Für Rum und Ähre von _Kima_ ("Erdnuss, Captain!") ================================================================================ Kapitel 3: Marcia ----------------- Der Hammel war winzig – gemessen an normalen Hammeln –, zäh und kalt, das Brot hart und trocken. Julia aß schweigend, während Marcia nur angewidert das Stück Backstein, das sich Brot schimpfte, anstarrte. Leise seufzte sie, brach ein Stück ab und klopfte damit auf den Tisch. „Hart genug, um wen niederzuknüppeln“, brummte sie, griff nach Julias Messer, das im Hammelfleisch steckte und schnitt sich ein Stück ab. „Wo sollen wir anfangen nach einer Crew zu suchen?“, fragte Marcia. Ihre Begleiterin zuckte nur mit den Schultern und ließ ihren Blick durch den Gastraum schweifen. Marcia schnaubte und schüttelte den Kopf. „Am Hafen“, stellte Julia dann fest. „Bei dieser Gelegenheit können wir uns auch nach … einem passenden Schiff umsehen.“ „Hm-hm“, machte Marcia und grinste. Sie mochte Häfen bei Nacht … es war … aufregend, sich dort mit Julia herumzutreiben. „Am besten brechen wir sofort auf, bevor sie alle zu betrunken sind“, fuhr Julia gelassen fort, winkte den Wirt heran und nahm den Beutel mit ihrem letzten Gold von ihrem Gürtel. „Was schulden wir Euch?“ „Fünfzig“, war die knappe Antwort. Marcia runzelte schweigend die Stirn und klopfte mit dem letzten Stück Brot auf der Tischplatte. „Fünfzig?“, wiederholte Julia. „Findet Ihr das nicht …“ „Ihr schuldet mir fünfzig Goldstücke“, unterbrach der Wirt sie unwirsch und verströmte dabei wieder eine Wolke penetranten Mundgeruchs. „A…“ „Also gut.“ Marcia zwinkerte ihrer Schwester unauffällig zu und setzte sich aufrecht hin. „Julia, gib ihm das Gold.“ Sofort richtete der Wirt seine ganze Aufmerksamkeit auf die Rothaarige. Marcia erhob sich halb von der Bank und ließ den Blick über die wenigen erhobenen Hinterköpfe vor sich gleiten. Kurz zielte sie, warf dann das Stück Brot in ihrer Hand mit aller Kraft in Richtung eines kahlköpfigen Piraten, der mit dem Rücken zu ihr im Eck saß. Noch während das Brot durch die Luft flog, ließ Marcia sich wieder auf die Bank fallen, drehte sich halb um und tippte dem Mann hinter sich kurz auf die Schulter. Als die Blicke der beiden Männer sich trafen, schaute sie unbeteiligt zur Seite, wartete und zählte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, ehe der Glatzkopf auf Marcias zweites Opfer losging und noch weniger lang, bis genug andere Gäste in die Prügelei involviert waren, um die Aufmerksamkeit des Wirtes zu erregen. Julia ließ die Goldstücke auf dem Tisch wieder in ihrem Beutel verschwinden und rutschte unter dem Tisch, während Marcia aufsprang, sich ihren Hut griff und über die Bänke und Tische hinweg in Richtung Tür sprang. Julia verließ das Wirtshaus nur wenige Augenblicke nach ihr und ließ die Tür offen stehen, damit Jolly Roger ihnen folgen konnte. Im Inneren des Gasthauses fielen die ersten Schüsse. Marcia legte ihre rechte Hand auf den Griff ihres Säbels und strich sich mit der anderen eine dunkelbraune Haarsträhne aus der Stirn. „Gehen wir?“ „Aber sicher“, erwiderte Julia grinsend und wandte sich in Richtung Hafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)