Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann von KaitoDC (Fortsetzung der ersten Staffel) ================================================================================ Kapitel 16: Impuls ------------------ Nun, hier ist das 16. Kapitel. Viel Vergnügen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kuso – Verdammt Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 16 – Impuls Es waren einige Tage vergangen, nachdem Yami und Jonouchi sich versöhnt hatten. Nun war die Clique beinahe wieder komplett, doch immer noch fehlte der Kleinste unter ihnen: Yugi. Er hatte keinerlei Versuche gestartet, wieder mit seinen Freunden zu reden und es sah auch nicht so aus, als hätte er dies so bald vor. Er war auch nicht wieder beim Museum aufgetaucht, um irgendwelche Fotos abzuholen, denn er hatte bereits genug von ihnen. Er wollte nicht noch mehr davon lesen, welche Gräueltaten der Namenlose Pharao noch getan hatte. Sein bisheriges Wissen quälte ihn bereits genug. So ging er auch Yami aus dem Weg, indem er kaum mehr Zeit zu Hause verbrachte. Meistens eilte er nach Schulschluss schnell nach Hause, um vor Yami anzukommen und die Hausaufgaben schnell zu erledigen. Dann aß er meistens, zu seinem Leibwesen, allein mit Yami zu Mittag, denn sein Großvater musste schließlich den Laden hüten. In diesen Stunden herrschte dann eisigen Schweigen zwischen ihnen, in der Yami gelegentlich versuchte, ihm alles zu erklären, doch er stellte seine Ohren dann nur noch auf Durchzug. Nach dem Mittagessen eilte er immer noch oben, holte sein Deck und verschwand in die Stadt. Dort suchte er immer irgendwelche Duellanten auf, um sich mit ihnen zu duellieren, doch keins der Duelle hatte ihn bisher so sehr gefesselt, dass er seine Gedanken einfach nur auf das Duell richten konnte und nicht immer über seine Freunde nachdachte. Am Abend ging er sogar absichtlich durch den Domino Park, darauf hoffend, dass ihn wieder ein Schattenduellant, wie er sie gerne betitelte, herausfordern würde. Und genau dieses Verlangen widerte Yugi an: Er hasste sich dafür, dass er sich immer heimlich wünschte, wieder ein Duell im Schattenreich auszutragen, wobei er doch genau wusste, dass es praktisch um Leben und Tod ging. Doch es war verzweifelt, allein. Er wollte nicht mehr so verzweifelt sein, wollte, dass er seinen Freunden bedingungslos vertrauen konnte, doch weder seine Zweifel noch die fast schon unbändige Wut auf die Lüge ließen ihn nicht los. Deswegen fragte sich Yugi immer wieder, warum diese Schattenduellanten ihn denn nicht suchten und herausforderten, denn nun war er am Boden zerstört, nun war es am leichtesten, ihn zu besiegen. Dann hätten sie, was sie wollten: Seinen Untergang. Nun war es Freitag, 17 Tage nach dem Streit mit seinen Freunden. Yugi war bereits froh darüber, dass ihn kein weiterer Lehrer auf seine Gemütslage angesprochen hatte und wollte wie immer in Ruhe gelassen werden, doch seine Geschichtslehrerin machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Sie hatte einen Referendaren mit gebracht. Er war mindestens 1,75 groß, was schon eine beträchtliche Maße für einen Japaner war, schlank und hatte kurze, schwarze Haare. Seine Augen waren dunkelbraun und insgesamt wirkte er irgendwie jugendlich, was wohl auch daran lag, dass er erst 25 Jahre alt war. Doch seine Augen ließen das Gefühl der Unerfahrenheit nicht zu, welches den jungen Erwachsenen immer nachgesagt wurde, sondern hatten einen eigenartigen Glanz. Es war schwer zu beschreiben. Er sollte ab jetzt für einige Wochen ihren Unterricht übernehmen. Ihre bisherige Geschichtslehrerin verließ dann auch das Zimmer, sie hatte noch etwas zu erledigen, wie sie meinte. So stand der Referendar, Kame-sensei, wie die Schüler ihn nun nennen mussten, alleine dort vorne, schien jedoch sehr selbstbewusst, vielleicht ein Ticken zu sehr. Natürlich hatte er auch einen grandiosen Plan, wie er dachte. Er hatte Gruppenarbeiten mit jeweils sechs Mitgliedern vor, bei denen die verschiedenen Pharaonen des Alten Ägypten vorgestellt werden sollten. Dazu mussten sie jedoch nicht nur die Biographie der Pharaonen herausfinden, sondern auch deren Regierungsform und Verhältnis zum Volk, nahe liegenden Verwandten und Hohepriester und ebenso die politische Lage zu deren Regierungszeit, weswegen die Gruppen auch relativ groß waren. Und zu Yugis wunderbarem Glück teilte er Yugi mit Jonouchi, Yami, Honda, Ryo und Anzu in eine Gruppe. Yugi hatte bereits eine Vorahnung, dass seine Geschichtslehrerin wohl ihre Finger mit im Spiel hatte. Mit bösem Blick trat er zu seiner Gruppe. „Wehe, wenn wir den Pharao kriegen, den ich befürchte...“, murmelte Yugi mürrisch vor sich hin, dennoch konnte ihn seine Gruppe verstehen. „Also, ihr bekommt den Namenlosen Pharao“, verkündete der Referendar sein Todesurteil. „Kuso!“, fluchte Yugi und biss sich schnell auf die Lippen, um seinen Schrei zu dämpfen. In ihm brodelte heiße Wut auf und er erdolchte den Anfänger von Lehrer mit seinen Blicken. „Ich schwöre, wenn einer von euch was sagt, dann ist der verdammt“, knurrte er seine für ihn ehemaligen Freunde an, da er bemerkt hatte, wie Jonouchi und Honda einen Lachkrampf zu unterdrücken versuchten, weil es einfach zu komisch aussah, ein vor Wut schäumender Yugi. Sofort wurden sie auch still, als sie Yugis Blick sahen. Man könnte denken, er würde sie in seinen Gedanken mit allen möglichen Tötungsmaschinen ermorden. Ryo dagegen sah ihn mitleidig an. Er ist immer noch wütend auf sie... Bald saßen alle sechs an mehreren zusammengerückten Tischen. Man hätte erwartet, dass sie miteinander redeten, wie die anderen Gruppen auch, doch es herrschte bedrückende Stille. Nur Jonouchi und Honda versuchten, die Spannung zu lösen und fingen immer wieder Gespräche über belanglose Dinge an, doch schnell endeten sie auch wieder. Yugi sah die ganze Zeit aus dem Fenster, versuchte, die anderen zu ignorieren. Seine Wut war immer noch da; dazu trat auch noch Verbitterung ein. Unwillkürlich stellte er sich wieder die Fragen, die er sich schon seit so langen Tagen gestellt hatte. Ich verstehe einfach nicht, warum sie mich angelogen haben, die ganzen Wochen über. Was wäre denn so schlimm gewesen, dass sie mir nicht die Wahrheit sagen wollten? Dachten sie, ich würde sie als verrückt abstempeln, wenn sie meinten, Yami wäre ein Pharao? Okay, ja, ich hätte wahrscheinlich zunächst gelacht, doch wenn sie es doch ernst gemeint hätten... . Oder hatten sie Angst, dass ich sie verstoßen würde, wenn sie mir gesagt hätten, was der Pharao alles getan hat? ... Vielleicht hätte ich es getan, aber vielleicht auch nicht. Ich meine, wenn sie den Mut aufgebracht hätten, es mir zu sagen... und der Pharao es mir direkt ins Gesicht gesagt hätte und sich aufrichtig entschuldigt hätte, wirklich Schuld empfunden hätte, für das, was er getan hat... ja, dann hätte ich ihm verziehen. Doch jetzt... wo sie mich die ganze Zeit angelogen haben und meine Anspielungen einfach ignorierten. Und der Pharao, er hat einfach nichts gesagt! Getan, als wäre er wie jeder andere, sei unschuldig. Nein, das kann ich ihm einfach nicht verzeihen. Auch wenn er mein Freund ist... war... . Eine Freundschaft erbaut aus Lügen kann einfach nicht halten... Yami musterte seinen Hikari. Man hätte meinen können, dass er Yugis Verhalten nun gewohnt wäre, doch dem war keineswegs so. Es tat immer noch weh, sehr weh. Aibou... immer noch strafst du meine Lügen mit Ignoranz. Aber was soll ich tun, damit du vernünftig mit mir sprichst, gar mir vertraust? Ich will mich doch bei dir entschuldigen, aber du lässt mich einfach nicht, und das schon seit Tagen. Hat es dich denn so hart getroffen? Natürlich, wie hätte ich auch die anderen bloß dazu überreden können, ihn genauso anzulügen. Ich hätte die Folgen bedenken müssen, wenn er es herausfindet. Ich weiß doch, dass er Lügen hasst. Welch toller Beschützer ich ihm doch bin... . In Yamis Augen war Trauer zu erkennen, die jedoch nur hätte Yugi bemerken können. Schließlich kannte er Yami am besten. Schlussendlich hatte es doch nichts gebracht; die Schattenduellanten haben ihn gefunden und nun einen verbitterten Jungen zurückgelassen. Wo ist bloß der Yugi hin, der in jedem Menschen das Gute sah? Die Gruppe sah dann auf, als der Referendar an ihren Tisch trat. „So, die Gruppe mit dem Namenlosen Pharao“, sagte Kame und sah alle der Reihe nach an. „Eure Gruppe hat es wohl am schwersten, denn über diesen Pharao ist nur wenig bekannt, dennoch befinde ich es für lohnenswert, dennoch einen Vortrag über ihn zu halten. Zuerst eine Frage: Was wisst ihr alles über diesen Pharao?“ Der Referendar hätte diese Frage lieber nicht stellen sollen, denn Jonouchi fing sofort an zu erzählen. Wie großzügig und gutherzig der Pharao doch sei und derlei. „Stopp!“, sagte der angehende Lehrer bestimmt. „Wie kommst du denn zu diesen Annahmen? Hast du Beweise?“ „Äh... nein...“, stotterte Jonouchi. Er war zumindest so klug, nicht zu sagen, dass er diesen Pharao persönlich kannte. „Okay, also nehme ich mal an, du hast dir alles zusammen gesponnen“, lächelte Kame und schüttelte amüsiert seinen Kopf. Sein Grinsen hatte etwas merkwürdiges an sich, etwas, das niemand so wirklich deuten konnte. „Aber ich will euch helfen und erzähl euch etwas über diesen Pharao. Viele sind ja der Meinung, er sei so gut gewesen, hätte das Land gerettet. Doch ich weiß die Wahrheit.“ Und mit diesen Worten begann er zu erzählen, wie der Pharao wirklich sei. Dass so wenig über ihn herausgefunden worden war, weil er wahrscheinlich so böse war, dass er aus den Schriften verbannt wurde. Dass er viele Menschenleben geopfert hätte, um an die ganze Macht Ägyptens zu kommen und deshalb auch Kriege geführt hätte, die nur im Blutbad geendet hatten. Dass er sein Volk ins Verderben gestürzt hätte, die anderen Völker wie die Nubier unterjocht hätte und so sehr nach Macht strebte, dass er über Leichen ging. Deshalb galt er als der halbgierigste Herrscher unter den Pharaonen, weshalb es bis heute kaum Steintafeln von ihm gefunden werden konnten. Die anderen waren wie erstarrt. Jonouchi, Honda, Anzu und Ryo hatten empört ihre Münder offen, konnten nicht glauben, welch Lügen ihnen dieser Referendar auftischte. Yami war weiß vor Zorn. Wie konnte dieser Möchtegern-Lehrer es wagen, ihn so zu beleidigen?! Yugi jedoch hatte von Anfang an am liebsten seine Ohren zugehalten. Er wollte dies alles nicht hören, wollte nicht wissen, wie sein Yami früher war, so böse. Dennoch, er lauschte diesen Worten unbewusst. Und mit jedem weiteren Wort stieg seine Wut. Diese Wut war anders als die, die er bisher gespürt hatte. Diese Wut schien direkt aus seinem Herzen zu kommen, er wusste einfach nicht, welche Gründe es dafür gab. Aus einem inneren Impuls heraus wollte er den Pharao verteidigen. „Es reicht!“, hallte es durch das Klassenzimmer. Darauf habe ich gewartet... Alle sahen Yugi überrascht an. Dieser jedoch hatte nur Augen für seinen verdutzt dreinblickenden Lehrer. Er hatte nicht bemerkt, wie er seine beiden Hände flach auf den Tisch geknallt hatte. „Wie können Sie es wagen, so schlecht von ihm zu reden? Haben Sie denn auch nur die kleinsten Beweise für Ihre Theorien?!“ „Wie ich dazu komme? Ich habe die Steintafeln entziffert, die um den Namenlosen Pharao handeln“ antwortete dieser. Doch bald sollte ihm sein überhebliches Lächeln vergehen. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie auch keinen Übersetzungsfehler gemacht haben?“ „Zweifelst du etwa an meiner Kompetenz, Muto?“, fragte der andere nun kühl. „Ja, das tue ich“, sagte Yugi gerade heraus, im selbem Ton wie sein Gegenüber. „Denn wie soll ein Mensch bloß so viel böses getan haben können?“ „Ach, Muto! Bist du wirklich so naiv wie du aussiehst? Glaubst du etwa, dass alle Menschen so lieb und nett wären, so unschuldig. Ich bitte dich, komm aus deiner heilen Welt“, spottete der Lehrer. „Behaupten Sie nichts, worüber Sie auch nichts wissen, ja?!“, zischte Yugi wütend. Ich und meine heile Welt, die ist schon vor Wochen zerbrochen! „Und jetzt frage ich Sie: Haben Sie sich schon mal überlegt, dass der Namenlose Pharao vielleicht Gründe dafür hatte, diesen Krieg zu führen?!“ „Welch wichtigen Gründe gibt es denn bitte, um so viele Menschen ins Verderben zu stürzen?“, kam die Gegenfrage. „Hm, vielleicht, um weitaus mehrere Menschen zu retten? Oder vielleicht hatte er ja sein Bestes gegeben, aber hat es bloß nicht geschafft?“ „Wie erbärmlich, welch Verschwendung der Menschenleben. Sie waren ja auch so primitiv...“ „Sie nennen Kriegführen primitiv? Haben Sie da nicht etwas vergessen? Die Weltkriege, Japan gegen Amerika. Atombomben, Hiroshima und Nagasaki. Dies alles war noch nicht einmal vor hundert Jahren, halten Sie Kriegführen immer noch für so primitiv?“ „Jetzt schweifen wir ab, Muto. Wieso glaubst denn du, dass der Pharao nicht so gewesen sein kann? Dass er keine Schuld am Krieg hatte?“, sagte Kame und grinste triumphierend. Jedoch war der Grund, weshalb der Referendar nun grinste, ein gänzlich anderer, als die anderen dachten. „Wer hat gesagt, ich wäre der Meinung, der Namenlose Pharao hätte keine Schuld an dem damaligen Krieg? Natürlich hatte er Schuld, aber bestimmt nicht nur er allein. Und wieso sollte er nur böse gewesen sein, wieso konnte er nicht gute Absichten haben, nur hatte er die falschen Mittel ausgewählt?“ „Und wieso gibt es dann so wenige Informationen über ihn?“ „Vielleicht sind einige Steintafeln ja zerbrochen oder verschollen gegangen, es ist alles möglich.“ „Ach, Muto, glaub mir, dieser Pharao war ganz bestimmt nicht 'gut', wie du sagst. Du weißt doch überhaupt nichts über ihn, oder hast du alle Steintafeln von ihm gelesen?“ „Nein, ich weiß tatsächlich nichts über ihn.“ Kurz entstand eine kleine Pause, als Yugi unwillkürlich seinen Blick zu seinem Yami schweifen ließ. Dieser sah ihn erstaunt an. Habe ich mich etwa geirrt und er glaubt doch noch an mich?!, dachte dieser verwirrt. Yugi sah ihn nur schweigend an, riss sich jedoch regelrecht von seinem Anblick und sah wieder erbost zu seinem Lehrer. „Aber Sie wissen ebenso wenig etwas über ihn wie ich, selbst Steintafeln können lügen.“ „Wieso sollten sie?“ „Verschwörer gegen den Pharao.“ „Wieso gibt es dann mehr Fakten über Nofretete als über den Namenlosen Pharao? Sie hatte tausende Verschwörer.“ „Sie wollen also immer noch behaupten, sie wüssten alles über ihn, den Namenlosen Pharao? Dann sagen Sie mir doch bitte, wie sein wahrer Name ist. So schwer kann es doch nicht sein, oder doch?“ Yugi sah seinen Lehrer düster grinsend an. Es konnte einem glatt Angst einjagen. So kannte man Yugi überhaupt nicht, dass er so schlagfertig war und solch böse Blicke verteilen konnte. Seine Augen glänzten düster und keineswegs unschuldig wie sonst. Eine finstere Aura schien ihn praktisch zu umgeben, der einem eine unangenehme Gänsehaut bescherte. Yami sah ihn stirnrunzelnd an. Es ist, als ob ihn ein kleiner Teil des Schattenreiches umgeben würde... Doch der Referendar ignorierte diese seltsame Aura Yugis geflissentlich. Doch in seinen Augen war ein seltsamer Schimmer, den man nicht so recht deuten konnte. Vielleicht Erkenntnis? „Niemand weiß seinen Namen, sie wurden aus den Steintafeln gelöscht. Das ist der vollkommene Beweis dafür, dass er böse war! Nur die Namen derer Pharaonen, die es nicht verdient haben, ins Totenreich zurückzukehren, wurden ausgelöscht. Sie glaubten damals daran, dass man vor dem Totengericht seinen zweiten Namen kennen musste, um in Frieden zu ruhen, und dadurch haben sie ihm den Frieden genommen.“ „Ach ja? Dann werden ich Ihnen das Gegenteil beweisen, und zwar, dass der Pharao nicht nur böse war! Meine Gruppe wird so lange recherchieren, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Dann können Sie sich auf was gefasst machen, wenn wir präsentieren!“ Eine Zeit lang fochten die beiden Diskutierenden ein stilles, jedoch finsteres und zorniges Blickduell aus, den Yugi gewann. Der Referendar wandte sein Haupt hochnäsig ab und stolzierte zum Pult. Ryo sah ihm verwirrt nach. Hat Kame-sensei gerade gelächelt?, fragte der Weißhaarige sich und starrte den Referendaren an. Doch dessen Gesicht war ausdruckslos. Ich muss mir das wohl eingebildet haben... Lange herrschte vollkommene Stille in der Klasse, während ihre Mitschüler den Lehrer und Yugi abwechselnd ansahen. Sie alle waren verwundert. So kannten sie Yugi gar nicht. Ihnen war nicht entgangen, dass sich Yugi schon seit mehreren Tagen eigenartig benahm. Als es Sekunden später klingelte, zuckten die meisten erschrocken zusammen. Langsam packten sie ihre Bücher ein und traten ihren Heimweg an. Yugis Freunde jedoch taten nichts dergleichen, sie starrten Yugi immer noch an. Nun war es ihm einwenig peinlich, so seine Beherrschung verloren zu haben. Er fühlte sich unbehaglich unter den Blicken seiner Freunde. Er wusste doch selbst nicht, warum er so heftig reagiert hatte. Wieso es ihn so wütend gemacht hatte, dass jemand so schlecht über Yami redete. Es war, als wäre er nicht er selbst gewesen. Er hatte nicht überlegt, diese Worte waren nur so aus seinem Mund heraugesprudelt. Wo Yugi noch kurz zuvor vor Wut hätte schäumen können, war diese praktisch verpufft und beinahe Ruhe erfüllte ihn. Und eben dies irritierte Yugi, denn in den letzten Tagen kochte immer eine ungeahnte Wut in ihn, die den Höhepunkt erreichte, wenn er auch nur seine Freunde sah. Diese eigenartige Wut hatte ihm, ehrlich gesagt, Angst eingejagt, doch nun, da sie verschwunden war, kam er sich plötzlich so... schutzlos vor. Yugi packte eilig seine Sachen und wollte aus dem Zimmer stürmen, als jemand ihn am Handgelenk packte und ihn an der Flucht vor seinen Freunden hinderte. Etwas erschrocken sah er kurz auf die Hand, die ihn festhielt. Er hatte eine ungute Vorahnung, als er langsam zu dem zugehörigen Arm schaute und seinen Blick nach oben wandern ließ. Er blickte direkt in Yamis Gesicht. „Yugi...“, begann er, wurde jedoch von diesem unterbrochen. „Lass mich los. Ich will weg“, sagte Yugi ruhig, blickte jedoch zur Seite. „Yugi, wieso hast du mich verteidigt?“, verlangte Yami zu wissen. Yami war nun vollkommen entschlossen. In den letzten Tagen hatte er nicht halb so energisch versucht, Yugi zum Reden zu bringen, denn er hatte, um es sich einzugestehen, Angst gehabt. Er hatte keinerlei Hinweise gehabt, ob Yugi ihm jemals wieder vertrauen würde. Er hatte Angst gehabt, dass Yugi ihn für immer abgehakt hätte. Doch nun, nachdem Yugi ihn so heftig verteidigt hatte, keimte in ihm Hoffnung auf. Wieder versanken sie in Schweigen. Yugi hatte seine Augen geschlossen, suchte fieberhaft nach einer Ausrede, weswegen er auch nicht bemerkte, dass alle außer Yami leise aus dem Raum gingen. Sie hielten dies für eine Sache zwischen dem Pharao und Yugi, die sie nichts anging. „Yugi... sieh mich an...“, sagte Yami leise. Yugi schüttelte heftig seinen Kopf. „Yugi... bitte... Aibou...“ Aibou?, schoss es Yugi durch den Kopf. Diese Bezeichnung kam ihm so vertraut vor... . Fragend und verwirrt sah er den Pharao an. „W-Wieso nennst du mich so? Wieso nennst du mich Aibou?“ „Ich habe dich früher immer so genannt, wenn wir alleine waren. Erinnerst du dich wirklich nicht mehr daran?“ Aus Yamis Stimme war nichts herauszuhören, nur in seinen Augen war ein kleiner Funken Trauer erkennbar. „I-Ich.... nicht wirklich, aber die Bezeichnung ist mir irgendwie vertraut...“, murmelte er. „Beantwortest du jetzt bitte meine Frage, Aibou? Wieso hast du mich verteidigt, du warst gestern und heute doch so wütend auf mich. Du hast auch alles recht dazu, ich habe dich die ganze Zeit belogen. Und dies tut mir Leid, wirklich.“ Vollkommener Ernst war in seiner Stimme, man konnte kaum an seinen Worten zweifeln. Dennoch, Yugi war sich immer noch unsicher. „Aber wenn es dir doch so Leid tut, wieso hast du mich dann erst angelogen? Wozu?“, flüsterte er einwenig verzweifelt. Yami war nun doch ehrlich erstaunt. Er hatte nicht erwartet, dass Yugi das Gespräch einging, denn vor einigen Tagen hatte dieser ihn nicht einmal in einem Raum geduldet, ohne auch nur vor Spannung geladen zu sein. Doch nun stand wieder ein gänzlich anderer Yugi vor ihm, ein Yugi, der nicht wütend war, sondern einfach nur verletzt. „Ich... ich wollte dich schützen. Ich dachte, wenn du dich an nichts mehr erinnerst, dann hätten die Schattenreiter, diese Duellanten, gegen die du in den letzten Tagen angetreten bist, keinen Grund dazu, dich irgendwie zu gefährden. Du wusstest nichts, ich dachte, es hätte keinen Sinn, dich noch mit in die Sache hineinzuziehen. Ich dachte, sie hätten es nur auf mich abgesehen.“ „Aber ich verstehe nicht ganz. Was soll das heißen? Ich wusste also von etwas, was ich eigentlich nicht hätte wissen sollen, oder wie? Aber diese Duellanten wussten doch, dass ich mit in dieser Sache stecke. Wie kommst du darauf, sie wären nur hinter dir her?“ „Das... ist eine ziemlich komplizierte Geschichte... . Aber zuerst will ich wissen, warum du das eben getan hast. Wieso du dich so sehr mit deinem Lehrer angelegt hast, um mich zu schützen. Warum?“ Stille trat ein. Doch dann – Yugi flüsterte, kaum hörbar, doch laut genug, dass Yami ihn verstehen konnte: „Ich... ich weiß es selber nicht. Das war aus einem Impuls heraus... aus dem Herzen. Ich wollte... denjenigen beschützen,... der mir am nächsten steht...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nun, jetzt habe ich mich doch noch zu einem kleinen Nachwort zu diesem Kapitel entschieden. Ich weiß, dass Yugis Gedanken sich ziemlich oft wiederholen in den letzten fünf Kapiteln, doch dies ist Absicht. Ich denke, dass jeder in solch einer ähnlichen Situation wie Yugi nicht fortwährend andere Gedanken hat, sondern sie immer wieder aufgreift, um sicher zu gehen, dass er auch nichts übersehen hat, weshalb die Freunde einen zum Beispiel anlügen. Ich habe auch oft geschrieben, dass seine Klassenkameraden und seine Freunde verwundert über Yugi sind, weil er so überraschend handelt, doch es soll nur unterstrichen werden, dass Yugi sich verändert hat. KaitoDC P.S.: Ich will mit diesem Kapitel nicht sagen, dass Referendare grundsätzlich inkompetent sind oder nur falsche Informationen von sich geben. Also glauben Sie bloß nicht, dass Referendare schlecht sind (okay, zunächst wirken sie meistens etwas... unbeholfen, doch es gibt immer ein erstes Mal). Ganz im Gegenteil, im letzten Schuljahr hatte ich einen Chemiereferendaren, der selbst die Chemielehrer an meiner Schule übertroffen hat. Bei ihm haben wir mehr gelernt als bei denen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)