Liebe mit Hindernissen von Kittykate ================================================================================ Prolog: Liebe mit Hindernissen ------------------------------ Akane Tendo half ihrer älteren Schwester Kasumi in der Küche beim Abwasch. Während die Älteste der drei Tendo-Töchter fleißig einen Teller nach dem anderen wusch, trocknete Akane seit einer kleinen Ewigkeit einen Teller ab. Gedankenverloren starrte das blauhaarige Mädchen auf die Arbeitsplatte und polierte das Porzellan. Kasumi entging keinesfalls die gedankliche Abwesenheit ihrer Schwester. Sie betrachtete das Mädchen genauer und stellte fest, dass Akane fernab irgendwo zwischen Erde und Mond schwebte. Wie immer waren Kasumis braune Haare zu einem Zopf gebunden und fielen ihr über ihre rechte Schulter. Mit einem sanften Lächeln entzog sie ihrer Schwester den blitzblank polierten Teller. Überrascht hielt Akane in ihrem Tun inne und starrte Kasumi an. Diese stellte das gerettete Gut auf die Arbeitsfläche und bemerkte spitz: „Akane, dieser Teller glänzt bereits. Wie lange möchtest du ihn denn noch putzen?“ Eine leichte Röte stieg auf Akanes Wangen. Sie war mit ihren Gedanken soweit abgedriftet, dass sie nicht einmal bemerkte, wie lange sie diesen Teller eigentlich schon in ihren Händen hielt. Sanft entzog Kasumi ihrer jüngeren Schwester auch das Geschirrtuch und griff nach deren Händen. „Akane, du musst mir nicht helfen! Geh lieber und ruh dich ein wenig aus“, bat sie freundlich. Nach einem zögerlichen Blick von Akanes Seite, lächelte Kasumi und nickte, um ihre Worte zu bestätigen: „Ich schaffe das auch alleine. Ganz bestimmt!“ Sie ließ die Hände ihrer Schwester los und drehte sich wieder der Arbeit zu. Etwas hilflos stand das Mädchen neben ihrer Schwester, entschied sich dann aber für den Rückzug. Sie war Kasumi keine große Hilfe gewesen. Auch wenn sie ihr gerne half und dabei sogar Ablenkung fand. Sie wollte nicht an die Geschehnisse denken, die vor einigen Tagen passierten. Langsam verließ sie die Küche und trat in den Flur hinaus. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen und für sich eine neue Ablenkung suchen müssen. Mit gesenktem Kopf trat sie auf die Treppe zu, die in das obere Stockwerk führte. Etwa in der Hälfte blieb sie stehen. Ihre Augen erfassten ein paar brauner Schuhe. Ihr Blick glitt über zwei Beine, die in einer Jeanshose steckten, hinauf auf einen Oberkörper. Ein weißes Hemd verdeckte die Haut, dennoch ließen die Muskeln, die sich darunter abzeichneten, auf einen gut trainierten Körper schließen. Auch die Unterarmmuskeln waren gut ausgeprägt, während die Oberarme in den kurzen Ärmeln des Hemdes verschwanden. Zum Schluss blickte sie in das Jungengesicht, das sie seit über einem Jahr jeden Tag sah. Seine Lippen waren leicht geöffnet, als wolle er ihr etwas sagen, während seine blauen Augen direkt in ihre braunen Augen blickten. Sein dunkles Haar fiel ihm in einem dichten Pony über die Stirn und im Nacken zeigte sich ein kleiner geflochtener Zopf. Akane starrte ihn überrascht an. Normalerweise trug er nie solche Sachen. Sie wusste nicht einmal, dass er überhaupt Kleidung wie diese besaß. Seitdem sie ihn kannte, trug er seine chinesische Kampfkleidung, aber Jeans und Hemd, das war ihr vollkommen fremd. „Ranma“, hauchte sie fast tonlos. Doch im nächsten Moment wich sie zur Wand und senkte ihren Kopf. Sie gab ihm stumm den Weg frei. Wortlos ging er weiter. Wenig später war er zur Tür raus. Akane widerstand dem Drang ihm nachzusehen. Es brachte ja doch nichts. Sie hatten sich geeinigt. Beide hatten in ihrer Rage dem ganzen Fiasko ein Ende gesetzt. Keiner von ihnen trug allein die Verantwortung. Sie stieg die Treppen empor und trat über einen schmalen Flur zu ihrem Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Fensterbrett, zog ihre Beine an und blickte gedankenverloren in die Ferne. Sie wollten es beide so. Es war richtig, was sie getan hatten. Akane merkte gar nicht wie die Zeit verging. Der Vormittag wurde zum Nachmittag, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. „Hallo, Akane!“ Überrascht drehte sie sich zur Türe und sah ihre hübsche Schulkameradin eintreten. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schloss die Türe hinter sich und trat auf das blauhaarige Mädchen zu. „Hast du mich vergessen?“ Traurig wandte sich Akane wieder dem Fenster zu. Langsam nickte sie. „Es tut mir leid, Ukyo!“ Besorgt trat die Braunhaarige näher heran und lehnte sich mit dem Rücken an das Fensterbrett. Ihre braunen Augen ruhten auf Akanes Gesicht. „Was ist passiert?“ Erst schwieg Akane, aber dann flüsterte sie monoton: „Wir haben die Verlobung gelöst.“ Kapitel 1: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Es war ein sonniger Montagmorgen an dem Akane Tendo die letzten Meter zur Schule rannte. Ihre Schultasche schwang mit ihrem rechten Arm mit, während ihr Zwangsverlobter, Ranma Saotome, mit einem Rucksack bepackt auf dem nebenher führenden Gartenzaun rannte. „Das ist alles deine Schuld!“ „Was kann ich denn dafür, wenn du morgens nicht in die Gänge kommst?“ Das blauhaarige Mädchen mit dem Kurzhaarschnitt, warf ihrem Klassenkameraden einen wütenden Blick zu. „Wenn du dich nicht jeden Morgen mit deinem Vater ums Essen streiten würdest, kämen wir pünktlich zur Schule“, fauchte sie erneut. „Das hat mit deinem allmorgendlichen Trödeln überhaupt nichts zu tun“, provozierte Ranma weiter. „Ich trödle nicht, du Idiot!“ „Machoweib!“ Der dunkelhaarige Junge sprang vom Zaun auf den Gehsteig und überholte Akane. Vor ihnen erstreckte sich das große weiße Schulgebäude und kaum betraten sie das Gelände, klingelte es zur ersten Schulstunde. Wieder mal kamen die beiden zu spät in den Unterricht und wenige Minuten später standen sie jeder mit einem gefüllten Eimer Wasser auf dem Gang vor ihrem Klassenzimmer. Die Blauhaarige hielt den Eimer mit ihren beiden Händen am Henkel, während Ranma ihn mit seiner rechten Hand fest hielt. Er sah zum Fenster hinaus, dennoch beobachtete er seine Verlobte aus den Augenwinkeln. Seit er sie kannte, kamen sie jeden Tag zu spät zur Schule. Seitdem er bei ihr wohnte, stritten sie sich. Nicht nur wegen schwerwiegenden Dingen, sondern auch schon wegen Kleinigkeiten. Seit er Akane kannte, hatte sich sein Leben vollkommen verändert. Zuvor war sein Leben fast schon langweilig gewesen, aber mit ihr wurde es ihm nie langweilig. Er seufzte. „Das war klar. Jeden Tag dasselbe mit dir!“ Akane stutzte. Sie funkelte ihn wütend an, ehe sie konterte: „Was willst du damit sagen?!“ Ranma wandte sich ihr zu. „Früher war ich ein Musterschüler“, erklärte er besonnen, während die Blauhaarige spöttisch lachte. „Das glaub ich dir sofort!“ Der Dunkelhaarige lächelte überlegen: „Natürlich. Erst dein Umgang ließ mich zudem werden, was ich heute bin“, übertrieb er maßlos. Das Mädchen spürte die Wut im Bauch. Das Adrenalin stieg in ihrem Körper an. Ihre Finger umspannten den Henkel fester, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich hab nicht darum gebeten, mit dir verlobt zu werden“, fauchte sie. Das wusste er. Nicht nur er hatte sich damals mit Händen und Füßen gegen diese Verlobung gewährt. Akane hatte ihm in allen Punkten zugestimmt, als ihre Väter die beiden dazu verdonnert hatten. An und für sich bereute er es aber nicht. Auch wenn er sie nicht leiden konnte, so brachte sie frischen Wind in sein Leben. Und gar nicht mögen stimmte ja auch nicht. Er mochte sie schon, aber nur ein ganz klein wenig. Bevor die Röte auf seine Wangen steigen konnte, erwiderte er gelangweilt: „Denkst du etwa ich hab das gewollt?“ Er wusste, dass seine nächsten Worte ihr den nächsten Tiefschlag versetzten. „Glaub mir, es gibt viele Mädchen, die geeigneter wären.“ Er sah ihr direkt in die Augen. Akane platzte. Was bildete sich dieser Idiot überhaupt ein?! „Du glaubst also, ich wäre dir nicht gut genug, was?!“ Bevor sie sich aber in rage reden konnte, öffnete sich die Klassentüre und ihr Lehrer erschien auf dem Flur. „Es reicht! Wenn das so weiter geht, dann beschweren sich bald die anderen Lehrer. Kommt wieder rein. Das hat ja eh keinen Sinn mit euch beiden.“ Wütend trottete Akane durch die Tür, stellte den Eimer ab und ging zu ihrem Platz. Ranma folgte ihr langsam. Als auch er saß, nahm der Lehrer wieder den Unterrichtsstoff auf. Die Kurzhaarige saß auf ihrem Platz und dampfte vor sich hin. In ihren Gedanken hörte sie nach wie vor seine Beleidigung. Er glaubte also wirklich, sie sei nicht gut genug. Gut, sie konnte nicht kochen, machte auch nicht gerne den Haushalt und konnte sich auch nicht in die Hausfrauenrolle hineindenken, aber sie hatte durchaus auch ihre Qualitäten. Sie war die beste Kendokämpferin an ihrer Schule. Kein Junge, mit Ausnahme von Ranma, konnte sie besiegen. Sie war eben dafür vorbestimmt die Kampfschule ihres Vaters zu übernehmen. Warum sollte sie dann Kochen lernen? Sie warf ihrem Zwangsverlobten einen kurzen, heimlichen Blick zu. Er saß schräg vor ihr und schrieb mit. Aber gut, wenn er es unbedingt wollte, würde sie ihm schon zeigen, dass sie auch eine gute Ehefrau abgeben könnte. Dann würde er seine Worte schon wieder zurück nehmen, da war sich Akane sicher. Der Schultag ging ohne große Vorkommnisse um und die beiden Zwangsverlobten verließen zusammen mit Akanes älteren Schwester Nabiki am späten Nachmittag das Schulgelände. Kurz vor dem Schultor erwartete sie aber ein großer, braunhaariger Junge, der mit Akanes Schwester in die Klasse ging. Der Junge kniete sich plötzlich vor Akane nieder, breitete seine Arme aus und rief: „Meine Liebste, ich bitte dich: Geh mit mir aus! Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!“ Ranma beobachtete ihn skeptisch und wartete auf Akanes Reaktion. „Kuno, du weißt, dass ich nicht mit dir ausgehen werde! Lass es einfach!“ Schon ging die Blauhaarige an dem knienden Jungen vorbei. Ranma folgte ihr schnellstens, aber die mittlere der Tendo-Schwestern blieb stehen und beugte sich zu ihrem Klassenkameraden hinab. Ihre kurzen braunen Haare umrahmten das schmale Gesicht, während sie dem abgewiesenen Jungen einen erbarmungslosen Blick zu warf. „Tatewaki Kuno, du wirst es nie lernen!“ Schnell holte sie ihre Schwester und ihren Fastschwager ein und gemeinsam traten sie schweigend den Rückweg zum Tendo-Anwesen an. Unterwegs kam ihnen ein lilahaariges Mädchen auf einem Fahrrad entgegen. Sie blieb stehen, als sie das Trio erkannte. Ihr Gesicht strahlte plötzlich bis über beide Ohren, während Ranma seinen Kopf einzog. In Gedanken verfluchte er sich, dass er sich nicht unsichtbar machen konnte. Das Mädchen sprang vom Fahrrad ab und warf sich blitzschnell an Ranmas Hals. Dass das Rad achtlos auf der Straße landete, störte die junge Frau nicht. Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und wiederholte sich immer wieder. „Airen! Shampoo, dich vermissen!“ Akane stand grummelnd neben ihrer Schwester, bis plötzlich ein Blitz die Umgebung erhellte und ein seltsames Klacken ertönte. Überrascht starrte Akane ihre Schwester an, während Ranma aufsah und direkt in Nabikis Kamera blickte. „Prima, was für ein schönes Bild“, freute sich die Fotografin diebisch. „Mit der passenden Geschichte, lässt sich dieses Foto sicher sehr teuer verkaufen.“ Mit diesen Worten ging sie nach Hause, in Gedanken klingelte bereits ihre Kasse. „Nabiki“, rief Ranma entsetzt, während er sich vergebens von Shampoo zu lösen versuchte. Akane sah erneut wie Shampoo ihrem Verlobten einen Kuss aufdrücken wollte und platzte vor Wut. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug auf Ranma ein. Dieser und Shampoo trennten sich rechtzeitig, bevor sie der Schlag treffen konnte. Schon lief Ranma vor Akane davon und die Blauhaarige nahm sofort die Verfolgung auf. Shampoo blieb stehen und blickte wütend ihrer Konkurrentin nach. Dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schimpfte: „Akane Ranma nicht bekommen! Das nächste Mal Shampoo ihn für sich gewinnen!“ Das Tendo-Anwesen lag hinter einer großen weißen Mauer, die durch ein großes Holztor durchbrochen wurde. Auf dem Schild, welches an der Wand neben dem Tor hing, stand: Alles-ist-möglich – Kampfschule für Schlägereien aller Art. Sie traten durch das Holztor und betraten den Innenhof. Vor ihnen stand das Wohngebäude der Familie Tendo, während sich rechts das Dojo befand. „Wir sind da“, verkündete Nabiki, als sie das Wohnhaus betrat, und stieg sofort die Treppe ins obere Geschoss hinauf. Ranma und Akane folgten ihr, allerdings trennten sich ihre Wege an der Treppe. Ranma ging ebenfalls hinauf um sich umzuziehen und gleich darauf trainieren zu gehen, während Akane direkt die Küche ansteuerte, wo ihre älteste Schwester Kasumi das Essen vorbereitete. „Kann ich dir helfen?“ Kasumi lächelte ihre Schwester freundlich an und nickte zu. „Ja, hier, du könntest Wasser aufstellen und den Reis kochen!“ Sie wusste genau, was geschehen konnte, wenn Akane in der Küche stand. Aus diesem Grund wich sie auch ihrer Schwester nicht von der Seite und achtete pingelig genau auf das was Akane tat. Aber es freute sie auch, wenn ihre jüngste Schwester endlich Interesse am Kochen zeigte. Sie wäre die Letzte, die ihr das ausreden würde. „Wie war die Schule?“ „Ganz gut“, antwortete Akane abwesend. Wieder dachte sie an seine Worte. Nun gut. Sie würde das Kochen lernen. Wenn ihm ihr Essen schmecken sollte, ließ sie ihn auflaufen. Er würde auf Knien angerobbt kommen und sie um Verzeihung bitten. Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Und dann würde sie ihn abweisen. Wie er es mit ihr immer wieder tat. Das Grinsen wurde breiter, bis Kasumi sie wieder in die Realität holte. „Könntest du bitte Ranma und Nabiki holen?“ Die Blauhaarige nickte und trat zum Treppengeländer. „Ranma? Nabiki? Essen ist fertig“, rief sie hinauf. Wenige Minuten später kam Nabiki die Treppen runtergeeilt, aber Ranma rührte sich nicht. „Vielleicht ist er im Dojo“, überlegte sie laut und machte sich auf den Weg in die Trainingshalle. Sie öffnete die Tür und erstarrte. Ranma stand in seinem Trainingsanzug in der Halle, übte seine Schläge und Tritte. Elegant, aber kraftvoll powerte er sich aus, trainierte seine Schwächen und hielt sich fit. Eigentlich wollte sie ihm sagen, dass es Essen gab, aber sie war zu fasziniert von seiner Haltung, der Konzentration und den angespannten Muskeln. Er sah gut aus, gestand sie sich ein. Dabei schoss ihr das Blut in die Wangen. Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Dennoch würde sie ihm nicht nachgeben. Nein, sie bestand auf ihre Rache. Ranma merkte, dass ihn jemand beobachtete und stellte sein Training ein. Langsam drehte er sich zur Tür und sah Akane entgegen. Sein Trampel stand in der Tür und rührte sich nicht. Warum? Wieso sagte sie nichts zu ihm? Sie stand wie erstarrt da. Hatte sie ihn beobachtet? Plötzlich überkam ihn ein breites Grinsen. Sicherlich hatte sie seinen gut gebauten Körper bewundert. Akane begegnete seinem Blick und bemerkte sofort, das sich ausbreitende Grinsen. Sie wollte gar nicht wissen woran er dachte. Nachdem sein überlegendes Lächeln nicht verschwand, kroch die Wut wieder in ihr hoch. Sauer funkelte sie ihn mit ihren braunen Augen an und verkündete bissig: „Essen ist fertig!“ Schon drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zurück zum Wohnhaus. Schnell folgte er ihr, immer noch sein überhebliches Lächeln auf den Lippen tragend. „Gib es zu: Du hast mich beobachtet! Und dir hat es gefallen, was du gesehen hast“, stellte er fest. Sie sah ihn nicht an, konterte aber schnippisch: „So ein Blödsinn! Das hättest du wohl gerne, aber du bist nicht so toll, wie du immer glaubst!“ „Weil du glaubst, es mit mir aufnehmen zu können“, erwiderte er schon fast beleidigt. Er würde es niemals zugeben, aber ihre Worte hatten ihn getroffen. „Allemal“, schoss sie zurück und setzte sich wenig später an den Esstisch auf ihr Sitzkissen. Ihr Vater, Soun Tendo, und ihre Schwestern saßen bereits, ebenso auch Ranmas Vater, Genma Saotome, und alle warteten mal wieder auf die beiden Jüngsten. „Das glaubst du doch selbst nicht“, erwiderte der schwarzhaarige Junge energisch und ließ sich auf das Sitzkissen, direkt neben Akane, fallen. „Sieh dich mal im Spiegel an. Du hast viel zu breite Hüften und außerdem bist du flach wie ein Brett“, stichelte er. „Von wegen, du Idiot!“, fauchte sie zurück und griff sich wütend eine Reisschale. „Ich bin weder zu flach, noch habe ich breite Hüften“, grummelte sie. Ranma schnappte sich ebenfalls etwas zu Essen und funkelte Akane belustigt an. „Selbst als Mädchen sehe ich besser aus, als du!“ Er achtete nicht auf sein Essen und bemerkte auch nicht, wie sein Vater, ein Mann mit Brille, der seine Glatze unter einem Kopftuch versteckte, etwas von seinem Essen stibitzte. Die Blauhaarige funkelte zurück. „Du bist ja ganz schön eingebildet“, merkte das Mädchen an, drehte ihren Kopf von Ranma weg und lächelte hämisch. „Obwohl das auch deine einzige Bildung sein dürfte!“ Sauer vernahm er ihren Kommentar, wobei er aus den Augenwinkeln bemerkte, wie sein Vater etwas von seinem Schälchen nahm. Wutentbrannt knallte Ranma das Schälchen auf den Tisch und sprang auf. Im selben Moment fauchte er seinen Vater an. „Kannst du das nicht einmal lassen?! Du hast selbst genug zu Essen!“ „Wie redest du mit mir“, ermahnte Genma seinen Sohn, während er ebenfalls aufstand. „Dir tut eine Abkühlung bestimmt ganz gut.“ Schon schnappte er sich den Jungen am Kragen und warf ihn durch die offen stehende Tür in den Garten. Dort landete Ranma im nahe liegenden Teich. Es platschte, während die übrigen Tendos ungerührt ihr Essen verspeisten. Streitereien zwischen Akane und Ranma gehörten inzwischen zum alltäglichen Tagesablauf und das Ranma meistens während dem Essen im Teich landete, passierte auch recht oft. Gemütlich setzte sich Genma wieder an den Tisch und aß weiter. Für kurze Zeit herrschte angenehme Ruhe, bis Ranma wieder auftauchte. Als er aus dem Teich stieg, triefte seine Kleidung und die roten Haare hingen ihm nass herunter. Mit einer viel helleren Stimme, einer viel zierlicheren Gestalt und sehr weiblich, trat er wutschnaubend wieder ins Esszimmer und schnappte sich seinen Vater. „Vater! Verdammt noch mal, du sollst das lassen! Ich finde es unfair, dass du meinen Fluch so ausnutzt“, keifte der jetzt weibliche Ranma aufbrausend. Er packte seinen Vater am Kragen und riss ihn aus dem Sitzen heraus. Genma betrachtete seinen verfluchten Sohn und grinste ihn herausfordernd an. „Vielleicht weißt du dich dann endlich zu benehmen!“ „Von wegen“, schoss der weibliche Ranma zurück, schubste seinen Vater in den Garten und rannte los. Mit viel Kraft und Schwung verpasste er ihm einen Schlag. Genma flog selbst in den Gartenteich. Mit einem breiten Lächeln beobachtete Ranma die Wasseroberfläche. „Na, was sagst du nun, alter Herr?“ Wie zur Antwort erschien Genma Saotome aus dem Gartenteich. Aber nicht in seiner menschlichen Gestalt, sondern als Pandabär. Er hievte sich heraus und schritt auf seinen Sohn in weiblicher Gestalt zu. Das rothaarige Mädchen sprang und trat dem Panda dabei in den Bauch, doch dieser packte seinen Sohn in zierlicher Gestalt ungerührt, hob ihn über seinen Kopf und warf ihn nochmals in den Teich. Als es erneut platschte, tapste er gemächlich zurück in das Esszimmer. Im selben Moment kam auch Kasumi zurück und hielt eine große Schüssel Grünzeug in ihren Händen. Sie ahnte bereits wie dieser Streit endete und hatte vorsorglich das Essen für den Panda geholt. Auch Ranma stapfte triefend nass wieder ins Esszimmer und ließ sich auf seinen Platz neben Akane fallen. Wütend aß er weiter. Soun Tendo, Genmas Freund aus Kindertagen, trug seine schwarzen Haare schulterlang. Er spürte die geladene Spannung im Raum. Aus diesem Grund wechselte er das Thema und lächelte stolz seine älteste Tochter an: „Kasumi, das Essen schmeckt wie immer hervorragend“, lobte er sie. Kasumi lächelte zurück: „Das freut mich, denn dieses Mal hat Akane geholfen.“ Alle erstarrten in ihrer Tätigkeit und blickten überrascht zu der Blauhaarigen. Diese aber fauchte nur: „Kasumi!“ Schnell wandte die Kurzhaarige ihren Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Wenn ihre Schwester jedes Mal ausplauderte, dass sie geholfen hatte, könnte sie Ranma nicht mehr überraschen. Dann schlug ihr ganzer Plan fehl. Wen könnte sie denn sonst noch fragen, ob er ihr kochen beibringen könnte? Sie überlegte eine Weile. Shampoo schied aus. Das ganze würde in einem Streit ausarten und Akane konnte nicht versprechen, ob die Küche des ‚Cat-Cafes’ danach noch existierte. Eine einzige Person fiel ihr noch ein, aber… nein, sie konnte ihre Schulkameradin nicht um Hilfe bitten. Das ging nicht. Wenn sie Ranma sah, würde sie ihm sofort alles erzählen. Akane rang mit sich, denn sie war die einzige Möglichkeit, die sie jetzt noch hatte. Nabiki fasste sich zuerst wieder und blickte ihre jüngere Schwester erstaunt an: „Unglaublich… das Essen schmeckt sogar!“ Soun nickte plötzlich zustimmend: „Ich wusste, dass aus dir noch mal eine kleine Köchin wird. Hast du gehört, Saotome?“ Der Panda nickte und hielt sein Holzschild hoch, auf dem er schnell ein paar Worte drauf geschrieben hatte. [Das Essen schmeckt köstlich!] Einzig und allein die weibliche Ranma starrte Akane von der Seite an. Dem Jungen in Mädchengestalt hatte es die Sprache verschlagen. Dennoch kochte er innerlich immer noch und sah in seiner Zwangsverlobten ein Druckventil. „Bestimmt hat Kasumi alles allein gemacht. Und um dich in ein besseres Licht zu rücken, behauptet sie du hättest geholfen. Jedes Mal, wenn du an einem Essen beteiligt warst, konnte man das Zeug dann nicht mehr essen!“ Akane riss ihren Blick von ihren Händen und fixierte Ranmas weibliches Gesicht. Sie ließ sich nicht täuschen. Auch wenn Ranma anders aussah, war er dennoch der gleiche Mistkerl. Sie verpasste seiner weiblichen Gestalt schnell eine schallende Ohrfeige und rannte davon. Erst führte sie ihr Weg ins Zimmer, um sich dort umzuziehen. Anschließend betrat sie das Dojo und trainierte. Sie musste sich ablenken. Nicht eine Sekunde länger wollte sie an seine verletzenden Worte denken. [So wird das nichts mit der Hochzeit], hielt der Panda erneut ein Schild hoch, während Soun dem beipflichtete und mit den Tränen kämpfte. Beide Väter waren sehr nah am Wasser gebaut und Streitereien zwischen den Jüngsten konnten die Hochzeitsplanungen gefährden. Das war zuviel für die beiden. Schon lagen sich Panda Saotome und Papa Tendo wieder mal in den Armen, während ihre Tränen wie Bäche aus den Augen flossen. Ein Pfeifen erklang aus der Küche und Kasumi stand auf. „Das Wasser ist heiß. Ich habe vorhin eins aufgesetzt, damit ihr wieder ihr selbst werdet“, erklärte sie kurz und verließ das Esszimmer. Wenig später kam sie mit einem Wasserkessel zurück. Sie trat auf Ranma zu und übergoss ihn mit dem kochenden Wasser. „Es könnte etwas heiß sein“, bemerkte sie noch, während das rothaarige Mädchen die Zähne zusammen biss und sich wieder in den Jungen verwandelte. Schon goss Kasumi das restliche Wasser über Ranmas Vater, der sich auch wieder zurück verwandelte. „Etwas ist gut“, grummelte der dunkelhaarige Junge unverständlich vor sich hin und stand auf. „Wo gehst du hin?“, fragte Nabiki sofort, während sein Vater ihn anwies: „Entschuldige dich bei Akane!“ „Das werde ich nicht“, widersprach Ranma stur und ging in den Garten. Langsam brach der Abend an. Es dämmerte schon und in wenigen Stunden würde es tiefste Nacht werden. Ihm taten seine Worte ihr gegenüber schon wieder leid. Er mochte sie doch, warum konnte er dann nicht aufhören sie zu beleidigen? Er brauchte jetzt Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Diese Ruhe fand er nur im Dojo. So trugen seine Füße ihn dorthin. Genma Saotome und Soun Tendo brachen wieder in Tränen aus. Kasumi und Nabiki ignorierten die heulenden Männer. Sie räumten den Tisch ab und spülten das Geschirr. Akane stellte sich bei jedem Schlag und Tritt vor, sie würde Ranma gegenüberstehen. Sie mochte ihn, hatte sich an seine Anwesenheit gewöhnt und er… Immer wieder war er gemein zu ihr, sagte etwas, dass sie ungemein verletzte. Sie verstand ihn nicht. Was hatte sie ihm denn getan? Sie konnte doch auch nichts für die Verlobung, die ihre Väter angezettelt hatten. Auch wenn sie dieser Verlobung nicht positiv gestimmt war, so hoffte sie dennoch, dass aus ihnen Freunde werden könnten. Da hatte sie sich aber anscheinend auch zu viele Hoffnungen gemacht. Wieder schnitt sie mit ihrer Handfläche die Luft. Ranma trat auf die Dojotür zu und vernahm von innen Kampfschreie. Der Stimme nach zuschließen, war das Akane. Trainierte sie etwa? Leise öffnete er die Tür einen Spalt und schlüpfte durch. Ebenso leise und von ihr unbemerkt schloss er sie wieder und setzte sich an den Rand. Er beobachtete sie bei ihrem Training. Sie hatte schon vieles dazu gelernt, seit er hier war, und dennoch sah er immer noch jede Menge Schwachstellen. Eine Szene von früher kam ihm in den Sinn. Sein erster Schultag auf der Furinkan-Oberschule. Er hätte niemals erwartet, dass Akane so beliebt gewesen wäre. Jeden Morgen kämpfte sie sich durch die Horde von Jungs, die ein Date mit ihr wollten, aber nur die Chance bekämen, wenn sie sie besiegten. Jeden Morgen trat aber Akane, als Siegerin hervor. Sie war die beste Kämpferin an der Schule und dennoch fehlte ihr noch viel Training. Das blauhaarige Mädchen drehte sich plötzlich um und führte dabei einen Kick aus, als sie Ranma neben der Tür sitzen sah. Sie brach ab und schaute ihn stumm an. Auch er blickte sie schweigend an. Ihre Augen trafen sich und seltsamerweise beschleunigte sich sein Herzschlag in diesem Moment. Er ignorierte das seltsame Verhalten seines Körpers, stand auf und stellte sich ihr gegenüber kampfbereit hin. Akane blickte direkt in seine blauen Augen. Dieses blau war so wunderschön, es erinnerte sie an das Meer. In ihrem Magen kribbelte es ganz komisch, während ihr eine zaghafte Röte auf die Wangen stieg. In Ranma kam Bewegung und sie verfolgte ihn mit ihren Augen. Er stellte sich ihr kampfbereit gegenüber und funkelte sie herausfordernd an. „Wie wäre es mit einem kleinen Trainingskampf?“, fragte er, während seine blauen Augen blitzten. „Das kannst du haben!“, erwiderte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch sie stellte sich ihm gegenüber. Schon griff Akane ihren Zwangsverlobten an. Dieser wich jedem ihrer Angriffe geschickt aus. Nach kurzer Zeit war sie leicht außer Puste. „Warum greifst du mich nicht an?“, fragte sie zwischen zwei kräftigen Atemzügen. „Wenn du das möchtest“, entgegnete Ranma Schultern zuckend und sprintete los. Erst noch konnte Akane ausweichen, doch sie wurde immer weiter zurückgedrängt. Plötzlich aber ließ sie ihre Deckung fallen und der junge Mann griff wieder an. Er holte zum Tritt aus und Akane kniff ängstlich ihre Augen zusammen. Kurz vor ihrem Bauch stoppte Ranma seinen Angriff und blickte sie einfach nur an. Akane erwartete den festen Tritt, doch sie spürte nichts. Langsam öffnete sie erst ein Auge, ehe sie beide aufschlug und das Bein ihres Zwangsverlobten überrascht ansah. Er hielt es auf ihrer Bauchhöhe, rührte sich aber nicht. Nicht mehr viel fehlte um sie zu berühren. Sie blickte zaghaft auf und traf direkt seine blauen Augen. Ihr Herz begann zu rasen, sie hatte das Gefühl, als würde ihr Magen Achterbahn fahren und zu allem Überfluss kribbelte es wieder. Ranma stellte seinen Fuß wieder auf den Boden, hielt aber den Blickkontakt. Langsam ließ sich Akane auf ihre Knie sinken. Dabei brach sie den Blickkontakt ab und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das war bestimmt nur der Schreck. Der Dunkelhaarige folgte ihr mit seinen Augen und wenig später kniete er vor ihr. Er berührte mit seinen Knien die ihren. Aus unerklärlicherweise begann sein Herz wieder schneller zu klopfen, als hätte er gerade eben einen Langstreckenlauf hinter sich gebracht, doch das bisschen Training eben, war für ihn eigentlich ein Klacks. Seltsamerweise begann es nun auch noch in seinem Bauch so komisch zu kribbeln, als hätte er tausend Ameisen verschluckt. Zaghaft suchte er wieder ihren Blick. Er mochte ihre braunen Augen. Diese rehbraunen Augen beruhigten ihn, wenn er aufgebracht war und er konnte ihr keine Bitte abschlagen, wenn sie ihn anschaute. Was hatten diese Augen nur an sich, dass er sich an ihnen nicht satt sehen konnte? Akane hob ihren Blick und blickte wieder direkt in das blaue Meer. Sofort begann ihr Körper sich noch seltsamer zu verhalten. Ihr Herz fuhr inzwischen mit ihrem Magen zusammen Achterbahn. Das Kribbeln wurde stärker und allmählich begannen ihre Hände zu zittern. Schnell verknotete sie diese in ihrem Schoß, während sie den Blickkontakt nicht abbrechen konnte. Keiner von beiden bemerkte, dass sich ihre Gesichter langsam einander näher beugten. Keiner von ihnen spürte die heiße Spannung, die sie umgab. Sie waren einander so gefesselt und ertranken in den Augen des anderen. Ihr Pony berührte sich bereits. Langsam wurden sie sich den Atem des anderen bewusst. Doch keiner von beiden dachte daran, diesen Moment zu unterbrechen. Sie sehnten ihn sich schon so lange heimlich herbei, auch wenn sie es sich niemals eingestehen würden. Immer geringer wurde ihr Abstand. Zwischen ihre Nasenspitzen passte gerade noch eine Haarsträhne. Keiner von ihnen löste den Blick. Noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen voneinander. Sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen. Langsam schloss Akane ihre Augen. Sie wartete auf den Moment, den sie sich schon lange wünschte. Ranmas Herz klopfte ihm bis zum Hals. Gleich, er würde gleich Akanes Lippen schmecken. Ein paar Millimeter trennten seine Lippen von ihrem Mund. Plötzlich riss jemand die Türe auf. Erschrocken fuhren sie auseinander und beiden stieg eine unnatürliche Röte ins Gesicht. Sie fühlten sich ertappt. Ranma fasste sich schnell wieder und seine Verlegenheit schwappte in Verärgerung um. Er ärgerte sich wirklich darüber, dass sie gestört wurden. Seine Augen suchten nach dem Unruhestifter. Im Türrahmen lehnte ein großer, schwarzhaariger Junge. Er trug einen gelben Pullover und schwarze Hosen. Unter seinem Pony spitzte ein schwarzgelbes Stirnband hervor. Mit einem wütenden Blick besah er sich das Pärchen. Innerlich dankte er dem Himmel noch rechtzeitig erschienen zu sein. „Entschuldigt bitte“, bemerkte er im sarkastischen Tonfall. „Ryoga!“, erwiderte Ranma unfreundlich, woraufhin auch Akane sich umdrehte und ihm ein Lächeln schenkte. Der Junge war hin und weg, denn dieses Lächeln war nur für ihn bestimmt. „Habe ich euch gestört?“, merkte er gespielt ahnungslos an, als er sich wieder gefangen hatte. Er wollte für seine Akane nicht mehr der verliebte und orientierungslose Junge sein, sondern ihr endlich als Mann gegenüberstehen. Und Männer verhielten sich nicht hoffnungslos verliebt, selbst dann nicht, wenn die Traumfrau einem das süßeste Lächeln schenkte. „Ja“, knurrte Ranma seinen Rivalen an, während Akane ihm zeitgleich ein sanftes „Nein“, entgegen warf. Die Verlobten sahen sich erstaunt an und erröteten noch mehr. Schon stand Akane auf, der die Nähe zu Ranma unangenehm wurde. „Möchtest du über Nacht bleiben? Ich richte dir eine Schlafstätte her!“ Ohne auf Ryogas Antwort zu warten, huschte sie an ihm vorbei und verschwand im Haus. Genma und Soun spielten eine Runde Shogi am Esstisch, während Nabiki und Kasumi auf der Couch saßen und jede für sich in einem Buch las. Akane hielt kurz an und informierte ihre Familie: „Ryoga bleibt über Nacht. Er ist gerade hier angekommen!“ Schon verschwand sie die Treppen in das obere Geschoss und richtete Ryoga ein Futon in Ranmas und Genmas Zimmer ein. Auch wenn sich die beiden Jungs gerne bekämpften, so wusste Akane, dass die beiden tief in ihrem Inneren Freundschaft füreinander empfanden. Als sie fertig war, huschte sie ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Ranma stand auf und blickte Ryoga wütend entgegen. „Was willst du hier, P-Chan?!“ Der Junge in Ranmas Alter funkelte wütend zurück und ballte dabei seine Hand zur Faust. „Hör auf mich so zu nennen!“ Provokant verschränkte Akanes Verlobter seine Arme vor der Brust und erwiderte: „Ach ja, ich vergaß, dass deine Maskerade leider aufgeflogen ist.“ „Bist du etwa eifersüchtig?“ Ein hämisches Lächeln trat auf Ryogas Lippen. „Ich? Eifersüchtig? Auf ein Ferkel wie dich?“, konterte Ranma lässig, ließ aber seinen Rivalen keine Sekunde aus den Augen. „Akane weiß nun bescheid. Na, und? Sie hat es mir nie übel genommen!“ Ryoga dachte an die Zeit zurück, als Akane noch nichts über seinen Fluch wusste. Bei kaltem Wasser verwandelte sich der Junge in ein kleines Ferkel. Als er auf der Flucht vor Ranma gewesen war, half ihm Akane und verteidigte ihn vor ihrem Verlobten. Sie nahm ihn sogar immer nachts mit ins Bett und kuschelte mit ihm. Das war damals sein klarer Vorteil gewesen. Nun, zumindest solange, bis sie herausgefunden hatte wer P-Chan war. Leider, schoss es Ranma in diesem Moment durch den Kopf. Immer wieder hatte er darauf gewartet, dass Ryoga noch ein Donnerwetter ereilte, aber seine Verlobte blieb nach wie vor überaus freundlich und hilfsbereit. Eines wusste er: Wenn er es ihr verschwiegen hätte, wäre er längst schon zu Hackfleisch verarbeitet worden. Plötzlich musste er gähnen. Die Wut verflog. „Na, komm schon. Lass uns schlafen gehen und morgen weiter reden!“ Er scheuchte seinen früheren Klassenkameraden zur Tür hinaus, schaltete das Licht aus und führte ihn ins Haus. Beide stiegen sie die Treppen ins obere Geschoss hinauf und gingen zu Ranmas Zimmer, welches er mit seinem Vater teilte, als zeitgleich Akane aus dem Badezimmer heraus trat. Ihre Haare hatte sie mit einem Handtuch zu einem Turban gewickelt, während ein anderes Handtuch ihren Körper notdürftig verdeckte. Es reichte gerade vom Busen bis über den Po. Erschrocken stand sie plötzlich den Jungs gegenüber, die sie beide ebenso erschrocken anstarrten. Ranmas Augen glitten automatisch über ihren Körper, obwohl er sich so auf ihre Augen konzentrierte, während Ryoga nach wenigen Sekunden verlegen den Kopf senkte. In ihrem Kopf legte sich ein Schalter um. Es klatschte zweimal, ehe sie schnell in ihr Zimmer verschwand. Das Wort ‚Spanner’ hallte im Flur nach. Sie spürte die Tür im Rücken. Akane stand in ihrem Zimmer und versuchte ihr klopfendes Herz wieder zu beruhigen. Sie wusste, dass keiner der Jungs etwas für diese Begegnung im Flur konnte, doch die Ohrfeigen konnte sie auch nicht mehr rückgängig machen. Sie löste sich von ihrer Tür und schlüpfte schnell in ihren Pyjama und verschwand ins Bett. Zu viele verwirrende Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum. Doch einer drang sich immer wieder in den Vordergrund. Ranma hätte sie heute fast geküsst. Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Ein starker Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sie löschte das Licht und versuchte schnellstens einzuschlafen. Immer noch rot vor Verlegenheit und jeder mit einer angeschwollenen Wange, standen die Jungs wie erstarrt im Flur. Ranma fasste sich wieder und ging in sein Zimmer. Wie erwartet fand er dort auch ein vorbereitetes Futon für Ryoga. Dieser war schnell da und nacheinander machten sie sich Bettfertig. Während Ryoga schnell einschlief und von einer fast nackten Akane träumte, lag Ranma wach in seinem Bett. Er hatte seine Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte die eintönige Decke an. Ihr Auftritt im Flur war in sein Gehirn eingebrannt. Dieses Bild würde er niemals wieder vergessen. Und die Rundungen unter dem Handtuch bewiesen genau das Gegenteil seiner Beleidigungen. Sie war nicht flach wie ein Brett und hatte auch keine breite Hüfte. Sie war genau richtig proportioniert. Er warf Ryoga einen kurzen Blick zu, der aber schon tief und fest schlief. Ranmas Gedanken schweiften zu dem Erlebten im Dojo. Fast hätte er sie heute geküsst. Er war ihr heute so nah gekommen, wie niemals zuvor. Und sein Körper hatte total verrückt gespielt. Mochte er sie etwa doch mehr, als er sich immer einredete? Er schüttelte den Kopf, während ihr süßer Gesichtsausdruck vor seine Augen trat. Ihre Augen waren so wunderschön! Sie hatten ihn in ihren Bann gezogen und nicht wieder freigegeben. Erst als Ryoga ins Dojo platzte, konnte er sich von ihrem Anblick lösen. Wütend funkelte er den schlafenden Jungen an, ehe er seinen Blick wieder an die Decke richtete. Hätte dieser Idiot nicht später auftauchen können? Was musste er aber auch immer in die unpassenden Momente hineinplatzen!?! Kapitel 2: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Kasumi stand in der Tür zu Akanes Zimmer und sah ihrer Schwester zu, wie sie ihre Beine aus dem Bett schwang und sich lang uns ausgiebig streckte. „Frühstück ist fertig“, verkündete die älteste Tendo-Tochter und lächelte Akane sanft an. „Könntest du bitte Ryoga und Ranma wecken? Ich muss den Tisch decken.“ Akane nickte ihrer Schwester zu und sah wenige Sekunden später auf die geschlossene Tür. Ihre Gedanken wichen sofort zum Vorabend, an dem Ranma und sie sich fast geküsst hatten. Ihre Ohren wurden ganz heiß, während sie die innere Wärme aufsteigen spürte. Vielleicht war gestern Abend der erste Schritt in eine Zeit ohne Streitereien. Gut gelaunt schnappte sie sich ihre Schulkleidung und verschwand im Bad. Frisch geduscht trat sie auf Ranmas Zimmer zu und klopfte leise an die Tür. Sie öffnete sie ebenso leise und blickte auf die Jungs im Futon. Beide schliefen tief und fest. Einzig und allein Genma Saotome war bereits wieder auf den Beinen. Unschlüssig, wie sie die beiden wecken sollte, blieb sie in der Tür stehen. Ihr Blick glitt über den schlafenden Ryoga, dessen Decke auf dem Boden lag, er aber einen Zipfel noch an sich gekrallt hatte. Sein nackter Oberkörper lag entblößt vor ihr, während er nur in einer Boxershorts schlief. Eine leichte Röte stieg ihr auf die Wangen. Sie blickte zu ihrem Verlobten. Dieser lag mit weit von sich gestreckten Armen und Beinen auf seinem Bett und schlief den Schlaf der Gerechten. Seine Decke lag ihm halb über das rechte Bein und sonst auch mehr auf dem Boden. Auch er trug nur eine Boxershorts und sonst nichts. Mit starkem Herzklopfen trat sie auf Ranmas Schlafstätte zu und kniete sich zu ihm. Lange und unschlüssig saß sie da, und wusste nicht wie sie ihn wecken sollte. Ohne richtig nachzudenken, beugte sie sich zu ihm runter und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sanft flüsterte sie in sein Ohr: „Guten Morgen, Ranma. Zeit zum Aufstehen.“ Ihr Herz schlug ihr stark in der Brust, das Blut schoss ihr ins Gesicht, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte. Schnell sprang sie auf, ging noch zu Ryogas Schlafstätte um auch ihren Gast zu wecken. Allerdings kniete sie sich zu ihm nieder und rüttelte sanft an seiner Schulter. „Aufwachen, Ryoga.“ Ranma rührte sich und richtete sich langsam auf. Er spürte immer noch Akanes Kuss auf der Wange. Verwirrt, ob er das nicht geträumt hatte, betrachtete er sie. Nachdem auch Ryoga endlich seine Augen aufschlug und Akane ihm ein Lächeln schenkte, begannen beide gleichzeitig zu reden: „Guten Morgen, Akane!“ Akane stand auf und ging zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich nochmals den beiden Jungs zu und lächelte: „Frühstück ist fertig!“ Schon verschwand sie und hinterließ einen vor Verlegenheit rot angelaufenen Ryoga und einen noch sehr verwirrten, dennoch leicht geröteten Ranma. „Sie hat mich so sanft geweckt“, schwärmte Ryoga, woraufhin Ranma ihn wütend ansah. „Das bildest du dir doch nur ein!“ Ryoga grinste seinen Kumpel herausfordernd an. „Sie schenkte mir schon an diesem Morgen, das wunderschöne Lächeln.“ Schon sprang er auf. „Ich mach mich schnell fertig, dann sehe ich sie auch schneller wieder.“ Mit einem verklärten Blick eilte er zur Zimmertür, doch wurde er von Ranma überholt. „Nichts da, ich gehe zuerst ins Badezimmer“, keifte er. „Das werden wir ja sehen“, fauchte Ryoga und schon entstand eine Rangelei. Im Erdgeschoss saßen die Tendo-Mädchen mit ihrem Vater und dessen besten Freund zusammen am Esstisch und warteten auf Ranma und Ryoga. Plötzlich erklang ein Poltern aus dem oberen Geschoss. Kurz darauf klirrte etwas und eine Tür flog zu. Es blieb still. Nichts rührte sich. Nabiki sah überrascht zu Akane, die ruhig da saß und fragte sich, wie Ranma alleine so einen Radau veranstalten konnte. Dass Ryoga bei ihnen zu Gast war, hatte sie schon wieder komplett vergessen. Wenige Minuten später trottete ein kleines schwarzes Ferkel ins Wohn- und Esszimmer. Um seinen Hals war ein gelbschwarzes Halstuch gewickelt. Überrascht richteten alle ihren Blick auf das Schweinchen. Kasumi konnte es nicht glauben. Das Hausschwein ihrer Schwester war wieder hier. Dabei war es so lange verschwunden. „P-Chan?“ Sie blickte zu ihrer Schwester, die mehr als glücklich und erleichtert sein sollte, doch stattdessen trat eine seltsame Röte in deren Gesicht. Die jüngste Schwester konzentrierte sich ausschließlich auf ihr Essen. Das Ferkel stellte sich neben Nabiki und grunzte kurz, als auch schon Ranma das Zimmer betrat. Er trug wie Akane und Nabiki seine Schuluniform. Allerdings bestand seine nicht aus einem türkisfarbenen Kleid und weißer Bluse, sondern einer langen dunkelblauen Hose, weißen Hemd und blauer Jacke. Selten trug Ranma seine richtige Schuluniform. Die meiste Zeit trug er seine chinesische Kampfkleidung. Dass die Lehrer ihm das durchgehen ließen, wunderte die Mädchen von Anfang an. Ranma setzte sich auf seinen Platz neben Akane und entschuldigte sich bei Kasumi. „Eine Vase ist zu Bruch gegangen. Es tut mir leid. Ich hab schon sauber gemacht.“ Plötzlich grinste er das Ferkelchen diabolisch an. „Na, wie fühlst du dich so frisch gebadet?!“ Das Ferkelchen grunzte wieder, stellte sich in Angriffsposition und begann ihn anzuknurren. Akane blickte sauer zu Ranma. „Lass P-Chan in Ruhe!“ „Lass P-Chan in Ruhe“, äffte er sie nach, obwohl er sie überrascht ansah. Nach allem was vorgefallen war, schlug sie sich dennoch auf Ryogas Seite. Seine Augen loderten vor Eifersucht. Die nächsten Worte waren so schnell heraus, dass er gar nicht richtig wusste, was er überhaupt gedacht hatte. „Hör auf mit dem Quatsch! Du weißt genau, dass er nicht P-Chan ist!“ Akane funkelte zurück. „Na und? Dann ist er eben nicht P-Chan. Trotzdem kannst du ihn in Ruhe lassen. In dieser Gestalt“, sie deutete auf das Ferkelchen. „ist er doch so schwach und hilflos!“ Diese Aussage gefiel P-Chan überhaupt nicht und wieder begann er aufgebracht zu grunzen. Ranma hingegen verharrte in seiner Position. Sie stellte sich schützend vor Ryoga und war auch noch besorgt um ihn. Der schwarzhaarige Junge konnte es nicht glauben. Wieso war sie nie so nett zu ihm selbst?! Um ihn, Ranma, würde sie sich nie solche Sorgen machen. Er schob schmollend seine Unterlippe vor und blickte ihr wütend ins Gesicht. Akane blickte eisig zurück. „Dieses falsche Schwein ist nicht hilflos und schwach. Immerhin kriegt er als Schwein jede Menge Unterstützung und Hilfe und alles was ein Schweineherz zum Leben braucht“, konterte Ranma eifersüchtig. Dabei spielte er auf früher an. Jedes Mal, wenn Ryoga ein Ferkel war, hatte Akane sich gegen ihn, Ranma, gestellt und sich für ihren P-Chan eingesetzt. Dieser Lustmolch hatte das auch noch genossen und sich extra an Ranmas Zwangsverlobte gekuschelt. Das konnte er, als Akanes Verlobter, doch nicht zulassen. Immerhin wusste er, wer in dieser Schweinegestalt steckte. Nabiki war bereits verschwunden. Sie wollte nicht, Dank ihrer Schwester und ihrem Fastschwager, zu spät in die Schule kommen. Kasumi trieb die beiden nun auch endlich an. Die Diskussion ergab für sie keinen Sinn und sie verstand auch nicht, warum sich die beiden wegen P-Chan stritten. „Hier ist euer Mittagessen. Ihr müsst los, sonst kommt ihr noch zu spät.“ Dabei warf sie einen Blick zur Uhr und mit einem Schlag schnappten sich die Jüngsten ihre Schulsachen und rannten los. Kasumi sah sich um. Genma und Soun hatten sich heimlich still und leise davon geschlichen um wieder Shogi zu spielen und Nabiki war zur Schule aufgebrochen. Sie war allein. Ein Grunzen ertönte. Kasumi lächelte P-Chan an, holte ihm was zu Essen und setzte sich zu dem Ferkel. Während sie ihm beim Fressen zusah, überlegte sie: „Wo ist eigentlich Ryoga?“ Akane rannte wie jeden Morgen auf dem Gehsteig, während Ranma wieder auf dem Zaun sprintete. „Das ist deine Schuld“, fauchte Akane, wie jeden Morgen. „Warum? Ich kann doch nichts dafür, dass du, wie ein Wolf, Ryoga verteidigst! Man könnte ja glauben, du wärst in ihn verliebt“, erwiderte Ranma bissig. Akane blieb stehen. Ihr Herz raste. Verliebt? Nein, Liebe fühlte sie nicht, nur Scham. Sie hatte P-Chan damals sofort in ihr Herz geschlossen. Sie war früher so vernarrt in das süße kleine Schwein. Wenn sie gewusst hätte, dass Ryoga dieses Ferkel war, hätte sie ihn niemals an sich gedrückt. Er hatte durch sie viel ertragen müssen. Wurde gezwungenermaßen immer und immer wieder gekuschelt. Sie wollte ihn nicht so ausnutzen. Das schlechte Gewissen plagte Akane, nicht die Liebe. Ranma sprang vom Zaun und stellte sich ihr gegenüber. Ratlos musterte er sie. Hatte er sie etwa wieder beleidigt? „Was ist los?“ Die Blauhaarige brauchte etwas bis sie seine Worte verstanden und verarbeitet hatte, doch plötzlich ging ihr ein Licht auf und auch ein Funke Hoffnung. „Bist du eifersüchtig?“ Ranma lief rot an, korrigierte sein Verhalten und antwortete schnell: „Ich? Auf wen denn? Dich und Ryoga?“ Er drehte sich um, weil er zur Schule gehen wollte. Doch bevor er losging, blickte er sie über seine Schulter an. „Was ihr, Ryoga und du, tut, interessiert mich nicht!“ Schon ging er weiter, während für Akane diese Worte alles bestätigten, was sie sich bereits gedacht hatte. Er liebte sie nicht. Sie war wie erstarrt, ließ ihren Kopf zur Brust fallen und starrte den Boden an. Ranma ging ein paar Schritte, als er aber merkte, dass sie ihm nicht folgte, drehte er sich wieder zu ihr um. Ihr Anblick erschreckte ihn. Traurig und mit leerem Blick fixierte sie eine Stelle auf dem Boden. Für das Häufchen Elend war er verantwortlich, das wusste er zu gut. Langsam trat er wieder auf sie zu und stellte sich vor sie. Weinte sie etwa? „Akane“, murmelte er leise, doch das Mädchen schüttelte nur ihren Kopf. Er liebte sie nicht und es war ihm egal, was sie tat. Mehr Bestätigung konnte es nicht geben. Nur was sollte dann sein Verhalten vom Vorabend? War ihm gerade so danach? Sie wusste nicht mehr was sie denken sollte. Akane zwang sich ihn anzulächeln, was aber regelrecht missglückte und ging an ihm vorbei. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es noch pünktlich zum Unterricht und musste nicht wieder vor der Tür Strafe stehen. Ranma folgte ihr unsicher mit seinen blauen Augen und rannte los um sie wieder einzuholen. Doch er lief die gesamte Zeit immer zwei Schritte hinter ihr. Seine Gedanken drehten sich im Kreis und es ging einzig und allein um eine Person: Akane! In letzter Sekunde betraten die beiden Schüler ihr Klassenzimmer. Schnell setzten sie sich und warteten auf ihren Klassenlehrer, der auch keine ganze Minute später erschien. Er schlug das Anwesenheitsbuch auf und las nacheinander die Namen der Schüler vor. Immer wieder antwortete ein angesprochener Schüler. „Kuonji, Ukyo?“ Niemand antwortete und Akane fiel erst jetzt der leere Platz am Fenster auf. Seit Tagen war sie nicht mehr in der Schule. Ob sie mal nach ihr sehen sollte? Unsicher blickte sie zu Ranma, der ebenfalls seine Augen auf den leeren Platz im Klassenzimmer gerichtet hatte. Der Lehrer ging weiter die Namen durch. Es fehlte sonst keiner. „Saotome und Tendo sind nicht zufällig hier“, sprach der Lehrer, als plötzlich aber beide genannten aufstanden. „Doch“, widersprach Akane und Ranma stimmte ihr zu: „Hier sind wir!“ Überrascht starrte sie die Lehrkraft an und vermerkte sofort eine Notiz im Klassenbuch. „Welch Überraschung“, murmelte er noch perplex, doch schon richtete er sich wieder auf und sah seine Schüler an. „Wir werden ab heute einen neuen Mitschüler haben. Nehmt ihn bitte gut in der Klasse auf.“ Ein Raunen ging durch die Klasse, als sich aber die Tür öffnete und ein Mädchen mit langem rosafarbenem Haar eintrat. Ihre Haare fielen ihr offen und glänzend über den Rücken, die blauen Augen strahlten wie zwei Opale. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht und eine sehr zierliche Figur. Wieder wurden die Schüler unruhig. Jeder starrte die Neue an. Das Mädchen verbeugte sich und stellte sich vor. „Mein Name ist Hitomi Suzuki! Ich bin mit meiner Familie aus Hokkaido hergezogen. Ich freue mich hier zu sein!“ Akanes Banknachbarin und deren Sitznachbarin begannen zu tuscheln. „Ist sie nicht Kampfsportlerin?“ Die andere nickte eifrig: „Ja, sie ist die beste Nachwuchskämpferin in ganz Japan. Sie hat die japanische Jugendmeisterschaft gewonnen!“ Akane stutzte, als sie ihre Mitschülerinnen tuscheln hörte. Sie sah so zierlich und zerbrechlich aus. Kaum zu glauben, dass dieses Mädchen Kampfsport trainierte. Viele Klassenkameraden teilten Akanes Gedanken. „Setz dich doch bitte auf den freien Platz neben Ranma“, teilte ihr der Lehrer mit und wies seine Schüler an die Bücher aufzuschlagen. Aufmerksam verfolgte Ranma, wie dieses Mädchen auf ihn zu schritt und an seiner linken Seite auf dem leeren Stuhl Platz nahm. „Ich bin Ranma“, stellte er sich lächelnd vor, während er sie nun aus nächster Nähe betrachtete. Für ihn war es unvorstellbar, dass ein Mädchen, so zart gebaut und elfengleich, Kampfsport betrieb. „Hitomi“, lächelte sie errötend zurück, als ihre Augen in seine blickten, und wandte sich dem Unterricht zu. Auch Akanes Verlobter versuchte sich zu konzentrieren. Es gelang ihm aber nicht wirklich. Akane, die jetzt hinter der Neuen saß, bekam von dieser Vorstellung durchaus was mit und warf angesäuerte Blicke auf die rosafarbene Haarpracht vor sich und zu dem Jungen, der ihr Verlobter war. Endlich war Pause und sofort waren Ranma, Hitomi und Akane von allen anderen Mitschülern umringt, die neugierig auf die Neue waren. Jeder wollte sie kennen lernen, sich mit ihr unterhalten. Viele Klassenkameraden waren einfach nur neugierig, bis auf Akanes Freundinnen. Sie saßen an ihren Plätzen und tuschelten. Akane wurde der Rummel zu viel. Sie stand auf und setzte sich zu ihren Mädels an den Tisch. Erst jetzt fiel ihr auf, dass nicht alle Klassenkameraden, sondern vorwiegend der männliche Anteil um die Neue herumstand. Wenige Mädchen hatten sich dazu gestellt, der restliche weibliche Anteil stand in kleinen Grüppchen zusammen. „Akane, erzähl schon, wieso seid ihr heute so pünktlich da gewesen?“ „Irgendwas muss vorgefallen sein“, bohrten die Mädchen nach. „Kasumi hat mich früher geweckt. Zudem haben wir noch einen Gast bei uns und die morgendliche Streiterei zwischen Ranma und seinem Vater ist auch ausgefallen.“ Akane drehte sich zu der Horde um Ranmas und Hitomis Plätze und erblickte ihn kurz. An diesem Morgen war einiges anders gewesen. Auch die Freundinnen der Blauhaarigen betrachteten die Gruppe skeptisch. „Hoffentlich legt sich das wieder“, verkündete eine, während die anderen Mädchen ihr zustimmten. Akane setzte sich nach der Pause wieder auf ihren Platz und hing ihren Gedanken nach. Erst wollte Ranma nicht mit ihr verlobt sein, dann wollte er sie küssen, nur um ihr danach zu sagen, dass es ihm egal war was sie tat. Sie verstand ihn nicht. Ob er wirklich ihre nicht vorhandenen Hausfrauenqualitäten bemängelte? Würde er sich anders verhalten, wenn sie so gut kochen könnte wie Kasumi? Oder hatte sowieso alles keinen Sinn? Nur verstand sie dann nicht, warum er sich mit ihr quälte. Er könnte doch seinem Vater sagen, dass er in dieser Verlobung keine Zukunft sieht. Ein Vater würde doch nicht seinen Sohn in ein Unglück stürzen. Nein, dieser fand bestimmt genügend andere Verlobte für seinen Sohn. Akane blickte unentschlossen zu dem leeren Fensterplatz. Sie beschloss Ukyo zu besuchen und ihr die Hausaufgaben vorbei zu bringen. Somit hatte sie einen Vorwand zu ihr zu gehen und vielleicht würde sie dann auch noch den Mut aufbringen und Ukyo bitten, ihr das Kochen beizubringen. Nach einem langen Schultag packte Akane ihre Tasche und verließ die Schule. Alle waren schon weg und nicht mal Ranma hatte auf sie gewartet. Traurig trat sie aus dem Schulhaus heraus und lief allein über den großen Schulhof. Sie wusste einfach nicht mehr weiter. Wenn er sie so sehr hasste, warum löste er die Verlobung nicht einfach. Es war doch nichts dabei. Zumindest wäre das Ende bedeutend besser, als sich vorzustellen, ein Leben lang mit ihm verheiratet zu sein, ohne das er wenigstens freundschaftliche Gefühle für sie hegte. Sie trat durch das Schultor und ging in die entgegengesetzte Richtung, als normalerweise ihr Heimweg war. In Gedankenversunken schlug sie den Weg zu ihrer Klassenkameradin Ukyo ein. „Hey“, rief ihr eine sehr bekannte Stimme nach. Akane blieb stehen und drehte sich um, als sie Ranma erkannte, der auf sie zu lief. „Wo gehst du denn hin? Um nach Hause zu kommen müssen wir da lang“, erklärte er ihr und deutete in die andere Richtung. Die Blauhaarige folgte seinem Fingerzeig und erkannte ihre neue Mitschülerin, die sie aufmerksam beobachtete. Überrascht wandte sie sich an Ranma: „Was macht Hitomi noch hier?“ „Wir haben den gleichen Heimweg. Sie wohnt nicht weit entfernt von uns!“ Ungläubig sah sie von ihr zu ihm, ehe ihre Ungläubigkeit in Wut umschlug. Da hatte er aber schon viel über die Neue herausgefunden, wenn er sogar schon wusste, wo sie wohnt. Sie ballte ihre freie Hand zur Faust und giftete ihn an: „Dann geht doch einfach! Vorhin hast du ja auch nicht gewartet!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging weiter. Ranma warf einen unschlüssigen Blick zu Hitomi, ehe er Akane wenige Schritte später den Weg versperrte. „Wo willst du denn hin?“ „Das kann dir doch egal sein“, wich sie aus. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sobald sie es nämlich tat, würde ihr ganzer Körper wieder verrückt spielen. Das sollte nie wieder passieren. Ranmas Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er wusste, dass es keinen Sinn machte jetzt noch weiter nachzufragen. Sie war im Moment zu stur und gegen diesen Dickkopf kam er nicht an. Bevor er allerdings den Weg freigab, konnte er sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen: „Soll ich dir Ryoga schicken?“ War das Eifersucht? Hatte sich das nicht eindeutig nach Eifersucht angehört? Akane blickte auf und sah ihm direkt in die blauen Augen. Allerdings hatten sie sich etwas verdunkelt. Sie sollte das mit Ryoga klar stellen, aber andererseits, wenn er denn eifersüchtig war, bedeutete es nicht, dass er sie auch mochte? Bevor sie sich etwas einreden konnte, schüttelte die Blauhaarige ihren Kopf. „Ryoga ist nur ein Freund“, sagte sie leise. Schon schob sie sich an seinem Körper vorbei und ging ihren Weg. Lange sah Ranma ihr nach, versuchte ihre Worte und ihr Verhalten zu deuten. Sollte er ihr hinterher gehen? Ehe er aber seine Gedanken umsetzen konnte, stand Hitomi neben ihn und sah ihn fragend an. „Können wir dann gehen?“ Stimmt, sie hatte er in der Zwischenzeit fast vergessen. Lächelnd nickte er ihr zu und gemeinsam traten sie den Heimweg an. Hitomi suchte Ranmas Augen: „Du und Akane, seid ihr Nachbarn?“ Der Junge blickte seine neue Schulkameradin an und lächelte. Egal, wie er ihr es erklärte, es ergab für Außenstehende keinen Sinn. „Na ja, nicht so direkt“, versuchte er die richtigen Worte zu finden. Aber letzten Endes entschied er sich Hitomi die Sachlage klar und direkt zu erklären. „Akane ist meine Verlobte!“ Die Rosahaarige schaute ihn entsetzt an. Sie glaubte ihm nicht so recht. So wie das Mädchen zuvor mit Ranma umgegangen war, konnte sie diese Aussage einfach nicht glauben. „Echt?!“ Der dunkelhaarige Junge verschränkte seine Arme hinter seinem Hinterkopf und starrte in den noch blauen Himmel. „Unsere Väter haben die Verlobung angeleiert. Wir sollen später die Kampfschule gemeinsam übernehmen.“ Schweigend gingen sie nebeneinander her. Hitomi musterte ihn von der Seite. Zögernd hielt sie sich noch zurück. Der Junge bemerkte, dass sie etwas sagen wollte, nur nicht so recht wusste, ob sie das überhaupt fragen durfte. „Frag nur“, ermutigte er sie und blickte sie erwartungsvoll an. Hitomi war sich nicht sicher, ob ihre Frage nicht zu weit in sein Privatleben einschnitt, dennoch tat sie es: „Liebst du sie überhaupt?“ Ranma erschrak, löste seine Arme von seinem Hinterkopf und versteckte dafür jetzt seine Hände in den Hosentaschen. Das war eine gute Frage… Er wollte sie küssen und ihr Verhalten gegenüber Ryoga gefiel ihm auch nicht sonderlich. Eigentlich mochte er es generell nicht, wenn sich andere Jungs an seinen Trampel schmissen… Und doch verteidigte sie alles und jeden. Selbst für Ryoga stand sie ein. Obwohl er ihr eine große Tatsache, nämlich dass er P-Chan war, lange Zeit verschwiegen hatte. Die Röte stieg auf seine Wangen, während er wütend seine Augen zu dünnen Schlitzen kniff. „Sie ist ein gewalttätiges, aufbrausendes und stures Mädchen. Sie provoziert mich am laufenden Band und ist wütend, wenn ich mich wehre. Sie ist ein Machoweib, ein Trampel…“, Ranma gingen die Schimpfwörter aus. Nein, lieben tat er Akane nicht. Mit noch größeren Augen lauschte sie dieser Aussage. „Warum löst ihr die Verlobung dann nicht?“ Ein irritierter Blick folgte, als sie sich schon selbst die Antwort gab. „Natürlich, eure Väter…“, lächelte sie und wandte ihren Blick wieder zum Boden. Sie traten auf eine Kreuzung zu und Hitomi strahlte ihn an. „Dann treffen wir uns morgen früh wieder hier?“ Ranma betrachtete das strahlende Gesicht und nickte ihr zu. „Ja, bis morgen.“ Mit einem Winken verabschiedeten sich die beiden voneinander und Ranma ging weiter. Insgeheim fragte er sich, was Akane wohl vorhatte. Akane war am Okonomiyaki-Restaurant angekommen und stand unschlüssig vor der Tür. Sie atmete tief durch und trat in das Geschäft ein. Der Laden war gut gefüllt und eine Kellnerin servierte das beste Okonomiyaki von ganz Japan. Als Akane das Restaurant betrat, wurde sie freundlich begrüßt. Die Kellnerin lieferte die Bestellungen ab und trat auf den neuen Gast zu. „Hallo, wie viele Personen?“ Ihre blond gefärbten Haare rahmte das schmale Gesicht ein. Die braunen Augen sahen direkt in Akanes, während die Blauhaarige etwas verwirrt ihren Kopf schüttelte. „Nein, ich möchte nichts essen. Ich wollte zu Ukyo!“ Skeptisch musterte die Kellnerin ihren Gast, ehe sie aber mit ihrem Finger in eine Richtung deutete. Das Mädchen ging mit ihrer Chefin auf die gleiche Schule. Zudem kam ihr das Mädchen sehr bekannt vor. Wenn sie sich nicht täuschte, war dieses Mädchen hier schon ein paar Mal in Begleitung eines Jungen essen. „Ukyo ist in der Küche. Geh einfach durch.“ Akane verbeugte sich und schlug die angezeigte Richtung ein. Sie klopfte an der Schwingtür an, ehe sie einen Blick in den Raum dahinter riskierte. Die schöne, braunhaarige Restaurantchefin stand hinter einem großen Ofen und bereitete das Essen zu. Die Küche war groß und sämtliche Geräte waren angeschaltet. Akanes Klassenkameradin sprang hektisch zwischen den Kochtöpfen und dem Ofen hin und her. „Ukyo“, versuchte Akane die Aufmerksamkeit der Köchin zu gewinnen. Die fertigen Okonomiyaki verteilte Ukyo auf weiße Teller und garnierte sie schön. Schon schlug sie auf eine kleine Klingel an der Durchreiche zur Theke und die Kellnerin eilte heran. „Yuri, die Bestellungen für Tisch 2, 3, 9, 14 und 15 sind fertig“, teilte ihr Ukyo mit und stellte die Teller der Reihe nach auf die Durchreiche. Die Angestellte lud sich soviel es ging auf und verschwand wieder um das Essen zu servieren. Akane räusperte sich, da Ukyo nicht auf sie reagierte. Endlich bekam das blauhaarige Mädchen die gewünschte Aufmerksamkeit. Ukyo drehte sich dem Eindringling zu und stutzte. „Akane?“ Kurz verharrte sie überrascht, ehe ihre Augen zu glänzen begannen und sie schon zu ihrer Klassenkameradin rannte. Wenn Akane hier war, konnte Ranma nicht weit sein. Sie sprang an der Kurzhaarigen vorbei und riss die Küchentür auf. Mit einem Satz war sie im Laden und rief glücklich: „Ran-Schatz!“ Aber der angesprochene Junge reagierte nicht und war auch nicht im Restaurant auffindbar. Dafür drehten sich alle Gäste irritiert zur Hausherrin. Nach wenigen Sekunden lief sie rot vor Zorn an und stapfte wütend in die Küche zurück. Schnell hatte sie die verwirrte Akane am Kragen gepackt. Noch schneller drehte sie sich mit ihr und drückte sie wieder rückwärts zur Tür raus. „Tut mir leid, ich hab leider keine Zeit für dich!“ Schon standen beide Mädchen im Gastraum. Akane war erst zu verwirrt, doch dann kroch auch in ihr die Wut hoch. „Ich hab dir die Hausaufgaben mitgebracht und ich wollte sehen, wie es dir geht, weil du die letzten Tage nicht in der Schule gewesen bist!“ Sie ballte ihre freie Hand zur Faust. „Aber gut, wenn du nicht willst“, bemerkte sie schnippisch und drehte sich auf dem Absatz um. Kaum war sie einen Schritt gegangen, spürte sie einen Ruck im Arm und fand sich keine Sekunde später wieder in der Küche. Ukyo stand ihr gegenüber, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Akane argwöhnisch. Die Kurzhaarige fühlte sich sichtlich unwohl unter diesem Blick, blieb aber stolz wie eh und je. „Du machst dir Sorgen um mich? Oder hat Ran-Schatz dich gebeten vorbei zu sehen?“, fragte die Braunhaarige fordernd. Wütend schnaubte Akane. „Nein, Ranma hat mich nicht geschickt! Es war allein meine Idee. Ich hab die Hausaufgaben von den Lehrern geholt und wollte sie dir bringen.“ Plötzlich stutzte sie: „Ich dachte… du… bist krank!“ Aber Ukyo stand ihr quietschfidel gegenüber. Überrascht, dass ihre Konkurrentin allein gekommen war, wertete sie die Aussage. Und es versetzte ihr einen Stich, dass Ranma nicht dabei war, scheinbar nicht mal Interesse zeigte, warum Ukyo nicht in die Schule kam. Etwas traurig erzählte die Braunhaarige: „Mein Koch ist krank. Ich muss hier bleiben, denn den Laden vorübergehend zuschließen kann ich mir nicht leisten! Ich lebe von den Einnahmen.“ „Kann ich dir vielleicht helfen?“, bot Akane an. Sie blickte kurz zur Tür. „Brauchst du noch jemanden der deine Gäste bedient?“ Mit großen Augen starrte Ukyo ihre Klassenkameradin an. Konnte es sein, dass sie Akane die ganze Zeit über falsch eingeschätzt hatte? Sie sah eigentlich immer nur Ranmas Verlobte in ihr, die ihn einfach nicht aufgeben wollte. Dadurch war wohl ein komplett falsches Bild entstanden. „Ich bräuchte eher Hilfe in der Küche“, erklärte Ukyo und blickte sich um. Erschrocken ließ Akane ihre Schultasche fallen und hob ihre Hände. Sie konnte ihrer Familie ihre Kochkünste antun, aber der ganzen Stadt? Nein, diese Verantwortung wollte sie nicht auf sich nehmen. „Hör zu, Ukyo! Ich bin eine miserable Köchin. Ich schaffe nicht mal die einfachsten Gerichte zu kochen.“ Schweigen. Ukyo verstummte, betrachtete Akane und ging an ihr vorbei. Sie trat wieder in den Gastraum und informierte sich bei ihren Gästen, ob das Essen geschmeckt hatte. Schon wechselte sie mit ihrer Kellnerin, Yuri, ein paar Worte und verschwand wieder in die Küche. Sie schnappte sich eine weiße Schürze und warf sie Akane zu. „Hier! Ich bring dir alles bei! Die Tasche kannst du dort hinten ablegen.“ Überrascht fing die Blauhaarige die Schürze auf und folgte den vielen Anweisungen. „Eine Bedingung hab ich. Wir machen das ganze solange bis mein Koch wieder hier ist und dafür bringst du mir deine Notizen aus der Schule mit. Und zum Dank darf ich dann auch noch mit Ran-Schatz ausgehen“, endete Ukyo grinsend. Akane zuckte ihre Schultern, band sich die Schürze um und nickte zustimmend. „Von mir aus“, gab sie zurück. Sie war viel zu dankbar über Ukyos Hilfe. „Dann ist es abgemacht“, klatschte die Braunhaarige aufgeregt in die Hände und zog Akane mit sich. Sie erklärte die Küche und die vielen verschiedenen Zutaten. Die Schulkameradin durfte alles probieren, um die Unterschiede kennen zu lernen. „Bevor du eine falsche Zutat erwischst, schmeck sie ab, dann kannst du einigen Schäden vorbeugen!“ Akane lauschte aufmerksam, sog jede noch so kleine Information, wie ein Schwamm auf. Sie freute sich über das Vertrauen, das Ukyo in sie hatte und sie wollte ihrer Lehrmeisterin unter keinen Umständen schaden. Nach einer ganzen Weile durfte Akane sich an ihr erstes Okonomiyaki heranwagen. Für die restlichen Gäste kochte Ukyo weiter, während Akane für sich und ihre Lehrerin eins zubereitete. Nach dem gemeinsamen Abendessen, das ohne Akane und Ryoga stattfand, ging Ranma noch ins Dojo trainieren. Wo steckte sie bloß? Nicht das es ihn interessieren würde, aber so langsam machte er sich Sorgen um seine Verlobte. Es war sonst auch nicht ihre Art einfach so wegzubleiben, ohne sich abzumelden. Ryoga war auch nicht zum Essen erschienen. Ob sie mit ihm zusammen war? Ranma riss seine Augen auf. Nein, das konnte nicht sein! Seine Gedanken spielten ihm einen Streich. Obwohl es war auffällig, dass beide fehlten. Er zerschlug einen Steinplattenstapel. Ob sie sich heimlich trafen? Eigentlich traute er es Akane nicht zu, dennoch konnte sie im Grunde tun was sie wollte. Immerhin wollten Soun und Genma die Hochzeit. Er und Akane waren von Anfang dagegen gewesen. Er stellte sich in die Mitte der Halle und begann mit seinem Training. Er boxte und schnitt die Luft. Ehe er sich einer Kombination widmete und seine Beinarbeit mittrainierte. Akane und Ryoga… Er schlug immer schneller. Ein Bild von den beiden erschien in seinem Kopf. Sie lagen sich in den Armen und küssten sich. Noch schneller. Ranma setzte all seine Kraft in sein Training und verausgabte sich komplett. Schwer atmend ließ er sich auf dem Boden nieder und legte sich hin. Mit leeren Augen starrte er die Decke an. Eigentlich konnte es ihm egal sein, was Akane trieb. Nur warum störte ihn das so? Liebte er sie etwa doch? Mit einem Satz richtete er sich auf und schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich liebe sie nicht!“, redete er sich ein, räumte noch ein wenig auf und verließ den Dojo. Im Moment verspürte er das Verlangen nach einer heißen Dusche. Gesagt, getan! Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt, trat er eine viertel Stunde später wie aus dem Bad heraus. Sein Blick fiel auf Akanes Zimmertür. Er verspürte den Drang mit ihr zu reden. Ehe er groß über sein Handeln nachdachte, strebte er ihr Zimmer an und trat ohne zu klopfen hinein. „Akane?“ Er knipste das Licht an. Doch das Zimmer war verlassen. Das Bett war unbenutzt. Mit großen Augen und einem flauen Gefühl im Magen betrachtete er ihr Zimmer. Doch schon entschied er sich für den Rückzug. Angespannt betrat er sein Zimmer, das er sich seit letzter Nacht nicht nur mit seinem Vater teilte, sondern auch noch mit Ryoga. Wenn sein Kontrahent auch nicht hier war, würden sich Ranmas Vermutungen bewahrheiten. Mit klopfendem Herzen betrat er das Zimmer. Der Lichtpegel erhellte den ersten Futon im Zimmer und es war unbenutzt. Der Junge starrte auf das gemachte Bett. Also doch, schoss es ihm durch den Kopf. Eine große Leere breitete sich plötzlich in seinem Körper aus. Wie in Trance betrat er das Zimmer, schloss die Türe und kroch ins Bett. Lange lag er in dieser Nacht wach bis ihm doch die Augen vor Müdigkeit zu fielen. Akane kam vollkommen erledigt und müde nach Hause. Es war bereits nach Mitternacht. So schleppte sie sich ins Badezimmer und verschwand anschließend schnell im Bett. Sofort schlief sie ein und träumte von Ranmas Gesichtsausdruck, wenn sie ihm ein selbst gemachtes Okonomiyaki servierte. Viel zu früh klingelte der Wecker. Akane schaltete ihn aus und drehte sich nochmals um. Aber schon stand Nabiki in der Türe und kurze Zeit später riss sie Akane die Decke weg. „Guten Morgen, Schlafmütze! Wer die Nacht über feiern kann, muss morgens auch aufstehen können!“ Sie setzte sich auf die Bettkante und beobachtete ihre Schwester, die sich weigerte aufzustehen. „Ich würde ja zu gern wissen, wo du gestern gesteckt hast.“ „Nirgends“, grummelte Akane und hoffte, dass Nabiki bald wieder abziehen würde. „Nun gut, ich sage es nur ungern, aber wie viel willst?“ Langsam zwang die Blauhaarige sich die Augen zu öffnen. „Wie bitte?“ „Wie viel Yen soll ich dir zahlen, damit du mir erzählst, wo du gewesen bist?“, wiederholte Nabiki. Im Kopf rechnete sie schon wieder, wie viel Yen die Geschichte dann wert sein müsste. „Gar nichts! Ich sag es dir nicht“, brummte Akane und richtete sich langsam auf. Sie blickte zur Uhr, hievte ihre Beine aus dem Bett und verschwand ins Badezimmer. Ihre ältere Schwester ließ sie einfach stehen. Eine erfrischende Dusche tat gut. Jetzt konnte die Blauhaarige gleich wieder denken und fühlte sich wach. Schon zog sie sich ihre Schuluniform an und ging ins Wohn- und Esszimmer. Ihr Vater fiel ihr gleich um den Hals und weinte bitterlich. „Du lebst!“, rief er erleichtert aus. „Es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Ich war bei einer Freundin“, erklärte sie schuldbewusst. Soun Tendo setzte sich zu seinem Freund, dem Pandabären, der in seiner verfluchten Gestalt am Tisch saß. Eigentlich sollte Akane nichts mehr überraschen. Sicherlich gab es gestern zwischen Ranma und seinem Vater wieder Streit. Warum sonst sollte Herr Saotome als Pandabär herumlaufen? Sie setzte sich an den Tisch. Schon kam Kasumi aus der Küche. Sie balancierte eine große Platte an Grünfutter für Herrn Saotome und verschwand wieder um das Frühstück zu holen. Erst als alles stand, entdeckte sie ihre jüngste Schwester. „Akane? Wo bist du gestern gewesen? Ranma hat dich gestern überall gesucht!“ Wirklich? Mit großen Augen schaute sie ihre Schwester an. Warum schlug ihr Herz schon wieder ein paar Takte schneller? Sie musste sich ablenken. „Es tut mir leid, Kasumi! Ich war bei einer Freundin und hab völlig die Zeit übersehen“, entschuldigte sich das Mädchen mit dem Kurzhaarschnitt. Überrascht musterte die hübsche Braunhaarige ihre Schwester. „Du bist nicht mit Ryoga unterwegs gewesen?“ Nun lag es an Akane überrascht zu schauen. „Nein, warum? Ist er schon wieder abgereist?“ „Seine Sachen sind noch hier“, verkündete Soun Tendo. „Er kommt schon wieder“, fügte er hinzu. Der Panda hob sein altbekanntes Schild hoch: [Das glaub ich auch!] Nabiki stürmte die Treppe hinab, dicht gefolgt von einem noch sehr müde aussehenden Ranma. „Da sind wir“, verkündete die mittlere Tendo fröhlich, während sich der Junge gähnend neben Akane auf seinem Sitzkissen niederließ. Er nahm Akanes Erscheinung durchaus wahr, hielt es aber nicht für nötig sich mit ihr zu unterhalten. In der letzten Nacht beschloss er für sich, das Thema Akane ruhen zu lassen. Sie hatte sich also für Ryoga entschieden. Nun gut, da würde er ihr nicht im Weg stehen. Akane errötete leicht auf der Nase. Er hatte sich wirklich Sorgen um sie gemacht? Allein dieser Gedanke ließ ihr Herz höher schlagen. Auch sie aß schweigend. Überrascht, dass der morgendliche Lärm ausblieb, starrte der Rest der Familie auf die beiden Jüngsten. Eigentlich wollte der schwarzhaarige Junge sich mal morgens so richtig Zeit lassen, doch dann fiel ihm ein, dass er Hitomi treffen wollte. Sie hatten am Vorabend ausgemacht, dass sie gemeinsam zur Schule gingen. Aus diesem Grund beeilte er sich mit dem Essen. Kaum war er fertig, schnappte er sich seine Schultasche und verabschiedete sich. Er verließ das Haus noch vor Nabiki. Der Rest der Familie erstarrte zur Salzsäule. Keiner konnte es so recht glauben. Akane wurde erst sauer, ehe sie traurig weiter aß. Was hatte er nur? Wieso wartete er nicht mehr auf sie? Unschlüssig beobachteten Kasumi und Nabiki ihre Schwester, während Soun und Genma sich verwirrt anblickten. Gemeinsam brachen die Schwestern von zu Hause auf und gingen gemütlich zur Schule. Akane versank in Gedanken. Nabiki, die neben ihrer Schwester lief, wusste, dass sie von ihr auch keine Antworten auf die vielen Fragen erhielt. So musste sie sich gedulden, bis sie Ranma erwischte. Kapitel 3: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Überrascht verfolgten alle Schüler, die sich auf dem Schulhof trafen, die Tendo-Schwestern. Nach einigem Gemurmel, kursierten bereits die wildesten Gerüchte über Akane Tendo und Ranma Saotome. Bevor Nabiki und Akane das Schulhaus betraten, verkündete die Jüngere: „Heute komm ich spät nach Hause. Ich helfe einer Freundin bei den Hausaufgaben.“ Nach einem Blick zu ihrer verwirrten Schwester, ging Akane ins Schulhaus und zu ihrem Klassenzimmer. Nabiki stand perplex an Ort und Stelle, als auch schon Tatewaki Kuno, ihr Klassenkamerad, neben ihr stand. „Nabiki Tendo, sag mir, haben sich meine geliebte Akane und Ranma Saotome endlich getrennt?“ Mit ihren braunen Augen musterte sie ihren Kollegen aufmerksam, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Für hundert Yen verrate ich es dir!“ Schon hielt sie ihm die offene Handfläche hin und wartete auf das Geld. Und sie würde es bekommen, weil er einfach zu neugierig war, was ihre Schwester betraf. Schon fühlte sie die Scheine. Sie zählte nach, ehe sie sie in ihre Tasche steckte und ihn zu sich zog. Leise erzählte sie ihm: „Akane kam gestern sehr spät nach Hause und heute morgen haben die beiden kein Wort miteinander geredet! Mehr weiß ich auch noch nicht, aber ich werde es herausfinden.“ „Kein Wort reden?“, wiederholte der Oberschüler perplex. Seine Augen begannen zu strahlen, als er sich in Gedanken ausmalte, wie Akane auf ihn zu gerannt kam und er sie fest in seine Arme schloss. Danach würde er gegen Ranma kämpfen und ihn besiegen! Ja, Ranma würde den Boden küssen und Tatewaki Kuno wäre der beste Kämpfer an der Furinkan-Oberschule. Nabiki bemerkte, dass der größere Braunhaarige in Träumereien schwelgte. Somit verabschiedete sie sich vorerst mit den Worten: „Danke für das Geschäft!“ Akane betrat das Klassenzimmer. Sofort wurde sie von ihren Freundinnen beschlagnahmt. Immer wieder huschten deren Blicke zu Ranma, der an diesem Morgen sehr früh mit Hitomi, statt mit seiner Verlobten die Klasse betrat. Die fünf Mädchen standen um Akane herum und fragten sie aus. Aber der Blauhaarigen war nicht nach Reden zu mute. Sie löste sich von ihren Freundinnen und trat auf ihren Platz zu. Sie hob ihren Kopf und bemerkte, dass Ranma auf seinem Stuhl saß, während Hitomi an seinem Tisch lehnte. Beide schienen sehr vertieft in ein Gespräch zu sein. Hatte er heute Morgen nicht auf sie gewartet, weil er mit Hitomi allein sein wollte? Ein unsagbarer Schmerz durchfuhr sie, während sie sich langsam den beiden näherte. „Guten morgen, Akane“, begrüßte Hitomi die Blauhaarige freundlich. Ein kurzer Gruß folgte zurück und schon saß Akane auf ihrem Platz und kramte in ihrer Tasche. Ranma sah sie kurz an, ehe er seinen Blick von ihr löste und sich wieder voll und ganz Hitomi widmete. Die restlichen Klassenkameraden verfolgten gespannt das Szenario zwischen dem vermeintlichen Traumpärchen. Schon begannen einige zu flüstern und stellten die wildesten Thesen auf. Als der Lehrer kam, setzte sich jeder sofort auf seinen Platz. Gedankenverloren starrte Akane in ihr Buch. Sie versuchte sich wirklich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber sie schaffte es nicht. Wieso redete Ranma kein Wort mehr mit ihr? Was hatte sie ihm denn getan? Zum Glück fiel dem Lehrer ihre geistige Abwesenheit nicht auf. Und so kam sie ungestraft den Tag davon. Nach der Schule schloss sich Nabiki ihrem Fastschwager und seiner Begleitung an. Hitomi betrachtete die Kurzhaarige aufmerksam, ehe Ranma sie vorstellte. „Das ist Nabiki Tendo. Sie ist Akanes Schwester! Wo ist Akane überhaupt?“ Nabiki musterte aufmerksam, das Verhalten der beiden, ehe sie schnell antwortete: „Das kostet dich etwas.“ „Nabiki“, erwiderte Ranma sauer, der ihre Erpressungen satt hatte. Sie überlegte kurz und lächelte ihn plötzlich an. „Ausnahmsweise, aber nur weil du bald mein Schwager bist.“ Sie warf Hitomi einen schnellen Blick zu. Das rosahaarige Mädchen senkte traurig den Kopf und schob schmollend ihre Unterlippe vor. Nicht die geringste Regung entging dem braunhaarigen Mädchen. Ranma wartete bereits gespannt auf die Antwort, wobei er sich größtmöglichste Mühe gab, einen uninteressierten Gesichtsausdruck zu tragen. Endlich erlöste ihn Nabiki und antwortete: „Sie wollte heute mit einer Freundin Hausaufgaben machen. Sie meinte, dass es spät wird!“ Ranmas Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein Blick glitt zum Himmel. Natürlich wollte sie nur Hausaufgaben machen. Wenn das nicht nach einer Ausrede klang, um sich wieder mit Ryoga zu treffen… Plötzlich blieb er stehen. Er musste endlich herausfinden, wo sie sich herum trieb. Nach einem Blick zu den Mädels, drückte er Nabiki seinen Rucksack in die Hand und lächelte entschuldigend. „Mir ist eingefallen, dass ich etwas vergessen hab. Geht schon mal ohne mich weiter. Nabiki, würdest du meinen Rucksack mitnehmen?“ Und schon drehte sich Ranma um und rannte davon. Akane war heute wieder in dieselbe Richtung gegangen wie am Vortag. Und somit würde Ranma sie heute ausfindig machen. Zurück blieben zwei perplexe Mädchen. Nabiki ließ ihren Blick auf den Rucksack in ihrer Hand gleiten, ehe sie unschlüssig das fremde Mädchen betrachtete. „Wie heißt du eigentlich?“ „Hitomi Suzuki“, antwortete das Mädchen skeptisch. Warum ließ Ranma sie mit Akanes Schwester stehen und wohin wollte er? Nabiki betrachtete sie eine Weile grüblerisch. Dabei tippte sie sich immer wieder mit ihrem Zeigefinger gegen die Wange. „Hitomi Suzuki“, wiederholte sie gedankenverloren, bis sie auf die Lösung kam. „Daher kommt mir dein Gesicht so bekannt vor. Du bist die japanische Jugendmeisterin in Kampfkunst!“ Das Mädchen mit den rosa Haaren nickte und gemeinsam gingen sie weiter. „Weißt du, meinem Vater gehört eine Kampfschule. Die Alles-ist-möglich – Kampfschule für Schlägereien aller Art. Kennst du sie?“ Hitomi nickte leicht. Ranma hatte ihr bereits viel von dieser Kampfschule erzählt. Nabiki setzte noch eins drauf: „Und wenn Ranma meine Schwester heiratet, dann werden die beiden sie leiten!“ Fröhlich grinsend ging die Braunhaarige neben der Fremden her. Heimlich beobachtete sie das Mädchen wieder. Deren Blick verdunkelte sich mit einem Mal. Stumm ging Hitomi neben Nabiki her und versuchte die gesagten Worte zu werten. Endlich kamen sie an der Kreuzung an, wo sich ihre Wege trennten. „Wir sehen uns morgen“, verabschiedete sich Hitomi schnell und verschwand. Nabiki blickte ihr lange nach und beschloss Akane und Ranma zu ihrem Glück zu zwingen. Langsam ging auch sie nach Hause. Akane stand in der Küche des Okonomiyaki-Restaurant und kochte die erste Bestellung allein. Ukyo arbeitete sie gut ein und fand schnell heraus, dass die Blauhaarige einfach nur noch unsicher war. Somit sprach sie ihr gut zu. Natürlich half sie Akane und hatte ein Auge darauf, aber sie war sich sicher, dass das kurzhaarige Mädchen mit jedem Tag besser wurde. Plötzlich schob sich die Küchentür auf und Yuri trat ein. „Ukyo, da draußen steht ein Junge, halb verhungert und ohne Geld. Er sagte, dass er auf der Suche nach einer Freundin sei und sich komplett verlaufen hätte. Er hätte lange nichts mehr gegessen.“ Akane und Ukyo sahen sich überrascht an. Schließlich nickte die Restaurantchefin zu und gab noch Anweisungen: „Lass das Okonomiyaki nicht verbrennen. Ich bin gleich wieder hier.“ Akane nickte und blieb allein in der Küche zurück. Ukyo trat gemeinsam mit der Blondine in den Gastraum und erblickte sofort ein bekanntes Gesicht. „Ryoga! Hab ich es mir doch gedacht!“ Sie führte ihn an einen Tisch am Fenster und setzte sich hinzu. „Woher wusstest du, dass ich es bin“, fragte der geschwächte Junge ärgerlich zurück. Ukyo begann zu lachen und erklärte ihm freundlich: „Es gibt nur einen Jungen, der absolut keinen Orientierungssinn hat. Halb verhungert und ohne Geld… Wer sollte denn das schon sein?“ Sie winkte ihrer Kellnerin zu und lächelte. „Er ist ein Freund von mir. Bring ihm, was auch immer er möchte!“ Ryoga bestellte sofort eine ganze Flasche Wasser. Als die blonde Bedienung verschwand, starrte Ukyo ihn fragend an. „Wen suchst du überhaupt?“ Eine leichte Röte zierte seine Wangen. „Ich hab Akane gesucht. Ich wollte sie gestern von der Schule abholen und hab mich total verlaufen.“ „Ach so? Akane ist hier“, antwortete Ukyo und stand auf. „Sie ist in der Küche und bereitet gerade Okonomiyaki zu. Ich werde ihr sagen, dass sie es dir bringen soll. Dann kannst du dich mit ihr ungestört unterhalten“, zwinkerte sie dem Jungen zu und verschwand wieder in der Küche. Ranma betrat das ‚Cat-Cafe’ von der Amazone Cologne. Die alte Dame war bestimmt an die dreihundert Jahre alt und ihm war nur allzu bewusst, was ihn erwartete. Allerdings tat er es um Akane zu finden. Und nur so konnte er herausfinden, ob sie überhaupt hier war. Die Glocke läutete, einige Kunden blickten zur Tür. Der große Junge trat ein und wurde sofort von Mousse begrüßt. „Ranma, was führt dich hier her?“ Der junge Mann mit dem Schulterlangen Haar und Brille jobbte im Cafe. Ranma fand ihn recht nett. „Hallo, Mousse, ich bin auf der Suche nach Akane. Hast du sie geseh…“, weiter kam der Schwarzhaarige nicht mit seiner Frage, denn ein lilahaariges, zierliches Mädchen rief seinen Namen durch den Laden und hing wenige Sekunden später um Ranmas Hals und versuchte ihm einen Kuss aufzudrücken. „Airen! Shampoo dich vermissen!“, erzählte sie ihm verliebt. „Wo du so lange gesteckt?“ „Shampoo… ich… du erdrückst mich“, versuchte Ranma sich zu lösen. Mousse beobachtete die beiden sehr eifersüchtig und verschränkte seine Arme vor der Brust. Bissig erwiderte er: „Akane ist nicht hier! Such sie woanders!“ Überrascht hielt das Mädchen der Amazonen inne und fixierte ihn zornig. „Du suchen Akane?“ Ranma löste sich schnell von ihr und nickte: „Ja, ich suche Akane. Habt ihr sie gesehen?“ „Nein“, widersprach Mousse rasch, während Shampoo ihre kleinen Hände zu Fäusten ballte. „Du nicht gekommen um Shampoo zu sehen?“ Ihre Stimme klang wütend. Ranma hob entschuldigend die Hände. „Ein andermal, Shampoo“, erklärte er schnell und verschwand aus dem Laden. Wütend sah ihm die lilahaarige Amazone nach, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. „Ich beseitigen Akane, dann Ranma mich heiraten“, murmelte sie vor sich hin. Leider stand Mousse sehr nah und vernahm ihre Worte. Eifersüchtig ballte auch der, um zwei Köpfe größere, Junge seine Hände. Ranma, das nächste mal bist du dran, schwor er sich. Ukyo half Akane die Okonomiyaki auf die Teller zu verteilen und richtete sie auf die Theke. Einen Teller aber drückte sie Akane selbst in die Hand. Es war ihr selbst zubereiteter Okonomiyaki. „Draußen sitzt ein Junge, der dich sehen möchte“, erzählte Ukyo geheimnisvoll. „Tisch 1, du kannst ihn nicht übersehen. Er hat dunkle Haare und sieht recht gut aus!“ Akane schlug das Herz mit einem Mal bis zum Hals. Ranma? Konnte sie Ranma meinen? Ihre Hände wurden ganz feucht. Skeptisch blickte sie zu Ukyo. Aber ihre Klassenkameradin sah in ihr doch immer eine Konkurrenz, warum sollte die Braunhaarige sie und Ranma zusammen bringen? Mit einem Seufzer betrachtete sie die Schwingtür. Wenn sie nicht hinausging, würde sie es auch nicht erfahren. Sie sammelte all ihren Mut und trat entschlossen in den Gastraum. Am Fenster saß ein dunkelhaariger Junge, aber es war nicht Ranma. „Ryoga“, stieß sie aus und eilte zu dem Jungen. „Wo bist du gewesen?“ Endlich war sie da. Seine Akane. Sie setzte sich ihm gegenüber und reichte ihm einen Teller Okonomiyaki. „Hier ist etwas zu Essen“, lächelte sie und musterte Ryoga. Er sah geschwächt aus, übermüdet und recht schmutzig. Sie fragte sich, wo er nur gesteckt hatte. „Ich wollte dich gestern Nachmittag von der Schule abholen, Akane. Dabei hab ich mich verlaufen“, gestand er leise. In Windeseile hatte er das Okonomiyaki verschlungen. Ranma rannte an den Geschäften und Restaurants vorbei, bis er auf der gegenüberliegenden Straßenseite Ukyos Okonomiyaki-Restaurant sah. Er entschloss sich bei ihr nach Akane zu suchen, als er die Blauhaarige auch schon an einem der Fenstertische sitzen sah. Ihr gegenüber saß, wie nicht anders zu erwarten, Ryoga. Ukyo trat aus der Küche heraus und servierte ihm noch eins, auch Akane erhielt einen Teller. Überrascht blickte die Blauhaarige auf, doch die Braunhaarige zwinkerte ihr zu. Schon verschwand sie wieder in der Küche. Akane tadelte ihn liebevoll, dabei musste sie aber lächeln: „Es ist doch immer das gleiche mit dir!“ Sie wollte nun endlich Ryoga die Wahrheit sagen. „Weißt du, ich hab mich früher immer gewundert, wenn P-Chan verschwunden war.“ Ryoga wollte gerade das nächste Okonomiyaki runter schlingen, als er aber inne hielt. Eine zarte Röte legte sich auf seine Wangen. „Ich wusste nicht, dass du P-Chan bist. Obwohl es mir hätte auffallen müssen“, lächelte sie verlegen. „Es tut mir leid, Ryoga. Für alles was du mit mir hast durchmachen müssen.“ Sie blickte auf und sah ihm direkt in seine braunen Augen. Er legte das Besteck zur Seite und fasste vorsichtig über den Tisch nach ihrer Wange. Sanft strich er ihr mit dem Daumen darüber. „Mir tut es leid, Akane. Ich hätte es dir früher sagen müssen!“ Akane starrte ihn an und errötete. Dem Dunkelhaarigen entging nichts. Selbst der Rotschimmer auf Akanes Wangen nahm er wahr. Ranma ballte seine Hände zu Fäusten und brodelte vor Eifersucht. Am liebsten wäre er sofort zu ihr gestürmt, hätte sie von diesem Schwein getrennt und Ryoga vermöbelt. Als er sein Vorhaben umsetzen wollte, spürte er plötzlich jemanden an seinem Arm hängen. „Armer Airen!“, vernahm er eine allzu bekannte Stimme. „Akane so gemein seien!“ „Shampoo?“ Er blickte direkt auf den lilafarbenen Haarschopf hinab. „Bist du mir etwa gefolgt?!“ Doch das lilahaarige Mädchen ignorierte ihn. „Akane sich mit Ryoga treffen, während Airen Akane suchen! Das nicht fair“, erklärte sie ihm traurig. Obwohl sie sich innerlich freute. Endlich war Akane keine Konkurrenz mehr und Ranma gehörte ihr ganz allein. Total perplex über Shampoos Erscheinen, merkte er nicht, wie in diesem Moment Akane ihren Kopf zum Fenster drehte und ihn erfasste. Akane riss ihre Augen auf. Doch schon ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Dieser elendige Casanova. Jetzt war also wieder Shampoo an der Reihe. Es machte ihm wohl Spaß mit den Mädchenherzen zu spielen. Ryoga zog seine Hand zurück und verfolgte verwirrt Akanes Reaktion. Er blickte ebenfalls hinaus und entdeckte Ranma, wie er mit Shampoo von dannen zog. „Es tut mir leid“, sagte Akane ohne Ryoga einen weiteren Blick zu würdigen. Sie schob ihren Teller mit zu seinem, stand auf und verschwand in der Küche. Dort wollte sie für sich eine Ablenkung suchen um diesen Idioten endlich aus ihrem Kopf zu verbannen. Ukyo erwartete sie bereits ganz neugierig, aber aufgrund Akanes Laune, verstummte sie. Ranma wurde widerwillig von Shampoo mitgezogen. Sie brachte sein ganzes Vorhaben zum Scheitern. Er wollte mit Ryoga kämpfen und ihm zeigen, an wessen Seite Akane gehörte… Er erstarrte. Was dachte er denn da? Eigentlich sollte er doch froh sein, dieses Machoweib endlich los zu sein. Die große Leere breitete sich in ihm aus. Wieder fühlte er die Einsamkeit in sich. Es war ein erdrückendes und niederschmetterndes Gefühl. Er blieb stehen, woraufhin sich Shampoo überrascht umdrehte. Sein Gesicht blieb ihr verborgen, denn er hatte den Kopf gesenkt. Sanft löste er sich aus der Umklammerung. „Ein andermal, Shampoo“, wiederholte er sich und sprang auf den nächsten Zaun. Von dort auf das nächste Hausdach und verschwand in die Nacht. Sie sollte nicht die einzelne Träne sehen, die ihm langsam über die Wange rollte. Spät in der Nacht kamen auch Akane und Ryoga zurück. Es war wieder nach Mitternacht und ohne große Worte verschwand die Blauhaarige in ihrem Zimmer. Traurig legte sie sich ins Bett und schlief schnell ein. Ryoga verschwand ebenfalls ins Bett ohne zu merken, dass Ranma noch wach lag. Er spürte die Wut auf seine Kontrahenten, dennoch riss er sich zusammen. Ein Kampf würde nur alle wecken und er müsste dann erklären, warum sie kämpften. Er drehte sich zum Fenster und ballte die Hände. Lange sah er hinaus. Ranma konnte die Nacht überhaupt nicht schlafen und brach somit ganz früh zur Schule auf. Überrascht, dass Ranma bereits weg war, verließen auch Nabiki und Akane das Haus früher, als sonst. An einer Kreuzung trafen die Mädchen Hitomi, die sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. „Hallo“, begrüßte sie die Tendo-Schwestern fröhlich bis sie bemerkte, dass Ranma nicht bei ihnen war. „Wo ist denn Ranma?“ „Das wissen wir auch nicht“, antwortete Akane und ging weiter. Sie war verwirrt und sehr müde. Sie verstand Ukyo, wieso sie die Schule schwänzte. Während Akane nur abends aushalf, hatte die Restaurantchefin schon seit dem Mittag soviel zu tun. Um zehn Uhr abends schloss sie den Laden und danach setzten sich die beiden Mädchen noch hin um Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Es war bereits der zweite Morgen infolge, an dem Akane alleine auf dem Schulhof erschien. Von Ranma fehlte jede Spur. Wieder wurde sie zum Blickpunkt der Schule, wieder begann das Getuschel. Immer mehr Gerüchte kursierten in der Schule. Als Akane das Klassenzimmer betrat, entdeckte sie Ranma auf seinem Platz sitzen. Gedankenverloren starrte er vor sich hin. Sie fühlte wie sich ihr Herz verkrampfte, ignorierte es aber. So war das nun mal. Sie konnten sich nicht leiden, aus diesem Grund gingen sie sich aus dem Weg. Schweigend ging sie an ihm vorbei und setzte sich. Er hatte sie sehr wohl bemerkt. Und er wollte etwas sagen. Nur was genau, wusste er noch nicht. Er wünschte sich, es wäre alles wie vor ein paar Wochen. Sie hatten sich gestritten, gegeneinander gekämpft und miteinander geredet. Was war passiert, dass sich alles plötzlich geändert hatte? Er fasste sich ein Herz, sammelte all seinen Mut und drehte sich nach links um Akane anzusehen, als aber Hitomi vor ihm stand und ihn argwöhnisch ansah. „Wo bist du gewesen?“ Sein Mut verschwand. Langsam senkte er die Augen, bevor er zögernd antwortete: „Ich konnte nicht mehr schlafen und bin deshalb schon früher los.“ Akane vernahm seine Worte. Unsicher blickte sie auf und sah erst jetzt die tiefen Augenringe, die sein blasses Gesicht zierten. Besorgt kniete sich Hitomi vor ihm nieder und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. „Ist etwas passiert?“ Diese Reaktion blieb niemandem verborgen. Akane riss entsetzt ihre Augen auf. Die inzwischen gut gefüllte Klasse stoppte alle Gespräche und starrte auf Ranma und die Neue. „Nein, alles in Ordnung“, beharrte Ranma. Keiner rührte sich, erst als der Lehrer die Klasse betrat und mit Wohlwollen die Pünktlichkeit seiner Schüler vernahm, nahmen alle Platz und konzentrierten sich auf den Unterricht. Im Laufe des Tages war das Verhalten von Hitomi, Ranma und Akane Schulgespräch Nummer eins. Jeder beobachtete die drei und sobald sich etwas tat, wurde darüber spekuliert, ob die Verlobung nun wirklich beendet war und ob die Neue die Schuld daran trug. Ranma ging wieder mit Nabiki und Hitomi nach Hause. Akane hatte sich wieder am Schultor verabschiedet, mit der Ausrede, sie wolle mit einer Freundin lernen, und brach in entgegen gesetzte Richtung auf. Inzwischen hatte Ranma ihre Lügen satt. In seinen Augen sollte sie zu ihrer Beziehung mit Ryoga stehen. Nachdem er das Tendo-Anwesen betrat, verzog er sich sofort im Dojo. Er begann zu trainieren, als kurz nach ihm die Tür aufging und ein fröhlich grinsender Ryoga hereinspazierte. „Hallo“, begrüßte er seinen alten Klassenkameraden. Ranma funkelte ihn wütend an und griff sofort an. Ryoga, total überrumpelt von diesem Angriff, spürte einen starken Tritt in seiner Magengegend und flog gegen die Wand. Der Aufprall tat weh, aber seine Wut stieg ins unermessliche. „Was soll das?!“, fauchte er und griff nun seinerseits an. „Gar nichts“, erwiderte Ranma finster drein blickend und wich Ryogas Angriffen aus. Beide Jungs waren gleich stark und sie schenkten sich nichts. „Für gar nichts ist das aber jede Menge! Gib es zu, du bist eifersüchtig auf mich“, grinste er hämisch und griff Ranma an. „Warum?“ Der Schwarzhaarige mit Zopf tat gelangweilt, auch wenn er innerlich komplett angespannt war. Ryoga grinste überheblich. Immer weiter drängte er Ranma zurück, der auswich um keinen Treffer zu kassieren. „Weil ich mit Akane aus war!“ Ranma wurde richtig wütend, sprang in die Luft und griff von oben an. Ryoga wich aus und stand leicht außer Atem seinem Nebenbuhler gegenüber. „Aber“, keuchte er. Wieder legte er ein breites Grinsen auf. „Du hattest doch sicherlich auch Spaß mit Shampoo!“ Nun war es Ranma, der erstarrte. Ryoga ergriff die Chance zum Angriff und schlug auf Ranma ein. Dieser flog auf den Boden. Langsam rappelte sich der Schwarzhaarige wieder auf und blickte den anderen Schwarzhaarigen herausfordernd an. „Woher willst du denn das wissen?“ Ryoga griff an. Er sprintete los und boxte immer wieder. „Ganz einfach. Wir haben euch gesehen. Gestern Abend vor Ukyos Restaurant.“ Ranma wich jedem Schlag geschickt aus. Dennoch hörte er überrascht Ryoga zu. „Ihr habt uns gesehen?“ Wieder ein unaufmerksamer Moment und Ranma kassierte einen erneuten Schlag. Dieser war so kräftig, dass er es war, der an die Wand flog. Wieder stand der Junge auf, allerdings stellte er sich nicht Kampfstellung, sondern normal hin. „Akane hat uns gesehen?“, wiederholte er ungläubig. „Ich muss zu ihr“, sagte er noch, ehe er zur Dojotüre lief. Kaum war diese geöffnet, vernahm er Ryogas Stimme. „Sie ist unterwegs. Sie meinte, dass sie nicht vor Mitternacht zurück wäre.“ Ranma drehte sich um und blickte sauer seinem Kontrahenten ins Gesicht. „Woher willst du das wissen?!“ Ryoga lachte plötzlich: „Du solltest Nabiki und Kasumi auch mal zuhören, wenn sie sich unterhalten.“ Wieder funkelte Ranma Ryoga an. Der schwarzhaarige Junge mit dem verstrubbelten Haar ging gelangweilt an seinem ehemaligen Schulkameraden mit Zopf vorbei, doch schon spürte er einen kräftigen Tritt im Hintern und flog in den Gartenteich. Ranma folgte ihm schadenfroh. „Du solltest lieber aufpassen, was du sagst“, konterte er, doch schon spritzte es aus dem Teich und der Junge wurde nass. Jetzt stand ein weiblicher Ranma im Garten und ein kleines schwarzes Ferkel kroch aus dem Teich. Ranma ballte seine kleinen zierlichen Hände zu Fäusten und funkelte Ryoga wütend an. „Na, warte, P-Chan, das hast du nicht umsonst getan!“ Schon lief das Ferkel vor Ranma weg und dieser jagte ihm hinterher. Akane stand mit Ukyo in der Küche und räumte auf. „Darf ich dich etwas fragen?“ Überrascht blickte die Braunhaarige auf. Was konnte es geben, wobei Akane ihre Hilfe brauchte? Das Telefon begann zu läuten. Ukyo nahm das Gespräch entgegen und lauschte den Worten des Anrufers. „Das ist doch großartig. Ich freu mich. Bis morgen. Danke, Motoki!“ Aufmerksam wartete Akane bis Ukyo das Gespräch beendete und sah sie an. „Das war mein Koch. Er kommt morgen zurück. Ist das nicht toll?“, freute sich Ukyo. „Wenn dein Koch wieder hier ist…“, Akane zögerte. „Würdest du mir dann trotzdem weiterhin zeigen, wie man kocht?“ Ukyo drehte sich ganz zu der Kurzhaarigen um. „Ist das dein Ernst?“ Akane nickte. Ihr wurde unwohl. „Warum?“ Eine schlichte und ganz einfache Frage. Die Frage auf alles. Akane schluckte. Sie musste Ukyo die Wahrheit sagen. „Ranma und ich hatten Streit. Er sagte gemeine Dinge zu mir und ich wollte Kochen lernen um ihm eins auszuwischen.“ Überrascht zwinkerte Ukyo. So kannte sie Ranma gar nicht. Gut, er und Akane stritten sich häufiger, aber dass er seine Verlobte so beleidigt, dass sie sogar zu ihr, Ukyo, kam um Hilfe zu erbitten, dann musste es wirklich ernst sein. Plötzlich zwang sich Akane zu lächeln. „Ach, vergiss es einfach. Er redet sowieso nicht mehr mit mir.“ Diese Sache überraschte Ukyo noch mehr, als die Bitte um Hilfe zuvor. „Was? Wieso redet er nicht mehr mit dir?“ „Ich weiß es nicht. Seit drei Tagen wechselt er kein Wort mehr mit mir. Er ignoriert mich, als gäbe es mich gar nicht.“ Mit großen Augen nahm die Braunhaarige jedes Wort in sich auf. Auch wenn sie Akane bemitleidete, so war sie immerhin auch Konkurrenz. Obwohl… Als Konkurrentin sah sie Akane nicht mehr. Sie mochte das blauhaarige Mädchen mittlerweile ganz gerne. Beide verließen das Restaurant und gingen ins obere Stockwerk in Ukyos Wohnung, um dort noch Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Freitag, der letzte Schultag in der Woche. Alle Schüler erwarteten gespannt ob sich noch vor dem Wochenende etwas tat. Die Spannung lag förmlich in der Luft und jeder wartete nur darauf, dass sich etwas zwischen dem Traumpaar der Furinkan-Oberschule tat. Endlich konnte auch Ukyo wieder die Schule besuchen. Als sie das Klassenzimmer betrat und Ranma vorfand, der sich angeregt mit einem rosahaarigen Mädchen unterhielt, stutzte sie. Aber gegen das schnelle Herzklopfen in ihrem Brustkorb kam sie nicht an und so trat sie mit glänzenden Augen auf ihren Verlobten zu und warf sich ihm um den Hals. „Ran-Schatz“, quietschte sie glücklich und drückte sich an den verwirrten Jungen. Hitomi hielt inne und betrachtete argwöhnisch das fremde Mädchen in männlicher Schulkleidung. „Ukyo“, stellte Ranma erfreut fest und schob sie von sich. „Schön, dass es dir wieder gut geht!“ Skeptisch musterte sie erst Ranma, ehe ihr Blick über das fremde Mädchen glitt. Hatte er sich deswegen nicht um sie gekümmert? Er war nicht ein einziges Mal bei ihr um nach ihrem Befinden zu fragen. Einzig und allein Akane hatte sie besucht. Ihr Blick wurde zornig. War Ranma etwa verliebt? Ließ er sie deswegen sitzen? Hitomi betrachtete das Mädchen nicht minder überrascht. „Ich bin Hitomi“, stellte sie sich vor. „Ich bin neu hier.“ „Ich bin Ukyo“, erklärte die Braunhaarige und starrte das Mädchen mit dem rosa Haar feindselig an. „Und ich bin Ranmas Verlobte.“ „Ukyo“, mischte sich der Junge ein, wurde aber eiskalt ignoriert. Hitomi warf Ranma einen überraschten Blick zu, ehe sie ein zynisches Lächeln aufsetzte: „So, so, also damit wären es schon zwei Verlobte.“ Ihr Blick traf Ranma und erheitert bemerkte sie: „Du musst mir unbedingt erzählen, wie es dazu kam.“ Wenn es zwei Verlobte waren, dann war das ganze ja nicht so ernst. Sie musste sich keine Sorgen machen, dass Ranma Akane wirklich heiratete. Ukyo ging zu ihrem Platz, als Akane die Klasse betrat. Ihre Augen trafen die von Ranma, ehe sie ihren Namen rufen hörte. Es war Ukyo, die Akane zu sich winkte. Schnell stand Akane bei ihrer Freundin, während Ranma irritiert das Verhalten der zwei Mädchen beobachtete. Umso überraschter war er, als Ukyo genauso fit mit dem aktuellen Unterrichtsstoff war, wie der Rest der Klasse. Er musste unbedingt mit ihr reden. In der Pause stand Ranma auf und ging zu Akane und ihren Freundinnen, bei denen auch Ukyo dabei stand. Die Braunhaarige hatte sich noch nie etwas aus Akane und deren Freundinnen gemacht und nun stand sie inmitten dieser Gruppe, ratschte und lachte. Die restlichen Klassenkameraden verfolgten gespannt Ranma. Gleich würde etwas passieren, da waren sie sich sicher. Ranma stellte sich Akane gegenüber, die im selben Moment erstarrte. Zögernd erwiderte sie seinen Blick. „Ukyo“, begann er schließlich und sah die Braunhaarige rechts von sich an. „Könnte ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“ „Aber Ran-Schatz“, erwiderte die Braunhaarige: „Meine Freundinnen dürfen alles wissen.“ Erstarrt über diese Aussage, stotterte er: „Freu… Freundinnen?!“ „Natürlich“, lachte sie und trat zu Akane. Schnell legte sie ihrer neu gewonnen Freundin den Arm um die Schulter. Es war nicht gelogen. Ukyo hatte sich in den letzten Tagen wirklich mit Akane angefreundet und wusste nun auch bestens Bescheid über das seltsame Verhalten der beiden. Akane hatte jemanden gebraucht, bei dem sie sich ausweinen konnte. Sie hätte niemand anderen gewusst und Ukyo schwor sich, dass Akanes Geheimnisse bei ihr sicher waren. „A…aber“, begann er wieder, doch die Pause war um. Verwirrt setzte er sich auf seinen Platz und beobachtete heimlich Akane und Ukyo. Seit wann waren die beiden Freundinnen? Sie hätten sich vor ein paar Wochen noch die Augen auskratzen können. Zeitgleich hatte Nabiki Sport. Ausnahmsweise zusammen mit den Jungs. Einer der beiden Sportlehrer war krank und bevor die Stunde ausfiel standen sie gemeinsam in der Halle. Die Braunhaarige stand, gekleidet in ihrem Schulsportdress, vor dem Bock. Ihre Augen glitten durch die Halle und blieben an ihrem Klassenkameraden Tatewaki Kuno hängen. Dieser spielte mit dem männlichen Klassenanteil Handball, während die Mädchen das Vergnügen in Leichtathletik hatten. Sie beobachtete ihn. Er schlug den Ball während dem Laufen auf den Boden und warf ihn zu seinem Mitspieler. Das verschwitzte Haar klebte ihm an der Stirn, während sein Oberkörper sich unter der schnellen Atmung hob und senkte. Dass Sportdress zeigte ihr, wie gut gebaut er war. Seine Beinmuskulatur, wie auch die Armmuskulatur waren gut ausgeprägt. Es wunderte sie nicht, dass so viele Mädchen dem Jungen nachliefen. Andererseits verstand sie ihn nicht, wie er einzig und allein nur ihrer jüngeren Schwester und Ranmas weiblicher Seite nachstellte. Er könnte doch jede haben. Warum also ausgerechnet Akane und Ranma? Ganz in Gedankenversunken nahm Nabiki Anlauf. Sie rannte auf den Bock zu, stützte ihre Hände auf das Gerät und schwang ihre Beine drüber. Im Flug vernahm sie entsetzte Schreie. Schon spürte sie einen harten Schlag im Gesicht. Rückwärts fiel Nabiki vom Bock auf den Boden und rührte sich nicht mehr. „Kannst du nicht aufpassen?!“, brüllte Tatewaki Kuno plötzlich einen Jungen aus der Klasse an und rannte zu seiner Mitschülerin. Die war bereits von der Gruppe Mädchen eingekreist. Der Oberschüler drängelte sich durch die Mädchen durch und sah seinen Sportlehrer an. „Sie muss sofort zur Schulschwester“, vernahm er die Worte seines Lehrers. Bevor dieser allerdings zwei Mädchen beauftragen konnte Nabiki dorthin zu bringen, kniete Kuno sich zu ihr, nahm sie wie ein Baby auf die Arme und ging los. Überrascht zwinkerten alle und starrten Kuno nach. Der Lehrer ermahnte sie wieder zur Aufstellung und so ging der Sportunterricht weiter. Wenige Minuten später hatte Kuno das Schwesternzimmer der Schule erreicht. Er öffnete die Klinke mit seinem Ellbogen und drückte die Tür auf. Mit einem lauten „Hallo“, trat er ein und steuerte das Bett an. Sanft legte er Nabiki ab. Seine Augen hafteten auf dem süßen Mädchengesicht, das er nun schon so lange kannte. Eine Strähne hatte sich aus ihrer Frisur gelöst und hing ihr übers Gesicht. Sanft strich ihr Kuno diese Strähne hinters Ohr und betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte eine Platzwunde an der Stirn. Besorgt registrierte er, dass sie stark blutete. Aber dennoch glich ihr Anblick einem Engel. Sie sah so friedlich aus… „Was ist passiert?“, vernahm er plötzlich das laute Organ der Schulschwester. Kuno erschrak, sprang auf und errötete leicht. „Ein Ball hat sie am Kopf getroffen!“ Schnell verfrachtete die Schwester den Schüler vor die Tür, um sich danach ihrer Patientin zu widmen. Tatewaki Kuno fand sich vollkommen verdattert auf dem Schulgang wieder. Wie ein Engel… Hatte er das wirklich gedacht? Die Röte auf seinen Wangen verschwand nicht, dafür bekam er jetzt noch Herzklopfen und ein angenehmes Kribbeln im Magen. Nabiki Tendo… Nach einer ganzen Weile öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer wieder. Die Schwester lächelte den Jungen an. „Es ist ganz harmlos. Die Platzwunde hab ich versorgt und wach ist sie auch schon wieder. Du kannst wieder reinkommen“, erzählte sie freundlich und trat zur Seite. Kaum stand Tatewaki Kuno im Zimmer, verließ die Schwester es zur Nebentür. Sie musste den Unfall noch in die Schulakte schreiben. „Tatewaki“, erkannte Nabiki ihren Klassenkameraden verwirrt. Mit klopfendem Herzen trat der Junge an das Krankenbett und betrachtete sie aufmerksam. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme klang ganz rau vor Nervosität. Nabiki zwinkerte überrascht. Mit einem Mal breitete sich eine Gänsehaut über ihren Körper aus. „Ja“, lächelte sie ihn an. Sie blickte sich um. „Was ist eigentlich passiert?“ Tatewaki setzte sich zu ihr. „Einer der Jungs hat den Pass nicht fangen können. Der Ball ist dir ins Gesicht geflogen. Du hast eine Platzwunde an der Stirn“, er blickte ihre Stirn an, auf der ein Pflaster klebte. Vorsichtig hob er seine linke Hand und strich zärtlich mit der Fingerkuppe seines Zeigefingers über das Pflaster. Mit großen braunen Augen starrte Nabiki ihren Schulkameraden an. Als sie seine Fingerspitzen an ihrer Stirn fühlte, begann ihr Herz zu rasen. Sie verharrte reglos. Ihr Körper spannte sich an, wartete auf den Schmerz, den er eigentlich mit seiner Berührung hätte auslösen müssen, dennoch spürte sie nur das sanfte Streicheln seiner Fingerkuppen. Plötzlich sah er sie direkt an. Seine braunen Augen trafen die ihren. Wie verzaubert blickten sie einander an. Tatewaki hatte das Gefühl in ihren Augen zu ertrinken. „Nabiki“, hauchte er. „Ich kenne dich schon so lange, aber dieses… dieses“, unterbrach er sich, auf der Suche nach dem richtigen Wort. „Verlangen in mir, ist so neu!“ Nabiki verstand seine Worte. Ihr Herz sprang im Dreieck und ihr Magen fuhr Achterbahn mit Loopings. Immer noch war ihr Körper von einer Gänsehaut überzogen. Sprachlos schaute sie ihm in die Augen. Sie fühlte dasselbe. Früher hatte sie in ihm einen Kameraden gesehen, einen naiven Jungen, der alles dafür bezahlte, um jede noch so kleine Information zu bekommen. Doch nun fühlte sie sich wie auf Wolken. Das ihr das bei Kuno passierte, darauf wäre sie nie gekommen. Sie schluckte. „Es ist wie Liebe auf den zweiten Blick“, versuchte sie ihre Gedanken, ihre Gefühle zu erklären. Kuno betrachtete sie stumm. Sie verstand ihn und sie fühlte ebenso. Wie in Zeitlupe beugte er sich über sie. Nabiki starrte ihn an. Sah wie sein Gesicht dem ihren näher kam. Ihr Herz klopfte so wild in ihrer Brust, dass sie glaubte, es würde ihr herausspringen. Ein kribbeliges Verlangen breitete sich in ihrem Körper aus. Sie stützte sich auf ihre Unterarme ab, hob ihren Oberkörper an um ihm ein wenig entgegenzukommen. Wenige Sekunden später berührten sich ihre Lippen und sie versanken in einen schüchternen Kuss. Diese Schüchternheit hielt nicht lange, als Nabiki mehr wollte. Aufgeregt fuhr ihre Zunge über Kunos Lippen. Sie bat stumm um Einlass. Tatewaki kam ihrem Wunsch nach und schon spürte er ihre Zunge in seinem Mund. Sie erforschte erst alles, ehe sie seine Zunge sanft anstupste und ein zärtliches Gerangel entfachte. Immer forscher drängte Tatewaki sie zurück, bis er endlich in ihrer Mundhöhle war. Dort fochten ihre Zungen einen weiteren Kampf aus, bei dem es keinen Sieger gab. Die Tür wurde aufgerissen und eine atemlose Akane Tendo rannte in das Zimmer. Dicht hinter ihr trat Ranma ein, der überrascht und entsetzt sogleich auf das Pärchen im Krankenbett starrte. „Nabiki“, keuchte Akane, ehe auch sie ihren Blick auf ihre Schwester warf, die mit Kuno knutschte. Entsetzt weiteten sich die Augen der Blauhaarigen, bevor sie ihre Hände vor ihr Gesicht schlug. Ranma hingegen begann schamlos zu grinsen. „Dann dürften Kunos lästige Annäherungsversuche wohl endgültig vorbei sein.“ Tatewaki und Nabiki trennten sich rasch. Beide blickten auf und erkannten Akane und Ranma im Zimmer stehen. Kuno errötete leicht, während Nabiki ihre Schwester und ihren Fastschwager angriente. „Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei habe.“ „Das gleiche wollte ich sagen“, erwiderte Ranma, der sich plötzlich ungemein für Nabiki und Tatewaki freute. Nabiki lächelte zurück, als die Nebentüre aufging und die Krankenschwester wieder zurückkam. „Ich habe Ihren Schulunfall in Ihre Akte geschrieben. Ich denke, Sie können jetzt nach Hause gehen.“ Mit diesen Worten verschwand die Schwester wieder und schloss die Türe. Tatewaki stand auf. Seine Wangen waren immer noch gerötet. Nabiki schwang ebenfalls ihre Beine aus dem Bett und richtete sich auf. Schon umklammerte sie den Arm ihres Klassenkameraden und zog ihn mit sich. „Schatz, komm jetzt“, wies sie ihn an. Dieses Wort klang in Kunos Ohren so anders. Sie hatte ihn früher immer mit „Schatz“ angeredet, aber nach diesem Kuss, nach diesen Gefühlen bekam dieses Wort gleich einen anderen Stellenwert. Mit einem entrückten Lächeln ließ sich Tatewaki Kuno mitziehen. Akane löste ihre Hände wieder und sah ihrer Schwester und deren Klassenkameraden irritiert nach. Ranma hingegen wich das Lächeln nicht mehr von den Lippen. Endlich war er Kuno, als Verehrer wie auch als Kontrahent, los. „Deiner Schwester ging es anscheinend noch nie besser“, erklärte er seiner Verlobten jetzt fröhlich. „Die Sorgen waren vollkommen unbegründet!“ Er ging voraus um seine Schulsachen zu holen und danach den Heimweg anzutreten. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten und holte ihn schnell wieder ein. „Ich konnte ja auch nicht wissen, dass Kuno sich so intensiv um sie kümmert“, widersprach sie schnell und leicht angesäuert. Ranma blieb plötzlich stehen, grinste sie bis über beide Ohren an und stupste ihre Nase sanft an. „Jetzt weißt du es“, sagte er, mit einem zärtlichen Unterton in der Stimme. Akane starrte ihn an. Er redete wieder mit ihr und er war lieb zu ihr. Schwang da nicht auch ein Hauch von Zärtlichkeit in seinen Worten mit? Ihr Herz begann mit einem Mal zu rasen. So sehr es auch in den letzten Tagen schmerzte, schaffte er es mit ein paar Worten sie wieder vollkommen durcheinander zu bringen. Wie lange sie im Schulgang standen, wusste Akane nicht mehr. Ihr war nur eins bewusst: Der letzte Schultag in dieser Woche war auch endlich um. Jetzt kam das lang ersehnte Wochenende. Akane und Ranma gingen wieder schweigend nach Hause. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Nabiki wurde von Tatewaki nach Hause gebracht und als Ranma und Akane auf das Tendo-Anwesen zukamen, erkannten sie wer sich da so leidenschaftlich in den Armen lag. Wieder trat das breite Grinsen auf die Lippen des Dunkelhaarigen. Im Vorbeigehen konnte er sich einen frechen Kommentar nicht verkneifen: „Nehmt euch ein Zimmer!“ Akane, die ebenfalls an ihnen vorbeiging, senkte verlegen ihren Blick zum Boden. Nabiki war überhaupt nicht schüchtern, was solche Dinge betraf. Wieso war es dann ihr so unangenehm? Als Ryoga sie dabei erwischte, dass sie ihn fast geküsst hätte… In dem Moment wäre sie am liebsten vor Scham im Boden versunken. Natürlich hatte sie seine Frage, ob er denn stören würde, mit „nein“ beantwortet. Aber Ranma… Hatte sich seine Antwort nicht nach einem klaren „ja“ angehört? Akane betrat das Grundstück, ging ins Haus und direkt in ihr Zimmer. Sie musste ihre Gedanken wieder in Ordnung bringen. Dazu brauchte sie Ruhe. Beim Abendessen saß Nabiki mit einem verklärten Blick am Tisch und stocherte gedankenverloren in ihrem Essen herum. Kasumi freute sich über das Lob ihres Vaters, das ihm das Essen ausgezeichnet schmeckte, und Genma schlang alles schnell in sich hinein. Es schien ihm auch zu schmecken. Akane und Ranma saßen auch wieder nebeneinander. Es war für beide ein komisches Gefühl wieder zusammen am gleichen Tisch zu sitzen. Akane war die ganze Woche nur zum Schlafen zu Hause gewesen, ansonsten den ganzen Tag unterwegs. „Wo ist Ryoga?“, fragte das blauhaarige Mädchen in die Stille, als sie ihren Freund nicht entdecken konnte. Ranma verschluckte sich, während Kasumi ihre Schwester aufmerksam ansah: „Ryoga ist gestern wieder aufgebrochen. Er wollte auf eine Trainingsreise gehen.“ Die Blauhaarige hatte nicht mal annähernd mitbekommen, dass Ryoga abgereist war. Ein betroffener Blick traf Kasumi, ehe sich die jüngste Tendo schweigend an ihr Essen machte. Mit einem angesäuerten Gesichtsausdruck, musterte Ranma Akane von der Seite, als er seinen Vater wahrnahm. Wieder mal stibitzte Genma Saotome seinem Sohn Essen vom Teller. „Verdammt“, keifte Ranma schon. „Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du dein eigenes Essen hast! Bist du schwerhörig?!“ Mit einem Satz stand Ranma auf und stellte sich seinem Vater kampfbereit gegenüber. Genma nahm die Herausforderung an. Der Dunkelhaarige griff Genma sofort an, boxte und packte ihn am Kragen. Allerdings konterte der ältere Saotome schnell, schnappte sich seinen Sohn und warf ihn erneut in den Gartenteich. Mit einem lauten Platsch verschwand der Junge im kalten Wasser. Genma wusste was ihn nun erwartete, trat aus dem Haus in den Garten und stellte sich kampfbereit hin. Ranma tauchte wieder auf. Seine schwarzen Haare waren nun rot, seine Gestalt viel kleiner und zierlicher. Mit einer hohen Stimme, fauchte die weibliche Ranma: „Das hast du nicht umsonst getan, alter Herr!“ Er kletterte aus dem kalten Nass. Wie er es hasste ein Mädchen zu sein. Schon griff er seinen Vater wieder an, der geschickt auswich. Immer wieder folgte eine Schlagkombination, ehe er die Kicks mit einbaute. Doch Genma entkam jedem Schlag und Tritt. Bis er seinen Gegenangriff startete. Nun war es Ranma, der ausweichen musste. Der Junge in Mädchengestalt wich so konzentriert zurück, dass er gar nicht bemerkte wohin er ging. Genma drängte ihn weiter und weiter zurück. Gleich würde sein Sohn wieder im Teich landen. Hoffentlich kühlte das hitzige Gemüt endlich ab. Noch einen Schritt und Genma hatte seinen Sohn an den Teichrand gelotst. Er deutete einen Angriff an. Ranma wich dem Schlag seines Vaters aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte hinten über. Wieder platschte es und er war vom kalten Wasser eingeschlossen. Wütend tauchte er auf. Sein Vater grinste ihn übers ganze Gesicht an. „Das passiert nicht, wenn du mal ein bisschen Anstand zeigst“, erklärte er besserwisserisch. Dabei stemmte er seine Hände in die Hüften und beugte sich leicht vor. Ranma ballte seine linke Hand zur Faust. Doch schon spritzte er mit der rechten Hand einen Schwall Wasser aus dem Teich. Erschrocken verwandelte sich der nun auch nasse Genma in einen Pandabären. Das rothaarige Mädchen kletterte aus dem Teich heraus. Mit Freuden streckte Ranma seinem Vater die Zunge heraus und stapfte ins Haus. Für die Familie Tendo war so ein Streit nichts Neues mehr. Sie ignorierten ihre Gäste einfach und gingen ihrem Abendablauf nach. Kapitel 4: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Kasumi Tendo stand in der Küche und erledigte den Abwasch des Frühstücks. Sie summte fröhlich vor sich hin, während sie einen Teller nach dem anderen spülte. Auf dem Abtropfgitter sammelte sich nach und nach das saubere Geschirr. Kaum war sie mit abspülen fertig, begann sie das Geschirr mit einem Tuch zu trocknen und aufzuräumen. Ihr Blick suchte die Uhr und mit einem Mal stellte sich starkes Herzklopfen in ihrer Brust ein. Ihre Finger begannen vor Nervosität zu zittern. Aus diesem Grund atmete sie tief durch und räumte nun endlich die letzten Teller auf. Sorgfältig faltete sie das Geschirrtuch und ließ ihre Augen durch die Küche schweifen. Alles glänzte vor Sauberkeit, als wäre die Küche gerade erst eingebaut worden. Sie lächelte kurz und drehte sich um. In zwei Stunden war es soweit. Sie musste sich nun langsam fertig machen. Summend verließ sie die Küche und trat die Treppe ins obere Stockwerk hinauf. Ranma kam ihr auf halbem Weg entgegen. Sie lächelte ihn freundlich an und wollte an ihm vorbeigehen, als er sie zurückhielt. „Kasumi“, hielt er sie auf. Er wollte ihr dringend etwas sagen. Aber sie fragen, traute er sich auch nicht. Immerhin war sie Akanes Schwester und ob sie es gut hieß, da war er sich nicht sicher. Nachdem Ranma nicht weiter sprach, hakte Kasumi nach: „Was gibt es denn, Ranma?“ Der Junge war doch sonst nicht schüchtern, wenn er mit ihr sprach. Ob ihn etwas bedrückte? Ranma fasste seinen Mut zusammen. „Ein Mädchen aus meiner Klasse hat mich gebeten mit ihr zu trainieren“, erklärte er zögernd. „Sie ist neu in der Stadt und ich möchte ihr helfen, sich hier einzugewöhnen. Sie kommt am Nachmittag. Kann sie heute Abend bei uns essen?“ Erst zwinkerte Kasumi überrascht. Akane hatte ihr noch gar nichts von diesem neuen Mädchen erzählt. Dann aber lächelte sie über Ranmas Fürsorge und stimmte fröhlich zu. „Gerne. Ich finde es sehr nett von dir, dass du ihr hilfst sich einzugewöhnen“, lobte sie noch und drückte sich an ihm vorbei „Ich muss gleich los“, erklärte sie entschuldigend und stieg weiterhin die Treppen hinauf. Überrascht drehte sich der Dunkelhaarige um und blickte seiner Fastschwägerin nach. „Gehst du weg?“ Kasumi blieb stehen, drehte sich halb herum und lächelte verlegen. „Doktor Tofu hat mich zum Mittagessen eingeladen.“ Schon verschwand sie im oberen Stockwerk. Mit großen Augen starrte er Kasumi nach. Irgendwie unglaublich, dass Doktor Tofu seinen Mut gefasst hatte. Jedes Mal, wenn die älteste Tendo, die Praxis betrat, stand der ortsansässige Arzt komplett neben sich. Viele Patienten, die im Wartezimmer auf ihre Behandlung warteten, ergriffen schlagartig die Flucht, wenn Kasumi die Praxis betrat. Viele beteuerten sofort, dass es ihnen schon viel besser ginge, als noch vor ein paar Minuten. Jeder hatte schon mal einen verwirrten und total verlegenen Doktor Tofu miterlebt. Er bat oft sein Skelett Betty ihm Kaffee zu bringen, verband die gesunden Körperteile, oder verwechselte einfach die Tür mit der Wand. Kasumi brachte den sonst so netten jungen Doktor komplett durcheinander. Dass er nur so war, wenn sie in der Nähe war, fiel der jungen Frau gar nicht auf. Ranma wollte gar nicht das Ausmaß erahnen, welches dieses Treffen haben könnte. Er schüttelte seinen Kopf und ging ins Dojo, um ein wenig zu trainieren. Ihm schwirrte eine neue Schlagkombination im Kopf herum und diese wollte er sich unbedingt aneignen und perfektionieren. Akane saß über ihren Schularbeiten. Die letzte Woche hatte sie zwar immer noch abends mit Ukyo gelernt und die Arbeiten erledigt, aber es war eine anstrengende Woche gewesen. Sie hatte den Eindruck, dass nichts hängen geblieben ist. Sie wollte endlich den freien Samstag nutzen um den verpassten Schulstoff zu lernen. Allerdings schweiften ihre Gedanken wieder ab. Niemals hätte sie geglaubt, dass aus Ukyo und ihr mal Freundinnen werden könnten. Die gemeinsame Woche veränderte das Verhältnis und die Blauhaarige freute sich darüber. Sie mochte die anderen Verlobten von Ranma, es gefiel ihr nur nicht, wenn sie sich an ihn klammerten. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Selbst das ging sie nichts an. Er mochte sie nicht… An diesen Gedanken musste sie sich einfach gewöhnen. Es klopfte an ihrer Zimmertür. Überrascht blickte Akane auf und sah Kasumi eintreten. „Nabiki ist in der Stadt. Ich gehe jetzt auch weg. Vater und Herr Saotome sitzen auf der Terrasse und spiele Shogi. Es ist noch Essen von gestern Abend übrig. Das könnt ihr euch aufwärmen. Es sollte für euch reichen. Bis heute Abend.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die ältere Schwester wieder, doch die Jüngste hielt sie auf. „Wohin gehst du denn?“ Ein sanfter Rotschimmer erschien um ihre Nase, als sie erklärte: „Doktor Tofu hat mich zum Mittagessen eingeladen.“ Schon war sie weg. Überrascht zwinkerte Akane, starrte die Tür an und verarbeitete die gesagten Worte. „Doktor Tofu und Kasumi?“, wiederholte sie murmelnd. „Hoffentlich geht nicht allzu viel zu Bruch.“ Sie konzentrierte sich wieder auf den Lernstoff. Kasumi stand vor der Arztpraxis und holte ihre Verabredung ab. Der junge Mann kam prompt stolpernd heraus, sperrte die Praxis zu und verbeugte sich verlegen vor der ältesten Tendo-Tochter. „Ka…Kasumi… wie schön dich zusehen!“ „Hallo“, begrüßte sie ihn lachend und gemeinsam gingen sie durch die Stadt. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und die Temperaturen lagen weit über zwanzig Grad. Sommer war wahrlich die schönste Zeit im Jahr. „Wie geht’s es Ranma und Akane? Verstehen sich die beiden besser?“ Verkrampft suchte Doktor Tofu ein Gesprächsthema, denn die schöne Kasumi brachte ihn um seinen Verstand. Wenn er sie sah, setzte sein Gehirn aus und sein Körper tat vollkommen verrückte Sachen, ohne dass er es hätte beeinflussen können. Danach war es ihm immer so peinlich. Er verstand sich selbst nicht. Wenn andere Frauen in der Praxis saßen, verhielt er sich doch auch immer normal. Kasumi sah ihn überrascht an. Ausnahmsweise lächelte sie bei dieser Frage nicht, sondern grübelte ernsthaft über die beiden Jüngsten nach. „Ich habe den Eindruck, dass die Streitereien schlimmer werden.“ Die Sorgenfalte verschwand nicht von der Stirn, nein, sie wurde noch tiefer. Doktor Tofu betrachtete das hübsche Gesicht, legte plötzlich einen Arm um die zarten Schultern und zog sie fröhlich etwas näher an sich. Mit einem verlegenden Lachen, erklärte er: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kasumi. Du kennst doch das alte Sprichwort: Was sich liebt, das neckt sich!“ Sie sah überrascht auf. Ihr Herz begann plötzlich zu rasen, als er sie an sich zog. Aber sie genoss seine Nähe. Die Wärme, die sich in ihr ausbreitete, empfand sie immer nur dann, wenn sie bei ihm war. Errötend lächelte sie ihn an und nickte: „Du hast wie immer Recht“, stimmte sie ihm zu. Ob sie sich an ihn kuscheln sollte? Ohne lange darüber nachzudenken, tat sie es. Sie rückte näher auf und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Nachdem sie sich genähert hatte, versteifte sich Tofu plötzlich. Was tat er da nur? Sein Herz begann nervös zu stolpern, während in seinem Bauch alles zu kribbeln begann. Er warf ihr einen raschen Blick zu, doch plötzlich stieß er gegen jemanden. Schnell lösten sich die beiden voneinander, als sich auch Doktor Tofu verbeugte und sich entschuldigte. Viele Passanten blieben überrascht stehen und verfolgten die Szene. Kasumi begann zu kichern und erklärte ihm liebevoll: „Ich glaube nicht, dass eine Straßenlaterne die Entschuldigung versteht.“ Überrascht blickte nun der konfuse Doktor auf und erstarrte. Er lief blitzschnell rot an, wie er die angerempelte Person als Straßenlaterne wahrnahm, während er eine Hand an seinen Hinterkopf legte und laut zu lachen begann. „Ja… ja, da hast du wohl recht!“ Auch Kasumi lachte herzhaft. Schon aber umklammerte sie seinen linken Arm und zog ihn sanft mit sich mit. „Lass uns Essen gehen“, drängelte sie sanft aber bestimmend und ging weiter. Tofu ließ sich mitziehen. Die Röte auf seinen Wangen verschwand aber nicht, denn Kasumis zarte Finger hielten seinen Arm ganz fest. Gemeinsam schlenderten sie durch die große Stadt. Zum Mittagessen trafen sich die übrig gebliebenen Familienmitglieder am Esstisch. Akane trat aus der Küche mit einem gefüllten Tablett und stellte das Essen auf den Tisch. Mit einem Mal erstarrten die drei Männer, liefen kreidebleich an und schluckten kräftig. Jeder bedachte das Essen vor sich auf dem Tisch, bis Akane sich ebenso setzte. Genüsslich nahm sie sich ihre Schüssel und begann zu Essen. Skeptisch beobachteten die Männer das Mädchen, welches sich durchaus die Blicke bewusst war. Nachdem das Essen ein paar Minuten unberührt auf dem Tisch stand, entschloss sie sich ihrem Vater und ihren Gästen die Erlösung zu geben. „Das ist unser Abendessen von gestern. Ich habe es nur aufgewärmt.“ Ihr Ton klang leicht bissig. Schnell rettete sich ihr Vater in ein verlegendes Lachen und griff sich die Schüssel. Auch Genma und Ranma begannen erleichtert zu Essen. Akane kochte innerlich. Keiner vertraute ihr. Niemand traute ihr zu, dass auch sie in der Lage war gut zu kochen. Sie aß auf, stand auf und ging in ihr Zimmer. Sollten doch die Herren der Schöpfung den Abwasch übernehmen. Es war ihr egal. Schweigend saßen sie zusammen, als plötzlich die Kurzhaarige aufstand und ging. Überrascht blickten die Männer ihr nach. „Wo geht sie denn hin?“, fragte Soun verwirrt, während Ranma schmollend seine Arme vor der Brust verschränkte. „Sie drückt sich vor der Arbeit!“ Genma hingegen aß genüsslich weiter. „Kasumis Essen schmeckt so gut“, tat er seine Lobhymne kund. Nabiki saß mit ihren Freundinnen in einer Eisdiele und löffelte genüsslich einen Eisbecher. Ihre Freundinnen versuchten sie seit einer ganzen Weile über ihren Unfall auszuhorchen, aber die Braunhaarige blieb eisern und sagte keine Silbe. Wenn sie ihre Freundinnen nicht so gerne hätte, wäre sie schon längst auf einen Handel eingegangen. Diese Information war sehr teuer, darum entschied sie sich die Mädchen noch etwas auf die Folter zu spannen. „Mensch, wir haben uns alle große Sorgen gemacht“, erklärte die Schwarzhaarige, während die Braunhaarige mit Pferdeschwanz hinzufügte: „Die Platzwunde sah richtig übel aus. Du hast sehr stark geblutet!“ Nabiki schob sich den nächsten Löffel in den Mund, während sie mit ihrer freien linken Hand abwinkte. „So schlimm war das auch nicht.“ Einzig und allein das Pflaster auf ihrer Stirn erinnerte noch an den Schulunfall. „Aber was mich richtig überrascht hat“, bemerkte die Braunhaarige: „war Kuno!“ Die Schwarzhaarige nickte eifrig: „Erst schimpft er die Jungs, ehe er dich auf die Arme hebt.“ „Bevor jemand etwas sagen konnte, trug er dich schon raus“, erklärte wieder die Braunhaarige. „Ihr versteht euch, das wissen wir, aber dass er sich solche Sorgen um dich macht“, grinste plötzlich die Schwarzhaarige. Sie schob sich auch einen Löffel ihres fast geschmolzenen Eis. Genüsslich ließ sie das Eis auf der Zunge zergehen, ehe sie ihre Vermutung kundgab. „Ich glaube ja, dass er Akane nur nachrennt, weil er seine wahren Gefühle für dich verbergen will.“ Nabiki, die ungerührt den Erzählungen ihrer Freundinnen zugehört hatte, schob sich einen Löffel Eis nach. Doch bei dieser Behauptung verschluckte sie sich plötzlich. Sie begann schrecklich zu husten. Schon standen ihre zwei Freundinnen bereit und klopften ihr auf den Rücken. „Nabiki, geht’s wieder?“ Langsam beruhigte sich dich Braunhaarige wieder. „Ja“, krächzte sie. Erleichtert setzten sich die Mädchen wieder und versuchten in Nabikis Gesicht eine Antwort auf ihre Fragen zu finden. „Sag uns doch endlich, was noch passiert ist“, drängelte nun die Braunhaarige neugierig. „Irgendwas ist doch passiert, sonst hättest du schon längst was gesagt“, stimmte auch die Schwarzhaarige zu. Plötzlich mischte sich eine männliche Stimme in das Gespräch ein. „Sag ihnen doch einfach, was passiert ist!“ In diesen Worten schwang ein belustigter Unterton mit, gleichzeitig aber auch so sanft und warm, dass Nabiki ein Schauer über ihren Rücken lief. Die Freundinnen der mittleren Tendo blickten auf und erkannten ihren Klassenkameraden Tatewaki Kuno hinter Nabiki stehen. Natürlich hatte die Kurzhaarige seine Stimme sofort zuzuordnen gewusst. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie drehte sich um und lächelte keck. „Ich überlege noch, wie viel diese Information wert ist.“ Kuno trat an sie heran. Mit seinem Zeigefinger streichelte er sie sanft über die Wange und grinste sie breit an. „Ich hoffe, du holst einen beachtlichen Betrag heraus.“ „Ich gebe mein bestes, Kuno-Schatz!“ Wieder diese Liebkosung. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Noch nie hatte er so gefühlt. Und mit einem Mal wurde ihm klar, dass Akane und das Mädchen mit dem roten Haar nur Schwärmereien waren. Aber das mit Nabiki war echt. Er fühlte es. Er wusste es. Sie drehte sich um und musterte ihre sprachlosen Freundinnen. Den Mädchen war nicht die geringste Berührung entgangen und jede für sich versuchte das Verhalten zu deuten. Sie grinste spitzbübisch, beugte sich vor und stützte ihren Kopf auf ihre linke Hand. „Nun, was meint ihr? Wie viel ist euch denn diese Information wert?“ Tatewaki beobachtete seine Mitschülerinnen. Langsam ließ er seine Hand auf Nabikis linke Schulter sinken und streichelte sie sanft. Den Mädchen entglitten die Gesichtszüge komplett, als auch Nabiki ihre rechte Hand auf seine legte. „Ihr…“, stotterte die Schwarzhaarige perplex, während auch die Braunhaarige nach den richtigen Worten suchte. „Ihr…?“, hakte Kuno nach. Inzwischen konnte er sich das Lachen nur noch schwer verkneifen. Es war zu schön, die beiden zu ärgern. „Ihr seid zusammen?“, wagte endlich die Schwarzhaarige den Vorstoß. „Macht es den Eindruck?“, fragte Nabiki verschmitzt nach, während sie ihre Finger mit denen von Kuno verknotete. „Ja“, antwortete die Braunhaarige entschlossen. „Ihr seid gut“, erwiderte Nabiki fröhlich grinsend und sah zu Kuno auf. Gespielt reumütig verzog sie ihr Gesicht und erklärte: „Sie sind doch meine Freundinnen! Ich kann ihnen kein Geld abknöpfen. Das geht nicht!“ Tatewaki spielte mit. Sah sie erst böse an, ehe er ein mildes Lächeln aufsetzte: „Schon gut, Kleines!“ Er beugte sich zu ihr hinab und drückte ihr ein Küsschen auf die Lippen. „Ich muss weiter. Meine Eltern baten mich noch einige Besorgungen zu machen. Wir sehen uns Montag“, verabschiedete er sich von den drei Klassenkameradinnen und verschwand wieder. Überrascht starrten die Freundinnen Kuno nach, ehe sie Nabiki vorwurfsvoll ansahen. „Das hättest du uns sagen müssen!“ „Du bist so gemein!“ Nabiki hingegen lächelte die beiden entwaffnet an und erklärte: „So war es doch lustiger!“ „NABIKI!“ Es klingelte an der Haustüre. Es läutete erneut. Nachdem sich keiner der drei Männer zur Tür bequemte um sie zu öffnen, stand Akane auf. Sie verließ ihr Zimmer, eilte die Treppe hinab und stürzte zur Tür. Zum dritten Mal läutete es. „Ist ja schon gut“, beschwerte sie sich und riss die Tür auf, als sie plötzlich erstarrte. Sie stand einem Mädchen mit rosafarbenem Haar gegenüber. Überrascht blickte sie ihrer Mitschülerin ins Gesicht. „Hi“, begann Hitomi zögernd. Dass Akane ihr die Tür öffnete, hatte sie nicht erwartet. „Ähm, wie geht’s dir?“ Immer noch starrte Akane die Neue an. In diesen Sekunden schossen ihre so viele Fragen durch den Kopf, doch die interessanteste von allen war: Was wollte sie hier? „Gut“, antwortete sie zögernd, machte aber nach wie vor keine Anstalten zur Seite zu treten, um sie ins Haus zu lassen. Die Rosahaarige fühlte sich langsam unwohl. Plötzlich erschienen Herr Tendo und Herr Saotome hinter Akane. „Oh, hallo“, begrüßten die beiden das fremde Mädchen überrascht. „Guten Tag“, erwiderte Hitomi die Begrüßung und verbeugte sich. „Ich bin Hitomi Suzuki“, stellte sie sich vor. Akane spürte die Blicke ihres Vaters im Rücken, drehte sich zu leicht zu ihm und erklärte: „Sie ist neu in der Stadt und geht mit mir in die Klasse!“ „Guten Tag, Hitomi“, begrüßte Genma freundlich. „Ich bin Genma Saotome. Ranmas Vater!“ „Freut mich, Herr Saotome“, erwiderte die Rosahaarige. Auch Akanes Vater stellte sich kurz vor, ehe er fragte: „Soun Tendo. Wie können wir dir helfen?“ Hitomi erstarrte und blickte unsicher zu Akane. Anscheinend hatte Ranma nichts von ihrem Besuch erwähnt. „Ich… ich bin…“, stotterte sie nervös, als ihr Klassenkamerad im Flur erschien und sie augenscheinlich aus dieser unangenehmen Situation rettete. „Ich hab sie eingeladen“, erklärte er locker, lächelte sie an und trat zu ihr hinaus. Mit einem Nicken deutete er ihm zu folgen. Hitomi verbeugte sich nochmals kurz und eilte Ranma nach. Akane war wie erstarrt. Unbemerkt krallten sich ihre Finger in die Türklinke, während die Väter erst sich ratlos ansahen, bevor sie Akane fragend anblickten. Doch diese schlug die Türe zu und verschwand ohne ein weiteres Wort in ihr Zimmer. Sie musste noch lernen, obwohl ihr die Konzentration dazu im Moment fehlte. Den ganzen Nachmittag trainierte Ranma mit Hitomi im Dojo. Am Ende saß die Neue auf dem Boden, während der Junge sich ein wenig dehnte. „Ich würde gerne gegen dich kämpfen“, gestand sie leise. „Du gegen mich?“, hakte der Dunkelhaarige nach. „Ja, du bist sehr gut, viele sagen sogar, dass du der Beste bist! Ich würde gerne gegen dich kämpfen“, erklärte sie. Ihre Augen hafteten auf seinem Gesicht. Ranma wand sich noch. „Das geht nicht. Es wäre kein fairer Kampf. Ich würde nicht mit ganzer Kraft kämpfen.“ „Ich möchte es aber“, beharrte sie. In diesem Moment öffnete sich die Dojotüre und Akane trat ein. Nachdem Ranma mit Hitomi verschwunden war, nahm sie an, sie wären in der Stadt unterwegs. Aber dass sie beide im Dojo vorfand, überraschte sie etwas. Erstaunt sah sie beide an. Hatten sie etwa trainiert? Sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust, als er Akane eintreten sah. Sofort kam ihm die Erinnerung an ihren gemeinsamen Abend im Dojo. Vor einer Woche hätte er Akane fast geküsst. Seine Augen hafteten an ihrem Anblick. Sie sah süß aus, wie sie in der Tür stand. Etwas verwirrt und überrascht. Sie hatte in diesem Moment einen lieblichen Gesichtsausdruck, während ihre braunen Augen von Hitomi zu ihm wanderten. Zu gut erinnerte er sich, welche Wirkung diese wunderschönen Augen auf ihn ausübten. Aus diesem Grund wich er ihrem Blick aus und suchte eine Ablenkung, denn er spürte wieder wie sehr Akanes Anwesenheit seinen Körper und seine Gefühle durcheinander brachte. „Gut, dass du hier bist“, begrüßte er sie überaus freundlich, während er Hitomi zuzwinkerte. „Du kannst doch gegen Akane kämpfen.“ Hitomi musterte Naserümpfend ihre Mitschülerin, bevor sie Ranma einen unzufriedenen Blick zuwarf. Langsam stand sie auf. „Ich möchte aber gegen dich kämpfen, nicht gegen Akane“, verlangte sie stur. „Ich hab dir schon gesagt, dass Jungs sich im Kampf gegen Mädchen immer zurückhalten. Akane ist dir eine ebenbürtige Gegnerin. Sie ist die beste Kämpferin an der Furinkan-Oberschule“, widersprach Ranma und beobachtete heimlich seine Verlobte. Bei diesem Lob schoss der Blauhaarigen die Röte ins Gesicht. Wieso sagte er plötzlich so etwas? Ihr Herz begann in ihrer Brust zu rasen und ihre Gefühle spielten wieder verrückt. „Gut“, gab sich Hitmoi geschlagen. „Du kommst mir aber trotzdem nicht um einen Kampf herum, Ranma Saotome“, grinste sie ihn an, drehte sich zu Akane und funkelte die Kurzhaarige an. „Also, ich fordere dich zum Kampf.“ „Ich werde mich nur noch kurz aufwärmen, dann können wir starten“, nahm Akane die Herausforderung an und begann mit ihren Übungen. Ranma setzte sich an die Seite in den Schneidersitz und wartete gespannt ab. Er hoffte, dass dieser Kampf Akane verdeutlichte, wo ihre Schwächen lagen um diese dann auch auszubessern. Akane und Hitomi standen sich gegenüber. Akane griff an. Sie übte eine Reihe von Schlägen und Tritten aus, doch Hitomi war schnell und wich gekonnt aus. Blitzschnell hatte die Rosahaarige das Spiel umgedreht und griff selbst an. Sie schlug und kickte, doch die Blauhaarige konnte jedem Angriff ausweichen. Konzentriert versuchte Akane ihre Deckung aufrecht zu erhalten. Dabei suchte sie für sich eine Möglichkeit anzugreifen. Sie fand nur keine Schwachstelle. Hitomi achtete auf ihre Deckung und war zeitgleich so schnell, dass es Akane schwer fiel ihr länger auszuweichen. Aber plötzlich stieß sie mit ihrem Rücken gegen etwas an. Unachtsam und irritiert blickte sie sich um. Sie stand mit dem Rücken an der Wand des Dojo. Plötzlich schoss eine Faust direkt an ihrem Gesicht vorbei und schlug in die Wand. Entsetzt und mit klopfendem Herzen richtete Akane ihre braunen Augen wieder zu Hitomi. Diese stand mit gesenktem Kopf vor ihrer Mitschülerin. „Du bist die beste Kämpferin an der Schule?“, höhnte sie leise. Akane kniff ihre Augen zu Schlitze zusammen. Machte sich Hitomi soeben über sie lustig?! „Mehr habt ihr also nicht zu bieten, ja?!“, stellte sie fest, löste ihre Faust von der Wand und drehte sich mit einem Ruck um. Ranma war entsetzt aufgesprungen, als Akane mit dem Rücken an die Wand stieß und Hitomi zugeschlagen hatte. Nun aber, drehte sich Hitomi ihm zu und erklärte: „Sie ist keine Gegnerin für mich, Ranma! Ich fordere dich heraus und ich verlange, dass du mit ganzer Kraft kämpfst!“ „Ich kann nicht“, erwiderte er unbeholfen. „Ich hab es dir erklärt.“ Hitomi trat nah zu ihm. „Bitte“, flehte sie und sah ihn aus großen blauen Augen an. „Gut“, gab sich der Junge geschlagen. „Aber nur ein Kampf!“ „Nur einer“, versprach Hitomi und stellte sich angriffsbereit hin. Ranma nahm ebenfalls seine Kampfhaltung ein. Schnell griff die Rosahaarige an, während Ranma ihr geschickt auswich. Sie drängte ihn immer weiter zurück, bis er sprang und einen Salto über sie drüber machte. Hinter ihr kam er zum Stehen, doch Hitomi war schnell. Mit einem Ruck drehte sie sich um und griff erneut an. Sie schlug, aber kurz bevor der Schlag den Jungen treffen konnte, fing er ihre Faust mit seiner Handfläche ab. Die andere Hand hatte er lässig in seine Hosentasche gesteckt. So blieben sie eine Weile stehen. Akane konnte ihre Augen nicht von dem Kampf lösen. „Du bist gut“, gestand Ranma. „Anders als Akane, bist du schnell und hast eine gute Technik. Auch wenn deine Kraft noch nicht ausreicht, bist du stärker, als ich erwartet hatte.“ Der Zorn wuchs wieder in Akane. Hatte er sie soeben vor Hitomi kritisiert? In dieser Aussage beklagte er ihre Technik und beschwerte sich zeitgleich, dass sie zu langsam sei? Was bildete sich dieser Idiot überhaupt ein?! Hitomi hingegen errötete und lächelte plötzlich. „Vielen Dank, Ranma! Jetzt weiß ich woran ich noch arbeiten muss.“ Auch Ranma lächelte. Immer noch lag Hitomis Faust in seiner Handfläche. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten und stapfte wütend aus dem Dojo. Er flirtete mit Hitomi vor ihr und sie machte ihm dazu noch schöne Augen. Ihr Herz zog sich vor Schmerzen zusammen. Wieso tat er ihr das an? Warum kritisierte er Akane vor Hitomi? Wollte er sie schlecht machen? Ein trauriges Lächeln trat auf ihre Lippen. Wie er sie angesehen hatte… War er verliebt? Konnte es sein, dass er sich in so kurzer Zeit in dieses Mädchen verliebt hatte? Sie betrat das Haus um Duschen zu gehen. Kaum stand sie im Flur, stieg ihr ein köstlicher Duft in die Nase. Sie folgte ihrer Nase in die Küche und sah Kasumi vor dem Ofen stehen. „Du bist schon zurück?“ Kasumi drehte sich überrascht um und lächelte. „Ja, immerhin haben wir heute Gäste, die großen Hunger haben.“ „Gäste?“ „Eure neue Mitschülerin ist doch hier und Doktor Tofu habe ich auch eingeladen“, erklärte sie lächelnd und drehte sich ihrer Arbeit zu. Akane erstarrte. Kasumi wusste von Hitomis Besuch? Woher? Niemand wusste es, außer Ranma… Gedankenverloren ging sie ins Badezimmer. Überrascht bemerkten die beiden Akanes Verschwinden. „Was hat sie nur wieder?“, fragte sich der Dunkelhaarige leise, während Hitomi ein leichtes verlegendes Lächeln auf ihren Lippen trug. Ihre Hand prickelte noch von der Berührung mit Ranmas Handfläche. Und an den Stellen, wo seine Finger ihre Haut berührten, schlugen leichte Elektropulse ein. Ihr ganzer Körper prickelte unter dieser Berührung und sie durchfuhr ein warmes Gefühl. „Kann ich mich bei euch frisch machen?“ Ranma nickte, führte sie ins Wohnhaus und zum Badezimmer. Akane zog sich ihre Unterwäsche an, schlüpfte in ihre Jeans und schloss die Knöpfe. Zuletzt langte sie nach dem Shirt. Der Junge riss die Türe auf und stand einer halbnackten Akane gegenüber. Mit einem Schlag wurde die Blauhaarige rot wie eine Tomate, ehe sie ihm ihr Handtuch um die Ohren schmiss und ihn empört anschrie: „Kannst du nicht anklopfen?!“ Schnell schlüpfte sie in ihr Shirt und zog es sich über den Bauch. Mit gerümpfter Nase trat sie aus dem Badezimmer heraus und ging ins Erdgeschoss. Hitomi blickte der Blauhaarigen überrascht nach, ehe sie ins Badezimmer verschwand. Ranma hingegen zog sich in sein Zimmer zurück und wartete darauf, dass das Bad wieder frei wurde. Ihr blauweiß gestreifter BH hatte sich in sein Gehirn gebrannt, wie schon vor ein paar Tagen ihr Anblick nur im Handtuch bekleidet, das ihr nur knapp die wichtigsten Stellen verdeckte. Immer wieder fragte er sich, ob sie es mit Absicht tat. Ahnte sie etwas von seinen Gefühlen? Wusste sie, wie sehr sie ihn und seinen Körper durcheinander bringen konnte und nutzte diesen Vorteil schamlos aus? Lange lag er auf seinem Bett und starrte die Decke an. Endlich vernahm er das Türgeräusch und stand auf. Er trat auf den Gang hinaus und sah die etwas hilflos aussehende, aber frisch geduschte Hitomi im Flur stehen. Sanft lächelte er: „Du kannst dich schon mal zu den anderen setzen. Ich spring nur noch schnell unter die Dusche und komme dann auch.“ Zögernd nickte sie und trat den Weg nach unten an. Im Wohn- und Esszimmer saßen Akane und Nabiki am Tisch und deckten ihn schon mal ein. Ranmas Vater saß mit Akanes Vater und einem jungen Mann auf der Couch. Gemeinsam sahen sie die Nachrichten an, während sie sich angeregt unterhielten. Ein köstlicher Geruch durchzog das Haus. Hitomi trat zögernd ein, nachdem sie erstmal alle heimlich beobachtete. Nabiki erkannte sie sofort und begrüßte sie lächelnd. „Hallo Hitomi, setz dich doch!“ Hitomi nahm dankend das Angebot an und setzte sich an den Tisch, den Schwestern gegenüber. Akane betrachtete ihre Mitschülerin argwöhnisch, doch schon wandte sie sich wieder flüsternd ihrer Schwester zu. „Kuno und du…“ „Yep, aber nicht zu laut“, ermahnte Nabiki ihre Schwester. „Wieso erst jetzt?“ Nabiki hielt inne und lächelte ihre Schwester einfach nur an. „Ich weiß es auch nicht. Es ist wie“, sie blickte zu ihrem Vater, der mit Doktor Tofu und Herrn Saotome auf der Couch saß. Ganz leise hauchte sie: „Es ist Liebe auf den zweiten Blick!“ Nabiki stand auf und verschwand wieder in der Küche. Hitomi verfolgte irritiert das Gespräch der Schwestern, konnte aber nicht wirklich etwas mit den Wortfetzen anfangen. „Liebe auf den zweiten Blick“, wiederholte Akane murmelnd und gedankenverloren. Die Rosahaarige horchte auf und musterte argwöhnisch ihre Mitschülerin. Schon polterte es und Ranma fegte die Treppen hinab. Mit wenigen Schritten erreichte er das Esszimmer. Alle fanden sich am Tisch ein und Kasumi und Nabiki verteilten das Essen. Ranma begrüßte noch den Arzt und Hitomi wurde vorgestellt. Mit Skepsis beobachteten Genma und Soun das dieses fremde Mädchen neben Ranma auf Akanes Platz saß, während die Blauhaarige ihnen gegenüber neben Doktor Tofu saß. Kasumi saß neben Nabiki, wie gewohnt. „Nabiki, wo bist du heute gewesen?“, fragte Soun seine mittlere Tochter und aß genüsslich weiter. Kasumi hatte sich an diesem Tag bei weitem selbst übertroffen. Ob es etwas mit Doktor Tofu zu tun hatte? Nabiki schluckte und antwortete beiläufig: „Ich war in der Stadt Eis essen. Mit Freundinnen“, fügte sie noch hinzu und warf einen mahnenden Seitenblick zu Ranma. Sie wollte nicht, dass ihr Vater von Tatewaki Kuno erfuhr. Noch nicht, denn immerhin wollte sie nicht Zwangsverlobt werden, wie Ranma und Akane. „Das ist doch schön“, stimmte Soun nickend zu und wandte sich an die drei Jüngsten am Tisch. „Und was habt ihr gemacht?“ Dabei bedachte er Ranma und Hitomi mit einem besonders skeptischen Blick. Der Junge antwortete: „Wir haben trainiert.“ Hitomi nickte: „Ranma hat mir viel beigebracht.“ Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, der keinem an diesem Tisch entging – keinem, außer Ranma. Genma verzog argwöhnisch das Gesicht. Zwischen den beiden herrschte absolute Harmonie. Er musste mal mit seinem Sohn reden und ihm erklären was seine Pflichten waren. Immerhin durfte er seine Verlobte bei dem ganzen nicht vergessen. „Akane?“, zwang sich ihr Vater den misstrauischen Blick von Ranma und Hitomi abzuwenden. „Ich hab gelernt. Vorhin war ich kurz trainieren“, erklärte sie. Dabei fixierte sie die ganze Zeit ihr Essen. „Du solltest vielleicht öfters trainieren“, stichelte Hitomi plötzlich. Ranma stimmte ihr zu. Ihm fehlte die Streiterei mit Akane. Er liebte es sie zu ärgern, sie war dann immer so herrlich aufgebracht und sah so niedlich aus, wenn sich ihre Nase kräuselte. „Dann verschwinden auch die Fettpölsterchen auf deiner Hüfte wieder“, fügte er Hitomis Bemerkung spitz an. Immerhin hatte er vor zwei Stunden einen ungehinderten Ausblick auf ihren Oberkörper genießen dürfen. Akane knallte ihre Stäbchen auf den Tisch und funkelte wütend ihren Verlobten an. „Ranma, du bist so ein Idiot“ fauchte sie. Aber schon spürte sie eine große Hand auf ihrer Schulter, die sie wieder ein wenig ins Sitzen drückte und sie aber auch gleichzeitig beruhigte. Diese Hand gehörte Doktor Tofu, der sich lachend einmischte. „Musst du immer Akane ärgern, Ranma? Ich finde, der Babyspeck gehört zu einer jungen Frau dazu, wie die Falten im Alter. Da ist nichts Verwerfliches dran.“ Errötet starrte Akane Doktor Tofu an, während Kasumi ihn anlächelte. „Das hast du schön gesagt.“ Nabiki beobachtete mit Argusaugen das Verhalten ihrer älteren Schwester und des vom Doktor. Akane hatte ihr berichtet, dass die beiden zum Mittagessen in der Stadt waren. Nun lag es an ihr herauszufinden, wie viel zwischen den beiden lief. Je mehr desto besser, aber sicher war sie sich noch nicht. Ranma verzog sein Gesicht. Er tat so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Aber insgeheim störte es ihn, dass Doktor Tofu sich für Akane einsetzte. Er wollte sie doch nur ein wenig ärgern, und er hätte es beinahe auch geschafft. Er fing an zu widersprechen. „Aber Doktor Tofu das ist bestimmt kein Babyspeck.“ Grimmig funkelte Akane ihn an. Wieder war er so gemein. Und wieder beleidigte er sie vor Hitomi. „Weil du das so genau beurteilen kannst“, fauchte sie zurück. Ranma sah sie mit einem alles und nichts sagenden Blick an. „Du hast mir vor ein paar Stunden gar keine andere Wahl gelassen“, erklärte er nüchtern. „Babyspeck sieht anders aus.“ Wütend ballte Akane ihre Hände zu Fäusten, während sie mit den Tränen kämpfte. „Lerne endlich mal anzuklopfen!“ Ihre Stimme klang leicht brüchig. In Ranma läuteten die Alarmglocken. Sie klang nicht mehr gereizt und beleidigt, sondern traurig. Aufmerksam musterte er ihr Gesicht. Hatte er es wieder geschafft sie zum Weinen zu bringen? Hitomi verfolgte aufmerksam den Schlagabtausch, während die restliche Familie nicht das geringste Interesse zeigte. Die Kurzhaarige schluckte, rang um ihre Fassung. Es dauerte zwar etwas, aber sie gewann sie zurück. „Du hast keine Ahnung“, erwiderte sie in gewohntem Ton. „Anscheinend hast du noch nicht in den Spiegel gesehen.“ Sie blickte auf und ihren Augen blitzte es gefährlich. „Sonst hättest du schon längst deinen Rettungsring bemerkt.“ Hitomi kniff ihre Augen zusammen, schickte Akane einen bösen Blick und betrachtete Ranma aufmerksam. Von wegen Rettungsring. Dieser Junge war perfekt. Er sah gut aus, war muskulös und sportlich. Seine blauen Augen sorgten für weiche Knie bei den Mädchen und sein dunkles Haar rundete sein Erscheinungsbild ab. Die Blauhaarige hatte einen Jungen wie Ranma Saotome gar nicht verdient. Sie wusste ihr Glück nicht mal zu schätzen. Wütend konterte sie für ihren Klassenkameraden: „Du hast Tomaten auf den Augen.“ Alle blickten plötzlich auf und lauschten dem Streit aufmerksamer. Eigentlich hatte Akane mit einem Gegenargument oder einer Beleidigung von Ranma gerechnet. Umso überraschter war sie, dass Hitomi sich einmischte. Auch Ranma drehte sich seiner Mitschülerin zu, die aber nur Akane anfunkelte. „Hast du ihn dir auch nur einmal angesehen? Da ist kein Gramm Fett zuviel.“ Ranma errötete bei diesem Kompliment, doch seine Verlobte widersprach. „Dich geht unser Gespräch nichts an. Halt dich da raus!“ „Du beleidigst Ranma in einer Tour“, widersprach Hitomi aufgebracht. „Und wenn schon, das geht dich nichts an“, fauchte sie ebenso zurück. Sie warf einen unergründlichen Blick zu Ranma, der sich schön raus hielt und Hitomi für sich kämpfen ließ. Das war doch mal wieder typisch für ihn. Entweder ließ er Shampoo oder Ukyo für sich arbeiten und nun auch noch Hitomi. Keinen Kampf trug er selbst mit ihr aus. Sie rümpfte ihre Nase, drehte sich ihrer Schwester zu und stand auf. „Das Essen war sehr gut, vielen Dank, Kasumi!“ Und schon ging sie. Kaum betrat sie den Flur, tropfte die erste Träne aus ihrem Auge. Schnell verschwand sie in ihrem Zimmer, warf sich auf ihr Bett und weinte. Wieso tat er ihr das nur an? Warum bloß? Überrascht sahen alle Akane nach. Aber kaum war sie verschwunden, richteten sich alle Augenpaare auf Hitomi und Ranma. Die Rosahaarige fühlte sich reichlich unwohl und stand ebenfalls auf. „Ich sollte dann besser mal nach Hause gehen. Vielen Dank für das Essen.“ Sie verbeugte sich tief. Auch Ranma stand auf. „Ich bringe dich nach Hause“, erklärte er lächelnd, während er sie aus dem Haus hinaus führte und mit ihr das Anwesen verließ. Skeptisch und verwirrt wandte sich jeder, der übrig gebliebenen, schweigend dem Essen zu. „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Hitomi ängstlich. „Ich glaube, sie mögen mich nicht“, stellte sie traurig fest. Ranma betrachtete sie. Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen. „Ach quatsch“, erwiderte er. „Sie waren nur überrascht, dass sich jemand in unseren Streit einmischt.“ Zögernd nickte Hitomi zu. „Aber warum ignorieren sie euch?“ Ranma blickte in den dunklen Nachthimmel. Seine Augen nahmen einen eigenartigen Glanz an. „Akane und ich streiten, seit wir uns kennen. Sie sind das gewöhnt und mischen sich gar nicht mehr ein. Anfangs haben sie versucht unsere Unstimmigkeiten zu schlichten, doch inzwischen sind sie es gewöhnt, dass wir das unter uns ausmachen.“ Beide spazierten durch den späten Abend und schlugen den Weg zu Hitomis Heim ein. „Ich versteh dich nicht. Wie hältst du es nur mit einem Mädchen wie Akane aus? Sie ist störrisch, launisch und laut. Du musst ein sehr dickes Fell haben“, stellte sie mit einem seltsamen Ton in der Stimme fest. Ranma betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte Recht und dennoch konnte er Akane gut leiden. Vielleicht auch gerade weil sie so war. Sie trug ihr Herz auf der Zunge, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und kämpfte für das, woran sie glaubte. Hitomi blieb stehen. Ranma sah sich um, während die Rosahaarige auf ein Reihenhaus zeigte. „Hier wohne ich. Vielen Dank, Ranma.“ Er lächelte sie an, steckte seine Hände in die Hosentasche und schüttelte seinen Kopf: „Für was denn?“ Hitomi errötete: „Für alles“, antwortete sei leise. Sie trat zu ihm, stellte sich auf Zehenspitzen und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Sein Duft stieg ihr in die Nase und vernebelte ihr die Sinne. Langsam löste sie ihre Lippen von seiner weichen Wange und trat zurück. „Wir sehen uns Montag.“ Ranma, dem die Röte auf die Wange gestiegen war, spürte ihre weichen Lippen und sein Herz setzte einen Moment aus, ehe es in schnellerem Takt weiter schlug. „Bis Montag“, lächelte er und sah ihr nach, wie sie durch das Gartentor schlüpfte und zum Haus ging. Sie sperrte die Haustür auf, trat ein und schenkte ihm nochmals ihr schönstes Lächeln, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Mit einem klopfendem Herzen und verwirrenden Gefühlen trat der Junge den Heimweg an. Den ganzen Weg über versuchte er seine Gedanken zu sortieren, schaffte es aber nicht. Kapitel 5: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Akane konnte seit den frühen Morgenstunden nicht mehr schlafen. Zuerst joggte sie durch die Gegend, ehe sie sich im Dojo aufwärmte und nun zu trainieren begann. Sie übte Sprints, Reaktionsschnelligkeit und sprang wie ein Hase quer durch die Halle. Gut, er behauptete also, sie sei eine Schnecke, sie würde ihm das Gegenteil beweisen. Erschöpft beugte sie sich vornüber und stützte ihre Hände auf ihren gebeugten Knien. Nein, sie würde jetzt nicht schlapp machen. Sie musste weiter trainieren. Verbissen blickte sie auf. Sie nahm Anlauf, rannte los und boxte mehrmals hintereinander. Schon sprang sie zur Seite, kickte und boxte erneut. Sie spürte wie sie langsam die Kraft verließ, aber aufgeben wollte sie nicht. Nein. Sie würde ihm schon zeigen, dass auch sie gut kämpfen konnte. Sie stellte sich in ihre Ausgangsposition und wiederholte ihr Training immer und immer wieder. Nabiki und Kasumi standen seit einer ganzen Weile in der Tür und beobachteten ihre Schwester besorgt. Keine von ihnen wusste, was Ranma nun schon wieder angestellt hatte. Aber in einem waren sie sich sicher, dass er an dieser Situation mit Schuld trug. Nabiki verschränkte ihre Arme vor der Brust und zog ihre Augenbraunen grüblerisch zusammen. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Ranma Akane an den Kopf geworfen hatte. Kasumi hielt ein Tablett mit Frühstück vor ihrer Brust. Tee stand darauf bereit und das Essen von heute Morgen, denn Akane hatte das Frühstück ausfallen lassen. Der vermutete Grund erschien plötzlich hinter den Schwestern und grinste fröhlich. „Was macht ihr denn hier?“ „Na, was wohl“, ironisierte Nabiki, als Akane einen weiteren Kampfschrei ausstieß und zum wiederholten Male ihre Übung ausführte. „Wir passen auf Akane auf.“ Ranma blickte verdattert ins Dojo und sah wie angespannt seine Verlobte war. Er verstand Nabikis Worte nicht: „Wieso passt ihr auf sie auf? Kann sie nicht alleine trainieren?“ „Das schon“, antwortete Nabiki, während Kasumi besorgt erklärte: „Sie ist heute Morgen sehr früh aufgestanden und kam nach über einer Stunde erst vom Joggen zurück. Danach ging sie hier rein und trainiert seitdem ohne Pause.“ Ihr Blick traf das Frühstück auf dem Tablett. „Sie hat noch nichts gegessen. Sie schadet ihrem Körper mehr, als das sie ihm hilft“, fügte sie noch leise hinzu. Ranma löste seinen Blick von Kasumi und blickte sauer ins Dojo. Erneut startete Akane den gleichen Angriff. „Das gibt’s doch nicht“, knurrte er böse. Schnell entriss er Kasumi das Tablett und lächelte die Schwestern beruhigend an. „Ich mach das schon. Geht ruhig wieder ins Haus.“ Kasumi nickte und lächelte ihn dankend an. Schon zog sie Nabiki mit sich, die sich keinen Zentimeter rührte. „Lassen wir sie allein“, erklärte Kasumi ihrer widerstrebenden Schwester. Diese gab sich nun geschlagen und ließ sich ins Haus mitziehen. Der Dunkelhaarige trat ins Dojo und riss Akane prompt aus ihrer Konzentration. „Akane, ich hab Frühstück dabei.“ Mitten im Angriff hielt die Blauhaarige inne, drehte sich um und verschränkte bockig ihre Arme vor der Brust. „Danke, keinen Hunger!“ „Du musst aber etwas essen“, beharrte Ranma, stellte das Tablett auf den Boden und sah sie durchdringend an. „Ich muss gar nichts“, bockte Akane weiter, drehte ihm den Rücken zu und stellte sich in Angriffsstellung. „Du hast heute noch nichts gegessen“, widersprach er ruhig, aber in ihm drinnen begann es zu brodeln. Wieso war sie so stur?! „Na und? Ich hab eh zu viel Speck“, fauchte sie und übte erneut ihren Angriff. Ranma kochte vor Wut. Seit wann nahm sie ihn denn so ernst? Er hatte das doch nur zu ihr gesagt um sie zu ärgern. Sie hatte ihn noch nie beim Wort genommen. Schließlich zog er sie ja öfters auf. „Du spinnst doch“, knurrte er zurück. Akane hielt inne. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ach, ich spinne?!“ Mit einem Satz hatte sie sich umgedreht. „Wer hat denn gestern steif und fest behauptet, dass ich dick bin?!“ In ihren Augen stand die pure Wut. Ranma erschrak erst, doch dann keifte er zurück. „Du bist nicht dünn, aber du bist auch ganz bestimmt nicht dick!“ Sondern genau richtig, fügte er für sich in Gedanken hinzu. „Lüg mich nicht an“, behauptete sie aufgebracht. Mit einem schnellen Schritt stand Ranma vor ihr und packte sie an ihren Schultern. „Ich lüge dich nicht an“, beharrte er sauer und auch leicht verletzt. Akane riss sich blitzschnell los, schnappte sich einen seiner Arme und warf ihn gekonnt über ihre Schulter. Hart schlug Ranma mit seinem Rücken auf den Holzboden auf, während Akane ihn bitterböse anfunkelte. Schon drehte sie sich um, setzte sich beleidigt zu ihrem Frühstück und aß. Immer noch verwirrt darüber, dass sie ihn so leicht auf den Boden befördert hatte, starrte er die Decke an. Langsam richtete er sich auf. Seine Augen betrachteten verwirrt ihren Rücken. Konnte es wirklich sein, dass er sie mit seinen Worten so sehr verletzt hatte? Er drehte sich in den Vierfüßlerstand und krabbelte zu ihr. Ganz dicht kniete er sich hinter sie und schloss seine Arme vor ihrer Brust zusammen. Zaghaft zog er sie an seine Brust, während er sein Gesicht in ihrem kurzen, blauen Haar vergrub. Er sog den Duft ihrer Haare tief in sich auf. „Es tut mir leid“, murmelte er in ihr Haar. Zu erschrocken über seine Berührungen und die Zärtlichkeit, versteifte sich Akane. Schlagartig wurde sie knallrot. Ihr Herz begann zu rasen. Dennoch versetzten seine Worte ihr einen weiteren Stich. „Dafür ist es zu spät“, murmelte sie. Ranma riss erschrocken seine Augen auf. Nicht ganz sicher, ob er sich verhört hatte, verharrte er, doch Akane bestätigte ihre Worte traurig. „Ich kann dir nicht mehr verzeihen.“ Er fühlte den dicken Kloß in seinem Hals und versuchte ihn hinunterzuschlucken. Doch der Kloß blieb. Akane starrte vor sich auf den Boden. Sie wusste nicht, wie sie ihm sagen sollte, dass es vorbei war, ehe es überhaupt angefangen hatte. Zudem durfte er nichts von ihren Gefühlen erfahren. Auch wenn ihr Herz und ihr Körper nach ihm schrieen, sich öfters solche Berührungen wünschten, musste sie dem ganzen ein Ende setzen. Sie musste den Schlussstrich ziehen, ehe sie daran zerbrach. „Bitte sei ehrlich zu mir, Ranma“, bat sie leise. Ranma drückte sie unwillkürlich fester an sich. Ein schlechtes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. „Möchtest du wirklich dein ganzes Leben mit mir verbringen? Eine Frau heiraten, die du nicht liebst, ja, nicht mal leiden kannst?“ In Ranma tobte ein Kampf der Gefühle. Sein Herz schrie nach ihr, antwortete ihr mit einen klaren und deutlichen „ja“, während sein Verstand sich noch gegen diese Erkenntnis sträubte. Bevor er aber antworten konnte, übernahm Akane das Reden. „Ich möchte das nicht. Ich will geliebt werden. Ich möchte einen Mann heiraten, der mich so liebt wie ich bin. Dieses Gefühl werde ich bei dir nie finden.“ Ihre Stimme klang so unendlich traurig. Er wollte ihr bei diesen Worten ins Gesicht sehen, dennoch brachte er nicht den Mut auf sie loszulassen. Ranma hatte Angst. Er hatte Angst sie zu verlieren. Hatte er sich doch so an sie gewöhnt. Er wollte es ihr sagen, zwang den Kloß hinunter und setzte an zu sprechen. „Akane.“ Aber sie durchbrach erneut die Stille: „Außerdem möchte ich deinem Glück nicht im Weg stehen“, erklärte sie weiter. „Ich sehe doch, wie du fühlst. Und ich sehe auch, dass ihr euch verliebt habt. Ich will nicht diejenige sein, die dich unglücklich macht. Du liebst Hitomi. Sie liebt dich. Du solltest bei ihr sein, nicht bei mir“, schloss sie. Überrascht verharrte er. Was redete sie denn da? Er soll Hitomi lieben? Zaghaft legten ihre Finger sich auf seine verschränkten Hände. Ihre Berührung erhitzte seinen Körper. Mit einem Schlag kribbelte es wieder in seinem Magen, während sich die fremde Wärme wieder ausbreitete. Schnell löste Akane die Umarmung und stand auf, nebenbei schnappte sie sich das Tablett. Er erwiderte nichts, tat nichts. Was hatte sie denn auch erwartet? Es war ihr doch von vornherein klar, dass er nichts für sie fühlte. Sie ging. Sie ging und was tat er? Kniete regungslos an Ort und Stelle. Er wollte sie zurückhalten, wollte nicht dass sie ging. Es bedeutete das Aus für etwas, das noch gar nicht entstanden ist, aber am Entstehen war. Sie war an der Tür und wollte soeben das Dojo verlassen, als seine Stimme sie zurück hielt. „Akane, du gibst auf?“ Sie zuckte bei diesen Worten zusammen. Gab sie auf? Ja, sie gab auf. Um glücklich zu werden und um ihm die Chance zu geben glücklich zu werden. Ranma starrte auf den Boden vor sich. Nachdem er keine Antwort erhielt, provozierte er sie: „Die Akane, die ich kenne, gibt niemals auf.“ Unendlich traurig ließ sie ihren Kopf sinken. Nein… Sie blickte wieder auf. Entschlossenheit zeigte sich in ihrem Gesicht. „Ich gebe nicht auf“, erwiderte sie barsch. „Ich möchte nur nicht in einer Ehe leben auf die mein Vater bestand und in der mein Mann mich nicht leiden kann!“ Ihre Worte taten ihm weh. Er mochte sie, nur ging sie vom Gegenteil aus. Er ballte seine Hände zu Fäusten und blickte sauer zu ihr: „Ich möchte auch nicht verheiratet werden, dennoch glaube ich, dass aus uns noch Freunde werden könnten.“ Akane drehte sich ihm jetzt zu. Ihr Gesicht lächelte milde. „Freundschaft nützt mir nichts. Ich möchte geliebt werden, so wie mein Vater meine Mutter geliebt hat. Ich möchte irgendwann Kinder, die in einer intakten Familie aufwachsen sollen. Dein Herz gehört Hitomi und lüg mich jetzt nicht an: Ich weiß, dass es so ist!“ Wutentbrannt sprang Ranma auf und mit wenigen Schritten stand er vor ihr. Sie hatte sich ihre Meinung von ihm gebildet und sie ließ nichts anderes zu. „Du willst also die Verlobung lösen, ja?!“, knurrte er wütend. „Das kannst du haben!“ Mit diesen Worten stapfte er an ihr vorbei, wenig später sprang er auf das Dach und hüpfte von Dach zu Dach über die Stadt. Akane blickte ihm nach. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihr Herz zersprang in tausend Scherben. Aber sie wusste: Es war besser so. Mitten in der Stadt im Okonomiyaki-Restaurant steppte der Bär. Ukyo trat aus der Küche heraus und servierte Okonomiyaki. Sonntag war der umsatzstärkste Tag der ganzen Woche. Die Chefin stand mit ihrem Koch, Motoki, in der Küche und half ihrer Kellnerin, Yuri, beim Bedienen. Flink nahm sie die Bestellungen auf, kochte diese und servierte sie. Seit der Ladenöffnungszeit stürmten die Stadtbewohner ihr Lokal, aßen, zahlten und verschwanden wieder. Durchgehend kamen und gingen Leute. Kein Tisch blieb unbesetzt. Einige nahmen sogar das Essen mit nach Hause. Im Restaurant herrschte ein lauter Lärmpegel. Die vielen verschiedenen Stimmen versuchten sich gegenseitig zu übertönen und langsam begann der hübsche Kopf der Braunhaarigen zu brummen. Sie stand an einem der Tische und servierte gerade die bestellten Essen, als erneut Kundschaft eintrat. Freundlich lächelnd drehte sie sich den Kunden zu, doch im nächsten Moment erstarrte sie. Drei Männer, in schwarz gekleidet und mit Masken verhüllt, verteilten sich rasch in der Gaststätte und zückten ihre Waffen. Plötzlich verstummten alle. Entsetzt rührte sich keiner der Gäste mehr. Jeder verhielt sich ruhig. Einer von ihnen blieb vor Ukyo stehen und richtete die Waffe direkt auf sie. Sie überlegte ob sie ihm mit ihrem Spatel eins überziehen sollte, doch gegen eine Pistole kam sie nicht an. Zu groß war das Risiko, erschossen zu werden, oder einer der Gäste angeschossen zu werden. Sie war Kämpferin, keine Polizistin. Sie wollte soeben die Hände in die Luft heben, als ihr Gesprächspartner ihr einen Beutel zu warf. „Geld!“ Mit der Waffe deutete er ihr, dass sie die Einnahmen des Geschäfts in den Beutel räumen sollte. Widerstrebend tat Ukyo es schließlich. Sie vermutete, dass diese Pistole kein Spielzeug war. Es war totenstill im Restaurant. Jeder verfolgte ängstlich Ukyos Handbewegungen, die für die gegebenen Verhältnisse recht ruhig waren. Mit einem verabscheuenden Blick reichte sie dem Verbrecher den Beutel. Die drei Maskierten zogen sich langsam zur Tür zurück. Die ersten beiden verschwanden auf die Straße, während der Dritte einen Warnschuss in die Decke abgab, bevor er auch hinausrannte. Sofort stürmte Ukyo los, verließ ihren Laden und nahm die Verfolgung auf. „Haltet sie! Haltet sie auf! Verbrecher! Gebt mir mein Geld zurück!“, schrie sie aus Leibeskräften, während sie ihnen auf dem Gehsteig hinterher rannte. Alle Passanten wichen vor den drei Männern zurück und gaben ihnen den Weg frei. Die Waffen, die sie in ihren Händen hielten, schreckten viele ab zu helfen. Plötzlich aber flog einer von den dreien an Ukyo vorbei in ein parkendes Auto. Regungslos blieb der liegen. Schon folgte der zweite, der Bekanntschaft mit der Laterne machte. Das Mädchen blieb wie erstarrt stehen. Polizeisirenen erklangen in den Straßen und näherten sich rasch. Ein Schuss löste sich. Die Menge schrie und brach in Panik aus, während Ukyo näher rannte. Ein junger Mann mit schwarzem Haar saß auf dem dritten Verbrecher, hielt dessen Hände krampfhaft auf dem Boden und kämpfte darum nicht die Überhand zu verlieren. Der Schwarzmaskierte wehrte sich und schaffte es zunehmend den Jungen zurück zu drängen. Ukyo sah die Waffe auf dem Boden liegen, schnappte sie sich und richtete sie wütend auf den Verbrecher. „Jetzt ist Schluss! Ergib dich, sofort!“, schrie sie ihn an und als er die Waffe auf sich gerichtet sah, verharrte er an Ort und Stelle. Schnell war die Polizei vor Ort. Nahm die drei Verbrecher gefangen und stellten den Tatort sicher, sicherten auch die Tatwaffen und übergaben Ukyo ihr Geld. Den Beutel aber stellten die Beamten ebenfalls sicher. Allmählich nahmen die Polizisten Zeugenaussagen auf. Nachdem der erste Trubel sich langsam legte und Ukyo ihr Geld in Händen hielt, blickte sie auf den schwarzhaarigen Jungen, der sich heldenhaft und lebensmüde den Verbrechern in den Weg gestellt hatte. Ihre Augen musterten ihn aufmerksam, blickten ihm in die braunen Augen, fuhren über seine Nase und Wangen hinab zu den Lippen, die ein müdes Lächeln trugen. Das schwarzgelbe Halstuch hing ihm um den Hals, während er müde an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. „Ryoga“, hauchte sie überwältigt. „Ukyo“, erwiderte er und blickte auf. Sie kniete sich zu ihm hinab und lächelte ihn dankbar an. Eine Träne nach der anderen rollte ihr aus den Augen. Erst jetzt spürte sie das Zittern, die Panik und den Schock in sich. Der Junge wollte die kleinen Salzkugeln mit seiner rechten Hand wegwischen, aber als er seinen Arm hob, durchfuhr ihn ein schmerzhafter Blitz. Erst jetzt bemerkte sie den dunklen großen Fleck auf seinem gelben Pullover. Der Schuss fiel ihr ein. Ängstlich starrte sie ihn an, ehe sie laut rief: „Wir brauchen einen Arzt! Der Junge wurde angeschossen!“ Der Tag verging. Ukyo beobachtete wie Ryoga von einem Notarzt vor Ort versorgt wurde, zum Glück hatte der Schuss den Oberarm des Jungen nur gestreift, erzählte einem Polizisten was passiert war und wartete auf ihren Freund, der seine Aussage ebenfalls machte. Langsam traten sie schweigend durch das Getümmel. Überall suchte die Spurensicherung nach Beweisen. Das Lokal war geräumt worden, die Gäste waren so ehrlich und hatten brav vor dem Lokal noch gezahlt, sagten aus und waren dann gegangen. Vor dem Restaurant standen Yuri und Motoki. „Ukyo“, begrüßten die beiden ihre Chefin erleichtert. „Hey“, rang sich die Braunhaarige ein Lächeln ab und warf einen wehmütigen Blick in ihr Lokal. An diesem Tag würde sie kein Geschäft mehr machen, und ob sie am nächsten Tag schon wieder öffnen konnte, war fraglich. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, durchbrach plötzlich Yuri die Stille und fiel Ukyo um den Hals. Sie beruhigte ihre aufgebrachte Kellnerin und lächelte Motoki an. „Danke, für deine Hilfe.“ „Es war plötzlich so still im Laden und durch die Theke konnte ich die Diebe sehen. Es war doch meine Pflicht die Polizei zu alarmieren.“ Ukyo nickte und dankte dem Himmel, dass die maskierten Männer nicht die Küche gestürmt haben. Ryoga verhielt sich ruhig. Verharrte neben Ukyo und sortierte seine Gedanken. Er hatte sich mal wieder verlaufen. Wusste mal wieder nicht wo er sich genau befand, als er die Hilferufe hörte. Sofort stellte er sich kampfbereit hin, wich den Männern in schwarz nicht aus, sondern verpasste Zweien gezielte Tritte. Der Dritte von ihnen ließ sich aber nicht so leicht überwältigen und wehrte sich. Während dem Gerangel löste sich ein Schuss aus der Waffe und Ryoga spürte einen starken Schmerz in seinem rechten Arm. Es ging alles so schnell. Er schlug dem Mann die Waffe aus der Hand und drückte ihn auf den Boden. Die Schmerzen waren so stark, dass er kaum noch Kraft aufbringen konnte, doch in dem Moment stand Ukyo neben ihm und richtete die Pistole auf den Räuber. Sie hatte ihm geholfen. Eine leichte Röte zierte seine Wangen. Sie blieb bei ihm, kümmerte sich um ihn, statt in ihr Restaurant zurück zu gehen. Schüchtern sah er sie von der Seite an. „Habt ihr schon ausgesagt?“, fragte Ukyo schließlich. Die ersten Reporter trafen am Ort des Geschehens ein und die Braunhaarige hatte nicht die geringste Lust einem von diesen neugierigen Scharlatanen etwas zu erzählen. Nachdem beide Angestellte nickten, lud sie Ryoga, Yuri und Motoki ins ‚Cat-Cafe’ auf einen Kaffee ein. Zuvor klärte sie noch mit einem Polizisten einige Details, die ihren Laden betrafen. Kaum betraten sie das Cafe der Amazonen, wurden bereits die Exklusivnachrichten im Fernseher übertragen. Die Vier setzten sich an einen Tisch und vergruben ihre Gesichter in den Karten. Mousse starrte auf den Fernseher, während Shampoo zu ihren Gästen kam. „Ukyo, dein Laden seien im Fernsehen. Was passiert?“ „Ein Raubüberfall“, erklärte Motoki monoton und bestellte sogleich einen starken Kaffee. Nach der Aufregung musste er seine Nerven beruhigen. Schon fiel ihm ein, dass er sich bei seiner Verlobten melden sollte. Schnell schnappte er sich sein Handy und verschwand hinaus auf die Straße. Auch die anderen drei bestellten bei Shampoo, die danach zur Theke ging. Cologne verfolgte wie Mousse gebannt die Nachrichten. Unentwegt starrte Yuri Ryoga an. „Du bist doch der Junge, der vor ein paar Tagen zu uns in den Laden gestolpert ist.“ Ryoga blickte auf und sah direkt in die schokobraunen Augen der gefärbten Blondine. Leicht nickte er. Ukyo sah von Ryoga zu Yuri. Leise erklärte sie: „Ryoga hat die drei zur Strecke gebracht.“ Die Augen der Kellnerin strahlten plötzlich. „Dann bist du ja ein lokaler Held“, grinste sie übers ganze Gesicht. Der Schwarzhaarige hingegen errötete und versteckte sein Gesicht wieder hinter der Karte. Ukyo beobachtete ihn mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen. Gemeinsam verarbeiteten die vier ihr Erlebnis, dem auch Shampoo aufgeregt lauschte. Akane, die sich geduscht und umgezogen hatte, zog sich in ihr Zimmer zurück und hing ihren Gedanken nach, während Ranma verschwunden blieb. Am späten Vormittag plagte die Blauhaarige doch der Hunger. So ging sie in die Küche, schnappte sich eine Kleinigkeit zu knabbern und half danach Kasumi beim Abwasch. Während die Älteste der drei Tendo-Töchter fleißig einen Teller nach dem anderen wusch, trocknete Akane seit einer kleinen Ewigkeit einen Teller ab. Gedankenverloren starrte das blauhaarige Mädchen auf die Arbeitsplatte und polierte das Porzellan. Kasumi entging keinesfalls die gedankliche Abwesenheit ihrer Schwester. Sie betrachtete das Mädchen genauer und stellte fest, dass Akane fernab irgendwo zwischen Erde und Mond schwebte. Mit einem sanften Lächeln entzog sie ihrer Schwester den blitzblank polierten Teller. Überrascht hielt Akane in ihrem Tun inne und starrte Kasumi an. Diese stellte das gerettete Gut auf die Arbeitsfläche und bemerkte spitz: „Akane, dieser Teller glänzt bereits. Wie lange möchtest du ihn denn noch putzen?“ Eine leichte Röte stieg auf Akanes Wangen. Sie war mit ihren Gedanken soweit abgedriftet, dass sie nicht einmal bemerkte, wie lange sie diesen Teller eigentlich schon in ihren Händen hielt. Sanft entzog Kasumi ihrer jüngeren Schwester auch das Geschirrtuch und griff nach deren Händen. „Akane, du musst mir nicht helfen! Geh lieber und ruh dich ein wenig aus“, bat sie freundlich. Nach einem zögerlichen Blick von Akanes Seite, lächelte Kasumi und nickte, um ihre Worte zu bestätigen: „Ich schaffe das auch alleine. Ganz bestimmt!“ Sie ließ die Hände ihrer Schwester los und drehte sich wieder der Arbeit zu. Etwas hilflos stand das Mädchen neben ihrer Schwester, entschied sich dann aber für den Rückzug. Sie war Kasumi keine große Hilfe gewesen. Auch wenn sie ihr gerne half und dabei sogar Ablenkung fand. Sie wollte nicht an die Geschehnisse denken, die vor einigen Tagen passierten. Langsam verließ sie die Küche und trat in den Flur hinaus. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen und für sich eine neue Ablenkung suchen müssen. Mit gesenktem Kopf trat sie auf die Treppe zu, die in das obere Stockwerk führte. Etwa in der Hälfte blieb sie stehen. Ihre Augen erfassten ein paar brauner Schuhe. Ihr Blick glitt über zwei Beine, die in einer Jeanshose steckten, hinauf auf einen Oberkörper. Ein weißes Hemd verdeckte die Haut, dennoch ließen die Muskeln, die sich darunter abzeichneten, auf einen gut trainierten Körper schließen. Auch die Unterarmmuskeln waren gut ausgeprägt, während die Oberarme in den kurzen Ärmeln des Hemdes verschwanden. Zum Schluss blickte sie in das Jungengesicht, das sie seit über einem Jahr jeden Tag sah. Seine Lippen waren leicht geöffnet, als wolle er ihr etwas sagen, während seine blauen Augen direkt in ihre braunen Augen blickten. Sein dunkles Haar fiel ihm in einem dichten Pony über die Stirn und im Nacken zeigte sich ein kleiner geflochtener Zopf. Akane starrte ihn überrascht an. Wann war er denn zurückgekommen? Und seit wann trug er solche Kleidung? Normalerweise trug er nie solche Sachen. Sie wusste nicht einmal, dass er überhaupt Kleidung wie diese besaß. Seitdem sie ihn kannte, trug er seine chinesische Kampfkleidung, aber Jeans und Hemd, das war ihr vollkommen fremd. Er musterte sie. Sie trug ein sonnengelbes Sommerkleid. Es fiel ihr bis zum Knie. Das Kleid war Rückenfrei und im Nacken geschlossen. Er kannte dieses Kleid und er mochte es, wenn sie es trug. Es stand ihr gut, denn es betonte ihre schmale Figur. „Ranma“, hauchte sie fast tonlos. Doch im nächsten Moment wich sie zur Wand und senkte ihren Kopf. Sie gab ihm stumm den Weg frei. Unsicher verfolgte er ihre Bewegungen und sah wie sie den Blickkontakt abbrach. Auch er wandte sich ab und ging weiter. Wenig später war er zur Tür raus. Akane widerstand dem Drang ihm nachzusehen. Es brachte ja doch nichts. Sie hatten sich geeinigt. Beide hatten in ihrer Rage dem ganzen Fiasko ein Ende gesetzt. Keiner von ihnen trug allein die Verantwortung. Sie stieg die Treppen empor und trat über einen schmalen Flur zu ihrem Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Fensterbrett, zog ihre Beine an und blickte gedankenverloren in die Ferne. Sie wollten es beide so. Es war richtig, was sie getan hatten. Akane merkte gar nicht wie die Zeit verging. Der Tag verging, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. „Hallo, Akane!“ Überrascht drehte sie sich zur Türe und sah ihre hübsche Schulkameradin eintreten. Die langen braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schloss die Türe hinter sich und trat auf das blauhaarige Mädchen zu. „Hast du mich vergessen?“ Traurig wandte sich Akane wieder dem Fenster zu. Langsam nickte sie. „Es tut mir leid, Ukyo!“ Besorgt trat die Braunhaarige näher heran und lehnte sich mit dem Hintern an das Fensterbrett. Ihre braunen Augen ruhten auf Akanes Gesicht. „Was ist passiert?“ Erst schwieg Akane, aber dann flüsterte sie monoton: „Wir haben die Verlobung gelöst.“ Betroffen senkte Ukyo ihren Blick. Also war nicht nur ihr Tag turbulent gewesen. „Wieso?“ „Ranma hat sich verliebt und ich will ihm nicht im Weg stehen“, zuckte die Blauhaarige mit ihren Schultern. „Es ist besser so“, hauchte sie noch. Sie bemerkte, wie schlecht ihre Freundin aussah. „Was ist passiert?“ Ein verzweifeltes Lächeln trat auf Ukyos Lippen. „Mein Restaurant wurde heute ausgeraubt, Ryoga ist angeschossen worden und die Presse berichtet über nichts anderes mehr“, fasste sie ihren Tag zusammen. „Ich kann nicht mal mehr nach Hause, weil die Reporter mein Restaurant belagern. Meine Wohnung liegt ja über dem Restaurant.“ Mit großen, entsetzten Augen vernahm Akane die schlimme Nachricht. „Das ist ja schrecklich. Ist dir was passiert? Und wie geht es Ryoga? Ist er sehr schwer verletzt?“ Mit einem Mal glaubte sie, ihre Probleme seien kindisch und unwichtig. „Mir geht’s gut und Ryoga traf zum Glück nur ein Streifschuss. Er ist auch hier und unterhält sich noch mit Kasumi. Können wir heute hier bleiben?“ „Ja, klar“, erwiderte Akane. Sie stand auf und schloss Ukyo in die Arme. „Das tut mir so leid!“ „Du kannst ja überhaupt nichts dafür. Und das mit Ranma kriegen wir schon hin“, versicherte Ukyo ihrer Freundin und drückte sie auch. Akane erwiderte darauf nichts. Ranma verbrachte den gesamten Tag mit seinen Kumpels im Park. Sie saßen in der Wiese am großen See, ließen Gott einen guten Mann sein und ratschten. Der Schwarzhaarige suchte Ablenkung und war froh darüber, dass seine Kumpels mit jeder Menge Gesprächsstoff aufwarteten. So bekam der Junge endlich die Möglichkeit, Akane für einen Moment zu vergessen und auch die Trennung in das letzte Hinterkämmerchen seines Gehirns zu verbannen. Der Tag verging für den Schwarzhaarigen sehr rasch und auf dem Heimweg hallten ihre Worte noch in seinen Ohren nach. Du liebst Hitomi… Lüg mich nicht an… Ich weiß, dass es so ist! Sie glaubte also allen ernstes, er hätte sich in Hitomi verliebt. Er fühlte sich in der Nähe des Mädchens entspannt. Er konnte sie gut leiden und mit ihr war es eigentlich immer lustig. Zudem hatten sie die gleiche Leidenschaft – Kampfsport. Aber Liebe... Ranmas Füße hatten wie von selbst den Weg zum Grundstück der Suzukis eingeschlagen und nun stand der Junge davor. Zögernd betrachtete er das Reihenhaus. Wenn er denn schon mal hier war, konnte er ja auch herausfinden, wie viel von Akanes Eindrücken stimmt. Er klingelte und wartete. Nichts tat sich. Er klingelte erneut und wartete darauf, dass ihm auf sein Klingeln hin jemand die Tür öffnete. Doch wieder tat sich nichts. Plötzlich trat eine hübsche junge Frau zu ihm. Die Haarfarbe dieser schulterlangen Haare war eine Spur dunkler, als die von Hitomi. Die Frau musterte ihn skeptisch, ehe sie ihn ansprach. „Kann ich dir helfen?“ „Eh… ja, ich wollte zu Hitomi Suzuki“, erklärte der Junge schnell und verlegen. „Meine Schwester ist noch mit meinen Eltern bei den Großeltern. Sie müssten aber in der nächsten halben Stunde wieder hier sein. Möchtest du mit reinkommen? Du kannst drinnen auf sie warten.“ Nun war es Ranma, der das Mädchen skeptisch betrachtete. Auf seinen Blick hin lächelte sie. „Ich bin Kaori, Hitomis ältere Schwester.“ „Mein Name ist Ranma Saotome“, stellte sich der Schwarzhaarige vor und verbeugte sich vor dem Mädchen. „Ich bin ein Mitschüler.“ „Ja, ich weiß, sie hat mir schon von dir erzählt“, erwiderte sie schmunzelnd. Aus den blauen Augen blitzte der Schalk. Sie sperrte das Gartentor auf und ließ ihren Gast auch ins Haus eintreten. Ranma betrat einen schmalen Flur. Links hing eine große Garderobe, während rechts viele Familienfotos in Bilderrahmen die Wand zierten. Mit großen Augen betrachtete er eines nach dem anderen. Unverkennbar grinsten ihm von jedem Bild Hitomi und Kaori entgegen. Im Kleinkindalter, erster Schultag, erster Schulwechsel, Sommer und Winterfotos. Auf einigen lächelten die Eltern ihm entgegen, wie sie jung waren, an ihrem Hochzeitstag und alle vier zusammen. Er konnte sich gar nicht erinnern, dass jemals Fotos bei ihnen zu Hause an den Wänden hingen. Auch bei den Tendos gab es nur vereinzelte, aber diese Wand hier war über und über mit Fotos behängt. Kaori ließ ihm die Zeit und schmunzelte. Der Junge gefiel ihr. Er war höflich und nett. „Ich zeig dir das Wohnzimmer.“ Mit diesen Worten zog sie die Aufmerksamkeit auf sich und führte ihn links in das große geräumige Wohnzimmer. Hier sah es komplett anders aus, als bei den Tendos oder bei sich zu Hause. Von diesem hellen, licht durchfluteten Raum führte eine Tür in einen weiteren Raum. Eine Wendeltreppe, die sich seitlich im Wohnzimmer befand, zeigte den Weg ins obere Geschoss. Dort vermutete Ranma die Schlafräume der Familie. Er setzte sich auf die große Couch und versank darin. Kaori zog sich in den Raum hinter dem Wohnzimmer zurück und kam nach einer Weile wieder. Sie balancierte ein Tablett, beladen mit zwei Tassen Tee. Für Ranma war sofort klar, dass die Küche sich in diesem Zimmer befand. Er war zu überwältigt von dieser schönen Wohnung. „Danke“, murmelte er leise. Er wollte nicht neugierig sein, schlug die Augen nieder und konzentrierte sich auf den Tee. Kaori setzte sich zu ihrem Gast auf die Couch. Sie betrachtete ihn aufmerksam. „Ich finde es sehr nett von dir, wie du dich um meine Schwester kümmerst.“ Er lief leicht rot an. „Nun ja, eh…“ „Ich meine das ernst“, fügte sie hinzu. „Sie hat mir erzählt, dass du ihr die Schule gezeigt hast, ihr jeden Morgen zusammen hin und abends zurückgeht. Und sie sagte, dass sie bei dir gestern essen durfte.“ „Ja, ehm… eigentlich… Weißt du, Kaori, mein Vater und ich sind selbst nur Gäste in diesem Haus“, erwiderte Ranma zögernd. Kaori blickte überrascht auf. „Mein Vater kennt den Hausherren seit Kinderzeiten und wir sind vor einem Jahr hierher gezogen. Meine Mutter lebt in Osaka.“ Jetzt wo die Verlobung gelöst wurde, kam Ranma zum ersten Mal der Gedanke, dass er vielleicht wieder zu seiner Mutter zurückgehen musste. Wobei es noch niemand wusste und er würde den Teufel tun und einem von ihnen die Wahrheit sagen. Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck ganz traurig. „Es tut mir so leid, dass deine Eltern sich getrennt haben.“ Irritiert suchte Ranma Kaoris Blick. Wieso getrennt? Er überlegte angestrengt. Dann fiel es ihm plötzlich ein. Für jeden Außenstehenden musste sich seine Erzählung nach einer Scheidung anhören. Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, meine Eltern haben sich nicht getrennt. Mein Vater ist mit mir auf eine lange Trainingsreise gegangen. Deshalb wohnen wir jetzt woanders. Aber wir telefonieren und sie hat uns auch schon mal besucht.“ Allerdings durfte er seiner Mutter nicht als Ranma begegnen, sondern als Ranko, die kleine Cousine von Akane. Das ganze Theater nur, weil sein Vater Angst hatte Nodoka von dem Fluch zu erzählen. Die Haustür fiel zu und schon platzte eine fröhliche Hitomi ins Wohnzimmer. „Hallo Kaori“, rief sie begeistert, als sie aber ihren Gast auf der Couch sah stoppte sie. „Ranma“, hauchte sie dagegen fast tonlos. Mit einem Schlag wurde sie knallrot im Gesicht und sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Hallo Hitomi“, begrüßte der Dunkelhaarige seine Klassenkameradin und stand auf. Gerade rechtzeitig, denn die Eltern der Schwestern betraten das Wohnzimmer. „Guten Abend, Herr und Frau Suzuki“, begrüßte Ranma die Erwachsenen und verbeugte sich. „Guten Abend“, erwiderten die beiden irritiert. „Das ist Ranma Saotome. Er ist ein Mitschüler und hilft mir mich hier einzugewöhnen“, erklärte Hitomi ihren Eltern. Herr und Frau Suzuki setzten sich auf die Couch und boten auch Ranma an sich zu setzen. Hitomi und Kaori kochten Tee und brachten weitere Tassen ins Wohnzimmer. „Hitomi hat uns erzählt, dass du ihr alles zeigst. Das freut mich zu hören“, erklärte Frau Suzuki und lächelte ihn an. „Du siehst sehr kräftig aus. Was betreibst du für Hobbys?“, hakte stattdessen Herr Suzuki nach. Ranma hatte nicht erwartet gleich ihren Eltern vorgestellt zu werden. Etwas irritiert über diese fremde Situation antwortete er zögernd: „Ich bin Kampfsportler.“ „Daher kommen also die ausgeprägten Muskeln“, stellte Hitomis Vater fest, während das Mädchen mit dem rosa Haar ins Wohnzimmer kam. „Gestern hat mich Ranma trainiert! Er ist der beste Kämpfer der ganzen Stadt!“ Wieder schoss ihm bei ihrer Lobeshymne die Röte ins Gesicht. Sie war so anders als Akane. Sie wollte keine Streitereien, stand für Gerechtigkeit ein und log nicht. Seine Verlob…, Akane war dagegen ganz anders. Herr Suzuki betrachtete aufmerksam den stattlichen Jungen und nickte plötzlich: „Wenn das stimmt, dann möchte ich gerne, dass du meine Tochter trainierst. In wenigen Wochen findet der Vorentscheid der japanischen Jugendmeisterschaft statt und schließlich erhoffen wir uns wieder einen Sieg.“ Plötzlich aber betrachtete er den Schüler: „Was ist mit dir? Möchtest du auch mitmachen? Wir können dich anmelden!“ Überrascht nahm Ranma das Angebot an. „Sehr gerne sogar!“ Endlich konnte er sich mit anderen Jungen in seinem Alter vergleichen. „Hitomi und ich werden hart trainieren“, versprach er entschlossen und blickte seine Klassenkameradin an, die ihm ein erleichtertes Lächeln schenkte. „Das ist doch schön“, lächelte Herr Suzuki, während Frau Suzuki nickte und mit ihrer älteren Tochter den Abwasch übernahm. Hitomi sah ihren Klassenkameraden an. „Wollen wir in mein Zimmer gehen?“ Schon stand sie auf und trat zur Wendeltreppe. Ranma folgte ihr mit einem flauen Gefühl im Magen. Schickte es sich denn, dass er auf ein Mädchenzimmer ging? Wobei er aber schon oft in Nabikis oder Akanes Zimmer saß. Wenig später betrat er ein Mädchenzimmer, das er so noch nie gesehen hatte. In einem Schrank an der Wand standen Pokale und hingen Medaillen und jede Menge Auszeichnungen. Das Bett war riesig und über und über mit Kissen belegt. Die Wände waren in einem hellen Blau gestrichen, aber die Farbe wirkte nicht kalt, sondern ließ das Zimmer gemütlich erscheinen. Der Schreibtisch stand vor dem Fenster, während ein großer Kleiderschrank die komplette freie Wand verdeckte. Dieses Zimmer gefiel ihm. Er trat auf die Vitrine zu und begutachtete die vielen Auszeichnungen. „Das habe ich alles gewonnen. Nachdem die Grundschulzeit vorbei war, kaufte mir mein Vater diese Vitrine.“ Ranma nickte zu und setzte sich wenig später auf den Stuhl am Schreibtisch. Hitomi hingegen nahm auf ihrem Bett platz. „Ich freue mich so. Ich verspreche dir eine gute Schülerin zu sein. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst.“ Ranma lächelte sie an und winkte schnell ab: „Das ist doch nicht der Rede wert!“ Hitomi aber beharrte auf ihre Danksagung. „Natürlich, nicht jeder nimmt sich die Zeit. Wir leben in einer viel zu egoistischen Zeit. Viele Menschen denken nur noch an sich.“ Sie wusste, was sie sagte und Ranma konnte ihre Worte nachvollziehen. Es stimmte, niemand sorgte sich mehr um seine Mitmenschen. Die Zeiten wurden immer schlimmer. Um vom Thema abzukommen durchbrach Hitomi die Stille mit ihrer glockenhellen Stimme. „Werden wir gleich morgen anfangen zu trainieren?“ Der Schwarzhaarige nickte ihr zu: „Ja, am Abend hol ich dich ab. Wir könnten in den Park joggen und dort mit kleineren Übungen starten.“ „Das klingt super“, begeisterte sich Hitomi und strahlte ihn an. Er sah ihr strahlendes Gesicht und lächelte ebenfalls. Er freute sich auf die gemeinsame Zeit mit dem, wie er sich eingestand, sehr attraktivem Mädchen. Zudem tat ein bisschen Ablenkung ganz gut und er hatte einen Grund Akane auszuweichen. Denn tief in seinem Inneren wusste er nicht, was er ihr sagen sollte oder wie er sich verhalten sollte. Sein Blick streifte die Uhr und erschrocken stellte er fest, dass es bereits auf Mitternacht zuging. „Ich werde jetzt nach Hause gehen. Wir sehen uns morgen früh.“ Hitomi begleitete ihn ins Erdgeschoss und zur Tür. Dort standen sie sich gegenüber, bis sie plötzlich einen Schritt vortat und ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange drückte. „Bis morgen“, hauchte sie ihm ins Ohr. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Mit einem letzten fast verlegenen Lächeln, drehte sich Ranma um und verließ das Grundstück. Das Abendessen bei den Tendos hatte er verpasst, so kroch er hungrig ins Bett. Den dritten Futon im Zimmer nahm er gar nicht mehr wahr. Viel zu müde legte er sich ins Bett und schlief sofort ein. Das letzte was er vor dem Einschlafen sah, war dieses unglaublich süße Lächeln von Hitomi. Kapitel 6: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Am nächsten Morgen stolperte Ranma überrascht über den dritten Futon. Hatten sie etwa Besuch? Wann war der denn angekommen? Er huschte ins Bad, bereitete sich für die Schule vor und ging ins Esszimmer. Dort blickte er auf eine große gesellige Runde. Nabiki und Kasumi verteilten das Frühstück. Genma und Soun saßen nebeneinander und erwarteten gespannt ihre Schüsseln. Akane saß auf ihrem Platz und lachte über die Gesichter ihrer Väter, bei denen man wirklich meinen konnte, sie würden auf Weihnachten warten. Und mit dem Rücken zu Ranma saßen Ukyo und Ryoga, die sich fröhlich unterhielten. „Guten Morgen“, begrüßte Ranma die gesellige Runde. Alle hielten inne und blickten ihn an. Doch schon lachten sie wieder und nahmen ihre Gespräche wieder auf. „Setz dich, mein Junge, dann können wir endlich anfangen“, drängte Genma seinen Sohn, der sich irritiert auf seinen Platz neben Akane setzte. Auch er erhielt von Kasumi ein Schälchen. Wieder mal blieb die morgendliche Streiterei aus. Überrascht, dass Genma seinem Sohn nichts vom Essen stibitzte, Akane sich angeregt mit Ukyo und Ryoga unterhielt, während Kasumi und Nabiki sich mit ihrem Vater Soun unterhielten, fühlte Ranma sich wie im falschen Film. Gemeinsam verließen Nabiki, Akane, Ukyo und Ranma nach dem seltsamen Frühstück das Haus. Der Junge ging wie immer auf dem Gartenzaun, während die Mädchen aufgeregt schwatzten. „Kuno wird dich bestimmt mit einer Rose begrüßen“, lachte Akane, froh darüber einen Verehrer weniger zu haben. „Das empfehle ich ihm nicht“, erwiderte Nabiki genervt. „Aber das ist doch Kunos Art“, erwiderte Ukyo irritiert. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Nabiki mit dem selbsternannten Blauen Donner der Furinkan Oberschule, Tatewaki Kuno, zusammen war. Aber genauso konnte sie es auch immer noch nicht glauben, dass Akane und Ranma die Verlobung gelöst hatten. Ranma schien in Gedanken versunken zu sein. Er war nur froh, dass er den grabschenden Oberschüler endlich los war. Genervt dachte er an die vielen Begegnungen mit Kuno, in denen Ranma selbst ein Mädchen war. Der Oberschüler verstand einfach nicht, dass das Mädchen mit dem roten Haar und Ranma ein und dieselbe Person waren. Aber das würde ja nun aufhören. Nie wieder würde Tatewaki Kuno bei Ranmas weiblicher Gestalt Hand anlegen. Da war er sich sicher. Immerhin konnte er mit Nabiki drohen, die ihm bestimmt gehörig die Leviten las. Er sprang vom Zaun, denn sie näherten sich der Kreuzung an der sie Hitomi trafen. Die Rosahaarige wartete schon und begrüßte die vier mit einem strahlenden Lächeln. Ranma warf Akane einen mürrischen Blick zu. Sie glaubte, er würde Hitomi lieben? Das konnte sie haben. Er begrüßte die Rosahaarige und ging mit seiner Mitschülerin voran, während die Mädchen ihnen langsam folgten. Während Akanes Gesichtsausdruck sich verfinsterte, beobachtete Nabiki ihren Fastschwager skeptisch. Nachdem ihre jüngere Schwester den ganzen Sonntag nicht mehr aus ihrem Zimmer kam und auch Ranma verschwunden war, wusste die mittlere Tendo, dass die beiden sich mal wieder gestritten hatten. Und sie vermutete, dass der Grund dieses Streits vor ihr her lief. Nun war sich auch Ukyo sicher, was Akane gemeint hatte. Aber konnte es wirklich sein, dass sich ihr längster Freund, den sie schon aus Kindertagen kannte, in Hitomi verliebte? Eigentlich hatte die Braunhaarige immer geglaubt, dass sein Herz Akane gehörte. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte. Sie selbst wollte das nie wahrhaben, redete sich ein, dass er Akane nicht lieben könnte und kämpfte oft gegen die anderen Verlobten. Dennoch beschützte er die Blauhaarige immer und immer wieder und rettete sie aus gefährlichen Situationen. Der Eindruck entstand einfach, dass sein Herz bereits Akane gehörte, aber Hitomi? Akane ermahnte sich zur Ruhe. Sie musste lernen damit umzugehen. Er liebte sie nicht. Sie liebte ihn nicht. In beiderseitigem Einverständnis hatten sie die Verlobung gelöst. Nur so konnte jeder von ihnen glücklich werden. Ranma bekam von den verschiedensten Gefühlsregungen hinter sich nichts mit. Er unterhielt sich prächtig mit Hitomi, die ihm immer wieder von der Seite kecke Blicke zuwarf. Das Schulgebäude erstreckte sich vor ihnen und am Schultor erwartete sie auch schon Tatewaki Kuno. Ranma blieb grinsend stehen. Daraufhin verharrte auch Hitomi an Ort und Stelle, während Nabiki mit Akane und Ukyo langsam aufschloss. „Showtime“, grinste der dunkelhaarige Junge und überließ Nabiki den Vortritt. Die anderen vier folgten ihr in angemessenen Abstand. „Guten Morgen“, begrüßte Kuno seine Freundin, und lächelte auch den Rest an. Schon beugte er sich zu Nabiki hinab und küsste sie sanft auf die Wange. Sie zwinkerte ihrer Schwester zu und ging zusammen mit ihrem Freund ins Klassenzimmer. Keine Rose… Damit war das Thema abgehakt und Kuno würde länger leben. Auch die Jüngeren betraten den Schulhof. Wenige Minuten später standen sie in der Klasse. Akane, Hitomi und Ranma setzten sich auf ihre Plätze. Ukyo erhielt nicht mal annähernd die Chance, denn kaum entdeckten die Mitschüler die Braunhaarige, war sie auch sofort von sämtlichen Schülern umringt. Jeder wollte wissen, was passiert war, denn sie alle hatten die Nachrichten gesehen. Überrascht, dass um Ukyo so ein Rummel herrschte, sah Ranma auf. Irritiert verfolgte er das Geschehen. Hatte er etwas verpasst? Die Braunhaarige versuchte sich aus der Menschentraube zu lösen, doch keiner der Schüler gab den Weg frei. Somit musste sie die Fragen über sich ergehen lassen und antwortete mit kurzen und knappen Antworten. Solange, bis endlich der Lehrer das Zimmer betrat. Ranma suchte Ukyos Blick, aber sie wich ihm geschickt aus. In der Mittagspause sprang der Dunkelhaarige sofort auf und stand in wenigen Sekunden vor Ukyo. Die restlichen Klassenkameraden verließen das Klassenzimmer und anschließend auch das Schulgebäude. Die beiden waren die Letzten. „Was ist passiert? Was wollten die anderen von dir?“ Überrascht blickte sie ihn an. Wusste er es wirklich nicht? Hatte er nichts mitbekommen? „Nun ja“, begann sie zögernd. „Gestern wurde mein Laden überfallen. Die Täter konnten zum Glück geschnappt werden und niemand ist verletzt worden. Nur Ryoga hat einen Streifschuss abbekommen, ist aber nichts Ernstes“, erklärte sie und beruhigte sogleich. Ranmas Gesichtsausdruck drückte mehr Besorgnis aus, als sie erwartet hätte. „Nachdem die Reporter mein Restaurant und somit auch meine Wohnung belagerten, konnte ich nicht nach Hause. Deswegen haben wir gestern bei euch übernachtet.“ Ranma starrte sie wie versteinert an. Doch dann brach aus ihm die Wut, dass er nicht für sie da war, und die Besorgnis, das Ryoga verletzt wurde, heraus. Härter als gewollt fuhr er sie an: „Und so etwas Wichtiges verschweigst du mir?!“ Schon schlug er seine Handflächen auf den Tisch und stütze sich ab. Es reichte Ukyo. Das Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Sie sprang ebenfalls auf, schlug ihre Handflächen ebenso auf die Tischplatte und beugte sich bitterböse funkelnd ein wenig vor. „Du hast mir auch eine wichtige Tatsache verschwiegen!“ „Ich?!“ Ranma erwiderte ihren Blick empört, doch schon schnappte er nach Luft. „Was soll ich dir für eine wichtige Tatsache verschwiegen haben?!“ Überrascht, dass er nicht mal merkte, wie schlecht er über Akane sprach, verharrte sie stumm. Sie spürte unendliche Traurigkeit in sich. Nur gut, dass die Freundin schon mit den Klassenkameradinnen auf dem Schulhof war und seine Worte nicht hören konnte. „Eure Trennung“, flüsterte Ukyo traurig. Akane wirkte so verzweifelt und es hatte Ukyo alle Mühe gekostet ihre Freundin wieder aufzubauen, ihr sogar Mut zuzusprechen, dass es bestimmt wieder gut zwischen den beiden werden würde. Ranma erstarrte. Woher wusste sie davon? Er wollte nicht, dass es jemand erfuhr, denn sonst wäre alles vorbei. So bestand noch eine Chance sie als Verlobte zurück zu gewinnen. Auch wenn diese Möglichkeit nur minimal war, er wollte sie nutzen. Er mochte sie doch und er konnte sich ein Leben ohne seinen Trampel nicht vorstellen. „Das…“, begann er zu stottern, doch Ukyo unterbrach ihn wütend. „So ist das also, ja?! Akane bedeutet dir überhaupt nichts. Dass du ihre Gefühle verletzt, dass du sie einfach so abservierst“, redete sie sich in rage. Diesmal unterbrach Ranma sie. „Moment mal, das stimmt nicht“, erwiderte er, aber nicht überzeugend. „Sie war es, die die Verlobung aufheben wollte.“ „Und du hast ihr einfach so zugestimmt“, fauchte Ukyo. „Wieso kämpfst du nicht um sie?“ Ranma wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte um sie kämpfen. Er wollte sie zurückgewinnen, aber dazu brauchte er erstmal einen Plan und den hatte er noch nicht. Er wusste zu gut, dass er sie nicht mit Worten zurückholen konnte und mit Beleidigungen vergraulte er sie erst recht. Es musste etwas viel besseres sein, nur was? „Hitomi ist der Grund, oder?“ Wieder starrte er Ukyo mit großen Augen an. Was sollte er ihr denn sagen? Das Akane sich da etwas einbildete? Er mochte Hitomi, fühlte sich in ihrer Anwesenheit wohl und konnte so sein, wie er war. Zudem kribbelte es in seinem Körper, wenn sie ihm näher kam und ihn küsste. Auch wenn es nur auf die Wange war, fragte er sich heimlich, wie es wäre sie auf die Lippen zu küssen. Mit einem Schlag lief Ranma knallrot an. Was dachte er denn da?! „Ich hab es mir gedacht. So wie du sie heute morgen angesehen hast…“, sie lächelte und senkte ihren Kopf. „Ich heiße es zwar nicht gut, wie du Akane behandelst, aber ich will der wahren Liebe nicht im Weg stehen.“ Unbemerkt von beiden entfernte sich Hitomi wieder. Sie wollte auf Ranma warten und belauschte dabei die beiden in ihrem Gespräch. Es freute sie, dass die Verlobung von Akane und Ranma gelöst wurde. Das hieße er wäre wieder zu haben. Aber was bedeutete, sie, Hitomi, sei der Grund. Etwa für die Trennung? Konnte es sein, dass er ihre Gefühle erwiderte? Sie verstand sich mit ihm, mochte ihn und fand ihn sehr attraktiv. Er war lustig, verständnisvoll und Hitomi konnte sich keinen besseren Freund vorstellen. Ranma und Ukyo näherten sich der Tür. Schnell eilte Hitomi auf den Schulhof und ging zu ein paar Mädchen aus ihrer Klasse. Dort verbreitete sie, was sie gehört hatte. In Windeseile sprach sich die Neuigkeit durch die ganze Schule. Akane saß mit ihren Freundinnen auf einer Bank im Schulhof und erzählte von ihrem Wochenende. Nur über die Lösung der Verlobung und Ukyo redete sie nicht. Ranma betrat mit Ukyo den Schulhof und fühlte sich beobachtet. Fast jeder Junge beobachtete Saotome und versuchte für sich herauszufinden, ob das eben gehörte erfunden war oder der Wahrheit entsprach. Ranma ging zu seinen Kumpels, während Ukyo zu ihren Freundinnen ging. Im Laufe des Nachmittages bestätigten die gewonnenen Eindrücke das neueste Gerücht. Kein Blickwechsel, kein Wortwechsel. Akane Tendo und Ranma Saotome verhielten sich wie Fremde. Man konnte meinen, sie kannten sich nicht, hatten sich nie zuvor kennen gelernt und waren auch niemals miteinander verlobt gewesen. Selbst zu Akanes Freundinnen drang das neueste Gerücht vor und auch sie beobachteten das Verhalten. Es bestätigte sich zunehmend. Aber Akane zu der Wahrheit drängen, wollten die Mädchen auch nicht, zumal sie auch einen Heidenrespekt vor Ukyo hatten, die seit neuestem immer dabei war. Ukyo und Akane verband eine tiefe Freundschaft. Sie tauschten Geheimnisse aus und wussten, dass sie beim anderen sicher waren. Niemals hätte jemand angenommen, dass aus den beiden Mädchen mal so gute Freundinnen würden. Nach der Schule ging jeder seinen eigenen Weg. Nabiki strebte mit Tatewaki die Stadt an um dort ein wenig Zeit zu verbringen. Sie wollte ihn unter keinen Umständen in den nächsten Wochen zu Hause vorstellen. Zu groß war die Befürchtung gleich Zwangsverlobt zu werden. Akane und Ukyo gingen zum Okonomiyaki Restaurant. Yuri und Motoki erwarteten sie vor der Tür. Sie hatten die Erlaubnis es wieder zu betreten und gemeinsam begannen sie das entstandene Chaos, welches die Spurensicherung hinterlassen hatte, aufzuräumen. Hitomi und Ranma gingen gemeinsam nach Hause. In einer Stunde wollten sie sich wieder treffen um zu trainieren. Tatewaki und Nabiki strebten das ‚Cat-Cafe’ an, ergatterten einen Tisch für zwei Personen am Fenster und bestellten bei Mousse. Als dieser hinter die Theke verschwand, betrachtete Kuno seine Freundin aufmerksam, wie auch besorgt. Überrascht erwiderte sie seinen Blick, wusste nicht so ganz was sie davon halten sollte. „Ist etwas, Schatz?“ Bei dieser Frage legte sie besorgt eine Hand auf die seine und streichelte ihn zärtlich. „Ich muss die ganze Zeit an deine Schwester denken“, begann Kuno etwas ungeschickt, denn Nabikis liebenswürdiger Blick, verwandelte sich schlagartig in einen empörten. Ehe sie sich aber in etwas hineinsteigern konnte, ergänzte er schnell: „Arme Akane, dass die Verlobung gelöst wird, hätte wohl niemand für möglich gehalten.“ „Die Verlobung gelöst?“, hakte Nabiki skeptisch nach. „Wer hat sie gelöst? Wann? Wer sagt das?“ „In der Schule wird über nichts anderes mehr geredet. Soweit ich das verstanden habe, ging das ganze von Ranma aus“, erklärte Tatewaki seinen Stand der Dinge. Ob Ranma der Schuldige war wusste er nicht, denn durch die Weitererzählung von Gerüchten wurden Tatsachen verdreht. Das passierte nun mal. Jeder verstand etwas anderes und gab seinen Bericht wieder weiter. Nabiki sah durch Kuno hindurch. Die gehörten Informationen mussten erst ausgewertet werden um daraufhin kommentiert zu werden. Ranma hatte also die Verlobung mit Akane gelöst? Das erklärte zumindest, warum er den ganzen gestrigen Tag über unterwegs war und sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte. Es konnte nur Sonntag passiert sein, denn Akane hatte sich wie wild in ihr Training gestürzt. Ranma bestand darauf ihr das Frühstück zu bringen und danach gingen sie getrennte Wege. Hätte Kasumi sie doch bloß nicht ins Haus gezerrt, dann wäre es bestimmt zu verhindern gewesen. Warum löste er die Verlobung? Nabiki lehnte sich in ihren Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Hitomi mischte sich in den Streit am Samstagabend ein und mit Hitomi ging er heute morgen fröhlich ratschend in die Schule. Natürlich, der einzige Grund konnte nur Hitomi sein. Dieses Mädchen brachte nichts als Ärger. Sie verdrehte Ranma den Kopf und jetzt wo die Verlobung gelöst wurde, stand ihr niemand mehr im Weg. „Rosa Gift!“, fauchte Nabiki plötzlich. Tatewaki, der sie die ganze Zeit über angesehen hatte, ja, sie sogar mehrmals versuchte hatte anzusprechen, stutzte. „Wie bitte?“ „Dieses rosa Gift ist Schuld“, erklärte Nabiki sauer. „Seit sie hier ist, macht sie Ranma schöne Augen. Kein Wunder, dass er sie meiner Schwester vorzieht. Akane sagt nicht zu allem „Ja“ und „Amen“. Er findet es toll bewundert zu werden und begehrt zu sein. Hitomi hat ihm den Kopf verdreht!“ Überrascht sah Kuno seine scharfsinnige Freundin an. Er kannte zwar Hitomi nicht, aber an diesem Morgen war ein rosahaariges Mädchen neben Ranma gegangen. Vielleicht war sie ja diese Hitomi. Mousse servierte ihnen den bestellten Kaffee. Nabiki und Tatewaki schlürften die braune Flüssigkeit, während sich die mittlere Tendo schon die schlimmsten Foltermethoden für Ranma überlegte. Seit geraumer Zeit trainierte Ranma mit Hitomi verschiedene Abwehrtechniken. Selbst wenn sie ihre Deckung hielt, stellte der Dunkelhaarige dennoch fehlerhaftes Verhalten fest. Zuerst mussten sie ihre antrainierten Fehler ausbügeln, bevor sie sich neuen Kampfübungen widmen konnten. Die Rosahaarige war ein angenehmer Trainingspartner. Sie hörte aufs Wort, versuchte das Gelernte umzusetzen und beschwerte sich nicht ein einziges Mal, dass sie noch keine Pause hatte, dass sie nicht mehr konnte oder dass Ranma zu streng mit ihr war. Insgeheim verglich er Hitomi mit Akane. Es gab so viele Unterschiede zwischen den Mädchen. Hitomi war zierlich, sehr hübsch, freundlich, nicht gewalttätig, harmoniebedürftig, ehrgeizig, sexy… Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz warm. Schnell lenkte er seine Gedanken zu Akanes Vorzügen. Er überlegte angestrengt. Akane konnte auch freundlich sein und hilfsbereit und liebenswürdig, aber alles nicht zu ihm. Sie war ein Dickkopf und streitsüchtig. Plötzlich erinnerte er sich an die Situation im Flur. So knapp bekleidet, sah sie auch richtig sexy aus. Und der Anblick im Badezimmer zeigte ihm, dass sie nicht flach wie ein Brett war, sondern sogar eine schöne Oberweite besaß. Akane… „Ranma? Ranma!“, zog Hitomi seine Aufmerksamkeit wieder in die Realität. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ Der Junge lächelte verlegen. Das wollte sie nicht wissen. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ich möchte einen Übungskampf“, bat sie ihn und Ranma nickte. „Ich nehme aber keine Rücksicht auf dich.“ „Das möchte ich auch so“, grinste sie spitzbübisch und stellte sich ihm gegenüber. Beide stürzten sich in einen Kampf und dieses Mal tat sich Ranma schon ein klein wenig schwerer sie zu besiegen. Shampoo radelte durch den Park. Der Nachmittag wurde zum Abend. Die Sonne strahlte noch schön warm und viele Menschen genossen die letzten Stunden des Tages bevor die Nacht hereinbrach. So auch Shampoo. Sie liebte die Wärme, freute sich über die Sonnenstrahlen und genoss es den erfrischenden Wind um ihre Nase zu spüren. Es herrschte eine sinnliche Ruhe. Wunderbar zum Entspannen. Bis Kampfschreie erklangen. Aufmerksam blieb sie stehen und sah sich um. Nicht weit von sich entfernt, entdeckte die Lilahaarige ihren Verlobten im Kampf gegen ein Mädchen. Überrascht blinzelte sie, doch dieses ungewöhnliche Bild blieb. Mit einem Mal riss sie ihre Augen auf. Besorgt sah sie, wie Ranma dem Mädchen auswich. Und schon breitete sich unbändige Wut in der Chinesin aus. Wie konnte es ein Mädchen wagen ihren Airen anzugreifen?! Shampoo sprang von ihrem Fahrrad ab, ließ es wieder achtlos umfallen und trat mit vor Wut geballten Fäusten zielstrebig auf den Kampf zu. Weder Ranma bemerkte das sich nähernde Unheil, noch Hitomi ahnte etwas. Sie waren so in ihren Kampf vertieft, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen. Die Rosahaarige schlug mit ihrer Faust, doch plötzlich fühlte sie eine kleine Handfläche in die sie schlug. Blitzschnell schob sich Shampoo zwischen Ranma und dem Mädchen und fing den Schlag gekonnt ab. Wütend funkelte die Lilahaarige die Rosahaarige an. Erschrocken wich Hitomi zurück und betrachtete das kleinere Mädchen. „Wer bist du denn?“ Ranma stellte sich neben Shampoo und stemmte seine Arme in die Hüfte: „Shampoo, was machst du hier?“ „Airen“, erwiderte die Chinesin ernst. „Ich dir helfen gegen dieses Mädchen!“ „Shampoo, das verstehst du falsch“, erwiderte Ranma und stellte sich schnell zwischen die Mädchen. „Das ist Hitomi, meine Mitschülerin. Ich trainiere mit ihr!“ Die Amazone blickte ihn ungläubig an, doch dann verfinsterte sich ihr Gesicht wieder. „Warum du trainieren Mädchen?“ Bevor Ranma antworten konnte, erklärte Hitomi: „Wir trainieren für den Vorentscheid der japanischen Jugendmeisterschaft in Kampfkunst.“ Shampoo blickte wieder das Mädchen mit dem rosa Haar an. Sie wusste nicht die gesagten Worte einzuordnen. Nach einer Weile der Stille nickte die Lilahaarige zu und warf sich prompt um Ranmas Hals. „Airen“, maunzte sie wieder. Der Dunkelhaarige versuchte sich aus diesem Klammergriff zu retten, doch Shampoo verfestigte ihn noch ein wenig. Mit großen Augen verfolgte Hitomi die plötzliche Reaktion und wusste nicht was sie davon halten soll. „Airen?“, wiederholte sie für sich. Ranma, der sich von Shampoo zu lösen versuchte, nickte ihr zu: „Ja, das ist chinesisch und bedeutet Ehemann.“ Ihre blauen Augen wurden noch größer. „Soll das heißen, du bist verheiratet?“ Überrascht hielt nun auch Shampoo inne. Sie löste sich etwas von ihrem Geliebten und betrachtete ihn skeptisch. Wann hatten Akane und Ranma geheiratet? Ranma, der sich sofort auf die Lockerung seitens Shampoo von seiner Verlobten löste, schüttelte seinen Kopf. Plötzlich lächelte er die Lilahaarige mit einem unwiderstehlichen Lächeln an. „Shampoo, ich habe jetzt leider keine Zeit für dich. Hitomi und ich müssen noch trainieren. Aber wir sehen uns bald wieder.“ Mit großen Augen erwiderte Shampoo skeptisch: „Wirklich, Airen?“ „Ich verspreche es, aber nur wenn du uns jetzt trainieren lässt“, wiederholte Ranma energisch. Ein erneuter skeptischer Blick traf die Rosahaarige, doch schon wand sich Shampoo um und ging zu ihrem Fahrrad. Nachdem sie davon fuhr, ließ sich Ranma erleichtert ins Gras fallen. Neugierig setzte sich nun auch Hitomi dazu. „Shampoo hab ich auf unserer Trainingsreise nach China kennengelernt. Ich forderte sie zum Kampf heraus und besiegte sie. Mein Vater und ich kannten die Folgen nicht, denn plötzlich küsste sie mich. Jemand hat uns dann erklärt, dass dieser Kuss uns ewig aneinander bindet. Sie muss mich heiraten und sie hat sich anscheinend auch in mich verliebt“, erzählte er. „Aber wir sind doch hier in Japan“, stellte Hitomi fest. „Zählen die chinesischen Regeln auch in Japan?“ „Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall werde ich sie nicht mehr los.“ Ranma sah betrübt auf den großen blauen See, der sich vor ihnen erstreckte. Er glitzerte im Abendrot und der leicht aufkommende Wind, fegte über das Wasser und löste kleine Wellen aus. Er liebte diese Stelle im Park. Hier war es ruhig, hier konnte man entspannen. Am Vortag war er hier mit seinen Kumpels gesessen, um sich von seinen düsteren und verwirrenden Gedanken abzulenken. „Und wie kam deine Verlobung mit Ukyo zu stande?“ Hitomi blickte ihn aufmerksam an. Ranma überlegte kurz. „Wir kennen uns seit unserer Kindheit und damals fand mein Vater, dass wir später mal heiraten könnten. Obwohl ich immer in ihr eine Freundin sah, hat sie sich wohl auch in mich verliebt.“ „Ich verstehe nicht, wieso dein Vater dich mit so vielen Mädchen verlobt. Du solltest eine Frau heiraten, die du liebst“, erklärte sie überzeugt. Ranma nickte ihr zu und lächelte sie an. „Ja, derselben Meinung bin ich auch. Aber ich kann nichts dagegen machen.“ Er blickte wieder auf den See. Eine ganze Weile saßen sie nebeneinander und betrachteten das Wasser. Hitomi haderte mit sich, ob sie sich an ihn lehnen sollte, entschied sich jedoch erstmal dagegen. Sie spürte ihr Herz stark in ihrer Brust klopfen, als plötzlich Ranma aufstand und ihr die Hand reichte. „Lass uns heimgehen.“ Schon zog er die zierliche Hitomi auf die Füße. Nebeneiander schlenderten sie nach Hause, jeder von ihnen in seine Gedanken versunken. Vor Hitomis Elternhaus blieben sie stehen. Sie lächelte ihn erneut an, drückte ihm wie die letzten Abende einen Kuss auf die Wange und verschwand ins Haus. Allmählich müsste Ranma sich an diese Verabschiedung gewöhnt haben, dennoch trieb es ihm jedes Mal die Röte ins Gesicht, während sein Herz zu rasen begann. Langsam trat auch er den Heimweg an. Gemeinsam räumten sie den Laden auf, putzten den Boden, die Tische, die Theke und die Küche. Danach kochten sie zu viert ein leckeres Abendessen für sich, wobei Motoki Akane viele Tricks zeigte, die ein Koch so anwendete. Als alle zu Abend aßen, staunte die Blauhaarige nicht schlecht. So langsam lernte sie das Kochen und sie würde es Ranma schon bald heimzahlen können. Schwatzend saßen sie in Ukyos Restaurant, als plötzlich jemand an die Tür klopfte. Überrascht erkannte die Chefin eine bekannte Gestalt und ließ sie eintreten. „Ryoga“, hauchte sie mit einer zarten Röte auf der Wange. „Hallo Ukyo“, lächelte er zurück, nicht minder verlegen. Sie bot ihm an sich zu ihnen zu setzen und Ryoga tat wie ihm geheißen wurde. Auch er bekam einen gefüllten Teller und ließ sich das Essen schmecken. Nach und nach löste sich die Runde. Motoki und Yuri würden morgen den Laden wieder öffnen, Ukyo und Akane wollten nach der Schule dazustoßen. Motoki stand auf, verabschiedete sich und ging. Yuri verschwand auch wenig später. Als Akane aufstand um zu gehen, blickte sie Royga an. „Kommst du mit?“ Leicht rot werdend schüttelte er seinen Kopf. „Ich wollte noch etwas mit Ukyo besprechen!“ Überrascht, wie auch irritiert wanderte Akanes Blick von Ukyo zu Ryoga. Doch dann plötzlich lächelte sie und verschwand ebenfalls. Jetzt waren sie allein. Ukyo sah ihn an, ihre Wangen immer noch leicht gerötet. Ihr Herz klopfte stark in ihrer Brust. „Du hast hergefunden?“ „Ja“, lächelte er scheu. „Auf Anhieb sogar.“ Ukyo begann den Tisch abzuräumen. Ryoga half ihr dabei alles in die Küche zu tragen. Kaum war die Spülmaschine eingeräumt und angeschaltet, spürte Ukyo wie zwei Arme sich von hinten um sie schlangen. Ryoga trat ganz nah zu ihr, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und hauchte leise: „Ich… ich… lie… ich hab mich in dich verliebt, Ukyo!“ Die Röte wechselte in ein dunkles Rot. Ihr Herz raste schneller. Sie drehte sich in seiner Umarmung, stand nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. „Ich hab mich auch verliebt“, hauchte sie, ehe sie sich seinem Gesicht näherte. Ryoga kam ihr entgegen und schon trafen sich ihre Lippen. Mehr und mehr wurde ein Spiel daraus und als sich ihre Zungen fanden entstand ein heißes Gerangel. Ranma betrat das Wohnzimmer, doch kaum stand er darin, flog er im hohen Bogen auch schon wieder in den Garten. Ein wutschnaubender Genma Saotome trat heraus. Soun Tendo weinte, während Kasumi mit gesenktem Kopf am Tisch saß und ins Leere starrte. Nabiki war die einzige die das Geschehen verfolgte. „Du undankbares Stück“, fauchte Genma. Er war noch nie so sauer gewesen. Ranma hatte es übertrieben; Gewaltig übertrieben. Der Schwarzhaarige richtete sich wieder auf und stellte sich in Kampfstellung. „Was hab ich nun schon wieder getan?!“, knurrte er wütend zurück. „Das fragst du mich? Du weißt doch genau, was du getan hast!“ Schon griff Genma an und er schenkte seinem Sohn nichts. Ranma wich seinem aggressiven Vater aus, dennoch kassierte er einige harte Schläge. Bis er eine Möglichkeit sah, das Spiel umzudrehen. „Nein, weiß ich nicht!“ Nun griff Ranma an, doch sein Vater konnte ihm geschickt ausweichen. Nicht einen Treffer kassierte Genma Saotome. Im Handumdrehen griff Genma seinen Sohn wieder an und erwischte ihn mit seinem Fuß, dass der Kampfsportler durch den Garten flog. Wütend stapfte er auf den Bengel zu. „Du willst mir als erzählen, dass du nichts mit der Trennung zu tun hast?!“ Ranma richtete sich etwas auf und blickte seinen Vater überrascht an. Es sollte doch niemand wissen. Ob Ukyo getrascht hatte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Akane? Nein, das würde sie nicht tun. Aber wer hatte es denn dann seinem Vater erzählt? „Woher weißt du das?“ Keine Bestätigung, kein Dementieren. Eine schlichte und ganz einfache Gegenfrage. Eine dreiste Frage über die sich Genma Saotome noch mehr aufregte, wie über die Nachricht als solche. „Woher ich das weiß? Frag mal Nabiki. Sie hat uns das gesagt“, fauchte der Vater. „Du bringst das mit dir und Akane wieder in Ordnung.“ Akane betrat den Hof. Als sie Vater und Sohn im Streit entdeckte, blieb sie überrascht stehen. Genmas wütende Fratze änderte sich schlagartig in ein fröhliches Gesicht und lächelte sie freundlich an. „Hallo Akane!“ „Guten Abend, Herr Saotome“, begrüßte sie ihn unsicher. Doch schon blickte sie zu dem am Boden sitzenden Jungen. Direkt in Ranmas blaue Augen. Diese blauen Augen, die ihr so wehtaten. „Hallo Ranma“, fügte sie leise hinzu und ging zum Haus. Mit einem „Hab schon gegessen“ verschwand sie auch kurz darauf in ihr Zimmer. Ranma war wie erstarrt. Sein Körper spielte wieder verrückt. Ein kurzer Blick in ihr wunderschönes Gesicht reichte vollkommen aus um ihn komplett in ein Gefühlschaos zu stürzen. Genma packte seinen Sohn am Kragen und riss ihn vom Boden weg in die Luft. Wütend funkelte er ihn an. „Du gehst sofort zu Akane und entschuldigst dich bei ihr.“ „Das bringt nichts“, widersprach Ranma. „Sie würde mir nicht mal zuhören.“ Bitterböse warf Genma den Jungen in den Gartenteich. Danach ballte er die Hände zu Fäusten um nicht auf das kurz darauf auftauchende Mädchen los zu gehen. „Womit hab ich nur solch einen undankbaren Sohn verdient!?!“ Mit diesen Worten stapfte er davon. Wenig später fanden sich Soun Tendo und Genma Saotome in einer Runde Shogi wieder. Es sollte beide Väter von ihrem Kummer ablenken. Ranma kletterte ebenso wütend aus dem Gartenteich heraus und stapfte ins Wohnhaus. Dort stellte er sich triefend nass vor die Schwestern und funkelte Nabiki wütend an. „Was fällt dir ein zu behaupten, dass Akane und ich uns getrennt haben?!“ Die Braunhaarige verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Was mir einfällt? Die ganze Schule redet über nichts anderes mehr!“ Diese Erkenntnis traf Ranma wie ein Schlag. Plötzlich stand Nabiki auf und funkelte den weiblichen Ranma wütend an: „Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob du Akane heiratest. Aber es ist mir nicht egal, dass du meine Schwester so hintergehst.“ „Ich hintergehe sie nicht“, fauchte Ranma mit seiner weiblichen Stimme sauer, doch Nabiki widersprach sofort: „Seit Hitomi in der Stadt ist, ignorierst du Akane!“ Kasumi stand auch auf. Beruhigend legte sie eine Hand auf Nabikis Schulter. „Hör auf mit den Vorwürfen. Beide haben ein Recht darauf glücklich zu werden. Und gemeinsam schaffen sie das anscheinend nicht.“ Ranma sah direkt in Kasumis Gesicht, das ihm klar und deutlich Resignation zeigte, und mit einem Mal fühlte er sich wie das letzte Stück Dreck. Ihn überkam das schlechte Gewissen. Er mochte Akane, aber Hitomi mochte er auch und er verstand sich auch besser mit Hitomi. Er wusste nicht mehr was er denken sollte. Er trat mit hängendem Kopf an den Schwestern vorbei und verschwand ins Badezimmer. Dort duschte er sich, ehe er in sein Zimmer verschwand. Am nächsten Morgen verließen die Jugendlichen das Tendo-Anwesen. Kaum betraten Nabiki, Akane und Ranma den Gehsteig, trafen sie Tatewaki Kuno. Dieser wollte seine Freundin überraschen und wartete bereits seit einer viertel Stunde vor der Türe. Mit einem Wink begrüßte er die beiden Jüngeren, ehe er sich seiner Freundin widmete. Er küsste sie sanft auf die Wange, doch blitzschnell riss sie ihren Kopf herum und suchte mit ihren Lippen nach seinen. Verlegen senkte Akane ihren Kopf und ging voraus. Ranma, der die beiden erst interessiert beobachtete, riss sich zusammen und folgte Akane langsam. Schweigend gingen die beiden zur Schule. Nabiki und Kuno folgten den Jüngern nach einer Weile. Ununterbrochen turtelten sie miteinander. Unterwegs trafen sie Hitomi wie jeden Tag an der Kreuzung. Sie begrüßte Ranma mit einem strahlenden Lächeln und einem kecken Augenzwinkern. Akane bekam nur ein kurzes ‚hallo’ zu hören. Nach dem Fußmarsch erreichten die Schüler das Schultor. Überrascht blieb Akane stehen. Ranma mit Hitomi und Nabiki mit Tatewaki konnten aufholen und blieben ebenso überrascht stehen. Das Bild, welches sich ihnen bot, erschreckte sie ein wenig. Die Jungs der gesamten Schule hatten sich im Schulhof aufgestellt und schienen auf jemanden zu warten. Ein Deja-vu, schoss Akane zuerst durch den Kopf. Seit Ranma mit Akane zusammen zur Schule ging, hatte sie keiner der Jungs mehr angegriffen um sie im Kampf zu besiegen, nur weil sie mit ihr ausgehen wollten. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Das war vorbei. Niemand wollte mehr mit ihr ausgehen. Diese Zeit hatte sie endlich überstanden. Sie ging los und betrat den Schulhof. Plötzlich kam Bewegung in die Masse. Ein Junge rannte zu ihr, griff sie mit einem Tennisschläger an und schrie ihren Namen. Instinktiv wich sie aus und schlug ihn mit der Handfläche in den Nacken. Der Junge fiel hin und blieb liegen. Schon kam der Nächste. Immer wieder riefen die Jungen der verschiedenen Klassen Akanes Namen und stürmten auf das Mädchen zu. Jeder versuchte sie zu besiegen. Akane wurde sauer. Und wieder hatte sie sämtliche Dates und Verehrer am Hals. Dennoch wich sie geschickt immer und immer wieder aus. Nach einer Weile lag der letzte Junge am Boden. Die Blauhaarige stand schwer atmend vor der Eingangstür mit dem Rücken zu Ranma, Hitomi, Nabiki und Kuno. Alle vier starrten überrascht, wie auch entsetzt auf das Chaos vor sich. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten. „Geht das jetzt schon wieder los?!“ Einer der Jungs erhob sich langsam. Er kniete auf allen vieren. „Nun ja, Akane Tendo“, stotterte er etwas unbeholfen. Schon drehte sich die Kurzhaarige zu ihm um und fixierte ihn wütend. „Nun ja, was?!“ „Die Verlobung ist gelöst. Jeder von uns hat wieder die Chance dich im Kampf zu besiegen um mit dir auszugehen“, gestand er leise. Ein anderer erhob sich wieder. Sein Grinsen schien siegessicher. „Und glaub uns, einer von uns wird es noch schaffen!“ Akane starrte erschrocken auf den sich langsam aufrappelnden Jungenhaufen. Nabiki verfolgte das Geschehen gebannt. Plötzlich blickte sie zu ihrem Freund auf. „Hast du das wieder angezettelt?“ Kuno schüttelte entsetzt den Kopf. „Damit hab ich nichts zu tun. Es liegt wahrscheinlich wirklich daran, dass die offizielle Trennung von Saotome und Akane den Jungs neue Hoffnung gibt! Sie nehmen den Wettbewerb sehr ernst und auch wenn sich jeder einzelne im letzten Jahr zurückhielt, Akane ist trotzdem noch das begehrteste Mädchen der Schule.“ Ranma verfolgte das Theater mit einem versteinerten Blick, während Hitomi überrascht das Szenario betrachtete und Kunos Worte vernahm. Für die Rosahaarige klang es so unwirklich, dass ein unscheinbares Mädchen so beliebt war. Nach und nach ging jeder in sein Klassenzimmer. Der Unterricht verlief ruhig und ohne Auffälligkeiten. Shampoo verließ das ‚Cat-Cafe’. In ihren Händen trug sie mehrere Tüten, die sie in den Fahrradkörben am Lenker, wie auch auf dem Gepäckträger verstaute. Sie sperrte das Dienstfahrrad auf und fuhr langsam los. Ihre Großmutter bat sie das bestellte Essen bei einem Kunden abzuliefern. Fröhlich summend radelte das lilahaarige Mädchen durch die Stadt. Vor einem großen Hochhauskomplex hielt sie an. Überwältigt blickte sie die vielen Etagen des Wolkenkratzers hinauf, aber ein Ende konnte sie von ihrer jetztigen Standposition nicht sehen. Sie sperrte ihr Fahrrad ab, schnappte sich die vielen Tüten und trat über eine große mehrstufige Treppe hinauf zur großen verglasten Eingangstür. Kaum stand sie in der mehrstöckigen Eingangshalle, stockte auch ihr Atem. Unfassbar, wie groß und überwältigend das aussah. Shampoo belieferte mehrere Firmen, aber diese war ein ganz neuer Kunde. Vor ihr erstreckte sich eine breite Treppe. Links an der Wand erkannte die Lilahaarige vier Aufzüge. Rechts von sich fand sie die große Empfangstheke. Dorthin ging sie zuerst. „Cat-Cafe-Lieferservice“, begüßte sie fröhlich und hielt wie zum Beweis die Tüten hoch. „Das ist schön“, begrüßte eine Angestellte zurück, während die Kollegin abtauchte und wenig später wieder aufstand. „Hier ist das Geld! Vielen Dank für die schnelle Lieferung!“ „Gerne“, bedankte sich Shampoo und verließ die Firma. Sie schloss ihr Fahrrad auf und radelte zurück zum Cat-Cafe. Gerade als sie um die letzte Straßenecke bog, achtete sie nicht auf die Umgebung und stieß prompt mit ihrem Fahrrad in ein anderes. Die Räder verkanteten sich, während beide Fahrer den Abflug machten. Hart schlugen sie auf dem Boden auf. Die Räder fielen um und krachten scheppernd auf dem Boden. Es dauerte ein wenig bis Shampoo ihre Augen öffnete. Alles tat ihr weh. Langsam versuchte sie sich zu orientieren.. Sie wollte sich aufrichten, als sie plötzlich Hände spürte, die ihr aufhalfen. „Ist dir etwas passiert?“ Sie blickte auf. Ihr Rücken tat weh, die Hose war aufgerissen und ihr Knie blutete leicht. Sonst aber konnte sie jedes ihrer Glieder bewegen. Es war zum Glück nicht allzu schlimm. Ihre Augen blickten in Mousse Gesicht. Wie kam er hierher? „Nein“, antwortete sie noch leicht benommen und verwirrt. „Mousse?“ „Ja, ich“, lächelte er. „Ich hab ein komisches Geräusch gehört und als ich nachgesehen habe… und dich hier liegen sah… da bin ich losgerannt. Deine Großmutter hält grad die Stellung.“ Shampoo nickte etwas abwesend. Erst jetzt bemerkte sie die zweite Gestalt die sich aufrappelte. Es war eine junge rothaarige Frau. Sie blickte sich kurz um und lächelte dann das Lilahaarige Mädchen an. „Ich habe Sie nicht gesehen“, gestand sie. „Ich Sie auch nicht“, erwiderte das Mädchen. „Entschuldigung.“ Beide verbeugten sich und merkten dabei ein Ziehen im Rücken. „Ich lade euch beide auf einen Kaffee im ‚Cat-Cafe’ ein“, schlug Mousse vor und schnappte sich schon die beiden lädierten Fahrräder. Die Frauen folgten ihm langsam. Ein Kaffee würde ihnen bestimmt nicht schaden. Wenige Schritte später betraten sie das Cafe und setzten sich zusammen an einen Tisch. Schon kam eine alte Frau herbeigelaufen, die besorgt Shampoo musterte. „Ist dir was passiert?“ „Nein, Großmutter“, lächelte die Lilahaarige. Schon setzte sich Mousse zu ihr und betrachtete sie besorgt. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Über soviel Zärtlichkeit und Fürsorge, errötete Shampoo. Sie senkte verlegen ihren Blick. „Ja“, bestätigte sie nochmals. Vorsichtig sah sie auf und musterte ihn aufmerksam. Ihr Herz klopfte seit einer ganzen Weile etwas schneller als gewohnt. Kapitel 7: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Die Wochen zogen ins Land. Es war mal wieder ein Freitag. Ein neues Wochenende stand vor der Tür und die Sommerferien rückten immer näher. Jeden Morgen stand Akane eine Viertelstunde früher auf. Sie ging eher los um sich dem Kampf in der Schule zu stellen und noch rechtzeitig ins Klassenzimmer zu kommen. Keiner von den Mitschülern gab auf und Akane kam sich vor wie in einer Warteschleife, hoffnungslos darauf wartend, wann sie endlich jemand aus dieser Dauerwiederholung holen würde. Sie kämpfte sich durch die Schüler, legte einen übers Knie, schlug einen in den Bauch und wehrte den nächsten mit einem Tritt in den Rücken ab. Sie drehte, bückte und wehrte sich. Sie wich aus und sprang in die Luft. Wie viele Jungs es schon waren und wie viele Jungs noch kommen würden, wusste sie nicht. Sie befand sich inmitten eines Schlachtfeldes, in dem es nur einen Sieger geben konnte. Allerdings wurde sie müde. Schon oft hatte sie sich in den letzten Wochen überlegt, einfach aufzugeben, sich ihrem Schicksal zu überlassen… Nein, das würde sie niemals tun. Sie war eine ehrgeizige Kämpferin, eine stolze junge Frau. Sie würde sich niemals geschlagen geben. Verbissen kämpfte sie weiter bis sie eine sehr bekannte Stimme aus dem Kampfgeschrei heraus hörte. Diese Stimme gehörte Ranma, der sich laut und störrisch wiederholte. Akanes Herz zog sich wieder schmerzhaft zusammen. Sie lebten zusammen unter einem Dach, dennoch zwang sie sich ihn zu vergessen. Sie redete sich ein, dass er an den Schmerzen Schuld trug und wenn sie ihn ignorierte würde alles besser werden. Aber nichts von alledem half ihr über ihn hinweg. Selbst der Gedanke an diesen einen Moment, in dem er ihren Stolz verletzt hatte und sie vor Hitomi kritisierte, half ihr nicht dieses schreckliche Gefühl von Leere los zu werden. Der letzte noch stehende Junge stürmte auf die Blauhaarige zu und im letzten Moment konnte Akane noch ausweichen und verpasste ihm einen Tritt in den Po. Endlich herrschte Ruhe, aber dafür drangen Ranmas Worte direkt in ihre Ohren. „Wieso sollte ich dieses Machoweib zurückgewinnen wollen?“ Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Sie stand schwer atmend vor dem Eingang zum Schulgebäude. Ihr Rücken war den am Boden liegenden Jungen und den vier restlichen Schülern am Tor zugewandt. Tränen stießen ihr in die Augen. Sie schüttelte ihren Kopf, wischte sich kurz über ihre Augen und verschwand ins Schulhaus. „Weil sie meine Schwester ist“, erwiderte Nabiki spitz. Endlich konnte sie in die Schule ohne das die Gefahr drohte in die Schlacht mit verwickelt zu werden. Tatewaki Kuno folgte ihr schnell, während sich langsam die vermöbelten Mitschüler aufrichteten und ebenfalls ihre Klassenzimmer aufsuchten. Ranma blieb mit Hitomi am Tor stehen. „Vielleicht spielt dieser Punkt auch eine wichtige Rolle“, grummelte er vor sich hin. Die Schulglocke läutete. Schnell schnappte er sich Hitomi und beide traten in letzter Sekunde vor dem Lehrer ins Klassenzimmer. Akane saß auf ihrem Platz, bemerkte wie Ranma und Hitomi Händchenhaltend in die Klasse stürmten und sich schnell auf ihren Plätzen niederließen. Sie saß Gedankenverloren im Unterricht und starrte auf das leere weiße Blatt. Eigentlich sollte sie Aufgaben lösen, wie es auch jeder andere in ihrer Klasse tat, dennoch war sie in ihren Gedanken gefangen. Plötzlich stand der Lehrer neben ihr. Nachdem er das unbeschriebene Blatt sah, schickte er Akane vor die Tür. Langsam stand die Blauhaarige auf, ging zum Waschbecken, nahm den gefüllten Wassereimer und verließ das Zimmer. Draußen stand sie nun mit dem Wassereimer bepackt und ihren Gedanken nachhängend. Er hielt ihre Hand. Sie wusste, dass Ranma viel mit Hitomi zusammen war, aber dass sie Händchen hielten war ihr neu. Es musste ja so kommen. Wenn sie doch nur nicht so stur wäre, wenn sie doch nur nicht so hässlich wäre, vielleicht hätte sie dann eine Chance bei ihm gehabt. „Blödsinn“, ermahnte sie sich selbst. Sie durfte sich unter gar keinen Umständen selbst schlecht machen. Wenn Ranma Tomaten auf den Augen hatte, so war das nicht ihr Problem. Sie musste die negativen Gedanken verdrängen und dachte an den bevorstehenden Nachmittag. Später würde sie mit ihrer Freundin Lee in der Stadt bummeln gehen. Ukyo hatte ihr freigegeben, zudem half Ryoga ihr jetzt immer im Okonomyaki Restaurant. Seitdem die beiden fest zusammen waren, sah man kaum einen noch einzeln. Akane freute sich für ihre Freunde, allerdings fühlte sie sich seitdem nur noch einsamer. Auch wenn sie viel Zeit mit einander verbrachten, Ryoga sich als Trainer angeboten hatte und Ukyo immer zur Stelle war wenn es Akane schlecht ging, fühlte sich die Blauhaarige als drittes Rad am Wagen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sich in den letzten Wochen viel um sie herum verändert hatte. Lange war ihr auch Shampoo nicht mehr über den Weg gelaufen und als die Kurzhaarige sie dann zufällig traf, hing die Lilahaarige an Mousse Arm und himmelte den Chinesen an. Mousse genoss sichtlich ihre Aufmerksamkeit, auch wenn ein Rotton seine Nasenspitze zierte. Ein weiteres unzertrennliches Paar gaben Nabiki und Tatewaki. Vor wenigen Tagen hatte Akanes Schwester endlich ihren Mut gefasst und Kuno ihrer Familie vorgestellt. Jeder in dieser Familie hätte erwartet, dass Soun die beiden zur Verlobung drängen würde, aber scheinbar hatte er aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt, denn er sagte kein Wort diesbezüglich. Als Akane aufstand und das Klassenzimmer verließ, folgte Ranma ihren Bewegungen mit seinen Augen. Er vermisste sie. Auch wenn sie noch zusammen unter einem Dach wohnten, sahen sie sich kaum noch. Miteinander reden klappte noch weniger. Meistens saßen sie schweigend am Frühstückstisch und gingen auch schweigend, manchmal sogar getrennt zur Schule. Seit sich ihre Trennung in der Schule herumgesprochen hatte, kämpfte sie wieder gegen die männlichen Schüler. Jeder wollte ihr imponieren, ihr Herz für sich gewinnen, sie besiegen um nur einmal mit ihr auszugehen. Diese Idioten… sie wussten nicht oder wollten es nicht wissen, dass man so kein Frauenherz erobern konnte und Akanes Herz erst recht nicht. Hin und wieder wollte Ranma Akane im Kampf unterstützen, einschreiten um sie zu beschützen, auch um den anderen zu zeigen, wer zu ihr gehörte… Moment, was dachte er denn jetzt schon wieder? Die Verlobung hatten sie gelöst, weil sie es so wollte. Es tat ihm weh. Ihre Worte verletzten ihn, letztendlich hatte er ihr nur zugestimmt, weil sie sich etwas in ihrem Dickkopf einbildete. Etwas, wovon sie glaubte die Wahrheit zu kennen, aber war dem so? Seine Augen glitten zu Hitomi, die konzentriert dem Unterricht folgte. Auch er wandte sich wieder seinem, noch unbeschriebenem, Blatt zu. Die letzten Wochen trainierte er mit Hitomi ununterbrochen. In der zweiten Ferienwoche würde die Vorentscheidung für die japanische Meisterschaft in Kampfkunst stattfinden. Ihm war bewusst, wie wichtig dieser Wettkampf war, aber er und Hitomi brauchten auch mal eine Pause. Sie konnten nicht durchgehend trainieren. Und diese Pause würde er nutzen um mit Akane zu reden. Er wollte die verfahrene Situation klären, endlich wieder mit ihr reden und auch Zeit mit ihr zusammen verbringen. Zudem würde sein Vater dann auch endlich Ruhe geben, der ihm ebenfalls seit Wochen in den Ohren lag ein klärendes Gespräch mit Akane zu führen. Der Lehrer ging an ihm vorbei und öffnete die Klassentüre. „Komm wieder rein und pass nun besser auf!“ Akane betrat die Klasse, stellte den Eimer ab und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie wandte sich ihren Aufgaben zu und begann zu schreiben. Ranma warf ihr einen heimlichen Blick über die Schulter zu. Dort saß sie, hübsch wie eh und je. Sein Herz schlug ein wenig schneller, während er sie betrachtete. Eine leichte Röte stieg ihm auf die Wangen. Sofort riss er seinen Blick wieder auf seine Aufgaben. Wer hatte in der Schule herum erzählt, dass er und Akane ihre Verlobung gelöst hatten? Er nahm sich fest vor, endlich herauszufinden, wer geplaudert hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit läutete die Schulglocke endlich das Wochenende ein. Ukyo, Akane und eine blondhaarige Schulkameradin verließen den Klassenraum recht schnell ins wohlverdiente Wochenende. Ranma beeilte sich seine Schultasche zu packen. Er wollte Akane unbedingt noch einholen. Gerade als er aufsprang und losrennen wollte, versperrte ihm Hitomi den Weg. Sie lächelte ihn fröhlich an. Ihre Hände hielten die Schultasche hinter ihrem Rücken. „Ich wollte dich etwas fragen“, begann sie zögerlich. Ranma betrachtete sie und gemeinsam verließen sie das Schulgebäude und kurz darauf auch das Gelände. Er konnte Akane auch noch heute Abend sehen, beteuerte er sich selbst. „Was gibt’s denn?“ Neugierig sah er sie an. Hitomi wirkte etwas verlegen und auch bedrückt. Unsicher senkte sie ihren Blick. „Ich weiß, dass wir viel trainieren müssen und ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe. Aber ich dachte mir, wir könnten vielleicht einen Tag Pause einlegen und statt dem Training ins Kino gehen.“ Sie blickte auf. Hitomi sah direkt in die blauen Augen und fügte schnell hinzu: „Du bist der Trainer und wenn du sagst, dass wir trainieren, dann ist das vollkommen okay.“ Plötzlich begann Ranma zu grinsen. „Nein, das ist eine gute Idee. Ich hab mir heute ähnliche Gedanken gemacht. Wir können nicht dauernd nur trainieren. Wir brauchen auch mal eine Pause.“ „Treffen wir uns dann später?“ Sie blieben beiden an der Straßenkreuzung stehen. „Ähm… nun ja…“, suchte der Dunkelhaarige nach den richtigen Worten. Eigentlich wollte Ranma mit Akane reden, aber Hitomi ließ ihm keine Zeit zu antworten. „Klasse, dann bis in einer Stunde. Ich freu mich“, lächelte sie und verschwand. Ranma ging allein weiter. Einerseits ärgerte es ihn, dass er sich von Hitomi hat überrumpeln lassen, andererseits freute er sich schon auf den Abend. Einzig und allein musste die Aussprache mit Akane verschoben werden. Keine Viertelstunde später saßen Akane und die blonde Klassenkameradin in Ukyos Restaurant und ließen sich von Motoki mit Okonomyaki verwöhnen. „Sag mal, Akane, nerven dich die morgendlichen Kämpfe überhaupt nicht?“ Ukyo, Ryoga und Akane blickten die Blondine an. „Schon“, antwortete die Blauhaarige, während sie sich einen weiteren Bissen in den Mund schob. Sie kaute lange und überlegte sich wie sie Lee die Situation erklären konnte. Ukyo und Ryoga tauschten einen besorgten Blick zu. Lee beobachtete aufmerksam ihre Freundin. Endlich schluckte Akane und fügte ihrer kurzen Antwort eine Erklärung an. „Einerseits nerven die Idioten, aber andererseits absolviere ich so jeden Morgen mein Training. Ich merke, dass ich wieder fit und schnell werde. Es schadet mir nicht und wenn Ryoga mich weiterhin trainiert und auch Ukyo mit mir kämpft, wird aus mir bald eine großartige Kämpferin.“ Und dann werde ich gegen Ranma kämpfen und ihm zeigen, dass ich eine talentierte Kämpferin bin, beschwor sie sich selbst. Akane blickte auf ihren Teller hinab, Lee lächelte erleichtert und Ukyo und Ryoga kümmerten sich um die Gäste des Okonomyaki Restaurants. Ranma stand in seiner Lieblingskleidung eine Stunde später vor dem Haus der Suzukis und wartete auf Hitomi, die endlich auf die Straße trat. Seine rosahaarige Mitschülerin trug einen blauen Minirock und eine weiße Bluse. Ihr Anblick verschlug ihm die Sprache. „Gut siehst du aus“, begrüßte er sie und musterte sie erneut. Hitomit stieg die Röte auf die Wangen. „Danke!“ „Wollen wir gehen?“, fragte er, einfach auch um sich abzulenken. Sie sah zu süß aus. Seine Klassenkameradin und Trainingspartnerin nickte lächelnd und gemeinsam gingen sie ins Stadtzentrum. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie das Kino und kauften Karten für einen Film. Da dieser allerdings erst in einer Stunde begann, setzten sie sich auf eine Bank in der Nähe und unterhielten sich über den anstehenden Vorentscheid und ihr Training. Akane und Lee spazierten durch die Stadt. Sie bummelten durch die Geschäfte, sahen sich dieses und jenes an, ehe sie weiter gingen. Beide unterhielten sich fröhlich, erzählten sich den neuesten Klatsch und Tratsch und umgingen geschickt jedes Fettnäpfchen und jedes Thema, welches mit Ranma in Verbindung gebracht werden könnte. Hitomi ließ ihren Blick über die Einkaufspassage gleiten und entdeckte ihre Klassenkameradinnen, die sich soeben an einem Schaufenster die Nasen platt drückten. Schnell wandte sie sich Ranma zu. Sie lächelte ihn lieb an. „Ich hab eine Überraschung für dich.“ Der Schwarzhaarige drehte sich überrascht zu ihr. „Wirklich? Das muss aber nicht sein“, erklärte er ihr, zumal er sich nicht vorstellen konnte was Hitomi ihm schenken wollte. „Du opferst deine ganze Freizeit für mich, da muss ich mich schon revanchieren“, erwiderte sie und hob ihren Zeigefinger. „Augen zu!“ Erst blickte er sie irritiert an, aber schließlich tat er ihr den Gefallen. „Und nicht schummeln“, ermahnte sie ihn spielend, während sie aus den Augenwinkeln Akane und Lee beobachtete. Beide Mädchen gingen lachend und schwatzend weiter und kamen direkt auf sie zu. Gesehen hatten die Freundinnen sie noch nicht, doch Hitomi würde schon dafür sorgen, dass sie sie sehen. „Lass die Augen zu“, forderte sie erneut. Die Rosahaarige rutschte zu ihm, beugte sich zu ihm vor, legte ihre Hände an seine Wangen und drückte ihre Lippen auf die seinen. Dabei schloss sie ihre Augen und genoss das angenehm warme Gefühl, welches in diesem Moment ihren Körper durchflutete. Akane richtete ihren Blick nach vorne und entdeckte zwei sehr bekannte Personen auf einer Bank sitzen. Allerdings ließ sie der Anblick erstarren. Hitomi und Ranma küssten sich. Nun war es also soweit. Er hatte sich entschieden. In diesem Moment der Bestätigung zerbrach ihr Herz und sie wusste, dass es nicht mehr zu reparieren war. Eine Flutwelle der Traurigkeit übermannte sie. Sie wusste, dass sie ihre Augen abwenden sollte, dennoch konnte sie es nicht. Eine unsichtbare Macht schien sie zu fesseln. Und mit jeder Sekunde mehr wurde dieser Anblick schmerzhafter. Lee unterbrach ihre Erzählung. Sie blickte erst zu Akane, ehe sie deren Augen folgte und erkannte, was ihre komplette Aufmerksamkeit einforderte. „Oh man“, stöhnte sie entsetzt aus. Instinktiv packte sie Akanes Arm um ihr Halt zu geben. Akane schossen in diesem Moment die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Eigentlich hoffte sie die ganze Zeit über, dass er um sie kämpfen würde. Nicht nur wegen ihr, sondern auch wegen der Kampfschule. Doch nun wurde sie eines besseren belehrt. Er liebte sie nicht, hatte sie niemals geliebt. Seine Fürsorge, wenn sie in Gefahr war, bestand wohl einzigst und allein darin, dass er das Dojo sonst nicht erben würde. Dies hatte sich anscheinend jetzt auch erledigt. Sie spürte Lees festen Druck und auch die wirren Gefühle in sich. Nein, sie würde nicht mehr wegen diesem Idioten weinen. Es waren bereits zu viele Tränen wegen ihm vergossen worden. Sie biss sich auf die Unterlippe, ballte ihre Hände zu Fäusten und machte auf dem Absatz kehrt. Lee folgte ihr sofort und nahm sich vor, jetzt für ihre Freundin da zu sein, sie zum Reden zu bringen, damit sie ihre Emotionen nicht mit sich selbst ausmachen muss. Und sie schwor sich Ranma ab sofort zu ignorieren. Wie konnte dieser Mistkerl ihrer Freundin nur so etwas antun? Als Ranma Hitomis Lippen auf seinen spürte, riss er seine Augen auf. Es fühlte sich nicht richtig an, was sie taten. So sollte es nicht sein. Sanft löste er ihre Hände von seinem Gesicht und wich von ihr zurück. „Hitomi“, versuchte er den Anfang, immer noch auf der Suche nach den richtigen Worten. Überrascht, mit geröteten Wangen und mit einem ahnungsvollen Gefühl wich sie von ihm ab und senkte ihren Kopf. In diesem Moment fiel ihr Akane ein. Sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite um die Einkaufspassage besser sehen zu können. In diesem Moment drehte Akane um und ging die Passage wieder zurück. Lee folgte ihr und redete beruhigend auf sie ein. Ein Schmunzeln trat auf Hitomis Lippen. Immerhin hatte ihre Handlung Wirkung gezeigt. Nun dürfte endlich klar gestellt sein, zu wem Ranma gehört. Ranma betrachtete Hitomi. Er wollte sie nicht verletzen. „Ich möchte nicht, dass du glaubst, dich erkenntlich zeigen zu müssen. Ich trainiere dich gerne und immerhin springt dabei auch was für mich raus.“ „Aber ich…“, nun blickte sie erschrocken auf. „Ich habe das nicht nur so getan. Ich hab mich in dich verliebt, Ranma!“ Ihr Geständnis warf ihn komplett aus der Bahn. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Sicherlich mochte er sie, sehr gerne sogar, aber in sein Herz hatte er sie nicht gelassen. Das hatte er schon lange vorher vergeben. Er dachte an sie. An ihre rehbraunen Augen, an ihr süßes Lächeln, an ihr hitziges Temperament und an ihren Dickkopf. In diesem Moment wurde es ihm erstmals so richtig klar. Er wusste nun, wieso es ihm nicht gefiel, wenn sie von anderen Jungs angebaggert wurde. Auch dass er ihr nie einen Wunsch abschlagen konnte und ihr zu Hilfe kam, wenn sie wieder mal in Schwierigkeiten steckte. Sie hatte ihm den Kopf verdreht, vielleicht schon damals als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sein Körper wusste schon längst, was er wollte, doch sein Verstand hatte es bis jetzt nicht akzeptiert. Er musste zu ihr. Im gleichen Moment sprang er auch schon auf, betrachete Hitomi irritiert und stammelte: „Es tut mir leid, Hitomi, aber mir ist jetzt erst was klar geworden. Ich mag dich, aber mehr wird nicht sein.“ Mit einer gemurmelten Entschuldigung, ließ er sie auf der Bank zurück und eilte nach Hause. Er musste zu ihr. Ranma wollte es ihr sagen. Hoffentlich hörte sie ihm zu. „Akane“, murmelte er, während er durch die Stadt sprintete. Schnell brach die Dunkelheit über Nerima herein. Hatte es zuvor nur gedämmert, wurde der Abend plötzlich zur Nacht. Völlig außer Atem erreichte Ranma das Anwesen der Tendos. Er sparte sich den Weg durch das Tor, sondern sprang sofort auf die Mauer. Mit wenigen Schritten erreichte er das angrenzende Dach. Kaum hörbar und wie ein Einbrecher rannte er darauf entlang, um kurz darauf auf das Dach des Hauses zu springen. Leise wie eine Katze glitt er hinab auf den Balkon, stieg in den Flur ein und stand schwer atmend, nicht sicher ob vom Laufen oder vor Nervosität, vor der ersten Zimmertür rechts. Seine blauen Augen hafteten auf der hängenden, gelben Ente mit dem Namen: Akane. Sein Herz raste in seiner Brust. Noch ein letztes Mal holte er tief Luft, legte seine Hand auf den Knauf und öffnete leise die Türe. „Akane“, flüsterte er mit zitternder Stimme in den dunklen Raum. Darauf bedacht sich möglichst leise zu verhalten, huschte er in das Mädchenzimmer und schloss ebenso leise die Türe. „Akane“, wiederholte er. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Sie musterten den Raum, glitten vom großen Kleiderschrank, zur kleinen Kommode, über den Schreibtisch hinweg und blieben zuletzt am Bett hängen. Er ging zum unberührten Bett und starrte es besorgt an. „Akane“, murmelte er vor sich hin. Vielleicht war sie ja noch im Wohnzimmer, oder im Dojo. Er würde sie schon finden. Da war er sich sicher. Mit wenigen Schritten verließ er ihr Zimmer und begab sich auf die Suche nach seiner Akane. Akane saß mit Lee im Okonomyaki Restaurant und starrte traurig ein Loch auf den Tisch. Lee hingegen ließ es sich nicht nehmen Ukyo ins Bild zu setzen. Die Braunhaarige und auch Ryoga konnten das Gesagte kaum glauben. „So ein Idiot“, murmelte Akane vor sich hin. „Dieser Vollidiot!“, schimpfte sie lauter. „Wenn er glaubt, dass alles normal wäre, dann hat er sich aber geschnitten. Ich werde meine Konsequenzen daraus ziehen.“ „Akane“, versuchte Ryoga sie zu beruhigen. „Bestimmt war das alles nur ein Missverständnis. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.“ „Es war aber so“, fauchte Lee entrüstet, aber das Klischee über Jungs, sie würden immer zueinander halten, sah sie nun bestätigt. Ukyo versuchte einen kühlen Kopf zu behalten. Diesen würden sie brauchen, um nicht nur Akane von dummen Ideen abzuhalten, sondern auch um Ranma auf die richtigen Bahnen zu lenken. Eins stand fest. Sie konnte Hitomi von Anfang an nicht ausstehen, aber dass die Neue so ran gehen würde, hätte sie niemals erwartet. Akane sah wieder und wieder das Bild vor sich, welches sich an diesem Abend vor ihrem geistigen Auge eingebrannt zu haben schien. Ranma und Hitomi, wie sie sich küssten. Ihr Herz schien nicht mehr zu leben, denn sie spürte es nicht mehr. Hatte ihr Pumpmuskel sich immer schneller bewegt, wenn sie ihn sah, oder sich extrem zusammengezogen, wenn sie ihn mit ihr sah. Aber nun tat es nichts mehr von beidem, es fühlte sich an wie tot. Eines wurde der Blauhaarigen bewusst, Akane konnte ihm heute nicht mehr gegenüber treten, aber spätestens zu Hause würde das früher oder später passieren. An diesem Abend wollte Akane eine Begegnug vermeiden. Sie musste sich auf den Tag der Entscheidung vorbereiten und wollte ihm nicht zufällig und unvorbereitet über den Weg laufen. Als könne Lee die Gedanken ihrer Freundin lesen, beschloss sie kurzerhand, Akane über Nacht bei sich aufzunehmen. Sie wollte ihre Freundin ein wenig ablenken und mit ihr beratschlagen, wie es denn nun weitergehen würde. Kasumi stand am Telefon und nickte auf das Gesagte ihres Gesprächspartners. „Natürlich, geht das“, wiederholte sie zum dritten Mal, als Ranma die Treppe hinab eilte um ins Dojo zu gehen. „Akane, komm nur morgen bitte zum Frühstück nach Hause. Du weißt es ist Sonntag und lernen musst du auch noch“, ermahnte Kasumi gerade. Ranma blieb wie erstarrt stehen. Akane war der Anrufer? „Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner Freundin. Gute Nacht!“ Kaum hing Kasumi den Hörer ein, belagerte Ranma sie mit Fragen. „Kasumi, war das Akane? Wo ist sie?“ Seine Augen starrten die Braunhaarige an, während sein Herz aufgeregt in seiner Brust klopfte. „Sie schläft bei einer Freundin, Ranma. Aber sag mal, wie war überhaupt dein Kinobesuch?“ Ranma wusste, dass er keine Chance hatte sie zu finden, wenn er nicht wusste bei welcher Freundin sie war. Morgen würde er mit ihr reden, und sie käme ihm nicht mehr aus. „Nett“, antwortete er geistesabwesend auf Kasumis zweite Frage und zog sich ins Dojo zurück. Er musste sich genau überlegen, was er ihr sagen wollte. Instinktiv wusste er, dass er nur eine Chance hatte. Kapitel 8: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Er lag die ganze Nacht wach und konnte nicht schlafen. So sehr er sich auch bemühte, es wollte ihm nicht gelingen einzuschlafen. Seine Gedanken kreisten um Akane. Er würde ihr die Wahrheit sagen. Er würde ihr sagen, dass die letzten Wochen sie beide nur sinnlos gequält hatten. Er musste ihr sagen, wie dumm sie sich verhalten hatte, indem sie so stur auf eine Trennung beharrt hatte. Er wollte nie eine Lösung der Verlobung. Und er wusste jetzt, wie viel sie ihm bedeutete. Sehnsüchtig wartete er darauf, dass alles wieder normal würde. Dass er Akane aufzog, sie vor Wut und Verärgerung ihre Augen zu Schlitzen formte und ihre Nase kräuselte, ehe sie mit einem Wutschrei auf ihn losging, um ihn zu Kleinholz zu verarbeiten. Wie sehr fehlte ihm ihr lebhaftes Gemüt. Jeden Tag, an dem sich anschwiegen, wurde es für ihn schwieriger einen Weg zu ihr zu finden. Aber an diesem Morgen würde alles anders werden. Er würde ihr sagen, wie dumm und törricht ihr Verhalten war, aber sich großzügig bereit erklären sie zurückzunehmen. Genau so würde er das tun. Sehnsüchtig wartete er auf das Morgengrauen und irgendwann schlief er dann doch ein. Kasumi stand früh morgens in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Sie gab sich die größten Mühe, denn in wenigen Stunden würde nicht nur ihre Familie frühstücken, sondern auch Doktor Tofu. Ihr Vater hatte den sympathischen Doktor eingeladen. Als Soun mit Genma für Kasumi einkaufen war, trafen sie Tofu Ono. Sofort belagerten die beiden Männer den jungen Mann und luden ihn für Samstag zum Frühstück ein. Mit einer leichten Röte auf den Wangen und einem nervösen Herzklopfen wollte Kasumi ein Frühstück zubereiten, das alle bisherigen übertraf. Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster schienen, kitzelten Ranma wach. Schlaftrunken blickte er sich in seinem Zimmer um. „Akane?“, hauchte er verwirrt und blickte neben sich ins Bett. Aber es war niemand im Zimmer. „Ein Traum…“, seufzte er, als ihm schlagartig bewusst wurde, was er in der letzten Nacht geträumt hatte. Er hatte ihr seine Liebe gestanden und sie war ihm vor Glück um den Hals gefallen. Beide konnten sich nicht mehr trennen, wollten einander nicht mehr los lassen und so waren sie zusammen eingeschlafen. Ein Rotschimmer zierte seine Wangen. So etwas hatte er geträumt? Ein Poltern aus dem Erdgeschoss ließ ihn aufschrecken. Das konnte doch nur Akane sein, die nach Hause gekommen war. Mit klopfendem Herzen sprang Ranma aus dem Bett. Schnell zog er sich um, wobei er dabei über seine eigenen Füße stolperte und ins Straucheln geriet. In letzter Sekunde konnte er einen Sturz noch verhindern, richtete sich wieder auf und verschwand rasch aus seinem Zimmer. Ein erneutes Poltern und ein hysterisches Lachen durchflutete das Erdgeschoss, während zwei Stimmen laut durcheinander redeten. Ranma eilte die Treppe hinunter und folgte dem Lärmpegel. Dieser kam eindeutig aus dem Wohnzimmer. Er riss die Türe auf und erstarrte. Doktor Tofu Ono saß am Esstisch, hielt sich verlegen die Hand an seinen Hinterkopf und lachte hysterisch. Genma und Soun saßen zu jeder Seite des Doktors und redeten wild auf ihn ein, wobei aus diesem Kauderwelsch kein Wort zu verstehen war. Kasumi trat schwerbeladen aus der Küche und lud das Essen ab, während Nabiki und Akane am Tisch saßen und sich für ihren Vater schämten. Als Ranma seine Exverlobte am Tisch sitzen sah, schlug sein Herz Purzelbäume. Er trat einen Schritt ins Wohnzimmer um sich dieser chaotischen Familie zu nähern. In diesem Moment durchbrach eine erzürnte weibliche Stimme das Wohnzimmer. Diese Stimme gehörte zu Kasumi, die sonst so ruhige und liebe Kasumi. Sie stand am Tisch, beide Hände in die Hüften gestemmt und funkelte bitterböse ihren Vater und Genma an. „Lasst den armen Tofu doch erstmal in Ruhe frühstücken! Schämt euch für euer Benehmen.“ Genma und Soun erstarrten, drehten sich dem Tisch zu und wirkten plötzlich ganz klein. Nabiki und Akane hingegen zwinkerten erstaunt über die Lautstärke ihrer Schwester, war dies doch sonst gar nicht ihre Art. Doktor Tofu betrachtete Kasumi ebenfalls erstaunt, lächelte aber dann übers ganze Gesicht. Ranma hielt inne, doch in diesem Moment traf ihn Kasumis Blick. „Setz dich, Ranma, damit wir endlich anfangen können.“ Ohne ein weiteres Wort huschte Ranma an den Tisch und nahm auf einem freien Kissen platz. Unsicher blickte er kurz zu Akane, die bei der Erwähnung seines Namens zusammengezuckt war. Nabiki saß zwischen ihnen, was ihm gar nicht passte, aber gut, die Sitzordnung ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Gemeinsam begannen sie das köstliche Frühstück zu verspeisen und lobten Kasumis Kochkünste in höchsten Tönen. Ranma haderte mit sich. Sollte er es ihr sagen, jetzt gleich? Vor allen anderen? Vor ihren Vätern, die sofort die Hochzeit vorbereiten würden? Und sie am Nachmittag vor den Traualtar zerren würden? Das konnte er ihr nicht antun. Sie hatte die Wahrheit verdient, aber sollte es doch ein Augenblick der Ruhe und nur unter ihnen beiden sein. Gleich nach dem Frühstück würde er sie bitten ihm ins Dojo zu folgen. Ja, das würde er tun. Seine blauen Augen hingen an ihrem zierlichen Körper. Akane fühlte sich unbehaglich. Sie spürte Ranmas Blicke auf sich ruhen, aber sie konnte ihn nicht ansehen. Nicht nachdem er ihr das angetan hatte. Gut sie hätte auch um ihn kämpfen können. Sie hätte ihn nicht ignorieren sollen, sondern ihm und Hitomi die Stirn bieten sollen, aber nach allem was passiert war, fühlte sie sich nicht in der Lage dazu. Er hatte sie verletzt und das nicht nur einmal. Er war ihr in den Rücken gefallen und stellte sich immer wieder auf Hitomis Seite. Er wollte nie diese Verlobung, nein, nicht mal ihre Freundschaft wollte er. Akane spürte wie die Tränen ihr in die Augen stiegen. Krampfhaft kämpfte sie dagegen an. Letzte Nacht hatte sie lange mit Lee über die Ereignisse, die sich angehäuft hatten gesprochen. Und sie war zu dem Entschluss gekommen, dass es besser war dem Ganzen nun endgültig ein Ende zu setzen. Sie spürte, dass sie ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte, fühlte die tiefe Leere in sich und sie war sich sicher, dass sie über ihn hinweg kam. Nur dazu brauchte sie Zeit und Abstand. Entschlossen schluckte sie die aufkommenden Tränen hinunter, legte die Stäbchen weg und ballte ihre Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Tief einatmend spendete sie sich Mut. Auch wenn sie wusste, dass es ihr helfen würde, war dieser Schritt bis jetzt der schwerste in ihrem Leben. Ihre zitternde Stimme unterbrach das fröhliche Gespräch am Tisch, an dem alle außer Ranma und Akane beteiligt waren. „Ranma, bitte geh!“ Erschrocken riss der Dunkelhaarige seine Augen auf. Er hielt inne und starrte Akane ungläubig an. Das konnte sie unmöglich ernst meinen. Akane sah ihn nicht an. Ihr Kopf war gesenkt, das Kinn berührte fast ihre Brust. Niemand konnte in das hübsche Gesicht sehen, denn sie ließ es nicht zu. „Ich bitte dich, pack deine Koffer und verlasse dieses Haus!“ Sie bereute ihre Worte in dem Moment, als sie diese ausgesprochen hatte, dennoch trat ihr schmerzvoll die Erinnerung an Hitomi und Ranma vor Augen. Sie wusste, dass es einen Neuanfang gab, aber dieser konnte erst beginnen wenn die alte Geschichte abgeschlossen war. Die Tränen stiegen ihr in die zusammengekniffenen Augen, aber sie wollte sie nicht weinen. Nein, sie würde nicht weinen. Es war die richtige Entscheidung. Im Raum herrschte eisige Stille. Ungläubig, wie auch verwirrt starrten Genma, Soun und Tofu Akane an, während Kasumi und Nabiki besorgt die beiden Jüngsten anblickten. In Akanes Gesicht konnten die Schwestern kaum eine Gefühlsregung erkennen, dafür aber konnten sie in Ranmas Gesicht lesen, wie in einem Buch. Dieser war so überrascht und zeitgleich so entsetzt über diese Bitte, dass er nicht wusste was er sagen oder denken sollte. Eine tiefe Leere breitete sich in seinem Körper aus, sein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen und er fühlte sich wie in einem falschen Film. Akane hielt die Stille nicht mehr aus. Sie stand auf und rannte durch die Terasse hinaus. Schnell verließ sie das Anwesen und suchte für sich den räumlichen Abstand zu Ranma und ihren Gefühlen für diesen besonderen Jungen. Nabiki konnte einen kurzen Blick auf das Gesicht ihrer Schwester erhaschen. Nur sie konnte die einzelne Träne sehen, die sich aus den zusammengekniffenen Augen löste und über das schmerzverzerrte Gesicht rann. Besorgt riss sie ihren Blick zu ihrem Wunschschwager. Dieser saß wie versteinert an seinem Platz, hielt die Stäbchen und die Schüssel erstarrt fest und fixierte einen Punkt den nun leeren Platz von Akane. Dass Akane gegangen war, dass ihn alle besorgt anstarrten, nichts davon bekam er mit. Er schwebte in seiner eigenen Welt, die in diesem Moment wie ein Kartenhaus zusammenfiel. Nichts um sich herum, nahm er noch wahr. Wütend sprang Genma auf, schnappte sich die Blumenvase, die auf einem Sideboard stand und kippte Ranma das Wasser mit samt Blumen auf den Kopf. Durch das kalte Wasser aufgeschreckt, sprang die weibliche Ranma auf, ballte ihre rechte Hand zur Faust und zog sich mit der linken Hand eine Blume vom Kopf. Wütend fixierte der Junge in Mädchengestalt seinen Vater und fauchte ihn in der hohen Mädchenstimme an. „Bist du total bescheuert?! Was soll das?!“ Er stellte sich in Kampfposition seinem Vater gegenüber. Ebenso wütend nahm auch Genma seine Kampfposition ein. „Du wirst sofort deiner Verlobten hintergehen und sie um Verzeihung bitten! Egal, was du getan hast, entschuldige dich bei ihr!“ Bevor die beiden aufeinander losgehen konnten, schnappte sich Nabiki den Wasserkessel, dessen heißes Wasser eigentlich für den Tee bestimmt war, und schüttete Ranma das heiße Wasser über den Kopf. Sofort stand Ranma wieder in seiner richtigen Gestalt im Wohnzimmer und blickte überrascht Nabiki an. Diese nickte ihm lächelnd zu. „Nun geh schon!“ Ranmas Mundwinkel zuckte kurz und schon rannte er ebenso durch die Terassentür hinaus um Akane zu suchen und ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Genma stand vor Wut zitternd im Wohnzimmer der Tendos. Soun begann herzzerreißend zu weinen, wobei Tofu und Kasumi ihn zu trösten versuchten. Nabiki hielt die Teekanne fest in ihren Armen und krampfte ihre Finger darum. Fest hoffend, dass Ranma Akane fand und endlich alles wieder wie früher würde, starrte sie ihm nach. Auch wenn er längst nicht mehr zu sehen war. Akane rannte und rannte. Immer wieder nahmen ihr die aufkommenden Tränen die Sicht. Auch wenn sie alles daran tat, die Tränen zu stoppen, sich ständig über die Augen wischte um etwas zu sehen, so gelang es ihr nicht aufzuhören. Wie von selbst, rannen die salzigen Tränen aus ihren Augen, als wäre dies längst überfällig. Sie wusste nicht wohin sie rannte, sie bemerkte nicht, wie die entgegenkommenden Passanten ihr auswichen und sie spürte nicht wie sie langsam die Kraft verließ und ihr Tempo mehr und mehr verlangsamte. Ihr Leben geriet vor Wochen aus den Fugen und immer wieder fragte sie sich, warum es gerade ihr passierte. Die Tränen versiegten langsam. Mit hängenden Schultern schlich sie gedankenverloren durch die Straßen. Im Grunde hatte sich ihr Leben in dem Moment verändert, als sie Ranma zum ersten Mal begegnet war. Er brachte ihr geordnetes Leben komplett durcheinander. Auch wenn sie es früher niemals zugegeben hätte, sie hatte sich schneller an ihn gewohnt, als sie es gewollt hatte. Alles war so schön. Die gemeinsame Zeit, die Kämpfe gegen seine anderen Verlobten, sie hatten sich alle immer besser verstanden. Selbst jetzt verstand sie sich mit Ukyo und Shampoo bestens. Vieles hatte sich verändert und sie mochte ihn immer mehr. Auch hatte sie das Gefühl gehabt, dass er sie auch sehr gern hatte. Bis… ja, bis Hitomi auftauchte… Akane blieb stehen. Ihre Augen richtete sie zum Himmel und betrachtete den wolkenlosen Himmel. Die Sonne schien hell und erwärmte den beginnenden Tag. Das Wetter bildete einen starken Kontrast zu ihren eigenen Gefühlen. Regenwetter würde zu ihrer Stimmung besser passen. Seufzend senkte sie ihre Augen und sah sich um. Sie wusste überhaupt nicht, wo sie sich befand. Irritiert blickte sie sich um, als sie neben sich eine hohe Hecke wahrnahm. Überrascht zwinkerte sie. Wie von selbst, hatten ihre Füße sie hierher getragen. Aber wieso nicht? Im Park gab es einen See. Dort konnte sie sich ans Ufer setzen und ihre Gedanken in Ruhe sortieren. Langsam ging Akane weiter. Nach wenigen Metern Fußmarsch erreichte sie das große Eingangstor. Sie trat hindurch und schlenderte durch die Allee. Vereinzelt hatten sich Pärchen auf Picknickdecken auf der Wiese niedergelassen um den Samstag in Zweisamkeit zu genießen. Akane versuchte dies zu ignorieren. Die Blauhaarige glaubte inzwischen, dass es ihr wohl verwehrt blieb, glücklich zu werden. In der Ferne konnte sie bereits das Wasser glitzern sehen. Ein leichtes Lächeln trat auf ihre Lippen und sie blickte an sich herunter. Sie trug eine kurze weiße Hose und ein hellblaues Poloshirt. Ihre Füße steckten in weißen Turnschuhen. Schade, dass sie nicht schwimmen konnte, denn sonst wäre sie jetzt in das kühle Nass des Sees gesprungen um einen klaren Kopf zu bekommen. Schon hatte sie das Ufer erreicht und blickte auf den großen See. Enten schwammen darauf, ein Ruderboot trieb in der Mitte des Sees. In der Ferne sah sie eine große weiße Brücke, die über den See von einem Ufer ans andere führte. Hier herrschte absolute Ruhe. Niemand war sonst zu sehen. Endlich konnte Akane sich mit ihren verwirrenden Gefühlen auseinander setzen. Sie wollte sich soeben in die Wiese setzen, als jemand hinter sie trat. „Hallo, Akane!“ Halb erschrocken, halb überrascht drehte sich die Blauhaarige um und erblickte ihre rosahaarige Schulkameradin. Hitomi trug einen rosafarbenen Jogginganzug. Die langen rosafarbenen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die blauen Augen strahlten in der Sonne, während sie lässig einen Arm in die Taille gestemmt hatte. Neidlos musste Akane anerkennen, dass ihre Klassenkameradin selbst in einem schlichten Jogginganzug wunderschön aussah. Mit einem Mal wurde Akanes Herz ganz schwer. Kein Wunder, dass Ranma diesem Mädchen total verfallen war. Sie war schön, klug und sportlich. „Hallo“, erwiderte Akane den Gruß und hoffte inständig, dass Hitomi ganz schnell wieder verschwinden würde. Hitomi trat näher. Eigentlich wollte sie joggen, aber als sie Akane am Ufer stehen sah, konnte sie es sich nicht verkneifen ihre Konkurrentin anzusprechen. „Ein schöner Tag, nicht wahr?“ „Ja“, antwortete Akane. Sie stellte sich neben die Blauhaarige und betrachtete lächelnd das Wasser. „Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin vor drei Monaten in eure Schule gekommen.“ Die Blauhaarige wusste darauf nichts zu sagen. Misstrauisch betrachtete sie ihre Mitschülerin. „Und ich bin froh, dass ihr mich so lieb aufgenommen habt“, merkte Hitomi noch an. Akane nickte. Sie verstand nicht, wieso dieses Mädchen so etwas sagte. Hitomi betrachtete Akane und drehte sich ihr schließlich ganz um. „Und ich bin glücklich hier. Ich habe hier Freunde gefunden und einen tollen Jungen kennengelernt! Ranma ist einfach wunderbar.“ Sie drehte sich wieder dem See zu und verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken. Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Er ist so witzig und klug, charmant und zuvorkommend.“ Akane zuckte zusammen. Sie wusste, dass nichts Gutes bei diesem Gespräch rauskommen würde. Hitomi grinste übers ganze Gesicht. „Schade für dich, dass ihr eure Verlobung gelöst habt. Einen solchen Jungen lässt man nicht gehen. Aber so ist es besser für mich. Hat er dir erzählt, dass wir im Kino waren? Es war ein wunderschöner Abend“, erzählte sie weiter. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten. Natürlich hatte er nichts erzählt, aber sie hatte genug gesehen. „Das glaub ich“, fauchte sie ungehalten. „Na, na, Akane, du bist doch wohl nicht eifersüchtig“, bemerkte Hitomi spitz. „Das könnte dir so passen“, konterte Akane sofort. „Wirklich nicht?“, hakte Hitomi höhnisch nach. „Dann ist ja gut. Ich hatte schon Angst, dass du noch Ansprüche auf Ranma stellst. Aber dann bin ich ja beruhigt.“ Akane erstarrte. Aufmerksam blickte sie Hitomi an. „Wenn du mit Ranma abgeschlossen hast, muss ich mir ja keine Sorgen mehr machen, dass du ihn mir wegnehmen würdest.“ Akane starrte Hitomi sprachlos an. Diese drehte sich um und ging wenige Schritte weiter. „Dann haben wir das geklärt. Ranma gehört zu mir!“ Akanes Fäuste ballten sich so stark, dass sie zu zittern begann. „Das sollte Ranma selbst entscheiden, findest du nicht?“ Hitomi blieb stehen. Beide Mädchen standen sich mit dem Rücken gegenüber. Die blauen Augen der Rosahaarigen blitzten auf. „Ranma hat da nichts zu entscheiden.“ „Da irrst du dich“, wiedersprach Akane. „Er hat sehr wohl das Recht für sich selbst zu entscheiden.“ Sie drehte sich zu Hitomi um. Hitomi drehte sich ebenfalls um. „Er hat sich bereits entschieden. Aber gut. Lass uns um ihn kämpfen. Die Verliererin hält sich von ihm fern.“ „Du spinnst doch total!“ „Hast du etwa Angst? Angst vor mir? Stimmt ja, du hast ja schon mal gegen mich verloren“, höhnte Hitomi. Akane funkelte sie wütend an. „Dich mach ich allemal fertig!“ „Ja?“, hakte die Rosahaarige nach. „Beweis es mir!“ Die Mädchen nahmen ihre Kampfhaltung ein. Schon griff Akane an, denn Ranma lehrte sie, dass Angriff die beste Verteidigung sei. Ranma rannte durch die Stadt. Er wusste einfach nicht, wo er nach Akane suchen sollte. Er war bereits bei Ukyo, aber dort war sie nicht. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie einfach so weggerannt war. Wieso hatte sie ihn überhaupt gebeten auszuziehen? Er verstand die Welt nicht mehr. Gerade jetzt hegte er die Hoffnung, dass alles wieder gut würde und was tat sie?! Er blieb stehen, ballte seine Hand zur Faust und schlug sie gegen die nahe stehende Laterne. „Verdammt!“ Erschrocken wichen die Passanten um Ranma herum aus, sahen ihn entsetzt, wie auch entrüstest an und gingen ihren Weg. Er blickte auf und erkannte den Ort an dem er sich befand. Neben ihm war ein großes, offen stehendes Tor, welches der Eingang zum Park war. Er erinnerte sich, wie er mit seinen Kumpels am See saß und sich von ihnen ablenken ließ, als Akane ihre Verlobung löste. Ihm tat die Ablenkung gut, auch wenn es für ihn besser gewesen wäre sich mit den Folgen auseinander zu setzen. Niemals hatte er angenommen, dass sie ihn vor die Tür setzen würde. Sicher wurden sein Vater und er im Hause Tendo aufgenommen, aber dass er mit Beendigung der Abmachung ihrer Eltern, nicht mehr willkommen war, überraschte ihn. Vielleicht tat es ihm gut, wenn er sich mit seinen Gedanken endlich auseinandersetzen würde. Er richtete sich auf und betrachtete den Parkeingang. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus. Langsam ging er los. Rechts und links sah er Leute auf Picknickdecken sitzen. Viele Menschen gingen durch die Alleen des Parkes. In der Ferne sah er das Wasser glitzern. Einige Leute versammelten sich beim See. Irritiert über die Versammlung blieb Ranma stehen. Zwei Jungen rannten an ihm vorbei. „Schau mal, da vorne scheint was zu sein!“ „Ja, lass uns hingehen!“ Und schon eilten sie Richtung See. „Ranma?“ Der Junge zuckte zusammen. Diese Stimme kannte er nur zu gut. Sie gehörte zu einer seiner Verlobten. Ihm wurde angst und bange. Es war unverkennbar Shampoo und er ahnte bereits was gleich geschehen würde. Langsam und auf alles vorbereitete drehte sich Ranma um und erstarrte. Ihm stand tatsächlich Shampoo gegenüber, aber im Gegensatz zu seiner Vermutung, hing sie am Arm eines Jungen. Und dieser Junge war niemand anderes als Mousse. Überrascht starrte er die beiden an. Was war in letzter Zeit nur geschehen? Nicht nur Ukyo und Ryoga verhielten sich seltsam, nein, sogar Shampoo und Mousse… „Hallo, ihr zwei“, begrüßte er verhalten. „Hallo, Ranma, lang nicht mehr gesehen“, begrüßte Mousse zurück. Auch Shampoo nickte. „Es dir nicht gut gehen?“ Ranma musste sich immer noch an das ihm fremde Bild gewöhnen, daher nickte er nur kurz. „Doch mir geht es gut. Und euch?“ Auf diese Frage hin, kuschelte sich Shampoo enger an Mousses Arm und beide erröteten leicht. Eigentlich sagte diese Geste alles aus. Und Ranma begann zu lächeln. Mousse riss den Kampfsportler aus seinen Gedanken. „Was ist denn da vorne los?“ Auch Ranma drehte sich wieder zum See. „Lasst uns nachschauen!“ Gemeinsam eilten sie zu der Menschenansammlung. Sie schoben sich zwischen den Leuten hindurch um etwas zu erkennen. Ranma erstarrte. Shampoo und Mousse blickten sich überrascht an. „Was machen Akane da?“, fragte die lilahaarige Chinesin. Niemand konnte ihr antworten. Zu überrascht waren sie über den Anblick einer kämpfenden Akane in normaler Kleidung, gegen eine kämpfende Hitomi im Jogginganzug. Beide gingen aufeinander los, schenkten sich nichts und waren bereits vollkommen außer Atem. Aber keine von ihnen würde freiwillig aufgeben. Akane und Hitomi schenkten sich nichts. Sie bemerkten nichst um sich herum, so konzentriert waren sie auf ihren Kampf. Es fühlte sich bereits wie eine Ewigkeit an, doch kämpften sie in Wirklichkeit erst wenige Minuten. Hitomi ragte als die Stärkere heraus, dennoch war Akanes Kampfgeist geweckt. Sie dachte an die letzten Monate. Seit sie Ranma kannte, gab es so viele schöne Momente zwischen ihnen. Immer wieder herrschte ein inniges Vertrauen unter ihnen. Sie waren sich manchmal so nah und niemand konnte Akane die Erinnerung an die wunderschöne Zeit mit Ranma nehmen. Sie wusste, dass sie für ihn kämpfte. Sie hatte bereits längst erkannt, dass sie ihn nicht freiwillig Hitomi überlassen würde. Zu lange hatte sie nur zugesehen, statt einzugreifen. Sie würde endlich klarstellen zu wem Ranma gehörte. Das hätte sie schon viel früher tun müssen. Stattdessen hatte sie den Kopf eingezogen und Hitomi freie Bahn gelassen. Sie bereute es, war sie doch ein Feigling gewesen. Die einst so stolze Akane hatte aufgegeben, bevor der Kampf überhaupt angefangen hatte. Das würde ihr nie wieder passieren. Sie griff erneut an, ließ Hitomi kaum Freiraum. Auch wenn sie schon komplett außer Puste war, sie würde nicht aufgeben. Hitomi setzte zum Gegenschlag an und beide Mädchen wichen auseinander. Schwer atmend standen sie sich gegenüber. Doch Akane sammelte ihre Kraft. Sie konnte und wollte nicht verlieren. Sie würde kämpfen, solange bis sie gewonnen hatte. Die Masse um sich herum, hatte sie immer noch nicht bemerkt. Sie holte tief Luft und setzte zum Angriff an. „Ranma überlass ich dir nicht so einfach!“ Durch die Kampfansage sprintete Akane auf Hitomi zu. Sie setzte zum Schlag an, doch Hitomi wich geschickt aus. Die Rosahaarige sah, dass Akane seit ihrem letzten Kampf stärker und schneller geworden war. Auch ihre Kondition war viel ausgeprägter. Konnte es allein daran liegen, dass sie jeden Morgen vor der Schule gegen die Jungs kämpfen musste? War dieses Training ausreichend sich so zu verbessern? Sie musste Akane aus ihrer Konzentration bringen. Sie musste sie durch etwas ablenken. Ihre Augen wichen zu ihrem unerwünschten Publikum und sie entdeckte Ranma. Plötzlich hatte sie eine Idee. Hitomi stellte sich hin und wehrte den nächsten Angriff ab. Beide Mädchen standen ganz nah beieinander. „Wie weit seid ihr gekommen, während eurer Verlobung?“ Akane erstarrte bei diesen Worten. Worauf wollte Hitomi hinaus? Hitomi lächelte fies. Hatte sie doch mit diesen Worten Akanes Konzentration unterbrochen. „Nich weit, wie ich merke“, fügte sie schnell hinzu. „Dabei ist er doch so ein guter Küsser!“ Akane schoss das Bild wieder in den Kopf, welches sich am Vorabend tief in ihr Gedächntis eingebrannt hatte. So hingebungsvoll und vertraut gingen sie miteinander um. Zu ihr war er nie so nett gewesen. Hatte sie dauernd Trampel und fett genannt. Er hasste sie und nun war er bestimmt froh darüber, sie endlich los zu sein. Die Blauhaarige war so in Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte wie Hitomi ihre Chance nutzte und zum Gegenschlag ausholte. „Akane, pass auf!“ Reflexartig wehrte Akane den Angriff ab. Aber ihre Gedanken kreisten um die Stimme. War das Ranma gewesen? Allerdings hatte sie keine Zeit mehr sich darum zu kümmern, denn Hitomi parierte bereits mit einer Angriffsfolge aus verschiedenen Schlägen und Tritten. Akane war gezwungen zurück zu weichen und Abstand zu gewinnen. Doch Hitomi ließ sich nicht abschütteln. Akane schalt sich selbst. Sie würde nicht aufgeben und schon gar nicht ließ sie sich von Hitomi verwirren. Ihre Augen blitzen entschlossen auf. Sie sammelte Kraft und setzte sich zur Wehr. Wieder teilte sie aus und traf Hitomi mit der flachen Hand an der Brust. Mit einem kräftigen Schlag wurde die Rosahaarige zurückgeschleudert. Schwer atmend blieb Akane stehen und beobachtete wie sich ihre Kontrahentin wieder aufrichtete. Ranmas Augen hingen an Akanes bebendem Körper. Ihm war nicht entgangen, dass Akane über etwas nachgedacht hatte und er hatte den Angriff kommen sehen. Einmischen durfte er sich nicht, also konnte er sie nur warnen. Was hatte Hitomi bloß zu ihr gesagt, dass sie dermaßen aus der Bahn warf? Besorgt beobachtete er den Kampf und auch Akane. Warum tat sie das bloß? Sie wusste doch, dass Hitomi stärker war. „Wir sind noch nicht fertig“, keuchte Hitomi, während sie aufstand. Sie holte tief Luft. Schon nahm sie Anlauf und sprang in die Luft. Akane tat dasselbe. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem Akane zum Tritt ausholte, doch schon spürte sie einen kräftigen Schlag im Bauch und flog zurück. Vor Schmerz wurde ihr schwarz vor Augen. Der Tritt war so gewaltig, dass sie nichts mehr um sich herum wahrnahm. Hitomi landete auf dem Boden und blickte Akane nach. Diese stürzte wenige Sekunden später in das blaue Wasser des ruhigen Sees. Mit Entsetzen verfolgte Ranma das Geschehen und auch Akanes Fluglinie. Er stand wie gelähmt an seinem Platz. Ein Passant neben ihm schüttelte den Kopf und bemerkte: „Eine Abkühlung täte beiden ganz gut.“ Schon platschte es. Die Menschentraube löste sich langsam auf. Hitomi blickte zum See und wartete auf Akanes Auftauchen, aber es geschah nichts. Ranma riss sich aus seiner Starre. „AKANE!“ schrie er und rannte los. So schnell er konnte rannte er zum See, an Hitomi vorbei, und sprang ins kalte Wasser. Kurz darauf schwamm er los, tauchte ab um sie zu finden. Sie durfte nicht sterben. Ihr durfte nichts passieren. Hitomi verfolgte überrascht Ranmas Reaktion, als sie aber zwei Gestalten neben sich wahrnahm. Das Mädchen hatte sie bereits einmal gesehen, den Jungen kannte sie nicht. Beide haderten mit sich, schauten besorgt ins Wasser, wo Ranma abgetaucht war und wussten nicht was sie tun sollten. Beide wussten, wenn sie ins Wasser sprangen, würden sie sich in eine Katze und eine Ente verwandeln und könnten gar nichts ausrichten. Besorgt rief Shampoo: „Akane können nicht schwimmen! Hoffentlich ihr nichts passieren!“ Hitomi riss entsetzt die Augen auf und starkes Herzklopfen breitete sich in ihrem zierlichen Körper aus. Angst breitete sich in ihr aus. Sie erstarrte, unfähig noch einen klaren Gedanken zu fassen. Einer der wenigen noch anwesenden Passanten, reagierte auf die gesagten Worte, zog sein Handy hervor und alarmierte den Notarzt. Die übrigen Passanten wurden unruhig. Mit stark klopfendem Herz war Ranma hinabgetaucht. Endlich fand er Akanes leblosen wirkenden Körper im Wasser treiben. Er schaffte es ihre Hand zu greifen und zog sie zu sich. Ihm wurde kalt, doch dafür war jetzt keine Zeit. Es galt Akane zu retten. Er tauchte auf und zog sie mit sich. Sie war schwer. Kein Wunder, war sie auch größer als er in weiblicher Gestalt. Dennoch gab ihm die Sorge und das Adrenalin im Blut die Kraft, sie mit sich zu ziehen. Endlich erreichte er die Wasseroberfläche und tauchte auf. Tief holte er Luft und schon zog er Akanes Kopf aus dem Wasser. „Akane“, hauchte er erschöpft, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Er atmete schnell. Sein weiblicher Brustkorb hob und senkte sich rasch. Akane aber rührte sich nicht. Die Augen waren geschlossen, ob sie atmete wusste er nicht. Ihm wurde bewusst in welcher Gefahr sie sich befand. Darauf achtend, dass ihr Kopf nicht mehr unterging, mobilisierte er seine letzten Kräfte in dem zierlichen Mädchenkörper und schwamm mit ihr zum Ufer zurück. Erleichtert erkannten Mousse und Shampoo Ranmas roten Haarschopf auftauchen und neben ihm kam ein zweiter Kopf zum Vorschein. Er hatte sie gefunden. Am Ufer angekommen zog Ranma Akane aus dem Wasser. Shampoo und Mousse halfen ihm dabei, darauf achtend, dass sie nicht in das klare Nass fielen. Gemeinsam schafften sie es Akane in die Wiese zu legen. Aus der Ferne vernahm man bereits die Sirene des Notarztes. „Akane“, hauchte die weibliche Ranma erschöpft und ließ sich auf die Knie sinken. Shampoo kniete sich zu Ranma, zog ihre Strickjacke aus und legte sie um die zierlichen Schultern der Rothaarigen. Mousse hingegen suchte nach Akanes Puls. Seine Finger waren so zittrig, dass er ihn nicht fand. Die Passanten wiesen den nahenden Rettungswagen den Weg zu den Jugendlichen. Endlich erreichten die Sanitäter den See. Mousse, Shampoo und Ranma wichen zurück um den Notärzten Platz zu machen. Diese kümmerten sich sofort um Akane, hoben sie auf eine Trage und verfrachteten sie in den Krankenwagen. Dort begann einer sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Ein anderer Notarzt betrachtete den geschwächten Ranma besorgt. „Geht es dir gut?“ „Ja, kümmern Sie sich um Akane“, nickte Ranma. Mousse betrachtete besorgt seine Freundin, die bleich wie eine Leiche den Krankenwagen anstarrte. „Fahr mit Akane mit. Ich bringe Ranma nach Hause.“ Shampoo riss sich aus ihrer Starre und begleitete Akane ins Krankenhaus. Wenige Sekunden später fuhr der Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene zur Klinik. Die restliche Menschentraube löste sich nun auch auf. Zurück blieben Ranma, Mousse und Hitomi. Endlich rührte sich Hitomi. Der Schock saß tief und sie ließ sich auf die Knie senken und begann zu weinen. „Ich wusste nicht, dass sie nicht schwimmen kann. Sonst hätte ich aufgepasst!“ Mousse starrte das Mädchen an, ehe er Ranma betrachtete. Die roten Haare hingen ihm schlaff über die Stirn und den Rücken. Er sah vollkommen erledigt aus. Trotzdem legte er seine zierliche Mädchenhand auf die zitternde Schulter Hitomis. „Ist ja gut! Beruhige dich!“ Plötzlich begann er zu niesen. Hitomi sah auf und betrachtete erstaunt seine Gestalt. Sie konnte es sich nicht erklären. War das wirklich Ranma? Mousse übernahm das Kommando. Er half Ranma aufzustehen und führte ihn nach Hause zu den Tendos. Dort sollte er erstmal wieder er selbst werden und sich trockene Kleidung anziehen. Hitomi schickte er auch nach Hause. Sobald sich Shampoo meldete, würden sie sich später im Krankenhaus treffen. Kapitel 9: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Triefend nass stand das rothaarige Mädchen in einer Strickjacke gehüllt in der Tür zum Wohnzimmer und begann erneut zu niesen. Neben ihr stand der um zwei Köpfe größere Chinese in der Tür. Mit großen Augen wurden die beiden gemustert. Nabiki klappte der Kiefer hinunter. Genma und Soun starrten mit großen Augen auf dieses ungewöhnliche Bild. Und Kasumi und Tofu, die soeben aus der Küche traten, hielten inne. Ihre Gesichter spiegelten Besorgnis und Verwirrtheit wieder. Wo war Akane? Und wieso stand Ranma in seiner verfluchten Gestalt in Begleitung von Mousse hier? Wie ein begossener Pudel stand Ranma in seiner Mädchengestalt in der Türe. Er fühlte noch die Angst in den Gliedern. Seine Knie fühlten sich immer noch wie Wackelpudding an. Seine Gedanken waren die ganze Zeit bei Akane. Seit der Notarzt sie auf der Trage in den Krankenwagen geschoben hatte, fühlte Ranma nichts mehr. Er stand unter Strom, wusste dass die Angst in ihm ungeahnte Kräfte erweckte. Aber nun, da Akane ärztlich betreut wurde, spürte er die Müdigkeit in den Knochen. Mit einem Mal war es vorbei. Das wallende Blut, welches zuvor noch in seinen Adern kochte, kühlte abrupt ab und hinterließ seinen Körper, der eisigen Kälte des Wassers. Wenigstens konnte Shampoos Strickjacke ihm ein wenig Wärme spenden. Unfähig aufzusehen, schlurfte er ins Wohnzimmer und an der verwirrten Familie vorbei. „Ich gehe duschen“, murmelte er und zog die Strickjacke enger um sich. Er fror. Seine Arme und Beine waren von einer Gänsehaut überzogen. Die Kälte kroch in seine Glieder und nistete sich dort ein. Überrascht betrachteten alle Ranma, ehe sie sich an Mousse wandten. „Was ist passiert?“, durchbrach Kasumi die Stille. Mousse seufzte und trat näher. Er wusste nicht, wie er es sagen sollte, immerhin kannte er hier niemanden so gut, dass er für die Überbringung solch schlechter Nachrichten geeignet wäre, aber was blieb ihm anderes übrig: „Akane ist im Krankenhaus. Shampoo meldet sich, sobald sie dort angekommen sind und uns sagen kann wo genau sie sind.“ Mit diesen Worten schockte er die Familie, aber war denn eine andere Reaktion zu erwarten? Kasumi krallte sich besorgt an Doktor Tofus Brust, der ihr schützend den Arm um die Schulter legte. Genmas Augen weiteten sich entsetzt, während Soun die Tränenflüsse über die Wangen rannen: „Mein kleines Mädchen!“ „Was ist passiert?“, hakte Nabiki stattdessen nach. Dabei richtete sie sich auf und schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte. Sofort wich Mousse zurück. Er wollte bestimmt nicht zu Hackfleisch verarbeitet werden. Darum bot er schnell die Antworten, die alle wissen wollten. Er schilderte ihnen, was passiert war. Ranma stand unter der heißen Dusche und genoss das warme Wasser auf seiner Haut. Seit dem Vorfall wusste er nicht mehr was er denken sollte. Ihm war das Herz in die Hose gerutscht, als er Akane ins Wasser stürzen sah. Nie wieder sollte ihr so etwas passieren. Auch wenn das Wasser ihn enorm beruhigte, spürte er immer noch seine weichen Knie. Besorgt starrten seine blauen Augen auf eine Wandfliese. Ihr bleiches Gesicht, die blauen Lippen, die nassen Haare, ihr Anblick hatte sich in seinen Kopf geprägt. Und er war sich sicher, dass er dieses Bild niemals wieder vergessen könnte. Er ballte seine Hand zur Faust und schlug gegen die Wand. Er hätte es verhindern können, wenn er Akane die Wahrheit gesagt hätte. Wenn er nicht gezögert, sondern ihr klipp und klar alles gestanden hätte. Wieso nur war sie überhaupt Hitomi gegenüber getreten? „Ranma überlass ich dir nicht so einfach!“ Dies war eine klare Kampansage. Aber er verstand nicht wieso diese Worte ausgerechnet von Akane kamen? Sie hatte die Verlobung gelöst. Sie hatte ihn ignoriert. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie hatte Hitomi den Weg frei geräumt. Aber sie kündigte an, ihn nicht aufzugeben? Das heiße Wasser ronn seinen Körper hinab, streichelte über die noch angespannten Muskeln, aber so langsam ließ die Anspannung nach. Er löste seine Hand von der Wand, drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Schnell war er in ein Handtuch gewickelt und stand vor dem beschlagenen Spiegel. Sein Spiegelbild konnte er nur erahnen. Hoffend, dass Shampoo bald anrief, öffnete er die Badezimmertüre und zog sich in sein Zimmer zurück um sich umzuziehen. Das Telefon läutete. Kasumi eilte los, doch ihr Vater war schneller und nahm das Gespräch entgegen. Es war Shampoo. Sie gab Soun Tendo die Adresse des Krankenhauses durch, aber über Akanes Zustand konnte sie keine Auskunft geben. Sie war keine Familienangehörige. Soun bedankte sich bei Shampoo und informierte die um ihn stehenden. „Akane liegt im Nerima Hospital. Sobald Ranma hier ist, werden wir aufbrechen“, verkündete Soun laut. Doch Nabiki hob bereits den Hörer ab und wählte eine Nummer. „Hallo, spreche ich mit Taxi Nerima?“ Schon bestellte die mittlere Tendo einen Taxibus, der sie alle zur Klinik bringen sollte. Kaum war das Gespräch beendet, trat Ranma die Treppe hinunter. In männlicher Gestalt und frisch umgezogen stellte er sich zu der Versammlung im Flur und blickte einen nach den anderen überrascht an. Keine Minute später war der Kampfsportler ins Bild gesetzt worden. „Wir warten draußen auf das Taxi“, verkündete Kasumi, zog sich eine Strickjacke über und verließ das Haus. Soun und Genma folgten schnell. Mousse und Tofu schlossen sich dem an, nur Ranma und Nabiki nicht. „Kommst du nicht mit?“ Ranma lächelte sie beruhigend an: „Geh schon mal vor. Ich wollte noch kurz etwas erledigen. Ich bin gleich da.“ Nabiki ging ebenfalls hinaus, auch wenn sie krampfhaft überlegte was Ranma vorhatte. Der Kampfsportler hob den Hörer ab und wählte eine Nummer. Es läutete an, aber niemand nahm den Anruf entgegen. Nach einer Weile sprang der Anrufbeantworter an. Er wartete die Ansage ab, ehe er eine Nachricht hinterließ. „Hallo Hitomi, hier ist Ranma. Wir fahren jetzt ins Nerima Hospital zu Akane. Bitte mach dir keine Gedanken mehr. Es war ein Unfall, du kannst nichts dafür. Bis Montag.“ Er hing den Hörer ein und verließ das Haus. Hinter sich die Tür zu ziehend, rannte er zum Eingangstor und stieg in das bereits wartende und gut gefüllte Taxi. Kaum saß er darin, fuhr das Taxi seine Fahrgäste zum Krankenhaus. Shampoo saß zusammengekauert auf einem der Besucherstühle neben Akanes Zimmertür. Vor Ewigkeiten waren die Ärzte in dem Zimmer verschwunden und nicht wieder heraus gekommen. So gerne würde sie zu ihrer neugewonnen Freundin gehen, aber sie war kein Familienmitglied. Das einzige was sie tun konnte war warten. Warten und die schrecklichen Erinnerungen an den Tag zu verdrängen. Es tat ihr weh Akane so leblos zu sehen. Die Ärzte hatten sie reanimiert, dennoch rührte sich die Blauhaarige nicht. Shampoo beantwortete so gut es ging die Fragen über Akane. Aber in Wirklichkeit wusste sie nichts über das Mädchen. Sie hatte sich nie für Ranmas andere Verlobten interessiert. Und nun, wo sie sich so gut verstanden, bereute sie es, sich nicht mehr um die anderen gekümmert zu haben. Nie hätte sie gedacht, dass aus ihnen mal Freundinnen werden könnten. Wie sich die Zeit doch wandelt. Die Familie Tendo, Saotome und Mousse stürmten das Krankenhaus und rannten in die dritte Etage. Als Shampoo die nahende Masse erkannte stand sie auf und faltete ihre Hände vor der Brust. „Endlich ihr da sein!“ Sofort wurde die Lilahaarige von allen Seiten mit Fragen bestürmt, aber sie konnte nur ihren Kopf schüteln. „Die Ärzte bei ihr sind. Mir gesagt wurde ich warten.“ Soun und Genma setzten sich auf die Besucherstühle gegenüber der Zimmertür und verschränkten ihre Arme vor der Brust. Shampoo und Mousse ließen sich neben der Türe nieder. Kasumi faltete ihre Hände vor ihrer Brust wie zum Gebet und starrte besorgt auf die Tür. Doktor Tofu schloss sie schüchtern in seine Arme um ihr so Halt zu vermitteln. Nabiki setzte sich neben Mousse und starrte gedankenverloren auf den Boden. Ranma lehnte mit dem Rücken an der Wand, verschränkte seine Arme vor der Brust und schloss die Augen. Wieder mal musste er warten. Die Zeit verging bis sich endlich die Tür öffnete. Sofort standen alle auf und blickten den Heraustretenden gespannt entgegen. Zwei Ärzte und zwei Schwestern traten auf den Flur und schlossen hinter sich die Türe. Die Schwestern und der jüngere Arzt gingen den Gang rechts entlang, während der ältere Arzt auf Genma und Soun zu trat. „Mein Name ist Doktor Misano.“ „Soun Tendo“, begrüßte Akanes Vater sofort den Arzt, während er aufsprang.. „Herr Tendo, ich muss sagen, dass ihre Tochter mehr als Glück gehabt hatte. Wir konnten sie stabilisieren. Sie schläft nun um sich von den Strapazen zu erholen.“ Tofu stellte sich hinzu und begrüßte Doktor Misano. „Guten Tag, mein Name ist Doktor Tofu Ono. Ich bin Akanes Hausarzt.“ „Guten Tag“, antwortete Doktor Misano. Bevor die Ärzte sich über Akanes Zustand austauschen konnten, mischte sich Soun Tendo ein. „Bitte, Doktor, kann ich zu meiner Tochter?“ Der ältere Arzt nickte und schon stürmte die Horde, allen voran Ranma und Kasumi, auf die Zimmertüre zu, die sich in diesem Moment öffnete. Eine junge Schwester trat auf den Flur und betrachtete die Besucher irritiert. Sie ahnte bereits, was dieser Massenauflauf bedeuten sollte und versperrte den Weg. „Nur einer darf zu ihr! Und sehr leise, denn Fräulein Tendo braucht Ruhe!“ Ranma trat einen Schritt zurück und überließ Kasumi den Vortritt. „Du bist ihre Schwester, geh du!“ Kasumi betrachtete ihn Gedankenverloren. Es rührte sie, dass Ranma sie vorließ, aber es war nicht fair. Er hatte das Leben ihrer Schwester gerettet und er sorgte sich mindestens genauso sehr um Akane. Auch sie trat einen Schritt zurück: „Nein du solltest zu ihr!“ Genma und Soun nickten: „Ranma, geh zu ihr! Immerhin ist sie deine Verlobte!“ Bevor Ranma etwas auf diese Aussage erwidern konnte, öffnete die Schwester die Türe und Nabiki schob ihren Wunschschwager in das dunkle Zimmer. Kaum, dass er im Krankenzimmer stand, war die Tür bereits wieder geschlossen. Die Schwester zog sich ins Schwesternzimmer zurück. Doktor Tofu tauschte sich mit Doktor Misano über Akanes Zustand aus. Genma und Soun standen mit großen Augen und großen Ohren daneben, ohne eines der medizinischen Fachwörter überhaupt zu verstehen. Kasumi nahm neben Mousse Platz und wartete besorgt, dennoch mit einem Lächeln auf den Lippen. Vielleicht würde bald alles wieder wie früher werden. Nabiki deutete auf den Gang hinter sich: „Ich werde mal Kuno anrufen und ihm sagen, dass wir bei Akane im Krankenhaus sind.“ Shampoo nickte. „Ich mitkommen. Ukyo und Ryoga bestimmt auch wissen wollen, wie es Akane gehen.“ Die beiden jungen Frauen suchten gemeinsam das nächste Telefon. Ranma fand sich in dem dunklen Zimmer schnell zurecht. Die weißen, schweren Vorhänge ließen nur wenig Licht durch. Links neben ihm befand sich eine Tür, die zum kleinen Badezimmer führte. Rechts neben sich sah er einen großen Wandschrank. Vor ihm baute sich das Krankenzimmer mit drei Betten auf. Davon waren zwei Betten unbelegt. Im dritten Bett am Fenster lag sie. Die blauen Haare bildeten einen starken Kontrast zu dem weißen Bettzeug. Zögernd trat er einen Schritt vor. Ihm behagten Krankenhäuser nicht. Alles sah so steril aus und roch nach Desinfektionsmittel. Niemals wollte er hier länger als nötig verweilen und nicht mal seinem schlimmsten Feind wünschte er einen Krankenhausaufenthalt. Schritt für Schritt ging er auf sie zu. Und je näher er ihr kam, desto mehr erschreckte ihn dieser Anblick. Sie war so blass wie die Bettlaken. Ihr Gesicht wirkte so zerbrechlich und unscheinbar. Neben ihrem Bett blieb er stehen und betrachtete mit brennenden Augen ihr schlafendes Wesen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Hätte er sich nicht so dumm verhalten, wäre das alles nicht passiert. Leise zog er einen Stuhl an ihr Bett heran und setzte sich. Seine Augen konnte er nicht von ihrer leichenblassen Haut abwenden. Lange betrachtete Ranma das schlafende Mädchen. Unter ihrem Krankenhausnachthemd traten Schläuche hervor und endeten in einem EKG-Gerät. In ihrer linken Hand steckte eine Nadel, an die eine Infusionlösung mit einem Schlauch verbunden war. Durch diesen Schlauch tropfte die Infusion in Akanes Körper. Sie wirkte so friedlich, wenn sie schlief. Ihre Gesichtszüge sahen entspannt aus. Ranmas Augen folgten ihren sanften Gesichtszügen, den Hals hinab, über die rechte Schulter und glitten den zierlich wirkenden Arm hinab. Er sah so dünn aus, dennoch steckte jede Menge Kraft in den kaum scheinbaren Muskeln. Ihre rechte Hand lag regungslos auf der Decke, neben ihrem Körper. Vorsichtig, doch zögernd, hob er seine rechte Hand und legte sie sanft auf ihre. Fest umschloss er ihre zierlichen Finger. Es erstaunte ihn, wie warm sie sich anfühlte und wie klein ihre Hand in seiner wirkte. Seine Augen suchten ihr Gesicht. „Du bist so dumm! Warum nur musst du dich mit Hitomi messen? Sie ist um einiges stärker als du“, flüsterte er ratlos. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Mein kleiner Dummkopf… Wenn ich dich verliere, nicht auszudenken…“, schimpfte er leise weiter. Seine Gedanken trieben ihm die Röte auf die Wangen. Instinktiv und liebevoll begann er ihre Hand zu streicheln. „Ich liebe dich“, gestand er ihr leise. Als er seinen Blick wieder zu ihrem Gesicht wandte, umspielte ein sanftes Lächeln ihre Lippen. Ihr Atem ging gleichmäßig und tief, was bedeutete, dass sie fest schlief. Selbst erstaunt von seinen Worten, lächelte er: „Akane…“ Der Arzt ging und ließ die Familie zurück. Tofu erklärte Genma, Soun und Kasumi was der Arzt gesagt hatte. Nabiki ließ sich den Vorfall nochmals von Shampoo schildern, als zeitgleich Tatewaki Kuno, Ukyo Kuonjii und Ryoga Hibiki eintrafen und sich den wartenden Besuchern anschlossen. Nabiki sprang ihrem Kuno um den Hals, der sie gleich tröstend in die Arme schloss. Ryoga und Ukyo setzten sich zu Shampoo und Mousse, die den Vorfall erneut schilderten. Unbemerkt trat auch Hitomi auf den Flur. Sie betrachtete die Versammlung von Familie und Freunde ängstlich. Sie wagte sich nicht heranzutreten. Als Ranma bei ihr zu Hause anrief, saß sie alleine auf der Couch. Sie wollte mit niemanden sprechen. Es war so schnell gegangen, so viel passiert, sie musste erst mal ihre Gedanken unter Kontrolle bringen. Und als sie Ranmas Stimme hörte flossen die Tränen. Sie wollte nicht in die Klinik, Akanes Familie gegenüber treten, aber schließlich fasste sie sich doch den Mut und brach auf. Sie stand abseits, noch ungesehen, bis Shampoo sie entdeckte: „Hitomi ist da!“ Vorsichtig und langsam näherte sie sich der Gruppe, die alle durch Shampoo auf sie aufmerksam wurden. Schon verbeugte sie sich tief vor Akanes Vater. „Es tut mir leid!“ Kasumi legte ihrem Vater beruhigend die Hand auf seinen Arm und trat auf das junge Mädchen zu. „Ich bin mir sicher, dass alles nur ein blöder Unfall war.“ Hitomi richtete sich wieder auf und blickte in das freundliche Gesicht von Kasumi. „Wie geht es ihr?“ „Soweit gut. Ranma ist jetzt bei ihr“, antwortete Kasumi freundlich. Traurig vernahm die Rosahaarige diese Mitteilung und setzte sich auf einen der Besucherstühle. Alle konnten nicht mehr tun als zu warten. Die Stunden vergingen. Der Nachmittag wurde bereits zum Abend. Endlich schlug Akane ihre Augen auf. Orientierungslos und verwirrt blickte sie sich langsam um. Sie wusste nicht wo sie sich befand und sie wusste auch nicht was passiert war. Zuletzt befand sie sich doch noch im Park und kämpfte gegen Hitomi. Wo war sie? Eine ihr sehr bekannte Stimme durchbrach die Stille. Ranma beobachtete sie aufmerksam, blickte in ihre wunderschönen rehbraunen Augen und lächelte sie sanft an. „Du bist wach!“, stellte er erfreut fest. „Warte hier! Ich hol schnell einen Arzt!“ Mit diesen Worten drückte er kurz ihre Hand und verschwand schon aus dem Zimmer. Mit großen Augen starrte sie dem breiten Rücken nach, der zur Tür hinaus verschwand. War Ranma wirklich hier gewesen? Oder hatte sie sich seine Nähe nur eingebildet? Sie schloss ihre Augen und wartete ab. Wenn er es war, würde er gleich zurückkommen, da war sie sich sicher. Aber warum holte er einen Arzt? Was war passiert? Sie war doch zuvor noch im Kampf gegen Hitomi im Park. War etwas passiert? Sie konnte nicht mehr tun als abwarten. Draußen auf dem Gang lief der Kampfsportler zum Schwesternzimmer. Überrascht und verwirrt, blickten ihm alle regungslos nach. Wenig später eilten zwei Schwestern und der jüngere Arzt an der Familie vorbei und verschwanden im Zimmer. Ranma folgte ihnen, blieb aber neben seinem Vater stehen. Sehnsüchtig blickte er die Tür an. „Was ist los?“, hakte Nabiki nach, während Ranma seinen Blick nicht von der Tür lösen konnte. „Sie ist aufgewacht!“ Anspannung breitete sich in der Gruppe aus. Jeder heftete seinen Blick auf die Tür. Die Tür wurde geöffnet. Akane machte ihre Augen auf und blickte die weiße Decke an. Sie erwartete Ranma, der ins Zimmer kam. Sie lag in einem Bett in einem Krankenhauszimmer. Soviel hatte sie schon herausgefunden, aber warum? „Fräulein Tendo“, sprach sie jemand an. Es war eine junge Krankenschwester mit leuchtend blauen Augen und einem hübschen Gesicht. Ihr weißes Häubchen steckte in einer langen braunen Haarpracht fest. „Wie geht es ihnen?“ Akane spürte die schlanken Finger an ihrer linken Hand, während eine andere Schwester sich vor einem Gerät platzierte und etwas prüfte. Eine weitere Person trat zu ihr, nahm ihre rechte Hand in die seine und platzierte seine Finger an ihrem Handgelenk. Akane blickte auf, aber es war nicht Ranma. Hatte Ranma wirklich vorhin ihre Hand gedrückt? War er wirklich bei ihr gewesen? Oder hatte sie sich alles nur eingebildet? „Können Sie sich an irgendetwas erinnern?“ Der Arzt, der ihre Hand genommen hatte, um nach ihrem Puls zu fühlen, ließ sie wieder los und betrachtete sie aufmerksam. Sie schien noch etwas neben sich zu sein. „Ich war im Park“, antwortete Akane leise. „Wieso bin ich hier?“ „Sie sind in den See gefallen und wären beinahe ertrunken. Dank ihrer Freunde haben sie überlebt“, erklärte der Arzt lächelnd. „Wo ist meine Familie?“ „Sie sind alle draußen. Wir lassen sie gleich zu ihnen“, antwortete der Arzt und ging zur Tür. Die Schwester, welche die Infusionslösung austauschte, richtete sich auf, schenkte Akane ein freundliches Lächeln und folgte dem Arzt aus dem Zimmer. Die andere Schwester blieb noch vor dem EKG-Gerät stehen und wertete die aufgezeichneten Werte aus. Der Arzt trat aus dem Zimmer, gefolgt von der Schwester. Diese ging zum Schwesternzimmer zurück, während der Arzt zu den wartenden Besuchern ging. „Sie ist wach. Sie können jetzt zu ihr. Wir werden aber Ihre Tochter noch zwei Tage unter Beobachtung hier behalten.“ „Ja, vielen Dank, Doktor“, antwortete Soun, verbeugte sich tief und ging zur Tür. Er öffnete diese und trat ein, gefolgt von seinen Töchtern, Ukyo und Shampoo. Genma, Tofu, Mousse und Ryoga folgten langsam. Als auch Ranma wieder in das Zimmer wollte, bemerkte er wie eine zusammengesunkene Gestalt in einem der Besucherstühle saß. Er erkannte die rosafarbene Haarpracht. „Hitomi“, flüsterte er und trat zu ihr. Er setzte sich neben sie. „Es tut mir alles so leid“, klagte sie leise. „Es ist passiert! Und dich trifft nicht die Schuld. Ich bin mir sicher, dass Akane das genauso sieht.“ Hitomi lächelte ihn zaghaft an und auch er erwiderte das Lächeln. „Möchtest du noch mit reinkommen?“ „Lieber nicht!“ Mit diesen Worten stand Hitomi auf und ging. Ranma blickte ihr nach, ehe er auch wieder das Zimmer betrat. Die Krankenschwester notierte sich die Daten des Gerätes und zog sich unauffällig zurück, als die Familie eintrat. Akanes Vater brach in Tränen aus, nahm auf dem Besucherstuhl zu ihrer rechten Seite Platz und schloss ihre kleine Hand in die seinen. „Mein kleines Mädchen!“ Kasumi und Nabiki setzten sich zu ihrer Schwester aufs Bett und lächelten sie erleichtert an. „Jag uns nie wieder so einen Schreck ein“, tadelte Kasumi die jüngste Schwester liebevoll. Nabiki hingegen grinste: „Hätte ich das gewusst…“, sie deutete auf die Besuchermasse, „…hätte ich Eintritt verlangt.“ Akane zwinkerte und begann dann herzhaft zu lachen. „Du bist unverbesserlich!“ Auch alle anderen lachten mit. Sie waren alle nur froh, dass Akane nichts Schlimmeres geschehen ist. Die Tür öffnete sich leise und Ranma trat unbemerkt ein. Er hielt inne als er alle lachen hörte und Akanes Lachen klang besonders schön. „Schön, dass du wieder lachen kannst“, mischte Ranma sich ein. Alle nickten dem Kampfsportler zu, außer Akane. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag aussetzte, wobei das EKG-Gerät diese Reaktion durchaus wahrgenommen hätte. Sie blickte ihn an. Ihre Augen nahmen nichts mehr um sich herum wahr, sondern waren einzig und allein auf ihn gerichtet. Er war da gewesen und er hatte ihre Hand gehalten. Er war so nett zu ihr, oder bildetete sie sich das alles ein, weil sie es sich einfach nur so sehr wünschte? Ranma begegnete ihren Augen und er hatte den Eindruck in ihnen ertrinken zu können. Sein Herz klopfte ungewöhnlich schnell in seiner Brust. Akane starrte ihn an. Sie musste sich zusammenreißen und blickte Nabiki an: „Was ist eigentlich passiert?“ „Du hast gegen Hitomi gekämpft und bist in den See geflogen“, erklärte Mousse stattdessen. Akane blickte gedankenverloren den Chinesen an. „Also hatte der Arzt recht gehabt, dass ich ertrunken wäre, wenn ihr mir nicht geholfen hättet?“ Shampoo nickte: „Ja, Ranma ist sofort ins Wasser gesprungen und hat dich herausgezogen.“ Langsam sah Akane wieder zu Ranma. Dieser verschränkte seine Hände hinterm Kopf und blickte gelangweilt zur Decke. „Du solltest endlich schwimmen lernen!“ „Ranma“, erklang es von allen Seiten böse. Akane hingegen erschrak und blickte ihn mit leeren Augen an. Es stimmte. Wenn sie schwimmen könnte, wäre sie wieder aus dem Wasser gekommen und hätte sich Hitomi erneut gestellt. Somit hatte sie aber den Kampf um Ranma verloren. Sie musste ihn ihrer Schulkollegin überlassen. Sie senkte ihre Augen, die mit einem Mal ganz traurig auf ihre Decke blickten. Ranma beobachtete sie heimlich und erschrak plötzlich über die Traurigkeit in ihren Augen. So glaubte er, hatte er das eben mit seinen Worten angerichtet. Kapitel 10: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Lange lag Akane wach. Kaum war die Schwester ins Zimmer gekommen und hatte ihre Familie aus dem Zimmer gebeten, wurde sie nochmals untersucht. Das Abendessen wurde ihr serviert und dann sollte sie auf Anweisung der Schwester schlafen. Doch schlafen konnte sie nicht. Zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als das sie einschlafen könnte. Und alle Gedanken drehten sich um Ranma. Irgendwann schlief Akane dann doch ein. Es klopfte zaghaft an der Tür. Nachdem niemand antwortete, wurde die Klinke runter gedrückt und die Türe leise aufgeschoben. Auf leisen Sohlen schlich sich Ranma ins Zimmer und schloss ebenso leise die Türe. Das Krankenzimmer war in dämmrige Dunkelheit gehüllt. Die Sonne war erst vor einer halben Stunde aufgegangen, aber konnte kaum Licht durch die Vorhänge spenden. Ranma schlich zum Bett, zog sich den Besucherstuhl heran und betrachtete die schlafende Akane. Er hatte schlecht geschlafen und war mehrmals in der Nacht durch seine Albträume aufgewacht. Er sorgte sich um Akane. Sie war sein Trampel, seine laute Nervensäge und ihr durfte nichts geschehen. Lange beobachtete er sie. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Es war so viel passiert in den letzten Wochen. Nach ihrer verpatzten Hochzeit hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Er spürte, dass da etwas war, aber was genau konnte er sich nicht erklären. Jetzt wusste er es und er war sich sicher, dass Akane an diesem Abend im Dojo genauso fühlte wie er. Er wollte sie küssen und wenn Ryoga diesen Moment nicht gestört hätte, wäre es auch passiert. Wenn er sich recht entsann, geriet danach sein Leben komplett aus den Fugen. Und das alles wegen einem verpatzten Kuss. Wieder hingen seine Augen an Akanes schlafendem Gesicht. Eines stand fest: Nach den letzten Wochen musste er Akanes Vertrauen wieder gewinnen. Er hatte sich dieses Mal wirklich wie ein Vollidiot aufgeführt. Er hatte ihre Anwesenheit nie richtig zu schätzen gewusst, da sie immer in seiner Nähe war. Erst die letzten Wochen zeigten ihm, wie sehr sie ihm fehlte und wie sehr er sie brauchte. „Ich bin ein Vollidiot!“, schimpfte er laut. Dabei fuhr sich mit beiden Händen in seinen dunklen Haarschopf und raufte sich die Haare. Ein leises Kichern drang durch den Raum. Überrascht richtete sich Ranma auf und suchte nach Akanes Gesicht. Zwei rehbraune Augen blickten ihn an und die rosafarbenen Lippen waren zu einem Lächeln geformt. „Akane?“, hauchte er überrascht. Er hatte sie geweckt. Nicht nur, dass er die Besuchszeiten missachtet und sich ins Krankenzimmer geschlichen hatte, er hatte auch die Patientin aus ihrem erholsamen Schlaf gerissen. „Endlich siehst du es mal ein“, antwortete Akane leise, aber fröhlich. Ihr Herz pochte wild. Als sie vor wenigen Minuten aufgewacht war, erschrak sie erst über die Gestalt auf dem Stuhl. Nachdem sie bemerkte, dass Ranma bei ihr war, wurde sie ruhiger. Erleichterung breitete sich in ihrem Körper aus und mit dieser auch die Nervosität, wie auch das wilde Herzklopfen. Er war hier, bei ihr im Krankenhaus, und nicht bei Hitomi. Hoffnungen wollte sie sich keine machen, denn umso schmerzhafter würde das Erwachen werden. Dennoch war sie froh ihn zu sehen. Ranma löste seine Hände aus seinem Schopf und stützte sie stattdessen auf seinen Knien. Er blickte sie aus seinen strahlend blauen Augen an und lächelte. „Das solltest du jetzt aber nicht hören.“ „Ich weiß…“, entgegnete Akane sanft, wurde aber von Ranma wieder unterbrochen. „Das heißt nicht, dass ich sonst mit dir einer Meinung bin.“ Dabei schloss er seine Augen, reckte sein Gesicht zur Seite und zog einen Schmollmund. Akane richtete sich im Bett auf und lächelte. Aus diesem Lächeln wurde kurz darauf ein Lachen. Überrascht drehte sich Ranma ihr zu. Er rechnete mit Widerworten, stattdessen erklang ihr wunderbares Lachen. Wie sehr hatte er dieses in den letzten Wochen vermisst. Auch er lächelte. Akane beruhigte sich und blickte sehnsüchtig zum Fenster. Draußen schien die Sonne, aber leider verdeckten die Vorhänge ihre Fenster. Ranma folgte ihrem Blick. Ohne ein Wort zu sagen, stand er auf und ging zum Fenster. Er schob die schweren Stoffe zur Seite und fühlte sogleich die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Innerhalb weniger Sekunden war der dämmrige Raum in Licht gehüllt. Akane fühlte die sich ausbreitende Wärme und genoss das helle Licht der Sonne. Ihre Augen hingen an Ranmas Rücken. Seine Statur faszinierte und erregte sie zugleich. Immer wenn sie ihn sah, spürte sie ihr wallendes Blut in den Adern, ihr stark klopfendes Herz und die feucht werdenden Hände. Nur er schaffte es, sie komplett durcheinander zu bringen. Die Röte auf ihren Wangen verschwand nicht. Sie wollte einfach nicht verschwinden. Akane mochte sich gar nicht vorstellen, wie er sie damit aufzog. Schnell senkte sie ihre Augen auf ihre gefalteten Hände und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ranma hingegen stand am Fenster, die Augen geschlossen, und genoss einfach nur die Wärme der Sonnenstrahlen. Eine Weile sagte niemand etwas bis der Kampfsportler die Augen öffnete und sorgenvoll in den Krankenhauspark hinausblickte. Die Hände ballte er zu Fäusten. „Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen. Meinetwegen bist du hier.“ Überrascht blickte Akane auf. Diese Worte hätte sie niemals aus seinem Mund erwartet. Innerhalb einer Sekunde nahm die Blauhaarige wahr, dass Ranma sich versteift hatte. Seine Muskeln waren angespannt und er strahlte mit einem Mal eine kräftige Aura aus. Sie wusste nichts darauf zu sagen. Seine Selbstanklage verwirrte sie. Im Grunde wussten sie beide, dass sie in diesem Krankenhaus lag, weil sie fast ertrunken wäre. Wenn sie schwimmen könnte, wäre einiges anders verlaufen. Sie krallte ihre Finger in die Bettdecke. Sie setzte an um Widerworte zu geben, als es leise an der Tür klopfte und kurz darauf eine Schwester mit einem Frühstückstablett im Zimmer erschien. Sofort nahm sie den jungen Mann am Fenster war, der sich überrascht, wie auch erschrocken zur Tür gedreht hatte, als sie ins Zimmer trat. „Was machen Sie hier? Die Besuchszeit fängt erst in zwei Stunden an“, wies sie ihn zurecht. Sie trat auf das Krankenbett zu, immer noch das Tablett tragend. Ranma hob entschuldigend seine Hände, warf Akane einen kurzen Blick zu und ging auf die Krankenschwester zu. „Es tut mir leid, ich habe mir Sorgen um meine Verlobte gemacht.“ Akane riss ihre Augen auf. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrem Brustkorb und die Röte verstärkte sich auf ihren Wangen. Meinte er seine Worte wirklich so, wie er sagte? „Trotzdem muss ich Sie leider bitten zu gehen. Fräulein Tendo muss etwas essen und danach wird sie untersucht. Kommen Sie in zwei Stunden wieder, wenn die Besuchszeit beginnt.“ Ranma nickte, obwohl er Akane nicht eine Sekunde länger allein lassen wollte, lächelte ihr kurz zu und verschwand aus dem Krankenzimmer und wenig später aus dem Hospital. Die Schwester stellte das Tablett auf Akanes Nachttisch ab und kippte das Fenster. „Ihr Verlobter ist ein toller Mann. Bis heute ist mir noch kein Mann untergekommen, der sich vor den Besuchszeiten in die Klinik geschlichen hat.“ Akane mehr als verwirrt über den heutigen Morgen, begann zu essen. Zu einer Antwort fühlte sie sich nicht fähig, auch wenn die Schwester auf eine Reaktion zu warten schien. Nach einer Weile des Schweigens, lächelte die Schwester ihre Patientin an. „Doktor Misano, wird in einer halben Stunde nach Ihnen sehen.“ Mit diesen Worten verließ sie das Krankenzimmer wieder und ließ eine verwirrte, aber dennoch glücklich erleichterte Akane zurück. Kaum betrat Ranma das Tendo Anwesen, wurde er von Nabiki in die Mangel genommen. „Wo hast du dich wieder rumgetrieben? Wir warten alle nur auf dich. Das Essen wird kalt!“ „Ich konnte nicht schlafen und da bin ich ein bisschen spazieren gegangen“, entschuldigte sich Ranma und folgte der hübschen Braunhaarigen ins Wohnzimmer, wo die Familie bereits um den Esstisch saß. Nach der kurzen Standpauke, über Pünktlichkeit, seines Vaters konnte die Familie endlich frühstücken. Sobald die Besuchszeit begann, würden sie Akane in der Klinik besuchen. „Ich werde ihr Lieblingsgericht kochen und es ihr mitbringen. Immerhin soll sie schnell wieder zu Kräften kommen.“ „Doktor Tofu wird uns später auch begleiten“, verkündete Soun Tendo. „Woher weißt du das?“, hakte Nabiki neugierig nach, während sie die aufkommende Röte auf Kasumis Wangen beobachtete. „Wir haben uns für heute verabredet. Als Hausarzt möchte er ihr ebenso einen Besuch abstatten, wie als Freund der Familie“, antwortete Papa Soun. Nabiki beließ es heute dabei, auch wenn sie sonst gerne ihre Schwestern aufzog. „Ich werde nur kurz mitkommen, da ich heute noch in der Stadt verabredet bin.“ Ranma, der bis jetzt schweigsam gegessen hatte, mischte sich plötzlich grinsend ein. „Um deinen geliebten Kuno zu treffen.“ „Falsch, Ranma“, erwiderte Nabiki. „Ich treffe mich mit meinen Freundinnen.“ Sie beobachtete ihn aufmerksam. „Aber wie gesagt, komme ich erst mit zu Akane. Immerhin möchte ich mir euer Aufeinandertreffen nicht entgehen lassen.“ Ranma erwiderte ihren Blick. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts von seinen Gefühlen nach außen dringen. „Glaub mir, Nabiki, ich bin der letzte den Akane sehen möchte. Erinnerst du dich nicht mehr?“ Er aß weiter, aber Genma mischte sich ein. „Natürlich erinnern wir uns und du wirst dir Mühe geben und Akane um Verzeihung bitten.“ Ungerührt erwiderte der Kampfsportler: „Sie soll sich erstmal wieder beruhigen.“ Genma stellte seine Schüssel auf den Tisch ab und sprang wütend auf: „Du solltest endlich mal vernünftig werden.“ Auch Ranma stellte seine Schüssel auf den Tisch zurück und stand auf. „Was willst du denn machen, wenn nicht, alter Mann?“, provozierte der Kampfsportler seinen Vater. „Dann muss ich dir wohl oder übel Vernunft einprügeln“, konterte Genma und griff seinen Sohn an. Doch dieser wich aus und rannte in den Garten hinaus. Kaum stand sein Vater im Garten, griff Ranma an mit einer Reihe von Schlägen und Tritten. Jedem dieser Angriffe konnte Genma geschickt ausweichen und drehte bald den Spieß um. Während die Saotome-Männer sich ihrem Duell widmeten, räumten Nabiki und Kasumi den Tisch ab und spülten in der Küche das Geschirr. Vater Soun hingegen traten die Tränen in die Augen, da er glaubte, die Kampfschule würde in Zukunft einer fremden Familie gehören. Ranma und Akane waren aber auch zu stur und er sah jegliche Hoffnung auf eine Vereinigung der beiden davon schwimmen. Wie immer endete der Kampf, dass beide Saotome Männer im Wasser landeten und in ihren verfluchten Gestaten wieder auftauchten. Am späten Vormittag brach die Familie auf. Kasumi mit einem Korb auf dem Arm, in dem Akanes Lieblingsessen verstaut war, mit Doktor Tofu an ihrer Seite, Nabiki mit Fotoapparat bewaffnet, ständig auf der Suche nach verkaufswürdigen Motiven und Genma Saotome in seiner Pandagestalt und Soun Tendo neben ihm. Auch wenn die Gruppe von allen Passanten angestarrt wurde, setzten sie ihren Weg zum Hospital zu Fuß fort. Ranma hingegen hatte sich ebenfalls auf den Weg gemacht, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Sein Weg führte ihn durch die Stadt zu einem Restaurant, in dem er schon längst hätte mal wieder vorbei schauen sollen. Okonomyaki-Restaurant stand in den typische und altbekannten Zeichen. Lange war er nicht mehr hier gewesen. Er trat ein und setzte sich an die Theke. Wenig später stand seine Klassenkameradin und ehemals beste Freundin aus Kindheistage vor ihm. Mit großen Augen betrachtete die Schwarzhaarige den Kampfsportler. „Ranma?“ „Hallo Ukyo, könnte ich bitte ein Okonomyaki haben?“ „Natürlich, ich mach dir deine Lieblings-Okonomyaki“, verkündete Ukyo fröhlich und verschwand in die Küche. Dafür kam Ryoga zu seinem Kumpel und setzte sich zu ihm. „Ranma, wie geht es dir?“ „Gut“, erwiderte Ranma. Irgendwie hatte er sich immer noch nicht an den Anblick seiner Freunde gewöhnt. „Und wie geht es dir?“ „Auch gut. Der Laden läuft gut und Ukyo ist einfach ein klasse Mädchen.“ Bei diesen Worten zierte eine leichte Röte Ryogas Wangen. Ranma beobachtete das verlegene Verhalten und lächelte. Er freute sich das seine Freunde glücklich sind. Dennoch bedrückte ihn eine Frage: „Ryoga, ich verstehe nicht, wieso Akane sich auf einen Kampf mit Hitomi eingelassen hat. Sie hat kaum trainiert, aus ihren morgendlichen Kämpfen in der Schule.“ Ryoga senkte seinen Blick. Ranma bemerkte die Reaktion und hakte irritert nach. „Was verschweigst du mir?“ Der schwarzhaarige Junge begann zögerlich: „Nachdem Hitomi Akane in eurem Dojo besiegt hat, fragte sie mich, ob ich sie trainieren könnte. Wir trafen uns abends und trainierten zusammen. Ukyo war auch dabei. Zudem hatte sie morgends ihr tägliches Training in der Schule.“ „Wieso wollte sie trainieren?“ „Sie wollte Hitomi zeigen, dass sie auch gut war. Und sie wollte ihre Revanche.“ Bevor Ranma etwas sagen konnte, fügte er schnell hinzu: „Du kennst Akane, wenn sie in ihrem Stolz verletzt ist, dann hast du nur zwei Möglichkeiten: Entweder du hilfst ihr, oder nicht. Ich mag Akane und ich konnte sie nicht hängen lassen. Das hat sie nicht verdient.“ Schon kam Ukyo aus der Küche zurück und stellte einen Teller mit einem Okonomyaki-Turm vor Ranma hin. „Die sind für dich“, erklärte sie strahlend und beobachtete aufmerksam, wie Ranma zu Essen begann und nach und nach der Turm schrumpfte. „Wie geht es Akane?“ „Ihr geht es wieder besser“, antwortete Ranma mampfend. „Das ist schön“, lächelte Ukyo. „Wann kommt sie denn nach Hause?“ „Sie wird wahrscheinlich Dienstag entlassen“, antwortete er und wechselte das Thema: „Die Okonomyaki schmecken köstlich, Ukyo.“ „Danke, Ranma“, lächelte die Köchin und hegte zum ersten Mal seit langem wieder die Hoffnung, dass ein normales Verhältnis zwischen ihnen entstand. Überrascht über den Besuch, betrachtete Akane die ins Zimmer tretenden. Nachdem sie erkannte, dass auch Genma Saotome in seiner Pandagestalt dabei war, wartete sie auch aufgeregt auf Ranma, aber dieser erschien nicht im Zimmer. Sie musste enttäuscht aussehen, da Kasumi sich zu ihr aufs Bett setzte und ihr sorgenvoll eine Hand auf die Decke legte. „Ranma ist sich unsicher, ob du ihn überhaupt noch sehen möchtest. Aus diesem Grund hielt er es für besser nicht zu kommen.“ Akane sah Kasumi sprachlos an. Wusste ihre Schwester etwa nichts von Ranmas Besuch an diesem Morgen? Hatte er keinem etwas gesagt? Nabiki schloss sich an: „Akane, du hast Ranma ziemlich erschreckt mit deinem Wunsch über seinen Auszug.“ „Aber…“, brachte Akane verwirrt hervor. Heute Morgen hatte er sich nichts davon anmerken lassen. Weder seine Unsicherheit noch seine Erschrockenheit. Mehr als verwirrt suchte sie den Blick ihres Vaters, aber dieser saß bereits auf dem Besucherstuhl und kämpfte gegen seine Tränen. „Bitte, mein Kind, überleg dir deine Entscheidung noch mal. Ranma ist ein grundanständiger Junge und mit dir zusammen wird die Tendo Kampfschule bekannter denn je.“ „Paps“, suchte Akane nach erneuten Worten. Aber schon hielt der Pandabär eine Holztafel in die Luft: [Überleg es dir noch einmal, bitte!] Aber nun riss Kasumi der Geduldsfaden: „Ihr tragt doch beide mit Schuld an diesem Fiasko. Würdet ihr nicht immer sofort auf eine Hochzeit drängen, wäre bestimmt schon etwas aus den beiden geworden. Ihr macht ihnen Angst. Welcher Teenager möchte denn jetzt schon verheiratet werden? Den Keil, der zwischen Ranma und Akane getrieben wurde, ist unter anderem auch euch zuzuschreiben.“ Nabiki war so baff, dass sie ihre Kamera komplett vergaß. Akane fühlte endlich die Erleichterung. Sie wurde endlich verstanden, denn nach der letzten Hochzeit hatte sie endgültig die Nase voll gehabt. Auch wenn sich etwas zwischen ihr und Ranma spürbar verändert hatte, eine neue Hochzeit wollte sie nicht mehr so schnell erleben. Soun und Genma brachen nach diesen Worten in Tränen aus und Ono Tofu strahlte über das ganze Gesicht und malte sich bereits eine kleine Familie mit Kasumi aus. Er war sich sicher, mit ihr als Ehefrau und Mutter seiner Kinder, hätte er die perfekte kleine Familie. Am Nachmittag war ihre Familie nach Hause gegangen und für zwei Stunden waren Mousse, Shampoo, Ukyo und Ryoga vorbeigekommen um sich nach ihr zu erkundigen. Akane war gerührt von dem Besuch ihrer Freunde, aber dennoch enttäuscht, dass Ranma sich nicht blicken ließ. Nach der Untersuchung am späten Nachmittag, erhielt Akane ihr Abendessen und blickte seitdem gedankenverloren zum Fenster hinaus. Akanes Zimmertür wurde geöffnet und Ranma trat ein. „Hallo, Akane“, begrüßte er sie verlegen, während er sich ihrem Bett näherte. Überrascht blickte sie ihn an. „Ranma.“ „Ich weiß, die Besuchszeit ist jeden Moment zu Ende, aber ich wollte sehen, wie es dir geht.“ Er fühlte sich wie ein kleiner Junge vor seinem ersten Date. Nervös stand er vor ihrem Bett und betrachtete sie. Sein Herz pochte aufgeregt in seiner Brust und seine Hände wischte er sich nervös an seiner Hose ab. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Er sah zu süß aus in diesem Moment. Und ihr Körper reagierte bereits wieder auf ihn. Als hätte er es in seiner Hand begannen tausend Schmetterlinge in ihrem Körper aufzuflattern. „Mir geht es gut“, antwortete sie leise, da sie nicht einschätzen konnte, wie zittrig ihre Stimme klingen würde. Er schwieg, merkte dass er sie anstarrte und richtete seinen Blick auf das Fenster. Draußen bereitete sich die Sonne langsam darauf vor unterzugehen um der Nacht Platz zu machen. Akane fasste all ihren Mut zusammen und durchbrach die Stille: „Wieso hast du niemanden gesagt, dass du heute morgen hier gewesen bist?“ Ranma erstarrte. Er suchte ihre rehbraunen Augen und haderte mit sich. „Wir haben die Verlobung gelöst und du wolltest dass ich ausziehe.“ Akane senkte ihre Augen. Hätte sie doch bloß nicht gefragt, schimpfte sie sich selbst in Gedanken. Ranma senkte ebenfalls seine Augen: „Wenn ich ihnen gesagt hätte, dass ich bei dir war, wäre unsere Hochzeit vorbereitet worden, um uns in den nächsten Tagen vor den Traualtar zu schleppen.“ Sie blickte auf. „Das hat sich hoffentlich erledigt. Kasumi hat unsere Väter zu Recht gewiesen und eine Teilschuld auf sie abgewälzt.“ Ein zaghaftes Lächeln trat auf ihre Lippen. Überrascht erwiderte Ranma ihren Blick. „Kasumi?“, wiederholte er sprachlos. Das hätte er nie erwartet, dennoch war er ihr dankbar Partei für sie zu ergreifen. „Ja, Kasumi“, erwiderte Akane. „Selbst Nabiki war sprachlos.“ „Das kommt nicht oft vor“, lachte Ranma. „Schade, dass ich nicht dabei war.“ „Ja, schade“, wiederholte die Blauhaarige gedankenverloren und erschrak plötzlich als Ranma verstummte. Unsicher sah sie auf und blickte in seine wunderbaren, blauen Augen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Ich sollte jetzt besser gehen. Die Besuchszeit ist vorbei und nach heute Morgen, möchte ich nicht noch einmal erwischt werden.“ Er konnte seine Augen nicht von ihr abwenden. „Gute Besserung“, wünschte er und verließ ihr Zimmer. Akane sah ihm einfach nur nach und schalt sich, nicht besser aufgepasst zu haben. Kapitel 11: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Kasumi stand in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Nabiki betrat die Küche und begrüßte ihre Schwester: „Guten Morgen, Kasumi.“ „Guten Morgen“, drehte sich die älteste Tendo zu ihrer Schwester um und lächelte. „Könntest du bitte Ranma wecken? Er kommt sonst zu spät zur Schule.“ „Diese Schlafmütze wäre ohne uns komplett aufgeschmissen“, antwortete Nabiki und kehrte ins Obergeschoss zurück. Sie betrat sein Zimmer und hockte sich neben seinen Futon. Nachdenklich betrachtete sie den schlafenden Jungen. Ranma hatte seine Arme weit von sich gestreckt und atmete tief und gleichmäßig. Ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen, als würde er etwas sehr schönes träumen. Die Decke lag auf dem Boden und entblößte seinen gutgebauten Oberkörper, der in einem Unterhemd steckte, sein Unterleib wurde von der Boxershort verhüllt. Die muskulösen Beine hatte er ebenos weit von sich gestreckt. „Du bist mir ein Rätsel, Ranma Saotome“, murmelte sie vor sich hin. Lauter sagte sie dann: „Hey, Schlafmütze, du kommst zu spät zur Schule.“ Ranma öffnete seine Augen und blickte direkt in Nabikis Gesicht. „Nabiki?“ „Steh endlich auf, sonst kommst du zu spät!“ Mit diesen Worten stand sie auf und verließ sein Zimmer. Gerade als sie die erste Treppenstufe betrat, öffnete sich die Tür zum Gästezimmer und Ranma rannte ins Bad um sich für die Schule fertigzumachen. Nach dem gemeinsamen Frühstück brachen Nabiki und Ranma zur Schule auf. Kasumi verabschiedete sie mit einem freundlichen Lächeln, wünschte ihnen viel Spaß in der Schule und kehrte in die Küche zurück. Zuerst erledigte sie den Abwasch, danach bereitete sie Akanes Lieblingsessen zu um es ihr im Krankenhaus vorbeizubringen. Nabiki hing den Schulweg über ihren Gedanken nach. Ranma, der auf dem Zaun entlang lief, bemerkte ihr Schweigen. „Du bist so still. Geht es dir nicht gut?“ Die Braunhaarige blickte auf und suchte seinen Blick. „Du hast meine Schwester noch kein einziges Mal besucht.“ Ranma wandte sein Gesicht von ihr ab. „Was soll ich denn auch bei ihr“, brummte er. Nabiki verfestigte den Griff um ihre Schultasche. Ihre Verärgerung verbiss sie sich und antwortete stattdessen ironisch: „Vielleicht fragen, wie es ihr geht? Immerhin hast du sie aus dem Wasser gezogen.“ „Sie will mich nicht mehr sehen“, erwiderte Ranma gelangweilt und entdeckte Hitomi an der nächsten Straßenkreuzung. Er sprang vom Zaun und begrüßte sie: „Guten Morgen, Hitomi!“ „Guten Morgen, Ranma“, lächelte sie und nickte kurz Nabiki zu. Schon wandte sie ihre Augen wieder ab. Die Rosahaarige fühlte sich unwohl in Nabikis Nähe. Schweigsam gingen sie zu dritt weiter. Hitomi wirkte eingeschüchtert und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Schritte. Ranma hing seinen Gedanken nach und freute sich diebisch darüber Nabiki an der Nase herum führen zu können. Nabiki beobachtete die Jüngeren, um sie im Fall der Fälle zu überführen. Zeitgleich traf Tatewaki Kuno mit ihnen am Schultor ein. Er begrüßte seine Freundin mit einem Kuss und erkundigte sich sofort nach Akanes Zustand. Nabiki hakte sich bei ihrem Freund unter, zog ihn mit sich und informierte ihn. Hitomi und Ranma traten auf den Schulhof und gingen zwischen den wartenden, männlichen Schülern hindurch. Nach und nach wurden die Schüler unruhig und Ranma ließ verlauten: „Akane kommt heute nicht!“ Nach weiteren verwunderten: Warum, was und wieso, löste sich die Masse nach und nach auf und die Schüler gingen in den Unterricht. Ranma entschuldigte Akane beim Lehrer und konzentrierte sich auf den Unterricht. In der Pause zog er sich aufs Schuldach zurück. Er trat zum Eisenzaun und blickte in die Richtung Nerima, in der das Krankenhaus lag. Seine Gedanken drehten sich nur noch um Akane. Was meinte sie bloß mit schade? Hätte sie sich gewünscht, dass er öfters bei ihr war? Seine Augen verweilten in der Ferne. Zuviel hatte sich verändert. Vor zwei Tagen bat sie ihn seine Sachen zu packen und nun redete sie mit ihm, als wäre nie etwas geschehen. „Verstehe einer die Mädchen“, murmelte er unbewusst vor sich hin. „Mädchen verstehen sich nicht einmal selbst“, erklang eine Mädchenstimme. Ranma drehte sich um und blickte Hitomi an. Sie sah einfach nur süß aus. Die rosafarbenen Haare fielen ihr offen über den Rücken, die Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und die blauen Augen blickten ihn strahlend an. Sie trat neben ihn, ohne den Blickkontakt abreißen zu lassen. „Aber solltest du dies nicht selbst am besten wissen?“ Ranma blickte sie sprachlos an. Er wusste worauf sie anspielte und ihm war bewusst, dass er ihr diese Sache erklären musste. Tief atmete er aus, drehte seinen Rücken zum Schuldachzaun und ließ sich in die Hocke fallen. Hitomi blieb stehen und lehnte sich an den Zaun. „Es ist eine lange Geschichte“, begann Ranma und erzählte Hitomi von seiner Trainingsreise, den Jusenkyo-Quellen und wie er in eine der verfluchten Quelle gefallen war und welche einzige Möglichkeit blieb, den Fluch rückgängig zu machen. „Niemand weiß es in der Schule. Es muss ein Geheimnis bleiben.“ Hitomi verfiel in Schweigen. Ranma wagte nicht aufzusehen. Diese Geschichte klang zu unglaublich, als das man ihr Glauben schenken konnte. Das Mädchen kniete sich zu ihm hinab und sah ihm tief in die Augen. „Ranma, dein Geheimnis ist bei mir sicher.“ Und schon schmiedte sich in ihrem hübschen Kopf ein genialer Plan, wie sie Akane vielleicht doch noch zum Aufgeben bringen würde. Somit hätte sie Ranma ganz für sich allein. Unbemerkt von den Beiden klickte eine Kamera immer und immer wieder. Nabiki hatte sich hinter einem der Schornsteine versteckt und fotografierte, was ihr Zeigefinger und die Kamera hergaben. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, worüber die beiden sich unterhielten, wirkten sie zu vertraut miteinander. Sie war inzwischen so in rage, dass der Auslöserknopf heiß lief. „Dieser Ranma“, knurrte sie. „Na, warte, das kostet dich ein Sümmchen!“ Die Pause war zu Ende und die Schüler begaben sich zurück in ihre Klassenzimmer. Immer wieder suchte Ranma Hitomis Gesicht. Er hoffte wirklich, dass sein Geheimnis bei ihr sicher war. Nach der Schule verließen Ranma und Hitomi das Schulgelände und beschlossen Akane zu besuchen. Beide gingen zum Nerima Hospital. Nabiki hingegen war bereits nach Hause geeilt um die Fotos zu entwickeln. Eins stand fest, wenn Ranma ihre Schwester so sehr hasste, dann würde sie ihn ausnehmen. Und wenn er Akane doch mochte, würde er teuer für diese Fotos bezahlen müssen, damit diese nicht an die Schüler und besonders an Akane verkauft wurden. Akane langweilte sich schrecklich. Sie wollte am liebsten sofort dieses Krankenhaus verlassen und spazieren gehen. Sie wollte im Dojo trainieren und sie wollte einfach nur nach Hause. Kasumi war bis vor zwei Stunden bei ihr und hatte ihrer kleinen Schwester Gesellschaft geleistet. Dennoch war der Blauhaarigen in den letzten zwei Stunden langweilig geworden. Sie klammerte sich an den Gedanken morgen endlich nach Hause zu dürfen. Es klopfte an der Zimmertüre. Ranma trat ein und begrüßte Akane freundlich.. „Hallo, Ranma“, begrüßte sie ihn, erstarrte aber als sie Hitomi eintreten sah. „Hallo, Hitomi.“ „Akane, ich wusste nicht, dass so etwas passieren könnte und ich möchte mich bei dir entschuldigen“, erklärte Hitomi und verbeugte sich vor der Kranken. „Ist ja nichts weiter passiert“, winkte Akane ab und blickte kurz zu Ranma, dessen Augen auf sie gerichtet waren. „Ranma“, mit diesem Wort, riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Könntest du mir bitte eine Tasse Tee holen?“ Ranma blickte sie verwundert an, dann aber skeptisch von ihr zu Hitomi und wägte ab, ob er die beiden allein lassen könnte. Aber schließlich versicherte er sich, dass hier nichts passieren könnte und wenn er sich beeilte auch schnell wieder zurück war. Er nickte Akane zu und verließ das Zimmer um einen Tee zu holen. Kaum waren die beiden Mädchen allein, übernahm Hitomi die Leitung des Gesprächs. „Wir werden diesen Kampf noch mal austragen. Dieses Mal in eurem Dojo am Samstagnachmittag. Wenn du gewinnst, lasse ich meine Finger von Ranma, wenn ich gewinne, lässt du deine Finger von Ranma und ich werde mit Ranma nach China fliegen, damit er seinen Fluch loswird.“ „Aber…“ widersprach Akane sofort: „das war so nicht ausgemacht. Von China war niemals die Rede!“ „Das ist meine Bedingung um den Kampf neu aufzunehmen. Ansonsten….“ Akane funkelte sie wütend an: „Ansonsten was?!“ „Ansonsten könnte ich diese Situation als Niederlage ansehen.“ Die Blauhaarige blitzte bitterböse Hitomi an. Auch wenn sie wusste, worauf sie sich einließ, nickte sie letztendlich zu. Ranma betrat das Zimmer und spürte sofort die angespannte Stimmung. Er ging zu Akane und überreichte ihr die Tasse Tee. „Hier, bitte.“ „Danke“, flüsterte Akane und nahm die Tasse an. Hitomi warf Ranma einen lieblichen Blick zu und fragte in einem zuckersüßen Tonfall: „Ranma, ich muss nach Hause. Lass uns gehen.“ Akane verkrampfte ihre Finger um die Tasse, wagte aber nicht aufzusehen. Mit verkrampften Herzen wartete sie auf seine Zustimmung. Natürlich würde er mit ihr gehen. Was sollte er denn auch bei ihr, einem Machoweib? Allerdings fiel die Antwort komplett anders aus als erwartet: „Ich werde noch ein bisschen bleiben. Wir sehen uns morgen in der Schule“, antwortete Ranma, zog sich einen Stuhl ans Bett heran und nahm auf diesem Platz. Hitomi wollte und konnte seine Worte nicht glauben. Wütend betrachtete sie die Blauhaarige, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und das Zimmer verließ. Akane hingegen blickte überrascht auf und sah direkt in Ranmas blaue Augen. „Wie geht es dir, Akane?“, hörte sie ihn sagen. „Gut, ich darf morgen nach Hause. Kasumi holt mich ab.“ Ranma betrachtete ihr niedliches Gesicht und lächelte: „Das ist schön. Deine Verehrer vermissen dich nämlich schon in der Schule.“ Akane verzog ihren Mund: „Die vermisse ich überhaupt nicht.“ Beide blickten sich an und jedem trat ein Lächeln auf die Lippen. „Aber ich freue mich auf zu Hause“, gestand Akane. „Ich freue mich auch, dass du bald wieder zu Hause bist“, stimmte Ranma leise und verlegen zu. Akane blickte ihn überrascht an. Sie glaubte sich verhört zu haben. Ihre Augen betrachteten ihn aufmerksam, suchten in seinem Gesichtsausdruck nach der Ironie seiner Worte, aber sie fand nichts dergleichen. Es schien ihr, als wäre er zum ersten Mal richtig ehrlich zu ihr. Ranma wagte aufzusehen und konnte in ihrem Gesicht lesen, wie in einem Buch. Ehe er seine Worte wiederholen könnte, senkte er seinen Blick. „Ich habe das wirklich so gemeint“, stammelte er. Akane schluckte. „Kann ich dich etwas fragen?“ Ranma blickte wieder auf und nickte. „Natürlich. Was ist denn?“ Er sah ihr an, dass sie etwas bedrückte. Die Blauhaarige knetete ihre Finger. Auch wenn sie ihre Augen fest auf seine richtete. „Ich weiß wie sehr du deine Fluchseite hast, warum bist du dann in den See gesprungen?“ „Soll das ein Witz sein?“, hakte Ranma ungläubig nach. Aber nach einem weiteren Blick in ihr Gesicht, wusste er das sie keine Scherze machte und ihre Frage ernst meinte. „Ich kann dich doch nicht ertrinken lassen. Was hältst du bloß von mir?“ Fast entsetzt über diese Frage sprang er vom Stuhl auf und lief im Zimmer auf und ab. „Du hättest es nicht tun müssen“, wiedersprach Akane bockig. „Immerhin hat Hitomi dadurch von deinem Geheimnis erfahren.“ Zumindest hoffte sie, dass er ihr nichts von sich aus erzählt hatte. Denn das hieße wiederum, dass er ihr mehr vertraute als sonst jemanden. Ranma blieb stehen und blickte sie verständnislos an. Natürlich hätte er es nicht tun müssen, aber er tat es. Wieder mal tat er es um sie zu retten. Er würde alles für sie tun, damit ihr nichts passierte. „Ich habe ihr heute alles gesagt. Auch wenn du nicht in den See gefallen wärst, wäre es irgendwann rausgekommen.“ „Nicht mal Kuno weiß es und er kennt dich schon viel länger als Hitomi“, wiedersprach sie schnell. „Akane, es ist nun mal so. Und wir wissen doch beide, dass ich früher oder später nach China reisen werde um den Fluch zu brechen.“ Früher oder später… Diese Worte dröhnten ihr im Kopf. Hitomi würde ihn früher statt später nach China bringen können, wenn sie, Akane, den Kampf verlor oder gar nicht erst antrat. Dann könnte Ranma endlich wieder ein ganz normaler Junge sein, wie er sich schon lange wünschte. „Akane.“ Sie blickte auf und sah Ranmas Gesicht ganz dicht vor sich. Unbemerkt war der Kampfsportler zu ihr ans Bett getreten, stützte seine Arme auf der Matratze ab und suchte ihre Augen. „Zerbrich dir nicht den Kopf über was wäre wenn. Es ist nun mal passiert und glaube mir, ich bereue gar nichts. Wichtig ist, dass es dir gut geht.“ „Ranma“, hauchte sie. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Sie befanden sich in derselben Situation wie im Dojo. Sie waren einander so nah und müssten sich nur noch ein wenig strecken um den anderen zu berühren. Das Klopfen nahmen sie beide gar nicht wahr. Zu sehr wurden sie von ihren Gefühlen geleitet. Als ein Räuspern hinter ihnen erklang, richtete sich Ranma schnell wieder auf und drehte sich dem Störenfried zu. Wieder mal stand die Krankenschwester im Zimmer. Ihre Augen blickten mitleidsvoll den jungen Mann an. „Es tut mir sehr leid, aber Fräulein Tendo muss gleich noch mal untersucht werden.“ Ranma nickte schnell, betrachtete kurz seine Verlobte und verschwand nach einem kurzen Wort der Verabschiedung. Kaum verließ er das Krankenhaus, zierte seine Wangen wieder die unangenehme Röte. Wieder war er ihr so nahe und wieder wurden sie gestört. Ob er Akane jemals näher kommen könnte, ohne dass ihn immer jemand dabei störte? Akane hingegen verharrte im Bett und wartete auf Doktor Misano, der sie erneut untersuchen würde. Ab morgen wäre sie wieder zu Hause und sie nahm sich ganz fest vor, in Zukunft netter zu Ranma zu sein. Die Zeit mit ihm verging wie im Flug und solange sie noch konnte, wollte sie die wenig verbleibende Zeit mit ihm zusammen verbringen und genießen. Kapitel 12: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Endlich durfte Akane nach Hause. Sie saß schon angezogen auf ihrem Bett und ließ die Beine baumeln. Sie blickte sich in dem sterilen Krankenzimmer um. Die großen, weißen Vorhänge waren zur Seite gezogen und ließen einen Blick auf die Sonne zu, die langsam Richtung Süden aufstieg. Der gepackte Koffer stand neben dem Bett. Sie blickte zur Türe und versuchte sich zu erinnern, welcher Tag denn heute war. Aber hier war sie so abgeschottet gewesen, dass sie den Überblick und das Zeitgefühl total verloren hatte. Wieder blickte sie sehnsuchtsvoll durch das Fenster. Sie wollte endlich raus aus diesem Zimmer. Akane wollte endlich die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spüren und sie möchte endlich wieder trainieren. In ihren braunen Augen blitzte der Kampfgeist auf. Jawohl, sie würde trainieren und Hitomi zeigen, wer die bessere Kampfsportlerin von ihnen war. Am Samstag würden sie aufeinander treffen. Akane hatte keine Ahnung wie viel Zeit ihr noch bis Samstag blieb, aber sie würde sehr hart trainieren. Sie hatte viel aufzuholen. Vielleicht konnten Ryoga und Ukyo ihr auch wieder helfen. Ein zweites Mal ließ sie sich nicht vorführen, das wäre ja gelacht. Wann wohl Kasumi käme um sie abzuholen? In diesem Moment klopfte es an der Zimmertüre. Gespannt, wer eintrat, richtete sie ihren Blick auf die Türe. Kurze Zeit später stand Dr. Misano im Raum, neben ihm Dr. Tofu und Akanes Schwester, Kasumi. Etwas unbehaglich blickte sie die beiden Männer an. Wenn ihre Schwester alleine gekommen wäre, hätte Akane sofort gewusst, dass es nach Hause ging. Jetzt war sie sich aber nicht mehr sicher. „Hallo, Akane“, begrüßte Ono die Blauhaarige. „Ich habe gerade mit Dr. Misano gesprochen. Er schickt dich nach Hause, aber zuvor werde ich dich nochmals in meiner Praxis untersuchen. Schließlich bin ich dein Hausarzt.“ Akane blickte zu Dr. Misano, der dem Gesagten mit einem Nicken zustimmte, ehe sie zu Kasumi sah, die freundlich lächelnd schon mal den Koffer anhob. „Lasst uns gehen“, forderte sie sanft auf und drehte sich zu Dr. Misano. „Vielen Dank, dass Sie sich so gut um Akane gekümmert haben.“ „Das ist meine Arbeit, Fräulein Tendo“, antwortete der Arzt und ging auf Akane zu, die vom Bett aufstand. Er reichte ihr die Hand und verabschiedete sich: „Halte dich von tiefen Gewässern fern.“ „Das verspreche ich“, nickte Akane und drückte die Hand des Doktors. „Auf Wiedersehen.“ „Das hoffe ich mal nicht“, grinste der Mann im weißen Kittel und verließ das Zimmer. Ono Tofu nahm Kasumi den Koffer ab und verließ das Krankenhaus. Die Tendo-Schwestern folgten ihm. In der Schule stand Hitomi bei Klassenkameradinnen und unterhielt sich lachend. Ranma hingegen saß mit seinen Kumpels unter einer schattenspendenden Eiche. Der Kampfsportler war ganz in Gedanken versunken. Heute würde Akane wieder nach Hause kommen. Endlich ging es ihr wieder besser. Seine Kumpels hatten es inzwischen aufgegeben ihn anzusprechen. Ranma reagierte nicht auf sie und mischte sich auch nicht in ihr Gespräch ein. Allerdings entging dem Dunkelhaarigen somit auch die drohende Gefahr. Die Jungs entdeckten Nabiki Tendo, die entschlossenen Blickes auf ihren Mitbewohner zuschritt. „Ärger im Anmarsch“, spaßte einer. Zumindest riss diese Bemerkung Ranma aus seinen Gedankengängen. Irritiert blickte er auf und sah sich um, bis er Nabiki entdeckte, die nur noch wenige Meter von ihm entfernt war und den Abstand rasch verringerte. Bei ihrem Gesichtsausdruck wurde ihm angst und bange. Was Nabiki wohl vorhatte? Was führte sie im Schilde? Etwas stimmte nicht, das spürte er sofort. Ohne große Reden zu schwingen, packte Nabiki ihren Mitbewohner am Kragen, riss ihn hoch und zog ihn hinter sich her. Sie suchte ein ruhiges Plätzchen und auf dem Schulhof würde sie keines finden. Zu viele Beobachter standen hier. Und alle Augen waren auf sie und Ranma gerichtet, was widerrum auch Ranmas Geschrei zu verdanken war. „Was soll der Quatsch, Nabiki?! Du hättest mich auch einfach fragen können. Lass mich los! Ich kann selbst laufen.“ Aber alles zetern half nichts, denn Nabiki folgte ihrem Weg unbeirrt und Ranma, den sie fest am Kragen gepackt hatte, stolperte hinterher. Aufmerksam sah ihnen Hitomi nach. Ihre Klassenkameradinnen bohrten neugierig nach, aber die Rosahaarige konnte auch nicht mehr zu dieser Situation sagen, wie der restliche Schulhof. Unbeeindruckt schleppte Nabiki ihren Ex-Fastschwager auf das Schuldach und schloss hinter sich die Türe. Erst auf dem Dach angekommen ließ sie den Jungen los und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Er wirkte nicht freundlich, aber geschäftstüchtig. Sie war nicht wütend, aber entschlossen. Sauer richtete Ranma sich sein Hemd und die Krawatte, während er Nabiki zur Rede stellte. „Mensch, was soll das?! Hättest du mich nicht einfach fragen können? Ich wäre schon mit dir mitgekommen!“ „Ich habe dir etwas zu sagen“, unterbrach sie ihn, unbeeindruckt von seinem Wutanfall. „Wie gesagt, das hätten wir auch anders lösen können“, grummelte Ranma, sah aber schnell ein, dass er aus der Nummer nicht mehr so schnell rauskommen würde. Erst wenn Nabiki mit ihrem Vortrag fertig wäre, oder wenn die Schulglocke die neue Unterrichtsstunde ankündigte. Somit setzte er sich auf den Boden und verschränkte seine Arme vor der Brust. Sie überreichte ihm einen Stapel Fotos und wartete seine Reaktion ab. Ranma starrte auf die Bilder, die hauptsächlich ihn mit Hitomi zeigten in sehr zweideutigen Situationen. Ihm schoss die Hitze in den Kopf. Wie kam Nabiki an solche Fotos? Und wann hatte sie diese geschossen? Immer weiter und immer schneller blätterte die Bilder durch, aber keines der Fotos ließ darauf schließen, dass er und Hitomi nur Freunde wären. Auch wenn sie sich nicht küssten, so waren sie sich so nahe und vertraut, dass jeder mit ein wenig Fantasie sich hätte ausmalen können, was noch passiert sein könnte. Nabiki beobachtete ihn aufmerksam. „Ich habe folgenden Vorschlag. Du kümmerst dich darum, dass Akane ihre Bitte über deinen Auszug zurücknimmt und zahlst mir zweitausendfünfhundert Yen Schweigegeld und Akane wird niemals etwas von diesen Fotos erfahren.“ „Bist du wahnsinnig?!“ „Oder möchtest du, dass meine Schwester diese Bilder sieht? Ich könnte sie an die Schülerzeitung verkaufen, oder auch unseren Vätern geben“, ließ sie beiläufig miteinfließen. Ranmas Finger krampften sich um den Bilderstapel. „Nabiki, was denkst du dir dabei? Was willst du damit bezwecken?“ „Ich möchte dich einfach nur als Schwager zurück haben. Streng dich gefälligst an, sonst wird deine Beerdigung schneller stattfinden, als dein Schulabschluss.“ Kalt und unberechnend betrachtete Nabiki den Jungen. Wenn sie jetzt nicht die harten Maßnahmen ergriff, würde Ranma nie begreifen, welch großen Fehler er hier beging. Er gehörte zu Akane, wie die Faust aufs Auge. Und sie wäre die allerletzte, die ihrer Schwester diese Bilder freiwillig zeigen würde, aber das brauchte er ja nicht zu erfahren. „Alte Erpresserin“, brummte Ranma. „Wenn ich das wirklich schaffe, bekomme ich aber auch die Negative.“ Nabiki nickte zustimmend. Sie würde diese sofort mit ihm gemeinsam vernichten, damit niemand diese Bilder je zu Gesicht bekam und besonders Akane nicht. Eigentlich hatte Doktor Tofu zu ihr gesagt, dass sie noch nicht trainieren durfte, aber hinsichtlich der Tatsache, dass der Samstag bevorstand, widersetzte sich die Blauhaarige der ärztlichen Anweisung und fing mit Aufwärmübungen an. Sie kam schneller außer Puste, als vor dem Unfall, aber sie riss sich zusammen. Sie musste die Zähne zusammenbeißen und sich richtig anstrengen. Sonst würde Hitomi haushoch gewinnen und das wollte Akane nicht. Der Tag verging schneller als gedacht und am späten Nachmittag trat Ranma ins Dojo. Er musste sich den Frust von der Seele trainieren. Wie konnte Nabiki ihn nur so erpressen? Es reichte doch schon, dass er dabei war mit Akane einen halbwegs normalen Umgang aufzubauen. Aber Nabiki verlangte mal wieder das Unmögliche. Kaum betrat er den Raum, erblickte er Akane. Sie stand schweratmend in der Mitte und hatte ihren Oberkörper vornübergebeugt um ihrer Lunge den Platz zu bieten, den diese auch dringend benötigte. Besorgt eilte Ranma zu ihr, legte ihr eine Hand auf den Rücken und fühlte das starke Atmen. „Akane“, sprach er sie an. Langsam richtete sie sich auf und blickte den Jungen atemlos an. Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Hey.“ „Ist alles in Ordnung?“ Sie nickte und langsam brachte sie ihre schnelle Atmung wieder unter Kontrolle. „Darfst du denn schon wieder trainieren?“ Seine blauen Augen konnten sich nicht von ihr lösen. Seine ganze Haltung, sein Auftreten, alles strahlte Besorgnis aus. Akane wich seinem Blick aus. „Klar doch. Doktor Tofu sagt, dass ich wieder fit bin!“ Ranma sah sie an, nicht so recht wissend, ob er ihr glauben konnte. Sie bemerkte seine Skepsis. „Ich gehe duschen. Du hast den Dojo somit für dich allein.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand hinaus. Sie würde ihn erst wieder beim Abendessen sehen und bis dahin hätte sie genug Zeit ihr stark klopfendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Berührung ließ sie keineswegs kalt und die Reaktion ihres Körpers verunsicherte sie enorm. Was war nur mit ihr, mit ihnen geschehen? Etwas hatte sich verändert und es hing nicht mit ihrem Unfall zusammen, sondern war schon viel früher geschehen. Ranma konnte seine Konzentration nicht auf das Training lenken. Intensiv beschäftigten sich seine Gedanken auf die scheinbar unlösbare Aufgabe, die ihm Nabiki gestellt hatte. Wenn er es schaffte Akane dazuzubringen, dass sie ihre Bitte zurücknahm, so hatte er das finanzielle Problem noch zu lösen. Vorausgesetzt, dass Akane ihre Bitte überhaupt zurücknahm. Er kannte sie und ihren Stolz. Sollte sie diese Aufforderung zurücknehmen, gestand sie sich ein, dass sie ihm unrecht tat. Er malte sich lieber nicht aus, wie Akane auf die Bilder reagieren würde. Eines stand fest, diese Begegnung würde er nicht überleben. Nachdem das heute mit dem Training nicht funktionierte, setzte sich Ranma in den Schneidersitz und begann zu meditieren. Vielleicht half ihm die Entspannung eine Lösung für all das zu finden. Erst beim Abendessen sahen sich die Jüngsten und Ex-Verlobten wieder. Sie saßen nebeneinander und aßen schweigsam vor sich hin, während die restlichen Familienmitglieder jede noch so kleine Regung in Gesicht und Gestik beobachteten. Kasumi unterbrach das Schweigen. „Hast du heute trainiert?“ Auf diese Frage hin, verschluckte sich Akane und begann lange und laut zu husten. Als Antwort aufgenommen, tadelte die älteste Schwester sie sofort. „Du weißt doch, was Tofu gesagt hat. Die nächsten Tage solltest du es ruhiger angehen. Heute kein Training, morgen maximal zwei Stunden und erst ab Freitag darfst du einen halben Tag trainieren. Halte dich an die ärztlichen Anweisungen, Akane. Sonst schadest du dir nur selbst.“ Reumütig senkte Akane ihren Kopf. „Es tut mir leid, Kasumi, aber ich kann nicht nichts tun.“ „Das wirst du tun müssen“, mischte sich Ranma ein. Wütend blickte er sie an. Seine blauen Augen lodernden, wie das tosende Meer. Überrascht richtete Akane die Aufmerksamkeit auf den Kampfsportler. „Ich muss gar nichts“, bockte sie. „Oh, doch. Zudem hast du mich heute angelogen!“ Enttäuscht, dass sie nicht ehrlich zu ihm war, stellte er die Schüssel energisch auf den Tisch ab. „Na, und? Du bist nicht mein Vater!“ „Aber dein Verlobter“, stellte er ebenso barsch fest, wie sie. Akane korrigierte sofort seinen Fehler: „Du hast wohl vergessen, dass wir die Verlobung gelöst hatten.“ Ranma hingegen platzte der Kragen. „Du hast die Verlobung gelöst!“ Schnell besann er sich, in welche Richtung der Streit sich entwickelte und wechselte das Thema: „Wieso lügst du mich an? Ist dir nicht klar, dass du dir und deinem Körper schadest?!“ „Das ist nicht dein Problem“, konterte sie missmutig. Wenn er wüsste, was Samstag anstand und wie hoch der Einsatz war, würde er sie bestimmt verstehen. Aber aussprechen konnte sie es nicht. Fest stand, sie würde vormittags trainieren und sobald Ranma aus der Schule kam, musste es so aussehen, dass sie sich erholt hatte. Ranma ballte seine Hände zu Fäusten und besann sich innerlich zur Ruhe. Er würde sich nicht zu kopflosen Kommentaren verleiten lassen. „Du hast Recht, es ist nicht mein Problem. Aber noch mal helfe ich dir nicht aus der Patsche!“ Er stand auf und ging. Dieses Mal führte ihn sein Weg nicht ins Dojo, sondern er sprang über die Dächer Nerimas um viel Abstand zu Akane zu gewinnen. Niemand aß mehr, sondern starrte die Jüngsten mit offenen Mündern an. Akane bemerkte die fragenden, irritierten und überraschten Blicke. Sie ertrug es nicht länger. Auch sie stand auf und verließ das Wohnzimmer. Ihr Weg führte sie in ihr Zimmer, in dem sie den restlichen Abend verbrachte und schmollte. Am Mittwoch, wie auch am Donnerstag und Freitag wichen Ranma und Akane sich gegenseitig aus. Sie vermieden das Gespräch, da der Kampfsportler sicher war, dass Akane sich auch jetzt noch der ärtzlichen Anweisung widersetzte. Warum tat Akane sich selbst so etwas an? Wieso riskierte sie ihre Gesundheit wegen einer einfachen Sportart? Vernünftig war sie noch nie, aber wenigsten jetzt hätte er erwartet, dass sie aus der Situation lernte. Endlich begann das Wochenende und Ranma wollte nur noch nach Hause. Seine Gedanken ließen ihn nicht eine Sekunde ruhen und er wollte seinen ganzen Stress in seinem Training abbauen. Als er aber zu Hause ankam und das Dojo betrat, hieß ihn ein ungewöhnliches Bild willkommen. Ukyo und Shampoo kämpften abwechselnd gegen Akane. Ryoga und Mousse lenkten Akane zusätzlich mit Angriffen ab. Eine gegen Vier war unfair, aber Ranma konnte sich nicht rühren. Zu ungewöhnlich war das Bild. Akane brach schweratmend auf die Knie und stützte ihre Hände zusätzlich auf den Boden. Sofort standen Ukyo und Shampoo bei ihr, stützten sie und motivierten sie weiter zu machen. Zum ersten Mal bemerkte er, wie gut sich die Mädchen miteinander verstanden. Vor einem halben Jahr waren sie noch Feinde und Rivalinnen, und nun schienen sie wirklich Freundinnen zu sein. Mousse bemerkte Ranma in der Tür und half Shampoo aufstehen. „Wir sollten jetzt gehen.“ Shampoo nickte ihm zu, legte aber Akane sanft eine Hand auf die Schulter. „Wir morgen kommen zum Unterstützen. Aber wir nicht helfen können.“ „Ich weiß und trotzdem danke ich dir.“ Akane ließ sich von Ryoga aufhelfen und umarmte die Lilahaarige. „Auf uns kannst du zählen“, stimmten auch Ukyo und Ryoga zu und Akane lächelte die beiden auch erleichtert an. „Vielen Dank für eure Zeit in den letzten Tagen. Das werde ich niemals vergessen.“ „Ist schon gut“, winkte Ryoga ab, während Ukyo Akane fest in die Arme schloss und ihr sagte: „Mach sie morgen fertig. Sie hat es verdient.“ Akane war gerührt. Niemals hätte sie vor einem halben Jahr gedacht, dass aus ihnen Freundinnen würden, aber es war jetzt so und sie konnte sich die ehemalige Rivalität nicht mehr vorstellen. Die Vier gingen auf Ranma zu, der wie versteinert im Dojo stand und die eben gesehen Situation noch verarbeiten musste. Jeder begrüßte und verabschiedete Ranma, der nur einen kurzen Gruß erwidern konnte. Akana hatte ihn bereits auch entdeckt und blickte ihn unsicher an. Erst als die Tür hinter dem Kampfsportler zufiel, konnte sich Ranma wieder rühren und trat auf sie zu. Auch wenn er sauer auf sie war, da sie sich immer noch nicht an die Regeln hielt, bewunderte er auch ihren Ehrgeiz. Sie überkam ein Schwindelgefühl. Schnell setzte sich Akane auf den Boden. Anmerken ließ sich allerdings nichts davon. Sie atmete tief durch um das beklemmende Gefühl loszuwerden, täuschte aber vor, sich von der Anstrengung zu erholen „Worum geht es eigentlich bei eurem Kampf?“ Ranma stand vor ihr. Er hatte sehr wohl aus den gesprochenen Worten mitbekommen, dass morgen wieder ein Kampf zwischen Hitomi und Akane stattfinden würde. Aber warum? Wieso kämpften sie? Akane antwortete nicht. Sie holte wieder tief Luft und atmete diese langsam aus. Besorgt kniete er sich zu ihr hinab um in ihr Gesicht zu sehen. „Warum kämpft ihr?“ Akane errötete und starrte den Boden an. „Einfach so!“ „Einfach so? Aber ein Kampf hat immer einen Grund.“ Er erinnerte sich an Akanes Ansage am See. ‚Ranma überlass ich dir nicht so einfach!’ Konnte es wirklich sein? Kämpften sie um ihn? „Wir wollten nur unsere Kräfte messen“, erwiderte Akane ungerührt. „So“, zog er seine Feststellung in die Länge, ihre Gefühle erahnend. „Dann hoffe ich, dass du auf jeden Fall gewinnst“, lächelte er sie plötzlich an. Überrascht starrte sie ihn an. Sie hatte wieder mit wütenden Worten gerechnet. Er rutschte noch ein Stück näher. Inzwischen berührte ihre Schulter seinen Oberkörper. Vorsichtig legte er seinen Arm um sie und zog sie noch näher heran. „Ranma“, hauchte sie. Er war Akanes Gesicht plötzlich so nah. Ein schmales Telefonbuch passte noch zwischen die beiden. Ihr schoss die Röte auf die Wangen. Ranma beugte sich zu ihr hinab. Er war ihren Lippen so nah. Ein gewaltiges Kribbeln löste sich in seinem Körper und steckte ihn vollkommen unter Strom. Auch Akane spürte wie ihr Körper auf ihn reagierte. Niemand würde sie jetzt stören, niemand würde in diesen Moment platzen, dessen waren sich beide sicher. Als sie seinen warmen Atem in ihrem Gesicht spürte, schloss sie instinktiv ihre Augen. Und keine Sekunde später spürte sie seine warmen Lippen auf den ihren. In diesem Moment explodierte ein riesiges Feuerwerk in ihrem Körper und ein wohliger Seufzer entrann ihrer Kehle. Auch Ranma spürte die gewaltige Explosion seiner Gefühle und endlich hatte er das Gefühl, was er tat war richtig. Auch wurde ihm bewusst, dass er dies nur bei ihr fühlen konnte. Er rutschte instinktiv näher und intensivierte den Kuss. Akane fühlte seine Nähe, sein sanftes Drängen und sie wollte ihm nachgeben. Sie wollte sich ihm hingeben. Es fühlte sich richtig an. Dennoch meldete sich ein Gedanke in diesem Moment. Er hatte Hitomi geküsst. Mit einem Mal riss sie ihre Augen auf und löste sich schnell von ihm. Überrascht öffnete auch Ranma seine Augen und blickte in die verwirrte Mine des Mädchens. „Akane?“ Ranma würde sie mit ihr vergleichen. So wie er es immer getan hatte. Er hatte sie von Anfang an mit anderen Mädchen verglichen. Er verglich sie mit seiner weiblichen Hälfte, die eine viel üppigere Oberweite besaß, als Akane. Er verglich sie mit Shampoo, die Akane in Schönheit bei weitem übertraf. Er verglich sie mit Ukyo, die besser kochen konnte. Er verglich sie mit Kodachi, die viel reifer und erwachsener war, wie Akane, und er verglich sie auch mit Hitomi, die bei weitem besser kämpfen konnte, als Akane selbst. Und wenn er sie jetzt auch noch mit Hitomi verglich, wer besser von ihnen küssen konnte, würde Akane sterben. „Du hast Hitomi geküsst.“ Er hörte an dem Klang ihrer Stimme, wie aufgewühlt sie war, dennoch erschreckte ihn die Tatsache, die sie aussprach, mehr als ihre Verfassung. Ranma starrte ihr in die braunen Augen und fühlte nur sein Herz rasen. Woher wusste sie es? Als hätte sie seine Gedanken gelesen, antwortete die jüngste Tendo: „Ich habe euch gesehen. Am Freitagabend vor dem Kino.“ Ihr wurde seine Nähe so unangenehm, dass sie von ihm abrutschte und aufstand. Mit wenigen Schritten brachte sie Abstand zwischen ihnen. „Willst du uns vergleichen? Reicht dir nicht schon meine Blamage von vor ein paar Wochen und von Samstag?!“ Ihre Angst und Unsicherheit verlagerte sich in Wut. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten. So leicht würde sie es ihm nicht machen, bestimmt nicht. Wieso hatte sie sich nur in diesen Idioten verliebt? Er machte doch nichts als Ärger. Ranma war so überrumpelt von ihren Worten, dass er sich unfähig fühlte etwas zu sagen. Was hatte er denn angestellt, dass sie plötzlich so aus der Haut fuhr? Er wollte sie doch einfach nur küssen und danach wollte er ihr sagen, wie sehr er sie liebte. Es wäre doch ein perfekter Moment gewesen. Warteten nicht alle auf den perfekten Moment? Und was tat sie? Sie zerstörte alles. Sein Vorhaben hatte sich innerhalb einer Sekunde in Nichts aufgelöst. „Welche Blamage? Von was redest du?“, blaffte er sie genervt an. Er konnte ihr gedanklich überhaupt nicht folgen. Akane drehte sich um und blitzte ihn wütend an. „Ich rede von dem Wochenende, an dem du Hitomi ungefragt zu uns eingeladen hast.“ Ranma versuchte sich zu erinnern. Ungefragt hatte er Hitomi nie eingeladen. „Kasumi wusste immer bescheid“, rechtfertigte er sich. Ohne auf diesen Einwurf einzugehen, redete Akane weiter. „Und dann hast du mich in diesen Kampf gedrängt und dich über mich lustig gemacht.“ „Ich habe mich nie über dich lustig gemacht“, erwiderte Ranma fast wütend. „Nie? Das ich nicht lache. Du hast dich immer über mich lustig gemacht und du hast mich beleidigt. Von Anfang an, seitdem du hier eingezogen bist.“ „Wie hätte ich mich dir denn gegenüber verhalten sollen? Du bist launisch, Männerfeindlich und leicht erregbar. Ohne die Streitereien hättest du mich nicht mal angesehen“, er brach ab, biss sich auf die Lippen, senkte die Augen zum Boden und rügte sich in Gedanken selbst. Das hätte er niemals aussprechen dürfen. Das waren seine geheimsten Gedanken gewesen. Er traute sich kaum aufzublicken. Als er es doch wagte, sah er sie. Sie stand wie erstarrt ihm gegenüber. Sie blickte zu ihm, aber er sah ihren Augen an, dass sie durch ihn hindurch blickte. Was hatte er bloß getan? „Akane“, wagte er wieder einen Vorstoß, diesmal darauf bedacht die Stimme so sanft wie es nur möglich war klingen zu lassen. Akane rührte sich nicht. Sie wollte es nicht einsehen und schon gar nicht wollte sie es von ihm hören. Zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, aber einer trat klar und deutlich hervor. Alles war doch von Anfang an nur eine Schutzmaßnahme gewesen. Hätte sie ihn nicht so angefahren, wären sie längst verheiratet gewesen. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Das rothaarige Mädchen wurde von einem Pandabär ins Haus geschleppt. Sofort hatten ihre Schwestern ihr den schwarzen Peter zugeschoben. Eine arrangierte Hochzeit, war das allerletzte was sie haben wollte, blieb ihr aber nicht erspart. Die einzige Möglichkeit, die sie hatte, war ihren ganzen Groll und Zorn an Ranma auszulassen. Und da er ihr den gleichen Ton zurückgab, stand für sie fest, dass er kein Interesse an ihr hatte. So führte ein Streit zum nächsten und jetzt standen sie hier und stritten. Sicherlich hatten ihre Streits soweit geführt, dass die Hochzeit aufgeschoben wurde und nach der einzigen und letzten geplatzten Hochzeit, würde sie so schnell auch niemand mehr drängen, dennoch tat es ihr weh mit ihm zu streiten. Sie mochte ihn und sie hatte sich auf ihren Hochzeitstag gefreut. Umso schrecklicher wurde dieser Tag und das bestärkte sie wiederrum Ranma die Schuld an allem zu geben. Wieso sagte er plötzlich so etwas? Wieso sagte er ihr, dass sie ihn ohne die Beleidigungen nicht mal angesehen hätte? Er war ihr sehr wohl aufgefallen und sie hatte ihn schon in seiner ganzen Pracht gesehen. Akanes Wangen erröteten, als sie an ihre allererste Begegnung im Badezimmer dachte. Ranma vermittelte ihr doch immer, dass sie nicht gut genug für ihn wäre. Er verglich sie immer mit seinen anderen Verlobten, zählte deren Vorzüge und Akanes Nachteile auf. Ihre Gefühle drehten sich im Kreis. Sie war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Sie zuckte kurz, blickte ihm in die besorgten blauen Augen und sah erst jetzt, wie hilflos er sich fühlte. Aber den ersten Schritt konnte sie nicht machen, nicht heute. „Ich gehe jetzt baden.“ Zu mehr fühlte sie sich nicht fähig, drehte ihm den Rücken zu und verließ das Dojo. Ranma stand verloren in dem beleuchteten Trainingsraum. Er wusste nicht was hier eben passiert war, aber er musste sie fürchterlich erschreckt haben. Er setzte sich in den Schneidersitz und grübelte über die vergangenen Minuten. Kapitel 13: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Der alles entscheidende Tag brach an. Die Sonnenstrahlen kämpften sich durch das Fenster und schienen direkt in Akanes Gesicht. Von der Wärme wachgekitzelt, schlug sie nach einer unruhigen Nacht ihre Augen auf. Lange starrte sie ihre Zimmerdecke an. Heute stand der Kampf an. Sie musste gewinnen. Es ging um alles. Auch wenn sie Ranma nicht nach China bringen konnte, so war sie gewillt, um ihn zu kämpfen. Um ihren Kuss zu kämpfen. Sie war sich ganz sicher und hatte es sich nicht nur eingebildet… er hatte sie wirklich geküsst. Ihr Herz begann wieder aufgeregt zu hüpfen. Seit gestern abend schwirrte ihr Ranma dauerhaft im Kopf herum. Seine Lippen fühlten sich so weich und warm an. Sie hinterließen auf ihren ein angenehmes Kribbeln, wie tausend kleine Elektropulse. Sie spürte, dass es das war, was sie sich schon so lange heimlich wünschte. Akane wollte, dass es immer so zwischen ihnen war. In diesem Moment gab es keinen Streit. Es gab keine nervigen Verehrer und Verlobten. In dem Augenblick, als sich ihre Lippen trafen, gab es nur sie beide. In Akanes Gedanken gab es aber dann auch noch Hitomi, die er auch schon geküsst hatte. Sie wollte nicht mit ihm streiten, aber die Gedanken waren unerträglich. Ihre Vorwürfe ihm gegenüber waren nicht unbegründet. Ein Machoweib, ein Flachbrett und Trampel war doch nicht küssenswert. Warum sonst sollte er sie küssen, wenn er sie nicht miteinander verglich? Akane glaubte nicht, dass er es aus Liebe tat. Sie kannten sich jetzt schon so lange. Wenn er Gefühle für sie entwickelt hatte, dann waren diese bestimmt rein freundschaftlich. Ein tiefer Seufzer entrann ihrer Kehle. Mit festem Entschluss, schob sie die Gedanken an Ranma beiseite und richtete sich im Bett auf. Konzentration war ab jetzt gefragt, denn gegen Hitomi verlieren wollte sie auf gar keinen Fall. Sie zog sich an und verließ ihr Zimmer. Sie fand ihre Schwester in der Küche, die bereits das Frühstück herrichtete. Schnell war Akane bei ihr um ihr zu helfen. „Guten Morgen, Kasumi.“ Die Braunhaarige lächelte ihre Schwester an. „Guten Morgen, Akane. Ich dachte du bist mit Ranma trainieren?“ Schon wieder begann ihr Herz zu rasen, als wollte es einen neuen Sprintrekord aufstellen. Wieso reichte es nur seinen Namen zu hören, um ihren Körper vollkommen durcheinander zu bringen? Leichte Röte stieg ihr auf die Wangen. „Nein, bin ich nicht“, antwortete sie und wechselte schnell das Thema. „Kann ich dir helfen?“ „Gerne“, nickte Kasumi zu und erklärte ihrer kleinen Schwester, was sie noch tun konnte. Akane deckte den Tisch, als Nabiki ins Wohnzimmer trat. „Guten Morgen, Schwesterchen.“ Akane lächelte zurück und schon erschien Kasumi mit einem Tablett beladen. „Guten Morgen, Nabiki, kannst du bitte Ranma holen? Das Frühstück ist fertig.“ Nabiki blickte Kasumi ernst an, dann jedoch deutete sie auf Akane. „Ich bin nicht mit ihm verlobt. Es ist nicht meine Aufgabe ihn zu holen.“ Ihm alleine im Dojo unter die Augen zu treten, nachdem was am Vorabend passiert war, trieb Akane die Röte auf die Wangen. Verlegen verteilte sie die Schüsseln, während sie empört aufrief: „Wir sind nicht mehr verlobt!“ „Aber auch nur, weil du so ein Sturkopf bist“, stichelte Nabiki weiter. „Gar nicht wahr“, konterte Akane. Ehe ihre Schwestern zu streiten beginnen konnten, mischte sich Kasumi ein. „Nabiki, hol bitte Ranma. Akane, du gehst unsere Väter holen. Sie sitzen im Garten.“ Mit diesen Worten lud Kasumi das Tablett ab und kehrte zurück in die Küche um den Rest zu holen. Die Mädchen teilten sich also auf und holten die Männer zum Frühstück. Wenig später saßen alle gemeinsam am Tisch, wobei zwei von ihnen mit rasendem Herzen nebeneinander saßen. Verlegen und schweigsam saßen die Jüngsten in der Runde auf ihren Plätzen und aßen. Genma und Soun lobten Kasumi wieder in den höchsten Tönen und holten sich ständig Nachschlag. Kasumi bedankte sich immer wieder höflich, aber auch fröhlich über die Komplimente. Jeder war mit sich beschäftigt, dass Ranma einen kurzen Blick zu Akane wagte. Sie sah so schön aus. Er könnte sie stundenlang ansehen. Und jetzt taten ihm seine Beleidigungen ihr gegenüber leid. Dennoch wusste er nie, wie er nett zu ihr sein sollte. Kaum bemühte er sich um einen netten Ton, flippte sie dagegen aus. Akane konzentrierte ihre Gedanken auf das Essen. Denn der unruhige Herzschlag und das Dauerkribbeln im Bauch beunruhigten sie. Es war unglaublich, was er mit ihr, allein mit seiner Anwesenheit, anstellte. Ihr ganzer Körper stand unter Strom. Vorsichtig schielte sie kurz zu ihm. Wie sinnlich sich seine Lippen während dem Essen bewegten. Ihr wurde heiß und schnell widmete sie sich wieder ihrem Essen und lenkte die Gedanken auf das was sie tat. Sie zählte jeden Bissen mit und wie oft sie ihn kaute. Das schien für Akane die beste Ablenkung überhaupt zu sein. Beiden klopfte das Herz bis zum Hals. Nabiki entging nichts. Als sich Ranma für einen Moment unbeobachtet fühlte, erhaschte er einen Blick auf Akane und ihre Schwester sah für einen Bruchteil einer Sekunde zu Ranma. Das war wirklich süß mit anzusehen, wobei sie sich nicht erklären konnte, was genau der Anlass für solche Reaktionen war. Sie sah sich am Tisch um, aber keinem sonst fiel der heimliche Blickwechsel auf. War vielleicht auch besser so, dachte sie sich und aß seelenruhig weiter. Nach dem Essen verschwand Ranma ins Badezimmer. Er hatte den ganzen Morgen trainiert und gönnte seinen Muskeln ein schönes und heißes Entspannungsbad. Zudem musste er seine Gefühle wieder unter Kontrolle bringen. Akane brachte seinen gesamten Hormonhaushalt durcheinander und diesen galt es jetzt wieder zu sortieren. Akane hingegen bereitete sich mental auf den Kampf vor. Sie zog sich in ihrem Zimmer um und ging langsam zum Dojo hinüber. Gerade als sie es betreten wollte, wurde sie von einer bekannten Stimme aufgehalten. Sie drehte sich um und blickte Mousse an. Ihre Augen wurden größer, nachdem sie Shampoo nicht entdecken konnte. „Bist du alleine hier?“ Mousse lächelte und legte sich verlegen die Hand an den Hinterkopf. „Nein, Shampoo kommt gleich. Sie wollte nur noch kurz etwas erledigen.“ Akane nickte und betrat das Dojo. Sie sah sich um und sammelte ihre Konzentration. Sie musste es schaffen. Dieses Mal käme Hitomi nicht so leicht davon. Es ging um alles oder nichts. Und Akane wollte alles. Mousse setzte sich an den Rand und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Dabei hatte er ein Bein aufgestellt, auf dessen Knie er seinen rechten Arm stützte. Die Brille spiegelte im hellen Licht des Dojo und seine Mimik war wie versteinert. Leichte Nervosität stieg in Akane auf. Sie hatte nach dem Unfall am letzten Wochenende nur drei Tage wirklich trainieren können. Sie wusste, dass Ranma die letzten Wochen über mit Hitomi trainiert hatte. Konnte sie es wirklich schaffen? Sie würde sich mit einer der besten japanischen Nachwuchskampfsportlerinnen messen. Um sich selbst abzulenken setzte sie sich zu Mousse. Dieser spürte ihre Unruhe und lächelte sie an. „Du wirst das schaffen, Akane. Du bist stark und du hast einen starken Willen.“ Dankbar für die Worte lächelte die Blauhaarige ihn an. „Akane“, rief Ukyo schwer atmend. Keuchend betrat sie das Dojo, stützte ihre Hände auf ihren Knien ab und stand mit dem Oberkörper vornübergebeugt in der Tür des Dojo. Mousse und Akane sahen zu ihr hinüber. Besorgt stand Akane auf und eilte auf ihre Freundin zu. „Ist alles in Ordnung?“ Ukyo richtete sich auf, immer noch leicht keuchend, aber lächelnd. „Ja, ich bin so froh, dass ich noch rechtzeitig gekommen bin.“ Im selben Moment erschien Ryoga hinter Ukyo. „Puh, Akane, zum Glück ist euer Grundstück von einer Mauer umrahmt.“ Perplex blickten die Mädchen den schwarzhaarigen Jungen an. Akane fand zuerst ihre Sprache wieder. „Du bist schon so oft hier gewesen…“ Verlegen legte sich Ryoga die Hand an den Hinterkopf. „Ja, und ich habe mich fast jedes Mal auf diesem Grundstück verlaufen. Dennoch bin ich aber auch jedes Mal gerade noch rechtzeitig hier angekommen.“ Er lachte. Akane errötete und dachte an einen ganz bestimmten Abend zurück. Ukyo hingegen stieß ihm empört ihren Ellbogen in die Rippen. „Jetzt habe ich dich schon an der Hand gehalten und du wärst mir trotzdem fast verloren gegangen. Ich werde dich wohl anleinen müssen.“ Er stockte im Lachen und verzog missmutig das Gesicht. „Aber zum Glück haben wir es noch rechtzeitig geschafft. Hitomi ist noch nicht da“, stellte Ukyo erleichtert fest. Sie umarmte Akane herzlich: „Du schaffst es, Akane! Ich bin mir ganz sicher!“ Akane erwiderte die Umarmung und lächelte an Ukyos Schulter. „Ich danke dir für deine Unterstützung.“ „Ich möchte eure nette Unterhaltung nicht stören, aber ich bin hier um zu kämpfen“, mischte sich plötzlich eine weibliche Stimme ein. Unbemerkt hatte sich Hitomi dem Dojo genähert. Ihre rosafarbenen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie trug einen dunkelblauen Karateanzug. Ukyo und Akane lösten sich voneinander. Während Akane ihrer Rivalin mit einem Kopfnicken zustimmte, funkelte Ukyo die Klassenkameradin feindlich an. Niemand würde sich zwischen Akane und Ranma stellen. Dafür würde sie schon sorgen. Gemeinsam betraten sie das Trainingshäuschen. Während die Kämpferinnen sich aufwärmten, setzten Ukyo und Ryoga sich zu Mousse. „Wo ist Shampoo?“ „Sie kommt gleich“, antwortete der Chinese. Shampoo betrat das Haus und blickte sich unsicher um. Früher war sie hier immer reingeplatzt, hatte sich in Ranmas Zimmer geschlichen oder Akane zum Kampf aufgefordert. Jetzt schämte sie sich für ihr Verhalten, aber sie war nun mal verliebt gewesen und wollte nichts anderes, als ihren versprochenen Verlobten zu ehelichen. Ehe sie sich entscheiden konnte, ob sie die Treppe hinauf gehen oder sich im Erdgeschoss bemerkbar machen sollte, kam Ranma schon die Treppenstufen herunter. Überrascht die Lilahaarige im Haus stehen zu sehen, sprang er die letzten Stufen hinunter und blieb vor ihr verwundert stehen. „Hallo, Shampoo.“ „Airen“, hauchte sie verlegen. Sie mochte ihn noch, aber lieben tat sie ihn nicht mehr. Darum klang dieses Wort umso fremder für sie. „Was machst du hier?“ Irritiert blickte er sich um, ob auch Mousse anwesend war, nur konnte er den Chinesen nirgends entdecken. Zögernd suchte sie seine Augen. „Ich haben eine Bitte…“ Aufmerksam lauschte er ihren Worten. Hitomi ließ ihre Fingerknochen knacken und blickte zu ihrer Kontrahentin, die sich ebenfalls ein letztes Mal streckte. „Können wir anfangen?“ Akane nickte entschlossen. „Vergiss nicht, die Verliererin hält sich von ihm fern“, erinnerte Hitomi nochmals an den Einsatz und mit einem Kampfschrei eröffnete sie den Kampf. Alarmiert von dem Kampfschrei, riss Shampoo ihren Kopf in die Richtung, in der das Dojo lag. „Oh.“ „Was war das?“ Ranma entging nicht die Reaktion der Amazone. „Der Kampf hat begonnen“, schon rannte sie aus dem Haus und hinüber zum Dojo. Ranma folgte ihr verwirrt. „Welcher Kampf?“ Kaum war die Frage ausgesprochen, dämmerte es ihm schon. „Akane…“ Sie betraten den Trainingsraum. Rechts an der Wand saßen die Zuschauer, jeder fest die Daumen drückend und stark mitfiebernd. In der Mitte kämpften zwei hübsche Mädchen im Kendo-Kampfstil. Ranma schloss hinter sich die Türe und setzte sich zu seinen Freunden. Shampoo ließ sich eben neben Mousse nieder und ballte ihre zaghaften Hände zu Fäusten. Verbissen, wie auch aufmerksam verfolgte sie den Kampf zwischen Hitomi und Akane. Nabiki kam vom Einkaufen zurück und trat durch das Tor aufs Grundstück. Sie war beladen mit zwei großen und überfüllten Tüten. Ihr Weg führte sie zum Wohnhaus, als sie Geräusche aus dem Dojo hörte. Trainierte Akane mit Ranma? Neugierig, wie sie war, änderte sie den Kurs und spähte durch eines der Fenster. Überrascht, wie auch entsetzt, zwinkerte sie, aber das Bild blieb dasselbe. Hitomi und Akane wiederholten ihren Kampf. So schnell sie konnte rannte sie ins Haus, stürmte ins Wohnzimmer und stellte die Tüten auf den Esstisch ab. „Ihr werdet es nicht glauben“, rief sie aufgebracht. Genma und Soun unterbrachen ihre Partie Shogie, wobei Genma die Unaufmerksamkeit seines Freundes ausnutzte und die Spielzüge schnell zu seinen Gunsten veränderte. Auch Kasumi eilte aus der Küche herbei und blickte ihre Schwester fragend an. „Nabiki, was ist passiert?“ „Akane kämpft gegen Hitomi!“ Sofort legte sich eine tiefe Sorgenfalte auf die glatte Stirn der ältesten Tendo-Tochter. „Sie soll sich doch noch schonen.“ Mit einem Mal wandte sich Kasumi ab und ging zum Dojo. Besorgt wollte sie sich versichern, dass es Akane gut ging. Schnell eilten Nabiki, Genma und Soun Kasumi nach. Nacheinander betraten sie das Dojo und erblickten erstaunt die Zuschauer, wie auch die inzwischen leicht keuchenden Kämpferinnen. Die Väter setzten sich links an die Wand und sahen sich begeistert den Kampf der jungen Mädchen an. Nabiki, inzwischen mit gezückter Kamera, saß neben ihrem Vater und knipste jede Bewegung. Je dramatischer die beiden Kämpferinnen blickten, desto mehr Geld würde sie beim Verkauf der Fotos einnehmen. Auch Kasumi setzte sich hin und beobachtete aufmerksam ihre Schwester. Sollte Akane auch nur die kleinste Veränderung in Körperhaltung und Gesicht zeigen, würde sie diesen Kampf abbrechen. Immerhin ging es hier um die Gesundheit ihrer kleinen Schwester. Akane griff ihre Rivalin an. Eine Reihenfolge von Schlägen und Fußtritten folgte, doch die Rosahaarige konnte jeden Angriff blocken. Die Blauhaarige steckte all ihre Kraft in diese Schläge. Mousse hatte ihr das beigebracht. Allerdings sah sich Hitomi das nicht lange an. Sie wich erneut einem Schlag aus und vollführte einen Rückwärtssalto. Somit brachte sie ein wenig Abstand zwischen sich und ihrer Kontrahentin. Akane verschnaufte ein wenig, doch viel Zeit zum Erholen blieb ihr nicht, da Hitomi sie ihrerseits angriff. Sie bemerkte recht schnell, dass sich Hitomis Kampfabfolge der am See glich, dennoch merkte sie auch, dass die Klassenkameradin viel mehr Kraft in die Schläge legte. Das Ranma sie trainiert hatte, war nur vorteilhaft. Hitomi riss das Ruder wieder an sich und übernahm die Kontrolle. Schnell und stark griff sie die Blauhaarige an und drängte Akane immer weiter zurück. Akane achtete nicht auf ihre Deckung und kassierte einen kräftigen Tritt in die Magengrube. Und ehe sie sich von dem Schlag erholen konnte, wurde sie von Hitomi erneut angegriffen. Also hatte Ranma ihr die gleichen Tipps gegeben wie Akane damals. Warte nie so lange, bis sich dein Gegner von dem Schlag vollkommen erholt. Die Klassenkameradin kämpfte verbissen und wunderte sich über Akanes vehementes Wehren. Nach solch einem Tritt, sollte sie kaum noch stehen können, aber die Blauhaarige stand und blickte eisern zu Hitomi. Akane wehrte die Angriffe ab und verbissen sammelte sie ihre verbleibenden Kräfte um die Situation wieder umzukehren. Sie erinnerte sich an die Tipps ihrer Freunde und setzte diese um. Sie sprang über einen Tritt hinweg, rollte sich, kaum auf dem Boden aufkommend, ab und griff selbst wieder an. Überrumpelt von dieser plötzlichen Schnelligkeit, wich Hitomi aus, aber schon zog ihr Akane die Beine weg. Die Rosahaarige plumpste auf den Boden und rieb sich schmerzhaft den Hintern. Akane war schnell über ihr und stellte ein Bein auf ihre Brust. „Gibst du auf?“ Erfreut beobachteten die Freunde, dass Akane gewann. Sie waren so unendlich stolz auf sie und auch Ranma wurde leichter ums Herz. Alle Augen waren auf die beiden Kämpferinnen gerichtet. Soun legte einen Arm um seinen Freund und verkündete den Tränen nahe: „Saotome, mein Freund, siehst du? Das ist meine Tochter!“ Genma antwortete lächelnd: „Sie ist genau die richtige um die Kampfschule weiterzuführen, Tendo!“ Nabiki hielt diesen Moment mit der Kamera fest, während Kasumi besorgt die schweratmende Akane beobachtet. Sie konnte diesem Kampf nichts abgewinnen, aber eines stand fest: Doktor Tofu musste sich Akane nochmals ansehen. Hitomi blickte wütend auf, schwang ihre Beine und zog Akane das Standbein weg. Auch die Blauhaarige landete auf ihrem Hintern. Schon stand die Rosahaarige wieder auf den Beinen, funkelte ihre Feindin an und antwortete: „Niemals!“ Überrascht verstummten alle, denn der Kampf schien doch noch nicht vorbei. Auch Akane rappelte sich auf, aber kaum stand sie auf den Beinen, spürte sie wieder einen Tritt in den Magen, der ihr kurz schwarz vor Augen werden ließ. Und wieder spürte sie einen Schlag, diesmal in die Lunge. Fest presste es ihr die Luft heraus. Akane wusste nicht wie ihr geschah, aber sie fand sich auf dem Rücken liegend auf dem Boden wieder. Kaum schaffte sie es ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen, spürte sie einen Fuß, der sich nicht mehr von ihrem Oberkörper löste, sondern drückte sie stark auf den Boden. „Gibst du auf?“ Kaum noch Luft kriegend, japste Akane. „Nein.“ Aber wirklich rühren konnte sie sich auch nicht mehr. Der Druck auf ihrer Brust verstärkte sich und sie bekam noch weniger Luft. Sie sah ein, dass sie so keine Chance mehr hatte. Auch wenn ihr Verstand nicht aufgab, so gab ihr Körper nach. Sie sah kurz zur ihren Freunden und erkannte Ranma bei ihnen sitzen. Sie wollte ihn nicht verlieren und aufgeben. Sie wollte mit ihm zusammen sein… Ihr wurde kurz schwarz vor Augen... „Ja“, hauchte sie tonlos. Hitomi betrachtete sie aufmerksam: „Ich habe dich nicht verstanden: Gibst du auf?“ „Ja“, keuchte Akane lauter, aber es war so anstrengend. Sie spürte das aufsteigende Schwindelgefühl. Ihr wurde mit einem Mal ganz furchtbar schlecht. Erst jetzt löste Hitomi ihren Fuß von Akanes Brustkorb und die Verliererin rollte sich keuchend in den Vierfüßlerstand um Luft zu bekommen. Das Schwindelgefühl und die Übelkeit wollten nicht so schnell weichen, aber sie brachte ihren Körper nach einer ganzen Weile wieder unter Kontrolle. Hitomi betrachtete die Mitschülerin feindselig. „Damit wäre das jetzt geklärt.“ Doch als sie zu Ranma blickte, war dieser bereits aufgestanden und zu Akane geeilt, ebenso wie Kasumi. Ukyo und Shampoo hingegen stellten sich wütend Hitomi gegenüber und funkelten diese böse an. Mousse und Ryoga standen inzwischen auch, blickten aber besorgt zu der kleinen Gruppe um Akane. „Es geht schon wieder“, wies Akane all die helfenden Hände ab. Sie stand auf, auch wenn Ranma ihr ein wenig dabei half, und ging zu Hitomi. „Du hast gewonnen“, stimmte sie monoton zu. Sie war wütend auf sich selbst. Hätte sie besser aufgepasst, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Zudem war ihr immer noch schlecht und sie spürte wie ihr das Frühstück hochkam. Ohne weiter auf ihre Niederlage einzugehen, verließ Akane das Dojo und beeilte sich ins Badezimmer zu kommen. Dort übergab sie sich in die Toillette und kämpfte erneut gegen das Schwindelgefühl an. Hitomi sah zu Ranma, der sie ebenfalls verwirrt ansah. „Wir sehen uns Montag.“ Mit diesen Worten verließ sie das Dojo. Genma und Soun kehrten ins Haus zurück. Während Soun über die Niederlage seiner Tochter die Tränen vergoss, versuchte Genma seinen Freund aufzubauen. „Sieh es doch so, Tendo. Akane und Ranma können heiraten und dann führt Ranma mit ihr zusammen die Kampfschule.“ Aber alle gutgemeinten Worte halfen nichts. Soun hörte nicht auf zu weinen, bis Genma eine Flasche Sake hervorholte. Nabiki verschwand sofort, um die Fotos zu entwickeln und Kasumi kehrte ins Haus zurück um Doktor Tofu anzurufen. Er solle sich Akane ansehen, ob sie wieder ins Krankenhaus musste. Am Ende standen nur noch Ranma und die vier Freunde im Dojo. „Worum ging es bei diesem Kampf?“ Shampoo zuckte die Schultern. „Ich weiß nichts. Großmutter wartet auf uns. Lass uns gehen.“ Und schon zog Shampoo Mousse am Ärmel hinter sich her. Dann blickte er Ukyo und Ryoga an, die ebenfalls das Gesicht abwandten. „Ihr wisst bescheid.“ „Ja, aber wir dürfen nichts verraten“, plauderte Ryoga und erhielt von Ukyo eine Kopfnuss. „Nein, sie hat uns nichts erzählt“, antwortete Ukyo empört und zog Ryoga mit sich mit. „Bis bald, Ranma!“ Und schon verschwand sie mit ihrem Freund. Ranma hörte im Dojo noch, wie Ukyo dem armen Ryoga die Leviten las. Entsetzt über den Kampfausgang setzte er sich auf den Boden und hing seinen Gedanken nach. Inzwischen war Akane geduscht und umgezogen. Sie lag auf ihrem Bett und weinte. Sie hatte verloren. Sie war wütend auf sich selbst und hasste sich, dass ihr Körper so schwach war. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Sie lebte mit ihm unter einen Dach. Und ignorieren wollte sie ihn auch nicht. Sie war nicht gewillt ihn aufzugeben, auch wenn sie den Kampf um ihn verloren hatte. Kapitel 14: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Doktor Tofu erklärte sich bereit am Sonntag einen Hausbesuch zu machen. Zum Dank lud Kasumi ihn dann auch gleich zum Mittagessen ein. Natürlich nicht ganz uneigennützig, denn zwischen den beiden bahnte sich langsam eine ernste Beziehung an. Kasumi strahlte den Doktor an, dieser hingegen lächelte schüchtern zurück. Beide waren nicht gerade die mutigsten, was ihre Gefühle betraf, dennoch ging alles seinen Weg. Als Nabiki die beiden beobachtete, schlich sich ein Gedanke ein, den sie so gar nicht wahrhaben wollte. Wenn das zwischen den beiden wirklich ernster wurde, würde Kasumi wohl dann auch irgendwann ausziehen. Sie würde nicht ewig zu Hause wohnen bleiben und immerhin hatte Tofu eine eigene Wohnung. Ein verlockendes Angebot für Kasumi, eine schreckliche Vorstellung für Nabiki. Kasumi verschwand in der Küche und bereitete das Essen vor, während der Doktor sich die Patientin ansah. Mit einem unbehaglichen Gefühl folgte Nabiki ihrer Schwester in die Küche und half ihr bei den Vorbereitungen für das Mittagessen. „Schön, dass du mir hilfst“, lächelte Kasumi ihre jüngere Schwester an. „Ist doch klar“, antwortete Nabiki, dennoch ließ sie der Gedanke einfach nicht los. „Kasumi, darf ich dich etwas fragen?“ Überrascht, dass Nabiki so unsicher klang, hörte sie auf in dem Topf zu rühren und drehte sich zu ihr. Besorgt nickte sie zu. „Aber natürlich, bedrückt dich irgendetwas?“ „Nun ja“, druckste die Kurzhaarige, aber schließlich nickte sie. „Wirst du uns irgendwann verlassen?“ Kasumi verstand nicht so recht. „Wenn das mit dir und Doktor Tofu so richtig ernst wird… Wirst du uns dann verlassen um mit ihm zusammen zu ziehen?“ Schlagartig wurde Kasumi rot wie eine Tomate. Verlegen drehte sie sich zum Kochtopf und rührte weiter. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, während sie zu kichern anfing. „Du meine Güte…“ Sie konnte kaum glauben, was Nabiki sie da fragte. „Nein, so ernst ist das noch nicht und wenn es denn wäre, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.“ Eine nicht zufriedenstellende Antwort, aber besser als gar keine oder gar eine unerwünschte Antwort. Nabiki nickte und widmete sich auch wieder der Zubereitung des Gemüses. Ranma saß im Dojo und meditierte, aber so ganz konnte er sich heute nicht konzentrieren. Immer noch ging ihm der gestrige Kampf nicht aus dem Kopf. Wieso und seit wann hegten die Mädchen so eine Feindschaft? Er mochte sie beide und auch hatte er immer den Eindruck gehabt, dass sie sich auch verstanden. Nicht besonders gut, aber für Klassenkollegen normal. Akanes Worte vom Freitagabend hatte er nicht vergessen. Zu den Vorwürfen, die sie ihm gemacht hatte, hatte er sich auch schon seine Gedanken gemacht. Sie in einen Kampf zu drängen, geschweige sich über sie lustig zu machen, lag nie in seiner Absicht. Er zog sie auf, weil er nicht mit seinen Gefühlen für sie umzugehen wusste. Seit er zehn Jahre alt war, war er nur mit seinem Vater in Japan unterwegs gewesen. Außer Ukyo hatte er damals kein weibliches Wesen näher kennengelernt. Und hier in Nerima, fühlte er etwas für Akane und wusste nicht wie er sich ihr nähern sollte, weil sie ihn immer abwies. Ukyo und Shampoo, sogar Kodachi und Hitomi warfen sich ihm an den Hals, himmelten ihn an und die ganze Zeit über fragte er sich, warum Akane nicht so sein konnte wie die anderen Mächen. Er rügte sich selbst in Gedanken, denn er wusste nur zu gut, dass eben diese Sturheit, Akane einzigartig und für ihn besonders machte. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Er hatte Sehnsucht nach ihr. Gestern Abend schlief sie schon tief und fest, als er nach ihr gesehen hatte, und heute war sie noch nicht aus dem Zimmer herausgekommen. Er wollte sie sehen, wollte wissen wie es ihr ging. Fest entschlossen stand Ranma auf und ging zurück ins Haus. Er stieg die Treppen hinauf und ging zu Akanes Zimmertür. Doktor Tofu trat in diesem Moment aus ihrem Zimmer und schloss hinter sich die Türe. „Hallo Ranma“, begrüßte er den Kampfsportler fröhlich. „Doc, ist etwas mit Akane?“ Mehr als überrascht blickte Ranma den Arzt an, ehe sein besorgter Blick auf die Tür wich. „Kasumi bat mich nach ihr zu sehen, da sie gestern einiges im Kampf hatte einstecken müssen. Aber keine Sorge“, beschwichtigte er sofort. „Ihr geht es wieder ganz gut und sie muss auch nicht mehr ins Krankenhaus. Nur das Kämpfen sollte sie in nächster Zeit lassen.“ Ranma nickte dem Gesagten zu, allerdings blickte er Doktor Tofu an. „Das sollte mal ihren Veehrern in der Schule gesagt werden. Die warten schon sehnsüchtig auf Akane, denn jeder von ihnen möchte sie im Kampf besiegen, um mit ihr auszugehen.“ Sein Herz krampfte vor Eifersucht. Keinem dieser Kerle würde er seinen Trampel freiwillig überlassen. „Wenn du mit ihnen nicht reden kannst, wirst du dir wohl etwas einfallen lassen müssen, denn Akane muss sich schonen um wieder ganz gesund zu werden“, mahnte Doktor Tofu. „Ansonsten werde ich Bettruhe verschreiben.“ „Bettruhe?“ Ranma erschrak. „Das hält sie nicht durch. Sie wollte schon nach zwei Tagen aus dem Krankenhaus raus.“ Doktor Tofu grinste: „Genau das hat sie mir auch erzählt. Zudem ist die Schule in eineinhalb Wochen vorbei und sie möchte die Zeit mit ihren Freundinnen genießen. Also lass dir etwas einfallen, wie du sie vor unsinnigen Kämpfen schützen willst.“ Schon verschwand Tofu fröhlich grinsend die Treppe hinab. Ranma blieb vor Akanes Türe stehen und starrte das Holz an. Wie sollte er Akane beschützen? Später konnte er sich immer noch darüber Gedanken machen. Sein Herz klopfte aufgeregt in seiner Brust, während er die Hand hob um an ihre Türe zu klopfen. Erst zaghaft, dann entschlossener. „Akane, darf ich reinkommen?“ Sie hatte seine Stimme bereits gehört und ihr Herz schmerzte, als sie daran dachte ihm nie wieder so nahe kommen zu dürfen. Sicher ließ es sich nicht vermeiden, dass sie miteinander redeten, aber sie hatte den Kampf verloren, und war somit in der Pflicht sich von ihm fernzuhalten. Naja, so gut es eben ging. Wenn er vor ihrer Tür stand und um Einlass bat, konnte sie ihm diesen schlecht verwehren. Selbst Hitomi konnte das nicht verbieten. Akane saß im Bett und hatte die Knie angezogen und fest mit ihren Armen umschlungen. Sie haderte mit sich. Einerseits wollte sie ihn im Moment nicht sehen, andererseits sehnte sich ihr Körper nach ihm. „Komm rein“, ließ sie leise verlauten, aber Ranma hatte es durch die Tür hin vernommen. Er betrat das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Seine blauen Augen blickten auf das zierliche Mädchen in dem Bett und blieben an traurigen, braunen Augen hängen. „Wie geht es dir?“ „Ganz gut“, antwortete sie. Ihr Herz klopfte so laut in ihrer Brust, dass es schon in den Ohren dröhnte. Als er sich nun auch noch in Bewegung setzte und sich ihr näherte, wurde das Pochen nicht leiser, im Gegenteil sogar… Ranma ging mit klopfendem Herzen zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und suchte ihre Augen. „Du hast gestern viel einstecken müssen. Geht es dir wirklich gut?“ „Alles in Ordnung“, stimmte Akane hinzu, stark hoffend, dass er ihren Herzschlag nicht hörte. „Wieso hast du gestern gekämpft? Du solltest dich nicht überanstrengen und trotzdem hast du es getan“, forderte er eine Erklärung. Er wollte endlich eine Antwort auf all die verwirrenden Fragen. „Ich war es ihr schuldig. Kämpfer halten ihr Wort“, erklärte sie ihm. „Wie oft hast du dich schon verletzt in einen Kampf begeben?“ Ranma überlegte. Für sie schon viel zu oft. Er hatte sich immer in Gefahr gebracht, wenn es galt Akane zu beschützen. Intuitiv hatte sein Körper die letzten Jahre so gehandelt, als wüsste er längst, wem sein Herz gehörte. Nur sein Verstand hatte die Erkenntnis seines Körpers nicht wahrhaben wollen. Nachdem er nicht antwortete, nickte Akane wissend. „Verurteile mich nicht. Ich habe das getan, was ich für richtig gehalten habe.“ Auch wenn das Ergebnis anders als gehofft war. „Ich weiß, Akane“, antwortete Ranma so sanft wie er nur konnte, dabei ruschte er näher. „Und ich werde das tun, was ich für richtig halte.“ Überrascht blickte sie ihm ins Gesicht. Dass er näher rutschte entging ihr dabei. „Was meinst du?“ Statt einer Antwort beugte sich Ranma zu ihr hinab und legte seine Lippen auf ihre. Er hatte die Augen geschlossen und genoss das erneute Feuerwerk, welches sie in ihm auslöste. Zuerst verharrte Akane still, doch dann schloss auch sie ihre Augen und konzentrierte sich voll und ganz auf das wunderbare Gefühl, welches sich in ihr ausbreitete. Vorsichtig öffnete er seinen Mund und schickte seine Zunge auf Erkundungstour. Er fuhr ihren Lippenkonturen nach und hoffte, dass sie ihm Einlass gewährte. Akane gewährte ihm diesen recht schnell und spürte auch schon, wie seine Zunge in ihre Mundhöhle vorstieß und sie erkundete. Nach und nach wurde auch Akane mutiger und schickte auch ihre Zunge auf Wanderschaft. Es entbrannte ein Kampf, bei dem es keinen Sieger geben konnte. Ranma stützte seine Arme rechts und links von Akane auf dem Bett ab und drängte sie sanft zurück ins Kissen. Ohne Pause küssten sie weiter und genossen das stetige Kribbeln in ihren Bäuchen. Akane löste ihre Hände und umschloss Ranmas Nacken. So konnte sie ihn noch näher an sich heranziehen, während ihre Finger mit seinem Zopf spielten. Ranma positionierte sich über ihr, legte sich vorsichtig auf sie und ließ seine Hände an ihren Armen auf und ab wandern. Wo seine Fingerspitzen ihre Haut striffen, hinterließ er ein angenehmes Prickeln und eine Gänsehaut. Sie unterbrachen den Zungenkuss, wobei Ranma sich nicht davon abhalten ließ ihre Wange zu küssen und langsam zu ihrem Hals hinab zu wandern. Akane vergaß alles um sich herum, ließ sich von ihm und seiner ungestümen Art mitreißen. Sie spürte die Gänsehaut, die ihren Körper überzog, sie spürte seine Lippen, die sie liebkosten, und wollte dieses Gefühl nie wieder missen. Ranmas Hände wanderten über Akanes Dekolletee, hinab zu ihren Brüsten und spielten mit ihnen. Allerdings empfand er den Stoff recht schnell als störend und wanderte an ihren Seiten hinab zum Saum ihres Nachthemdes. Langsam glitten seine Finger unter den Stoff und an ihren Oberschenkeln hinauf. In diesem Moment kam sie zu sich. Akane löste ihre Hände von seinen Haaren, packte ihn an den Armen und hielt ihn an Ort und Stelle fest. Ranma, nicht minder überrascht, hielt ebenso inne. Er hob seinen Kopf und blickte sie fragend an. Dass sie miteinander redeten, konnte Hitomi nicht verhindern, aber das hier könnte Akane zum Verhängnis werden. „Das ist keine gute Idee“, wich sie ihm aus. Verständnislos löste er seine Hände von ihr, stützte dafür seinen Oberkörper vom Bett ab. Akane suchte seine Augen. „Es ist besser wenn du jetzt gehst.“ Immer noch versuchte er in ihren Augen eine Antwort für ihre abweisende Reaktion zu finden, aber er fand keine. „Wieso, Akane?!“ Sie drückte ihn von sich weg und richtete sich selbst auf. „Es ist nicht richtig“, antwortete die Blauhaarige und leiser fügte sie hinzu. „Wir sind nicht mehr miteinander verlobt und richtig mögen tun wir uns auch nicht, für diesen Schritt… Zudem muss ich noch Hausaufgaben machen. Ich habe viel verpasst.“ Widerworte seinerseits ließ sie nicht zu. „Bitte geh jetzt.“ Jemand klopfte an die Zimmertür. „Akane? Essen ist fertig.“ Kasumi stand vor der Tür. „Das klären wir noch“, zischte er ihr zu und sprang schnell auf. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es sich auf den Schreibtischstuhl zu setzen, als Kasumi ins Zimmer trat. „Akane, hast du mich gehört?“ Sie erkannte Ranma auch im Zimmer ihrer Schwester. „Ranma, du auch hier? Habt ihr mich nicht rufen hören?“ „Tut mir leid, Kasumi, ich habe ihr gerade die Hausaufgaben erklärt. Wir haben dich nicht gehört“, antwortete Ranma für sie beide. „Ist ja nicht schlimm. Aber kommt jetzt bitte Essen“, nahm Kasumi die Entschuldigung an und kehrte wieder um. Ranma warf Akane noch einen letzten Blick zu, ehe er auch das Zimmer verließ. Akane blieb erst noch einen Moment sitzen und hoffte, dass sich ihr rasender Herzschlag schnell wieder beruhigt. Dann erst stand sie auf, zog sich um und folgte den beiden ein paar Minuten später. Das Essen verlief eigentlich wie immer. Genma lud sich seinen Teller voll, schlang das Essen hinunter und holte sich Nachschlag. Zwischendurch linste er zu seinem Sohn, der eher lustlos im Essen herum stach. Herr Saotome passte einen günstigen Moment ab und klaute sich was von Ranmas Teller. Auch wenn der junge Saotome in Gedanken versunken am Tisch saß, hieß das nicht, dass ihm der Essensschwund vollkommen entging. Er schloss seine Augen, ballte seine Hände zu Fäusten und versuchte sich selbst zu beruhigen, allerdings funktionierte es nicht. Nach dem nächsten geklauten Häppchen, platzte Ranma der Kragen. Wütend brüllte er: „Du hast dein eigenes Essen!“ „Aber du isst nichts“, erwiderte Genma unbekümmert. Ranma hingegen sprang auf, riss seinen Vater vom Tisch hoch und funkelte ihn wütend an. „Lass das mal meine Sorge sein“, knurrte er sauer. „Das werden wir ja sehen“, schimpfte auch Genma. Er riss sich los und begann den Kampf. Ranma wich zurück und sprang in den Garten, schnell folgte sein Vater ihm. Gewohnheitsmäßig ignorierte der Rest die beiden Streithähne. Akane errötete, als sie hörte, dass Ranma fast nichts aß. Sie saß zwar die ganze Zeit neben ihm und aß selbst auch nicht besonders viel, aber dass es ihm ebenso ging, war ihr nicht aufgefallen. Erst als sie Nabikis Blick auf sich spürte, stand sie auf und ging in die Küche um Wasser aufzukochen. Sie ahnte bereits, wie dieser Kampf endete. Zudem wurde ihr unwohl unter dem aufmerksamen Blick ihrer Schwester. Soun aß ungestört weiter und ließ sich von Kasumi immer wieder Nachschlag geben. Tofu lobte Kasumi verlegen, aber strahlend für ihr köstliches Essen. Die älteste Tendo Tochter errötete. Nabiki beobachtete erst Akane, die heute in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben schien. Und nicht zum ersten Mal fragte sich die Kurzhaarige, warum dem so war. Doch kaum hörte sie Doktor Tofus Kompliment, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre größere Schwester. Natürlich hatte Kasumi alles Glück dieser Welt verdient und welcher Mann würde besser für sie sorgen können, als Doktor Tofu selbst. Allerdings schwebte immer noch im Hinterkopf der Gedanke, er könne sie der Familie wegnehmen. Diese Familie brauchte Kasumi. Sie war die fürsorgliche, große Schwester und der Mutterersatz. Ein lautes Platschen war aus dem Garten zu vernehmen. Kurz darauf erklang das gleiche Geräusch. Nur dieses Mal zeterte und fluchte eine Mädchenstimme. Akane brachte den Wasserkessel und lächelte entschuldigend in die Runde. „Ich werde mich noch ein wenig ausruhen.“ Schon verschwand sie in ihr Zimmer. Nabiki wartete darauf, dass Vater und Sohn in ihren verfluchten Gestalten hereinkamen und übergoss die beiden, damit sie sich wieder zurückverwandeln konnten. Ranma sah sofort, dass Akane nicht mehr hier war und er spürte auch, dass sie ihm auswich. Nur verstand er nicht warum sie das tat. Endlich hatte er gemerkt, was er für sie fühlte und war auch bereit ihr zu zeigen, wie gern er sie hatte. Er spürte, dass es ihr auch so geht, doch warum ließ sie in einem Moment seine Nähe zu, um ihm im nächsten Augenblick abzuweisen. Frauen waren reichlich kompliziert und er ahnte bereits, dass er das Geheimnis Frau niemals lüften würde. Wann konnte man es ihnen denn recht machen? Gedankenversunken stand er auf und verabschiedete sich. Er wollte ein bisschen spazieren gehen und dabei seine Gedanken sortieren. Wie konnte er nur mit Akane einen Neuanfang starten? Ranma folgte einfach der Straße ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Langsam schlenderte er durch die Stadt, bis er von weitem das Okonomyaki Restaurant erkannte. Ryoga und Ukyo konnten ihn bestimmt von seinen Gedanken ein wenig ablenken und Okonomyaki würde er immer essen können. Es war wenig los an diesem Sonntagnachmittag. Normalerweise war das Restaurant am Wochenende komplett gefüllt, aber bei diesem schönen Wetter, waren die Bewohner Nerimas lieber draußen unterwegs. Ranma betrat den fast leeren Laden und setzte sich an den Tresen. Ryoga, der dahinter stand, begrüßte ihn freundlich. „Hallo Ranma.“ Er betrachtete seinen Freund aufmerksam und sah ihm sofort an, dass ihn etwas bedrückte. „Ist alles in Ordnung?“ Der schwarzhaarige Kampfsportler lächelte. „Ja, klar.“ Ukyo trat aus der Küche heraus und entdeckte Ranma. Breit lächelnd trat sie zu ihm. „Ich mach dir gleich Okonomyaki. Bin sofort wieder da!“ Schon verschwand sie wieder, um ihrem besten Freund sein Lieblingsessen zu machen. Ryoga blitzte verdutzt von der Küchentür zu Ranma. „Du hast doch noch gar nichts bestellt.“ „So sind die Frauen“, erwiderte Ranma Achselzuckend, aber ihm war es gerade recht. Sein Vater hatte ihm nicht gerade wenig vom Mittagessen übrig gelassen. „Ich versteh sie manchmal nicht“, seufzte Ryoga. Ranma betrachtete ihn aufmerksam. „Ich glaube, da bist du nicht der einzige. Frauen sind ein großes Geheimnis.“ „Da hast du Recht, Ran-chan“, stimmte Ukyo fröhlich zu und stellte ihm eine Portion Okonomyaki auf den Tisch. Sie setzte sich zu ihm und sah ihm beim Essen zu, über welches er sich wie ein ausgehungerter Wolf hermachte. „Hat Akane inzwischen mal gekocht?“ Ranma blieb das Essen im Hals stecken. Er verschluckte sich und musste husten. Niemals würde er Akanes Essen essen. Sie wollte ihn doch nur vergiften und alles was sie anrührte führte zu einer großen Katastrophe. „Ich hoffe doch nicht. Will ja schließlich noch länger leben“, äußerte er sich heiser. Mehr als verdutzt sah ihm Ukyo ins Gesicht, doch entschied sich auf diese Aussage nichts zu erwidern. Wenn er es noch nicht wusste, dann war Akane wohl noch nicht so weit. „Akane kann richtig gut kochen“, erwiderte dafür Ryoga ernsthaft hinzu, erntete dafür aber ein Kopfschütteln von Ukyo und einen ungläubigen Blick von Ranma. „Nicht mal du hast ihr Essen jemals aufgegessen.“ Verlegen legte sich Ryoga eine Hand an den Hinterkopf und lachte. „Aber eine Chance hat jeder verdient. Zudem habe ich jetzt Ukyo. Sie sorgt sehr gut für mich.“ Ukyo errötete, was Ranma nicht entging. „Ihr mögt euch sehr.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Für den Kampfsportler lag es auf der Hand. Beide wurden rot, wie eine Tomate, dennoch nickten sie. Ranma suchte Ukyos Gesicht und sagte: „Bist du damit einverstanden, wenn wir die Verlobung ein für alle Mal lösen? Dann kannst du mit Ryoga glücklich werden und er ist der einzige der dich glücklich machen kann.“ Ukyo sah von Ranma zu Ryoga und wieder zurück. Schließlich lächelte sie und schloss ihren besten Freund fest in die Arme. „Ja, ich danke dir, Ran-chan!“ Der Kampfsportler war mehr als überrascht, dennoch erwiderte er die Umarmung. Ryoga lächelte auch. Immerhin hatte Ukyo jetzt keinen Verlobten mehr. Kapitel 15: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Vielen Dank für eure Geduld und eure lieben Kommentare. Leider ist meine Schreibblockade nicht ganz weg und das wird man in diesem Kapitel auch bestimmt merken, aber ich hoffe euch mit diesem vorletzten Kapitel einen kleinen Vorgeschmack auf das Finale geben zu können. Viel Spaß beim lesen. :) Als Ranma das Wohnzimmer betrat, blieb er vor Verblüffung kurz stehen. Er war überrascht wen er am Tisch sitzen sah. Eigentlich hatte er angenommen, dass Doktor Tofu Akane noch ein oder zwei Tage krankgeschrieben hatte, aber in dieser Annahme lag er falsch. In ihrer Schuluniform und mit ihren kurzen, blauen Haaren sah sie niedlicher aus als je zuvor. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er setzte sich auf seinen Platz, neben Akane, an den Esstisch. Mit einem allgemeinen Morgengruß konnte die Familie dann auch endlich essen. Kasumi betrachtete ihre jüngste Schwester aufmerksam. „Bist du sicher, dass der Schultag nicht zu anstrengend wird?“ „Ach was, hör auf dir Sorgen zu machen“, beschwichtigte Akane beruhigend. „Ich bin froh wieder in die Schule gehen zu können.“ „Ich bin trotzdem skeptisch“, äußerte die Älteste ihre Bedenken. „Es ist viel zu viel auf einmal. Du mutest deinem Körper zu viel zu.“ „Kasumi“, widersprach Akane sanft. „Sport fällt aus, denn Doktor Tofu schrieb mir eine Entschuldigung für die letzten Stunden. Und sonst ist an einem Schultag nichts Anstrengendes. Ich werde den ganzen Tag sitzen, da passiert mir schon nichts.“ „Ranma passt schon auf, dass Akane nichts zustösst“, mischte sich Nabiki mit einem breiten Grinsen ein. Akane errötete prompt, Ranma hingegen funkelte Nabiki böse an. Erstaunt hielt nun auch Kasumi inne und lächelte schließlich. „Ich weiß.“ Gemeinsam standen die jüngeren Tendo-Schwestern auf und verließen das Zimmer. Ranma folgte ihnen, mit einer desinteressierten Miene. Sie zogen sich ihre Schuhe an, schnappten sich ihre Schultaschen und verließen das Haus. Kaum betraten die Jugendlichen die Straße, sprang Ranma auch schon auf einen Zaun und lief neben den Schwestern her. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Mädchen, die schweigend dem Schulweg folgten. „Wo ist Kuno?“, brach Akane schließlich das Schweigen. Nabiki blickte zu Ranma und verkündete: „Wir treffen ihn am Schultor. Kodachi hat heute Geburtstag und an solchen Tagen frühstückt die Familie immer zusammen.“ Als die Braunhaarige den Namen von Kunos Schwester erwähnte, lief Ranma ein Schauer über den Rücken. Auch wenn er die Verlobungsthematik mit Ukyo besprochen hatte, so war er sich sicher, dass die schwarzhaarige Kodachi Kuno nicht mit sich reden ließ. Nein, sie würde ihm nicht mal zuhören. Stark hoffend und betend, dass er nicht auf Kodachi treffen würde, näherte sich das Trio einer Kreuzung, an der bereits ein rosahaariges Mädchen stand. Die Arme hatte sie hinter ihrem Rücken verschränkt, die Tasche in ihren Händen haltend. Die Haare fielen ihr offen über die Schulter. Ranma hatte sie noch gar nicht bemerkt, aber Akanes geschultes Auge erkannte die Klassenkollegin sofort. Mit einem Mal zog sich ihr Herz zusammen. Zum einen kam die Verärgerung über ihre Niederlage wieder hoch, zum anderen die Verlegenheit am Verrat an ihrer Abmachung. Denn Akane hatte sich ganz und gar nicht an den Einsatz gehalten und Ranma geküsst. Eine leichte Röte stahl sich auf ihre Wangen, während sie kurz zu dem Jungen auf dem Zaun schielte. „Guten Morgen“, flötete Hitomi. Ranma hüpfte vom Zaun neben Akane. „Guten Morgen, Hitomi.“ Hitomi entging das keineswegs und geschickt schob sie sich zwischen die beiden. „Lasst uns gehen, sonst kommen wir zu spät in die Schule.“ Ranma betrachtete die gutgelaunte Mitschülerin, ehe sein Blick auf seine Ex-Verlobte fiel. Diese ging schweigend neben Nabiki und schien sich besonders für den Boden zu interessieren. Zum Glück war der Schulweg von dieser Kreuzung aus nicht mehr lang. Schweigend ging die kleine Gruppe weiter und erkannte am Ende der Straße die Schulmauer. Nabiki entdeckte ihren Schatz und eilte auf ihn zu. Ranma wurde wieder blass, aber von Kodachi war noch nichts zu sehen. Als sie beim Liebespaar ankamen, vernahm er endlich die erlösenden Worte. „Kodachi ist schon in ihrer Schule. Immerhin steht sie gerne im Mittelpunkt und welcher Tag ist geeigneter als der eigene Geburtstag?“ Erleichtert atmete Ranma aus. Kuno entdeckte Akane. „Guten Morgen, wie geht es dir?“ „Mir geht es gut“, antwortete die Blauhaarige fast etwas zu fröhlich, aber Tatewaki nahm ihr sofort wieder die Freude. „Dann ist gut, denn hinter diesem Schultor warten sämtliche Verehrer, die dich zu einem Date ausführen wollen.“ Schon verzog Akane das Gesicht. „Als wenn ich das wollte“, bemerkte sie ironisch, dennoch wappnete sie sich für den Kampf. Sie reichte Nabiki ihre Schultasche und lächelte: „Verrate Kasumi nichts.“ Bevor Akane den Schulhof stürmen konnte, stellte sich Ranma ihr in den Weg. Er drückte der perplexen Blauhaarigen seinen Rucksack an die Brust, bis ihre Arme diesen umfingen. Ehe sie etwas sagen konnte, erklärte er sich auch schon: „Du darfst noch nicht kämpfen, also werde ich das so lange für dich übernehmen. Keine Sorge, ich verliere nie!“ In seiner typischen Machoart, fügte er noch hinzu: „Das überlasse ich dir schon selbst.“ Schon sprintete er los und kämpfte gegen sämtliche Mitschüler. Hitomi funkelte Akane an, aber die Blauhaarige ignorierte ihre Klassenkollegin, viel zu verwirrt über seine Reaktion und seine Worte. Keine fünf Minuten später lagen alle Jungs über dem Schulhof verteilt, mit Beulen und blauen Flecken verziert, und Ranma stand, inmitten dieses Schlachtfeldes, bereit dem nächsten Angreifer in seine Schranken zu verweisen. Nabiki jubelte: „Er hat gewonnen.“ Und um der Rosahaarigen noch eins reinzuwürgen, stupste sie ihre Schwester an: „Siehst du, wie viel du ihm bedeutest?“ Akane errötete, Hitomi hingegen knurrte wütend. Sie mochte Nabiki nicht und noch weniger mochte sie solche Anspielungen. Nabiki setzte allerdings noch eins drauf, denn sie genoss den wütenden Gesichtsausdruck der Kampfsportlerin. „Wenn dies nämlich nicht so wäre, hätte er verloren und du müsstest mit einem dieser Idioten ausgehen.“ „Nabiki“, zischte Akane sauer. Die Verlegenheit über das lose Mundwerk ihrer Schwester, schwellte nicht ab. Ranma kam zurück und zwinkerte Akane zu: „Siehst du, so macht man das! Ich hoffe du hast gut aufgepasst und machst es das nächste Mal nach.“ Er liebte es sie zu ärgern. „Ranma!“, schimpfte Akane und jagte ihn über das Schlachtfeld hinweg ins Schulhaus. Nabiki und Kuno folgten den beiden, während Hitomi finster drein blickend am Schultor stehen blieb. Sie musste Akane nochmals an ihre Abmachung erinnern. Sie wusste zwar, dass sie kaum Gespräche zwischen den beiden unterbinden konnte, aber dieses Verhalten war bei weitem etwas, was nicht gestattet war. Der Schultag zog sich bis zur Mittagspause, aber kaum läutete es, stürmten die Schüler hinaus in den sonnigen Tag. Sofort wurde Akane von ihren Freundinnen geschnappt und mit gezogen. Auch Ukyo befand sich unter ihnen. Allerdings wusste, außer ihr, niemand etwas von Akanes Niederlage gegen Hitomi. „Wieso bist du so lange krank gewesen?“ „Ich…“, Akane blickte unschlüssig zu Ukyo. „Ich war im Park und habe die Fische beobachtet. Da verlor ich das Gleichgewicht und bin ins Wasser gefallen. Ihr wisst ja, dass ich nicht schwimmen kann.“ „Du bist ins Wasser gefallen beim Fische beobachten?“, hakte Lee ungläubig nach. Sie roch eine Lüge in dieser Aussage. Irgendwas war vorgefallen über das Akane nicht sprechen wollte. „Ja, ein Passant hat mich rausgefischt und zur Sicherheit den Arzt gerufen“, flunkerte Akane weiter. Sie wollte ihre Freundinnen nicht anlügen, und wenn sie es recht bedachte war das ganze ja noch nicht mal gelogen, nur die Wahrheit etwas abgeändert. Auch wenn die Mädchen der Blauhaarigen nicht so recht glaubten, nickten sie die Erklärung ab. „Und was war heute mit Ranma? Wieso hat er für dich gekämpft?“, hakten die Freundinnen sofort nach. Diese Frage brannte auch Ukyo auf der Zunge. „Ich darf mich noch nicht körperlich anstrengen. Kein Sport und keine Kämpfe“, erklärte Akane zögernd. Unbemerkt trat Hitomi auf die Gruppe zu. „Und dann hat Ranma für dich gekämpft? Wie romantisch“, quietschten die Mädchen vergnügt, ohne der Rosahaarigen Beachtung zu schenken. Eine zarte Röte schlich sich auf Akanes Wangen. Sie ballte ihre rechte Hand zur Faust. Tief einatmend wollte sie ihre Wut herunterschlucken, doch so ganz gelang es der Kampfsportlerin nicht. „Akane, wir müssen reden“, mischte sich Hitomi ein, die keine Widerworte duldete. Ihre Hände zitterten leicht vor Wut, aus diesem Grund verschränkte sie diese vor der Brust. Die jüngste Tendo blickte sich um und erkannte ihre Rivalin mit verschränkten Armen vor der Brust. Finster sah Akane zu ihrer Kontrahentin, aber sie nickte zu und folgte ihr. Aufmerksam wurden sie beobachtet, nicht nur von Akanes wie auch Hitomis Freundinnen, sondern auch von Ranma, der das ganze mit Unbehagen aufnahm. Es gab keinen ruhigen Ort auf dem Schulhof, aber sie fanden etwas abseits einen Platz an dem sie sich zumindest ohne unerwünschte Zuhörer unterhalten konnten. Finster funkelte Hitomi Akane an, doch schon schloss sie die Augen und ein zynisches Lächeln trat ihr auf die Lippen. „Ich weiß, dass ihr zusammen wohnt und dagegen werde ich erstmal auch nichts tun können. Dennoch hab ich dich im Kampf besiegt und eine Abmachung gewonnen.“ „Du kannst mir nicht verbieten mit ihm zu reden. Wie du bereits sagtest, wir wohnen zusammen“, erwiderte Akane bissig, sie ballte dabei ihre Hände zu Fäusten. „Du kannst mit ihm reden so viel zu willst, aber flirten geht zu weit.“ Hitomi hingegen löste ihre Arme vor der Brust und stemmte dafür die Hände in die Hüften. Akane riss ihre Augen auf, doch schon verwandelte sich ihre ganze Haltung in eine Angriffsstellung. „Ich flirte nicht mit ihm“, widersprach Akane sofort. „Das ist unser normaler Umgangston.“ „Dann tut es mir leid, Akane, aber dieser Umgangston ist laut unserer Abmachung nicht erlaubt.“ „Ach ja“, Akane verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Dann kann ich leider diese Abmachung nicht einhalten.“ „Wenn du ein drittes Mal gegen mich verlieren möchtest, können wir gerne noch mal kämpfen“, fauchte jetzt Hitomi. Akane erwiderte ihren Blick stolz, aber sie wusste genau dass sie nicht noch mal kämpfen würde. Sie schluckte ihren Zorn hinunter und erwiderte mit einer ruhigen, fast kalten Stimme: „Gut, wenn du unbedingt möchtest, werde ich meine Umgangsformen ändern, sollte aber Ranma mich ansprechen, wirst du mir das nicht verbieten können.“ Sie drehte sich um und kehrte zu ihren Freundinnen zurück mit erhobenem Haupt. Wütend sah Hitomi Akane nach. Sie sollte das letzte Wort haben und nicht dieser blauhaarige Tölpel. Ranma musste nichts hören. Er konnte die Spannungen förmlich fühlen. Besorgt blickte er seiner Ex-Verlobten nach. Egal was Hitomi zu ihr gesagt hatte, es hatte Akanes Stolz herausgefordert. Sein Blick wanderte zur Rosahaarigen, die nun auch zu ihren Freundinnen zurückkehrte und mit ihnen davon zog. Er wusste nicht, wie er die Mädchen beruhigen konnte, zumal er nicht mal wusste, wieso sie sich so anfeindeten. Er konnte sich es höchstens vorstellen, da ihm Akanes Kampfansage immer noch im Kopf herumschwirrte. Die Schulglocke riss ihn aus den Gedanken, so wie die Schüler aus ihren Gesprächen. Nach und nach leerte sich der Schulhof und jeder Schüler fieberte dem Ende des Schultages entgegen, der sich an diesem Tag unendlich lang hinzog. Selbst die Nachricht, dass die Klasse in der folgenden Woche einen Schulausflug machen würde, half nicht den Tag zu verkürzen. Sobald die letzte Stunde sich dem Ende neigte, packten alle bereits heimlich ihre Sachen weg um schnellstmöglich die Schule verlassen zu können. Ranma und Akane verabschiedeten Hitomi und gingen gemeinsam weiter. Unterwegs trafen sie Shampoo und Mousse, die, enganeinander gekuschelt, ihnen entgegen kamen. „Hallo Ranma“, lächelte Shampoo und sprang Akane um den Hals um sie zu begrüßen. Auch Mousse begrüßte die beiden freundlich, dennoch fing er sich von Ranma einen wütenden Blick ein. „Was ist denn los?“ Shampoo und Akane lösten die Umarmung und blickten überrascht die Jungs an. „Shampoo ist meine Verlobte“, knurrte Ranma. „Du willst sie mir wegnehmen?“ Entsetzt riss Akane ihre Augen auf. Hatte er wirklich seinen Anspruch auf Shampoo erhoben? Er, der sich immer von der Chinesin bedrängt gefühlt hatte. Ihr Herz begann wie wild zu rasen. „Ranma“, wich Mousse erschrocken zurück. „Du weißt doch, dass wir uns mögen.“ Er war ebenso überrascht, wie Akane. Shampoo, die neben Akane stand, beobachtete die Jungs. „Dennoch ist sie meine Verlobte und du hast kein Recht, dich an sie ranzumachen.“ „Das ist doch Blödsinn“, erwiderte Mousse beschwichtigend, aber Ranma blickte ihn todernst an. „Du willst Shampoo für dich? Dann lass uns um sie kämpfen“, forderte der Kampfsportler. „Wenn du mich besiegst, gehört sie ganz dir.“ Mousse erwog das Angebot ab und nickte schließlich zu. Entschlossenheit zeigte sich auf seinem Gesicht. „Wann?!“ „Heute Abend im Park, kurz vor Sonnenuntergang“, antwortete Ranma und ging an Mousse vorbei in Richtung Tendo-Anwesen. Er achtete auf keinen von ihnen und erst als er ihnen den Rücken zugekehrt hatte, legte sich ein Schmunzeln auf seine Lippen. Akane löste sich aus ihrer Starre, verabschiedete sich leise und folgte ihrem Ex-Verlobten. Immer noch verwirrt über das eben Geschehene. Mousse grummelte etwas vor sich hin, während Shampoo Ranma nachblickte, ebenfalls ein zartes Lächeln auf den Lippen tragend. Es war soweit. Ranma und Mousse standen sich im Park gegenüber. Shampoo und Akane hatten sich abseits gesetzt und harrten der Dinge, die kommen würden. Immer noch verwirrt über diese Aktion wusste Akane nicht was sie fühlen sollte. Es war zuviel geschehen in den letzten Tagen, das sie noch nicht verarbeitet hatte. Sie musste sich die Zeit nehmen um sich über alles klar zu werden. Somit konnte sie den Kampf überhaupt nicht einordnen. Shampoo war ihr bei der Aufklärung auch keine Hilfe gewesen. Sie starrte auf das Geschehen und nahm Akanes Anwesenheit nicht wirklich wahr. Wenn Mousse gewann, dann wären Ranma und sie von ihrer Verlobung gelöst. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und betete, dass ihre Wünsche in Erfüllung gingen. Ranma und Mousse standen sich gegenüber. Jeder kampfbereit, dennoch in lauernder Stellung. Doch bevor Ranma losstürmen konnte um anzugreifen übernahm der Chinese die Eröffnung des Kampfes. Er griff Ranma an mit einer Reihe von Schlägen und Tritten, doch Ranma konnte jedem einzelnen ausweichen. Dennoch wurde er zurückgedrängt. Der Kampfsportler beschloss sich Mousse zu stellen und nicht mehr zurück zu weichen. Er stellte sich entschlossen hin und blockte den kommenden Schlag von seinem Gegner. Nun wendete er das Blatt und griff den Chinesen an. Shampoo ballte ihre Hände zu Fäusten, schickte Stoßgebete gen Himmel, denn es sah nicht gut aus für Mousse. Gebannt blickte sie auf den Kampf, sah wie Ranma die Überhand gewann und Mousse immer weiter zurückdrängte. Kurz blickte sie zu Akane. Ob die Blauhaarige ahnte, worauf das hinauslief? Aber die Kampfsportlerin starrte auf den Kampf, gedankenverloren, emotionslos. Ein sanftes Lächeln trat der Lilahaarigen auf die Lippen. Es war schön in Akane eine Freundin gefunden zu haben. Endlich hatten sie alle Rivalitäten hinter sich gelassen. Mousse schrie auf, landete unsanft auf dem Boden und richtete sich langsam und müde wieder auf. Sofort richtete Shampoo ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf. Dabei spürte sie Ranmas Blick auf sich, der sie unverwandt ansah. Sie wusste nicht, was in ihm vorging. Mousse stand wieder auf seinen Beinen und als er Ranma sah, wie er Shampoo anblickte, packte ihn die Eifersucht. Er würde seine Freundin niemals Ranma überlassen. Er sammelte seine Kräfte und griff Ranma erneut an. Dieser hatte nun mehr Mühe den Schlägen seines Konkurrenten auszuweichen und er spürte auch die Kraft, die der Chinese nun verstärkt hineinversetzte. So hatte er es gewollt. Mousse sollte all seine Kraft gegen ihn anwenden. Und dann würde der Weg freistehen, für ihn und Akane. Ranma Herz schlug bei dem Gedanken schneller und instinktiv suchte er ihre Augen. Diese rehbraunen Augen, die ihm Mut zu sprachen, die ihn aufbauten, die ihn anblitzten, je nachdem welche Gefühlslage er in sie aufrief. Aber am allermeisten liebte er ihre braunen Augen, wenn sie ihn leidenschaftlich ansahen. Akane saß immer noch wie apathisch in der Wiese, sah nicht einmal mehr dem Kampf zu sondern starrte in die Luft. Ihr Anblick überraschte Ranma so sehr, dass er einen Moment abgelenkt war. Diesen Moment nutzte Mousse sofort aus und setzte all seine Kraft in den Schlag und traf Ranma am Brustbein. Die Wucht des Schlages traf den Schwarzhaarigen so überraschend, dass ihm die Luft weg blieb, gleichzeitig hob es ihn von den Füßen und er fiel rückwärts auf den Boden. Er rang nach Atem, blieb aber auf dem Boden liegen. Shampoo sprang sofort auf und rannte erfreut auf Mousse zu. Sie fiel ihm um den Hals und jubelte: „Du hast gewonnen!“ Erst als die Rosahaarige so abrupt aufstand, blickte Akane sich um und sah Ranma am Boden liegend. Erschrocken riss sie ihre Augen auf und besorgt schlug ihr Herz schneller. Sofort stand sie auf und rannte auf Ranma zu. Neben ihm ließ sie sich auf die Knie fallen und legte besorgt eine Hand auf seinen Brustkorb, der sich stark hob und senkte. Seine Augen waren geschlossen und er konzentrierte sich nur aufs Atmen. Sanft strich ihm Akane eine dunkle Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht. Bei ihren Berührungen schlug Ranma seine Augen auf und blickte direkt in diese wunderschönen Augen, die ihm besorgt ansahen. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Akane“, hauchte er atemlos. Er hob seine rechte Hand und legte sie auf Akanes Hand, die auf seinem Brustkorb ruhte. Fest umschloss er ihre Finger und streichelte sanft mit seinem Daumen über ihre Haut. Verwirrt über diese Berührung starrte sie ihm in die blauen Augen. Fast tonlos hauchte sie: „Ranma.“ Mousse und Shampoo traten auf Ranma zu. Mousse streckte ihm die Hand entgegen. Ranma ließ Akanes Hand los und reichte sie Mousse. Akane löste sich auch sofort von ihm und stand auf. Mousse zog Ranma auf die Beine. Als sie sich gegenüber standen lächelten sie einander zu. „Danke, Ranma.“ „Sie gehört dir, du hast sie verdient, Mousse“, nickte Ranma zu. „Nur du kannst sie glücklich machen.“ „Ranma“, lachte Shampoo und fiel ihm dankbar um den Hals. Erst jetzt wurde Akane bewusst, dass er wirklich verloren hatte. Ranma hatte verloren. Ranma beugte sich vornüber und holte tief Luft. „Donnerwetter, deine Schlagkraft sollte man nicht unterschätzen.“ Akane half ihm, sich wieder aufzurichten und stützte ihn leicht. Mousse sah ihn besorgt an. „Sollen wir dich nach Hause bringen?“ „Nein, Akane hilft mir“, lächelte Ranma und wünschte den Chinesen einen schönen Abend. Dabei stützte er sich ein wenig fester auf Akanes Schulter. Gemeinsam gingen sie langsam nach Hause. Die Dunkelheit nahm Nerima ein. Langsam gingen Akane und Ranma durch die beleuchteten Straßen und Wohngebiete. Lange hatten sie geschwiegen, jeder in seinen Gedanken versunken, doch dann wagte Akane den Durchbruch der Stille. „Du hast gegen Mousse verloren“, stellte sie fest. Ranma blickte zu ihr rüber. Er war ihr so nah, ihre Körper berührten sich und er fühlte ihre Hand, die ihn stützte. „Ja.“ „Deine Verlobung mit Shampoo ist somit aufgehoben“, erläuterte sie weiter. Aber ihm in die Augen zu blicken wagte sie nicht. „Ja.“ Ihr wollte die ganze Sache immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, erreichten sie das Tendo-Anwesen. Es war Zeit sich zu trennen. Akane löste sich langsam von ihm. „Warum hast du verloren?“ Ranma blickte sie überrascht an. „Jeder gewinnt und jeder verliert mal. Das ist normal in einem Kampf.“ Er ging ein paar Schritte weiter, blieb wieder stehen und drehte sich zu Akane. „Aus jeder Niederlage lernt man dazu und wird noch stärker.“ Dann erst ging er ins Haus und verschwand sofort ins Badezimmer. Akane hingegen zog sich in ihr Zimmer zurück und ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Kapitel 16: Liebe mit Hindernissen ---------------------------------- Der Klassenlehrer wartete im Schulhof, aus diesem Grund entfiel der morgendliche Kampf um Akane und die Blauhaarige war erleichtert. In den letzten Tagen hatte Ranma für sie gekämpft und sie war ihm so dankbar, dass er ihr die Zeit für ihre komplette Genesung gab. Als sie vollständig versammelt waren ging der Lehrer die Anwesenheit durch, ehe sie gemeinsam zu Fuß in die Stadt gingen. Bis auf Ukyo nahmen alle an dem Schulausflug teil. Ranma ging mit seinen Kumpels, aber auch Hitomi und ihre Freundinnen waren dabei. Die Jungs alberten und zogen die Mädchen auf, die auf ebenso freche Art zurück ärgerten. Akane ging mit ihren Freundinnen etwas hinter der redseligen und spaßigen Truppe. Während ihre Freundinnen sich rege unterhielten, war die Blauhaarige selbst in Gedanken versunken. Den Kampf hatte er verloren, was ihr irgendwie unwirklich erschien, denn sie hatte bis jetzt nur selten erlebt, dass Ranma verlor. Irgendwas kam ihr an der ganzen Sache seltsam vor, aber sie wusste nicht genau, was es war. Der Tag war sonnig, die Temperaturen warm und die Schüler gut drauf. Jeder freute sich auf den Schulausflug ins Aquarium. Zumal eh in wenigen Tagen die großen Ferien anstanden. Nach einem langen Fußmarsch erreichten sie das Aquarium. Der Lehrer meldete die Gruppe an, zahlte für die Schüler und stellte sich wieder vor seine Klasse. „Es ist zehn Uhr. Ihr habt Zeit bis vierzehn Uhr um euch alles anzusehen. Es gibt hier auch eine Cafeteria, falls euch der kleine Hunger überkommt. Genießt den Tag und um vierzehn Uhr treffen wir uns wieder in der Eingangshalle.“ Er überreichte jedem einzelnen seine Eintrittskarte und kaum standen sie in der über drei Etagen große Eingangshalle, fanden sich schon Gruppen zusammen und strömten los. Als Akane die Eintrittshalle betrat, staunte sie nicht schlecht. Sie war einmal mit der Grundschulklasse hier gewesen, seitdem hatte sie es nicht mehr geschafft hierher zu kommen. Aber sie nahm sich ganz fest vor, mal einen Tagesausflug mit ihren Schwestern hierher zu machen. Die Decke war sehr hoch und direkt in der Mitte über ihr hing ein Blauwal, etwa um die fünf Meter lang, was sehr imposant wirkte. Neben Akane erschien Lee, die freudig auf das Walmodell deutete. „Wahsinn, wenn man bedenkt, dass die in Wirklichkeit dreißig Meter groß und zweihundert Tonnen schwer werden können und die Weibchen bis zu sechs Prozent größer werden als die Männchen…“ Ganz aufgeregt, hüpfte sie von einem Bein aufs andere. „Ich kann es kaum erwarten den Rest anzusehen.“ Sie zog einen Prospekt über das Aquarium hervor und blätterte diesen auf. „Wusstest du, dass es hier ein Haifischbecken gibt? Und auch Pinguine, Rochen, Seepferdchen…“ „Und wir werden uns alles anschauen“, unterbrach Akane lachend ihre beste Freundin und hakte sich bei ihr unter. Ranma stand in der Nähe der Mädchen. So kam er nicht umhin das Gespräch der beiden zu hören. Korro stand noch draußen, ebenso wie die restlichen Jungs. Er würde auf sie warten, denn sie wollten zusammen die vielen Fische begutachten. Er sah sich in der Eingangshalle um und stellte fest, dass Hitomi nicht mehr hier war. Sie war vor ihm mit ihren Freundinnen eingetreten, dann steckten sie die Köpfe über den Prospekt zusammen und waren verschwunden. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Ihm war es nur recht, wenn er ein bisschen Zeit für sich hatte. Sie war extrem anhänglich und wenn er recht bedachte, nicht erst in letzter Zeit, sondern von Anfang an schon gewesen. Langsam zogen die Mädchen von dannen und als seine Kumpels auch in der Eingangshalle waren, konnte auch endlich Ranma losziehen. Es gab viele verschiedene Hallen mit den unterschiedlichsten Wasserbehältern. Von ganz großen Wasserbecken, in denen Süßwasserfische oder Salzwasserfische schwammen, bis hin zu kleinen, quadratischen Becken, in denen Quallen durchs Wasser schwebten. Akane blieb vor einem großen, runden Becken stehen und betrachtete die anmutigen Tiere, die sich durch nichts in ihrem Tun stören ließen. Es waren buntschillernde Fische im Becken und sie war ganz fasziniert, in welchen Farben sie leuchteten. Lee und den restlichen Mädchen wurde langweilig und sie beschlossen schon mal weiterzugehen. Akane hatte nichts dagegen und betrachtete weiterhin die verschiedensten Größen und Farben der Fische. Auch Ranma hatte sich von seinen Kumpels gelöst, da diese so schnell wie möglich zu den Haien wollten. Der Kampfsportler hingegen betrachtete lieber alles in Ruhe. Langsam kam er in die Halle mit dem großen, runden Becken, in dem sich die Süßwasserfische tummelten. Und erst nachdem er ein paar Schritte weitergegangen war, nahm er Akane wahr, die eine Hand ans Glas des Beckens hielt und ganz fasziniert die Fische beobachtete. Ein Lächeln huschte ihm übers Gesicht und er trat näher. Auch er richtete seine Aufmerksamkeit auf die schwimmenden Tierchen, obwohl es ihm schwer fiel, denn viel lieber wollte er Akane ansehen. Akane spürte seine Anwesenheit, erkannte seine Gestalt im Glas wiederspiegeln. Sie wollte es ihm sagen, alles was passiert war, warum es geschehen war, aber sie wusste nicht wie sie beginnen sollte. Es zermürbte sie. Die Abmachung und Hitomi, sie wollte dass er es endlich wusste. Sie setzte an um zu sprechen, schloss ihren Mund allerdings schnell wieder. Nachdem weitere Sekunden vergingen, fasste sie all ihren Mut zusammen und erklärte ihm, worum der Kampf ging und was auf dem Spiel stand. Aufmerksam blickte Ranma sie an und lauschte ihren Worten. „Ich bin das Risiko eingegangen und muss nun mit den Konsequenzen leben.“ Traurig blickten Akanes Augen in das Wasser, ohne die vorbeischwimmenden Fische zu registrieren. Ranma betrachtete ihr Seitenprofil und lächelte zärtlich. „Eigentlich sollte ich ja selbst entscheiden…“ Akane unterbrach ihn, aber ihm in die Augen sehen, wagte sie nicht. „Sie kann dich nach China bringen. Die finanzielle Möglichkeit habe ich nicht. Du solltest die Chance nutzen, Ranma.“ Starr hingen ihre Augen in dem Fischbecken. Plötzlich spürte sie einen Arm um ihre Schulter. Ranma stellte sich dicht zu ihr und legte ihr seinen Arm um die Schulter. Schon zog er sie halb drehend zu sich an die Brust, umschloss sie auch mit seinem anderen Arm und drückte sie an sich. Akane spürte seine innige Umarmung und sog tief seinen Duft in sich auf. Ihr Herz klopfte schnell in ihrer Brust. Fast zögernd lehnte sie ihren Kopf an seine Brust und hörte seinen ebenso schnellen Herzschlag. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen, doch es erfror, als sie seine Stimme hörte. „Akane, mir geht es nicht um China und um meinen Fluch.“ Sie blickte überrascht auf. Akane suchte seine blauen Augen und fand sie schließlich. „Ich kann damit leben, aber wichtiger ist mir, ob du damit leben kannst.“ Er sah sie sehr ernst an. Dieses Gespräch war sehr wichtig und fest entschlossen hielt er auch an diesem Thema fest. Ihre braunen Augen fesselten ihn. Sie sah so schön aus. Sein Herz schlug schneller als sonst. In seinen blauen Augen legte sich ein zärtlicher Blick und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich hätte es dir schon so viel früher sagen müssen.“ Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen und seine Hände wurden feucht. „Was?“, hauchte sie und auch ihre Wangen färbten sich leicht rot. Ihr Herz raste aufgeregt in ihrem Oberkörper und schlug ihr schmerzhaft gegen die Rippen. Er dachte an seine Worte in der Klinik und entschloss sich all seinen Mut zusammenzunehmen: „Ich liebe dich, Akane!“ Akanes Herz schlug Loopings in ihrer Brust. Ein Lächeln strahlte ihm entgegen. Die leichte Röte verstärkte sich. „Du Idiot“, antwortete sie leise. „Wieso sagst du mir das erst jetzt?!“ Ranma versteifte sich, auch wenn ihre Stimme bei weitem nicht so wütend klang, wie sonst. Sie nahm all ihren Mut zusammen, streckte sich ihm entgegen und küsste ihn sanft auf die Wange. „Ich hab mich auch in dich verliebt“, hauchte sie ihm ins Ohr. Ranma lächelte, während er den Duft ihrer Haare tief in sich einsog. „Mein Machoweib“, flüsterte er zurück und drückte sie noch fester an sich. Auch Akane lächelte an seiner Schulter. Die sonst so schlimme Beleidigung, hatte er ihr so zärtlich ins Ohr geflüstert, dass sie ihm nicht böse sein konnte. „Akane, Ranma, hier seid ihr“, riss Lee die beiden aus ihrer Zweisamkeit. Beide blickten die Klassenkameradin an. „Ich hoffe, ich störe nicht“, grinste sie plötzlich bis zu beiden Ohren, während das Pärchen sich verlegen voneinander löste. „Nein, du störst nicht“, antworteten sie wie aus einem Mund, aber auch mit rotem Gesicht. Gemeinsam gingen sie weiter und blieben vor jedem Fischbecken stehen und bestaunten die bunten und verschiedensten Fische. Hitomi, ihre Freundinnen und Ranmas Kumpels, beobachteten die Haie, als sie Lee, Akane und Ranma kommen sahen. Lee zog Akane auf und Ranma legte lachend einen Arm um die Blauhaarige. „Akane!“, fauchte die Rosahaarige mahnend. Ihre Arme vor der Brust verschränkt und böse funkelnd. Überrascht blickten alle Klassenkameraden auf. „Wir hatten eine Abmachung.“ Ehe Akane etwas sagen konnte, mischte Ranma sich ein. „Hitomi, ich fühle mich geehrt, dass ihr um mich gekämpft habt, aber findest du nicht auch, das es hier um meine Zukunft geht? Ich denke, ich habe das Recht frei zu entscheiden. Und mein Herz gehört Akane.“ Er zog Akane an sich, die errötete. Ungläubig, dass Ranma sich offiziell zu ihr bekannte. Die Rosahaarige biss sich auf die Lippen, erkannte dass sie verloren hatte. „Was ist mit dem Wettkampf?“ Ranma lächelte. „Wir werden weiterhin trainieren und den Sieg holen, aber als Freunde und nicht mehr.“ Die Hände zu Fäusten geballt, nickte sie zu und ging mit erhobenem Hauptes weiter. Ihre Freundinnen folgten Hitomi schnell, während Lee, Korro und die Jungs um Ranma und Akane standen und genaueste Informationen haben wollten. Um vierzehn Uhr traf sich die Klasse wieder in der Eingangshalle und gemeinsam gingen sie den Weg zur Schule zurück. Erst dann durften die Schüler den Heimweg antreten. Hitomi begleitete Ranma und Akane schweigend bis sie sich trennten. Erst als sie sich unbeobachtet fühlten, ergriff Ranma Akanes Hand und verknotete seine Finger mit ihren. Beide konnten nicht glücklicher sein, denn endlich wussten sie um die Gefühle des anderen. Unterwegs trafen sie Ukyo und Ryoga. Fröhlich begrüßten sich die Pärchen. „Ich bin so froh, dass das geklärt ist. Danke, Ranma!“ Ukyo fiel Akane und Ranma gleichzeitig um den Hals. Als sie sich verabschiedeten, erklärte Ranma wie er sich mit Ukyo ausgesprochen hatte. Shampoo radelte auf sie zu, blieb vor den beiden stehen und schenkte Ranma das herzlichste und ehrlichste Lächeln einer Amazone. „Vielen Dank, Ranma. Endlich ich kann mit Mousse glücklich werden.“ Und so langsam dämmerte Akane, was Ranma mit dem Kampf gegen Mousse bezweckt hatte. Es musste ein ehrlicher Kampf sein um eine Verlobung zu lösen und dadurch, dass er wirklich ernsthaft gegen Mousse verloren hatte, übergab er Shampoo als Verlobte an den Chinesen weiter. Sie begann über das ganze Gesicht zu strahlen, umarmte Ranma stürmisch und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Ranma lächelte und umschloss sie fest mit seinen starken Armen. Zu Hause angekommen, ließen sie sich nichts von ihren Glücksgefühlen anmerken. Dennoch zogen sie sich beide unauffällig in Akanes Zimmer zurück. Und kaum war die Tür hinter ihnen verschlossen, versanken sie in einen Kuss der sie alles vergessen ließ. Wieder explodierte ein Feuerwerk in ihnen, brachte alle Gefühle füeinander hervor und sie legten sich auf ihr Bett, kuschelten und schmusten und waren einfach nur glücklich. Die letzten Tage vergingen und gemeinsam zu Hause verbrachten sie die ganze Zeit zusammen. Allerdings gab es in der Schule immer noch Akanes Verehrer, die sie zum Date ausführen wollten. In Ranma keimte eine Idee, allerdings würde er für diese all seinen Mut zusammen nehmen müssen. Nicht das er ein Feigling war, aber für diesen Schritt gehörte eine gehörige Portion Mut dazu. Am letzten Schultag gingen sie gemeinsam morgens zum Schultor. Doch bevor sich Akane und Ranma in den Kampf stürzten, zog er sie an sich und küsste sie vor allen Mitschülern, die auf dem Hof oder am Schultor standen. Mit dieser Gestik stellte er endlich klar zu wem sie gehörte und zu wem er gehörte. Auch wenn viele Herzen in diesem Moment brachen… Nabiki hielt diesen Moment mit der Kamera fest, auch wenn sie selbst mehr als überrascht war über diesen plötzlichen Wandel. Dennoch waren die Väter und auch Kasumi sofort informiert. Glücklich begannen Soun und Genma sofort die Hochzeit zu planen, doch ein Blick seitens Kasumi erinnerte die Väter daran, sich zurückzuhalten. Allerdings würden sich die Väter nicht so leicht geschlagen geben. Sie planten die Hochzeit heimlich und wenn sich die Kinder dazu entscheiden sollten zu heiraten, würden sie ihnen ihre Pläne vorlegen. Epilog: Liebe mit Hindernissen ------------------------------ Akane saß auf der Zuschauertribüne und ballte ihre Hände so fest sie konnte zu Fäusten. Es war der letzte Kampf und Ranma musste sehr viel von seinem Gegner an Schlägen einstecken, dennoch konnte er immer wieder die Oberhand zurück gewinnen. Bei den Damen hat Hitomi den Titel gewonnen und Ranma stand im Finale. Er war der Neuling, allerdings auch schon der beliebteste Kämpfer dieses Turniers. Als Neuling hatte er sich recht schnell in die Turniererfahrenen Kämpfer eingereiht - auch ohne Turniererfahrung. In den letzten Wochen hatte er sehr viel mit Ryoga und Mousse trainiert, zudem hatte er auch bei Hitomi keine Rücksicht gezeigt und sie gegen Shampoo und Ukyo kämpfen lassen. Akane war bei jedem Training mit dabei und je näher sie Hitomi kennenlernte, desto besser verstanden sich die Mädchen mit der Zeit. Nun wo endlich geklärt war, zu wem Ranma gehörte. Auch Akane half beim Training mit und kämpfte ebenso gegen Hitomi und beide lernten voneinander dazu. Und das viele trainieren hatte sich vollkommen ausgezahlt. Das Publikum jubelte. Soun und Genma schwenkten Fähnchen, schrien am Lautesten, wobei Shampoo, Mousse, Ukyo und Ryoga Paroli boten. Nabiki hielt jede Minute mit der Kamera fest. Kasumi und Tofu drückten ganz fest die Daumen und Akane blickte gebannt auf die Kampfarena, in der Ranma alles gab um seinen Gegner, den letztjährigen Sieger und somit Titelverteidiger zu besiegen. Und endlich, nach schier endlosen Minuten, ging endlich der Titelverteidiger in die Knie. Beide Jungs atmeten schwer, es war der beste Kampf in diesem ganzen Turnier. Und Ranma hatte gewonnen. Der Neuling, der zum Ersten Mal auf so einem großen Turnier teilgenommen hatte, ging als Sieger hervor. Das Publikum jubelte, schrie begeistert und klatschte aufgeregt. Auf jeden Fall war er auch zum beliebtesten Teilnehmer geworden. Nach der Preisverleihung zogen sich Hitomi und Ranma in die Umkleiden zurück, duschten, zogen sich an und erholten sich von der anstrengenden Woche. Am Ausgang warteten die Tendos, Herr Saotome, die Freunde und die Suzukis. Hitomi trat freudestrahlend aus der Halle heraus und fiel ihrer Familie in die Arme. Alle beglückwünschten sie zu ihrem Sieg und sie lächelte glücklich und zufrieden mit ihrer Leistung. Wenig später trat auch Ranma aus der Halle. Sofort rannte Akane freudig auf ihn zu und fiel ihm stolz um den Hals. Sie küsste ihn stürmisch und beglückwünschte ihn zu seinem Sieg. Herr Suzuki gratulierte dem Trainer und Schulfreund seiner Tochter ebenfalls. „Vielen Dank, Ranma, für deine Zeit, deine Geduld und dein Training.“ „Das ist doch kein Aufwand gewesen. Immerhin haben Sie mir die Teilnahme ermöglicht“, erwiderte Ranma, während er Akane im Arm hielt. „Ich möchte dir trotzdem etwas schenken, denn du hast uns wirklich sehr geholfen“, ließ sich Herr Suzuki nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Hitomi erzählte uns, dass du gerne mal nach China reisen möchtest. Wir möchten dir zwei Flugtickets nach China schenken. Um die Unterkunft musst du dich allerdings selbst kümmern, da wir nicht wissen, was du genau sehen möchtest.“ „Zwei Flugtickets?“, wiederholte Ranma fassungslos und blickte nacheinander die Familie Suzuki an. Zuletzt blieben seine Augen an Hitomi hängen, die sich lächelnd zurück hielt. „Das kann ich unmöglich annehmen.“ „Ich bestehe darauf. Sag mir nur wann du fliegen möchtest und ich buche dir den Flug“, erwiderte Herr Suzuki freundlich. Dann wandte er sich an seine Familie. „Lasst uns Hitomis Sieg feiern.“ „Vielen Dank“, beeilte sich Ranma schnell zu sagen, bevor die Familie verschwand. Auch die Freunde verabschiedeten sich, nur die Familie blieb noch bei Ranma und Akane. „Wir sollten auch Feiern gehen“, verkündete Soun lautstark, doch der Schwarzhaarige lehnte ab. „Ich möchte noch ein bisschen spazieren gehen. Ich komme später nach Hause.“ Zu Akane gewandt, sagte er aber: „Würdest du mich begleiten?“ Sie nickte und somit trennten sich die beiden von ihrer Familie. Gemeinsam schlenderten die beiden durch den Park. Die Sonne ging langsam unter, tauchte alles in ein wunderschönes Licht. „Wenn ich nach China reise, kommst du mit mir“, verlangte Ranma von seiner Akane. Sie blieb stehen, auch Ranma blieb stehen, drehte sich zu ihr und küsste Akane auf die Lippen. Langsam löste er sich von ihr kniete sich auf den Boden. Errötet, überrascht und mit starken Herzklopfen ahnte sie bereits was dies werden sollte. „Akane, ich liebe dich! Du bedeutest mir mehr als mein eigenes Leben. Ich möchte dich als Verlobte zurück und mit dir zusammen alt werden. Willst du mich heiraten?“ Er zog eine kleine Schachtel aus der Hosentasche und öffnete sie. Ein weißgoldener Ring mit einem kleinen Stein in der Mitte kam zum Vorschein. Akane nickte, denn in ihrem Hals hatte sich ein fester Kloß gebildet, den sie nicht schlucken konnte. Mit einem Mal nickte sie heftiger, lachte und kämpfte mit den Tränen. „Ja“, antwortete sie, nicht sicher ob ihre Stimme die Kraft hatte. Er steckte ihr den Ring an den Finger. „Ja, Ranma, ich will!“ Lachte sie, fiel ihrem knieenden Freund um den Hals und küsste ihn stürmisch. Zwischen den Küssen, hauchte sie: „Ich will auch mit dir alt werden! Und ich will mit dir nach China reisen!“ Sie konnten nicht glücklicher sein. Allerdings hatte Akane auch noch eine Überraschung für ihren Verlobten. „Und jetzt sollten wir schnell nach Hause gehen, denn ich hab noch eine Überraschung für dich.“ „Und die wäre?“ Akane zog den überraschten Ranma neben sich her. „Ich habe dir dein Lieblingsessen gekocht.“ Mit einem Mal lief Ranma blau an. „Gekocht?“ Akane merkte nichts von seiner Reaktion. Fröhlich folgte sie dem Weg nach Hause. „Oh ja, und du wirst es lieben.“ „Du… hast… gekocht?“, stotterte Ranma. Diese Kleinigkeit hatte er tatsächlich in all den letzten Wochen verdrängt. So sehr er Akane liebte, vergiften lassen wollte er sich nicht von ihr. „Mit alt werden meinte ich die Rente noch zu erleben“, erklärte er ihr hilflos. Befreien konnte er sich nicht von ihr, da sie ihn fest hielt. Aber immerhin ließen sie seine Worte stutzen. „Du hast es doch noch gar nicht probiert.“ Sie blickte ihn emotionslos an. Ranma suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „Na ja, das letzte Mal hast du mich fast vergiftet. Akane, du kannst nicht kochen. Was soll sich daran geändert haben?“ Mit jedem Wort mehr, verzog sich das Gesicht der Blauhaarigen zu einer Fratze. Wie konnte er so etwas nur behaupten? Sie hatte bereits für ihn gekocht und ihm hatte es sogar geschmeckt. Sie ballte ihre freie Hand zur Faust. „Ranma!“ Flink hatte er sich befreit, doch schon zog sie ihren Hammer hinter sich vor und holte aus. Ehe sie ihn treffen konnte, rannte der Kampfsportler davon, dicht gefolgt von Akane. „Bleib stehen! Wenn ich dich erwische, Ranma Saotome, dann kannst du was erleben!“ Ranma hingegen schmunzelte. Da war sie wieder, seine Akane. Ende Vielen Dank für eure lieben Kommentare und eure Treue :) Hosted by Animexx e.V. 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