Liebe mit Hindernissen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 6: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Am nächsten Morgen stolperte Ranma überrascht über den dritten Futon. Hatten sie etwa Besuch? Wann war der denn angekommen? Er huschte ins Bad, bereitete sich für die Schule vor und ging ins Esszimmer. Dort blickte er auf eine große gesellige Runde. Nabiki und Kasumi verteilten das Frühstück. Genma und Soun saßen nebeneinander und erwarteten gespannt ihre Schüsseln. Akane saß auf ihrem Platz und lachte über die Gesichter ihrer Väter, bei denen man wirklich meinen konnte, sie würden auf Weihnachten warten. Und mit dem Rücken zu Ranma saßen Ukyo und Ryoga, die sich fröhlich unterhielten. „Guten Morgen“, begrüßte Ranma die gesellige Runde. Alle hielten inne und blickten ihn an. Doch schon lachten sie wieder und nahmen ihre Gespräche wieder auf. „Setz dich, mein Junge, dann können wir endlich anfangen“, drängte Genma seinen Sohn, der sich irritiert auf seinen Platz neben Akane setzte. Auch er erhielt von Kasumi ein Schälchen. Wieder mal blieb die morgendliche Streiterei aus. Überrascht, dass Genma seinem Sohn nichts vom Essen stibitzte, Akane sich angeregt mit Ukyo und Ryoga unterhielt, während Kasumi und Nabiki sich mit ihrem Vater Soun unterhielten, fühlte Ranma sich wie im falschen Film. Gemeinsam verließen Nabiki, Akane, Ukyo und Ranma nach dem seltsamen Frühstück das Haus. Der Junge ging wie immer auf dem Gartenzaun, während die Mädchen aufgeregt schwatzten. „Kuno wird dich bestimmt mit einer Rose begrüßen“, lachte Akane, froh darüber einen Verehrer weniger zu haben. „Das empfehle ich ihm nicht“, erwiderte Nabiki genervt. „Aber das ist doch Kunos Art“, erwiderte Ukyo irritiert. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Nabiki mit dem selbsternannten Blauen Donner der Furinkan Oberschule, Tatewaki Kuno, zusammen war. Aber genauso konnte sie es auch immer noch nicht glauben, dass Akane und Ranma die Verlobung gelöst hatten. Ranma schien in Gedanken versunken zu sein. Er war nur froh, dass er den grabschenden Oberschüler endlich los war. Genervt dachte er an die vielen Begegnungen mit Kuno, in denen Ranma selbst ein Mädchen war. Der Oberschüler verstand einfach nicht, dass das Mädchen mit dem roten Haar und Ranma ein und dieselbe Person waren. Aber das würde ja nun aufhören. Nie wieder würde Tatewaki Kuno bei Ranmas weiblicher Gestalt Hand anlegen. Da war er sich sicher. Immerhin konnte er mit Nabiki drohen, die ihm bestimmt gehörig die Leviten las. Er sprang vom Zaun, denn sie näherten sich der Kreuzung an der sie Hitomi trafen. Die Rosahaarige wartete schon und begrüßte die vier mit einem strahlenden Lächeln. Ranma warf Akane einen mürrischen Blick zu. Sie glaubte, er würde Hitomi lieben? Das konnte sie haben. Er begrüßte die Rosahaarige und ging mit seiner Mitschülerin voran, während die Mädchen ihnen langsam folgten. Während Akanes Gesichtsausdruck sich verfinsterte, beobachtete Nabiki ihren Fastschwager skeptisch. Nachdem ihre jüngere Schwester den ganzen Sonntag nicht mehr aus ihrem Zimmer kam und auch Ranma verschwunden war, wusste die mittlere Tendo, dass die beiden sich mal wieder gestritten hatten. Und sie vermutete, dass der Grund dieses Streits vor ihr her lief. Nun war sich auch Ukyo sicher, was Akane gemeint hatte. Aber konnte es wirklich sein, dass sich ihr längster Freund, den sie schon aus Kindertagen kannte, in Hitomi verliebte? Eigentlich hatte die Braunhaarige immer geglaubt, dass sein Herz Akane gehörte. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte. Sie selbst wollte das nie wahrhaben, redete sich ein, dass er Akane nicht lieben könnte und kämpfte oft gegen die anderen Verlobten. Dennoch beschützte er die Blauhaarige immer und immer wieder und rettete sie aus gefährlichen Situationen. Der Eindruck entstand einfach, dass sein Herz bereits Akane gehörte, aber Hitomi? Akane ermahnte sich zur Ruhe. Sie musste lernen damit umzugehen. Er liebte sie nicht. Sie liebte ihn nicht. In beiderseitigem Einverständnis hatten sie die Verlobung gelöst. Nur so konnte jeder von ihnen glücklich werden. Ranma bekam von den verschiedensten Gefühlsregungen hinter sich nichts mit. Er unterhielt sich prächtig mit Hitomi, die ihm immer wieder von der Seite kecke Blicke zuwarf. Das Schulgebäude erstreckte sich vor ihnen und am Schultor erwartete sie auch schon Tatewaki Kuno. Ranma blieb grinsend stehen. Daraufhin verharrte auch Hitomi an Ort und Stelle, während Nabiki mit Akane und Ukyo langsam aufschloss. „Showtime“, grinste der dunkelhaarige Junge und überließ Nabiki den Vortritt. Die anderen vier folgten ihr in angemessenen Abstand. „Guten Morgen“, begrüßte Kuno seine Freundin, und lächelte auch den Rest an. Schon beugte er sich zu Nabiki hinab und küsste sie sanft auf die Wange. Sie zwinkerte ihrer Schwester zu und ging zusammen mit ihrem Freund ins Klassenzimmer. Keine Rose… Damit war das Thema abgehakt und Kuno würde länger leben. Auch die Jüngeren betraten den Schulhof. Wenige Minuten später standen sie in der Klasse. Akane, Hitomi und Ranma setzten sich auf ihre Plätze. Ukyo erhielt nicht mal annähernd die Chance, denn kaum entdeckten die Mitschüler die Braunhaarige, war sie auch sofort von sämtlichen Schülern umringt. Jeder wollte wissen, was passiert war, denn sie alle hatten die Nachrichten gesehen. Überrascht, dass um Ukyo so ein Rummel herrschte, sah Ranma auf. Irritiert verfolgte er das Geschehen. Hatte er etwas verpasst? Die Braunhaarige versuchte sich aus der Menschentraube zu lösen, doch keiner der Schüler gab den Weg frei. Somit musste sie die Fragen über sich ergehen lassen und antwortete mit kurzen und knappen Antworten. Solange, bis endlich der Lehrer das Zimmer betrat. Ranma suchte Ukyos Blick, aber sie wich ihm geschickt aus. In der Mittagspause sprang der Dunkelhaarige sofort auf und stand in wenigen Sekunden vor Ukyo. Die restlichen Klassenkameraden verließen das Klassenzimmer und anschließend auch das Schulgebäude. Die beiden waren die Letzten. „Was ist passiert? Was wollten die anderen von dir?“ Überrascht blickte sie ihn an. Wusste er es wirklich nicht? Hatte er nichts mitbekommen? „Nun ja“, begann sie zögernd. „Gestern wurde mein Laden überfallen. Die Täter konnten zum Glück geschnappt werden und niemand ist verletzt worden. Nur Ryoga hat einen Streifschuss abbekommen, ist aber nichts Ernstes“, erklärte sie und beruhigte sogleich. Ranmas Gesichtsausdruck drückte mehr Besorgnis aus, als sie erwartet hätte. „Nachdem die Reporter mein Restaurant und somit auch meine Wohnung belagerten, konnte ich nicht nach Hause. Deswegen haben wir gestern bei euch übernachtet.“ Ranma starrte sie wie versteinert an. Doch dann brach aus ihm die Wut, dass er nicht für sie da war, und die Besorgnis, das Ryoga verletzt wurde, heraus. Härter als gewollt fuhr er sie an: „Und so etwas Wichtiges verschweigst du mir?!“ Schon schlug er seine Handflächen auf den Tisch und stütze sich ab. Es reichte Ukyo. Das Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Sie sprang ebenfalls auf, schlug ihre Handflächen ebenso auf die Tischplatte und beugte sich bitterböse funkelnd ein wenig vor. „Du hast mir auch eine wichtige Tatsache verschwiegen!“ „Ich?!“ Ranma erwiderte ihren Blick empört, doch schon schnappte er nach Luft. „Was soll ich dir für eine wichtige Tatsache verschwiegen haben?!“ Überrascht, dass er nicht mal merkte, wie schlecht er über Akane sprach, verharrte sie stumm. Sie spürte unendliche Traurigkeit in sich. Nur gut, dass die Freundin schon mit den Klassenkameradinnen auf dem Schulhof war und seine Worte nicht hören konnte. „Eure Trennung“, flüsterte Ukyo traurig. Akane wirkte so verzweifelt und es hatte Ukyo alle Mühe gekostet ihre Freundin wieder aufzubauen, ihr sogar Mut zuzusprechen, dass es bestimmt wieder gut zwischen den beiden werden würde. Ranma erstarrte. Woher wusste sie davon? Er wollte nicht, dass es jemand erfuhr, denn sonst wäre alles vorbei. So bestand noch eine Chance sie als Verlobte zurück zu gewinnen. Auch wenn diese Möglichkeit nur minimal war, er wollte sie nutzen. Er mochte sie doch und er konnte sich ein Leben ohne seinen Trampel nicht vorstellen. „Das…“, begann er zu stottern, doch Ukyo unterbrach ihn wütend. „So ist das also, ja?! Akane bedeutet dir überhaupt nichts. Dass du ihre Gefühle verletzt, dass du sie einfach so abservierst“, redete sie sich in rage. Diesmal unterbrach Ranma sie. „Moment mal, das stimmt nicht“, erwiderte er, aber nicht überzeugend. „Sie war es, die die Verlobung aufheben wollte.“ „Und du hast ihr einfach so zugestimmt“, fauchte Ukyo. „Wieso kämpfst du nicht um sie?“ Ranma wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte um sie kämpfen. Er wollte sie zurückgewinnen, aber dazu brauchte er erstmal einen Plan und den hatte er noch nicht. Er wusste zu gut, dass er sie nicht mit Worten zurückholen konnte und mit Beleidigungen vergraulte er sie erst recht. Es musste etwas viel besseres sein, nur was? „Hitomi ist der Grund, oder?“ Wieder starrte er Ukyo mit großen Augen an. Was sollte er ihr denn sagen? Das Akane sich da etwas einbildete? Er mochte Hitomi, fühlte sich in ihrer Anwesenheit wohl und konnte so sein, wie er war. Zudem kribbelte es in seinem Körper, wenn sie ihm näher kam und ihn küsste. Auch wenn es nur auf die Wange war, fragte er sich heimlich, wie es wäre sie auf die Lippen zu küssen. Mit einem Schlag lief Ranma knallrot an. Was dachte er denn da?! „Ich hab es mir gedacht. So wie du sie heute morgen angesehen hast…“, sie lächelte und senkte ihren Kopf. „Ich heiße es zwar nicht gut, wie du Akane behandelst, aber ich will der wahren Liebe nicht im Weg stehen.“ Unbemerkt von beiden entfernte sich Hitomi wieder. Sie wollte auf Ranma warten und belauschte dabei die beiden in ihrem Gespräch. Es freute sie, dass die Verlobung von Akane und Ranma gelöst wurde. Das hieße er wäre wieder zu haben. Aber was bedeutete, sie, Hitomi, sei der Grund. Etwa für die Trennung? Konnte es sein, dass er ihre Gefühle erwiderte? Sie verstand sich mit ihm, mochte ihn und fand ihn sehr attraktiv. Er war lustig, verständnisvoll und Hitomi konnte sich keinen besseren Freund vorstellen. Ranma und Ukyo näherten sich der Tür. Schnell eilte Hitomi auf den Schulhof und ging zu ein paar Mädchen aus ihrer Klasse. Dort verbreitete sie, was sie gehört hatte. In Windeseile sprach sich die Neuigkeit durch die ganze Schule. Akane saß mit ihren Freundinnen auf einer Bank im Schulhof und erzählte von ihrem Wochenende. Nur über die Lösung der Verlobung und Ukyo redete sie nicht. Ranma betrat mit Ukyo den Schulhof und fühlte sich beobachtet. Fast jeder Junge beobachtete Saotome und versuchte für sich herauszufinden, ob das eben gehörte erfunden war oder der Wahrheit entsprach. Ranma ging zu seinen Kumpels, während Ukyo zu ihren Freundinnen ging. Im Laufe des Nachmittages bestätigten die gewonnenen Eindrücke das neueste Gerücht. Kein Blickwechsel, kein Wortwechsel. Akane Tendo und Ranma Saotome verhielten sich wie Fremde. Man konnte meinen, sie kannten sich nicht, hatten sich nie zuvor kennen gelernt und waren auch niemals miteinander verlobt gewesen. Selbst zu Akanes Freundinnen drang das neueste Gerücht vor und auch sie beobachteten das Verhalten. Es bestätigte sich zunehmend. Aber Akane zu der Wahrheit drängen, wollten die Mädchen auch nicht, zumal sie auch einen Heidenrespekt vor Ukyo hatten, die seit neuestem immer dabei war. Ukyo und Akane verband eine tiefe Freundschaft. Sie tauschten Geheimnisse aus und wussten, dass sie beim anderen sicher waren. Niemals hätte jemand angenommen, dass aus den beiden Mädchen mal so gute Freundinnen würden. Nach der Schule ging jeder seinen eigenen Weg. Nabiki strebte mit Tatewaki die Stadt an um dort ein wenig Zeit zu verbringen. Sie wollte ihn unter keinen Umständen in den nächsten Wochen zu Hause vorstellen. Zu groß war die Befürchtung gleich Zwangsverlobt zu werden. Akane und Ukyo gingen zum Okonomiyaki Restaurant. Yuri und Motoki erwarteten sie vor der Tür. Sie hatten die Erlaubnis es wieder zu betreten und gemeinsam begannen sie das entstandene Chaos, welches die Spurensicherung hinterlassen hatte, aufzuräumen. Hitomi und Ranma gingen gemeinsam nach Hause. In einer Stunde wollten sie sich wieder treffen um zu trainieren. Tatewaki und Nabiki strebten das ‚Cat-Cafe’ an, ergatterten einen Tisch für zwei Personen am Fenster und bestellten bei Mousse. Als dieser hinter die Theke verschwand, betrachtete Kuno seine Freundin aufmerksam, wie auch besorgt. Überrascht erwiderte sie seinen Blick, wusste nicht so ganz was sie davon halten sollte. „Ist etwas, Schatz?“ Bei dieser Frage legte sie besorgt eine Hand auf die seine und streichelte ihn zärtlich. „Ich muss die ganze Zeit an deine Schwester denken“, begann Kuno etwas ungeschickt, denn Nabikis liebenswürdiger Blick, verwandelte sich schlagartig in einen empörten. Ehe sie sich aber in etwas hineinsteigern konnte, ergänzte er schnell: „Arme Akane, dass die Verlobung gelöst wird, hätte wohl niemand für möglich gehalten.“ „Die Verlobung gelöst?“, hakte Nabiki skeptisch nach. „Wer hat sie gelöst? Wann? Wer sagt das?“ „In der Schule wird über nichts anderes mehr geredet. Soweit ich das verstanden habe, ging das ganze von Ranma aus“, erklärte Tatewaki seinen Stand der Dinge. Ob Ranma der Schuldige war wusste er nicht, denn durch die Weitererzählung von Gerüchten wurden Tatsachen verdreht. Das passierte nun mal. Jeder verstand etwas anderes und gab seinen Bericht wieder weiter. Nabiki sah durch Kuno hindurch. Die gehörten Informationen mussten erst ausgewertet werden um daraufhin kommentiert zu werden. Ranma hatte also die Verlobung mit Akane gelöst? Das erklärte zumindest, warum er den ganzen gestrigen Tag über unterwegs war und sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte. Es konnte nur Sonntag passiert sein, denn Akane hatte sich wie wild in ihr Training gestürzt. Ranma bestand darauf ihr das Frühstück zu bringen und danach gingen sie getrennte Wege. Hätte Kasumi sie doch bloß nicht ins Haus gezerrt, dann wäre es bestimmt zu verhindern gewesen. Warum löste er die Verlobung? Nabiki lehnte sich in ihren Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Hitomi mischte sich in den Streit am Samstagabend ein und mit Hitomi ging er heute morgen fröhlich ratschend in die Schule. Natürlich, der einzige Grund konnte nur Hitomi sein. Dieses Mädchen brachte nichts als Ärger. Sie verdrehte Ranma den Kopf und jetzt wo die Verlobung gelöst wurde, stand ihr niemand mehr im Weg. „Rosa Gift!“, fauchte Nabiki plötzlich. Tatewaki, der sie die ganze Zeit über angesehen hatte, ja, sie sogar mehrmals versuchte hatte anzusprechen, stutzte. „Wie bitte?“ „Dieses rosa Gift ist Schuld“, erklärte Nabiki sauer. „Seit sie hier ist, macht sie Ranma schöne Augen. Kein Wunder, dass er sie meiner Schwester vorzieht. Akane sagt nicht zu allem „Ja“ und „Amen“. Er findet es toll bewundert zu werden und begehrt zu sein. Hitomi hat ihm den Kopf verdreht!“ Überrascht sah Kuno seine scharfsinnige Freundin an. Er kannte zwar Hitomi nicht, aber an diesem Morgen war ein rosahaariges Mädchen neben Ranma gegangen. Vielleicht war sie ja diese Hitomi. Mousse servierte ihnen den bestellten Kaffee. Nabiki und Tatewaki schlürften die braune Flüssigkeit, während sich die mittlere Tendo schon die schlimmsten Foltermethoden für Ranma überlegte. Seit geraumer Zeit trainierte Ranma mit Hitomi verschiedene Abwehrtechniken. Selbst wenn sie ihre Deckung hielt, stellte der Dunkelhaarige dennoch fehlerhaftes Verhalten fest. Zuerst mussten sie ihre antrainierten Fehler ausbügeln, bevor sie sich neuen Kampfübungen widmen konnten. Die Rosahaarige war ein angenehmer Trainingspartner. Sie hörte aufs Wort, versuchte das Gelernte umzusetzen und beschwerte sich nicht ein einziges Mal, dass sie noch keine Pause hatte, dass sie nicht mehr konnte oder dass Ranma zu streng mit ihr war. Insgeheim verglich er Hitomi mit Akane. Es gab so viele Unterschiede zwischen den Mädchen. Hitomi war zierlich, sehr hübsch, freundlich, nicht gewalttätig, harmoniebedürftig, ehrgeizig, sexy… Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz warm. Schnell lenkte er seine Gedanken zu Akanes Vorzügen. Er überlegte angestrengt. Akane konnte auch freundlich sein und hilfsbereit und liebenswürdig, aber alles nicht zu ihm. Sie war ein Dickkopf und streitsüchtig. Plötzlich erinnerte er sich an die Situation im Flur. So knapp bekleidet, sah sie auch richtig sexy aus. Und der Anblick im Badezimmer zeigte ihm, dass sie nicht flach wie ein Brett war, sondern sogar eine schöne Oberweite besaß. Akane… „Ranma? Ranma!“, zog Hitomi seine Aufmerksamkeit wieder in die Realität. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ Der Junge lächelte verlegen. Das wollte sie nicht wissen. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ich möchte einen Übungskampf“, bat sie ihn und Ranma nickte. „Ich nehme aber keine Rücksicht auf dich.“ „Das möchte ich auch so“, grinste sie spitzbübisch und stellte sich ihm gegenüber. Beide stürzten sich in einen Kampf und dieses Mal tat sich Ranma schon ein klein wenig schwerer sie zu besiegen. Shampoo radelte durch den Park. Der Nachmittag wurde zum Abend. Die Sonne strahlte noch schön warm und viele Menschen genossen die letzten Stunden des Tages bevor die Nacht hereinbrach. So auch Shampoo. Sie liebte die Wärme, freute sich über die Sonnenstrahlen und genoss es den erfrischenden Wind um ihre Nase zu spüren. Es herrschte eine sinnliche Ruhe. Wunderbar zum Entspannen. Bis Kampfschreie erklangen. Aufmerksam blieb sie stehen und sah sich um. Nicht weit von sich entfernt, entdeckte die Lilahaarige ihren Verlobten im Kampf gegen ein Mädchen. Überrascht blinzelte sie, doch dieses ungewöhnliche Bild blieb. Mit einem Mal riss sie ihre Augen auf. Besorgt sah sie, wie Ranma dem Mädchen auswich. Und schon breitete sich unbändige Wut in der Chinesin aus. Wie konnte es ein Mädchen wagen ihren Airen anzugreifen?! Shampoo sprang von ihrem Fahrrad ab, ließ es wieder achtlos umfallen und trat mit vor Wut geballten Fäusten zielstrebig auf den Kampf zu. Weder Ranma bemerkte das sich nähernde Unheil, noch Hitomi ahnte etwas. Sie waren so in ihren Kampf vertieft, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen. Die Rosahaarige schlug mit ihrer Faust, doch plötzlich fühlte sie eine kleine Handfläche in die sie schlug. Blitzschnell schob sich Shampoo zwischen Ranma und dem Mädchen und fing den Schlag gekonnt ab. Wütend funkelte die Lilahaarige die Rosahaarige an. Erschrocken wich Hitomi zurück und betrachtete das kleinere Mädchen. „Wer bist du denn?“ Ranma stellte sich neben Shampoo und stemmte seine Arme in die Hüfte: „Shampoo, was machst du hier?“ „Airen“, erwiderte die Chinesin ernst. „Ich dir helfen gegen dieses Mädchen!“ „Shampoo, das verstehst du falsch“, erwiderte Ranma und stellte sich schnell zwischen die Mädchen. „Das ist Hitomi, meine Mitschülerin. Ich trainiere mit ihr!“ Die Amazone blickte ihn ungläubig an, doch dann verfinsterte sich ihr Gesicht wieder. „Warum du trainieren Mädchen?“ Bevor Ranma antworten konnte, erklärte Hitomi: „Wir trainieren für den Vorentscheid der japanischen Jugendmeisterschaft in Kampfkunst.“ Shampoo blickte wieder das Mädchen mit dem rosa Haar an. Sie wusste nicht die gesagten Worte einzuordnen. Nach einer Weile der Stille nickte die Lilahaarige zu und warf sich prompt um Ranmas Hals. „Airen“, maunzte sie wieder. Der Dunkelhaarige versuchte sich aus diesem Klammergriff zu retten, doch Shampoo verfestigte ihn noch ein wenig. Mit großen Augen verfolgte Hitomi die plötzliche Reaktion und wusste nicht was sie davon halten soll. „Airen?“, wiederholte sie für sich. Ranma, der sich von Shampoo zu lösen versuchte, nickte ihr zu: „Ja, das ist chinesisch und bedeutet Ehemann.“ Ihre blauen Augen wurden noch größer. „Soll das heißen, du bist verheiratet?“ Überrascht hielt nun auch Shampoo inne. Sie löste sich etwas von ihrem Geliebten und betrachtete ihn skeptisch. Wann hatten Akane und Ranma geheiratet? Ranma, der sich sofort auf die Lockerung seitens Shampoo von seiner Verlobten löste, schüttelte seinen Kopf. Plötzlich lächelte er die Lilahaarige mit einem unwiderstehlichen Lächeln an. „Shampoo, ich habe jetzt leider keine Zeit für dich. Hitomi und ich müssen noch trainieren. Aber wir sehen uns bald wieder.“ Mit großen Augen erwiderte Shampoo skeptisch: „Wirklich, Airen?“ „Ich verspreche es, aber nur wenn du uns jetzt trainieren lässt“, wiederholte Ranma energisch. Ein erneuter skeptischer Blick traf die Rosahaarige, doch schon wand sich Shampoo um und ging zu ihrem Fahrrad. Nachdem sie davon fuhr, ließ sich Ranma erleichtert ins Gras fallen. Neugierig setzte sich nun auch Hitomi dazu. „Shampoo hab ich auf unserer Trainingsreise nach China kennengelernt. Ich forderte sie zum Kampf heraus und besiegte sie. Mein Vater und ich kannten die Folgen nicht, denn plötzlich küsste sie mich. Jemand hat uns dann erklärt, dass dieser Kuss uns ewig aneinander bindet. Sie muss mich heiraten und sie hat sich anscheinend auch in mich verliebt“, erzählte er. „Aber wir sind doch hier in Japan“, stellte Hitomi fest. „Zählen die chinesischen Regeln auch in Japan?“ „Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall werde ich sie nicht mehr los.“ Ranma sah betrübt auf den großen blauen See, der sich vor ihnen erstreckte. Er glitzerte im Abendrot und der leicht aufkommende Wind, fegte über das Wasser und löste kleine Wellen aus. Er liebte diese Stelle im Park. Hier war es ruhig, hier konnte man entspannen. Am Vortag war er hier mit seinen Kumpels gesessen, um sich von seinen düsteren und verwirrenden Gedanken abzulenken. „Und wie kam deine Verlobung mit Ukyo zu stande?“ Hitomi blickte ihn aufmerksam an. Ranma überlegte kurz. „Wir kennen uns seit unserer Kindheit und damals fand mein Vater, dass wir später mal heiraten könnten. Obwohl ich immer in ihr eine Freundin sah, hat sie sich wohl auch in mich verliebt.“ „Ich verstehe nicht, wieso dein Vater dich mit so vielen Mädchen verlobt. Du solltest eine Frau heiraten, die du liebst“, erklärte sie überzeugt. Ranma nickte ihr zu und lächelte sie an. „Ja, derselben Meinung bin ich auch. Aber ich kann nichts dagegen machen.“ Er blickte wieder auf den See. Eine ganze Weile saßen sie nebeneinander und betrachteten das Wasser. Hitomi haderte mit sich, ob sie sich an ihn lehnen sollte, entschied sich jedoch erstmal dagegen. Sie spürte ihr Herz stark in ihrer Brust klopfen, als plötzlich Ranma aufstand und ihr die Hand reichte. „Lass uns heimgehen.“ Schon zog er die zierliche Hitomi auf die Füße. Nebeneiander schlenderten sie nach Hause, jeder von ihnen in seine Gedanken versunken. Vor Hitomis Elternhaus blieben sie stehen. Sie lächelte ihn erneut an, drückte ihm wie die letzten Abende einen Kuss auf die Wange und verschwand ins Haus. Allmählich müsste Ranma sich an diese Verabschiedung gewöhnt haben, dennoch trieb es ihm jedes Mal die Röte ins Gesicht, während sein Herz zu rasen begann. Langsam trat auch er den Heimweg an. Gemeinsam räumten sie den Laden auf, putzten den Boden, die Tische, die Theke und die Küche. Danach kochten sie zu viert ein leckeres Abendessen für sich, wobei Motoki Akane viele Tricks zeigte, die ein Koch so anwendete. Als alle zu Abend aßen, staunte die Blauhaarige nicht schlecht. So langsam lernte sie das Kochen und sie würde es Ranma schon bald heimzahlen können. Schwatzend saßen sie in Ukyos Restaurant, als plötzlich jemand an die Tür klopfte. Überrascht erkannte die Chefin eine bekannte Gestalt und ließ sie eintreten. „Ryoga“, hauchte sie mit einer zarten Röte auf der Wange. „Hallo Ukyo“, lächelte er zurück, nicht minder verlegen. Sie bot ihm an sich zu ihnen zu setzen und Ryoga tat wie ihm geheißen wurde. Auch er bekam einen gefüllten Teller und ließ sich das Essen schmecken. Nach und nach löste sich die Runde. Motoki und Yuri würden morgen den Laden wieder öffnen, Ukyo und Akane wollten nach der Schule dazustoßen. Motoki stand auf, verabschiedete sich und ging. Yuri verschwand auch wenig später. Als Akane aufstand um zu gehen, blickte sie Royga an. „Kommst du mit?“ Leicht rot werdend schüttelte er seinen Kopf. „Ich wollte noch etwas mit Ukyo besprechen!“ Überrascht, wie auch irritiert wanderte Akanes Blick von Ukyo zu Ryoga. Doch dann plötzlich lächelte sie und verschwand ebenfalls. Jetzt waren sie allein. Ukyo sah ihn an, ihre Wangen immer noch leicht gerötet. Ihr Herz klopfte stark in ihrer Brust. „Du hast hergefunden?“ „Ja“, lächelte er scheu. „Auf Anhieb sogar.“ Ukyo begann den Tisch abzuräumen. Ryoga half ihr dabei alles in die Küche zu tragen. Kaum war die Spülmaschine eingeräumt und angeschaltet, spürte Ukyo wie zwei Arme sich von hinten um sie schlangen. Ryoga trat ganz nah zu ihr, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und hauchte leise: „Ich… ich… lie… ich hab mich in dich verliebt, Ukyo!“ Die Röte wechselte in ein dunkles Rot. Ihr Herz raste schneller. Sie drehte sich in seiner Umarmung, stand nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. „Ich hab mich auch verliebt“, hauchte sie, ehe sie sich seinem Gesicht näherte. Ryoga kam ihr entgegen und schon trafen sich ihre Lippen. Mehr und mehr wurde ein Spiel daraus und als sich ihre Zungen fanden entstand ein heißes Gerangel. Ranma betrat das Wohnzimmer, doch kaum stand er darin, flog er im hohen Bogen auch schon wieder in den Garten. Ein wutschnaubender Genma Saotome trat heraus. Soun Tendo weinte, während Kasumi mit gesenktem Kopf am Tisch saß und ins Leere starrte. Nabiki war die einzige die das Geschehen verfolgte. „Du undankbares Stück“, fauchte Genma. Er war noch nie so sauer gewesen. Ranma hatte es übertrieben; Gewaltig übertrieben. Der Schwarzhaarige richtete sich wieder auf und stellte sich in Kampfstellung. „Was hab ich nun schon wieder getan?!“, knurrte er wütend zurück. „Das fragst du mich? Du weißt doch genau, was du getan hast!“ Schon griff Genma an und er schenkte seinem Sohn nichts. Ranma wich seinem aggressiven Vater aus, dennoch kassierte er einige harte Schläge. Bis er eine Möglichkeit sah, das Spiel umzudrehen. „Nein, weiß ich nicht!“ Nun griff Ranma an, doch sein Vater konnte ihm geschickt ausweichen. Nicht einen Treffer kassierte Genma Saotome. Im Handumdrehen griff Genma seinen Sohn wieder an und erwischte ihn mit seinem Fuß, dass der Kampfsportler durch den Garten flog. Wütend stapfte er auf den Bengel zu. „Du willst mir als erzählen, dass du nichts mit der Trennung zu tun hast?!“ Ranma richtete sich etwas auf und blickte seinen Vater überrascht an. Es sollte doch niemand wissen. Ob Ukyo getrascht hatte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Akane? Nein, das würde sie nicht tun. Aber wer hatte es denn dann seinem Vater erzählt? „Woher weißt du das?“ Keine Bestätigung, kein Dementieren. Eine schlichte und ganz einfache Gegenfrage. Eine dreiste Frage über die sich Genma Saotome noch mehr aufregte, wie über die Nachricht als solche. „Woher ich das weiß? Frag mal Nabiki. Sie hat uns das gesagt“, fauchte der Vater. „Du bringst das mit dir und Akane wieder in Ordnung.“ Akane betrat den Hof. Als sie Vater und Sohn im Streit entdeckte, blieb sie überrascht stehen. Genmas wütende Fratze änderte sich schlagartig in ein fröhliches Gesicht und lächelte sie freundlich an. „Hallo Akane!“ „Guten Abend, Herr Saotome“, begrüßte sie ihn unsicher. Doch schon blickte sie zu dem am Boden sitzenden Jungen. Direkt in Ranmas blaue Augen. Diese blauen Augen, die ihr so wehtaten. „Hallo Ranma“, fügte sie leise hinzu und ging zum Haus. Mit einem „Hab schon gegessen“ verschwand sie auch kurz darauf in ihr Zimmer. Ranma war wie erstarrt. Sein Körper spielte wieder verrückt. Ein kurzer Blick in ihr wunderschönes Gesicht reichte vollkommen aus um ihn komplett in ein Gefühlschaos zu stürzen. Genma packte seinen Sohn am Kragen und riss ihn vom Boden weg in die Luft. Wütend funkelte er ihn an. „Du gehst sofort zu Akane und entschuldigst dich bei ihr.“ „Das bringt nichts“, widersprach Ranma. „Sie würde mir nicht mal zuhören.“ Bitterböse warf Genma den Jungen in den Gartenteich. Danach ballte er die Hände zu Fäusten um nicht auf das kurz darauf auftauchende Mädchen los zu gehen. „Womit hab ich nur solch einen undankbaren Sohn verdient!?!“ Mit diesen Worten stapfte er davon. Wenig später fanden sich Soun Tendo und Genma Saotome in einer Runde Shogi wieder. Es sollte beide Väter von ihrem Kummer ablenken. Ranma kletterte ebenso wütend aus dem Gartenteich heraus und stapfte ins Wohnhaus. Dort stellte er sich triefend nass vor die Schwestern und funkelte Nabiki wütend an. „Was fällt dir ein zu behaupten, dass Akane und ich uns getrennt haben?!“ Die Braunhaarige verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Was mir einfällt? Die ganze Schule redet über nichts anderes mehr!“ Diese Erkenntnis traf Ranma wie ein Schlag. Plötzlich stand Nabiki auf und funkelte den weiblichen Ranma wütend an: „Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob du Akane heiratest. Aber es ist mir nicht egal, dass du meine Schwester so hintergehst.“ „Ich hintergehe sie nicht“, fauchte Ranma mit seiner weiblichen Stimme sauer, doch Nabiki widersprach sofort: „Seit Hitomi in der Stadt ist, ignorierst du Akane!“ Kasumi stand auch auf. Beruhigend legte sie eine Hand auf Nabikis Schulter. „Hör auf mit den Vorwürfen. Beide haben ein Recht darauf glücklich zu werden. Und gemeinsam schaffen sie das anscheinend nicht.“ Ranma sah direkt in Kasumis Gesicht, das ihm klar und deutlich Resignation zeigte, und mit einem Mal fühlte er sich wie das letzte Stück Dreck. Ihn überkam das schlechte Gewissen. Er mochte Akane, aber Hitomi mochte er auch und er verstand sich auch besser mit Hitomi. Er wusste nicht mehr was er denken sollte. Er trat mit hängendem Kopf an den Schwestern vorbei und verschwand ins Badezimmer. Dort duschte er sich, ehe er in sein Zimmer verschwand. Am nächsten Morgen verließen die Jugendlichen das Tendo-Anwesen. Kaum betraten Nabiki, Akane und Ranma den Gehsteig, trafen sie Tatewaki Kuno. Dieser wollte seine Freundin überraschen und wartete bereits seit einer viertel Stunde vor der Türe. Mit einem Wink begrüßte er die beiden Jüngeren, ehe er sich seiner Freundin widmete. Er küsste sie sanft auf die Wange, doch blitzschnell riss sie ihren Kopf herum und suchte mit ihren Lippen nach seinen. Verlegen senkte Akane ihren Kopf und ging voraus. Ranma, der die beiden erst interessiert beobachtete, riss sich zusammen und folgte Akane langsam. Schweigend gingen die beiden zur Schule. Nabiki und Kuno folgten den Jüngern nach einer Weile. Ununterbrochen turtelten sie miteinander. Unterwegs trafen sie Hitomi wie jeden Tag an der Kreuzung. Sie begrüßte Ranma mit einem strahlenden Lächeln und einem kecken Augenzwinkern. Akane bekam nur ein kurzes ‚hallo’ zu hören. Nach dem Fußmarsch erreichten die Schüler das Schultor. Überrascht blieb Akane stehen. Ranma mit Hitomi und Nabiki mit Tatewaki konnten aufholen und blieben ebenso überrascht stehen. Das Bild, welches sich ihnen bot, erschreckte sie ein wenig. Die Jungs der gesamten Schule hatten sich im Schulhof aufgestellt und schienen auf jemanden zu warten. Ein Deja-vu, schoss Akane zuerst durch den Kopf. Seit Ranma mit Akane zusammen zur Schule ging, hatte sie keiner der Jungs mehr angegriffen um sie im Kampf zu besiegen, nur weil sie mit ihr ausgehen wollten. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Das war vorbei. Niemand wollte mehr mit ihr ausgehen. Diese Zeit hatte sie endlich überstanden. Sie ging los und betrat den Schulhof. Plötzlich kam Bewegung in die Masse. Ein Junge rannte zu ihr, griff sie mit einem Tennisschläger an und schrie ihren Namen. Instinktiv wich sie aus und schlug ihn mit der Handfläche in den Nacken. Der Junge fiel hin und blieb liegen. Schon kam der Nächste. Immer wieder riefen die Jungen der verschiedenen Klassen Akanes Namen und stürmten auf das Mädchen zu. Jeder versuchte sie zu besiegen. Akane wurde sauer. Und wieder hatte sie sämtliche Dates und Verehrer am Hals. Dennoch wich sie geschickt immer und immer wieder aus. Nach einer Weile lag der letzte Junge am Boden. Die Blauhaarige stand schwer atmend vor der Eingangstür mit dem Rücken zu Ranma, Hitomi, Nabiki und Kuno. Alle vier starrten überrascht, wie auch entsetzt auf das Chaos vor sich. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten. „Geht das jetzt schon wieder los?!“ Einer der Jungs erhob sich langsam. Er kniete auf allen vieren. „Nun ja, Akane Tendo“, stotterte er etwas unbeholfen. Schon drehte sich die Kurzhaarige zu ihm um und fixierte ihn wütend. „Nun ja, was?!“ „Die Verlobung ist gelöst. Jeder von uns hat wieder die Chance dich im Kampf zu besiegen um mit dir auszugehen“, gestand er leise. Ein anderer erhob sich wieder. Sein Grinsen schien siegessicher. „Und glaub uns, einer von uns wird es noch schaffen!“ Akane starrte erschrocken auf den sich langsam aufrappelnden Jungenhaufen. Nabiki verfolgte das Geschehen gebannt. Plötzlich blickte sie zu ihrem Freund auf. „Hast du das wieder angezettelt?“ Kuno schüttelte entsetzt den Kopf. „Damit hab ich nichts zu tun. Es liegt wahrscheinlich wirklich daran, dass die offizielle Trennung von Saotome und Akane den Jungs neue Hoffnung gibt! Sie nehmen den Wettbewerb sehr ernst und auch wenn sich jeder einzelne im letzten Jahr zurückhielt, Akane ist trotzdem noch das begehrteste Mädchen der Schule.“ Ranma verfolgte das Theater mit einem versteinerten Blick, während Hitomi überrascht das Szenario betrachtete und Kunos Worte vernahm. Für die Rosahaarige klang es so unwirklich, dass ein unscheinbares Mädchen so beliebt war. Nach und nach ging jeder in sein Klassenzimmer. Der Unterricht verlief ruhig und ohne Auffälligkeiten. Shampoo verließ das ‚Cat-Cafe’. In ihren Händen trug sie mehrere Tüten, die sie in den Fahrradkörben am Lenker, wie auch auf dem Gepäckträger verstaute. Sie sperrte das Dienstfahrrad auf und fuhr langsam los. Ihre Großmutter bat sie das bestellte Essen bei einem Kunden abzuliefern. Fröhlich summend radelte das lilahaarige Mädchen durch die Stadt. Vor einem großen Hochhauskomplex hielt sie an. Überwältigt blickte sie die vielen Etagen des Wolkenkratzers hinauf, aber ein Ende konnte sie von ihrer jetztigen Standposition nicht sehen. Sie sperrte ihr Fahrrad ab, schnappte sich die vielen Tüten und trat über eine große mehrstufige Treppe hinauf zur großen verglasten Eingangstür. Kaum stand sie in der mehrstöckigen Eingangshalle, stockte auch ihr Atem. Unfassbar, wie groß und überwältigend das aussah. Shampoo belieferte mehrere Firmen, aber diese war ein ganz neuer Kunde. Vor ihr erstreckte sich eine breite Treppe. Links an der Wand erkannte die Lilahaarige vier Aufzüge. Rechts von sich fand sie die große Empfangstheke. Dorthin ging sie zuerst. „Cat-Cafe-Lieferservice“, begüßte sie fröhlich und hielt wie zum Beweis die Tüten hoch. „Das ist schön“, begrüßte eine Angestellte zurück, während die Kollegin abtauchte und wenig später wieder aufstand. „Hier ist das Geld! Vielen Dank für die schnelle Lieferung!“ „Gerne“, bedankte sich Shampoo und verließ die Firma. Sie schloss ihr Fahrrad auf und radelte zurück zum Cat-Cafe. Gerade als sie um die letzte Straßenecke bog, achtete sie nicht auf die Umgebung und stieß prompt mit ihrem Fahrrad in ein anderes. Die Räder verkanteten sich, während beide Fahrer den Abflug machten. Hart schlugen sie auf dem Boden auf. Die Räder fielen um und krachten scheppernd auf dem Boden. Es dauerte ein wenig bis Shampoo ihre Augen öffnete. Alles tat ihr weh. Langsam versuchte sie sich zu orientieren.. Sie wollte sich aufrichten, als sie plötzlich Hände spürte, die ihr aufhalfen. „Ist dir etwas passiert?“ Sie blickte auf. Ihr Rücken tat weh, die Hose war aufgerissen und ihr Knie blutete leicht. Sonst aber konnte sie jedes ihrer Glieder bewegen. Es war zum Glück nicht allzu schlimm. Ihre Augen blickten in Mousse Gesicht. Wie kam er hierher? „Nein“, antwortete sie noch leicht benommen und verwirrt. „Mousse?“ „Ja, ich“, lächelte er. „Ich hab ein komisches Geräusch gehört und als ich nachgesehen habe… und dich hier liegen sah… da bin ich losgerannt. Deine Großmutter hält grad die Stellung.“ Shampoo nickte etwas abwesend. Erst jetzt bemerkte sie die zweite Gestalt die sich aufrappelte. Es war eine junge rothaarige Frau. Sie blickte sich kurz um und lächelte dann das Lilahaarige Mädchen an. „Ich habe Sie nicht gesehen“, gestand sie. „Ich Sie auch nicht“, erwiderte das Mädchen. „Entschuldigung.“ Beide verbeugten sich und merkten dabei ein Ziehen im Rücken. „Ich lade euch beide auf einen Kaffee im ‚Cat-Cafe’ ein“, schlug Mousse vor und schnappte sich schon die beiden lädierten Fahrräder. Die Frauen folgten ihm langsam. Ein Kaffee würde ihnen bestimmt nicht schaden. Wenige Schritte später betraten sie das Cafe und setzten sich zusammen an einen Tisch. Schon kam eine alte Frau herbeigelaufen, die besorgt Shampoo musterte. „Ist dir was passiert?“ „Nein, Großmutter“, lächelte die Lilahaarige. Schon setzte sich Mousse zu ihr und betrachtete sie besorgt. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Über soviel Zärtlichkeit und Fürsorge, errötete Shampoo. Sie senkte verlegen ihren Blick. „Ja“, bestätigte sie nochmals. Vorsichtig sah sie auf und musterte ihn aufmerksam. Ihr Herz klopfte seit einer ganzen Weile etwas schneller als gewohnt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)