Für den Frieden des Reiches von Satomi (Wenn eine Prinzessin um ihr Königreich kämpft) ================================================================================ Prolog: Der Tag an dem der Krieg ausbrach ----------------------------------------- Prolog - Der Tag an dem ich alles verlor Und der Tag an dem der Krieg ausbrach Gerade spielte ich, in meinem großen Gemach verstecken mit meinen Vater. Draußen regnete es seit Stunden, sodass ich drinnen spielen wollte. Und so habe ich meinen Vater sehr leicht überreden können mit mir mein Lieblingsspiel zuspielen, Verstecken und Suchen. Obwohl er sehr selten viel Zeit für mich hatte. Für seine kleine Anneliese vernachlässigte er gerne mal seine Pflichten als König. Im nächsten Moment entdeckte ich ihn hinter meinem Bett, nicht gerade leicht sich als König zu verstecken, vor allem bei seiner Größe. Mit einem Grinsen auf den Lippen näherte ich mich ihm. Bei ihm tippte ich ihn auf die Schulter. »Ich habe dich gefunden, Vater! So jetzt musst du zählen und ich verstecke mich. Zähle bis dreißig und ja nicht schummeln!« Vater kicherte, während er mich umarmt und wieder loslässt um sich zu erheben. Meine Mutter beobachtete von meinem großen Himmelbett aus, wie der König mit seiner Tochter spielte. Ich versteckte mich ziemlich gut, doch Vater fand mich meistens und das recht schnell. Was auch daran liegen dürfte, dass wir nur in meinem Gemach spielen und außer dem Bett, einem Kleiderschrank und ein paar Kommoden gibt es nicht viele Stellen, wo man sich verstecken konnte. Dieses Mal versteckte ich mich in dem großen massiven Kleiderschrank aus dunklem Holz und wartete bis Vater mich finden würde, der jetzt bei dreißig angekommen war. Er begann mit suchen und Mutter beobachtete ihn und kicherte leise, er suchte an der völlig falschen Stelle. Durch das Kichern von ihr, sieht er daraufhin seine Gemahlin, Königin und meine Mutter liebevoll an. Grinsend beobachte ich beide. »Verrätst du mir, wo sie sich versteckt hat?« Ich sah durch den kleinen Türspalt im Holz, wie er sich hinab beugte um ihr einen sanften Kuss zu geben und musste schmunzeln. So einfach ließ sich Mutter nicht überreden, mich zu verraten. Denn, wenn es ums Spielen geht war Mutter streng, weil sie schummeln nicht leiden konnte. »Tut mir Leid mein Lieber, aber ich werde dir nicht verraten, wo sich unsere Tochter versteckt hat.« Ich hörte dem Gespräch weiterhin zu und musste mir ein Kichern verkneifen, sonst hätte ich mich ja verraten. Vor allem, als Vater einen gespielten Flunsch zieht.   Doch die Stille im Raum wurde durch Lärm unterbrochen, als ein Offizier der königlichen Armee in seiner grünen Uniform ins Gemach gerannt kam und zu meinen Eltern trat, sich atemlos verneigte. »Majestät, wir werden angegriffen. Die Truppen werden nicht mehr lange vor den Toren die Angreifer zurück halten können.« Ich bemerkte, wie sich Vater anspannte und sich aufrichtete, bevor er dem Soldaten einige Befehle gab, sodass dieser kurz salutierte und so schnell wie er gekommen war aus dem Gemach rannte.   Schon allein deswegen hatte ich Angst und rührte mich nicht vom Fleck. Vater so angespannt zu sehen, dass er Mutter gar ignorierte. Irgendetwas stimmte nicht. Damals habe ich es nicht verstanden, was das hieß angegriffen zu werden. Langsam begannen meine Finger, dann Hände und auch Arme vor Angst zu zittern, bis schließlich mein ganzer Körper von diesem Zittern ergriffen wurde. Vater hingegen schaute Mutter besorgt an. »Wo ist sie? Wir müssen sie in Sicherheit bringen!« Sagte er streng zu ihr. »Sie ist im Schrank, geh und hol sie, sie hat bestimmt Angst.« Vater drehte sich daraufhin um und kam dem Schrank mit schnellen Schritten näher. Ich hörte seine Schritte deutlich und dennoch war ich vor Angst wie erstarrt. Er öffnete die Schranktüren und sah dabei sofort mein Zittern, als er mich ansah. Ich hingegen sah suchend in seinen braunen Augen. Im nächsten Moment wollte er mich hochheben, doch ich sprang ihm in die Arme und legte meine kleinen Arme um seinen Hals. »Vater, ich habe Angst. « Meine Stimme zitterte, wie mein ganzer Körper und Vater drückte mich an sich und kehrte mit mir auf den Armen  zu Mutter zurück, die mich mit einem liebevollen Blick ansah. Ich zitterte immer noch sehr und Vater schaute Mutter an und sie mich. Mit den Tränen kämpfend wisperte sie: »Psst, Schatz habe keine Angst, wir werden dich beschützen. Dir wird nichts passieren! ...« Durch einige Schüsse, die durch den Gang hallten, wurde Mutter beim Sprechen unterbrochen. Ich klammerte mich noch mehr an meinen Vater und schaute meine Eltern an. Woher sollte ich denn auch wissen, was diese Schüsse, die Anspannung meiner Eltern und die Schreie draußen auf dem Gang bedeuten? Ich kannte es nicht, außer, dass irgendwas nicht stimmen konnte. »Was passiert jetzt mit uns? Ich habe Angst. Mutter!? Vater!?« Meine Stimme brach und zitterte noch immer. Es war Angst was ich spüren konnte. Da spürte ich, wie Vater seine Hand erst an meine Wange hob und mir dann ein paar Strähnen aus dem Gesicht hinters Ohr strich, die mir ins Gesicht gefallen waren. »Dir wird nichts passieren. Versprochen! Du bist die Prinzessin unseres Landes. Dieses Königreich wird eines Tages von dir regiert werden.« Sagte er mit ruhiger Stimme zu mir und setzte mich auf dem Boden ab. »Lauf so schnell wie du kannst, und versteck dich! Hab keine Angst, dir und uns wird nichts geschehen. Und jetzt lauf!« Durch die Zuversicht von Vater, glaubte ich wirklich, dass ich dem, was da draußen auf den Gängen vor sich ging entkommen konnte. Doch ich zögerte, ich wollte nicht ohne meine Eltern gehen. »Vater. Ihr müsst mitkommen. Bitte!« Schluckend sah ich, wie Vater zu Mutter sah und es auch so verstand. Er konnte nicht, wegen Mutter. Den Tränen nahe umarmte ich beide so fest wie ich nur konnte und ging ein paar Schritte nach hinten und schaute beide noch mal genau an. Denn das war vielleicht das letzte Mal in meinem Leben, dass ich sie sehen würde und so prägte ich sie mir tief in mein Herz ein. »Mutter. Vater. Ich liebe euch, wir werden uns nachher wiedersehen, bitte gebt auf euch Acht.« So lief ich so schnell mich meine Füße tragen konnten aus meinem Gemach, den Flur entlang. Erneut hörte ich Schüsse und auch Schritte, Stimmen und Schreie in meine Richtung kommen. »Lasst sie nicht noch weiter in den Palast vordringen!« »Kümmert euch um die Verwundeten.« »Achtet auf eure Deckung! … Verflucht!« Schnell sah ich mich um und versteckte mich in einem der Putzschränke. Die Putzschränke sind seit ewiger Zeit in den Wänden eingearbeitet, um diese nicht in den Gängen stehen zu haben und um das Bild der hohen und hellen Gänge zu wahren. Genau an diesem Schrank rannten nur wenige Augenblicke später schwarz gekleidete Männer, gefolgt von ein paar unserer königlichen Soldaten vorbei, alle sind schwer bewaffnet. »Lasst sie nicht durch kommen!« Man hörte wieder Schüsse fallen. Immer, immer wieder erklangen Schüsse und zu ihnen gesellten sich Schreie, Todes- und Schmerzensschreie. Ich halte mir die Ohren zu, denn es war unerträglich das mitzuerleben und zu hören. Was wollen diese Typen von uns? Mutter. Vater. Ich habe Angst!   Nach einer gefühlten Ewigkeit herrschte Stille, kein Beschuss und keine Schreie waren mehr auf den Gang zu hören. So schluckte ich den Kloß hinunter, nahm meine Hände von den Ohren, die mir wehtaten. Neugier bezwang meine Angst und so blickte ich durch einen kleinen Schlitz im Schrank nach draußen. Genau vor mir lagen tote königliche Soldaten, aber auch welche von den Feindlichen. Ein Misch aus schwarzen und dunkelgrünen Uniformen lag auf dem Boden der Gänge verstreut. Der Mut in mir nahm zu, noch immer hörte ich keine weiteren Schüsse und auch keine Schreie. Ob Mutter und Vater in Sicherheit sind? Ich hoffe es. Vorsichtig drückte ich gegen das Holz des Schrankes und lugte hervor. Leer, und so schlich ich mit dem gesammelten Mut aus dem Putzschrank hinaus. Es war keiner im Flur, zumindest keiner der lebte, alle die im Flur waren durch den Beschuss getötet wurden. Dennoch blickte ich nicht weiter zu den Körpern, die am Boden lagen. Stattdessen rannte ich zurück in mein Gemach und öffnete die Tür einen Spalt breit, um hinein zu sehen. Nur ein paar Schritte neben meinem Bett lagen Vater und auch Mutter in einer dunkelroten Flüssigkeit auf dem Steinboden. Mich hielt nichts zurück und so rannte ich zu ihnen, ließ mich auf die Knie sinken und schüttelte an Schultern, erst bei Mutter, dann bei Vater. »Mutter, Vater, steht auf bitte!« Tränen sammelten sich langsam in meinen Augen, bis ich zu weinen anfing. Mein weißes Kleid sog sich mit Blut von Mutter und Vater voll. »Bitte steht auf! Bitte! Bitte öffnet eure Augen!«  Ich schrie zum ersten Mal meine Eltern an und flehte darum, dass sie wieder wach wurden.   »Anneliese. Sie werden nicht mehr aufstehen. Nie wieder werden deine Mutter, und dein Vater aufstehen. … Sie sind tot.« Ich drehte mich erschrocken zu der Stimme hinter mir und versuchte sie zuerkennen, doch durch die Tränen sah ich diese Person nur verschwommen, aber ich erkannte ihn an seiner tiefen Stimme und dass er traurig klang. »Großvater, bitte sag mir dass es nicht wahr ist. Bitte! Sie können nicht tot sein, nein, nein, nein.« Tränen liefen mir erneut übers Gesicht und immer wieder schüttelte ich mit dem Kopf, ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Großvater kam näher und nahm mich in seine Arme, drückte mich an sich und verhinderte so, dass ich noch einmal zu meinen Eltern sehen konnte. »Bitte vergiss dieses Bild in diesem Zimmer. Erinnere dich nur an das Spiel mit deinem Vater und wie deine Mutter zuschaute, bitte. Und jetzt bringe ich dich hier weg.« Ich klammerte mich an Großvater fest und auch an das Bild, bevor die Schüsse fielen. Wie Vater Mutter geküsst hatte, wie die Beiden glücklich aussahen und wie Vater mit mir spielte. Doch immer wieder sah ich das Blut was um meine Eltern herum lag und wie sich mein Kleid damit vollsog. Währenddessen öffnete Großvater die geheime Tür neben meinem Kleiderschrank und schloss sie hinter sich. Der Gang war dunkel und alt. Und nur meine Familie weiß von diesen Gängen. Ich weinte nicht mehr, meine Tränen waren versiegt. Meine Augen brannten und waren rot vom Weinen. »Ganz ruhig, ich bin ja bei dir.« Noch immer trägt mich Großvater durch die Gänge des Palastes. Ich sah noch mehr Verwundete und auch Tote Soldaten unserer Armee. Doch keiner der Soldaten schien zu Großvater und mir zu blicken. Aber da hörte ich bereits, wie Großvater knurrte. Neben Vater, war er derjenige, der die Befehle geben durfte. »Wie viele Verwundete haben wir?« Ein Soldat, der einem anderen gerade einen Kopfverband angelegt hatte, drehte sich um. »General, Sir. Wir haben mehr als die Hälfte an Verwundeten. Vor dem Palast hingegen sind alle…« Der Soldat brach ab, als er die Deutung der Handbewegung von Großvater sah. Er sollte nicht weiter sprechen. Mit einem fragenden Blick sah der der Soldat von Großvater zu mir sah und Stille herrschte für ein paar Minuten.   »Sie lebt. Ein Glück.« Erleichterung stand dem Soldaten ins Gesicht geschrieben. Aber nicht nur dieser Soldat schien dann zu Großvater zu sehen, wobei die meisten mich wohl ansahen. Ich senkte den Blick und vergrub wieder das Gesicht an Großvaters Halsbeuge. Erleichtertes Raunen durchlief die Soldaten. »Die Prinzessin lebt.« »Seid alle still! Wir wissen, nicht wohin sich der Feind verzogen hat. Kümmert euch um die Verwundeten.« »General, Sir. Wo bringen sie die Prinzessin hin?« »In Sicherheit, denn hier wird sie nicht sicher sein! Wegtreten.« Im nächsten Gang verschwand Großvater erneut mit mir auf den Armen, in einem der geheimen Gänge des Palastes. Durch die Dunkelheit im Gang fielen mir die Augen kurz zu, doch sie brannten noch immer. Beruhigend strich Großvater mir überm Rücken und öffnete die Tür um hinaus zu treten. Und nach weiteren Schritten lief Großvater die Treppe hinab. »General. Wir haben nicht viel Zeit.« Großvater nickte jemanden zu, der an einem Wagen und im Regen stand. Schon die paar Minuten im Regen war mein Kleid durchnässt, durchsichtig und klebte an mir, wie ein kaltes Lagen. Ich fror und zitterte vor Kälte, auch als ich in den Wagen gesetzt wurde, fror ich noch immer. Ich schlang die Arme um meinen Körper um mich zu wärmen, als ich auch schon eine Decke um mich spürte. »Wir bringen dich erst einmal von hier weg.« Ich nickte zitternd und lehnte mich an Großvater. Im nächsten Moment fuhr der Wagen los und entfernte sich immer mehr von meinem Zuhause. Selbst mit der Decke um mich fror ich noch immer. Die Fahrt im Wagen war nicht lang, aber auch als der Mann ausstieg und die Gegend absicherte, spürte ich wie angespannt Großvater war. Schließlich kam ein Zeichen von dem Mann, sodass Großvater mich wieder auf die Arme nahm und hinaus trägt. Doch bevor ich wieder so nass vom Regen wurde, sah ich eine Tür, die Großvater öffnete und hinein trat. Der Mann folgte Großvater ins Innere des Hauses, behielt aber die Umgebung im Auge. Eine Frau kam auf Großvater und mir zu und strich ohne ein Wort über meine Stirn und Wange. »Sie muss aus den nassen Sachen raus. Stimmt es wirklich?« Großvater nickte nur und folgte der Frau schließlich in ein Nebenzimmer. Dort wurde ich von der Frau entkleidet und mit einem weichen Handtuch abgetrocknet. Viel bekam ich nicht mit, ich war müde. Sodass ich fast einschlief, als ich in warmen Sachen steckte. Die Frau hatte mich in ein einfaches Shirt, einem gestrickten grauen Pullover und einer langen blauen Stoffhose gesteckt. Sogar meine Haare hatte sie getrocknet und gekämmt. »Nicolai! Sie fällt gleich um.« Ich hörte nur wie Großvater näher kam und mich ohne groß zu zögern hochhob. Im nächsten Moment schloss ich schon meine Augen. Ich bin so müde. »Lange könnt ihr hier nicht bleiben. Aber für heute Nacht sollte es hier sicherbsein.« Ich spürte noch, wie Großvater mir überm Kopf strich und irgendwas sagte, was ich aber nicht mehr verstand. In den warmen Sachen fror ich nicht mehr und konnte meiner Müdigkeit nachgeben. Mitten in der Nacht fuhr ich hinauf und hielt mir mit einem Mal den Kopf. Tränen liefen an meinen Wangen hinab. Durch mein plötzliches aufsetzen, habe ich auch Großvater geweckt, in dessen Armen ich geschlafen hatte. »Anneliese, stimmt etwas nicht?« Es war zu dunkel, als dass er meine Tränen auf meinen Wangen hätte sehen können. »Es war nur ein böser Traum.« Ich flüsterte nur und lehnte mich zittrig an Großvater. In dem Traum hatte ich alles noch einmal erlebt. »Du weinst ja. Magst du mir erzählen, was du geträumt hast?« Ich ließ den Kopf sinken und spürte da schon wie Großvater beruhigend über meinen Rücken strich. »Ich habe alles noch einmal gesehen. … Ich vermisse sie einfach.« Bei bösen Träumen durfte ich immer zu meinen Eltern schleichen und bei ihnen bleiben. Dabei habe ich mich schon immer bei Vater am wohlsten gefühlt. Großvater schwieg und strich noch einige Minuten weiter über meinen Rücken bis ich wieder eingeschlafen war.   •♦•♦•♦• Der Tag danach war genauso verregnet und  war die Hölle auf Erden. In unserem Land  brach der Krieg aus, doch von alle dem verstand ich nichts. Ich wollte nur nach Hause, doch wo wurde ich nun hingebracht? In der Kleidung, die ich nun trug fuhren wir erneut mit einem den Wagen, dieses Mal war die Strecke holprig, sodass wir im Inneren ziemlich durchgeschüttelt wurden. Von außen konnte man in die Wagen nicht sehen, ebenso sind diese Wagen für das Militär unseres Landes, die Scheiben und auch die Ummantelung waren kugelsicher und wie kleine Panzer, sie kamen durch jedes Gelände. Vater hatte es mir erzählt. Ich vermisse ihn. »Sprich bitte nicht. Kein Wort zu niemandem. Es darf dich keiner bemerken und keiner wissen, wer du bist!« Kaum hielt der Wagen wurde ich von Großvater und dem anderen Mann herum gescheucht. Dabei drückte Großvater mir einen Rucksack entgegen, schweigend legte ich ihn an und folgte Großvater. Wenig später drückte er mich so weit nach hinten, dass er und der andere Mann mich abschirmten. Der Mann drehte sich zu mir um und schob meine Haare unter die Jacke und schob die Kapuze nach oben. »Schau nicht nach oben.« Selbst, wenn mich die Kapuze nicht an der Sicht gehindert hätte, durch den Regen konnte ich den Kopf nicht lange aufrecht halten. Ich sehe fast nichts. Suchend tastete ich nach Großvaters Hand, der meine Hand kurz drückte, als ich seine fand. Erst da liefen beide los und ich folgte einfach. Ich wusste nicht wo wir waren, alleine hätte ich mich nur verlaufen. Und ich wollte nicht auch noch Großvater aus den Augen verlieren. An einigen Stellen verbargen mich die beiden erneut, bis wir weiter konnten. Irgendwann hörte ich Motoren von Fahrzeugen näherkommen, sodass ich den Kopf in die Richtung drehte. »Wird ja auch Zeit, dass die kommen.« Großvater grummelte leise und sah in die Richtung aus der drei Fahrzeuge des Militärs näher kamen. Als die Fahrer und ein paar Soldaten ausstiegen, salutierten alle vor Großvater, hinter ihm hatte ich mich gestellt. »Habt ihr alles hinbekommen?« »Ja, General, Sir. Mission erfolgreich erledigt.« »Gut. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!« Großvater griff nach mir, als ein paar Soldaten mich wohl erst bemerkten. »General, Sir. Es wäre nicht gut in diesem Gebiet zu bleiben. Vor allem nicht, wenn sie bei euch ist.« »Wer hat dir erlaubt zu sprechen!« Der angesprochene Soldat zuckte zusammen und zog den Kopf ein. Er hatte nicht das Recht sich einzumischen. Ich war so auf Großvater und die Soldaten konzentriert, dass ich gar nicht bemerkte, wie der Mann neben mir was hinhielt. »Du müsstest mal was trinken.« Er sah mich an, doch ich sah nur zu Großvater und viel sah durch die viel zu große Kapuze auch nicht, ich spürte nur dessen Blick auf mir. Da griff Großvater nach der Flasche Wasser, öffnete diese einfach und reichte sie mir einfach. Ich zögerte und blickte einfach nur in den Flaschenhals. »Bitte trink etwas.« Noch immer zögerte ich und sah zu Großvater, der mich mit Sorge ansieht. Ich hob die Flasche an und nippte ein paar Mal, aber mehr bekam ich nicht runter. Ich bemerkte wie sich Großvater anspannte und ich sah auch, wie er die Hand zur Faust ballte. »Mir gefällt es nicht, wie sie sich verhält.« »Daran sind nur dieses Mistkerle dran schuld.« Knurrte Großvater neben mir. Ich versuchte weiter, was zu trinken, doch im Endeffekt würgte ich sogar und verschluckte mich und ließ die Flasche hustend fallen. Die Flasche zersprang auf dem Boden, sodass die Anwesenden zu mir sahen. Mit einem Klaps auf den Rücken stolperte ich zwei Schritte nach vorne und wurde von Großvater und einem Soldaten abgefangen, bevor ich ganz hinfiel. Noch immer sagte ich nichts, stattdessen richtete ich mich wieder auf. Als ich zu Großvater sah, drehte sich alles auf einmal. Mir war schwindelig und dennoch wurde ich ignoriert, wenigstens hob mich Großvater hoch. Einige Schritte weiter hörte ich keinen Regen mehr auf meiner Kapuze niederprasseln, sondern nur den Regen auf dem Dach des Wagens. Schon wieder sitze ich in einem Fahrzeug. Urgh. Mir ist schlecht. Durch die aufkommende Übelkeit lehnte ich mich ans Fenster, die Scheibe war kühl an meinem Kopf. Kaum saß Großvater neben mir bekam ich nur mit, wie vorne nun zwei Leute saßen und dass der Wagen losfuhr. Im nächsten Moment verschwamm meine Sicht, als würde ich durch einen Regenschleier schauen wollen, der von einem schwarzen Rahmen geziert wurde, bevor der schwarze Rahmen zunahm und mich dann ganz ergriff und ich ohnmächtig zur Seite kippte. »Anneliese!« Nicolai fluchte, eben saß seine Enkeltochter noch neben ihm und nun ist sie einfach ohnmächtig zusammen gesunken. »Mach dir nicht so viele Sorgen um sie. Sie hat zu wenig gegessen und viel zu wenig getrunken. In ein paar Minuten, sollte sie wieder bei Bewusstsein sein.« Knurrend sah Nicolai in den Rückspiegel und sah den Fahrer mit einem finsteren Blick an. »Machst du dir denn gar keine Sorgen um sie?« Der Fahrer lächelte in den Rückspiegel. »Doch. Sicher, mache ich mir Sorgen um sie.« Nur zog Nicolai die Augenbrauen nach oben, dieser Kerl, hatte dasselbe wie Maximilian und dabei waren der Mann und Maximilian nur Cousins gewesen. »Vermisst du Maximilian nicht?« Nun sah Nicolai, wie sich der Fahrer auf die Unterlippe biss. »Du musst nicht antworten. Ihr wart schon immer wie Brüder.« »Danke.«   Kaum war ich wieder wach, wurde dasselbe wieder mit mir gemacht. Großvater versteckte mich immer wieder in leeren Häusern oder bei Familien von einigen Soldaten und ich wurde ziemlich oft nicht beachtet. Doch zwei Tage später sagte Großvater während der Fahrt zu mir: »Hör mir jetzt gut zu, du heißt ab sofort Kayla. Du darfst niemanden sagen, wie dein richtiger Name lautet. Behalte die ganze Wahrheit in deinem Herzen, denn eines Tages wirst du den Thron besteigen und diesem Land wieder den Frieden bringen. Doch jetzt muss ich dich an diesem Ort hier zurück  lassen und es ist wichtig, dass du mich nicht mehr Großvater nennst, sondern Opa oder General. Und jetzt steige aus und vergiss nicht dein Name ist Kayla! Ich werde versuchen dir Briefe zu schreiben, aber es könnte lange dauern, bis du einen bekommst. Pass gut auf dich auf. Ich habe dich sehr lieb.«   Mir kamen schon wieder die Tränen, als er angefangen hatte zu sprechen. »Großvater, ich versteh nicht. Ich soll mich Kayla nennen und dich Opa. Aber,... na gut, wenn du es so möchtest.« Kurz brach ich ab, aber allein wie eindringlich mich Großvater angesehen hatte. Ich muss seinen Wunsch befolgen. Ich stieg aus dem Wagen und stand nun vor einem Gebäude, welches in Rot regelrecht unheimlich aussah, Großvater stieg  ebenfalls aus und reichte mir den Rucksack, wo einige Sachen drinnen waren. Wieder legte ich den Rucksack an. Großvater führte und begleitete mich ins Gebäude, wo wir wenige Minuten später einem  Mann begegneten. »Hallo. Ich bin Maik und die Aufsichtsperson und Erzieher dieses Hauses.« Großvater sah meinen Blick und ich sah wie er leise seufzte. »Ich möchte Ihnen jemanden anvertrauen. Sie hat vor kurzem ihre Eltern verloren…« »Oh je. Also eine kleine Vollwaise. … Na wo schaust du denn hin?« Der junge Mann hatte Großvater einfach dazwischen gesprochen! Aber Großvater schien mir anzumerken, dass ich weg wollte. »Geh dich doch ein wenig umsehen. Wer weiß, was du hier so entdecken wirst.« Lächelnd sah mich Großvater an, bevor ich nickte und auf eigene Verantwortung das Gebäude mir näher anschaute. Die rote Farbe des Gebäudes setzte sich auch im Inneren fort. Roter Backstein war überall an den Wänden zu sehen, die Treppen waren aus Holz und in einem dunkelbraun gestrichen. Weit war ich nicht gegangen, als der junge Mann auf mich zukam, während ich aus dem großen Fenster sah und stellte sich mir noch einmal vor. »Hallo Kayla, ich bin Maik und bin für die Kinder in diesem Waisenheim verantwortlich. Der General hat mir bereits erzählt, dass deine Eltern gestorben sind und du nun ein Zuhause brauchst. Also fühl dich hier ganz wie Zuhause, okay? Komm, ich zeige dir dein Zimmer, was du für dich ganz alleine hast. Du brauchst keine Angst vor den anderen Kindern zu haben. Die meisten haben das Gleiche erlebt wie du und sind alle ganz freundlich.« Schweigend folgte ich dem Mann. Das gleiche durchgemacht wie ich? Ich bin anders als die anderen Kinder hier. Der Erzieher führte mich in eines der Zimmer im Erdgeschoss, dass wage 10m² groß war. In diesem Zimmer standen ein Bett, ein Schreibtisch, ein Regal und ein Kleiderschrank. »Das ist dein Zimmer und gefällt es dir?« Ich spürte das Lächeln von Maik auf mir.  »Ja, danke. Es ist okay.« Ich will wieder nach Hause. In Gedanken versunken kam alles auf einmal wieder hoch, meine ganze Trauer, meinen Schmerz über den Verlust meiner Eltern, sodass ich Maik mit einer einzigen Handbewegung, einer simplen Geste wegschickte. So wie ich es auch Zuhause tat, um meine Ruhe zu haben. Irritiert sah er mich noch an, sah aber wohl meine Tränen, sodass er ging und die Tür hinter schloss. Am ersten Tag weinten alle, die ins Waisenhaus kamen. Sie hatten Heimweh und wollten einfach nur weinen. Daher ließ er den Kindern diesen Freiraum, ansonsten war er für die Kinder da, wenn sie ihn brauchten. Ich ließ mich und den Rucksack auf das weiche Bett fallen, öffnete den Rucksack und froh darüber etwas Weiches darin zu finden, so zottelte ich mein geliebtes Kuscheltier »Filo« aus dem Rucksack. Filo sah aus, wie ein kleiner grauer Wolfswelpe. Vor einigen Jahren hatte ich ihn von meinen Eltern bekommen und nun kuschelte ich ihn ganz fest an mich. Mich beruhigte der bekannte und vertraute Geruch an meinem Lieblingskuscheltier. Er roch nach Zuhause und nach Sicherheit. Mutter, Vater, ich vermisse euch so sehr. Ich rollte mich auf die Seite und drückte ihn noch mehr an mich und zog die Beine an, um kleiner zu werden. Ich wollte wieder Zuhause sein, bei Mutter und Vater. Bei meiner Familie. Nicht einmal Großvater hatte ich an dem Tag noch einmal gesehen. Die Tränen liefen mir übers Gesicht und nässten den Stoff von meinem Kuscheltier durch. Während ich weinte und schluchzte verlor ich nach einer Weile die Kraft weiter zu weinen und schlief einfach ein. Wenigstens in meinen Träumen kann ich euch noch sehen. Hin und wieder rollten Tränen während ich schlief hinab, während ich von meiner Familie träumte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)