Percy Jackson und die Erbinnen der göttlichen Magie von Taja ================================================================================ Kapitel 1: Ich habe göttliches Glück ------------------------------------ Grover starrte mich an. „Nur drei Worte. Er hat gesagt: Ich brauche dich!“... Es war einer dieser Tage, an dem man früh aufsteht und weiß, dass er genauso ablaufen wird, wie jeder andere Tag auch. Nur, dass man sich manchmal ziemlich damit verschätzt. Seufzend klappte ich den Buchdeckel des dritten Bandes von „Percy Jackson“ zu. Schon wieder zu ende, dabei hatte ich doch vorgestern erst mit Lesen angefangen. Doch diese Story war einfach zu gut geschrieben und lustig, als dass man sie einfach mal wieder weglegen konnte. Nun war ich also schon fertig und konnte das Buch nur wieder in meinem Rucksack stecken, um es später meiner Freundin wiederzugeben, von der ich es ausgeborgt hatte. Aber es passte gerade ganz gut, denn ich musste sowieso aussteigen. Ich hatte einige Besorgungen in der Stadt gemacht und erreichte nun gerade meine Zielhaltestelle. Als ich ausstieg, schien mir die Maisonne entgegen. Sie war noch nicht besonders kräftig, aber zumindest waren die eisigen Monate zuvor im wahrsten Sinne des Wortes Schnee von gestern. Es hatte angefangen zu grünen, sodass die Tristesse des Winters endlich aus der Stadt verschwand. Naja zu mindest weitgehend, denn an der grauen Fassade meines Hochhauses änderte auch der schönste Frühling nichts. Ich hatte mir irgendwann mal gesagt, ich will nie in einem Hochhaus in einer Großstadt wohnen... und wo wohne ich jetzt? In einem Hochhaus einer Großstadt. So spielte halt das Leben. Aber Dresden war noch eine Großstadt, die nicht so groß war, dass ich Panik bekommen hätte. Von meiner Wohnung im 10. Stock aus, konnte ich sie zumindest noch ganz gut überblicken. Es macht sich zwar nicht so günstig, wenn man Höhenangst hat und so weit oben wohnt, aber solange ich nur geradeaus aus dem Fenster sehe, geht es. Zu eben diesem war ich an diesem völlig belanglosen Tag, der gar nicht so belanglos werden sollte, unterwegs. Als ich den Hausflur betrat, kramte ich meinen Schlüssel heraus, starrte in einen leeren Briefkasten und machte mich dann daran die Zwischentüre aufzuschließen. Dabei fiel mein Blick auf eine Gestalt in einem blauen Anzug, auf dessen Rücken ein stilisierter Flügel angebracht war, die sich mit der Klingelanlage abmühte. Nein, der Hermes-Kurier, wie ich den Typ mittleren Alters identifizierte, war nicht zu blöd nur ne Klingel zu drücken, die Klingelanlage dieses Hauses ist wirklich total bescheuert, vor allem, weil man vergessen hatte eine verständliche Anleitung daneben zu hängen. Kein Wunder also, dass ihm die Verzweiflung geradezu ins Gesicht gemeißelt war. Da ich Mitleid mit dem armen Mann, der von einer Klingel an der Ausführung seiner Arbeit behindert wurde, hatte, ließ ich ihn mit rein. Normalerweise sollte man das nicht machen, weil Fremde nichts im Haus zu suchen hatten, aber da er mir nicht so aussah, als wolle er gleich eine Einbruchsserie hinlegen ließ ich ihn mit rein. Ok, gut, wenn der Versanddienst sich schon nach dem Gott benannte, der unter anderem der Schutzbefohlende der Diebe war, konnte man das nie wissen, aber wenn, dann wäre wohl auch die Eingangstür kein Hindernis für ihn gewesen. Also stieg ich mit dem hoffentlich harmlosen Mann in den Fahrstuhl. Da er nicht die Anstalten machte zu Drücken, musste er wohl in den selben Stock wie ich. Während der Fahrt, die mal wieder ziemlich lange dauerte, weil irgend so ein Depp bei fast jedem Stockwerk gedrückt hatte und der Fahrstuhl natürlich anhielt, obwohl gar niemand einstieg, musterte ich den Typen kurz unauffällig. Nicht, dass ich das sonst auch machen würde, also fremde Typen mustern meine ich, aber die Leute vom Hermesversand erinnerten mich halt immer an den Gott mit den Flügellatschen und irgendwie versuchte ich unbewusst immer festzustellen, ob die Kuriere nicht vielleicht doch irgendwas mit dem griechischen Namensvetter zu tun hatten. Allerdings war das meiste seines Gesichts unter einem zur Uniform dazugehörigen Cappi verschwunden und so konnte ich nur anhand eines leichten Lächelns darauf schließen, dass er eventuell charmant war. Eigentlich war es ja auch egal, aber was macht man sich nicht alles für Gedanken, während der Fahrstuhl scheinbar endlos lahm den 10. Stock erklimmt. Als endlich die 8 auf dem Display erschien und ich mich schon zum Herausstürzen bereit machte, fiel mein Blick zufällig auf den Umschlag, den der Postbote unter dem Arm klemmen hatte und sah... meinen Namen. „Oh der ist ja für mich.“ Ich konnte nicht umhin meinem Erstaunen laut Ausdruck zu verleihen. Ich erwartete keine Briefe, schon gar keine so dicken. „Sie sind Tina Domnowsky?“ Er schaute mich fragend an, woraufhin ich nur nickte. Ich wollte schon meinen Ausweis rausholen, doch da erreichte der Fahrstuhl endlich meine Etage und fast zeitgleich drückte mir der Hermes-Typ den Umschlag in die Hand. Da die Türen nicht lange offen blieben und ich keine Lust hatte als Sandwich zu enden, trat ich schnell in den Flur. „Wo muss ich...“, ‚unterschreiben’ wollte ich eigentlich sagen, doch als ich mich umwandt, schlossen sich die Türen bereits wieder und der Kurier war verschwunden. Ein wenig verdattert stand ich noch da und schaute auf die silbernen Türen, dann zuckte ich nur mit den Schultern und ging zu meiner Wohnung. Wenn er nicht warten konnte, hatte er halt Pech. Ich würde ja deswegen keinen Ärger bekommen, hoffte ich zumindest. Aber der Inhalt des Umschlags der schwer in meiner Hand lag, interessierte mich momentan sowieso mehr. Kaum, dass ich zur Tür rein, ganz automatisch aus meinen Schuhe geschlüpft war und meine Jacke an den Haken gehängt hatte, benutze ich meinen Finger als Brieföffner. Es war ziemlich gut verklebt, sodass die Spannung stieg. Es war kein Absender drauf, was mich ein wenig stutzig machte. Werbung konnte es ja nicht sein, die wäre nicht mit dem Hermes-Versand gekommen. Nun war ich echt gespannt, was ich da für Neuigkeiten bekommen hatte. Als ich dann jedoch endlich das oberste Papier rausgefischt hatte und es überflog, fiel mir der Umschlag gleich mal aus den Fingern, so überrascht war ich. Mein Herz machte Kapriolen und mein Gehirn weigerte sich erst mal, das zu fassen was da stand: Herzlichen Glückwunsch! Du hast beim großen „Percy Jackson“-Gewinnspiel den Hauptpreis gewonnen. Du fliegst mit deiner besten Freundin für eine Woche nach New York und triffst die Hauptdarsteller des Films zu einem besonderen Meet & Greet. Neben einer Stadtbesichtigung und dem Besuch des „Camp-Halfblood“ stehen euch noch einige weitere Überraschungen rund um das „Percy Jackson“ Universum bevor. Wir erwarten euch nächste Woche in New York. Auf eine göttliche Reise! Ich musste mir das Schreiben erst noch zwei mal durchlesen, bevor ich überhaupt nur annähernd realisierte, was das bedeutete. Ich hatte gewonnen! Ich hatte eine Reise nach New York gewonnen und würde die Darsteller treffen. Klar, es gab andere Schauspieler, die ich noch viel lieber getroffen hätte, aber hey, so was großes hatte ich noch nie gewonnen. Aufgeregt hüpfte ich durch meine Wohnung. Ich wusste gar nicht wohin mit der plötzlich überschäumenden Energie. Doch da bei mir selten was Gutes ohne einen Haken passierte, siegte doch erst mal das Misstrauen. Zu mal ich mich gar nicht daran erinnern konnte an so einem Gewinnspiel teilgenommen zu haben. Aber gut, das konnte auch daran liegen, dass ich an so vielen teilnahm, dass ich gar kein Überblick mehr hatte. Aber war das am Ende doch nur ein Trick von irgendeiner Abzockerfirma? In der heutigen Zeit musste man ja vorsichtig sein. Also zwang ich meinen Herzschlag wieder von der Galopprennbahn runter zu kommen, während ich den restlichen Umschlag aufhob und durchforstete. Es war ein Filmplakat und noch einige noch nicht unterschriebene Autogramkarten dabei, die mich aber nicht sonderlich von der Echtheit der Dokumente überzeugten. Die Flugtickets und die Hotelbuchungsbestätigung aus New York, die sich genau dazwischen befanden, dagegen schon mehr. Das sah ziemlich echt aus. Mal eben in New York anrufen war nicht drin, aber bei der Fluggesellschaft anzuklingen war weniger kompliziert. Ich hasste es zwar irgendwo anzurufen und mit fremden Menschen reden zu müssen, aber wenn es um meinen potenziellen Gewinn ging, vergaß ich meine Angst einfach mal. 10 Minuten später hüpfte ich bereits wieder durch meine Wohnung, denn ich hatte ohne Probleme bestätigt bekommen, dass die Flugtickets tatsächlich echt und auf meinen Namen reserviert war. Das war ja echt nicht zu glauben, dass ich solches Glück haben sollte und dennoch ließ ich langsam aber sicher zu, dass ich mich wirklich darüber freute und zwar tierisch. Und in solchen Fällen war nur noch ein nächster Schritt fällig. Ich hüpfte zum Telefon und klingelte meine beste Freundin Nicky an, damit sie mich zurückrufen konnte. Ich brauchte auch nicht lange warten, da gab mein Telefon die ersten Töne von sich. „Hi Taja, was gibt’s?“, ertönte aus dem Hörer. Nur zur Erklärung, Taja ist mein Spitzname. Aber mittlerweile kannten mich ziemlich viele unter dem Namen, da Nicky mich nur so nannte und ich hatte mich schon so sehr daran gewöhnt, dass ich mir manchmal auf die Zunge beißen musste, um mich nicht als Taja vorzustellen. Aber das war momentan auch nicht weiter wichtig, denn ich musste unbedingt meine Neuigkeiten loswerden. Trotzdem wollte ich es auch für sie ein wenig spannender machen. Sie hatte erst vor wenigen Tagen Geburtstag gehabt, da würde dies ein tolles nachträgliches Geschenk werden: „Hi, du sag mal, hast du Lust mit mir nach New York zu fliegen?“ Und wie sie Lust hatte. Nicky war ebenso total aus dem Häuschen gewesen wie ich. Für sie war es immerhin die erste Reise nach Jahren und da wir uns eigentlich schon seit wir uns vor 2 Jahren kennen gelernt hatten, mal vorgenommen hatten gemeinsam in den Urlaub zu fahren, waren wir mehr als hibbelig, bei der Vorstellung bald im Flieger nach New York zu sitzen. Wenn der Flug nach Japan gegangen wäre, wären wir noch aufgeregter gewesen, aber immerhin mussten wir absolut nichts bezahlen und hatten auch noch etwas Taschengeld bekommen. Spätestens als der eingelöste Check nicht platzte und ich mir mit meinen passablen Englischkenntnissen vom Hotel die Buchung bestätigen hatte lassen, waren alle Zweifel ausgeräumt, dass es sich dabei um einen wirklichen Gewinn handelte. Diese Nachricht wurde allerdings von einer Person nicht besonders gut aufgenommen: meiner Mutter. Sie war gar nicht begeistert, dass ich über den Ozean flog, das auch noch ohne sie und dann vor allem mit Nicky. Ja, ich konnte ihre schlechte Laune diesbezüglich sogar irgendwo verstehen. Erstens war auch sie schon länger nicht mehr verreist und hätte sich sicher gefreut, wenn ich sie mitgenommen hätte, aber es stand in dem Schreiben „ mit deiner besten Freundin“ und das war nun mal ohne jeden Zweifel Nicky. Zweitens machte sie eben diese Tatsache noch verrückter. Im Grunde hatte sie nichts gegen Nicky, nur durch sie hatte ich mich verändert und das war meiner Mutter so gar nicht recht. Außerdem, das musste ich zugeben, war meine liebe Freundin immer für eine Überraschung gut und meine überfürsorgliche Mutter sah sicher schon tausend Katastrophen auf ihre kleine, hilflose Tochter zukommen. Klein und hilflos wie ich mit meinen 24 Jahren eben war. Mütter. Aber ja, nach einigem Diskussionen hatte sie sich schließlich damit abgefunden, dass ich diese Reise antreten würde und zwar mit Nicky. Und so war die Woche schneller vorbei als wir gucken konnten. So richtig wussten wir nicht, was uns erwarten würde und so war das mit dem Packen ziemlich schwierig gewesen. Ich hatte mich auf jede Gelegenheit vorbereitet und somit einen etwas größeren Koffer, Nicky hatte dagegen ihr Gepäck auf ein Minimum reduziert. Nun waren wir endlich auf dem Flughafen in Dresden und konnten unser sehr unterschiedliches Gepäck abgeben. Da ich trotz vollem Koffer kein Übergewicht fabriziert hatte, verlief alles problemlos. So standen wir noch ein Weilchen mit meiner Mutter im Aufenthaltsbereich. Nicky hatte ihre Mutter nur kurz telefonisch verabschiedet, aber meine hatte sich nicht nehmen lassen, extra zum Flughafen zu kommen, obwohl sie sonst nicht gern nach Dresden fuhr. Und sie ließ es sich auch nicht nehmen, mich noch mit vielen guten Ratschlägen und Verhaltensregeln einzudecken. Während ich zu allem brav ja und Amen sagte, um meiner Mutter zumindest ein bisschen Beruhigung zu verschaffen, wenn ich fast allein in die Weite folg, konnte ich aus den Augenwinkeln heraus schon sehen wie Nicky die Augen verdrehte und zu einer sicherlich nicht grad nett formulierten Unterbrechung ansetzen wollte, als der Aufruf unseres Flugs dem ganzen mütterlichen Gluckengehabe ein Ende setzte. Ich ließ noch ein paar Umarmungen über mich ergehen, bevor ich mich dann endlich mit meiner besten Freundin aufmachen durfte meinen Gewinn anzutreten. Meine Mutter warf uns noch zahlreiche besorgte Blicke hinterher, die ich aber glattweg mal ignorierte. Wenn sie gewusst hätte, dass ihre schlimmsten Befürchtungen nicht einmal annähernd das trafen, was uns bei dieser Reise blühen würde, hätte sie mich sicher nicht ziehen lassen. Doch wir waren wir nun endlich unterwegs zum Einchecken und liefen damit praktisch direkt dem Schicksal in die Arme. Doch das konnten wir natürlich noch nicht ahnen und machten uns deshalb eher über andere, direkt vor uns liegende Ereignisse Gedanken. Wir hatten das Glück eines Direktfluges. Auch wenn das ein furchtbar langer Flug werden würde, war es mir lieber als noch paar mal umzusteigen und sich womöglich auf den großen Flughäfen zu verirren. So mussten wir einfach nur einsteigen und uns den Hintern wund sitzen, bevor wir irgendwann New York unsicher machen konnten. Doch erst einmal mussten wir ins Flugzeug gelangen. Es war nicht so sonderlich schwer die richtige Schlange zu finden, die sich bei der Sicherheitskontrolle bildete. Da es noch ziemlich früh am Morgen und keine Ferienzeit war, hielt sich der Menschenauflauf in Grenzen. Während wir uns also in die wartenden Passagiere einreihten, konnte ich einen Blick nach draußen werfen, wo bereits ein Flugzeug dicht am Terminal geparkt war, sodass man durch eine Schleuse gleich einsteigen konnte. Ich kannte mich mit Flugzeugen nicht aus, also hatte ich keine Ahnung was für ein Typ es war, aber der Stahlvogel war ziemlich groß und sah gut gepflegt aus. Besonders auffällig war der grellgelbe Blitz, der sich von hinten über die Metalllegierung zog und vorn in einen Schriftzug des Firmennamens auslief. „Thunder Airlines“... ich hatte noch nie davon gehört, aber heutzutage schossen ja ständig irgendwelche Fluggesellschaften aus dem Boden, die sich gegenseitig mit Billigflügen auszustechen versuchten. Uns sollte es egal sein, solang das Teil sicher flog. Einen stabilen Eindruck machte es jedoch schon mal und das war auch gut so, denn während wir so in der Schlange standen bemerkte ich, dass Nicky immer unruhiger wurde. So weit ich mich erinnerte, war dies ihr erster Flug oder zumindest der erste nach einer Ewigkeit, weshalb sich die nun scheinbar doch immer stärker werdende Nervosität langsam bemerkbar machte. Ich war dagegen erstaunlich gelassen, auch wenn ich ebenfalls schon eine ganze Weile nicht mehr in so einem Gefährt die Luft erobert und auch eigentlich Höhenangst hatte. Aber in Flugzeugen hielten sich die Panikattacken in Grenzen. Auch Nicky war mit Höhenangst geplagt, sodass ich dem ganzen Unterfangen nun doch mit ein wenig Besorgnis entgegen sah. Außerdem hatte ich schon seit ein paar Minuten ein ganz seltsames Gefühl, das ich nicht richtig deuten konnte. Vielleicht war ich ja doch aufgeregter als ich annahm, denn ein flaues Gefühl hatte von meiner Magengegend Besitz ergriffen und machte sich dort behaglich breit. Doch ich ließ mir nichts anmerken um meine nun leicht angespannt wirkende Freundin nicht noch weiter zu verunsichern. Also drehte ich mich zu ihr um und setzte ein möglichst zuversichtliches Lächeln auf, was aber binnen eines Sekundenbruchteils wieder von meinen Lippen verschwand, denn aus irgendeinem Grund streifte mein Blick vor dem Gesicht meiner Freundin, das der Person hinter ihr. Ich konnte selbst nicht sagen warum, aber der Anblick dieser Passagierin ließ mir eine gewaltige Gänsehaut über den ganzen Körper laufen und das nicht im angenehmen Sinn. Die Frau war in einen eleganten schwarzen Anzug gehüllt, hatte ihre langen blonden Haare in einen Pferdeschwanz gepfercht, der ebenso streng war, wie ihr scharf geschnittenes Gesicht. Das, was mich allerdings innerlich so erzittern ließ, war ihr stechender Blick, der selbst durch die getönte Sonnenbrille noch tödlich wirkte. Und mit eben diesem netten Ausdruck musterte sie ausgerechnet... mich! Nervös sah ich mich um, ob ich mir das nur einbildete und sie vielleicht nur grimmig nach draußen starrte, wo sich langsam ein paar dunkle Wolken am Himmel abzeichneten, aber so wie es aussah war ich aus irgendeinem Grund interessanter. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass ich diese Frau noch nie zuvor gesehen hatte und war mir auch keiner Schuld bewusst, mit der ich diesen herzerwärmenden Blick verdient hätte. Hatte ich sie angerempelt, mich vorgedrängelt oder war ich ihr unbewusst vor die Füße gelaufen? Aber vielleicht hatte sie auch nur extrem schlechte Laune und starrte heute jeden so an. Mir war jedenfalls überhaupt nicht wohl dabei, weshalb ich schnellstmöglich meinen Blick abwand, um die Fremde mit dem Mörderblick nicht noch mehr zu reizen. „Alles ok mit dir?“ Nicky war nicht ganz entgangen, dass ich wohl gerade etwas abgelenkt gewesen war. „Eh ja, warum auch nicht?“, gab ich verwirrt zurück. „Na weil du mich anguckst, als hättest du nen Geist gesehen und nicht weiter gehst.“, erklärte sie, während sie mich schon mehr oder weniger sanft in die Richtung der Sicherheitskontrolle schob, bei der es offensichtlich voran gegangen war. „Oh, tschuldigung, ich war wohl in Gedanken.“ Ich lächelte verlegen, obwohl mir grad nicht nach Lächeln zu Mute war. Ich konnte es nicht erklären, aber mit der komischen Tussi im Nacken fühlte ich mich immer unbehaglicher. Meine Gänsehaut wollte auch nicht nachlassen und es war schon eine Herausforderung nicht mehr nach hinten zu sehen. „Träum nicht, sondern geh endlich.“ Ich hatte schon wieder vergessen nachzurücken und so stupste mich Nicky ein weiteres mal an. Als ihre Hand meine nackte Haut am Arm berührte, fühlte ich für einen Moment ein heftiges Prickeln, das von einem kleinen Aufschrei meiner Freundin begleitet wurde. „Autsch, du bist ja heute richtig elektrisch.“ „Tut mir leid, war keine Absicht.“ Es war auch für mich sehr unangenehm gewesen und ich mochte es ebenso nicht, wenn man einen kleinen Schlag bekam, wenn man manchmal jemanden anfasst. Aber Nicky grinste nur und meinte: „Ach macht nichts, auf so was muss man halt bei dir vorbereitet sein. Du hast halt deine Kräfte immer noch nicht ganz unter Kontrolle, nicht wahr Tajalein?“ Zuerst wusste ich nicht, was sie meinte, dann wurde mir aber klar, dass sie auf ihren Roman „Die Erbinnen der göttlichen Magie“ anspielte. In einem späteren Teil kam meine Wenigkeit auch darin vor und war die Tochter des Zeus, die ihre blitzige Veranlagung oft nicht unter Kontrolle hatte. Auch wenn die Verfassung dieses Bandes noch in den Sternen stand, freute ich mich immer Teil dieser Gesichte zu sein und so machten wir oft und gerne darüber Scherze. „Ja scheint so, ist wohl heute Gewitterstimmung angesagt. Nicht grad gut zum Fliegen.“, grinste ich zurück. „Ach was, dein Papi wird dich schon nicht vom Himmel pusten.“ „Stimmt. Das wird er sich ja wohl nicht wagen.“ „Da bin ich ja richtig sicher mit dir.“ Nickys Nervosität war durch die Flachserei plötzlich wie weggeweht und auch mir hatte es geholfen den Todesblick im Nacken zumindest etwas zu verdrängen. „Ist halt doch praktisch die Tochter des Zeus zur Freundin zu haben.“, brachte ich lachend hervor. Wenn ich jedoch gewusst hätte, dass ich damit praktisch unser Todesurteil damit unterschrieb, hätte ich einfach nur meine dumme Klappe gehalten. Während mir nach dieser Äußerung theatralisch ein eiskalter Wind die Haare zu Berge stehen ließ, schien Nicky davon nichts mitzubekommen, denn sie lachte. Irritiert schaute ich mich unbewusst nach der Todesblick-Tussi um, ob der frostige Luftzug nicht ein Gruß von ihr gewesen war, doch die war plötzlich verschwunden. Das ungute Gefühl blieb trotzdem. Doch mir blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn ich hatte endlich die Sicherheitskontrolle erreicht. Automatisch stellte ich meinen Rucksack auf das Förderband zum Durchleuchten und trat selber in den Metalldetektor. Wie ich erwartet hatte piepte nichts und auch mein Rucksack benahm sich brav und durfte passieren. Während ich auf Nicky, die nun als nächstes abgesucht wurde, wartete, fing meine Nase plötzlich an zu krabbeln und sogleich folgte ein kräftige Niesen. Der Metalldetektor jaulte auf, nur um gleich darauf wieder zu verstummen. Der Beamte starrte etwas ungläubig auf den Bogen. Das hatte das Gerät anscheinend noch nicht gemacht. Um sicher zu gehen, dass es nur ein Fehler in der Elektronik war und nicht an Nicky lag, die womöglich bis auf die Zähne bewaffnet in das Flugzeug wollte, suchte der eifrige Flughafenangestellte sie noch einmal besonders gründlich ab. Doch natürlich fand er nichts und so konnten wir uns endlich daran machen, dass Flugzeug zu betreten, dass uns nach New York bringen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)