoch. Ein Alptraum. Nein, die pure Realität. »Es war nur ein Traum, Draco«, sagte die junge Frau neben ihm und als er den Blick zur Seite wandte, sah er ihre grünen Augen in der Dunkelheit leuchten. Er wusste, dass es das nicht war. Kein Traum. Sein Leben. »Ja«, sagte er und legte sich zurück in seine Kissen. »War es wieder der Krieg?«, fragte Astoria und ließ ihn nicht aus den Augen, als er sich umdrehte und eine Hand sanft auf ihre Wange legte. Er nickte schwach. »Ich denke nicht, dass ich ohne dich noch am Leben wäre«, murmelte er und sie hob eine ihrer Augenbrauen an. »Das denke ich schon. Irgendjemand wäre bestimmt gekommen und hätte dich da rausgeholt.« Sein Daumen strich behutsam über ihre Haut. »Das meine ich nicht. Natürlich hätte ich den Krieg überstanden, aber danach war ich verloren. Ich war ein Frack. Ein Schatten meines Selbst. Hättest du mir nicht geholfen - wärst du nicht der einzige Mensch gewesen, der - «, er brach ab, wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm war bewusst, dass sie längst wusste, was er meinte, doch er wollte es in Worte fassen. Wenigstens einmal. »Ich liebe dich.« Sie lächelte sanft, was er nur kurz erkennen konnte, zumal es dunkel war und sie im nächsten Moment ihre betörenden Lippen auf seine gelegt hatte. Es hatte sich so viel verändert. Der Krieg hatte ihn gezeichnet - einen anderen Mensch aus ihm gemacht. Jemand der Respekt vor anderen hatte, der fähig war anderen Menschen Gefühle entgegen zu bringen, die nicht nur auf Heuchlerei beruhten. Und dann war da noch sie. Sie hatte ihn zum größten Teil verändert. Zum besseren, einfach, weil sie Astoria war und er wieder Draco wurde. Auch wenn er nicht so rücksichtslos agierte. Er hatte nun immerhin einen Grund auf sein Leben zu achten und musste nicht nur für sich stark sein. - »Ich treffe mich gleich mit ein paar alten Freunden«, sagte Draco und küsste seine Freundin sanft auf die Lippen. »Kenne ich sie?«, fragte jene, als sie sich lachend von ihm löste. Die letzten Monate waren besser gewesen. Die Narben begannen zu heilen und die Alpträume gingen zurück. Sie beide begannen wieder richtig zu leben und trafen sich sogar mit ehemaligen Schulkollegen, sahen alle zwei Wochen ihre Eltern und verstanden sich bereits ohne Worte. »Vielleicht. Eine davon ist Pansy Parkinson. Blaise Zabini ist auch dabei.« »Deine Ex-Freundin?«, fragte sie und Draco zog sie zu sich, um sie länger zu küssen. »Eifersüchtig?«, feixte er, als er sich löste, und klang zutiefst amüsiert. »Hab ich einen Grund dazu?« Sie hob eine Augenbraue. »Nur, wenn du scharf auf Blaise Zabini bist«, erklärte er sich und sie stieß ihm leicht mit dem Ellbogen in die Seite. »Du bist ganz schön hinterhältig!« »Das liebst du, nicht wahr?« Wieder küsste er sie. Auf den Mund, die Nasenspitze, die Stirn, die Wange und schlussendlich den Hals. Er wusste, wie er sie am besten wahnsinnig machen konnte. Er hatte ja mittlerweile auch schon drei Jahre Übung darin. »Was sonst?«, fragte sie leicht atemlos, als er seine Lippen endlich von ihren löste. »Willst du heiraten, Astoria?«, kam es von ihm plötzlich vollkommen ernst. »Davon träumt doch jede Frau«, sagte sie und wusste nicht genau, worauf ihr Freund hinauswollte. »Gut, wann?« »Was meinst du mit wann?« Sie hob etwas perplex eine Augenbraue. »Wann wir heiraten«, murmelte er und sie lachte leise. »Draco Malfoy.. War das etwa gerade ein Antrag?« »Nenn es, wie du willst«, gab er schlicht von sich und zog sich seine Hose an. »Das war das mit Abstand unromantische, was jemals aus deinem Mund gekommen ist«, behauptete sie. Das konnte sie ruhig sagen, sie kannte ihn lange genug um zu wissen, dass er es nicht so mit Gefühlen und Romantik hatte. Schon gar nicht hatte sie erwartete, das er überhaupt jemals fragen würde, ob - »Heißt das, du willst mich nicht heiraten?« Sie hätte nein sagen sollen. Nein, bis er fähig war, ihr einen Antrag zu bieten, den sie auch würdigen konnte. Doch hätte sie das nicht übers Herz gebracht. Musste sie eben ihren Kindern davon erzählen, wie romantisch es vielleicht hätte sein können. »Nein, das heißt, dass ich gerne im Juli heiraten würde«, antwortete sie und zog ihn wieder zu sich. »Das klingt doch schon mal schön«, sagte er unbeeindruckt, knöpfte sein Hemd fertig zu und küsste seine Verlobte auf den Mund. Jene schlang ihre Arme um ihn, um den neuen Entschluss gebürtig zu feiern, während Draco sich rein gar keine Sorgen machte, dass er gerade eine sehr wütende Pansy warten ließ. - »Draco.« Er sah zu ihr, als sie den Raum betrat, einzig damit sie wusste, dass sie nun seine vollkommene Aufmerksamkeit hatte. »Nehmen wir mal an, du hättest einen Sohn. Wie würdest du ihn nennen?«, fragte sie und er verdrehte leicht die Augen. Würde sie ihm endlich sagen, was er schon längst wusste? Sie war eine schlechte Lügnerin und wenn es um Geheimnisse ging, konnte er sie lesen, wie ein offenes Buch. »Das spielt keine Rolle.« »Was meinst du?«, fragte sie und ging einen Schritt näher auf ihn zu. »Wir bekommen ein Mädchen, dem du dann dreiviertel deiner Klamotten vermachen kannst. Selbst dann hast du noch zu viel«, murmelte er und wandte sich wieder seiner Quidditchzeitschrift zu. »Und wenn ich dir sage, dass ich ganz sicher weiß, dass wir einen Jungen bekommen werden?«, gab sie zurück und kurz blitzte etwas in seinen Augen auf. »Dann werde ich dir sagen, dass du letzten Monat einen Haufen rosa Klamotten umso gekauft hast. Mein Sohn wird keine Primaballerina«, antwortete er schlicht und lachte dann leise, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Du weißt davon?« »Die Sachen unter unserem Bett zu verstecken war ja nicht gerade sehr einfallsreich«, klärte Draco sie auf. »Wie lange weißt du das schon?« Astoria hob eine Augenbraue und trat nun direkt vor das Sofa. »Eine Weile.« Er zuckte, immer noch erheitert, mit den Schultern. »Und du hast nichts gesagt?« »Ich wollte dir die Überraschung nicht verderben« »Du bist so ein Idiot«, sagte Astoria und gab ihrem Mann einen Schlag auf den Hinterkopf. Er lachte leise und zog sie mit einer geschickten Handbewegung in seine Arme. »Soll vorkommen«, murmelte er in ihre Haare, als er sein Gesicht in ihre Halsbeuge legte. Seine Hände lagen auf ihren Bauch. Schützend und sicher zugleich. »Ich liebe dich«, murmelte sie zufrieden und er küsste ihre Schulter. Das, was er empfand war keine Liebe. Es war mehr. Eine Mischung aus Dankbarkeit, Liebe, Schutz, Freundschaft und einer Menge anderer positiver Empfindungen. Man konnte es nicht in Worte fassen, deswegen hatte er das schon längst aufgegeben. Er war ja sowieso nie der Mann großer Worte, oder Gesten gewesen. Doch das war ihr egal, denn sie wusste, dass sie für ihn das Beste war, was es in seinem Leben gab, oder gar jemals gegeben hatte. - »Ich nenne«, pusten. »Unseren Sohn«, pressen. »Bestimmt nicht«, seine Hand zudrücken. »Casimir«, ausatmen. »Das war ja auch nur eine bescheuerte Idee meiner Mutter«, gab er zu seinem eigenem Schutz zu. Seine Frau war schon schwanger beinahe unerträglich, doch seitdem sie nun drei Stunden hier lag, hatte er erst begriffen, was wahre Schmerzen waren. Astoria konnte gar nicht solche Schmerzen haben, wie sie seiner Hand gerade zufügt wurden. »Aber auch nicht«, sagte sie atemlos. »Baldwin, ich weiß«, ergänzte er ihren Satz und sie lächelte leicht. »Aber dann darf er auch nicht Edmund heißen. Der Name ist abscheulich.« »Und nicht Hendryk.« »Auf keinen Fall«, antwortete er schnell. »Oh Merlin«, sagte sie und atmete tief aus. »Unser Kind wird namenlos!« Verzweifelt drückte sie an seiner Hand, während er sein Kinn auf die andere stützte und sie seufzend ansah. Ein falsches Wort konnte ihm eine gebrochene Hand bescheren, also sollte er besser immer gründlich darüber nachdenken. Wenn es jemand gab, den er zu fürchten hatte, dann war es seine hochschwangere Frau in den Wehen. »Hyperion«, sagte Astoria, als sie das kleine Energiebündel in den Armen hielt. »Scorpius«, bestimmte Draco eigensinnig. »Namenloses kleines Etwas«, sagte Blaise und Astoria warf ihm einen wütenden Blick zu. »Entzückendes kleines Etwas!«, verbesserte Pansy und stieß ihrem Freund leicht in die Seite. Draco hatte seinen Kopf immer noch auf seine Handflächen gestützt und betrachtete seine kleine Familie zufrieden. »Scorpius ist doch okay«, behauptete Blaise und kassierte erneut einen vernichtenden Blick von Astoria. »Scorpius Hyperion Malfoy«, sagte Pansy voller Ehrfurcht und die beiden Malfoys sahen die Schwarzhaarige an. »Das ist«, sagte Draco und Astoria beendete seinen Satz mit einem schlichten »perfekt.« Der ehemalige Slytherin erhob sich und lehnte sich an die Bettkante zu seiner Frau. »Na mein kleiner Scorpius?«, fragte jene und strich dem Kleinen über die Wange. »Gefällt dir dein Name, mein Schatz?« Das Baby lachte erheitert, als würde es jedes Wort genau verstehen und sah dann mit großen Augen zu seinem Vater, der ihm ein stummes Lächeln schenkte. Pansy brauchte ganze fünf Minuten um ihren Verlobten unauffällig aus dem Zimmer zu bekommen, damit die Familie ein bisschen Zeit für sich hatte, bevor die Eltern und Daphne eintreffen würden. Astoria drückte ihrem Mann seinen Sohn in die Arme und lachte leise auf, als der Kleine unerwarteter Weise anfing zu lachen. »Er ist jetzt schon der perfekte Malfoy«, sagte sie. »Er hat dein Lachen.« »Und deine Augen und Nase«, murmelte Draco und lehnte sich zu seiner Frau. »Dafür sieht er sonst aus, wie du als Baby. Er ist eigentlich eine perfekte kleine Kopie von dir, nur dass seine Augen grün sind.« »Ich hoffe er hat nicht denselben Blick drauf wie du, wenn er etwas unbedingt haben will«, sagte Draco und seufzte leicht, als sie ihm einen Stoß in die Rippen versetzte. »Es gibt nichts, was man ihm nicht lernen kann«, sagte die Braunhaarige und legte ihr Kinn auf seine Schulter. Der zweite Beginn ihrer ganz persönlichen Ewigkeit. - »Scorpius Hyperion Malfoy!« »Tut mir leid, Mama. Papa hat gesagt ich darf alleine rausfliegen«, sagte der Vierjährige und versuchte recht perplex einen Klumpen Schlamm von seiner Hose zu bekommen. »Draco Malfoy!«, schrie Astoria in lautem Ton und der kleine Junge neben ihr grinste. »Du erlaubst unserem Sohn alleine mit dem Besen zu fliegen?« »Er ist doch nur im Garten auf und ab geflogen«, verteidigte sich Draco. »Sieh ihn dir an, er ist ganz verdreckt. Stell dir vor, er wäre hinuntergefallen und hätte sich etwas getan. Hättest du dann auch gesagt, dass er doch bloß auf und abgeflogen ist?« »Er hat sich aber nichts getan.« Astoria stöhnte. Wieder einmal wusste er nicht, was sie wirklich meinte. »Ich kann schon gut fliegen, Mama.« »Aber er hätte sich etwas tun können!« »Das wird er auch noch können, wenn er fünfzig ist. Soll ich jetzt immer dabei sein, wenn er auf einen Besen steigt, nur weil er runterfallen könnte?« »Aber er ist vier und keine fünfzig«, gab die Braunhaarige zurück und hob genervt eine Augenbraue. »Mama, ich kann schon fliegen!« »Du willst wirklich, dass unser Sohn ein Muttersöhnchen wird, das sich ohne fremde Hilfe nichts traut?« »Er ist erst vier, Draco«, mahnte sie ihren Mann und beachtete den Kleinen neben sich nicht weiter. »Aber ich kann -«, setzte dieser an und als er bemerkte, dass ihm keiner der Erwachsenen zuhörte, beschloss er die altbekannte Methode anzuwenden und ging einfach. Einige Sekunden später hörte man irgendetwas zerbrechen, dann lief ein Hauself umher und Astoria, sowie Draco wandten sich der Küche zu. »Er mag erst vier sein, aber er hat immerhin schon seinen eigenen Kopf.« »Er ist wie du, nur kleiner.«, entgegnete Astoria und Draco verdrehte die Augen. Als wäre sie nicht genauso wenig konsequent wie er. »Ich darf dich beruhigen, den besserwisserischen Teil hat er von dir.« Astoria musterte ihren Mann mit hochgezogener Augenbraue. »Nicht, dass ich das nicht an dir und ihm lieben würde«, sagte er und grinste. »Noch einmal gerettet«, sagte sie mit skeptischem Blick und beugte sich dann zu ihm, um ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen zu drücken. Zu mehr war sie nicht imstande, denn schon lief ein weiterer Hauself an ihnen vorbei. Als das zweite Zerbrechen zu hören war, hatte der kleine Malfoy endlich erreicht, was er wollte. »Scorpius Malfoy!«, schrie seine Mutter und marschierte Richtung Küche, während Draco stehen blieb und seinen Sohn abfing, als er lachend vor Astoria weglief. Man konnte nicht abstreiten, dass er für einen Vierjährigen schon sehr viele Methoden kannte, seine Eltern und das gesamte Personal an Hauselfen auf Trab zu halten. - Draco überraschte es gar nicht, dass es nun Potter-Granger-Weasley-Kinder gab. Gleich und gleich gesellte sich ja bekanntlich gerne. Obwohl er nicht besonders viel von ihnen hielt, nickte er Harry Potter dennoch zu, als jener den Bahnhof mit einem Blick nach einigen Bekannten absuchte. Astoria hatte ja recht. Diese ganze Blutsgeschichte war alt und sowieso längst überholt. Obwohl... »Scorpius«, sagte Draco warnend und Astorias Blick huschte zu ihrem Mann. Leicht zog sich eine ihrer Augenbrauen nach oben. »Dass du dich ja nicht mit den falschen Leuten abgibst. Du weißt schon, Potters und Weasleys - das ganze Pack eben« Astoria sah Draco an, während ihr Sohn, vollgepackt mit Koffern, an ihnen vorbeischritt. »Versprochen, Papa« Sie verdrehte genervt die Augen, obwohl sie es doch eigentlich hätte wissen müssen. Er konnte es nun mal einfach nicht lassen. »Scorpius«, sagte die Braunhaarige und setzte ein leichtes Lächeln auf, als Draco sie prüfend musterte. »Ja, Mama?«, fragte ihr elfjähriger Sohn. »Was dein Vater eigentlich sagen wollte ist, dass er dir viel Spaß wünscht. Die Zeit in Hogwarts wird die beste Zeit deines Lebens«, berichtigte sie und nun war es an ihrem Mann die Augen zu verdrehen. Schon einmal allein deswegen, weil sie unrecht hatte. Hogwarts war bei weitem nicht die beste Zeit in Dracos Leben gewesen. Das hier war sie. Jeder Moment den er mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen konnte. Er würde das vielleicht nie zugeben, aber es war die ganze Wahrheit - inzwischen gab es nichts Wichtigeres für ihn. »Habe ich nicht recht, Draco?«, fragte sie noch einmal nach und der Ältere nickte. »Ist gut, Mama, Papa. Ich werde mich nicht mit den Weasleys oder Potters abgeben und dennoch Spaß haben«, sagte der Kleine zum Abschied, unwissend, dass der erste Mensch mit dem er in diesem Zug sprechen würde, sein baldiger bester Freund Albus Potter sein würde. Noch mehr unwissend, waren beide Seiten und ihre Kinder darüber, das an diesem Tag zwar viele Versprechen gegeben wurden, doch Rose Weasley und Scorpius Malfoy noch nie viel von der Einhaltung jener hielten. Mit Sicherheit konnte man aber sagen, dass nicht nur Harry Potters Narbe an diesem Tag schon lange nicht mehr geschmerzt hatte. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)