Hurt Hawks von Sharry (Too brave for Death) ================================================================================ Kapitel 1: Too strong for Life ------------------------------ Wieder glitten seine Augen über die alten Zeilen, immer und immer wieder – wie so oft in den letzten Tagen. Warum? Er konnte sich selber nicht erklären, was ihn daran so gefesselt hielt, es war ja nicht so, dass diese Worte ihm fremd waren, er kannte sie, jede einzelne Silbe, jeden noch so unbedeutenden Buchstaben. Es war so lange her, seit er sie geschrieben hatte, so unglaublich lange, eine Ewigkeit, und doch… Er musste nur dieses zerknitterte Blatt Papier ansehen und schon suchten die Erinnerungen ihn wieder heim, er verstand nicht warum. Die Person, die von seinen Worten beschrieben worden war, war sein Gegner gewesen, sein Erzfeind, trachtete nach seinem Titel, seinem Tod, und dennoch The broken pillar of the wing jags from the clotted shoulder, The wing trails like a banner in defeat, Er erinnerte sich gut an diesen unnatürlich abstehenden Arm, mehrfach gebrochen und zerrissen, von der Schulter an abwärts, verklebt und beschmutzt von geronnenem Blut. Als er den anderen sah, hatte es ihm den Magen umgedreht. Nicht, weil er diese Verletzungen nicht mit ansehen konnte, sondern weil er wusste, was sie für einen von ihnen bedeuteten, für einen ihrer beider Art. No more use to the sky forever but live with famine And Pain a few days: cat nor coyote Will shorten the week of waiting for death, there is game without talons. Lange hatte er ihn betrachtet, vielleicht ganze Minuten, während die brutale Wahrheit ihn einholte. Der junge Mann vor ihm würde nie mehr kämpfen können, nie mehr so wie früher. Vielleicht würde er genesen, vielleicht… Aber was dann, wo er doch seinen Blutdurst nie mehr in einem Kampf stillen könnte? Und so verwundet, wie er jetzt war, konnte er nicht auf einen Gegner hoffen, der ihn in einem fairen Duell besiegen würde, um ihn vor einem langsamen, jahrzehntelangen Dahingehen zu bewahren. Einer von ihnen, besonders jemand, der mit beiden Armen kämpfte, würde sich niemals von einem solchen Schlag erholen können. He stands under the oak-bush and waits The lame feet of salvation: at night he remembers freedom And flies in a dream, the dawns ruin it Der Andere hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Erschöpft lehnte er an der großen Eiche, die ihm großzügig Halt und Schatten bot. Seine Augen waren geschlossen, es schien, als würde er die Schwärze willkommen heißen, sich an Erinnerungen zurückentsinnen, Erinnerungen an eine bessere Zeit, an eine Zeit, in der er noch frei und unverletzt war. Und da erst erkannte der Schwertkämpfer, verborgen in den Schatten, dass der Verletzte sehr wohl wusste, was diese Wunden bedeuten würden. Er wusste, dass er nie mehr frei sein würde. Langsam öffneten sich die grünen Augen, der Schmerz war ihnen anzusehen, doch es war nicht der rein körperliche Schmerz, der sie erfüllt hatte, es war die Wunde in der Seele, das Wissen, nie mehr heil zu sein, im Körper sowie im Geist. He is strong and pain is worse to the strong, incapacity is worse. The curs of the day come and torment him At distance, no one but death the redeemer will humble that head, Wie damals in ihrem gemeinsamen Kampf war er erstaunt, von der Kraft, die der Andere ausstrahlte, selbst jetzt noch, gebrochen und verletzt. Doch langsam konnte man auch die Albträume sehen, die ihn zu quälen begannen, während die Sonne unterging. Die eigene Unfähigkeit erschlug ihn, das Wissen, dass all seine Träume, all seine Pläne vernichtet waren, dass der einzige erlösende Weg der Tod sein würde, nach einem langen unerfüllten Leben. Falls er genesen würde. Doch sein Atem wurde flacher, vielleicht war der Tod ihm doch schon näher, als es für den Mann hinter den Bäumen aussah. Allerdings war der Kopf des jungen Mannes immer noch hoch erhoben, die Haltung, verkrampft und erschöpft wie sie war, immer noch selbstbewusst und beherrscht. The intrepid readiness, the terrible eyes. The wild God of the world is sometimes merciful to those That ask mercy, not often to the arrogant. Es war befremdlich in diese Augen zu blicken, wie sie warteten, warteten auf den Tod. Man konnte ihm ansehen, er war bereit, doch immer noch war er zu stolz, um sich einfach aufzugeben, immer noch zu stolz, die blutverklebte rechte Hand von einer der schlimmeren Wunden zu nehmen und so dem Blutfluss freien Lauf zu gewähren, immer noch stolz genug, um zu kämpfen. Wenn keine Hilfe kommen würde, würde er langsam sterben, langsam und schmerzvoll, er erwartete nicht den einfachen Tod, war nie schwach genug für diesen gewesen. Ein Krieger, ein Kämpfer. Doch früher oder später würde sich auch dieser Krieger dem Gott dieser Welt, der Mutter Natur selber, stellen müssen, er schien keine Angst zu haben, warum auch? Er schien schon immer eins mit ihr gewesen zu sein, was doch so unüblich war für Menschen, Menschen, die Wälder zerstören um Städte zu bauen, Tiere töten um Mäntel zu nähen, nein, er war anders. All diese Gedanken rasten ihm durch den Kopf, doch das Einzige, was er wirklich wahrnahm, waren diese grünen Augen, die ihn anstarrten, er hatte gewusst, dass er da war, er hatte es die ganze Zeit gewusst. Aber kein Wort der Bitte, kein Flehen war über seine Lippen gekommen, nur dieses flache, schnelle Atmen, er wollte keinen Gnadentod, von seinem Erzfeind, zu stolz dafür, zu arrogant, zu selbstbewusst. Er gab das sinnlose Versteckspiel auf, der Sterbende hatte ihn eh schon bemerkt. Als er aus den Schatten trat, glitt ein fast schon siegesbewusstes Grinsen über die Lippen seines Gegenübers und die leuchtend grünen Augen blitzten beinahe spielerisch auf. Oh ja, er war eingebildet, verdammt eingebildet! Wie konnte er ihn, schon halb im Schatten des Todes, so anblicken? You do not know him, you communal people, or you have forgotten him; Intemperate and savage, the hawk remembers him; Beautiful and wild, the hawks, and men that are dying, remember him. Alle Welt dachte, er sei ein Monster, ein unmenschliches Wesen, das tötete und zerstörte, doch sie kannten ihn nicht, hatten ihn wahrscheinlich nie kennen gelernt, nur die Geschichten, die sich um ihn rankten, gehört, seinen Steckbrief gesehen. Doch wenn sie ihn nur einmal wirklich kennen lernen könnten, wenn er ihn nur einmal wirklich kennen lernen könnte, könnten sie ihn vielleicht verstehen. Wie konnte jemand wie er böse sein? Unbeherrscht, ja. Wild, manchmal. Ungehalten, mit Sicherheit. Arrogant, bis zum Letzten. Gefährlich, ja, auch das. Aber grausam, abstoßend, wertlos? Nein, ganz bestimmt nicht. In seinen Augen war der junge Pirat ein ehrenhafter, wenn auch überheblicher, Krieger, der in seinen jungen Jahren schon Erstaunliches geleistet hatte. Er würde ihn nicht um Gnade anflehen, darum wartete er, einfach vor ihm stehend, bis sich die grünen Augen geschlagen gebend schlossen, und sein Erzfeind ihm in die Arme fiel. I. I'd sooner, except the penalties, kill a man than a hawk; but the great redtail Had nothing left but unable misery From the bones too shattered for mending, the wing that trailed under his talons when he moved. Während er mit dem sterbenden Piraten durch die Wälder gerannt war, hörte er die Fragen in seinem Kopf. Warum versuchte er, seinen Feind zu retten? Warum konnte er ohne mit der Wimper zu zucken etliche Marinesoldaten töten, aber nicht ihn? Die Antwort war einfach. Denn selbst im Schmerz des Todes, war er noch so stolz gewesen, wie kein Wesen, das er je getroffen hatte, wie ein Falke, hoch in den Lüften. Ein trauriges Lächeln verdunkelte seine Züge, der andere würde nie wieder fliegen... Er erinnerte sich gut an ihre Blicke, als sie die beiden Schwertkämpfer am Strand gesehen hatten. Ihr Eigener dem Tod zu nahe. Er erinnerte sich gut an die Schreie der orangenhaarigen Frau, die fast noch ein Mädchen war, sie glaubte, er wäre es gewesen, er hätte seinen Erzfeind so schändlich zugerichtet. Und er erinnerte sich gut an den Tritt des Blonden, es hatte beinahe gereicht um seine Geduld zu Fall zu bringen, aber nur beinahe. Doch es waren die Blicke des schwarzhaarigen Jungen gewesen, die ihn Nächte lang heimgesucht hatten, diese pure Angst in ihnen, Angst die niemand von ihm nehmen konnte. Der Junge mit dem Strohhut hatte ihn angesehen, und es war ihm vorgekommen, als würde in diesem Moment niemand anderes existieren, als dieses Kind vor ihm, das Kind in seinen Armen, und er selber. Die Hektik um ihn herum erstarb, als er in diese dunklen Augen sah und er verstand, warum dieses Kind der Kapitän war, warum sich der Schwertkämpfer in seinen Armen diesem Jungen untergeordnet hatte. Die Stille wurde zerrissen, als ein pelziger Riese ihm den Verwundeten aus den Armen nahm, vorsichtig und sanft, wie eine Mutter das schlafende Kind. Er erinnerte sich an seinen eigenen Schrei, die Frage, was er mit dem Jungen tun würde, und die Warnung, dass er nicht zulassen würde, dass jemand dem Kleinen was antat. Er hatte nie verstanden, warum er das getan hatte. Oder, warum er auf dem Schiff geblieben war... Er wollte ihn nicht alleine lassen, alleine unter Fremden, von denen er wusste, dass sie seine Familie waren, doch sie waren fremd, konnten nicht verstehen, konnten nicht sehen, was er sah, waren ihre Seelen doch verbunden. Der Junge mit dem Strohhut hatte ihm angeboten zu bleiben, etwas wissend, was wohl kein anderer sehen konnte. Nie hatte er ihn beschuldigt etwas getan zu haben, nie ein Wort des Hasses oder der Verachtung gegen ihn gerichtet, doch an dem Abend, wo sich der blondhaarige Koch und der blauhaarige Cyborg auf ihn gestürzt hatten, da hatte er ihm gedankt, gedankt dafür, dass er ihn nach Hause gebracht hatte, dafür, dass er auf ihn aufpasste, während der trostlosen Nächte, dafür, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte. Wie hätte er in diese Augen schauen und sagen können, dass er nicht wegen Hoffnung, sondern wegen Wut und Trauer auf dem Schiff geblieben war? Er konnte dem anderen einfach nicht verzeihen, dass er sich auf eine Tat eingelassen hatte, die dafür gesorgt hatte, dass sein Lebenstraum, ihrer beider Lebenstraum, für immer unerreichbar wurde. Es sollte das Schwert des anderen sein, dass ihn eines Tages besiegen würde, das war sein Traum gewesen, und nun, nun musste er alle Hoffnungen begraben und dem Falken beim Fallen zusehen. We had fed him for six weeks, I gave him freedom, Sechs Wochen, sechs lange Wochen, in denen er dem Anderen beim Leiden hatte zusehen müssen, er wusste, dass auch den Crewmitgliedern bewusst war, wie sich der einstige Schwertkämpfer verändert hatte. Sprach er nie, zeigte selten, dass er die Anwesenheit einer anderen Person wahrnahm, und sah oft auf die Stelle, wo einst ein gesunder Arm gewesen war, nicht verstehend, wieso er fort war. Oft hatte er Stunden in diesem kleinen Raum verbracht, kein Wort wurde gewechselt, doch manchmal, wenn die Last zu schwer wurde, waren es die Blicke, die zu verstehen gaben. Doch oh, wenn er geglaubt hatte, dass dies seinen Feind ganz zerstört hatte, dann täuschte er sich, denn nach einer Weile hatte er den gleichen Glanz in diesen unfassbar grünen Augen gesehen, ein Glanz aus Feuer und Kraft, er war weitaus stärker, als er es je angenommen hatte. Nach sechs Wochen kamen sie an einer Insel an, verwildert und wohl ohne Bewohner, die Piraten glaubten, dass sich ihr Schwertkämpfer erholt hatte, denn selbst mit nur einem Arm war er immer noch gefährlich, wie hätte er ihnen nur beibringen können, dass ein Vogel, egal wie viel Kraft er inne hat, mit nur einem Flügel nicht fliegen kann? Er wusste nicht, was die Piraten dachten, als er verkündete, dass er das Schiff nun verlassen würde, und es war ihm auch egal, doch der starke und selbstbewusste Handgriff, der sich um seinen Unterarm schlang, würde wohl für immer Spuren bei ihm hinterlassen, genau wie diese grünen Augen, mit diesem Hohn und Schalk in ihnen. He wandered over the foreland hill and returned in the evening, asking for death, Not like a beggar, still eyed with the old Implacable arrogance. Es war früh am Abend, als er ihn zwischen den Bäumen sah, groß, selbstbewusst und stark. Die drei Schwerter an seiner Seite, das schwarze Tuch um den Kopf gebunden, der weiße Verband, schimmernd auf der nackten Brust. In seinen Augen stand keine Angst, keine Trauer, keine Wut, nur pure Arroganz und Überheblichkeit, gemischt, mit einer Weisheit und einer inneren Ruhe, die weit über seine körperliche Reife hinausging. "Lass uns dem Trauerspiel ein Ende machen." Sechs Wochen, war kein Ton über diese Lippen gekommen, ganze zweiundvierzig Tage war er der Welt fern geblieben, doch trotzdem klang seine Stimme machtvoll und selbstbewusst. Er wusste, das Ende war gekommen. I gave him the lead gift in the twilight. What fell was relaxed, Owl-downy, soft feminine feathers; but what Soared: the fierce rush: the night-herons by the flooded river cried fear at its rising Before it was quite unsheathed from reality. Es war der Moment, als die Sonne vom Meer verschluckt wurde, als seine Klinge sich endlich durch das Herz des Gegners bohrte, mit einer Kraft, nicht aus Siegeswille, sondern für die Erlösung. Das Schwert des anderen fiel klirrend zu Boden, der weiße Griff verdreckt von Schweiß, die blitzende Klinge beschmutzt von Blut. Doch der sterbende Körper glitt sanft ins weiche Gras, gehalten von den warmen Händen des Siegers. Allerdings zierte das Lächeln nicht das Gesicht des Gewinnenden, dessen goldene Augen nur schwer den ungewollten Tränen Einlass verbieten konnten, sondern das des Verlierers, sanft und friedlich, wie ein kleines Kind in einem schönen Traum. Es war der Hauch eines Dankes, dass die Nacht durchwehte, bevor die strahlend grünen Augen blass wurden, der Blick glasig. Es war nicht Regen, der das entspannte Gesicht des Toten benetzte, noch war es ein Lebender, der die Schulter des Trauernden berührte und die ersten Sterne begrüßte, doch er war sich sicher, dass der junge Mann, sein schlimmster Erzfeind und engster Verbündeter, ihm nahe war, bevor der Nachtwind ihn fortwehte. Der Schrei eines Falken erfüllte die Stille, traurig und sterbend, doch alles was man je fand, war ein leeres Nest, mit der Ausnahme eines einzelnen Eies. Sein Lächeln war traurig, es war ein würdiger Tod für ihn gewesen und doch, er wünschte, dass er nicht gestorben wäre. Ein wütender Windstoß riss ihm das Blatt aus den Händen. Die Krallen, des Verursachers stießen sich tief in sein Fleisch, während die ungewöhnlichen Augen ihn anstarrten. "Nein! Was machst du denn da?!" Er versuchte den Falken wegzuscheuchen, doch diesem schien das ganz und gar nicht zugefallen, denn er machte sich daran zu schaffen, dass Blatt Papier mit dem Schnabel zu zerreißen. "Lass das!" Auch dies beeindruckte den Vogel nicht, denn anstatt aufzuhören, flog er mit dem Gedicht zum Fenster und fuhr mit seiner Arbeit fort. Wütend jagte er dem Falken nach. "Wenn du nicht sofort aufhörst, gibt es heute Abend Falkengeschnetzeltes, und diesmal meine ich es ernst." Der Blick, der ihm beinahe mitleidig zugeworfen wurde, sprach Worte. "Ich kann besser kochen als du!" Der schrille Schrei des Vogels kam einem Lachen gleich, wobei das beschädigte Papier zu Boden segelte, wie eine Feder. Der Falke wandte sich von dem Menschen ab und sah aus dem Fenster. Draußen auf dem Hof konnte man das Geräusch von aufeinander prallendem Stahl hören. Der Junge, der dort trainierte hatte noch nicht mal sein achtes Lebensjahr hinter sich. "Er macht sich. Vielleicht wird er sogar besser, als du." Dafür kassierte er eine neue Narbe auf seinem Handrücken, doch die nahm er gerne für den Blick in Kauf, die ihm diese grünen Augen zuwarfen. Die Augen, die er geglaubt hatte, nie wieder sehen zu würden. In der Ferne hörte er eine Schiffsglocke, und war auch nicht überrascht, dass er das Schiff kannte, warum sonst, hätte der Falke in den letzten Tagen so verrückt spielen sollen. Auch jetzt trippelte er ungeduldig auf dem Fensterbalken auf und ab, eine Sehnsucht in den grünen Augen, die zu menschlich war, um einem Tier zu gehören. "Na geh schon, ich hau dir nicht ab, aber pass bloß auf, dass dein Kapitän dich nicht aus Versehen zum Mittagessen ernennt." Seufzend sah er zu, wie sich der Falke in die Luft erhob, und zum Meer segelte, froh, dass der junge Mann, sein Erzfeind und Freund, doch wieder fliegen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)