Sternentod von Crashie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sternenklar war die Nacht, Sternenklar und eisig kalt. Der beißende Dezemberwind war mit dem Untergang der Sonne verloschen wie eine erstickende Kerze und zurück blieb Leere. Eine nur durch trockene Kälte erfüllte Leere. Das gefrorene Gras knisterte leise bei jedem Schritt, gab unter der Berührung der sommerlichen Schuhe auf. Irgendwo schrie eine Eule. Das Geräusch durchschnitt die Dunkelheit, klang unendlich weit entfernt und doch viel zu nah und bedrohlich, todbringend. Der Junge wandte den Blick seiner kristallklaren Augen gen Himmel. Die funkelnden Sterne spiegelten sich in ihnen wider wie ferne Lichter einer schlafenden Stadt. Der Mond stand voll und tiefgelb zwischen all den kleinen Punkten, wachte über sie und die Welt unter sich. Sein matter Schein ließ die Haut des Jungen blass erscheinen, blass und fast schneeweiß. Trotz der eisigen Luft um ihn herum, trug der Junge nur eine ausgewaschene Jeans und ein Hemd. Seine dunklen Haare waren zerzaust und schimmerten schwach. Gänsehaut war das einzige Anzeichen dafür, dass er die Kälte spüren konnte. Doch er zitterte nicht. Fast schlendernd setzte er seinen Weg fort. Über die mit Reif bedeckte Wiese, hinauf auf den Hügel. Unter ihm, am Fuße der Anhöhe, breitete sich die Stadt aus. Düster und viel zu still drängten sich die Häuser aneinander, ließen zwischen sich keinen Platz für Wärmesuchende. Bunte Lichter flackerten an den Gebäuden, die ihre Köpfe bis zum Mond streckten und ihn dennoch niemals erreichen würden. Eine einzelne Wolke zog vorüber, schob sich gleich quälendem Qualm vor die leuchtende Scheiben hoch oben, verdunkelte die schlafende Welt für einen viel zu langen Moment. Der Junge schloss die Augen. Die Stadt, abstoßend, voll von Schmutz und Grausamkeit, wie er sie hasste. Hier oben, hier wollte er bleiben, die Welt von oben betrachten. Nur hier war alles ruhig, in Schweigen gehüllt, die Zeit verlief gemächlicher, keine Hast. Von hier oben betrachtet bewegte sich die Stadt mit all ihrer Hässlichkeit wie im Zeitraffer und nur er, fern von alle dem, konnte den wahren Lauf der Zeit erkennen. Nur er sah durch seine blau-grauen Augen die Wirklichkeit. All diese Menschen, die sich so unsagbar schlau und allwissend vor kamen, waren in Wahrheit blind. Blind und ahnungslos lebten sie jeden Tag gleich, zerstörten in ihrer Unwissenheit alles, wofür es wert war, zu leben. Und sie fühlten sich gut dabei. Ruckartig wandte der Junge sich ab, öffnete seine Augen wieder und blickte hinab auf die im wieder freigegebenen Mondschein glitzernde Wiese. In einem Meer aus Sternenstaub, dort stand er nun, atmete die eisige Nachtluft ein. Wunderschön war zu wenig, um den Anblick zu beschreiben. Der Junge breitete die Arme aus, ließ sich in das knisternde Gras fallen, das in seine an Händen und Hals freie Haut stach. Über ihm tiefes blau, in tausend Fünkchen erstrahlend, unendlich weit, unendlich friedlich. Und zwischen all dem stand ein einsamer Mond, hell und leuchtend und trotzdem unendlich traurig, verletzt, auf der Suche nach Trost blickte er hinab auf eine Welt, die im Chaos versank. Eine einzelne Träne lief die bleiche Wange des Jungen hinab, gefror an seinem Mundwinkel, der zu einem schwachen Lächeln verzogen war. Dann schlossen sich seine klaren, wie Sterne kurz vor dem Verlöschen erstrahlenden Augen. Endlich hatte der lang ersehnte Frieden auch ihn erreicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)