Für Rum und Ähre von _Kima_ ("Erdnuss, Captain!") ================================================================================ Kapitel 19: Marcia ------------------ Mit der Faust schlug Marcia dreimal kräftig gegen die Tür, hinter der sie ihre Crew lärmen hörte. „Männer“, bellte sie. „Antreten! Der Captain hat Euch was zu sagen!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stiefelte sie weiter und sah sich unter Deck genauer um – am Vorabend war nicht allzu viel Zeit dazu gewesen … sie hatte die Nachtwache übernommen und war bis Sonnenaufgang auf Deck geblieben, während die Männer sich ihre Seelen – oder zumindest das, was davon übrig war – aus dem Leib geschnarcht hatten. Jetzt wollte sie genauer wissen, wo sie die nächste Zeit ihres Lebens verbringen würde. Nacheinander betrat sie einen Schlafraum, in dem die Crew Platz finden würde, einen gut gefüllten Vorratsraum, die Kombüse und zwei Kajüten, die offenbar dem Vorbesitzer des Schiffs und seinem ersten Offizier zur Verfügung gestanden hatten. Sehnsüchtig musterte sie das Bett, das so weich und unbenutzt aussah, besann sich dann jedoch auf ihre Pflichten. Sie hatte die Männer nach oben geschickt, um alles Weitere sollte Julia sich kümmern. Doch blieb immer noch die Katze, nach der sie sehen sollte … eine Katze! Schweren Herzens kehrte Marcia der Schlafstatt den Rücken zu und begab sich wieder an Deck, wo sie sich suchend nach dem Störenfried umblickte, während Julia damit beschäftigt war, jedem der Männer seinen Platz zuzuweisen. Ein klägliches Maunzen drang an ihr Ohr und als sie sich genauer umsah, entdeckte Marcia die Katze auf halbem Weg zum Krähennest. Sie verzog das Gesicht. Schlimm genug, dass sie ein herrenloses Tier betreuen musste, sie musste auch noch klettern! Etwas, das sie immer schon gehasst hatte! Lediglich die Anwesenheit der Männer und die Tatsache, dass sie jederzeit beobachtet werden konnte, trieben Marcia dazu an, die Wanden zu erklimmen – langsam und mit einem mehr als flauen Gefühl im Magen – und das sich hartnäckig sträubende Katzenvieh vom Mast zu pflücken. Sofort grub die jämmerlich quietschende Katze ihre Krallen durch Marcias Bluse und krallte sich an ihr fest. Mit zusammengebissenen Zähnen und leise knurrend wollte sie den Weg zurück auf festen Boden antreten, als sich ein blonder Lockenschopf in ihr Blickfeld schob. Hatte Julia den Jungen wirklich in den Ausguck verbannt?! Leise fluchend erklomm Marcia das letzte Stück und versuchte, sich ihre Erleichterung nicht zu deutlich anmerken zu lassen, als sie neben Nathanael stand, der sie vorsichtig musterte. „Ich bringe dir deine Katze“, stellte Marcia fest und war erleichtert, als das dumme, kleine Tier sich sofort in die Arme des Knaben flüchtete. „Hat Julia dich hergeschickt?“ Der Junge nickte nur. Marcia runzelte die Stirn und überlegte einen Moment lang, verwarf dann aber sämtliche Fragen und beschloss, sie später zu stellen. Sie würde jetzt den Rückweg antreten und Julia nahe legen, die nächsten Stunden auf der Hut zu sein … es war vielleicht nicht klug, nicht auf die Sicherheit ihrer Schwester zu achten, doch Julia würde es genauso wenig nützen, wenn Marcia vor Müdigkeit einen Angriff schlicht und ergreifend nicht verhinderte … „Sei vorsichtig“, sagte sie noch, ehe sie langsam, Stück für Stück, den Weg zurück nach unten antrat, froh, endlich wieder beide Füße auf dem Boden – oder zumindest auf dem Deck – zu haben. Gelassen schritt sie auf Julia zu, die noch immer mit Anweisungen um sich warf, und nahm sie kurz zur Seite. „Versuch, die nächsten Stunden nicht in Schwierigkeiten zu geraten“, raunte sie ihr zu. „Dein erster Maat holt Nachtschlaf nach.“ Julia entließ sie mit einem Nicken und lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)