Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann von KaitoDC (Fortsetzung der ersten Staffel) ================================================================================ Kapitel 26: Erkenntis --------------------- Nach den wirklich interessanten Reviews zu dem letzten Kapitel bin ich schon mal auf Ihre Reaktion zu diesem hier gespannt, lieber Leser. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 26 – Erkenntnis „Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn meine beste Freundin mal hier hereinschneit“, sagte er lächelnd an seine Schüler gerichtet. Diese konnten ihn einfach nur perplex anschauen. „Ihre... Freundin kommt jetzt?“, hakte Yami nach, seine Augen misstrauisch verengt. Er traute diesem Lehrer immer noch nicht, schließlich konnten sie nicht mit Gewissheit sagen, auf welcher Seite er stand, ob er denn nun zu den 'Guten' oder den 'Bösen' gehörte. Ob er ihnen überhaupt die Wahrheit sagte. „Glaubst du etwa, ich würde sie als Verstärkung hinzu holen und versuchen, euch ins Reich der Schatten zu schicken?“, riet der Referendar und musste leicht lachen, seine Augen funkelten belustigt. Für ihn schien es absurd zu sein, sie tatsächlich ins Reich der Schatten verbannen zu wollen. Als er jedoch bemerkte, wie die sechs Freunde ihn wortlos anstarrten, jede Bewegung von ihm beobachteten, stutzte er. Ihre ganze Haltung sprach vollkommene Vorsicht aus. „Ihr...“, kam es unwillkürlich von Kame, sein Ton war erschrocken und nun blickte er sie seinerseits schweigend an. Seine Augenbrauen näherten sich immer weiter einander. Er schüttelte leicht den Kopf. Sie sind doch erst 18, vielleicht 19 Jahre alt und sind bereits so vorsichtig und misstrauisch, als wäre niemand ihnen wohl gesinnt, als würden sie jeden für ihren Feind halten... „Was habt ihr bloß durchmachen müssen?“, murmelte der Referendar, sein Blick nachdenklich zu Boden gerichtet. „Dasselbe könnten wir Sie auch fragen.“ Kame sah auf, blickte Yugi erstaunt an. Solch eine Aussage hatte er keineswegs erwartet. „Sie wirken auch nicht gerade wie ein Referendar in Ihrem Alter, sondern viel erfahrener, als hätten Sie bereits... einiges erlebt“, erklärte Yugi und sah seinen Gegenüber fest an. Doch ein kleiner Funke war in Yugis Augen zu erkennen. Vielleicht Anteilnahme, Traurigkeit? Kame musste unwillkürlich lächeln. „Nun, einiges habe ich zweifellos bereits erlebt, was wohl nicht jedem passiert ist, ja“, stimmte der Referendar ihm zu, seine Stimme hatte etwas seltsames an sich. Etwas... spöttisches, bitteres. Einige Zeit lang herrschte Schweigen, in der wohl niemand so wirklich wusste, was er sagen sollte. Da wurde plötzlich die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen – und eine Frau mit dunklen, langen Haaren, die sie locker zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatte, stand in der Tür. Ich kenne sie!, schoss es Yugi durch den Kopf. „Wegen dir habe ich das halbe Gebäude nach diesem blöden Raum abgesucht, Kame! Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, mir zumindest den Weg hierhin zu beschreiben, doch nein, der werte Herr legt auf, noch ehe ich etwas sagen kann. Und das Sekretariat hat auch nicht mehr offen, vielen Dank!“, meckerte sie und ging mit stapfenden Schritten auf Kame zu, bemerkte anscheinend nicht die sechs Freunde, die sie mit großen Augen anstarrten. „Nun, darf ich vorstellen?“, sagte der Referendar grinsend an die Schüler gewandt. „Meine feurige beste Freundin Keiki Satoi.“ Da wandte auch Satoi sich einmal nach rechts – und erstarrte. Ihre Augen weiteten sich, beinahe Unglauben war in ihren Augen zu erkennen. Da sah sie wieder nach vorne, direkt zu ihrem Freund, der sie mit einem belustigten Funkeln in den Augen beobachtete. Sie wandte sich wieder zu Yugi und seinen Freunden. Und wieder zurück. Es sah unbestritten witzig aus. „Ich habe dich schon lange nicht mehr so fassungslos gesehen, Satoi!“, lachte Kame. Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Na, wie kommt das bloß?“, fragte sie sarkastisch und sah ihn stechend an. Ich kenne sie doch... bloß... woher? Man sah es förmlich in Yugis Kopf arbeiten. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Satoi trat langsam an das Pult, an dem der Referendar lehnte, sah die Schüler jedoch offensichtlich interessiert an. „Deshalb also konntest du nicht einfach gehen“, flüsterte Satoi Kame zu, sodass die anderen sie nicht verstehen konnten. Kame nickte. Da ergriff Ryo das Wort. „Was ist denn jetzt eigentlich mit Ihrem Freund... Teishi? Er hatte doch nach dem Schattenreich geforscht, was hatte er herausfinden können?“ Kame wurde wieder ernst, seine vorherige Belustigung über die Fassungslosigkeit seiner besten Freundin war mit einem Mal verflogen. „Ich weiß es nicht. Ich forschte nicht nach dem Schattenreich, das hatte ich ihm überlassen, wandte ich mich im Gegensatz dazu eher zu den Priestern des Namenlosen Pharao oder versuchte wenigstens, nach ihnen zu forschen, was mir eher misslang. Eines Abends jedoch rief mich Teishi aufgeregt an, er war beinahe hysterisch...“ Kames Blick glitt durch das Klassenzimmer, ohne es wirklich zu sehen. Er war wieder versunken in der Welt seiner Erinnerungen. „Ich war bei einem Basar am Nil und hatte einige Stände betrachtet, da hatte er mich angerufen und gesagt, er hätte es endlich geschafft, er hätte eine Lösung gefunden. Ich wusste nicht, wovon er sprach, und fragte ihn danach, doch er hörte mir gar nicht zu, sondern redete einfach weiter. Ich verstand kein Wort mehr.“ Der Referendar schüttelte leicht verständnislos den Kopf, sein Blick bekümmert und traurig. Doch da war etwas, was die Freunde nicht deuten konnten. Ein Glanz, der der Melancholie nicht ganz unähnlich war. Satoi sah ihn schweigend an. „Das letzte, was er sagte, bevor er auflegte, war: 'Ich werde meinen besten Freund wieder haben.'“ Da traf sie die Erkenntnis. Er ist verletzt... Kame sah eine Weile stumm aus dem Fenster, niemand traute sich, ein Wort zu sagen. Er wandte sich wieder davon ab und sah seine Gegenüber ernst an, jedoch konnte man keine Gefühle mehr in seinen Augen erkennen. Er hatte wieder seine Maske aufgesetzt. „Ich bin sofort nach Hause gelaufen, ich wollte wissen, was Teishi mir sagen wollte und was er vor hatte, denn es schien, er hätte einen Plan oder ähnliches für irgendetwas. Doch... als ich zu Hause ankam, da entdeckte ich ihn, inmitten von sieben goldenen, antiken Artefakten. Es waren ganz unterschiedliche Gegenstände, eine Kette, eine Waage, ein Stab und derlei, doch sie allesamt bildeten das Auge des Horus ab. Unter ihnen war auch das Puzzle, welches euer Freund um den Hals trägt.“ „W-Wie bitte?!“, brach es aus den Freunden heraus. Sie starrten ihren Lehrer mit geweiteten Augen an, Schrecken war in ihnen zu sehen. Dieser blickte sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Die... Sennengegenstände?“, hauchte Ryo geschockt. „Aber ich dachte, sie wären verschollen!“, sagte Honda, nicht minder ungläubig. „Wir haben doch gesehen, wie sie verschwunden sind“, meinte Anzu verwirrt. „Nein.“ Ryo, Honda, Anzu, Jonouchi und Yami sahen den Kleinsten unter ihnen überrascht an. „Warum 'Nein'?“, fragte Jonouchi mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Sie sind in eine Grube oder ähnliches gefallen. Dieser Stein, wo die sieben Sennengegenstände damals für das Schicksalsduell eingesetzt wurden, ist zerbröckelt und mit ihm sind auch die Artefakte in die Tiefe gefallen. Es könnte also gewesen sein, dass dieser Teishi die Gegenstände im Grab von Atemu gefunden hat.“ „Das wäre...“ Jonouchi konnte den Satz nicht vollenden. „Doch wie hätte er denn da hinein gelangen können?“, widersprach Anzu. „Das ganze Grab war doch eingestürzt, er hätte von herab fallenden Brocken getötet werden können. Das wäre viel zu gefährlich gewesen.“ „Er wäre dazu bereit gewesen.“ Alle Anwesenden blickten zum Referendar, Unglauben herrschte unter ihnen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Teishi tatsächlich sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte oder sogar hatte, um zu diesen Gegenständen zu gelangen. „Ihr wisst nicht, wie er sich verhalten hatte. Wie versessen er darauf war, mehr über dieses Schattenreich zu erfahren. Selbst mir jagte er damit Angst ein, doch ich hielt es nur für eine... Phase, könnte man sagen. Hätte ich doch nur früher gewusst, was er vor hatte...“ Kame schüttelte seinen Kopf, seine Stimme hatte seltsam reuevoll und enttäuscht geklungen. „Wie dem auch sei, ich hatte Teishi dabei entdeckt, wie er etwas aus einer Papyrusrolle vorlas, es hörte sich ein wenig arabisch an, leicht ägyptisch, jedenfalls verstand ich kein Wort. Da wurde ich plötzlich von einer Druckwelle erfasst, die aus dem Nichts zu kommen schien, und wurde an die nächste Wand geschleudert. Es ging alles unglaublich schnell, ich realisierte zunächst gar nicht, wie mir geschah. Ich stieß mit meinem Kopf hart gegen die Wand und verlor wohl das Bewusstsein. Als ich wieder erwachte, war das Zimmer verwüstet. Überall lagen Teishis Stifte und Notizen, selbst sein Schreibtisch war umgestoßen, doch nirgendwo war eine Spur von meinem besten Freund. Er war verschwunden, mit ihm die Sennengegenstände. “ Eine Weile herrschte Stille, in der sich Kame zu sammeln schien. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch jeder im Raum erkannte, dass ihn diese aufkeimenden Erinnerungen, die ihn während des Erzählens erfassten, mitnahmen. Dennoch berichtete er den Freunden alles. Immer weniger glaubten sie, dass dieser Mann ihr Feind sein sollte. „Ich suchte nach diesem Vorfall nach ihm, überall, doch vergebens. Ich konnte ihn nicht finden, er kam auch nie mehr in das Hotel zurück. Ich suchte eine Erklärung für sein seltsames Verhalten, für das, was er getan hatte. Es war offensichtlich, dass er eine Zeremonie durchgeführt hatte, als ich nach Hause gekommen war. Aber ich verstand nicht, wofür. Ich habe sogar all seine Notizen, die er zurück gelassen hatte, durchgesehen, doch es ging nur um das Schattenreich, was mir nur wenig weiter half. Schlussendlich musste ich nach Japan zurückkehren, ohne ihn... . Dennoch gab ich die Suche nach ihm nicht auf, ich konnte nicht. Ich musste zunächst Satoi davon erzählen und wir forschten gemeinsam nach. Nach dem Namenlosen Pharao, der zweifelsohne etwas mit dem ganzen zu tun hatte, noch mehr, als zuvor, nach allem, was auch nur ansatzweise mit ihm zu tun hatte. Unsere Sorge trieb uns. Nach zwei Monaten dann, endlich, bekamen wir einen Hinweis. Ich hatte auf meinen kleinen siebenjährigen Cousin aufpassen müssen, der auch das Fernsehprogramm an diesem Abend wählen durfte, und was guckte natürlich ein absoluter Duell Monsters-Fan? Eine Live-Übertragung des finalen Duells vom amtierenden Duell Monsters-Weltmeister Muto Yugi!“ Kame lachte leicht, sein Amüsement war unüberhörbar. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell seine Stimmung wechseln konnte. Yugi wurde leicht rot um die Nase herum. „Zugegebenermaßen, Duell Monsters kann ich auch nur wegen meines Cousins, der mir das trotz Protesten beigebracht hatte. Ich hatte ja nicht gewusst, dass mir dies einmal so sehr nützen würde. Wie dem auch sei, ich habe mir zunächst mit relativ wenig Interesse das Duell angeschaut und wurde dennoch seit den ersten zwei, drei Minuten gefesselt. Seitdem das Wort 'Schattenduell' und 'Schattenreich' gefallen waren, konzentrierte ich mich nur noch auf das Duell. Immer wieder war von einem gewissen Pharao die Rede und ich wusste auf Anhieb, dass damit nur der Namenlose Pharao gemeint sein konnte. Alles andere würde keinen Sinn ergeben. Ich verstand trotzdem nicht das geringste, denn du sprachst von ihm, als wärst du dem Pharao tatsächlich begegnet und als wärt ihr Freunde gewesen, Muto.“ Der Referendar blickte Yugi forschend an, bis sein Blick wieder zu Yami wanderte und wieder zurück. „Doch nachdem der Geflügelte Drache des Ra angegriffen hatte“, Kame schüttelte den Kopf, „ihr könnt nicht glauben, wie fassungslos ich gewesen war. Da tauchte plötzlich der Namenlose Pharao auf! Ich hatte ihn, oder dich, besser gesagt“, Yamamoto nickte zu Yami, der ihn skeptisch musterte, „sofort erkannt, schließlich kannte ich auch die Steintafel, auf der der Hohepriester, der Kaiba Seto mehr als nur ähnelt, und der Namenlose Pharao abgebildet waren. Als der Gegenspieler Yugi nun auch als Pharao bezeichnete, fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt. Mein Blick fiel auch auf eure Pyramide, die ich das letzte Mal bei Teishi gesehen hatte. Ich war vollkommen verwirrt, denn heutzutage kann es keine Pharaonen mehr geben, eigentlich. Zunächst hatte ich daran gedacht, dass Yugi vielleicht die Wiedergeburt des Pharaos sein könnte, doch nachdem Ra angegriffen hatte, warst du vollkommen verändert, Muto. Du hattest einen anderen Charakter. Ich verstand absolut nichts, verständlicherweise.“ Der Referendar seufzte leise. „Doch dann, als Ryouta besiegt worden war... du, Atemu, hattest dem Reich der Schatten befohlen, er solle nur die böse Seele Kajikis nehmen und das Gute unberührt lassen. Mich traf regelrecht der Schlag, denn mir wurde klar: Das Reich der Schatten muss aufgerissen worden sein, woher sollte diese 'schwarze' Seele, die nur hätte in diesem Reich sein dürfen, kommen sollen? Ich hatte nach einigen Überlegungen einen furchtbaren Verdacht. Ich wollte es zunächst nicht wahrhaben, doch... niemand anderes hätte es tun können-“ Kame unterbrach sich selbst, seine Stimme war einfach weg gebrochen. Er konnte es nicht mehr verbergen, seine Augen spiegelten zum ersten Mal gänzlich sein Innerstes wider. Verzweiflung, Enttäuschung und Widerwille war in ihnen zu erkennen, all jene und andere Gefühle ließen ihn beschäftigt, das konnte man erkennen. Die Wahrheit nagte an ihm, zweifellos. Yugi sah den Referendaren mit großen Augen an, ging unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihm keimten die Erinnerungen an die letzten Monate wieder auf, er spürte die Verzweiflung, die ihn gedroht hatte zu übermannen. Er wusste, wie Kame sich jetzt fühlte. Auch er war von seinen Freunden enttäuscht worden, auch er wollte zunächst nicht glauben, dass sie ihn die ganze Zeit über angelogen hatten. Satoi legte ihre Hand in die des Referendaren, drückte leicht die seine. Kame blickte verwundert zu ihr, bis sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen verirrte. Dankbarkeit war in seinen Zügen zu erkennen. Ich bin froh, dich als Freundin zu haben. Da wandte er sich wieder an die sechs Freunde und fuhr mit einer seltsam distanzierten Stimme fort. „Teishi musste das Schattenreich geöffnet haben, alles sprach dafür. Er hatte nach diesem Reich geforscht, er hatte die Zeremonie durchgeführt und war auch schon seit Monaten verschwunden, mit diesen heiligen Artefakten, denen besonderen Kräften nachgesagt wurde, dann auf einmal wird ein Duellant von einer 'schwarzen' Seele heimgesucht. Irgendwie musste mein...“, Kame stockte kurz, als müsste er überlegen, wie er die nächsten Worte sagen sollte. „...bester Freund das Reich aufgerissen haben, auch wenn ich den Grund nicht weiß. Doch ihm musste klar sein, dass dies schwere Folgen für die gesamte Welt haben werden würde, denn nicht umsonst wurden wahrscheinlich diese bösen Seelen von hier verbannt, und nun können sie wieder in diese Welt gelangen. Teishi... er muss etwas vor haben, etwas, das nicht gerade zugunsten der Menschheit sein würde, auch wenn ich den Grund nicht weiß. Ich hatte mich ja so in ihn getäuscht...“ Kame schüttelte den Kopf, Bitterkeit war sowohl in seiner Stimme als auch in seinen Augen zu erkennen. „Durch dieses Duell zwischen dir und Ryouta wurde mir klar, dass er es auf euch abgesehen haben musste. Es kann kein Zufall sein, dass ein von einer bösen Seele besessener Duellant den Duell Monsters-Weltmeister ins Reich der Schatten verbannen will, der anscheinend bereits zuvor von diesen Sachen heimgesucht wurde und mit dem Namenlosen Pharao zu tun hatte, der vielleicht sogar sein Freund gewesen war. Noch am selben Abend rief ich Satoi an und berichtete ihr von meinen Vermutungen, schließlich kamen wir zu dem Entschluss: Wir mussten Muto Yugi aufsuchen, um mehr heraus zu finden. Zunächst jedoch musste ich mich selber darum kümmern, hier, in Domino, eine Stelle zu finden. Somit schickte ich eine Bewerbung an die Oberschule von Domino und wurde glücklicherweise genommen. Ich hatte einige Zeit für meinen Umzug hierher aufbringen müssen, Satoi dagegen hatte bereits aufgrund ihres Studiums hier eine Wohnung. Ich hatte nicht sonderlich große Lust, jeden Tag von Tokyo bis Domino zu pendeln. Zwar muss ich noch dreimal in der Woche zur Uni, um den Unterricht zu besprechen, doch es ist deutlich besser, als es jeden Tag zu tun. Ich wohne erst seit gut einem Monat in dieser Stadt und habe vor wenigen Tagen mein Referendariat aufgenommen. Doch Satoi sollte dir früher begegnen, als wir erwartet hätten, Muto. Sie war und ist zufälligerweise Praktikantin im Domino Hospital und am nächsten Morgen, nach dem finalen Duell mit Kajiki, kam plötzlich ein gewisser Yugi und dessen Freunde in das Krankenhaus, um den eingelieferten Ryouta einen Besuch abzustatten. Satoi hatte euch geseh-“ Wie... das... Domino Hospital?! „W-Warten Sie!“, rief Yugi plötzlich und schaute mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Satoi. Diese sah ihn irritiert an. „Jetzt erinnere ich mich endlich wieder, ich wusste doch, sie kommen mir bekannt vor. Sie waren doch die Krankenschwester, die aus Ryoutas Zimmer gekommen war und mich unabsichtlich angerempelt hatte, sodass ich zu Boden gefallen war!“ „Richtig“, bestätigte Satoi mit einem Grinsen. Sie wusste noch, dass sie in dem Moment vollkommen überrascht gewesen war, den König der Spiele in ihrem Krankenhaus zu sehen. „Sie berichtete mir auch danach von eurer ersten Begegnung, da bat ich sie darum, ein Auge auf euch zu werfen.“ „Ein Auge auf uns werfen?“, wiederholte Yami mit hochgezogenen Augenbrauen. Misstrauen war aus seiner Stimme zu hören. „Meinen Sie etwa, sie hat uns die ganze Zeit über beobachtet?“ „Genauso ist es. Sie sollte mich immer auf dem Laufenden behalten, während ich nach einigen Informationen über den berühmten 'König der Spiele' forschte, auf der Suche nach irgendeiner Verbindung zwischen dir und dem Namenlosen Pharao. Doch ich bekam keine zufriedenstellenden Antworten zusammen, was wohl nicht groß verwunderlich sein dürfte. An dem Tag, an dem wir beschlossen hatten, dich nach der ganzen Sache zu fragen, nach dem Namenlosen Pharao, den Artefakten und dem Schattenreich, wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Du wurdest in das Hospital eingeliefert und Satoi musste erfahren, dass du einer Amnesie erlegen warst. Sie bekam auch mit, dass fünf Freunde dich besuchen kamen, Muto, und unter ihnen war ein gewisser Atemu Yami, der dir verblüffend ähnelte, jedoch noch viel mehr dem Namenlosen Pharao. Wir waren nun vollends verwirrt, denn wie sollte ein mindestens 3000 Jahre alter Pharao nun in Fleisch und Blut vor uns stehen? Wir konnten unseren Plan auch nicht mehr ausführen, denn wir hatten zu befürchten, dass ihr uns nicht glauben würdet und uns vielleicht sogar angreifen würdet, schließlich wären wir sofort die ersten Verdächtigen. Somit ließen wir die Sache weiter laufen und beobachteten alles aus sicherer Entfernung.“ „Sie waren es auch also, die uns gestern Abend, nachdem wir aus dem Museum gegangen waren, beobachtet haben?“, riet Honda. Yami und die anderen sahen ihre beiden Gegenüber forschend an. „Ja, ich war es. Leider konnte ich nichts verstehen, was ihr gesagt hattet, dafür war ich nicht nah genug dran“, gestand Satoi. „Deshalb also...“, murmelte Yami leise. „Dann frage ich mich jedoch, warum ich unsere Beobachter nicht früher bemerkt habe, schließlich haben sie uns wahrscheinlich seit Wochen auf Schritt und Tritt verfolgt.“ „Vielleicht warst du einfach zu abgelenkt in letzter Zeit“, vermutete Anzu in derselben Lautstärke wie Atemu zuvor, sodass weder Kame noch Satoi sie verstehen konnten. „Nach einiger Zeit jedoch bemerkten wir, wie du, Muto, und deine Freunde euch gestritten habt. Ich hatte der Schule das erste Mal einen Besuch abgestattet, um mir die Räume etwas einzuprägen, und wollte auch einmal beim Dach vorbeischauen, da hörte ich dich mit einem 'Schattenduellanten', wie ihr sie nennt, duellieren. Ich erfuhr, dass dich wohl bereits einige andere, nicht gerade wohl gesinnte Duellanten aufgesucht hatten. Es musste genau an eben diesen Abenden geschehen sein, an denen weder Satoi noch ich Zeit gehabt hatten, dich zu beobachten. Als das Duell vorbei war, eilte ich hastig die Treppe hinunter und dies auch nicht zu früh, denn einen Augenblick später warst du auch an mir vorbei gerannt, ohne mich zu bemerken. Ich wusste, dass dies das Ziel der Schattenduellanten sein musste. Sie mussten euch auseinander bringen, denn irgendwie solltet ihr sie wohl aufhalten können, zusammen, doch getrennt wärt, wart ihr viel zu schwach gewesen. Ich hatte zudem noch die Befürchtung gehabt, dass ein weiterer dieser Duellanten dich, Muto, aufsuchen könnte, um dich nun endgültig ins Schattenreich zu verbannen, es wäre sicherlich ein Leichtes gewesen, in der Verfassung, in der du warst. Deshalb hatte ich dich seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen, immer, wenn du alleine in die Stadt gegangen warst, folgte ich dir unbemerkt. Und es sollte nicht Unnütz gewesen sein, denn es versuchten tatsächlich einige Schattenduellanten, dich herauszufordern, doch ich konnte sie davon abhalten, bevor sie dich erreichen konnten. Ich zwang sie zu einem Duell und überraschenderweise siegte ich, obwohl ich Duell Monsters erst vor zwei Monaten erlernt hatte, und das von einem Siebenjährigen.“ Kame schüttelte leicht lachend seinen Kopf, bis er jedoch nach wenigen Sekunden wieder ernst wurde. Plötzlich war Bedauern in seinen Augen zu sehen, doch auch... Unbehagen, ausgelöst durch die Erinnerungen an die Duelle. „Diese Duellanten jedoch machten jedes Duell zu einem Schattenduell, und ich muss zugeben, diese Schatten behagen mir keineswegs. Auch die Situationen, in denen ich Lebenspunkte verloren hatte, waren nicht gerade die angenehmsten.“ Er hat diese Duellanten von mir fern gehalten und selber Schaden auf sich genommen, nur um mich zu schützen..., schoss es Yugi durch den Kopf. Er sah Kame musternd an, versuchte, in seinen Augen zu lesen. Er konnte keinerlei Lüge erkennen. „Sie sagen also, dass Sie wollten, dass Yugi sich wieder mit uns, vor allem mit Yami, verträgt?“, meinte Anzu zu den beiden gewandt, die ihr bestätigend zunickten. „Wieso haben Sie denn dann nur Schlechtes über den Namenlosen Pharao gesagt, als Sie uns in die Gruppen geteilt haben? Ihnen hätte doch klar sein müssen, dass Yugi Ihnen vielleicht geglaubt hätte und Yami somit noch mehr hassen... wür...de...“ Anzu war ein wenig irritiert und sah den Referendar verwirrt an. Während ihrer Rede hatten sich Kames Lippen zu einem Grinsen geformt, welches immer breiter geworden war. Er schien belustigt zu sein. „Was?“, fuhr Jonouchi ihn grimmig an. Er war zwar nicht mehr ganz so wütend wie am Anfang des Gesprächs, doch wirklich mögen tat er den Referendar immer noch nicht. „Es ist nur interessant, dass ihr es nicht bemerkt habt“, erwiderte Kame, immer noch amüsiert. „Was sollen wir nicht bemerkt haben?“, entgegnete Katsuya mit funkelnden Augen. „Es war keineswegs Zufall, dass eure Klassenkameradin Kitzuki Kyoko Yugi nach dem Pharao, Yami, gefragt hat nach eurem Streit. Ich hatte sie damit beauftragt, ich wollte wissen, ob Muto nun eingesehen hatte, dass sein Freund der Namenlose Pharao ist, und ja, du tatest es. Ich wollte auch sehen, wie es nun zwischen euch stand. Und das Ergebnis war unmissverständlich, die Freundschaft schien gebrochen zu sein. Es war Absicht, dass sie dich an eure alte Freundschaft erinnert hat, denn vielleicht hättest du dich, Muto, wieder daran erinnert, dass ihr einmal enge Freunde gewesen wart. Es hätte sein können, dass du daran denkst, dass deine Freunde dich schützen wollten-“ „Woher wissen Sie-?“, fragte Jonouchi erschrocken und erzürnt zugleich. Ihm wollte es nicht passen, dass Kame über alles Bescheid zu wissen schien, dass er sie, von ihnen unbemerkt, hatte beobachten können. „Ich hatte euch gehört, als ihr im Korridor des Krankenhauses darüber spracht“, antwortete Satoi ruhig und überließ Kame das Reden. „Einige Wochen dann überlegte ich, wie ich euch vertragen lassen könnte, und da kam mir die Idee. Ich habe euch bewusst in eine Gruppe einsortiert und den Namenlosen Pharao behandeln lassen, ich habe bewusst Lügen über ihn verbreitet. Ich wusste, es würde euch erzürnen. Doch ich hatte auf die Reaktion eures kleinen Freundes gewartet, und ich behielt recht mit meiner Vermutung. Yugis altes Ich, der nicht zulassen konnte, dass seinem besten Freund ein solches Unrecht zugesprochen wird, schlummerte immer noch in ihm, und es brach heraus. Ich muss schon sagen, ich hätte beinahe Angst bekommen vor dir, Muto.“ Kames Grinsen wurde noch breiter, als es ohnehin bereits war. „W-Was?“, kam es von Yugi, der seine Fassungslosigkeit nicht verbergen konnte. Nicht nur er taxierte den Referendar. „Sie haben uns mit Absicht provoziert, nur damit ich ausraste?!“ „Genau“, bestätigte Kame. Sein Grinsen wandelte sich langsam zu einem ehrlich gemeinten Lächeln, welches die Freunde bisher nur ein Mal gesehen hatten. Es war, als er Teishi als seinen besten Freund bezeichnet hatte. „Es hatte doch geklappt. Für eine kurze Zeit hast du deine Enttäuschung und Bitterkeit über deine Freunde vergessen, aus einem Impuls heraus hast du deinen Freund beschützt und auch erkannt: Er ist immer noch dein Freund, egal, was geschehen war. Am nächsten Tag habe ich gesehen, dass mein Plan funktioniert hatte. Ihr hattet euch vertragen.“ Die sechs Freunde waren sprachlos, konnten ihren Lehrer einfach nur anstarren. Er hatte sie doch tatsächlich die ganze Zeit über beobachtet, hatte all die Fäden im Hintergrund gezogen, um ihnen zu helfen. Er hatte auf sie aufgepasst. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Achtung!: Lieber Leser, ich befürchte leider, dass ich es in den nächsten Wochen wohl kaum schaffen werde, jede Woche ein neues Kapitel fertigzustellen. Deshalb werden die Kapitel jetzt immer alle zwei Wochen kommen, das heißt auch, es gibt nächsten Mittwoch noch kein neues Kapitel, sondern erst die Woche danach. Es kann natürlich auch der Fall sein, dass ich so viel Stress habe, dass ich sogar in zwei Wochen kein neues Kapitel schreiben kann, doch dies sind dann wirklich Ausnahmefälle, bei denen Sie durch eine Mail von mir benachrichtigt werden. Ich werde jedoch versuchen, solche Fälle zu vermeiden. Es tut mir wirklich leid, dass das Hochladen nun so relativ unsicher und selten ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)