Für Rum und Ähre von _Kima_ ("Erdnuss, Captain!") ================================================================================ Kapitel 23: Marcia ------------------ Julia bedachte sie mit einem flüchtigen Seitenblick, warf ihre Haare zurück und seufzte schwer. Dann wandte sie sich ab und wollte gehen. Marcia packte sie am Oberarm und zwang ihre Schwester herum, damit sie sie ansah. „Was steckt noch dahinter?“, fragte sie. „Nicht nur unser Großvater, was verbirgt sich noch hinter Silberbart Jeff?“ Julia ächzte auf und ließ den Kopf hängen. „Er ist unser Großvater“, sagte sie dann. „Weiß ich.“ „Lass mich ausreden.“ Julia rümpfte die Nase und zuckte dann mit den Schultern. „Er …“ „Captain!“, rief Nathanael ihnen in diesem Moment vom Krähennest aus zu. „Später!“, brüllte Marcia zurück, packte ihre Schwester an den Schultern und schüttelte sie. „Was stimmt nicht mit Silberbart, Julia?! Raus mit der Sprache ich schwöre dir, ich …“ „Captain, es ist wichtig!“ „Nicht jetzt, Goldlöckchen!“ Marcia drehte sich halb zu ihm um und schüttelte den Kopf. Den Blick, den er ihr zuwarf, konnte man bestenfalls mit „eingeschüchtert“ beschreiben … seit der ersten Nacht auf See, als Marcia nachts seine Kajüte betreten hatte, hatte er sie nicht mehr so angesehen – natürlich hatte Julia erst hinterher erwähnt, dass sie Nathanael in der zweiten Kajüte untergebracht hatte, um ihn von den anderen Männern und vor allem von James Ladybug Johnson fernzuhalten … „Julia schuldet mir eine Erklärung! Eine Minute, dann sind wir bei dir!“ Sie wandte sich wieder Julia zu. „Zum letzten Mal, was stimmt nicht mit ihm?!“ „Er ist alt. Sehr alt. Er ist übervorsichtig … und hat zehn Jahre an Bord der Queen of Oblivion die Weltmeere unsicher gemacht.“ Marcia knirschte mit den Zähnen. Die Queen of Oblivion … dieser gottverdammte Seelenverkäufer! An dem Tag, an dem der Captain dieses Schiffes sie über die Planke hatte laufen lassen, um sie aus dem Weg zu räumen, hatte sie geschworen, jeden, der jemals Serena Mae Cavenhaugh gedient hatte, einen langsamen, qualvollen Tod sterben zu lassen … Und jetzt wollte Julia genau so jemanden an Bord holen?! „Captain“, erschallte zum dritten Mal Nathanaels Stimme. Marcia drehte sich wieder um, beobachtete, wie er sich mit halsbrecherischem Tempo die Wanden hinunterhangelte, das Fernrohr im Gürtel, die blonden Locken mit einem dünnen Lederband im Nacken zusammengefasst. „Ein fremdes Schiff steuert direkt auf uns zu!“ Der Junge eilte auf die Schwestern zu, duckte sich, als Jolly kreischend über seinen Kopf hinwegschoss und kam schlitternd vor ihnen zum Stehen. „Welche Flagge?“, fragte Julia sofort und Marcia löste ihren Klammergriff. „Eine Rose und ein Revolver. Ist das wichtig?“ „Das ist ein Problem“, seufzte Julia, dann richtete sie sich kerzengerade auf und blickte nacheinander Marcia und Nathanael an. „Deathblow Blaine scheint unsere Flagge nicht vergessen zu haben.“ Marcia schnaubte. Die Flagge der Sea Screamer, der Totenschädel, der statt auf Knochen auf einer Rumflasche und einer Getreideähre ruhte, war einprägsam genug! „Nathanael, ruf die Männer zusammen und dann verkriech dich entweder im Krähennest oder unter Deck. Marcia, du holst Johnson aus der Kombüse und die Schusswaffen aus unserer Kajüte. Falls Blaine Ärger will, kann er ihn haben.“ „Aye, Captain“, sagten Marcia und Nathanael wie aus einem Munde, während Jolly kreischend über ihren Köpfen kreiste. „Erdnuss, Captain!“, bestätigte auch das Ara-Weibchen. „Erdnuss!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)