Velvet und Nike von Amba (Arbeitstitel: Utopia) ================================================================================ Kapitel 1: Leseprobe -------------------- „Amba!“, Anna Liquid sah ihrer ältesten Tochter erwartungsvoll entgegen. Die brauhaarige kam mit ihrer blonden Freundin Enya auf sie zu und fragte: „Was ist los, Mama?“ Ihre Mutter hatte ihre hellbraunen Haare zu einem Zopf zusammen genommen und trug eine Jeans und ein rosanes Top. „Unsere Männer schaffen es nicht euer Zelt aufzubauen.“, seufzte Anna und hob Ambas jüngsten Bruder Jacky hoch. Jacky war zwei Jahre alt und hatte schwarze Locken und bernsteinfarbene Augen. Diese Augen hatte er von seiner Großmutter geerbt, so wie auch Amba. Nun grinste er seine große Schwester an, während die ihm durch die Haare wuschelte. „Und was soll ich nun machen?“, fragte Amba ihre Mutter. „Hilf ihnen!“, bat diese. Amba verdrehte die Augen und umrundete den geliehenen Kleinbus. Enya folgte ihr schweigend. „Ich wusste es doch. Männer und Technik!“, grummelte Amba. Enya kicherte. Sie liefen auf drei Männer zu, die versuchten ein Igluzelt auf zubauen. Henry Liquid beugte sich über den Bauplan, während seine Söhne Nico und Josh die Zeltstangen und die Plane hielten. „Versucht mal, die rote Stange in die Öffnung B zu Schieben!“, meinte er mit einem leichten amerikanischen Akzent. Henry Liquid war in den USA geboren und mit 10 nach Deutschland gezogen. Sein schwarzes Haar war schon mit silbernen Strähnen durchzogen. Heute trug er nicht seinen Anzug, sondern ein Polo-T-Shirt und eine Shorts. Amba hatte ihren Vater noch nie so gesehen, jedenfalls konnte sie sich nicht daran erinnern. Allerdings war das hier auch der erste Familienurlaub nach 15 Jahren. Damals war Amba 3 gewesen und ihre vier jüngeren Geschwister waren noch nicht geboren. Die Liquids waren nämlich eine 9-köpfige Familie. Henry und Anna hatten 7 Kinder. Josh, ihr ältester, war 22 und war Sozialarbeiter. Mit seinen hellbraunen Haaren und den blauen Augen kam er ganz nach der Mutter. Dann kam Nico. Er war 19 und damit ein Jahr älter als Amba. Er hatte schwarze Haare und braune Augen, wie Henry. Amba war die drittälteste. Nach ihr kam Lena mit ihren 14 Jahren. Lena hatte sich mit 13 die Haare rot gefärbt und hatte braune Augen. Die Zwillinge Luc und Maya waren fünf Jahre alt und beide hatten blonde Haare und blaue Augen. Jacky war der Jüngste. Dass Enya mit nach Südfrankreich gekommen war, war selbstverständlich. Enya und Amba hatten sich im Kindergarten kennen gelernt. Enyas Familie war nicht so intakt wie Ambas. Ihr Vater war die meiste Zeit arbeitslos und betrunken. Ihre Mutter interessierte sich nicht für ihr Nesthäckchen und ihre Schwester Susannah war mit 10 Jahren zu ihrer Oma gezogen, die sie aufzog. Für Enya interessierte sich keiner, bis sie Amba und ihre Familie kennen lernte. Enya wurde das 8 Kind für Anna und Henry und für Amba und ihre Geschwister eine Schwester. Enya sah nun zu, wie Amba auf ihre Brüder und auf ihren Vater zu stampfte. Sie riss Henry den Bauplan aus der Hand. Mit einem Blick darauf rief sie ihren Brüdern zu: „Lasst sofort alles fallen! Ihr macht noch das Zelt kaputt!“ „Na, sicher. Wir können Zelte aufbauen. Sieh doch. Joshs und meins steht auch!“, erwiderte Nico und schob die Stange weiter in die Plane. Amba sah nicht in die angegebene Richtung, sondern sah ihren Bruder böse an. Josh hatte sich vom Zelt entfernt und stand nun neben seinem Vater und Enya. „Jetzt wird es interessant!“, grinste er und zwinkerte Enya zu. Amba und Nico waren beide Sturköpfe und ließen sich von ihren Meinungen nicht abbringen. Außerdem würde Nico niemals zugeben, dass seine jüngere Schwester Recht hatte. „Nico, zieht die Stange wieder heraus, sonst bricht sie!“, rief Amba und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ach ja. Das musst du mir beweisen!“, rief Nico zurück und trieb die Stange weiter in die Plane. Es krachte und Nico sah Amba überrascht an. Die schürzte die Lippen und blickte noch verärgerter. Mit verschränkten Armen kam sie auf ihn zu und brummte: „Warum kannst du nicht einmal auf mich hören?“ „Jetzt sag bloß nicht, dass du immer Recht hast!“, rief Nico zurück und ließ das Zelt los. „Nein, aber diesmal hatte ich Recht!“, rief Amba und kam einen Schritt auf ihn zu. „Na und? Es hätte auch klappen können!“, meinte Nico laut. „Hat es aber nicht!“, erwiderte Amba. Beide funkelten sich böse an. Bevor einer der beiden auf den andern losstürzen konnte (das passierte häufiger), ging Josh dazwischen: „Jetzt ist es genug. Amba hatte diesmal Recht, Nico. Du hast das Zelt kaputt gemacht und wenn wir es nicht reparieren können, müssen wir unser Zelt räumen und die Mädels da schlafen lassen.“ „Du bist nur auch Ambas Seite, weil sie heute Geburtstag hat!“, knurrte der schwarzhaarige. Josh grinste ihn an und strubbelte ihn durch die Haare. „Nein, bin ich nicht. Sie hatte einfach Recht!“ Nico drehte sich weg und ging zu dem Zelt der Jungs. Amba grinste Josh an und meinte: „Danke für deine Hilfe, aber ich hätte ihn auch selber fertig machen können!“ „Ja, sicher. Nico hat auch Karate gemacht und er ist stärker. Ihr hättet beide etwas abbekommen. Und ich will doch nicht, dass meine kleine Schwester an ihrem 18. Geburtstag ein blaues Auge hat.“, grinste Josh und wollte auch Amba durch die Haare strubbeln, doch sie duckte sich weg und schlug ihren Bruder gegen den Arm. Dann sah sie sich um und fragte ihn: „Wo ist Enya?“ Auch Josh sah sich um und meinte: „Da kommt sie!“ Enya kam gerade aus dem Wohnwagen, in dem immer noch die Koffer und Taschen waren. Sie hatte ihren Kulturbeutel dabei und kramte darin, während sie zu Amba zurückging. Amba legte den Kopf schräg und fragte: „Was suchst du?“ „Ich habe Verbandsmaterial dabei.“, murmelte Enya und kramte weiter. „Ist wer verletzt?“, Ambas Blick wurde sofort besorgt. Enya sah überrascht auf und lächelte ihre Freundin beruhigend an. „Nein, mit dem Klebeband können wir die Stange reparieren.“, erklärte sie dann. „Gute Idee!“, lobte Josh die blonde. Die sah weg und wurde leicht rot. Amba grinste sie an und meinte: „Josh hat Recht. Das ist echt eine super Idee.“ „Danke!“, murmelte Enya verlegen. Amba ließ sich im Schneidersitz neben dem Zelt nieder und begann vorsichtig die Stange wieder heraus zuziehen. Nach dem sie die Stange repariert hatten, bauten Josh und Amba das Zelt unter Enyas Anweisungen auf. „Mit uns drei als Team funktioniert es gut, wir sind unschlagbar!“, rief Amba fröhlich als das Zelt fertig stand. Da ihr Zelt das letzte zum Aufbauen war, waren sie mit den Vorbereitungen zunächst fertig. „Weißt du worauf ich jetzt Lust hätte?“, fragte Amba Enya. Diese sah sie ahnungslos an: „Nein?“ „Strandparty!!!“, rief Amba und zog Enya am Arm zu Nico und Lena. „Leute, hört mal her! Jetzt gibt´s erstmal ´ne Pause und das heißt Strand, Wasser und Wasserball!“ „Wasser? Ich hab mich gerade geschminkt?“, meinte Lena murrend. „Geschminkt? Für wen, für die Mücken?“, lachte Amba und zog ihr rotes Top aus, worunter sie einen rotes Bikinioberteil trug. Als Lena sie wegen ihrer Bemerkung schlagen wollte, wich Amba geschickt aus und lief lachend zum Strand. Lena folgte ihr meckernd. Nico, der, den ganzen Tag schon oben ohne lief, mit seiner Schwimmshorts an, lief direkt hinterher. „Und du?“, fragte Josh Enya, die nicht hinterhergelaufen war. „Ich frag erst Anna und Henry ob ich helfen kann“, lächelte Enya ihn schüchtern an. „Mach ich schon“, sagte Josh und wuschelte ihr durch ihre kurzen Haare. „Geh du mal ruhig zum Strand und hab Spaß!“ „Danke“, sagte sie und lief zum Strand, wo sie Amba und sie anderen schon hörte. „Los zieh dich aus!“, meinte Amba, als sie Enya bemerkte. „Waas?“, meinte Enya und wurde rot. „Ich weiß, dass du Badesachen drunter trägst“, grinste ihre Freundin. Enya sah sie leicht schmollend an und zog ihr weißes T-Shirt und den blauen, knielangen Rock aus. Unten drunter trug sie einen hellblauen Tankini, der gut zu ihren hellblauen Augen passte. Amba hatte ihn damals mit ihr ausgesucht, einen Bikini wollte Enya nicht tragen, dafür war sie zu schüchtern. Amba spielte mit Nico Wasserschlacht gegen Lena, die sich kreischend gegen ihre älteren Geschwister wehrte. Kurz drehte Amba ihrem Bruder den Rücken zu, schon bekam sie eine Riesenwelle, von Nico ausgelöst, ab. Amba drehte sich langsam um und sah ihren Bruder Nico böse an. Sekunden später stürzte sie sich lautstark auf ihn und jagte ihn am Strand entlang. Währendessen ging Enya zaghaft in das Meer und quiekte immer, wenn es um sie spritze oder Wellen vor ihr brachen. Doch nachdem Lena sie, mit gezielten Tritten ins Wasser, nass gespritzt hatte, schwamm Enya bald darauf fünfzig Meter vom Strand entfernt ihre Bahnen. Enya liebte das Schwimmen mehr als Amba, schließlich hatte sie sogar ihren Rettungsschwimmer gemacht. In der Ferne konnte sie Amba und Nico entdecken, die mittlerweile beide pitschnass waren. Auch sah sie Josh vom Campingplatz aus kommen, mit den Zwillingen dabei. Diese trugen vergnügt Handtücher, eine Decke und Sonnencreme. Er setzte sich mit ihnen auf die Decke und cremte sie ein, später bauten sie vergnügt Sandburgen und fingen kleine Krabben. „Enyaaa!“, hörte man aus der Ferne Amba rufen. Als Enya hinsah, winkte ihr Amba. Enya schwamm sofort in ihre Richtung. Dort angekommen, stiegen Amba und Nico gerade aus dem Wasser. „Enya, wir haben was cooles entdeckt!“, schrie sie aufgeregt. „Wie? Was habt ihr denn entdeckt?“, meinte Enya neugierig. „Eine `Grusel-Schocker-Höhle`“, flüsterte Nico ihr ins Ohr. „Waaah!“, erschrak sich Enya und zuckte zusammen. Nico grinste breit. „Komm wir gehen sie erkunden!“ „Das ist doch gefährlich!“, protestierte Enya schnell. „Wir gehen ja nur gucken“, beschwichtigte Amba sie. „Nichts gefährliches“, sagte sie und legte einen Arm um ihre Freundin. „Und damit wir nichts dummes anstellen, kommst du mit und passt auf uns auf!“, grinste Amba. Enya fand die Idee doof, folgte den beiden aber aus dem Wasser zur Höhle hin. Als sie sich noch mal umdrehte, schimmerte das Wasser golden, da die Sonne unterging. Die Höhle sah vom Wasser einfach zu erreichen aus, doch es erwies sich als schwieriger als gedacht. Sie mussten an großen Rhododendron und Lorbeerbüschen vorbei und sich desöfteren Bücken, um zur Höhle zu kommen. Ein vorgegebner Trampelpfad erwies sich als nützlich, da sie diesen bloß folgen mussten, weil er zur Höhle führte. Als sie nach zehnminütiger Wanderung ankamen, hörten sie Josh vom Strand aus rufen. „Josh ruft uns irgendwie“, meinte Enya zögernd und drehte sich zum Strand herum, um besser zu hören. „Er ruft uns wirklich!“, sagte sie darauf sicherer. „Dann müssen wir wohl umkehren“, entgegnete Nico enttäuscht. „Tue nicht so enttäuscht, du bist doch froh drum!“, sagte Amba keck zu ihrem älteren Bruder. „Hey!“, beschwerte sich Nico, als sie sich aufmachten, zurück zum Campingplatz zu Gehen. Am Strand trafen sie auf Josh. „Wo wart ihr denn? Papa versucht doch zu Grillen“, rief Josh ihnen entgegen. „Was? Papa und Grillen? Lebt Mama noch?“, rief Amba ihm zu. Josh grinste. „Klar, unser Wagen und die Zelte stehen auch `noch`.“ „Dann schnell zurück, bevor Pa noch Frankreich abfackelt“, sagte Nico mürrisch und rannte zum Campingplatz. „Wir folgen wohl besser auch!“, sagte Amba und lief mit Enya und Josh hinterher. „Und wo wart ihr jetzt?“, fragte Josh Amba neugierig. „Meinst du das sag ich dir?“, sagte sie gespielt misstrauisch. Josh sah sie an, dann wandte sich sein Blick zu Enya. „Enya, wo wart ihr?“ „Ähm,…“, Enya sah unsicher zu Amba, die heftig mit dem Kopf schüttelte. „Wir waren an einer Höhle!“, grinste Amba ihren Bruder an. „Eine Höhle?“, wunderte sich Josh. „Eine Grusel-Schocker-Höhle“, fügte Enya schüchtern hinzu. Bevor Josh etwas antworten konnte, kamen sie am Zeltplatz an. Dort zog Nico gerade seinem Vater die Spiritusflasche aus der Hand, die er leichtsinnig über das offene Feuer hielt. „Du bist eine Gefahr für die Allgemeinheit!“, schrie Nico ihn an. „Ich hab doch nur-…“, wollte Henry sich verteidigen. „Du hast das letzte Jahr doch nur die Garage abgefackelt. Ist klar Pa!“, Nico hatte sich die Grillzange genommen und stocherte in der Kohle herum. Das Feuer flammte auf und Nico ließ es wieder in Ruhe. Anna kam aus den Wohnwagen und hatte zwei großen Tupperdosen mit Grillfleisch in den Händen. Jacky und die Zwillinge spielten unter Lenas Aufsicht mit Autos. „Mama, wie konntest du Papa erlauben, ein Feuer zu machen. Du weißt doch, Papa hat für alles, was nicht mit seiner Arbeit zu tun hat, zwei linke Hände.“, meinte Amba zu ihrer Mutter und nahm ihr eine Dose ab. „Aber er hat mich so lieb gefragt!“, erwiderte Anna und gab Henry einen Kuss als sie an ihm vorbei kam. Amba stellte das Grillfleisch bei Nico ab und grinste: „Bitte keine Schuhsohlen!“ „Ich lasse nie etwas anbrennen!“, knurrte Nico. Bevor Amba etwas erwidern konnte, rief Anna ihr zu: „Im Wohnwagen sind noch deine Gemüsespieße und dein Gemüseburger!“ Amba strahlte ihre Mutter an: „Danke!“ Dann rannte sie zum Wagen und holte ihr vegetarisches Essen. Sie brachte es zu Nico, der angeekelt meinte: „Wie kannst du nur so ein Kannikelfraß essen?“ „Ganz einfach, Mund auf, Essen rein, kauen, schlucken, fertig.“, erwiderte Amba und ging zu Enya, die mit Josh den Tisch deckte. Nico sah ihr grummelt hinterher. „Bist du schon aufgeregt? Gleich um halb neun geht es los!“, lächelte Enya Amba an. Amba grinste sie an: „Klar, auf dein Geschenk freu ich mich besonders!“ Enya belächelte sie. „Du wirst heute achtzehn, woah, schon cool.“ „Ein Geburtstag wie jeder andere, außer das ich ein Jahr älter werde!“, lachte Amba und setzte sich an den Tisch. Nur wenig später war die ganze Familie um den Tisch versammelt und hoben die Gläser. „Auf meine Älteste!“, rief Anna und lächelte ihre Tochter an. „Auf meine kleine Schwester!“, grinste Nico und Josh gleichzeitig. Amba streckte ihnen die Zunge raus und drehte sich dann zu Enya und stieß mit ihr an. „Alles Gute, Amba!“, lächelte Enya und umarmte sie. Nachdem alle gratuliert hatten, aßen sie. Genüsslich biss Amba in ihren Gemüseburger und schmatzte: „Ich liebe diese Essen!“ Nico sah sie stirnrunzelnd an und meinte schließlich: „Dir ist schon klar, dass du meinem Essen, dass Essen weg isst?“ „Tja, musst du wohl aufpassen, dass du nicht vom Fleisch fällst!“, erwiderte Amba cool. Nachdem Essen räumten sie den Tisch ab und Anna klatschte in die Hände: „Geschenke!“ Damit verschwand sie im Wohnwagen und brachte ein Geschenk raus. Amba stemmte die Arme in die Hüfte und meckerte ihre Mutter an: „Ihr solltet mir doch nichts schenken. Es reicht doch, dass wir in den Urlaub gefahren sind!“ „Liebling, wir schenkten dir gerne etwas. Also hört auf dich zu beschweren!“, erwiderte ihre Mutter und wurde daraufhin stürmisch von Amba umarmt. „Danke, Mum!“ „Es ist auch von deinem Vater, Jacky und den Zwillingen.“, erklärte ihre Mutter, worauf sie von Amba losgelassen wurde, die die anderen umarmte. Erst dann nahm Amba das Geschenk entgegen und zerriss das Geschenkpapier. Hervor kam ein Fotoalbum, das Amba sofort auf schlug und ein Babyfoto von ihr sah. „Darin sind Bilder von dir von deinem ersten Tag bis heute!“, erklärte Anna. Amba grinste sie an: „Danke, das ist echt super.“ Sie legte das Fotoalbum weg, denn Lena, Josh und Nico kamen auf sie zu. Josh grinste sie an, während er etwas hinter seinem Rücken versteckt. Nico und Lena umarmten Amba und wünschten ihr noch einmal alles Gute. Dann wandte sie sich ihrem ältesten Bruder zu und grinste: „Na, Bruderherz, was versteckst du hinter deinem Rücken? Ist das etwa mein Geschenk?“ „Ach wie kommst du denn darauf?!“, erwiderte er ironisch und beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Dann gab er ihr ein großes weiches Päckchen. Das Geschenkpapier war an manchen Stellen zerrissen und zerknüllt und die Schleife war dekorativ aufgeklebt. „Wer hat es von euch eingepackt?“, fragte Amba kichernd. Nico zeigte auf Lena, Lena auf Josh und Josh auf Nico. Amba lachte und gab Enya das Geschenk, um ihre Geschwister zu um Armen. „Danke, ich habe euch lieb!“, flüsterte sie ihnen ins Ohr. „Du hast dein Geschenk noch gar nicht ausgepackt.“, brummte Nico und löste sich von ihr. Amba lachte ihn an, denn sie wusste genau, dass ihr Bruder solche Situationen nicht mochte. Sie nahm Enya das Geschenk wieder ab und zerriss das Geschenkpapier ganz. Hervor kamen eine rote Badeshorts, einige Tops und ein schwarzer Kapuzenpulli. Überrascht legte Amba die anderen Sachen weg und faltete den Pulli auseinander. Er hatte einen roten Smily mit Teufelshörnern aufgedruckt. Diesen Pulli hatte sie sich ständig von Nico „geborgt“. Sie sah ihren schwarzhaarigen Bruder verschmitzt an und fragte: „Gehört er jetzt offiziell mir?“ „Als hätte er jemals mir gehört!“, brummte Nico und drehte ihr den Rücken zu. Amba gab Enya ebenfalls den Pulli und sprang ihren Bruder auf den Rücken. „Danke!“, lachte sie ihm ins Ohr und gab ihm eine Kopfnuss. Nico stöhnte auf und griff nach ihren Armen. Er warf sie über seine Schulter nach vorne. „Lass das!“, schrie er, während Amba sich im Flug drehte und auf den Füßen aufkam. Die ganze Familie lachte über die gewohnte Szene. Wenig später zupfte Enya an Amba und lächelte sie an: „Ich habe auch noch etwas für dich!“ Amba drehte sich zu ihr und stemmte ihre Fäuste in die Hüfte. „Du sollst mir doch nichts schenken!“, tadelte sie ihre Freundin. „Aber… aber du hast doch Geburtstag. Und wollte es doch so gerne!“, erwiderte Enya und wurde leicht rot. „Mensch, Amba. Lass sie doch. Du schenkst ihr doch auch immer was!“, warf Josh ein und lächelte Enya zwinkernd an. Enya wurde noch roter und ließ sich ihre kurzen Haare ins Gesicht fallen. „Dann gib mir mal dein Geschenk.“, forderte Amba Enya lächelnd auf. „Es ist aber nur eine Kleinigkeit!“, sagte Enya und reichte Amba eine kleine Schmuckschatulle. Amba nahm die Schmuckschatulle entgegen und sah Enya mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Ich hoffe, du hast nicht zu viel Geld dafür ausgegeben!“ „Nein, nein, das war runtergesetzt! Pack schon aus!“, forderte Enya und klatschte leicht in die Hände. Amba lachte und öffnete die Schmuckschatulle. Darin lag eine Kette, deren Anhänger eine orangefarbene Perle war. Amba bekam große Augen und stammelte: „Oh man, die ist ja total cool! Danke!“ Sie sah strahlend zu Enya auf. Diese lächelte und zog eine Hand aus der Tasche. Daran hing eine ähnliche Kette, nur dass deren Perle hellblau war. „Ich habe auch eine. Der Verkäufer sagte, dass sie zusammen gehören. Ich wusste sofort, dass sie ein Zeichen für unsere Freundschaft sind. Naja, irgendwie…“, Enya kämmte mit ihren Fingern verlegen ihre Haare hinter ihr Ohr. „Oh Enya!“, lächelte Amba und stürzte sich auf ihre beste Freundin um sie kräftig zu umarmen. Schon kurze Zeit später löste sie sich hastig von Enya und sagte ungeduldig: „Komm schon! Lass uns sie gegenseitig anlegen.“ Enya nickte und Amba nahm Enya´s Kette aus ihrer Hand, Enya drehte sich um und einen Moment später klickte der Verschluss der Kette. Jetzt war Amba dran, sie gab Enya ihre Kette und letztgenannte stellte sich auf Zehenspitzen und auch Amba´s Kettenverschluss klickte kurze Zeit später leise zu. „Komm wir stellen uns alle zusammen!“, rief Anna, Amba´s Mutter. „Was, wieso?“, fragte Nico irritiert, stellte sich aber zu seinen Geschwistern. „Foto! Foto!“, rief Jacky fröhlich. „Ja“, strahlte Anna, „ein Familienfoto.“ „Dann mach ich das Foto?“, fragte Enya zögerlich. „Nein!“, riefen Josh und Amba gleichzeitig. Eine große, warme Hand legte sich auf Enya´s Schulter. Sie sah in das gutmütige Gesicht vom Familenoberhaupt Liquid. „Du gehörst zur Familie, wie jeder andere anwesende hier auch“, sagte er mit seinem amerikanischen Akzent. Enya lächelte und sah zu den restlichen Liquids. Anna lächelte sie glücklich an, auch Josh und Amba strahlten sie an. Nico blickte sie genervt, halb abgewandt an. Lena schaute sie ganz normal an und die Zwillinge und Jacky sahen Enya irritiert an. Enya strahlte sie alle an und sagte: „Danke.“ „So genug der Gefühlsduselei, wir machen jetzt das Foto!“, bestimmte Henry und nahm die Kamera in die Hand, die Anna schon parat hatte. Er dirigierte sie alle hin und her, bis es ihm gefiel wo sie standen. „So und jetzt muss ich, Moment, wo war noch mal dieser Automatik- Selbst- mach- Foto- Knopf?“, grübelte er laut und untersuchte die Kamera. Nico seufzte laut, murmelte: „Was kannst du eigentlich!“ und ging zu seinem Vater um ihn zu helfen. Amba grinste Nico hinterher. „Männer und Technik“, sagte sie laut, um sicher zu gehen dass Nico sie hörte. Einen Augenblick später schoss ein böser Blick Nico´s zu Amba herüber. „Sag wenigstens Vater und Technik!“, brummte er und fand, als er auf die Kamera zurückblickte, den Selbstauslöser. „Nico…“, schmollte sein Vater. „Da ist der Knopf, draufdrücken, hinstellen warten und zack, hast du dein Foto!“, meinte Nico und zeigte auf einen kleinen schwarzen Knopf auf der rechten Seite der Kamera. „Da?“, fragte Henry neugierig und drückte den Knopf. „Dad!“, rief Nico empört und zog seinen Vater zu der restlichen Familie. Schnell stellten sie sich an ihren Platz und im nächsten Moment blitze es. „Foto! Foto!“, schrie Jacky begeistert und rannte zur Kamera. „Halt nicht so schnell!“ rief Josh und eilte seinem jüngsten Bruder hinterher und schnappte ihn, kurz bevor er die Kamera erreicht hatte. „Will sehen!“, rief Jacky trotzig auf Josh´s Arm. „Ja, sofort“, sagte Josh, setzte Jacky ab und griff schnell nach der Kamera. Da es eine Polaroidkamera war, konnte er direkt nachsehen. Schnell hatten sich alle bis auf Lena um Josh mit dem Foto versammelt. Nico und Amba lugten über den Rand des Fotos zu Lena herüber die mit gekreuzten Armen noch an ihrem Platz stand. Amba und Nico drehten die Köpfe zueinander und grinsten sich an. Dann sagte Nico zu Lena gewandt: „Das soll Lena sein? Sie die da nur so breit aus oder ist sie in echt auch so breit?“ „Ja“, stimmte Amba ihm zu und nahm grinsend und genugtuend war, dass Lena interessiert zu ihnen herübersah. „Ist das eine Errötung an der Stirn oder eine Horde wild wuchernder Pickel?“, fragte Amba und grinste fies. Lena kam angerannt und riss ihrer Schwester das Foto aus der Hand. Sie sah es sich genau an und stellte dann grimmig fest: „Ich sehe auf dem Bild super aus!“ Sie warf sich ihre Haare zurück und meinte aber abfällig: „Dafür hat allerdings Nico einen komischen Punkt am Ohr!“ „Was?“, nun riss Nico das Bild an sich und musterte sich auf dem Foto. Lena schlug sich genervt vor die Stirn, als Nico aufsah und meinte: „Da ist gar nichts!“ Amba schüttelte lachend den Kopf und nahm sich das Foto. Sie wollte es ihre Mutter geben, doch diese Schüttelte den Kopf und erklärte: „Das kommt in das Fotoalbum.“ Amba lachte und steckte das Foto in ihre Hosentasche. „So und was machen wir jetzt?“, fragte sie dann. „Ich bring jetzt erst einmal die Kleinen ins Bett!“, erklärte Anna und hob Jacky hoch. „Ich helfe dir!“, erklärte Henry und kurz darauf waren die Eltern mit Luc, Maya und Jacky im Wohnwagen verschwunden. „Wir könnten schwimmen gehen!“, schlug Nico vor. „Nee! Wir können Marshmellows machen. Und uns Gruselgeschichten erzählen!“, meinte Amba. „Du hast Geburtstag. Du darf entscheiden!“, erklärte Josh. Kurz darauf saßen sie um den Grill, hielten an Stöcken Marshmellows in die Flammen und erzählen sich Horrorgeschichten. Enya zuckte immer wieder zusammen, während Amba und Nico sich über die Geschichten lustig machen. Mitternacht war schon lange um, als sie sich zum Schlafen zurück zogen. Kurz bevor sie einschliefen, murmelte Amba: „Das war wieder ein schöner Geburtstag.“ „Ja, und es wird sicher ein richtig schöner Urlaub.“, erwiderte Enya und lächelte in die Dunkelheit. „Josh war heute wieder richtig nett zu dir, nicht?“, stellte Amba fest. Enya lief dunkelrot an und war froh, dass ihre beste Freundin sie nicht sehen konnte. Amba lächelte, als Enya ihr nicht antwortete. Sie griff nach Enyas Hand und drückte sie: „Du hast ihn sehr lieb, nicht?“ Enya antwortet darauf nicht und so drückte Amba noch einmal ihre Hand und schlief daraufhin ein. Enya starrte das Zeltdach und dachte an Ambas ältesten Bruder. Dann aber schlief auch sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)