Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann von KaitoDC (Fortsetzung der ersten Staffel) ================================================================================ Kapitel 1: Yami no Game ----------------------- Lady or Gentleman, es freut mich, Sie auf meiner Fanfic-Seite willkommen heißen zu dürfen. Dies ist meine erste Yu-Gi-Oh!-FF, deshalb bitte ich um Verständnis, falls diese FF nicht nach Ihren Vorstellungen abläuft oder nicht im angemessenen Schreibstil ist. Außerdem werde ich versuchen, jeden Mittwoch zu posten, doch falls dies nicht geschieht, dann habe ich gute Gründe dafür, weshalb ich wieder um Verständnis bitte. Nun, ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei meiner FF. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Yami no Game – Spiel der Schatten Kawai Shizuka – Serenity Wheeler Muto Sugoroku – Solomon Muto Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 1 – Yami no Game „Im morgigen Finale des Illusion Battles wird Mutô Yûgi gegen den anonymen Veranstalter dieses Turniers antreten. Ihr dürft auf das Super-Duell gespannt sein!“, schallte es durch die Lautsprecher der Arena und Applaus brannte auf. „Um ein Haar hätte ich dich gekriegt, Yugi!“, rief Jonouchi Katsuya, während er und seine Freunde durch den VIP-Gang nach draußen schritten. „Tja, aber wieder einmal hast du gegen ihn verloren“, zwinkerte Honda Hiroto. „Ach, hätte ich nicht noch meine Fallenkarte gehabt, dann hätte Jonouchi sicherlich gewonnen“, schlichtete Yugi schnell, noch bevor Jonouchi etwas sagen konnte. „Und, Yugi, bist du schon gespannt darauf, gegen wen du morgen antreten wirst?“, fragte Mazaki Anzu den König der Spiele. „Ja, schon. Aber ich freu mich wirklich, dass wir endlich an einem Turnier teilnehmen können, bei dem keine Menschenleben von einem Duell abhängen“, seufzte Yugi fast schon erleichtert. „Och, ein bisschen Action kann doch nie schaden, oder?“, lachte Jonouchi, woraufhin er einen Seitenhieb von Honda abbekam. „Hey, was sollte das denn jetzt?!“ „Ich würde an deiner Stelle nicht so was sagen. Willst du etwa das Unheil noch heraufbeschwören?“ „Ach komm, das war doch nur ein Scherz! Ihr wisst doch alle, dass nichts mehr passieren kann. Schließlich ist Zork jetzt vernichtet, also auch all das Böse. Der Pharao kann jetzt in Frieden ruhen und die Welt ist gerettet.“ „Na, das will ich auch hoffen“, murmelte Honda. Nun war schon ein halbes Jahr vergangen, seitdem der Pharao ins Totenreich zurückgekehrt war. Anfangs war es für die Freunde schwer zu fassen gewesen, dass sie den Pharao nie mehr wiedersehen würden, doch nach einiger Zeit hatten sie sich damit abgefunden. Yugi hatte es jedoch wohl am schwersten. Er war der Einzige, der Atemu wirklich kannte. Sie hatten sich stets einen Körper geteilt und ihre Gefühle und Gedanken gegenseitig offenbart. Ihre Verbindung zueinander konnte niemand nachvollziehen, auch wenn Yugis Freunde es erahnen konnten. Es war eine tiefe Freundschaft, die niemand anderes hatte aufbauen können, welcher dieser Bindung gleich käme. Ab und an fühlte sich Yugi etwas einsam und leer, weil etwas in seinem Herzen fehlte. Der Platz, den Yami damals erfüllte, würde wohl für immer von Abwesenheit gezeichnet sein. Solche Momente überfielen Yugi meistens abends, wenn er nicht schlafen konnte. Dann war Yami immer bei ihm gewesen, hatte auf seiner Bettkante gesessen und ihn beschützt. Damals hatte sich Yugi immer absolut geborgen gefühlt und hatte deshalb auch schnell einschlafen können. Doch nun war sein Yami nicht mehr da, doch Yugi gönnte dem Pharao seine Ruhe. Schließlich hatte er 3000 Jahre keine Ruhe finden können und musste, als er Yugi traf, schon mehr als oft die Welt retten. Nun war endlich Frieden auf die Welt gekehrt und Yugi und seine Freunde konnten ein normales Leben führen – dachten sie zumindest. „Hey, Leute!“, rief plötzlich jemand. Anzu, Honda, Jonouchi und Yugi drehten sich zu der ihnen wohl bekannten Stimme um. Ein Junge mit langen, weißen und ziemlich zerzausten Haaren rannte auf sie zu. „Tolles Duell eben, Yugi! Aber du warst auch spitzenmäßig, Jonouchi!“, sagte Bakura Ryô begeistert. Dieser war seit den Ereignissen vor zwei Jahren einer ihrer engsten Freunde geworden und gehörte fest zur Clique. „Tja, so ein hammer Duell kriegste ja nicht jeden Tag zu sehen“, prahlte Jonouchi wieder Jonouchi-Like. „Wieso hast du eigentlich nicht beim Turnier mitgemacht, Ryo?“, fragte Yugi den Weißhaarigen und ignorierte Jonouchis Spruch. Jonouchi forderte ihn immerhin fast jede Woche zu einem Duell heraus. „Schließlich kannst du doch auch Duell Monsters spielen.“ „Das schon, aber...“, Ryo zögerte kurz, „mir ist die Lust an Duell Monsters ehrlich gesagt vergangen. Ich meine, nach der Sache mit meinem bösen Ich...“ Ryo verstummte. Seine Freunde sahen ihn verwundert an, konnten ihn jedoch auch einwenig verstehen. Bakura, der Grabräuber, war bestimmt kein leichter Geselle gewesen. „Ryo, du weißt doch, dass Zork, und somit auch dein anderes Ich, besiegt worden sind. Sie existieren nicht mehr, also können sie dir auch nichts mehr tun. Wegen ihnen solltest du deinen Spaß an Duell Monsters nicht verderben lassen.“ „Da stimme ich Yugi zu“, meinte Anzu. „Hm... vielleicht habt ihr Recht...“ „Nicht nur vielleicht, ganz bestimmt!“, rief Jonouchi laut, sodass alle zusammen zuckten. „Wir werden dir schon zeigen, dass Duell Monsters riesigen Spaß macht, ohne dass irgendwelche Seelen oder so auf dem Spiel stehen!“, grinste Katsuya, griff sich Ryo und lief mit ihm nach draußen. Yugi, Honda und Anzu sahen sich nur gegenseitig ratlos an, setzten ihnen aber sofort nach. Draußen angekommen sahen sie, dass Jonouchi seine Duell Disk ausgefahren hatte, bereit zum Duell. Ryo sah ihn nur verwirrt an. „Na komm, duelliere dich mit mir. Macht wirklich Spaß“, versicherte der Blonde ihm. „Aber... ich hab doch gar keine Duell Disk“, stammelte sein Gegenüber. „Kannst meine nehmen“, lächelte Yugi und gab ihm seine. Vorsichtig schob Ryo sein Kartendeck in die Duell Disk und aktivierte sie. „Duell!“, gab Jonouchi dann den Startschuss. Den ganzen Nachmittag über duellierte sich Jonouchi mit Ryo, gab ihm ab und zu Tipps und zeigte ihm, dass das Duellieren auch Spaß machen konnte. Nach einiger Zeit musste sich Ryo eingestehen, dass er seine Freude an Duell Monsters wiedergefunden hatte. Auch wenn er gegen Jonouchi verlor, er hatte seinen Spaß daran. „Danke, Jonouchi“, sagte der Weißhaarige dann am Abend. „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich meinen Spaß am Duellieren jemals wiederfinden könnte.“ „Na, wer ist hier der Größte?“, gab Katsuya wieder einmal an. Seine Freunde mussten grinsen. Jonouchi hatte es doch tatsächlich geschafft. „Dann denke ich, dass du beim nächsten Turnier teilnehmen wirst, oder?“, fragte Yugi hoffnungsvoll. „Hm.... wahrscheinlich. Aber ich muss noch gründlich dafür trainieren!“, lachte Ryo. Yugi fiel auf, dass dieser nun viel fröhlicher war, nicht nur nach dem Duell mit Jonouchi, sondern generell. Seitdem seine dunklere Hälfte verschwunden war, war er nun viel freier, ausgelassener, sogar einwenig selbstbewusster und weniger ängstlich als früher, wenn auch nicht so drastisch wie bei Yugi. Das brachte Yugi zu einem sanften Lächeln. Diese Ereignisse der letzten Jahre hatten wirklich jeden der Freunde verändert. „Oh, verdammt, schon so spät?“, fluchte Honda und sah auf seine Uhr. „Ich glaube, wir sollten alle mal nach Hause. Es ist schon halb neun.“ „Was?!“, riefen Jonouchi und Anzu entsetzt. „Ich muss doch schon um neun zu meinem Abendtanzkurs!“ „Und ich muss nach Hause, Shizuka wollte schon um 20.45 anrufen!“ Somit trennten sich die Freunde und jeder eilte nach Hause. „Ich bin wieder da, Großvater!“, rief Yugi durch die ganze Wohnung. „Gut, das Essen ist gerade fertig.“ „Ein spitzen Duell war das, ganz mein Enkel“, sagte Muto Sugoroku stolz, als sie am Esstisch saßen. „Woher-?“, fragte Yugi irritiert, doch sein Großvater zeigte nur mit seinem Daumen hinter sich, wo der Fernseher stand. „Es gab eine Live-Übertragung. Mein Enkel ist eben eine Berühmtheit“, zwinkerte er mit einem breiten Grinsen. Yugi errötete. Unglaublich, dass sie jetzt schon fast alle meine Duelle live übertragen, dachte Yugi bestürzt. „Ach... könnte ich die Götterkarten doch nur noch einmal sehen..“, seufzte der Ältere von ihnen fast schon schwärmerisch. „Ojii-san!“, stöhnte Yugi halb genervt. „Du weißt ganz genau, dass die Götterkarten jetzt dort sind, wo sie hingehören! Außerdem gehören sie dem Pharao!“ „Ja, ja, hab schon verstanden“, schmollte der frühere Archäologe. Das Essen verlief schweigend. Wenig später lag Yugi in seinem Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Ach, wäre Yami jetzt hier, dachte der Kleine. Dann würde ich bestimmt schneller einschlafen, es war ja schließlich schon fast ein Ritual, dass er an meinem Bett saß, wenn ich nicht schlafen konnte. Aber ich weiß, dass er nie wieder zurückkommen wird. Er hat jetzt seine wohlverdiente Ruhe. Aber manchmal ist es wirklich ziemlich einsam ohne ihn... ich habe immer noch das Gefühl, als würde ein Teil von mir fehlen. Auch wenn er bei unserem Abschied meinte, ich wäre jetzt ganz allein Yugi Muto, er bleibt doch immer noch mein Mou hitori no boku... Yugi drehte sich unruhig auf seinem Bett. Ach, hör endlich auf, ihm nachzutrauern! Ich werde jetzt mein Leben weiterleben! Mit diesem Gedanken fiel Yugi ins Reich der Träume, doch dieses mal war es kein erholsamer Schlaf. Eigenartige Träume holten ihn ein, doch am nächsten Morgen konnte er sich nicht mehr an Einzelheiten seines Traums erinnern. „Hey, ihr werdet nicht glauben, wen ich eben im Publikum gesehen habe“, sagte Jonouchi. Alle sahen ihn fragend an. Es war kurz vor dem Duell zwischen Yugi und dem unbekannten Veranstalter des Illusion Battle-Turniers und Yugi und seine Freunde waren in Mutos VIP-Raum. „Kaiba!“, lüftete Jonouichi das Geheimnis. Viele Augenbrauen flogen gleichzeitig in die Höhe. „Aber was macht er denn hier? Bei all den anderen, vorigen Duellen war er doch gar nicht dabei gewesen!“, meinte Anzu verblüfft. „Wahrscheinlich will er sich vergewissern, dass niemand Yugi schlägt, bevor er es tut“, erwiderte Honda. Damit hatte Honda wahrscheinlich recht, denn einen anderen Grund konnten sich die Freunde nicht vorstellen. „Muto Yugi, bitte in die Arena!“, schallte es plötzlich aus den Lautsprechern. „Na dann, viel Glück, Yugi. Ich bin mir sicher, du machst ihn fertig!“, sagte Jonouchi noch, bevor er mit Ryo, Honda und Anzu zu ihren Tribünenplätzen eilten. Yugi hörte noch, wie Anzu sagte: „Wieso denn 'Ihn'? Kann es nicht auch eine 'Sie' sein?...“, bevor er sich auf dem Weg ins Stadion machte. Er wusste nicht, warum, aber irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Wieso fühle mich denn so... eigenartig... . Mein Gefühl sagt mir, dass ich lieber nicht da raus gehen sollte... aber es gibt kein Zurück mehr, dachte Yugi etwas unbehaglich. Als der König der Spiele die Arena betrat, wurde er mit tosendem Applaus begrüßt. Überall waren Zuschauer, das ganze Stadion war gefüllt. Aus den Augenwinkeln konnte Yugi seine Freunde erkennen, die ihn lauthals bejubelten. Daraufhin musste Yugi grinsen. „Und nun kommt der Veranstalter, Kajiki Ryouta!“, rief der Ansager und der Genannte trat in die Arena. „Ryouta?!“, rief Yugi vollkommen überrascht, genauso wie seine Freunde. Aber was macht er denn hier? Er wollte doch für immer auf der See sein und ein Boot anschaffen, damit er seinen Vater suchen kann, dachte Yugi verwirrt. „Na, Yugi, überrascht, mich zu sehen?“, fragte Kajiki mit einem Grinsen und trat in die Mitte. Doch sein Grinsen war nicht fröhlich, es hatte etwas beängstigendes an sich. Etwas Böses, Gefährliches. „Ryouta, was-?“, stieß Yugi fassungslos hervor, als er Kajikis Kleidung sah. Statt seines sonstigen, fischermäßigen Outfits trug er einen dunklen Anzug mit schwarzer Hose. An seinem Hals hing eine blaue Krawatte und seine Schuhe glänzten vor Lack. Seine Haare waren zu einem festen Pferdeschwanz gebunden. „Aber... was...?“ Yugi trat einen kleine Schritt zurück, als er die dunkle Aura spürte. Sie schien von Kajiki selbst zu kommen. „Du bist nicht der Ryouta, den wir kennen gelernt haben!“, sagte Yugi bestimmt. Er wusste selber nicht genau, warum es dies sagte, doch er erkannte, dass es die Wahrheit war. „Kajiki hätte nie solche Kleidung getragen, er hätte auch nie das Meer verlassen!“ „Oh, ich bin auch nicht mehr der Ryouta, den du kanntest. Der frühere Ryouta war ja so naiv, hatte doch tatsächlich darauf gehofft, dass er jemals seinen Vater finden könnte, ohne wirklich etwas dafür zu tun. Ich werde jetzt die alles übernehmen. Wenn ich dich besiegt habe, den König der Spiele, dann werde ich berühmt und jeder wird mich auf Knien tragen. Ich werde reich und kann dann endlich meinen Vater suchen, der irgendwo da draußen im Meer treibt!“ Yugi und seine Freunde sahen diesen neuen Ryouta irritiert an. Ich verstehe nicht..., dachte Yugi. Er scheint noch die gleichen Ziele zu verfolgen, also seinen Vater zu finden, aber seine Mittel sind so eigenartig... das ist doch nicht mehr Ryouta. „Und damit du mir auch nicht später, wenn ich dich besiegt habe, in die Quere kommen kannst...“, sagte Kajiki mit bedrohlich leiser Stimme, ein gefährliches Funkeln war in seinen Augen zu erkennen. „... wird dieses Duell ein Schattenduell sein!“ Kapitel 2: Courage ------------------ Ich wünsche Ihnen, lieber Leser, einen schönen guten Tag und sage schon Mal vorab: Ich habe kaum Ahnung von Duell Monsters und habe mal mir einfach einige Karten mit speziellen Funktionen ausgedacht. Bitte habt Nachsicht mit mir. Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kuso – Mist Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Sennengegenstände – Millenniumsgegenstände Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 2 – Courage „Und damit du mir auch nicht später, wenn ich dich besiegt habe, in die Quere kommen kannst...“, sagte Kaijiki mit bedrohlich leiser Stimmer, ein gefährliches Funkeln war in seinen Augen zu erkennen. „... wird dieses Duell ein Schattenduell sein!“ „Ein Schattenduell?!“, wiederholte Yugi entsetzt. Auch seine Freunde sahen geschockt zu Ryota. Selbst Seto Kaiba beugte sich interessiert vor. „Hey, großer Bruder, dieses Schattenduell... ich dachte, sie wären mit dem Pharao verschwunden...“, machte Mokuba auf sich aufmerksam. „Wir werden sehen, Mokuba“, erwiderte Seto, ohne seinen Blick vom Spielfeld zu wenden. „Ich rufe das Reich der Schatten!“, rief Ryouta mit einem halb wahnsinnigen Blick. Wie aus dem Nichts tauchte ein dunkler, lilaner Nebel auf, der sich über das ganze Spielfeld verbreitete, sogar über das Publikum. Da die Arena kein Dach hatte, Open-Air war, stieg der Nebel an, verhüllte das ganze Stadion. Viele Zuschauer schrien verängstigt auf, andere riefen „Wow!“ oder „Coole Hologramme!“ Die meisten Zuschauer sahen nur verwirrt drein. Sie wussten nichts von dem Schattenreich und ihrer ungeheuren Macht. Sie waren ahnungslose Unschuldige. Doch Yugis Freunde wussten es im Gegensatz nur zu gut. „Nein, Yugi!“, rief Anzu entsetzt. „Aber wie ist das möglich? Niemand hat mehr Zugang zum Schattenreich, dachte ich!“, stammelte Honda. „Tja, da haben wir uns wohl geirrt“, flüsterte Jonouchi tonlos und sah gebannt aufs Spielfeld. „Ryouta, bitte hör sofort auf damit! Brich das Duell ab!“, rief Yugi eindringlich. „Du weißt ja nicht, was auf dem Spiel steht!“ „Oh doch, das weiß ich. Ich werde dich besiegen, Yugi, dann ist deine Seele im Schattenreich! Dann steht mir nichts mehr im Wege, um mein Ziel zu erreichen. Und nun, lass uns mit dem Duell beginnen!“ Mit diesen Worten schob Kajiki sein Deck in seine Duell Disk und aktivierte sie. „Ich werde dieses Duell nicht annehmen!“, rief Yugi entschieden. Nein, ich kann nicht riskieren, dass Ryouta seine Seele verliert. Dadurch zerstöre ich jedoch auch seinen Traum... „Ach, du weigerst dich? Nun, ich denke, dass dir gar keine andere Wahl bleibt, oder liegt dir so wenig an dem Wohlergehen deines Großvaters?“, grinste Kajiki diabolisch. „Großvater!“, schrie Yugi und sah fassungslos auf den Bildschirm. Rechts neben ihm war ein großer Bildschirm, wo Yugis Großvater zu sehen war. Dieser wurde von einem großen, dunkel gekleideten Mann in Schacht gehalten. „Yugi, lass dich nicht auf dieses Duell ein!“, riet ihm sein Großvater. Yugi sah ihn nur verzweifelt an. Was soll ich bloß tun? Wenn ich dieses Duell annehme, bringe ich Ryouta in Gefahr! Denn wenn ich gewinne, dann ist Ryoutas Seele verloren! Doch wenn ich dieses Duell ablehne, dann passiert Großvater vielleicht etwas! Es gibt einfach keinen Ausweg, egal, was ich tue, ich schade immer jemandem. Ich verstehe einfach nicht, wie das alles hier zustanden gekommen sein kann! Der Pharao hat doch Zork besiegt und alles Böse war doch verschwunden, wie kann das alles hier dann wieder passieren? Ich kann's einfach nicht glauben... . Dabei habe ich mir doch nur gewünscht, ein normales Leben führen zu können, mit meinen Freunden. Und jetzt taucht dies alles wieder auf, aber wieso erst jetzt und nicht früher, kurz, nachdem der Pharao verschwunden und ich viel angreifbarer war? Eigenartig... Aber ich kann diesem Duell nicht entgehen. Es ist zu spät... es gibt kein Zurück mehr. Ich muss es tun, ich darf niemanden in Gefahr bringen. Ryouta wird endlich seinen Traum erfüllen können. Plötzlich wandelten sich Yugis Gesichtszüge in Entschlossene. Er hatte sich entschieden. „Duell!“, rief Yugi und packte sein Deck in die Duell Disk und aktivierte sie. Es tut mir Leid, Herz der Karten. Aber es gibt keinen Ausweg. Ich muss verlieren. Die beiden Duellanten zogen ihr Blatt. Langsam kam das Duell ins Rollen. Yugi wurde immer wieder überrascht von den Karten Kajikis, denn er hatte anscheinend ein neues Deck. Ein dunkles Deck mit vielen gefährlichen, aber auch hinterlistigen Karten, die immer wieder an Yugis Lebenspunkten zerrten. Und da dies ein Schattenduell war, wurde ihm immer ein Teil seiner Lebensenergie entrissen, sodass er kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Kajiki hatte nach wie vor seine 4000 Lebenspunkte, während Yugi nur noch 1800 Lebenspunkte hatte. „Ach, Yugi, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Falls du dir gedacht hast, dass du jetzt absichtlich verlieren könntest, vergiss es. Denn wenn du verlierst, wird auch dein Großvater sterben.“ „Was?!“, schrie Yugi entsetzt. Das einzige Monster, welches noch auf dem Feld stand, war sein Fluch des Drachen im Verteidigungsmodus. „Ja. Also musst du wohl gewinnen... doch du willst doch nicht die gute Seele deines Freundes Ryouta verlieren, oder?“ Plötzlich änderte sich Ryoutas Stimme und wurde finsterer, tiefer. Seine Augen funkelten in einem noch viel gefährlicheren, böseren Glanz. Ihn schien eine Aura zu umgeben, die aus purer Bosheit war. „Wer bist du?!“, fragte Yugi. Dies kann kein normaler Mensch sein, er hätte das Schattenreich ohne die Sennengegenstände unmöglich rufen können, es sei denn... „Du... du bist eine dunkle Seele, die von Ryouta Besitz ergriffen hat, stimmt's?! Du kommst aus dem Schattenreich!“ „Ich würde doch zu gerne wissen, woher du das zu wissen glaubst, kleiner Yugi“, entgegnete Ryouta. „Ich habe mir einige Steintafeln angesehen, als der Pharao noch bei mir war. Dort stand auch, dass er unzählige dunkle Seelen im Schattenreich gäbe, die von den Hohepriestern verbannt worden waren.“ „Höchst interessant. Ja, ich komme aus dem Schattenreich. Tja, es war Ryoutas eigene Schuld. Hätte er keine reine Seele, dann hätte ich ihn nicht zu besetzen brauchen. Er war ja so schwach, er ließ sich leicht beeinflussen.“ Der falsche Ryouta grinste wieder. „Nun, mein Zug“, rief dieser und zog seine Karte. Plötzlich leuchteten seine Augen und sein Grinsen wurde noch breiter. „Oh, heute ist wohl dein Pechtag, klein Yugi. Rate mal, welche Karte ich gezogen habe.“ Mit diesen Worten drehte Kajiki seine Karte, sodass Yugi diese erkennen konnte. Ihm stockte schlagartig der Atem. Ihm war so, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggerissen, eine Welle des Entsetzens rollte über ihn hinweg. „W-Wie kann das sein?!“, rief Yugi völlig fassungslos. „Ich opfere drei meiner fünf Monster, um ihn zu rufen: Osiris, den Himmelsdrachen!“ Mit einem mal verdunkelte sich wieder die Arena und einige Gewitterwolken zogen auf, begleitet von Blitzen und Donnern kam ein roter, riesiger Drache aus den Wolken hervor. Der Götterdrache Osiris war erschienen. Drei von Kajikis Monstern waren verschwunden. Alle Zuschauer sahen ehrfürchtig zum Himmelsdrachen, der nun hinter Kajiki war. „Wie bist du an diese Götterkarte gekommen?! Sie war doch im Grab des Pharaos, welches verschüttet worden war!“ Yugi konnte es immer noch nicht ganz fassen. „Wie naiv du bist, klein Yugi. Ich kann mir alles beschaffen, was ich will. Auch deine Seele“, den letzten Satz hatte Ryouta nur noch geflüstert. Dann erhob er wieder seine Stimme. „Nun spiele ich die Karte 'Umkehrung' und dein Drache wird in den Angriffmodus versetzt. Da ich drei Karten in meiner Hand halte, hat Osiris jetzt 3000 Angriffspunkte. Also, greif seinen Fluch des Drachen an!“ Sofort öffnete der Himmelsdrache sein Maul und ein Feuerball zerstörte Yugis Monster. Yugi keuchte auf, sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Mit einem Schlag verlor er ganze 1000 Lebenspunkte, sodass er nun nur noch 800 Punkte hatte. Dieser Schmerz war so überwältigend für Yugi, dass er in die Knie gehen musste. Er bekam immer schwerer Luft. Dieses Schattenduell zerrte gewaltig an seinen Kräften. „Yugi, halt durch! Du wirst jetzt doch wohl nicht schlapp machen!“, schrie Jonouichi, für alle sehr gut hörbar. Das Publikum war schon lange still geworden, hatten nach einer Weile den Ernst der Lage erkannt. Einige Leute hatten sogar versucht, aus dem Stadion zu flüchten, doch die Türen waren verriegelt. Sie alle waren eingesperrt. Panik breitete sich allmählich unter dem Publikum aus, niemand wusste, wie dies alles enden würde. „Jonouichi hat recht, Yugi! Du hast selbst den Pharao besiegt, den wirst du doch auch mit links fertig machen!“, stimmte Honda laut zu. „Aber Freunde, habt ihr denn schon vergessen? Auch Ryoutas wahre Seele spielt auf dem Spiel!“, flüsterte Anzu ihnen besorgt zu. Nur Honda und Jonouichi konnten sie verstehen. „Kuso!“, zischte Jonouichi wütend. „Was sollen wir denn bloß tun?!“ „Och, schon k.o., Yugi? Ich hatte mir dieses Duell wirklich spannender vorgestellt. Tja, ohne den Pharao bist du eben ein Nichts.“ Seine Stimme triefte nur so vor Hohn. „Lass den Pharao aus dem Spiel!“, zischte Yugi. Seine Augen funkelten leicht zornig. „Wieso könnt ihr ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen? Müsst ihr ihn denn wieder aus seinem wohlverdienten Schlaf reißen?!“ „Es ist doch seine eigene Schuld, wenn er uns auch immer wieder in die Quere kommt. Wer hat denn gesagt, wir wollen ihm die Ruhe nehmen? Dies ist nicht unsere Absicht, doch es kann natürlich sein, dass er zurückkommt, um dich Schwächling zu beschützen, wenn ihm noch etwas an dir liegt, was ich doch bezweifle. Für ihn warst du nur das Mittel zum Zweck, ein Werkzeug, um seinen Frieden zu finden. Findest du es nicht auch so? Schließlich hat er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, verlassen.“ „Sei still!“, zischte Yugi. Er war definitiv wütend. So kannte man ihn nicht, dass in seinem Gesicht so viel Wut, ja regelrecht Zorn, zu sehen war. „Rede nicht so schlecht vom Pharao!“ „Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung“, sagte Kajiki spöttisch. „Ach ja, ich habe vergessen, wie viel er dir doch bedeutet. Denn ohne ihn wärst du ein Nichts, nicht wahr? Ohne ihn bist du ein Niemand. Ohne ihn hättest du keine Freunde, du wärst nicht der 'König der Spiele'. Diesen Titel hast du dir nicht einmal verdient. Du hast den Pharao doch immer vor geschickt, damit er für dich die Duelle gewinnt, nicht wahr? Du bist ja so schwach, kleiner Yugi. “ Mit einem triumphierenden Grinsen sah Ryouta zu Yugi herab, der seinen Kopf gesenkt hatte. „Yugi, hör' nicht auf ihn! Er lügt doch nur!“, schrie Anzu. Sie konnte es einfach nicht aushalten, wie Kajiki ihn so fertig machte. „Nein, er hat Recht, Anzu“, flüsterte Yugi. Da er ein Mikro trug, konnte ihn jeder verstehen. Er hielt seinen Kopf immer noch gesenkt. Von seiner vorherigen Wut war keine Spur mehr zu sehen. „Der Pharao hatte die Duelle meistens bestritten. Ich hatte mich immer zurückgezogen. Eigentlich habe ich den Titel 'König der Spiele' tatsächlich nicht verdient.“ Man konnte aus seiner Stimme hören, dass er traurig lächelte. Plötzlich schwang seine Tonlage um. Man konnte es nicht wirklich definieren. „Doch mit jedem Duell, das wir bestritten hatten, machte uns stärker. Ihr wisst doch noch, Freunde, dass ich am Anfang Angst vor ihm hatte. Beim Königreich der Duellanten. Doch all die Zeit danach haben wir uns alles anvertraut, er wurde unser Freund. Und wir haben uns gegenseitig immer bestärkt, wenn wir ein Problem hatten. Wir haben voneinander gelernt. Auch wenn ich früher vielleicht schwach war...“, mit diesen Worten hob Yugi seinen Kopf und sah entschlossen in die Augen von Kajiki. Dieser sah verwundert zu ihm. Wie kann das sein? Er war doch eben noch am Boden zerstört, woher nimmt er diese Kraft auf einmal? „... heute bin ich stärker und mutiger. Das hat er mir beigebracht. Courage zu zeigen. Und dieses Duell werde ich ehrenvoll bestreiten, ich werde mein Bestes geben. Immer. Auch wenn der Pharao jetzt nicht mehr da ist, ich werde weiter kämpfen und nie aufgeben! Ich werde nicht zulassen, dass die Welt wieder in Dunkelheit versinkt! Und ich werde dem Pharao seine Ruhe lassen, auch wenn es mein Leben kosten mag!“ Nun war Yugi vollends aufgerichtet, er strahlte eine immense Stärke und einen Stolz aus, der dem Pharao ebenbürtig schien. „Lass das wahre Duell beginnen!“ Kapitel 3: Rettung? ------------------- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Himmelsdrache Osiris – Slyfer, der Himmelsdrache Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 3 – Rettung? Nun war Yugi vollends aufgerichtet, er strahlte eine immense Stärke und einen Stolz aus, der dem Pharao ebenbürtig schien. „Lass das wahre Duell beginnen!“ „Wow, Yugi...“, hauchte Anzu beeindruckt. So hatte sie Yugi noch nie erlebt, so stark. Kajiki konnte ihn jetzt nicht mehr entmutigen. „Dem hat er's aber gezeigt!“, frohlockte Jonouchi. „Aber das Duell ist noch lange nicht vorbei“, wisperte Honda. Nun wurde das Duell noch spannender. Es schien, als hätte Yugi einen unermüdlichen Kampfgeist. Immer, wenn er am Boden schien und Ryouta zu gewinnen drohte, schlug Yugi zurück. Auch wenn Ryouta ein wirklich starker Gegner war, er war nicht unbesiegbar. Yugi nutzte immer seine Schwächen aus, sodass es auch bald einen Punktegleichstand gab. Yugi hatte es so weit geschafft, dass auch Ryouta nun 800 Lebenspunkte hatte. Natürlich hatte er auch einige Punkte verloren, doch durch Notreserve bekam er 500 weitere Punkte, sodass er wieder 800 Lebenspunkte besaß. Vor wenigen Zügen hatte er sogar Osiris besiegen können, wobei seine Spezialfähigkeit nicht ohne Bedeutung war. Yugi hatte denselben Trick angewandt wie auch beim Schicksalsduell gegen Atemu. Yugi schien seine Bedenken über Bord geworfen zu haben und der Duellant in ihm kam zum Vorschein. Es war fast schon beängstigend, wie schnell Yugi sich verändert hatte. Nun ähnelte er Atemu mehr als zuvor. Er gab sein Bestes. „Du bist auch wirklich hartnäckig“, zischte Ryouta mit funkelnden Augen. Er war nun am Zug und zog seine Karte. „Ha! Du hast zwar meinen Himmelsdrachen besiegen können, doch jetzt hole ich ihn zurück. Und zwar mit Monster Reanimation!“ Nach wenigen Sekunden kam Osiris wieder zurück aufs Feld, was Yugi ganz und gar nicht gefiel. „Osiris, greif seine lächerlichen Magnetkrieger an!“ Yugi keuchte erstickt auf und hielt sich seine Brust, als der Angriff fiel. Er hatte Glück, dass sie nur im Verteidigungsmodus waren, sodass er keine Lebenspunkte verlor, dennoch konnte er immer den Schmerz spüren, wenn ein Monster zerstört wurde. Jetzt hatte er kein Monster mehr, was ihn verteidigen konnte. Nur noch eine verdeckte Karte hatte er auf dem Feld. „Und damit ist mein Zug noch lange nicht beendet.“ Kajiki grinste wieder teuflisch. Was hat er denn jetzt wieder vor?, dachte Yugi und machte sich auf alles gefasst. „Ich decke meine Zauberkarte auf, Sternenzerstörer. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Sterne meines Monsters auf 8, sodass ich nur zwei Monster zu opfern brauche, um ihn hier zu rufen: Obelisk, den Peiniger!“ „Nein!“, keuchte Yugi auf. Er hat doch wohl nicht alle drei ägyptischen Götterkarten... Nun war auch Obelisk erschienen, der hoch über die Arena ragte. Man konnte förmlich die Macht der beiden Götter spüren. Nun hatte Kajiki einzig allein seine beiden Göttermonster auf dem Feld. „Nun, beende das Duell mit deinem Fausthieb der Gerechtigkeit, Obelisk!“, grinste Kajiki und gab den Gott frei zum Angriff. Der Veranstalter lachte diabolisch, war sich seines Siegs gewiss. Obelisks Faust schnellte unerbittlich auf Yugi zu. „Was-?“, rief Ryouta jedoch, als sich der Wirbel aus Staub gelichtet hatte. Yugi stand immer noch, hatte seine Duell Disk vor sein Gesicht gehalten. „Wie kann das sein?! Deine Lebenspunkte hätten auf Null fallen müssen, anstatt sich zu vermehren. Wieso hast du jetzt 1800 Lebenspunkte?!“ „Dank meiner Fallenkarte. Diese bewirkt nämlich, dass Obelisks Angriff absorbiert wird und 2000 Punkte zu meinen Lebenspunkten gezählt werden. Außerdem wird dein Zug rückgängig gemacht, sodass jeglicher Schaden annulliert wird und dein Zug jetzt beendet ist. Das hat mich alles nur 1000 Punkte gekostet“, erklärte Yugi. „Aber wieso hast du diese Karte nicht schon eben aktiviert, als Osiris dich angegriffen hat?!“ „Zauber- und Fallenkarten haben keine Wirkung auf Osiris, schon vergessen?“ Daraufhin konnte Kajiki nur erbost seine Zähne knirschen. „Das ist unser Yugi!“, rief Jonouchi laut, sodass Yugi ihn verstehen konnte. Der König der Spiele grinste leicht. „Dann bin ich jetzt wohl dran. Ich setze eine Karte verdeckt und spiele den Beauftragten der Dämonen im Verteidigungsmodus. Damit beende ich meinen Zug.“ „Hast du etwa Osiris' zweite Fähigkeit vergessen? Dein Monster verliert jetzt 2000 Angriffspunkte, tja, jetzt hat er nur noch schlappe 500 Angriffspunkte“, meinte Ryouta nach dem Angriff von Osiris' zweitem Maul. „Mach deinen Zug, Ryouta“, erwiderte Yugi schlicht, fast schon gleichgültig. „Wie du willst. Mit dieser hübschen Karte darf ich deine drei Monster opfern. Ich glaube auch, du weißt, für wen die Opfer gedacht sind, nicht wahr, Yugi?“, fragte Ryouta mit triumphierender Stimme. „Nein.... doch nicht Ra“, keuchte Yugi erschrocken. Verdammt! Dabei dachte ich, ich hätte endlich die Oberhand gewonnen. „Richtig. Hiermit rufe ich dich, höchster Gott aller Götter: Geflügelter Drache des Ra!“ Das ganze Publikum hielt den Atem an. Wieder zog eine mächtige Gewitterwolke über sie hinauf, Donner und Blitze erschienen, als wollten sie sie das Fürchten lehren. Einzelne, goldene Lichtstrahlen fielen durch die Wolken, obwohl es bereits Nacht war. Dies kündigte den Sonnengott an. Mit seinen anmutigen Schwingen landete sie fast schon lautlos neben Ryouta. „Es gibt kein Entrinnen, Yugi. Erst einmal spiele ich diese Zauberkarte, wodurch dein hübscher Beauftragter in den Angriffsmodus switscht. Und jetzt, Obelisk, greif sein Monster an!“ „Yugi!“, schrien Jonouchi, Honda und Anzu gleichzeitig. Wenn dieser Angriff Früchte tragen würde, dann hätte Yugi verloren. Schließlich hatte der Beauftragter der Dämonen nur 500 Angriffspunkte, Obelisk dagegen satte 4000. Yugis 1800 Angriffspunkte würden nicht mehr reichen. „Ich aktiviere meine Fallenkarte: Ring der Zerstörung!“, deckte Yugi schnell eine seiner verdeckten Karten auf. Diese Karte bewirkte, dass Obelisks Angriff annulliert wurde. „Das habe ich erwartet. Aber ich habe noch meine beiden anderen Göttermonster. Los, Osiris!“ Dieses Mal konnte Yugi den Angriff nicht abwehren, somit verlor er sein Monster, aber glücklicherweise nur 500 Lebenspunkte, da Ryouta nur eine Karte in der Hand hatte, sodass Osiris' Angriffspunkte nur 1000 betrugen. Dennoch musste Yugi wieder gequält stöhnen. Langsam aber sicher verließen ihn seine Kräfte, seine Energie war schon fast verbraucht. Außerdem hatte er jetzt nur noch 1300 Lebenspunkte. „Hart, nicht wahr, so ein Schattenduell, klein Yugi? Aber ich will dich noch mehr leiden sehen, also spiele ich diese Zauberkarte: der Hinterlistige. Er raubt dir 1000 Lebenspunkte!“ Yugi keuchte laut auf und fiel abermals auf die Knie. Er hielt eine Hand an seine Brust, die andere hatte er nach vorne gestützt, um nicht vorüber zu fallen. Er konnte kaum noch Luft kriegen, war kurz vorm Zusammenbruch. Er hatte nur noch 300 Lebenspunkte. „Yugi, bitte, halte durch!“, schrie Anzu, die Tränen in den Augen hatte. „Wie kann man bloß so unmenschlich sein, du Bastard!“, erzürnte sich Jonouichi und sah zornig zu Marko. „Was hat Yugi dir denn getan, dass du ihn so quälst?!“, mischte sich nun auch Honda ein. „Großer Bruder, kannst du das Duell nicht abbrechen? Bitte, Yugi ist in großer Gefahr!“, bettelte Mokuba Seto Kaiba. Dieser hatte eine ausdruckslose Miene aufgesetzt. „Das liegt nicht in meiner Macht, Mokuba. Es ist nicht mein Turnier.“ Ein wahrer Duellant gibt niemals auf, egal, wie ausweglos es erscheint. Und Muto ist nicht jemand, der so schnell aufgibt. Er muss dieses Duell bestehen, dachte Seto und sah auf das Duellfeld herab. „So... jetzt will ich mal so gnädig sein und deinem Leiden ein Ende setzen. Los, Geflügelter Drache des Ra, Angriff!“, donnerte Ryoutas Stimme durch die ganze Arena. Viele Zuschauer gaben entsetzte Laute von sich. „Yugi!“ „Oh nein, Yugi!“ „Yugi, du musst dich wehren!“ Doch diese Rufe seiner Freunde konnte Yugi kaum noch verstehen, seine Sicht verschwamm immer wieder vor seinen Augen. Nein... ich darf nicht verlieren... ich habe es mir geschworen... ich habe noch ein Karte... die mich retten kann... Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Ras Feuerball raste unerbittlich auf Yugi zu, hatte ihn fast erreicht, als plötzlich helles Licht erstrahlte, welches Yugi zu umgeben schien. Helles, grelles Licht, das alle blendete. „Ich opfere die Hälfte meiner Lebenspunkte und spiele dafür die Zauberkarte 'Magischer Vorhang' und rufe meinen Schwarzen Magier!“ Honda, Anzu und Jonouchi keuchten geschockt auf. „Diese Stimme... aber das kann doch gar nicht sein!“, hauchte Anzu mit vor Schreck geweiteten Augen. Das gleißende Licht ebbte langsam ab, ebenso wie der Feuerball zerbarst. „Wie ist das möglich?!“, rief Kajiki in den Nebel voll aufgewirbeltem Staub hinein. „Ich spiele Schwarze Illusion, sodass die Attacke ins Leere geht“, antwortete sein Gegner. Langsam lichtete sich der Nebel und man konnte die Gestalt Yugis erkennen, die nun aufrecht war. Auf seiner Stirn leuchtete das Auge des Horus. Kapitel 4: "Ich werde dich immer beschützen" -------------------------------------------- Ein oder zwei Fragen werden bei diesem Kapitel wahrscheinlich beantwortet werden, aber längst nicht alle, befürchte ich... KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Mahâdo – Mahad Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Muran Siamun – Shimon Muran (Berater des Pharaos) Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 4 – „Ich werde dich immer beschützen“ „Wie ist das möglich?!“, rief Kajiki in den Nebel voll aufgewirbeltem Staub hinein. „Ich spiele Schwarze Illusion, sodass die Attacke ins Leere geht“, antwortete sein Gegner. Langsam lichtete sich der Nebel und man konnte die Gestalt Yugis erkennen, die nun aufrecht war. Auf seiner Stirn leuchtete das Auge des Horus. Nach wenigen Sekunden war der Nebel endgültig verschwunden. Nun konnte man auch die goldene, verkehrte Pyramide sehen, die um Yugis Hals hing. Diese glitzerte im goldenen Schein. Auf dem Spielfeld standen sich die Göttermonster und der Schwarze Magier gegenüber. „Ich danke dir, Mahâdo“, gab Pharao Atemu seinen Dank preis. „Ich habe mir geschworen, Euch für immer zu beschützen, mein Pharao“, erwiderte der Schwarze Magier. „Das kann doch nicht sein! Wie kann dieser verfluchte Pharao wieder in dieser Welt sein?!“, fragte sich Ryouta völlig überrumpelt. Langsam wandte sich Yami seinem Widersacher zu. Kalte Wut funkelte in seinen Augen und das Horus-Auge auf seiner Stirn leuchtete abermals hell auf. „Wie kannst du es wagen, meinem Aibou zu schaden? Dafür wirst du büßen, Schattenwesen, das schwöre ich dir“, sagte Atemu mit bedrohlicher Stimme. Unwillkürlich begann Ryouta zu frösteln. „Ach, jetzt wird es wirklich interessant. Yugi war mir so oder so zu schwach, gegen den allmächtigen Pharao zu spielen wird sicherlich mehr Spaß machen“, höhnte Ryouta weiter, sein Unbehagen ignorierend. „Ich bin dran. Zuerst darfst du wegen meiner vorherigen Zauberkarte eine Karte ziehen“, sagte der Pharao ungehindert und Kajiki zog eine Karte. Da Atemu immer noch am Zug war, tat er dies ebenso. Er steckte seine gezogene Karte in die Duell Disk, ohne sie auch nur angesehen zu haben. „Das wird dein Untergang“, verkündete Atemu unheilvoll. „Ich spiele Schwert der Gerechtigkeit! Mit dieser Karte bekommt mein Magier alle Angriffs- und Verteidigungspunkte der Monster, die du im ganzen Duell geopfert hast.“ „Nein!“, schrie Ryouta entsetzt. „Oh doch. Du hast respektlos 8 deiner Monster geopfert, nur um die Göttermonster zu rufen. Und das wird dir zum Verhängnis werden.“ Nun schnellten die Angriffs- und Verteidigungspunkte des Schwarzen Magier in die Höhe und er war stark genug, um alle drei Götter mit einem Angriff zu zerstören. „Schwarze Magie Attacke!“, rief Atemu entschlossen. Der lila-schwarze Energieball raste auf die gegnerischen Monster zu und mit einem Angriff verschwanden die Ägyptischen Götter, während Ryoutas Lebenspunkte rasant auf Null fielen. „Nein!“, schrie dieser, als ihn die Schatten einholten. Plötzlich leuchtete das Millenniumspuzzle auf und Atemu sagte mit lauter Stimme: „Reich der Schatten, nimm die schwarze Seele dieses Mannes und lass das Reine in ihm unberührt.“ Nach wenigen Sekunden lichtete sich der lilane-schwarze Nebel, die die Arena schon seit Beginn des Duells umhüllt hatte, und verschwand dann vollends. Auch die Hologramme waren bald nicht mehr zu sehen. Atemu klappte seine Duell Disk zurück und eilte zu Kajiki, der auf dem Spielfeld lag. Gut, er ist nur ohnmächtig, dachte Yami erleichtert, als er Ryoutas Puls fühlte. Daraufhin machte er sich an Ryoutas Deck zu schaffen. Diese Karten sind zu gefährlich, als dass ich sie einem Unwissenden überlassen könnte. Mit diesem Gedanken schob er die drei Götterkarten in sein eigenes Deck. Die Zuschauer hatten sich bis jetzt in keiner Weise bewegt, waren doch zu erstaunt über das Gesehene. Sie konnten immer noch nicht richtig fassen, was in den letzten Minuten passiert war. Anzu, Honda und Jonouichi waren die Ersten, die sich regten. „Atemu!“, riefen sie alle und eilten zu den unteren Tribünenreihen, um dann auf das Spielfeld zu springen und zu Yami zu stürmen. Dieser hatte seinen Namen rufen hören und drehte sich um. Sofort waren seine Freunde bei ihm angekommen. „Hey, Leute“, begrüßte er seine Freunde ruhig, jedoch auch mit einem leicht amüsierten Lächeln. Ihre Gesichter waren auch zu göttlich. „Nichts 'Hey Leute', wie kommst du denn wieder hier her, Pharao?“, rief Jonouchi völlig fassungslos. „Lass uns erst einmal Ryouta versorgen, er hatte sicherlich eine ziemlich schwere Zeit hinter sich. Und dieses Ding hier will ich auch los werden, es ist ziemlich lästig“, meinte Atemu und starrte etwas genervt auf sein Mikro. Es musste nicht unbedingt sein, dass jeder Zuschauer zuhören konnte. „Ich habe bereits einen Krankenwagen gerufen“, sagte Anzu. Nach einigen Minuten erreichten einige Sanitäter die Arena, nachdem man Spezialisten gerufen hatte, um die Toren zu öffnen, und brachten Ryouta ins Krankenhaus. Nun strömten auch unzählige Menschen aus der Arena, wollten erst einmal ihre Gedanken sortieren. Jedoch wollten auch einige Duellanten unter ihnen Muto Yugi kennen lernen, vor allem nach seinem phänomenalen Sieg gegen die drei Götter. Schnell eilten Yami und seine Freunde aus dem Stadion ins Freie und machten sich gemeinsam auf den Weg zu Yugis Haus. „Oh nein“, stieß Ryo plötzlich aus. „Was ist?“, fragte Honda sofort alarmiert. „Yugis Großvater!“ Mehr brauchte er nicht sagen, als auch schon Atemu und seine Freunde zum Game-Shop rannten. „Siamun!“, rief Atemu durch die Wohnung, als sie dort ankamen. Daraufhin kamen zwei Leute aus dem Wohnzimmer, mit der einen Person jedoch hatten die Freunde nicht gerechnet. „Hallo, Leute“, grinste Otogi Ryuji sie an. „Otogi?!“, riefen Honda, Anzu und Jonouchi gleichzeitig verwundert. Atemu hob nur fragend eine Augenbraue. „Ja, ich bin's. Ich wollte hier mal vorbei schauen, weil ich schon lange nicht mehr hier war. Aber dann habe ich die offene Tür zum Shop gesehen und fand es äußerst merkwürdig. Also bin ich in die Wohnung geschlichen und hab diesen Typen gesehen, der Großvater gepackt hatte. Da hab ich ihn fertig gemacht“, erzählte Otogi immer noch grinsend. „Die Polizei war auch bereits bei uns und hat ihn mitgenommen, da es aber schon spät ist, müssen wir erst morgen zum Revier, um die Aussage zu machen. Aber sag mal, wie ist das Duell denn verlaufen, Yugi? Und seit wann bist du so viel größer als ich?“, fragte Yugis Großvater und bedachte seinen Enkel mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Muto-san...“, begann Yami zögerlich, wurde jedoch von Jonouchi unterbrochen. „Dreimal dürfen Sie raten, wer wieder da ist!“, rief Katsuya mit leuchtenden Augen. Wenige Sekunden war es still und jeder konnte förmlich hören, wie es in Otogis und Großvaters Köpfen arbeitete. Muto-san?... so hat mich Yugi ja noch nie genannt, sonst doch immer Jii-san, und nicht so höflich... es sei denn... „Pharao!“, rief der Älteste unter ihnen fassungslos, woraufhin Jonouchi nur noch breiter grinste. „Ach deshalb hast du mich auch vorhin Siamun genannt, Pharao, das war doch mein Name im Alten Ägypten...“, fiel es Großvater ein. Atemu konnte nur bestätigend nicken. Er hatte vollkommen vergessen, dass dies Yugis Großvater war und nicht sein früherer Berater. „Aber wie kann das denn sein? Beim letzten Duell gegen Yugi warst du doch ins Totenreich zurückgekehrt, oder nicht?“ „Ja, das würden wir auch gerne wissen“, mischte sich nun auch Honda ein. „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen, dort ist es gemütlicher zum Reden, denn ich denke, der Pharao wird uns noch viel zu erzählen haben“, schlug Anzu vor und als alle dann saßen, schauten sie den Pharao erwartungsvoll an. „Nun, ihr hattet Recht, dass ich nach dem Schicksalsduell zurück ins Totenreich gekehrt bin. Ich dachte, die Welt wäre gerettet. Doch vor kurzem riss das Reich der Schatten wieder auf und viele Schattenwesen gelangten in eure Welt. Diese Schattenwesen haben schwarze Seelen, die von Bosheit, Gier und Macht besessen sind. Deshalb bin ich wieder in eure Welt gekehrt. Ihr müsst wissen, ich war bis jetzt als Geist umhergeirrt und niemand konnte mich sehen. Ich wusste, dass ein Schattenwesen bereits Yugi gefunden haben musste und mit ihm ein Schattenduell bestritt, denn ich spürte häufiger einen heftigen Schmerz in meiner Brust, was nur von den Attacken eines gegnerischen Monsters auf Yugi in einem Schattenduell herrühren konnte. Irgendwie waren Yugi und ich immer noch miteinander verbunden, zumindest im Geiste. Vorhin hatte ich gespürt, dass Yugis Kräfte ihn verließen. Plötzlich hatte mein Sennenpuzzle angefangen zu leuchten und ich fand mich auf dem Duellfeld wieder. Das Puzzle hatte bewirkt, dass ich, so seltsam es auch klingen mag, mit Yugi einen Körper teilen kann.“ Stille. Alle hatten Atemus Erzählung gespannt gelauscht und waren jetzt in Gedanken versunken. „Und... was ist jetzt mit Yugi?“, fragte Anzu nach einer Weile und musterte Yami von oben bis unten. „Wie geht es ihm, ist er verletzt oder ähnliches?“ „Verletzt nicht, nur sein Geist ist erschöpft. Er muss sich erst einmal ausruhen, derweil kann ich ihn übernehmen. Aber ich müsste mich gleich schlafen legen, schließlich braucht auch Yugis Körper Ruhe. Aber er weiß auch noch nichts von mir. Er verlor das Bewusstsein, bevor ich übernehmen konnte.“ „Das wird für ihn ein schöner Schock sein, wenn er erfährt, dass du wieder da bist“, grinste Jonouchi sofort. „Aber wie kam es überhaupt dazu, dass das Schattenreich sich wieder öffnete?“, fragte Honda verwirrt. „Ich denke, dass eine dunkle Macht das Tor geöffnet haben muss. Sie muss sehr stark sein, denn nicht jeder kann das Reich der Schatten einfach so aufbrechen“, vermutete der Pharao mit ernster Stimme. „Aber wie kann das denn sein? Ich dachte, ihr hättet Zork besiegt und somit alles Böse auf der Welt vernichtet“, sagte Otogi verwirrt. „Das Böse kann man nicht besiegen“, kam es plötzlich von dem Ebenbild Siamuns. Alle sahen ihn verwundert an. „Jeder hat eine dunkle Seite, doch bei dem einen ist sie ausgeprägter als bei dem anderen. Die meisten Menschen haben ihre dunkle Seite immer unter Kontrolle beziehungsweise ihre dunkle Seite ist nur sehr schwach. Doch es gibt keinen Menschen, der nur gut ist, dagegen gibt es auch keine Menschen, die nur böse sind. Doch denkt jetzt nicht, dass ich wie Dartz denke!“, fügte er noch schnell hinzu, als Yugis Freunde ihn entsetzt bis hin zu misstrauisch beäugten. „Ich denke, es ist auch gut so, dass jeder eine gute und eine vielleicht dunklere Seite hat. Und die gute Seite wird immer siegen, auch wenn das Böse noch so mächtig erscheint.“ „Nach Ihrer Theorie also müsste jemand das Tor zur Schattenwelt geöffnet haben, bei dem seine böse Seite sehr mächtig ist, verstehe ich das richtig?“, fragte Anzu etwas zweifelnd. „Kann ganz gut möglich sein“, murmelte Atemu. Plötzlich spürte er etwas Seltsames in seinem Inneren. „Yugi...“, wisperte Atemu kurz, woraufhin alle ihn fragend oder verwirrt ansahen. Plötzlich leuchtete das Sennenpuzzle hell auf und blendete die Freunde. Als das Licht langsam nachließ, sahen sie einen erschöpften Yugi, der seine Augen geschlossen hielt. Sein Gesicht war noch blasser als sonst. „Yugi?“, fragte Anzu vorsichtig. Langsam öffnete der Kleine seine Augen und sah sich desorientiert um. „Wie-?“, fragte Yugi irritiert. „Wie komme ich denn hier her? Und was ist mit dem Duell gegen Marko? Geht’s ihm gut, ist er unversehrt? Und Großvater, geht es dir auch gut? Wo ist dieser Mann, der dich gefangen gehalten hat? Was-?“ „Hey, beruhig dich erst mal!“, stoppte Jonouchi seinen Redefluss. „So, was war denn das Letzte, woran du dich noch erinnern kannst?“ „Hm... lass mich überlegen... ach ja, Ra wollte mich doch angreifen... . Dann verließen mich meine Kräfte, noch bevor ich meine Zauberkarte spielen und meinen Schwarzen Magier rufen konnte“, erwiderte Yugi stirnrunzelnd. „Aber wie kann ich dann hier sein? Ich meine... ich hab doch das Duell verloren, oder nicht?“ Nun war Yugi vollends verwirrt und schaute jeden einzelnen irritiert an. Plötzlich hatte er ein eigenartiges Gefühl, eine schon lang vermisste Wärme berührte sein Herz. Ach, Yugi, hör auf, das ist doch nur Wunschdenken! Das bildest du dir nur ein... Da zeigte Anzu schweigend auf seine Brust. Yugi hob fragend eine Augenbraue und ließ seinen Blick an sich herab gleiten. Sofort stockte ihm sein Atem und seine Augen weiteten sich erschrocken. Wie kann das sein?! Das ist doch unmöglich! „Das Sennenpuzzle?!“, rief er fassungslos. „Aber... heißt das etwa... dass er wieder...?“ Hatte mich mein Gefühl doch nicht getäuscht? „Genau das soll es heißen, Yugi. Der Pharao ist wieder da“, grinste Jonouchi überdimensional, dass Yugi in Sorge war, er würde einen Muskelfaserriss bekommen. „Y-Yami?“, rief Yugi zögerlich seine andere Hälfte. Kaum hatte er den Namen genannt, erschien Atemu auch schon als Geist neben ihm sitzend. Yugi starrte ihn mit großen Augen an, während der Pharao ihn leicht angrinste. „Mou hitori no boku...“, flüsterte Yugi. „Aber wie kann das denn sein? Wie ist das möglich?“ „Ich glaube, ihr beide habt euch noch viel zu erzählen“, sagte Honda plötzlich laut und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. „Da es schon so spät ist, schlage ich vor, dass wir jetzt alle nach Hause gehen. Schließlich hat wahrscheinlich jeder von uns eine volle Mütze Schlaf nötig, nach diesem denkwürdigen Ereignis heute Abend. Nun, dann sehen wir uns morgen in der Schule, Yugi.“ Nach einigem Zögern seiner Freunde und Hondas bedeutungsvollen Blicken erhoben sich auch die anderen und verabschiedeten sich von dem sichtlich verwirrten Yugi. „Nun, dann geh ich jetzt auch zu Bett. Bleib nicht mehr so lange wach, Yugi.“ Mit einem kleinen Grinsen ließ Yugis Großvater seinen Enkel alleine im Wohnzimmer stehen. „Was sollte das denn jetzt?“, schnaufte Yugi nach wenigen Sekunden. //Sie wollen dir nur ein wenig Zeit geben, um alles zu verarbeiten//, meinte der Pharao in Yugis Gedanken, wobei er interessiert eine Augenbraue hob, als Yugi zusammenzuckte. „Entschuldige, hab nicht erwartet, deine Stimme zu hören“, nuschelte Yugi in seinen nicht vorhandenen Bart, was Atemu kurz zum Lächeln brachte. „Dann gehen wir auch mal nach oben.“ In seinem Schlafzimmer angekommen zog sich Yugi eilig um, putzte sich die Zähne und legte sich ins Bett. Mit einem sanften Lächeln registrierte er, dass Atemu wie üblich mit verschränkten Armen an seiner Bettkante saß, als wolle er ihn beschützen. Wie sehr hatte er diese Geste vermisst. „So, nun erzähl mir doch mal, wie es kommt, dass du wieder da bist“, forderte Yugi auf und sein Yami begann zu erzählen. Am Ende war es still zwischen den beiden. „Ich hatte mir erhofft, dass dein Wiedersehen erfreulichere Gründe gehabt hätte“, seufzte Yugi im Nachhinein. //Ich auch, Aibou.// Nach einiger Zeit begann Yugi zu sprechen, doch seine Stimme hatte einen leicht traurigen Klang. „Sag mal, Pharao, willst du denn überhaupt wieder hier sein? Ich meine, du hast doch schon so oft die Welt gerettet, und da will man auch ein wenig seinen Frieden haben. Doch nur ein halbes Jahr hattest du dafür, und jetzt ist wieder alles in Gefahr...“ //Ach, Yugi//, seufzte Atemu. //Wieso sollte ich denn nicht hier sein wollen? Hier sind meine Freunde, und für eine unbestimmte Zeit sind wir auch wieder vereint. Auch wenn diese Zeit von Gefahren gezeichnet sein wird, und ich wünschte wirklich, dass ich euch nicht mit hinein ziehen würde, aber dennoch bin ich froh, dass ich bei dir sein kann.// Kurze Zeit war es still, während Yugi über die Worte des Pharaos nachdachte. „Du hast Recht, ich bin auch froh, dass du wieder da bist. Zwar bedroht eine neue Macht die Welt, aber zusammen werden wir es schaffen.“ Plötzlich breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Jüngeren aus. „Na, dann sind wir wohl wieder die eine Hälfte des Anderen, nicht, Mou hitori no boku?“, zwinkerte Yugi und spielte auf die Worte des Pharao an, die er bei ihrem letzten Abschied gesagt hatte. Dass es nur noch einen Yugi Muto auf der Welt gäbe und Yami nicht mehr sein zweite Hälfte sei. //Da hast du Recht, Aibou. Und das ist auch gut so//, erwiderte Atemu mit einem sanften Leuchten in den Augen. Nach einiger Zeit glitt Yugi in einen ruhigen Schlaf, der von seinem Wächter behütet wurde. Ich werde dich immer beschützen, Aibou. Kapitel 5: Alltag? ------------------ Viel Spaß beim Lesen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Hai – Ja Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Muto Sugoroku – Solomon Muto Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 5 – Alltag? „Yugi, aufstehen! Es ist Zeit für die Schule!“, schallte es durch die Wohnung der Mutos. Kurz darauf regte sich eine kleine Gestalt, die sich in eine Decke eingerollt hatte. „Ich will nicht“, kam es nuschelnd von dem Knäuel und das kleine Wesen drehte sich zur Wand. //Yugi, du musst aber aufstehen//, sagte eine Stimme belustigt, woraufhin Muto Yugi sich blitzschnell umdrehte und den Geist des Pharaos kurz erschrocken ansah. „Ach jaaaahh....“, sagte der König der Spiele und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. //Hab ich dich etwa erschreckt?// „Ein wenig. Hab nur kurz vergessen, was gestern Abend passiert ist“, antwortete Yugi und gähnte verhalten. „Muss ich wirklich schon aufstehen?“, fragte Yugi und sah seinen Yami flehend an. Dieser saß auf seinem Schreibtisch und sah ihn höchst amüsiert an. Ja, ein Muto Yugi war schon ein Langschläfer. //Ich befürchte schon, Aibou//, erwiderte er grinsend. „Ja ja, amüsier' dich nur auf meine Kosten“, sagte Yugi mit einem gespielt bösen Blick zu seinem Yami und stand nach einiger Zeit mit einem tiefen Seufzer auf. Dann machte er sich daran, sich umzuziehen und seine Schultasche zu packen, hängte sich noch das Sennenpuzzle um den Hals, als er auch schon wenig später in der Küche saß und frühstückte. Nach dem Frühstück ging Yugi noch schnell wieder nach oben, holte seine Schultasche und eilte nach draußen. Er wäre fast gegen Anzu gelaufen, die vor der Tür zum Game-Shop stand. „Oh, entschuldige, Anzu“, sagte Yugi und war knapp an Anzu vorbei gerauscht. „Nicht schlimm. Wollen wir gehen?“ Mit einem bestätigenden Nicken gingen die beiden Freunde zur Schule. Doch hätte Yugi auch nur im Entferntesten damit gerechnet, was in seiner Klasse passieren würde, dann hätte er wohl lieber den Tag zu Hause verbracht, denn kaum war Yugi durch die Klassenzimmertür geschritten, da stürmten auch schon seine Mitschüler auf ihn ein und bombardierten ihn mit Fragen. „Hey, Yugi, das war ein spitzen Duell gestern!“ „Kann ich mal die Götterkarten sehen?“ „Wirklich toll, wie du noch im letzten Moment deine Zauberkarte gespielt hast und dich gerettet hast!“ „Wer ist eigentlich Yami?“ „Unglaublich, wie du die drei ägyptischen Götter besiegt hast!“ „Kannst du mir auch Duell Monsters beibringen?“ „Was ist denn ein Schattenduell?“ „Dieser Nebel, der gestern über der ganzen Arena hing, war das etwa eine Feldzauberkarte?“ „Über welchen Pharao habt ihr gestern gesprochen?“ Langsam aber sicher wurde Yugi überfordert und wurde auch immer weiter in die Ecke gedrängt. Eilig sprangen ihm seine Freunde zur Hilfe und holten ihn aus der Menschenmasse, die ihn fast zerdrückte. „Was soll dieser Lärm hier?!“, rief plötzlich die Lehrerin, die soeben ins Klassenzimmer kam. „Ähm... nichts, nichts, alles in Ordnung“, sagte Honda mit einem entschuldigenden Lächeln und schob seine Freunde zu ihren Plätzen, während sich der Rest der Klasse ebenfalls auf ihre Plätze begaben. „Nun, da jetzt endlich Ruhe herrscht, will ich euch das neue Geschichtsthema in diesem Halbjahr nennen. Wir werden uns demnächst mit dem Alten Ägypten beschäftigen, mit Schwerpunkt im Neuen Reich ab der 18. Dynastie. Zu diesem Thema werden wir am Freitag in das Museum gehen, welches neue Exponate aus Ägypten ausgestellt hat.“ Daraufhin waren einstimmige, genervte Seufzer zu hören. Einzig allein Honda, Anzu, Jonouchi, Ryo, Kaiba und Yugi blieben still. Manche von ihnen mussten sich sogar ein Grinsen verkneifen, erinnerten sie sich doch an ihre Reise ins wahre Alte Ägypten und hatten einiges an Wissen mitgebracht. Jonouchi konnte sich nicht halten und lachte leise. „Was ist denn so witzig, Jonouchi?“, fragte die Lehrerin scharf. „Oh, nur, dass wir wirklich zufällig das Thema Ägypten haben, wo wir doch einen wahrhaftigen Pharao in unserer Klasse haben. Obwohl, eher seinen Geist.“ Honda schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Dieser Blondschopf konnte manchmal wirklich nicht seine Klappe halten. Nicht wenige seiner Mitschüler sahen Katsuya fragend bis hin zu verächtlich an. Unter ihnen war auch Kaiba Seto. Viele hielten ihn nun für komplett verrückt. „Raus! Wenn Sie sich beruhigt haben und endlich klaren Verstandes sind, können Sie wieder rein“, befahl die Lehrerin. Als Jonouchi endlich draußen war, fuhr sie fort: „Nun, Schüler, da Ägypten die Heimat der Hieroglyphen ist, habe ich das ägyptische Alphabet für euch gedruckt, doch nur die Zeichen für das lateinische Alphabet, denn das Ägyptische hat über 800 Zeichen.“ Mit diesen Worten holte sie einen Stapel Papiere aus ihrer Tasche und reichte jedem ein Blatt. „Hm...“, machte Yugi und besah sich das Blatt. Dort waren in einer Tabelle die japanischen Schriftzeichen und in der anderen die dazugehörigen Hieroglyphen und wie man sie aussprechen musste. Plötzlich erschien der Geist der Sennenpuzzles neben dem Bunthaarigen und sah auf die Hieroglyphen herab. Yugi sah ihn kurz verwundert an. /Seit wann kommst du denn im Unterricht raus?/, fragte Yugi ihn in Gedanken. //Ab und zu lausche ich deinem Unterricht, und da du jetzt wohl in Geschichte ein ziemlich interessantes Thema für uns hast, wollte ich eure Hieroglyphen sehen. Erstaunlicherweise habt ihr in eurer Zeit viel über die Bedeutung der Heiligen Schriften herausgefunden.// /Nun, Archäologen hatten ja auch einige Jahrtausende Zeit/, erwiderte Yugi mit einem kleinen Grinsen. „Muto, wären Sie so freundlich und beantworten meine Frage?“, rief die Lehrerin Yugi wieder in die Realität zurück. Daraufhin erhob sich Yugi hastig. „Ähm... ich weiß die Antwort nicht...“, sagte Yugi zaghaft. Plötzlich schallte Gelächter durch den Raum und Yugi wurde soweit rot, dass er als Ampelersatz hätte durchgehen können und setzte sich beschämt wieder hin. „Ich habe nicht einmal eine Frage gestellt, Muto“, sagte die Lehrkraft dann streng. „Passen Sie demnächst besser auf.“ „Hai“, sagte Yugi schnell. Die restliche Stunde sprachen sie über das Alte Ägypten und was die Schüler alles darüber wussten. Dabei konnten Yugi und seine Freunde mächtig punkten, wo sie doch tatsächlich im Alten Ägypten waren. Als Hausaufgabe mussten sie in ihrem Geschichtsbuch die Entstehungsgeschichte des Neuen Reichs und die einzelnen Informationen zu den Pharaonen der 18. Dynastie lesen. Am Montag würden sie dann ins Museum gehen. „Oh man, muss die uns immer so viele Hausaufgaben aufgeben? Als hätten wir am Wochenende nichts besseres zu tun“, meckerte Jonouchi nach Schulschluss. „Ach, so schlimm ist es nun auch wieder nicht“, erwiderte Anzu. „Ägypten ist doch interessant.“ „Genau, Jonouchi. Außerdem haben wir doch einen Experten dafür, falls wir Schwierigkeiten mit dem Thema haben“, stimmte dann auch Honda zu und sah bedeutungsvoll zu Yugi. Dieser konnte nur amüsiert den Kopf schütteln. Da würde der Pharao wohl demnächst ziemlich häufig seinen Körper übernehmen müssen. „Sagt mal, Leute, habt ihr eigentlich irgendwas von Ryouta seit gestern gehört?“, fragte Anzu plötzlich. Ihre Freunde schüttelten bedrückt den Kopf. „Er war ja gestern verdammt gruselig“, murmelte Jonouchi. „Und diese Kleidung stand ihm nun wirklich nicht“, meinte Honda. „Er war auch nicht mehr er selbst gewesen“, sagte Yugi leise. „Er war nicht mehr Ryouta, sondern eine dunkle Seele, die ihn kontrolliert hat. Ich habe es gespürt, diese dunkle Aura, die ihn umgab.“ „Aber das war wirklich spitzenklasse, wie du ihn dann fertig gemacht hast!“ Yugi lächelte schwach, nach wenigen Augenblicken jedoch verblasste es wieder. „Ich hätte wirklich nicht gewusst, wie es geendet hätte, wenn der Pharao nicht gekommen wäre und mithilfe des Sennenpuzzle Ryoutas dunkle Seite ins Reich der Schatten geschickt hätte. Ich meine, es stand Kajikis gute Seele, Großvaters Leben und meine Seele auf dem Spiel...“ /Vielen Dank, Mou hitori no boku. Wenn du nicht gewesen wärst, dann wüsste ich nicht, ob ich jetzt noch hier stehen würde./ Daraufhin erschien sein Geist neben ihm. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und schaute in die Ferne. //Das war nur selbstverständlich, schließlich habe ich mir geschworen, dass ich dich immer beschützen werde, Aibou.// Daraufhin errötete Yugi kaum merklich. Das war ihm nun gänzlich neu, dass sein Yami sich so etwas vorgenommen hatte. „Aber dennoch ist jetzt Ryouta wieder gut!“, holte Jonouchi ihn wieder in die Realität zurück. „Wie wär's, wenn wir mal beim Krankenhaus vorbeischauen?“ „Gute Idee, Jonouchi. Dann lasst uns gehen“, stimmte Anzu sofort begeistert zu und ging voraus zum Domino Hospital. Dort angekommen gingen sie erst einmal zum Informationstresen und fragten nach Kajiki Ryouta. Zuallererst mussten sie erst einmal einige Papiere ausfüllen mit ihrer Anschrift und ihrem Namen, weil sie keine Verwandten von Ryouta waren, und wurden danach endlich zu Ryoutas Zimmer mit Nummer 515 geschickt. Gerade wollten sie am Zimmer klopfen, als die Tür plötzlich von innen aufgerissen wurde und eine Krankenschwester direkt in Yugi hineinlief. Die Schwester stolperte nur etwas nach hinten, doch Yugi hatte weniger Glück und landete mit seinem Allerwertesten auf den Boden. „Entschuldige“, sagte die Schwester schnell und half Yugi auf. Dieser konnte nur lächelnd abwinken und ging mit seinen Freunden in Ryoutas Raum. Die Schwester sah ihm verwundert nach, hatte keineswegs den König der Spiele in ihrem Krankenhaus erwartet. Ryouta saß aufrecht in seinem Bett und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Erst nach einigen Sekunden bemerkte er seine Besucher und seine Augen wurden groß. „Yugi!“, rief Kajiki erstaunt. „Ausgerechnet ihr besucht mich, obwohl ich gestern so... so...“ „Arrogant und ekelhaft war, dass man dich hätte treten können dafür?“, half Jonouichi nach und kassierte dafür böse Blicke von Anzu. Kajiki nickte stumm und musterte Yugi. „Yugi, es tut mir wirklich Leid, was ich gestern alles getan habe. Ich wollte es wirklich nicht! Aber irgendetwas hatte mich dazu getrieben.. ich hatte auf einmal nur noch vor, dich zu besiegen, Yugi... es erschien mir plötzlich richtig und vertröstete mich darauf, dass es allein meinem Vater zugunsten wäre...“, sagte Ryouta immer leiser werdend. „Ryouta, schon gut. Du warst nicht wirklich du selbst, also war es auch nicht deine Schuld. Außerdem ist alles doch noch gut ausgegangen“, sagte Yugi beruhigend. „Aber was war denn bloß mit mir los gewesen?“, fragte Ryouta, kurz vorm Verzweifeln. „Ähm....“, machte Yugi nur, bevor er von Honda unterbrochen wurde. „Du würdest uns so oder so nicht glauben, Ryouta. Hauptsache, es sind alle heil rausgekommen.“ Kajiki sah ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue an, zuckte kurze Zeit später jedoch mit den Achseln und gab sich mit der Antwort zufrieden. Noch eine Weile lang unterhielten sie sich über belanglose Dinge, wobei Yugi und die anderen erfuhren, dass Kajiki in den nächsten Tagen wieder zur See gehen würde, bis Yugi und seine Freunde wieder nach Hause mussten. „Gute Nacht, Großvater“, sagte Yugi noch, bevor er in sein Bett stieg und auch bald einschlief. Doch diese Nacht sollte nicht erholsam für ihn sein. „Yugi... hilf uns!“, ertönte plötzlich eine leise Stimme. Sie schien kraftlos, erschöpft, die so gar nicht zu seinem Besitzer gehören wollte. Es war die Stimme von Jonouchi Katsuya. „Freunde, haltet durch!“, rief ein Bunthaariger namens Muto Yugi fast schon verzweifelt zurück. Er versuchte, nicht den Mut zu verlieren. Er hatte solche Angst um seine Freunde..., befürchtete, sie zu verlieren. „Yugi... lass uns nicht im Stich!“, bat Mazaki Anzu mit müder Stimme. „Mein Weißer Hai, greif an!“, befahl Kajiki Ryouta unerbittlich. „Nein!“, schrie Yugi und seine Lebenspunkte fielen auf Null. „Yugi... ich dachte, du holst uns hier raus...“, warf Hiroto Honda dem kleinen Jungen vor. „Ich werde euch herausholen, bitte, geht nicht!“ „Du hast uns enttäuscht... wieso?“, wisperte Jonouchi. „Ja, wieso, Yugi? Wieso hast du verloren?“ Anzu. „Wieso hast du uns im Stich gelassen?“ Honda. „Wieso, Yugi?!“ Jonouichi. „Ich... Freunde.. es tut mir Leid. Ich habe versucht zu gewinnen, aber ich war nicht stark genug! Ich... habe verloren...“ Yugi sank auf die Knie, hielt seinen Kopf in seinen Händen. „Es tut mir so Leid...“, wimmerte er. „Es ist zu spät, Yugi. Dafür müssen wir bezahlen, Anzu, Honda und ich, weil du einen Fehler gemacht hast...“ „Bitte... nein...das habe ich nicht gewollt...“ „Für deine Entschuldigungen ist es zu spät.... du bist an allem Schuld“, warf ihm Anzu vor. „Nein...“, wimmerte Yugi ängstlich. „Nein... ihr dürft mich nicht verlassen!“ „Zu spät, Yugi...“ Plötzlich spürte Yugi, wie sich seine Freunde immer weiter von ihm entfernten. Entsetzt sah er auf, konnte jedoch nur noch gähnende Schwärze sehen, selbst ihre Stimmen waren verstummt. Da spürte er, wie ein brennender Schmerz seine Brust durchzog. Er sah unter Tränen auf, genau in die Augen seines Yamis. Doch diese waren kühl auf ihm gerichtet, so hatte sein Yami ihn noch nie angesehen. Pure Enttäuschung war in seinen Augen zu sehen. Sein Yami wandte sich von ihm ab, schritt in die Dunkelheit. „Nein, Anzu, Honda, Jonouchi, Mou hitori no boku!“ Da brach der Boden unter seinen Füßen zusammen und er fiel in die Finsternis, ohne Entkommen. „NEIN!“ Kapitel 6: Streit unter Partnern -------------------------------- Einen schönen guten Tag, lieber Leser! Hm, wahrscheinlich sehen Sie in diesem Kapitel Ihre Vermutung bestätigt oder nicht, was im letzten Abschnitt des vorigen Kapitels passiert war. Mal schauen. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Muto Sugoroku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 6 – Streit unter Partnern Plötzlich spürte Yugi, wie sich seine Freunde immer weiter von ihm entfernten. Entsetzt sah er auf, konnte jedoch nur noch gähnende Schwärze sehen, selbst ihre Stimmen waren verstummt. Da spürte er, wie ein brennender Schmerz seine Brust durchzog. Er sah unter Tränen auf, genau in die Augen seines Yamis. Doch diese waren kühl auf ihm gerichtet, so hatte sein Yami ihn noch nie angesehen. Pure Enttäuschung war in seinen Augen zu sehen. Sein Yami wandte sich von ihm ab, schritt in die Dunkelheit. „Nein, Anzu, Honda, Jonouchi, Mou hitori no boku!“ Da brach der Boden unter seinen Füßen zusammen und er fiel in die Finsternis, ohne Entkommen. „NEIN!“ Mit einem Ruck saß Muto Yugi kerzengerade in seinem Bett. Kalter Schweiß ran ihm die Stirn runter, seine Atem ging schnell und unruhig. „Endlich bist du wach, Yugi!“, sagte Yami erleichtert. Schon seit mehreren Minuten hatte er versucht, seinen Seelenpartner zu wecken, nachdem er bemerkt hatte, wie sich Yugi unruhig hin und her warf und andauernd eigenartige Sätze murmelte. „Was-?“, fragte der Pharao fast schon entsetzt, als er sah, in welcher Verfassung sein Aibou war. Dessen Haltung war vornüber gebeugt, er hielt seinen Kopf in den Händen verborgen und weinte, wimmerte leise. Dennoch konnte Yami leicht rote Streifen auf seinem Gesicht sehen, Spuren seiner noch nicht getrockneten Tränen. Sein ganzer Körper zitterte unaufhörlich. „Aibou...“, sagte Yami leise und näherte sich ihm, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Es war nur ein Traum, hab keine Angst. Alles wird gut.“ Eine Weile redete er weiter beruhigend auf ihn ein, doch er hätte genauso gut mit einer Wand reden können. Es war, als würde Yugi ihn nicht einmal hören. „Ich... bin Schuld...“, wisperte Yugi nach kurzer Zeit, nachdem sein Yami einwenig von ihm abließ. „Woran sollst du Schuld sein?“ „Ich bin Schuld daran... dass meine Freunde... sie...“ Yugi wurde immer leiser, bis er schließlich gänzlich verstummte. Er hatte seine Hände gespreizt, sodass er auf seine Bettdecke blicken konnte. Seine Augen waren starr, voller Schrecken. „Sie sind weg... sie haben mich verlassen... sie mussten für meinen Fehler bezahlen... und Mou hitori no boku hat mich auch verlassen, weil er enttäuscht von mir war...“ Yami hielt es nicht mehr aus und umarmte seinen Aibou. Auch wenn er normalerweise kein Freund von Körperkontakt war, es schien ihm in diesem Moment richtig. Auch wenn er nur ein Geist war, er konnte Yugis Körper spüren, die Wärme, die er ausstrahlte. Lange blieben sie in dieser Position, bis Yugi sich nach und nach beruhigte. Sein Zittern hörte auf, sein Atem wurde gleichmäßiger. Langsam ließ er seine Hände sinken, sodass sein Gesicht frei war. Er hatte seine Augen geschlossen, atmete tief durch. Dennoch blieb der Ausdruck von Qual auf seinem Gesicht. „Geht's?“, flüsterte der Pharao leise, lockerte seinen Griff um ihn und sah auf seinen Aibou herab. Sorge spiegelte sich in seinem Blick wieder. „J-Ja... Ich... es tut mir Leid, dass ich so... zusammengebrochen bin.“ „Es ist nicht schlimm, Schwäche zu zeigen.“ Yami lächelte ihn sanft an. „Trotzdem... . Vielen Dank... dass du bei mir warst und mir geholfen hast.“ Yugi sah seiner anderen Hälfte fest in die Augen, voller Dankbarkeit. „Nichts zu danken, Aibou.“ Kurze Zeit herrschte Stille, dann setzte Yami zögernd an: „Möchtest du darüber reden?“ „Ich... würde lieber später darüber reden, wenn es dir nichts ausmacht, Mou hitori no boku...“ „Ich verstehe, Aibou.“ Langsam aber sicher wurden Yugis Augen immer schwerer, bis sie ihm zufielen und er regelrecht in Yamis Armen hing. Dieser sah ihn sanft lächelnd an und legt ihn sachte in sein Bett zurück, deckte ihn zu. Mit verschränkten Armen setzte er sich wieder auf die Bettkante, sein Blick war wieder gewohnt ernst. Er würde jede Nacht am Bett Wache halten, für seinen Aibou. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer oberhalb des Game Shops von Muto Sugoroku. Sein Enkel zog die Decke über den Kopf, versuchte, sich vor dem grellen Licht zu verstecken. „Irgendwann musst du aufstehen, Yugi.“ Yugi grummelte nur, seufzte jedoch nach einigen Sekunden auf, schlug seine Bettdecke zurück und setzte sich vorsichtig auf. „Hab ich Kopfschmerzen...“, stöhnte er und hielt sich den Kopf. „Ich hab etwas wirklich seltsames geträumt,... irgendwie, dass du mich getröstet hast, nachdem ich nach einem Albtraum vollkommen zusammengeklappt bin... warte mal...“ Langsam dämmerte es Yugi und seine Augen wurden größer. „Das war kein Traum, oder?“ Yami nickte bestätigend, sah seinen Aibou prüfend an, als würde er befürchten, dieser könnte gleich zusammenbrechen. „Ich bin dann doch nicht wirklich einfach so eingeschlafen, oder? Ach, verdammt“, fluchte Yugi halblaut und schlug sich mental gegen die Stirn. Seine Wangen waren kaum merklich rot. Wie konnte ich so blöd sein und einfach so einschlafen? Wie peinlich, dachte er. //Du warst müde, Aibou, da war es nur selbstverständlich, dass du schnell wieder einschläfst.// Yugi zuckte zusammen. „Ah... hab den Gedankenlink vergessen“, murmelte der Kleinere von ihnen und könnte sich abermals ohrfeigen. Yami musterte ihn mit amüsierter Miene. Seine Gedanken waren wirklich höchst interessant. „Hm... ich hatte dir versprochen, dass ich dir meinen Traum erzähle, nicht wahr?“ „Du musst nicht, Yugi....“ „Ich... nein, es... geht schon. Ich will keine Geheimnisse vor dir haben.“ Yugi atmete kurz tief durch, bevor er begann. „Ich habe geträumt, dass ich wieder gegen Ryouta antreten musste, im Duell. Doch dieses Mal schwebten die Leben unserer Freunde in Gefahr, Honda, Anzu, Jonouchi. Sie hatten mich angefleht, sie rauszuholen, sie zu befreien! Doch ich war zu schwach... und habe verloren.“ Yugis Stimme brach kurz, bevor er mit zitternder Stimme fort fuhr. „Ich hatte sie enttäuscht... ich hatte sie einfach nicht retten können! Für meinen Fehler mussten sie bezahlen... . Sie... entfernten sich von mir und ich konnte es nicht verhindern... Und dann habe ich dich plötzlich gesehen. Du hast mich kalt gemustert, du warst so enttäuscht von mir... ich fühlte mich so verletzt. Da stürzte plötzlich der Boden unter mir ein und ich fiel in die Tiefe und niemand hat mir geholfen... d-dann bin ich aufgewacht...“ Lange herrschte Schweigen zwischen den Seelenpartnern. Yugi versuchte krampfhaft, seine aufkommenden Tränen zu unterdrücken, während Yami ihn nur ernst ansah. Sein Gesicht war ausdruckslos, man konnte nichts in ihnen lesen. „Aibou, mach dir keine Sorgen. Wir werden es schaffen, wir werden nicht verlieren. Unsere Freunde werden nie von uns gehen, das verspreche ich dir. Und auch ich werde dich niemals im Stich lassen-“ „Aber wie kannst du dir so sicher sein?!“, schrie Yugi schon fast und sah seinen Partner verzweifelt an. „Wie kannst du dir so sicher sein, dass wir nicht doch einen Fehler begehen werden, ein Duell der Schatten verlieren? Was, wenn wir unsere Freunde dabei verlieren? Es lastet einfach eine zu große Verantwortung auf uns! Die ganze Welt steht auf dem Spiel! Ich... ich will nicht immer nur kämpfen. Ich will nicht immer der sein, der den Helden spielen muss. Ich will einfach nur mit meinen Freunden abhängen, ohne, dass etwas schreckliches passiert, ich will Duelle bestreiten, nur so aus Spaß, bei dem nicht das Schicksal der ganzen Welt davon abhängt.“ Endlich hatte sich Yugi etwas beruhigt, sein Atem ging schnell, ihm war so, als hätte er gerade einen Marathon bestritten. Erst jetzt wurde ihm klar, was er dem Pharao entgegen geschrien hatte. Entsetzt schlug er sich die Hand vor den Mund. Das war ganz eindeutig eine Kurzschluss-Reaktion gewesen. Seine Nerven lagen einfach blank. „Oh nein... ich... es tut mir Leid, Mou hitori no boku. Ich... geh mal kurz unter die Dusche...“ Diese Worte nuschelnd ging er ins Badezimmer, ließ das Sennenpuzzle auf seinem Schreibtisch liegen. Der Geist des Puzzles sah ihm nur ausdruckslos nach. „Hey, Yugi! Nun sag schon, was ist los mit dir?“, fragte Jonouchi seinen besten Freund. Anzu, Honda, Jonouchi und Yugi hatten sich am Vormittag in der Stadt verabredet. Nun saßen sie alle zusammen in einem kleinen Café und unterhielten sich über belanglose Dinge. Bis jetzt hatte Yugi nur geschwiegen, war bedrückter Stimmung. „I-Ich?“, stotterte er nun. „Ich... es ist nichts, Jonouchi.“ „Aber ich seh doch, dass etwas dich bedrückt! Nun sag schon, Yugi.“ Yugi sah nur weiter auf die Tischplatte vor ihm, versuchte, den Blicken auszuweichen. „Yugi...“, mischte sich nun auch Anzu ein. Sie machte sich langsam Sorgen, sonst war Yugi doch nie so. „Yugi, du weißt, dass du uns vertrauen kannst.“ „Das schon, aber...“ „Was aber? Wir sind deine Freunde, wir haben ein Recht darauf zu erfahren, was mit dir los ist!“ Jonouichi wurde es wirklich zu bunt. Wieso erzählte ihnen Yugi nichts?! „Ich... ach, ich hatte nur einen kleinen Streit mit... Yami. Nichts weiter.“ Yugi lächelte seine Freunde möglichst aufmunternd an, doch dies erinnerte eher an eine Grimasse. „Mir geht es heute auch nicht besonders gut. Ich glaube, ich gehe jetzt lieber. Macht's gut.“ Mit diesen Worten stand Yugi auf, legte einen Geldschein auf den Tisch und verschwand fast schon eilig durch die Tür. Seine Freunde sahen ihm nur verwundert nach. „Irgendetwas ist zwischen denen passiert, das schwöre ich euch. Das war ganz bestimmt nicht nur ein kleiner Streit“, meinte Honda, woraufhin er zwei bestätigende Nicken bekam. Den restlichen Tag verbrachte Yugi damit, seinem Großvater im Laden zu helfen. Sein Großvater hatte sich zwar gewundert, dass Yugi so früh nach Hause kam und sich heute auch eher still verhielt, doch er beließ es vorerst dabei. Er ahnte, dass es etwas zwischen Yugi und dem Pharao war. „Viele Dank für deine Hilfe heute, Yugi“, bedankte sich der Ältere beim Abendessen. „Habe ich gerne gemacht, Großvater.“ Später half Yugi noch beim Abräumen des Geschirrs und ging dann hoch in sein Zimmer, machte sich bettfertig. Doch er konnte nicht einschlafen. Immer wieder wälzte er sich unruhig von der einen Seite auf die Andere. „Es tut mir Leid, Mou hitori no boku“, flüsterte er nach einer Weile in den Raum. Wenige Sekunden später erschien der Geist des Sennenpuzzles an seinem Bett sitzend. Schnell richtete sich Yugi auf, traute sich jedoch nicht, ihm in die Augen zu sehen, sondern sah stattdessen auf das Puzzle, welches auf seinem Schoß lag. „Das, was ich gesagt habe... es war nicht so gemeint...“ „Doch, so war es gemeint“, unterbrach ihn der Pharao. Verwundert sah Yugi auf, direkt in seine Augen. Diese waren ernst auf ihn gerichtet. „Du hattest auch alles Recht, verbittert zu sein. Du musstest schon so oft kämpfen, um die Welt retten. Da kann ich von dir selbstverständlich nicht erwarten, dass es bei dir keine Spuren hinterlassen hat. Du willst ein normales Leben führen.“ „Ich... ja, aber...“ „Kein aber, Aibou. Ich glaube daran, dass wir es auch dieses Mal schaffen werden. Dann werde ich diese Welt wieder verlassen, und du kannst dein normales Leben weiterführen.“ Mit diesen Worten verschwand der Geist wieder und ließ einen völlig perplexen Yugi zurück. „Ach, Mou hitori no boku... was habe ich nur getan...“ Tiefe Trauer erfüllte Yugi. Erst jetzt begriff er, wie sehr er den Pharao verletzt hatte. Es tut mir Leid, Mou hitori no boku. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nun, das war's mit dem 6. Kapitel. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich mir dessen unsicher bin, ob Yami nun wirklich Yugi halten könnte oder ob dieser nicht doch durch ihn hindurch fallen würde, als er einschlief, schließlich ist Yami ja eigentlich ein Geist... :/ Jedenfalls, ich entschuldige mich für mein Unwissen! Achtung!: Ich muss Ihnen mitteilen, dass das nächste Kapitel bereits an diesem Sonntag, also am 25.07., erscheinen wird, da ich nächsten Mittwoch bereits im Urlaub sein werde und somit kein weiteres Kapitel hochladen kann. Nähere Informationen dazu werde ich dann im nächsten Kapitel angeben. Dann bis Sonntag! Kapitel 7: Museumsbesuch und seine Folgen ----------------------------------------- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Hikari – Licht Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Muto Sugoroku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 7 – Museumsbesuch und seine Folgen „Geht es dir heute besser, Yugi?“, fragte ihn seine beste Freundin, Mazaki Anzu. „Hm“, machte Yugi nur. Es war Montag und Yugis Klasse machte einen Ausflug ins Historische Museum, wo ägyptische Artefakte ausgestellt waren. „Was war zwischen dir und dem Pharao denn los?“, fragte Jonouchi sofort neugierig, woraufhin er mit bösen Blicken von Anzu und Honda bestraft wurde. Ryo sah nur verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Ich... ich möchte nicht darüber reden, ja?“, sagte Yugi nur leise und schenkte jedem einen entschuldigenden Blick. Sofort verstanden seine Freunde und wechselten eilig das Thema. Sie respektierten seine Bitte, auch wenn ihnen Yugis Grund verborgen blieb. Ihn plagte schon tagelang sein schlechtes Gewissen. Er hätte wirklich aufpassen müssen, was er sagte. Es stimmte zwar, dass er es langsam Leid war, andauernd die Welt retten zu müssen, doch ihm war der Pharao keineswegs lästig. Schließlich konnte dieser nichts dafür. Doch sein Yami schien ihn misszuverstehen, denn er hatte sich seit Samstagabend nicht mehr blicken lassen. Er scheint wohl zu denken, ich gebe ihm die Schuld an allem. Deshalb will er auch, nachdem alles überstanden ist, wieder ins Totenreich zurückkehren, damit ich ein normales Leben führen kann..., dachte Yugi bedrückt. Ach, Yami... „Hey, Yugi, kommst du noch mit ins Museum oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, rief Jonouchi den Kleinen in die Realität zurück, sodass dieser sich beeilte, seiner Klasse zu folgen. Während eine Museumsführerin ihnen die Exponate zeigte und ihre Entdeckung berichtete, sahen sich die Schüler teilweise staunend um. Überall waren Ausstellungsstücke über das Alte Ägypten, Sarkophage, Steintafeln mit verschiedenen Hieroglyphen, goldener Schmuck und vieles mehr. „Diese Steintafel stammt aus der 18. Dynastie des Neuen Reichs.“ Die Frau zeigte auf eine Steintafeln in Form eines Tors, sie war oben abgerundet und unten hatte sie spitze Enden. Die Tafel schien ziemlich alt zu sein, älter als die anderen Steintafeln, denn an manchen Stellen war es mehr als nur zerbröckelt, einige Schriftzeichen verblasst. In der Mitte war das Auge des Horus zu sehen, außen herum nur Hieroglyphen. „Dies ist die einzige Steintafel hier, die noch kein Archäologe hatte entziffern können, da diese Schriftzeichen ihnen gänzlich unbekannt waren-“ „Die Welt naht sich dem Ende zu und eine dunkle Macht legt sich wie ein Schatten über sie. Nur der Namenlose Pharao kann sie noch retten. Sein Hikari wird ihm die Kraft dazu geben, doch zu einem hohen Preis. Die Welt steht auf Messersschneide, bereit, in die Tiefe zu stürzen.“ Alle sahen verwundert und fassungslos zu dem Kleinsten unter ihnen, Muto Yugi. Dieser sah zu der Steintafel, sein Blick ausdruckslos, fast schon leer. Seine Stimme war emotionslos. „Y-Yugi?“, fragte Anzu zögernd, als zweifle sie an seiner geistigen Gesundheit. Yami spürte, dass etwas mit seinem Aibou nicht stimmte und kam aus dem Sennenpuzzle, jedoch konnte ihn niemand sehen außer Yugi. Er spürte eine eigenartige Macht, die Yugi zu umgeben schien. „Yugi, was ist los?“, fragte Yami besorgt. Plötzlich erschien das Auge des Horus auf Yugis Stirn und das Puzzle erstrahlte in hellem Licht, das alle blendete. Viele seiner Mitschüler hielten den Arm über die Augen, ließen ihn nur langsam sinken, als das Licht nachließ. Viele Augenbrauen flogen gleichermaßen erschrocken wie auch verwirrt in die Höhe, als sie sahen, welches Szenario ihnen dargeboten wurde. Der König der Spiele lag am Boden, offensichtlich bewusstlos. Neben ihm kniete ein Ebenbild von ihm, nur seine Frisur sah etwas anders aus und er war größer als Yugi, doch sie hätten dennoch als Zwillinge durchgehen können. Dieser atmete flach, hatte seine Arme nach vorne gestützt, um nicht vornüber zu fallen. „Pharao!“, riefen Anzu, Honda und Jonouchi gleichzeitig. Schnell rannten sie auf ihre beiden Freunde zu. „W-Was ist passiert?“, fragte Jonouchi und sah entsetzt auf Yugi und Yami herab. „Ich... ich weiß es nicht“, antwortete Yami. Er kniete immer noch neben Yugi, sah seinen Aibou vollkommen außer Sorge an. „Wie... wie ist das bloß möglich, dass ich jetzt einen eigenen Körper besitze?“ „Das fragen wir uns auch“, kommentierte Honda stirnrunzelnd. „Er ist nur bewusstlos“, sagte Anzu, nachdem sie Yugi den Puls gefühlt hatte. „Aber er ist sehr blass, scheint ziemlich erschöpft zu sein. Ich denke, wir sollten einen Krankenwagen rufen.“ Dies übernahm Honda und ging aus dem Raum, um ungestört telefonieren zu können. „Es muss irgendetwas mit der Steintafel zu tun haben“, meinte Jonouchi. „Ich frage mich, wie er das lesen konnte.“ „Das frage ich mich auch“, murmelte Yami. Wie kann es sein, dass er das lesen konnte? Die anderen Steintafeln, die wir in Ägypten gesehen hatten, waren ihm doch völlig fremd, die Hieroglyphen waren dennoch dieselben wie bei dieser Steintafel. Wie also konnte er sie lesen? Nach einigen Minuten kamen Sanitäter in den Saal, die Yugi auf eine Trage hievten und ihn dann schnell in den Krankenwagen schoben. Die Schüler machten eilig Platz, während Anzu, Honda, Jonouchi und Yami hinter den Sanitätern hergingen. „Ähm... ich denke, der Unterricht ist für heute beendet“, stotterte die Lehrerin, überrumpelt von den Ereignissen. Ihre Schüler mussten ebenfalls alles verarbeiten, war doch vor ihnen Yugi zusammengebrochen und sein Ebenbild wie aus dem Nichts erschienen. „Lasst uns schnell zum Domino Hospital gehen!“, schlug Jonouchi vor. Gesagt, getan. Schon nach wenigen Minuten kamen sie dort an, denn glücklicherweise lag das Krankenhaus nicht weit vom Museum entfernt. Als sie dann am Empfangstresen ankamen, fragten sie noch schnell nach dem Zimmer und wo es lag, als sie auch schon kurze Zeit später dort ankamen, als auch schon ein Arzt aus dem Zimmer kam. „Was ist mit Yugi?“, fragte Anzu sofort. „Ihm geht es dementsprechend gut, er hatte nur einen kleinen Schwächeanfall, sonst nichts. Er müsste auch bald aufwachen. Sie können in sein Zimmer.“ Dann ging der Arzt auch schon weiter zum nächsten Patienten. Die Freunde betraten dann auch das Zimmer und sahen Yugi in einem weißen, großen Bett. „Erinnert mich an damals, als Yugi in dem Feuer das Sennenpuzzle zusammengesetzt hat“, murmelte Jonouchi. Es sah identisch aus. Genauso wie damals lag Yugi in einem für ihn viel zu großen Bett, leicht blass. Links neben ihm war ein großes Fenster, der Anblick zeigte den Garten des Hospitals. Neben dem Bett stand ein kleiner Schrank zum Abstellen, doch nur ein einziger Stuhl war rechts neben dem Bett. Yami bedeutete nur stumm, dass Anzu sich setzen konnte. Dankbar nahm sie das Angebot an. Einige Zeit herrschte Schweigen und sie alle sahen auf ihren kleinen Freund hinab. „Ich frage mich wirklich, wie das passieren konnte“, sagte Jonouchi dann leise. „Wie kann es sein, dass Yugi diese Steintafel lesen konnte? Und dass er danach zusammenbricht und der Pharao plötzlich seinen eigenen Körper bekommt, damit hatte wirklich niemand gerechnet.“ „Ja“, stimmte Honda zu. Nun waren die Blicke auf Atemu gerichtet. „Ich weiß es auch nicht“, seufzte dieser. „Eigentlich kann Yugi nicht altägyptisch lesen, das hätte ich gewusst. Das alles ist mir ein ebenso großes Rätsel wie für euch.“ „Aber was versteckte sich für eine Botschaft hinter der Steintafel?“, fragte sich Anzu laut. „Yugi hatte gesagt, dass die Welt untergehen würde und nur der Namenlose Pharao, also du, Yami, die Welt retten könntest. Dann war noch was von 'Sein Hikari würde ihm die Kraft dazu geben, aber zu einem hohen Preis' die Rede. Was hat das bloß zu bedeuten?“ „Sein... Hikari?“, sagte Yami leise. Aber Yugi ist doch mein Hikari... mein Licht... „Hm...“, war plötzlich zu hören. Sofort wurde das ganze Zimmer still, alle sahen gebannt auf den im Bett liegenden Yugi. Dieser zuckte kurz mit den Augen und öffnete sie langsam. Grelles Tageslicht blendete ihn, sodass er kurze Zeit nichts sehen konnte. Nach einigen Sekunden öffnete er vollends seine Augen, wo er sie vorher nur zusammengekniffen hatte, und setzte sich auf. Zuerst konnte er nur schemenhafte Gestalten erkennen, bis sie sich klärten. „Na, wach, Alter?“, fragte Jonouchi ihn grinsend. Yugi sah sich desorientiert um. „Du bist im Krankenhaus, Yugi“, half Anzu ihm. Dieser sah alle der Reihe nach, bis er sich an Anzu wandte. Doch sein Blick irritierte sie alle. Es zeigte pure Verwirrtheit und Ahnungslosigkeit. „Entschuldigt bitte, aber... wer seid ihr?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Achtung!: Wie versprochen erläutere ich nun den weiteren Hochladerhythmus: Da ich vom 27.07. – 12.08. im Urlaub sein werde und höchstwahrscheinlich auch nicht an den Computer kann, werde ich wohl auch an den drei Mittwochen (also am 28.07., am 04.08. und am 11.08.) die weiteren Kapitel nicht hochladen können. Deshalb habe ich beschlossen, sofort nach meinem Urlaub ein Kapitel hochzuladen, also am Donnerstag, den 12.08.. Ich weiß jedoch noch nicht, wann genau an dem Donnerstag, denn die Rückreise hatte ich noch nicht wirklich geplant... . Es kann natürlich immer der Fall eintreten, dass ich irgendwie, weswegen auch immer, verhindert sein werde und an dem Donnerstag nicht hochladen kann, aber ich werde mein möglichstes tun, damit Sie mein nächstes Kapitel so bald wie möglich lesen können. Also können Sie sich schon einmal darauf gefasst machen, dass so am Donnerstag, den 12.08. oder Freitag, den 13.08., das 12. Kapitel kommt. Als Entschädigung dafür, dass Sie drei Wochen auf ein nächstes Kapitel warten werden müssen, habe ich ebenso vor, auch am Sonntag, den 15.08., ein weiteres Kapitel hochzuladen. Danach geht es normal weiter, also dann wieder jeden Mittwoch ein neues Kapitel. Weil ich nun doch alles ziemlich verwirrend geschrieben habe, hier ist die Zusammenfassung: Am Donnerstag, den 12.08.: Kapitel 8 Am Sonntag, den 15.08.: Kapitel 9 Am Mittwoch, den 18.08.: Kapitel 10 Danach wieder normal jeden Mittwoch ein neues Kapitel Kapitel 8: Schock und Leugnung ------------------------------ So, hier ist dann endlich das versprochene Kapitel, zwar später als gedacht, doch zuvor wurde ich verhindert. Nun, nach dem kleinen Schock im letzten Kapitel muss es etwas ruhiger zugehen. Also, genießen Sie die Show! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Hikari – Licht Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Muto Sugoroku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 8 – Schock und Leugnung „Du bist im Krankenhaus, Yugi“, half Anzu ihm. Dieser sah alle der Reihe nach an, bis er sich an Anzu wandte. Doch sein Blick irritierte sie alle. Es zeigte pure Verwirrtheit und Ahnungslosigkeit. „Entschuldigt bitte, aber... wer seid ihr?“ Lange Zeit herrschte absolute Stille, in der Jonouchi, Honda, Anzu und Yami ihren Freund Yugi einfach nur fassungslos anstarren konnten, kaum imstande zu glauben, was Yugi gerade gesagt hatte. „W-Was?“, brachte Jonouchi nur hervor. Yugi legte seinen Kopf einwenig schief und fragte: „Geht es euch gut? Was habt ihr denn? Ich habe doch nur gefragt, wer ihr seid.“ Sein Ton war vollkommen unschuldig. „A-Aber Yugi! Du kannst uns doch nicht vergessen haben!“, schrie Anzu. Sie konnte es einfach nicht glauben, das durfte doch nicht wahr sein! „Yugi? Ist das etwa mein Name?“, sagte der Kleine nachdenklich und eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. „Du willst uns doch verarschen!“, brüllte Jonouchi plötzlich, betonte jedes einzelne Wort. Alle zuckten erschrocken zusammen. Mit einem Mal war er bei Yugi und hatte ihn am Kragen gepackt. Yugi riss erschrocken seine Augen auf. Nackte Angst war in ihnen zu erkennen. „Jonouchi, hör auf!“, rief Anzu und versuchte seinen Griff um Yugi zu lockern. „Jonouchi, siehst du denn nicht, dass du ihm Angst machst?!“ „Sag, dass du uns kennst, los!“ Yugi sah nur weiter ängstlich auf Jonouchi, versuchte, sich zu befreien. „Du kennst uns, los, sag es!“ „Aber, ich kenne euch doch gar nicht! Bitte, lass mich los... ich habe doch nichts getan...“ „Nicht, bevor du uns die Wahrheit gesagt hast! Du lügst doch, du musst uns einfach erkennen!“ „Es reicht!“, schallte es plötzlich gebieterisch durchs Zimmer. Augenblicklich verstummten die Streitenden und alle Anwesenden schauten auf den Besitzer dieser Stimme. Es war Atemu. „Jonouchi, lass ihn los. Du verschreckst ihn nur. Er würde nicht lügen, er erinnert sich wirklich nicht an uns.“ Seine Stimme klang monoton, keine einzige Gefühlsregung war in ihr zu hören. „Wie kannst du bloß so ruhig bleiben, Pharao?!“, schrie Jonouchi ihn auch schon an und ließ dabei Yugi los, der wieder auf seinem Bett saß und versuchte, Luft zu schnappen. „Dein Partner hat gerade sein Gedächtnis verloren und du tust so, als wäre nichts geschehen!“ „Es hilft keinem, wenn wir jetzt den Kopf verlieren. Daran können wir nichts mehr ändern.“ „Aber-!“ „Bitte, hört auf“, ertönte es plötzlich leise. Jonouchi und Atemu wurden still, sahen einwenig verwundert zu Yugi, der seinen Kopf gesenkt hatte und traurig auf die Bettdecke blickte. „Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir streitet. Hört bitte auf. Es tut mir Leid... dass ich mich an nichts erinnern kann.“ Darauf sah Yugi auf, ein melancholisches Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Augen hatten einen zutiefst traurigen Schimmer. „Yugi... dafür kannst du doch gar nichts...“, flüsterte Anzu mitleidig. Langsam sickerte es Jonouchi ins Bewusstsein. Hatte er gerade seinen besten Freund so angefahren und ihn in Angst und Schrecken versetzt? Hatte er tatsächlich absichtlich eine Lüge von ihm erzwungen, wo er doch selber wusste, dass Yugi die Wahrheit sagte? Sein Gewissen meldete sich unerbittlich. „Ich... es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin, Yugi. Ich wollte dir keine Angst machen“, murmelte Jonouchi, hielt den Kopf gen Boden. „Schon gut. Ich denke, du hast es nicht so gemeint“, verzieh Yugi ihm. Eine Weile blieb es still, bis Yugi die Stille zögerlich unterbrach. „Ähm... ich weiß immer noch nicht, wer ihr seid... oder wer ich bin...“ Anzu holte einmal tief Luft, bevor sie anfing. „Der am Fenster ist Honda Hiroto, der ist Jonouchi Katsuya, ich bin Mazaki Anzu und er... ähm...“ Anzu sah etwas hilflos zu Yami. „Ich bin Atemu Yami, dein Cousin“, stellte er sich selber vor. Ihm war nicht anzumerken, dass er log. „Ähm... ja...“, meinte Anzu weiter, „und du bist Muto Yugi. Wir sind deine Freunde.“ Yugi sah jeden der Reihe nach an. Egal, wie lange er sie ansah, sie waren ihm fremd. Als sein Blick Yami streifte, blieb er sofort an ihm hängen. Plötzlich spürte er ein leises Gefühl einer... Bekanntschaft. Nach und nach keimte in ihm das Gefühl auf, dass diese Leute ihm die Wahrheit sagten. Yami erwiderte Yugis Blick ernst, sodass dieser schnell weg sah, sich seines Starrens bewusst geworden. Dabei fiel sein Blick auf den goldenen Gegenstand, der um Yamis Hals hing. „Was ist denn das?“ Yugis Freunde sahen auf, dann zum Sennenpuzzle, als sie Yugis Blick folgten. „Das ist das Sennenpuzzle“, antwortete Anzu. „Darf ich?“, fragte Yugi leise und zeigte auf das Puzzle. Daraufhin sahen alle Yami fragend an. Dieser nickte, zog sich die Kette mit dem Puzzle über den Kopf und gab ihn Yugi. „Danke“ murmelte Yugi und sah wie gebannt auf das Puzzle hinunter. Er ließ seinen Blick fast schon ehrfurchtsvoll über die umgedrehte Pyramide wandern. Woran erinnert sie mich bloß? Es ist so, als würde ich es schon mein ganzes Leben kennen... es erinnert mich an einen alten Freund. „Mou hitori no boku...“, flüsterte Yugi fast lautlos. „Was hast du gesagt, Yugi?“, fragte Anzu sofort. „N-Nichts“, sagte Yugi schnell, schüttelte mental den Kopf über sich selber. Wie komme ich bloß auf diese Wörter? Mein andere Seite? Was soll das bedeuten? Doch hatte er nicht bemerkt, dass ihn Yami als Einziger gehört hatte. Yugi tastete das Puzzle nun mit seinen Händen ab, behutsam, als fürchte er, es könnte zerbrechen. Plötzlich wurden seine Befürchtungen wahr und das Puzzle sprang in seine einzelnen Bestandteile. „Oh nein!“, schrie Yugi entsetzt, hielt die goldenen Teile in seinen Händen. Seine Freunde sahen ihn nur mit großen Augen an. Wie hatte er das denn geschafft? „I-Ich.. es tut mir Leid! Ich wollte das nicht! Ich reparier das sofort!“ „Aber das musst du nicht, Yugi“, sprach der Pharao beruhigend. Er war selber erschreckt darüber gewesen, dass das Puzzle nun in seine Einzelteile zerfiel, doch sein Aibou sollte sich nicht schuldig fühlen. „Nein, ich werde das schon irgendwie schaffen“, unterbrach Yugi ihn und war schon dabei, das Puzzle zusammenzubauen. Aus einem inneren Drang heraus begann er auch schon das Rätsel zu lösen, wusste jedoch nicht, warum er selber so sehr darauf bestand. Er war so konzentriert dabei, dass er nicht bemerkte, wie seine Freunde ihm interessiert dabei zusahen. Nach und nach bildete sich die ursprüngliche Form des Puzzles, mit jedem Stückchen, welches Yugi passend in das Puzzle steckte. Schon nach wenigen Minuten hatte er es fast komplett, einzig das Puzzleteil, worauf ein Auge abgebildet war, fehlte. Gerade wollte Yugi das letzte Stück einsetzen, als sich seine Umgebung plötzlich veränderte. ~ Er war in einem großen Lagerraum, überall waren Flammen. Das Dach drohte einzustürzen, einige Balken fielen direkt neben ihm zu Boden. Ihm war heiß, er war kurz davor, zusammenzubrechen. Dennoch versuchte er krampfhaft, wach zu bleiben. „Ich muss es schaffen“, murmelte Yugi und arbeitete weiter mit Fingerspitzengefühl. Er hielt das zerbrochenen Sennenpuzzle in den Händen und setzte es Stück für Stück zusammen. ~ „Yugi? Yugi!“ Da erwachte Yugi aus seiner Trance, blinzelte, und fand sich in dem Bett im Krankenzimmer wieder. Er hielt das Puzzle immer noch in den Händen, doch seine Finger krallten sich regelrecht in das Artefakt, als wollte er es nie mehr loslassen. „Yugi?“, fragte Anzu verunsichert. Nicht nur sie musterte ihren kleinen Freund besorgt, sondern auch alle anderen. Was war mit Yugi eben gewesen? Seine Augen waren plötzlich so abwesend, da begann er auch noch heftig zu atmen, als würde er kaum Luft bekommen. Seine Hände hatten das Puzzle krampfhaft umfasst. Yugi schaute verwirrt auf. Was war das denn? War das etwa eine meiner Erinnerungen? „Entschuldigt... ich war kurz... weg...“ „Du warst nicht nur kurz weg, du hast auf gar nichts mehr reagiert!“, meinte Jonouchi, denn er hatte ihm sogar seinen Ellenbogen in die Rippen gerammt und Yugi hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. „Ich... ich glaub, ich hab mich eben an was erinnert. Ich war in einem komischen Lagerraum... alles stand unter Flammen. Und ich hatte versucht, dieses Puzzle zusammenzubauen... . Ich weiß nicht, warum, aber es war mir so... als würde ich sonst einen Freund verlieren, wenn ich es nicht schaffe...“, sagte Yugi leise und sah nachdenklich auf das Puzzle herab. Honda, Anzu und Jonouchi warfen sich vielsagende Blicke zu. „Ja, du hast recht, es war eine Erinne-“, wollte Honda bestätigen, als er plötzlich vom Pharao unterbrochen wurde. „Nein, das war sicherlich nur ein Tagtraum von dir. Ich denke, du solltest dich noch einwenig ausruhen. Wir werden dich später wieder besuchen“, erwiderte Yami selbstbewusst und wandte sich zum Gehen. „Kommt, Leute.“ Jonouchi wollte gerade widersprechen, doch ein Blick von Yami ließ ihn augenblicklich verstummen. Yami strahlte plötzlich eine immense Macht aus, seine Aura hatte etwas uraltes und düsteres an sich. Seine Freunde folgten ihm wortlos. „Aber was ist mit dem Puzzle? Gehört es nicht dir?“, fragte Yugi verunsichert. „Du... kannst es behalten. Es ist deines“, sagte Yami mit kaum hörbarem Zögern, ging jedoch auch bald aus dem Raum und ließ einen völlig verwirrten Yugi zurück. „Hey, bleib mal stehen!“, rief Jonouchi und packte Yami am Arm. Sie waren in einem leeren Korridor des Krankenhauses angelangt, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. „Was sollte das eben, Pharao?“ „Er soll sich nicht wieder erinnern“, antwortete Atemu schlicht, fast schon gefühlskalt. „A-Aber wieso denn nicht?“, fragte Anzu völlig verwirrt. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz! Ich dachte, du wärst sein Freund!“, erzürnte sich Jonouchi. Langsam aber sicher ging ihm Yamis gelassene Art auf die Nerven. Schließlich hatten sie gerade erfahren, dass ihr Freund sein Gedächtnis verloren hatte, da konnte man doch nicht ruhig bleiben, als würde man nur die Wettervorhersage hören! Als Yami Jonouchis Worte hörte, drehte er sich um, sah seinen Freunden direkt in die Augen. Seine Entschlossenheit in den Gesichtszügen war nicht zu übersehen. „Genau deswegen will ich auch, dass er sich nicht erinnert. Weil ich sein Freund bin. Noch vor wenigen Tagen hatte er mir gesagt, dass er eigentlich nur ein normales Leben führen will, ohne diese Kämpfe und den Schattenspielen. Jetzt hat er die Möglichkeit dazu. Er erinnert sich nicht mehr, also braucht er sich auch keine Sorgen mehr zu machen, weil er nicht einmal weiß, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, geschweige denn, dass ich ein Pharao bin. Außerdem habe ich jetzt einen eigenen Körper, er braucht sich nicht mehr einzumischen. Er hat schon genug für mich getan, für die ganze Welt. Ich will ihm endlich ein Leben gönnen, welches er verdient.“ Anzu, Honda und Jonouchi waren für kurze Zeit sprachlos. Diese Rede hatte sie regelrecht umgehauen, hatten doch die Hintergründe keineswegs erahnt. „Das wussten wir nicht...“, murmelte Anzu und sah zu Boden. „Wieso hat er uns denn nie etwas gesagt?“, meinte Honda. „Ihr kennt doch Yugi, er denkt immer nur an andere, anstatt mal an sich selbst“, erwiderte Jonouchi mit zusammengezogener Augenbraue. Er war einwenig enttäuscht von Yugi. Er hätte doch wirklich etwas sagen können! „Freunde, ich bitte euch. Könnt ihr versuchen, ihn so wenig wie möglich an sein früheres Leben zu erinnern?“ Yami sah seine Freunde ernst an. „Aber glaubst du denn wirklich, das wird klappen, Pharao? Ich meine, ist es nicht unfair ihm gegenüber, wenn wir ihm sein halbes Leben vorenthalten?“, begann Anzu zu zweifeln. „Ich weiß, aber so ist es besser für ihn. Glaub mir.“ „Wenn du meinst.... ich.. okay“ Anzu sah bedrückt zu ihren beiden anderen Freunden. Honda und Jonouchi nickten, wenn auch eher widerwillig. „Ich danke euch. Ich gehe jetzt zu seinem Großvater und berichte ihm alles.“ Sie machten noch einen Termin für heute Abend aus, wo sie Yugi besuchen würden. Dann ging Yami zum Game Shop, während die anderen drei nur unschlüssig in der Stadt umherwanderten. „Glaubt ihr wirklich, das wird klappen?“, fragte Honda und schnitt das Thema an. „Wohl eher nicht. Ich meine, so viel erinnert an unsere Abenteuer hier, selbst nur Duell Monsters. Yugi wird sich bestimmt irgendwann erinnern. Und das weiß der Pharao auch“, meinte Anzu. „Er will es leugnen. Er fühlt sich schuldig, dass er einfach so in Yugis Leben getreten war und ihn auch schon so oft in Gefahr gebracht hat, da will er nur noch, dass Yugi ein normales Leben führen kann, so gut wie es geht. Deshalb stürzt er sich jetzt auch auf diese Chance“, vermutete Jonouchi. „Ich habe aber auch Angst um den Pharao. Er wirkt so... distanziert auf einmal, genauso wie am Anfang. Ich will nicht, dass er sich von uns entfernt“, sagte Anzu leise. „Er verdrängt die Tatsache, dass Yugi ihn nicht kennt. Ich meine, für ihn muss es unheimlich schwer sein, seinen Partner praktisch zu verlieren. Schließlich hatten sie sich vorher sogar einen Körper geteilt, sie kannten sicherlich Geheimnisse voneinander, die selbst wir nicht einmal erahnen können“, erwiderte Hiroto. „Ich denke, ein Teil von Yami will trotzdem, dass Yugi sich erinnert.“ „Wie kommst du denn darauf, Jonouchi?“, fragte Mazaki verwirrt. „Er hat Yugi das Puzzle überlassen. Und damit verbindet Yugi wohl die meisten Erinnerungen.“ „Ob das gut gehen wird“, murmelte Honda. Die Zukunft der Freunde blieb ungewiss. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Links zu Yugis Erinnerung Lagerhaus in Flammen → deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=NzGCyJrjA2A&feature=related → japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=xr3hYsyZKIc&feature=related Kapitel 9: Knappe Situationen ----------------------------- Nur eins: Viel Spaß! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Aibou – Partner Muto Sugoroku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 9 – Knappe Situationen Um 19 Uhr desselben Abend gingen vier Freunde in das städtische Krankenhaus, hoch ins Zimmer 113, wo der König der Spiele lag. Anzu klopfte an der Tür. Nach einiger Zeit kam ein „Herein“ und sie traten ein. „Hey, Yugi“, begrüßte seine beste Freundin ihn. „Wie geht’s dir?“ „Ganz gut, danke... Anzu“, zögerte Yugi einwenig, musste sich ihren Namen ins Gedächtnis rufen. Anzu lächelte ihn nur aufmunternd an. „Sagt mal, Leute... was sind das für Karten?“, fragte Yugi sie und sah auf seinen Schoß herab. Seine Freunde beugten sich vor, um zu sehen, welche Karten Yugi meinte. Es waren kleine Karten, die bequem in eine Hand passten. Manche waren mit Monstern abgebildet, andere waren grün-blau, andere orange und noch manche in anderen Farbtöne. Diese Karten hatten Titel, während im unteren Teil die Beschreibung dieser Karten stand. Es waren Duell Monsters Karten. „Und, kennt ihr sie? Ich habe sie in meinem Gürtel gefunden...“ Yugi sah fragend zu seinen Freunden. Anzu, Honda und Jonouchi blickten kurz zu Yami. Dieser nickte kaum merklich. „Das sind Duell Monsters Karten, ein Kartenspiel“, antwortete Honda. „Aha. Gehören diese Karten etwa mir?“ „Ganz recht, das sind deine. Soll ich dir die Regeln erklären?“, bot Jonouchi an. „Ja, bitte“, sagte Yugi begeistert. Ein kleiner Funken war in seinen Augen erkennen. Damit wirkte er ziemlich... kindisch, ja, kindisch passte genau, aber auf eine positive Art und Weise. Jonouchi brauchte nur wenige Minuten, bis Yugi alles auf die Reihe bekam. Offensichtlich hatte er trotz seines Gedächtnisverlusts immer noch ein Gefühl für Spiele. „Hast du auch ein Deck?“, fragte Yugi Jonouchi. Jonouchi nickte und holte seines heraus. „Wollen wir spielen?“ Anzu, Honda und Yami sahen interessiert dabei zu, wie sich Yugi und Jonouchi duellierten. Da Yugi keine Duell Disk dabei hatte, mussten sie auf die traditionelle Art und Weise spielen, also auf einem gewöhnlichen Spielfeld mit Kartenzonen. Yugi schlug sich gar nicht mal so schlecht, Jonouchi musste sich sogar wirklich Mühe geben, damit er nicht sofort am Anfang verlor. Nach 10 Minuten hatten Jonouchi und Yugi einen Punktegleichstand von 1500. Yugi war nun am Zug. Yugi zog seine Karte und sah sie sich an. Seine Augen funkelten plötzlich. „Ich spiele Magischer Vorhang! Mit dieser Karte kann ich dann ein Monster vom Typ Hexer beschwören und ich rufe den Schwarzen Magier!“ Da legte er seinen Schwarzen Magier in die Monsterkartenzone. „Ich lege noch zwei Karten verdeckt und beende meinen Zug.“ „Gut, ich bin dran. Ich opfere meine Sündenböcke, um den Schwarzen Rotaugendrachen zu beschwören! Dann rüste ich ihn noch mit dieser Karte auf, sodass er jetzt 3000 Punkte hat, genug, um deinen Magier zu besiegen! Los, Schwarzer Rotaugendrache!“ „Ich decke meine Zauberkarte auf: Magischer Tausch! Eigentlich müsste mein Magier jetzt auf den Friedhof landen, doch diese Karte verhindert es. Dein Monster wird zerstört und die Differenz der Angriffspunkte zwischen unseren Monstern wird von deinen Lebenspunkten abgezogen. So, jetzt hast du nur noch 1000 Punkte.“ „Kuso! Ich lege noch zwei Karten verdeckt und beende meinen Zug“, sagte Jonouchi verärgert. „Gut, dann bin ich wieder dran. Ich lege noch eine Karte verdeckt und jetzt kann mein Magier dich direkt angreifen!“ „Nicht so hastig, Yugi! Ich decke meine Fallenkarte auf, Macht des Spiegels! Dies bewirkt, dass dein Angriff zu dir zurück geleitet wird.“ „Das hatte ich mir gedacht. Deshalb spiele ich ebenfalls meinen Macht des Spiegels und der Angriff fällt wieder auf dich zurück.“ „Na ein Glück, ich decke meine Fallenkarte auf. Dadurch wird der Angriff annulliert.“ „Vergiss es! Ich spiele Ring der Zerstörung, sodass deine Karte zerstört wird. Der Angriff wird fortgesetzt und deine Lebenspunkte fallen auf Null.“ Anzu, Honda und Jonouchi mussten wirklich aufpassen, dass ihnen die Kinnlade nicht zu Boden reichten. Yugi hatte es doch tatsächlich geschafft, Jonouchi zu besiegen! Dabei war dies praktisch Yugis erstes Duell und Jonouchi war einer der Profiduellanten in ganz Japan. „Nimm's nicht so schwer, Jonouchi. Er ist ja auch der König der Spiele“, neckte Honda ihn dann auch. „Ach, das war bestimmt nur Anfängerglück“, meinte Yugi verlegen. „Wow, deine Duellfähigkeiten haben sich kein Stück verschlechtert, du bist immer noch so gut wie früher. Eben der König der Spiele“, erwiderte Jonouchi. „Was meint ihr? König der Spiele? Was soll das heißen?“ Nun war Yugi gleichermaßen neugierig wie auch verwirrt. Dieser Titel war auch zu eigenartig. „Na ja, du hast im Königreich der Duellan-“, da wurde Jonouchi auch schon von einem lauten Räuspern seitens Anzu unterbrochen. „Äh... ich meine, du bist ein Profiduellant, Yugi“, korrigierte Jonouchi mit einem kleinen Seitenblick zu Yami. „Ehrlich? Aha...“, murmelte Yugi und sah auf seine Karten herab. Die erste Karte in seinem Deck war der Schwarze Magier. Irgendwie kam ihm diese Karte so schrecklich vertraut vor, als wäre auch er sein Freund. Er hatte immer noch eine sehr starke Bindung zu seinem Deck. Ich glaube, mir geht’s noch nicht so ganz gut, wenn ich schon denke, eine dieser Kartenmonster wären meine Freunde, dachte Yugi an seiner geistigen Gesundheit zweifelnd. „Spielt eigentlich noch jemand von euch Duell Monsters?“, fragte Yugi dann und sah in die Runde. Alle zeigten auf Yami. „Wenn du gegen ihn spielen willst, Yugi, dann musst du dich wirklich anstrengen. Er ist sehr gut, bester nach dir. Kein Vergleich zu Jonouchi“, warnte Honda ihn schon einmal vor. „Hey, was soll das denn heißen! Ich bin auch sehr gut!“, regte Jonouchi sich wieder auf und er und Honda fingen wieder eine ellenlange Diskussion an. „Ich brauch wirklich dringend ein paar Mädels“, sagte Anzu kopfschüttelnd. „Ihr seid wirklich lustig!“, lachte Yugi. Er bemerkte nicht, wie ihm seine Freunde seltsame Blicke zuwarfen. So hatten sie Yugi ehrlich gesagt noch nie erlebt, dass er so unbeschwert und heiter war. Nun, Sorgen hatte er ja keine mehr. Anzu, Honda und Jonouchi glaubten langsam wirklich, dass Yami recht hatte. Dass es besser wäre, wenn Yugi sich nicht erinnern würde, er könnte dann ein besseres Leben führen. Doch ob dies gelingen würde, stand in den Sternen. Am nächsten Tag wachte Yugi früh auf, er war sofort nach seinem Traum aufgewacht. Aber was habe ich bloß geträumt? Ich kann mich nur so wage daran erinnern, ich weiß nur noch, dass ein Mann zu mir sprach. Worum sich das Gespräch jedoch handelte, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass er... ein weißes Gewand an hatte, was ihm so ein orientalisches Aussehen gab. Er war dunkelhäutig, seine Augen waren blau und sahen so merkwürdig leer aus... er sah fast schon wie ein Geist aus. Um seinen Hals trug er eine eigenartige Kette, es hatte eine kreuzähnliche Form, sah jedoch eher nach einem... Schlüssel aus und war vollkommen aus Gold. Aber an seiner Erscheinung war es am markantesten, dass er einen weißen Turban trug. Er erinnert ziemlich an einen... Ägypter, habe ich das Gefühl... Je länger Yugi über diesen für ihn unbekannten Mann nachdachte, desto mehr verschwamm das Bild dieses Fremden vor seinem geistigen Auge. Seine Gedanken schweiften auch nach einiger Zeit von diesem Mann ab und er freute sich schon auf die Entlassung, die heute bevor stand. Das plötzliche Gefühl von Einsamkeit in seinem Inneren bemerkte er nicht. Der Arzt warnte Yugis Freunde und seinen Großvater noch vor, dass sie Yugi nicht zu seinen vermissten Erinnerungen drängen sollte, was sie jedoch auch nicht vorgehabt hatten. Er würde sich nach und nach erinnern, auch wenn es wahrlich lange dauern könnte, meinte der Yugis behandelnder Arzt. Als die Freunde fragten, weshalb Yugi denn sein Gedächtnis verloren hatte, konnte der Arzt nur ratlos sagen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte. Der Neurologe hatte keinerlei seltsame Symptome gesehen und Yugis Gehirnfunktionen blieben im normalen Bereich. Auch eine Hirnblutung konnten sie nicht erkennen. „Da sind wir wieder, Yugi!“, begrüßte Jonouchi seinen besten Freund und trat mit den anderen ein. „Hi, Leute“, lächelte ihnen der Bunthaarige entgegen. Er stand schon bereit, seine Untersuchungen waren vorbei. „Hallo, Yugi“, begrüßte sein Großvater dann auch. „Ähm... guten Tag, ...“, sagte Yugi etwas stockend und sah einwenig verwirrt zu seinen Freunden. Diese sahen jedoch mit bedrückter Miene zu dem Ältesten unter ihnen, der Yugi ansah. Ein kleiner, trauriger Schimmer war in seinen Augen zu erkennen. „Ich bin dein Großvater, Yugi.“ „Oh...“, machte Yugi nur und sah überrascht drein. Sofort wurde seine Miene schuldbewusst. „Entschuldige... Ojii-san...“, murmelte Yugi, sich bewusst werdend, dass er seinen eigenen Großvater ziemlich verletzt haben musste. „Ist schon gut, Yugi. Das werden wir schon noch irgendwie hinkriegen.“ Sie unterhielten noch über belanglose Dinge, während sie zu den Mutos gingen. Dort angekommen, staunte Yugis nicht schlecht. „Cool... ich wohne über einem Game Shop“, flüsterte Yugi und sah sich den Laden ausgiebig an. Den anderen kam es einwenig seltsam vor, dass Yugi so erstaunt war, sagten jedoch nichts. „Ach, und Yugi. Du teilst dir mit Yami ein Zimmer. Er ist ja vor kurzem aus Tokyo hierher gezogen, und da seine Eltern immer auf Reisen sind, haben sie ihn uns anvertraut. Das ist doch nicht schlimm, oder, Yugi? Schließlich ist er dein... Cousin.“ Yugi bemerkte nicht, dass sein Großvater ihn angelogen hatte und wunderte sich deshalb auch nicht, doch Jonouchi, Anzu und Honda umso mehr. Diese Ausrede war ihnen neu. „Na klar kann er in mein Zimmer ziehen. Aber... ähm... wo ist denn bitte mein Zimmer?“, fragte Yugi etwas verlegen und sah sich um. Zu seiner Linken war das Wohnzimmer, rechts die Küche. Geradeaus führte eine kleine Treppe zu zwei anderen Zimmern. „Gleich vorne links.“ Daraufhin stieß Yugi seine Zimmertür auf und trat sich umsehend ein. In der linken Ecke war sein Bett, an der gegenüberliegenden Wand stand ein weißer Schrank. Rechts neben dem Bett stand ein kleiner Schreibtisch, darüber war ein kleines Fenster mit einem so breitem Fenstersims, dass er sich problemlos darauf setzen konnte. Rechts von der Tür aus war ein Futon. Eine dunkelblaue Decke mit Kissen lag auf dieser. Yugi trat näher an den Tisch und sah auf das Foto im Bilderrahmen. Es zeigte Anzu, Honda, Jonouchi und ihn. Er war lächelnd im Vordergrund, Anzu lachte in die Kamera, während Jonouchi und Honda im Hintergrund um den besten Platz kämpften. Yugi lächelte. Dieses Bild gefiel ihm sehr, es strahlte ihn regelrecht an. Nach einiger Zeit sah er wieder auf und ging aus dem Zimmer. Er fand seine Freunde und seinen Großvater im Wohnzimmer, einige auf dem Sofa sitzend, andere auf den Sitzkissen. „Sag mal, Großvater, wo sind eigentlich meine Eltern? Arbeiten sie etwa noch?“ Sofort trat Stille ein. Alle Anwesenden musterten Yugi. Dieser sah verwirrt drein, schaute von einem zum anderen. „Yugi... es tut mir Leid, was ich dir jetzt sagen muss, aber deine Eltern... sie sind vor einigen Jahren bei einem Autounfall umgekommen. Seitdem habe ich dich allein großgezogen“, antwortete Großvater mit leiser Stimme. Yugi konnte ihn für einige Sekunden nur wie versteinert anstarren. „Oh...“, brachte er nach weiteren zehn Sekunden vor. Er hatte seinen Kopf gesenkt, gen Boden. Alle außer Yami hatten dies gewusst, weswegen sie auch bedrückt zu Yugi sahen. Yami schwieg sich aus, konnte nichts dazu sagen. Er hatte sich noch nie gefragt, wo Yugis Eltern waren. Sie hatten nie darüber gesprochen. Yugi spürte einen leisen Stich in seiner Brust. Zwar kannte er seine Eltern nicht, er hatte sie noch nie gesehen, aber dennoch tat es ihm im Herzen weh, dass er keine mehr hatte. Nach einiger Zeit des Schweigens schüttelte Yugi kaum merklich den Kopf, versuchte, seine trüben Gedanken zu verscheuchen. „Ich... es ist schon... okay. Daran kann man nichts mehr ändern“, murmelte Yugi und sah langsam auf. „Lasst uns mal gucken, was im Fernsehen grad läuft“, schlug Jonouchi laut vor und versuchte, die bedrückte Stimmung zu zerstreuen. Er nahm sich die Fernbedienung und schaltete den Fernsehen ein, zappte durch die einzelnen Kanäle. „Warte mal, Jonouchi“, sagte Yugi plötzlich. „Mach noch mal zurück, da war was.“ Jonouchi folgte seinem Befehl einwenig verdutzt und zappte zurück. Es war die Wiederholung von dem Duell zwischen Ryouta und Yugi zu sehen. „Was ist denn ein Schattenduell? Und über wen spreche ich da? Wer ist 'Der Pharao', die gibt es doch gar nicht mehr“, meinte Yugi und sah zu seinen Freunden. Seine Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Äh... ähm... das war doch nur Spaß, Yugi“, lachte Jonouchi gekünstelt. „Das war alles nur Schauspiel eines Duells, diese Worte hatten nichts zu bedeuten, hehe.“ „Dieses Duell kommt mir gar nicht mal so spaßig vor. Es ist so, als ginge es um Leben und Tod“, murmelte Yugi stirnrunzelnd und sah wieder zum Fernseher. Plötzlich wurde dieser schwarz und Yugi wandte sich erstaunt um. Honda hielt die Fernbedienung in der Hand. Offensichtlich war er es, der den Fernseher ausgeschaltet hatte. „Ach, es gibt doch so oder so nichts gutes im Fernsehen, da können wir uns auch unterhalten, nicht wahr?“ Yugi sah jeden der Reihe nach prüfend an, bemerkte, dass niemand von ihnen ihm geradewegs in die Augen sah. Alle von ihnen hatten den Blick gesenkt, interessierten sich plötzlich für die Maserung des Holztisches. Alle außer Yami. Dieser sah seinen Partner ruhig an, fast schon gelassen. Sein Blick jedoch sagte nichts aus, als hätte er Schutzklappen ausgefahren, die seine Gefühle gut verbargen. Yugi stutzte, ob der Reaktionen seiner Freunde oder dem monotonen Blick Yamis. Nach einer Weile zuckte Yugi mit den Achseln und gab sich mit Jonouchis Erklärung zufrieden. Danach seufzten die anderen leise erleichtert auf, hatten befürchtet, dass Yugi weiter bohren würde. Es würde sicherlich noch schwer werden, den Kleinen nicht an sein früheres Leben zu erinnern. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hoffe, dieses Kapitel hat Ihnen gefallen. Jedenfalls, ich möchte mich an dieser Stelle abermals für mein Unwissen entschuldigen. Ich hatte geschrieben, Yugis Eltern seien an einem Autounfall gestorben, doch dies habe ich mir zusammen phantasiert. Ich habe keine Ahnung, wo sie sind (oder zumindest sein Vater, seine Mutter taucht in der japanischen Serie auf). Außerdem passt es eher zu meiner Story, wenn seine Mutter nicht existent ist. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das gerade ziemlich eiskalt geklungen hat ;) Kapitel 10: Gelingen? --------------------- Ab jetzt rückt Yugi wohl noch mehr in den Vordergrund als zuvor, weil ich größtenteils nur seine Gedanken beschreiben werde. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 10 – Gelingen? Am nächsten Morgen wachte Muto Yugi bereits früh auf. Es war erst 6 Uhr morgens. Gähnend drehte er sich zur Wand, versuchte, wieder einzuschlafen. Nach fünf Minuten jedoch gab er es auf, setzte sich mit verschlafener Miene auf und rieb sich die Augen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen; das Zimmer lag im Dunkeln. Dennoch konnte er schwach Yamis Gestalt erkennen, die auf der Matratze lag. Es war ein regelmäßiges Atmen zu hören. Offensichtlich schlief Yami noch. Leise stand Yugi auf und machte sein Bett, strengstens darauf bedacht, möglichst wenige Geräusche zu verursachen. Danach ging er zum Schreibtisch, wobei sein Blick auf das Sennenpuzzle fiel. Aus einem Instinkt heraus hing er sich das Puzzle um und betrachtete es eine Weile. Nach einiger Zeit sah er wieder aus dem Fenster, stieg auf das Fensterbrett und setzte sich dorthin. Sein Blick war abwesend auf die dunkle Straße unter ihm gerichtet; er ließ seine Gedanken kreisen. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Zwar beherrsche ich noch alle Sachen, die ich in der Schule gelernt hatte, doch ich kann mich einfach nicht an die Menschen, die ich je gesehen und kennen gelernt habe, erinnern. Es ist einfach schrecklich... ich kann mich nicht einmal mehr an meine engsten Freunde erinnern! Sein Blick wurde verbittert. Anzu, Honda, Jonouchi und Yami, ich weiß einfach nicht, wer sie genau sind. Selbst meinen eigenen Großvater habe ich nicht erkannt!... Das Mädchen scheint jedenfalls nett zu sein und wohl auch die Vernünftigste zwischen dem Brünetten und dem Blonden... Honda und Jonouchi. Die beiden sind auch einwenig sehr chaotisch. Wie sie sich immer streiten... . Aber dennoch scheinen sie sehr gut befreundet zu sein. Jonouchi mag auf dem ersten Blick ziemlich... tollpatschig aussehen, aber er ist ein guter Freund. Seine Reaktion darauf, als er erfuhr, dass ich eine Amnesie habe... ich hatte mich wirklich erschrocken. Doch beweist es denn nicht, dass er mein Freund ist? Einem Freund würde es nicht kalt lassen. Dagegen macht mir Yami ganz schöne Kopfschmerzen. Er erscheint mir so... mysteriös und geheimnisvoll. Er blieb ganz ruhig, fast schon gelassen, als Jonouchi mich am Kragen gepackt hatte. Ebenso ruhig hatte er sich dann mit ihm unterhalten. Die Nachricht, dass ich mein Gedächtnis verloren hatte, ließ ihn ja fast schon kalt. Dennoch sehe ich in ihn einen zuverlässigen und treuen Freund, auch wenn ich nicht weiß, warum. Aber er strahlt auch so eine seltsame Aura aus... so stolz und mächtig und ebenso uralt. Es scheint, als wäre er älter und erfahrener, als er vorzugeben tut. Sein Verhalten ist auch eigenartig. Er ist so viel... distanzierter und verschlossener als die anderen. Aber wieso versteckt er seine Gefühle? Immer, wenn ich ihm in die Augen sehe, versucht er, seine Gefühle zu überspielen. Dennoch... irgendwie erkenne ich, dass ihn etwas bedrückt. Als würde er eine große Last auf seinen Schultern tragen. Dabei weiß ich nicht einmal, warum ich ihn so gut durchschauen kann... Langsam lehnte sich Yugi zur Seite, sodass seine Stirn das kühle Glas berührte. Er schloss seine Augen und seufzte lautlos. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, doch leider kann ich es nicht erzwingen. Ich frage mich nur, warum sich alle manchmal so seltsam verhalten. Als würden sie mir etwas verschweigen... . Ach, was denke ich denn da? Was sollen sie mir denn verschweigen? Schließlich wollen sie doch auch, dass ich mich wieder erinnere, da müssen sie mir alles sagen... . Falls sie wirklich wollen, dass ich mich wieder erinnere... Und ich spüre diese Leere... . Aber sie scheint nicht von meiner Amnesie zu rühren... es ist so, als würde sie aus meinem Herzen kommen. Es fühlt sich so an, als ob mir etwas fehlen würde. Als wäre ich nicht komplett, als würde mir eine andere Hälfte fehlen... „Yugi?“, ertönte plötzlich eine Stimme. Yugi zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. Dort, im Halbdunkeln, stand Yami und lehnte am Schreibtisch. Sein Blick lag ruhig auf Yugi. „Yami! Hast du mich aber erschreckt...“, sagte Yugi und atmete erleichtert aus. „Wie lange stehst du denn schon da?“ „Schon eine ganze Weile, doch du hast mich nicht bemerkt.“ „Aha“, murmelte Yugi und schaute wieder aus dem Fenster. Ihm war es einwenig unangenehm, beobachtet zu werden, doch daran ließ er sich nicht sonderlich stören. Da fiel ihm etwas ein. „Sag, woher hast du das Sennenpuzzle?“, fragte Yugi und sah auf seinen goldenen Gegenstand herab. „Aus Ägypten, es wurde auf einem Markt angeboten“, log Yami makellos, dass man an seinen Worten einfach nicht zweifeln konnte. „Hm... der muss aber ganz schön teuer gewesen sein. Schließlich ist das hier reines Gold, glaube ich...“, murmelte der Kleinere und strich ehrfürchtig über das Puzzle. „Ist es wirklich okay, dass ich es jetzt habe? Ich meine, eigentlich ist es ja deines...“ „Es ist vollkommen in Ordnung, Yugi. Ich habe es dir geschenkt.“ Yamis Mundwinkel deuteten ein leichtes Lächeln an, welches Yugi dankbar erwiderte. „Komm, lass uns für die Schule fertig machen“, meinte Yugi fröhlich, sprang vom Fensterbrett und rannte ins Badezimmer. Yami sah ihm nur nachdenklich nach. „Hey, Yugi!“, rief Jonouchi quer über die Straße, als Yugi und Yami in Sicht kamen. Anzu und Honda winkten ihnen nur grüßend zu. „Und hi, Pha- ähm.... Yami“, verhaspelte sich Jonouchi etwas. Yugi sah ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue an, zuckte kurz mit den Achseln und begrüßte sie ebenfalls. Eigenartig... „Ach, Yami, du musst dich ja noch an der Schule anmelden, nicht wahr?“, fragte Anzu ihn auf dem Schulweg. Yami nickte bestätigend. Da Yami eigentlich wie aus dem Nichts erschienen war und keine Papiere besaß, hatten sie Kaiba darum bitten müssen, diese zu beschaffen. Nur widerwillig hatte Kaiba ihnen diesen Wunsch erfüllt, erst nachdem Jonouchi ihn minutenlang zugequatscht hatte. Jonouchi hatte ihm versprechen müssen, diese Aktion nie zu wiederholen, bevor Kaiba alles regelte. „Ich begleite Yami zum Sekretariat. Ihr könnt Yugi ja schon mal unser Klassenzimmer zeigen“, meinte Anzu und zog Yami mit sich. „Dort ist der Sportplatz und hier ist unser Klassenzimmer“, sagte Jonouchi und schob die Tür auf. Doch hätte er auch nur geahnt, was danach passieren würde, dann hätte er lieber die Tür geschlossen gelassen. Einige Sekunden war es totenstill, wo die Schüler der Klasse sofort Yugi anschauten und verstummten. Yugi schaute nur verdutzt. Was war denn jetzt los? Plötzlich war vielstimmiges Stühlerücken angesagt, als viele Schüler sich erhoben und Yugi regelrecht mit Fragen bombardierten. „Was war am Freitag mit dir los? „Wer war dieser Junge neben dir?“ „Hast du wirklich die Steintafel lesen können?“ Noch viele weitere Fragen wurden Yugi gestellt, doch dieser war viel zu bedrängt, um antworten zu können. Das Stimmengewirr war zu groß. Doch ein Schüler erweckte Yugis Aufmerksamkeit. Dieser saß in der hintersten Reihe und hatte einen Laptop auf seinem Schoß, auf welchem er mit flinken Fingern herumtippte. Wer ist denn das? „Ruhe!“, rief die Lehrerin plötzlich dazwischen. Sofort verstummten die Schüler und wandten sich einwenig erschrocken um. In der Tür stand die Lehrerin und sah streng in die Klasse. Nach einigen Sekunden kehrten die Schüler zu ihren Plätzen zurück, während Jonouchi Yugi zu seinem Platz schob, der noch ziemlich verwirrt war. „So, Schüler, wir haben einen neuen Schüler. Begrüßt ihn herzlich“, sagte die Lehrerin, als Yami gerade in die Klasse trat. Sofort wurde er von Blicken durchbohrt. Viele Schüler schauten ihn verwirrt und zugleich fassungslos an. Das war doch der Junge vom Museum!, schoss es vielen durch den Kopf. „Guten Tag, ich bin Atemu Yami“, stellte der Pharao sich vor. Ihm war in keiner Weise bewusst, dass er mit seinem Aussehen und seiner lässigen Haltung viele Mädchenherzen mit einem Schlag höher schlagen ließ. Yami sah sich einwenig suchend in der Klasse um, als er einen freien Platz neben Yugi entdeckte. Mit sicheren Schritten ging er auf diesen Platz zu und setzte sich. Immer noch herrschte überraschend gespenstisches Schweigen in der Klasse. Alle sahen Yami an, als wäre er ein Geist. Jonouchi, Honda und Anzu wussten schon jetzt, dass sie beim Läuten der Schulglocke lieber ganz schnell aus dem Zimmer flüchten sollten, wenn sie nicht wollten, dass sie von Fragen durchlöchert wurden. Yugi war der Einzige, der das alles nicht verstehen konnte. Was ist denn los? Wieso starren ihn alle so an? Nur weil er mir so ähnlich sieht? Nein, das wäre nicht Grund genug.... Unauffällig schaute er sich in der Klasse um, ob wirklich jeder so erstaunt, ja gar fassungslos drein blickte. Da entdeckte er Kaiba. Dessen Blick war mehr als nur missmutig auf den 'neuen' Schüler gerichtet. Das ist doch wohl ausgemachter Blödsinn..., dachte der Firmenchef missbilligend. „Nun, fangen wir mit dem Unterricht an. Schlagt eure Geschichtsbücher auf Seite 17 auf. Wer liest den linken Text?“ Niemand meldete sich, also nahm die Lehrerin einen Unfreiwilligen dran. Es war Muto Yugi. „Einer der wohl mysteriösesten Pharaonen der 18. Dynastie ist der Namenlose Pharao. Allein dass man seinen Namen bis heute nicht hatte herausfinden können ist ein wahres Mysterium. [...] Auch die Steintafeln seiner Zeit brachten viele Fragen auf, da diese Tafeln schwer zu entziffern waren oder einen für uns unbegreiflichen Sinn ergaben. Jedoch hatte ich einige Informationen herausfinden können. Der Namenlose Pharao hatte sechs Priester, die ihn zusätzlich zu den Wachen beschützen sollten. Ein Mythos besagt, dass jeder dieser Priester ein heiliges Artefakt besaß. Diese Informationen jedoch wurden nie bestätigt, wie mir bekannt ist. [...] Der Namenlose Pharao schien ein gutmütiger Mensch zu sein, wie einige Dokumente und Steintafeln zeigten. Doch zu seiner Zeit gab es auch einen allgegenwärtigen Krieg, der ganz Ober- und Unterägypten bedrohte. Viele Archäologen, unter anderem auch ich, sind der Meinung, dass die Steintafeln, die diesen Krieg datierten, verfälscht wurden, da es keinerlei Hinweise auf die Ursache des Krieges gab. [...] Alle bisherigen Informationen waren zu ungenau, als dass sie als wahre Fakten gelten konnten. Es scheint wohl, dass der Namenlose Pharao für immer ein Mysterium bleiben würde.“ Mit diesen Worten endete Yugi und setzte sich wieder hin. Nachdenklich betrachtete er den Text und sah auf die Quelle. Diese Textstellen waren aus einem Buch eines berühmten Archäologen. Seine Stirn runzelte sich verwirrt. Der Namenlose Pharao... seltsam... irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor. Aber der Pharao selber scheint ebenfalls ziemlich.. seltsam zu sein. Seine sechs Priester, die ihn beschützen sollten und angeblich heilige Artefakte besaßen.... aber was soll das bedeuten, heilige Artefakte? Inwiefern denn heilig? Yugi war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, dass seine Freunde ihn aus den Augenwinkeln beobachteten. Sie alle hofften, dass durch diesen Text Yugis Erinnerungen nicht erweckt worden sind. Kaiba dagegen hatte sich bereits anderen Dingen zugewendet, als er auch nur den Namen 'Namenloser Pharao' gehört hatte. Er hatte verächtlich geschnaubt und organisierte seine Firma weiter mit Hilfe seines Laptops. Solche Sachen muss ich mir nun wirklich nicht anhören, dachte er ärgerlich. Und das nennt sich Geschichtsunterricht, sich um einen Pharao befassen, der ein Mythos ist. Endlich ertönte der erlösende Gong zur Mittagspause und überall war Stühlerücken zu hören. „Komm, Yugi, Yami! Schnell weg!“, rief Jonouchi laut, packte sie am Arm und rannte mit ihnen aus dem Klassenzimmer. Anzu, Honda und selbst Ryo folgten ihnen. „Puh, wir haben's geschafft“, atmete Yugis bester Freund erleichtert aus. „Wieso sind wir denn überhaupt weggerannt?“, fragte Yugi verwirrt. „Hat es dir etwa nicht schon Anfang der Stunde gereicht, wie unsere Klassenkameraden dich gelöchert haben? Und der Pha- äh, Yami wäre wahrscheinlich ebenso mit Fragen bombardiert worden“, meinte Honda und überspielte seinen Versprecher. Jonouchi und er mussten wirklich lernen, dass sie ihren ägyptischen Freund nicht mehr mit Pharao anreden durften. „Ach so“, murmelte Yugi. Da erst bemerkte er den weißhaarigen Jungen, der neben ihm stand. „Hi, Yugi. Geht es dir heute besser?“, fragte ihn Ryo freundlich. „Ähm... schon... und wer bist du?“, fragte Yugi ihn verunsichert. Ryos Augen weiteten sich und er sah Yugi geschockt an. Schnell nahmen Jonouchi und Honda ihn zur Seite und erklärten ihm alles, weihten ihn sogar in ihren Plan ein. „Also, ähm... ich bin Bakura Ryo“, stellte sich Ryo etwas unsicher vor. Ihm kam es sehr suspekt vor, sich vor einem ihm bekannten Freund vorstellen zu müssen. Die Freunde hatten jetzt eine Stunde lang Mittagspause. Da niemand in der Cafeteria aß, gingen sie auf den Hof. Sie wussten nicht recht, wohin, also gingen sie spazieren. Yugi beobachtete Ryo heimlich. Irgendwie kam ihm dieser Junge seltsam vor, sein Nachname weckte in ihn ein sonderbares Gefühl. Als wäre Gefahr in der Nähe. Außerdem störte ihn etwas an seinem Aussehen... „Sag mal, Ryo, trägst du nicht eigentlich immer so einen Ring um den Hals?“, fragte Yugi ihn plötzlich. „So einen goldenen Ring.... wo in der Mitte dasselbe Auge abgebildet ist wie auf dem Sennenpuzzle?“ Honda, Anzu, Jonouchi, Ryo und Yami sahen ihn erschrocken an. Kamen seine Erinnerungen etwa zurück? „Ähm... ich... nein, von welchem Ring sprichst du denn?“, log Ryo schnell. „Oh, dann hab ich mich wohl geirrt“, sagte Yugi und wandte seinen Blick in die Ferne. Seine Augen waren unergründlich. „Habt ihr eigentlich auch Kaiba bemerkt?“, fragte Jonouchi nach einer Weile in die Runde. Einige schüttelten verwundert ihre Köpfe. „Er war tatsächlich da? Ich dachte, er würde sich jetzt nur noch um die Kaiba Corporation kümmern, was macht er denn hier in der Schule?“, fragte sich Honda, wobei sein Ton nicht der freundlichste war, eher spöttelnd. Als wollte er sagen, dass Kaiba sich doch eigentlich zu schade für die Schule war. „Wer weiß. Vielleicht hat ihn Mokuba ja dazu gezwungen, jetzt, wo Kaiba-Land für ihn gebaut wurde und alles in der Firma ziemlich glatt läuft, sodass er der Schulpflicht nicht mehr entkommen kann. Schließlich ist er noch nicht 21, also auch noch nicht volljährig“, vermutete Anzu nachdenklich. „Ähm...“, mischte sich nun auch Yugi ein, der sichtlich verwirrt war. „Von wem sprecht ihr denn? Wer ist Kaiba?“ „Du hast doch sicherlich diesen Braunhaarigen gesehen, in der letzten Reihe, mit dem Laptop auf dem Schoß. Das ist Kaiba Seto, der Firmeninhaber der Kaiba Corporation.“ „D-Der Kaiba Corporation? Aber wie kann ein Achtzehnjähriger eine ganze Firma leiten?“, fragte Yugi erschrocken. „Tja, so ist es aber. Er hat die vererbt bekommen, von seinem Stiefvater Kaiba Gozaburo, der ihn und Mokuba, sein Bruder, aus dem Waisenheim geholt und adoptiert hat“, erzählte Honda die Kurzversion, einfach das Wichtigste, was sie noch vor fast einem Jahr in der Cyber-Welt von Noah und den Big Fives herausgefunden hatten. „Aha...“, machte Yugi daraufhin nur. Der Rest der Mittagspause verlief ereignislos, wobei der Kleinste unter ihnen auffallend ruhig war. „Also, das ist der Domino Park. Dort drüben ist das Einkaufszentrum und die Arena, wo die Duellanten meistens spielen“, zeigte Anzu Yugi die Stadt. Nach der Schule hatten sie beschlossen, Yugi die Stadt zu zeigen. „Und was ist das für ein Gebäude?“, fragte Yugi interessiert und zeigte auf ein weißes Gebäude mit britischem Baustil. „Das ist das Historische Museum“, antwortete Anzu. „Können wir da rein, bitte?“, fragte Yugi sofort mit unschuldigen, großen Augen. Er wusste nicht, wieso, aber dieses Museum zog ihn wie magisch an. Somit gingen die Freunde in das Gebäude, welches den meisten unter ihnen nur allzu bekannt war. Yugi sah sich staunend um. Überall waren antike Artefakte, Schätze der Vergangenheit. Zielstrebig ging Yugi in die Ägypten-Abteilung und besah sich sehr genau die Steintafeln der 18. Dynastie. Seine Freunde folgten ihm unauffällig. Da, ich hab's. Die Steintafeln zum Namenlosen Pharao. Was... aber... wieso steht denn da nicht die japanische Übersetzung für diese Steintafel? Kuso!... Nun, im Geschichtsbuch stand auch, dass die Steintafeln zu diesem Pharao kaum zu entziffern sind, selbst für erfahrene Archäologen. Erst jetzt besah Yugi sich die Steintafel genauer. Seine Augen weiteten sich immer mehr, je länger er die Steintafel anstarrte. Wie kann das sein?! „Und, Yugi, etwas herausgefunden?“ Der Bunthaarige fuhr erschrocken herum. Er hatte ganz vergessen, dass seine Freunde immer noch hier waren. Jonouchi, Honda, Anzu und Yami sahen ihn fragend an. „Ich... ähm... nein, hier steht leider keine Übersetzung. Dabei fand ich den Namenlosen Pharao so interessant...“, murmelte Yugi und sah wieder zum Artefakt. „Kommt, lasst uns gehen.“ Seine Freunde nickten erleichtert. Sie befürchteten schon, Yugi könnte sich wieder erinnern oder gar die Schrift lesen. Yugi sah verstohlen zur Steintafel zurück. Vielleicht sollte ich ihnen noch nicht sagen, dass ich diese Hieroglyphen lesen kann. Kapitel 11: Schuld ------------------ Yugi tut mir langsam leid, so viel, wie ich ihm in dieser FF angetan habe und noch antun werde... . Nun, Sie dürfen gespannt sein. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Sennengegenstände – Millenniumsgegenstände Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 11 – Schuld Weitere Tage verstrichen, in denen Yugi sich immer mehr in den Alltag einlebte. Außenstehende hätten meinen können, alles wäre wieder beim Alten. Doch nur Yugis Freunde bemerkten, dass dieser Yugi noch lange nicht alles wusste, was der frühere Yugi hätte wissen müssen. Sie hielten dies auch für besser. Was Anzu, Honda und Jonouchi auch sehr wohl bemerkten, war, dass Yami sich ebenso verändert hatte. Er war nun nicht mehr so befreit oder offen, wie er es noch vor einem halben Jahr war, nein, er war verschlossener geworden, seitdem Yugi sein Gedächtnis verloren hatte. Er glich eher Kaiba Seto als sich selbst, aber noch längst nicht so kühl. „Hey, Leute“, begann Yugi eines Tages auf dem Schulweg. Es waren bereits zwei ereignislose Wochen vergangen. „Ich muss noch etwas in der Stadt erledigen. Ihr könnt schon mal nach Hause gehen.“ „Wir können doch mit dir kommen. Was musst du denn machen?“, fragte Anzu freundlich. „Ach, nur etwas für Geschichte recherchieren. Ihr müsst nicht mitkommen, es würde euch so oder so nur langweilen“, sagte Yugi und lächelte entschuldigend. „Bis morgen, Freunde.“ Mit diesen Worten trennte sich Yugi von der Gruppe und schritt in Richtung Stadtmitte. Seine Freunde sahen ihm verwirrt nach. „Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass es in letzter Zeit ziemlich ruhig war?“, fragte Jonouchi in die Runde, kurz nachdem Yugi verschwunden war. „Wie meinst du das?“ „Na, niemand hatte uns zum Beispiel zu einem Duell herausgefordert, der die Macht an sich reißen wollte. Und uns ist auch niemand begegnet, der sich wie Ryouta aufführte, als er von dieser dunklen Seele besessen war. Ist das nicht einwenig merkwürdig?“ „Stimmt, du hast recht. Aber was sollen wir schon großartig tun? Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, wo dieser Typ sein soll, der das Schattenreich geöffnet hat“, erwiderte Honda. „Wie, sollen wir etwa darauf warten, bis der uns angreift?!“ „Hast du denn eine bessere Idee?“, fragte Anzu ihn. Einige Zeit lang herrschte Schweigen, in der Honda, Anzu, Jonouchi und Yami überlegten, was sie tun könnten. „Mariku und Ishizu“, fiel es Yami ein. „Aber na klar! Wir können sie ja fragen, ob sie etwas über die Ereignisse wissen!“, sagte Jonouchi. „Na dann lasst sie uns doch anrufen.“ „Dieser Namenlose Pharao beschäftigt mich schon seit Tagen. Ich muss unbedingt mehr über ihn herausfinden“, murmelte Yugi vor sich hin und betrat das Museum. Zielstrebig ging er in die Abteilung für ägyptische Artefakte und blieb bei den Steintafeln der Pharaonen der 18. Dynastie stehen. Lange Zeit war nur das Kratzen der Feder von seinem Füller zu hören, als Yugi den ägyptischen Text ins Japanische übersetzte. 'Die Welt naht sich dem Ende zu und eine dunkle Macht legt sich wie ein Schatten über sie. Nur der Namenlose Pharao kann sie noch retten. Sein Hikari wird ihm die Kraft dazu geben, doch zu einem hohen Preis. Die Welt steht auf der Schicksalsschneide, bereit, in die Tiefe zu stürzen.' Okay, ich verstehe nichts, gut... . Was heißt das 'Die Welt naht sich dem Ende zu und eine dunkle Macht legt sich wie ein Schatten über sie'? Welche dunkle Macht soll den Weltuntergang bringen? Das hört sich alles ziemlich... fiktiv an. Stammt es vielleicht aus einem Mythos der Ägypter? Sie hatten schließlich viele davon. Aber es hört sich nicht so an, als wäre es schon geschehen... . 'Sein Hikari wird ihm die Kraft dazu geben, doch zu einem hohen Preis'. Sein Hikari? Aber was meinen sie mit 'Hikari' genau? Soll es wirklich Licht bedeuten? Das Licht des Namenlosen Pharao? Aber irgendwie ergibt es für mich nicht wirklich Sinn... . Ach, das ist ja zum Haare raufen! Da kann ich schon diese Hieroglyphen lesen und verstehe nichts! Okay, Yugi, bewahre einen kühlen Kopf. Vielleicht ist diese Steintafel nur eines einer ganzen Reihe, weshalb es alleine keinen Sinn ergibt. Demnach müssten es Deversten sein, also mehrere zusammengehörige Tafeln. Aber dies ist die einzige Steintafel hier, die dem Namenlosen Pharao zugeordnet ist. Tja, dann muss ich jetzt wohl den Museumsdirektor aufsuchen.... „Ishutaru Ishizu“, meldete sich eine weibliche Stimme am Telefon. Yami und seine Freunde saßen im Wohnzimmer der Mutos. Sie hatten das Haustelefon auf den Tisch gestellt und den Lautsprecher eingeschaltet, sodass sich alle mit Ishizu unterhalten konnten. „Konnichi wa, Ishizu-san“, meldete sich Anzu als Erste. „Hier sind Jonouchi, Honda, Yami und Anzu.“ „Ah, die Freunde des Pharao“, erwiderte Ishizu in einem nicht ganz akzentfreien Japanisch. Sie schien erfreut. „Was verschafft mir denn die Ehre? Aber sag, Anzu, hast du Yami gesagt oder hatte ich mich nur verhört und du meintest Yugi?“ „Nein, du hast schon richtig gehört, Ishizu“, antwortete Jonouchi statt Anzu und begann zu grinsen. Seinen Freunden war klar, dass Jonouchi mal wieder eine Show abziehen musste und Ishizu fassungslos sehen wollte. „Du weißt noch, wen wir immer mit Yami gemeint haben?“ „Den Pharao...“, flüsterte die Gefragte in den Hörer, mehr zu sich selbst als zu den Freunden. „Aber... sag nicht, er...“ „Guten Tag, Ishizu“, begrüßte Atemu sie als Antwort auf ihren nicht vollendeten Satz. „Mein Pharao“, brachte Ishizu ein wenig fassungslos heraus. Kurz war es still auf der anderen Leitung, in der Anzu und die anderen nur ganz gedämpft Ishizus Stimme hören konnten. Da knackte es ein wenig am anderen Ende und plötzlich war ein Ausruf zu hören: „Was?! Der Pharao ist wieder da?!“ Anzu, Jonouchi, Honda und Yami sahen sich zuerst überrascht an, bevor einige dann doch los lachen mussten. Typisch Mariku, dachten sie amüsiert. „Freunde, sagt mir, dass ihr euch einen Scherz erlaubt habt!“, begrüßte Ishutaru Mariku sie überaus freundlich und konnte einfach nicht glauben, dass der Pharao zurückgekehrt sein sollte. „Vielleicht sollte ich es euch erklären“, begann Yami mit seiner Geschichte. Er wusste, dass Ishizu den Lautsprecher betätigt hatte. Der Pharao sprach von seiner Rückkehr aus dem Totenreich, der schwarzen Seele, die Kajiki beherrscht hatte und von der Vermutung, dass jemand das Schattenreich geöffnet haben musste. Als Ishizu fragte, wieso Yugi nicht an diesem Gespräch teilnahm, trat ein leichter, kaum bemerkbarer Unterton in Yamis Stimme, die von Trauer herrührte. So erzählte er auch von Yugis Gedächtnisverlust und seinem Plan, Yugis Erinnerung nicht zu wecken, um dessen Wunsch zu erfüllen. Danach war es wieder still auf der anderen Leitung, bis Mariku sagte: „Aber Pharao, glaubt Ihr tatsächlich, dies ist Eurem Freund und Partner Yugi wirklich gerecht? Hat er nicht das Recht auf das Wissen, welches ihm genommen wurde?“ „Mariku, ich weiß, dass mein Plan dir nicht gefällt, aber ich will nur das Beste für ihn. Zu seiner eigenen Sicherheit, denn ohne dieses Wissen kann er keine Bedrohung für jemanden darstellen.“ Mariku schwieg, machte sich jedoch selber Gedanken. Er wusste, gegen den Pharao kam er nicht an, denn dieser hatte seinen eigenen Kopf. „Nun, wir haben euch eigentlich angerufen, um zu fragen, ob ihr etwas wisst. Vielleicht wurde bei euch das Grab von Atemu irgendwie geöffnet oder etwas ähnliches. Ich meine, irgendwie musste das Schattenreich aufgebrochen worden sein, und dies kann eigentlich nur mit den Sennengegenständen passiert sein, die im Grab des Pharao verschollen gegangen sind“, meinte Anzu und hoffte auf Hinweise. „Hm, darüber ist uns nichts bekannt. Aber wir werden in nächster Zeit danach recherchieren“, versicherte Ishizu ihnen. „Aber mir war es ebenso unbekannt, dass neue Steintafeln nach Domino City geschafft wurden, obwohl ich ja eigentlich die Leiterin dieser ganzen Ausgrabung bin. Wusstest du etwas davon, Mariku?“ „Nein. Ich frage mich wirklich, wie man diese Steintafel, von der ihr berichtet habt, Yugi hätte die Inschrift davon gelesen, bevor er sein Gedächtnis verloren hat, ohne unsere Genehmigung nach Japan bringen konnte. Es scheint mir, dass alles miteinander zusammen hängen würde, diese Steintafel und das Öffnen des Schattenreichs...“ „Kann es sein, dass diese Steintafeln verzaubert wurden? Ich erinnere mich noch wage daran, dass Hohepriester Seto mir damals erzählt hatte, dass die Tafeln meines Vaters mit Magie versehen wurden, sodass nur ausgewählte Priester diese lesen konnten, meine wurden dann wahrscheinlich ebenfalls verzaubert. Liegt es da nicht nahe, dass diese Steintafel, die Yugi vorgelesen hat, vielleicht noch einen zusätzlichen Zauber hatte? Vielleicht ein Schutzzauber, der jedem das Gedächtnis nimmt, der diese Tafel gelesen hat?“ „Aber was soll das dann für einen Zweck haben?“, zweifelte Jonouchi an der Theorie. „Dort stand doch nur, dass die Welt wieder nahe dem Untergang ist, soll allein das dann wert sein, gleich das ganze Gedächtnis zu löschen?“ „Ich bezweifle ebenso, dass ein Schutzzauber auf der Tafel liegt, doch eventuell ein anderer Zauber“, mischte sich nun Ishizu ein. „Wenn ihr keine weiteren Fragen mehr habt, machen Mariku und ich uns an die Arbeit, um nach weiteren Informationen zu suchen.“ Die Freunde negierten und verabschiedeten sich nach dem Versprechen von Mariku, dass sie sich melden würden, sobald sie nähere Informationen dazu hatten, von ihnen. Nach einiger Zeit kam Yugi wieder aus dem Museum und machte sich auf den Heimweg. Gut, jetzt muss ich in den nächsten Tage nur noch nach der Schule beim Museum vorbeischauen. Der Direktor hatte mir ja versprochen, dass er mir einige Fotos der Steintafeln geben wollte. Yugi nahm die Abkürzung durch den Park. Es war schon dunkel; er hatte gar nicht bemerkt, dass er so lange im Museum geblieben war. Plötzlich trat jemand aus dem Schatten der Bäume und stellte sich ihm in den Weg. Irritiert blieb Yugi stehen. „Ich fordere dich zum Duell heraus, König der Spiele!“, rief die Gestalt. Sie hatte einen dunklen Mantel übergezogen und hatte die Kapuze auf, weswegen Yugi nicht erkennen konnte, wer sich darunter verbarg. Dann warf die Person Yugi eine Duell Disk zu, die er unbeholfen fing. „E-Ein Duell? Wir sollen uns hier und jetzt duellieren? Aber... wieso denn?“, fragte er unsicher, schnallte sich das Gerät jedoch um den Arm. Er wunderte sich. Seit wann konnte er dieses ihm unbekannte Gerät bedienen? Es war, als würde er es jeden Tag tun. „Das wird kein gewöhnliches Duell. Wir spielen um unsere Seelen. Ein Schattenduell.“ Man konnte aus der Stimme heraushören, dass derjenige hinterhältig grinste. „Aber... was ist denn ein Schattenduell?“ Yugi kam dieses Wort bekannt vor... aber er wusste nicht mehr, woher. Und was heißt das, wir spielen um unsere Seelen? Wie ist das denn möglich? „Das wirst noch früh genug erkennen.“ Plötzlich schlich sich ein dunkler Nebel an die Duellanten heran und umgab sie wie eine dichte Kuppel. „Ich fange an. Ich spiele meinen Räuberischen Soldaten im Angriffsmodus. Durch seine spezielle Fähigkeit darf er dich beim Aufrufen sofort angreifen. Los!“ Mit einem langen Schwert im Anschlag griff der Soldat an. Yugi keuchte laut auf und hielt sich die Brust. Was ist das bloß für ein Schmerz? Als hätte er mich wirklich angegriffen. Aber das sind doch bloß Hologramme, sie sind nicht echt!, dachte Yugi vollkommen konfus. Seine Lebenspunkte fielen auf 3800. „Das tut weh, nicht wahr, Yugi? Es wird auch immer wieder weh tun, immer wenn deine Lebenspunkte angegriffen werden oder ein Monster von dir zerstört wird. Das wird dein Ende, Muto.“ Immer und immer wieder musste Yugi in die Knie gehen, um den Schmerz ertragen zu können. Er versuchte, so oft wie ihm möglich war, seine Monster zu schützen. Er hatte das Gefühl, dass sie lebendig waren. Er musste sie einfach beschützen, nicht seinetwegen, sondern weil sie für ihn wie... Freunde waren. Langsam aber sicher fragte sich Yugi, ob seine geistige Gesundheit durch seinen Gedächtnisverlust Schaden genommen hatte. Nach einer Weile stand es 200 zu 1000, zum Leibwesen Yugis für seinen Gegner. „Ich setze die Zauberkarte Monsterreanimation ein und hole meinen Blutigen Krieger zurück und rüste ihn mit dem Totenschwert aus. Jetzt hat er 2700 Angriffspunkte und kann deinen erbärmlichen Schwarzen Magier besiegen. Tja, das bedeutet wohl das Aus für dich, König der Spiele“, sagte der Gegner spöttisch. Sein Monster wollte gerade zum Angriff ansetzen, als der Magier plötzlich von 5 magischen Hüten beschützt wurde. „Ich spiele meine Magischen Hüte. Jetzt musst du raten, unter welchem der Hüte mein Schwarzer Magier steckt“, sagte Yugi schwach. Er hatte kaum noch Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Außerdem musste er noch zwei mächtige Monster, seinen Schwarzen Magier und das Schwarze Magiermädchen, in Schacht halten, was sich als schwieriger erwies als gedacht. „Ich wähle den ganz links außen. Los!“ Sofort griff der Krieger an. Einige Sekunden lang war nur eine Staubwolke zu sehen. „Ich rüste meinen Schwarzen Magier mit dem Heiligen Buch aus! Jetzt hat er 2800 Angriffspunkte und ist stärker als dein Monster. Angriff!“, schallte Yugis Stimme durch den Park und aus der Staubwolke kam plötzlich der Schwarze Magier. Der Gegner verzog schmerzvoll sein Gesicht, wobei er lediglich 100 Lebenspunkte verlor. „Los, mein Schwarzes Magiermädchen! Beende dieses Duell!“ Auf Befehl ihres Meisters griff die Magierin an und die Lebenspunkte des Gegners fielen auf Null. Abermals überzog eine dichte Staubwolke das Spielfeld und Yugi konnte nur seine beiden Monster sehen. „Ich danke euch, dass ihr mir gedient habt. Ich hätte es nicht ertragen, wenn ihr ebenfalls zerstört worden wärt“, lächelte Yugi schwach, seine Stimme nur ein einziges Flüstern. Obwohl ihm nicht wirklich bewusst war, weshalb er so eine starke Bindung zu diesen beiden Monstern spürte und wie dies alles möglich war, dass die Monster zum Leben erwachten, war er seinen Monstern dankbar. Er stützte sich mit einer Hand vom Boden ab. Das Atmen fiel ihm schwer, er war vollkommen erschöpft. Die beiden Monster nickten ihm zu und verschwanden. Seine Duell Disk wurde deaktiviert und das Schattenreich zog sich zurück. Nach einigen Anläufen schaffte es Yugi, aufzustehen und langsam zu seinem Gegner zu gehen. Dieser lag auf dem Boden. „Hey, geht es Ihnen nicht gut? So wachen Sie doch auf“, rief Yugi und schüttelte ihn, doch vergebens. Seine Augen blieben geschlossen. Panisch fühlte er den Puls des anderen. Erleichtert stieß er die Luft aus, er war noch am Leben. Aber wieso wachte er nicht auf? Schnell lief Yugi zu einer Telefonzelle und rief einen Krankenwagen. Bald waren Sirenen zu hören und Sanitäter trugen den Mann ins Krankenhaus. Yugi sagte aus, dass der Mann plötzlich umgekippt sei. Das Duell ließ er lieber außer Acht. Niemand würde ihm glauben, dass sie mit wahrhaftigen Monstern gekämpft hatten und diese nicht nur einfache Hologramme waren. Langsam trabte Yugi nach Hause, in Gedanken versunken. Oh Gott, was habe ich nur getan. Ich habe ihn besiegt... und dann ist er nicht mehr aufgewacht. War das etwa wahr, was er gesagt hat? Hat er jetzt etwa seine Seele verloren? Aber... wie kann das möglich sein? Das ist doch nicht mehr real! Aber wenn ja... dann bin ich daran Schuld, wenn er nicht mehr aufwacht. Ich hätte einfach nicht gewinnen dürfen! Dann wäre dieser Mann jetzt nicht... ich... ach, verdammt, was habe ich nur getan? Wieso habe ich das Duell denn erst angenommen? Wieso bin ich bloß einem inneren Impuls gefolgt, wieso habe ich nicht vorher nachgedacht? Ich... ich bin Schuld, wenn der Mann stirbt... Plötzlich spürte er ein eigenartiges Gefühl. Etwas Kaltes, Beängstigendes, ja etwas gänzlich Finsteres beschlich ihn. Yugi sah sich um, doch es gab nichts, was sein Reaktion hätte auslösen können. Auf einmal war dieses beengende Gefühl verschwunden. Was war das bloß? Ach... kommt vom Schattenduell..., redete er sich ein. Yugi hatte nicht bemerkt, wo seine Füße ihn hingetragen hatten, bis er plötzlich vor der Tür des Game Shops stand. Das Schild war auf 'Geschlossen' gedreht worden. Kein Wunder, es ist ja auch schon fast zehn Uhr, dachte Yugi, trat leise ein und ging die Treppen hoch zur Wohnung. Kaum hatte er die Wohnung aufgeschlossen, als er auch schon aufgeregte Stimmen vernahm. Er wollte leise zu seinem Zimmer schleichen, um niemandem zu begegnen, doch kaum war er einen Schritt gegangen, als auch fünf Leute vor ihn traten. Es waren Anzu, Honda, Jonouchi, Yami und sein Großvater. „Mensch, Yugi, da bist du ja!“, rief Jonouchi laut und kam auf seinen besten Freund zu. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Wo warst du denn die ganze Zeit?“, fragte Anzu. Man konnte pure Erleichterung aus ihrer Stimme hören. Da fielen alle Blicke auf Yugis Duel Disk. Sie erstarrten kaum merklich. „Was macht diese Duell Disk an deinem Arm, Yugi?“, fragte Yami als erster. Seine Stimmer klang ernst und gefasst. „Hab ich bekommen, als ich in einem Duell Monsters-Laden gegangen bin. Leute, tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Mir ist nichts passiert, ich habe nur die Zeit etwas vergessen“, log Yugi, ohne ihnen in die Augen zu sehen. Ihn wunderte es selber, dass ihm diese Lüge so leicht über die Lippen ging. Wahrscheinlich bin ich zu müde, um großartig darüber nachzudenken, dass ich gerade meine Freunde belüge, dachte er. „Ich bin erschöpft, Freunde. Ihr könnt wieder nach Hause gehen, ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten ging Yugi mit gesenktem Haupt an ihnen vorbei, direkt in sein Zimmer. Seine Freunde starrten ihm verwirrt nach. „Irgendwie kaufe ich ihm diese Geschichte nicht ab“, begann Honda, während sie hinunter in den Laden gingen. „Er sieht aber wirklich sehr müde und k.o. aus. Aber das Merkwürdige war, dass er uns nicht in die Augen sehen wollte“, sagte Jonouchi nachdenklich. „Und die Duell Disk an seinem Arm. Bestimmt hat er sich duelliert.“ „Vielleicht ist er ja so bedrückt, weil er verloren hat?“, dachte sich Anzu. „Nein, das wäre nicht seine Art. Er weiß nicht, dass er der beste Duellant der Welt ist, wieso sollte er dann so enttäuscht sein? Und wenn er verloren hätte, dann hätte er sich für den Gegner gefreut“, widersprach Yami ruhig. „Ich denke, es hilft nichts, wenn wir jetzt die ganze Zeit rumspekulieren. Er wird es uns schon sagen, wenn er dazu bereit ist“, mischte sich nun auch Yugis Großvater ein. Alle stimmten mit ein und jeder ging seiner Wege. Yami betrat leise Yugis Zimmer. Sofort fiel seine Blick auf Yugi, der unter der Decke lag und schlief. Was ihn jedoch etwas Sorgen bereitete, war dessen Gesichtsausdruck. Er schien bedrückt, ja man könnte fast schon sagen, gequält. Ach, Aibou. Was ist heute denn bloß geschehen, dass es dich so bedrückt? Ich hoffe, du wirst uns morgen die Wahrheit sagen. Mit diesem Gedanken machte sich der Pharao schlafbereit, setzte sich jedoch vorerst auf Yugis Bettkante. Dieses Bild erinnerte stark an frühere Zeiten, als der Geist des Puzzles jede Nacht an Yugis Bett Wache hielt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Zu diesem Kapitel muss ich sagen, dass es die so genannten 'Deversten' (mehrere, zusammengehörige Steintafeln, die einzeln keinerlei Sinn ergeben oder man erst die Sätze von der einen Steintafel mit der anderen verbinden muss, um den Sinn zu erkennen), von denen die Rede war, nicht gibt, oder zumindest weiß ich nichts von ihnen. Ich habe sie mir nur ausgedacht (!) Kapitel 12: Fragen ohne Antworten --------------------------------- Nun, wie Sie wahrscheinlich schon geahnt haben, geht es jetzt vor allem um Yami und Yugi. Aber keine Sorge, später kommen auch die anderen ins Spiel. Doch die ganze FF handelt doch eher Yami-und-Yugi-lastig, wie ich bereits in meiner Kurzbeschreibung verlauten ließ. Also, viel Vergnügen mit dem folgenden Kapitel! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ohayo – Guten Morgen Kul Elna → Kuru Eruna (japanische Aussprache, weil sie das 'l' nicht wirklich hinkriegen) Hikari – Licht Mahâdo – Mahad Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12 – Fragen ohne Antworten Der nächste Morgen begann für Muto Yugi schon früh. Anfangs sah er sich irritiert um, bis er erkannte, dass er in seinem Bett lag. Ich hatte einen wirklich eigenartigen Traum. Ich habe ein Schattenduell gespielt und die Duell Monsters waren echt. Und mein Gegner hatte dann seine Seele verloren, weil er verloren hat. Zum Glück war das alles nur ein Traum. Erleichtert wollte Yugi aus dem Bett steigen, als sein Blick am Schreibtisch hängen blieb. Entsetzt weiteten sich seine Augen. Nein, aber... dann war das wohl doch kein Traum..., dachte er und ließ sich wieder ins Bett fallen. Auf seinem Schreibtisch lag die Duel Disk, die er gestern benutzt hatte. Neben diesem lag sein Deck, wobei die oberste Karte der Schwarze Magier war. Oh nein... dann war es doch meine Schuld... Verzweifelt hob er seinen rechten Arm und bedeckte damit seine Augen. Was soll ich jetzt nur tun? Ich kann das doch unmöglich meinen Freunden erzählen. Sie würden es mir so oder so nicht glauben. Und wenn doch, dann würden sie sicherlich nicht mehr mit mir befreundet sein wollen. Wer will schon einen Freund haben, der die Seele eines anderen praktisch geraubt hat? Verdammt... aber ich kann sie auch nicht die ganze Zeit anlügen. Das wäre nicht fair. Aber... sie sagen mir ja auch nicht die Wahrheit über meine Vergangenheit. Immer wenn ich eine Bemerkung darüber mache, lügen sie. Ich verstehe einfach nicht, warum. Dient es zu meiner eigenen Sicherheit? Aber was kann denn so schlimm sein, dass mein Leben gefährdet werden würde? Gestern hatte ich schließlich auch mein Leben riskiert, bei diesem Duell. Ich war in Gefahr, obwohl meine Freunde mir nichts über meine Vergangenheit erzählt haben. Also dürfte es keinen Zusammenhang geben... . Ich sollte vielleicht abwarten, bis sie es mir von sich aus sagen. Wenn ich sie dazu auffordern würde, würden sie wahrscheinlich wieder lügen. Und das gestrige Duell... ich habe das Gefühl, dass noch viele solcher Duelle auf mich lauern werden. Besser, ich erzähle es ihnen nicht, sonst sind sie vielleicht ebenso in Gefahr wie ich. Schließlich wissen sie nichts davon und sind somit unschuldig. Ja, das dient nur zu ihrer eigenen Sicherheit... Nach einer halben Stunde kam Yugi endlich zu diesem Entschluss und wollte abermals aufstehen, doch als er sich aufsetzte, wartete eine weitere Überraschung auf ihn. Seine Augen wurden wieder groß. An seiner Bettkante schlief Yami in sitzender Position. Er hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt und seine Beine überkreuzt. Sein Kinn ruhte auf seiner Brust. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging gleichmäßig. W-Was macht Yami denn an meinem Bett? Und wie kann er bloß in dieser Position schlafen, mein Gott, da verrenkt er sich ja alle Gliedmaßen. Darauf bedacht, Yami nicht zu wecken, stieg Yugi leise aus dem Bett und schob Yami vorsichtig aufs Bett. Nach einigen Minuten hatte er es geschafft und deckte seinen ehemaligen Seelenpartner zu. So, und jetzt? Die Schule fängt erst in 1 ½ Stunden an. Hm... vielleicht sollte ich duschen gehen. Ich bin noch vollkommen verschwitzt vom gestrigen Duell. Mit diesem Gedanken ging er in Richtung Badezimmer. Seine Haare mit dem Handtuch trocken reibend betrat Yugi sein Zimmer. Sofort sah er Yami, der aufsah, als Yugi in der Tür erschien. „Ohayo, Yami“, begrüßte der Kleinere ihn. „Ohayo. Hast du mich in dein Bett gelegt und zugedeckt?“, fragte Yami direkt. „Ähm... ja. Ich frage mich wirklich, wie du in der vorigen Position schlafen konntest“, sagte Yugi kopfschüttelnd, lächelte dabei. „Aber wieso hast du eigentlich an meiner Bettkante gesessen?“ „Gewohnheit“, antwortete Yami wahrheitsgemäß. „Früher hatte ich auch immer an deinem Bett gesessen, meistens, als es dir schlecht ging.“ „Oh... .“ Diese Antwort überraschte Yugi sehr. Als es mir schlecht ging?, dachte Yugi etwas verunsichert und wurde kaum merklich rot. Plötzlich kam ihm ein Bild in den Sinn. ~ Er war in einem dunklen Raum. Mondlicht fiel durch das kleine Fenster neben seinem Bett. Er lag in einem Bett und hatte sich halb aufgerichtet. Yami saß in seiner gewohnten Position an seiner Bettkante, hatte jedoch sein Gesicht zu ihm gewandt und blickte auf ihn herab. Auf einmal überschwemmte ihn ein Gefühl von Traurigkeit und Bedrücktheit. Ein Hauch Verzweiflung mischte sich darin. Er wusste nicht, woher diese Gefühle kamen, doch plötzlich waren sie da. ~ Yugi blinzelte irritiert, woraufhin das Bild verschwand, ebenso die plötzlichen Gefühle, und er sich wieder in seinem Zimmer befand. Er sah zu Yami, der ihn fragend wie auch nachdenklich betrachtete. „Ich... ähm... komm, lass uns frühstücken gehen. Die Schule fängt bald an.“ Schnell eilte Yugi aus dem Zimmer und bereitete das Frühstück vor. Yami folgte ihm langsam. Ich habe das Gefühl, dass Yugi ein Bruchstück seiner Erinnerung gesehen hat. Ich hätte lieber nicht sagen sollen, dass ich früher immer an seinem Bett gesessen habe. Wieso habe ich denn nicht vorher überlegt, bevor ich das gesagt habe? Ich kann einfach nicht riskieren, dass er sich wieder erinnert. Er soll ein möglichst normales Leben führen können. Allzu bald machten sich Yami und Yugi auch schon auf den Schulweg, wo sie auch ihre Freunde trafen und gemeinsam zur Schule gingen. Eigenartigerweise war Yugi ziemlich ruhig und sagte nur wenig. Er schien in Gedanken zu sein. „Hey, Yugi!“, rief Jonouchi, woraufhin Yugi erschrocken zusammen zuckte. „J-Ja?“ „Ich habe dich gefragt, was du gestern den ganzen Tag gemacht hast.“ „Ich... äh... ich war nur im Museum und hab mich dort umgeschaut.“ „Und das den ganzen Abend lang?“, fragte Honda zweifelnd. „Ähm... ja.“ „Yugi, lüg nicht“, sagte Jonouchi ernst. „Das Museum hat schon um 19.30 Uhr geschlossen, und du bist erst um zehn nach Hause gekommen. Was hast du denn noch getrieben, ganze zweieinhalb Stunden lang?“ „Ich... äh... ich hab euch doch schon gesagt, dass ich in einem Duell Monsters-Laden war...“, begann Yugi nicht überzeugend. „Die Stadt hat schon um 20 Uhr zu“, bemerkte Anzu. „Und was hast du die restlichen zwei Stunden gemacht?“ Nun war Yugi in der Falle. Seine Freunde sahen ihn erwartungsvoll an. „Gut, wie ihr wollt. Ich habe mich noch mit jemandem duelliert. Er wollte ja unbedingt mit mir spielen. Tja, ich hab halt verloren, deshalb war ich gestern so schlecht drauf, zufrieden?“, sagte Yugi, würdigte seinen Freunden keines Blickes und ging sofort ins Schulgebäude. „Und das sollen wir ihm glauben?“, fragte Jonouchi mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Es passt gar nicht zu Yugi, dass er so mies drauf ist, nur weil er ein Duell verloren hat“, meinte Honda. „Ich frage mich, was er uns verheimlicht. Ich kenne ihn, es muss etwas sein, in was er uns nicht mit hineinziehen will, sonst würde er sich nicht so verstellen“, sagte Yami und sah Yugi nachdenklich nach. „Kommt, lasst uns in die Klasse gehen. Wir können mit Yugi immer noch später reden“, murmelte Anzu und allesamt gingen in Richtung Klassenzimmer. Allerdings ergab sich ihnen in der Mittagspause keine Möglichkeit, mit Yugi zu sprechen. Er hatte absichtlich einen Klassenkameraden zu einem Duell herausgefordert, woraufhin plötzlich eine ganze Traube aus Schülern ihn zum Duell herausfordern wollte. Seinen Freunden fiel jedoch auf, dass Yugi nur ungern Monster opferte und lieber Lebenspunkte verlor, anstatt die Monster zerstören zu lassen. „Das ist strategisch nicht ganz klug“, murmelte Yami leise, der direkt hinter Yugi stand und ihm beim Duellieren zusah. „Ich frage mich, wieso er das tut.“ „Ich mich auch“, stimmte Jonouchi mit ein. „Aber dennoch spielt er sehr gut und gleicht dies mit sehr gezielten und taktischen Angriffen aus.“ „Profis unter sich“, flüsterte Honda Anzu zu, die nur zustimmend nicken konnte. „Ich rufe meinen Schwarzen Magier!“, sagte Yugi und legte die Karte in die Monsterkartenzone. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Mein alter Freund. Ich bin froh, dich zu haben. Ein gutes hatte dieses Duell gestern. Ich bin jetzt noch verbundener mit meinem Deck. Ich weiß, dass dies nicht einfach Karten mit Monstern sind, zumindest nicht bei Schattenduellen. Plötzlich sah er eine Bewegung und blinzelte irritiert. Hatte der Schwarze Magier gerade mit seinem Hut salutiert? Abermals sah Yugi seine Lieblingskarte an, doch diese blieb unbewegt. Muss eine optische Täuschung gewesen sein, dachte sich Yugi und duellierte sich weiter. Yami jedoch beobachtete diese Karte weiter. Wie kann es sein, dass das Bild sich bewegen konnte? Es ist doch nur in Schattenduellen möglich, dass sich die Monster eigenständig bewegen. Wie konnte Mahâdo sich also vor Yugi und mir verneigen? Seltsam... Bald war das Duell auch schon vorbei und der Gewinner war, wie nicht anders zu erwarten – Yugi. „Komm, Yugi. Spiel mal gegen einen wirklichen Gegner, wie… Yami“, schlug Jonouchi grinsend vor. „Gegen den hast du ja noch gar nicht gespielt.“ „Hm…“, sagte Yugi nachdenklich. Werden sie gleich weiter versuchen, mich zu löchern? Wohl kaum, zumindest nicht vor unseren Klassenkameraden. „Okay, wieso nicht. Yami?“ Yami nickte nur und setzte sich gegenüber seinem ehemaligen Partner. „Nun kann das ultimative Duell beginnen“, gab Honda den Startschuss zum Duell. Nach nur wenigen Zügen der beiden Spieler schauten wirklich alle Zuschauer gespannt dem Duell zu. In einem Moment sah es so aus, als würde Yami gewinnen, doch schon im selben Zug riss Yugi das Ruder herum und Yami war daran, sich schnell zu verteidigen. Immer und immer wieder gab es solche Augenblicke und niemand konnte mit Gewissheit sagen, wer das Duell gewinnen würde. „Wow, Yami, du bist wirklich ein sehr guter Spieler“, sagte Yugi anerkennend und lächelte. Dieses Duell machte ihm sichtlich Spaß und er musste wirklich all sein Können unter Beweis stellen, damit er auch bloß keinen folgenschweren Fehler machte und dadurch verlor. „Das kann ich nur zurückgeben“, entgegnete Yami nicht minder gepackt vom Spiel. Yugi hat sich wirklich verbessert. Bei unserem Schicksalsduell damals konnte ich nicht wirklich auf seine Fortschritte achten, doch jetzt ist es fast schon verblüffend, wie sehr er sich verändert hat. „So, jetzt, da du fünf weitere Karten gezogen hast, aktiviert sich die besondere Fähigkeit meines Stummen Magiers und er hat 3000 Angriffspunkte, sodass er deinen Magier leicht besiegen kann“, sagte Yugi und wurde immer leiser. Sein Blickfeld verschwamm für einen kurzen Moment und ein anderes erschien. ~ Er war ebenfalls am Duellieren, jedoch in einem gänzlich anderen Raum. Er stand auf einer erhöhten Plattform aus Stein, woraus ebenso die Wände bestanden. Rechts neben ihm war eine riesige, dunkle Wand, deren Mitte mit einem Horus-Auge verziert war. Auf seiner linken Seite sah er seine Freunde Jonouchi, Honda, Anzu, Ryo und seinen Großvater. Außerdem stand dort Kaiba Seto, den er nur vom Sehen her kannte. Neben ihm war ein kleiner Junge mit schwarzen, langen Haaren und Halstuch. In der Nähe stand ein ebenso schwarzhaariger Teenager, der sein Haar jedoch zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und grüne Augen hatte. Yugi vermutete, dass es der Schüler aus seiner Parallelklasse war, Otogi Ryuji. Ganz vorne waren drei ihm unbekannte Leute. Sie hatten alle dunkle Haut und eigenartige Gewänder an, die stark an die frühere Zeit in Arabien erinnerten. Die eine hatte langes, schwarzes Haar, der andere sandfarbene, wilde und ein dritter hatte sie sich bis zur Hälfte wegrasiert, wo sich jetzt eine eigenartige Schrift befand. Ägypter, schoss es Yugi sofort durch den Kopf, obwohl ihm ungewiss war, woher er das wusste. Dann sah er nach vorne und war überrascht. Sein Gegner war Yami. Doch sein Blick wurde noch überraschter, ja fast schon entsetzt, als er sah, welche Monster auf Yamis Feld waren. Die ägyptischen Göttermonster, dachte er ehrfürchtig. ~ Kurz wechselte das Bild und diese Monster verschwanden. ~ Stattdessen waren der Schwarze Magier und das Schwarze Magiermädchen auf der Seite von Yami, während Yugi seinen Schweigsamen Magier hatte. Eigenartig, genau die selben Monster wie bei dem jetzigen Duell mit Yami. Das gleicht ja fast schon einem Wunder, denn den selben Duellverlauf ein zweites Mal zu haben, ist eigentlich unmöglich, dachte Yugi. ~ Plötzlich fand er sich in der Realität wieder. „Ähm... jetzt greift dich mein Magier direkt an... und du hast... verloren...“, sagte Yugi langsam und versuchte sich zu fassen. „Gutes Duell, Yugi“, lobte Jonouchi und schlug ihm anerkennend auf die Schulter. Da klingelte es auch schon und ihre Klassenkameraden begaben sich laut redend auf ihre Plätze. Viele unterhielten sich noch über das gesehene Duell. „Was hast du, Yugi?“, fragte Yami einwenig besorgt, als alle außer ihren Freunden weg waren. „Wir haben uns schon einmal duelliert, oder?“ Yamis Augenbrauen huschten in die Höhe. „In so einer... Kammer, wo alles aus dunklem Stein bestand. Da waren auch drei andere Leute, die ich nicht kenne. Sie hatten dunkle Haut und sahen irgendwie... wie Ägypter aus. Und du hattest die ägyptischen Göttermonster auf deiner Seite! Wieso hast du mir nie gesagt, dass du sie besessen hast, Yami?“, fragte Yugi. Viele Augenpaare seiner Freunde weiteten sich entsetzt. Yugi hatte sich ausgerechnet an das Schicksalsduell von damals erinnert! „Also... ähm... jaah, ihr hattet euch vor einigen Monaten mal kurz duelliert, da war Yami nur zu Besuch hier. Diese Kammer war ein spezieller Duellraum gewesen. Ihr hattet einige Zuschauer, diese drei Leute, die du als Ägypter erkannt hast, waren Bekannte von uns“, sagte Anzu, wobei sie nicht einmal direkt log. Sie sagte nur nicht die ganze Wahrheit. „Ach so...“, sagte Yugi leise. „Und wieso hast du eben gesagt, dass ich mich noch nie mit Yami duelliert habe, Jonouchi?“ „Äh... ja, hab dieses eine Duell vergessen, hehe“, lachte Jonouchi gekünstelt. „Und, Yami, wie bist du an die Götterkarten gekommen? Sind sie nicht die mächtigsten Karten im Spiel?“ Yugi sah Yami fragend an. „Ja, das sind sie. Die Karten habe ich... ebenfalls aus Ägypten“, überlegte Yami sich schnell. „Scheinst wohl ein kleiner Ägypten-Fan zu sein“, zwinkerte Yugi. Nach einiger Zeit setzte er nach: „Hm... ich... ähm... könnte ich sie vielleicht sehen?“, fragte Yugi etwas verlegen. Yami lächelte leicht, holte die Karten jedoch sofort heraus und gab sie Yugi. Ihm kam es einwenig suspekt vor, dass Yugi ihn darum gebeten hatte, wo Yugi sie doch schon seit Jahren sein Eigen nennen konnte. Yugi nahm sie entgehen und sah sie ehrfürchtig an. Obelisk der Peiniger, Osiris, der Himmelsdrache und der Geflügelte Drache des Ra... . Wow, sie sind wirklich sehr stark. Obelisk und Osiris haben mächtige Fähigkeiten, die sehr schwer zu schlagen sind. Aber was ist denn das? Wieso ist der Text von Ra denn in... alt-ägyptisch? Nun war Yugi wirklich verwirrt. Es scheint, als würde alles mit Ägypten zusammenhängen. Yami hatte diese Karten und das Puzzle aus Ägypten und diese drei Ägypter, die bei unserem Duell zugesehen haben. Welche Verbindung gibt es wohl noch zu Ägypten? Hm... was dieser ägyptische Text wohl besagt? .... Nach einiger Zeit gab Yugi Yami die Karten zurück. Bald kam auch schon die Lehrerin ins Klassenzimmer und der Unterricht begann. Nach Schulschluss begaben sich die fünf Freunde wieder gemeinsam auf den Heimweg. „Ähm... Leute, ich muss wieder in die Stadt. Ich habe im Museum was vergessen...“, begann Yugi, wurde jedoch auch schon von Jonouchi unterbrochen. „Wir können dir ja einwenig Gesellschaft leisten, Yugi. Oder hast du etwas dagegen?“ „Äh... nein, natürlich nicht.“ Ich kann sie schlecht wegschicken, sonst werden sie noch misstrauischer, überlegte sich Yugi und sie gingen alle Richtung Zentrum. Bald kamen sie auch schon am Museum an. Kurz trennte sich Yugi von ihnen, mit der Begründung, er müsse ins Büro des Direktors und fragen, ob man sein Geschichtsbuch hatte finden können. In Wahrheit jedoch ging er nur in dessen Büro, um die Fotos von den Steintafeln über den Namenlosen Pharao abzuholen, wie es vereinbart wurde. Schnell steckte Yugi die Fotos in sein Geschichtsbuch, damit seine Freunde sie nicht sahen, und kam zurück. Was er jedoch nicht bemerkte, war der schwarze Mantel mit Kapuze, der an der Garderobe des Direktors hing. „Und, haben sie dein Geschichtsbuch gefunden?“, fragte Honda ihn sogleich. Man konnte an seiner Stimme erkennen, dass er an der Wahrhaftigkeit von Yugis Aussage zweifelte. „Ja“, sagte Yugi nur und ging auch schon aus dem Museum. Seine Freunde folgten ihm eilig. Nach einiger Zeit trennten sich auch deren Wege und Yami und Yugi gingen zum Game Shop. „Yugi, sei ehrlich. Was hast du im Büro des Museumsdirektors gemacht?“, fragte Yami unverblümt. Er sah seinen Aibou durchdringend an, mit einem Blick, der keinerlei weitere Lügen duldete. Yugi schluckte kurz. Was sollte er ihm bloß sagen? „Ich... okay, schön, du hast mich. Ich war in seinem Büro, weil ich einige Informationen über Ägypten und seine Geschichte herausfinden wollte...“ „Über Ägypten? Und dessen Geschichte?“, fragte Yami mit hochgezogener Augenbraue. „Ähm, ja. Ich weiß, etwas eigenartig, aber ich bin halt sehr interessiert an Ägypten. Auch wenn ich nicht wirklich weiß, woher dieses Interesse kommt.“ Yugi wurde zum Ende hin immer leiser, bis er schließlich gänzlich verstummte. Er hatte Yami nicht direkt angelogen, schließlich wollte er wirklich mehr Informationen zum Alten Ägypten herausfinden. Doch mit dem Direktor hatte er nur herzlich weniger gesprochen, die Steintafeln würden ihm wohl mehr sagen können. Das ist nicht gut, dachte Yami derweil. Ich hatte nicht erwartet, dass er sein Interesse an Ägypten wiederfinden würde. Aber dass er deshalb sogar nachforscht, hätte ich nicht gedacht. Leider kann ich es auch schlecht verhindern, ohne dass er Verdacht schöpft. Ich muss weiter aufpassen, ob er auch nicht vom Krieg vor 3000 Jahren erfährt. Aber dies kann er gar nicht herausfinden, niemand außer den Beteiligten daran wissen davon und Yugi kann diese Hieroglyphen nicht lesen, selbst professionelle Archäologen scheitern an ihnen, was nicht sonderlich verwunderlich ist. Schließlich haben meine Priester sogar an ihnen gearbeitet. Also dürfte er nie davon erfahren können. In den nächsten Tagen war Yugi damit beschäftigt, die Hieroglyphen auf den Fotos zu entziffern. Dafür opferte er seine freie Zeit am Abend, was ihn von seinen Gedanken über seine Freunde und der Leere in seinem Inneren ablenkte, aber ebenso Yamis Neugierde weckte. Er hatte seinen Partner schon oft gefragt, was er denn machte, doch dieser hatte nur immer schnell die Fotos weggepackt und gemeint, dass er etwas über das Alte Ägypten lesen wurde. Und immer wieder wurde Yami beunruhigter. Was war, wenn sein Hikari auf etwas stoßen würde, was seine Erinnerung zurückholen könnte? Was war, wenn Yugi sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit begeben würde? Diese und ähnliche Fragen gingen Yami in letzter Zeit öfters durch den Kopf, doch immer wieder beruhigte er sich damit, dass Yugi kaum Informationen über ihn herausfinden konnte. Schließlich war der Namenlose Pharao ein Mysterium. Dachte er zumindest. Und wieder neigte sich der Tag dem Ende zu und die Lichter über dem Game Shop wurden nach und nach gelöscht. Jedoch schliefen nicht alle sofort ein. Yugi warf sich hin und her, gab jedoch nach fünfzehn Minuten vergebenen Versuchen des Einschlafens auf. Er stand so leise wie möglich auf, zog sich sein Shirt über und machte sich auf den Weg nach unten. Schnell schnappte er sich seinen Mantel und trat an die frische Luft. Gedankenverloren ging er umher, seine Beine lenkten ihn wie von selbst in den Park. Es schien, als würde dieser ihn magisch anziehen. Das Schicksal zeigte ihm den Weg. Die Fotos, die mir der Direktor gegeben hat, sind wirklich sehr interessant. Zum Glück waren es Fotos, auf denen die Hieroglyphen gut erkennbar waren, sodass ich sie entziffern konnte. Und endlich habe ich sie auch alle entziffern können, dennoch ergeben sie für mich keinen eindeutigen Sinn. In einem stand, dass ein ganzes Dorf namens Kul-Elna zerstört worden war, um sieben heilige Artefakte zu erschaffen. Ihre magische Kraft bezog sich aus den 99 Menschen, die deshalb ihr Leben lassen mussten. Diese grausame Tat soll ein Pharao verordnet haben. Aber wie grausam kann ein Mensch sein, so viele Menschenleben zu opfern, nur um die Macht dieser Gegenstände für sich zu beanspruchen? Was hat das bloß für einen Sinn? Angeblich waren diese magischen Kräfte zu Nutze, dass der damalige Krieg beendet werden sollte. Aber andere Steintafeln besagen, dass halb Ägypten zerstört worden war, durch die Kräfte, die durch diese Gegenstände beschwört worden waren. Diese Kräfte, genannt Kaas, wurden durch Monster verdeutlicht. Es ist so, als seien diese Monster der Ursprung von Duell Monsters, denn ich habe einige Tafeln gesehen, die den Duell Monsters-Karten sehr ähneln. Aber soll der Namenlose Pharao etwa das alles getan haben? Die Menschenleben geopfert, um einen Krieg zu beenden, der nur dadurch so viel zerstörte? Es scheint so.... . Da habe ich mich wohl gründlich in ihm getäuscht. Dabei hatte ich so gehofft, dass es mal einen guten Herrscher in Ägypten gegeben hat... Verbittert senkte Yugi sein Haupt. Er war enttäuscht, dass dem nicht so war. Dass der Namenlose Pharao sein Volk nur ins Verderben gestürzt hatte. Und zum wiederholtem Male fragte er sich, weshalb seine Emotionen so mit ihm durchgingen. Es ist doch nur ein Pharao von vielen, die korrupt waren, wieso bin ich also so sehr von ihm enttäuscht? „Ach, was macht denn unser König der Spiele zu so später Stunde noch hier?“, fragte plötzlich eine Stimme und eine Gestalt trat aus dem Schatten der Bäume. Yugi erstarrte augenblicklich. Diese Szene kam ihm so bekannt vor. Und abermals wurde das Schattenreich gerufen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Links zu Yugis Erinnerungen Yugi und Yami im Mondlicht → deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=eY5NlyelfUs&feature=related → japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=qn3vir-j7Co&feature=related Yugi und Yamis Schicksalsduell → deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=bbYpDNs0Dgs&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=ZuJf-YD2m9c&feature=related → japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=M5xPYAkIEvM&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=ngp0B09YaOQ&feature=related Kapitel 13: Wer ist Freund, wer ist Feind? ------------------------------------------ Guten Tag, mein lieber Leser. Der Titel sagt ja bereits, wie Yugi sich fühlt. Der Arme... . Jedoch muss ich Ihnen auch mitteilen, dass Yugi in den folgenden Kapitel auch einwenig OOC sein wird. Sie werden erfahren, weshalb. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Shimatta – Verflucht Kuso – Verdammt Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 13 – Wer ist Freund, wer ist Feind? „Yugi, wach auf. Wir müssen zur Schule“, weckte Atemu Yami Muto Yugi am Donnerstagmorgen nach dem Schattenduell. „Hm...“, grummelte Yugi und kam langsam zu sich. „Ich mache uns schon mal etwas zu frühstücken“, sagte Yami und ging auch schon nach unten. Yugi derweil setzte sich noch vollkommen verschlafen auf und strich sich müde über die Augen. Er hatte diese Nacht nur drei Stunde Schlaf bekommen. Was war denn letzte Nacht passiert?, fragte er sich in Gedanken. Plötzlich flogen Bilder an ihm vorbei, Gesprächsfetzen, die er erst nach und nach zuordnen konnte. Sofort wurde er kreidebleich. Was soll ich bloß tun?! Nach dem ziemlich stillschweigenden Frühstück der beiden gingen sie zur Schule, wo sie auf dem Weg auch ihre Freunde trafen. Yugi jedoch war wie in den letzten Tagen zuvor ruhig, sehr ruhig. Doch heute war er so in Gedanken, dass er auf nichts mehr reagierte. Selbst als Jonouchi mit der Hand vor seinem Gesicht wedelte, gab Yugi keine Reaktion von sich. Seine Freunde tauschten nur besorgte Blicke untereinander aus. Yami gab ihnen jedoch mit einem Blick zu verstehen, dass sie Yugi vorerst in Ruhe lassen sollten. Nun hatten sie Geschichte, doch Yugi, der sonst immer in diesem Fach sehr aufmerksam aufpasste und sich begeistert in den Diskussionen beteiligte, war vollkommen ruhig und abwesend. „Muto, wären Sie so freundlich und passen in meinem Unterricht auf?“ Sofort schreckte Yugi auf und sah die Lehrerin kurz erschrocken an. „,Nun, da ich endlich Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit habe, lesen Sie uns doch bitte den Text auf Seite 46 vor“, befahl die Lehrerin sogleich. Yugi schlug eilig sein Geschichtsbuch auf und las den Text vor. Kaum ertönte die Glocke zur Pause, strömten die Schüler auch schon aus ihren Räumen. Nur Yugi trabte langsam aus dem Zimmer, weswegen er sofort von seinen Freunden eingeholt wurde. Er schluckte. Er hatte eine Ahnung, warum sie ihn so entschlossen ansahen. „Sag uns endlich, was los ist, Yugi. Wir machen uns Sorgen um dich. Du bist in letzter Zeit immer so abweisend und distanziert zu uns“, erklärte Anzu besorgt. Seine Vermutung bestätigte sich. „Es ist nichts, Leute. Ich brauche nur etwas... Ruhe zum Nachdenken.“ Mit diesen Worten trennte Yugi sich von ihnen und schlug eilig einen anderen Weg ein. Seine Freunde folgten ihm dieses Mal nicht, dachten, dass Yugi bald zu ihnen zurückkehren würde. Doch ihre Vermutung blieb aus, denn Yugi erschien selbst dann nicht, als es schon zum Unterricht klingelte. „Aber wo bleibt er denn? Das ist gar nicht typisch für ihn, dass er sich so verspätet oder gar den Unterricht schwänzt“, sagte Anzu mit Sorge in der Stimme. „Vielleicht sollten wir ihn suchen gehen. Ich mache mir ebenfalls Sorgen um ihn, schließlich ist er schon seit einiger Zeit so komisch drauf“, schlug Jonouchi vor, woraufhin sich alle trennten und das ganze Schulgebäude absuchten. Doch nach fünfzehn Minuten vergebenen Suchens kamen sie wieder zusammen und berieten sich. „Wo könnte er bloß sein?“, murmelte Honda. Er ist sicherlich an einem Ort, wo er früher auch immer hingegangen ist, wenn er nachdenken musste. Irgendwohin, wo er seine Ruhe hatte. Aber wo? Wo könnte er sein?, überlegte Yami, da kam ihm auch schon ein Geistesblitz. „Das Dach der Schule!“, sagte er laut. „Aber natürlich, wir hätten auch früher darauf kommen können!“, rief Jonouchi und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. „Kommt, los!“ Somit rannte der ganze Trupp auf zum Dach. Nach wenigen Minuten kamen sie auch schon dort an und stießen die Tür zum Dach auf. Sofort fegte ihnen ein Wind entgegen, sodass sie ihre Augen schützend zusammen kneifen mussten. Nach einigen Sekunden hörte es auf und sie sahen sich suchend um. „Dort!“, zeigte Anzu in eine Richtung und alle sahen dort hin. Und tatsächlich, dort stand Yugi, an dem Zaun gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Eine Hand hatte er in den Zaun gekrallt, als brauchte er Halt, um nicht zu fallen. Gerade wollte Jonouchi Yugi rufen, da schüttelte Yami schnell den Kopf. Jonouchi sah ihn fragend an, woraufhin dieser ihm und den anderen bedeutete, leise zu sein. „Es sieht nicht so aus, als würde es Yugi gut gehen“, flüsterte der Pharao. Abermals sahen alle zu Yugi – dann erkannten sie es ebenfalls. Yugi hatte seinen Kopf gen Zaun gesenkt. Seine Augen waren zusammengekniffen, Verzweiflung und Schmerz waren in seinen Gesichtszügen zu erkennen. Seine Freund waren entsetzt. Was hatte ihr kleiner Freund? Leise näherten sich Yugis Freunde ihm, doch er bemerkte sie nicht, zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Verdammt, was soll ich bloß tun? Das letzte Duell hat mich so... verunsichert. Vor Yugis geistigem Auge spielte sich das nächtliche Duell ein weiteres Mal ab. ~ „Ach, Yugi, wieso machst du es noch komplizierter? Es ist doch ganz einfach: Verliere und schon ist das Duell vorbei“, sagte seine Gegner theatralisch seufzend. Es stand 300 zu 200 für den Gegner, doch dieser war kurz davor, zu verlieren. Er hatte kein Monster mehr auf seinem Feld, während Yugis Magier des Schwarzen Chaos ihn gerade angreifen wollte. „Wieso sollte ich absichtlich verlieren? Ich will meine Seele schließlich nicht verlieren“, entgegnete Yugi verwirrt und zögerte den Angriff hinaus. „Wie selbstsüchtig du bist! Nur damit du nicht deine Seele verlierst, müssen es andere tun! Der Verlierer kommt nämlich ins Schattenreich. Und immer, wenn du gewinnst, kommt ein anderer, der dir nach dem Leben trachtet. Willst du etwa so ein Leben führen? Ein Leben voller Schattenduelle, die dir außerdem deine Kräfte rauben?“ „Ich...“, sagte Yugi etwas verunsichert. „Ist es dann nicht viel einfacher, wenn du jetzt aufgibst? Dann hast du es endlich hinter dir. Außerdem fordert es weniger Menschenleben, als wenn du immer wieder gewinnst und dann am Ende doch noch verlierst“, sagte der andere Duellant mit sanfter Stimme. „Nein, ich... ich werde nicht aufgeben, ich muss dich aufhalten, noch mehr Menschenleben ins Schattenreich zu schicken.“ „Wer hat denn gesagt, dass ich noch mehr Seelen ins Schattenreich schicken will? Wenn ich dich besiegt habe, werden ich und meine Kollegen damit aufhören. Es liegt an dir.“ Yugi war nun vollends unsicher. Was sollte er tun? Vielleicht lieber aufgeben, denn dann würden nicht mehr so viele Menschen ihre Seele verlieren. Nun kam auch noch sein Gewissen hinzu. Ich bin doch auch Schuld, dass der andere ins so genannte Schattenreich geschickt worden ist. Nur weil ich seinen Worten keinen Glauben geschenkt habe... . Aber jetzt weiß ich es ja... . Es wäre besser, wenn ich verlieren würde..., dachte Yugi und hob seine Hand über sein Deck. Er war kurz davor, aufzugeben, als er sich an Yamis Worte erinnerte. 'Ein Duellant gibt niemals auf, egal, wie ausweglos die Situation auch erscheinen mag. Denn das macht einen wahren Duellanten aus. Er macht immer weiter, egal, was jemand sagt, er hat den Mut, das Duell bis zum Ende zu führen.' „Los, leg schon deine Hand auf dein Deck!“, forderte sein Gegner ihn ungeduldig auf. „Nein...“, wisperte Yugi. „Wie bitte?!“ „Nein.. ich darf nicht aufgeben. Das wäre nicht richtig, dann wäre ich kein wahrer Duellant. Es muss einen anderen Weg geben, das alles zu stoppen.“ Doch dies war nicht der einzige Grund, weshalb er nicht aufgab. Aus einem inneren Impuls heraus spürte er, dass wenn er aufgab, alles verloren wäre. Aber er wusste einfach nicht, warum. Wie so oft in letzter Zeit. Ich bin so selbstsüchtig... ich handle nur aus Impulsen heraus, wo ich doch einfach aufgeben könnte, dann würden nicht noch mehr Menschen ihre Seele verlieren... . Aber ich komme einfach nicht gegen diesen Impuls an... „Oh, hörst du jetzt etwa auf deinen ach so tollen Pharao?“, rief der andere höhnisch. „Meinen Pharao?“, fragte Yugi irritiert. „Oh, ich vergaß. Du kennst ihn ja unter dem Namen Yami. Aber ja, du kannst es ruhig glauben. Er ist ein Pharao, oder wohl eher, er war es vor 3000 Jahren.“ „W-Wie meinen Sie das? Vor 3000 Jahren? Aber das ist doch gar nicht möglich, er ist doch... aber... wie?“ Nun war Yugi völlig aus dem Konzept. „Ach, klein Yugi, hast du etwa die ganze Zeit nicht erkannt, dass deine Freunde dich angelogen haben? Wie gutgläubig du doch bist“, verhöhnte er ihn weiter. Er grinste spöttisch. Er war sich seines Sieges bereits gewiss. „Natürlich habe ich bemerkt, dass meine Freunde mich anlügen...“, murmelte Yugi. Schon seit Tagen hatten sie ihn immer wieder belogen, immer, wenn er Fragen zu seiner Vergangenheit stellte. Und immer wieder fragte er sich, wieso sie ihm seine Vergangenheit vorenthielten. War denn etwas so schlimmes geschehen, was er lieber nicht wissen sollte? Oder vertrauten sie ihm schlicht und ergreifend nicht? Diese und ähnliche Fragen spukten ihm häufig im Kopf herum, und dazu fragte er sich auch immer: Wenn sie doch wahrhaftig seine Freunde waren, wieso taten sie das alles dann? „Ah, du hast es also doch gewusst. Tja ja, da fragt man sich doch, ob sie wirklich deine Freunde sind, nicht wahr? Ich weiß ja, warum sie dir nichts sagen.“ „Warum?“, fragte Yugi sofort. Er wollte endlich den Grund wissen! „Weil sie nicht so gut sind, wie du glaubst. Auch sie haben Menschen ins Reich der Schatten geschickt.“ „Nein...“, hauchte Yugi ungläubig. Er konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben. „Glaub's mir ruhig, Yugi. Vor allem dein angeblicher Freund und Cousin Yami hatte es gewissenlos getan, Spielchen mit den Menschen getrieben und sie dann ins Schattenreich verbannt, wenn sie verloren. Ohne jeglichen Grund, nur aus Spaß.“ Der Gegner sah genüsslich dabei zu, wie diese Information Yugi quälte. „Nein, du lügst...“, sagte Yugi und starrte ins Leere. Nein, nein, das darf nicht wahr sein! Er... er ist mein Freund, er kann das nicht getan haben! Nein... Er bemerkte nicht, wie eine dunkle Aura anfing, ihn zu umgeben. Sie umschloss ihn wie eine Schlange ihre Beute, ließ ihn nicht entkommen. Man konnte spüren, dass diese Aura von magischer Natur war, von der Natur des Schattenreichs. In Yugi wuchs eine unermessliche Wut an, die ihn zu überwältigen drohte. Seine Gegner jedoch bekam nichts von alledem mit. „Doch. Und, glaubst du immer noch, sie wären deine Freunde?“ „Sei still!“, schrie Yugi. Er verlor vollends die Kontrolle über sich und ließ den Magier des Schwarzen Chaos ohne Erbarmen angreifen. Sofort verlor der Gegner seine restlichen Lebenspunkte und seine Seele wurde ins Schattenreich geschickt, welches sich dann auch zurückzog. Yugi fiel zitternd auf die Knie, sein Gesicht tränenüberströmt. Diese dunkle Aura verzog sich blitzschnell wieder, verschwand augenblicklich, als die Attacke des Magiers ihre Wirkung erzielte. Yugi wusste nicht, wie lange er so da saß, und auch an den Heimweg konnte er sich nicht erinnern. Er sehnte sich nur nach einem traumlosen Schlaf, den man ihm auch gewährte. ~ Wem soll ich bloß glauben?, fragte sich Yugi und fand sich in der Realität wieder. Er hatte seine Augen immer noch geschlossen. „Was soll ich nur tun?“, wisperte Yugi verzweifelt in den Wind. Plötzlich tippte ihn jemand auf die Schulter. Sofort öffnete er erschrocken seine Augen und wirbelte herum. Vor ihm standen die Menschen, die er im Moment am wenigsten sehen wollte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Was macht ihr hier?“, zischte er, mit den Nerven am Ende, seine Freunde an. „Y-Yugi?“, fragte Anzu vor den Kopf gestoßen von Yugis barschem Ton. So hatten sie ihn noch nie erlebt. Selbst Yami war verwundert. Seit wann war sein Aibou denn so gereizt? Yugi atmete einmal tief durch und versuchte sich zu beruhigen, sagte dann: „Geht wieder zum Unterricht. Ich brauche etwas Ruhe.“ „Yugi, wir wollen endlich wissen, was hier gespielt wird! Du bist schon seit Tagen so seltsam!“, entgegnete Jonouchi. Er verlor langsam aber sicher seine Geduld mit Yugi, denn dessen Benehmen war ihm einfach nicht nachvollziehbar. „Verdammt nochmal, lasst mich in Ruhe!“, sagte Yugi laut. Seine Freunde zuckten erschrocken zusammen. Es war das erste Mal, dass sie Yugi so aus der Haut fahren sahen. „Ach, streiten sich etwa unsere besten Freunde?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Blitzschnell wandten sich alle um und sahen einen Mann in einem dunklen Mantel mit Kapuze. „Nein, nicht schon wieder...“, hauchte Yugi entsetzt. „Hm... wen soll ich zum Duell herausfordern? Den blonden Tollpatschigen oder doch lieber das süße Mädchen? Oder vielleicht sofort den Pharao?“ Yami wollte gerade vortreten und seine Freunde beschützen, da kam ihm Yugi plötzlich zuvor. „Lass sie aus dem Spiel! Sie haben nichts damit zu tun!“, sagte Yugi laut und bestimmt. Seine Freunde sahen heute schon wieder eine neue Facette Yugis. Seit wann war er denn auch so bestimmt und entschlossen, ja beschützerisch? So kannten sie eigentlich nur Yami. „Sie haben mehr mit dem ganzen zu tun, als du dir vorstellen kannst. Aber wenn du dich schon so freiwillig anbietest, dann duelliere ich mich eben mit dir.“ „Nein, Yugi, das ist zu gefährlich!“, riefen seine Freunde, hatten ja nicht die geringste Ahnung, dass Yugi sich der Gefahr der Situation sehr wohl bewusst war. „Rennt weg, los!“, schrie Yugi nur, als er sah, wie das Schattenreich sie immer mehr umgab. Doch es war zu spät. Plötzlich waren Jonouchi, Honda, Anzu und Yami gefesselt und hingen in der Luft. Sie versuchten, die goldenen Fesseln zu lösen, doch vergebens. „Lass sie wieder frei!“, forderte Yugi erzürnt auf. Was soll das ganze?!, schoss ihm unentwegt durch den Kopf. „Sonst noch was? Tja, ich lasse sie erst frei, wenn du gegen mich gewinnst. Und wenn du verlierst, verlierst du zu deiner eigenen Seele noch die deiner Freunde.“ Der Gegner grinste fies. „Wie bitte?! Shimatta!“, fluchte Yugi. Verdammt, wieso muss ich sie jetzt auch noch mit hineinziehen? Genau das wollte ich doch verhindern! Gibt es denn keinen anderen Ausweg? Wieso, verdammt nochmal, wieso muss dies alles passieren? Seine Augen wanderten fahrig umher, als suchten sie einen Ausweg und fänden ihn auf dem Dach. Doch er sah nur seinen Gegner, der ihn bereits triumphierend angrinste. Er funkelte ihn an. Dann schaute er weiter und sein Blick fiel auf seine gefesselten Freunde, die ihn beinahe verzweifelt ansahen. Verdammt, hätte ich jetzt nur das Puzzle, vielleicht könnte verhindern, dass das Schattenreich eine Seele mit sich reißt, doch meine Magie ohne die Verstärkung des Puzzles ist zu schwach... . Wieso jetzt plötzlich?, rasten Yamis Gedanken. Was wollen sie von Yugi, er weiß doch gar nichts! Dachten sie etwa, er wäre am leichtesten zu besiegen? Wieso haben sie dann nicht Honda herausgefordert, schließlich spielt er gar kein Duell Monsters. Oder haben sie tatsächlich gedacht, Yugi hätte seine Duellierfähigkeiten verloren? Jonouchi dagegen befasste sich mit keinem dieser Gedanken, dachte nicht an das Warum, sondern wollte einzig Yugi vor diesem Duell bewahren. „Hey, Buhmann!“, schrie Katsuya den Gegner an, der ihn gekonnt ignorierte. „Duellier dich doch mit mir! Oder bist du zu feige, he?!“ Doch egal, wie sehr Yugis bester Freund schrie, er erreichte damit nichts. Kuso! Ich muss Yugi doch irgendwie hier raus bringen! Er weiß doch von nichts, diese Schattenduelle sind ihm doch unbekannt! „Yugi, du darfst dieses Duell nicht annehmen, hörst du?“, appellierte nun Jonouchi an ihn. „Bitte, Yugi, hör auf Jonouchi! Du weißt ja nicht, was auf dich zu kommt! Dieses Duell ist gefährlich!“, unterstützte Anzu Katsuya. „Hör auf sie!“, rief auch Honda. Yugi sah sie schweigend an, man konnte seine Gefühle nicht erkennen. Und eben dies ließ seine Freunde verzweifeln, denn sie hatten keinerlei Ahnung, was in ihrem kleinen Freund vorging oder wie er entscheiden würde. Da wandte sich Yugi auf einmal von ihnen ab und sah seinen Gegner entschlossen an. Es gibt kein Zurück mehr. Ich muss mich duellieren und gewinnen, für meine Freunde. „Duell!“ Schon bald musste Yugi jedoch in die Knie gehen. Unvorstellbarer Schmerz durchfuhr ihn jedes Mal, wenn eins seiner Monster zerstört wurden oder er Lebenspunkte verlor. „Verdammt, in den vorigen Duellen tat es doch auch nicht so weh“, murmelte er und hielt sich schmerzvoll die Brust. Seine Freunde versuchten, ihn so gut es geht Mut zuzusprechen, doch wirklich helfen tat es nicht. „Du fragst dich, warum es so weh tut? Tja, das kann ich dir sagen. Du kämpfst ebenfalls um die Leben deiner Freunde, weshalb du auch 4 Seelen beschützen musst, und nicht nur deine eigene. Du musst sie tragen, was dir sehr viel Kraft abverlangt. Bewundernswert, dass du es bis jetzt geschafft hast, muss ich schon sagen. Andere wären schön längst zusammengebrochen.“ „Schön zu wissen“, sagte Yugi sarkastisch. Ich muss das Duell so schnell wie möglich zum Ende bringen, länger kann ich diese Schmerzen nicht halten... Nach zwanzig Minuten Schmerzen für beide Duellanten neigte sich das Duell langsam dem Ende entgegen. Es stand 400 zu 200 für Yugis Gegner. „Endlich. Ich spiele meinen Magier des Schwarzen Chaos, der auch dieses Duell beenden wird“, offenbarte Yugi und wollte gerade den Angriff starten, als der Gegner begann zu sprechen. „Ich frage mich wirklich, warum du deine Freunde überhaupt beschützt. Das ist doch nur Energieverschwendung“, meinte sein Gegner mit verständnislosem Blick. „Wie meinen Sie das?“, fragte Yugi einwenig gereizt. Was wollte ihm dieser Kerl denn noch einreden? „Mein Partner hat es dir doch schon gestern Abend gesagt, oder nicht?“ Yugis Gesicht verfinsterte sich sofort. Er hatte absichtlich diese Erinnerungen aus dem Gedächtnis gestrichen, nur für dieses eine Duell. Sonst hätte er sich nicht konzentrieren können, doch nun kamen ihm wieder die Sätze in den Sinn. „Ach, klein Yugi, hast du etwa die ganze Zeit nicht erkannt, dass deine Freunde dich angelogen haben? Wie gutgläubig du doch bist.“ , „Auch sie haben Menschen ins Reich der Schatten geschickt.“ , „Vor allem dein angeblicher Freund und Cousin Yami hatte es gewissenlos getan, Spielchen mit den Menschen getrieben und sie dann ins Schattenreich verbannt, wenn sie verloren. Ohne jeglichen Grund, nur aus Spaß.“ „Nein, er hat gelogen...“, flüsterte Yugi. Er wollte es einfach nicht glauben. „Wie blind kann man nur sein? Du hast doch selber bemerkt, dass deine ach so tollen Freunde dich die ganze Zeit angelogen haben! Wie kannst du ihnen dann noch trauen, frag ich dich. Es ist die Wahrheit, dass der Namenlose Pharao böse ist! Schließlich hat er Menschenseelen gewissenlos ins Schattenreich geschickt... .“ Den letzten Satz hatte der Mann mit Kapuze nur geflüstert, dennoch erzielte er bei Yugi eine enorme Wirkung. Seine Fassade brach. Er hatte die ganze Zeit versucht, keine Schwächen zu zeigen und nur den kühlen Duellanten gemiemt. Doch jetzt, wo man ihn so zweifeln ließ, konnte er nicht mehr. „Yugi, hör nicht auf ihn!“, schrie Anzu. Sie konnte nicht mit ansehen, wie es Yugi so quälte. „Er lügt doch nur, Yugi!“, kam nun auch Jonouchi dazu. Bisher hatte Yami noch nichts gesagt. Zu sehr plagten ihn sein Gewissen und die Sorge um Yugi. Dabei hat er recht. Früher hatte ich wirklich Menschen ins Schattenreich geschickt, ohne wirklich schweren Grund. Da wusste Yugi nicht einmal von mir, weshalb er auch immer Gedächtnislücken hatte. Und damit quält er sich jetzt... Aibou... es tut mir Leid... „Nein... nein... ich will es nicht mehr...“, wimmerte Yugi leise. Er hatte die Augen fest zusammengekniffen und versuchte die Erinnerungen des letzten Duells aus dem Kopf zu streichen, doch vergebens. Immer und immer wieder rauschten diese Sätze über seine Freunde durch seinen Kopf. „Yugi, du weißt, dass ich die Wahrheit sage, nicht wahr? Such in deinen Erinnerungen... dann wirst du den Beweis dafür finden, dass der Pharao böse ist...“ „Der Pharao ist nicht böse!“, hörte Yugi aus weiter Ferne Honda seinen Freund beschützen. Plötzlich veränderte sich seine Umgebung und ~ er fand sich auf einem Steinbruch wieder. Es fand gerade ein Duell statt. Ein großer, muskelbepackter Mann mit blonden, kurzen Haaren duellierte sich mit einer seltsamen Duell Disk gegen Yami. Was hat das zu bedeuten?, fragte sich Yugi. Plötzlich überschwemmte ihn ein Gefühl von... Panik, als Yami eine Karte in die Hand nahm. Es war das Siegel von Orichalkos. Als er das las, flogen plötzlich Gedankenfetzen an ihm vorbei. „Diese Karte wird entscheiden, auf welcher Seite du stehst, Namenloser Pharao. Auf der guten oder auf der bösen.“, „Nur diejenigen, die das Böse im Herzen tragen, können das Siegel von Orichalkos spielen.“ Wie von selbst griff Yugi nach Yamis Arm, der das Siegel von Orichalkos spielen wollte. „Nicht! Du kannst diese Karte nicht benutzen!“ „Aber...!“ „Sie wollen doch, dass du diese Karte spielst!“ „Wir werden aber verlieren, wenn wir das nicht tun! Aibou, das ist mein Duell. Das ist mein Kampf, mit meinen Regeln und ich halte dies für das Beste!“, sagte Yami verbissen und riss sich von Yugi los. Nein!, schrie Yugi in Gedanken, doch es war zu spät. Yami spielte die Karte. Sofort bildete sich ein grünlicher Ring um ihn und Yugi wurde hinausgeschleudert. Yugi konnte nur noch tatenlos zusehen, wie Yami seine Monster nach und nach opferte, nur um dem Sieg ein Stück näher zu kommen. Nein, wieso hast du das getan, Yami? Du hast mir doch gelehrt, meine Monster zu respektieren. Wieso tust du das? Wieso opferst du sie, einfach so?, dachte Yugi verzweifelt. Du wusstest doch, dass diese Karte teuflisch ist... „Diese Karte zeigt dein wahres Ich, Namenloser Pharao“, sprach der blonde Gegner. „Du bist böse, voller Egoismus und Hass.“ „Nein!“, verleugnete dieser. „Doch. Niemand würde seine Monster so behandeln, wenn er ein reines Herz hätte. Nicht so respektlos.“ Yugi hob seine Hände zu seinen Ohren und bedeckte sie. Er wollte nichts mehr hören, es tat zu sehr weh. Da hatte er plötzlich den Drang, aufzusehen. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Nein, Yamis Seele darf nicht geopfert werden! Sein Körper handelte wie automatisch. Er hob sein Puzzle und brach das Siegel. Schnell schubste er Yami aus dem Kreis. Dieser protestierte zwar, aber es war zu spät. Yugi verlor seine Seele, anstatt Yami die seine. ~ Yugi blinzelte wie so oft, wenn er einer seiner Erinnerungen sah und fand sich in der Realität wieder. Verzweifelt ging er in die Knie und stützte sich mit der rechten Hand vom Boden ab, um nicht zu fallen. Immer wieder kam ihm dieser Satz in den Sinn: „Diese Karte zeigt dein wahres Ich, Namenloser Pharao. Du bist böse, voller Egoismus und Hass.“ Yugi wimmerte wieder. „Du hast dich erinnert, nicht wahr, kleiner Yugi?“, fragte sein Gegener sanft. „Als er das Siegel von Orichalkos gespielt hat.“ Jonouchi, Anzu, Honda und Yami keuchten entsetzt auf. Nein, schallte es durch ihre Köpfe. „Das darf nicht wahr sein. Er darf sich nicht an damals erinnern!“, sagte Yami halb verzweifelt. Er wollte es nicht, nein, nicht, wie er damals den schrecklichsten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Wie schlecht er seine Monster behandelt hatte. Wie Yugi sich für ihn opferte, obwohl dieser ihn doch vor der dunklen Macht des Orichalkos gewarnt hatte. Diese Karte gespielt zu haben bereute er noch bis jetzt. „Und, willst du immer noch deine Freunde beschützen, Yugi? Deinen Yami, der so böse ist? Der rücksichtslos diese Karte gespielt hat und somit deine Seele verloren hat?“ Da flackerte plötzlich das Bild des Magiers. Es war, als würde er immer durchsichtiger werden, was Yugis Freunde schockierte. „Aber was hat das zu bedeuten?“, flüsterte Anzu entsetzt. „Yugis Seele ist so sehr erschüttert, dass er die Schattenmagie nicht mehr aufrecht erhalten kann, weswegen das Abbild des Monsters so stark schwankt“, erklärte Yami sachlich, versuchte, seine aufkeimenden Gefühle und vor allem die Angst und die Panik zu verdrängen. „Magier des Schwarzen Chaos, Attacke!“, schrie Yugi plötzlich. Seine Stimme klang fest und bestimmt. Da festigte sich auf einmal der Magier des Schwarzen Chaos auf Kommando und schoss sofort auf den Gegner zu, löschte dessen restlichen Lebenspunkte aus. Die goldenen Fesseln seiner Freunde lösten sich auf und sie sprangen auf den Boden. Das Schattenreich zog sich allmählich zurück. Yugi kniete immer noch, sein Atem ging schwer. Er hatte den Kopf gen Boden gesenkt. „Yugi...?“, sagte Yami leise und bot ihm seine Hand zum Aufhelfen an. Da sah Yugi auf. Seine Hand schnellte plötzlich hervor und schlug die Yamis weg. „Lass mich bloß in Ruhe, Pharao!“, zischte er und spuckte ihm das Wort 'Pharao' geradezu vor die Füße. Seine Augen versprühten glühende Funken, voller Zorn. Er stand mit enormen Kraftaufwand auf, drehte seinen Freunden den Rücken zu und rannte vom Dach. Zurück blieben vier geschockte Schüler. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Links zu Yugis Erinnerung Yami spielt das Siegel von Orichalkos → deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=2DDXTgi095M&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=h5ASlyU_Jrk&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=8pm4SE6SoPo&feature=related → japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=Kgv4FqLFy_4&NR=1 http://www.youtube.com/watch?v=XX-5WPv-l1o&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=moTxDd_k6_0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=iNtWnRLVhN4&NR=1 Kapitel 14: Zerbrochene Freundschaft ------------------------------------ Meine Dame oder mein Herr, ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dem folgenden Kapitel! Hm... obwohl, vielleicht leiden Sie wohl eher mit den Charakteren mit... KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 14 – Zerbrochene Freundschaft Ein kleiner Junge mit schwarz-rot-blonden Haaren rannte die Straße hinunter, durch die Stadt und dann in den Domino Park. Er hatte keine Pause eingelegt, erst als er sich auf eine Bank fallen ließ, atmete er keuchend ein und aus. Tränen rannen unaufhaltsam über sein Gesicht und fielen auf seine geballten Hände, die er im Schoß bettete. Seine Gedanken rasten. Yami ist ein verdammter Lügner! Er hat immer gesagt, ein wahrer Duellant müsse seine Monster respektieren und dürfe sie nicht ausnutzen! Dabei hat er es selber getan! Mit diesem verdammten Siegel von Orichalkos hat er die Monster verraten! Dabei wusste er doch, dass diese Karte nichts Gutes bringen würde! Er hat es doch nur getan, um zu gewinnen! Immer und immer wieder sprach er von gewinnen, opferte deshalb seine eigenen Monster gewissenlos. Wie konnte er nur?! Mein Feind hatte tatsächlich recht... Yami ist... böse. Aber hieß das auch, dass er ebenso früher Menschenseelen einfach so ins Schattenreich geschickt hat? Ohne jeglichen Grund, nur aus Spaß? Ich habe mich ja so in ihn geirrt... . Und die anderen decken ihn auch noch! Ich verstehe es nicht! Das ist doch der Beweis, dass er böse ist! Und sie wissen auch, dass er der Namenlose Pharao war, schließlich sprechen sie ihn doch so oft versehentlich mit Pharao an. Selbst in den Pharao habe ich mich geirrt. In den Steintafeln stand, dass ein Pharao 99 Menschenleben opfern ließ, nur um diese mächtigen Gegenstände zu erschaffen und auch im Krieg mit den Magischen Monstern, die man mit diesen Artefakten rufen kann, gekämpft hat. Dort stand zwar nicht, dass es der Namenlose Pharao war, doch bei keinem anderen Pharao gab es ähnliche Informationen. Und der Namenlose Pharao umhüllt auch ein Mysterium, das bis jetzt noch nicht gelöst wurde. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich etwas verpassen würde, obwohl ich die ganzen Steintafeln original übersetzt habe... . Aber jetzt weiß ich ja, dass der Namenlose Pharao Yami ist. Ich weiß zwar nicht, wie das möglich sein soll, aber nichts ist unmöglich, wie es scheint. Schließlich hätte ich nie gedacht, dass es das Schattenreich und wirkliche Monster gäbe. Aber wie blind ich nur sein konnte. Er war immer so geheimnisvoll, hatte nichts von sich preisgegeben. Ich hatte doch immer seine Aura gespürt, eine ungeheure Macht hatte ihn umgeben. Wahrscheinlich ist das die Macht, mit der er auch das Schattenreich kontrollieren kann, was sicherlich viel Kraft abverlangt. Aber diese Aura hatte ich bis jetzt nur bei ihm gespürt, dabei konnten selbst die Duellanten, gegen die ich in den letzten Tagen angetreten bin, das Schattenreich rufen. Nun, eigentlich ist es irrelevant, wie sie das Schattenreich rufen. Sie müssen gestoppt werden, wenn nicht noch mehr Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden sollen. Und was soll ich jetzt tun? Ich kann meinen Freunden nicht mehr unter die Augen treten... nicht nach dem, was ich erfahren habe. Wem soll ich denn bloß noch vertrauen? Wenn meine Freunde mich doch schon die ganze Zeit angelogen haben... . Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und es setzte ein monsunähnlicher Regen ein. Nur langsam stand Yugi von der Bank auf und trabte umher. Seine Schritte lenkten ihn wie so oft von selbst nach Hause. Da befiel ihn wieder dieses Gefühl, dieses Gefühl von Angst, vermischt mit Einsamkeit. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Er fühlte sich unendlich einsam, als wäre er allein auf dieser grausamen Welt. Seine Sicht verschwamm. Eine ungeahnte Last drückte auf seinen Brustkorb, sodass er keuchte und sich vornüber beugte. Doch so plötzlich dieses Gefühl auch kam, so schnell verschwand sie auch wieder. Yugi atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen. Immer wieder schoss ihm die Frage in den Sinn: Was war das?! Nach einiger Zeit kam er beim Game Shop an, schloss die Tür auf und ging die Treppen hinauf. Ganz leise machte er auch dort die Tür auf und trat unbemerkt ein. Aus dem Wohnzimmer hörte er Stimmen. „Wir haben ihn schon überall gesucht, wo könnte er bloß noch sein?“, fragte eine Stimme besorgt. Mazaki Anzu. „Wenn wir das nur wüssten...“, sagte Honda leise. „Wir können nur abwarten.“ „Vor einigen Tagen ist er doch auch so spät nach Hause gekommen. Denkt ihr das gleiche, was ich denke?“, sagte Jonouchi Katsuya. „Wenn du denkst, dass er sich vor wenigen Tagen, damals, als er so spät nach Hause gekommen ist, ein Schattenduell geliefert hat, dann ja“, meinte Hiroto Honda. „Deshalb hat er uns wahrscheinlich auch nichts gesagt, denn welcher Mensch, der das nicht alles miterlebt hat, würde schon glauben, dass man nach einem verlorenen Duell seine Seele verlieren würde?“ „Aber was sollen wir jetzt machen? Schließlich weiß Yugi jetzt das mit dem Siegel von Orichalkos...“, gab Anzu zu bedenken. „Er denkt doch tatsächlich, dass der Pharao böse ist... Dabei weiß er noch nicht einmal die Wahrheit...“ Sei einfach still, Jonouchi!, schrie Yugi in Gedanken. Ich will nichts mehr hören, das sind doch alles nur Lügen! Auf Zehenspitzen wollte er am Wohnzimmer vorbeigehen, doch da wurde die Tür plötzlich aufgerissen und vor ihm stand – Yami. Dieser sah ihn kurz erschrocken an, bis er sich wieder fasste. „Yugi...“, begann er, doch da wurde er schon von den anderen unterbrochen, die aus dem Zimmer kamen. Yugis Großvater war ebenfalls dabei. „Yugi, da bist du ja!“, rief Jonouchi freudig. Anzu und Honda wollten mit einstimmen, doch als sie Yugis Gesichtsausdruck sahen, verstummten sie eilig. „Was wollt ihr hier?“, fragte Yugi mit kalter Stimme. Seine Augen waren ebenso, einzig ein Funken Wut, ja gar Zorn, war in ihnen zu erkennen. „Wollt ihr mich noch weiter anlügen? Nein danke, davon habe ich genug.“ „Nein, Yugi! Es handelt sich um ein Missverständ-!“, begann Anzu zu schlichten, doch Yugi schnitt ihr sogleich das Wort ab. „Ach, ein Missverständnis? Ihr habt mich also nicht die ganze Zeit angelogen? Ihr habt nichts mit den Schattenduellen zu tun?“ „Ich.. ähm...“, stotterte Anzu, da fuhr Yugi auch schon erzürnter fort. „Hat Yami etwa damals nicht das Siegel von Orichalkos gespielt und auch nicht seine Monster wie verrückt geopfert? Ach nein, ich vergaß, ich spreche ja mit dem ehrenwerten Namenlosen Pharao“, spottete Yugi und sah Yami nun direkt an. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, er wurde vollkommen von seinen aufkeimenden Gefühlen überrollt. Er war über sich selber erschreckt. Woher kommt diese plötzliche Wut? Yami ging unwillkürlich einen Schritt zurück. So hatte er Yugi wirklich noch nie erlebt. So verachtend und verletzend. Schmerz machte sich in ihm breit. „Yugi, beruhige dich erst einmal...“, versuchte Sugoroku die Situation etwas zu entschärfen, doch vergebens. Sein Enkel würdigte ihm nicht einmal eines Blickes. Selbst mein eigener Großvater ist auf ihrer Seite! „Yugi, ich kann das erklären“, sagte Yami verzweifelt. Es tat ihm weh, dass sein Aibou sich ihm gegenüber so verhielt. Mehr, als er sich eingestehen wollte. Sein Aibou war doch sonst nie so... nachtragend und hatte immer auf die Gefühle eines anderen geachtet. Doch diese Schattenduelle mussten ihn verändert haben, diese Schattenduelle und die Lügen seiner Freunde. Was habe ich nur angerichtet... „Ich will nichts mehr hören! Ihr hattet verdammt nochmal genug Gelegenheiten gehabt, mir die Wahrheit zu sagen! Stattdessen habt ihr mich immer und immer wieder angelogen!“ Yugi sah seine Freunde wutentbrannt an. Seine Freunde wichen erschrocken vor ihm zurück. Sie alle hatten seine Augen gesehen. Normalerweise waren Yugis Augen voller Gutmütigkeit, gar Unschuld, die jeden anstrahlten, doch stattdessen waren sie nun voller Zorn und Enttäuschung. Von ihnen schien etwas Finsteres auszugehen, welche die Freunde erschreckte. Vor lauter Wut ballte Yugi seine Hände zu Fäusten und schlug mit der Hand gegen die Wand. Er senkte seinen Kopf gen Boden, seine Augen geschlossen. Nun sah es so aus, als brauchte er Halt. Plötzlich, wie seine Wut auch kam, so schnell verebbte sie wieder und hinterließ Verzweiflung und Unsicherheit. „Dabei habe ich euch so vertraut... und nun weiß ich einfach nicht mehr, wem ich noch vertrauen soll... ich dachte, ihr wärt meine Freunde...“, hauchte er kraftlos. „Aber das sind wir doch immer noch“, protestierte Honda. „Wieso habt ihr mich dann die ganze Zeit über belogen? Selbst du... Mou hitori no boku...“ Yugi sah wieder auf, direkt in Yamis Augen. Seine Augen strahlten tiefe Trauer aus. Er wusste nicht, wie er zu diesem Ausdruck kam, 'Mou hitori no boku'. Es fühlte sich jedoch richtig an, es war einfach aus tiefstem Herzen gekommen. „M-Mou hitori no boku? Erinnerst du dich etwa wieder an alles?“, fragte Yami bestürzt. Das ging ihm nun zu schnell. „Ach....“, seufzte Yugi tief, stieß sich von der Wand ab und ging an seinen Freunden vorbei. „Verschwindet einfach...“, flüsterte Yugi fast lautlos und verschwand in seinem Zimmer. Ein lautes Klingeln war durch das Haus des Mutos zu hören. Schlecht gelaunt hämmerte Yugi auf seinen Wecker und brachte ihn zum Schweigen. Nur äußerst mühsam setzte der Junge sich auf und reckte sich. Seine Augen waren gerötet und einwenig geschwollen. Sein Gesicht hatte deutlich an Farbe verloren, nun sah er noch blasser aus als sonst. Seine ganze Körperhaltung war schlaff, seine Schultern eingesunken. Er sah gebrochen aus. Langsam schlurfte er zur Tür und wollte ins Bad, doch als er die Türklinke runter drückte, gab die Tür nicht nach. „Was?“, fragte er verwirrt. Da fiel es ihm wieder ein. ~ Yugi hörte Schritte, die sich seiner Tür näherten. Hastig stand er vom Bett auf und drehte den Schlüssel im Schloss. „Yugi, bitte, mach die Tür auf...“, hörte Yugi Yamis gedämpfte Stimme von der Tür her. „Geh weg!“, sagte Yugi laut. Er wollte niemanden sehen, seine Nerven lagen einfach blank. „Yugi, bitte, ich will mit dir sprechen, von Angesicht zu Angesicht und keine Tür zwischen uns“, bat Yami. „Ich will nichts mehr hören! Verschwinde!“ „Ich... bitte, gib mir eine Chance!“ Das brachte Yugi wieder in Raserei. Er drehte sich zur Tür und schrie: „Nenn mir einen vernünftigen Grund, weshalb ich dir eine Chance geben sollte, verdammt nochmal! Sag's mir!“ „Ich...“ Yami verstummte. Er wusste, er konnte Yugi keinen angemessenen Grund nennen, und ihm war klar, dass Yugi das auch wusste. „Es tut mir Leid. G-Gute Nacht“, sagte der Pharao leise und entfernte sich von ihm. Immer wieder hallte in Yugis Kopf der verletzte Unterton in Yamis Stimme wider. Er rutschte verzweifelt an der Tür hinunter und blieb eine Weile dort sitzen, seine Hände fest um seine Knie geschlungen, als brauchte er Schutz. Er hatte sich noch nie so einsam und verlassen gefühlt, diese Leere in seinem Herzen wurde größer; fraß ihn innerlich auf. Mitten in der Nacht erhob er sich müde und schlurfte zu seinem Bett. Erschöpft sank er darauf nieder und schlief sofort ein. ~ Yugi löste mit mattem Blick das Schloss und ging ins Badezimmer. Was er jetzt dringend nötig hatte, war eine lange Dusche... Als Yugi sich dann für die Schule fertig gemacht hatte, nahm er seine Schultasche und ging nach unten. Sofort stieß er auf Yami, den er bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sofort senkte Yugi seinen Blick, nuschelte ein leises 'Morgen' und stieß die Tür auf. Das erste, was er sah, waren drei Paar Schuhe. „Was...?“, fragte Yugi verwirrt und sah auf. Es waren Jonouchi, Anzu und Honda. „Guten Morgen, Yugi“, begrüßte Anzu ihn nur zögerlich und wartete seine Reaktion ab. „M-Morgen“, stammelte Yugi nur und ging eilig an ihnen vorbei. Gerade wollte Jonouchi ihm hinterher, als Yami ihn am Arm festhielt. „Er muss es noch verarbeiten. Lass ihm Zeit“, meinte der Pharao leise, dennoch bestimmt. Jonouchi sah Yami eine Weile finster an, bis er sich jedoch geschlagen gab und Yugi in Ruhe ließ. Seine Freunde sahen Yugi nur traurig hinterher, bis sie sich ebenfalls auf dem Weg zur Schule machten. Die ganze Zeit herrschte eine bedrückte Stimmung, während sie zur Lehranstalt gingen. Yugi ging immer mehrere Schritte seinen Freunden voraus, hielt den Kopf gesenkt. Er strahlte eine Welle voll Melancholie und Verzweiflung aus. Seine Freunde wollten ihn so gern helfen, doch ihnen waren die Hände gebunden. In der Schule angekommen ließ sich Yugi sofort auf seinen Platz fallen und holte nur schwerfällig seine Schulbücher heraus. Die ganze Zeit spürte er die besorgten Blicke seiner Freunde auf sich, die er zu ignorieren versuchte. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Er wandte sich fragend um. „Ja?“ Vor ihm stand Kitzuki Kyoko, ein Mädchen aus der Klasse. „Ähm, hi, Yugi...“, sagte sie zögerlich und rang sichtlich um Worte. „Ich hab in letzter Zeit gesehen, dass du dich ganz gut mit Yami verstehst und wollte dich fragen... ob du mich ihm bekannt machen könntest? Bitte?“ Schon bei dem Namen 'Yami' verengten sich Yugis Augen zu Schlitzen. „Tut mir Leid, Kyoko, aber ich muss leider nein sagen.“ „Aber wieso denn nicht, Yugi?! Bitte, ich sehe doch, wie eng ihr miteinander befreundet seid!“ „Kyoko, du bist im Unrecht. Es tut mir wirklich Leid, doch wenn du ihn näher kennenlernen möchtest, musst du ihn schon selbst ansprechen“, sagte Yugi ruhig, versuchte seine aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken. „Ich... ich kann ihn doch nicht einfach so ansprechen! Bitte, Yugi, stell mich ihm doch vor oder so, oder erwähne mich mal, wenn ihr zusammen auf dem Hof seid oder so“, bettelte Kyoto dennoch weiter. „Dies ist mir nicht möglich, wir haben nun unsere Differe-“, begann Yugi nun ungeduldiger, wurde jedoch plötzlich von einer erzürnten Kyoko unterbrochen. „Wieso denn nicht?! Ich sehe es doch, na klar versteht ihr euch, sonst würdet ihr doch nicht die ganze Zeit miteinander abhängen!“ „Nein, du irrst di-“, sagte Yugi laut, doch das Mädchen vor ihm fiel ihm wieder ins Wort. „Du willst ihn doch nur für dich allein haben, stimmt doch, Muto! Du willst doch nur seine ungeteilte Aufmerksamkeit, nicht wahr? “ „Verdammt noch mal, ich will ihn nicht für mich allein haben, klar?! Er ist mir völlig egal, du kannst ihn haben! Meine Freundschaft hat der Pharao längst verspielt!“, schrie Yugi sie an. Er hatte nicht bemerkt, wie er seine Hände vom Tisch kräftig abgestützt hatte und aufgestanden war. Er hatte sich doch tatsächlich von seiner Wut übermannen lassen. Die Klasse war still geworden, lauschten gespannt dem Wortgefecht zwischen ihren beiden Mitschülern. „Was für ein Freak du bist! Nicht nur, dass du verrückt nach Duell Monsters bist, du denkst auch noch, Yami sei ein Pharao, dass ich nicht lache!“, entgegnete Kyoko spöttisch. Unverständnis war in Yugis Augen zu lesen. Ich und verrückt nach Duell Monsters? „Ja, du hast richtig gehört, Muto. Ich hab dich in den letzten Tagen gesehen, selbst am Abend spielst du mit irgendwelchen Leuten im Park dieses Kartenspiel, wie kindisch. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt.“ „Du hast ja keine Ahnung!“, zischte Yugi leise, dennoch konnten ihn alle verstehen. „Glaub mir, wenn ich die Wahl hätte, ich würde nicht derjenige sein wollen, der ich jetzt bin, der diese verdammten Schattenspiele austragen muss. Du hast nicht die geringste Ahnung, worum es bei diesen Duellen ging. Genauso wenig weißt du über den Pharao oder mich Bescheid. Und jetzt verschwinde, ehe ich mich komplett vergesse!“ Mit diesen harten Worten wandte sich Yugi von ihr ab und sah unwillkürlich in die Richtung seiner Freunde. Sie sahen ihn erstaunt an, hatten schließlich nicht mit solch einem Wutausbruch seinerseits gerechnet. Doch auch Schwermut war in ihren Augen zu lesen, denn Yugis Worte trafen sie hart, vor allem Yami. Reue und Schuld spiegelten sich in dessen Augen wider. Verbittert wandte Yugi sich auch von ihnen ab. Leise setzte er sich wieder und zog sich in seine Welt zurück, die aus Verzweiflung und Wut bestand. Auch Kaiba Seto hatte diese Auseinandersetzung zwischen Kyoko und Yugi bemerkt. Zwar hatte er versucht, diese zu ignorieren, doch er kam nicht umhin, die Worte doch noch zu verstehen. Und er war verwirrt, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Seit wann hegt Muto denn einen Groll gegen den anderen Yugi und den Kindergarten?, fragte Kaiba. Er beobachtete den 'Kindergarten' und den König der Spiele und bemerkte, dass Yugi gelegentlich wütend wirkte, aber auch melancholisch. Immer wieder wanderte Yugis Blick durch die Klasse und schien nichts wirklich fokussieren zu können, doch sobald sein Blickwinkel in die Nähe seiner Freunde geriet, schaute er schnell weg. Ach, was mache ich mir denn auch Gedanken über diesen Haufen Kinder?, dachte Seto nun erbost über sich selbst, schnaubte kurz und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Yugi hing seinen Gedanken nach, den Rest des Tages wollte er einfach nur in Ruhe gelassen werden, was man ihm auch gewährte. Selbst als es zum Schulschluss klingelte, war Yugi zu sehr in seinen Gedanken versunken, als dass er die Klingel hätte bemerken können und so kam es, dass er bald allein mit Honda, Anzu, Jonouchi und Yami im Raum zurück blieb, die einige Meter hinter ihm standen. Ryo, der erst in den letzten Stunden in die Schule gekommen war, stand verwirrt im Türrahmen. Was ist denn hier los? Wieso ist Yugi denn so... seltsam? Er wirkt so bedrückt, aber immer, wenn er zu seinen Freunden geguckt hatte, flammte ein Funken Zorn in seinen Augen auf. Was ist denn zwischen ihnen geschehen? Die anderen vier Freunde sahen einander währenddessen unsicher an. Jeder fragte sich: Was sollten sie jetzt tun? Alle wussten, dass Yugi im Moment nicht gerade sehr gut auf sie zu sprechen war, doch sie wollten nicht, dass Yugi weiter dachte, sie wären 'böse'. Es machte ihnen ja schon genug zu schaffen, dass er anscheinend die Freundschaft zwischen ihnen für beendet sah. Ryo entschloss sich dann nach kurzem Zögern dazu, Yami und die anderen zu fragen, was vorgefallen war. So überquerte er das Klassenzimmer, seine Schritte hallten auf dem glatten Boden wieder. Yugi zuckte zusammen und sah sich fahrig um. W-Was? Wo sind denn meine Mitschüler hin? Hat es etwa schon geklingelt?, fragte er sich vollkommen konfus. Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Seine Augen verengten sich kaum merklich, als er seine Freunde erblickte, die ihn ebenso anstarrten wie er sie. Yugi funkelte sie an, seine Wut keimte wieder auf. Er versuchte sie sogar zu unterdrücken, doch vergebens. Es schien, als würde diese Wut ihn geradezu übermannen wollen. Es machte ihm Angst. Ryo sah nun vollends verunsichert zwischen den Freunden hin und her. Er traute sich kaum, einen Schritt weiter zu gehen oder jemanden von ihnen anzusprechen, denn eine unheimliche Spannung lag in der Luft, die von Yugi ausging. Selbst Jonouchi, der sonst immer irgendwelche Worte, egal wie unpassend es war, parat hatte, schwieg geflissentlich. Weder Anzu, Jonouchi, Honda noch Yami wusste etwas zu sagen, um ihren Freund zu besänftigen. Yugi schnaubte verächtlich, drehte sich ruckartig um und packte, oder eher schmiss seine Schulsachen in seine Schultasche. Ohne seine Freunde eines Blickes zu würdigen schulterte er seine Tasche und schritt aus dem Raum. Einige Zeit lang herrschte vollkommenes Schweigen unter den Zurückgebliebenen, bis Honda tief seufzte. „Das wird verdammt schwer, sein Vertrauen wieder zu gewinnen“, murmelte er. Erst da rührte sich Ryo und schritt weiter zu den vier Freunden. „Sagt mal, was ist hier los? Was war denn mit Yugi, er benimmt sich so seltsam heute.“ Anzu erklärte sich bereit, ihm die ganze Geschichte zu erzählen und begann sogleich. Ryo hörte ihr aufmerksam zu, wobei ihn jedoch Entsetzen packte, als er hörte, was gestern passiert war. Dass doch tatsächlich jemand Yugi auf dem Dach zu einem Duell herausgefordert hatte und dieser jemand imstande war, das Schattenreich zu rufen. „Ach deshalb wart ihr gestern nicht mehr beim Unterricht gewesen!“, erinnerte sich Ryo. „Aber sagt, wie kann es sein, dass dieser Duellant die Schatten rufen konnte? Ist das nicht eigentlich nur mit den Sennengegenständen möglich?“ „Tja, das hatten wir auch gedacht“, stimmte Jonouchi zu. „Aber es sah nicht so aus, als hätte er einen dieser Gegenstände bei sich.“ Da erzählte Anzu weiter, von dem Verlauf des Duells, Yugis 'Abgang' und vor allem dessen seltsames und ungewöhnliches Verhalten ihnen gegenüber gestern Abend, wo Yugi sich heftig mit ihnen gestritten hatte. Als sie dann geendet hatte, konnte Ryo sie nur mitleidig und traurig ansehen. Es tat ihm ebenso weh wie den anderen, Yugi so zu sehen. „Euren Erzählungen nach zu urteilen hat sich Yugi wirklich verändert...“, begann Ryo leise. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er so schnell wütend wird oder niemandem verzeiht. Ich meine, ihr seit seine Freunde und er lässt euch ja nicht einmal die Chance, das alles zu erklären. Ich verstehe nicht, wie er sich so sehr verändern konnte....“ „Dann sind wir wohl doch nicht die einzigen, die das nicht verstehen“, sagte Jonouchi ungewöhnlich mürrisch für ihn. „Yugi will uns einfach nicht zuhören!“ „Aber wir können es ihm doch auch nicht verübeln“, mischte sich Yami ein. Seine Stimme klang monoton, als wollte er seine Gefühle verstecken. „Schließlich haben wir ihn angelogen, die ganze Zeit über. Es ist klar, dass er uns jetzt nicht mehr vertraut und Angst hat, wir könnten ihn wieder belügen. Deshalb will er erst gar nicht, dass wir es ihm erklären, denn er denkt wahrscheinlich, dass wir ihn wieder anlügen würden.“ „Ganz toll!“, sagte Jonouchi laut und funkelte Yami plötzlich an. Seine Hände zitterten, sodass er sie zu Fäusten ballte, um das Zittern zu vermindern. Seine Wut stieg an. „Das fällt dir erst jetzt ein, Pharao?! Das war doch dein wunderbarer Plan gewesen, ihn anzulügen! Es war doch von Anfang an klar, dass er irgendwie alles herausfinden würde! Wir waren schon von Anfang an dagegen, aber nein, er würde ja ein so viel besseres Leben führen, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß, und was ist?! Er vertraut uns nicht einmal mehr, er hat die Freundschaft zu uns abgebrochen, verdammt nochmal! Und, hast du wieder so einen grandiosen Plan, wie wir ihn wieder zu unserem Freund machen können?! Schließlich weißt du ja alles immer besser als wir, weißt alles über Yugi, ja dann sag doch, wieso er sich auf einmal so verändert hat! Wieso er uns nicht einmal eine winzig kleine Chance lässt, ihm die Wahrheit zu sagen! Tja, jetzt weißt du wohl auf einmal keinen Ausweg mehr. Es ist deine eigene Schuld, dass dein Partner dich jetzt hasst, Pharao!“ Katsuyas Stimme schwoll während seines Redeschwalls gefährlich laut an, er schrie die letzten Worte. Da zuckte Jonouchis Faust plötzlich und schnellte hervor, direkt auf Yami zu. Honda hatte dies befürchtet, wusste schließlich bestens über Jonouchis Temperament Bescheid, denn er kannte ihn länger als die anderen, sodass er schnell Jonouchis Arme packte und sie nach hinten, auf dessen Rücken, bog. Anzu und Ryo starrten Jonouchi erschrocken an. Selbst Yami konnte seinen Schreck nicht verbergen, denn er hatte keineswegs erwartet, dass der Blonde ihn angreifen würde. Um die Nase herum war er ziemlich blass, was vor allem von Jonouchis harten Worten herrührte. Er hat so recht... „Jonouchi, Jonouchi!“, rief Honda. „Verdammt, Katsuya, beruhig dich endlich!“ Er hatte sichtlich Mühe, seinen Freund im Zaun zu halten. „Lass mich endlich los, Honda!“, schrie Katsuya und kämpfte gegen seinen Freund an. „Der Pharao ist doch an allem schuld, es war doch seine Idee!“ „Ja, es ist vielleicht seine Idee gewesen, Katsuya, aber wir hätten uns auch weigern können! Wir hätten Yugi auch einfach die Wahrheit sagen können, als er im Krankenhaus war.“ „Ja, aber-!“ „Es gibt kein Aber! Wir hatten uns doch selber die Hoffnung gemacht, dass Yugi vielleicht ein besseres Leben führen könnte, wenn er nichts von alledem weiß! Selbst du hast dir Hoffnungen gemacht, Jonouchi, gib's zu!“ „Was soll dieses Gebrülle hier?“, schallte plötzlich die Stimme ihres Mathelehrers durch das Zimmer. Honda, Jonouchi, Anzu, Yami und Ryo wirbelten herum. Anscheinend waren Jonouchi und Honda zu laut gewesen. „Habt ihr nicht schon längst Schulschluss? Also, ab mit euch, aber leise! Wehe, ihr stört den Unterricht der Nachbarklassen!“ Mit diesen Worten zeigte ihr Lehrer mit ausgestrecktem Arm in Richtung Treppenhaus. Honda lockerte unwillkürlich den Griff um Katsuya. Jonouchi riss sich mehr als ruppig von seinem Freund los, warf Yami einen fast schon tödlichen Blick zu und verschwand im Korridor. Yami, Anzu, Ryo und Honda blieben geschockt zurück. Kapitel 15: Aussprache ---------------------- Ich denke, dass das letzte Kapitel mehr als nur deutlich gezeigt hat, wie es jetzt um die fünf Freunde steht. Fragt sich nur noch, ob sich alles noch zum Guten wenden wird, nicht wahr? KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar Ishutaru Mariku – Marik Ishtar Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 15 – Aussprache „Bei den Mutos“, meldete sich Yami am Telefon. Er saß mit Ryo, Honda und Anzu im Wohnzimmer von Sugoroku, was auch nur möglich war, da Yugi außer Haus war, und hielt mit ihnen praktisch eine Krisensitzung. Nach dem Streit zwischen Yami, Honda und Jonouchi war stets eine ziemlich angespannte Stimmung unter den Freunden gewesen. Jonouchi ging Yami aus dem Weg, ignorierte ihn notfalls, wenn sie sich auf dem Hof trafen, während Yami anfangs versucht hatte, mit ihm zu reden. Doch es war, als würde er mit einer Wand reden, so viel half es. Katsuya war seitdem her ziemlich mies gelaunt, schnauzte gelegentlich einige Schüler an, die ihn versehentlich anrempelten. So glich er eher dem früheren Schläger Jonouchi, vor dem nichts sicher war. Selbst Honda konnte ihn nicht erreichen, dabei hatte er den besten Draht zu ihm, abgesehen von Yugi. Und da war auch schon ihr zweites Problem: Yugi hatte sich nun vollends von ihnen abgekapselt, sprach kein Wort mehr mit ihnen und verbrachte seine Pausen meist allein unter einem Baum auf dem Schulhof. Seine Freunde sahen, dass es ihm nicht gut ging. Er hatte stets eine bedrückte Miene und dunkle Augenringe gesellten sich hinzu. Man sah ihm an, dass er erschöpft und müde war. Seine Mitschüler in der Klasse machten sich bereits Sorgen um ihn, obwohl sie doch recht wenig mit ihm zu tun hatten. Kein Wunder, denn sonst kannten sie ihren Kleinen nur als gut gelaunten, netten Jungen, der sehr an seinen Freunden hing. Dagegen war dieser Yugi fast schon das komplette Gegenteil, war beinahe ein Einzelgänger und ziemlich gereizt, wenn man ihn auf seine Freunde ansprach. Gelegentlich sahen auch die Lehrer verwundert zu Yugi, der eigentlich ein guter Schüler war, jedoch in letzter Zeit sich kaum meldete und nur seinen Gedanken nach hing. „Mein Pharao“, meldete sich Ishutaru Ishizu am anderen Ende der Leitung. „Mein Bruder und ich haben die Recherche durchgeführt und wollten uns bei Euch melden. Sind Eure Freunde bei Euch?“ „Ja, jedoch nur Anzu, Honda und Ryo“, antwortete Atemu und schaltete auf Lautsprecher, sodass alle Ishizu verstehen konnten. „Ihr habt euch also immer noch dazu entschieden, Yugi nichts zu erzählen“, schlussfolgerte Ishizu und versuchte, die Enttäuschung aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie hieß es ja ebenfalls wie ihr Bruder nicht für gut, dass der Pharao seinen Freund anlog, doch sie war sich sicher, dass sie auch nicht hätte etwas dagegen unternehmen können. „Aber sagt, wo ist denn Euer Freund... Jonouchi?“ „Nun, seit deinem letzten Telefonat mit uns hat sich vieles geändert“, sagte Honda grimmig. Da horchte Ishizu auf. Honda fing auch schon an zu erzählen, wie Yugi des Öfteren dem Museum einen Besuch abgestattet hatte, um Informationen über das Alte Ägypten herauszufinden und sich weiter von ihnen distanziert hatte. Wie er auf das Dach verschwunden war, sie dann vollkommen unerwartet angeschrien hatte und dann auch noch ein Duellant aufgetaucht war, der Yugi zum Schattenduell herausgefordert hatte und Yugi dabei die Erinnerung an das Duell, bei dem Yami das Siegel von Orichalkos gespielt hatte, wiedergewonnen hatte. Ishizu erinnerte sich an dieses Duell, welches Anzu ihr vor einigen Monaten erzählt hatte, schließlich waren die Ishutarus nicht beim Abenteuer mit Dartz dabei gewesen. Als Hiroto jedoch schilderte, wie Yugi sich vollkommen von seiner Wut leitend mit den Freunden gestritten hatte, sog Ishizu scharf die Luft ein. Sie hatte nicht erwartet, dass Yugi so ausrasten würde und den Pharao nahezu beleidigen würde, denn so kannte sie ihn nun wirklich nicht. Und genau diese Tatsache machte es ihr schwer zu glauben, dass Yugi sich nun dermaßen verändert haben sollte. „Nun, das war noch nicht alles“, erzählte Honda weiter, nachdem er Ishizu genügend Zeit gelassen hatte, um die Informationen zu verdauen. „Einen Tag nach diesem... Ausraster von Yugi begann dieser, uns zu ignorieren. Es war klar, dass er uns nicht mehr traute. Noch am selben Tag verkrachte sich Jonouchi mit Yami, weil er meinte, der Pharao hätte an allem schuld, weil es doch sein Plan gewesen war, Yugi zu belügen. Deshalb ignoriert uns jetzt auch Jonouchi, wo er nur kann, weswegen er auch nicht hier ist, und Yugi erst recht nicht.“ „Welch Situation bei euch...“, seufzte Ishizu. Ihr tat es weh zu hören, dass die Freunde sich nun so sehr zerstritten hatte, wo sie doch vorher noch als unzertrennlich galten. „Leider habe ich keinen wirklichen Rat, den ich euch geben kann...“ Anzu seufzte tief. „Das hatten wir befürchtet, aber trotzdem danke, Ishizu. Also, hast du etwas herausgefunden? Hat jemand das Grab von Atemu geöffnet?“ „Nun, leider hatten Mariku und ich keine Möglichkeit gehabt, nach Kairo zu fahren, um dies zu überprüfen. Es wäre nicht klug gewesen, andere Ausgrabungsleiter zu fragen, denn es würde zu sehr deren Aufmerksamkeit auf den Namenlosen Pharao lenken und weder Mariku noch ich wollten, dass sie das Grab verwüsteten. Doch stattdessen haben wir herausgefunden, dass sich jemand für unseren Co-Leiter in dieser Ausgrabung ausgegeben hat. Dieser hat anscheinend den Befehl gegeben, die Steintafeln über Euch, Pharao, nach Japan zu transportieren. Wir haben bereits nachgeforscht, wer dieser jemand sein könnte, doch niemand scheint es zu wissen.“ „Vielleicht ist es ja derjenige, der das Schattenreich geöffnet hat“, vermutete Anzu. „Das hatten wir uns ebenfalls schon gedacht, doch leider kennen wir diesen nicht, was uns auch nicht weiter hilft. Aber uns erschließt sich auch einfach nicht der Sinn, wieso dieser jemand diese Tafeln nach Domino geschafft hat. Zu welchem Zweck?“ Stille trat ein, in der sie alle sich diese Frage stellten. Doch sie alle kamen zu keiner zufriedenstellenden Antwort. Wenige Tage waren seit dem zweiten Telefonat mit Ishizu vergangen, in der die Freunde immer noch in Zweitracht lagen. Das einzige, was sich verändert hatte, war die Sorge ihrer Geschichtslehrerin über Yugi. So kam es, dass diese Yugi, nachdem sie ihn zwei Wochen in seiner Bedrücktheit beobachtet hatte, ansprach. „Ach ja, Muto, ich würde Sie noch gerne sprechen, unter vier Augen“, fügte seine Geschichtslehrerin hinzu, als fünf fragende Augenpaare sie ansahen. Yami, Honda, Anzu, Ryo und Jonouchi verließen nur allmählich den Raum, wobei Jonouchi den wohl größtmöglichen Abstand zu Yami hielt. „Jonouchi, warte“, sagte Atemu nun bestimmt, als Jonouchi ihnen den Rücken zugewandt hatte und bereits um die Ecke verschwunden war. Dieser strafte ihn, wie die letzte Woche zuvor auch, mit Ignoranz. Jedoch musste er gezwungenermaßen anhalten, als Yami ihn am Handgelenk packte und zu sich umdrehte. „Wir müssen uns endlich unterhalten!“, sagte der Pharao entschlossen und sah seinen Freund durchdringend an. Atemu hatte es langsam satt, dass Jonouchi ihn ignorierte, und beschloss, endlich mit ihm zu reden. Anzu, Honda und Ryo sahen besorgt zwischen ihnen hin und her und befürchteten, dass es wieder in einem Streit ausbrechen würde. „Was gibt es da zu bereden?“, zischte Jonouchi ihn an und ein Fünkchen Wut war in seinen Augen zu erkennen. „Muto, was ist mit Ihnen los? Sie sind doch eigentlich ein ausgezeichneter Schüler, vor allem in meinem Fach, doch in letzter Zeit haben Sie stark nachgelassen“, begann seine Geschichtslehrerin. „Haben Sie etwa Stress zu Hause?“ Yugi sah sie nicht an, sondern starrte nur auf das Pult herab. Er schüttelte den Kopf. „Und was ist mit Ihren Freunden? Ich habe bemerkt, dass Sie eigentlich immer mit Jonouchi und den anderen zusammen sind. Ich habe auch wahrgenommen, dass Sie sich von ihnen fern gehalten haben und meistens alleine sind. Jonouchi schien sich in den letzten beiden Wochen ebenfalls verändert zu haben, das habe ich allzu deutlich gesehen. Hatten Sie etwa Streit mit ihm?“ Yugi schwieg. Er konnte ja wohl schlecht sagen, dass er nicht nur mit Katsuya, sondern mit all seinen Freunden Streit hatte, denn dann würde seine Lehrerin ihn wahrscheinlich nach dem Grund fragen, und Yugi wusste, dass sie ihm nicht glauben würde, wenn er es ihr verriet. Er wusste ja selber, dass diese ganzen Geschehnisse, die Schattenduelle und das Schattenreich, der Namenlose Pharao und die Tatsache, dass Yami eben dieser war und alles drum und dran, eigentlich nur einer Fernsehserie entspringen konnte, so abwegig war dies alles. Und doch war es nun bittere Realität für ihn. „Du weißt ganz genau, worüber ich mit dir reden will, Jonouchi“, sagte Yami, darauf bedacht, Katsuya nicht noch mehr aufzuregen. Vergebens. „Aber vielleicht will ich nun mal nicht mit dir reden, Pharao“, erwiderte Jonouchi mit finsterem Blick. „Jetzt benimmst du dich aber kindisch!“, mischte sich nun auch Anzu ein, woraufhin Jonouchi auch sie anfuhr: „Kann dir doch egal sein!“ „Katsuya!“, sagte Honda bedrohlich. Es regte ihn langsam auf, dass Jonouchi nun jeden anschnauzte, der ihm auch nur über den Weg lief. Dabei wollte Anzu ihn nur auf sein wirklich unangemessenes Verhalten hinweisen. „Jetzt komm endlich wieder runter, wir wollen dir doch nichts tun, sondern nur mit dir reden! Da brauchst du uns nicht gleich so anzufauchen!“ Jonouchi murrte nur etwas unverständliches. Es herrschte Stille, in der jeder darauf wartete, dass Katsuya sich wieder beruhigte. Und tatsächlich – er gab langsam seine aggressive Haltung auf und ähnelte nun mehr einem Häufchen Elend. „Jonouchi“, begann Yami nun leise. „Ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe. Ich hätte euch wirklich nicht dazu... überreden sollen, ihn anzulügen. Aber ich dachte wirklich, so wäre es besser für ihn, doch schlussendlich haben unsere Feinde ihn trotzdem angegriffen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es nun so enden würde und Yugi sich von uns zurückzieht. Nicht nur dir macht es zu schaffen, dass Yugi uns nun so behandelt, wir alle leiden darunter. Ich habe ja schon vorher daran gelitten, dass Yugi und ich nun getrennte Körper haben. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass Yugi jetzt nun nicht mehr immer an meiner Seite stehen wird und wir uns nicht mehr über den Gedankenlink austauschen können. Ich meine, ich wohne sogar bei den Mutos und teile mir eigentlich ein Zimmer mit Yugi, aber seit dem Streit mit ihm herrscht eisige Stille zwischen uns. Ja, er hält es nicht einmal in einem Zimmer mit mir aus, dabei hatten wir uns früher sogar einen Körper geteilt und Vertrauen zueinander gehabt. Ich erlebe jeden langen Tag das Ausmaß meines Fehlers, ihn anzulügen. Und seitdem du dich nun auch noch von uns distanziert hast und vor allem Zorn auf mich hattest, spüre ich umso mehr die Konsequenzen meines Fehlers. Ich wollte nie, dass es so endet, dass sich unsere Freundschaft auflöst. Du hast natürlich jedes Recht, auf mich wütend zu sein, doch eins musst du wissen, Katsuya: Es tut mir leid, dass du, und auch ihr anderen, kaum Kontakt mehr zu Yugi habt. Es tut mir leid, dass durch meinen Fehler unsere Clique nicht mehr ist.“ Stille. Die Geschichtslehrerin deutete Yugis Schweigen als Bestätigung ihrer Vermutung, dass Yugi Streit mit seinen Freunden hatte. „Yugi...“, sagte sie mit einer ungewöhnlich sanften Stimme, die Yugi noch nie bei ihr gehört hatte. Er sah verwundert auf. Sonst war seine Lehrerin für ihre Strenge bekannt, doch nun wirkte sie so viel... menschlicher als zuvor. Es hatte ihn ja bereits verwundert, dass ausgerechnet seine Geschichtslehrerin ihn auf seine momentane Situation ansprach und nicht etwa seine übrigen Lehrer, die durchaus netter wirkten. „Ich sehe, dass Sie es im Moment nicht leicht haben und rate Ihnen daher, mit jemandem über Ihre Probleme zu sprechen. Ich vermute, dass Sie wahrscheinlich nicht zu einem Vertrauenslehrer gehen werden, doch ich lege Ihnen wirklich ans Herz: Vertrauen Sie sich jemandem an, denn auch nur über alles zu reden hilft. Wie wäre es mit Ihrem Großvater?“ Sie sah ihren Schüler durchdringend an, als wollte sie überprüfen, ob er ihr tatsächlich zuhörte und ihren Ratschlag überdachte. Doch bei ihrem letzten Vorschlag musste Yugi ein Auflachen unterdrücken. Ja, klar, ich erzähle meinen Kummer meinem Großvater, der selber alles vor mir verschwiegen hat!, dachte er verbittert. Seit über einer Woche beschränkte sich Yugi nur noch auf den nötigsten Kontakt mit dem ehemaligen Archäologen, denn auch ihm war er böse. Er hatte bemerkt, dass sein Großvater wohl in den Plan von seinen ehemaligen Freunden eingeweiht war und ihn auch noch befolgt hatte. [i"]Selbst mein eigener Großvater hat mich angelogen... „Ich...“, sagte Yugi leise und sprach das erste Mal seit mehr als zehn Minuten ein Wort. „Es ist rührend, dass Sie sich solche Sorgen um mich machen, aber ich stecke im Moment in einer Krise, mit der ich alleine fertig werden muss. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Ratschläge, und vielleicht werde ich noch auf diese zurückkommen.“ Yugi wusste, dass er beim letzten Satz gelogen hatte, hoffte jedoch darauf, dass er überzeugend genug klang, damit sie nicht nachfragte. „Auf Wiedersehen, bis Freitag.“ „Warte-!“, rief seine Geschichtslehrerin noch, doch Yugi war bereits aus der Tür. Was Yugi jedoch nicht bemerkte, waren die zwei dunklen Augen, die ihm folgten. Es war still auf dem Korridor, nachdem Yugis Freunde Yamis Worten gelauscht hatten. Sie alle hatten nicht wirklich erwartet, dass Yami doch relativ viel über seine Gemütslage und die Situation zwischen ihm und Yugi erzählen würde. Seit Yugis Krankenhausaufenthalt hatte der Pharao sich ebenfalls von ihnen distanziert und gab nur äußerst eingeschränkt seine Gefühle preis. Doch nach dieser Rede von ihm wussten sie alle, dass Yugis Gedächtnisverlust, dessen Verhalten zu seinem früheren Ich und der wohl langsame Zerfall ihrer Clique keineswegs spurlos an diesem vorbeiging. Es setzte ihm mehr zu, als sie gedacht hatten. „Du... brauchst dich nicht zu entschuldigen... Yami“, sagte Jonouchi plötzlich leise. Yami sah ihn erstaunt an. Es war das erste Mal seit mindestens 10 Tagen, dass Katsuya mit ihnen sprach, ohne einen aggressiven Ton anzuschlagen. „Ich bin doch derjenige, der sich entschuldigen muss. Ich... war nicht fair zu dir, das habe ich jetzt auch erkannt. Ich habe verleugnet, dass auch ich zum Teil schuld an allem bin. Wie Honda bereits vor einigen Tagen gesagt hatte, ich hätte mich auch weigern können und Yugi die ganze Wahrheit ins Gesicht sagen können. Doch er hatte vollkommen recht, denn auch ich hatte darauf gehofft, dass er nun ein besseres Leben führen könnte. Ich hatte dann vor einigen Tagen einen Sündenbock gebraucht, um meine Frust an jemandem auszulassen.“ Jonouchi schielte eher auf den Boden, anstatt Yami direkt in die Augen zu sehen. Er schämte sich zu sehr für sein Verhalten in den letzten beiden Wochen. Ihm wurde erst jetzt wirklich bewusst, wie er sich überhaupt aufgeführt hatte in den letzten Tagen. Es fühlte, wie Schuld und Scham in gleichermaßen durchfluteten. „Was meinst du mit 'Frust'?“, fragte Ryo stirnrunzelnd. „Na, den Frust über Yugis Verhalten! Ich meine... Yugi ist mein bester Freund! Und jetzt ist er so abweisend zu mir, will nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich würde für ihn durchs Feuer gehen, und nun vertraut er mir noch nicht einmal! Früher hat er mir geholfen, als ich Hilfe brauchte, und nun? Ich habe ihn angelogen, sein Vertrauen missbraucht, darauf hoffend, dass er ein besseres Leben führen würde, aber es ist alles noch schlimmer als vorher. Das alles hat mich so runtergezogen und in mir stieg Frust auf, dass ich Yugi einfach nicht helfen kann, egal wie, ich hätte alles getan, aber es ergab sich ja keine Möglichkeit! Als du, Yami, dann einfach so ganz sachlich die Lage analysiert hast, dass Yugi uns nicht mehr traut, ist etwas in meinem Hirn durchgebrannt und ich bin ausgerastet. Ich wollte, wie bereits gesagt, nicht wahr haben, dass ich auch mit schuld war an allem. Und dein Ton hat mich so in Rage versetzt, er war so... gefühlskalt! Ich hatte ja nicht daran gedacht, dass du ebenso sehr verletzt bist von Yugi wie ich und die anderen auch, was du dir nicht anmerken lassen wolltest.“ Kurz entstand eine Pause, in der Katsuya Yami nun direkt in die Augen sah. Reue, aber auch Aufrichtigkeit war in seinen Augen zu erkennen. „Es tut mir leid, Atemu.“ Yami sah ihn kurz schweigend an, bis er jedoch leicht lächelte. Es war eins seiner überaus seltenen Lächeln, die der Pharao seinen Freunden schenkte. „Es ist okay, Jonouchi, ich verstehe dich jetzt.“ Auf Anzus, Hondas und Ryos Gesichtern breitete sich ein glückliches Lächeln aus. Endlich..., dachte Anzu voller Erleichterung. „Freunde?“, fragte Jonouchi mit einem erleichterten Lächeln und hielt seine Hand hoch. „Freunde“, erwiderte Atemu ebenso lächelnd und schlug ein. Kapitel 16: Impuls ------------------ Nun, hier ist das 16. Kapitel. Viel Vergnügen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kuso – Verdammt Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 16 – Impuls Es waren einige Tage vergangen, nachdem Yami und Jonouchi sich versöhnt hatten. Nun war die Clique beinahe wieder komplett, doch immer noch fehlte der Kleinste unter ihnen: Yugi. Er hatte keinerlei Versuche gestartet, wieder mit seinen Freunden zu reden und es sah auch nicht so aus, als hätte er dies so bald vor. Er war auch nicht wieder beim Museum aufgetaucht, um irgendwelche Fotos abzuholen, denn er hatte bereits genug von ihnen. Er wollte nicht noch mehr davon lesen, welche Gräueltaten der Namenlose Pharao noch getan hatte. Sein bisheriges Wissen quälte ihn bereits genug. So ging er auch Yami aus dem Weg, indem er kaum mehr Zeit zu Hause verbrachte. Meistens eilte er nach Schulschluss schnell nach Hause, um vor Yami anzukommen und die Hausaufgaben schnell zu erledigen. Dann aß er meistens, zu seinem Leibwesen, allein mit Yami zu Mittag, denn sein Großvater musste schließlich den Laden hüten. In diesen Stunden herrschte dann eisigen Schweigen zwischen ihnen, in der Yami gelegentlich versuchte, ihm alles zu erklären, doch er stellte seine Ohren dann nur noch auf Durchzug. Nach dem Mittagessen eilte er immer noch oben, holte sein Deck und verschwand in die Stadt. Dort suchte er immer irgendwelche Duellanten auf, um sich mit ihnen zu duellieren, doch keins der Duelle hatte ihn bisher so sehr gefesselt, dass er seine Gedanken einfach nur auf das Duell richten konnte und nicht immer über seine Freunde nachdachte. Am Abend ging er sogar absichtlich durch den Domino Park, darauf hoffend, dass ihn wieder ein Schattenduellant, wie er sie gerne betitelte, herausfordern würde. Und genau dieses Verlangen widerte Yugi an: Er hasste sich dafür, dass er sich immer heimlich wünschte, wieder ein Duell im Schattenreich auszutragen, wobei er doch genau wusste, dass es praktisch um Leben und Tod ging. Doch es war verzweifelt, allein. Er wollte nicht mehr so verzweifelt sein, wollte, dass er seinen Freunden bedingungslos vertrauen konnte, doch weder seine Zweifel noch die fast schon unbändige Wut auf die Lüge ließen ihn nicht los. Deswegen fragte sich Yugi immer wieder, warum diese Schattenduellanten ihn denn nicht suchten und herausforderten, denn nun war er am Boden zerstört, nun war es am leichtesten, ihn zu besiegen. Dann hätten sie, was sie wollten: Seinen Untergang. Nun war es Freitag, 17 Tage nach dem Streit mit seinen Freunden. Yugi war bereits froh darüber, dass ihn kein weiterer Lehrer auf seine Gemütslage angesprochen hatte und wollte wie immer in Ruhe gelassen werden, doch seine Geschichtslehrerin machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Sie hatte einen Referendaren mit gebracht. Er war mindestens 1,75 groß, was schon eine beträchtliche Maße für einen Japaner war, schlank und hatte kurze, schwarze Haare. Seine Augen waren dunkelbraun und insgesamt wirkte er irgendwie jugendlich, was wohl auch daran lag, dass er erst 25 Jahre alt war. Doch seine Augen ließen das Gefühl der Unerfahrenheit nicht zu, welches den jungen Erwachsenen immer nachgesagt wurde, sondern hatten einen eigenartigen Glanz. Es war schwer zu beschreiben. Er sollte ab jetzt für einige Wochen ihren Unterricht übernehmen. Ihre bisherige Geschichtslehrerin verließ dann auch das Zimmer, sie hatte noch etwas zu erledigen, wie sie meinte. So stand der Referendar, Kame-sensei, wie die Schüler ihn nun nennen mussten, alleine dort vorne, schien jedoch sehr selbstbewusst, vielleicht ein Ticken zu sehr. Natürlich hatte er auch einen grandiosen Plan, wie er dachte. Er hatte Gruppenarbeiten mit jeweils sechs Mitgliedern vor, bei denen die verschiedenen Pharaonen des Alten Ägypten vorgestellt werden sollten. Dazu mussten sie jedoch nicht nur die Biographie der Pharaonen herausfinden, sondern auch deren Regierungsform und Verhältnis zum Volk, nahe liegenden Verwandten und Hohepriester und ebenso die politische Lage zu deren Regierungszeit, weswegen die Gruppen auch relativ groß waren. Und zu Yugis wunderbarem Glück teilte er Yugi mit Jonouchi, Yami, Honda, Ryo und Anzu in eine Gruppe. Yugi hatte bereits eine Vorahnung, dass seine Geschichtslehrerin wohl ihre Finger mit im Spiel hatte. Mit bösem Blick trat er zu seiner Gruppe. „Wehe, wenn wir den Pharao kriegen, den ich befürchte...“, murmelte Yugi mürrisch vor sich hin, dennoch konnte ihn seine Gruppe verstehen. „Also, ihr bekommt den Namenlosen Pharao“, verkündete der Referendar sein Todesurteil. „Kuso!“, fluchte Yugi und biss sich schnell auf die Lippen, um seinen Schrei zu dämpfen. In ihm brodelte heiße Wut auf und er erdolchte den Anfänger von Lehrer mit seinen Blicken. „Ich schwöre, wenn einer von euch was sagt, dann ist der verdammt“, knurrte er seine für ihn ehemaligen Freunde an, da er bemerkt hatte, wie Jonouchi und Honda einen Lachkrampf zu unterdrücken versuchten, weil es einfach zu komisch aussah, ein vor Wut schäumender Yugi. Sofort wurden sie auch still, als sie Yugis Blick sahen. Man könnte denken, er würde sie in seinen Gedanken mit allen möglichen Tötungsmaschinen ermorden. Ryo dagegen sah ihn mitleidig an. Er ist immer noch wütend auf sie... Bald saßen alle sechs an mehreren zusammengerückten Tischen. Man hätte erwartet, dass sie miteinander redeten, wie die anderen Gruppen auch, doch es herrschte bedrückende Stille. Nur Jonouchi und Honda versuchten, die Spannung zu lösen und fingen immer wieder Gespräche über belanglose Dinge an, doch schnell endeten sie auch wieder. Yugi sah die ganze Zeit aus dem Fenster, versuchte, die anderen zu ignorieren. Seine Wut war immer noch da; dazu trat auch noch Verbitterung ein. Unwillkürlich stellte er sich wieder die Fragen, die er sich schon seit so langen Tagen gestellt hatte. Ich verstehe einfach nicht, warum sie mich angelogen haben, die ganzen Wochen über. Was wäre denn so schlimm gewesen, dass sie mir nicht die Wahrheit sagen wollten? Dachten sie, ich würde sie als verrückt abstempeln, wenn sie meinten, Yami wäre ein Pharao? Okay, ja, ich hätte wahrscheinlich zunächst gelacht, doch wenn sie es doch ernst gemeint hätten... . Oder hatten sie Angst, dass ich sie verstoßen würde, wenn sie mir gesagt hätten, was der Pharao alles getan hat? ... Vielleicht hätte ich es getan, aber vielleicht auch nicht. Ich meine, wenn sie den Mut aufgebracht hätten, es mir zu sagen... und der Pharao es mir direkt ins Gesicht gesagt hätte und sich aufrichtig entschuldigt hätte, wirklich Schuld empfunden hätte, für das, was er getan hat... ja, dann hätte ich ihm verziehen. Doch jetzt... wo sie mich die ganze Zeit angelogen haben und meine Anspielungen einfach ignorierten. Und der Pharao, er hat einfach nichts gesagt! Getan, als wäre er wie jeder andere, sei unschuldig. Nein, das kann ich ihm einfach nicht verzeihen. Auch wenn er mein Freund ist... war... . Eine Freundschaft erbaut aus Lügen kann einfach nicht halten... Yami musterte seinen Hikari. Man hätte meinen können, dass er Yugis Verhalten nun gewohnt wäre, doch dem war keineswegs so. Es tat immer noch weh, sehr weh. Aibou... immer noch strafst du meine Lügen mit Ignoranz. Aber was soll ich tun, damit du vernünftig mit mir sprichst, gar mir vertraust? Ich will mich doch bei dir entschuldigen, aber du lässt mich einfach nicht, und das schon seit Tagen. Hat es dich denn so hart getroffen? Natürlich, wie hätte ich auch die anderen bloß dazu überreden können, ihn genauso anzulügen. Ich hätte die Folgen bedenken müssen, wenn er es herausfindet. Ich weiß doch, dass er Lügen hasst. Welch toller Beschützer ich ihm doch bin... . In Yamis Augen war Trauer zu erkennen, die jedoch nur hätte Yugi bemerken können. Schließlich kannte er Yami am besten. Schlussendlich hatte es doch nichts gebracht; die Schattenduellanten haben ihn gefunden und nun einen verbitterten Jungen zurückgelassen. Wo ist bloß der Yugi hin, der in jedem Menschen das Gute sah? Die Gruppe sah dann auf, als der Referendar an ihren Tisch trat. „So, die Gruppe mit dem Namenlosen Pharao“, sagte Kame und sah alle der Reihe nach an. „Eure Gruppe hat es wohl am schwersten, denn über diesen Pharao ist nur wenig bekannt, dennoch befinde ich es für lohnenswert, dennoch einen Vortrag über ihn zu halten. Zuerst eine Frage: Was wisst ihr alles über diesen Pharao?“ Der Referendar hätte diese Frage lieber nicht stellen sollen, denn Jonouchi fing sofort an zu erzählen. Wie großzügig und gutherzig der Pharao doch sei und derlei. „Stopp!“, sagte der angehende Lehrer bestimmt. „Wie kommst du denn zu diesen Annahmen? Hast du Beweise?“ „Äh... nein...“, stotterte Jonouchi. Er war zumindest so klug, nicht zu sagen, dass er diesen Pharao persönlich kannte. „Okay, also nehme ich mal an, du hast dir alles zusammen gesponnen“, lächelte Kame und schüttelte amüsiert seinen Kopf. Sein Grinsen hatte etwas merkwürdiges an sich, etwas, das niemand so wirklich deuten konnte. „Aber ich will euch helfen und erzähl euch etwas über diesen Pharao. Viele sind ja der Meinung, er sei so gut gewesen, hätte das Land gerettet. Doch ich weiß die Wahrheit.“ Und mit diesen Worten begann er zu erzählen, wie der Pharao wirklich sei. Dass so wenig über ihn herausgefunden worden war, weil er wahrscheinlich so böse war, dass er aus den Schriften verbannt wurde. Dass er viele Menschenleben geopfert hätte, um an die ganze Macht Ägyptens zu kommen und deshalb auch Kriege geführt hätte, die nur im Blutbad geendet hatten. Dass er sein Volk ins Verderben gestürzt hätte, die anderen Völker wie die Nubier unterjocht hätte und so sehr nach Macht strebte, dass er über Leichen ging. Deshalb galt er als der halbgierigste Herrscher unter den Pharaonen, weshalb es bis heute kaum Steintafeln von ihm gefunden werden konnten. Die anderen waren wie erstarrt. Jonouchi, Honda, Anzu und Ryo hatten empört ihre Münder offen, konnten nicht glauben, welch Lügen ihnen dieser Referendar auftischte. Yami war weiß vor Zorn. Wie konnte dieser Möchtegern-Lehrer es wagen, ihn so zu beleidigen?! Yugi jedoch hatte von Anfang an am liebsten seine Ohren zugehalten. Er wollte dies alles nicht hören, wollte nicht wissen, wie sein Yami früher war, so böse. Dennoch, er lauschte diesen Worten unbewusst. Und mit jedem weiteren Wort stieg seine Wut. Diese Wut war anders als die, die er bisher gespürt hatte. Diese Wut schien direkt aus seinem Herzen zu kommen, er wusste einfach nicht, welche Gründe es dafür gab. Aus einem inneren Impuls heraus wollte er den Pharao verteidigen. „Es reicht!“, hallte es durch das Klassenzimmer. Darauf habe ich gewartet... Alle sahen Yugi überrascht an. Dieser jedoch hatte nur Augen für seinen verdutzt dreinblickenden Lehrer. Er hatte nicht bemerkt, wie er seine beiden Hände flach auf den Tisch geknallt hatte. „Wie können Sie es wagen, so schlecht von ihm zu reden? Haben Sie denn auch nur die kleinsten Beweise für Ihre Theorien?!“ „Wie ich dazu komme? Ich habe die Steintafeln entziffert, die um den Namenlosen Pharao handeln“ antwortete dieser. Doch bald sollte ihm sein überhebliches Lächeln vergehen. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie auch keinen Übersetzungsfehler gemacht haben?“ „Zweifelst du etwa an meiner Kompetenz, Muto?“, fragte der andere nun kühl. „Ja, das tue ich“, sagte Yugi gerade heraus, im selbem Ton wie sein Gegenüber. „Denn wie soll ein Mensch bloß so viel böses getan haben können?“ „Ach, Muto! Bist du wirklich so naiv wie du aussiehst? Glaubst du etwa, dass alle Menschen so lieb und nett wären, so unschuldig. Ich bitte dich, komm aus deiner heilen Welt“, spottete der Lehrer. „Behaupten Sie nichts, worüber Sie auch nichts wissen, ja?!“, zischte Yugi wütend. Ich und meine heile Welt, die ist schon vor Wochen zerbrochen! „Und jetzt frage ich Sie: Haben Sie sich schon mal überlegt, dass der Namenlose Pharao vielleicht Gründe dafür hatte, diesen Krieg zu führen?!“ „Welch wichtigen Gründe gibt es denn bitte, um so viele Menschen ins Verderben zu stürzen?“, kam die Gegenfrage. „Hm, vielleicht, um weitaus mehrere Menschen zu retten? Oder vielleicht hatte er ja sein Bestes gegeben, aber hat es bloß nicht geschafft?“ „Wie erbärmlich, welch Verschwendung der Menschenleben. Sie waren ja auch so primitiv...“ „Sie nennen Kriegführen primitiv? Haben Sie da nicht etwas vergessen? Die Weltkriege, Japan gegen Amerika. Atombomben, Hiroshima und Nagasaki. Dies alles war noch nicht einmal vor hundert Jahren, halten Sie Kriegführen immer noch für so primitiv?“ „Jetzt schweifen wir ab, Muto. Wieso glaubst denn du, dass der Pharao nicht so gewesen sein kann? Dass er keine Schuld am Krieg hatte?“, sagte Kame und grinste triumphierend. Jedoch war der Grund, weshalb der Referendar nun grinste, ein gänzlich anderer, als die anderen dachten. „Wer hat gesagt, ich wäre der Meinung, der Namenlose Pharao hätte keine Schuld an dem damaligen Krieg? Natürlich hatte er Schuld, aber bestimmt nicht nur er allein. Und wieso sollte er nur böse gewesen sein, wieso konnte er nicht gute Absichten haben, nur hatte er die falschen Mittel ausgewählt?“ „Und wieso gibt es dann so wenige Informationen über ihn?“ „Vielleicht sind einige Steintafeln ja zerbrochen oder verschollen gegangen, es ist alles möglich.“ „Ach, Muto, glaub mir, dieser Pharao war ganz bestimmt nicht 'gut', wie du sagst. Du weißt doch überhaupt nichts über ihn, oder hast du alle Steintafeln von ihm gelesen?“ „Nein, ich weiß tatsächlich nichts über ihn.“ Kurz entstand eine kleine Pause, als Yugi unwillkürlich seinen Blick zu seinem Yami schweifen ließ. Dieser sah ihn erstaunt an. Habe ich mich etwa geirrt und er glaubt doch noch an mich?!, dachte dieser verwirrt. Yugi sah ihn nur schweigend an, riss sich jedoch regelrecht von seinem Anblick und sah wieder erbost zu seinem Lehrer. „Aber Sie wissen ebenso wenig etwas über ihn wie ich, selbst Steintafeln können lügen.“ „Wieso sollten sie?“ „Verschwörer gegen den Pharao.“ „Wieso gibt es dann mehr Fakten über Nofretete als über den Namenlosen Pharao? Sie hatte tausende Verschwörer.“ „Sie wollen also immer noch behaupten, sie wüssten alles über ihn, den Namenlosen Pharao? Dann sagen Sie mir doch bitte, wie sein wahrer Name ist. So schwer kann es doch nicht sein, oder doch?“ Yugi sah seinen Lehrer düster grinsend an. Es konnte einem glatt Angst einjagen. So kannte man Yugi überhaupt nicht, dass er so schlagfertig war und solch böse Blicke verteilen konnte. Seine Augen glänzten düster und keineswegs unschuldig wie sonst. Eine finstere Aura schien ihn praktisch zu umgeben, der einem eine unangenehme Gänsehaut bescherte. Yami sah ihn stirnrunzelnd an. Es ist, als ob ihn ein kleiner Teil des Schattenreiches umgeben würde... Doch der Referendar ignorierte diese seltsame Aura Yugis geflissentlich. Doch in seinen Augen war ein seltsamer Schimmer, den man nicht so recht deuten konnte. Vielleicht Erkenntnis? „Niemand weiß seinen Namen, sie wurden aus den Steintafeln gelöscht. Das ist der vollkommene Beweis dafür, dass er böse war! Nur die Namen derer Pharaonen, die es nicht verdient haben, ins Totenreich zurückzukehren, wurden ausgelöscht. Sie glaubten damals daran, dass man vor dem Totengericht seinen zweiten Namen kennen musste, um in Frieden zu ruhen, und dadurch haben sie ihm den Frieden genommen.“ „Ach ja? Dann werden ich Ihnen das Gegenteil beweisen, und zwar, dass der Pharao nicht nur böse war! Meine Gruppe wird so lange recherchieren, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Dann können Sie sich auf was gefasst machen, wenn wir präsentieren!“ Eine Zeit lang fochten die beiden Diskutierenden ein stilles, jedoch finsteres und zorniges Blickduell aus, den Yugi gewann. Der Referendar wandte sein Haupt hochnäsig ab und stolzierte zum Pult. Ryo sah ihm verwirrt nach. Hat Kame-sensei gerade gelächelt?, fragte der Weißhaarige sich und starrte den Referendaren an. Doch dessen Gesicht war ausdruckslos. Ich muss mir das wohl eingebildet haben... Lange herrschte vollkommene Stille in der Klasse, während ihre Mitschüler den Lehrer und Yugi abwechselnd ansahen. Sie alle waren verwundert. So kannten sie Yugi gar nicht. Ihnen war nicht entgangen, dass sich Yugi schon seit mehreren Tagen eigenartig benahm. Als es Sekunden später klingelte, zuckten die meisten erschrocken zusammen. Langsam packten sie ihre Bücher ein und traten ihren Heimweg an. Yugis Freunde jedoch taten nichts dergleichen, sie starrten Yugi immer noch an. Nun war es ihm einwenig peinlich, so seine Beherrschung verloren zu haben. Er fühlte sich unbehaglich unter den Blicken seiner Freunde. Er wusste doch selbst nicht, warum er so heftig reagiert hatte. Wieso es ihn so wütend gemacht hatte, dass jemand so schlecht über Yami redete. Es war, als wäre er nicht er selbst gewesen. Er hatte nicht überlegt, diese Worte waren nur so aus seinem Mund heraugesprudelt. Wo Yugi noch kurz zuvor vor Wut hätte schäumen können, war diese praktisch verpufft und beinahe Ruhe erfüllte ihn. Und eben dies irritierte Yugi, denn in den letzten Tagen kochte immer eine ungeahnte Wut in ihn, die den Höhepunkt erreichte, wenn er auch nur seine Freunde sah. Diese eigenartige Wut hatte ihm, ehrlich gesagt, Angst eingejagt, doch nun, da sie verschwunden war, kam er sich plötzlich so... schutzlos vor. Yugi packte eilig seine Sachen und wollte aus dem Zimmer stürmen, als jemand ihn am Handgelenk packte und ihn an der Flucht vor seinen Freunden hinderte. Etwas erschrocken sah er kurz auf die Hand, die ihn festhielt. Er hatte eine ungute Vorahnung, als er langsam zu dem zugehörigen Arm schaute und seinen Blick nach oben wandern ließ. Er blickte direkt in Yamis Gesicht. „Yugi...“, begann er, wurde jedoch von diesem unterbrochen. „Lass mich los. Ich will weg“, sagte Yugi ruhig, blickte jedoch zur Seite. „Yugi, wieso hast du mich verteidigt?“, verlangte Yami zu wissen. Yami war nun vollkommen entschlossen. In den letzten Tagen hatte er nicht halb so energisch versucht, Yugi zum Reden zu bringen, denn er hatte, um es sich einzugestehen, Angst gehabt. Er hatte keinerlei Hinweise gehabt, ob Yugi ihm jemals wieder vertrauen würde. Er hatte Angst gehabt, dass Yugi ihn für immer abgehakt hätte. Doch nun, nachdem Yugi ihn so heftig verteidigt hatte, keimte in ihm Hoffnung auf. Wieder versanken sie in Schweigen. Yugi hatte seine Augen geschlossen, suchte fieberhaft nach einer Ausrede, weswegen er auch nicht bemerkte, dass alle außer Yami leise aus dem Raum gingen. Sie hielten dies für eine Sache zwischen dem Pharao und Yugi, die sie nichts anging. „Yugi... sieh mich an...“, sagte Yami leise. Yugi schüttelte heftig seinen Kopf. „Yugi... bitte... Aibou...“ Aibou?, schoss es Yugi durch den Kopf. Diese Bezeichnung kam ihm so vertraut vor... . Fragend und verwirrt sah er den Pharao an. „W-Wieso nennst du mich so? Wieso nennst du mich Aibou?“ „Ich habe dich früher immer so genannt, wenn wir alleine waren. Erinnerst du dich wirklich nicht mehr daran?“ Aus Yamis Stimme war nichts herauszuhören, nur in seinen Augen war ein kleiner Funken Trauer erkennbar. „I-Ich.... nicht wirklich, aber die Bezeichnung ist mir irgendwie vertraut...“, murmelte er. „Beantwortest du jetzt bitte meine Frage, Aibou? Wieso hast du mich verteidigt, du warst gestern und heute doch so wütend auf mich. Du hast auch alles recht dazu, ich habe dich die ganze Zeit belogen. Und dies tut mir Leid, wirklich.“ Vollkommener Ernst war in seiner Stimme, man konnte kaum an seinen Worten zweifeln. Dennoch, Yugi war sich immer noch unsicher. „Aber wenn es dir doch so Leid tut, wieso hast du mich dann erst angelogen? Wozu?“, flüsterte er einwenig verzweifelt. Yami war nun doch ehrlich erstaunt. Er hatte nicht erwartet, dass Yugi das Gespräch einging, denn vor einigen Tagen hatte dieser ihn nicht einmal in einem Raum geduldet, ohne auch nur vor Spannung geladen zu sein. Doch nun stand wieder ein gänzlich anderer Yugi vor ihm, ein Yugi, der nicht wütend war, sondern einfach nur verletzt. „Ich... ich wollte dich schützen. Ich dachte, wenn du dich an nichts mehr erinnerst, dann hätten die Schattenreiter, diese Duellanten, gegen die du in den letzten Tagen angetreten bist, keinen Grund dazu, dich irgendwie zu gefährden. Du wusstest nichts, ich dachte, es hätte keinen Sinn, dich noch mit in die Sache hineinzuziehen. Ich dachte, sie hätten es nur auf mich abgesehen.“ „Aber ich verstehe nicht ganz. Was soll das heißen? Ich wusste also von etwas, was ich eigentlich nicht hätte wissen sollen, oder wie? Aber diese Duellanten wussten doch, dass ich mit in dieser Sache stecke. Wie kommst du darauf, sie wären nur hinter dir her?“ „Das... ist eine ziemlich komplizierte Geschichte... . Aber zuerst will ich wissen, warum du das eben getan hast. Wieso du dich so sehr mit deinem Lehrer angelegt hast, um mich zu schützen. Warum?“ Stille trat ein. Doch dann – Yugi flüsterte, kaum hörbar, doch laut genug, dass Yami ihn verstehen konnte: „Ich... ich weiß es selber nicht. Das war aus einem Impuls heraus... aus dem Herzen. Ich wollte... denjenigen beschützen,... der mir am nächsten steht...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nun, jetzt habe ich mich doch noch zu einem kleinen Nachwort zu diesem Kapitel entschieden. Ich weiß, dass Yugis Gedanken sich ziemlich oft wiederholen in den letzten fünf Kapiteln, doch dies ist Absicht. Ich denke, dass jeder in solch einer ähnlichen Situation wie Yugi nicht fortwährend andere Gedanken hat, sondern sie immer wieder aufgreift, um sicher zu gehen, dass er auch nichts übersehen hat, weshalb die Freunde einen zum Beispiel anlügen. Ich habe auch oft geschrieben, dass seine Klassenkameraden und seine Freunde verwundert über Yugi sind, weil er so überraschend handelt, doch es soll nur unterstrichen werden, dass Yugi sich verändert hat. KaitoDC P.S.: Ich will mit diesem Kapitel nicht sagen, dass Referendare grundsätzlich inkompetent sind oder nur falsche Informationen von sich geben. Also glauben Sie bloß nicht, dass Referendare schlecht sind (okay, zunächst wirken sie meistens etwas... unbeholfen, doch es gibt immer ein erstes Mal). Ganz im Gegenteil, im letzten Schuljahr hatte ich einen Chemiereferendaren, der selbst die Chemielehrer an meiner Schule übertroffen hat. Bei ihm haben wir mehr gelernt als bei denen. Kapitel 17: Erzählung --------------------- Jetzt werden endlich einige Fragen von Yugi beantwortet! Deshalb ist dieses Kapitel auch dementsprechend lang. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Kawai Shizuka – Serenity Wheeler Kujaku Mai – Mai Valentine Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich Warnung: Da ich diese ganzen Erzählungen über deren Abenteuer im Königreich der Duellanten nur aus dem Gedächtnis aufgeschrieben habe, garantiere ich nicht für die Richtigkeit der Informationen. Doch ich versuche möglichst, keine zu großen Fehler zu begehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 17 – Erzählung Yugi flüsterte, kaum hörbar, doch laut genug, dass Yami ihn verstehen konnte: „Ich... ich weiß es selber nicht. Das war aus einem Impuls heraus... aus dem Herzen. Ich wollte... denjenigen beschützen,... der mir am nächsten steht...“ Der Pharao sah ihn überrascht an, seine Augenbrauen flogen regelrecht in die Höhe. Das hatte er wahrlich nicht erwartet. Es scheint, dass Aibou doch nicht alles vergessen hat, alles ist noch in seinem Unterbewusstsein gespeichert. In bestimmten Situationen kommen diese Erinnerungen zurück, Stück für Stück, vermutete Yami. Hat er mich deswegen vor zwei Wochen mit Mou hitori no boku angesprochen? Kann er sich wieder daran erinnern, dass er mich damals immer so genannt hat? „Yugi, wie bist du eigentlich auf die Bezeichnung 'Mou hitori no boku' vor einigen Tagen gekommen?“, fragte Yami so beiläufig wie möglich klingend. „Ich... das ist mir so rausgerutscht. Ich weiß einfach nicht, woher diese Worte immer so plötzlich kommen! Als ich im Krankenhaus war, da kamen mir auch immer diese Worte in den Sinn, wenn ich dich angesehen habe! Ich verstehe es einfach nicht... . Für mich ergibt 'Mou hitori no boku' keinen Sinn...“, murmelte Yugi und machte ein nachdenkliches Gesicht. Er kann sich doch nicht erinnern. Wieder herrschte Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach, wobei Yugi eher mit sich zu kämpfen hatte. Was ist bloß los mit mir? In den letzten Tagen war ich doch noch so wütend auf Yami, dass ich ihm hätte glatt eine scheuern können, doch jetzt habe ich ja schon fast den Drang, ihm zu verzeihen! Ich verstehe mich ja selber nicht mehr! Aber... soll ich ihm wirklich verzeihen? Ihm scheint es wirklich Leid zu tun... aber dennoch macht es das Geschehene nicht rückgängig. Er hatte damals das Siegel von Orichalkos gespielt, obwohl er wusste, dass es nur Verderben brachte. Warum dann hat er das getan? „Wieso hast du damals das Siegel von Orichalkos gespielt?“, ertönte es von Yugi. Seine Stimme, kaum mehr als ein Flüstern. Yami schluckte unwillkürlich. Schuldgefühle keimten abermals in ihm auf, dabei wollte er nie wieder an die Sache von damals denken. Bedrückt senkte er sein Haupt gen Boden. „Ich... es war einfach dumm von mir, diese Karte zu spielen. Ich war verzweifelt, ich hatte keine andere Möglichkeit gesehen, um das Duell zu gewinnen...“ „Aber wieso wolltest du denn unbedingt gewinnen?“, unterbrach ihn Yugi etwas lauter als gewollt. Sein Blick war verständnislos. „Es stand so viel auf dem Spiel, ich konnte einfach nicht riskieren zu verlieren. Ich hatte gewusst, dass diese Karte nur Unheil bringen konnte, aber ich hatte es in dem Moment nicht wirklich realisiert. Ich wollte einfach nur gewinnen und Rafael beweisen, dass ich kein... böser Pharao war. Wenn ich hätte das Siegel kontrollieren können, dann wäre es der ultimative Beweis gewesen, doch ich hatte kläglich versagt und damit... deine Seele verloren. Es tut mir immer noch unendlich Leid, dafür, dass ich nicht auf dich gehört habe und deshalb dein Leben so gefährdet habe...“ Erinnerungen, die er bis jetzt hatte verdrängen können, keimten wieder auf. Der Pharao schloss seine Augen, wollte die Bilder wieder aus seinem Kopf verbannen, die ihn so quälten. Yugi sah zum Pharao auf, erwartete, seinem ruhigem Blick zu begegnen. Doch er sah nur, wie dieser immer noch seinen Kopf gesenkt hielt. Diese Pose strahlte unendliche Reue aus, das spürte Yugi sofort. Er scheint es wirklich ernst zu meinen. Er hat mir auch erzählt, dass zu viel auf dem Spiel stünde, als dass er verlieren könnte. Es war also ein Verzweiflungsakt..., fast schon eine Kurzschlussreaktion... Und ich will auch nicht mehr, dass er sich so schuldig fühlt. Es tut mir weh, ihn so zu sehen... „Gib dir nicht solche Schuld. Wenn es wahr ist, was du gesagt hast, dann wolltest du doch nur das Beste... M-Mou hitori no boku...“, begann Yugi zögerlich, wollte seinen Freund trösten, wobei er sich eher ungeschickt tat. Dabei wusste er ja selber nicht einmal, woher all diese Gefühle kamen, die plötzlich in ihm tobten. Die ihn dazu drängten, Yami zu trösten. Yami sah überrascht auf. Er hatte ihn wieder Mou hitori no boku genannt. „Komm, lass uns nach Hause gehen...“, schlug Yugi vor, seine Stimme klang beruhigend. Da Yami unbewusst immer noch Yugis Handgelenk umklammert hatte, stolperte er einwenig, als dieser zur Tür ging. Schnell fasste er sich wieder und folgte seinem Aibou. Kurz zog Yugi seine Stirn kraus, als er durch den Raum schritt. Wo sind denn die anderen? Sie sind wohl einfach hinausgegangen, ohne dass ich es bemerkt habe... . Haben sie etwa gespürt, dass das Gespräch nur Yami und mich etwas anging? Als sie den Raum verließen, kamen ihnen doch auch schon ihre Freunde entgegen. Halb besorgt, halb neugierig blickten sie von Yugi zu Yami und wieder zurück. Man sah ihnen an, dass sie erstaunt waren, dass Yugi anscheinend nicht wütend auf Yami war, denn dieser stand nur wenige Schritte hinter ihm, wo sich Yugi Atemu nicht einmal auf 100 Meter genähert hatte. Ehrlich gesagt hatten die Freunde erwartet, dass der Pharao und Yugi wieder einen Streit hatten. Der Genannte sah sie nur stumm an, Yami nickte ihnen kaum merklich zu. „Yugi, wir... wollten uns bei dir entschuldigen. Es war nicht richtig, dich die ganze Zeit zu belügen. Wir dachten, es wäre für dich besser und du wärst in Sicherheit vor den Schattenduellen! Aber trotzdem, wir hätten dich einweihen sollen, schließlich bist du unser Freund. Es tut uns Leid“, sagte Anzu aufrichtig und Jonouchi, Honda und Ryo nickten bekräftigend. Yugi hob eine Augenbraue. „Du wusstest auch davon, Ryo?“ „Ja...“, sagte dieser etwas kleinlaut, da Yugis Stimme so ungewohnt kühl ihm gegenüber klang. Yugi seufzte leise. „Ich glaube, ich habe heute schon genug Entschuldigungen gehört. Lass uns zu mir gehen, um bei mir weiter zu reden. Ich habe keine sonderlich große Lust, Kame-sama zu begegnen“, murmelte er und ging voraus. Yugis Freunde waren von diesem Vorschlag erstaunt, hatten doch keineswegs damit gerechnet, dass Yugi nun wirklich mit ihnen reden wollte. Schließlich hatten sie eigentlich in den letzten Tagen die Erfahrung gemacht, dass Yugi sie nicht einmal ansehen wollte, geschweige denn mit ihnen reden. Anscheinend hatte das Gespräch zwischen Yugi und Yami Wunder vollbracht. Jonouchi, Honda, Ryo und Anzu, die auch wissen wollten, weshalb Yugi nun den Referendaren so angeschrien hatte, sahen fragend zu Yami. Dieser sagte ihnen mit einem Blick, dass er es ihnen später erklären würde. Doch im Moment war er noch einwenig zu geschafft vom Gespräch. Als sie beim Game Shop ankamen, blickte ihnen auch schon ein etwas überraschter Großvater entgegen. Nach der Aktion Yugis vor zwei Wochen und seinem Verhalten danach hatte er nicht erwartet, dass dann eines Tages plötzlich Yugis gesamten Freunde vor seiner Tür stehen würden, mitsamt Yugi selbst. „Jii-san, ich darf sie heute doch mitbringen, oder? Ich muss mit ihnen noch einiges bereden“, erklärte Yugi. Es war das erste Mal seit langem, dass Yugi seinen Großvater richtig ansprach, und das sogar mit Jii-san. „Natürlich...“, meinte Sugoroku ein wenig irritiert und zeigte einladend die Treppe hinauf, wo sich deren Wohnung befand. Yugi nickte dankbar und führte seine Freunde nach oben, wo sich alle erst einmal ins Wohnzimmer setzten, nachdem sie sich ihre Schuhe ausgezogen hatten. Yugi ging noch kurz in sein Zimmer, um seine Tasche abzulegen, während sich Yami zu seinen Freunden gesellte. Der Pharao wusste, dass Yugi noch einen kleinen Augenblick brauchte, um sich zu fassen. Deshalb folgte er seinem Aibou auch nicht, ahnte, dass dieser kurz allein sein wollte. Yugi atmete tief ein und aus und machte sich auf das gefasst, was seine Freunde ihm sagen würden. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Nach einigen Minuten schritt Yugi langsam die Treppe hinab. Er hörte, wie die Gespräche im Wohnzimmer verstummten. Man hatte ihn gehört. Er ging weiter, blieb jedoch im Türrahmen des Wohnzimmers stehen und lehnte sich an ihn. Seine Freunde blickten zu ihm hinauf, da sie alle auf Sitzkissen saßen. Yugi fixierte sie der Reihe nach, hatte nicht vor, sich ihnen noch weiter zu nähern. „Sagt mir die Wahrheit, alles“, sagte er schlicht und betonte das letzte Wort besonders. Seine Stimme klang etwas kühl und ziemlich schneidend, doch dieser Ton war den anderen weitaus lieber als seine wütende und vor allem enttäuschte Stimme. Die fünf übrigen Freunde warfen sich Blicke zu und berieten sich stumm, wer anfangen sollte. Yami hielt es für sinnlos, wenn die anderen anfangen sollten, denn mit ihm hatte das ganze angefangen. Gerade wollte er den Anfang machen, doch eine andere Stimme unterbrach seinen Ansatz. „Vor 11 Jahren kam ich von meiner Reise nach Ägypten zurück.“ Alle wandten sich einigermaßen erstaunt zum Sprecher um. Es war Sugoroku, der an Yugi vorbei schritt und sich auf den leer stehenden Sessel setzte. Yugi sah ihn stumm an und versuchte, sich nicht seine Verwunderung anmerken zu lassen. Selbst Großvater hat etwas damit zu tun... „Ich hatte damals ein Angebot bekommen, an einer archäologischen Grabstätte mitzuforschen. Deshalb bin ich auch nach Ägypten geflogen, doch zwei Ägypter hatten mich überrascht. Sie bedrohten mich und ich musste sie in die Grabstätte führen. Sie waren nach den Schätzen aus. Bald kamen wir in einem antiken Raum an. Ich sah sofort, dass dies ein Spiel sein musste. Doch ich hatte noch nicht herausgefunden, wie des Rätsels Lösung war, da waren wir gezwungen, voran zu gehen. Wir wollten die schmalen Wege durchqueren, doch die Statuen, die dort postiert waren, ließen uns nicht passieren. Immer wenn wir voran schreiten wollten, lösten wir einen Mechanismus in den Statuen aus, dass sie uns angriffen. Ich fand heraus, dass man mit dem linken Fuß voran gehen musste, denn dies zeigte Respekt gegenüber dem Pharao und den Göttern. Einer meiner Entführer bekam jedoch Panik und fiel in den Abgrund. Danach kamen wir in einen prächtigen Raum, der nur mit einigen Fackeln beleuchtet wurde. Ein sehr schmaler Weg führte zum anderen Ende des Raums, doch wenn man auch nur einen falschen Schritt zur Seite machte, fiel man in den Abgrund. In der Inschrift vor dem Raum stand, dass nur wahre Kämpfer den Raum durchqueren konnten, während die Seelen der Betrüger gefressen werden würden. Ich wurde gezwungen, den Weg zu gehen. Ich bemerkte, dass der Weg unter meinen Füßen von eigenartigen Steinen gepflastert waren. Darauf waren Monster abgebildet. Als mein Entführer bemerkte, dass mir nichts passierte, überwältigte er mich. Er dachte, nichts würde ihm mehr im Weg stehen, um an die goldene Schatulle am Ende des Raumes zu gelangen. Ich fiel beinahe in den Abgrund, nur mit meiner letzten Kraft konnte ich mich am Rand festhalten, sodass ich nicht sah, was mit meinem Entführer passierte. Ich hörte nur einen Schrei. Ich war kurz davor, in die Tiefe gerissen zu werden, doch... jemand half mir hoch. Ich kam doch noch ans Ziel, für welches ich nach Ägypten gekommen war. Ich nahm die goldene Schatulle an mich, nach der ich so lange gesucht habe. Eine Inschrift war in ihr eingraviert. Als ich dann wieder in Japan war, habe ich die Schatulle geöffnet. Darin waren goldene Puzzleteile. Es war wieder ein Spiel, doch dieses Mal verlor ich. Ich schaffte es nicht, das ganze zusammenzusetzen. Also hatte ich es dir geschenkt, Yugi. Damit begann die ganze Geschichte.“ „Welche Inschrift war darin eingraviert?“, fragte Yugi und sah seinen Großvater durchdringend an, als würde er ihn warnen wollen, ihn nicht anzulügen. „'Derjenige, der dieses Rätsel löst, erhält die Schattenmagie und deren Macht. Demjenigen wird sein größter Wunsch erfüllt.'“ „Hm... und wer half dir damals wieder auf?“, fragte Yugi weiter, seine Miene war nachdenklich verzogen. Demjenigen wird sein größter Wunsch erfüllt?, dachte er erstaunt. „Ich“, antwortete plötzlich der Pharao. Yugi hob fragend eine Augenbraue. „Das klären wir lieber später, nach einigen anderen Erklärungen, sonst würdest du es nicht verstehen, Yugi.“ Dieser nickte einverstanden. „Also, ich hatte dir damals das Puzzle gegeben. Du hast acht Jahre dran gesessen und jeden Tag versucht, es zu lösen“, sagte Sugoroku weiter. „Acht Jahre?“, schoss es aus Yugi. Seine Augen waren unglaübig auf seinen Großvater gerichtet. „Ganz genau, acht Jahre. Du liebtest Spiele und Herausforderungen; du wurdest deinem Namen eben gerecht. Nach einigen Jahren hattest du bereits einen Großteil gelöst, langsam entstand eine Form, die einer umgedrehten Pyramide ähnelte.“ „Eine umgedrehte Pyramide?“, fragte Yugi erstaunt. Er sah an seiner Brust hinab, genau auf den goldenen Gegenstand, den er an seiner Kette trug. „Etwa... das Sennenpuzzle?“ „Genau. So kamen wir ins Spiel“, begann nun Jonouchi. Honda nickte bestätigend. „Damals waren wir noch in der Mittelstufe der Oberschule. Honda und ich waren noch lange nicht so wie heute, wir... wir schikanierten einige Leute. Du warst einer meiner Opfer. Du warst früher noch etwas kleiner und warst ein Außenseiter deswegen. Außerdem tatest du immer einen auf lieb, die meisten Lehrer mochten dich, doch in der Klasse warst du nicht wirklich beliebt. Deshalb warst du... ein leichtes Opfer, denn du konntest dich nur schwer wehren und warst allein. Ich hatte dir einmal die Schatulle mit dem Puzzle abgenommen und du wolltest es natürlich sofort zurück haben. Ich spielte noch einwenig weiter mit dir, dann kam jedoch Anzu.“ „Ja, ich kannte dich schon seit dem Kindergarten. Wir waren Freunde, wenn auch nicht so eng miteinander befreundet wie heute und ich hatte mit der Zeit immer weniger mit dir zu tun gehabt.“ „Ich habe dir die Schatulle zurückgegeben, doch ein Teil hatte ich mitgehen lassen, welches der Mittelpunkt des Puzzles war, doch das hattest du nicht bemerkt. Auf meinem Heimweg hatte ich dieses goldene Puzzlestück in einen kleinen Kanal geschmissen, er versank bis zum Grund.“ „Wir wussten nicht, dass uns diese kleine Aktion in Schwierigkeiten bringen würde“, erzählte nun Honda weiter. „Am nächsten Tag wurden wir plötzlich von Ushio, unserem früheren Hausmeister, abgefangen. Er und seine Bande verprügelten uns, also Jonouchi und mich. Wir wusste nicht einmal, wieso. Dann ging Ushio kurz weg, und Jonouchi und ich wunderten uns einwenig, als er dann mit dir zurückkam, Yugi.“ Katsuya übernahm wieder. „Wir dachten zuerst, dass du ihm angeordnet hättest, uns zu verprügeln. Er sagte nämlich, dass er dein Bodyguard wäre. Doch wir irrten uns gewaltig in dich. Er wollte uns noch weiter verprügeln, als du plötzlich zwischen uns und ihm tratest. Du beschütztest uns und nanntest uns deine Freunde. Du meintest, ich hätte dir all diese Sachen angetan, nur damit du ein wahrer Mann werden würdest. Ich war wirklich... überrascht. Ich meine, wir hatten dich nicht gerade gut behandelt und du hast uns vor dem größten Schlägertypen an der Schule beschützt! Dabei konntest du dich selber kaum wehren.“ Jonouchi versank einwenig in Gedanken, sodass Honda weiter erzählte. „Ja, ich war ebenso verwundert. Doch dann forderte Ushio von dir Geld, als Bezahlung für deinen Schutz. 20 000 Yen hatte er gefordert. Dann gingen er und seine Bande weg, du gingst nach Hause und Jonouchi und ich ebenfalls.“ „Doch wir schuldeten dir einen Gefallen“, löste Jonouchi Honda ab. „Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dich damals so schlecht behandelt habe und du dich dennoch in Gefahr gebracht hast, um uns zu schützen. Also bin ich in den Kanal gesprungen, wo das verlorene Puzzlestück war. Ich holte es heraus und wollte es dir zurück geben. Da sahen wir, wie du mit Ushio unterwegs warst. Wir ahnten schlimmes und folgten euch umgehend. Wir sahen, wie Ushio dich verprügelte. Ich glaube, er hatte von dir das Geld erwartet, aber du hattest es nicht. Den Grund, weshalb du aber in der Schule warst, war uns unbekannt. Jedenfalls lagst du am Boden und wir wollten dir natürlich helfen. Dein Rucksack lag offen, das Puzzle war fast vollständig, außer dem Teil, den ich noch hatte. Ich sagte, du solltest nicht aufgeben und wieder aufstehen. Doch du sagtest, dass du dir vom Puzzle wahre Freunde gewünscht hast. Ich war... ja, ich war gerührt. Du wünschtest dir vom Puzzle keine Macht oder unendlich viel Geld, nein, sondern wahre Freunde. Honda und ich verteidigten dich vor Ushio, der uns jedoch gnadenlos fertig machte. Wir beide verloren das Bewusstsein. Als wir wieder aufwachten, warst du weg. Tja, und Ushio...“ „... Ushio fanden wir auf dem Schulhof, umringt von seinen Kumpanen. Er stammelte seltsames Zeug, es schien, als hätte er unglaubliche Angst vor etwas. Er zitterte wie verrückt. Es war vollkommen seltsam. Wegen seines Zustandes wurde er als Hausmeister entlassen. Wir wissen nicht, wie's mit ihm danach weiter ging“, vervollständigte Honda. „Und ihr wisst nicht, wer das Ushio vielleicht angetan haben könnte?“, fragte Yugi zweifelnd. Jonouchi und Honda schüttelten ihre Köpfe. „Damals hatten wir es noch nicht gewusst.“ „Und heute?“ „Tja, heute... wir haben ein Vermutung. Aber dazu später, Yugi.“ Yugi hob nur etwas irritiert eine Augenbraue. Die wollen mir hier wohl noch einiges vorenthalten... „Von da an wurden wir Freunde“, sagte Jonouchi weiter. „Ich hatte mich am nächsten Tag bei dir entschuldigt, für alles, was ich dir angetan hatte. Ich wollte dein Freund sein und dich vor anderen Schlägertypen beschützen, genauso wie du es damals für uns getan hast.“ „Am Anfang war ich gegenüber Jonouchi und Honda natürlich skeptisch gesinnt, weil sie jetzt plötzlich so nett zu dir waren. Doch sie wurden mit den Jahren auch meine Freunde und wir, also Honda, Jonouchi, Anzu und du, Yugi, wurden eine Clique“, berichtete nun Anzu. „Seitdem du das Puzzle auch gelöst hast, hast du es, genauso wie jetzt auch, immer um den Hals getragen und es wie einen Schatz gehütet. Aber dieses Puzzle brachte auch viele Ereignisse, die wir uns nicht erklären konnten, mit sich. Die Menschen, mit denen du einwenig schlechten Kontakt hattest, wurden... wahnsinnig. Sie verhielten sich nicht mehr normal, die meisten bekamen schreckliche Angst, genauso wie Ushio. In der Zwischenzeit kam ein neuer Schüler in die Klasse, es war Ryo. Nach etwa 2 Jahren, nachdem du das Puzzle gelöst hattest, damals warst du 16, kam ein neues Spiel heraus. Es war ein Kartenspiel namens Duell Monsters.“ Yugi hob interessiert beide Augenbrauen. „Der Erfinder dieses Spiels ist Pegasasu Je Kurofodo, der Leiter von Industrial Illusions. Wie wir später herausgefunden haben, kam er auf diese Idee, als er eine Reise nach Ägypten gemacht hatte. Er war in alten Grabstätten und hatte Steintafeln mit seltsame Abbildungen von Monstern gesehen, die ähnelten, die dein Großvater vor 11 Jahren gesehen hatte. Doch es geschah noch mehr in Ägypten, aber auch das kommt gleich.“ „Also hat alles einen Zusammenhang, weswegen ihr einiges später erzählen wollt?“ Yugis Freunde nickten. „Und alles hat irgendwie mit Ägypten zu tun?“ Wieder Nicken. Na, das kann ja noch heiter werden, dachte sich Yugi. „Eines Tages dann kam Kaiba in euren Gameshop und-“, begann Anzu, wurde jedoch von Yugi unterbrochen. „Kaiba? Kaiba Seto, der Firmenchef der Kaiba Corporation? Der hat auch was mit uns zu tun?“, wunderte sich Yugi. Nicken folgte. „Nun, er kam in unseren Gameshop und verlangte nach dem Weißen Drachen mit eiskaltem Blick“, erzählte Yugis Großvater. „Du musst wissen, Yugi, früher hatte ich einen der vier Weißen Drachen besessen, die es jemals gab. Diesen Weißen Drachen hatte ich von meinem Freund, Arthur Hawkins, geschenkt bekommen. Deshalb wollte ich ihn auch nicht hergeben, woraufhin euer Klassenkamerad wütend aus dem Laden stürmte. Doch am nächsten Tag parkte auf einmal eine Limousine vor dem Haus und ein Mann forderte mich auf, einzusteigen und mein Duell Monstersdeck mit dem Weißen Drachen mitnehmen, es sei denn, ich wolle meinen Laden schließen lassen. Ich willigte ein. Bald kam ich in einer Art Arena an und Kaiba forderte mich heraus. Doch es war ein Spiel mit Einsatz: Wenn ich gewann, konnte ich nach Hause, und wenn ich verlor, bekam er meinen Weißen Drachen. Ich stimmte dem zu, denn ich wollte ihm lehren, dass man respektvoll mit seinen Karten umgehen und sie nicht so schamlos sammeln sollte. Ich wurde jedoch überrumpelt von seiner Technologie. Du musst wissen, dass diese Hologramme und die Duell Disks neu erfunden worden sind, vor 2 ½ Jahren gab es sie noch nicht; Duellarenen waren damals ebenso neu. Ich wusste anfangs nicht wirklich, wie man in seiner 'Gondel' an der Duellarena duellieren sollte, früher spielte man auf Tischen mit Kartenzonen. Doch heutzutage gibt es immer mehr Technikkram. Jedenfalls fing Kaiba das Duell an und ich wurde, wie gesagt, vollkommen überrascht. Als er eine Karte aufrief, es war ein Monster, kam plötzlich ein Hologramm aus der Erde geschossen. Ich hatte einen Schrecken gekriegt und das Duell war wohl für mein schwaches Herz zuerst zu viel. Ich war unkonzentriert und verlor. Und er bekam meinen Weißen Drachen mit eiskaltem Blick.“ „Was geschah dann?“, fragte Yugi die anderen, als seine Großvater aufhörte, weiter zu reden und einwenig seinen Gedanken nach hing. „An dem Tag sind wir nach der Schule zu dir gegangen und da bekamst du einen Anruf von Kaiba. Er sagte, dass du deinen Großvater abholen gehen solltest, da es ihm schlecht ginge. Natürlich sind wir alle dann mit dir gekommen“, erzählte Jonouchi. „Wir kamen an und sahen deinen Großvater, der... ziemlich angeschlagen aussah, milde ausgedrückt. Und da stand auch Kaiba.“ Den letzten Namen sprach er fast schon knurrend aus. „Er hielt die Karte deines Großvaters in der Hand und zerriss sie einfach in Stücke! Da hatten wir den Vorschlag, dass du dich um Kaiba kümmern solltest, was heißt, dass du ihn zum Duell herausforderst, während Honda und Anzu deinen Großvater ins Krankenhaus bringen. Ich blieb bei dir, um dich anzufeuern. Du spieltest mit dem Deck deines Großvaters und gewannst dadurch, dass du die verbotenen Karten gespielt hast und die Exodia gerufen hast. Du warst der einzige, der es jemals geschafft hat, die Exodia in einem Duell zu rufen! Dein Großvater war auch der einzige, der diese Karten besaß. Wie dem auch sei, du hattest Kaiba vernichtend geschlagen.“ „Aber seitdem hat er sich auch einwenig verändert“, meinte Anzu. „Er ist nicht mehr so... sehr kartenbesessen und überhaupt war seine Erscheinung ganz anders, zwar immer noch für manche angsteinflößend, aber nicht so... dunkel und... böse.“ „Aber dennoch ist er immer noch ein wandelnder Kühlschrank“, sagte Jonouchi mit finsterem Blick. „Mag sein“, übernahm Honda das Wort, „aber irgendetwas hast du damals mit ihm gemacht, Yugi, das ihn verändert hat. Aber wir wissen nicht so recht, was...“ Yugi hob etwas verwundert eine Augenbraue, runzelte anschließend die Stirn. Und das soll ich mittels eines Duells geschafft haben? Yami sah seine Freunde stumm an. Stimmt, sie wissen überhaupt nicht, dass ich es damals war... mit dem Mind Crash. Vielleicht sollte ich es ihnen erklären... später... „Nach dem Duell jedenfalls kamen wir zum Krankenhaus und besuchten deinen Großvater, der wieder ganz wohlauf war. Am Wochenende dann kamen wir zu dir nach Hause. Du hattest die Post geholt und der Absender war doch tatsächlich Pegasasu! Wir waren alle vollkommen überrascht, unser Yugi sollte von so einem großen Spielehersteller ein Paket bekommen haben! Dort war eine Einladung mit drin, womit du am 'Königreich der Duellanten' teilnehmen konntest und-“ „Königreich der Duellanten?“, unterbrach Yugi. Dieser Titel kam ihm bekannt vor... . „Hattet ihr das nicht einmal im Krankenhaus erwähnt? Wieso sollte Jonouchi mir das damals nicht sagen?“ „Ja, Jonouchi wollte es damals erwähnen, doch... wir wollten noch nicht, dass du dich wieder erinnerst. Dieses 'Königreich der Duellanten' ist ein Turnier, bei dem du teilgenommen hast, aber eher unfreiwillig und unter Zwang.“ Yugi machte ein überraschtes Gesicht. „In dem Paket, welches Pegasasu dir geschickt hatte, war noch ein Handschuh mit zwei Sternen, die für das Turnier unentbehrlich sind, und eine Videokassette. Also setzten wir uns alle auf das Sofa und schoben die DVD ein. Dort erschien Pegasasu und sprach irgendwas von dem Turnier, doch eigentlich wolltest du dort nicht mitmachen, Yugi. Plötzlich.. ich weiß nicht wirklich,... wir waren, glaube ich, bewusstlos, alle außer dir... und wussten deshalb nicht, was passierte...“ „Ich weiß es“, meldete sich Yami das erste Mal seit der letzten halben Stunde. „Du?“, fragte Yugi verwirrt. „Aber... ihr habt mir nicht erzählt, dass ich... Yami schon damals als Freund hätte oder dass er zu Besuch wäre. Wie kannst du davon wissen, wenn doch alle anderen außer mir... bewusstlos waren?“ „Ich glaube, das sollten wir auch später erklären...“, griff Sugoroku ein. Yugi sah finster drein. Okay, langsam nervt es, dass sie mir alles mögliche vorenthalten wollen... „Jedenfalls, als wir alle wieder... 'wach' waren, war dein Großvater nicht mehr bei Bewusstsein. Du berichtetest uns, dass du plötzlich in den Fernseher 'gesogen' wurdest. Dort hattest du dich mit Pegasasu duelliert. Ihr hattet nur zehn Minuten Zeit, derjenige, der dann die geringeren Lebenspunkte hatte, hatte verloren. Wenn du gewonnen hättest, hättest du nicht beim Turnier mitmachen müssen, doch leider hattest du nicht rechtzeitig deine Lebenspunkte ausgleichen können. Du verlorst und als Gegenleistung zwang er dich dazu, beim Turnier mitzumachen, indem er die Seele deines Großvaters raubte.“ „Das war also ein Schattenduell...“, flüsterte Yugi halb entsetzt. „Richtig. Also hattest du praktisch keine andere Wahl, als dort mitzumachen, um die Seele deines Großvaters zu retten...“ „Man hat immer die Wahl“, kam es plötzlich kühl von Yugi. Alle sahen ihn verwirrt und überrascht an. Wieso war seine Stimme auf einmal so schneidend? „Man sagt immer 'Man hat keine andere Wahl', doch tatsächlich will der menschliche Verstand es moralisieren. Das Gewissen schlägt zu. Deshalb denkt man, es gäbe keine andere Wahl, damit man nicht in Verführung kommt, den anderen Weg einzuschlagen.“ Seine Freund sahen ihn stumm an und ließen die Worte sickern. Yami sah ihn nachdenklich an. Wie kommt es, dass er über so etwas nachdenkt? Wurde er so oft vor die Wahl gestellt? Was ist in den letzten Tagen passiert, dass er so denkt? „Das mag sein, Yugi, aber der menschliche Verstand hatte dir gesagt, dass es notwendig war, mich zu retten. Er sagte, dass es nur selbstverständlich war, denn du warst schon immer so. Du hattest nicht an dich gedacht, bei Gefahren hattest du immer zuerst an die anderen gedacht, dich stelltest du an zweiter Stelle. Du warst selbstlos, manchmal war das für dich verhängnisvoll...“, sagte sein Großvater unheilvoll. „Niemand ist vollkommen selbstlos. Der Mensch tut Gefallen nur zu seinem eigenen Nutzen, auch wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen, wir sind egoistisch. Wir tun dem Anderen einen Gefallen, weil man einen Nutzen daraus zieht. Wir wollen schließlich kein schlechtes Gewissen haben, nicht wahr?“ Yugi sah nicht zu seinen Freunden, sondern aus dem Fenster. Seine Gedanken schienen weit weg. Vor allem ich bin nicht selbstlos... das hat sich ja in den Schattenduellen gezeigt... „Ähm... vielleicht sollten wir jetzt lieber mit der Geschichte fortfahren“, griff Anzu eilig ein. „Jedenfalls nahmst du dann am Turnier teil. Dies lief so ab: Wir fuhren zu einer abgelegenen Insel, wo das Turnier stattfinden sollte. Dort wurden wir dann entlassen und mussten uns wortwörtlich durch den Dschungel schlagen. Es war verboten, das Duell abzulehnen, wenn man herausgefordert wurde. Je nach dem, ob man gewann oder nicht, bekam oder verlor man die Sterne, die der andere bzw. man selber gesetzt hat. Die Duellanten, die 10 Sternships zusammen bekamen, durften in die Villa eintreten, die im Zentrum der Insel lag. Dort fanden dann die Duelle statt, die besten gegen die besten. Derjenige, der dann alle besiegt hatte, konnte wählen. Entweder er nahm das Preisgeld von 3 Millionen Yen oder duellierte sich mit Pegasasu. Du... musstest also alle anderen schlagen, Yugi, um Pegasasu gegenüber stehen zu können. Wenn du dann das Duell gegen Pegasasu verloren hättest, hättest du deine Seele verloren, und wenn du gewonnen hättest, hättest du die Seele deines Großvaters befreit. Doch bis dahin war es ein weiter Weg; es gab viele Duellanten, die daran teilnahmen und auch gegen du du hattest kämpfen müssen. Doch du warst nicht allein, wir waren immer hinter dir.“ Den letzten Satz sprach Anzu mit einem merkwürdigen Unterton aus. Unsicher... flehend? Es schien, als wollte sie Yugi überzeugen, dass sie wirklich seine Freunde wären. Yugi fixierte sie stumm. „Aber du warst nicht der einzige, der daran teilgenommen hat, Yugi. Auch Jonouchi machte mit, weil er das Preisgeld brauchte“, sagte Honda. Yugi sah fragend zu Jonouchi. „Ja, ich brauchte das Preisgeld. Du weißt doch, dass ich eine Schwester habe. Sie heißt Shizuka und hatte eine Krankheit, weshalb sie blind werden würde, wenn sie nicht sofort eine Operation bekommen hätte. Doch die Operation war teuer, und wir hatten nicht genug Geld, um es zu bezahlen. Deshalb musste ich einfach daran teilnehmen, für meine Schwester.“ „Aber... wenn es wirklich so war, wie...?“, fragte Yugi verwirrt. „Nun, wir hatten bei diesem Turnier auch eine neue Freundin gefunden. Wir lernten Kujaku Mai kennen. Sie war am Anfang ganz schön hochnäsig, das muss man schon sagen! Ich konnte sie nicht ausstehen...“, gestand Jonouchi. „Aber sie wurde erträglicher, nachdem du ihre Sternships zurückerobert hattest, nachdem jemand sie ihr unfair weggenommen hatte“, sagte Honda lauter und übertönte Jonouchis anfängliches Genörgel an Mai. „Jedenfalls trafen wir auch auf Mokuba, Kaibas Bruder. Er wollte dir deine Sternships wegnehmen, doch du konntest es verhindern. Nachdem er sich beruhigt hatte und uns langsam vertraute, erklärte er uns, dass sein Bruder nach dem Duell mit dir sich verändert hätte. Er sei sehr nachdenklich gewesen und hätte dann eine Reise angetreten, von unbekannter Dauer. Doch während seiner Abwesenheit kontrollierten die Big Fives, die fünf Vorstandsvorsitzenden der Kaiba Corporation, das Unternehmen und ernannten plötzlich Pegasus zum Geschäftsleiter. So übernahm Pegasus die Firma. Mokuba hatte dies unfreiwillig mitbekommen und wollte es seinem Bruder mitteilen, doch er wurde von den Wachmännern gefangen genommen und auf diese Insel gebracht. Seto Kaiba wurde informiert und ging Mokuba retten. Doch es war eine Falle und er wurde geschnappt. Doch Mokuba konnte fliehen und uns Bescheid geben. Er wollte, dass du ihm hilfst, Seto zu retten. Doch leider wurde Mokuba wieder geschnappt und wir konnten ihn nicht mehr vor dem Wachmann beschützen.“ „Dann, als wir die Sternships hatten, um in die Villa zu gelangen, kam uns plötzlich Kaiba in den Weg. Er wollte in die Villa, doch dazu brauchte er die nötigen Sternships. Deshalb forderte es dich zum Duell heraus, der Gewinner bekam die zehn Sternships und konnte somit in die Villa. Dieses Duell war das härteste, welches du bis dahin bestritten hattest. Kaiba war stark, doch er spielte auch mit unfairen Mitteln. Du warst kurz davor zu gewinnen, doch dann stellte er dich vor die Wahl. Entweder du griffst ihn an und hättest gewonnen, um die Seele deines Großvaters retten zu können, doch du hättest riskiert, dass Kaiba sein Leben verloren hätte, denn er stand am Rande des Abgrunds. Und wenn du verloren hättest, dann hättest du deinen Großvater nicht retten können, doch dafür das Leben Kaibas verschont. Es war eine Zwickmühle.“ „Aber wieso musste Kaiba denn in die Villa? Will er nicht Mokuba retten?“, fragte Yugi. Ein empörter Unterton war ihn seiner Stimme zu erkennen. „Doch, deshalb musste er auch in die Villa. Wie wir später erfahren haben, musste er gegen Pegasasu antreten, um Mokuba zu retten. Pegasasu hatte nämlich ebenfalls seine Seele geraubt, und nur der Sieg Kaibas hätte ihn zurückbringen können.“ „Verdammt...“, fluchte Yugi leise. Nun war er doch so sehr in diesen Geschichten verstrickt, dass er gespannt mit fieberte. „Nun... du konntest schlecht angreifen, denn dann hättest du ein Menschenleben zerstört. Deshalb... hattest du ihn nicht angegriffen und er konnte deinen restlichen Lebenspunkte auslöschen.“ „Aber da war doch mehr...“, murmelte Yugi. Vor seinem geistigen Auge sah er seine Erinnerung. ~ Er stand auf einer Zinke, ihm gegenüber stand Kaiba Seto, doch sehr nah am Abgrund. Er hatte drei Weiße Drachen auf dem Feld, doch sie waren vereint. Doch nur ein Drache sah wirklich... gesund und fit aus. Die anderen waren... Yugi konnte es einfach nicht beschreiben. Auf seinem eigenen Feld stand sein Elfenschwertkämpfer, bereit zum Angriff. Yugi kam es jedoch nicht vor, als würde er sich duellieren. Es war so, als wäre er jemand anderes... als wäre er nur ein Außenstehender, während ein anderer in ihm drin für ihn spielte. Sein Gewissen sagte ihm, er durfte seinen Gegner einfach nicht angreifen, es war nicht richtig, wenn jemand sterben musste, damit er sein Ziel erreichte, egal, ob er dennoch damit ein Menschenleben retten konnte. Doch da war noch eine andere Stimme... die sagte, dass er einfach angreifen musste, um einen geliebten Menschen zu retten. Diese Stimme pfiff auch zum Angriff. Plötzlich riss er sich noch im letzten Moment zusammen und schrie „Halt!“. Der Elfenschwertkämpfer stoppte augenblicklich. Yugi keuchte stark. Er fühlte sich so.. unsicher, so ängstlich. Er hatte Angst. Angst vor sich selbst. ~ „Was..?“, sagte Yugi. Was war das? Ich... wieso hatte ich so viel Angst? Und auch noch vor mir selbst?! „Was hast du, Ai-... Yugi?“, fragte ihn eine Stimme. Er wandte sich zu dieser um und fixierte Yami. „Da war doch noch mehr... ich meine, das war doch mehr als eine Entscheidung, ob ich Kaiba angreife oder nicht... ich habe.... mit mir selbst gekämpft! Eine.. unbekannte Kraft hatte zum Angriff gepfiffen, und ich konnte es doch nur im allerletzten Moment aufhalten! Was war das?! Und wieso hatte ich solche Angst... vor mir selbst?!“ „Du hast dich erinnert, nicht wahr? Du hattest Angst vor dir... weil etwas unbekanntes dich bei den Duellen beherrscht hat“, meinte Yami und blickte seinen Aibou an. Dabei wollte ich doch nur dein Bestes... „So kam es mir zumindest vor.. aber woher weißt du das?“ „Woher ich das weiß? Nun... ich werde es dir gleich sagen. Aber zunächst musst du wissen, dass du dennoch in die Villa kamst, denn wir trafen auf Mai. Sie gab dir deine Sternships zurück, denn sie hatte sich selber zehn Ships erkämpft, sodass sie diese nicht mehr brauchte, die du ihr zurückerkämpft hattest. Sie war der Meinung, dass diese Sternships unehrlich für sie wären und du sie verdient hättest. Deshalb konnten wir dann alle in die Villa. Doch dort fand das Duell zwischen Pegasasu und Kaiba statt. Jedoch... Kaiba verlor und seine Seele wurde in eine Karte gesperrt, genauso wie die von deinem Großvater und Mokuba. So kam es, dass das Viertelfinale anfing. Du musstest gegen Mai antreten, Jonouchi gegen jemand anderen. Jonouchi gewann und du ebenfalls.“ „Aber anfangs war ich so unsicher... nicht wahr? Ich hatte nicht wirklich spielen können... ich hatte Angst, dass ich jemanden verletzen würde, wenn ich mich nicht vollkommen unter Kontrolle hätte. Deshalb war ich so unkonzentriert beim Duell“, sagte Yugi, schaute jedoch nicht zu Yami. Er sah Bilder an ihm vorbeiziehen, Gefühle, die schier unendlich auf ihn einströmten. Doch Wörter konnte er nicht verstehen, die Bilder waren so verschwommen, dass er nicht wirklich etwas erkennen konnte. „Richtig. Erinnerst du dich auch daran, was der Grund war,... weshalb du solche Angst hattest?“, forschte Yami nach. Yugi schüttelte den Kopf. „Nein, ich sehe meine Erinnerung an mir vorbeirauschen, erkenne nichts konkretes. Ich empfinde nur die Gefühle in der Situation, und da waren Unsicherheit und Angst am stärksten. Aber wovor hatte ich Angst?“ „Vor mir.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Links zu Yugis Erinnerungen Großvater schenkt Yugi das Puzzle - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=oKBjXd95mwM&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=UYkU9pChm7U&feature=related Inschrift an der goldenen Truhe - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=7nkRWRaiBSQ&feature=related Jonouchi und Honda nehmen Yugi das Puzzle ab - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=4zlfnUmzeoc Jonouchi wirft Puzzlestück in den Kanal - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=7nkRWRaiBSQ&feature=related Der Vorfall von Yugi und Ushio - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=nVe50lKZg2A&NR=1 Pegasus' Reise nach Ägypten - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=YSvgMFd7lkY&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=cDD-unJS-CU Yugis erstes Duell gegen Kaiba - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=rR6guZu9aK8&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=G0DOGUH3o0k&feature=related Yugis erstes Duell gegen Pegasus - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=3d9uxfE10ME&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=l3191DWH2JI&NR=1 Jonouchis Unterhaltung mit Yugi auf dem Dach - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=Yottd_tyMQQ&feature=related Mokubas erstes Duell gegen Yugi und seine Entführung - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=x29Imu7gM-k&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=ya7Uo4bdhoM&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=s5W8gasMDDI http://www.youtube.com/watch?v=ZDPRsrhrSqw&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=-r3lkl-a32w&feature=related - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=LeTDDG39leo&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=k9RPWzLfxTU&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=CSOr86iVSjk&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=mGttOG8_yD4&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=Q1WjZji1nOo&feature=related - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=U1gWLGVPfVo&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=vOCPdZVOfqY&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=fJbAhbYBk9Y&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=nI7rs7w9C0Y&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=AwkGRu8M370&feature=related Yugis Duell gegen Kaiba zum Eintritt in die Villa - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=CidnIFkkMVI&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=XuJxdH4ggNU&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=R2F3WjbMqEA&NR=1 Yugis Duell gegen Mai - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=MsdW4F59BVA&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=kSRIp_slsTk&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=WJTYYEOOPt4&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=hAkoFlZGsD0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=f69zXpcArBE&feature=related Kapitel 18: Das Geheimnis wird gelüftet --------------------------------------- Nun, das letzte Kapitel war wohl recht lang für meine Verhältnisse. Vielleicht interessierte es Sie, lieber Leser, oder auch nicht, denn wie Sie sicherlich bemerkt haben, ging es vor allem um die Geschichte von Yugi, wie er das Puzzle bekam und die darauf folgenden Ereignisse. So, hier geht es nun weiter mit Yugis Story, doch keine Angst, ich werde nicht alle Folgen der Yu-Gi-Oh-Serie runterleiern. Mit anderen Worten: Lass die Show beginnen! KaitoDC Warnung: Da ich diese ganzen Erzählungen über deren Abenteuer im Alten Ägypten nur aus dem Gedächtnis aufgeschrieben habe, garantiere ich nicht für die Richtigkeit der Informationen. Doch ich versuche möglichst, keine zu großen Fehler zu begehen. Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Sennengegenstände – Millenniumsgegenstände Sennenkette – Millenniumskette Sennenwaage – Millenniumswaage Sennenschlüssel – Millenniumsschlüssel Sennenstab – Millenniumsstab Sennenauge – Millenniumsauge Sennenring – Millenniumsring Sennenträger – Millenniumsträger Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Akunamukanon – Aknamkanon (Pharao) Akunadin – Aknadin (Hohepriester des Pharaos) Mahâdo – Mahad Kul Elna → Kuru Eruna (japanische Aussprache, weil sie das 'l' nicht wirklich hinkriegen) Kujaku Mai – Mai Valentine Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 18 – Das Geheimnis wird gelüftet „Nein, ich sehe meine Erinnerung an mir vorbeirauschen, erkenne nichts konkretes. Ich empfinde nur die Gefühle in der Situation, und da waren Unsicherheit und Angst am stärksten. Aber wovor hatte ich Angst?“ „Vor mir.“ „V-Vor dir, Yami?“, fragte Yugi vor den Kopf gestoßen. „Aber... wie meinst du das? Wieso sollte ich ausgerechnet vor dir Angst gehabt haben?“ „Du hattest es doch selbst gesagt. Du spürtest, wie eine unbekannte Macht dich kontrolliert hatte. Und das war ich.“ „W-Wie?...“ „Du hast bereits bemerkt, dass dein Sennenpuzzle kein gewöhnlicher Gegenstand ist. Niemand außer dir hatte ihn jemals zusammensetzen können. In der goldenen Schatulle, in der das Puzzle lag, stand ja: Derjenige, der das Puzzle löst, entfesselt die Schattenmagie und deren Macht. Dies bewahrheitete sich, denn es gibt jetzt immer noch diese Schattenduelle. Doch es lag nicht in deiner Hand, ob die Schatten befreit wurden oder nicht“, sagte Yami eilig, als Yugis Miene langsam schuldbewusst wurde. „Die Schatten wären irgendwann befreit worden. Doch du warst der Auserwählte, Yugi. Der Auserwählte, der die Schatten versiegeln sollte, die eigentlich hätten schon vor 3000 Jahren, zur Zeit der Pharaonen, hätten versiegelt werden sollten.“ „Zur Zeit der Pharaonen? Doch nicht etwa... zu deiner Regierungszeit?“, flüsterte Yugi mit geweiteten Augen. „Doch. Diese Schattenmagie existierte schon seit 3000 Jahren, genauso wie die Monster, die wir durch die Monsterkarten kennen. Pegasasu kam ja bekanntlich auf Duell Monsters, als er die Steintafeln aus dem Alten Ägypten gesehen hatte. Diese Monster waren in Steintafeln... eingeschlossen. Du musst wissen, es gibt wahre Magie. Diese Monster in den Steintafeln sind die Kaas, sozusagen die geistige Energie der Menschen. Doch einige Geister waren böse, weshalb sie in diesen Steintafeln eingeschlossen wurden. Und zwar durch die Sennengegenstände. Es gibt sieben Sennengegenstände. Die Sennenkette, die Sennenwaage, der Sennenschlüssel, der Sennenstab, das Sennenauge, der Sennenring und das Sennenpuzzle. Jedes dieser Gegenstände hat ihre eigenen Kräfte. Die Sennenkette kann in die Zukunft und die Vergangenheit sehen; die Sennenwaage kann zwischen einem bösem Herzen und einem Guten unterscheiden; der Sennenstab kann den Geist eines jeden kontrollieren, jedoch nicht die der Sennenträger oder wenn der Betroffene sich nicht sehr, sehr stark dagegen wehrt; der Sennenschlüssel kann in den Seelenraum eines Menschen sehen und kann diesen auch verändern, somit ebenso kontrollieren. Der Träger kann also in seine Seele praktisch 'gehen' und alles erforschen, jedes Geheimnis, einfach alles herausfinden. Diese Fähigkeit können selbst Sennenträger nicht verhindern. Das Sennenauge kann die Gedanken und Gefühle der Menschen lesen und die Seelen von Menschen in Duell Monsters-Karten oder Steintafeln sperren, während der Sennenring die Seelen von dem Körper trennen kann und das Sennenpuzzle die Seelen der Menschen wieder in die Körper versetzen kann. Diese Sennengegenstände wurden geschaffen, damit der Krieg, der in der damaligen Zeit herrschte, beendet werde. Es herrschte in ganz Ober- und Unterägypten Chaos, die Kaas der Menschen waren böse, und sehr stark. Der Pharao, der diese Gegenstände besaß, wollte nur den Krieg beenden und nicht die Macht der Schatten erhalten.“ „Und dafür ließ er 99 Menschenleben opfern, für diese mächtigen Gegenstände“, warf Yugi ein, seine Stimme klang wütend. Yami sah ihn verwundert an. „Woher...? Ah, du hast nachgeforscht, im Museum. Aber du hast nicht herausgefunden, wer diese Menschenleben opfern ließ, nicht wahr? Es war nämlich nicht der Pharao gewesen, nein, mein Vater war nicht so. Ja, du hast richtig gehört, Yugi. Dieser Pharao war mein Vater, Akunamukanon. Mein Onkel Akunadin war es, der dies angeordnet hatte. Er war einer der Hohepriester meines Vaters und besaß das Sennenauge. Jedenfalls ließ er ein komplettes Dorf niederbrennen, um an diese 99 Leben zu kommen. Deshalb werden die Sennengegenstände von Schattenmagie beherrscht, denn die wurden aus dem Tod gemacht. Doch sie verhalfen damals dazu, die Kriege zu beenden und Ober- und Unterägypten zu vereinen. Von den 99 geopferten Menschenleben wusste mein Vater nichts. Nach dem Tod meines Vaters musste ich dann den Thron besteigen, damals war ich 18 Jahre alt.“ Yugi sog scharf die Luft ein. Mit 18 Jahren hat er bereits ein ganzes Volk regiert?! Yami lächelte ihn leicht beruhigend an und setzte fort. „Ich hatte meine sechs Hohepriester an meiner Seite, jeder von ihnen besaß einen Sennengegenstand. Unter ihnen war mein langjähriger Freund Mahâdo, der mir immer treu gewesen war und der Träger des Sennenrings war. Außerdem war er wohl der stärkste Magier in ganz Ägypten, so stark, dass er ein Teil seiner Magie einschließen musste, sonst wäre er eine große Gefahr für alle gewesen. Er hatte eine Magierschülerin namens Mana, ebenfalls eine langjährige Freundin von mir. Einer meiner Hohepriester war Seto, mein Cousin und der Träger des Sennenstabs. Er hat eine sehr starke Ähnlichkeit mit Seto Kaiba, mehr, als dieser sich eingestehen will. Mein Onkel Akunadin war ebenfalls ein Priester von mir und gleichzeitig Setos Vater, was wir jedoch erst viel später erfuhren. Jedenfalls kam Bakura ins Spiel.“ „Bakura?“, fragte Yugi ungläubig und schaute zwischen Ryo und Yami hin und her. „Es ist nicht unser Bakura Ryo, eher eine... bösere Version von ihm, könnte man sagen. Er war 'Der König der Diebe', wie man ihn so schön nannte. Er kam eines Tages in den Palast gestürmt, mit dem Sarkophag meines Vaters im Schlepptau. Das war respektlos und kostete ihm den Kopf. Er reizte uns absichtlich. Meine Priester sahen sein Kaa und waren überstürzt. Er hatte solch eine dunkle Aura, die vollkommene Bosheit auszustrahlen schien. Sie versuchten, das Kaa in eine Steintafel zu sperren, doch die Tafel war dafür zu klein. Sie zerbrach und er konnte nicht gestoppt werden, dachten wir zuerst. Er erzählte uns dann von der Entstehung der Sennengegenstände, denn er war der einzige Überlebende aus dem Dorf, das zerstört wurde, Kul-Elna. Er sann nach Rache. So begann der zweite Krieg, das Volk ins Verderben zu stürzen. Er wollte mich, den Pharao, tot sehen. Dann, als ich mit meinen Hohepriestern Zork, das böse Kaa von Bakura, besiegt hatte, fand ich keinen anderen Ausweg und sperrte meinen Geist ins Puzzle und löschte mein Gedächtnis. Denn mein Name war der Schlüssel zur Befreiung von Zork. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er-“ „W-Warte! Du hattest deinen Geist ins Puzzle gesperrt? D-Das heißt ja, dass du tatsächlich...“, stotterte Yugi halb außer Fassung. „Ja, du denkst schon richtig. Ich war diese unbekannte Macht, die dich immer in den Duellen geleitet hat. Damals wusstest du noch nicht, dass du dir deinen Körper mit einem 3000 Jahre alten Geist teilen musstest. Denn derjenige, der das Sennenpuzzle löst und so der Auserwählte ist, konnte meinen Geist befreien. Ich lebte, seitdem du das Puzzle gelöst hattest, in dem Sennenpuzzle und konnte mich jederzeit zeigen oder deinen Körper übernehmen. Ich war verzweifelt, denn 3000 Jahre in der Einsamkeit und Dunkelheit zu leben, das ist mehr als ein Mensch ertragen kann. Deshalb hatte ich mir geschworen, wer auch immer mich befreit, dem erfülle ich seinen Wunsch, egal, wie er lautete.“ „'Ich... wünsche mir einen Freund... einen Freund, der mich nie verrät, einen Freund, den ich nie verrate..'“, sagte Yugi leise, sodass nur Yami ihn verstehen konnte, der ihm am nächsten saß . Yami nickte kaum merklich. Er wusste, dass Yugi seinen vollen Wunsch nie jemandem sagen würde, das war sein Geheimnis, das er mit seinem Mou hitori no boku teilte. „So erwachte ich, als du das Puzzle zusammen trugst. Da du dein Bewusstsein verloren hattest, übernahm ich deinen Körper, um dich vor Ushio zu beschützen. Ich konnte nicht zulassen, dass mein Retter verletzt wurde. Ich... setzte Ushio außer Gefecht, indem ich mir das Schattenreich zunutze machte. Ich forderte ihn zu einem Spiel auf, wenn er verlor, durfte er sich nie wieder an dir vergreifen, wenn er gewann, bekam er die geforderten 20 000 Yen. Doch als er kurz vorm Ende stand, brach er die Regeln. Damit öffnete sich das Tor zum Schattenreich und sein Verstand wurde darin eingesperrt, seine Geldgier fraß ihn auf. Jeder, der die Regeln eines Schattenspiels brach, erlitt den Verlust und erlag dem Wahnsinn.“ „Das heißt, die anderen, die mir Schaden wollten...“, flüsterte Yugi entsetzt. „Genau. Ich wollte dich beschützen, das hatte ich mir nach der Sache mit Ushio geschworen. Deshalb waren mir auch alle Mittel recht und ich forderte sie immer zu Schattenspielen heraus, und jeder einzelne brach die Regeln. Dies war das einzige Mittel, welches ich kannte, um dich vor ihnen zu beschützen. Damals kannte ich noch nicht das Wort 'Freundschaft' und 'wahre Freunde'. Also hatte der Schattenduellant damit recht, dass ich unzählige Seelen ins Schattenreich geschickt hatte, doch ich hatte es nicht aus Spaß getan. Gewissermaßen hatte der Duellant, der dich auf dem Dach der Schule herausgefordert hatte, recht gehabt, dass ich früher immer Seelen ins Schattenreich geschickt habe. Doch im Gegensatz dazu hatte ich wirklich einen Grund dazu, ich wollte doch nichts böses tun. Ich wollte dich einfach nur beschützen,... Aibou.“ Yugi sah ihn verwundert, aber sichtlich verunsichert, an. Er hat mich noch nie vor allen anderen 'Aibou' genannt. Nur um mich zu beschützen, hat er so viele Seelen ins Schattenreich geschickt? Nur weil sie mir Schaden zufügen wollten? Ich war sein Retter... „Bei den Duellen hatte ich immer deinen Körper übernommen. Ich wusste, wie sehr du an deinem Großvater hingst, deshalb wollte ich dir helfen und die Duelle gewinnen. Schließlich waren diese Spiele im Alten Ägypten unter Magiern sehr beliebt, also war ich bereits darin gelehrt, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte. Ich wusste nicht, wer ich war, nicht einmal, wie ich hieß. Ich hatte mein Gedächtnis selbst gelöscht, damit meine Kräfte als Pharao nicht genutzt werden konnten, wo ich mich selber nicht daran erinnern konnte, wie deren magischen Sprüche lauteten und allerlei Dinge. Mein Name war dabei besonders wichtig, denn erst wenn ich meinen wahren Namen wusste, konnte ich meine ganze Macht als Pharao entfalten. Doch das Sennenpuzzle hatte ein Teil meiner Magie gespeichert, sodass ich sie gelegentlich benutzen konnte. Jedenfalls, bei dem Duell gegen Seto Kaiba wollte auch nur dein Bestes. Ich wusste, wie viel dir dein Großvater bedeutete, schließlich spürte ich deine Gefühle, und ich wollte deinen Großvater retten. Ich wusste keinen anderen Ausweg, als Kaibas Leben zu riskieren. Deshalb rief ich zum Angriff aus,... doch du hattest die Kontrolle über deinen Körper zurück erlangt, wenn auch unbewusst, da du nicht wolltest, dass der Elfenschwertkämpfer angriff, und konntest es wirklich verhindern. Natürlich hattest du dann Angst vor dir. Du wusstest nicht, dass ich existierte, weshalb du dich selber nicht verstandest. So kam es auch, dass du am Anfang gegen Mai vollkommen verkrampft warst. Du ließest mich nicht. Du kämpftest gegen dein Innerstes an, wolltest die Kontrolle beibehalten. Ich hätte zwar auch gewaltsam die Kontrolle über deinen Körper übernehmen können, schließlich hatte ich genug Magie und Stärke zur Verfügung, doch ich wollte es nicht. Dich gegen deinen Willen zu etwas zu zwingen erschien mir nicht richtig, schließlich warst du auch mein Retter. Auch Mai bemerkte, dass du nicht ganz bei der Sache warst und Angst hattest. Sie war eine gute Freundin; sie machte dir Mut und nahm dir deine Unsicherheit. Denn du warst ein Duellant, und egal was passierte, ein Duellant gab immer sein Bestes. So gabst du unbewusst nach und zogst dich einwenig zurück. Ich hatte die Kontrolle, doch du warst nicht vollkommen verschwunden. Du sahst beim Duell zu und vertrautest darauf, dass ich nichts gegen deinen Willen tun würde. Damit wendeten wir das Blatt. Mai gab letzten Endes auf. Ich hatte sie zunächst nicht verstanden. Sie hatte doch selbst gesagt, ein Duellant sollte immer sein Bestes geben, und da gab sie so plötzlich auf. Doch sie erklärte, dass sie ihre Harpyien, praktisch ihre Markenzeichen, nicht zerstört sehen wollte. Sie zollte ihren Monstern den gebührenden Respekt, den ich sehr schätze. Nicht alle Duellanten standen so zu ihrem Deck.“ „Habe ich das jetzt also wirklich richtig verstanden? Du... warst der Geist, die Seele eines Jahrtausend alten Pharao, der mit mir einen Körper teilte?“ Yami nickte. Yugi fixierte ihn weiter. „Und wie kommt es, dass wir jetzt getrennt sind?“ „Tja, das wüssten wir selber gerne. Die Frage können wir dir nicht beantworten“, sagte Jonouchi nun. Die letzte halbe Stunde hatten nur Yami und Yugi geredet, die anderen hatten der Geschichte gespannt gelauscht. Auch wenn sie das meiste wussten, es war zweifelsohne höchst interessant. „Dann musstest du, Yugi... oder Yami oder ihr beide, wie auch immer, gegen mich antreten. Wir beide gaben unser bestes, du für deinen Großvater und ich für meine Schwester. Doch ich verlor, daran konnte ich nichts mehr ändern. Doch du versprachst, das Problem mit meiner Schwester irgendwie zu lösen. Ich war dir so dankbar, du hattest schon genug Probleme, und du dachtest dabei immer noch an meine Schwester. Ehrlich, ich bin froh, dich als Freund zu haben...“ Für einige Sekunden herrschte Stille, in der Jonouchi seinen besten Freund fest ansah. Dankbarkeit war in seinem Blick zu lesen, während Yugi nicht anders konnte und leicht lächelte. „Nach dem Duell mussten wir gegen Pegasasu antreten. Doch wir waren am Anfang vollkommen hilflos, denn Pegasasu besaß das Sennenauge.“ „Das heißt, dass er unsere... Gedanken lesen konnte?“, fragte Yugi erschrocken, rief sich die einzelnen Fähigkeiten der Sennengegenstände in Erinnerung. „Genau. Wir wussten uns nicht zur Wehr zu setzen, meine Kraft reichte nur für wenige Sekunden, um der Kraft des Sennenauges stand zu halten, doch früher oder später schaffte er es trotzdem, praktisch in unsere Karten zu blicken. Doch dann hattest du eine Idee. Wir waren uns nie wirklich begegnet, bei den Duellen hatten wir nicht wirklich kommuniziert. Aber dieses Mal riefst du mich und ich musste all meine Kraft einsetzen, damit Pegasasu nicht unsere Gedanken lesen konnte. Du musst wissen, dass wir beide jeweils einen Seelenraum besaßen. Einer gehörte dir, der andere mir. Mein Seelenraum führt ins Puzzle, denn dort war mein Geist eingesperrt. Wie auch immer, wir trafen uns im Gang, wo die beiden Seelenräume sich gegenüber standen. Es war das erste Mal, dass wir uns so berieten. Du hattest eine Idee, wie Pegasasu unsere Gedanken nicht mehr lesen konnte. Bei den Duellen hatten wir unsere Gedanken sozusagen miteinander verschmolzen, wir unterschieden unsere beiden Gedanken nicht. Doch dies war unser Fehler bei diesem jetzigen Duell. Wir mussten unsere Gedanken trennen, denn Pegasasu konnte immer nur die Gedanken von einem von uns lesen, nicht von uns beiden gleichzeitig. Doch dadurch wussten wir auch nicht, wer von uns was machte und welche Karte er zog. Aber das Risiko mussten wir eingehen, wenn wir nicht verlieren wollten. So lief es ab: Du bekamst die Kontrolle über deinen Körper und konntest deinen Zug machen. Immer, wenn Pegasasu versuchte, deine Gedanken zu lesen, dann konnte er nur meine lesen, doch das nützte ihm nichts. Ich wusste nicht, was du tatest. Beim nächsten Zug tauschten wir und ich machte den nächsten Zug. Doch dann... rief er das Schattenreich.“ Yamis Miene verfinsterte sich augenblicklich. „Ich hatte kein sonderlich großes Problem damit, denn ich war geübt im Umgang mit den Schatten. Das Aufrufen von Monstern verlangte mir zwar einiges an Kraft ab und auch sie unter Kontrolle zu halten, aber so schwer war es nicht für mich, ganz im Gegensatz zu dir. Du kanntest keine Schattenspiele, hattest sie noch nie gespielt, und als wir dann tauschten, fing es an. Du atmetest schwer, denn die ganze Atmosphäre in solch Schattenduellen war eine ganz andere, wie du weißt. Alles zerrte an deinen Nerven und deinen Kräften. Doch ich tauschte schnell mit dir, nachdem du eilig deinen Zug getan hattest. Nach einiger Zeit jedoch kam es dann dazu, dass du wieder tauschen musstest. Ich hielt mich im Hintergrund, hoffte, dass du es aushieltest. Du beschworst eine verdeckte Karte und verteidigtest dich mit dem Abscheulichen Kobold. Doch Pegasasu griff dich auch sogleich an, ich wollte noch mit dir tauschen, doch es war zu spät. Die Wucht des Angriffs traf dich und deine letzten Kräfte verließen dich. Du stürztest zu Boden. Ich traf dich wieder in dem Gang zwischen den Seelenräumen, dort lagst du. Ich rannte sofort zu dir, versuchte, dich aufzuwecken und dich wieder auf die Beine zu kriegen. Ich hatte Angst, denn ich konnte keine Hirnaktivitäten deinerseits wahrnehmen. Das hieß, dass du... tot warst.“ Kurz räusperte sich Yami und versuchte, das aufkeimende Gefühl von Angst zu unterdrücken. Diese Situation damals ging ihm mehr als nahe und tat es immer noch, bis heute. „Ich tauschte mit dir den Körper und musste einfach gewinnen, allein schon deswegen, damit dein.. Tod nicht umsonst war. Am Ende hatte mich deine letzte Karte gerettet. Es war die Zeremonie der Magier. Du weißt, wie die Karte funktioniert, Yugi?“ Dieser nickte und wartete, dass seine zweite Seele fort fuhr. „So wurde Pegasasu besiegt und das Schattenreich zog sich zurück. Ich hatte die Hoffnung, dass du wieder... zurückamst. Und ich behielt, Ra sei Dank, recht. Du warst wieder bei vollen Kräften und ich zog mich zurück. Eigentlich wollte ich mich einwenig ausruhen, doch unerwarteter Besuch kam zu mir. Seine Gestalt war schon etwas gewöhnungsbedürftig, denn so sahen nur Araber oder Ägypter aus, nicht die Japaner. Er hatte dunkle Haut und trug einen Turban. Es war der derzeitige Träger des Sennenschlüssels namens Shadî und-“ „Warte, er trug einen Turban?“, unterbrach Yugi Yami. „Von ihm habe ich mal geträumt... in meiner ersten Nacht im Krankenhaus. Er sagte etwas zu mir, aber ich weiß nicht mehr, was...“ „Oh oh, kein gutes Zeichen“, kommentierte Jonouchi unheilvoll. Anzu und Honda nickten bestätigend. „Also, wie bereits gesagt, die Fähigkeit des Sennenschlüssels bestand darin, dass der Träger in die Seele, den Seelenraum, eindringen und alles ergründen kann. So tat es auch Shadî. Er war auf der Suche nach einem Dieb, der angeblich Pegasasu Sennenauge gestohlen hatte. Er hatte mich als Verdächtigen und wollte wissen, ob ich wirklich der Dieb war. Eine ziemlich radikale Methode, meiner Meinung nach. Doch ich machte ein Spiel daraus, denn niemand durfte einfach so in einen unserer Seelenräume eindringen, das ließ mein Stolz und mein Beschützerinstinkt dir gegenüber nicht zu. So stellte ich ihm die Herausforderung vor: Er sollte mich in meinem eigenen Seelenraum finden. Er stimmte zu, doch ich hatte einen Trick. Er hatte bis dahin nicht meinen ganzen Seelenraum gesehen, nur den Vorraum. Ich zeigte meine wahre Seele. Es bestand aus einem steinernen Labyrinth. Treppen führten zu jeder einzelnen Tür, alles war vollkommen komplex und alles hing im wahrsten Sinne des Wortes drunter und drüber. Es gab Räume, in die man ging, jedoch dann an einem anderen Ort wieder herauskam. Manche Räume waren und sind selbst mir bis heute unbekannt. Jedenfalls, ich verschwand in einen der Räume und Shadî suchte nach mir. Er brauchte seine Zeit, doch dann tappte er in eine Falle. Er sah eine Illusion von mir und schritt in den Raum. Unter ihm tat sich der Abgrund auf und er konnte sich nur noch mit einer Hand an der Kante festhalten. Er wusste, was passierte, wenn er hineinfiel. Dann wäre er ein Gefangener in meiner Seele, er würde nie mehr herauskommen können.“ „Aber wieso hast du ihm nicht geholfen?“, warf Yugi ein. Entsetzen spiegelte sich in seiner Stimme wider. „Yugi, ich war früher noch nicht so, wie ich jetzt bin. Ich spielte Spielchen, hatte Menschen ins Schattenreich geschickt, hatte sogar gewagt, Kaibas Leben zu riskieren. Ich bin nicht stolz darauf, was ich getan habe. Meistens hatte mich mein übermäßiger Beschützerinstinkt geleitet. Ich hatte noch nicht gelernt, was es hieß, zu vergeben.“ Yami seufzte kurz, auf seinen Schultern lastete die Schuld, die ihm nun vollkommen bewusst wurde. „Nun... Shadî war kurz davor zu fallen, als du auftauchtest. Du hieltest ihn fest und halfst ihm auf. Dann hattest du durch den Raum gerufen, du wusstest, dass ich dich hören würde, und gefragt, was das alles werden sollte und gesagt, ich solle ihn frei lassen. Nur dir wollte ich mich beugen, ich zollte dir den größten Respekt von allen und das ist jetzt immer noch so. Ich wusste schon immer, du warst mir ebenbürtig, denn dann hätte das Schicksal dich nicht ausgewählt, meine Seele zu befreien. Also öffnete ich meinen Raum, der alle Geheimnisse beinhaltete. Ihr gingt an unzähligen Steintafeln mit den abgebildeten Monstern, den Kaas der Menschen, vorbei. Auch an Mahâdo, dem Schwarzen Magier.“ „Der Schwarze Magier?“, rief Yugi überrascht. Er wusste nicht, wie oft er heute schon überrascht worden war. „Ja. Er hatte mir im Alten Ägypten geschworen, mir immer zu dienen und mich zu beschützen. Er wurde damals, im zweiten Krieg von Ägypten, in eine Steintafel gesperrt. Jedenfalls, da ihr für ihn Eindringlinge wart, erschien er und hätte fast Shadî angegriffen, wenn du nicht dazwischen gegangen wärst. Du kanntest ihn als Schwarzen Magier und vertrautest darauf, dass er dich wiedererkannte, schließlich war er dein Lieblingsmonster, und dich deshalb nicht angriff. Und tatsächlich, er ging beiseite. Dies war ein weiterer Beweis, dass du mir ebenbürtig warst und bist, denn Mahâdo beugte sich sonst nur mir, dem Pharao. Dies wusste auch Shadî, denn er wusste vieles, was im Alten Ägypten geschehen war und wie die Zukunft wage aussah. Er hatte erkannt, dass ich der Namenlose Pharao war und wohl kaum der Dieb eines Sennengegenstandes sein konnte. Er zog sich zurück und verschwand, doch er hatte zuvor noch seinen Namen genannt. Wir sind die einzigen, denen er es gesagt hat, Yugi.“ „Aber wer hat nun den Gegenstand gestohlen?“ „Bakura.“ „Was?!“, rief Yugi und sah automatisch zu Ryo. Dieser hielt abwehrend seine Hände vor sich und schüttelte energisch mit dem Kopf. Er wollte nicht, dass Yugi dachte, er wäre ein Dieb. „Du erinnerst dich doch noch an den Sennenring?“, fragte nun Honda. Yugi nickte. „Bakura hatte ja seine Seele ebenfalls in einen Sennengegenstand, und zwar dem Ring, eingesperrt und konnte genauso wie Atemu weiter existieren. Und wie das Schicksal so wollte, bekam Ryo es in die Hände.“ „Ach, den anderen Bakura meint ihr, den Dieb... . Hm... deshalb kam es mir bei unserer ersten Begegnung in den Sinn, dass du eigentlich immer einen goldenen Ring um den Hals trägst...“, murmelte Yugi und sah zu Ryo. Dieser nickte. „Auf der Insel trafen wir unerwartet auf Ryo. Wir hatten nicht bemerkt, dass er gar nicht er selbst war, zumindest nicht unser Klassenkamerad Ryo, sondern Bakura, der Bandit vor 3000 Jahren. Er hatte uns in eine Falle gelockt und Yami zu einem Schattenduell herausgefordert. Wir, also Jonouchi, Anzu, du und ich wurden in unsere Lieblingsmonster verwandelt, während Atemu gegen Bakura kämpfte. Es war auch das erste Mal, dass wir Atemu wirklich sahen und uns bewusst wurde, dass Yugi wirklich noch ein 'Anderes Ich' hatte, denn wir sahen Yugi als Schwarzer Magier und jemanden, der Yugi ziemlich ähnlich aussah, der gegen Bakura kämpfte. Na ja, und dann wurde Ryos Lieblingskarte gespielt, der Verräter. Die besondere Fähigkeit des Monsters war, dass er ein beliebiges Monster, egal ob auf dem eigenen Feld oder auf dem Gegnerischen, kontrollieren konnte, sodass er für ihn arbeitete. Bakura wollte den Schwarzen Magier, also Yugi, nehmen, um damit uns, das heißt Anzu, Jonouchi und mich zerstören. Dann wären wir auf dem Kartenfriedhof gefangen gewesen, und zwar für immer. Der Pharao hätte verloren und seine Macht hätte Bakura nehmen können. Doch stattdessen wollte sich Ryo opfern und übernahm das Monster auf seiner eigenen Seite, was Bakura überhaupt nicht half. Ryo wollte, dass du, Yugi, ihn angriffst, denn dann hätte Bakura verloren, doch auch Ryo wäre für immer verloren gewesen, zumindest seine Seele. Doch zum Glück kam Yami der rettende Einfall und er benutzte die Macht seines Puzzles, um Bakuras Seele in Ryos Lieblingskarte zu pflanzen und Ryo konnte seinen Körper wieder übernehmen. Also konntest du Bakura angreifen und er wäre vernichtet worden, sodass sich das Schattenreich zurückzog, ohne eine weitere Seele mitzunehmen. Nun, das hätte geklappt, theoretisch. Aber leider schaffte es Bakura durch die Macht des Sennenring zurückzukehren und Ryo wieder zu... belästigen, milde ausgedrückt. Ich traf als erster wieder auf Bakura, als ich Mokuba aus dem Kerker holen wollte. Mich verfolgten die Wachen von Pegasus und hätten mich auch fast geschnappt, wenn Bakura nicht eingegriffen hätte und sie mit seine durch einwenig Schattenmagie erschaffene Monster angegriffen hätte. Das kam mir alles wirklich merkwürdig vor. Wieso rettete Bakura Mokuba und mich?“ „Wegen Mokubas Körper“, sprach plötzlich Ryo. Alle sahen ihn verwundert an. „Da jetzt ja alle wussten, dass Bakura meinen Körper bewohnte, wollte er einen neuen Wirt haben, um nicht aufzufallen. Und es war die perfekte Gelegenheit, Mokubas Seele war noch in einer Karte gefangen und er konnte perfekt seinen Körper übernehmen. Was aus Mokubas Seele hätte werden können, interessierte ihn nicht. Doch leider war ich nicht stark genug, um ihm Einhalt zu gebieten...“ „Gib dir nicht die Schuld, Ryo“, versuchte ihn Jonouchi aufzumuntern. „Du warst stark, denn nicht jeder hätte überhaupt noch den Willen dazu gehabt, sich Bakura zu widersetzen. Er war sicherlich kein leichter Geselle und du hattest dich dennoch gegen ihn gewehrt, obwohl er so gefährlich war. Außerdem frage ich mich, ob man Bakura überhaupt hätte aufhalten können, wenn man sich den Körper mit ihm teilte.“ „Jonouchi hat recht, Ryo“, stimmte Anzu zu. Honda und Yami nickten bekräftigend. Ryo lächelte sie dankbar an. „Nun, als Bakura sich dann Mokuba schnappen wollte, konnte ich ihn noch überwältigen und ihm den Sennenring entreißen und habe ihn in den Wald auf der Insel geschmissen. Damit wurde er von Ryo ferngehalten, vorerst.“ „Wieso denn nur vorerst?“, wandte Yugi verwirrt ein. „Bakura kam zurück. Aber vorher trafen wir uns alle noch, Mokuba, Kaiba und dein Großvater wurden befreit und wir alle reisten zurück nach Domino. Natürlich war dein Großvater bereits in Domino, schließlich lag sein Körper im Domino Hospital, doch seine Seele war endlich zu seinem Körper zurückgekehrt. Aber ihr, also du und Yami, könnt stolz auf euch sein. Kaiba, der Seto Kaiba, hatte dir, und auch indirekt Yami, gedankt, dafür, dass ihr Mokuba gerettet habt!“ Yugi lächelte etwas verlegen. „Und das erste, wirklich große Abenteuer hatten wir überstanden, Aibou. Nun wusstest du von meiner Existenz und wir vertrauten uns allmählich. Wir alle, Jonouchi, Honda, Ryo, Anzu und wir beide wurden Freunde, so eng, wie sich Freunde nur sein konnten.“ Yugi sah sie der Reihe nach an. Er sah nur pure Aufrichtigkeit in ihren Augen, die volle Wahrheit, die sie ihm erzählt hatten, und konnte die Freundschaft regelrecht spüren, die sie alle miteinander vereinte. Als Letzten sah er Yami an. Nun nahm er auch diese starke Bindung zwischen ihnen wirklich wahr, die er zuvor zwar bemerkt hatte, sich jedoch nichts dabei gedacht hatte, die schon immer bestand, die es kein zweites Mal auf dieser Welt gab. Sie waren mehr als Freunde und standen enger als Brüder in Verbindung stehen könnten und würden immer für den anderen da sein, das wussten sie. Sie gehörten zusammen, Seite an Seite, und würden auch Seite an Seite kämpfen, bis zum letzten Ende. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sie alle verband eine innige Freundschaft. Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nun folgt mein zweites Nachwort in dieser FF. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass mir ein nicht so ganz unerheblicher Fehler in dem letzten Kapitel und dem jetzigen unterlaufen ist. Ich hatte eigentlich vor, in dieser Fanficition möglichst die japanische Version von Yu-Gi-Oh! zu verkörpern, deshalb habe ich auch die japanischen Namen für die Charaktere benutzt (oder habe es zumindest versucht) und nicht die amerikanischen. Doch in der japanischen Serie war einiges etwas anders als in der amerikanischen, so auch die Tatsache, dass Yugi bereits wusste, dass Yami existierte, noch bevor er und seine Freunde zum Königreich der Duellanten aufgebrochen sind. Er hatte die Existenz seiner zweiten Seite vor seinen Freunden geheim gehalten, weil er befürchtete, sie würden ihn deswegen nicht mehr als Freund haben wollen. Während des Duells gegen Yami Bakura hatte Yugi seinen Freunden erklärt, wer derjenige war, der nun um ihre Leben spielte, während Yugi der Schwarze Magier war. In der amerikanischen Version kam es so rüber, dass Yugi verwirrt war und nicht wirklich wusste, wer da um ihrer ganzer Leben spielte. Nun habe ich jedoch in diesen beiden Kapiteln geschrieben, dass Yugi bei dem Duell gegen Kaiba Angst hatte, weil eine scheinbar unbekannte Macht ihn kontrollierte, wo er doch in der Originalfassung genau wusste, wer oder was ihn da kontrollierte. Außerdem hatte ich geschrieben, Yugi hätte sich damals öfters gefragt, was ihn immer wieder so kontrollierte und hatte beständige Angst, oder zumindest Unsicherheit deswegen, was nur zum Teil richtig ist. Jedenfalls möchte ich mich für diesen Fehler entschuldigen. Ich hoffe, es ist nicht allzu tragisch. Links zu Yugis Erinnerungen Kul-Elna wird zerstört - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=TN0_e1pfQm0&NR=1 - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=HLTeIZm9Tzg Seth und sein Vater Akunadin - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=vdmhh4E1LyU - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=NTL5L8hdjOs http://www.youtube.com/watch?v=HLTeIZm9Tzg Bakura bricht in den Palast ein - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=6IZHYGlG7WA http://www.youtube.com/watch?v=3YyBP8y3goU - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=exRnmAj8qh0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=F70nypkLiHk&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=w6qL9oGpCsk&feature=related Yugis Wunsch - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=nVe50lKZg2A&NR=1 Ushio und Yami - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=nVe50lKZg2A&NR=1 Kaibas Duell gegen Yugi - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=CidnIFkkMVI&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=XuJxdH4ggNU&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=R2F3WjbMqEA&NR=1 Mais Duell gegen Yami - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=MsdW4F59BVA&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=kSRIp_slsTk&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=WJTYYEOOPt4&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=hAkoFlZGsD0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=f69zXpcArBE&feature=related Pegasasus Duell gegen Yami und Yugi - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=MA3U1xAtUnU&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=SiXCBe0Ao5I http://www.youtube.com/watch?v=vi7EzG5Y3e8&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=cCsylkmLm4M&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=je4MrvL8REg&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=uMdj6fXCnqQ&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=TZxFEP8MIA0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=GWtp93LqFbU&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=VdRjlutTgxY&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=pG6mzj3-gYc&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=vGAJZuT5n1w&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=PopDq0z9LwI&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=-EHTZkVEqWw&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=PDn5lqarvSM http://www.youtube.com/watch?v=hUn7OB7BtkE&feature=related Bakuras Duell gegen Yami - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=jmrZUJJzxsg&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=yIHACcTVUmE&NR=1 - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=1Ku1K7vByn8&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=a-uoGaZt4f8 http://www.youtube.com/watch?v=1_5zoOSjMrM Bakura rettet Mokuba und Honda - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=EzgxVz9WTV4&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=vi7EzG5Y3e8&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=GWtp93LqFbU&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=pG6mzj3-gYc&feature=related Shadî in Yugis und Yamis Seelenräumen - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=RI6dd50t91A&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=cDD-unJS-CU http://www.youtube.com/watch?v=StB7f-KN35c&feature=related Kaiba bedankt sich bei Yugi - deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=M0hD8EyaLek&feature=related - japanische Version: http://www.youtube.com/watch?v=_eqm_AG_Vz0 Kapitel 19: Befreit ------------------- Nach den letzten beiden, ziemlich langen Kapiteln muss ich sagen, dass dieses hier deutlich kürzer ist, was wohl daran liegt, dass die Erzählungen nun vorbei sind. Dennoch wünsche ich Ihnen viel Vergnügen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Sennengegenstände – Millenniumsgegenstände Sennenpuzzle – Sennengegenstände Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 19 – Befreit „Und das erste, wirklich große Abenteuer hatten wir überstanden, Aibou. Nun wusstest du von meiner Existenz und wir vertrauten uns allmählich. Wir alle, Jonouchi, Honda, Ryo, Anzu und wir beide wurden Freunde, so eng, wie sich Freunde nur sein konnten.“ Yugi sah sie der Reihe nach an. Er sah nur pure Aufrichtigkeit in ihren Augen, die volle Wahrheit, die sie ihm erzählt hatten, und konnte die Freundschaft regelrecht spüren, die sie alle miteinander vereinte. Als Letzten sah er Yami an. Nun nahm er auch diese starke Bindung zwischen ihnen wirklich wahr, die er zuvor zwar bemerkt hatte, sich jedoch nichts dabei gedacht hatte, die schon immer bestand, die es kein zweites Mal auf dieser Welt gab. Sie waren mehr als Freunde und standen enger als Brüder in Verbindung stehen könnten und würden immer für den anderen da sein, das wussten sie. Sie gehörten zusammen, Seite an Seite, und würden auch Seite an Seite kämpfen, bis zum letzten Ende. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sie alle verband eine innige Freundschaft. Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann. Plötzlich durchzuckte Yugi ein entsetzlicher Schmerz. Er hielt sich den Kopf, alles verschwamm vor seinen Augen. Er kniff angestrengt seine Augen zusammen, als unzählige Bilder an ihm vorbei zogen, auf jedem waren seine Freunde zu sehen. „Yugi, was hast du?“, fragte Anzu sofort besorgt. Alle standen auf und wollten zu Yugi eilen, der in die Knie gegangen war, fast schon am Boden kniete. „Mein... Kopf...“, keuchte dieser unter Schmerzen. Immer wieder tauchten Szenen seiner vergessenen Vergangenheit auf. Er sah, wie er und Jonouchi auf dem Dach der Schule waren; wie Anzu für ihn gegen Mai angetreten war, um an die Sternships zu kommen; wie er und Yami sich in Gedanken überlegt hatten, wie sie Pegasasu besiegen konnten; wie Kaiba sich bei ihm bedankt hatte; wie er seinen Gegner, der wie ein Magier gekleidet war und eine lilane, verrückt aussehende Brille auf hatte, vor den Schatten gerettet hatte; wie eine Frau mit langen schwarzen Haaren mit ihm über den Namenlosen Pharao sprach; wie er und Yami sich gegen Bakura und Mariku auf einem Luftschiff duelliert hatte; wie er als Ritter verkleidet auf dem Spielfeld stand und dagegen ankämpfte, seinen Yami anzugreifen; wie er, Jonouchi, Anzu und Honda sich angestrengt auf einen altägyptischen Schriftzug konzentrierten, der dann auf einer Kartusche in Atemus Hand erschien. All diese Szenen rauschten in atemberaubender Geschwindigkeit durch seinen Kopf. Erschöpfung befiel ihn, seine Kräfte verließen ihn nach und nach und er stürzte beinahe zu Boden, wenn Yami ihn nicht in allerletzter Sekunde aufgefangen hätte. Das letzte Bild, was er sah, war der, wie Yami, vor einem offenen Tor in grellem Licht stehend, sich zu ihm und seinen Freunden umgedreht hatte und einen Daumen hoch gestreckt hielt. „Yugi, Yugi!“, rief Yami außer Sorge und versuchte, seinen bewusstlosen Aibou zu wecken, doch vergebens. Yugi regte sich nicht. Sein Gesicht war noch blasser als gewöhnlich und Schweißperlen rannen seine Stirn hinunter. Vorsichtig legte Yami ihn auf das Sofa, während die anderen sich wieder auf ihre Sitzkissen setzten und besorgt Yamis Tun zusahen. „Was hatte er bloß?“, fragte sich Anzu laut. Kurz herrschte Schweigen. „Ich denke,... er hat sich wieder erinnert“, meinte Yami in einem fast schon neutralen Ton. In seinem Inneren jedoch herrschte ein völliges Chaos an Gefühlen, welches man nicht an seiner Stimme vermuten konnte. Seine Stimme klang ruhig. „Nach unserer Erzählung muss wohl irgendetwas in seinem Gehirn praktisch freigeschaltet worden sein, sodass seine Erinnerungen regelrecht auf ihn einstürmten, deshalb wahrscheinlich auch sein Kopfweh.“ „Klingt logisch“, sagte Jonouchi. „Aber wird er sich auch nachher noch an alles erinnern können?“, fragte Sugoroku in die Runde. Die anderen sahen einwenig ratlos aus. Es hieß wohl: Abwarten. Nach einiger Zeit hörten sie ein leichtes Stöhnen. Alle wandten sich wieder zu Yugi um. Dieser verzog schmerzvoll sein Gesicht. Seine Hand regte sich und langsam stützte er sich vom Sofa ab, um sich aufzusetzen. „Oh, hab ich Kopfweh...“, klagte Yugi. Er hatte seine Augen zugekniffen. „Yugi?“, fragte Anzu vorsichtig. Alle starrten ihn an. Langsam öffnete dieser seine Augen und fühlte sich augenblicklich unbehaglich, als er sah, dass die Blicke aller auf ihn lagen. Als er jedoch zu Yami sah, weiteten sich seine Augen erschrocken. Seine Gedanken rasten. „Was...? ... oh. Oh!...“ „Was hast du?“, fragte Jonouchi stirnrunzelnd. Sie alle verstanden Yugis Reaktion nicht. Yugi hatte sein Haupt gesenkt, sodass man sein Gesicht nicht sah. Seine Gefühle blieben für sie größtenteils verborgen, nur Mutmaßungen konnten sie anstellen. Diese Pose... die passt nicht wirklich zu ihm. Er sieht so... schuldig aus, fast schon gebrochen. Was hat er?, fragte sich Yami gedanklich. „Ich... oh, was habe ich bloß getan...“, murmelte Yugi. Yami behielt recht, aus Yugis Stimme war pure Reue herauszuhören. „Es tut mir so unendlich leid, Freunde!“ „Aber, was meinst du denn?“, fragte Honda bestürzt. Seine Freunde wussten ebenso wenig wie Honda, was Yugi meinte. Sie waren einfach nur verwirrt. „Ich war in den letzten Tagen, vor allem gestern und heute, kein Freund für euch! Ich habe euch zu Unrecht verurteilt, habe doch tatsächlich gedacht, dass ihr mein Vertrauen nur ausgenutzt hättet. Vor allem zu dir war ich nicht fair... Mou hitori no boku.“ Mit diesen Worten sah Yugi seinem Partner direkt in die Augen, Schuld und Trauer spiegelten sich in seinen Augen wider. Yami zuckte zurück. Er hatte nicht so viel Schuld und Reue in seinen Augen erwartet. Und er konnte es nicht ertragen, fühlte, wie sehr Yugi sich nun quälte, sich dafür schämte, wie er sie behandelt hatte. „Es tut mir so unendlich Leid, dafür, was ich über dich gedacht habe, dafür, was ich zu dir gesagt habe. Ich habe dich von mir gestoßen, vermutet, du wärst wirklich böse... . Ich hatte doch tatsächlich meinen Gegnern geglaubt, obwohl ich wusste, ich konnte ihnen nicht trauen! Wie ich euch behandelt habe, euch angeschrien und misstraut und letztendlich auch ignoriert habe. Ich war so.. furchtbar dumm... So wie ich mich aufgeführt habe, kann ich verstehen, wenn ihr nicht mehr meine Freunde sein wollt...“ Yugi wandte sich ab und sah zur Seite, konnte ihnen nicht mehr unter die Augen treten. Wie konnte ich nur... „Aber Yugi, das stimmt doch gar nicht!“, sagte Anzu bestürzt, konnte kaum fassen, was Yugi gesagt hatte. Doch keine Reaktion war von ihm zu bemerken. „Das glaubst du doch wohl nicht wirklich, Yugi“, mischte sich nun auch Jonouchi ein. Seine Stimme hörte sich fast schon empört an. Honda und Ryo konnten ihren kleinen Freund nur verständnislos ansehen. „Yugi... Aibou, sieh mich an“, ergriff Yami nach einigen schweigsamen Sekunden das Wort. Yugi regte sich nicht. Entschlossen packte der Pharao den Jungen fest an den Schultern und wartete darauf, dass dieser aufblickte. Nach einiger Zeit wandte dieser auch etwas ängstlich sein Gesicht nach vorn und blickte zu seiner anderen Seele hinauf, so zaghaft, als befürchtete er, Yami könnte ihn anschreien. Dieser sah ihn fest an, aber so sanft zugleich, wie er nur immerzu seinen Aibou ansah. „Aibou, hör mir gut zu. Du hast keinen Grund dazu, dich schuldig zu fühlen. Es war nur allzu verständlich, dass du uns misstrautest und mir solche Vorwürfe gemacht hast. Du hattest dazu sogar allen Grund, denn wir hatten dich angelogen. Du hattest nicht gewusst, dass, wenn du nach dem Namenlosen Pharao suchtest, auch unweigerlich in deiner Vergangenheit forschtest. Da du nur die... schlechte Seite erfuhrst von mir und von den Fehlern, die ich gemacht habe, war es nur menschlich, dass du mich so behandeltest. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass du mich angehört hättest, was ich zu sagen hatte, aber du warst verbittert, enttäuscht und wütend. Es war also kein Wunder, dass du so gereizt reagiertest in der Schule, als dieses Mädchen nach mir fragte oder der Referendar uns so einteilte. Doch wenn du wirklich jemandem die Schuld an dem ganzen geben willst, dann nur mir. Ich hatte den anderen gesagt, sie sollten dich so wenig wie möglich an deine Vergangenheit erinnern und praktisch dazu animiert, dich anzulügen.“ „Pharao!“, rief Jonouchi laut. Seine Stimme klang fast schon warnend. „Ich dachte, wir hätten das schon vor einigen Tagen geklärt!“ „Trotzdem fühle ich mich immer noch für alles verantwortlich, Freunde...“, sagte Yami, murmelte es fast schon. „Tja, daran bist du aber nicht der einzig Verantwortliche!“, mischte sich nun auch Honda ein. Ryo und Anzu nickten bestätigend. „Wir hatten auch gelogen, und das macht uns ebenso zu Mittätern.“ „A-Aber wieso denn?“, fragte Yugi von den Kopf gestoßen. Er sah seine Freunde ein wenig verzweifelt an. „Wieso wolltet ihr denn nicht, dass ich mich wieder an das Geschehene, an euch, erinnere?“ Nun lag es an Yami, seinen Blick abzuwenden. Er sagte, ohne Yugi anzublicken: „Ich hatte vorhin in der Schule gesagt, dass es zu deinem eigenen Schutz wäre. Doch dies war nicht wirklich der wahre Grund. Ich wollte dir ein möglichst normales Leben bieten. Ich war immer Schuld daran, dass du, dass ihr alle, kein normales Leben führen konntet, wie andere Teenager in eurem Alter, stattdessen musstet ihr an Schattenspielen teilnehmen, gegen Größenwahnsinnige kämpfen, die die Welt beherrschen wollten. Ihr brachtet immer wieder eure Leben in Gefahr, zu oft hattet ihr eure Seelen verlieren müssen und nur knapp konntet ihr gerettet werden. Und du, Yugi, du warst wohl am meisten gefährdet. Du besaßest das Puzzle, das mächtigste aller Sennengegenstände, weshalb es alle praktisch auf dich abgesehen hatten, du hättest fast dein Leben verloren, als du mich retten wolltest, indem du das Puzzle im Feuer zusammengesetzt hattest. Nur dank deiner Freunde konntest du, und auch ich, gerettet werden, ich dagegen war machtlos, ohne dich, den Träger des Sennenpuzzles, ich konnte nur mit ansehen, wie du in den Flammen bewusstlos wurdest. Immer wieder hattest du mich unterstützt, obwohl ich der Gefahrenmagnet für euch war, und ich bedankte mich einmal damit, indem ich das Siegel von Orichalkos spielte. Ich habe mir das nie verziehen, und werde es auch nie. Deswegen wollte ich, dass du dich nicht erinnerst, damit du ein vollkommen normales, dir wohl verdientes Leben führen konntest, zum Dank dafür, dass du immer hinter mir standest, die ganze Zeit über. Ich wollte dich einfach beschützen vor dem Leben, in welchem du dich so lange hattest duellieren müssen.“ Nach dieser, für Yamis Verhältnisse, ziemlich langen Rede, welche einige seiner Gedanken und Gefühle preisgab, waren seine Freunde und Yugis Großvater ziemlich geplättet. Das alles hatten sie nicht vom Pharao erwartet. Er hatte ihnen seine schwache Seite offenbart, was zu seiner Pharaonenzeit hätte sehr gefährlich sein können. „Ach herrje, Mou hitori no boku...“, seufzte Yugi und schüttelte den Kopf. „Das stimmt doch gar nicht.“ Yami sah überrascht zu seinem Aibou. Was? „Zuerst sollte wohl gesagt werden, dass ich doch nicht so geschützt war, wie du dachtest, denn trotzdem haben mich diese Schattenduellanten herausgefordert. Es war wohl besser so, denn dann hätte ich nun nicht die volle Wahrheit von dir erfahren und jetzt auch nicht mehr mein Gedächtnis wieder, Mou hitori no boku. Es stimmt, dass ich vor einigen Wochen zu dir meinte, ich wollte ein normales Leben führen. Aber das war doch kein Vorwurf dir gegenüber. Ich war nur so aufgewühlt nach meinem Traum, deshalb war es mir so ausgerutscht. Das heißt nicht, dass ich es je bereue, das Puzzle gelöst zu haben oder all die Abenteuer überstanden zu haben. Ganz im Gegenteil, ich bin ganz froh darüber, denn durch durch all diese Ereignisse habe ich gelernt, mutig zu sein und mich auch nicht unterkriegen zu lassen. Durch dich habe ich Freunde gefunden! Ich habe dir so viel zu verdanken, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Deshalb macht es mir nichts aus, dir auch zu helfen, dich in den Duellen zu unterstützen oder gegen unsere Gegner zu kämpfen, denn dazu sind Freunde da, oder nicht? Auch wenn es mich, uns allen, viel Kraft gekostet hat und wir auch einige Niederlagen hinnehmen mussten, letzten Endes hatten wir gesiegt. Die Abenteuer haben uns bereichert, wir wurden stärker und haben gelernt, noch mehr zusammenzuhalten, egal, wie die Situation auch stand. Und wenn ich das Puzzle nicht gelöst hätte, dann hätte ich niemals einen so wunderbaren Freund kennen gelernt. Dich. Wir sind Freunde, Mou hitori no boku, und das wird auch immer so bleiben. Außerdem wüsste ich auch nicht so recht, wie es sein würde, wenn wir ab jetzt ein stinknormales Leben führen würden, das wäre doch sicherlich etwas langweilig, nicht, mein Pharao?“ Yugi lächelte Yami freundschaftlich an und zwinkerte. Yami sah ihn zunächst vollkommen überrascht, ja beinahe überrumpelt an, dann jedoch erwiderte er Yugis Lächeln. Er fühlte sich nun so befreit und glücklich, wie er es seit Wochen nicht mehr war. Es war, als ob alle Last von seinen Schultern genommen wurde. In Atemus Augen war pure Dankbarkeit und Erleichterung zu sehen, das konnte Yugi sofort erkennen. „Das ist unser alter Yugi!“, rief Jonouchi plötzlich laut und alle sahen ihn perplex an. Nach einigen Sekunden mussten sie lachen; die Spannung, die noch kurz zuvor geherrscht hatte, löste sich schlagartig auf. Yami nahm seine Hände von Yugis Schultern und rückte zurück zu seinem vorherigen Platz. „Du kannst dich tatsächlich wieder an alles erinnern, Yugi!“, rief Anzu erfreut aus. Erleichterung durchflutete sie. „Ja. Und nochmals, es tut mir Leid, dass ich in den letzten Tagen so... ähm... so... doof zu euch war“, sagte Yugi und fand kein wirklich treffendes Wort dafür, wie er sich ihnen gegenüber verhalten hatte. „Yugi, hat's Yami dir nicht schon lang und breit erklärt?“, meinte Honda kopfschüttelnd. „Du musst dich für nichts entschuldigen.“ „Aber-“ „Kein aber, Yugi!“, sagte Jonouchi überschwänglich. „Trotzdem entschuldige ich mich bei euch.“ Daraufhin gab Jonouchi Yugi eine harte Kopfnuss. „Au, Jonouchi!“ „So, das war jetzt dafür, dass du mir widersprochen hast!“ Yugi lachte und fühlte sich nach fünf Wochen das erste Mal so wirklich befreit. Er wusste wieder, was in seiner Vergangenheit passiert war und konnte mit Gewissheit sagen: Alle in diesem Raum waren seine Freunde. Er scheint jetzt so erleichtert und glücklich, dachte Anzu erfreut. Das steht ihm viel besser als die verbitterte, misstrauische Maske, die er in den letzten Tagen immer trug. „Och nein, morgen haben wir Geschichte“, kam es plötzlich von Yugi. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte Sugoroku verdutzt. „Ich habe über den Tag nachgedacht. Und das mit dem Referendaren...“, meinte Yugi und errötete. Ihm war dieser Vorfall höchst peinlich, denn er hatte selber nicht erwartet, dass er einmal so ausrasten würde, und das auch noch gegenüber einem Lehrer. Tja, seine Wut und Empörung war eben stärker gewesen als seine Selbstbeherrschung. „Das war wirklich genial von dir, Yugi!“, sagte Jonouchi und musste lachen, als er sich daran erinnerte. „Dem Möchtegern-Lehrer hast du es wirklich gezeigt!“ „Das stimmt zwar, aber ich denke nicht, dass er es Yugi einfach so durchgehen lassen wird. Die nächsten Geschichtsstunden wird er uns wahrscheinlich sehr im Auge behalten.“, gab Anzu zu bedenken. „Aber verdient hatte er es ja“, mischte sich Honda ein. „Unseren Pharao so zu beleidigen, das lassen wir ihm doch nicht so durchgehen.“ „Zumindest haben wir nur noch morgen mit ihm, dann ist ja Wochenende“, sagte Ryo, bevor noch jemand etwas gegen den Referendaren sagen konnte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Referendar noch eine große Rolle spielen wird... „Könnte mich jemand vielleicht aufklären, was mit diesem Referendaren los war?“, sagte Yugis Großvater laut. Hätte er gewusst, was daraufhin folgen würde, hätte er lieber seinen Mund gehalten. Yugis Freunde fingen sofort an zu erzählen, wie Yugi den Pharao heftig verteidigt hatte und wie der Referendar immer reagiert hatte, wie Yugi ihm immer wieder gekontert hatte, während der Referendar langsam in die Enge getrieben wurde, bis Yugi schlussendlich den Schwur verlauten ließ, er würde die Wahrheit über den Namenlosen Pharao schon noch herausfinden. Nichts ließen sie aus oder gar unkommentiert. Yugi wollte am liebsten im Erdboden versinken, so sehr schämte er sich für seinen Ausraster in der Schule. „Du hast mich hervorragend verteidigt, weißt du das, Aibou?“, grinste ihn Yami von der Seite an. Dieser hielt sich lieber aus den Erzählungen seiner Freunde heraus, viel lieber beobachtete er Yugi Reaktionen. „Natürlich, ich meine, so, wie er über dich geredet hat... auch wenn ich nur den Impuls hatte, dich zu verteidigen. Aber es ist mir dennoch unangenehm, so vor der ganzen Klasse rumgeschrien zu haben..“, sagte Yugi und wurde zum Ende hin immer leiser. Er stellte selbst eine mehr als überreife Tomate in den Schatten. „Trotzdem, danke, Aibou.“ Ein ehrliches Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Pharaos. Yugi erwiderte das Lächeln. Kapitel 20: Normalität? Niemals! -------------------------------- Endlich kommen wir bei dem Textauszug in meiner Kurzbeschreibung an, nach 20 Wochen! An dieser Stelle möchte ich mich auch für meine treuen Leser bedanken, die immer noch nicht längst des Lesens meiner FF müde sind. Hm... dieses Kapitel wurde auch unabsichtlich länger als meine sonstigen. Ich muss Sie jedoch warnen, verehrter Leser: Dieses Kapitel erscheint zwar etwas Shônen-Ai-lastig (Jungenliebe) zwischen Yugi und Yami, doch ich hege keinerlei Absicht, sie zusammenkommen zu lassen, auch wenn ich mich dazu bekenne, ein kleiner Puzzleshipping-Fan (YugiXYami/ YamiXYugi) zu sein. Doch ich kann nicht bestreiten, dass es, wie bereits in meiner Kurzbeschreibung erwähnt, hauptsächlich um Yugi und Yami geht. Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Spaß mit den Fragen, die Sie sich sicherlich am Ende dieses Kapitels stellen werden. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Oyasumi – Gute Nacht Gomen – Entschuldigung Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Akunamukanon – Aknamkanon (Pharao) Akunadin – Aknadin (Hohepriester des Pharaos) Mahâdo – Mahad Kul Elna → Kuru Eruna (japanische Aussprache, weil sie das 'l' nicht wirklich hinkriegen) Sennengegenstände – Millenniumsgegenstände Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 20 – Normalität? Niemals! Den ganzen Abend blieben Jonouchi, Anzu, Ryo und Honda bei den Mutos. Es war eine ausgelassene Stimmung und jeder war glücklich, alle schienen regelrecht befreit. Es gab keine Geheimnisse mehr unter den Freunden. Zumindest nicht zwischen Yugi und Jonouchi, Anzu, Honda und Ryo. „Okay, vielleicht sollten wir allmählich los“, gab Honda zu bedenken und sah zur Wohnzimmeruhr. Es war bereits nach elf. „Oh, schon so spät?“, sagte Anzu und schien etwas enttäuscht, nicht noch länger bleiben zu können. Daraufhin verabschiedeten sich die vier Gäste von ihren 'Gastgebern' und machten sich auf den Heimweg. „Oyasumi, Jii-san!“, wünschte Yugi seinem Großvater noch eine gute Nacht und schloss die Tür zu seinem Zimmer. Langsam trabte er zum Bett und ließ sich darauf fallen. Ein tiefes Seufzen entfloh ihm. „Erschöpft, Aibou?“, fragte ihn sein anderes Ich. Der Pharao saß auf seinem Futon, ein Bein ausgestreckt, während das andere angewinkelt war, sodass er seinen Arm darauf legen konnte. „Das kannst du laut sagen...“, murmelte Yugi. „Mein Kopf fühlt sich an wie Blei, diese ganzen Erinnerungen, die auf mich einstürmten; ich dachte, mein Kopf würde platzen...“ „Zumindest erinnerst du dich jetzt wieder an alles. Und darüber bin ich wirklich froh.“ „Ich auch“, stimmte Yugi zu und setzte sich auf, sodass er Yami ansehen konnte. Lange musterte er sein anderes Ich, starrte ihn regelrecht an. Dieser hob auch nach einigen Minuten des Schweigens fragend eine Augenbraue. „Gomen, Mou hitori no boku. Ich wollte dich nicht so anstarren, aber jetzt erst realisiere ich wirklich, dass du deinen eigenen Körper hast. Vorher wusste ich ja noch nicht, dass du noch vor kurzem als Geist umhergewandelt bist, aber jetzt, wo ich mich wieder an alles erinnere... Glückwunsch, Yami.“ Dieser sah ihn nachdenklich an, während Yugi sich auf das Bett legte, sich zudeckte und zur Seite drehte, in Richtung Wand – seine übliche Schlafposition. Er hat mich Yami genannt... das tut er doch sonst nie, sondern immer Mou hitori no boku, zumindest früher war es so. Und dieser Glückwunsch hörte sich nicht wirklich freudig an... Yugi hing derweil seinen etwas trüben Gedanken nach, bis er jedoch ein Gewicht auf seinem Bett spürte. Verwundert sah er auf die andere Seite und entdeckte Yami, der auf seiner Bettkante saß. „Was hast du, Aibou?“, fragte der Pharao und sah seinen Schützling an. Wenn man genau hinsah, erkannte man die Sorge in Yamis Augen. „Nichts“, antwortete Yugi, sah jedoch nicht in die Augen seines Gegenübers. „Aibou, du weißt, dass du mich nicht anlügen kannst. Sag, was hast du?“ „Ich... es ist wirklich nichts, Mou hitori no boku...“, versuchte sich Yugi herauszureden. „Vertraust du mir nicht mehr?“ Diese Frage ließ Yugi erschrocken zusammmenfahren und er sah überrascht, ja fast schon bestürzt, zu seinem anderen Ich hinauf. „Wie kommst du denn darauf? Natürlich vertraue ich dir!“ „Warum willst du mir dann nicht die Wahrheit sagen?“, fragte Yami ernst. Ein kleiner Funken Enttäuschung war in seinen Augen zu lesen. Schuldbewusst senkte Yugi sein Haupt, schwieg weiterhin. Yami wandte sich enttäuscht von seinem Partner ab und wollte zu seiner eigenen Schlafstätte zurückkehren, als er seine Stimme vernahm. „Ich fühle mich so einsam.“ Überrascht und erschrocken zugleich wandte sich Yami zu seinem Aibou um. Dieser hatte sich halb aufgerichtet, mit einer Hand stützte er sich von seinem Bett ab. Yami konnte im schwachen Mondlicht gerade noch sehen, wie Yugi seinen Blick von ihm abwandte, als würde er nicht wollen, dass Yami ihm in die Augen schaute. Er fragte sich, was es war, was Yugi vor ihm verbarg. „Diese Leere, sie plagt mich schon, seitdem ich im Krankenhaus aufgewacht bin. Ich fühlte mich so, als ob mir etwas fehlen würde. Damals wusste ich noch nicht den Grund dafür. Doch jetzt, wo ich mich wieder an alles erinnere... .“ Kurze Zeit trat Schweigen ein, in der Yugi mit sich rang, die nächsten Worte zu sagen. „Ich... ich vermisse dich, Mou hitori no boku...“ „Aibou...“, flüsterte Yami und näherte sich Yugi. Dieser sah seinen Partner immer noch nicht an, hielt stattdessen seinen Blick gesenkt und konnte so nicht sehen, wie Atemu sich wieder auf sein Bett setzte. Nur durch das plötzliche Gewicht bemerkte er, dass Yami wieder auf seinem Bett saß. „Aibou, ich bin ja nicht vollkommen verschwunden...“, versuchte Atemu ihn zu beruhigen. „Ich weiß, und natürlich stimmt das! Aber... ich fühle mich so, als wäre ich vollkommen allein, genauso wie vor einem halben Jahr, als du ins Totenreich gekehrt warst. Damals war es wirklich... hart für mich, ohne dich. Und jetzt ist es genauso. Ich... ich bin es nicht mehr gewohnt, ohne eine zweite Seele in meinem Herzen. Ohne dich bin ich nur zur Hälfte Muto Yugi...“ Yami war ehrlich gesagt sprachlos; er hatte nicht erwartet, dass Yugi so an ihm hing, sogar so abhängig von ihm war. Er wusste nur zu gut, wie sein Partner sich fühlte. Er spürte es ja selber von Tag zu Tag, dass etwas in ihm fehlte. Er vermisste ihre persönlichen Gespräche, die sie nur in Gedanken ausgetauscht hatten, er vermisste es ebenso, die Gefühle und Gedanken seines Aibou zu wissen und auch seine eigenen mit ihm zu teilen. Yugi war der Einzige und wird auch der Einzige sein, dem er all seine Gefühle und Gedanken offenbaren wollte. Yugi jedoch deutete Yamis Schweigen falsch und sagte: „Aber natürlich freue ich mich dafür, dass du jetzt einen eigenen Körper hast, ehrlich! Ich meine, jetzt kannst du alles selber tun... du brauchst mich nicht mehr beschützen, dann bin ich dir keine Last mehr...“ „Yugi, jetzt hör auf, so einen Unsinn zu reden!“, befahl Yami scharf. Sein Gegenüber zuckte zusammen. So hatte Yami noch nie mit ihm geredet. „Es tut mir Leid, dich so angefahren zu haben... Aibou“, meinte Yami nun sanfter. „Aber denkst du wirklich, du wärst jemals eine Last für mich gewesen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr Yami fort. „Nein, niemals. Erst dank dir konnte ich mich außerhalb des Puzzles bewegen! Du warst mein Retter! Ich... ich war ebenso einsam, ganz allein im Puzzle eingesperrt. Und ich konnte kaum etwas tun, ich war so machtlos. Doch dann flutete plötzlich ein strahlend helles Licht durch meine Seelenkammer und ich fühlte mich so unendlich frei. Dieses Licht kam von dir, Yugi! Ich hatte dich schon von Anfang ins Herz geschlossen, deshalb wollte ich dich immer beschützen. Und nicht nur das, nein, du hast mir auch gelehrt, wie es war, Freunde zu haben, die immer hinter einem stehen. Ich durfte deine Güte und deinen Mut kennen lernen, deine Moral und deine Gerechtigkeit. Und ich werde dich auch weiterhin beschützen, sogar mit meinem Leben, wenn es sein muss. Schließlich warst und bist du immer der wichtigste Mensch für mich auf dieser Welt, und wirst es auch immer bleiben. Daran wird sich nichts ändern, egal, was auch immer geschehen wird, Hikari.“ Yugi sah ihn verwundert an. Hatte Yami das gerade wirklich gesagt? Er war ihm der wichtigste Mensch auf dieser Welt? Und seit wann nannte er ihn 'Hikari'? Leichte Röte schlich sich auf sein Gesicht. „Auch wenn wir jetzt körperlich getrennt sind, Aibou, uns verbindet immer noch etwas.“ „Und was?“, fragte Yugi. Da sahen sie sich fest in die Augen. Pure Aufrichtigkeit war in Atemus Augen zu sehen, als er sagte: „Freundschaft, wie sie zwei Seelen noch nie verbunden hat, die man nie wird trennen können. Ich werde dich nie mehr alleine lassen, das schwöre ich.“ Vollkommen unerwartet umarmte Yugi Yami. Dieser war anfangs überrascht, fing sich jedoch schnell und erwiderte die Umarmung. Zum ersten Mal konnten sie sich tatsächlich berühren, sich wirklich umarmen. „Vielen Dank, Mou hitori no boku“, flüsterte Yugi leise. „Dafür, dass du immer bei mir bist. Ich werde immer hinter dir stehen, versprochen.“ „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken, schließlich gehört das zu der Aufgabe eines wahren Freundes“, meinte Yami lächelnd. Er war unendlich froh, dass er Yugi als Freund hatte. „Du musst mir immer widersprechen, oder?“, fragte Yugi gespielt beleidigt, lachte jedoch bald auf. Daraufhin grinste Yami ihn an, als sie sich wieder lösten. „Wer wäre ich denn, wenn ich dir nicht immer widersprechen würde?“, zwinkerte der Ältere. „Ein Freund, dem ich nicht liebend gern den Mund zu kleben will“, grinste Yugi zurück. „Aufstehen, Jungs!“, schallte Sugorokus Stimme durch das Haus bis nach oben zu den beiden Schlafenden. „Wer auch immer die Zeiten für die Schule festgelegt hat, den verfluche ich...“, murmelte Yugi verschlafen. Doch da er nun wach war und wohl kaum wieder einschlafen konnte, oder eher durfte, richtete er sich schwerfällig auf. Er stutzte kurz, als er einen anderen Körper neben sich spürte. Was?!, fuhr es ihm zunächst geschockt durch den Kopf. Da fiel es ihm wieder ein. Yami war nach dem klärenden Gespräch zu müde gewesen, um wieder zu seinem Schlafplatz zu gehen. Dann hatte er sich dreist auf Yugi Bett gelegt, trotz der anfänglichen Proteste Yugis, hatte sich Yugis Kissen geschnappt, sich darin eingekuschelt, natürlich nicht ohne ein riesiges amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht, und war auch bald eingeschlafen. Noch einige Zeit lang hatte Yugi den Pharao beobachtet. Er fühlte sich so frei, Erleichterung und Glück durchflutete sein Herz. Er ist wirklich ein wahrer Freund, war Yugis letzter Gedanke gewesen, bevor er seinem Partner ins Traumland gefolgt war. Yugi sah zum Pharao, der immer noch nicht aufgewacht war, trotz des Rufs seines Großvaters. Er hatte sich immer noch in das Kissen gekuschelt. Wenn man ihn so sah, konnte man kaum glauben, dass dieser Schlafende tatsächlich ein Pharao war und Stolz seinen Charakter prägte. Bei diesem Bild fiel Yugi einfach nur ein Wort ein – süß. Yugi lachte leise. „Was gibt es denn schon am frühen Morgen zu lachen, Aibou?“, fragte ihn eine mehr als verschlafene Stimme. „Nichts, nichts“, sagte Yugi lächelnd und beugte sich über sein anderes Ich. „Komm, aufstehen, mein Pharao.“ „Wie spät... ist es denn?“ „7.45 Uhr.“ „Wie bitte?!“, rief Yami erschrocken und setzte sich ruckartig auf. Sofort bereute er es, als er von einem starken Schwindel befallen wurde. Yugi lachte. „Keine Angst, Mou hitori no boku, es ist erst halb sieben.“ Daraufhin sah der Pharao seinen Schützling mit einem bösen Blick an. Doch dann grinste er fies. „Was hast du vor, Yami?“, fragte Yugi misstrauisch geworden. Ihm war dessen Grinsen nicht ganz geheuer. „Du hättest lieber besser daran getan, mich nicht zu erschrecken...“, sagte der Pharao unheilvoll und stürzte sich plötzlich auf seinen Partner. Dieser konnte einen erschrockenen Aufschrei nicht unterdrücken. Doch dann musste er lachen, als Yami anfing, ihn durchzukitzeln. „Okay, okay, Mou hitori... no boku... ich geb... ja schon... auf!“, japste Yugi. Bald ließ Yami auch von ihm ab und setzte sich wieder gerade hin. Sein Blick war triumphierend. „Tja, das hast du davon, einen Pharao so reinzulegen.“ Yugi schmollte nur. „Guten Morgen, Yugi, Pharao!“, begrüßten ihre Freunde sie vor dem Game Shop. „Guten Morgen, Freunde!“, grüßte Yugi zurück, während Yami ihnen wie immer zunickte. „Haben sich eure Eltern gewundert, wo ihr geblieben seid?“, fragte Yugi in die Runde. „Meine Eltern haben nur gefragt, wo ich war, aber ansonsten nichts“, antwortete Honda. „Meine Mutter hatte schon damit gerechnet, dass ich wieder bei dir war. In letzter Zeit war das ja ziemlich häufig“, meinte Anzu. „Du kennst ja meinen Vater“, sagte Jonouchi schlicht. Yugi nickte bestätigend. Er wusste, Jonouchi würde nicht mehr darüber sagen, denn seine Familienverhältnisse waren nicht die besten. Nur Yugi wusste wirklich, was in der Vergangenheit Jonouchis passiert war, denn Jonouchi hatte dies einzig Yugi erzählt. Nach einiger Zeit bemerkte Jonouchi etwas, was er auch sofort laut verlauten ließ. „Du siehst heute so fröhlich aus, Yugi.“ „Das bin ich auch. So fröhlich bin ich schon seit Wochen nicht mehr“, lächelte Yugi. Yugi hüpfte fast schon den Weg zur Schule, so unbeschwert war er heute. Seine Freunde sahen sich nur an und lächelten glücklich. Sie hatten diesen Yugi schon lange vermisst. Aber nicht nur Yugi scheint heute viel unbeschwerter zu sein als sonst, dachte Anzu und sah Yami von der Seite her an. Yami sieht so... ja, so fröhlich aus, er ist nun wieder ein vollkommen anderer. Nichts erinnert mehr an den distanzierten, kühlen Pharao vor ein paar Tagen. Er muss wirklich glücklich sein, dass Yugi wieder sein Partner ist. Das einzig Negative für Yugi war an diesem Nachmittag der Geschichtsunterricht. Als der Referendar das Klassenzimmer betrat, verfinsterten sich die Blicke der Freunde schlagartig. Nach dem üblichen Gruß setzten sich die Schüler in ihre jeweiligen Gruppen zusammen. Sie sollten heute ein Konzept erstellen, wie sie an das Thema herangingen und welche Quellen sie dabei benutzen wollte. Wirkliches Informationensammeln war noch nicht dran. „Na ganz toll, einen Plan erstellen“, stöhnte Jonouchi. „Was sollen wir denn bitte für einen Plan erstellen? Wir können Yami doch einfach alles fragen!“ „Aber wir müssen auch irgendwelche Beweise finden, dass unsere Informationen auch der Wahrheit entsprechen. Ich denke nämlich nicht, dass er uns glauben wird, dass Yami wirklich der Namenlose Pharao ist“, gab Anzu zu bedenken. „Stimmt auch schon wieder“, stimmte Honda nachdenklich zu. „Wie wär's mit den Fotos hier?“, fragte Yugi und kramte kurz in seiner Tasche. Er holte sein Collegeblock heraus und schlug es auf. Viele Augenpaare flogen in die Höhe, als sie die vielen Fotos sahen. Allesamt bildeten sie verschiedene Steintafeln ab. „Das sind die Steintafeln über den Namenlosen Pharao. Ihr wisst doch, dass ich in letzter Zeit häufig dem Museum einen Besuch abgestattet habe. Ich... wollte nachforschen, nach diesem Pharao. Doch diese Steintafeln, die jetzt bei der Ausstellung zur Schau gestellt werden, haben nur wenig Informationen in sich. Ich wollte noch mehr herausfinden und bat den Musuemsdirektor, mir alle Fotos, die er von den Steintafeln des Namenlosen Pharao hatte, welche er von manchen Archäologen geschickt bekam, zu geben. Ich wollte mir die Inschriften durchlesen und-“ „Warte mal. Die Inschriften durchlesen? Aber wie wolltest du das denn machen?“, fragte Anzu irritiert. „Habe ich euch nicht gesagt, dass ich Hieroglyphen lesen kann?“ „Ähm... nein...“, sagte Jonouchi lahm. Er und seine Freunde sahen Yugi mit großen Augen an. Sie dachten, das Ereignis mit der einen Steintafel, die Yugi lesen konnte und dann auch schon sein Gedächtnis verlor hatte, sei einmalig gewesen. „Oh... hab ich wohl vergessen. Entschuldigt, Leute“, lächelte Yugi verlegen. Nun, vergessen habe ich es nicht wirklich. Ich hielt es nicht für klug, einfach zu sagen, ich könnte Hieroglyphen lesen. Ich hätte damals nicht gedacht, dass sie mir dies abkaufen würden. „Jedenfalls, diese Fotos können doch als Beweise dienen.“ „Hm... keine schlechte Idee“, kommentierte Honda. „Was hast du denn durch diese Steintafeln herausfinden können?“ „Ähm...“, sagte Yugi und wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken. „Manche beschrieben einfach nur das Leben der Bürger zu deren Zeit und manche das Leben der Priester und Berater. Doch auf einer Steintafel stand etwas über die Sennengegenstände. Dass für ihr Erschaffen 99 Menschenleben aus Kul-Elna geopfert wurden und deren Macht aus der Kraft der Schatten, des Todes, bezogen wurde. Aber die genaue Bestimmung der Sennengegenstände stand nicht dort. Das waren einfach zu wenig Informationen, denn als ich mich noch nicht erinnern konnte, hatte ich den Eindruck, dass diese Gegenstände nur zur Vergrößerung der Macht des Namenlosen Pharao dienten und deshalb ein Krieg ausbrach, der dem Volk erheblichen Schaden zufügte und nicht, wie es in Wirklichkeit war, um den bereits herrschenden Krieg zu beenden. Man könnte auch denken, der Namenlose Pharao hätte das Opfern so vieler Menschenseelen angeordnet, obwohl es Akunadin war, wobei selbst Akunamukanon nichts von den Opfern wusste.“ Entschuldigend sah Yugi zu Yami. Er fühlte sich mies, dass er doch tatsächlich geglaubt hatte, der Namenlose Pharao hätte so etwas tun wollen. An Yamis Blick konnte er erkennen, dass dieser ihm nicht böse war. „Das heißt, der Lehrer könnte den Spieß mit Leichtigkeit umdrehen und uns mit diesen Steintafeln die Luft abschnüren“, fasste Anzu mit gerunzelter Stirn zusammen. Der Pharao sah sich die Steintafeln noch einmal genauer an. „Hm, ich denke, das sind nicht alle Steintafeln über mich“, sagte er nachdenklich. „Das hatte ich mir auch gedacht, dass sie vielleicht Deversten sind, also viele Steintafeln zu ein und demselben Thema, die einzeln keinen Sinn ergeben. So etwas soll es ja geben. Wie kommst denn du zur Annahme, dass es noch weitere geben müsste? “, fragte Yugi. „Wenn du dir diese Steintafeln der Reihe nach durchliest, merkst du, dass vieles fehlt. Die Verbindungsstücke fehlen, die die ganze Geschichte erst komplett machen. Jede Steintafel, die du hier hast, erzählt über jeweils ein anderes Geschehen, alles ist so sprunghaft. Doch bei den Magischen Steintafeln war es immer so, dass sie alle immer einen Zusammenhang hatten. Die Geschichte, einfach alles, wird nach und nach erzählt, sodass, wenn man alle Steintafeln zu einem Pharao gefunden hatte, eine komplette Geschichte herauskam.“ „Was meinst du denn mit 'Magischen Steintafeln'?“, fragte Yugi verwirrt. Die anderen Freunde erinnerten sich an diesen Begriff, der bereits bei dem ersten Telefonat mit den Ishutarus gefallen war. „Die Magischen Steintafeln sind die Steintafeln, die verzaubert wurden. Was glaubst du, warum man so wenig über den Namenlosen Pharao herausfinden konnte? Die Steintafeln wurden so verzaubert, dass die Nicht-Eingeweihten nur die halbe Wahrheit lesen konnten, wie zum Beispiel dass ich sechs Priester hatte oder ein Krieg zu meiner Zeit geführt wurde, aber den Grund für den Krieg und vieles weitere bleibt ihnen verborgen; nur eingeweihte Priester und der Pharao selbst kann die Steintafel komplett lesen. Vor allem bei den Steintafeln meines Vaters und den meinen wurde vieles verzaubert, denn die Informationen waren teilweise nur für die Priester und den Pharao der nächsten Generation, also Seth, vorherbestimmt.“ „Wow, wozu Magie früher alles da war“, sagte Yugi beeindruckt. „Also müssen wir noch die restlichen Steintafeln finden, um dem Referendar den Wind aus den Segeln zu nehmen, richtig?“, meinte Anzu. Nicken seitens Yami erfolgte. „Okay, dann kann ich den Museumsdirektor darum bitten, uns weitere Fotos von den Steintafeln zu geben“, legte Yugi fest. „Wir können ja alle zusammen am Wochenende dort hingehen, wir haben ja erst nächste Woche wieder Geschichte“, schlug Anzu vor. Alle nickten bestätigend. „Ich frage mich nur, wie es dazu kommt, dass du Hieroglyphen lesen kannst“, sagte Yami leise an Yugi gewandt. „Ich meine mich nicht daran zu erinnern, dass du schon damals, vor einem halben Jahr, dies konntest. Doch im Museum, vor drei Wochen, konntest du diese eine Steintafel lesen. Das ist eigentlich unmöglich für dich, zudem es ja auch verzaubert ist und du es hättest nicht entziffern können. Und jetzt kannst du anscheinend all meine Steintafeln mühelos entziffern, als wäre Alt-Ägyptisch deine Heimatsprache. Das gibt mir nun wirklich zu denken.“ „Hm...“, machte Yugi und runzelte die Stirn. „Das habe ich mich auch schon gefragt, und ich habe immer noch keine Antwort darauf. Vielleicht... kann ich es, weil ich dein Seelenpartner bin. Ich meine, du bist ein Pharao und kannst deshalb auch diese Steintafeln durch deine Magie entziffern, und da wir schon so lange im Geiste verbunden gewesen sind, hat sich deine Magie auf mich ein wenig übertragen und ich beherrsche es, die Hieroglyphen zu lesen.“ „Aber wenn das wirklich stimmen sollte, dann hättest du doch auch vor einem halben Jahr die Steintafeln lesen können. Die, die in meiner Grabkammer waren“, vermutete Yami. „Stimmt auch schon wieder... . Doch damals konnte ich es noch nicht, glaube ich zumindest“, sagte Yugi nachdenklich. „Irgendwie ergibt es für mich jetzt gar keinen Sinn mehr... wie kommt es bloß, dass ich die Steintafeln lesen konnte?“ Nun war er völlig verwirrt. „Und, habt ihr bereits ein Konzept?“ Alle wandten sich zu der Stimme erschrocken um. Der Referendar stand direkt hinter ihnen. „Wie lange stehen Sie schon da?“, fragte Yugi misstrauisch. Wehe, wenn er unserem Gespräch gelauscht hat! „Ach, immer noch so schlecht gelaunt, Muto?“, entgegnete dieser fast schon grinsend, wich jedoch, unbemerkt von den anderen, der Frage aus. „Nur in Ihrer Nähe“, murmelte Yugi, jedoch so leise, dass nur seine Freunde ihn verstehen konnten und nicht auch der Referendar. Jonouchi lachte verhalten, während die anderen einigermaßen überrascht drein sahen. Seit wann war der alte Yugi denn so gereizt jemandem gegenüber? „Wie sieht nun euer Plan aus?“ „Wir wollen ins Museum und einige Informationen über den Namenlosen Pharao herausfinden.“ „Welch grober Plan. Und konkreter habt ihr es noch nicht?“ „Doch, sicherlich. Ich lasse einfach ein paar Beziehungen meines Großvaters spielen, Muto Sugoroku, ein bedeutender Archäologie im Bereich der 18. Dynastie, vor allem in der Epoche des Namenlosen Pharao. Er könnte uns bestimmt ein paar Steintafeln zu diesem Pharao übersetzen, und zwar professionell, um die Wahrheit herauszufinden.“ „Und du bist dir sicher, du wirst nur Positives über diesen Pharao finden, nicht wahr?“, sagte der angehende Lehrer provokativ. „Wir werden wahrscheinlich nicht nur Positives über ihn finden können, denn jeder macht einmal Fehler, manche schwerwiegender als die anderen. Ich will Ihnen nur beweisen, dass der Pharao nicht [i"]nur böse war. Sonst nichts.“ „Ich bin gespannt auf euren Vortrag“, meinte der Gegenüber, warf Yugi noch einen Blick zu und schritt zur nächsten Gruppe. „Dem werden wir's noch zeigen“, beschwor Jonouchi und blickte ihm mit einem tödlichen Blick hinterher. „Habt ihr Lust, in die Stadt zu gehen?“, fragte Anzu ihre Freunde auf dem Heimweg. „Was willst du denn in der Stadt?“, stellte Honda die Gegenfrage. „Dies und das...“, wich Anzu eher aus. „Das heißt shoppen“, schlussfolgerte Honda. „Och nee!“, stöhnte Jonouchi gespielt gequält, woraufhin er einen bösen Blick des einzigen Mädchens unter ihnen erhielt. „Na komm, Jonouchi, tun wir ihr den Gefallen. Vielleicht kommen wir ja an einem Duell Monsters-Laden vorbei“, zwinkerte Yugi und wusste, dass er Jonouchi damit geangelt hatte. Und tatsächlich, plötzlich war Jonouchi voller Eifer, in die Stadt zu gehen. Honda und Anzu verdrehten ihre Augen. Den weiteren Nachmittag verbrachten sie in der Stadt und bummelten durch die einzelnen Läden. Yugi ließ seine gute Laune freien Lauf und lachte oft, mehr, als er in den letzten Wochen auch nur ansatzweise geschmunzelt hatte. „Hey, wie findet ihr dieses Top?“, fragte Anzu ihre Freunde. Sie waren in einem Kleidungsgeschäft und Anzu hatte die Jungs hinein geschleift, wobei Jonouchi nicht ganz widerstandslos gewesen war. Doch die junge Frau hatte es geschafft und nun hielt sie ein dunkelblaues Top vor sich. „Glaubt ihr, mir würde das stehen?“ „Ehrlich, wieso tust du uns das an?“, stöhnte Jonouchi. „Was kann ich dafür, dass ich nur Jungen als Freunde habe?“, funkelte sie zurück. „Deshalb müssen wir darunter leiden?!“ Yugi schüttelte resigniert den Kopf. Streiten sich, wie eh und je, dachten er, Honda und Yami gleichzeitig. Langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. „Ich denke, es wird langsam Zeit, dass wir nach Hause gehen“, meinte Anzu mit einem Blick auf die Uhr. „Ja, dann sehen wir uns spätestens Montag, nicht?“, sagte Yugi fragend. „Wir können ja einander anrufen, wenn jemand einen Plan hat, was wir am Wochenende tun sollen, außer dem Museum einen Besuch abzustatten“, erwiderte Honda. „Okay.“ Somit verabschiedeten sie sich und gingen jeder seiner Wege. „Welch schöner Tag heute war“, meinte Yugi fröhlich und sah in die Nacht hinein. „Hmmh“, stimmte Yami zu und sah ebenfalls zu den Sternen hinauf. Es war still um sie herum, die Mond schien hell am Himmel, während es bereits tiefste Nacht um sie herum war. Diese Dunkelheit der Nacht kommt mir anders vor als sonst, als wäre es eine andere Dunkelheit, die hier herrscht, dachte Yami und sah sie wachsam um. Plötzlich durchflutete Yugi ein eigenartiges Gefühl. Ein Gefühl voll Kälte, Angst. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er sah sich um, konnte jedoch nichts entdecken, was seine Reaktion hätte auslösen können. Ihm kam das alles vor wie ein Deja-vú. Zittern befiel ihn. Seine Beine gaben nach. „Aibou, was hast du?“, rief Yami erschrocken und eilte zu seinem Partner. Gerade noch rechtzeitig konnte Yami ihn auffangen, bevor er zu Boden stürzte. „Mou hitori no boku!“, rief Yugi vollkommen verängstigt und klammerte sich fast schon verzweifelt an sein anderes Ich. Seine Augen sahen zu Yami, doch immer wieder verschwamm dessen Anblick. Angst, Yugi spürte nackte Angst in ihm pulsieren. Doch als wäre dies nicht genug, nein, Einsamkeit gesellte sich noch hinzu. Einsamkeit, die ihm durch Mark und Bein ging. Er fühlte sich allein, vollkommen allein. „Bitte, lass mich nicht allein, M-Mou hitori no boku“, wimmerte Yugi verzweifelt. „Wie kommst du darauf, ich würde dich jemals wieder allein lassen?“, fragte Yami bestürzt. „Natürlich bleibe ich bei dir!“ „Ich fühle... Angst, Einsamkeit...“, wisperte Yugi. „Etwas dunkles, kaltes stürmt auf mich ein... ich kann mich nicht wehren...“ Er verstummte und seine Augen fielen zu. „Yugi!“, rief Yami und deutliche Angst und Sorge war in seiner Stimme herauszuhören. Yugi, was hat er nur? Was ist denn plötzlich los mit ihm? Unheimliche Sorge ließ ihn fast verrückt werden. Er schüttelte Yugi leicht, doch dieser reagierte einfach nicht! Ich kann hier doch nicht untätig herumstehen! Ich muss etwas tun, aber was? Ich weiß, dass er nicht tot ist, er atmet noch, aber er reagiert auf nichts! Ich muss ihn doch retten können, irgendwie! Plötzlich durchzuckte ihn ein Geistesblitz Er wusste, was zu tun war. Aus einem inneren Impuls heraus ließ er der Magie seines Sennenpuzzle freien Lauf. Das Auge des Horus erschien auf der Stirn des Pharaos und er schloss die Augen, konzentrierte sich auf die Seele seines Aibous, seines Hikaris. Anfangs empfing ihn nur Finsternis und er irrte orientierungslos durch die Dunkelheit. Wo bin ich bloß?, fragte er sich. Er sah sich nun genauer um – und erstarrte. Diese Dunkelheit war nicht die Übliche wie in der normalen Welt. Er spürte, wie eine schwere Last sich auf seine Brust legte und wie es versuchte, ihn nieder zu drücken; wie diese Dunkelheit an ihm nagte, sie versuchte, ihn mit Angst und Einsamkeit zu durchfluten. Doch der Pharao blieb standhaft, ließ sich nicht überwältigen. Er konnte sich mithilfe seiner ägyptischen Magie gegen diese unbekannte Macht wehren, doch das erforderte eine gehörige Portion Kraftaufwand, die er jedoch bereit war zu zahlen, um Yugi zu finden. Er hatte eine leise Ahnung, wo er sich befand. Kann es sein...?! Doch nach einiger Zeit sah er plötzlich Licht, das durch eine kleine Spalte drang. So schnell wie das Licht erschien, so eilig verschwand es auch wieder. Für Yami war es jedoch lang genug und er ging in die Richtung, von der er zu wissen glaubte, dort wäre das Licht hergekommen. Er kam vor einer Tür zu stehen. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und öffnete behutsam die Tür. Doch hinter der Tür war es keineswegs hell und lichtdurchflutet, wie er erwartet hatte, ihn empfing stattdessen abermals rabenschwarze Finsternis. Aber woher kommt das Licht? Ich habe es eben doch noch gesehen... Da hörte er es. Ein leises, verzweifeltes Wimmern. „Yugi?“, rief Yami verunsichert. Er näherte sich dem Wimmern, konnte sich zunächst nur auf seine Ohren verlassen. Er ging immer weiter, bald nahm er ein leichtes Schimmern in der Dunkelheit wahr. Schnell eilte er dorthin, Hoffnung keimte in ihm auf – und er wurde nicht enttäuscht. Es war Yugi, der dort in der Ecke kauerte, vollkommen verängstigt. Er hatte seine Hände um seine Knie geschlungen und hatte die Augen fest geschlossen. Von ihm ging das Licht aus, schoss es Yami durch den Kopf. Er näherte sich ihm, doch Yugi schien ihn nicht zu bemerken, als wäre er in seiner eigenen Welt. „Aibou...“, flüsterte Yami beruhigend und hockte sich zu seinem Partner hinunter. „Aibou, hörst du mich?“ Keine Reaktion. Wo bin ich?, fragte sich Yugi und sah sich verängstigt um. Vollkommene Dunkelheit umgab ihn. Immer noch spürte er diese Last auf sich und wusste nicht, wie diese zustande kam und konnte sich gleichermaßen nicht dagegen wehren. Er rannte ziellos umher, doch egal, wohin er ging – überall war diese Dunkelheit. Ganz ruhig, Yugi, versuchte Yugi sich selbst zu beruhigen. Ich darf nicht durchdrehen, ich muss ganz logisch denken. Obwohl... hier geht nichts mehr nach dem gesunden Menschenverstand, in dieser magischen Welt, wo es Schattenspiele und derlei gibt.... . Doch diese Dunkelheit zermürbte ihn, es machte ihn schier wahnsinnig. Nichts zu sehen und sich nur auf sein Gehör zu verlassen war ungewohnt und es versetzte ihn in Panik. Er fühlte sich in die Enge getrieben, und immer wieder spürte er, wie etwas auf sein Gemüt drückte, immer heftiger. Angst und Einsamkeit versuchten ihn zu überwältigen. Yugi kauerte sich hin, zog seine Beine an und schlang die Arme um sie, als wollte er sich so schützen. Ich will hier raus... aber ich weiß nicht wie! Ich schaffe das nicht allein... ich fühle mich aber so allein, so im Stich gelassen. Wo bist du, Mou hitori no boku?! Plötzlich berührte etwas seinen Arm, fast schon zärtlich. Erschrocken schaute er auf – direkt in die rubinroten Augen seines Yamis. „Mou hitori no boku!“, schrie er erleichtert und schmiss sich, ohne zu Überlegen, in dessen Arme. „Yugi!“, rief dieser erschrocken, hatte dies keineswegs erwartet. Da bemerkte er das Zittern seines Aibous, die Tränen, die ununterbrochen über dessen Wangen liefen. „Mou hitori no boku, bitte, lass mich nie wieder allein!“, sagte Yugi und vergrub sein Gesicht in der Brust seines Gegenübers. Yami fühlte sich so hilflos, wie er sich noch nie gefühlt hatte. Seinen Aibou so zu sehen bereitete ihm mehr Schmerz als alles andere. Es war allzu deutlich zu sehen, dass Yugi einen Zusammenbruch hatte. „Aibou... alles ist gut, beruhige dich“, flüsterte Yami ihm leise zu und versuchte, seine Stimme beruhigend klingen zu lassen. Es schien zu funktionieren, denn Yugis Zittern ließ allmählich nach, bis es gänzlich aufhörte. Noch längere Zeit lang rannen ihm unzählige Tränen über die Wangen, bis auch sie langsam versiegten. Yami sah Yugi besorgt an, als dieser auch schon den Kopf hob und ihn anblickte. „Danke...“, sagte Yugi leise, aus tiefstem Herzen. Yami lächelte ihn an. „Mou hitori no boku... kannst du uns bitte hier raus holen? Diese Finsternis macht mir Angst“, bat Yugi und sah seinen Yami fast schon flehend an. „Ich wünschte, ich könnte, Aibou, aber dies ist mir leider nicht möglich“, sagte Yami, sah Yugi nicht an. „Wieso denn nicht? Ich meine, kannst du denn nicht deine Magie verwenden?“, schlug Yugi verzweifelt vor. „Das könnte ich, Yugi, aber das würde dir schaden, mehr, als du dir vorstellen kannst.“ „Wieso sollte es mir schaden?“, fragte Yugi stirnrunzelnd. „Wenn ich dich hier einfach so raus bringen würde, würde ich deine Seele aus deinem Körper ziehen. Aibou... wir sind hier in deinem Seelenraum.“ Kapitel 21: Finsternis ---------------------- Ich muss Sie warnen, lieber Leser: Dies ist wahrlich nicht mein bestes Kapitel. Ehrlich gesagt hat mir dieses Kapitel wirklich Nerven gekostet, vor allem das Ende. Ich habe es jedoch nicht neu geschrieben, da ich weiß, dass ich es nicht besser hinbekommen werde. Ich hoffe nur, dass die Informationen, die hier folgen werden, es entschädigen. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Sennenschlüssel – Millenniumsschlüssel Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 21 – Finsternis „Mou hitori no boku... kannst du uns bitte hier raus holen? Diese Finsternis macht mir Angst“, bat Yugi und sah seinen Yami fast schon flehend an. „Ich wünschte, ich könnte, Aibou, aber dies ist mir leider nicht möglich“, sagte Yami, sah Yugi nicht an. „Wieso denn nicht? Ich meine, kannst du denn nicht deine Magie verwenden?“, schlug Yugi verzweifelt vor. „Das könnte ich, Yugi, aber das würde dir schaden, mehr, als du dir vorstellen kannst.“ „Wieso sollte es mir schaden?“, fragte Yugi stirnrunzelnd. „Wenn ich dich hier einfach so raus bringen würde, würde ich deine Seele aus deinem Körper ziehen. Aibou... wir sind hier in deinem Seelenraum.“ „Was? Aber... wie kann das sein?“, fragte Yugi geschockt. Das ist doch nicht möglich... „Mir ist auch nicht wirklich klar, wie dein Raum sich so verändern konnte. Doch es ist zweifellos dein Seelenraum. Trotz dieser Einsamkeit und Angst, die diese Finsternis hervorruft, konnte ich etwas altbekanntes spüren, etwas vertrautes. Ich wusste, ich kannte dieses Gefühl, und ich erkannte es. So fühlte sich dein Seelenraum an. Wo anders können wir einfach nicht sein.“ „Wie.. bist du denn dann hierhin gelangt?“, fragte Yugi verunsichert. „Ich hätte eigentlich mit der Magie des Puzzles nicht in deinen Geist eindringen können, dazu ist der Sennenschlüssel da, dennoch habe ich es vollbracht, denn ich habe so lange in deinem Geist verbracht damals, dass deine Seele mir den Zugang gewährte, auch wenn es dir nicht bewusst war. Ich frage mich nur, wie sich dieser Raum so verändern konnte. Wie diese Dunkelheit in dir zustande kommt...“ „Meine Seele... soll sich so verändert haben? Aber... ich bin doch nicht... b-böse....“, stammelte Yugi und starrte ins Leere. Er konnte es einfach nicht fassen, war vollkommen verwirrt. „Ich verstehe einfach nicht... wie das zustande gekommen sein sollte. Ich meine... habe ich mich so sehr verändert?“ Er sah sein anderes Ich fast schon verzweifelt an und erhoffte sich ein 'Nein'. „Ich... ehrlich gesagt, ja.“ Yami sah seinen Aibou kurz schweigend an, betrachtete ihn eingehend. So wie dieser sich ein wenig verzweifelt an ihn klammerte, seine großen Augen, die Angst zeigten und ihn gleichzeitig um Hilfe baten. Ihn verwunderte diese anscheinend ziemlich große Angst Yugis. Er kannte ihn nicht so... ängstlich. Es erinnerte sehr an den früheren Yugi, der, der noch nicht all diese Abenteuer vor zwei Jahren überstanden hatte. Es war der kleine Yugi, der sich noch nicht zu wehren wusste. Doch schon damals hatte Yugi immer ein Fünkchen Hoffnung und Mut, gleichermaßen auch Selbstlosigkeit, in den Augen gehabt. In diesem Moment aber sah er keinerlei Hoffnung in Yugi, es schien, als beherrschte ihn diese Angst. Da erinnerte sich Yami auch an den Yugi vor wenigen Tagen. Der Yugi, der verbittert war, enttäuscht von seinen Freunden und vor den Angriffen seiner Feinde nicht sicher. Der Yugi, der außer sich war vor Wut und weder ein noch aus wusste. Yami war definitiv verwirrt. Sein Aibou hatte mehr als nur Stimmungsschwankungen... „Aibou, hast du wirklich keinerlei Veränderung an dir bemerkt?“ „Ich... ja, doch. Einmal bekam ich so einen ähnlichen Anfall wie vor einigen Minuten. Ich fühlte mich plötzlich so einsam und hatte unvorstellbare Angst. Es war damals,... als ich vom Dach rannte, nach dem Schattenduell, und in den Park hinein. Ich fühlte mich schon verzweifelt genug, da gesellten sich plötzlich auch noch Angst und Einsamkeit dazu. Doch so schnell wie es gekommen war, verschwanden diese Gefühle wieder. Es war wirklich... seltsam. Ich wurde in letzter Zeit auch so leicht... wütend und diese Wut wurde immer mehr entfacht, so ganz plötzlich... . Ich fühlte die Wut immer aufkeimen und konnte sie einfach nicht stoppen, mich nicht mehr beruhigen. Ich war selber von meiner Wut erschreckt, ich konnte einfach nicht gegen sie ankämpfen. Diese unvorstellbare Wut durchbrach immer meine Selbstbeherrschung und ich konnte sie nicht mehr stoppen. Ich denke... ihr habt es sicherlich bemerkt, nicht?“ Yugi lächelte traurig, spürte Reue. Er erinnerte sich nur zu sehr daran, wie er seine Freunde noch vor zwei Tagen behandelt hatte. So hätte sich kein wahrer Freund verhalten... Immer mehr wurde er von seinen Gefühlen überwältigt, das spürte er nur allzu deutlich. Dabei war Angst und Hoffnungslosigkeit, fast schon Verzweiflung, im Vordergrund. Und wieder konnte er nichts dagegen tun, er schien ein Gefangener seiner Gefühle geworden zu sein. „Hast du es also nie bemerkt?“ „Was soll ich nicht bemerkt haben?“, fragte Yugi und runzelte verwirrt seine Stirn. „Als du wütend warst, nach dem Schattenduell auf dem Dach der Schule, und dann nach Hause gekommen bist,... du hast uns angeschrien...“, Yami stockte kurz, versuchte, die aufkeimende Erinnerung zurück zu drängen, denn es schmerzte ihn immer noch, dass Yugi damals das Vertrauen zu ihm vollkommen verloren hatte, „...du hattest uns angesehen und deine Augen waren voller Zorn, die ich noch nie bei dir gesehen hatte. Sie hatten etwas Finsteres an sich, es war fast schon beängstigend.“ „W-Wie kann das sein?“, unterbrach Yugi ihn konfus. Seine Gedanken kreisten praktisch in seinem Kopf umher, er konnte sich einfach nicht wirklich konzentrieren. Zwar hörte er Yamis Worte, doch sie schienen nicht verarbeitet zu werden. Er wusste nicht, wieso. Irgendetwas schien ihn... unbewusst abzulenken. „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Doch dies hatte uns alle wirklich mehr als nur überrascht, wir waren geschockt. Oder als du den Streit mit dem Referendaren hattest, da sahst du wirklich... furchterregend aus, als wärst du... böse und wolltest ihn glatt ins Schattenreich verbannen. Dich schien eine dunkle Aura zu umgehen und du strahltest eine alte, ägyptische, aber sehr dunkle Magie aus. Ich denke, deshalb wurdest du so schnell wütend und hattest dich nicht unter Kontrolle. All dies sind Zeichen der Schattenmagie, Aibou.“ „Schattenmagie?! Aber, was hat das denn zu bedeuten? Wieso Schattenmagie? Ich beherrsche diese ägyptische Magie doch nicht, schließlich bist doch du der Pharao“, widersprach Yugi. Er versuchte, seine Gedanken zu klären. Vergebens. „Das stimmt, doch irgendwie muss sich meine Magie auf dich übertragen haben, anders kann ich mir deine Wutanfälle und diese dunkle Aura und ebenso diese Dunkelheit in deinem Seelenraum nicht erklä-“, da unterbrach sich Yami selbst und sah besorgt zu seinem Partner. „Yugi?“ Dieser sah nicht mehr zu seinem anderen Ich auf, sondern hatte seine Augen an ihm vorbei gerichtet. Sein Blick schien nichts wirklich fokussieren zu können. „Yugi, Yugi! Was hast du?“, sagte Yami eindringlich und versuchte, dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Selbst als er ihn leicht schüttelte, sah sein Aibou ihn nicht an, den Blick immer noch in die Ferne gerichtet. Da erst bemerkte Yami, wie diese Schattenmagie, die den Raum erfüllte, sich veränderte. Zuvor war sie vergleichsweise harmlos, hatte zwar für ein ziemlich gedrücktes Gemüt und eine relativ schwere Last auf der Brust gesorgt, doch ansonsten lag sie wie ein normaler Nebelschleier in der Luft. Doch nun schlich sie sich wie eine Pyton an sie heran, der Raum verdunkelte sich noch weiter, obwohl Yami geglaubt hatte, dass es nicht noch finsterer werden konnte. Diese tiefschwarze Dunkelheit war noch beängstigender als zuvor. „Mou hitori no boku, geh!“, schrie Yugi auf einmal und richtete mit einem Mal seinen starren Blick auf ihn. Sein Blick zeigte pure Panik. Plötzlich griffen die Schatten Yami an. „Was-?!“, brachte Yami noch hervor, bevor diese Finsternis ihm die Sicht nahm und ihn zu umschlingen schien. Alles kam so unvorbereitet für Yami, dass er sich zunächst nicht wehren konnte. Er spürte Kälte; etwas Beengendes und Finsteres drückte ihn mit aller Macht nieder. Verschiedenste Gefühle stürmten auf ihn ein: Einsamkeit, Angst, Wut und unvorstellbarer Zorn. Er konnte nicht mehr zwischen seinen eigenen Gefühlen und der von den Schatten verursachten Emotionen unterscheiden, war dieser beißende Zorn sein Eigen oder nur ein Produkt der Finsternis, diese Angst von ihm? Yami drohte, sich selber in dem ganzen Strudel von Gefühlen zu verlieren. Nein, ich muss hier raus aus den Schatten!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich muss mich konzentrieren. Immer wieder führte er sich vor Augen, dass er sich hieraus befreien musste, sich nicht von der Angst und Einsamkeit einnehmen durfte, die so sehr an ihm nagten. Mit seiner eigenen Magie baute er eine Art Mauer, die diese Schattenmagie, die ihn derzeit angriff, abschirmte. Es kostete ihm fast seine gesamte Kraft, diese Mauer soweit auszuweiten und die dunkle Magie weg zu drängen, bis er fast den kompletten Seelenraum Yugis von den Schatten befreit hatte. Immer wieder griffen die Schatten sein Schild an, versuchten, es zu zerstören, um an Yami heran zu kommen, doch dieser gab nicht auf. Als es Atemu dann endlich geschafft hatte und seine Mauer halbwegs stabil war, ließ er sich zu Boden sinken. Er keuchte leicht vor Anstrengung. „Verdammt“, fluchte er leise, was bereits ziemlich ungewöhnlich für Atemu war, der doch meistens die Ruhe in Person war. „Mou hitori no boku!“ Yami sah auf – und begegnete dem mehr als nur sorgenvollen Blick von Yugi. „Keine Angst, mir geht es gut, Aibou“, versuchte Yami ihn zu beruhigen und setzte ein leichtes Lächeln auf, welches jedoch nicht wirklich überzeugend war. Es sah eher nach einer Grimasse aus, einer erschöpften und sorgenvollen Grimasse. Yugi sah ihn zweifelnd an. Stille herrschte für eine kurze Weile zwischen ihnen, in denen Yugi sein anderes Ich musterte, so sehr, dass sich Yami fühlte, als würde er geröntgt werden. „Geh“, kam es plötzlich unerwartet von Yugi. Einzig dieses Wort entwich seinem Mund, eiserne Entschlossenheit war in seinen Augen zu erkennen. „W-Wie?“, fragte Yami irritiert. „Was meinst du damit?“ „Ich meine damit, dass du aus meinem Geist verschwinden sollst. Ich werde nicht zulassen, dass dich diese Schatten wieder angreifen. Und ich weiß, sie werden dich wieder angreifen, weil du nämlich ein Eindringling für sie bist. Und ich weiß nicht, ob du einen weiteren Angriff überstehen wirst.“ „Und was ist mit dir, Aibou? Glaubst du, ich würde dich einfach hier lassen, während dich diese Schattenmagie umgibt und dich fertig macht?“, entgegnete Yami ein wenig erzürnt. Er wusste, er hatte jetzt ungefähr das Temperament von Jonouchi, denn genug Kraft, um seine Selbstbeherrschung wieder aufzurichten, hatte er nicht mehr. Er konnte einfach nicht glauben, was Yugi von ihm wollte. Ihn hier lassen, inmitten der Schattenmagie, gegen die er sich in keiner Weise wehren konnte! „Es ist egal, was mit mir passiert!“, erwiderte Yugi nun ungeduldig, wollte eigentlich fortfahren, wurde jedoch von seinem Gegenüber unterbrochen. „Das ist es keineswegs!“, rief Yami. „Atemu!“, sagte Yugi fast schon drohend. Er wollte endlich zu Ende reden können. „Ich meine es ernst, Mou hitori no boku. Ich will nicht, dass du zu Schaden kommst wegen dieser Schattenmagie in mir. Du kannst so oder so nichts dagegen tun, diese Schattenmagie ist schon seit meinem Krankenhausaufenthalt in mir und daran wird sich wohl auch so bald nichts ände-“ „Yugi....“, sagte Atemu leise und versuchte, das kleinste bisschen Rest seiner Selbstbeherrschung zusammen zu kratzen. Er hielt die Barriere zwischen ihnen und der Schattenmagie immer noch aufrecht. „Diese Schattenmagie hier, dies alles, ist schon seit dem Krankenhausaufenthalt in dir? Und das erfahre ich jetzt erst?“ „Das habe ich mir jetzt auch erst zusammengereimt. Seitdem ich mein Gedächtnis verloren hatte, befiel mich gelegentlich Einsamkeit, Angst und Kälte, einmal fühlte ich mich so, als ob etwas auf meinen Brustkorb drücken würde. Diese Anfälle kamen immer ganz plötzlich und genauso plötzlich verschwand das alles innerhalb weniger Minuten. Ich hatte mir bei dem ersten Mal nichts dabei gedacht und dieses Phänomen tauchte ja auch nur ziemlich selten auf. Worauf ich jedoch vor allem aufmerksam wurde, war meine Wut. Immer, wenn ich wütend war, konnte ich diese Wut einfach nicht kontrollieren und ließ mich von ihr mitreißen. Deshalb habe ich euch, meine Freunde, tagelang ignorieren können, denn mein Zorn auf euch verleitete mich dazu. Ich versuchte ja sogar, gegen sie anzukämpfen, doch ich kam einfach nicht dagegen an. Das machte mir Angst.“ Yami wollte fast schon fragen, weshalb Yugi ihm dies alles nicht erzählt hatte, denn dann hätte er vielleicht früher bemerkt, dass die Schattenmagie dahinter steckte, doch dann fiel ihm etwas ein. Natürlich hat er mir nichts gesagt, weil wir zu der Zeit auch zerstritten waren, dachte der Pharao. Und wieder hatte es Konsequenzen nach sich gezogen, den Fehler zu begehen, Yugi anzulügen. Wenn ich ihn nicht angelogen hätte, hätten wir uns nicht zerstritten und er hätte mir von den Anfällen erzählt... vielleicht hätte ich dann dies alles verhindern können! „Jedenfalls denke ich, dass dies alles davon verursacht wurde, dass die Schattenmagie sich wohl langsam in meine Seele geschlichen hat. Das würde auch erklären, weswegen ich anscheinend etwas Finsteres an mir hatte, als ich mit dem Referendaren stritt. Nun... ich glaube, es ist zu spät dafür, diese Schattenmagie aufzuhalten, denn nun bin ich wegen ihr zusammen gebrochen. Diese Schatten haben sich so weit vorgetastet, dass sie meinen ganzen Seelenraum erfüllen würden, wenn du nicht deine Mauer errichtet hättest.“ Yugi sah Yami mit einem wehleidigen Lächeln an. Es schien, als hätte er sich bereits damit abgefunden. „Nein, Yugi, es muss einen Ausweg geben, diese Schattenmagie aus dem Geist zu verbannen, sonst wird sie deine Seele zerstören!“ Yami dachte fieberhaft nach, suchte einen Weg aus der scheinbaren Sackgasse. Es muss einfach einen Ausweg geben, bis jetzt haben wir alles überstanden und diese Hürde werden wir auch noch schaffen. Entschlossenheit packte ihn. Was könnte Yugi gegen diese Magie schützen? Da fielen ihm plötzlich Yugis Worte ein. 'Diese Schatten haben sich so weit vorgetastet, dass sie meinen ganzen Seelenraum erfüllen würden, wenn du nicht deine Mauer errichtet hättest.' Meine... Mauer? Aber... ja, doch, dies müsste funktionieren! Kaum hatte er einen Plan im Hinterkopf, da begann er auch schon, ihn in die Tat umzusetzen. „Mou hitori no boku?“, fragte Yugi irritiert, als dieser seine Augen schloss. Yami konzentrierte sich nur auf seine eigene Magie, die ebenfalls ihren Ursprung in der Schattenmagie hatte. Doch er wusste mit ihr umzugehen und mit ihr zu leben, das hatte er bereits als kleiner Junge im Alten Ägypten gelernt. Yugi dagegen sollte nicht mit den Schatten leben müssen, seine Seele sollte vollkommen rein und unschuldig bleiben. Atemu sammelte seine ganze Magie und ließ sie in seine Barriere fließen, damit er diese vergrößern konnte. Die Schatten wurden immer weiter zurückgedrängt, die Mauer ausgeweitet, bis die Schatten vollkommen von Yugis Seele verbannt worden waren. Mit der letzten Kraft, die er aufbringen konnte, löste er sich von Yugis Seele und kehrte in seinen Körper zurück. Kapitel 22: Verwirrung ---------------------- So, hier kommt auch schon das 22. Kapitel. Ich wünsche Ihnen viel Spaß, lieber Leser! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Oyasumi – Gute Nacht Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Ishutaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 22 – Verwirrung Atemu sammelte seine ganze Magie und ließ sie in seine Barriere fließen, damit er diese vergrößern konnte. Die Schatten wurden immer weiter zurückgedrängt, die Mauer ausgeweitet, bis die Schatten vollkommen von Yugis Seele verbannt worden waren. Mit der letzten Kraft, die er aufbringen konnte, löste er sich von Yugis Seele und kehrte in seinen Körper zurück. „...-o boku!“ Eine Stimme... „Mou hitori no boku!“ 'Mou hitori no boku'? Diese Stimme ruft mich? Wieso... wer ist das? Wem gehört diese Stimme? „Wach endlich auf, Mou hitori no boku!“ Diese Stimme... ich kenne sie. Diese sanfte, helle Stimme... Yugi! Atemu Yami schlug seine Augen auf. Das erste, was er sah, waren zwei große, hell violette Augen, die ihn besorgt musterten. Yami zuckte ein wenig zurück, hatte nicht erwartet, dass Yugi ihm so nah sein würde, und knallte mit seinem Hinterkopf auf den Asphalt. Er stöhnte leise vor Schmerz auf und richtete sich langsam auf. „Mou hitori no boku!“, wiederholte Yugi nun schon zum vierten Mal und half seinem anderem Ich auf. „Geht es dir gut?“ „Es ging mir schon mal besser“, murmelte Yami. Er saß nun aufrecht auf dem Boden und sah sich ziemlich orientierungslos um. Da erst bemerkte er, dass sie sich anscheinend in der realen Welt befanden, genauer gesagt auf der Straße, dort, wo Yugi vor kurzem zusammengebrochen war. Yami wollte aufstehen und war sich bereits sicher, dass er halbwegs stabil stehen konnte, da knickten ihm plötzlich die Beine weg und er musste sich notgedrungen an Yugis Schulter festhalten, damit er nicht zu Boden stürzte. Yugi hatte schon damit gerechnet, skeptisch Yamis Tun beobachtet und letztendlich hatte sich seine Vermutung doch noch bewahrheitet – Yami war noch viel zu schwach. „Vielleicht solltest du dich wieder hinlegen, bis du wieder bei Kräften bist“, meinte Yugi besorgt. „Ich werde wohl etwas länger brauchen, bis ich wieder ganz bei Kräften sein werde...“, sagte Yami leise und versuchte, Yugi nicht mit seinem ganzen Gewicht zu belasten. „Du kannst dich ruhig auf mich stützen, Mou hitori no boku, ich werde schon nicht zusammenbrechen“, sagte Yugi mit einem leichten Grinsen. Yami konnte nur ein müdes Lächeln zustande bringen. Nach kurzer Zeit setzte sich das seltsam aussehende Gespann in Bewegung, nachdem Yami sich doch noch dazu breitgeschlagen und seinen Arm um Yugis Schulter gelegt hatte, damit dieser ihn dann an seiner Hüfte greifen konnte, sodass Yami, an Yugi gestützt, gehen konnte. „Okay, ich will jetzt nicht böse klingen, aber es wäre momentan ziemlich praktisch, wenn du ein Geist wärst, denn dann könntest du ins Puzzle und dich dort ausruhen“, schnaufte Yugi nach 10 Minuten Fußmarsch. „Entschuldige, dass ich so schwer bin“, schmollte Yami künstlich und grinste leicht. Yugi konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, doch schon nach wenigen Sekunden wurde er ernst. „Sag mal, Mou hitori no boku, was hast du eigentlich in meinem Seelenraum getan? Ich meine, am Ende, als du deine Augen geschlossen hattest. Irgendetwas musst du bewirkt haben, denn ich fühlte mich um jede Sekunde leichter, diese Last auf meiner Brust ließ langsam nach und plötzlich warst du verschwunden.“ „Gut, dann hat es wohl geklappt“, sagte Yami leise, mehr zu sich selbst als zu Yugi. „Was hat geklappt?“ „Du weißt, dass ich diese... Barriere zwischen uns und den Schatten errichtet hatte.“ Nicken. „Da ist mir eine Idee eingefallen und ich weitete diese Mauer so weit aus, dass sie nicht nur deinen Seelenraum schützte, sondern deine ganze Seele, das heißt auch der Korridor in deinem... Geist...“ Zum Ende hin wurde Yami immer leiser, bis er schlussendlich verstummte. Seine Blick war nachdenklich, seine Stirn gerunzelt. „Was ist, Yami?“, fragte Yugi verwirrt. Erst nach einigen Minuten bekam Yugi eine Antwort. „Ich frage mich gerade nur, wie es dazu kommt, dass dein Geist immer noch einen Korridor besitzt... . Eigentlich müsste sich dieser Gang aufgelöst haben, seitdem ich einen eigenen Körper habe, denn mein Raum dürfte nicht mehr existieren. Dieser Gang hat dann keinen Nutzen mehr, denn er sollte nicht mehr unsere Räume verbinden. Wieso also konnte ich erst durch eine Tür deinen Seelenraum betreten? Wenn es nämlich keinen Korridor gegeben hätte, dann wäre ich sofort in deinem Seelenraum erschienen.“ Nachdenkliches Schweigen legte sich über sie, als sie den Rest des Weges gingen. Sie waren viel zu sehr in Gedanken versunken, als dass sie hätten bemerken können, wie ein Schatten sich hinter den Bäumen regte und dunkle Augen sich von ihnen abwandten. „Hm, ich glaube, ich weiß, warum ich noch diesen Korridor habe. Weil ich wahrscheinlich immer noch einen zweiten Raum in meinem Geist habe.“ „Aber wieso solltest du...?“, fragte Yami, seine Augenbrauen konzentriert zusammengezogen. „Ich meine damit, dass mein Geist wahrscheinlich viel zu lange daran gewohnt war, dass sie eine zweite Seele beherbergt hat und nun kann dein früherer Seelenraum nicht einfach so verschwinden, denn eine zweite Seele zu tragen war für meine Seele bestimmt nicht leicht, aber es hatte sich eben daran gewöhnt. Dann, als du einen anderen Körper bekamst und deine Seele aus meinem Geist verschwand, blieb immer noch dein Raum, den mein Geist nicht einfach wieder verschwinden lassen kann, dafür lebtest du schon zu lange in ihm. Dieser Raum müsste jetzt leer sein. Deshalb... spüre ich immer auch dieses Leere in mir, es stammt von deinem verlassenen Raum. Wenn dein Raum nämlich einfach weg wäre, dann würde ich in mir auch keine Leere verspüren, denn dann gäbe es nur noch einen Seelenraum, den meine Seele besetzen würde.“ Yugi war nun selbst über sich erstaunt, er hatte zwar zunächst nur eine kleine Vermutung gehabt, dass Yamis Seelenraum vielleicht doch noch in seiner Seele existierte, doch dann hatte er die nächsten Worte mit einer seltsamen Gewissheit ausgesprochen, welches ihn erschreckte, ohne wirklich zu überlegen. Wenn er aber die Sätze nochmal im Kopf durch ging, erschien ihm seine Theorie gar nicht mal so abwegig. Es schien ihm sogar ganz logisch. „Hm...“, machte sein anderes Ich. „Du könntest recht haben... . Es würde Sinn ergeben, denke ich. Demzufolge müsste ich, obwohl ich nun einen anderen Körper habe, ebenso deinen verlassenen Seelenraum in meinem Geist haben, denn auch ich spüre diese Leere...“ Es herrschte Schweigen zwischen den beiden Freunden, in der alleine ihre Schritte die Stille der Nacht durchbrachen, als sie zum Game Shop gingen. Dort angekommen hatten sie kaum die Tür zum Shop aufgeschlossen und waren hoch in die Wohnung, als ihnen auch schon ein besorgter Sugoroku entgegen kam. Dieser war nur noch beunruhigter, als er sah, dass Yugi Yami stützen musste und fragte auch sogleich nach. Es dauerte beinahe eine Stunde, bis Yugi schließlich endete, denn sein Großvater hatte mehr als nur wenige Fragen an Yami und ihn gehabt. Da erst erzählte ihnen Sugoroku, dass er bereits Jonouchi und die anderen gefragt hätte, wo sein Enkel blieb, doch diese hatten nur verwirrt reagiert, beinahe bestürzt, und ausgesagt, dass sie sich vor über eineinhalb Stunden in der Stadt getrennt hatten und den Heimweg angetreten waren. Was sollten sie denn auch schon bis 22 Uhr in der Stadt unternehmen, wenn diese doch schon um 20 Uhr geschlossen hatte? „Ja, uns geht es gut, Anzu, mach dir keine Sorgen“, beteuerte Yugi nun zum hundertsten Male, wie es ihm vorkam. Nachdem Yami und er erfahren hatten, dass sein Großvater ihre Freunde angerufen und somit wahrscheinlich auch deren Sorge geweckt hatte, riefen sie sofort Honda, Jonouchi, Ryo und Anzu an, um Bescheid zu sagen, dass sie nun heile zu Hause angekommen waren. „Aber was ist denn passiert, Yugi?“, fragte Anzu immer noch besorgt. „Wieso seid ihr erst so spät nach Hause gekommen, ihr braucht doch höchstens fünfzehn Minuten von der Stadt bis zum Game Shop. Hat dich etwa wieder so ein Duellant zum Duell herausgefordert und-“ „Anzu, Anzu!“, rief Yugi in den Hörer. „Nein, es ist nichts dergleichen passiert, also beruhige dich wieder, ja? Wir werden das alles morgen besprechen, mit den anderen. Es am Telefon zu besprechen wäre etwas kompliziert, lieber von Angesicht zu Angesicht. Wir treffen uns morgen einfach um 12 Uhr bei mir, okay?“ „Aber... ja, okay, aber dann will ich wissen, was heute Abend passiert ist!“, antwortete Anzu nur widerwillig. „Ja, ihr werdet alles erfahren, versprochen“, sagte Yugi. „Noch eine gute Nacht, Anzu.“ „Ja, gute Nacht, Yugi.“ Nach diesen Worten legte Yugi auf. „Oh man, sie macht sich eindeutig zu viele Sorgen“, seufzte Yugi und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Jonouchi, Honda und Ryo waren zum Glück nicht ganz so aufgeregt.“ „Nun, man kann es ihr auch nicht verdenken“, entgegnete Yami, nachdem sie Sugoroku noch ein „Oyasumi!“ zu gerufen hatten und dann in ihr Zimmer verschwunden waren. Yugi und er saßen sich auf ihren jeweiligen Betten gegenüber. „Schließlich bist du oft genug erst ziemlich spät nach Hause gekommen, sodass nicht nur sie sich Sorgen machte, sondern wir alle. Wir waren wirklich besorgt, warum du denn nicht endlich nach Hause kamst. Und seitdem du uns erzählt hast, dass dich Schattenduellanten herausgefordert hatten, hatte Anzu natürlich die Vermutung gehabt, es könnte wieder ein solches Duell dahinter stecken, dass wir heute abermals ziemlich spät nach Hause gekommen sind.“ „Es tut mir leid, dass ihr euch wegen mir Sorgen gemacht habt“, sagte Yugi leise, in seinen Augen war Bedauern, gar Schuld, zu sehen. „Warum hast du uns eigentlich nicht bereits nach dem ersten Schattenduell Bescheid gesagt?“, fragte Yami nach einer Weile. „Du warst sicherlich verwirrt damals, schließlich kanntest du noch keine derartigen Duelle. Du hättest nicht alles verheimlichen brauchen, und dennoch hattest du es getan. Warum?“ Yuig zögerte mit der Antwort. Ich... werde keine Geheimnisse mehr vor Mou hitori no boku haben, das habe ich mir geschworen. „Mein erster Gedanke war, dass ihr mir es so oder so nicht glauben würdet. Ich meine, ein Schattenduell, wo der Gegner seine Seele verliert... damals kam es mir wirklich so vor, als wäre es nur ein Albtraum. Es war einfach irreal, und meinen Freunden, die scheinbar nichts davon wussten, alles dann erzählen? Das kam nicht infrage, denn ich hatte Angst, ihr würdet mir nicht glauben und mich als Lügner abstempeln-“ „Aber wir hätten dich doch nie als Lügner bezeichnet“, unterbrach Yami ihn, doch Yugi fuhr fort, ohne weiter auf dessen Kommentar einzugehen. Yugi wollte dieses Gespräch sobald wie möglich hinter sich bringen. Dieses Thema behagte ihn keineswegs. „Doch dies war nicht der einzige Grund. Mein Hauptgrund war nämlich, dass... ich hatte Angst, dass ihr nicht mehr meine Freunde sein wolltest, wenn ihr erfahren würdet, dass ich jemandem... die Seele geraubt hatte. Ich gab mir die Schuld daran, dass dieser Duellant seine Seele verloren hatte, weil ich gewonnen hatte. Er hatte mir ja gesagt, dass es um Leben und Tod ging, aber ich wollte es nicht glauben und hatte einfach mitgespielt – und das Duell gewonnen,. Da kippte mein Gegner plötzlich um und regte sich nicht mehr. Ich wusste, er hatte seine Seele verloren, und sofort holte mich Schuld ein. Hätte ich ihm schon von Anfang an geglaubt, dann wäre es nicht so weit gekommen...“ Yugi spürte nur allzu deutlich die Reue, die in ihm tobte. Wie konnte ich damals nur aufgrund eines leisen Impuls diese Duelle weiter bestreiten, obwohl mir doch klar war, dass der Verlierer seine Seele verliert? Ich verstehe nicht, wie ich das zulassen konnte. Ich hätte doch die Menschenleben retten können, einfach das Duell aufgeben, auch wenn ich meine Seele verloren hätte... . Niemand hat es verdient, ins Reich der Schatten verbannt zu werden... Verdammt, was war denn bloß los mit mir? Auch Yami bemerkte, dass sein Aibou sich die Schuld dafür gab, und sagte schnell: „Aibou, hör mir zu. Du bist nicht an den Duellen in letzter Zeit schuld, verstehst du? Irgendetwas geht hier vor sich, das wissen wir alle. Es gibt noch viel zu viele Rätsel, vor allem um die Steintafel, die du vor der Klasse entziffert hattest, und um denjenigen, der die Fäden zieht. Unser Gegner. Ich glaube nämlich nicht, dass es Zufall war, dass diese Schattenduellanten dich herausgefordert hatten, wo du dich an nichts erinnern konntest. Irgendwer spielt hier ein Spielchen mit uns.“ Lass die Ablenkung wirken...., dachte der Pharao, denn nicht umsonst hatte er das Thema auf die Fragen, die er und seine Freunde sich in letzter Zeit des Öfteren gestellt hatte, gelenkt und somit von den Schuldgefühlen Yugis weg. „Fragt sich nur noch, wer dieser jemand ist...“ Es hatte funktioniert. „Also, hab ich das jetzt richtig verstanden? Du“, Jonouchi zeigte mit seinem Finger auf Yugi, „bist gestern Abend mitten auf der Straße zusammengebrochen, dann hast du“, er zeigte auf Yami, „deine Magie benutzt und ihr beide seid in Yugis Seelenraum gelandet. Und da gab es so eine Finsternis, die Yami dann später angegriffen hat. Dann hat Yami irgend so eine Mauer errichtet, um diese Schattendinger zurückzudrängen, ihr habt euch erst einmal ein wenig gestritten, dann hatte der Pharao die geniale Idee gehabt, diese Mauer auszuweiten, und hat diese Schatten aus deiner Seele verbannt, richtig?“ Die beiden Angesprochenen nickten gleichzeitig. Yugi, Yami, Jonouchi, Honda, Anzu und auch Ryo saßen im Wohnzimmer der Mutos und unterhielten sich über den gestrigen Abend. Nachdem Yugi und Yami mit der Schilderung fertig waren, hatte kurz Schweigen geherrscht, in der die Freunde die Informationen zunächst verdauen mussten. „Und ihr denkt, dass diese Schatten zustande gekommen sind, weil sich deine Magie auf Yugi übertragen hat, Pharao?“, fragte Honda. Wieder Nicken. „Wieso jetzt?“, warf Ryo ein. Die anderen sahen ihn fragend an. „Ich meine, wieso haben die Schatten dich erst jetzt so sehr eingenommen, dass du... nun ja... zusammenbrichst.“ „Sie... hatten sich wohl so weit in meinem Seelenraum eingenistet, dass sie ihn komplett besetzt hatten... . Das hielt meine Seele wohl nicht mehr aus“, sagte Yugi ungewöhnlich trocken. Ihn behagte dieses Gespräch keineswegs, er konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass diese Schatten ihn so lange besetzt haben sollten, doch Fakt war Fakt – zumindest glaubte er das. „Ich verstehe aber nicht... . Ich meine, diese Schatten hatten doch Yami angegriffen, dieser aber hat sie mit seiner Barriere aufhalten können und sie letztendlich auch verbannen können“, sagte Anzu und blickte zu den beiden Seelenpartnern. „Diese Schatten werden doch wieder versuchen, in Yugis Seele einzudringen! Diese Barriere hat doch nur ganz kurz die Schatten abhalten können, aber sie werden zurückkommen. Das kann doch nicht die ganze Zeit so weiter gehen, irgendwann wird Yugi wieder zusammenbrechen.“ Ihre Stimme zitterte, man konnte deutlich Sorge, aber auch enorme Angst heraushören. Yugi blickte zu Boden. Sie hat recht, dachte er bekümmert. Es ist ein Teufelskreis... wie soll ich da wieder raus kommen? „Diese Schatten werden aber nicht mehr an Yugi heran kommen, nicht, wenn diese Barriere immer aufrecht erhalten wird“, entgegnete Yami ruhig. Ruckartig sahen seine Freunde ihn an, nach und nach weiteten sich ihre Augen. Man konnte sehen, dass es in ihren Köpfen arbeitete. „Aber... wie... wie meinst du das, Mou hitori no boku?“, fragte Yugi und sah seinen Freund irritiert an. „Ich meine damit, dass diese Mauer jetzt immer deinen Seelenraum umgeben wird, sodass diese Schatten nicht hinein können. Meine Magie kann sie abhalten.“ „Ich dachte, es kostet dich viel Kraft, diese Barriere zu errichten“, erwiderte Yugi mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Tut es auch, denn meine ganze Magie muss ich in diese Barriere fließen lassen, ja.“ Yami sah vollkommen unbeeindruckt aus. „Das... das kannst du doch nicht machen, doch nicht wegen mir! Du verbrauchst dadurch viel zu viel Energie, und verschwendest obendrein noch deine eigene Magie! Die wirst du doch bestimmt noch brauchen!“, sagte Yugi laut, sein Blick war entsetzt. Yami jedoch saß immer noch gelassen auf dem Sofa, sah seinen Aibou ruhig an. „Aibou, ich werde nicht zulassen, dass diese Schatten dich weiter zerstören. Du hast es doch selber erkannt, diese Schatten haben dich verändert, du warst in den letzten Wochen nicht mehr du selbst gewesen. Dadurch, dass du wütend und enttäuscht von uns warst, konnte die Schattenmagie sich ungehindert ausbreiten, sie wurde von deinen Gefühlen ernährt und verstärkte diese.“ Da verwechselte plötzlich sein Blick und der Pharao sah Yugi eindringlich an, als wollte er ihm die nächsten Sätze einschärfen. „Diese Schatten sind gefährlich, zu gefährlich. Ich kann einfach nicht untätig rumstehen, wenn ich doch die Möglichkeit habe, etwas dagegen zu tun. Du kannst von mir nicht verlangen, dass ich diese Chance nicht nutze, Aibou.“ Einige Zeit lang sah Yami Yugi fest an, Entschlossenheit war in seinen Zügen zu sehen. Yugi sah ihn zunächst zweifelnd an. „Mou hitori no boku, ich will das aber nicht. Glaubst du wirklich, du wirst das durchstehen? Ich erinnere mich noch an gestern.“ Yugi sah seinen Freund vielsagend an. Er konnte ja kaum noch gehen; wenn ich ihn nicht gehalten hätte, er wäre fast zusammengebrochen, nur wegen diesem enormen Kraftaufwand. „Ich... werde mich daran gewöhnen.“ Yugi sah ihn schweigend an – und seufzte tief. „Bitte, Mou hitori no boku. Es muss doch einen anderen Ausweg geben...“ Jonouchi, Honda, Anzu und Ryo sahen zwischen den beiden hin und her. Niemand von ihnen wusste eine andere Lösung. Entweder Yugi oder Yami würde Schaden nehmen. Plötzlich durchbrach ein schrilles Klingeln die Stille, sodass alle erschrocken zusammenzuckten. Yugi stand hastig auf und eilte zum Telefon. „Bei den Mutos“, meldete er sich rasch. „Ah, Yugi“, sagte eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich habe dich lange nicht mehr gesprochen.“ Seine Augenbrauen flogen regelrecht in die Höhe. „I-Ishizu?“, entgegnete Yugi vollkommen verdutzt. Da horchten auch seine Freunde auf und rieten ihm, auf Lautsprecher zu schalten. „Du scheinst immer dann anzurufen, wenn wir alle bei Yugi versammelt sind“, bemerkte Jonouchi grinsend. „Hm, anscheinend. Wie geht es euch?“, fragte Ishizu mit einem undeutbaren Ton, wie es Yugi vorkam. Die anderen warfen sich Blicke zu. Es war doch sonst Ishizus Art, direkt auf den Punkt zu kommen, und nicht sich zunächst mit Höflichkeiten aufzuhalten. „Ganz... okay“, antwortete Anzu. „Ähm, ich glaube, wir sollten jetzt einiges klären.“ Dabei sah sie Yugi an, der sie nur irritiert anblicken konnte. „Nun, Yugi“, begann Honda. „Vor einigen Wochen, kurz nach deinem Gedächtnisverlust, hatten wir Ishizu angerufen und gefragt, ob bei ihnen, in Ägypten, etwas auffälliges passiert war. Fehlanzeige, doch Ishizu versprach uns, die Augen offen zu halten. Dann, vor einigen Tagen, rief Ishizu uns wieder an und meinte, dass je-“ „Warte mal, wann hat Ishizu denn wieder angerufen?“, rief Jonouchi plötzlich dazwischen, mit seinem typischen Jonouchi-ist-verwirrt-Gesicht. „Bevor du und Yami euch versöhnt hattet“, erwiderte Ryo. Da wurde Jonouchis Gesichtsausdruck auch schon leicht verschämt. Er wusste noch, wie er sich verhalten hatte, und das gefiel ihm nicht im geringsten. „Jedenfalls, anscheinend hatte sich jemand bei den Ausgrabung, die die Ishutarus momentan leiten, als Co-Leiter ausgegeben, um diese neuen Steintafeln nach Domino zu schaffen. Sie weiß auch über unsere Situation Bescheid, wie es zwischen uns war, noch vor einigen Tagen.“ „Oh...“, sagte Yugi nur. Die Situation bei uns..., dachte er und konnte sich nur zu gut vorstellen, was Honda damit meinte. Da stutzte er. „Ein Co-Leiter ließ die Steintafeln nach Domino transportieren?“ Honda bejahte. „Ich glaube, ich weiß, warum... aber zunächst: wisst ihr den Namen dieses angeblichen Co-Leiters?“ „Nein“, antwortete Anzu, doch nun meldete sich auch Ishizu zu Wort. „Doch, jetzt wissen wir ihn. Mariku und ich sind nach Kairo gefahren und haben selber nachgeforscht. Wir sind die Anwesenheitslisten der letzten Listen durchgegangen und uns ist ein Name aufgefallen, der uns stutzen ließ. Es war ein japanischer Name, obwohl wir gedacht hatten, nur Ägypter eingesetzt zu haben. Einige unserer treuesten Arbeiter erkannten diesen Namen wieder, dass dies der Name des so genannten Leiters ist. Einer von ihnen erinnerte sich sogar an sein Aussehen. Er wäre relativ groß für einen Japaner, erzählte uns unser Mitarbeiter Rachjet, und hätte kurze schwarze Haare. Außerdem meinte er, dass dieser Japaner nun an einer Schule in Domino eingestellt wäre, nachdem er es als Co-Leiter bei dieser Ausgrabungsstelle ausprobiert hatte.“ Langsam aber sicher keimten den Freunden ein Verdacht auf, der von dem letzten Satz nur noch verstärkt wurde. „Nun sag schon, Ishizu, wie heißt dieser Typ?“, forderte Jonouchi ungeduldig auf. „Kame.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P.S.: Die Kommentare werde ich leider frühestens erst am Samstag Abend beantworten können, weil ich von Mittwoch bis Samstag mit dem Schulorchester auf Spiekeroog bin. Ich wünsche Ihnen noch erfreuliche Tage^^ Kapitel 23: Mysterium Kame -------------------------- Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag, lieber Leser. Nun, hier ist, wie versprochen, das 23. Kapitel. Ich fürchte jedoch, dass Ihnen nach diesem Kapitel ziemlich der Kopf schwirren wird... KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Ishutaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 23 – Mysterium Kame „Was?!“, riefen fünf Stimmen gleichzeitig. Ryo, Honda, Jonouchi, Anzu und Yugi sahen mit geweiteten Augen auf das Telefon, als wollten sie, dass Ishizu sogar durch das Gerät hindurch sehen konnte, wie fassungslos sie waren. Yami konnte gerade noch verhindern, dass ihm ein ähnlicher Laut entkam, stattdessen hob er beide Augenbrauen. „Sag nicht, Kame Yamamoto!“, sprach Honda, gespannt auf die Antwort. „Woher kennt ihr ihn?“, entgegnete Ishizu überrascht. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass ihren Freunden in Japan dieser Name geläufig sein würde, doch nun war sie dennoch verwundert, wo sie doch auch ein wenig gehofft hatte, dass ihre Freunde denjenigen kennen würden. Schließlich war Domino, wenn auch keine Kleinstadt, keine besonders Große. „Dieser arrogante Möchtegern-Lehrer hat doch tatsächlich etwas mit dieser ganzen Sachen zu tun“, murrte Jonouchi mit finsterer Miene. Diese Tatsache wollte ihm nicht wirklich zusagen. „Der Geschichtsreferendar ist also dieser angebliche Co-Leiter, der die Steintafel nach Japan bringen ließ“, sagte Yami nachdenklich. Ihm kam es so vor, als würde jede Person, der sie jemals begegnet waren, eine wichtige Rolle spielen. „Geschichtsreferendar?“, fragte Ishizu irritiert. „Ja, der ist vor einigen Tagen neu an unsere Schule gekommen und hat sich im Geschichtsunterricht als neuen Referendaren vorgestellt. Wir haben gerade bei ihm Gruppenarbeit auf dem Plan, zum Thema Pharaonen. Wir haben zufälligerweise den Namenlosen Pharao“, antwortete Honda und betonte das 'zufälligerweise' besonders. „Ich denke nicht, dass das alles Zufall ist“, erwiderte Ishizu in einem skeptischen, aber auch besorgten Tonfall. Es schien ihr nicht zu gefallen, im Unwissen zu tappen. „Es ist doch höchst ungewöhnlich, dass dieser Mann bei meinen Ausgrabungen dabei war und ohne Marikus oder meine Erlaubnis diese mysteriöse Tafeln nach Domino transportieren ließ, und jetzt nun auch noch an eurer Schule eingestellt ist, ausgerechnet eure Klasse bekommen hat und euch den Namenlosen Pharao, den Retter der Welt ist, zuteilt hat.“ Die anderen konnten ihr nur zustimmen. Der Referendar war wahrlich ein Mysterium an sich. „Fragt sich nur, welche Rolle er in diesem ganzen Spiel spielt. Wieso ließ er die Tafeln hierhin bringen? Zu welchem Zweck? Auf welcher Seite steht er?“ Für kurze Zeit herrschte Schweigen, in der alle über die zahlreichen Fragen Ryos rätselten. Yugi jedoch hatte bereits eine Vermutung, die er nach einer Weile äußerte. „Ich glaube, ich weiß, warum“, begann er zögerlich. Sofort wandten seine Freunde sich ihm zu, gespannte und auffordernde Blicke waren auf ihn gerichtet. „Wir wissen jetzt, dass der Referendar sich als Co-Leiter der Expedition der Ishutarus ausgegeben hatte, um wahrscheinlich einige neue Steintafeln zum Namenlosen Pharao nach Domino zu bringen. Unter anderem auch die Tafel, die ich kurz vor meinem Gedächtnisverlust entziffert hatte. Ich denke, mein Gedächtnis genau wegen dieser einen Steintafel vergessen zu haben, irgendein Zauber muss auf diesem gelegen haben. Yami hatte ja gesagt, es gäbe magische Steintafeln, die nur zum Schutz und Wahrung der Geheimnisse verzaubert wurden. Und... nun ja, meine Theorie ist jetzt, dass Kame-sensei“, Yugi sprach die formelle Anrede in einem Unterton aus, welches alle verwunderte, er schien so spöttisch, was nicht wirklich zu ihrem kleinen Freund passen wollte, „deswegen diese Tafeln nach Domino bringen wollte. Es ist doch ein wenig ungewöhnlich, dass das Museum überhaupt eine Steintafel ausgestellt hatte, deren Übersetzung noch keiner wusste. Vielleicht musste ich es einfach nur vor das Gesicht bekommen, deshalb wurde es nach Domino gebracht. Er wollte, dass ich mein Gedächtnis verliere, mit gutem Grund. Ich behaupte, dass er einen Keil zwischen euch, meine Freunde, und mich treiben wollte.“ Nach dieser Rede waren die anderen Anwesenden bzw. Zuhörenden, schließlich war Ishizu im einige Tausend Kilometer entfernten Ägypten, ein wenig geplättet. Sie alle konnten Yugis Gedankengänge nur allzu gut nachvollziehen, doch es so gesagt zu bekommen war einigermaßen beeindruckend. Es war ihnen bisher fremd gewesen, dass Yugi so abweisend war, zumindest klang er seiner Stimme nach zu urteilen danach. Den letzten Satz hatte Yugi in einem eigenartig wütenden Unterton ausgesprochen. Dies überraschte sie nun doch um einiges. „Du könntest mit deiner Vermutungen recht haben, Yugi, es passt alles zusammen. Es wäre klug, euch auseinander zu treiben, denn einzeln wärt ihr nicht stark genug, um den dunklen Kräften entgegen zu setzen“, sagte Ishizu eine Weile später. „Das würde auch erklären, weswegen er doch eigentlich so viel über den Pharao weiß. Denn er kann wahrscheinlich auch Hieroglyphen entziffern, zumindest bei den Tafeln, die nicht verzaubert wurden, und reimte sich den Rest dann zusammen. Er hatte während seiner ersten Unterrichtsstunde mit Absicht behauptet, der Pharao wäre nur böse und hätte nichts für sein Volk getan. Damit wollte er wahrscheinlich erreichen, dass Yugi endgültig das Vertrauen zu Yami verliert.“ „Aber wieso dann so kompliziert?“, zweifelte Anzu ein wenig an Hondas Aussage. „Wieso sollte er sich erst die Mühe machen, sich an unserer Schule zu bewerben, um darauf zu hoffen, dass er genommen wird und ausgerechnet in unsere Klasse kommt?“ „Nun ja, ich denke, er hat einige Vorbereitungen getroffen, damit er auch uns im Unterricht bekommt“, sagte Yugi beiläufig. „Ja, das sicherlich, aber dennoch, dies kostet doch einiges an Arbeit. Diese Schattenduellanten, die wahrscheinlich von ihm gesandt wurden, damit sie dich fertig machen, Yugi, was sie auch größtenteils geschafft hatten, hätten es auch getan. Du warst vollkommen enttäuscht und... verletzt von uns, es gab so oft die Gelegenheit, dich irgendwie zu besiegen, es waren zwei Wochen vergangen, in der wir nicht miteinander redeten, da gab es so viele Chancen. Wieso also nutzte der Referendar diese nicht? Stattdessen ist er jetzt an unserer Schule. Wozu das alles?“ „Stimmt, ich hätte leicht in einem Duell besiegt werden können. Ich hatte mich in der Zeit auch gefragt, wieso niemand mich angegriffen hatte, denn ich war da am ehesten verwundbar...“ Nun war Yugi vollends verwirrt. Dieser Referendar warf immer wieder neue Fragen auf, dessen Beantwortung noch weit entfernt schien. „Ich frage mich auch, warum er so viele Steintafeln nach Japan bringen ließ, wieso nicht nur diese eine“, warf Ryo ein. Schon seit geraumer Zeit spukte ihm diese Frage im Kopf herum, doch die anderen waren zu beschäftigt mit den anderen Fragen gewesen, als dass er hätte stören wollen. „Es wäre wohl weitaus unauffälliger gewesen, als mehrere Tafeln zu transportieren, und diese auch nur über den Namenlosen Pharao, ist das nicht ein wenig unvorsichtig?“ „Da ist was dran...“, murmelte Jonouchi. „Und ist es nicht unsinnig, dass er uns den Namenlosen Pharao behandeln ließ? Ich meine, es ist doch klar, dass wir dann nachforschen und die Wahrheit über den Pharao herausfinden – und zwar dass er nicht böse ist, sondern gut!“ „Vielleicht dachte er ja, wir würden nur Schlechtes über ihn finden...“, entgegnete Yugi nachdenklich. „Was ich ja auch getan hatte, ich meine, die ganzen Informationen, die der Museumsdirektor mir gegeben hat.“ Niemand hatte bisher bemerkt, dass Yami diesen ganzen Diskussionen fern geblieben war. Zu sehr waren sie eingenommen von den Rätseln, die sich ihnen nach und nach auftaten. Dem Pharao konnte dies nur recht sein, denn seit Yugis Äußerung der Vermutung, Kame hätte den Gedächtnisverlust hervorrufen wollen, lenkte ihn etwas ab – und zwar die Barriere, die er errichtet hatte, um die Schatten vor Yugi zu schützen. Seitdem das Thema vollends auf den Referendaren gerichtet war, wurden diese Schatten plötzlich aggressiver und versuchten mehr denn je, die Mauer zum Einsturz zu bringen. Es kostete ihm beinahe seine gesamte Konzentration, um ihnen entgegen zu setzen. Er hielt nur mit Mühe seine Sitzhaltung aufrecht, um den anderen keinen Grund zu liefern, in Sorge zu geraten, denn dies hätte es zweifellos, wenn er sich kraftlos vom Tisch abgestützt oder eine erschöpfte Miene gezogen hätte. Die Barriere zu stärken kostete ihm mehr Kraft, als er erwartet hätte. Was ist geschehen, dass die Schatten jetzt so offensiv sind?, fragte sich Yami in Gedanken. Es muss irgendetwas mit dem Referendaren zu tun haben, bloß was? Verdammt, wenn dies so weiter geht, wird die Mauer irgendwann zerbrechen... Da spürte Yami einen Blick auf sich ruhen und sah auf. Yugi blickte ihn aus sorgenvollen Augen heraus an. Er hatte eben erst bemerkt, dass Yami seit einiger Zeit keinen Ton von sich gegeben hatte. „Was ist los?“, fragte Yugi sein andere Ich leise, sodass ihn niemand außer Yami verstehen konnte. „Nichts“, antwortete Yami schnell, vielleicht sogar zu schnell, denn Yugis Blick wurde skeptisch. „Das glaube ich dir nicht, Mou hitori no boku.“ „Es ist wirklich nichts, Aibou. Ich habe nur über eure Fragen nachgedacht.“ Yami wollte ihm nicht sagen, was ihn tatsächlich zum Grübeln brachte, ansonsten hätte er abermals eine Diskussion über diesen Schutzwall und ihren damit verbundenen Kosten an Energie entfacht, was er dringend zu vermeiden versuchte. „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, fragte Yugi und beobachtete seinen Yami mit scharfem Blick. Er war nicht wirklich überzeugt, dass Yami nur über diese Fragen nachgedacht hatte. Er sieht... erschöpft aus, seine Augen wirken so müde... . „Hm“, machte Yami und versuchte sich die letzten Worte Yugi ins Gedächtnis zu rufen. Die ganze Informationen, die der Museumsdirektor Yugi gegeben hatte... die Fotos... die Fotos von den Steintafeln... aus... Ägypten?! Ihm kam eine Idee. Yugis Miene wurde finster. Es kostet ihm zu viel Energie, diese Schutzmauer um meinen Geist zu halten. „Mou hitori no boku, hör bitte endlich au-“, doch da wurde Yugi von diesem unterbrochen. „Freunde“, sagte Yami in einem fast schon eindringlichen Tonfall und bekam somit die volle Aufmerksamkeit der anderen, die ihn nun erwartungsvoll ansahen. „Was ist, wenn der Referendar diese Tafeln nach Domino bringen ließ, um Yugi noch weiter von uns zu trennen?“ „Das musst du uns aber nun näher erklären“, sagte Ryo mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er kam gerade nicht wirklich mit. „Ihr wisst, dass Yugi den Museumsdirektor nach Fotos von Steintafeln über mich gefragt hatte. Es kann wohl kaum Zufall sein, dass diese Fotos nur Informationen beinhalten, die mich schlecht darstellten, die einen dazu verleiten könnten, mich zu verachten. Kann es da nicht sein, dass Kame dies eingefädelt hatte?“ Einige Zeit lang dachten sie über die Vermutung Yami nach, wobei sie schließlich zu einem Ergebnis kamen: Die Theorie klang durchaus plausibel. „Das würde klären, warum er so viele Tafeln hierhin geschafft hat, auch, weswegen er uns den Namenlosen Pharao behandeln ließ. Vielleicht hatte er sich bereits gedacht, dass Yugi ein wenig mehr über den Pharao herausfinden wollte, als er sein Gedächtnis verloren hatte, und dass wir nun für das Projekt weiter im Museum nachforschen würden, und schlussendlich nur herausfinden, dass der Pharao böse sei“, murmelte Anzu. „Ist dies nicht einiges an Aufwand, nur um Yugi von Euch zu drängen, Pharao?“, fragte Ishizu ein wenig zweifelnd. „Das stimmt zwar, doch es hätte wohl seine ganze Wirkung gezeigt, wenn der Plan vollends aufgegangen wäre. Yugi hatte uns durch diese negativen Informationen, die diese Fotos beinhaltet hatten, misstraut und hatte sich von uns entfernt; ohne Yugi waren wir alle für einige Zeit geschwächt, vor allem hatte es auch dann innerhalb unserer Clique einige Probleme gegeben. Wir wären nicht stark genug gewesen, um den dunklen Mächten zu trotzen.“ Yamis Stimme war voller Ernst, denn seine Aussage entsprach der Wahrheit. Sie alle hatten es in letzter Zeit nicht leicht gehabt, und dann noch gegen einen Feind zu kämpfen, der ihnen scheinbar immer einen Schritt voraus war, wäre zu viel gewesen. Doch nun fragten sie sich wieder: Wieso hatte der Referendar, falls dieser nun wirklich ihr Gegner war, woran sie kaum Zweifel hegten, so viele Chancen ungenutzt gelassen? Wieso hatten ihre Gegner sie nicht schon vor Wochen angegriffen, wo sie geschwächt waren? „Woher soll dieser Kame den Pharao eigentlich kennen? Wieso will er den Weltuntergang, wer ist dieser Typ denn überhaupt in Wirklichkeit?!“ Jonouchi raufte sich frustriert die Haare. Er hasste es, nichts zu wissen. Noch mehr störte es ihn jedoch, dass niemand die Antworten auf seine Fragen wusste. Nach diesem überaus verwirrenden und frustrierenden Telefonat beschlossen die Freunde, dem Museumsdirektor am Montag einen weiteren Besuch abzustatten, den sie so oder so hätten wegen ihrem Geschichtsreferat tun müssen. Sie wollten Beweise für ihre Theorien finden und den Direktor nach einem gewissen Kame Yamamoto ausfragen. Indes sollte Ishizu in Ägypten die Stellung halten und ihre Expedition bewachen, falls der Referendar sich bei den Mitarbeitern melden sollte. Außerdem hatte Yugi seinen Yami sofort ins Bett verfrachtet, kurz nachdem ihre Freunde die Wohnung verlassen hatten, was erst am späten Abend passiert war, denn dieser konnte seine Haltung nicht mehr wahren und war auf dem Sofa zusammen gesackt. Yugi war augenblicklich besorgt zu ihm geeilt und hatte ihm dann hinauf in ihr Zimmer geholfen. Kaum waren sie dort angekommen, hatte sich Yami auf sein Futon gelegt und war so schnell eingeschlafen, dass Yugi ihn nicht einmal dazu auffordern konnte, diese Barriere endlich zu lassen. Er wusste, Yami würde auch im Schlaf diese Mauer aufrecht erhalten, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie. Ansonsten wäre er wohl schon längst wieder zusammen gebrochen. „Dieser... Sturkopf!“, murmelte Yugi und schnaubte. Es schien, als wäre er wütend auf seinen Freund, doch einen Augenblick später trat wieder ein besorgter Glanz in seine Augen. Nur um mich zu schützen, nimmst du Schaden auf dich... Ein bedauerndes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Danke, Mou hitori no boku. Am nächsten Tag hatte Yugi seinem anderen Ich verboten, sich auch nur ansatzweise zu überanstrengen. Nachdem Yami den Blick seines Aibous gesehen hatte, hielt er lieber seinen Mund, ansonsten hätte er wohl wirklich um sein Leben fürchten müssen. Deshalb verbrachten sie den Sonntag ziemlich ruhig, was in letzter Zeit nun doch ungewöhnlich war – das hieß, sie saßen im Wohnzimmer und sahen fern, nachdem Yugi seinem Großvater im Laden ausgeholfen hatte. Yugi hatte Yami noch des Öfteren darum gebeten, diese Schutzmauer fallen zu lassen, doch dieser blieb eisern. Yugi konnte nur tief seufzen. „Wie wollen wir den Museumsdirektor eigentlich fragen? 'Ja, könnte so ein Typ namens Kame Sie angeheuert haben, Yugi Fotos zu geben, um unseren 3000 Jahren alten Freunde schlecht dastehen zu lassen?'“, fragte Jonouchi. Es war Montagnachmittag, genauer gesagt 16 Uhr, und er und seine Freunde hielten sich in der Stadt auf. Sie waren auf dem Weg zum Historischen Museum, welches sie bereits in und auswendig kannten, so oft, wie sie dem in den letzten Jahren einen Besuch abgestattet hatten. „Nun ja, vielleicht sollten wir ihn zunächst fragen, woher er denn die Fotos hat“, schlug Anzu vor. „Doch wie sollen wir weiter vorgehen?“, fragte Ryo und sah nachdenklich in die Runde. Die anderen hoben irritiert eine Augenbraue. „Wenn sich herausstellt, dass der Referendar tatsächlich hinter alldem steckt, wie sollen wir uns ihm gegenüber stellen? Wir haben ihn ja am Dienstag, also morgen, wieder, sollen wir ihm dann nach dem Unterricht zur Rede stellen? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, ihn auf einmal zu fragen, wieso er dies alles tut. Wieso er den Weltuntergang herbeiführen möchte.“ „Da hast du recht“, stimmte Honda zu. „Sonst spüren die Gegner doch uns zuerst auf und fordern uns zu einem Duell heraus, doch dass wir dem Feind mal einen Schritt voraus sind, ist noch nie passiert... das ist irgendwie seltsam...“ „Ist doch 'nen gutes Zeichen!“, rief Jonouchi plötzlich und hielt triumphierend die Faust in die Luft. „Diesen Typen werden wir aufhalten, noch ehe er überhaupt 'Schattenduell' sagen kann, ha, wäre doch gelacht, wenn nicht!“ Honda, Anzu, Ryo, Yugi und Yami sahen ihn nur blinzelnd an, mussten jedoch dann lächelnd ihre Köpfe schütteln. Typisch Katsuya. Nach einer Weile kamen sie dann am Museum an und betraten es. Ihnen sprang augenblicklich der rote Banner entgegen, auf dem die Letter 'Neue ägyptische Ausstellungsstücke – 2. Etage' prangten. Die Freunde sahen sich an, bis sie sogleich die Treppe hinauf in den 2. Stock stiegen. Neugier keimte in ihnen auf und sie fragten sich: Würden sie einige neue Steintafeln zum Namenlosen Pharao finden? Sie sahen sich im gesamten Raum um und erblickten auch bald die Ecke, die ihrem Jahrtausend alten Freund gewidmet war. Und tatsächlich – dort waren mehr Steintafeln als noch vor einigen Wochen, wo sie mit dem Geschichtskurs hier waren. Während die anderen interessiert diese Artefakte begutachteten, blieb Yugi vor der Tafel stehen, die sein Leben nochmals verändert hatte. „Die Welt naht sich dem Ende zu und eine dunkle Macht legt sich wie ein Schatten über sie. Nur der Namenlose Pharao kann sie noch retten. Sein Hikari wird ihm die Kraft dazu geben, doch zu einem hohen Preis. Die Welt steht auf Messers Schneide, bereit, in die Tiefe zu stürzen“, wisperte Yugi. Jetzt, wo ich diese Tafel so vor mir habe... ich kann nicht glauben, welche Magie sie doch in sich trägt. Dass ich wegen ihr mein Gedächtnis verloren hatte... . Das ist wohl der Preis, den ich zu zahlen hatte, damit Yami seinen eigenen Körper bekommt. Hm, der Referendar ist also unser Gegner... . Aber... warte mal... woher wusste er, dass ich mein Gedächtnis verlieren würde, wenn ich diese Tafel erblicke? Yami beobachtete sein jüngeres Ich mit nachdenklichem Blick. Er las sich die Steintafel, vor der Yugi stand, nochmals durch. Ich wünschte, ich wüsste, welcher Zauber auf dieser Tafel liegt, hing er seinen Gedanken nach. Mit meiner Magie könnte ich ihn aufspüren, doch ich kann nicht riskieren, auch nur ein Fünkchen meiner Magie darauf zu verschwenden, zu groß wäre die Chance, dass die Schatten in Yugis Seele eindringen. Diese waren am Sonntag ja vergleichsweise harmlos und nicht mehr ganz so aggressiv wie am Abend zuvor. Gestern konnte ich mich ein Glück ausruhen und neue Energie tanken, ansonsten... Nein, diese Schatten werden diese Mauer nicht durchbrechen, das lasse ich keinesfalls zu. Sein Blick wurde mit einem Mal verbissen und wanderte wieder zu der schicksalhaften Steintafel. Es besteht keinen Zweifel daran, dass ein mächtiger Schutzzauber darauf liegt, welches Yugis Gedächtnis gelöscht hat. Doch ist dies der einzige Schutzzauber? Schließlich konnte es kein Archäologe jemals übersetzen, also ist es eine der Magischen Steintafeln, die wohl am stärksten mit Magie beschützt wurden. Da fiel Yami etwas ein. Wieso... wenn dies die Schutzfunktion der Tafel war, dass demjenigen, der nicht eingeweiht ist und trotzdem die Macht dazu besaß, die Hieroglyphen zu lesen, das Gedächtnis genommen wird, dann muss der Zauber jetzt gebrochen worden sein, denn Yugi kann sich wieder an alles erinnern. Und nun steht er wieder davor, kann sie anscheinend lesen, wieso setzt diese Schutzfunktion nicht wieder ein? Yamis Blick glitt weiter über die übrigen Steintafeln, ohne sie wirklich zu sehen. Er war in Gedanken versunken. Oder... ist es, weil er mein Hikari ist und der Gedächtnisverlust der Preis war, den er zu zahlen hatte, damit ich jetzt einen eigenen Körper besitze? So prophezeit es zumindest diese Tafel. Sicherlich hat die eigentliche Schutzfunktion keine Wirkung auf meinen Aibou, und nur wegen der Prophezeiung bekam er diese Amnesie. „Hey, Yugi, Yami!“, rief Jonouchi plötzlich. Die beiden Angesprochenen zuckten erschrocken zusammen, waren sie doch zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen und hatten nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet. Sie sahen Katsuya fragend an. „Diese Steintafeln über dich, Pharao, beinhalten sie nun gute oder schlechte Nachrichten über dich?“ „Hm...“ Yugi besah sich nun zum ersten Mal auch die anderen Tafeln und überflog diese, da verfinsterte sich seine Miene auch schon einen Augenblick später. Auch Yami las sie sich teilweise durch, Wut keimte in ihm auf. „Ja, wir hatten recht. Hier sind nur Tafeln ausgestellt, die nur angeblich böses über Yami berichten“, sagte Yugi, versuchte, seinen Ärger darüber hinunter zu schlucken. „Kame...!“, knurrte Jonouchi. Dieser Typ wurde ihm immer unsympathischer, so weit es überhaupt noch möglich war. „Kommt, lasst uns den Direktor suchen, dann erfahren wir mehr“, schlug Anzu vor, denn sie wusste, die anderen würden nun erst recht wissen wollen, ob Kame alles eingefädelt hatte. Da sie sich auf der zweiten Etage befanden, brauchten sie nur einige Korridore zu passieren, da kamen sie auch schon vor dem Büro des Direktors an. Sie wollten gerade anklopfen, als sie dumpfe Stimmen aus dem Zimmer vernahmen. Es schien, als würde sich jemand mit dem Direktor streiten, denn die Lautstärke und der Tonfall der beiden Stimmen waren unmissverständlich. Doch die Freunde konnten nicht wirklich ein Wort verstehen, dazu war die Tür zu dicht und es erklang nur immer wieder gedämpftes Gerede. „Wer wohl in dem Zimmer ist?“, flüsterte Anzu und sah zur Tür. Dies würden ihre anderen Freunde ebenfalls äußerst gerne wissen wollen. Da wurde plötzlich die Tür zum Büro aufgerissen – und vor ihnen stand Kame Yamamoto. Kapitel 24: Was nun? -------------------- Nun, dieses Kapitel wurde nun doch unabsichtlich länger, sogar viel länger, als ich geplant hatte. Ich wusste nur nicht, wo ich dieses Kapitel teilen sollte, es würde nirgends passen. Nun ja, zumindest haben Sie schön etwas zu lesen, lieber Leser ;) KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Otogi Ryuji – Duke Devlin Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 24 – Was nun? „Wer wohl in dem Zimmer ist?“, flüsterte Anzu und sah zur Tür. Dies würden ihre anderen Freunde ebenfalls äußerst gerne wissen wollen. Da wurde plötzlich die Tür zum Büro aufgerissen – und vor ihnen stand Kame Yamamoto. Ihre Augen weiteten sich vollkommen überrascht, während sie gleichzeitig wie zu Eis erstarrt vor der Tür standen. Ausgerechnet ihr Geschichtsreferendar stand nun vor ihnen, über den sie schon seit Tagen rätselten! Kame sah fast ebenso erstaunt zu seinen Schülern hinunter, die Hand immer noch auf der Türklinke. Nach einigen Sekunden jedoch riss er sich wieder zusammen, sagte grüßend „Muto“ und nickte den anderen zu, bis er gelassen an ihnen vorbei schritt und um die Ecke verschwand. „D-Das... das war doch grad... Kame!“, stotterte Jonouchi. Sie alle hatten keineswegs erwartet, ihrem angehenden Lehrer so bald zu begegnen. Vor allem überraschte es sie jedoch, dass dieser sie nicht im Entferntesten arrogant, überlegen oder dergleichen angesehen hatte, welches darauf geschlossen hätte, er wäre ihr Feind oder hätte ein anderes Bild von ihnen als nur seine Schüler, sondern einfach nur erstaunt gewesen war, sie hier zu erblicken. Ansonsten hatte er keine Miene verzogen, als er sie begrüßt hatte und lässig verschwunden war. Er hatte die sechs Freunde ganz so behandelt, wie jeder andere Lehrer es getan hätte. „Was hatte der denn hier zu suchen?“, sagte Honda mit misstrauisch zusammengezogenen Augenbrauen. Nicht nur er fragte sich dies; die anderen stellten sich diese Frage nicht minder skeptisch. „Muto-san?“ Da wandten sich Yugi und seine Freunde um und erblickten den Museumsdirektor, der ihnen scheinbar freundlich entgegen lächelte. Doch etwas war in seinen Augen, welches die Freunde nicht wirklich deuten konnten. „Konnichi wa, Morasu-san“, begrüßte Yugi ihn. Die anderen nickten ihm lediglich zu. „Was führt dich denn wieder zu mir? Willst du weitere... Fotos?“ Der Blick des Direktors glitt beinahe unauffällig über Yugis Begleitung, als würde er den König der Spiele fragen wollen, ob seine Freunde von den Fotos erfahren durften. „Nun ja, nein, eher nicht. Ich hätte da aber eine Frage an Sie...“, begann Yugi etwas zögerlich und suchte den Anfang. Während er überlegte, glitt sein Blick durch den Raum, den er bisher noch gar nicht wirklich in Augenschein genommen hatte. Es war nicht von Nöten gewesen. Nun jedoch sah er sich musternd um und erblickte einen Garderobenständer, an dem ein schwarzer Mantel mit Kapuze hing. Aber, den kenne ich, den habe ich doch schon mal gesehen..., schoss es Yugi durch den Kopf. Da weiteten sich seine Augen plötzlich entsetzt. Das ist doch...! „Gehört dieser Mantel Ihnen?“, fragte Yugi direkt und nickte zum Garderobenhaken. Er sah seinen Gegenüber seltsam durchdringend an, als wollte er die Wahrheit von dessen Augen ablesen. Morasu wandte sich mit nach oben gezogener Augenbraue zum Ständer und für einen kurzen Augenblick trat ein seltsames Funkeln in seine Augen. Einen Moment später war dieser Schein auch schon wieder verschwunden. „Hm, Yamamoto scheint ihn hier vergessen zu haben“, murmelte der Direktor. „Sie kennen also diesen Mann, der vorhin hier war?“, fragte Anzu, die sich als erste von Yugis Freunden bisher meldete. Ihr war aufgefallen, dass Morasu den Referendaren beim Vornamen genannt hatte. Nun waren die anderen ebenfalls gespannt auf die Antwort. „Nun ja, ich kenne ihn so weit, dass er sich dafür angeboten hatte, für mich die Fotos der Steintafeln über den Namenlosen Pharao zu schießen, denn ich hatte nur wenig Zeit gehabt dazu; meine Pflichten als Direktor dieses Museums hatten mich sehr beansprucht. Er hat mir sozusagen ausgeholfen. Ihr müsst nämlich wissen, er war vor einiger Zeit auch in Ägypten zu einer Ausgrabung über den Namenlosen Pharao geflogen, bei der er ausgeholfen hatte. Deswegen kam er auch gut an solche Fotos heran. Ansonsten haben wir nichts miteinander gemein.“ Für eine Weile war es still im Zimmer, in der sich die Freunde vielsagende Blicke zuwarfen. Ihnen allen war klar, dass dies die Bestätigung ihrer Theorie war. Diese Fotos stammten tatsächlich von Kame, der die Distanzierung von Yugi zu seinen Freunden mithilfe dieser wahrscheinlich geplant hatte. „Dieser elende...!“, zischte Jonouchi aufgebracht und knirschte mit den Zähnen. Wie kann dieser hinterlistige, scheinheilige, arrogante Typ es wagen, uns auseinander bringen zu wollen?! Er war definitiv wütend. Da legte plötzlich jemand eine Hand auf seine Schulter. Katsuya wandte sich um – und sah direkt in rote Augen, die ihm unverwandt entgegen blickten. Es schien, als wollte Yami ihn mit dieser Geste beruhigen, was auch halbwegs klappte. Jonouchi lächelte dankbar. „Nun, Muto-san, gibt es einen bestimmten Grund, weswegen du mich aufsucht?“, riss der Direktor die Freunde aus ihren Gedanken. „Du wolltest mich vorhin etwas fragen.“ „Ähm... nein, das hat sich bereits erledigt“, sagte Yugi und versuchte unbeholfen, zu lächeln. Wie gesagt, unbeholfen. „Doch ich hätte da eine andere Frage an Sie, wenn es Sie nicht stört. Wieso hatten Sie denn eben Streit mit diesem... Mann vorhin gehabt? Zumindest hatte es sich danach angehört.“ „Nun ja, dieser Mann war Yamamoto, der mir die Fotos gegeben hatte. Doch mir war... aufgefallen, dass diese Fotos beinahe nur, wie soll ich sagen, schlechte Informationen über diesen Pharao enthielten. Ich war ein wenig verwundert darüber, denn meistens wurden auch die Taten datiert, die ehrwürdig und gutmütig erschienen, doch davon wurde nichts gesagt. Ich hatte Yamamoto danach gefragt, doch er reagierte nicht sehr begeistert auf meine Neugier.“ Der Direktor seufzte leicht und schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, damit habe ich ihn vergrault und werde keine Fotos mehr von ihm bekommen, Muto-san. Das tut mir leid.“ „Ach, ich... brauche die Fotos auch nicht mehr“, sagte Yugi schnell, bevor sein Gegenüber noch ein schlechtes Gewissen bekam. Das wäre nunmehr auch sinnlos. „Aber dennoch, ich danke Ihnen für Ihre Mühen.“ „Du solltest dich eher bei Yamamoto bedanken, der diese Fotos geschossen hat, auch wenn er es nun nicht mehr tun will“, meinte Morasu lächelnd. „Dann würde ich Sie gerne bitten, Ihrem Freund meinen... Dank auszusprechen, Morasu-san.“ Der Direktor bemerkte Yugis kurzes Zögern nicht, Yami und die anderen jedoch umso mehr. Sie wussten, welch Ironie doch hinter Yugis Worten steckte, denn es traf eher das Gegenteil zu. Demjenigen zu danken, der das Ziel vor Augen hatte, ihre Freundschaft untereinander zu zerstören, war geradezu lächerlich. „Nun, ich will Sie nicht weiter stören, Direktor. Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Yugi und hielt seine Hand hin. „Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen, Yugi“, entgegnete sein Gegenüber mit einem Lächeln und schüttelte dessen Hand. Während sich die anderen ebenfalls verabschiedeten und bereits aus der Tür waren, wandte sich Ryo noch einmal kurz um. Der Leiter des Museums hatte immer noch das Lächeln auf den Lippen. Dieses Lächeln... „Jetzt haben wir den Beweis!“, sagte Katsuya und hielt die Faust triumphierend in die Luft, doch seine Stimme war weniger voll Triumph, sondern eher durchtränkt von Wut. Es war bereits 18 Uhr und da es bereits der zehnte Monat des Jahres war und somit dem Winter nicht fern, traten die sechs Freunde ins kühle, jedoch dunkle Freie. „Der Referendar ist also wirklich einer unserer Gegner“, murmelte Anzu. Sie mochte ihren Lehrer schon seit der ersten Unterrichtsstunde unter seiner Leitung nicht sonderlich, doch es überraschte sie dennoch, dass dieser nun tatsächlich zu den 'Bösen' gehören sollte. Unfassbar... „Wenn nicht sogar unser schlimmster Feind, der alle Fäden zieht und diese Schattenduellanten auf Yugi gehetzt hat“, ergänzte Honda, fast schon aufgebracht. Sie schritten die Treppe zum Museum hinunter und trabten langsam in der Stadt umher, hatten kein spezielles Ziel vor Augen. Es ging ihnen eher darum, sich zu unterhalten und die nächsten Tage zu planen. „Jetzt, da wir nun wissen, dass Kame-sensei zumindest unser Gegner ist, was sollen wir tun?“, fragte Ryo in die Runde. „Wie sollen wir uns ihm gegenüber verhalten? Schließlich ist er auch unser Lehrer.“ „Wir werden ihn zur Rede stellen.“ Ryo, Honda, Jonouchi, Anzu und Yugi sahen einigermaßen verwundert zu Yami, der ihnen entschlossen entgegen sah. „Zur... Rede stellen?“, fragte Yugi noch einmal etwas irritiert nach. Er konnte es sich nicht wirklich vorstellen – mit ihrem Feind ein ganz normales Gespräch anfangen und dies vielleicht sogar in ihrem Klassenzimmer in einer Schule, einfach so fragen, weshalb er die Welt vernichten will, das wäre wahrlich... kurios. „Ja. Haben wir denn eine andere Möglichkeit? Wir müssen die Chance nutzen, dass wir unserem Gegner nun einen Schritt voraus sind, denn wir wissen, wer unser Feind ist. Wir müssen ihn aufhalten, noch weitere Vorkehrung zu treffen, um der Menschheit zu schaden. Denn ich denke nicht, dass er etwas Gutes für die Menschen auf dieser Welt will, wenn er das Schattenreich doch geöffnet hat. Es ist besser, zu versuchen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, als wenn er uns zuvor kommt und uns vielleicht sogar zu einem Schattenduell herausfordert. Ich will keine weiteren Opfer.“ Dabei sah Yami jeden Einzelnen vollkommen ernst und durchdringend an. Ihnen allen war klar, was er meinte. Sie wussten, dass sie in den letzten Jahren mehr als nur wenig hatten durchstehen müssen, dass sie mehr als nur oft in Gefahr, wenn nicht sogar Lebensgefahr, geschwebt hatten, dass sie auch weiterhin mehr als nur bereit dazu sein würden, zu kämpfen, um andere zu schützen. Und dies sah Yami wohl als Opfer an. Anschließend verharrte sein Blick auf Yugi, seine Augen beinahe emotionslos. Doch Yugi wusste, weswegen ihn sein anderes Ich ansah. Er lächelte unwillkürlich, doch dieses Lächeln hatte keineswegs etwas fröhliches an sich, eher etwas nachsichtiges. Du meinst zwar, dass ich bereits viel zu viele Opfer gebracht habe, Mou hitori no boku, und ich weiß, dass du dich dafür verantwortlich hältst, dass ich mein Gedächtnis verloren habe, aber das braucht es nicht. Ich werde alles Nötige tun, um diejenigen, die mir etwas bedeuten, zu schützen. „Wieso hast du den Direktor eigentlich gefragt, ob dieser Mantel ihm gehört?“, fragte Jonouchi nach einiger Zeit an Yugi gewandt. „Dieser Mantel... ich kenne ihn. Diese Schattenduellanten, denen ich in letzter Zeit begegnet bin, hatten dieselben gehabt. Ich war erschrocken darüber, dass es an der Garderobe von Morasu-san hing, doch als er sagte, es gehöre Kame...“ Den Rest des Satzes ließ Yugi offen, doch auch ohne ihn zu vollenden, konnten seine Freunde verstehen, was er meinte. „Ein weiterer Beweis“, sagte Honda mit finsterer Miene. Es schien, als würde der Referendar mit jeder Minute immer mehr in negatives Licht gerückt werden. „Aber dass er dann so unvorsichtig sein würde und seinen Mantel nicht mitgenommen hat, schließlich hat er uns vor der Tür noch gesehen“, meinte Ryo nachdenklich. „Es wäre aber auch auffällig gewesen, wenn er sich noch einmal umgedreht hätte und seinen Mantel geholt hätte, das hätten wir sofort bemerkt“, wandte Anzu ein. „Vielleicht hatte er ja gehofft, wir würden den Mantel nicht bemerken oder wiedererkennen.“ Plötzlich wirbelte Yami herum, seine Augen sahen konzentriert umher, als suchten sie die Dunkelheit nach etwas ab. „Yami?“, fragte Anzu irritiert. Auch die anderen sahen ihren Freund verwirrt an. „Shhh“, machte der Pharao nur, ohne sie anzublicken. Er spürte, dass sie beobachtet wurden. Beinahe hätte Yami aus einem Instinkt heraus seine Magie wirken lassen, um die Umgebung abzutasten, doch gerade noch rechtzeitig konnte er sich zurück halten. Er musste sich daran gewöhnen, diese Kräfte nicht mehr allzu häufig zu benutzen, um Yugi weiterhin genügend vor den Schatten schützen zu können. Dagegen begann Yami sich jedoch daran zu gewöhnen, seine Energie nicht allzu sehr in die Notreserve zu locken, um einen weiteren Zusammenbruch zu vermeiden. „Komm raus, wer immer du auch bist!“ Eine Weile blieb es still, die anderen sahen sich ebenfalls alarmiert um, doch da – ein Rascheln– „Hey, Leute!“ Alle Sechs zuckten erschrocken zusammen und fuhren herum, dann jedoch weiteten sich ihre Augen überrascht. Ihnen kam doch glatt ein grinsender Otogi entgegen. „Otogi?!“, rief Jonouchi vollkommen erstaunt. „Aber, was machst du denn hier?!“ „Ich war nur ein wenig in der Stadt unterwegs, da hab ich euch aus dem Museum spazieren sehen. Mensch, Leute, hab ich euch lang nicht mehr gesehen“, grinste der Schüler mit den würfelartigen Ohrringen breit, als hätte er die Sonne verschluckt. „Stimmt. Wir haben dich auch in letzter Zeit gar nicht in der Schule gesehen. Wo warst du denn?“, fragte Anzu neugierig. Erst jetzt wurde auch den anderen klar, dass sie Otogi seit geraumer Zeit nicht mehr begegnet waren, was doch relativ ungewöhnlich war. Schließlich war er in ihrer Parallelklasse. „Ich musste einige Wochen meinen Geschäften nachgehen, ihr wisst schon, wegen Dungeon Dice Monsters. Ich hatte sogar einige Angebote von Unternehmern aus Amerika bekommen, die mein Spiel bald auch auf ihren Markt bringen wollen. Ich kann mich also nicht mehr beklagen, dass dieses Spiel nur in Japan verkauft wird.“ Nun verstanden auch Ryo, Honda, Anzu, Jonouchi und Yugi, weswegen ihr Freund anscheinend so glücklich war; so hatten sie ihn noch nie gesehen. Schließlich hatte er großen Erfolg mit seinem selbst erfundenen Spiel, er hatte eins seiner wohl größten Träume, wenn nicht sogar den größten, erfüllt. Yugi lächelte ihn an, er freute sich für ihn. Da stutzte er jedoch. Seine Augen... Für einen Augenblick meinte Yugi sich eingebildet zu haben, wie ein leichter Schatten über diese glitt, doch einen Moment später strahlten sie ihn wieder fröhlich an. Muss mich wohl getäuscht haben... Während ihrer kleinen Unterhaltung hatte Yami Otogi nur kurz angesehen, bis er sich jedoch wieder konzentrierte und die Nacht nach Schatten absuchte. „Werden wir immer noch beobachtet?“, flüsterte Yugi ihm leise zu. Er hatte bemerkt, dass sein anderes Ich sich dem Gespräch nicht zugewandt hatte, geschweige denn, sich daran beteiligte. „Ich... bin mir nicht sicher, dieses Gefühl ist ein wenig gewichen, seitdem Ryuji hier ist. Aber dennoch...“ Yami konnte es selber nicht wirklich beschreiben. Es war nicht so, dass er sich länger beobachtet fühlte, doch die Gegenwart eines Feindes war ihm durchaus bewusst. Ihn jedoch ausfindig zu machen, erwies sich schwieriger als gedacht, zumindest ohne den Gebrauch seiner Magie. „Was habt ihr in letzter Zeit so getrieben?“, fragte Otogi und sah gespannt in die Runde. Doch schon nach wenigen Sekunden verblasste sein Grinsen. Die anderen tauschten vielsagende Blicke aus, was Ryuji nicht ganz entgangen war. „Was... ist passiert?“ Seine Stimme war ernst, denn auf ihn machten seine Freunde nicht gerade einen fröhlichen Eindruck, eher so, als wären sie aufgebracht, sorgenvoll, vielleicht sogar ein wenig gestresst, was er an Yami erkannte, denn dieser sah immer noch, vielleicht sogar ein wenig hektisch, um sich. Diese Gesichter waren ihm nicht ganz geheuer, doch er kannte sie nur zur Genüge, und er wünschte, er täte es nicht. Sie erinnerten ihn an die Zeit, als die Freunde unzählige Kämpfe bestehen mussten, um die Welt zu retten. Da blitzte es in seinen Augen auf. Er erinnerte sich offensichtlich wieder an das Duell, Yugi gegen Ryouta, den Ryouta, der nicht er selbst war, der von einer schwarzen Seele heimgesucht worden war. Das Schattenreich war geöffnet worden... „W-Warte!“, rief Ryuji und sah wieder erschrocken zu Yami. Und wieder nach rechts, zu Yugi. „A-Aber... wie...?“ Ich kann sie tatsächlich gleichzeitig sehen... „Sagt mir sofort, was bisher geschehen ist“, sagte Otogi eindringlich. Sein Blick war auffordernd auf seine Freunde gerichtet. „Ich denke, ich erzähle dir lieber die Kurzfassung, ansonsten würden wir noch bis Freitag hier 'rum stehen“, meinte Honda etwas übertrieben. „Also, du weißt ja, dass jemand das Schattenreich geöffnet hat und der Pharao deshalb wieder in dieser Welt ist.“ Nicken. „Einige Tage nach dem Duell zwischen Yugi und Ryouta machten wir einen Ausflug ins Museum mit unserem Geschichtskurs. Da hatten wir eine Steintafel über den Namenlosen Pharao vor's Gesicht bekommen, die Yugi plötzlich vorgelesen hat, obwohl darauf natürlich nur Hieroglyphen zu erkennen waren. Sie besagte, dass die Welt 'auf des Messers Schneide' stehen würde und nur der Pharao sie retten könne. Da brach Yugi auf einmal zusammen und neben ihm erschien Yami, der anscheinend seinen eigenen Körper bekommen hatte. Natürlich hatten wir uns gefragt, wie das alles möglich war, doch wir wissen es immer noch nicht genau, auf jeden Fall hat es etwas mit dieser mysteriösen Tafel zu tun. Man brachte Yugi ins Krankenhaus, wo wir feststellen mussten, dass er eine... Amnesie hatte, obwohl der Arz-“ „Wie bitte, eine Amnesie?!“, brach es aus Ryuji heraus. Er sah Yugi mit geweiteten Augen an, anscheinend vollkommen erschrocken. „Also, ähm, ja, aber ich kann mich wieder an alles erinnern“, sagte Yugi hastig und hob seine Hände. Da trat auch sofort ein erleichterter Ausdruck auf Ryujis Gesicht, dennoch sah er fragend drein, in seine Augen trat ein kleiner Funke. „Ja, nach einigem Karacho und Streit mit uns und sogar Krach untereinander hatte er sich wieder erinnert, nachdem wir ihm alles erklärt hatten“, murmelte Jonouchi, wollte Otogi offensichtlich nicht wirklich in die Augen sehen. Sein etwas verlorener Blick war wohl eher zu Boden gerichtet. Nun sahen Ryo, Honda, Anzu, Yugi und sogar Yami teilweise ziemlich überrascht zu ihm, denn Jonouchis Laune hatte sich urplötzlich gewechselt, von aufgebracht, aber dennoch ein wenig triumphierend, zu betrübt und schuldbewusst. Da machte es bei ihnen praktisch 'Klick'. Denkt er etwa immer noch, dass er...?, fragte sich Anzu und sah besorgt zu Katsuya. Ihnen allen war nicht klar gewesen, dass sich ihr sonst so tollpatschiger und, ja, man könnte schon sagen dusseliger Freund sich immer noch Gedanken um den Streit zwischen ihm und Yami, aber auch dem Vertrauensverlust Yugis zu ihm machte. So kannten sie ihr blondes 'Hündchen', wie Kaiba ihn des Öfteren betitelte, gar nicht. Es war bisher nicht seine Art gewesen, an der Vergangenheit und seinen Fehlern zu hängen. Es schien, als hätten ihm die letzten Woche mehr zugesetzt, als sie alle hätten erahnen können. Genau in dieselbe Richtung gingen auch Yamis Gedanken; er zog Jonouchi augenblicklich ein wenig beiseite, weg von den anderen, die eilig Otogi den Rest erzählten, jedoch die Tatsache, dass Yami und Jonouchi einiges an Streit hatten, außen vor ließen, und sagte leise: „Katsuya, du hattest mir vor einigen Tagen erzählt, dass ich keine Schuldgefühle zu haben brauche, ich hätte ja nur das Beste für Yugi gewollt. Und jetzt grübelst du immer noch über Vergangenes? Jonouchi, es ist alles wieder beim Alten, du brauchst also kein schlechtes Gewissen zu haben, schließlich hattest auch du keine bösen Absichten gehabt.“ „Das weiß ich doch...“, murmelte Jonouchi. Dann schüttelte er leicht seinen Kopf, als wollte er seine trüben Gedanken damit fort scheuchen. Sag mal, was denk' ich eigentlich?, fragte sich Jonouchi selbst erbost. Ich weiß doch, dass ich eigentlich keine wirkliche Schuld trage, genauso wenig wie Yami. Aber... ich komm einfach nicht davon los, dass Yugi mir den Rücken zugewendet hatte... sonst stand er immer hinter mir, doch dann... hat er mir nicht mehr vertraut, weil ich einen Fehler gemacht habe und ihn angelogen habe... . Ach, verdammt, Katsuya, denk doch mal an die anderen, ihnen ging es bestimmt auch nicht besser, Yugi hat sie genauso ignoriert wie dich! Er hatte sein Gedächtnis verloren, na klar war er enttäuscht und hat uns so behandelt! Das war einfach eine Aneinanderkettung unglücklicher Umstände, jetzt ist doch wieder alles okay, Yugi ist wieder unser Freund! Sich immer wieder dies vor Augen führend sagte Katsuya zu Yami: „Keine Sorge, Pharao, alles okay. Ich war nur gerade kurz in Gedanken.“ Er versuchte, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, was ihm wohl nicht wirklich gelang, denn Yami sah ihn immer noch skeptisch, besorgt an. „Komm, lass uns zu den anderen gehen, schließlich müssen wir diesem Dummkopf Otogi noch alles erklären, der einfach so abgehauen ist, ohne uns 'was zu sagen!“ Die letzten Worte hatte Jonouchi nun laut und an Ryuji gewandt gesagt, sodass auch die anderen irritiert zu ihm schauten, doch der Blonde lachte nur laut aufgrund ihrer Gesichter und trat zu den anderen. Yami sah ihm nachdenklich nach, leichte Sorge war in seinen Augen zu lesen. Als er ebenfalls zu ihnen gehen wollte, fing er Yugis Blick auf. Dieser hatte die ganze Szene zwischen den beiden beobachtet, jedoch nicht belauscht, aus Respekt vor ihrer Privatsphäre. Yugi wusste zwar nicht, was genau zwischen Yami und Jonouchi vorgefallen war, doch dass etwas passiert sein musste, war nur allzu offensichtlich. Er ahnte ja nicht, dass Jonouchis gedrückte Stimmung auch etwas mit ihm zu tun hatte. Dennoch machte auch er sich nicht gerade wenig Sorgen um seinen Freund. Was ist bloß los mit dir, Jonouchi? Seit wann tust du so, als wärst du fröhlich, obwohl dich doch etwas bedrückt? Noch einige Zeit lang hatten sich die Freunde mit Otogi unterhalten, der sie noch mit Einiges an Fragen bombardiert hatte und sich fast genauso wie Katsuya mit voller Elan über den Referendaren beschwert hatte und ihm wohl am liebsten eine gescheuert hätte, doch schlussendlich war er dann auf demselben Stand wie die anderen. „Und euer Plan ist jetzt, den Referendaren morgen zur Rede zu stellen?“, fragte Ryuji nach und sah nachdenklich zu seinen Freunden. „Richtig. Morgen wäre es auch ganz günstig, denn wir haben ihn in der 9. Stunde, unsere letzte Stunde, sodass wir ihn abfangen können und ein wenig in ein Gespräch verwickeln können, da wir nicht in den nächsten Unterricht müssten. Und da er Referendar ist, glaube ich nicht, dass er danach noch Stunden hat, außerdem zieht er immer seine Jacke an, als wollte er nach Hause gehen“, sagte Anzu. „Hm...“, machte Otogi und sah grübelnd zu Boden, seine Gegenüber konnten ihm nicht mehr in die Augen blicken. „Schade, ich habe morgen bis zur Zehnten Unterricht, den ich lieber nicht verpassen sollte, mir wurde gesagt, es müssten bald Klausuren geschrieben werden. Dabei bin ich diesem Referendaren, Kame, richtig? Ich bin ihm noch nie begegnet.“ „Besser so, einfach nur ein arroganter Mistkerl“, murrte Jonouchi. Es war ersichtlich, dass Katsuya ihn wahrscheinlich nie würde leiden können, auch wenn Kame jemals einer von den 'Guten' sein würde, was wohl höchstens eine Chance von 0,0000001 Prozent beträgt. Nach einer Weile, in der es bereits steil auf 22 Uhr zu ging und die Freunde sich verwundert hatten, dass sie doch ganze 3 Stunden miteinander in der eisigen Kälte der Nacht geredet hatten, trennten sie sich und jeder ging seines Weges Heim. Yami hatte während des Gesprächs auch weiterhin auf seine Umgebung geachtet, doch dieses Gefühl, ein Feind wäre in der Nähe, hatte sich nach verflüchtigt, nachdem sie sich verabschiedet hatten. „Sag mal, Mou hitori no boku...“, begann Yugi, während er wie üblich auf seinem Bett lag, sein Gesicht jedoch Yami zugewandt hatte, der auf seinem Futon saß, „was ist zwischen dir und Jonouchi vorgefallen? Es kam mir so vor, als würde Jonouchi etwas bedrücken, und das wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit, habe ich recht?“ „Hm... ja, da liegst du richtig.“ Yami seufzte leicht. „Katsuya und ich hatten uns gestritten, kurz nachdem du dich vollständig von uns abgewandt hattest. Genau genommen war es einen Tag, nachdem du nach dem Schattenduell vom Dach der Schule weggerannt und am Abend... ausgerastet warst. Nach Schulschluss war Ryo zu uns gekommen und hatte gefragt, was denn nun passiert war zwischen dir und uns. Wir erzählten es ihm, doch plötzlich hatte mich Jonouchi angeschrien, dass ich an allem schuld war, weil es mein Plan war, dich... anzulügen.“ Yami schwieg kurz, sprach jedoch nach einigen Sekunden weiter. „Katsuya wollte mich beinahe schlagen, da konnte Honda ihn noch rechtzeitig daran hindern. Dann hatte sich Jonouchi von ihm gerissen und war gegangen. Über eine Woche lang hatte er mich ignoriert und die anderen gemieden, da reichte es mir und ich zwang ihn, mit mir zu reden. Er gestand, dass er frustriert gewesen war, weil du ihm den Rücken zugewandt hattest und ihm nicht mehr vertrautest. Schließlich bist du sein bester Freund, und das konnte er nicht wirklich verkraften. Er... gab sich die Schuld daran, weil er sich nicht einfach aufgelehnt hatte, weil er dir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hatte.“ Yami sah in die Ferne, seine Augen hatten einen betrübten Glanz. Da seufzte er wieder. „Er brauchte einen 'Sündenbock', wie er es meinte, doch ich kann ihn nur allzu gut verstehen. Ich hatte nicht gewusst, dass diese Sache Jonouchi immer noch zu schaffen macht, zu sehr war ich beschäftigt mit unserem Konflikt und den Mächten der Dunkelheit.“ Nun sah der Pharao wieder zu Yugi, der den Kopf gesenkt hatte. Einige Zeit lang herrschte Stille, in der Yugi über die Worte seines Yamis nachdachte. Es machte ihn traurig, dass sein sonst so unbekümmerte Freund nun so ungewohnt sorgenvoll war, dass er sich doch tatsächlich immer noch die Schuld daran gab, dass er ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte, anscheinend. „Ich... hätte mir zwar gewünscht, dass jemand mir früher die Wahrheit gesagt hätte, doch... ich gebe euch keine Schuld, niemandem von euch. Ich kann es ja verstehen, ihr wolltet nur das Beste für mich... . Aber dass Jonouchi diese Sache so mitnimmt, hätte ich nicht gedacht. Es passt nicht zu ihm, dass er immer noch über Vergangenes nachdenkt. Es ist sonst nicht seine Art.“ Da konnte ihm Yami nur zustimmen. Katsuya war... seltsam. Ich will meinen alten Tollpatsch wieder haben. Am nächsten Tag ergab sich für Yugi keine Möglichkeit, mit Jonouchi zu sprechen, dem er helfen wollte. Zu sehr waren sie alle auf ihre Geschichtsstunde gespannt, auf das Gespräch, was kommen würde. Dementsprechend waren die sechs Freunde in ihrem Geschichtsunterricht eher weniger mit den Gedanken bei dem Namenlosen Pharao, jedoch trat nach einer Weile ein Problem auf. „Wie sollen wir jetzt belegen, dass der Pharao eigentlich gut ist?“, fragte Anzu stirnrunzelnd, jedoch leise, sodass der Referendar sie nicht so leicht verstehen konnte. „Ich meine, wir wissen ja, dass diese Fotos von Kame-sensei stammen, es ist also klar, dass diese Fotos nichts Gutes über Yami besagen. Woher sollen wir Beweise bekommen, ohne diese Fotos?“ „Ach ja...“, murmelte Yugi. „Der Direktor meinte ja, dass Kame-sensei ihm wahrscheinlich keine Fotos mehr geben würde, weil er zu neugierig war...“ „Vielleicht können wir ja Ishizu fragen“, kam plötzlich der goldene Einfall von Ryo. „Aber na klar, sie könnte uns die doch ohne weiteres schicken, sie ist ja selber Archäologin, hat einige Steintafeln über unseren Freund hier zu Hause und könnte uns auch bestätigen, dass der Pharao gut ist!“, rief Jonouchi etwas zu laut, denn einige andere Mitschüler, wie auch der Referendar, sahen stirnrunzelnd zu ihm. Die anderen schüttelten ihre Köpfe. Wieder tut er so... Da klingelte es auch schon und ihre Klassenkameraden packten ihre Sachen zusammen. Einzig Yugi und seine Freunde trödelten etwas, sodass sie auch bald alleine mit Kame im Klassenraum waren. Dieser hatte sich bereits die Jacke übergeworfen, seine Umhängetasche geschultert und wollte gerade aus dem Raum schreiten, als er die sechs Freunde bemerkte. „Was macht ihr denn noch hier? Sonst seid ihr doch immer einer der ersten, die bei mir aus dem Raum flüchten“, sagte Kame mit einem leichten Grinsen und blieb stehen. Seine Augen huschten von Einem zum Anderen. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie ihm nicht ganz so wohl gesinnt waren wie einige Andere. „Nun ja, wir wollten mit Ihnen... reden“, begann Honda, wagte es, den ersten Schritt zu tun. Da trat ein leicht überraschter Ausdruck in die Augen des Referendaren. Er hatte anscheinend nicht erwartet, dass diejenigen, die ihn wohl am wenigsten mochten, mit ihm sprechen wollten. Ein Grinsen fand sich wieder auf seinen Lippen ein und er legte seine Tasche ab, lehnte sich mit verschränkten Armen an das Pult und sah seine Schüler interessiert an. „Ich höre.“ Eine Weile herrschte Schweigen, in der die Freunde ein wenig überrascht zu ihrem Lehrer blickten. Sie hatten nicht wirklich erwartet, dass Kame tatsächlich mit ihnen so bereitwillig ein Gespräch anfangen würde. Konnte er sich nicht denken, was sie von ihm wissen wollten? „Also...“, fing Yugi an, hob seinen Kopf und sah seinen Gegenüber scharf an, wie er noch nie jemanden so angeblickt hatte. „Was bezwecken Sie mit all dem?“ Kame hob leicht irritiert beide Augenbrauen. „Mit... was allem?“ „Nun tun Sie doch nicht so!“, sagte Jonouchi erzürnt. Macht jetzt einen auf unschuldig, pah, als wären wir total bescheuert! „Wir wissen, dass Sie bei der Ausgrabung in Ägypten dabei waren, dass Sie sich da als Co-Leiter ausgegeben haben, nur um diese verdammten Steintafeln nach Domino bringen zu lassen! Nur damit Yugi dann sein Gedächtnis verliert, nur damit Sie ihm dann diese bescheuerten Fotos geben können, die nur Böses über Yami sagen! Sie wollten, dass er sich von uns abwendet, damit Sie und Ihre blöden Schattenheinis uns besser besiegen können!“ „Katsuya, beruhig dich wieder ein wenig“, murmelte Honda, denn die geballten Fäuste seines Freundes waren ihm keineswegs entgangen. Kame sah sie immer noch schweigend an, versuchte, sich seine Verwunderung nicht groß anmerken lassen, was ihm nicht ganz so gelang, wie vermutet. „Sie hatten anscheinend nicht damit gerechnet, dass wir Ihnen auf die Schliche kommen würden“, sagte Yami kühl, sah den Referendaren mit durchbohrendem Blick an, als wollte er ihn mit seinem Blick an die nächste Wand heften. Dieser sah ihn nur still an. „Ich muss Sie leider enttäuschen, Ihr Plan hat wohl nicht ganz geklappt. Yugi konnte sich wieder an alles erinnern und nun können wir den dunklen Mächten trotzen, egal, was kommt. Wir wissen, dass Sie hinter alldem stecken. Nun, sagen Sie, warum haben Sie dies alles eingefädelt? Was nützt es Ihnen, das Schattenreich geöffnet zu haben, warum wollen Sie uns besiegen? Wollen Sie den Weltuntergang? Wozu?“ Stille. Die Freunde rechneten nun mit allem – dass er alles abstreiten würde, dass er sie verspotten würde, fragen, wie sie auf all diese absurden Ideen kamen, dass er sie gegebenenfalls sogar sofort zu einem Schattenduell herausfordern würde. Der angehende Lehrer hatte immer noch keinen Ton von sich gegeben, hatte seine Schüler nur stumm angesehen. Seine Augen hatten zunächst einen vollkommen verwirrten Glanz, als wüsste er nicht, was sie ihm da erzählten, doch dann sah es so aus, als träfe ihn eine Erkenntnis. Seine Augen weiteten sich ein wenig, Unglauben war in ihnen zu erkennen. Die Freunde hatten mit jeder Reaktion gerechnet, doch nicht mit der, die darauf folgte. Kame begann zu Grinsen, sein Grinsen wurde immer breiter, seine Mundwinkel zuckten verdächtig – und er begann schallend zu lachen. Kapitel 25: Was wird hier gespielt? ----------------------------------- Ich muss Sie vorwarnen, in den nächsten Kapiteln werden größtenteils Gespräche geführt, in denen nicht sehr viel passieren wird. Ich denke jedoch, dass Sie diese Gespräche interessiert. Lasst die Show beginnen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 25 – Was wird hier gespielt? Die Freunde hatten mit jeder Reaktion gerechnet, doch nicht mit der, die darauf folgte. Kame begann zu Grinsen, sein Grinsen wurde immer breiter, seine Mundwinkel zuckten verdächtig – und er begann schallend zu lachen. Die sechs Freunde blinzelten, häufiger, als nötig. „Ähm...“, sagte Yugi und starrte seinen Referendar an, der immer noch lachte, in die Stille hinein, ja sich sogar den Bauch hielt. Kleine Tränen traten aus seinen Augen. Diese Situation war einfach nur... kurios, vollkommen absurd. Sie, die ihren Referendaren, ihrem angeblichen Gegenspieler, zur Rede stellen wollten, hatten den ersten Schritt getan, wollten Antworten und die Welt vor diesem neuen Feind bewahren, doch dieser hatte nichts besseres zu tun, als zu lachen. Jonouchis Miene verfinsterte sich immer weiter, seine Hände ballten sich zu Fäusten, immer wieder spreizte er sie und versuchte, sich zu beruhigen. Er konnte es kaum fassen, dieser Typ lachte einfach vor sich her, obwohl dies alles Ernst war. Derjenige, der das alles hier verursacht hat! „Kame-sensei“, sagte Yugi laut, nachdem er Katsuya einen Blick zugeworfen hatte. Wenn der Referendar nicht bald aufhörte, würde es noch ein Unglück geben, dessen war er sich sicher. Nach wenigen Sekunden verebbte sein Lachen endlich, er lehnte wieder aufrecht am Pult und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht. Er schüttelte leicht den Kopf, ein ziemlich breites Grinsen haftete auf seinen Lippen. „Leute, Leute, woher habt ihr denn diese ganzen lächerlichen Vermutungen?“, fragte der Älteste unter ihnen und sah die sechs Freunde der Reihe nach an, noch immer lächelnd. Bitte?! „Lächerliche Vermutungen?“, wiederholte Yami mit kühler Stimme, hob eine Augenbraue. „Sie entsprechen doch nur der Wahrheit. Wir wissen, dass Sie diese Tafeln nach Japan bringen ließen. Sie sind einer von den Schattenduellanten.“ Da wurde Kames Gesicht plötzlich vollkommen ernst, keinerlei Amüsement war mehr in seinen Zügen zu erkennen. Er beugte sich etwas vor, seine Augen lagen durchdringend auf seine Gegenüber. „Woher habt ihr diese Information?“, fragte Kame leise, seine Stimme schneidend. Ryo schluckte unwillkürlich. Die anderen waren ziemlich irritiert vom Stimmungsumschwung des Referendaren, er wirkte keineswegs mehr wie ein lockerer Lehrer, der vorhin vor sich hin gelacht hatte, er glich nunmehr einem Gegner, der unberechenbar und äußerst gefährlich war. „Also sind Sie doch einer von ihnen“, merkte Anzu an, doch der Referendar schüttelte nur unwirsch seinen Kopf, sah Yami weiterhin durchdringend an. Sein Blick war auffordernd, er erwartete eine Antwort. „Wieso wollen Sie das wissen?“, stellte Yami die Gegenfrage, vollkommen ungerührt von Kames drohender Haltung. „Weil ihr im Unrecht seid.“ Anzu, Honda, Yugi, Ryo, ja selbst Jonouchi rissen verwundert ihre Augen auf. Man könnte denken, diese Worte hätten sie überrascht, doch dies war nicht der Grund, weshalb sie ihren Referendaren nun so anstarrten, ohne zu blinzeln. Der Grund war die Art und Weise, wie Kame nur diese kleinen fünf Worte ausgesprochen hatte. Er hätte auch sagen können „Ach ja, morgen wird’s regnen.“. Es war dieselbe Stimmlage; er hatte die Schultern gezuckt und sich zurück gelehnt, als sei seine Aussage bereits zuvor klar gewesen. „Ich glaube wohl kaum, dass meine Freundin lügen würde“, erwiderte Yami, weiterhin im ziemlich unterkühlten Ton. Er will uns weiß machen, wir würden uns irren. Denkt er denn tatsächlich, wir würden uns so leicht umstimmen lassen? Denkt er wirklich, er könnte somit aus der ganzen Sache rauskommen? Das ist ja fast schon naiv. „Deine Freundin vielleicht nicht, doch was ist mit dem Informanten, von dem sie wahrscheinlich die Information hat?“ Kame sah Yami mit scharfem Blick an, doch man konnte ein leichtes Grinsen auf seinen Zügen erkennen, das beinahe triumphierend wirkte. Yamis Augen verengten sich noch weiter, soweit dies überhaupt noch möglich war. Er wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da wurde er jedoch von Jonouchi unterbrochen. „Sagen Sie, wollen Sie uns für dumm verkaufen, oder wie?!“ Die anderen sahen ihn erschrocken an. Katsuya hatte nicht gerade leise gesprochen, nein, fast schon geschrien, seine ganze Haltung sprach mehr als nur Wut aus. Er war erzürnt, konnte einfach nicht glauben, was der Referendar bisher nur von sich gegeben hatte. „Sie haben sich doch selber bei dieser Expedition in Ägypten als Co-Leiter ausgegeben und sich sogar in diese Anwesenheitsliste eingeschrieben, oder sind Sie so vergesslich? Von wegen Informanten, Sie haben sich selbst verraten!“ „Expedition in Ägypten? Anwesenheitsliste?“, wiederholte der Referendar, die Augenbrauen irritiert zusammengezogen. Meinen sie etwa die Expedition...? Und diese Anwesenheitsliste... nein, das kann doch nicht... Ihm keimte nach und nach ein Verdacht auf. Seine Miene verfinsterte sich, seine Augen bekamen einen düsteren Glanz. Die anderen sahen ihn verwirrt an. Wieso sieht er plötzlich so... beunruihgt aus?, fragte sich Yugi und beobachtete den angehenden Lehrer mit wachsamen Blick. „Ich fürchte, ihr hab euch aufs Kreuz legen lassen. Ich bin bisher nur einmal in Ägypten gewesen, als Urlaub, und das war kurz nach dem Abschluss meines Geschichtsstudiums vor fast einem dreiviertel Jahr. Doch ihr meint sicherlich die neue Expedition der berühmten Archäologin Ishutaru Ishizu vor drei Monaten, habe ich recht?“ „Und das sollen wir Ihnen glauben?“, fragte Yami, ohne auf seine Frage einzugehen. Er blickte Kame unverwandt an, als wollte er dessen Gedanken lesen. „Haben Sie vergessen, dass Ihr Name in der Liste stand?“ „Eure Gegner haben meinen Namen dort eingeschrieben, damit ihr denkt, ich wäre euer Feind; sie wollten von sich selbst ablenken.“ Kames Stimme klang vollkommen ernst, seine Augen waren gerade heraus auf seine Schüler gerichtet. Er schien sich ziemlich sicher mit seiner Aussage, als würde sie der Wahrheit entsprechen. „Sag mal, will der uns verarschen?“, zischte Jonouchi, seine Stimme aufgebracht, an seine Freunde gewandt. Auch Honda, Anzu, Yugi und Yami kam dieser Gedanken. Was bezweckte dieser Referendar mit all dem? Wieso gab er denn nicht endlich zu, dass er deren Gegner war und das Schattenreich geöffnet hatte? Es wäre doch um vieles einfacher, als dies alles abzustreiten, wo es doch keinen Sinn mehr hatte. „Was ist, wenn er die Wahrheit sagt?“, flüsterte Ryo plötzlich. Die anderen starrten ihn ungläubig an. „Klar, Ryo!“, meinte Katsuya sarkastisch. „Der will uns doch nur eben dies glauben lassen, er will sich irgendwie hier raus mogeln, verstehst du?“ „Ja, aber wenn er wirklich unser Gegner wäre, wieso hat er es dann nicht schon längst zugegeben, das wäre viel unkomplizierter. Jeder andere Feind hätte wahrscheinlich schon längst versucht, uns ins Schattenreich zu verbannen, oder zumindest hätte der uns zu einem Schattenduell herausgefordert. Der Referendar jedoch steht hier genau vor uns, versucht uns gar nicht auszuweichen. Ich habe nicht das Gefühl, dass er uns anlügt. Seine Augen sehen aufrichtig aus.“ Yugi sah wieder zu Kame, der die Freunde musterte. Er versuchte zwar, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, aber dennoch konnte Yugi eine gewisse Melancholie in seinen Augen erkennen. Ist er wirklich unser Feind? „Du kannst dir bei ihm aber nie sicher sein, er scheint ein guter Schauspieler zu sein“, meinte Yami leise und blickte Kame ebenfalls wachsam an. „Außerdem, wenn er wirklich nicht unser Gegner sein sollte, wieso ist er dann nicht noch überraschter, dass wir die ganze Zeit von Schattenduell und Plänen über den Weltuntergang reden? Ich meine, wenn er wirklich ein Unschuldiger wäre, ein Außenstehender, der nichts von alledem weiß, wieso hat er nicht schon längst gefragt, von was wir da reden? Niemand außer uns und unsere Gegner wissen von Schattenduellen und diesen Schattenduellanten, jeder andere Erwachsene hält das alles doch nur für ein kindisches Kartenspiel namens Duell Monsters“, widersprach Honda. Für ihn machte dies alles einfach keinen wirklich Sinn, ebenso erging es auch den anderen. „Und was ist, wenn ich kein Unwissender bin?“ Die sechs Freunde drehten sich wieder verwundert zum Referendaren, der ihre Gespräche stumm verfolgt hatte. Er musste sich ein kleines Grinsen verkneifen, es war einfach nur interessant und gleichermaßen amüsant mit anzusehen, wie seine Schüler so sehr über seine Rolle in diesem ganzen Spiel rätselten. Er schüttelte leicht den Kopf, seine Gesichtszüge wurden wieder ernst. „Was... meinen Sie damit?“, sagte Yugi lahm, starrte Kame aus durchdringenden Augen heraus an. Die anderen sahen ihn nicht minder scharf an. „Ihr könnt einen aber ganz schön in die Mangel nehmen“, entgegnete der Referendar in belustigten Unterton, ein Grinsen umspielte seine Lippen. Doch Ryo hatte das Gefühl, Kame würde das bevorstehende Gespräch, die Erklärung, hinauszögern wollen. Als sei es ihm unangenehm, als würde er gar nicht erst darüber sprechen wollen. Sein Grinsen verblasste auch bald, er seufzte schwer, sein Kopf zu Boden gerichtet. Die zuvor so heitere Stimmung des Lehrers verschwand so schnell, als sei sie nie da gewesen. Es schien, als würde ihn eine Last nieder drücken. „Ich muss euch anscheinend alles erklären“, sagte Kame und sah wieder auf. Man konnte nichts in seinen Augen erkennen, keinerlei Gefühlsregung, als hätte er Schutzklappen ausgefahren. Seine Gegenüber waren irritiert. Immer wieder schwankte die Stimmung des Referendaren, zunächst hatte er sich geschüttelt vor lachen, war voller Amüsement, dann schien es, als sei er gefährlich, kaum später sackte seine Stimmung unter den Nullpunkt, seine Miene verfinsterte sich, daraufhin zeigte er Geduld und Interesse, dann wieder schien er bedrückt, schwermütig, und nun gab er sich emotionslos, distanziert, ja beinahe kühl. Kames Blick wanderte langsam durch das Klassenzimmer, bis er am Fenster verharrte. Er schien nichts fokussieren zu können, es war, als wäre er in Erinnerungen versunken. „Eure Frage war durchaus berechtigt, wieso ich denn nicht wirklich überrascht war, dass ihr die Worte 'Schattenduell' und 'Feind' benutzt habt. Ihr müsst wissen, ich... nun... ich sollte wohl am besten von vorne anfangen.“ Er seufzte leise. „Für mein Lehramt habe ich ein Geschichtsstudium absolviert, mit Schwerpunkt auf Alte Geschichte, also der Antike. Während meines Ägyptenaufenthalts konnte ich meine Neugierde, woran wohl mein Studium nicht ganz unschuldig war, nicht zurückhalten und stieß bei meinen Forschungen unweigerlich auf den... Namenlosen Pharao.“ Mit diesen Worten wandte sich Kame wieder seinen Anwesenden zu, schaute Yami direkt in die Augen. Dieser sah ihn schweigend an, war jedoch überrascht, auch wenn man es ihm vom Äußeren her nicht anmerkte. Er weiß, dass ich der Namenlose Pharao bin... „Woher wissen Sie-?“, wollte Jonouchi gerade verwundert ansetzen, doch Anzu bedeutete ihn mit einem „Shhh“ leise zu sein. Der Referendar nickte ihr dankbar zu und fuhr fort. „Ich war schon immer fasziniert von ihm, schon seit ich denken kann hatte ich ein ziemlich großes Interesse an dem Reich der Pharaonen, doch der Namenlose Pharao ist bis ins 21. Jahrhundert noch immer ein Mysterium für zahlreiche Archäologen. Ich wollte unbedingt noch mehr über ihn herausfinden, dem angeblich sechs Priester mit ihren heiligen Artefakten zur Seite standen und einen Krieg kämpften, der ebenso wenig Informationen hergibt, wie der Pharao selbst. Somit begangen meine Nachforschungen und ich versuchte, einige Steintafeln über diesen Pharao zu entziffern, ansonsten wäre es wohl Verschwendung gewesen, wenn ich doch schon mal in Ägypten bin.“ Kame grinste leicht, als wollte er die Stimmung aufhellen. Ryo, Anzu, Honda, Jonouchi, Yugi und Yami sahen ihn nur schweigend an. „Jedenfalls, mit meiner Begeisterung für diesen Pharao habe ich auch meinen besten Freund und ehemaligen Kommilitonen Teishi angesteckt, der mit mir gekommen war.“ Es entstand eine kleine Pause, in der der Referendar in seinen Erinnerungen zu schwelgen schien, denn ein kleines Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. Noch nie hatten sie ihn so lächeln sehen, so freudig und zufrieden mit der Welt, sonst hatte er immer ein manchmal an Arroganz grenzendes Grinsen gehabt. Was ist bloß passiert?, ging es Ryo durch den Kopf. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, dass dieser Mann hier vor ihnen jemals etwas Böses im Sinn gehabt hatte. Auch wirkte er nun keineswegs mehr jugendlich, schließlich war er erst 25 Jahre alt, es schien eher, als hätte er bereits mehr vom Leben gesehen als manch anderer, und dies auch nicht immer freiwillig. „Er und ich haben wochenlang in die Nacht hinein jede Information, jeden erdenklichen Hinweis nach diesem Pharao gesucht, wir konnte unseren Wissensdurst gar nicht mehr stoppen. Satoi hatte uns deswegen immer für verrückt erklärt“, lachte Kame leicht. Seine Augen leuchteten plötzlich, er schien so fröhlich. Die Freunde waren irritiert. Ihnen erschien ihr Gegenüber nun deutlich... menschlicher, nahbarer als zuvor. Vorher hatten sie nur einen Gegner vor sich gehabt, der nur Böses für die Menschheit wollte, gegen den sie hatten kämpfen müssen. Doch nun bröckelte dieses Bild, denn – er zeigte Gefühle, hatte auch Schwäche zugelassen. Er zeigte, dass auch er nur ein Mensch war. „Satoi ist nämlich unsere kleine Streberin, die Medizin studiert. Wir drei, also Teishi, Satoi und ich waren enge Freunde in der Oberschule und sind es immer noch, obwohl Teishi und ich im Gegensatz zu ihr unser Geschichtsstudium durchstanden, mein Freund wollte Historiker werden und ich Lehrer. Nun ja, jetzt wisst ihr zumindest, dass ich nicht nur wegen euch hier Referendar bin, aber es ist natürlich auch kein Zufall, dass ich ausgerechnet an diese Schule gekommen bin und eure Klasse übernommen habe.“ Kame seufzte wieder, das Funkeln in seinen Augen verblasste allmählich. Langsam aber sicher tat ihnen der Referendar leid, wie er versuchte, ihnen alles zu erzählen und offenkundig unter seinen Gefühle teilweise litt. „Jedenfalls, ich bemerkte nach einiger Zeit, wie Teishi sich in eine Sache hinein steigerte. Er hatte sich in einige Papyri und Tafeln vergraben, da entdeckte er wohl ein Wort, das ihn nicht losließ. Das Schattenreich.“ „Das Schattenreich?“, wiederholte Yami mit hochgezogener Augenbraue. Sein Kopf arbeitete. „Wie kann das sein? Kein Unwissender hätte dieses Wort jemals entziffern dürfen, es sollte unter die Aufgabe der Magischen Steintafeln mit ihren Schutzzaubern fallen, wie konnte Ihr Freund also von dem Schattenreich erfahren?“ „Hm, ich bin mir nicht sicher“, sagte Kame und blickte nachdenklich in die Ferne. „Eines Tages war Teishi in unser Hotelzimmer geplatzt und hatte aufgeregt von diesem Schattenreich gesprochen, dass dieses erschaffen worden war, um Seelen hinein zu sperren, wie er meinte. Ich hatte ihn auch danach gefragt, woher er dies denn wusste, doch er war viel zu fasziniert und nachdenklich, um meine Frage überhaupt gehört zu haben. Er suchte wochenlang nach Informationen über dieses Schattenreich, da wunderte selbst ich mich, warum er so versessen darauf war. Wir ließen uns sogar unseren Aufenthalt in Ägypten um einen Monat verlängern, so sehr beharrte er darauf, mehr herauszufinden, und da war Ägypten der perfekte Anhaltspunkt. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum Tei-“ Da wurde der angehende Lehrer jedoch unterbrochen. Eine leise, gesanglose Melodie erklang im Raum, die leichten, sanften Töne erfüllten den Raum. Es hatte etwas Wehmütiges an sich, sie drückte Sehnsucht nach der Vergangenheit aus, nach etwas, das nicht mehr bestand. Es war, als wünschte sie sich etwas Vergangenes zurück. Die Melodie erklang aus Kames Brusttasche, in der etwas vibrierte. Er zog mit hochgezogenen Augenbrauen sein Handy heraus und klappte es auf. „Sag mal, wie lange willst du mich denn noch hier unten warten lassen?!“ Die Freunde rissen verwundert ihre Augen auf und starrten das schwarze Mobiltelefon an. Der Referendar hatte gerade noch rechtzeitig das Handy weit von seinem Ohr halten können, ansonsten hätte er jetzt wohl einen Tinitus gehabt. „Ganz ruhig, Satoi“, sagte Kame mit einem kleinen Grinsen, die Schwermut, die er zuvor noch an sich gehabt hatte, schien wie weggewischt. „S-Satoi?“, entkam es Yugi unwillkürlich. Das ist also die Freundin, von der er sprach... „Von wegen ganz ruhig! Schon seit mindestens 30 Minuten warte ich hier vor diesem dämlichen Tor auf dich, wie lange willst du denn noch in dieser Schule herumgammeln?!“, entgegnete eine weibliche Stimme aufgebracht, sodass selbst Yami und seine Freunde sie ausgezeichnet verstehen konnten. Das Handy schien eine überraschend laut hörbare Übertragung zu haben. „Mir sind einige Schüler unerwartet dazwischen gekommen und-“ „Seit wann lässt du dich denn von denen aufhalten? Diese Schülerinnen hast du doch bisher ganz gut abwimmeln können“, widersprach Satoi am anderen Ende. „Wenn du mich mal ausreden lassen würdest, könnte ich dir auch mal sagen, dass es dieses Mal keine Schülerinnen sind“, erwiderte Kame mit genervter Stimme. „Nicht?“ „Nein. Ich wurde zu einem Gespräch... gezwungen, gewissermaßen. Diese Unterredung wird noch ein Weilchen dauern, fürchte ich, doch du kannst mir auch helfen. Komm einfach in den Raum 204, danke.“ Man konnte nur noch ein „Warte, was is-!“ verstehen, als der Referendar auch schon das Handy wieder zugeklappt hatte und in seiner Jackentasche verschwinden ließ. „Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn meine beste Freundin mal hier hereinschneit“, sagte er lächelnd an seine Schüler gerichtet. Diese konnten ihn einfach nur perplex anschauen. Kapitel 26: Erkenntis --------------------- Nach den wirklich interessanten Reviews zu dem letzten Kapitel bin ich schon mal auf Ihre Reaktion zu diesem hier gespannt, lieber Leser. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 26 – Erkenntnis „Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn meine beste Freundin mal hier hereinschneit“, sagte er lächelnd an seine Schüler gerichtet. Diese konnten ihn einfach nur perplex anschauen. „Ihre... Freundin kommt jetzt?“, hakte Yami nach, seine Augen misstrauisch verengt. Er traute diesem Lehrer immer noch nicht, schließlich konnten sie nicht mit Gewissheit sagen, auf welcher Seite er stand, ob er denn nun zu den 'Guten' oder den 'Bösen' gehörte. Ob er ihnen überhaupt die Wahrheit sagte. „Glaubst du etwa, ich würde sie als Verstärkung hinzu holen und versuchen, euch ins Reich der Schatten zu schicken?“, riet der Referendar und musste leicht lachen, seine Augen funkelten belustigt. Für ihn schien es absurd zu sein, sie tatsächlich ins Reich der Schatten verbannen zu wollen. Als er jedoch bemerkte, wie die sechs Freunde ihn wortlos anstarrten, jede Bewegung von ihm beobachteten, stutzte er. Ihre ganze Haltung sprach vollkommene Vorsicht aus. „Ihr...“, kam es unwillkürlich von Kame, sein Ton war erschrocken und nun blickte er sie seinerseits schweigend an. Seine Augenbrauen näherten sich immer weiter einander. Er schüttelte leicht den Kopf. Sie sind doch erst 18, vielleicht 19 Jahre alt und sind bereits so vorsichtig und misstrauisch, als wäre niemand ihnen wohl gesinnt, als würden sie jeden für ihren Feind halten... „Was habt ihr bloß durchmachen müssen?“, murmelte der Referendar, sein Blick nachdenklich zu Boden gerichtet. „Dasselbe könnten wir Sie auch fragen.“ Kame sah auf, blickte Yugi erstaunt an. Solch eine Aussage hatte er keineswegs erwartet. „Sie wirken auch nicht gerade wie ein Referendar in Ihrem Alter, sondern viel erfahrener, als hätten Sie bereits... einiges erlebt“, erklärte Yugi und sah seinen Gegenüber fest an. Doch ein kleiner Funke war in Yugis Augen zu erkennen. Vielleicht Anteilnahme, Traurigkeit? Kame musste unwillkürlich lächeln. „Nun, einiges habe ich zweifellos bereits erlebt, was wohl nicht jedem passiert ist, ja“, stimmte der Referendar ihm zu, seine Stimme hatte etwas seltsames an sich. Etwas... spöttisches, bitteres. Einige Zeit lang herrschte Schweigen, in der wohl niemand so wirklich wusste, was er sagen sollte. Da wurde plötzlich die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen – und eine Frau mit dunklen, langen Haaren, die sie locker zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatte, stand in der Tür. Ich kenne sie!, schoss es Yugi durch den Kopf. „Wegen dir habe ich das halbe Gebäude nach diesem blöden Raum abgesucht, Kame! Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, mir zumindest den Weg hierhin zu beschreiben, doch nein, der werte Herr legt auf, noch ehe ich etwas sagen kann. Und das Sekretariat hat auch nicht mehr offen, vielen Dank!“, meckerte sie und ging mit stapfenden Schritten auf Kame zu, bemerkte anscheinend nicht die sechs Freunde, die sie mit großen Augen anstarrten. „Nun, darf ich vorstellen?“, sagte der Referendar grinsend an die Schüler gewandt. „Meine feurige beste Freundin Keiki Satoi.“ Da wandte auch Satoi sich einmal nach rechts – und erstarrte. Ihre Augen weiteten sich, beinahe Unglauben war in ihren Augen zu erkennen. Da sah sie wieder nach vorne, direkt zu ihrem Freund, der sie mit einem belustigten Funkeln in den Augen beobachtete. Sie wandte sich wieder zu Yugi und seinen Freunden. Und wieder zurück. Es sah unbestritten witzig aus. „Ich habe dich schon lange nicht mehr so fassungslos gesehen, Satoi!“, lachte Kame. Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Na, wie kommt das bloß?“, fragte sie sarkastisch und sah ihn stechend an. Ich kenne sie doch... bloß... woher? Man sah es förmlich in Yugis Kopf arbeiten. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Satoi trat langsam an das Pult, an dem der Referendar lehnte, sah die Schüler jedoch offensichtlich interessiert an. „Deshalb also konntest du nicht einfach gehen“, flüsterte Satoi Kame zu, sodass die anderen sie nicht verstehen konnten. Kame nickte. Da ergriff Ryo das Wort. „Was ist denn jetzt eigentlich mit Ihrem Freund... Teishi? Er hatte doch nach dem Schattenreich geforscht, was hatte er herausfinden können?“ Kame wurde wieder ernst, seine vorherige Belustigung über die Fassungslosigkeit seiner besten Freundin war mit einem Mal verflogen. „Ich weiß es nicht. Ich forschte nicht nach dem Schattenreich, das hatte ich ihm überlassen, wandte ich mich im Gegensatz dazu eher zu den Priestern des Namenlosen Pharao oder versuchte wenigstens, nach ihnen zu forschen, was mir eher misslang. Eines Abends jedoch rief mich Teishi aufgeregt an, er war beinahe hysterisch...“ Kames Blick glitt durch das Klassenzimmer, ohne es wirklich zu sehen. Er war wieder versunken in der Welt seiner Erinnerungen. „Ich war bei einem Basar am Nil und hatte einige Stände betrachtet, da hatte er mich angerufen und gesagt, er hätte es endlich geschafft, er hätte eine Lösung gefunden. Ich wusste nicht, wovon er sprach, und fragte ihn danach, doch er hörte mir gar nicht zu, sondern redete einfach weiter. Ich verstand kein Wort mehr.“ Der Referendar schüttelte leicht verständnislos den Kopf, sein Blick bekümmert und traurig. Doch da war etwas, was die Freunde nicht deuten konnten. Ein Glanz, der der Melancholie nicht ganz unähnlich war. Satoi sah ihn schweigend an. „Das letzte, was er sagte, bevor er auflegte, war: 'Ich werde meinen besten Freund wieder haben.'“ Da traf sie die Erkenntnis. Er ist verletzt... Kame sah eine Weile stumm aus dem Fenster, niemand traute sich, ein Wort zu sagen. Er wandte sich wieder davon ab und sah seine Gegenüber ernst an, jedoch konnte man keine Gefühle mehr in seinen Augen erkennen. Er hatte wieder seine Maske aufgesetzt. „Ich bin sofort nach Hause gelaufen, ich wollte wissen, was Teishi mir sagen wollte und was er vor hatte, denn es schien, er hätte einen Plan oder ähnliches für irgendetwas. Doch... als ich zu Hause ankam, da entdeckte ich ihn, inmitten von sieben goldenen, antiken Artefakten. Es waren ganz unterschiedliche Gegenstände, eine Kette, eine Waage, ein Stab und derlei, doch sie allesamt bildeten das Auge des Horus ab. Unter ihnen war auch das Puzzle, welches euer Freund um den Hals trägt.“ „W-Wie bitte?!“, brach es aus den Freunden heraus. Sie starrten ihren Lehrer mit geweiteten Augen an, Schrecken war in ihnen zu sehen. Dieser blickte sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Die... Sennengegenstände?“, hauchte Ryo geschockt. „Aber ich dachte, sie wären verschollen!“, sagte Honda, nicht minder ungläubig. „Wir haben doch gesehen, wie sie verschwunden sind“, meinte Anzu verwirrt. „Nein.“ Ryo, Honda, Anzu, Jonouchi und Yami sahen den Kleinsten unter ihnen überrascht an. „Warum 'Nein'?“, fragte Jonouchi mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Sie sind in eine Grube oder ähnliches gefallen. Dieser Stein, wo die sieben Sennengegenstände damals für das Schicksalsduell eingesetzt wurden, ist zerbröckelt und mit ihm sind auch die Artefakte in die Tiefe gefallen. Es könnte also gewesen sein, dass dieser Teishi die Gegenstände im Grab von Atemu gefunden hat.“ „Das wäre...“ Jonouchi konnte den Satz nicht vollenden. „Doch wie hätte er denn da hinein gelangen können?“, widersprach Anzu. „Das ganze Grab war doch eingestürzt, er hätte von herab fallenden Brocken getötet werden können. Das wäre viel zu gefährlich gewesen.“ „Er wäre dazu bereit gewesen.“ Alle Anwesenden blickten zum Referendar, Unglauben herrschte unter ihnen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Teishi tatsächlich sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte oder sogar hatte, um zu diesen Gegenständen zu gelangen. „Ihr wisst nicht, wie er sich verhalten hatte. Wie versessen er darauf war, mehr über dieses Schattenreich zu erfahren. Selbst mir jagte er damit Angst ein, doch ich hielt es nur für eine... Phase, könnte man sagen. Hätte ich doch nur früher gewusst, was er vor hatte...“ Kame schüttelte seinen Kopf, seine Stimme hatte seltsam reuevoll und enttäuscht geklungen. „Wie dem auch sei, ich hatte Teishi dabei entdeckt, wie er etwas aus einer Papyrusrolle vorlas, es hörte sich ein wenig arabisch an, leicht ägyptisch, jedenfalls verstand ich kein Wort. Da wurde ich plötzlich von einer Druckwelle erfasst, die aus dem Nichts zu kommen schien, und wurde an die nächste Wand geschleudert. Es ging alles unglaublich schnell, ich realisierte zunächst gar nicht, wie mir geschah. Ich stieß mit meinem Kopf hart gegen die Wand und verlor wohl das Bewusstsein. Als ich wieder erwachte, war das Zimmer verwüstet. Überall lagen Teishis Stifte und Notizen, selbst sein Schreibtisch war umgestoßen, doch nirgendwo war eine Spur von meinem besten Freund. Er war verschwunden, mit ihm die Sennengegenstände. “ Eine Weile herrschte Stille, in der sich Kame zu sammeln schien. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch jeder im Raum erkannte, dass ihn diese aufkeimenden Erinnerungen, die ihn während des Erzählens erfassten, mitnahmen. Dennoch berichtete er den Freunden alles. Immer weniger glaubten sie, dass dieser Mann ihr Feind sein sollte. „Ich suchte nach diesem Vorfall nach ihm, überall, doch vergebens. Ich konnte ihn nicht finden, er kam auch nie mehr in das Hotel zurück. Ich suchte eine Erklärung für sein seltsames Verhalten, für das, was er getan hatte. Es war offensichtlich, dass er eine Zeremonie durchgeführt hatte, als ich nach Hause gekommen war. Aber ich verstand nicht, wofür. Ich habe sogar all seine Notizen, die er zurück gelassen hatte, durchgesehen, doch es ging nur um das Schattenreich, was mir nur wenig weiter half. Schlussendlich musste ich nach Japan zurückkehren, ohne ihn... . Dennoch gab ich die Suche nach ihm nicht auf, ich konnte nicht. Ich musste zunächst Satoi davon erzählen und wir forschten gemeinsam nach. Nach dem Namenlosen Pharao, der zweifelsohne etwas mit dem ganzen zu tun hatte, noch mehr, als zuvor, nach allem, was auch nur ansatzweise mit ihm zu tun hatte. Unsere Sorge trieb uns. Nach zwei Monaten dann, endlich, bekamen wir einen Hinweis. Ich hatte auf meinen kleinen siebenjährigen Cousin aufpassen müssen, der auch das Fernsehprogramm an diesem Abend wählen durfte, und was guckte natürlich ein absoluter Duell Monsters-Fan? Eine Live-Übertragung des finalen Duells vom amtierenden Duell Monsters-Weltmeister Muto Yugi!“ Kame lachte leicht, sein Amüsement war unüberhörbar. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell seine Stimmung wechseln konnte. Yugi wurde leicht rot um die Nase herum. „Zugegebenermaßen, Duell Monsters kann ich auch nur wegen meines Cousins, der mir das trotz Protesten beigebracht hatte. Ich hatte ja nicht gewusst, dass mir dies einmal so sehr nützen würde. Wie dem auch sei, ich habe mir zunächst mit relativ wenig Interesse das Duell angeschaut und wurde dennoch seit den ersten zwei, drei Minuten gefesselt. Seitdem das Wort 'Schattenduell' und 'Schattenreich' gefallen waren, konzentrierte ich mich nur noch auf das Duell. Immer wieder war von einem gewissen Pharao die Rede und ich wusste auf Anhieb, dass damit nur der Namenlose Pharao gemeint sein konnte. Alles andere würde keinen Sinn ergeben. Ich verstand trotzdem nicht das geringste, denn du sprachst von ihm, als wärst du dem Pharao tatsächlich begegnet und als wärt ihr Freunde gewesen, Muto.“ Der Referendar blickte Yugi forschend an, bis sein Blick wieder zu Yami wanderte und wieder zurück. „Doch nachdem der Geflügelte Drache des Ra angegriffen hatte“, Kame schüttelte den Kopf, „ihr könnt nicht glauben, wie fassungslos ich gewesen war. Da tauchte plötzlich der Namenlose Pharao auf! Ich hatte ihn, oder dich, besser gesagt“, Yamamoto nickte zu Yami, der ihn skeptisch musterte, „sofort erkannt, schließlich kannte ich auch die Steintafel, auf der der Hohepriester, der Kaiba Seto mehr als nur ähnelt, und der Namenlose Pharao abgebildet waren. Als der Gegenspieler Yugi nun auch als Pharao bezeichnete, fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt. Mein Blick fiel auch auf eure Pyramide, die ich das letzte Mal bei Teishi gesehen hatte. Ich war vollkommen verwirrt, denn heutzutage kann es keine Pharaonen mehr geben, eigentlich. Zunächst hatte ich daran gedacht, dass Yugi vielleicht die Wiedergeburt des Pharaos sein könnte, doch nachdem Ra angegriffen hatte, warst du vollkommen verändert, Muto. Du hattest einen anderen Charakter. Ich verstand absolut nichts, verständlicherweise.“ Der Referendar seufzte leise. „Doch dann, als Ryouta besiegt worden war... du, Atemu, hattest dem Reich der Schatten befohlen, er solle nur die böse Seele Kajikis nehmen und das Gute unberührt lassen. Mich traf regelrecht der Schlag, denn mir wurde klar: Das Reich der Schatten muss aufgerissen worden sein, woher sollte diese 'schwarze' Seele, die nur hätte in diesem Reich sein dürfen, kommen sollen? Ich hatte nach einigen Überlegungen einen furchtbaren Verdacht. Ich wollte es zunächst nicht wahrhaben, doch... niemand anderes hätte es tun können-“ Kame unterbrach sich selbst, seine Stimme war einfach weg gebrochen. Er konnte es nicht mehr verbergen, seine Augen spiegelten zum ersten Mal gänzlich sein Innerstes wider. Verzweiflung, Enttäuschung und Widerwille war in ihnen zu erkennen, all jene und andere Gefühle ließen ihn beschäftigt, das konnte man erkennen. Die Wahrheit nagte an ihm, zweifellos. Yugi sah den Referendaren mit großen Augen an, ging unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihm keimten die Erinnerungen an die letzten Monate wieder auf, er spürte die Verzweiflung, die ihn gedroht hatte zu übermannen. Er wusste, wie Kame sich jetzt fühlte. Auch er war von seinen Freunden enttäuscht worden, auch er wollte zunächst nicht glauben, dass sie ihn die ganze Zeit über angelogen hatten. Satoi legte ihre Hand in die des Referendaren, drückte leicht die seine. Kame blickte verwundert zu ihr, bis sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen verirrte. Dankbarkeit war in seinen Zügen zu erkennen. Ich bin froh, dich als Freundin zu haben. Da wandte er sich wieder an die sechs Freunde und fuhr mit einer seltsam distanzierten Stimme fort. „Teishi musste das Schattenreich geöffnet haben, alles sprach dafür. Er hatte nach diesem Reich geforscht, er hatte die Zeremonie durchgeführt und war auch schon seit Monaten verschwunden, mit diesen heiligen Artefakten, denen besonderen Kräften nachgesagt wurde, dann auf einmal wird ein Duellant von einer 'schwarzen' Seele heimgesucht. Irgendwie musste mein...“, Kame stockte kurz, als müsste er überlegen, wie er die nächsten Worte sagen sollte. „...bester Freund das Reich aufgerissen haben, auch wenn ich den Grund nicht weiß. Doch ihm musste klar sein, dass dies schwere Folgen für die gesamte Welt haben werden würde, denn nicht umsonst wurden wahrscheinlich diese bösen Seelen von hier verbannt, und nun können sie wieder in diese Welt gelangen. Teishi... er muss etwas vor haben, etwas, das nicht gerade zugunsten der Menschheit sein würde, auch wenn ich den Grund nicht weiß. Ich hatte mich ja so in ihn getäuscht...“ Kame schüttelte den Kopf, Bitterkeit war sowohl in seiner Stimme als auch in seinen Augen zu erkennen. „Durch dieses Duell zwischen dir und Ryouta wurde mir klar, dass er es auf euch abgesehen haben musste. Es kann kein Zufall sein, dass ein von einer bösen Seele besessener Duellant den Duell Monsters-Weltmeister ins Reich der Schatten verbannen will, der anscheinend bereits zuvor von diesen Sachen heimgesucht wurde und mit dem Namenlosen Pharao zu tun hatte, der vielleicht sogar sein Freund gewesen war. Noch am selben Abend rief ich Satoi an und berichtete ihr von meinen Vermutungen, schließlich kamen wir zu dem Entschluss: Wir mussten Muto Yugi aufsuchen, um mehr heraus zu finden. Zunächst jedoch musste ich mich selber darum kümmern, hier, in Domino, eine Stelle zu finden. Somit schickte ich eine Bewerbung an die Oberschule von Domino und wurde glücklicherweise genommen. Ich hatte einige Zeit für meinen Umzug hierher aufbringen müssen, Satoi dagegen hatte bereits aufgrund ihres Studiums hier eine Wohnung. Ich hatte nicht sonderlich große Lust, jeden Tag von Tokyo bis Domino zu pendeln. Zwar muss ich noch dreimal in der Woche zur Uni, um den Unterricht zu besprechen, doch es ist deutlich besser, als es jeden Tag zu tun. Ich wohne erst seit gut einem Monat in dieser Stadt und habe vor wenigen Tagen mein Referendariat aufgenommen. Doch Satoi sollte dir früher begegnen, als wir erwartet hätten, Muto. Sie war und ist zufälligerweise Praktikantin im Domino Hospital und am nächsten Morgen, nach dem finalen Duell mit Kajiki, kam plötzlich ein gewisser Yugi und dessen Freunde in das Krankenhaus, um den eingelieferten Ryouta einen Besuch abzustatten. Satoi hatte euch geseh-“ Wie... das... Domino Hospital?! „W-Warten Sie!“, rief Yugi plötzlich und schaute mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Satoi. Diese sah ihn irritiert an. „Jetzt erinnere ich mich endlich wieder, ich wusste doch, sie kommen mir bekannt vor. Sie waren doch die Krankenschwester, die aus Ryoutas Zimmer gekommen war und mich unabsichtlich angerempelt hatte, sodass ich zu Boden gefallen war!“ „Richtig“, bestätigte Satoi mit einem Grinsen. Sie wusste noch, dass sie in dem Moment vollkommen überrascht gewesen war, den König der Spiele in ihrem Krankenhaus zu sehen. „Sie berichtete mir auch danach von eurer ersten Begegnung, da bat ich sie darum, ein Auge auf euch zu werfen.“ „Ein Auge auf uns werfen?“, wiederholte Yami mit hochgezogenen Augenbrauen. Misstrauen war aus seiner Stimme zu hören. „Meinen Sie etwa, sie hat uns die ganze Zeit über beobachtet?“ „Genauso ist es. Sie sollte mich immer auf dem Laufenden behalten, während ich nach einigen Informationen über den berühmten 'König der Spiele' forschte, auf der Suche nach irgendeiner Verbindung zwischen dir und dem Namenlosen Pharao. Doch ich bekam keine zufriedenstellenden Antworten zusammen, was wohl nicht groß verwunderlich sein dürfte. An dem Tag, an dem wir beschlossen hatten, dich nach der ganzen Sache zu fragen, nach dem Namenlosen Pharao, den Artefakten und dem Schattenreich, wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Du wurdest in das Hospital eingeliefert und Satoi musste erfahren, dass du einer Amnesie erlegen warst. Sie bekam auch mit, dass fünf Freunde dich besuchen kamen, Muto, und unter ihnen war ein gewisser Atemu Yami, der dir verblüffend ähnelte, jedoch noch viel mehr dem Namenlosen Pharao. Wir waren nun vollends verwirrt, denn wie sollte ein mindestens 3000 Jahre alter Pharao nun in Fleisch und Blut vor uns stehen? Wir konnten unseren Plan auch nicht mehr ausführen, denn wir hatten zu befürchten, dass ihr uns nicht glauben würdet und uns vielleicht sogar angreifen würdet, schließlich wären wir sofort die ersten Verdächtigen. Somit ließen wir die Sache weiter laufen und beobachteten alles aus sicherer Entfernung.“ „Sie waren es auch also, die uns gestern Abend, nachdem wir aus dem Museum gegangen waren, beobachtet haben?“, riet Honda. Yami und die anderen sahen ihre beiden Gegenüber forschend an. „Ja, ich war es. Leider konnte ich nichts verstehen, was ihr gesagt hattet, dafür war ich nicht nah genug dran“, gestand Satoi. „Deshalb also...“, murmelte Yami leise. „Dann frage ich mich jedoch, warum ich unsere Beobachter nicht früher bemerkt habe, schließlich haben sie uns wahrscheinlich seit Wochen auf Schritt und Tritt verfolgt.“ „Vielleicht warst du einfach zu abgelenkt in letzter Zeit“, vermutete Anzu in derselben Lautstärke wie Atemu zuvor, sodass weder Kame noch Satoi sie verstehen konnten. „Nach einiger Zeit jedoch bemerkten wir, wie du, Muto, und deine Freunde euch gestritten habt. Ich hatte der Schule das erste Mal einen Besuch abgestattet, um mir die Räume etwas einzuprägen, und wollte auch einmal beim Dach vorbeischauen, da hörte ich dich mit einem 'Schattenduellanten', wie ihr sie nennt, duellieren. Ich erfuhr, dass dich wohl bereits einige andere, nicht gerade wohl gesinnte Duellanten aufgesucht hatten. Es musste genau an eben diesen Abenden geschehen sein, an denen weder Satoi noch ich Zeit gehabt hatten, dich zu beobachten. Als das Duell vorbei war, eilte ich hastig die Treppe hinunter und dies auch nicht zu früh, denn einen Augenblick später warst du auch an mir vorbei gerannt, ohne mich zu bemerken. Ich wusste, dass dies das Ziel der Schattenduellanten sein musste. Sie mussten euch auseinander bringen, denn irgendwie solltet ihr sie wohl aufhalten können, zusammen, doch getrennt wärt, wart ihr viel zu schwach gewesen. Ich hatte zudem noch die Befürchtung gehabt, dass ein weiterer dieser Duellanten dich, Muto, aufsuchen könnte, um dich nun endgültig ins Schattenreich zu verbannen, es wäre sicherlich ein Leichtes gewesen, in der Verfassung, in der du warst. Deshalb hatte ich dich seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen, immer, wenn du alleine in die Stadt gegangen warst, folgte ich dir unbemerkt. Und es sollte nicht Unnütz gewesen sein, denn es versuchten tatsächlich einige Schattenduellanten, dich herauszufordern, doch ich konnte sie davon abhalten, bevor sie dich erreichen konnten. Ich zwang sie zu einem Duell und überraschenderweise siegte ich, obwohl ich Duell Monsters erst vor zwei Monaten erlernt hatte, und das von einem Siebenjährigen.“ Kame schüttelte leicht lachend seinen Kopf, bis er jedoch nach wenigen Sekunden wieder ernst wurde. Plötzlich war Bedauern in seinen Augen zu sehen, doch auch... Unbehagen, ausgelöst durch die Erinnerungen an die Duelle. „Diese Duellanten jedoch machten jedes Duell zu einem Schattenduell, und ich muss zugeben, diese Schatten behagen mir keineswegs. Auch die Situationen, in denen ich Lebenspunkte verloren hatte, waren nicht gerade die angenehmsten.“ Er hat diese Duellanten von mir fern gehalten und selber Schaden auf sich genommen, nur um mich zu schützen..., schoss es Yugi durch den Kopf. Er sah Kame musternd an, versuchte, in seinen Augen zu lesen. Er konnte keinerlei Lüge erkennen. „Sie sagen also, dass Sie wollten, dass Yugi sich wieder mit uns, vor allem mit Yami, verträgt?“, meinte Anzu zu den beiden gewandt, die ihr bestätigend zunickten. „Wieso haben Sie denn dann nur Schlechtes über den Namenlosen Pharao gesagt, als Sie uns in die Gruppen geteilt haben? Ihnen hätte doch klar sein müssen, dass Yugi Ihnen vielleicht geglaubt hätte und Yami somit noch mehr hassen... wür...de...“ Anzu war ein wenig irritiert und sah den Referendar verwirrt an. Während ihrer Rede hatten sich Kames Lippen zu einem Grinsen geformt, welches immer breiter geworden war. Er schien belustigt zu sein. „Was?“, fuhr Jonouchi ihn grimmig an. Er war zwar nicht mehr ganz so wütend wie am Anfang des Gesprächs, doch wirklich mögen tat er den Referendar immer noch nicht. „Es ist nur interessant, dass ihr es nicht bemerkt habt“, erwiderte Kame, immer noch amüsiert. „Was sollen wir nicht bemerkt haben?“, entgegnete Katsuya mit funkelnden Augen. „Es war keineswegs Zufall, dass eure Klassenkameradin Kitzuki Kyoko Yugi nach dem Pharao, Yami, gefragt hat nach eurem Streit. Ich hatte sie damit beauftragt, ich wollte wissen, ob Muto nun eingesehen hatte, dass sein Freund der Namenlose Pharao ist, und ja, du tatest es. Ich wollte auch sehen, wie es nun zwischen euch stand. Und das Ergebnis war unmissverständlich, die Freundschaft schien gebrochen zu sein. Es war Absicht, dass sie dich an eure alte Freundschaft erinnert hat, denn vielleicht hättest du dich, Muto, wieder daran erinnert, dass ihr einmal enge Freunde gewesen wart. Es hätte sein können, dass du daran denkst, dass deine Freunde dich schützen wollten-“ „Woher wissen Sie-?“, fragte Jonouchi erschrocken und erzürnt zugleich. Ihm wollte es nicht passen, dass Kame über alles Bescheid zu wissen schien, dass er sie, von ihnen unbemerkt, hatte beobachten können. „Ich hatte euch gehört, als ihr im Korridor des Krankenhauses darüber spracht“, antwortete Satoi ruhig und überließ Kame das Reden. „Einige Wochen dann überlegte ich, wie ich euch vertragen lassen könnte, und da kam mir die Idee. Ich habe euch bewusst in eine Gruppe einsortiert und den Namenlosen Pharao behandeln lassen, ich habe bewusst Lügen über ihn verbreitet. Ich wusste, es würde euch erzürnen. Doch ich hatte auf die Reaktion eures kleinen Freundes gewartet, und ich behielt recht mit meiner Vermutung. Yugis altes Ich, der nicht zulassen konnte, dass seinem besten Freund ein solches Unrecht zugesprochen wird, schlummerte immer noch in ihm, und es brach heraus. Ich muss schon sagen, ich hätte beinahe Angst bekommen vor dir, Muto.“ Kames Grinsen wurde noch breiter, als es ohnehin bereits war. „W-Was?“, kam es von Yugi, der seine Fassungslosigkeit nicht verbergen konnte. Nicht nur er taxierte den Referendar. „Sie haben uns mit Absicht provoziert, nur damit ich ausraste?!“ „Genau“, bestätigte Kame. Sein Grinsen wandelte sich langsam zu einem ehrlich gemeinten Lächeln, welches die Freunde bisher nur ein Mal gesehen hatten. Es war, als er Teishi als seinen besten Freund bezeichnet hatte. „Es hatte doch geklappt. Für eine kurze Zeit hast du deine Enttäuschung und Bitterkeit über deine Freunde vergessen, aus einem Impuls heraus hast du deinen Freund beschützt und auch erkannt: Er ist immer noch dein Freund, egal, was geschehen war. Am nächsten Tag habe ich gesehen, dass mein Plan funktioniert hatte. Ihr hattet euch vertragen.“ Die sechs Freunde waren sprachlos, konnten ihren Lehrer einfach nur anstarren. Er hatte sie doch tatsächlich die ganze Zeit über beobachtet, hatte all die Fäden im Hintergrund gezogen, um ihnen zu helfen. Er hatte auf sie aufgepasst. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Achtung!: Lieber Leser, ich befürchte leider, dass ich es in den nächsten Wochen wohl kaum schaffen werde, jede Woche ein neues Kapitel fertigzustellen. Deshalb werden die Kapitel jetzt immer alle zwei Wochen kommen, das heißt auch, es gibt nächsten Mittwoch noch kein neues Kapitel, sondern erst die Woche danach. Es kann natürlich auch der Fall sein, dass ich so viel Stress habe, dass ich sogar in zwei Wochen kein neues Kapitel schreiben kann, doch dies sind dann wirklich Ausnahmefälle, bei denen Sie durch eine Mail von mir benachrichtigt werden. Ich werde jedoch versuchen, solche Fälle zu vermeiden. Es tut mir wirklich leid, dass das Hochladen nun so relativ unsicher und selten ist. Kapitel 27: Zwischen Wahrheit und Lüge -------------------------------------- Ich will Sie nicht länger aufhalten, also: Vorhang hoch! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Muto Surogoku – Solomon Muto Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 27 – Zwischen Wahrheit und Lüge Die sechs Freunde waren sprachlos, konnten ihren Lehrer einfach nur anstarren. Er hatte sie doch tatsächlich die ganze Zeit über beobachtet, hatte all die Fäden im Hintergrund gezogen, um ihnen zu helfen. Er hatte auf sie aufgepasst. „Deshalb also hat er uns nicht angegriffen, als wir alle geschwächt waren und die Chance am größten war, uns zu besiegen“, meinte Yugi zu seinen Freunden gewandt, die immer noch ein wenig fassungslos in der Gegend standen. „Genau, er wollte nie etwas Böses, er hat uns die ganze Zeit über nur geholfen“, murmelte Anzu. „Überrascht?“, fragte Kame Yamamoto unnötigerweise. Er grinste amüsiert, die Gesichter waren einfach nur zu göttlich. „Was hast du denen denn vorher erzählt, dass sie jetzt so geschockt sind?“, sagte Keiki Satoi gespielt vorwurfsvoll und schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, dass ihre sechs Gegenüber generell leicht aus der Fassung zu bringen wären. „Ich habe ihnen gar nichts erzählt. Nach meinem Unterricht haben sie mich zur Rede gestellt und mir vorgeworfen, ich sei einer dieser 'Schattenduellanten' und hätte den Weltuntergang oder ähnliches im Sinn gehabt haben.“ Der Referendar lachte auf. „Du erkennst, welch Ironie doch dahinter steckt. Dass sie mich beschuldigen, der Bösewicht zu sein, obwohl ich sie doch vor eben diesen beschützt hatte.“ „Und woher hatten sie die Vermutung, du wolltest ihnen etwas Böses? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass du mal schlecht über den Namenlosen Pharao geredet hast“, zweifelte seine beste Freundin und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu den sechs Freunden, konnte ein kleines Grinsen jedoch nicht verbergen. Amüsement war in ihren Zügen zu erkennen. Diese sahen die beiden immer noch schweigend an. Es war eigenartig, wie sich Kame und Satoi über die Freunde unterhielten, obwohl Yugi und die anderen anwesend waren und alles verstehen konnten. „Jemand hatte meinen Namen in eine gewisse Anwesenheitsliste der Ausgrabung, die momentan in Ägypten durchgeführt wird, eingetragen und sie haben wohl eine Freundin dort, von der sie diese Information haben. Jemand hatte sich anscheinend als Co-Leiter ausgegeben und Steintafeln nach Domino bringen lassen, und da mein Name in der Liste stand, war ich der erste Verdächtige. Sie wurden misstrauisch und reimten sich wohl den Rest zusammen.“ „Wir haben uns nicht einfach so alles zusammengereimt“, zischte Jonouchi plötzlich und sah funkelnd zu Kame. Tse, als hätten wir alles aus der Luft gegriffen! Auch wenn dieser Referendar ihnen nun alles erzählt, vielleicht die Wahrheit gesagt hatte, es waren immer noch einige Ungereimtheiten, die ihn nicht vertrauen ließen. Oder einfach gesagt: Er konnte ihn schlichtweg nicht ausstehen. „Sondern?“, stellte Kame mit hochgezogener Augenbraue die Gegenfrage. Er beugte sich interessiert vor, seine Augen durchleuchteten jeden einzelnen. „Ihr Name war wirklich äußerst verdächtig, doch einer von Ishizus Mitarbeitern hatte ihr auch bestätigt, dass tatsächlich ein Japaner zur Ausgrabungsstätte gekommen wäre und sich als Leiter ausgegeben hätte“, berichtete Yami ruhig. Was man ihm jedoch keineswegs ansah, war seine Unsicherheit. Sollte er diesem Mann vor ihm trauen? Schließlich hatte dieser keine Beweise für seine Erzählungen, doch Yami konnte auch nicht glauben, dass Kame sich dies alles ausgedacht hatte, in ein paar Minuten. Nein, das wäre wohl eher unwahrscheinlich. Und diese Emotionen zu spielen, die Enttäuschung über seinen Freund Teishi, die Begeisterung über den Namenlosen Pharao und die Freude, die ihn stets einholte, wenn er an die Erinnerungen zusammen mit Satoi und seinem besten Freund dachte... das hätte selbst er nicht gekonnt. Die Gefühle wirkten zu echt. „Ein Japaner?“, wiederholte Kame stutzend. Er und Satoi blickten sich kurz vielsagend an. „Das muss Teishi gewesen sein...“ „Dieser Leiter soll nach einer Weile nach Domino zurückgekehrt sein, um dort an einer Schule zu unterrichten. Da lag es nun mal nahe, dass Sie es sind“, ergänzte Honda. „Wie bitte?“, sagte Kame. Seine Stimme war überraschend leise, seine Augen hatten sich kurzzeitig geweitet und er sah von einem zum anderen, als wollte er nicht glauben, was Honda gerade eben gesagt hatte. Da senkte er leicht den Kopf und schüttelte ihn, die Augen waren nicht mehr zu sehen. Plötzlich ballte er seine Hände zu Fäusten. Die sechs Freunde sahen ihren Lehrer verwirrt an. Sie konnten geradezu die Wut spüren, die von Kame ausging. Da seufzte er tief, fuhr mit seiner Hand durch die Haare. Er lehnte sich wieder zurück, seine Augen immer noch geschlossen. Er atmete tief durch, als wollte er sich beruhigen. Was hat er denn? „Das war aber ganz schön auffällig von Teishi“, murmelte Satoi, ihre Miene hatte sich verfinstert. „Fandet ihr es denn nicht merkwürdig, dass bekannt war, dass dieser angebliche Co-Leiter nach Domino zurückkehren und Lehrer werden will? Schließlich ist es ziemlich dumm, so etwas preiszugeben, wo der 'Feind' es hätte herausfinden können. Man wollte Kame offensichtlich die Schuld in die Schuhe schieben, versteht ihr?“ „Aber... was ist mit dem Museumsdirektor? Er meinte doch...“, begann Anzu unsicher, wurde jedoch von Kame unterbrochen. „Ach, deshalb wart ihr gestern im Museum, hm?“, erriet der Referendar, seine vorherige Unruhe, gar Fassungslosigkeit, nicht mehr zu erkennen gebend. Er hatte wieder seine Maske aufgesetzt, schien abermals so unnahbar wie zu Anfang des Gesprächs. „Ihr wolltet wissen, ob ich dies alles eingefädelt habe, und habt natürlich bei dem so überaus reizenden Morasu nachgefragt. Und der hatte euch natürlich gesagt, dass ich es war, der diese Fotos geschossen hat und die dann über ihn an dich, Muto, weitergeleitet hat, damit du denkst, der Pharao sei nur böse, nicht wahr?“ „Äh...“, konnte Yugi nur machen. Er war etwas verwundert, dass der Referendar so viel darüber wusste. Doch noch mehr überraschte es ihn, in welchem Ton Kame seine Vermutung geäußert hatte. Es klang seltsam... wütend, beinahe zornig. „Haben Sie uns gestern etwa belauscht, als wir mit dem Direktor gesprochen haben?“, fragte Yami mit durchbohrendem Blick. Ihm schien es beinahe so, als wäre Kame immer einen Schritt voraus gewesen, als hätte er bereits das meiste gewusst, bevor sie selber es jemals geahnt hätten. „Nein, ich habe mir nur alles zusammengereimt“, erwiderte Kame breit grinsend, seine Augen funkelten herausfordernd. Er wirkte äußerst... gefährlich. „Ha ha, sehr witzig“, murmelte Jonouchi sarkastisch. „Ich meine es ernst, oder glaubst du mir etwa nicht, Jonouchi?“ Der Referendar sah Katsuya direkt an, ohne auch nur zu blinzeln. „Nachdem ich die Fotos, die Muto in der letzten Geschichtsstunde mitgenommen hatte, gesehen habe und eurem Gespräch gelauscht hatte,“, die Freunde sahen Kame böse an, als wollten sie ihn tadeln, dass er den Lauscher an der Wand gespielt hatte, „war mir klar, dass Morasu einer der Schattenduellanten sein musste, der dich, Muto, durch die ganzen Fotos auf diese falsche Fährte gelockt hatte. Also beschloss ich, diesem Museumsdirektor einen Besuch abzustatten, gestern. Ich stellte ihn zur Rede. Aber dieser... Typ hatte nichts besseres zu tun als zu lachen! Mich auszulachen, und so unglaublich arrogant zu meinen: „Na, endlich dahinter gekommen, Kame? Ich hatte mich bereits gefragt, wann du kommst, aber es hat doch erheblich länger gedauert, als gedacht. Bist wohl doch nicht so klug. Ich dachte, Teishi hätte übertrieben, dass du nicht sehr pfiffig wärst.““ Der Referendar ballte seine Hände zu Fäusten, seine Augen glühten regelrecht auf. Es war allzu offensichtlich, dass seine Wut wieder entfacht war, doch nun schien es noch wilder, noch gefährlicher. Es war beinahe beängstigend. „Gott, und sein selbstgefälliges Grinsen!“ Da machte Kame plötzlich eine Bewegung, als würde er erbrechen wollen. Seine Schüler sahen ihn vollkommen verdutzt an, blinzelten mehrmals. „Was ist denn mit dem los?“, flüsterte Jonouchi stirnrunzelnd. „Er hat aber vielleicht Stimmungsschwankungen, erst einmal ist er total amüsiert, lacht sich einen ab wegen uns, dann ist er unglaublich wütend, darauf distanziert, wieder wütend und jetzt führt er sich auf wie Katsuya, wenn er Kaiba begegnet“, sagte Honda. „Hey!“, kam es vom Blonden. Honda grinste ihn nur breit an. „Also hatten Sie gestern tatsächlich Streit mit Morasu-san gehabt“, murmelte Ryo. Der Mantel... der Direktor muss uns angelogen haben, demnach gehört dieser Mantel ihm selbst!, fuhr es Yugi durch den Kopf. Seine Miene verfinsterte sich leicht. Ich hätte nie daran gedacht, dass Morasu-san auch zu den Bösen gehört... Yami sah seinen Aibou nachdenklich an. Die Schatten... „Heißt das jetzt etwa... der Direktor ist tatsächlich einer von den Bösen? Er steckte mit denen unter einer Decke und hat uns glauben lassen, Sie wären ein Schattenduellant?“, fragte Anzu nach. Ihr wurde es langsam aber sicher zu viel, sie wusste nicht mehr, wem sie noch trauen sollte. Jeder konnte mit ihrem Feind zusammenarbeiten. Nur noch meinen Freunden kann ich vertrauen... „Ach, nein, ehrlich?“, entgegnete Kame sarkastisch, gar zynisch. Ein spöttisches Grinsen lag auf seinen Lippen. „Wow, sind wir heut' aber zickig“, merkte Satoi mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es sah fast so aus, als würde es ihr ziemlich missfallen, doch dieser Eindruck wurde zunichte gemacht, denn – ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. „Tja, bin halt 'ne männliche Zicke, vergessen?“ Kames Grinsen wurde langsam entspannter, es wandelte sich allmählich in ein ehrliches, amüsiertes Schmunzeln. Ein kleines Funkeln war in seinen Augen zu sehen; die Wut, die von ihm ausgegangen war, schien auf einmal verschwunden. „Ah ja, stimmt, hast mich ja am Anfang unserer Freundschaft noch davor gewarnt“, sagte Satoi gespielt ernst, als würde sie sich tatsächlich wieder daran erinnern, musste jedoch dann auflachen. Bald darauf stimmte auch Kame darin ein. Yugi und die anderen sahen sich vollkommen verwirrt an. „Versteht ihr die beiden?“, fragte Honda irritiert in die Runde. „Nein“, sagten alle einstimmig. Es war Abend, einige Stunden vergangen, nachdem sich die Freunde von Kame und Satoi verabschiedet hatten. Als Kame noch einmal ansetzen und sich höchstwahrscheinlich weiter über den Museumsdirektor beschweren wollte, war er plötzlich bleich geworden, um nicht zu sagen, sogar kreidebleich. Da hatte er angefangen, lauthals zu fluchen, wobei die Freunde letztendlich nur ein einziges Wort verstanden: Uni. Offensichtlich hatte der Referendar vollkommen vergessen, dass er eigentlich hätte an einer Besprechung in der Tokyoter Universität teilnehmen müssen, sodass er sich Satoi gegriffen und mit einem flüchtigen „Wir sprechen uns!“ aus der Tür verschwunden war. Es war doch erstaunlich, wie oft die Freunde an diesem Tag bereits perplex waren. Nachher hatten sie beschlossen, den Direktor aufzusuchen und ihn, um Jonouchi zu zitieren, „wie eine kleine, miese Made auszuquetschen“. Allerdings war dieser nicht im Haus und die Freunde erfuhren durch eine Mitarbeiterin des Museums, dass Morasu scheinbar auf einer 'Geschäftsreise' war und erst Ende nächster Woche zurückkommen würde. Darauf hatten sich die Freunde nicht gerade sehr fröhlich verabschiedet, vor allem Jonouchi war nicht sehr gut gelaunt. Nun lag Yami auf seinem Futon, während sein Aibou bereits ruhig in seinem Bett schlief, keine Lichter brannten mehr im Haus der Mutos. Yugi und er hatten sich noch eine Weile über den heutigen Tag unterhalten, ihre Gedanken über Kame ausgetauscht. Sie waren sich beide nicht wirklich sicher, ob sie Kame vertrauen konnten. Natürlich, er hätte sie anlügen und ja, selbst die Gefühle spielen können, doch ihr Gefühl sagte ihnen, dass er nicht geschauspielert hatte. Dennoch, die Unsicherheit war geblieben, als Yugi sich schlafen gelegt hatte. Und das ist nicht einmal unser einziges Problem, dachte Yami. Er konnte nicht schlafen. Diese Schatten, die Yugi versuchen einzunehmen... . Ich dachte, sie würden aggressiver sein, bei dem Gespräch heute mit dem Referendaren, schließlich war es am Samstag beinahe unerträglich, ich konnte sie kaum zurückhalten, dabei hatten wir nur von ihm gesprochen. Er stand nicht persönlich vor uns. Doch heute... am Anfang waren sie wieder wilder geworden und versuchten unermüdlich, durch meine Mauer zu kommen. Ich musste mich gänzlich auf meine Magie konzentrieren. Aber im Laufe des Gesprächs wandelten sich die Schatten, sie wurden immer schwächer und schwächer, bis sie schlussendlich, ja, man könnte fast sagen, zahm waren. Nur ganz kurz, als über den Museumsdirektor gesprochen wurde, flammte die Wut der Schatten wieder auf. Sie griffen kurzzeitig an, mit einer Wucht, die erschreckend stark war. Ich konnte glücklicherweise ein Aufkeuchen unterdrücken. Dennoch... ich verstehe nicht, wieso. Was hat es mit diesen Schatten auf sich? Wieso werden sie mit einem Mal stärker, dann wieder kratzen sie nur oberflächlich an meiner Barriere... . Warum?... Yamis Augen fielen allmählich zu, er konnte sie nicht mehr offen halten. Seine Gedanken verschwammen ineinander, er war kurz davor gewesen, des Rätsels Lösung zu finden, doch nun musste er sich dem Schlaf hingeben, glitt ins Land der Träume. „Und das glaubt ihr ihm tatsächlich?“, kam es lauthals von Otogi Ryuji am nächsten Tag. Honda, Anzu, Jonouchi, Ryo, Yugi und Yami standen auf dem Schulhof und hatten Otogi vom gestrigen Tag berichtet, wobei sie etwas leiser als gewöhnlich sprechen mussten, denn wie es der Zufall wollte, musste Kame die Pausenaufsicht führen, was recht eigenartig war für einen Referendaren. Doch durch Ryujis nicht gerade leisen Ausruf spürten sie nun einen durchdringenden Blick in ihrem Nacken, den sie nur allzu gut kannten. Sie wussten, Kame würde sie die restliche Pause lang im Auge behalten. „Versteht ihr denn nicht, es ist doch offensichtlich, dass er will, dass ihr ihm vertraut, damit er euch besser angreifen kann“, sagte Otogi etwas leiser, doch nicht minder eindringlich. Er sah jeden einzelnen der Reihe nach an. „Was meinst du mit angreifen?“, fragte Anzu stirnrunzelnd. „Er will sich unser Vertrauen erschleichen, damit er irgendwelche Informationen herausbekommen kann oder so. Vielleicht will er sich das Sennenpuzzle unter den Nagel reißen und vorher mehr darüber herausfinden, über dessen Kräfte und wie man diese Magie freisetzt“, riet Ryuji drauf los. „Irgendwie so etwas.“ „Glaubst du nicht, dass das etwas sehr viel Aufwand wäre?“, zweifelte Ryo. „Jeder andere Schattenduellant hätte uns schon längst herausgefordert, das wäre viel einfacher.“ „Nicht unbedingt“, musste Honda nun widersprechen. „Yugi und Yami sind nicht gerade leicht zu besiegen, und wenn Kame tatsächlich dennoch unser Feind sein sollte, ist ihm dies auch bewusst. Er muss auch vermuten, dass wir denken, dass alle Schattenduellanten uns sofort angreifen und herausfordern, und wenn Kame nun erst einmal so tut, als sei er unser Freund, vertrauen wir ihm natürlich, da wir niemals vermuten würden, er würde für den Feind arbeiten. Dann sind wir wirklich angreifbarer, ihm gegenüber. Ihr wisst, unsere Gegner sind definitiv gerissener als früher.“ „Es wäre ihm zuzutrauen“, meinte Jonouchi. Es schien beinahe so, als wollte Katsuya den Referendaren unbedingt als Feind haben, als würde er ihn nicht als einer der 'Guten' akzeptieren wollen. „Doch das, was er uns erzählt hat, würde einiges erklären“, warf Anzu ein. „Zum Beispiel, warum niemand uns angegriffen hatte, als wir alle geschwächt waren. Er hatte doch gemeint, dass er diese Schattenduellanten abgehalten hatte, Yugi herauszufordern. Er weiß so viel über Yami, weil er einfach nur nach dem Namenlosen Pharao geforscht hatte, und dadurch, dass sein ehemaligen Freund Teishi auf das Reich der Schatten stieß, weiß er auch darüber Bescheid. Alles andere würde auch passen, es ist logisch.“ „Ist es nicht etwas eigenartig, dass jemand so sehr nach dem Namenlosen Pharao forscht?“, sagte Ryuji, die Augenbrauen zusammengezogen. „Andere würden auch sagen, Duellanten seien verrückt, weil sie angeblich nichts anderes im Kopf haben als Duell Monsters“, entgegnete das einzige Mädchen unter ihnen. „Aber diese ganze Geschichte mit diesem Teishi... es ist doch um vieles einfacher, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben, da hat er sich wahrscheinlich einfach jemanden ausgedacht, der dann der Bösewicht sein soll. Vielleicht ist es eine doppelte Falle und wir sollen denken, die Schttenduellanten wollten ihm die ganze Schuld in die Schuhe schieben, dabei ist er es, der von sich ablenken will.“ Stille. Darauf wusste zunächst niemand etwas zu sagen, denn es bestand tatsächlich diese Möglichkeit. „Glaubt ihr wirklich, dass er uns angelogen hat?“, fragte nun Yugi in die Runde. Die anderen sahen ihn fragend an; Yamis Blick war nachdenklich auf seinen Aibou gerichtet. „Während er uns das alles erzählt hat, hat man genau gesehen, was er gefühlt hat. Es könnte sein, dass er sich diese ganze Geschichte schon zuvor zurechtgelegt hatte und uns die Gefühle vorgespielt hat, aber... ich kann nicht glauben, dass diese ganzen Emotionen einfach nur gespielt sein sollen. Er sah aufrichtig aus.“ Yugi blickte kurz um sich, entdeckte den Referendaren, der mit einem Schüler sprach. Er war wieder ganz Lehrer, relativ sachlich und eine gewisse Distanz bewahrend, die üblicherweise zwischen Jugendlichen und Lehrern bestand, doch wiederum wirkte er nahbarer für die Schüler als die anderen, älteren Lehrer, was wahrscheinlich an seinem jungen Alter und der lockeren Art lag. Yugi konnte etwas in Kames Augen erkennen... ein Funkeln. Man sah ihm an, dass das Lehrerdasein ihm Spaß machte, dass es sein Traumberuf war. Yugi blickte wieder zu seinen Freunden, er schien mit einem Mal entschlossener als zuvor. „Ich vertraue ihm.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich wünsche Ihnen noch Frohe Weihnachten und einen hoffentlich nicht ganz so schneesturmartigen Rutsch ins neue Jahr! :) Kapitel 28: Bitterkeit ---------------------- Willkommen im Jahr 2011, lieber Leser! Ich wünsche Ihnen jedenfalls ein frohes, glückliches, spaßiges und gesundes neues Jahr und hoffe, dass Sie mir verzeihen werden, dass ich mit so einem nicht sehr fröhlichen Kapitel ins Jahr starte. Hoffentlich bringt das kein Unglück... KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Sennenpuzzle – Millenniumspuzzle Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 28 – Bitterkeit Yugi konnte etwas in Kames Augen erkennen... ein Funkeln. Man sah ihm an, dass das Lehrerdasein ihm Spaß machte, dass es sein Traumberuf war. Yugi blickte wieder zu seinen Freunden, er schien mit einem Mal entschlossener als zuvor. „Ich vertraue ihm.“ Yami sah Yugi schweigend an, ein kleines, kaum sichtbares Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Aibou, er ist immer noch so vertrauensvoll wie früher und sieht nur das Positive in jedem Menschen. Seine Gutmütigkeit ist nach all der Zeit nicht verblasst, obwohl seine Naivität deutlich gewichen ist. „Bist du dir wirklich sicher, Yugi, dass er vertrauenswürdig ist?“, fragte Jonouchi und sah seinen besten Freunde ernst an, was früher vielleicht hätte ungewohnt für die Freunde sein können. Schließlich war es eine Eigenschaft ihres Blonden, dass er des Öfteren ziemlich tollpatschig und spaßig aufgelegt war, doch seit einigen Tagen hatte er eine grundlegend ernste Stimmung, die beinahe beängstigend schien. Sie machten sich Sorgen um ihren Freund. „Ja“, bekräftigte Yugi, ohne auch nur zu zögern. „Ich weiß, dass es ziemlich leichtsinnig sein kann, ihm nun zu vertrauen, obwohl wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob er uns nicht doch angelogen hat. Aber dennoch... seine ganze Art, als er uns dies alles erzählt hat, war einfach zu echt, versteht ihr?“ Er sah seine Freunde beinahe verzweifelt an. Er setzte sich für den Referendaren ein, musste sich jedoch unweigerlich eine Frage stellen: Wieso wollte er plötzlich so sehr, dass seine Freunde Kame vertrauten? Er wusste es nicht. „Ich weiß, was du meinst...“, sagte Anzu zustimmend. „Dennoch, wir können es nicht genau wissen“, meinte Otogi mit misstrauisch zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich denke, wir sollten ihm vorerst seine Geschichte glauben“, versuchte Ryo, einen Kompromiss zu finden. „Wir haben keine sonderlich große Wahl. Er hatte ziemlich viele Informationen gehabt, und wenn die Möglichkeit besteht, dass er uns die Wahrheit gesagt hat, dann könnten wir zunächst darauf aufbauen. Was anderes können wir im Moment auch nicht wirklich tun, denn wir haben keine anderen Informationen und wissen auch nicht, wer die Schattenduellanten sind oder wo sie sich befinden, abgesehen vom Museumsdirektor, der aber erst nächste Woche zurück kommt.“ „Stimmt wohl“, meinte Honda abschließend, als es genau zum rechten Zeitpunkt klingelte und die Schüler begannen, ihre Räume aufzusuchen. Kame sah den Freunden nachdenklich nach. Langsam schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, der Referendar schüttelte leicht lachend den Kopf, bis auch er vom Schulhof verschwand und den Unterricht antrat. Einige Tage waren vergangen, seitdem die Freunde beschlossen hatten, Kame eine Chance zu geben. Es hatte sich in der Geschichtsstunde am Donnerstag keine wirkliche Gelegenheit geboten, mit ihm zu sprechen, da er seine Pflichten als Referendar erfüllen musste und schlecht die ganze Dreiviertelstunde an ihrem Tisch stehen und mit ihnen plaudern konnte. Obwohl man es nicht einmal als plaudern hätte bezeichnen können, eher ein Informationsaustausch, der dann auch am Freitag erfolgte. Nachdem Kame den sechs Freunden vorgeschlagen hatte, nach Schulschluss ein weiteres Gespräch in ihrem Klassenzimmer zu führen, wobei sie erfuhren, dass Kame bereits wusste, wann sie am Freitag ihre letzte Stunde haben würden und dass es an dem Tag umso passender war, da seine letzte Unterrichtsstunde aufgrund eines Wandertags der siebten Klasse ausfiel und er somit zeitgleich mit Yugi und den anderen Schulschluss hatte, willigten die Freunde seinem Vorschlag ein und brachten dieses Mal auch Otogi mit, der den Referendaren aus äußerst misstrauischen Augen entgegen sah. Kame hatte auf den unerwarteten Besucher nur mit einer hochgezogenen Augenbraue reagiert, sodass Yugi sich beeilte ihm zu erklären, dass Otogi bereits von allem wusste und auch seit einigen Jahren ihr Freund war, dem sie vertrauen konnten. Daraufhin hatte Kame nur verstehend genickt. Das 'Verhör' konnte beginnen. Yugi hatte angefangen zu erzählen, zunächst von Yami und der Geschichte des Sennenpuzzles, damit Kame zumindest erfuhr, weswegen ein 3000 Jahre alter Geist eines Pharao unter ihnen weilte; dann von der Steintafel und dessen Botschaft, die seine Amnesie wohl verursacht und Yami seinen eigenen Körper verschafft hatte. An diesem Punkt hatte Yugi eine kleine Pause eingelegt, um all diese Informationen sickern zu lassen. Kurz hatte Kame seinen Blick schweifen lassen, die Freunde der Reihe nach angesehen, bis er an Yugi und Yami hängen geblieben war. Er hatte zwischen ihnen hin und her gesehen, als hätte er abgewogen, ob sie tatsächlich solch eine Vergangenheit hatten; als könnte er anhand ihrer Blicke erkennen, ob der Kleinere nun früher ängstlich war, sich nicht wirklich zu wehren wusste, ob der Größere tatsächlich solch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besaß. Er schien Bestätigung gefunden zu haben. Kame hatte Yugi zugenickt, als Zeichen dafür, dass er fortfahren konnte. So hatte der Bunthaarige von Ishizu und dem, was sie geschildert hatte, berichtet, auch von dem Gespräch, welches sie am Montag mit dem Museumsdirektor geführt hatten. Es war beinahe erschreckend, wie viel Yugi doch preisgab, sogar von den Magischen Steintafeln hatte er erzählt. Kame hatte die ganze Zeit über geschwiegen, sich alles still angehört und mit einem undefinierbarem Blick über das Gehörte nachgedacht. Nach zahlreichen Sekunden dann, als Yugi schon längst geendet und Kame stumm aus dem Fenster gesehen hatte, hatte er sich plötzlich umgewandt und direkt zu Yugi gesehen, sein Blick schien ihn zu durchbohren wollen. Zunächst hatte ihn ein ziemlich irritierter Blick getroffen, bis Kame gefragt hatte: „Warum vertraust du mir?“ Yugis Blick hatte sich augenblicklich gewandelt und dem Referendar erstaunlich entschlossen entgegen gesehen, als hatte er beweisen wollen, dass er sich nicht verunsichern ließ. „Weil ich auf mein Gefühl vertraue.“ Einige Zeit lang hatte der immer noch forsche Blick des Lehrers auf seinem Schüler geruht, langsam hatten sich seine Lippen zu einem ehrlichen Lächeln verzogen. Seine Augen hatten angefangen zu funkeln, Freude war in ihnen zu erkennen gewesen. „Danke.“ Der Tag hatte sich dem Ende zugeneigt, es wurde Nacht und wechselte wieder zum Tag; das Wochenende kam und ging, ohne dass etwas Nennenswertes geschehen war. Die Freunde waren angespannt, sie waren es einfach nicht mehr gewohnt, in Ruhe zu leben. In den letzten Wochen, gar Monaten, war bereits so viel geschehen, sie hatten so einiges überstehen müssen und nun sollten sie warten, bis ihr Feind etwas unternahm, gar sie angriff? Sie kamen einfach nicht voran, sie hatten nun alle verfügbaren Informationen und sogar zwei neue 'Verbündete', was ihnen jedoch nicht wirklich etwas brachte. Selbst als sie Kame alles geschildert hatten, was sie wussten, er kam zu den gleichen Überlegungen wie sie, was ihnen nicht gerade weiter half. Man konnte zusammenfassend sagen: Sie waren frustriert, enttäuscht und verbittert. „Bis morgen, Otogi!“, verabschiedeten sich die sechs Freunde. „Ja, bis morgen“, erwiderte Ryuji und ging in die entgegengesetzte Richtung. Es war bereits Mittwoch und jeder trat nun seinen Heimweg an, nachdem die Schulglocke ihren Unterrichtsschluss kund getan hatte. Da Ryuji in einer ganz anderen Gegend wohnte als die übrigen Freunde, ging er langsam die Straße an der Schule hinunter, während die restlichen Sechs die Straße hoch und links weiter gingen. Otogi bog gemächlich um die nächste Ecke – und machte schnell wieder kehrt. Er presste sich an die Hauswand, als wollte er nicht entdeckt werden. „Was ist los mit dir?“, fragte eine weibliche Stimme schneidend. „Nichts...“, antwortete eine männliche Stimme ausweichend. Das sind doch... Eine Weile herrschte Schweigen unter den Freunden, als sie ihren Weg nach Hause trabten. Es war keine angenehme Stille; etwas elektrisches lag in der Luft, als sei dies nur die Ruhe vor dem Sturm. „Was ist los mit dir, Jonouchi?“ Die anderen wandten sich interessiert zu Yugi, der seinen besten Freund ansah, die Sorge in seinen Zügen war unverkennbar. Er wollte schon seit Tagen mit ihm reden, doch nie hatte sich wirklich eine gute Gelegenheit geboten. Sein Freund benahm sich in letzter Zeit wirklich eigenartig, nicht passend zu seinem üblichen Charakter. Katsuya versuchte zunächst, Yugis Blick auszuweichen, doch lange hielt er es nicht durch. Jonouchi atmete kurz tief durch, bis er sich Yugi zuwandte und leicht lächelte. Es war kein freudiges Lächeln. „Ich bin unglaublich wütend.“ „Glaubst du wirklich, dass ich dir diese lausige Aussage glaube? Du bist in letzter Zeit vollkommen aufgewühlt, wirst so schnell wütend; obwohl du dich darum bemühst, dich auf deinen Beruf zu konzentrieren, wirkst du manchmal so zerstreut und gedankenlos. Ja, das habe ich bemerkt, Kame! Beim Gespräch mit den Kindern, du warst kurz davor, auszurasten, und das ist dir noch nie passiert. Da kannst du mir nicht sagen, dass 'nichts wäre'!“, sagte Satoi aufgebracht und sah ihren Freund funkelnd an. Sie hasste es, wenn er versuchte, sie anzulügen. „Satoi...“, sagte Kame nur und sah sie an. Er wirkte so ungewohnt... schlaff, müde. Als wäre er es leid, sich zu rechtfertigen. „Was?“, fuhr sie ihn blitzend an. „Ich will nicht darüber reden, okay?“, antwortete Kame und wollte bereits weiter gehen, doch da wurde er am Handgelenk und herumgedreht, sodass er Satoi direkt ins Gesicht blicken musste. Unnachgiebigkeit zeichneten ihr Gesicht. Kames Augen hatten sich kurzzeitig erschrocken geweitet, doch nun verengten sie sich zu Schlitzen und flammende Wut war in ihnen zu sehen. „Keiki...!“ „Wütend?“, fragte Yugi etwas irritiert. „Ja.“ Jonouchis Miene verfinsterte sich, er konnte Yugi nicht länger ansehen und schaute stattdessen auf den Boden. „Warum?“, fragte Yugi leise. „Weil... ich... verdammt, wir kommen nicht weiter!“, rief Jonouchi laut, sodass alle erschrocken zusammen zuckten und unwillkürlich stehen blieben. „Ich will endlich unseren Feind schnappen! Ich habe es allmählich satt, so untätig rumzustehen und darauf zu warten, dass diese blöden Schattenheinis etwas unternehmen! Das ist doch...!“ Katsuya rang um Worte. „Warum willst du ihn so unbedingt finden? In den letzten Jahren war es nicht sehr anders, wir hatten auch nichts wirklich tun können, bis die Ereignisse uns überwältigten.“ Yugi sah ihn nachdenklich an. „Aber dieses Mal ist es anders... dieser Feind... er...“ Jonouchi ballte seine Hände zu Fäusten, man konnte hören, wie er seine Zähne zusammen biss und mit ihnen knirschte. „Er hat uns, verdammt nochmal, versucht, zu trennen, aber auf eine ganz andere Art und Weise als die anderen! Er hat alles geplant, diese Steintafel, die dein Gedächtnis löschen sollte und du uns damit nicht mehr wiedererkennst, er hätte es fast geschafft, dass wir uns nicht mehr vertragen und ist uns immer noch einen Schritt voraus! Ich meine, wie kann jemand so etwas wollen, unsere Freundschaft mit solch... hinterhältigen Methoden“, er wusste nicht wirklich, wie er diese 'Methoden' anders beschreiben sollte, „zu zerstören? Er hatte Unsicherheit und Misstrauen geschaffen, sodass wir schwach waren. Warum will man uns immer wieder trennen, warum lässt man uns und den Pharao nicht einfach in Frieden? Diese Leute sind doch... verrückt!“ Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus. Jonouchi wollte gerade hitzig fortfahren, als er von Yugi unterbrochen wurde. „Jonouchi, beruhige dich, okay? Beruhige dich“, sagte Yugi geduldig, sanft. Er ließ seinen Freund nicht aus den Augen. Dieser sah ihn wiederum stumm an, mit undefinierbarem Blick. Nur langsam wich die Wut aus seinen Augen. „Du darfst dich nicht von der Wut einnehmen lassen, Jonouchi!“, sagte Yugi plötzlich erstaunlich laut und eindringlich. Satoi ließ sich nicht beirren; sie wusste, mit Kame war nun nicht zu spaßen, denn wenn er sie mit ihrem Nachnamen ansprach, war das sicherlich kein gutes Zeichen. „Ich will sofort wissen, was dich beschäftigt.“ Ihr auffordernder Blick ruhte auf Kame. Sie fochten regelrecht ein Blick-Duell gegeneinander aus – den Kame verlor. Er blickte zur Seite, schwieg beharrlich. „Gut, da du nicht darüber reden willst, du sturer alter Bock“, er warf ihr einen bösen Blick zu, als wollte er sie dafür tadeln, dass sie ihn als 'alt' bezeichnet hatte, „will ich zumindest wissen, warum ich letzte Woche Montag die Schicht übernehmen sollte, die Kinder zu beobachten. Nicht, dass es mich gestört hätte oder so, aber ich meine, du warst doch schon im Museum und hattest sie ja sogar gesehen, wieso also hattest du nicht einfach gewartet, bis sie mit dem Gespräch mit dem Direktor fertig waren, und sie danach beschattet, bis sie alle nach Hause gingen? Stattdessen hast du mich angerufen und mich gebeten, hinzukommen, um sie zu beobachten. Du klangst anders als sonst und verhieltest dich auch seltsam, denn als ich ankam, bist du einfach verschwunden, ohne dich von mir zu verabschieden – und das ist nicht deine Art, Yato.“ Seit langem hatte Satoi nicht mehr seinen abgekürzten Vornamen benutzt, ihr typischer Spitzname für ihn, den nur sie gebrauchte. Ihre Stimme hatte sich gewandelt, wo es vorher noch forschend und aufgebracht klang, war sie nun sanft und ruhig. „Ich mache mir Sorgen um dich...“ Schweigen. Langsam aber sicher verlor Satoi ihre Geduld, ihre Augenbrauen zuckten bereits gefährlich und sie wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzen, da vernahm sie auch schon seine Stimme, sie klang ungewöhnlich... leise und... schwach. „Ich habe es nicht ausgehalten, sie so zu sehen, Satoi.“ Mit diesem Satz sah Kame auf, die Augen direkt auf seine Freundin gerichtet. „Was meinst du damit?“, fragte Satoi nun besorgt, denn es war ihr nicht wirklich geheuer, diese neue Seite an Kame. Stets war er locker, meist beißend sarkastisch, gab sich einfach immer stark, eigentlich, doch seit diesem Vorfall mit Teishi schien er so... hilflos, verzweifelt. Schwach. Einerseits war sie beinahe froh, ihn endlich einmal so zu sehen, denn es beruhigte sie, dass auch er einmal seine Maske ablegen konnte und die Verletzbarkeit dahinter erkennen ließ, andererseits war es auch beängstigend, ihn so zu sehen, denn ihn musste etwas hart getroffen haben, etwas, das ihn von innen zerfraß. Kames Brustkorb hob und senkte sich auffallend rasch, er versuchte, tief durchzuatmen. „Yato, bitte...“ „Verdammt, ich... ich habe es einfach nicht ausgehalten, ich konnte den Anblick der anderen nicht mehr ertragen, ich... verstehst du denn nicht?!“, sagte Kame, wurde immer lauter und schrie das Ende des Satzes, pure Verzweiflung war aus seiner Stimme zu hören. Er sah Satoi an, schrie stumm um Verständnis. „I-Ich... nein, ich verstehe es nicht, Kame, aber ich will es verstehen, erklär' es mir,... bitte!“ Auch ihre Stimme hatte einen Hauch von Verzweiflung. So kannte sie ihn nicht, in all den Jahren, in denen sie schon befreundet sind, hatte sie ihn noch nie so gesehen, so vollkommen am Ende. „Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn der 'Feind' einem immer die Schuld in die Schuhe schiebt und will, dass diese Kinder einen für den Bösewicht halten, mit dem Wissen, dass eben dieser Feind dein bester Freund ist? Weißt du, wie es sich anfühlt, diese Kinder zu sehen, wie fest sie zusammenhalten und allem trotzen, wie sehr ihre enge Freundschaft sie aneinander bindet, mit dem Wissen, dass dein eigener, bester Freund es wahrscheinlich verursacht hatte, dass sie sich kurzzeitig 'trennten' und Streitigkeiten hatten, die kaum zu überwältigen waren? Weißt du, wie es sich anfühlt, sie dann wieder so vertraut miteinander zu sehen, mit dem Wissen, dass es genauso vor kaum einem Dreivierteljahr mit uns dreien war, Teishi, dir und mir? Mit dem Wissen, dass es wohl nie mehr so sein wird? Weißt du, wie es sich anfühlt? Verdammt nochmal, das ist ein scheiß Gefühl!“, rief Kame, voller Wut und Zorn, und schlug mit all seiner Kraft seine Faust gegen die nächstbeste Wand. Jonouchi sah seinen besten Freund verwundert an. „Was...?“ „Ich meine es ernst. Die Wut... es ist nicht gut, wenn sie dich übermannt. Man... kann nicht klar denken und sucht einfach nur nach jemandem, an dem man es auslassen kann. Ich weiß, dass du Kame nicht leiden kannst, aber...“ „Na, das ist doch auch klar! Der hatte keine Beweise und wir können nie sicher sein, ob er uns nicht doch angelogen hat!“, fuhr Jonouchi dazwischen. „Nein, Katsuya. Du suchst nach einem Sündenbock!“ Yugi sah ihn ernst an. „Wie kann er beweisen, dass er einen Freund namens Teishi hat und dieser nach dem Schattenreich geforscht hat? All die Notizen hat Teishi mitgenommen, und er selber ist wie vom Erdboden verschluckt. Wie kann er beweisen, dass er gegen Schattenduellanten gekämpft hat, um mich vor denen zu beschützen? Das kann er nicht beweisen. Du willst nicht glauben, dass Kame gut sein könnte. Du willst stattdessen glauben, dass er für alles verantwortlich ist, dass er unser Feind ist, der versucht, uns zu überlisten. Du willst diese Wut an jemanden auslassen, ich verurteile dich nicht dafür, wie könnte ich denn auch? Ich kenne es.“ Yugi schloss kurz die Augen, ein Ausdruck von... Reue trat auf sein Gesicht. Er öffnete sie wieder, sein durchdringender Blick auf seinen Gegenüber gerichtet. „Aber du musst dir im Klaren sein: Die Wut kann verändern, Jonouchi. Bitte, lass diese Wut nicht zu sehr an dich heran. Du hast nicht einmal bemerkt, dass du anders geworden bist. Wo ist der Jonouchi hin, der stets zu Scherzen aufgelegt ist und so dusselig ist, wie kein Zweiter? Wo ist der Jonouchi hin, der zwar temperamentvoll ist, aber dennoch jedem verzeiht und hilft? Wo ist mein bester Freund hin?“ „Was...?“, kam es geschockt von Satoi, sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Kame hatte wieder seinen Kopf gesenkt, hielt seine Faust immer noch gegen die Wand gedrückt und sank langsam dagegen. Er drehte sich leicht seitlich, sodass er mit dem Rücken an der Wand lehnte, und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Seine Augen waren geschlossen. „Es... tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe, Satoi. Ich wollte nicht... ich... ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle gehabt...“ Kame schüttelte den Kopf, als wollte er all diese Gedanken, die ihn zu übermannen drohten, vertreiben. Der verzweifelte Gesichtsausdruck blieb. „Am Montag... hatte ich, wie du bereits weißt, Streit mit dem Museumsdirektor gehabt. Er hatte mich als dumm bezeichnet, dies allein hatte mich bereits aufgebracht, wie du mich kennst.“ Kame musste leicht grinsen, doch kaum war es erschienen, verschwand es so schnell, wie es gekommen war. „Doch der letzte Satz von Morasu brachte mich beinahe dazu, die Beherrschung zu verlieren: „Ich dachte, Teishi hätte übertrieben, dass du nicht sehr pfiffig wärst.“ ... Es war nicht der Fakt, dass er mich wieder beleidigen wollte, welches mich wirklich wütend machte, sondern... dass er Teishi auf die Weise ins Spiel gebracht hatte. Morasu hatte damit zugegeben, dass er Teishi kannte und mit ihm Kontakt hatte! Das war die Bestätigung dafür, dass Teishi etwas mit diesen Schattenduellanten zu tun hatte, wahrscheinlich sogar hinter all dem steckt! Denn Morasu hatte auch indirekt gesagt, dass er für jemanden arbeitete, weswegen er Muto auch diese Fotos gegeben hat, um ihn misstrauen zu lassen, während Morasu wohl daran gezweifelt hatte, ob ich nicht schnell dahinter kommen würde, woraufhin Teishi anscheinend ihn damit beruhigt hatte, dass ich nicht sehr... klug wäre. Teishi muss also eine höhere... 'Instanz' sein, dass dieser scheinheilige Museumsdirektor auf ihn hört. Verstehst du, bis zu dem Zeitpunkt... wollte ich nie wahr haben, dass Teishi tatsächlich mit ihnen gemeinsame Sache machte. Ich hatte mich immer daran fest geklammert, dass er vielleicht doch nichts mit all dem zu tun hatte. Aber an dem Abend wurde mir gezeigt, dass dieser wohl naive Wunsch nicht erfüllt werden kann.“ Kame lachte auf, es klang unerträglich bitter. „Ich konnte mit dieser Tatsache nicht umgehen, und stürmte somit aufgewühlt aus dem Büro – und begegnete augenblicklich den Schülern, denen wir geholfen hatten, sich wieder zu vertragen. Ich habe deutlich den Unterschied gespürt; wo Muto vorher noch abweisend zu seinen Freunden war und alles auseinander zu brechen drohte, schienen sie nun stärker wie nie zuvor. Man konnte beinahe die Freundschaft spüren, die sie verband – und das war es, was mich dazu brachte, mit dir die Beschattung zu tauschen. Ich hielt es nicht mehr in ihrer Nähe aus, weil... ich ertrug es nicht mehr, zu sehen, wie sie mit ihren besten Freunden zusammen Zeit verbrachten. Ich will nicht, dass du mich falsch verstehst, Satoi, natürlich will ich, dass ihnen so etwas möglich ist und gönne es ihnen auch, aber es erinnerte mich zu sehr an die Zeit mit Teishi, zu sehr daran, wie enttäuscht ich von ihm bin. Er ist mein bester Freund und will nun die Welt zerstören oder ähnliches, verrückt, oder?“ Und wieder erklang sein Lachen, dieses Mal hörte es sich jedoch beinahe hysterisch an, ein grausam verzweifelter Unterton war herauszuhören. Jonouchi schien geradezu sprachlos zu sein, er sah Yugi eine Weile an, ohne zu blinzeln. Langsam begann er zu begreifen, Yugis Worte sickerten allmählich zu ihm hindurch. Nach einem... Sündenbock? Schon wieder habe ich es getan... Schon wieder habe ich nach jemandem gesucht, dem ich die Schuld geben konnte, dieses Mal war es dieser Referendar. Letztes Mal sogar Yami... Jonouchi schüttelte den Kopf. „Ich begehe denselben Fehler zweimal.“ „Das ist kein Fehler, Katsuya.“ Jonouchi sah ruckartig auf, blickte Yami erstaunt an, der dies gesagt hatte. Habe ich das etwa laut gesagt? „Es ist nur menschlich, dass du nach einem Sündenbock gesucht hast. Das ist nur ein Zeichen dafür, dass dir diese ganze Situation... mehr als nahe geht. Man ist leicht versucht, nach jemandem zu suchen, auf den man seine Wut richten kann. Manchmal geht es nun mal nicht anders, Jonouchi.“ „Mag sein, aber ich bin nicht stolz darauf“, murmelte Jonouchi mit finsterem Blick, der sich allzu bald wandelte und matt, gar erschöpft, wurde. Seine Haltung veränderte sich, wo sie vorher noch äußerst angespannt war, wurde sie nun schlaff, als fiele eine Last von ihm. Er lehnte sich zurück, an die Mauer, die um die Domino Oberschule gebaut worden war und somit den Bereich des Schulhofes abgrenzte. „Ich wollte nicht so sein, Yugi“, sagte Jonouchi und sah in den Himmel. Seufzen. „Ich hatte ja selber bemerkt, dass ich mich verändert habe. Ich wollte ja gut gelaunt sein, ehrlich, aber das kann man schlecht erzwingen; ich konnte nie vergessen, dass es an jeder Ecke anscheinend Leute gibt, die uns trennen wollen. Ich misstraute jedem. Aber keine Sorge, Yugi, du hast es gerade geschafft, mich ganz wach zu rütteln.“ Da lächelte Katsuya Yugi plötzlich breit an – und dieses Mal war es ein ehrliches Lächeln, ein Lächeln, welches befreiend und dankbar wirkte. „Ich habe erkannt, dass diese Wut, die ich schon seit Wochen in mir trage, nicht gut ist. Ich hatte es bisher nicht wirklich... wahrgenommen, ich weiß auch nicht wirklich, was mit mir los war. Ich werde versuchen, mich nicht mehr von der Wut lenken zu lassen, das verspreche ich dir, Yugi.“ „Danke, Jonouchi.“ Yugi erwiderte sein Lächeln. „Und, wirst du dem Referendaren nun eine Chance geben?“, fragte Honda grinsend. Er und die anderen hatten in den letzten Minuten geschwiegen, stumm das Gespräch zwischen Yugi und Jonouchi beobachtet. Und waren mehr als glücklich mit dem Verlauf dieses Gesprächs. „Hey, ich bin nicht Superman“, grinste Jonouchi zurück. Er ist wieder da. „Deswegen bist du so-“, murmelte Satoi, wurde jedoch von ihrem Freund unterbrochen. „Nicht nur deswegen“, sagte Kame und sah sie kurz an, ließ dann wieder seinen Blick schweifen. „Du hast Muto und seine Freunde gehört, letzten Dienstag. Sie hatten erfahren, dass dieser Leiter, der angeblich die Steintafeln hierhin transportiert hatte, nach Domino zurückgekehrt sein soll und nun an einer Schule in dieser Stadt unterrichtet. Und die einzigen, die wussten, dass ich Lehrer werden wollte, warst du und Teishi. Verstehst du? Teishi ließ dies im Umlauf bringen und wusste, früher oder später würden Muto und seine Freunde darauf stoßen und mich verdächtigen. Er wollte, dass ich ins Visier genommen werde! Dass ich als 'Drahtzieher' dastehe! Außerdem muss er mich beobachtet haben oder beobachten lassen, denn erst vor wenigen Wochen hatte ich entschieden, an eine Schule in Domino zu gehen. Das hieß, er... er hatte gesehen, gewusst, wie sehr ich mich um ihn gesorgt hatte. Ich hatte ja sogar die Polizei in Kairo eingeschaltet, doch umsonst. Auch sie hatten ihn nicht finden können, so musste ich ohne ihn nach Japan zurückkehren. Er hätte wissen müssen, wie es mir ging; wie es war, in sein Land zurückzukehren, alleine, obwohl man vorher zu zweit verreist war. Und nun erfahre ich, dass Teishi mich beschattet hat?!“ Kames Kopf senkte sich, seine Augen waren nicht mehr zu erkennen. Er hatte seine Hände wieder zu Fäusten geballt, versuchte vergeblich, sie ruhig zu halten. Still zitterten sie vor sich hin. „Ich verstehe es nicht, Satoi... . Wieso tut Teishi das? Wieso tut er mir das an? Er weiß doch, dass es mich... verletzen würde, er weiß doch, was mir vor fünf Jahren passiert war...“ „Vor fünf Jahren?“, wiederholte Satoi stutzend. Langsam ging sie wieder auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen, sah Kame durchdringend an. „Was war vor fünf Jahren?“ „Und dann sagt er mir auch noch „Ich werde meinen besten Freund wieder haben“, das letzte Mal, dass ich mit ihm gesprochen habe. Ha, ich werde meinen besten Freund wieder haben! Verdammt nochmal, wieso hat er mir das nicht einmal früher gesagt?! Ich dachte, er hielt mich für seinen besten Freund, wie ich ihn dafür hielt!“ Es schien, als hätte Kame nicht einmal die Frage Satois wahrgenommen, zu sehr war er in dem Labyrinth seiner Gedanken verstrickt. Seine Hände zitterten unaufhörlich. „Ya-... Kame?“ Kein Reaktion. „Kame. Kame!“, rief Satoi und rüttelte ihn an den Schultern. Ihre Sorge wuchs von Minute zu Minute, es machte ihr Angst, wie Kame sich nun verhielt. Keine Reaktion. „Verdammt, Yato, komm endlich wieder zu dir! Du nimmst dir das alles viel zu sehr zu Herzen, das tut dir nicht gut. Bitte, denk nicht mehr darüber nach, vergiss das alles, wenigstens für den Rest des Tages, bitte, Yato...“ Für eine Zeit lang war es still, nur das leise Atmen der beiden war zu hören. Kame atmete tief ein, dann wieder aus. Es hörte sich schwermütig an. Langsam ließ sein Zittern nach. Dann, einige Minuten waren bereits vergangen, sah er auf. Unerträgliches Leid war in seinen Augen. „Tut mir leid, Satoi, aber... das ist unmöglich.“ Mit diesen Worten wandte sich Kame von ihr ab und ging die Straße hinunter, verschwand um die nächste Ecke. Satoi stand immer noch an der Wand, als wäre sie zu Eis erstarrt, vollkommen bewegungsunfähig. „Er verschweigt mir etwas...“, murmelte Satoi und sah ihm mit undefinierbarem Blick nach. Sehr gut. Kapitel 29: Das Spiel beginnt ----------------------------- Eins kann ich Ihnen schon einmal verraten: Wir nähern uns langsam dem Showdown! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Otogi Ryuji – Duke Devlin Aibou – Partner Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 29 – Das Spiel beginnt „Also, morgen sind eure Präsentationen fällig, ich hoffe, ihr seid alle gut vorbereitet für die nächste Stunde. Die erste Gruppe, die vorstellen wird, ist die mit dem Namenlosen Pharao, mit der ich gerne noch einmal nach dem Unterricht sprechen möchte. Euch allen noch einen schönen Tag“, entließ Kame Yamamoto seinen Kurs an nächsten Tag vom Geschichtsunterricht und packte die Sachen auf dem Pult in seine Ledertasche, die kennzeichnend für jeden Lehrer war. So strömten allmählich die Schülerinnen und Schüler aus dem Klassenzimmer und ließen die sechs Übrigen mit ihrem Lehrer allein. Kaum wurde die Tür hinter dem letzten Schüler geschlossen, sah Kame auch schon auf und blickte Yugi und seine Freunde ernst an. „Ich will gleich zur Sache kommen: Satoi hat mich gestern angerufen und mir berichtet, dass sie, als sie am Abend am Historischen Museum vorbeigegangen war, den Direktor Morasu gesehen hat.“ Die anderen zogen erstaunt eine Augenbraue hoch. Endlich war also der Museumsdirektor von seiner 'Geschäftsreise' zurückgekehrt. „Wir haben beschlossen, nicht länger zu warten und heute nach Schulschluss sofort zum Museum zu fahren und ihn zu... verhören, sagen wir mal. Da ihr heute nur sieben Stunden habt, habt ihr sicherlich Zeit am Nachmittag, nicht wahr?“ Bestätigende Nicken. „Dann treffen wir uns nach dem Unterricht auf dem Lehrerparkplatz. Bis später.“ Mit diesen Worten griff sich der Referendar seine Tasche und verschwand mit eiligen Schritten durch die Tür. Er bemerkte nicht, wie ein Schatten hinter der nächsten Ecke lauerte und blaue Augen ihm folgten. „Findet ihr nicht auch, dass Kame heute irgendwie anders war als sonst?“, fragte Anzu in die Runde, während sie und ihre Freunde die Treppenstufen in der Schule hinunter trabten und sich auf dem Weg zum Lehrerparkplatz machten. „Ja, er war irgendwie ernster drauf als gewöhnlich. Angespannter, gestresster...“, meinte Ryo nachdenklich. „Fein beobachtet.“ Die sechs Freunde drehten sich erschrocken um, hatten niemanden hinter sich erwartet, und erblickten Satoi, die ihnen lässig entgegen trat und offensichtlich auf demselben Weg war wie sie. „Kame geht diese ganze Sache ziemlich nahe, er will unbedingt Teishi finden, um endlich zu erfahren, warum er tut, was auch immer er tut, zum Beispiel einen Plan für den Weltuntergang oder so schmieden. Ich würde euch lieber raten, ihn nicht auf Teishi anzusprechen, er kann ziemlich wütend werden.“ Satoi sah Yugi und die anderen eindringlich an, um den Ernst ihrer Bitte zu unterstreichen. „Warum denn wütend?“, fragte Anzu vorsichtig. Sie hatte bisher nicht wirklich den Eindruck gehabt, dass ihr Geschichtsreferendar leicht aus der Ruhe zu bringen wäre, eigentlich. „Würde es dich nicht auch wütend machen, wenn dein bester Freund versucht, dich schlecht zu machen und es offenbar so ist, dass du dich vollkommen in ihn geirrt hast?“, stellte Satoi die Gegenfrage. Ihre Stimme hatten einen kühlen Unterton angenommen. „Oh...“ Daraufhin schwiegen die Freunde, wussten nichts zu sagen. So gingen sie alle still weiter, bis sie vor einem silbernen Auto zu stehen kamen, an dem Kame bereits ungeduldig lehnte. Er nickte Satoi grüßend zu und schloss seinen Wagen auf. „Ihr müsst euch aufteilen, wir müssen mit zwei Autos in die Stadt fahren“, informierte Kame sie und sah die Freunde auffordernd an. Sie sahen sich fragend an, bis sie sich achselzuckend aufteilten: Jonouchi, Yugi, Yami und Honda würden bei Kame mitfahren, während Ryo, Anzu und Otogi, dem sie in der Pause Bescheid gesagt hatten, zu Satoi gingen. Diese hatte ihren Wagen in der Nähe der Schule geparkt, da der Lehrerparkplatz bereits gänzlich besetzt war, sodass sie sich eilig auf den Weg machen mussten. Kame öffnete den restlichen Freunden die Tür und Yugi, Yami und Honda stiegen hinten, auf die Rückbank, ein. Als Jonouchi keine Anstalten machte, auf den Beifahrersitz Platz zu nehmen, sah der Referendar ihn fragend an. „Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?“ Kame zog überrascht eine Augenbraue hoch, nickte jedoch und entfernte sich einige Schritte vom Wagen, Jonouchi folgte ihm. „Ich höre.“ „Ich... äh...“ Jonouchi kratzte sich leicht verlegen am Kopf, wusste wohl nicht so recht, wie er anfangen sollte. Kames Augenbrauen näherten sich immer weiter einander, je länger Katsuy schwieg. „...Ja?“ „Ich... wollte mich bei Ihnen... entschuldigen“, brachte schließlich der Blonde, wenn auch ziemlich holprig und nuschelnd, heraus. Nun trat ein noch überraschter Ausdruck auf Kames Gesicht als zuvor, seine Augenbrauen flogen regelrecht in die Höhe. „Entschuldigen? Wofür denn?“ Seine Stimme klang verdutzt. „Na, ich war ja nicht gerade nett zu Ihnen bisher. Ich hatte Sie angeschrien, dass Sie böse wären, habe schlecht über Sie geredet, überhaupt war ich zu Ihnen ziemlich... aggressiv...“ Kame sah ihn an, musterte ihn eingehend. „Wie kommt dieser plötzliche Sinneswandel?“, fragte er nach einer Weile. „Yugi hat mir gestern ziemlich den Kopf gewaschen; ich habe erkannt, dass ich mich Ihnen gegenüber nicht fair verhalten habe. Ich... hatte Ihnen gar keine Chance gegeben, zu beweisen, dass Sie eigentlich ein guter Mensch sind. Ich hatte mir bereits ein Bild von Ihnen gemacht, bevor ich Sie näher kennengelernt habe.“ Diese kleine Rede war bereits erstaunlich für Jonouchi, er hatte selber nicht erwartet, solche Wörter herauszubringen. Offensichtlich hatte es doch noch etwas gebracht, dass er gestern Abend nicht einschlafen konnte. Stattdessen hatte er über den vergangenen Tag nachgedacht, über das, war Yugi ihm gesagt hatte. Dabei hatte er etwas bemerkt – nämlich dass er sich nun gänzlich befreit fühlte, als wäre alle Last von seinen Schultern gefallen. Er hatte zuvor gar nicht wirklich wahrgenommen, dass ihn etwas niederdrückte, wie eine dunkle Macht seine Gedanken vergiftete und sie in negative Richtungen zog. Klar, seine Gefühle waren ebenfalls im Spiel gewesen, vor allem seine Wut und seine Unverständnis, doch noch etwas, das alles noch viel düsterer aussehen ließ. Er wusste nicht, was. Dann, im Laufe des Abends, hatte ihn allmählich ein leicht schlechtes Gewissen beschlichen, er hatte sich daran erinnert, wie er so manches Mal den Referendaren angefahren hatte, obwohl dieser nichts getan hatte. Daraufhin hatte Jonouchi beschlossen, sich am nächsten Tag bei ihm zu entschuldigen – was er nun erfolgreich durchzog. „Und du denkst, du hast mich jetzt ausreichend kennengelernt, um mir zu vertrauen?“, fragte Kame, sein Blick war plötzlich durchdringend und ernst. Katsuya war leicht irritiert. Wieso sah er ihn so seltsam an? „Ähm, nun ja, nicht wirklich... aber... durch Ihre ganzen Erzählungen wirken Sie halt sympathischer und vertrauenswürdiger als zuvor. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich Ihnen jetzt bedingungslos vertraue, ich bin nicht Yugi, da müssen Sie schon mehr tun. Ich wollte mich nur dafür entschuldigen, dass ich so doof zu Ihnen war, mehr nicht.“ Da fing Kame auf einmal an zu lächeln, das erste Lächeln, das er an den Tag legte. Er lachte leicht, seine Gesichtszüge hatten etwas nachsichtiges an sich. Das verwirrte Jonouchi nur noch mehr, als ohnehin schon. „Du hättest dich zwar gar nicht zu entschuldigen brauchen, schließlich ist es kein Verbrechen, misstrauisch zu sein, aber ich nehme deine Entschuldigung trotzdem bereitwillig an.“ Er grinste seinen Schüler amüsiert an und hielt das Gespräch für beendet, denn da wandte er sich auch schon um und schritt zu seinem Wagen. „Aus diesem Typen werd' ich nie schlau“, grummelte Katsuya noch und stieg auf den Beifahrersitz. Kame startete den Motor und manövrierte das Auto aus der Parklücke, Satoi wartete bereits in ihrem türkisfarbenen Suzuki und fuhr ihm, als er endlich auf der Straße war, nach, in Richtung Innenstadt. Einige Zeit lang war es still in den beiden Wagen, nur der Motor und das gelegentliche Schalten der Gänge war zu hören, bis Anzu fragte: „Warum fahren wir eigentlich mit dem Auto in die Stadt? Wir hätten auch zu Fuß gehen können, das hätte höchstens 20 Minuten gedauert.“ „Anscheinend sind diese 20 Minuten zu lang für Kame“, entgegnete Satoi, ohne sie anzublicken, schließlich musste sie sich auf den Verkehr konzentrieren. Ihre Stimme klang überraschend schneidend, als würde sie diese Tatsache, Kames Verhalten, missbilligen. „Er kann es nicht abwarten, den Museumsdirektor zur Rede zu stellen.“ Das ist nicht typisch für ihn. Er war es doch immer, der die Geduld in Person war. Doch nun... . Sie erinnerte sich an gestern, als sie auf dem Heimweg von ihrer Halbtagsschicht am Domino Hospital war. Sie war am Museum vorbeigegangen, und wer kam da zufälligerweise im selben Moment aus diesem Komplex? – der Museumsdirektor höchst persönlich. ~ Soll ich Kame darüber informieren?, dachte Satoi, die hinter einem Baum lehnte, geschützt vor den Blicken anderer, vor allem die des Direktors. Er würde sie nicht sehen können. Sie hielt ihr Mobiltelefon in den Händen, hatte bereits die Rufnummer ihres besten Freundes auf dem Display, doch sie zögerte, auf den grünen Knopf zu drücken. Kames Wutanfall, sein 'Zusammenbruch', denn anders konnte sie die Ereignisse am Nachmittag nicht nennen, so etwas war ihm noch nie passiert, soweit sie das wusste, und sein plötzlicher Abgang waren ihr nicht entfallen. Genauso wenig, wie sie ihn darum gebeten hatte, den Rest des Tages einfach nur abzuschalten, nicht mehr über seine Probleme nachzudenken. Doch Satoi bezweifelte, dass Kame ihrer Bitte nachgekommen war. Sie seufzte leise und betätigte die Taste, über dem ihr Daumen bereits seit Minuten schwebte. Ein Tuten war zu hören. Er wird so oder so keine Ruhe mehr finden, ehe er Teishi gefunden hat... „Kame?“, meldete sich ihr bester Freund am Telefon. Seine Stimme klang matt. „Ich bin's, Satoi. Ich bin gerade am Historischen Museum und habe den Museumsdirektor hinausgehen sehen.“ Eine Weile herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. Da hörte sie jedoch einige Schritte, dann Rascheln von... Kleidung? „Was machst du da?“ „Ich ziehe mich an, was sonst. Ich komme sofo-“ „Das hast du doch nicht wirklich vor, oder? Mensch, Kame, es ist halb elf Uhr abends und Morasu ist gerade rausgegangen, ist es da nicht klar, dass er bereits auf dem Weg nach Hause ist? Ich sehe ihn gerade in sein Auto einsteigen, den wirst du nicht mehr kriegen.“ „Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?!“, rief der Referendar erzürnt und man hörte ein Geräusch im Hintergrund, als hätte er seine Faust auf irgendeinen Tisch geschlagen. „Damit du dann hierhin eilst und ihn zur Rede stellst? Ich will keine Tote“, entgegnete Satoi ruhig, kühl. „Du übertreibst“, erwiderte Kame. Sie konnte geradezu sehen, wie er seine Augen verdrehte. „Mag sein, aber hältst du es nicht für besser, es erst morgen zu tun? Da können wir auch die Kinder mitnehmen, ich denke, sie werden nicht minder gespannt darauf sein wie du.“ „Na gut.“ Seufzen. „Du hast morgen frei, nicht wahr?“ „Ja.“ „Gut, könntest du dann nach der... siebten Stunde mit dem Auto bei der Schule vorbeikommen?“ „Mit dem Auto?“ Satoi runzelte ungläubig ihre Stirn. „Du willst doch nicht wirklich mit dem Auto in die Stadt, oder? Es dauert doch gerade mal eine Viertelstunde von der Domino Oberschule bis zum Museum!“ „Doch. Ich will keine Zeit verschwenden.“ Kame klang ziemlich entschlossen. „Da ist jemand aber ungeduldig“, murmelte die Praktikantin und verdrehte ihre Augen, wie es ihr bester Freund wahrscheinlich zuvor schon getan hatte. Sie hörte sein leises Lachen. Er hat sich offenbar wieder ein wenig beruhigt... „Dann sehen wir uns morgen, Kame“, verabschiedete sie sich von ihm und wollte beinahe auflegen, als sie seine hektische Stimme vernahm. „Halt!“ „Hm?“ „Ich... wollte mich noch für... heute Nachmittag entschuldigen. Ich wollte dich wirklich nicht anschreien, Satoi. Ich hoffe, ich habe dich nicht verletzt, dass ich einfach so gegangen bin.“ Reue war aus seiner Stimme herauszuhören. Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. „Schon gut. Von mir aus kannst du mich öfters anschreien, solange du mich hinter deine Maske blicken lässt.“ „Versprochen.“ ~ Satoi begann unwillkürlich zu lächeln, schaltete in den zweiten Gang und folgte Kames silberfarbenem Wagen. In diesem hatte anscheinend niemand so wirklich das Bedürfnis, zu sprechen, denn es herrschte beinahe beängstigende Stille. Sie alle waren gewissermaßen angespannt wegen dem bevorstehenden 'Gespräch' mit einem Schattenduellanten. „Ich habe kein gutes Gefühl“, durchbrach Yami leise das Schweigen und sah mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster. Es war so still, dass alle ihn verstehen konnten, obwohl dessen Lautstärke einem heiseren Flüstern entsprach. „Meinst du, weil wir gleich mit Morasu-san sprechen und wir uns dadurch vielleicht in Gefahr begeben?“, fragte Yugi sein anderes Ich, blickte fragend zu ihm hinauf. „Nicht nur deswegen. Ich weiß es nicht, aber bereits den ganzen Tag beschleicht mich ein Gefühl, dass etwas passieren wird, etwas, das nicht nur uns betreffen wird.“ „Du kannst einem ganz schön Angst einjagen mit deinen Vorahnungen, Yami“, mischte sich Jonouchi ein und sah grinsend in den Seitenspiegel. „Aber mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand, die Welt wird schon nicht untergehen, nur weil irgendein Idiot meint, er müsse das Schattenreich öffne-“ „Hast du gerade 'irgendein Idiot' gesagt, Jonouchi Katsuya?“, fragte plötzlich Kame und warf dem Angesprochenen einen derartig bitterbösen Blick zu, der durch Mark und Bein ging. „Ich... äh... ich hab's natürlich nicht so gemeint“, stotterte Jonouchi, vollkommen verunsichert unter dem eiskalten Blick seines Lehrers. „Jonouchi...“, sagte Honda kopfschüttelnd und hätte sich am liebsten mit der Hand gegen die Stirn geklatscht. Manchmal war sein Freund wirklich mehr als nur kopflos. „Er scheint ja wieder ganz der Alte zu sein“, lächelte Yugi vor sich hin. Er war einfach nur glücklich über diese Tatsache. Da stutzte Yami. Schon wieder haben sich diese Schatten verändert. Normalerweise sind sie so stark, dass ich sie relativ locker bewältigen kann. Manchmal werden sie stärker, dies geschah jedoch nur dann, als vom Refendaren geredet wurde und das nur zu Anfang, im Laufe des klärenden Gesprächs mit ihm letzte Woche Montag waren die Schatten leicht schwächer geworden. Nur das eine Mal, als vom Direktor die Rede war, entfachten sie kurzzeitig ihre ganze Macht und hätten es fast geschafft, die Barriere zu durchbrechen. Danach waren sie sanftmütiger geworden, doch jetzt... es ist, als seien sie... verschwunden. Nein, das ist nicht richtig. Sie sind immer noch da, aber... ihr Wesen ist anders, ihr Charakter hat sich verändert. Sie sind keineswegs mehr aggressiv, versuchen nicht einmal mit Gewalt, die Mauer einzureißen. Sie... sie umgeben meinen Wall, als würden sie eine zweite Schutzschicht bilden wollen, versuchen gar nicht erst, hinein zu gelangen. Warum? Yami ließ grübelnd seinen Blick schweifen, sah sich das Wageninnere an, ohne es wirklich zu sehen. Da fiel sein Blick auf Yugi – und seine Augen weiteten sich. Kann es sein...? „Wie fühlst du dich, Aibou?“ Yugi, der bis dahin ein fast schon 'seliges' Lächeln auf den Lippen hatte, drehte sich vollkommen perplex zu Yami. „Wie ich mich fühle?“, fragte er vollkommen verdutzt. Yami nickte bestätigend, ließ sein jüngeres Ich nicht eine Sekunde aus den Augen. „Ähm... ich bin... glücklich?“, sagte Yugi ein wenig fragend. „Also, wegen Jonouchi, weil er wieder der Alte ist, meine ich...“ „Was ist mit mir?“, fragte dieser vom Beifahrersitz her und drehte sich interessiert um. „Und wie hast du dich bei dem Gespräch am Samstag gefühlt, als wir noch dachten, Kame sei der Bösewicht?“ „Äh, nun ja, ich war halt wütend. Ich hatte gedacht, er war es, der die ganze Zeit versucht hat, einen Keil zwischen mich und euch zu treiben, deshalb. Aber wieso fragst du mich das denn, Mou hitori no boku?“ „Und bei dem Gespräch dann, am Montag?“, bohrte Yami einfach weiter, ohne auf seine Frage einzugehen. Langsam wurde es Yugi unbehaglich, seine Gefühle so offen auszusprechen, denn er wusste, alle hatten ihre Ohren interessiert gespitzt. Doch wieso wollte Yami dies unbedingt wissen? „Na ja, ich war am Anfang natürlich ein wenig wütend, schließlich stand ich dem vermeintlichen Drahtzieher des Ganzen gegenüber, aber dann wich die Wut langsam und ich begann, ihm zu vertrauen. Nur ganz kurz war ich noch wütend, als ich erfahren musste, dass Morasu-san zu den Schattenduellanten gehörte. Ich meine, ich hatte ihm ein Stück weit vertraut, und er hat mich die ganze Zeit in die Irre geführt. Aber jetzt sag mir doch endlich, was los ist. Wieso fragst du mich das alles?“ „Jetzt verstehe ich...“, murmelte Yami. „Ich weiß jetzt, warum die Schatten sich so derartig seltsam verhielten...“ „Die Schatten? Meinst du etwa diese Schatten, die versuchen, in meine Seele einzudringen? Was ist mit ihnen?“ „Diese Schatten, sie richten sich nach deinen Ge-“, doch da wurde Yami plötzlich von einem lauten Aufschrei Hondas unterbrochen. „Seht!“ Da sahen sie alle nach vorne, durch die Wundschutzscheibe – und erstarrten. Am Horizont bildete sich eine gigantische, schwarz-violette Wolke und breitete sich immer weiter über den Himmel aus, die Sonne wurde allmählich von ihr verdeckt. Nur noch ganz schwach durchdrangen die Sonnenstrahlen diesen dunklen Nebel. Plötzlich öffnete sich diese Wolke, Menschen begangen zu schreien und Panik brach überall um sie herum aus. Autos fuhren irgendwohin, ohne irgendwelche Verkehrsregeln zu beachten, Hydranten wurden von ihnen zerstört, Fußgänger flüchteten aus den Geschäften und rannten in hellster Aufregung durch die Stadt, es war ein unglaubliches Szenario, wie in einem Film. Als sei es die Apokalypse. Monster, riesige Monster mit Flügeln flogen vom Himmel, Feen mit Schwertern, Magier und Hexen erschienen aus der dunklen Wolke und näherten sich rasant der Erde. Überall waren Wesen aus der Duell Monsters-Welt, vor denen die Menschen flüchteten. „D-Das ist doch der Regenbogenfinsternisdrache!“, rief Jonouchi und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Drachen, der majestätisch aus der Menge herausstach und nur wenige hundert Meter vor ihnen auf dem Asphalt landete, der unter seinen mächtigen Krallen nachgab. Da peitschte er plötzlich mit seinem Schwanz – direkt in die Richtung der Freunde! „Haltet euch fest!“, schrie Kame und schaltete blitzschnell in den Rückwärtsgang. Satoi sah das weiße Licht von Kames Wagen und reagierte, schaltete ebenfalls auf rückwärts. Beide gaben Vollgas. Kame hatte sich mit der rechten Hand am Sitz von Jonouchi festgehalten und schaute unentwegt nach hinten, verlangte vom Auto alles, was es zu bieten hatte, und manövrierte es durch die Menschenmassen, die ohne Rücksicht auf die Straße rannten und den möglichst kürzesten Weg nach Hause nahmen, Hauptsache weit weg von den Monstern. Er und Satoi waren hochkonzentriert, wollten schließlich niemanden überfahren, und schafften es auch endlich, aus der Gefahrenzone zu kommen. Vorläufig. Gerade rechtzeitig hatten sie es geschafft, denn kaum waren sie stehen geblieben, peitschte nur wenige Meter vor ihnen der stählerne Schwanz des Drachen in den Asphalt, dass dieser zerbrach und kleine Brocken davon durch die Luft geschleudert wurden. „Alle raus!“, befahl Kame scharf und riss seine Tür auf, ebenso wie die anderen. Auch Satoi und die übrigen Freunde stiegen schnell aus ihrem Auto und allesamt flüchteten sie auf den Bürgersteig, denn einen Augenblick später wurden ihre Wagen mit einer einzigen Attacke des Regenbogenfinsternisdrachen vollkommen geröstet und zerstört. „Dabei habe ich den Wagen doch erst seit zwei Jahren“, sagte Kame mit finsterem Blick, beinahe schmollend. „Ich glaube, wir haben jetzt wichtigere Dinge zu tun, als Ihrem Wagen nachzutrauern!“, rief Jonouchi und deutete auf die schwarze Wolke, aus denen immer mehr Kreaturen erschienen. Über ihren Köpfen schalteten plötzlich alle Großbildschirme, die an jeder möglichen Fassade in der Innenstadt angebracht waren, auf ein und dasselbe Programm, eine hektische Frauenstimme erklang aus den Boxen und rief: „Breaking News! Überall in der Welt hat sich der Himmel verdunkelt, Monster erscheinen und greifen die Menschen an! Panik bricht aus!“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P.S.: Es gibt den Regenbogenfinsternisdrachen wirklich als Duell Monsters-Karte: http://images2.wikia.nocookie.net/__cb20080728191002/yugioh2/de/images/b/b7/Regenbogenfinsternisdrache.png Nun, an dieser Stelle muss ich Ihnen etwas nicht gerade schönes mitteilen, lieber Leser. Im Moment stecke ich in einer... wie sagt man?... seelischen Krise, die sich leider in alle Bereiche meines Leben ausgewirkt hat und immer noch auswirkt. Ich bin gerade so unkreativ wie noch nie, genauso steht es auch um meine Konzentration, und ich bin wirklich nicht sicher, ob ich das nächste Kapitel rechtzeitig bis in zwei Wochen fertig haben werde. Wie bereits gesagt, ich werde diese FF nicht abbrechen, aber es kann sich alles verzögern. Auch die Antworten auf die Reviews werden leider ein wenig auf sich warten lassen. Ich kann mich momentan einfach nicht aufraffen, überhaupt irgendetwas wirklich motiviert zu tun. Aber ich will auch nicht einfach eine halbherzige Antwort auf die so lieben Kommentare schreiben, das wäre nicht gerecht. Deshalb: Ich weiß nicht, wann mein Leben wieder in halbwegs geregelten Bahnen verläuft. Die Antworten auf die Reviews: Keine Ahnung, wann, tut mir ehrlich leid. Das nächste Kapitel: Hoffentlich in zwei Wochen, ich werde mich bemühen ^^ Kapitel 30: It's showtime! -------------------------- So, gerade noch rechtzeitig habe ich das neue Kapitel fertig bekommen ;) Viel Spaß damit! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kawai Shizuka – Serenity Wheeler Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 30 – It's showtime! „Breaking News! Überall in der Welt hat sich der Himmel verdunkelt, Monster erscheinen und greifen die Menschen an! Panik bricht aus!“ „A-Auf der ganzen Welt?!“, riefen die Freunde geschockt und starrten auf den Bildschirm. Entsetzen packte sie, hielt sie immer fester umschlungen, je länger sie diese Bilder sahen. Es wurden Ausschnitte aus verschiedenen Teilen der Welt gezeigt: Zuerst war das Weiße Haus in Washington D.C. zu sehen, wobei die weiße Fassade dieses berühmten Gebäudes geradezu strahlte auf dem schwarz-violetten Hintergrund. Entfernt waren einige grotesk aussehende Monster zu erkennen. Das Bild wechselte und man sah das weltgrößte Riesenrad, das London Eye, als plötzlich ein riesiger Flussdrache aus der Themse stieg und in ohrenbetäubendes Gebrüll ausbrach. Wieder Wechsel. Der Eifelturm in Paris wird von einem gigantischen, schlangenhaften Wesen umschlungen, welches umkreist war von mehreren kleinen Duell Monsters-Kreaturen wie Feen, Insekten und geflügelten Ungeheuern, die ihre Attacken in alle möglichen Richtungen schleuderten – Deutschland: das Brandenburger Tor von dunklen Kriegern und Unterweltlern belagert – Moskau: zerstörte Gebäude, ihre berühmten, architektonischen Werke einfach von Angriffen in Stücke gerissen – Ägypten: die Pyramide von Gizeh und die Sphinx von Monstern mit gigantischen Klauen umkreist – Japan: der Tokyo Tower leuchtete nur noch zur Hälfte, die übrigen Lichter zersprengt. Es waren Bilder, Szenen des Chaos und der völligen Zerstörung. Beängstigend und entsetzlich zugleich. „Ein Weltuntergang der etwas anderen Art“, merkte Kame trocken an. Seine Augen hatten sich verengt, ein Ausdruck von... Schmerz lag in ihnen. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch. „Das ist... einfach nur schrecklich, all die Menschen, die angegriffen werden...“, hauchte Anzu und musste damit kämpfen, ihre Tränen zurückzuhalten. „Das Schattenreich scheint endgültig aufgerissen zu sein, die Schattenkreaturen, die heutigen Duell Monster, konnten entkommen und in diese Welt gelangen“, erklärte Yami und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Ich hätte es früher wissen müssen, ich wusste doch bereits, dass das Schattenreich geöffnet ist, es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Ereignisse geschehen. Ich habe die Zeichen nicht beachtet... damals, vor einigen Wochen, Yugi hatte in der Klasse ein Duell geführt, da hatte Mahâdo sich vor ihm verbeugt... die Schattenmagie war bereits ein wenig heraus geströmt... . Yami ballte seine Hände unwillkürlich zu Fäusten, biss die Zähne, auf sich selbst wütend, zusammen. Ich hätte etwas dagegen unternehmen müssen! Anscheinend waren ihm seine Gedanken vom Gesicht abzulesen gewesen, denn einen Augenblick später sagte Yugi, der ihn seit einiger Weile gemustert hatte, zum Pharao gewandt: „Gib dir nicht immer die Schuld, Mou hitori no boku. Selbst du hättest es nicht verhindern können.“ „Dennoch...“, sagte Yami mit finsterem Blick, wollte fortfahren, als er unterbrochen wurde. „Yami, Yugi!“, schrien plötzlich ihre Freunde panisch. Die beiden wandten sich blitzschnell um – und sahen sich einem rasant annäherndem Feuerball gegenüber. Yugi hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, sich auch nur zu bewegen, als er auf einmal stark zurück gerissen wurde und dadurch zu Boden stolperte. Vor ihm hatte sich Yami schützend aufgebaut, seine Hand ließ er in seine Box für die Duell Monsters-Karten gleiten und zückte eine Karte. Das Auge des Horus erschien auf seiner Stirn, glühte regelrecht auf. Da – ein gleißend helles Licht blendete Yugi und die restlichen Freunde, sodass sie gepeinigt die Augen zusammen kniffen. Als sie sie wieder öffneten, sahen sie noch, wie ein dunkel-violetter Energieball dem Feuerball entgegen wirkte und ihn zerschlug. Die daraus resultierte Energiewelle wirbelte den Staub der Autos durch die Luft. „Vielen Dank, Mahâdo.“ Die Freunde rissen erstaunt ihre Augen auf, sahen, nein, starrten den Schwarzen Magier regelrecht in Grund und Boden. Dieser verbeugte sich vor Yami. „Ich werde Euch stets beschützen, mein Pharao.“ Kame und Satoi konnten ihre Verwunderung und Faszination nicht verbergen. Erst jetzt wurde ihnen wirklich vor Augen geführt, dass dieser Jugendlicher, kaum älter als 19 Jahre aussehend, anscheinend tatsächlich der 5000 Jahre alte Namenlose Pharao war, von dem sie so viel gehört hatten und doch kaum etwas wussten. Yami streckte Yugi seine rechte Hand entgegen und half ihm wieder auf die Beine. „Verzeih, dass ich dich so grob behandelt habe, es war keine Absicht.“ „Als sei ich dir deswegen böse, Mou hitori no boku“, sagte Yugi ungläubig, schüttelte den Kopf und lächelte ihn dankbar an. „Du hast mir gerade das Leben gerettet.“ „Ich hatte es mir geschworen, Aibou“, erwiderte Yami sein Lächeln. Yugis Blick fiel auf die Karte, die Yami gezückt hatte und immer noch in seiner Hand hielt. Yugi wusste, dass die Karte hätte den Schwarzen Magier abbilden müssen, doch – sie war blank. Gähnende Leere streckte sich ihm entgegen, einzig die Angriffs- und Verteidigungspunkte sowie die Beschreibung des Monsters waren noch zu sehen. „Wieso...?“, setzte Yugi verwirrt an. „Ich habe Mahâdo mithilfe meiner Schattenmagie gerufen, sodass er lebendig geworden ist, es ist kein Hologramm mehr. Deswegen verschwand das Abbild des Magiers von der Karte“, lieferte Yami auch schon die Erklärung, noch bevor Yugi seine Frage überhaupt vollenden konnte. Yugis Augenbrauen näherten sich allmählich einander, seine Augen verengten sich kaum merklich. „Mit deiner Schattenmagie?“, wiederholte er lahm, sah seinen Freund durchdringend an. „Ich dachte, deine gesamte Magie müsstest du auf die Barriere konzentrieren und-“ „Keine Sorge, Aibou“, lächelte Yami sein jüngeres Ich beruhigend an. Doch etwas war in seinen Augen, sie... lächelten nicht mit. Es war, als hätte er Scheuklappen ausgefahren, als wollte er etwas verbergen. „Dadurch, dass das Schattenreich nun aufgerissen ist, strömt dessen Magie unablässig in diese Welt. Jeder von uns kann seine Monster rufen.“ „Jeder von uns?“, hakte Jonouchi verwundert nach. Er und die anderen hatten bisher stillschweigend dem Gespräch zwischen den beiden Seelenpartnern gelauscht. Yami nickte, wollte es ihnen gerade demonstrieren, als Kame plötzlich rief: „Passt auf!“ Sie alle wirbelten hektisch herum – und erstarrten, konnten sich für einen Moment lang vor Entsetzen nicht bewegen. Ein Moment, der um Leben oder Tod entschied. Sie erkannten erst jetzt, dass sie von verschiedenen Drachen umgeben waren. Es waren mindestens fünf an der Zahl, nein, mehr, sogar acht; Drachen mit stählernen Schuppen, mit einem kleinen Körper, aber gigantischen Flügeln, Drachen mit Mäulern voll spitzer Zähne – die sie alle gleichzeitig aufrissen und begannen, ihre Attacken zu starten. Die Freunde reagierten viel zu spät. Yami hatte nicht einmal mehr Zeit gehabt, abermals einer seiner Monsterkarten zu zücken und seine Monster zu rufen, schließlich konnte der Schwarze Magier nicht alleine alle acht Drachen besiegen. Die Drachen waren einfach viel zu nah, ihre Feuerbälle rasanter als der erste. Plötzlich ging alles furchtbar schnell: Die Feuerbälle hatten sie beinahe erreicht, als auf einmal scheinbar von allen Seiten her kleine, blendend strahlende Lichter umher kreuzten und sie für kurze Zeit nichts sehen konnten. „Attacke!“, riefen acht Stimmen gleichzeitig – doch es war weder Yami noch Jonouchi noch irgendjemand anderes der Freunde, der dies gerufen hatte. Diese strahlenden Lichter waren verschwunden, doch nun leuchteten aus acht verschiedenen Richtungen verschiedene Attacken auf, mal waren Raketenwerfer zu sehen, dann wiederum mehrere Speere, aus der einen Richtung unglaubliche Eisbrocken und aus der anderen Richtung bläuliche Blitze. Es war, als hätte jemand mit einer Fernbedienung das Geschehen vorgespult, Yugi und die anderen konnten nicht einmal erkennen, von wem die Angriffe überhaupt stammten, stattdessen nur noch einzelne Farbflecken der Attacken, so schnell ging alles vonstatten. Allmählich legte sich der Staub, der durch die Wucht der Angriffe aufgewirbelt wurde. „Was?!“, riefen einige der Freunde ungläubig, sie alle konnten nur vollkommen überrascht gucken. Vor jedem von ihnen hatte sich ein Monster schützend aufgebaut, um ihren Meister vor jeglichem Schaden zu bewahren. Sie alle erkannten ihre Monster, die sie immer in ihrem Deck bei sich trugen. Vor Anzu schwebte die Dunkle Hexe, die ihren Speer angriffslustig erhoben hatte, Honda hatten seinen mit Raketenwerfern ausgestatteten Cyber Commander vor sich, Jonouchi seinen Schwarzen Rotaugendrache, der die gegnerischen Drachen mit seinem Blick geradezu nieder starrte, Ryo sah sich seiner Lady des Glaubens gegenüber, die einen mysteriösen Zauber heraufbeschwor, Satoi hatte das Eis von Koa'ki Meiru zum Bodyguard, Kame wurde von seinem Gemknight Crysta durch dessen Kristalle beschützt, Yugi von seinem Schweigsamen Magier und Yami von dem Schwarzen Magier. „Ich... ich kann euch gar nicht genug danken, ihr habt unser aller Leben gerettet“, war Yugi der erste, der sich gefasst hatte. Seine Stimme war geradezu getränkt von Dankbarkeit, sein Blick schweifte über die verschiedenen Monster und blieb letztendlich beim Schweigsamen Magier hängen. Danke. „Ich danke euch, dass ihr gekommen seid, um meine Freunde und mich zu beschützen“, stimmte Yami zu. Auch die anderen Freunde gaben ihren Dank Preis. Daraufhin riefen sie noch einige andere Monster aus ihrem Deck. Sie wussten, es war sicherlich kein Zufall, dass zunächst ein Drache Yugi und Yami angegriffen hat und danach sogar eine ganze Bande dieser gefährlichen Wesen. Sie würden kämpfen müssen. „Exxod, Meister der Wache!“, rief Satoi, woraufhin Jonouchi, Yugi und Yami sich erstaunt zu ihr umdrehen. Gleichzeitig beschwor auch Kame zwei weitere seiner Monster auf. „Das ist doch eins der seltensten Karten ihm Spiel“, merkte Jonouchi ehrfurchtsvoll an und sah zu dem gigantischen Monster Satois, welches vollkommen aus Gold zu sein schien und eher einer unüberwindbaren Festung glich als einer Kreatur. „Berechtigt, mit seinen 4000 Verteidigungspunkten“, murmelte Yugi und sah nicht minder staunend zu dem Wesen. „Exxod, geh zum Domino Hospital und beschütze das Krankenhaus. Beschütze die Patienten und Helfer mit all deiner Kraft vor den anderen Monstern, ich zähl' auf dich.“ Das Monster nickte verstehend und verschwand plötzlich mit einem Wimpernschlag. Die Freunde sahen verdutzt drein. „Feuerprinzessin, Obsidiandrache, ihr wisst, was ihr tun müsst“, sagte Kame ihnen zunickend und schickte sie mit einem leisen „Passt aber auf euch auf“ fort. Sie flogen davon, in Richtung Oberschule. Nun entsandten auch die übrigen Freunde einige ihrer stärksten Monster zu ihren Verwandten: Anzu den Feuerzauberer zu ihrer Mutter, Honda seinen Sengenjin, Jonouchi mit einer seltsam entschlossenen Miene den Feuerschwertkämpfer zu seiner Schwester Shizuka und den durch den Zauberer der Zeit gealterten Babydrachen zu seinem Vater. Yugi schickte seine Magnetkrieger zum Game Shop, zu Sugoroku Muto, auch wenn er wusste, dass dieser sich auch sehr wohl selbst verteidigen konnte. Die Sorge trieb ihn. Yami zückte drei seiner Karten, hielt sie in die Höhe. „Obelisk, Osiris, Ra!“, rief er mit majestätischer Stimme. Gleißend helles Licht ging von den drei Karten aus, es schien immer größer zu werden, Formen, Gestalten bildeten sich heraus. Langsam waren die Götter zu erkennen, die gigantisch und immer noch in diesem hellen Schein über ihnen schwebten. Plötzlich begann Osiris in einen, ja man könnte sagen, 'Kampfgebrüll' auszubrechen, in den Obelisk und Ra einstimmten. Das Licht verebbte und nun sah man das einschüchternde Antlitz des roten Himmseldrachen, den des steinernen blauen Obelisken und des mächtigen Sonnengottes Ra. Die Freunde konnten es nicht leugnen – es war beeindruckend. „Ich bitte euch drei Göttermonster, beschützt die gesamte Stadt mit ihren Bewohnern, niemand soll Schaden nehmen. Ich will sie in Sicherheit wissen.“ Mit diesen Worten verteilten sich die drei stärksten Monster des gesamten Spiels am Himmel. Es erinnerte alles an die Zeit im Alten Ägypten, es war dasselbe Schauspiel. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen, dachte Yami entschlossen. „Leute, wir müssen zum Museum“, schlug Otogi laut vor, Hektik verbarg sich in seiner Stimme. „Der Museumsdirektor wird uns sagen können, wo dieser Teishi ist, schließlich hat der ja alles angezettelt.“ Kame schloss gequält seine Augen. Wieso tust du das, Teishi? Er bemerkte nicht, wie Satoi ihn schweigend beobachtete. Allesamt rannten sie nun, von ihren Monstern beschützt, zum Historischen Museum. Auf ihrem Weg dorthin sahen sie unzählige Duellanten auf den Straßen, die, so gut es ging, die Stadt versuchten zu schützen. Auch sie hatten anscheinend entdeckt, dass ihre Monster in die Wirklichkeit gerufen werden konnten, dass dies alles nicht lediglich ein Trugbild ist, oder gar gut gemachte Hologramme. Immer wieder mussten die Freunde einschreiten, wenn sie nicht wollten, dass die gegnerischen Monster auf unschuldige Passanten los gingen. Doch mindestens ebenso versuchten Yugi und die anderen, die ihnen ziemlich feindlich gesinnten Kreaturen nicht zu verletzen. Sie wussten, dies waren lebendige Wesen, es war alles Realität. Sie würden keine Monster töten. „Mahâdo, Mana, glaubt ihr, ihr schafft es allein?“, fragte Yami sie ernst, als sie endlich am Museum angekommen waren. Die beiden magischen Monster nickten zuversichtlich und wandten sich den Monstern zu, die im Begriff waren, das bereits ziemlich mitgenommen aussehende Museum weiter zu zerstören. Yami und die anderen rannten in das Gebäude hinein, suchten nach dem Direktor. Doch nirgends war eine Menschenseele zu sehen, das Museums schien verlassen. Doch sie alle spürten etwas... etwas, das sie stehen blieben ließ. Sie sahen sich hektisch um, wussten aus einem Gefühl heraus, dass sie beobachtet wurden. Es war ein mulmiges Gefühl, als würde das wirkliche Unheil erst hinter der nächsten Tür auf sie lauern. „Komm raus, wer immer du auch bist“, rief Yami gebieterisch, ließ seinen Blick durch den gesamten Raum schweifen. „Endlich seid ihr hier.“ Die Freunde wirbelten herum. Vor ihnen stand, lässig an den Türrahmen gelehnt, als würde sich das kommende Gespräch um einen Kaffeklatsch handeln, der Museumsdirektor. Keinerlei Anzeichen von Hektik oder Nervosität war zu sehen. Er schien mehr als nur ruhig. „Sagen Sie uns sofort, wo Teishi steckt!“, knurrte Jonouchi ihn beinahe an. Er glich tatsächlich einem äußerst tollwütigen Hund. „Wieso sollte ich? Ich bin kein Verräter.“ Morasu lächelte die Freund übertrieben freundlich an, die Wut unter ihnen steigerte sich nur noch mehr. „Sagen Sie, haben Sie eigentlich noch einen gesunden Menschenverstand?“, rief Honda ungläubig, sein Hände zu Fäusten geballt. „Monster erscheinen und greifen unschuldige Menschen an, das können Sie doch nicht für gut heißen!“ „Menschen, sie sind doch alle dumm und schwach“, merkte Morasu an, ein höhnisches und gefährliches Funkeln war in seinen Augen zu erkennen. „Sie sind so lächerlich.“ Mit einem Mal änderten sich seine Gesichtszüge, sie wirkten keineswegs mehr freundlich. Die Aura des Museumsdirektors wurde... dunkler, finsterer, die Freunde konnten es deutlich spüren. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Es hatte nichts Menschliches mehr an sich. Erst jetzt wurde den Freunden wirklich klar: Der Museumsdirektor war kein Schattenduellant aus freiem Willen, er wurde von einer schwarzen Seele kontrolliert, ebenso wie es noch vor drei Monaten bei Ryouta der Fall gewesen war. „Was wollt ihr Schatten von uns?“, fragte Yami mit durchdringendem Blick. Er versuchte, sich seine aufkeimende Wut nicht anmerken zu lassen, unterdrückte sie. Ich darf mich nicht von ihr einnehmen lassen..! „Wozu den Untergang der Menschheit?“ „Unsere Rachegelüste sind sehr groß, ehrenwerter Pharao.“ Die letzten Worte sprach er spöttisch, verächtlich aus. „Vor Jahrtausenden wurden wir von Euch und Euren Priestern verbannt, aus der Menschenwelt in das Reich der Schatten. Doch ihr wart ja so naiv, dachtet, ihr hättet uns besiegt. Doch wir lebten weiter, verbündeten uns mit den unzähligen Monstern der Dunkelheit und warteten auf den Moment, an dem wir Rache üben konnten. Und nun ist es so weit, endlich. Jetzt werdet ihr unseren Zorn zu spüren bekommen!“ Mit diesen Worten machte Morasu plötzlich ein Handzeichen, ließ seinen Arm in die Höhe schnellen. Auf einmal krachte über ihnen das Dach des Museums ein, riesige Klauen erschienen, ein drachenartiges Wesen drang hinein und attackierte die überraschten Freunde. Sie stoben hektisch auseinander, rannten zum Ausgang und konnten gerade noch rechtzeitig der Feuerattacke des Drachen entgehen. Da bemerkte Kame etwas aus den Augenwinkeln und sah mit einem Ruck zur Seite. Seine Augen weiteten sich geschockt, er blieb unwillkürlich stehen. Er trennte sich blitzartig von der Gruppe und lief anstatt gerade aus, wie es die übrigen Freunde taten, nach links, in einen weiteren Korridor. „Kame!“, rief Satoi ihn und wollte ihm nach, doch da wurde sie von hinten gepackt und zurückgehalten. Yami und Yugi hielten sie fest, denn einen Augenblick später wäre sie von einer erneuten Attacke erwischt worden, wenn sie ihm hinterher gelaufen wäre. „Die Monster haben es nicht auf ihn abgesehen, sondern auf mich. Er wird schon nicht angegriffen werden. Wir müssen aber schnell hier raus, bevor der Drache uns tatsächlich erfasst!“, versuchte Yami sie zu überreden, seine Stimme eindringlich. „Aber...“ „Satoi, er kann sich selbst verteidigen. Seine Monster werden ihn beschützen“, mischte sie nun auch Yugi ein. Satoi stimmte ihm nur widerwillig zu, eilte mit den anderen nach draußen. Verdammt, Kame, bitte, pass auf dich auf! Der Referendar derweil rannte weiter den Flur hinunter, seine Gedanken konzentrierten sich einzig auf die Person, die einige Meter vor ihm her lief. Alles andere war wie aus seinem Bewusstsein gedrängt. Bald kam er in einem weiteren Raum an, der vollkommen leer stand, keinerlei Ausstellungsstücke waren deponiert. Ihre Schritte hallten laut wider. „Bleib stehen!“ Und tatsächlich – der Angesprochene hörte auf Kame und blieb mitten im Raum stehen, den Rücken zu Kame gewandt. Der Referendar blieb ebenfalls stehen, nur wenige Meter trennten sie voneinander. Langsam drehte sich sein Gegenüber zu ihm um, die Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen. Die hellen, braunen Augen waren amüsiert auf den Referendaren gerichtet. „Teishi...“, sagte Kame zischend. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dunkle Hexe: http://www.etcg.de/yugioh/sets/SRL/G019.jpg Cyber Commander: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/6/6a/Cyber_Commander.png Lady des Glaubens: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/4/4e/Lady_des_Glaubens.jpg Eis von Koa'ki Meiru: http://www.etcg.de/yugioh/sets/RGBT/DE025.jpg Gemknight Crysta: http://images.wikia.com/yugioh/images/3/3d/GemknightCrystaDT11-JP-DRPR-DT.jpg Exxod, Meister der Wache: http://img837.imageshack.us/img837/3238/ygo141.jpg Feuerprinzessin: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51tbyV8djfL.jpg Osidiandrache: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/4/4e/Obsidiandrache.jpg Feuerzauberer: http://www.etcg.de/yugioh/sets/LON/G036.jpg Sengenjin: http://images.wikia.com/yugioh/images/e/e5/SengenjinWCS-EN-C.jpg Kapitel 31: Aussichtsloser Kampf? --------------------------------- Wenn man schon erkältet ist und nicht zum Praktikum kann, kann man sich auch an den PC setzen und das Kapitel doch noch schnell zu Ende schreiben und halbwegs rechtzeitig hochladen, nicht wahr? ;) Viel Spaß damit! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kujaku Mai – Mai Valentine Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 31 – Aussichtsloser Kampf? „Harpyien, Attacke!“, rief Kujaku Mai, doch der Zauberer wich mit Leichtigkeit ihren Monstern aus und holte seinerseits zum Angriff aus. Die Blonde war nicht schnell genug, um ihre Harpyien zu verteidigen. „Kyonshee-Meister!“ Da tauchte plötzlich ein Zombie in asiatischer Tracht auf und schützte die Harpyien vor dem Feuerball, der durch einen einzigen Schlag dieses Kung Fu-Meisters vernichtet wurde. „Danke“, sagte Mai an Wong Vivian gewandt, die wie üblich ihr chinesisches Kleid trug und wachsam in den Himmel sah, immer dazu bereit, sich zu verteidigen. Mai sah sie nicht an, sondern konzentrierte sich wieder auf die Monster, die sie bedrohlich umkreisten. „Nichts zu danken“, erwiderte die Schwarzhaarige und wich blitzschnell einem Eisbrocken, eine Attacke, aus, der einige Stücke aus der Chinesischen Mauer mit sich riss, auf der sie standen. „Wir müssen diesen Kreaturen anscheinend...“, begann Para und sah grinsend zu seinem Bruder, die beide nur wenige Meter hinter den beiden Frauen standen. „... eine Lektion erteilen, schließlich...“, ergänzte Dox mindestens genauso überlegen grinsend. „... beschädigt niemand diese Mauer unserer Vorfahren...“ „... ohne bestraft zu werden!“ Die beiden nickten sich einander zu, bis sie ihre Stimme erhoben. „Torwächter!“, riefen beide gleichzeitig. Die Luft begann zu flackern, es bildete sich zunächst eine beinahe durchsichtige Gestalt, bis es langsam Farbe annahm und der Torwächter, aus vier Teilen zusammengesetzt, in Grün, Blau, Gold und Bronze vor ihnen schimmerte. Damit werden wir die Monster eine Weile aufhalten können, aber nicht ewig, dachte Mai, nicht sehr erfreut über die derzeitige Lage. Dies alles erinnert mich stark an die Abenteuer mit Jonouchi und seinen Freunden. Was haben sie bloß wieder angerichtet?! „Rennt, Kinder!“, rief eine Mutter panisch und hielt ihre beiden fünf- und siebenjährigen Jungen an den Händen, eilte hastig die Straße hinunter. Hinter ihnen, am Himmel, flog ein gewaltiger Flugdinosaurier mit dunklen, braunen Schuppen hinterher, sein Maul zu einem Angriff aufgerissen. „Mama, ich kann nicht so schnell!“, rief der Fünfjährige weinerlich. Er begann zu straucheln, schwankte, versuchte, wieder Halt zu finden, doch vergebens – er stolperte und fiel. Entsetzt kniete sich seine Mutter zu ihm hin, versuchte, ihm aufzuhelfen. Das Monster spie einen Energieball aus lila-schwarzen Blitzen aus. Ein Schrei, voller Verzweiflung. „Nein!“ Plötzlich fegte ein starker Wind die Straße entlang, weiße Federn wirbelten durch die Luft. Mit einem Schlag war der Energieball zerschlagen. Eine Fee mit weißen Federn und indianischer Kleidung schwebte vor der kleinen Familie, ihr Schwert verteidigend erhoben. „Wächterin Eatos, beschütze alle Unschuldigen“, bat Rafael mit entschlossener Stimme. Keine Kinder sollen Schaden nehmen. „Rebecca!“, rief Hopkins Arthur, Angst war aus seiner Stimme zu hören. Seine Augen wanderten von dem geflügelten Ungeheuer weg, zu seiner Enkelin, die mutig dem Feuerball entgegen sah, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Da zog sie blitzschnell eine Karte aus ihrem Deck und hielt es empor. Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen. „Diamantkopfdrache!“ Wie aus dem Nichts erschien ein gigantischer, türkisfarbener Drache mit seinem mit unzähligen Kristallen benetzten Körper und startete einen Gegenangriff. Der Feuerball zerbarst in einer heißen Energiewelle. „Woher wusstest du...?“, fragte ihr Großvater unvollständig und sah sie verblüfft an. „Diese dunkle Wolke, erinnert sie dich nicht an dieses Schattenreich, von dem Yugi und seine Freunde berichtet haben? Und dessen Magie? Dadurch werden unsere Duell Monster Wirklichkeit, denn diese Monster gehen von den Monstern im Schattenreich hervor“, erklärte Rebecca und rief nebenher noch einige andere Wesen wie ihren Schattenghul, schickte sie in verschiedene Himmelsrichtungen, um ihre Freunde zu beschützen. „Du vermutest, dass irgendetwas bei Sugoroku und seinem Enkel passiert ist, nicht wahr?“, sagte Arthur nachdenklich. Rebecca nickte ernst. Ich hoffe, ihnen passiert nichts Schlimmes. „Es wundert mich, dass du alleine gekommen bist, Kame.“ Teishi sah seinen Freund weiterhin lächelnd an, es wirkte kalt und berechnend. „Ich hatte das Gefühl, dass du dich bisher ganz gut mit dem Pharao und seinen Gefährten angefreundet hast, oder liege ich falsch?“ Er neigte neugierig seinen Kopf zur Seite. „Sie wurden von deinem ehrenwerten Kollegen Morasu aufgehalten. Außerdem ist das hier einzig und allein eine Sache zwischen dir und mir“, sagte Kame funkelnd, seine Miene hatte sich verfinstert. „Ach? Hm, ich wüsste jetzt nicht, was wir unter vier Augen zu bereden hätten“, merkte Teishi in einem geradezu dreist beiläufigen Tonfall an. Sein Grinsen wurde breiter. Kames Hände ballten sich zu Fäusten zusammen, seine Handknöchel wurden weiß. Er schloss kurz die Augen, versuchte anscheinend, sich zu beruhigen. Er sah wieder auf, eine Fünkchen Wut konnte er nicht aus seinen Zügen verbannen. „Wir haben nichts zu bereden, ja? Das sehe ich leider etwas anders. Ich will Antworten von dir, Teishi!“ „Auf welche Fragen soll ich denn antworten?“ Sein Grinsen schien auf seinem Gesicht fest gefroren zu sein. „Warum wolltest du wirklich mit mir nach Ägypten, vor eine Dreivierteljahr? Ich zweifle langsam daran, dass du mit mir Zeit verbringen wolltest, all die Papyri und und Steintafeln wurden doch damals zu deinen engsten Freunden. Hast du mich nur ausgenutzt, um an Informationen zum Namenlosen Pharao und dem Schattenreich heranzukommen?“, fragte Kame ruhig, doch sein Blick sprühte nur so vor Zorn. Er sah Teishi durchdringend an, nagelte ihn mit dem Blick an die nächstbeste Wand. „Und was ist, wenn dem so wäre? Wenn ich dich tatsächlich nur ausgenutzt hätte?“ Teishi blickte Kame amüsiert an, schien ja sogar belustigt darüber zu sein, wie diese Tatsache seinen besten Freund quälte. Kame sah ihn möglichst unbeeindruckt an, hatte abermals seine Scheuklappen ausgefahren, damit sein Blick ihn nicht verriet, doch wem wollte er hier denn schon etwas vormachen? Er war wütend und verletzt, und das wusste sein Gegenüber. „Bastard“, zischte Kame. Teishi lachte. „Beauftragter der Dämonen, Fluch des Drachen, Gaja, Ritter der Finsternis!“, rief Yugi sein Monster zur Verstärkung, während die anderen es ihm gleich taten. Die Freunde waren nach draußen gestürmt, wo sie mehr Bewegungsfreiheit hatten, doch sie erwartete eine gewaltige Überraschung. Mindestens fünfzehn, vielleicht sogar zwanzig Monster umkreisten das nunmehr zerstörte Historische Museum, die Freunde waren umzingelt von Wesen, die ihnen nicht sehr wohl gesinnt waren. „Mana, Mahâdo!“, rief Yami zu sich, er konnte nicht riskieren, dass seine beiden Freunde aus dem Alten Ägypten angegriffen und zerstört wurden. Bisher hatten sie sich erfolgreich verteidigen können, doch mit so vielen Monstern auf einmal konnten selbst sie sich nicht alleine verteidigen. Ein Kampf begann, überall blitzten Energiebälle, Speere, Eisbrocken und zahlreiche andere Attacken durch die Luft. „Elende Verräter!“, rief plötzlich ein Drache der gegnerischen Seite zornig und spie einen mächtigen Feuerball aus, dem die Freunde und ihre Monster nur knapp entkommen konnten. „Warum Verräter?“, fragte Mana verdutzt, wich geschickt einem weiteren Feuerball aus. „Ihr seid Verräter, weil ihr diese Menschen beschützt!“, donnerte der Drache, seine Stimme dröhnte durch den nahe gelegenen Park. „Nie haben diese Zweibeiner uns Monstern Gutes getan, sie haben uns ausgenutzt, spielen mit unseren Abbildern dieses lächerliche Kartenspiel und zwingen uns dazu, unsere eigenen Gefährten anzugreifen!“ „Genau!“, mischte sich nun auch eine Fee ein. Ihre schrille Stimme war unüberhörbar. „Sie respektieren uns nicht einmal, tauschen uns durch andere Karten aus und halten diese Karten dann für wertvoller als wir!“ „Nicht alle Duellanten sind so, es gibt auch welche, die ihren Monster den gebührenden Respekt entgegen bringen. Dazu zählen auch der Namenlose Pharao und seine Freunde“, verteidigte Mana ihren Freund und Meister. Doch sie konnte es nicht leugnen, ein Fünkchen Verständnis keimte in ihr auf. Einige von uns wurden tatsächlich unterdrückt... „Ha, der Namenlose Pharao!“, spottete plötzlich ein Zauberer und sah Mana und Mahâdo verächtlich an. Die anderen Monster schnaubten abfällig. „Er und seine ach so tollen Priester im Alten Ägypten haben uns doch all dieses Leid verursacht! Sie haben uns doch alle verbannt! Nicht eine Sekunde lang haben sie gezögert, uns in diese Steintafeln zu sperren, nur um uns wiederzubeleben, wenn sie Lust auf ein kleines Spielchen hatten. Damals schon haben sie uns nur ausgenutzt!“ „Bedenkt doch, dass er und seine Freunde sich dafür eingesetzt hatten, dass die andere Dimension der Monster erhalten bleibt, als der Leviathan, durch Dartz gesteuert, unsere Kräfte benutzen wollte, um die Welt zu zerstö-“ „Und auch das wurde wieder von einem Menschen verursacht – Dartz!“, unterbrach sie der Drache wütend, seine giftgrünen Augen sprühten geradezu Funken. „Wir haben nichts mit der anderen Dimension zu tun, diese Monster dort sind doch alles Verräter, die hinter den Menschen stehen. Ihr seid alle eine Schande für die Monsterwelt. Zerstört sie!“ Durch diese Worte bestärkt griffen die Gegner mit all ihrer Kraft die Freunde und ihre Beschützer an. Sie waren eindeutig in der Überzahl. „Ah!“, kam es auf einmal von Yugi, er musste in die Knie gehen, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Sein Fluch des Drachen war von dem Zauberer zerstört worden. Es war, als hätte man ihn mit Tausend Messern ins Herz gestochen, sein Atem ging unregelmäßig. „Yugi!“, riefen seine Freunde erschrocken und eilten zu ihm. Ein Fehler, denn der Drache sah seine Chance kommen und setzte zu einer Attacke an. Die Freunde waren dem schutzlos ausgeliefert, denn ihre Monster waren damit beschäftigt, die anderen gegnerischen Kreaturen von sich fern zu halten. Sie hatten keinerlei Verteidigung. „Weißer Drache mit eiskaltem Blick!“ „Kame, Kame, du bist ja doch verletzbar“, meinte Teishi gespielt überrascht und schüttelte, weiterhin ziemlich belustigt, den Kopf. „Ich dachte immer, du wärst stark und würdest nichts an dich heran lassen. Da habe ich mich wohl geirrt...“ Er ließ den Referendaren nicht eine Sekunde aus den Augen. „Du und dich geirrt haben?“, entgegnete Kame bedrohlich leise. Er schaute zu Boden, seine Hände begannen zu zittern, obwohl er sie immer noch zu Fäusten geballt hatte. Eiskalte Wut kroch durch seinen Körper, seine Adern schienen vor Zorn zu brennen. Sein Hass stieg ins unermessliche. „Du hast ja nicht die geringste Ahnung, wie sehr ich mich in dich geirrt habe, Zetsubo.“ Es war das erste Mal seit langem, dass er Teishi mit seinem Nachnamen ansprach. „Doch, doch, ich kann es mir vorstellen. Du dachtest doch tatsächlich, ich wäre dein Freunde, ja, du hieltest mich sogar für deinen besten Freund. Dachtest, dass ich dich genauso als meinen besten Freund ansehen würde. Selbst du hast meine Schauspielkünste unterschätzt.“ Wieder erklang sein Lachen, voller Spott und Hohn. Langsam aber sicher platzte dem Referendaren der Kragen. All diese... Erniedrigungen, und das auch noch von seinem besten Freund! Die Wut loderte heiß auf, es schien ihn von innen heraus zu zerfressen. „Was soll das ganze?!“, schrie Kame zornig und sah Teishi mit blitzenden Augen an. „Warum tust du das? Macht es dir etwa Spaß, mich so zu sehen, oder wie?!“ „Ich muss sagen, ja, doch, es amüsiert mich, wie du reagierst.“ Teishis Blick unterstrich nur noch seine Aussage, er war voller Vergnügen. Ekelhaft. „Es ist sehr interessant, dich einmal so zu erleben.“ „Ach, interessant? Nur dazu demütigst du mich, hast mich nur zu diesem einen Zweck enttäuscht und verraten? Nur damit du etwas zum Lachen hast?!“ Kame begann, seine Beherrschung zu verlieren. Und das war sicherlich nicht gut – weder für Teishi noch für ihn selbst. „Nimm das alles doch nicht so ernst, Yamamoto.“ Teishi lächelte ihn beinahe sanft an, als wollte er ihn beruhigen. „Das ist doch alles bloß ein kleines Spiel, nicht weiter.“ Das Gegenteil trat ein. „Das alles hältst du also für ein Spiel?“ Unglauben war in Kames Gesichtszügen zu erkennen, seine Augen waren fassungslos auf seinen Gegenüber gerichtet. „Teishi, hinter diesen Mauern hier, draußen, vor dem Museum, bekämpfen sich Menschen und Monster, es geht um Leben und Tod, verdammt nochmal!“ Plötzlich flog ein Drache mit seinen blau-schimmernden Schuppen herbei und startete seinerseits einen Gegenangriff, dass der Feuerball des gegnerischen Monsters zerstört wurde. Der Weiße Drache mit eiskaltem Blick stieß einen warnenden Laut aus. „Kaiba!“, riefen die Freunde vollkommen überrascht und sahen nach links, wo Kaiba mit Mokuba herantrat. Offenbar hatte Seto seinen kleinen Bruder mit seinen Monstern beschützt, schließlich besaß Mokuba kein eigenes Deck. „Erbärmlich, dass der Kindergarten sich nicht einmal selbst verteidigen kann“, meinte Seto nur abfällig und weckte damit Jonouchis Streitlust. „Was hast du gerade gesagt, du aufgeblasener Schnösel?!“, knurrte Katsuya ihn an. „Ich wusste gar nicht, dass du bereits ein Hörgerät brauchst, Hündchen“, entgegnete Kaiba mit einem arroganten Grinsen. „Leute, echt, dafür haben wir jetzt keine Zeit!“, fuhr Honda dazwischen. „Woher wusstet ihr denn, wo wir sind?“, fragte Anzu verblüfft. „Das war nicht schwer zu erraten. Wir mussten uns nur dem Ort nähern, wo die meisten Monster versammelt waren“, antwortete Mokuba. „Ich danke dir, Kaiba, dass du uns beschützt hast“, gab Yami aufrichtig seinen Dank preis und sah ernst zum Firmenchef, der daraufhin nur schnaubte. Yugi kniete immer noch am Boden, versuchte, sich von dem brennenden Schmerz zu erholen. Ihm wurde dadurch unmissverständlich klar, dass sie alle sich davor hüten sollten, größere Risiken einzugehen und ihre Monster zu verspielen. Yami half ihm dabei, wieder aufzustehen, und stützte ihn leicht. „Ich hoffe für euch, dass ihr wisst, wie wir das ganze hier aufhalten können“, sagte Seto kühl und deutete zur dunklen Wolke, die sich immer weiter über die Stadt ausbreitete. Während sich Yami und die anderen mit Kaiba unterhielten oder eher darüber diskutierten, wie sie all diese Monster aufhalten sollten, ohne sie zu zerstören, wobei es Kaiba gänzlich egal war, ob er ihnen dazu Schaden zufügen musste oder nicht, klingelte auf einmal Satois Handy. Sie zog das hellblaue Gerät aus ihrer Hosentasche und schaute auf das Display, ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Ryouta?“, nahm Satoi fragend ab. Yugi und die anderen sahen sie nun erstaunt an. War am anderen Ende der Leitung etwa ihr Freund Kajiki Ryouta? Von ihm hatten sie seit Monaten nichts mehr gehört, genau genommen seit ihrem letzten Besuch bei ihm im Krankenhaus, bei dem sie auch zum ersten Mal Satoi begegnet waren. „Ja, ich bin's“, antwortete Kajiki, seine Stimme klang hektisch. „Es ist nicht nur bei mir in Ägypten so, dass überall Monster sind, die uns angreifen, oder?“ „Nein“, erwiderte Satoi grimmig. „Wir werden hier von Dutzenden von ihnen belagert. Aber warum rufst du mich an?“ „Ist das wirklich Kajiki Ryouta?“, fragte Jonouchi verdutzt, wurde jedoch augenblicklich von Anzu auf den Oberarm geschlagen. „Aua!“ „Sei leise!“ Satoi dagegen nickte ihm lediglich bestätigend zu, konzentrierte sich wieder auf ihren Gesprächspartner. „Ich weiß jetzt endlich, woher Yugi und seine Freunde geglaubt hatten, Kame sei der Drahtzieher. Ishizu hat mir erzählt, dass sie dies von einem Mitarbeiter namens Rachjet erfahren hat. Ich habe weiter geforscht und herausgefunden, dass er anscheinend einer der Schattenduellanten ist un-“ Stille. „Kajiki?“, fragte Satoi beunruhigt. „Wie soll ich gegen die ankommen?!“, hörte sie ihn ganz leise fluchen, Ryouta schien sein Handy nicht mehr an seinem Ohr zu halten. Er war abgelenkt. Im Hintergrund hörte sie, wie etwas zu Bruch ging, dann ein Geräusch, als würde ein starker Wind an ihr vorbei rauschen. Da knackte es in der Leitung. Es war nur noch ein Tuten zu hören – die Verbindung war unterbrochen worden. „Verflucht“, murmelte Satoi mit finsterer Miene. „Was ist los?“, fragte Anzu besorgt. Die anderen sahen sie gespannt an. „Ryouta, dem wir alles erzählt haben, als er im Krankenhaus war und ich ihn betreuen musste, hatte sich uns angeschlossen und ist vor einer Woche nach Ägypten gereist, um mehr Informationen zu sammeln, was Teishi dort gemacht haben könnte. Er hat anscheinend einen Verräter unter den Mitarbeitern von eurer Freundin Ishizu gefunden. Dieser Rachjet ist eigentlich ein Schattenduellant. Kajiki wollte mir noch irgendetwas sagen, doch ihn griffen wohl in dem Moment Monster an, sodass er auflegen musste“, erklärte sie, ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Diese ganze Situation wollte ihr nicht wirklich gefallen. Plötzlich spürte Yami etwas... . Etwas Finsteres, Dunkles war in ihrer Umgebung, es gab einen Angelpunkt, zu dem die Schatten anscheinend wie magisch hingezogen wurden. Sein Kopf ruckte zum Museum. Von dort geht diese dunkle Welle aus!, schoss es ihm durch den Kopf. „Was ist, Mou hitori no boku?“, fragte Yugi und sah irritiert zum Museum. Er konnte nichts wirklich ungewöhnliches entdecken, abgesehen davon, dass dort immer noch einige Monster umher schwirrten, doch diese waren ja überall in der Stadt verteilt. „Irgendetwas ist im Museum los, da stimmt etwas nicht“, wisperte Yami, mehr zu sich selbst als zu Yugi. Satoi hatte dies gehört und sah ebenfalls zu dem halb zerstörten Gebäude. Kame... er ist dort drin, irgendetwas muss mit ihm passiert sein! Ihre Sorge wuchs. Da wurde ihr Blick mit einem Mal entschlossen. Sie achtete auf nichts und niemanden mehr, sondern rannte los, ohne auch nur auf die zahlreichen Monster zu achten, die versuchten, sie mit ihren Attacken zu erwischen. „Satoi!“, riefen die Freunde halb erschrocken, halb fassungslos über ihre Gedankenlosigkeit. „Ich gebe euch Rückendeckung“, meinte Ryo schnell. „Ich helfe ihm dabei, rennt ihr schon einmal hin und helft ihr“, sagte Honda. „Gut, aber passt auf euch auf“, ermahnte Yami sie eindringlich. „Sie sind alle sehr stark.“ „Keine Sorge, wir schaffen das schon, nicht wahr, Ryo?“ Honda zwinkerte ihm zuversichtlich zu, der ihn leicht anlächelte. Yugi, Yami, Jonouchi, Otogi und Anzu eilten Satoi hastig nach, während Ryo und Honda ihre gesamten Monster riefen, die sie besaßen. „Wollen wir ihnen nicht auch nach, großer Bruder?“, fragte Mokuba stirnrunzelnd und sah fragend zu Seto auf. „Nein, wir haben besseres zu tun. Komm mit, ich muss noch mit jemandem... sprechen.“ Mit diesen Worten schritten die Kaiba-Brüder, von dem Weißen Drachen beschützt, fort von dem Platz, in Richtung Park. Es herrschte Schweigen zwischen Teishi und Kame, die Atmosphäre war angespannt, unglaublich geladen. Teishi schien beinahe gelassen, war die Ruhe in Person, beobachtete seinen Gegenüber unverhohlen. Der Referendar dagegen hatte mit den Gefühlen zu kämpfen. Enttäuschung, Bitterkeit, Wut, Zorn, Trauer, all diese Emotionen tobten im ihm. Er hielt es bald nicht mehr aus, diese Wut, die in ihm kochte, sie war nicht wie gewöhnlich. Sie beherrschte sein Denken, in diesem Moment wollte er nichts lieber, als seinen besten Freund leiden zu sehen – dieser Gedanke war erschreckend und verlockend zugleich. Kame konnte es kaum glauben, was er hier dachte, wie groß sein Verlangen danach war, jemandem Schaden zuzufügen. Was ist mit mir los?! „Das Schauspiel kann beginnen“, sagte Teishi triumphierend. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kyonshee-Meister: http://tcgs.pl/yugioh/cse/images/card/de/dr1/001.jpg Torwächter: http://images3.wikia.nocookie.net/__cb20090429123046/yugioh2/de/images/6/63/GateGuardianRP01-EN-UR-UE.jpg Diamantkopfdrache: http://images.wikia.com/yugioh/images/4/4a/DiamondHeadDragon-JP-Anime-DM.png Schattenghul: http://www.etcg.de/yugioh/sets/MRD/090.jpg Kapitel 32: Vor der Wahl ------------------------ So, nachdem ich mir die Finger wund getippt habe und nun vollkommen erledigt bin, gibt es hier das neue Kapitel. Ich muss sagen, ich bin doch eigentlich ganz zufrieden damit, auch wenn es sich an manchen Stellen ziemlich... psycho anhört ^^ Viel Spaß beim Lesen! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 32 – Vor der Wahl Kame konnte es kaum glauben, was er hier dachte, wie groß sein Verlangen danach war, jemandem Schaden zuzufügen. Was ist mit mir los?! „Das Schauspiel kann beginnen“, sagte Teishi triumphierend. Kalte Wut loderte in ihm, Hass vergiftete sein Denken. Ihm war so, als würde dieses Toxikum durch seine Adern pulsieren, die Oberhand allmählich gewinnen. Sein Ich in den Hintergrund drängen. „Wieso denn auf einmal so ruhig, Kame?“ Teishis Stimme war nicht erhoben, es kam eher einem Flüstern gleich, hallte in der Stille laut wider. „Was geht dir durch den Kopf?“ Kame schüttelte den Kopf, wusste nicht, was er dachte. Er hatte die Augen zusammengekniffen, sein Kopf begann zu schmerzen. Es war zu viel. Habe ich mich tatsächlich so sehr in ihn getäuscht?... – Vielleicht... – Hat er mir von Anfang an etwas vorgemacht? – Vielleicht nicht... – Warum tut er mir das an, was habe ich ihm getan?... – Nichts... – Wieso jetzt, warum nicht früher? – Was geschah?... – Früher war Teishi nicht so, er hat sich in den letzten Monaten verändert... – Richtig... – Ich kann nicht glauben, dass er mir all die Jahre etwas vorgespielt hat. Nein! – Was geschah? – Er war mein Freund, ich kenne ihn! – Was geschah? – Etwas muss sich zwischen uns gestellt haben! – Was? – Seit wir in Ägypten waren, hat er sich derartig seltsam benommen. – Was? – Die Suche nach Informationen, all die Papyri, die Steintafeln über... Kame riss seine Augen entsetzt auf, die Erkenntnis ließ ihn wie zu Eis erstarren. Teishi beugte sich interessiert vor, es blitzte in seinen Augen auf. Was hat sich zwischen euch gestellt? – Der Namenlose Pharao... Satoi rannte in das Museum hinein, in die Vorhalle, und schaute sich suchend um. Okay, geradeaus kann ich nicht, wenn ich nicht gerade von Steinbrocken erwischt werden will. Sie blickte nach rechts, hoffte auf einen Korridor, der zumindest in die Richtung von Kame führte – und wurde nicht enttäuscht. Ein Flur, der im Gegensatz zu den anderen eher im Dunkeln lag, erstreckte sich schräg vor ihr. Mit entschlossenem Blick wollte sie den Korridor betreten, doch da hörte sie eilige, teilweise schwerfällige Schritte hinter sich, als würden diejenigen jeden Moment stolpern und mit der Nase voran den Boden küssen wollen, und drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um. Ihr bot sich ein äußerst amüsantes Bild. Fünf Achtzehnjährige, die, auf Knien gestützt, vor ihr standen und laut um Luft rangen, Jonouchi hielt sich sogar an Otogis Schulter fest, als würde er umkippen, wenn er ihn nicht als Halt hätte. Als hätten sie alle einen Marathon bestritten. „Das war ziemlich gefährlich von dir, Satoi“, meinte Yami etwas atemlos. „Ich lasse mich ganz bestimmt nicht von diesen Monstern aufhalten, meinem besten Freund zur Hilfe zu eilen“, erwiderte sie lediglich, drehte sich um und schritt, eher rannte, voran. Die anderen folgten ihr hastig. Am Ende des Ganges war ein leichtes Licht zu erkennen, dessen Quelle irgendwo links zu sein schien. Die Freunde eilten weiter, bogen um die nächste Ecke – und hielten mit einem Mal an. Ihre Augen weiteten sich. Sie befanden sich nun in einem Raum, der hell erleuchtet war, die Wände waren ungewöhnlich kahl, im Gegensatz zu den anderen Sälen, die voller Steintafeln und Gemälden bestückt waren. Hier war es jedoch vollkommen leer, abgesehen von den beiden Personen, die sich mitten im Raum in einigen Metern Entfernung gegenüberstanden. Teishi und Kame. Doch... Kame, er stand nicht, er kniete am Boden, mit der linken Hand verhinderte er, dass er vornüber kippte, während er mit der rechten seinen Kopf hielt, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Als würde ihn etwas quälen, nicht körperlich. Lediglich ein Gedanke, eine bestimmte Vorstellung. Da wandte sich Teishi auf einmal zu ihnen um. Die Freunde blickten ihn augenblicklich an, bisher hatten sie ihm kaum Aufmerksamkeit geschenkt, zu sehr waren sie geschockt vom Anblick Kames, denn so kannten sie ihn nicht, so schwach. Doch als sie zu diesem Mann sahen, von dem sie doch so viel gehört und ihn nun endlich gefunden hatten, stockten ihnen der Atem. In Teishis Augen war Vergnügen zu erkennen, ein gewisser Glanz von Triumph schimmerten in ihnen, seine Lippen hatten sich zu einem herablassendem Grinsen verzogen. Er sah die Freunde interessiert an, beinahe herausfordernd. Los, greift schon ein... Satoi wollte am liebsten zu Kame eilen und ihm von dem Gedanken befreien, der ihm so offensichtlich Schmerz bereitete, und hatte gleichzeitig das Bedürfnis, Teishi die Nase zu brechen. Sie wusste nicht, was sie mehr wollte. „Du!“, schrie Jonouchi wutentbrannt, die anderen zuckten erschrocken zusammen. Der Blonde hatten große Lust, auf Teishi losgehen, seine Hände waren bereits zu Fäusten geballt, dass seine Handknöchel weiß hervortraten. Er kam jedoch nicht dazu, überhaupt einen Schritt auf Teishi zu zu gehen. „Halt!“, rief Satoi, ihre Stimme hatte etwas leicht Panisches an sich. Sie streckte schnell ihren Arm aus und hielt Jonouchi auf. „Warum-?!“, wollte dieser verständnislos wissen und sah das Älteste unter ihnen zornig an. Diese zeigte schweigend zum Referendaren, Katsuya folgte ihrem Blick – und sog scharf die Luft ein. Die anderen erstarrten. Gerade einmal einen halben Meter hinter Kame schwebte ein Monster in einem dunklen Umhang, sein Körper war nicht zu sehen, lediglich die Kapuze ließ einen Kopf oder auch Schädel erahnen, in seinen knochigen Händen hielt er eine Sense, dessen tödliche Spitze nicht einmal einen Zentimeter von dem Haarschopf des Referendaren entfernt war. „Klug von dir, ihn aufzuhalten, Satoi“, sagte Teishi und applaudierte spottend in die Stille hinein. Satoi erdolchte ihn mit ihrem Blick. „Oh, diesen Blick kenne ich. So hast du mich das erste Mal, als wir uns getroffen haben, ebenfalls angesehen“, lachte Teshi leicht, es klang verächtlich. „Wie konntest du, Teishi?“, rief Satoi, versuchte, ruhig zu bleiben. Ihre Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Wut. Teishi neigte leicht den Kopf, sah sie interessiert an. Er schwieg mit einem undeutbaren Lächeln. „Warum tust du ihm das an? Du bist sein bester Freund gewesen, und nun?!“ Sie war mehr als nur aufgebracht, voller Zorn. Sie war temperamentvoll, das wusste Satoi, bei jedem kleinsten Ärgerns begann sie sich, spielerisch, aufzuregen, aber noch nie war sie so kurz davor gewesen, auszuticken. Wo war bloß ihre Selbstbeherrschung hin, die ihr trotzdem immer in schwierigen Situationen half, einen kühlen Kopf zu bewahren? All diese Worte und selbst die Anwesenheit von Satoi und den anderen war Kame nicht wirklich ins Bewusstsein gedrungen, sogar von der Tatsache, dass, wenn er nur seinen Kopf etwas nach hinten geneigt hätte, er sicherlich nicht unverletzt aus dieser ganzen Sache herauskommen würde, nahm er keine Notiz; die Geräuschflut drang in seine Ohren, doch sein Gehirn schien es nicht zu verarbeiten. Viel zu sehr nahmen ihn seine Gedanken ein. Nein, der Namenlose Pharao ist nicht schuld!, sagte er sich immer wieder, wie ein Mantra; er versuchte, sich selbst von diesem Satz zu überzeugen, doch da war noch eine andere Stimme. Eine Stimme, die ihm etwas anderes sagte. Eine Stimme, der er überraschend gewillt war zu glauben, was sie sagte. Der Referendar wusste nicht, was mit ihm war, so kannte er sich nicht, es sollte ihn in Panik versetzen, dass er eine andere Stimme als die seine in seinem Kopf hörte! Doch dies tat es nicht, ganz im Gegenteil. Er vertraute ihr – er wollte ihr vertrauen. [b"]Der Namenlose Pharao hat sich zwischen euch gedrängt... Er ist der Grund dafür, dass dein bester Freund zu deinem schlimmsten Feind geworden ist... – Meinem schlimmsten Feind? Selbst in seinem Kopf hörte sich seine Stimme entsetzt an. Das versucht dir zumindest der Pharao einzureden... – Einreden...? – Ja... Er will, dass ihr euch bekämpft... Aber das ist falsch... Teishi ist dein Freund... – Er ist mein Freund... ja, ich kann mich nicht in ihn geirrt haben, er ist mein Freund! – Und Freunde halten zusammen... Hilf ihm... – Wie? – Der Pharao darf nicht weiter existieren... Er hat genug Schaden angerichtet! „Verdammt nochmal, wieso?!“ Keine Antwort. Satoi und Teishi sahen einander stumm an, Satois Mimik wandelte sich. Zuvor hätte sie vor lauter Wut jemanden, am liebsten Teishi, schlagen können, es war, als sei sie eine tickende Zeitbombe gewesen, doch nun... . In ihren Augen lag ein Ausdruck, den Yugi und seine Freunde nie erwartet hätten zu sehen. Verzweiflung und Hilflosigkeit spiegelten sich in ihren Augen wider. „Ich verstehe nicht, wie er sich so sehr in dich hatte täuschen können. Er ist nicht dumm, er weiß, wann man ihn anlügt“, flüsterte Satoi, ihre Stimme klang enttäuscht. Bitter. Kaltes Lachen. „Er war dumm genug, mir zu vertrauen.“ Mit einem Mal war Satoi so, als hätte ihr jemand einen Schalter im Kopf umgelegt. Sie sah rot. Neben ihr erschienen plötzlich zwei Sensen, die in einem beängstigendem türkisfarbenem Schimmer leuchteten und von zwei in Bandagen gewickelten Händen gehalten wurden, nach und nach erschien auch der restliche Körper mit dem Gesicht, welches von einer weißen Maske bedeckt wurde. Nur ein blaues Funkeln in den schwarzen Höhlen war zu erkennen, wo stattdessen zwei Augen hätten sein sollen. Seine Beine wurden zum Boden hin immer durchsichtiger, er wirkte wie ein Geist, der den Tod bringen würde. Der Anblick bescherte einem eine angstvolle Gänsehaut. „Bösartiger Anwärter, Angriff!“, schrie Satoi wutentbrannt und ihr Monster schoss vor, direkt auf Teishi zu. „Nein!“, riefen die fünf übrigen Freunde und sahen entsetzt zu Kame, in der Befürchtung, der Sensenmann der Karten, Teishis Monster, würde ihn nun angreifen. Plötzlich ging alles furchtbar schnell. Teishis Sensenmann verschwand auf einmal, als Kame sich blitzschnell erhob und zu seinem besten Freund rannte. Der bösartige Anwärter raste auf Teishi zu. Kame wirbelte herum – und stand nun zwischen Teishi und Satois angreifendem Monster. Er hatte Teishi den Rücken zugedreht. „Stopp!“, schrie Satoi panisch. Ihr Monster blieb mitten in der Luft stehen, seine Sensen berührten hauchzart Kames Brust, welche sich aus Vorsicht weder hob noch senkte, ansonsten hätten die beiden tödlichen Waffen ihn sicherlich nicht gerade leicht verletzt. Das Monster zog sich widerwillig zurück. Es herrschte Stille, die schwer auf den Freunden lastete. Sie alle konnten ihren Augen nicht trauen, konnten nicht glauben, was sich in den letzten Sekunden vor ihnen abgespielt hatte. Kame hatte sein Leben aus Spiel gesetzt, nur um Teishi zu retten. Demjenigen, der ihn verraten hatte, der, der für all dieses Leid verantwortlich war. „Warum...?“, flüsterte Satoi und sah zwischen Teishi und Kame hin und her. Ihre Stimme bebte, hatte einen verzweifelten Ton angenommen. Sie verstand nicht. „Ich werde es nicht zulassen, dass ihr meinem besten Freund etwas tut“, sagte Kame eisern und sah Satoi kalt an. Seine Freundin zuckte zurück, machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Das war nicht ihr Freund, den sie seit Jahren kannte und dem blind vertraute, für den sie die Hand ins Feuer gelegen würde. Dieser Mann vor ihr war ein Fremder, jemand, der äußerst gefährlich war. Yami keuchte leise auf. Er ist es!, schoss es ihm durch den Kopf. Er ist es, der die Schatten anzieht! Sie haben ihn verändert, dieser Teishi musste ihn gereizt haben, seine Wut und Hass auf ihn verstärkt, sodass die Schatten es leichter hatten, ihn zu kontrollieren. Sie müssen seine Gedanken manipuliert haben! Er konnte es deutlich spüren, diese dunkle Aura, die Kame nun umgab und nicht mehr von ihm wich. Sein steter Begleiter zu sein schien. „Aber Yato, hast du vergessen, was er dir angetan hat? Er hat dich die ganze Zeit über angelogen, dir etwas vorgespielt! Er ist nicht dein bester Freund!“, schrie Satoi, ihre Gedanken rasten. Alles schien plötzlich so unwirklich, das konnte nicht passieren. Vielleicht war das alles lediglich ein Alptraum, von dem sie in wenigen Minuten sicherlich erwachen würde, ganz bestimmt... „Er hat mir nie etwas vorgespielt“, entgegnete der Referendar überraschend ruhig, doch gleichzeitig schaffte er es, seine Stimme schneidend klingen zu lassen. Satoi sah ihn verzweifelt an. „Er war schon immer mein Freund, und ist es jetzt noch. Derjenige, den ihr sucht, der, der böse ist und versucht hat, Teishi und mich auseinander zu reißen, steht neben euch, nicht wahr, Namenloser Pharao?“ Mit diesen Worten ließ er seinen Blick zu Yami gleiten, der ihn schweigend musterte. „Was?!“, riefen die Freunde fassungslos und konnten Kame nur mit offenen Mündern anstarren. Wie kam er bloß auf diesen absurden Gedanken, Yami wäre an allem schuld? Sie konnten nicht verstehen, was nun mit Kame war, wie dieser sich dazu hatte entscheiden können, auf der Seite von Teishi zu stehen, obwohl es ganz offensichtlich war, dass dieser der Drahtzieher war und ihn lediglich benutzt hatte. Kame sah den Pharao weiterhin durchbohrend an, sein Blick zeugte von purem Hass und Abscheu. „Yato, wie kannst du-?!“, hatte Satoi nur noch ansetzen können, als sie jedoch eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie drehte sich irritiert um und sah hinter sich Yami, der nur leicht den Kopf schüttelte und ihr damit bedeutete, dass es sinnlos war. Er trat ein wenig vor, behielt Kame die ganze Zeit im Auge. „Das ist nicht dein Freund Kame, Satoi. Nicht nur. Er ist nicht mehr er selbst, sondern wird von den Schatten kontrolliert, die seine Gedanken manipulieren. Sie lassen ihn glauben, Teishi sei immer noch sein Freund und ich wäre für dies alles verantwort-“ „Ach, du miemst also immer noch den Unschuldigen“, unterbrach ihn Kame laut, seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. „Wieder versucht du alle zu täuschen, Pharao, doch darauf falle ich kein weiteres Mal herein. Du bist böse!“ Yami sah ihn schweigend an. Sein Blick verriet nichts von seinen Gefühlen oder Gedanken. Yugi sah besorgt zu ihm hinauf. Diese Worte treffen ihn mehr, als er sich anmerken lässt... „Das ist nicht wahr, und das weißt du auch, Kame. Lass dich nicht von diesen Schatten beeinflussen, sie verändern dich. Kämpfe gegen sie an!“ Lachen. Alle Köpfe, außer dem Kames, zuckten in Teishis Richtung. Dieser lehnte lässig hinter dem Referendaren an der Wand und hatte das ganze Schauspiel äußerst vergnügt beobachtet. Es haftete ein überlegenes Grinsen auf seinen Lippen. „Du denkst doch nicht wirklich, dass er sich wieder gegen mich stellen würde, oder? Für so naiv hatte ich dich eigentlich nicht gehalten, Pharao. Er hält mich für seinen besten Freund und wird seine Meinung auch nicht mehr ändern. Den Schatten kann niemand widerstehen.“ Dieses Mal ließ sich ein Blitzen in Yamis Augen zu erkennen. Wut war kurzzeitig in ihnen zu sehen gewesen, das Millenniumspuzzle leuchtete leicht auf und das Auge des Horus war für einen Augenblick auf seiner Stirn zu sehen, als es einen Wimpernschlag später auch schon wieder verschwunden war. „Oh, habe ich da etwa einen empfindlichen Nerv getroffen?“ Teishis Grinsen wurde breiter. „Gefällt dir das etwa nicht, dass dein kleiner Yugi von den Schatten heimgesucht wird?“ Yugis Augen weiteten sich entsetzt. Er weiß es?! „Du hast es die ganze Zeit gewusst?“, sagte Yami bedrohlich leise, Zorn flackerte in seinen Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, das Auge des Horus erschien abermals auf seiner Stirn. Mit einem Mal spürten die Freunde eine ungeheure, dunkle Macht von Yami ausgehen, die ihnen nicht ganz geheuer war. Es macht einem Angst. „Du hast also geplant, dass Yugi von den Schatten eingeholt wird? Du wusstest, dass sie ihn versuchen würden zu zerstören?!“ Seine Stimme war bis zum Ende hin immer lauter geworden. Seine Selbstbeherrschung schien ihn verlassen zu haben. Yugi trat neben seinen Freund, legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Yamis Hände entspannten sich ein wenig. „Ich überlasse nichts dem Zufall“, erwiderte Teishi nur und ließ wie beiläufig seinen Blick schweifen, der letztendlich an Otogi hängen blieb. Seine Mundwinkel zuckten. Jetzt! Plötzlich kamen von überall her zuckende Blitze, die Sicht der Freunde trübte sich, dann spürten die meisten einen Ruck nach hinten, Anzu, Jonouchi, Satoi und Yugi wurden mit einem Mal aus der Gruppe gerissen und fanden sich an den verschiedenen Ecken des Raumes wider. Hinter ihnen standen Monster, die sie festhielten. Ihre eigenen Monster, ihre Beschützer, schwebten nur wenige Zentimeter vor ihnen, doch sie konnten nichts tun, um ihre Meister zu befreien, ohne sie in Gefahr zu bringen. Einzig Yami und Otogi standen noch frei im Raum, doch – Otogi hatte sich in dem kurzzeitigen Chaos zu Kame gesellt, ein spöttisches Grinsen umspielte seine Lippen. Seine Augen wirkten düster, bedrohlich. „Otogi?!“, konnten die vier gefangenen Freunde nur fassungslos herausbringen. Erst jetzt erkannten sie, dass die Monster, die sie überwältigt hatten, alles Ryujis Monster waren. Nur Satois 'Wächter' war keins von seinen Monstern, es war ein Zombie, der eher einem Damön glich. Seine Hände waren klauenartig und er trug dunkle Hörner auf seinem Kopf, sein ganzer Körper schien nicht greifbar zu sein, sondern als würde er direkt aus dem Schatten heraus kommen. Satoi sah mit geweiteten Augen zum Kame, der sie mit einem gleichgültigen Blick bedachte. Anscheinend war das Monster, welches sie festhielt, aus seinem Deck. 'Verzweiflung aus der Finsternis'... seit wann hat Yato diese Karte in seinem Deck? Langsam aber sicher war das alles zu viel, in derart kurzer Zeit hatte sich das Blatt gewendet. Es schien, als würde dies alles kein gutes Ende für sie nehmen. „Ja, auch er hat für mich gearbeitet, schon seit Wochen“, erklärte Teishi. „Er war mein Spion, seitdem er euch vor dem Museum begegnet ist.“ Deshalb also hatte Mou hitori no boku das Gefühl gehabt, jemand Böses würde uns beobachten..., dachte Yugi und sah zwischen Otogi und dem Pharao hin und her. Allmählich beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl, das er nicht wirklich einzuordnen vermochte. Vielleicht Enttäuschung, oder gar Verzweiflung? Warum müssen meine Freunde immer wieder leiden? Sie werden in all diese Sachen mit hineingezogen und in Gefahr gebracht, selbst Otogi, der nur gelegentlich etwas mit uns zu tun hat, wurde von unserem Feind erwischt und ausgenutzt. Und Kame... jetzt wird er auch noch von den Schatten kontrolliert! Verdammt, warum muss das alles hier geschehen? Es muss doch eine Möglichkeit geben, das alles zu beenden! Es muss! Nun stand Yami alleine mitten im Raum, seine Freunde waren gefangen und konnten nur hilflos zusehen, während vor ihm seine drei Gegner standen, zwei von ihnen waren seine Freunde und wurden von den Schatten kontrolliert. „Und, was willst du nun tun, Pharao? Niemand kann dir mehr helfen, es gibt nur noch eine Möglichkeit, es zu beenden. Eine einzige Chance.“ Atemu wurde plötzlich blass, alle Farbe schien mit einem Mal aus seinem Gesicht gewichen zu sein. Seine Augen weiteten sich kaum merklich. Nein...! Teishi lächelte ihn an. „Du weißt es.“ Yamis Hände begannen zu zittern, er ballte sie wieder zu Fäusten, um es zu unterbinden, doch vergebens. Sie zitterten weiter, als wollte sie ihm beweisen, dass er seine Reaktionen nicht mehr verbergen konnte. Seine Freunde sahen ihn verwirrt an, hatten nicht die leiseste Ahnung, wovon die Rede war. „W-Was weißt du, Mou hitori no boku?“, fragte Yugi vorsichtig, sah seinen Freund voller Sorge an. Er wusste, dass dieser versuchte, sich stark zu geben, doch seine Schutzmauer fing an zu bröckeln. Er schien nach einem anderen Ausweg zu suchen, seine Augen flackerten unruhig, doch er endete anscheinend in einer Sackgasse. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte leicht den Kopf. Ich kann das nicht... ich kann ihm das nicht antun, ich... „Es gibt eine Chance, dass ihr alle hier heile herauskommt“, sagte Teishi in die Stille hinein und beobachtete den Pharao aus scharfen Augen. Atemu hatte seinen Kopf gesenkt. Teishis Grinsen wurde breiter. Er genoss es sichtlich, dem Pharao Schmerzen zu bereiten. „Der Pharao dürfte in der Lage sein, mit seiner gesamten Kraft und Magie alle Schattenwesen und schwarzen Seelen herbeizurufen, ins Schattenreich zu sperren und dieses zu verschließen. Doch... ich fürchte, der werte Namenlose Pharao benötigt bereits seine gesamte Magie, um diesen Schutzwall um die Seele seines kleinen Zwillings aufrecht zu erhalten, habe ich recht?“ Das letzte bisschen Farbe wich aus Atemus Gesicht, sein ganzer Körper begann kaum merklich zu zittern. Yugi sah ihn geschockt an. Die anderen waren nicht minder entsetzt, Hoffnungslosigkeit machte sich allmählich unter ihnen breit. Es war ein furchtbares Gefühl, das durch Mark und Bein ging. „Mou hitori no boku...“, flüsterte Yugi sanft. Atemu schüttelte den Kopf, wie ein kleines Kind, das nicht hören wollte. „Mou hitori no boku, bitte...“ Wieder Kopfschütteln. Stille. Dann – eine leise, leicht zittrige Stimme kam von der Mitte her. Es war ungewohnt, ihn so zu hören, sonst war seine Stimme stets fest und entschlossen, doch nun schien auch er einmal seine Fassade nicht mehr aufrecht erhalten zu können. „Ich kann das nicht, Aibou... . Ich kann diesen Schutzwall nicht einfach so vernichten, diese Schatten werden dich zerstören, wenn ich es täte. Ich will nicht, dass du verletzt wird, das kann ich nicht zulassen, verstehst du, Aibou?“ Mit diesen Worten sah Yami auf und blickte Yugi direkt an. Yugis Augen weiteten sich noch mehr. Pure Verzweiflung war in den Augen des Pharao zu sehen. „Ich habe es mir doch geschworen, dich für immer zu beschützen...“ Und wieder herrschte Schweigen. Yami brach fast augenblicklich wieder den Blickkontakt, er schien es nicht mehr ertragen zu können, seinem Aibou in die Augen zu schauen. Yugi sah ihn weiterhin an, er wusste, wie schwer es seinem anderem Ich fiel. Einerseits hing nun wieder die ganze Welt von ihm ab, alles lastete auf seinen Schultern, niemand schien ihn davon befreien zu können. Er wusste, er hatte die Möglichkeit, dies alles zu beenden, doch wenn er diese Chance ergreifen würde, würde er seinem besten Freund schaden, ihn an die Schatten ausliefern. Seinem besten Freund, dem er so viel zu verdanken hatte und gleichzeitig immer wieder in Gefahr brachte. „Mou hitori no boku, bitte, sieh mich an...“ Seine Stimme, nur ein Flüstern. Yami rührte sich zunächst nicht, doch nach einer Weile, mindestens eine Minute war bereits vergangen, sah er auf. Etwas war in seinen Augen, das Yugi nicht wirklich deuten konnte. Es war, als hätte er Angst, Yugi in die Augen zu blicken. Angst, vor Yugis Reaktion. Yugi lächelte ihn jedoch beruhigend an, ein sanfter Ausdruck lag in seinen Zügen. „Du kannst mich nicht immer und überall beschützen, Mou hitori no boku. Das ist selbst für den Namenlosen Pharao unmöglich.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sensenmann der Karten: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/b/b1/Sensenmann_der_Karten.jpg Bösartiger Anwärter: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/0/00/B%C3%B6sartiger_Anw%C3%A4rter.png Verzweiflung aus der Finsternis: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/4/43/Verzweiflung_aus_der_Finsternis.jpg Kapitel 33: Eine Überraschung nach der anderen ---------------------------------------------- Man, wie ich es hasse, wenn mein Internet nicht funktionieren will! Wenn ich mal ein Kapitel gerade rechtzeitig fertig habe, macht mir natürlich das Netz einen Strich durch die Rechnung! Ich konnte Ihnen nicht einmal Bescheid sagen, dass das Kapitel nicht Mittwoch erscheinen kann. *seufz* Über glücklicherweise geht es jetzt ja wieder, ich hoffe, Sie verzeihen mir die Verspätung. KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto– Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 33 – Eine Überraschung nach der anderen „Du kannst mich nicht immer und überall beschützen, Mou hitori no boku. Das ist selbst für den Namenlosen Pharao unmöglich.“ Es herrschte Stille unter den Freunden, selbst ihr Gegner Teishi schwieg. Offensichtlich wollte er das kommende Gespräch zwischen Yami und Yugi freien Lauf lassen, das Schauspiel genießen, das sich ihm bieten würde. Ein triumphierendes Funkeln war in seinen Augen, das Grinsen wollte nicht von seinem Gesicht weichen. Yami sah seinen besten Freund mit geweiteten Augen an, Fassungslosigkeit stand in seinem Gesicht geschrieben. „D-Du willst, dass ich...?“ Seine Stimme klang ungewöhnlich heiser. Er ließ den Satz unvollendet. „Ja, genau das“, bestätigte Yugi ernst, doch gleichzeitig war ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, das beruhigend wirkte. Er wollte seinem anderen Ich die Verzweiflung nehmen, die diesen so plagte, und sich gleichzeitig auch selbst davon überzeugen, dass alles noch zu einem guten Ende kommen würde. Er war dazu bereit, das Opfer dafür zu bringen. „Mou hitori no boku, wir haben nur diese eine Chance. Wir müssen es tun, du musst deinen Schutzwall vernichten, nur so können wir unsere Freunde, die ganze Welt retten.“ „Nein,... das... das kannst du nicht von mir verlangen, Aibou!“; sagte Yami laut und schüttelte unwillkürlich den Kopf. Alles in ihm sträubte sich dagegen, auch nur an diese Möglichkeit zu denken. „Bist du dir darüber im klarem, was du da von mir forderst?“ Yugi nickte, seine Augen fest auf den Pharao gerichtet. Eiserne Entschlossenheit war in seinen Augen zu erkennen. Yamis Hände ballten sich zu Fäusten, begannen wieder leicht zu zittern. Seine Zähne knirschten, als er sie hart aufeinander biss. „Verdammt, Aibou, das kannst du doch nicht wollen! Ich... ich kann das nicht, ich kann diese Mauer nicht einfach so zerstören, mit dem Wissen, dass ich dir damit Schaden zufügen würde. Dann würden die Schatten deine Seele angreifen, sie würden dich zerstören, hörst du? Sie würden dich vernichten!“ Er schüttelte abermals den Kopf, dieses Mal heftiger. Er fühlte, wie Verzweiflung immer mehr von ihm Besitz ergriff, Hoffnungslosigkeit machte sich allmählich in ihm breit, ließ ihn nicht mehr klar denken. Ich kann das meinem Aibou nicht antun, das ist unmöglich! Damals, als das Siegel des Orichalkos ihn... Selbst in Gedanken konnte er es nicht aussprechen. Nein, ein weiteres Mal würde ich es nicht aushalten. Das Zittern wurde stärker. Es muss einfach eine andere Möglichkeit geben, es muss...! Yugi wusste, wie sein bester Freund sich fühlte. Er sah ihn still an, versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie weh es ihm tat, Yami so zu sehen. Wie er verzweifelt nach einem Ausweg suchte und doch nur in Sackgassen zu landen schien. Plötzlich wirkte der Pharao so ungewohnt schwach und... angreifbar, wie er dort alleine in der Mitte stand und all den Blicken der anderen ausgesetzt war. Seine Schultern waren zusammengesunken. Und die Tatsache, dass das Schicksal der Welt nun so ziemlich an ihm lag, von seiner Entscheidung, ob er seinen besten Freund opfern würde, um all diese Menschen zu retten, war sicherlich nicht sehr hilfreich. Eine solche Last konnte niemand ohne weiteres überstehen, viele würden daran zerbrechen. Yugi wollte am liebsten zu Yami gehen und ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter legen, ihm einfach beistehen, doch durch das gegnerische Monster hinter ihm, kaum dreißig Zentimeter Abstand, war er gezwungen, an seinem Platz zu bleiben. Langsam beschlich ihn ein Gefühl, das ihn nicht mehr loslassen wollte, etwas, das seinen Mut sinken ließ. Yugi atmete tief ein, versuchte, seine Fassade aufrecht zu erhalten. Ich muss ihn dazu überreden, es zu tun. Ich muss stark sein, ihm wird es zumindest dann etwas leichter fallen, die Schutzmauer zu zerstören, wenn er denkt, mir würde es nichts ausmachen. In Wirklichkeit jedoch musste sich Yugi eingestehen – er hatte Angst. Angst vor den Schatten, davor, wie sie ihn beeinflussen konnten, ihn handeln ließen. Er hatte gesehen, wie sie ihn verändern konnten, ja verändert hatten. Ich muss es tun... „Kuso!“, zischte Jonouchi wutentbrannt und sah zwischen Yami und Yugi hin und her. „Es muss doch 'was anderes geben, um das alles hier zu beenden!“ Seine Gedanken rasten, doch er wusste weder ein noch aus. Verdammt nochmal, das kann doch nicht wahr sein! Yugi darf sich nicht opfern, nur um uns zu retten, das darf nicht geschehen! Anzu konnte keinen wirklich klaren Gedanken fassen, ihr standen Tränen in den Augen. Verzweifelt versuchte sie, sie zurückzuhalten. Yugi... Yami... Satoi dagegen wirkte beinahe ruhig, gelassen, mit verschränkten Armen vor der Brust, doch wenn man etwas genauer hinsah, sah man, dass sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte. Sie biss leicht ihre Zähne zusammen, ihr Blick schweifte zu Teishi, der weiterhin das Schauspiel zu genießen schien. Wut flackerte in ihren Augen auf. Wie kann er ihnen das antun, sie so vor die Wahl zu stellen? Das ist doch unmenschlich! Irgendwie muss man ihn doch aufhalten können, ohne dass der Kleine hier Schaden nimmt! „Mou hitori no boku“, erhob Yugi seine Stimme, obwohl er leise sprach, konnten ihn alle in der Stille verstehen. „Es wird keinen anderen Weg geben, es geht nicht anders. Ich... bitte, Mou hitori no boku...“ Yami sah zu ihm auf. Yugi zuckte ein wenig zurück, seine Augen hatten sich kurzzeitig geweitet, er konnte nicht weitersprechen. Wut, Reue, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Schuld, all jene Gefühle, die ihn nicht loslassen wollten, sondern plagten, waren in Yamis Augen zu erkennen. Es war einer der seltenen Momente, in denen der Pharao jemandem sein Innerstes zeigte, zuließ, dass derjenige in ihm lesen konnte. Yugi sah ihn halb schockiert an, seine eigene Maskerade bröckelte. Etwas war in Yamis Augen, das Yugi verzweifeln ließ. Es traf ihn wie ein Faustschlag. Er hat Angst... „Ich will dich nicht verlieren, Aibou“, flüsterte Yami, sah seinem besten Freund direkt in die Augen. „Komm raus!“, rief Kaiba Seto quer durch den Park. Mokuba sah ihn verwirrt an. Wen meinte er denn? Sie waren doch die einzigen hier auf dem Platz. Der Schwarzhaarige konnte zunächst niemanden ausmachen, doch da raschelte es auf einmal seitlich vor ihm und sein Blick huschte dorthin. „Ah, Kaiba Seto“, meinte der Museumsdirektor Morasu und lehnte sich an einem Baum hinter ihm, seine ganze Körperhaltung zeigte vollkommene Gelassenheit. Als hätten sie sich zu einem Kaffeeklatsch verabredet. „Womit habe ich denn diese Ehre verdient?“ Ein kühles Lächeln stahl sich auf die Lippen des Ältesten. „Lassen Sie diese Höflichkeitsfloskeln“, befahl Kaiba barsch und mit finsterer Miene. „Sie stecken ebenfalls dahinter, dass nun diese ganzen Duell Monster die Menschen angreifen, habe ich recht?“ „Mich würde es interessieren, wie du auf diese Idee kommst“, entgegnete Morasu, neigte scheinbar neugierig seinen Kopf zur Seite. „Ha, das war ja wohl kein Kunststück“, erwiderte der Firmenchef spöttisch, während Mokuba nur ein wenig irritiert und still dem Gespräch lauschte. „Sie hätten leiser sein sollen, als Sie sich mit Ihrem Freund Teishi im Museum unterhielten. So unvorsichtig, wie Sie sind, wundert es mich nicht, dass Muto und seine Kindergartenfreunde mit dem Hündchen Sie schon unter Verdacht hatten.“ „Ach, du warst tatsächlich einmal in meinem Museum?“ In Morasus Augen blitzte es auf. „Interessierst du dich etwa doch für deine Vergangenheit im Alten Ägypten, Hohepriester Seth?“ Kaiba knurrte gefährlich und murmelte etwas, das so ähnlich klang wie „Ich bin kein bescheuerter Priester, sondern der Firmenchef eines Milliardenkonzerns!“ Auf einmal flog über ihren Köpfen hinweg ein riesiges geflügeltes Ungeheuer, welches sein Maul weit aufriss und einen gelb-orangen Feuerball ausstieß – der direkt auf Mokuba zu raste. Kaiba reagierte blitzschnell, zog eine für ihn äußerst bekannte Karte aus seinem Deck und hielt es empor. Die Luft fing an zu flimmern, ein starker Wind fegte durch den Park und ließ die Temperatur seltsamerweise um einige Grade sinken. Seto hatte sich schützend vor Mokuba gestellt, seine Augen funkelten zornig. Der Feuerball traf auf einen weiteren weißen Energieball und zerbarst, der Weiße Drache mit eiskaltem Blick war auf der Bildfläche erschienen und gab einen warnenden Laut von sich. Er hatte sich verteidigend vor seinem Meister aufgebaut, während das angreifende Monster wieder zurückwich und hinter Morasu zu stehen kam. Dieser hatte die ganze Szene still beobachtet, sich keinen Zentimeter fort bewegt. Seine Miene war kalt und berechnend. „Das war ein Fehler, meinen kleinen Bruder anzugreifen“, sagte Kaiba bedrohlich leise und rief seine restlichen Monster. Ein erbitterter Kampf begann. Yugi sah seinen besten Freund schweigend an, bis er nach einiger Zeit seinen Kopf senkte, als wollte er seine Gefühle verbergen. Zweifel nagten an ihm. Ich habe nicht darauf geachtet, dass Yami einfach Angst hat, mich zu verlieren... . Natürlich, diese ganze Sache mit dem Orichalkossiegel, er fühlt sich immer noch schuldig dafür. Und jetzt verlange ich von ihm, dass er mich noch einmal ausliefert und mich vielleicht sogar an die Schatten verliert... Yugi schloss gequält seine Augen. Es tut mir leid, Mou hitori no boku... Plötzlich war ohrenbetäubender Krach vom oberen Stockwerk zu hören. Alle sahen irritiert hinauf, kurzzeitig war ihr Dilemma vergessen, denn es hörte sich an, als würde jemand das halbe Museum auseinander nehmen. Auf einmal schien sich das Getöse zu nähern, als hätte es Beine und würde den Korridor zu ihnen zum Raum hinunter laufen. Auf einmal schoss ein eisiger Strahl in die Halle, welcher zwischen Yami auf der einen Seite und Teishi, Otogi und Kame auf der anderen Seite hindurch auf die nächstbeste Wand traf und ein kleines, präzises Loch hinterließ. „Was?!“, riefen die Anwesenden teils entsetzt, teils verwirrt und wieder ein anderer Teil einfach nur erleichtert darüber, dass endlich etwas passierte, und sahen zum Eingang. Die Augen aller weiteten sich vollkommen überrascht. Ein kleines, blondhaariges Mädchen stand dort, während hinter ihr ein riesiger, mit Kristallen benetzter Drache lauerte und alle im Raum mit seinem Blick zu durchleuchten schien. Es war ein äußerst... skurriles Bild. „Angriff!“, rief Hopkins Rebecca laut und zeigte auf Teishi und seine, wenn auch unfreiwilligen, Verbündeten. Otogi und Kame hatten keine Zeit mehr zum Reagieren, konnten ihre Monster nicht zurück- oder Neue aufrufen, denn da schossen auch schon unzählige Eiskristalle des Diamantkopfdrachen auf sie zu. Doch – sie wurden nicht von ihnen getroffen. Alle Monster von Otogi waren auf seinen Meister zugeeilt und hatten sich schützend vor ihm aufgebaut. Kames Monster dagegen, Verzweiflung aus der Finsternis, hatte sich nicht von der Stelle gerührt, sondern stand immer noch dicht hinter Satoi, seine Klauen nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt. Kalt glitzerten seine Augen in den Höhlen. Stattdessen hatte ihn ein Monster beschützt, das einer Eisskulptur ähnelte und einen Schild und einen Speer aus eben diesem Material in seinen Händen hielt. Der Schild war schützend vor Kame gelegt. Es war Koa'ki Meiru, Satois Monster. Durch diesen Schild jedoch wurde auch Teishi vor dem Angriff bewahrt, der dicht hinter Kame stand und nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, als das Chaos begann. „Ich danke dir herzlich, dass du uns beschützt hast, Satoi“, sagte Teishi spöttisch grinsend, das Gesicht zu ihr gewandt. Ihr Blick erdolchte ihn tausendmal. „Satoi...“, flüsterte Kame, so leise, dass ihn niemand verstand, ohne hätte Lippenlesen zu müssen. Sie sahen sich stumm an, musterten einander. Ein kleines, kaum sichtbares Lächeln stahl sich auf Satois Lippen, ein geradezu sanfter Ausdruck lag in ihren Zügen. Dachtest du etwa wirklich, ich würde dich dem Angriff einfach so ausliefern? Du bist mein Freund, Yato, und das wird immer so bleiben, egal, was geschieht. Kame dagegen ließ nichts in seinen Augen erkennen, keine einzige Gefühlsregung. Stille, in der sich alle zunächst einmal an die gesamte Situation gewöhnen mussten. Das Blatt hatte sich doch noch mehr als nur überraschend gewendet, Anzu, Jonouchi und Yugi waren nun frei und hatten sich eilig zu ihrem Pharao gesellt. Yugi war unbeschreiblich froh darüber, endlich Yami beistehen zu können, ihm das Gefühl zu geben, nicht mehr ganz auf sich allein gestellt zu sein. Seine Hand ruhte auf dessen Schulter. In Yamis Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab, zumindest war Yugi nun nicht mehr unmittelbar einer Gefahr ausgesetzt. Dennoch, Yami musste immer noch eine Entscheidung fällen, die seine Miene verfinsterte und sich wie ein Schatten über ihn legte. Rebecca war während des Angriffs ihres Monsters in den Raum gerannt und stand nun direkt neben Yugi, natürlich nicht ohne, sich an seinen Arm zu klammern. Ihr Drache hatte sich bedrohlich hinter den Freunden aufgebaut, jederzeit dazu bereit, sie zu beschützen. Doch die Freunde mussten vorsichtig sein, denn immer noch wurden Otogi und Kame von den Schatten kontrolliert, Satoi war ebenfalls noch nicht befreit, sondern wurde von einem äußerst gefährlichem, dunklem Monster in Schach gehalten. „Ich muss sagen, ihr habt mich überrascht“, sagte Teishi in die Stille hinein und applaudierte anerkennend. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch ein weiterer Freund euch helfen würde, nicht schlecht.“ „Wir hatten es ja selbst nicht gewusst“; murmelte Jonouchi leise. „Wie kommst du denn überhaupt hierher?“, fragte Anzu und musste sich eingestehen, noch nie so froh gewesen zu sein, das kleine, für sie ziemlich nervige Mädchen zu sehen. „Das erzähl ich euch später“, sagte Rebecca nur und versuchte, die Situation einzuschätzen. Sie erkannte Otogi, der hinter sich praktisch eine Armee an Monster hatte und ganz offensichtlich auf der Seite ihres Gegners war. Doch die beiden Männer neben ihm waren ihr fremd, genauso wie die Frau, die gefangen gehalten wurde. Irgendetwas stimmt hier nicht..., dachte sie. Ist dieser Ryuji nicht eigentlich ein Freund von meinem Yugi und seinen Freunden? Und dieser eine da, der hinter Ryuji und dem Mann dort steht, ist hier definitiv der wahre Feind, sein selbstgefälliges Grinsen sagt alles. Aber der Mann, der ihn so offensichtlich beschützt... irgendetwas ist mit ihm, eben habe ich das noch gar nicht bemerkt, aber jetzt... da stimmt etwas nicht, genauso wie bei Ryuji... . Und wer ist diese Frau? Fragen über Fragen stellten sich ihr, verwirrten sie zunehmend. „Und, was wollt ihr jetzt machen?“, fragte Teishi in die Runde, seine Augen blitzten interessiert auf. „Ein Großteil von euch ist jetzt befreit, ihr habt einen Freund mehr, der euch helfen könnte, und nun? Wieso greift ihr denn nicht an?“ Wütendes Schweigen herrschte unter den Freunden, denn sie wussten, Teishi wollte sie provozieren. Es klappte. „Es ist mir neu, dass der Namenlose Pharao einmal darauf achtet, dass ein Menschenleben verschont wird“, sagte Kame auf einmal, ein kaltes Grinsen umspielte seine Lippen. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Da wandte er sich zu Satoi um, ging einige Schritte auf sie zu. Die Freunde verstanden nicht, was der Referendar vor hatte. Wollte er Satoi nur Angst einjagen, oder ihr sogar etwas antun? Sie waren sich unsicher, was sie nun tun sollten, sie konnten nichts gegen ihre Gegner tun, ohne auch nur Satoi in Gefahr zu bringen, währenddessen schritt Kame immer weiter auf sie zu. Er wirkte bedrohlich. Teishi ließ seinen 'Freund' machen, war selbst gespannt darauf, was nun folgen würde, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass es ihm zugunsten sein würde. Satoi sah ihren besten Freund irritiert an, versuchte, in seinen Augen zu lesen, doch dort war etwas, das sie nicht wirklich deuten konnte. Allmählich beschlich sie ein unbehagliches Gefühl, denn sie wusste nicht, was sie erwartete. Ein Gefühl, dass der Angst nicht unähnlich war, doch sie verbot sich, diesen einen Gedanken überhaupt zu denken. Nein, er wird mir nichts tun, ich habe es doch gesehen, eben, als mein Monster ihn beschützt hatte, da war doch etwas in Yatos Augen, als würde er sich an etwas erinnern. Kurzzeitig schien er wieder der Alte zu sein, aber jetzt... verdammt, ich weiß nicht, was mit ihm ist! Kame war bei seiner Freundin angekommen, stand nicht einmal einen halben Meter von ihr entfernt, immer noch haftete dieses kühle Grinsen auf seinem Gesicht. „Was... willst du?“, fragte Satoi, durchleuchtete ihn mit ihrem Blick. „Hast du denn gar keine Angst vor mit, Keiki?“, entgegnete Kame und ignorierte ihre Frage. Kurz flackerte Unsicherheit in ihren Augen auf, kleinste Zweifel, bis sie sich jedoch straffte und mit einem entschlossenem „Nein“ antwortete. „Hm“, machte Kame und ließ, wie beiläufig, seine Hand in die Hosentasche gleiten, in der sein Deck lag. Satoi sah auf seine Hand hinunter, fragte sich, ob Kame vor hatte, noch ein weiteres Monster zu rufen, weshalb auch immer. Was hat er vor? Als Satoi jedoch wieder aufsah, weiteten sich ihre Augen erstaunt, denn – Kames Grinsen hatte sich verwandelt. Wo es vorher noch kalt und spöttisch aussah, war es nun ein warmes Lächeln, das ihr Mut gab. „Was-?“, fragte Satoi vollkommen verdutzt, als Kame plötzlich seine Karte empor hielt und rief: „Lichtschwerter!“ Da schossen, wie aus dem Nichts, gleißend helle Schwerter herab, Kame zog Satoi blitzschnell aus dem Ziel, als die Fallenkarte auch schon ihren Zweck erfüllte und das Monster, welches Satoi bisher gefangen gehalten hatte, einsperrte. Weder Teishi und Otogi noch Yami und die anderen hatten wirklich realisiert, was in den letzten Sekunden gerade passiert war. Alles war so schnell vonstatten gegangen, keiner von ihnen hatte erwartet, ja auch nur geahnt, dass Kame so etwas tun würde. Eine Überraschung jagte die nächste. „Yato, du bist wieder der...?“, konnte Satoi nur fassungslos hauchen, auch sie hatte, wenn sie ehrlich zu sich war, keineswegs gedacht, dass Kame sie von seinem eigenen Monster befreien würde. „Ja, ich bin wieder der Alte“, antwortete der Referendar auf die unvollendete Frage und konnte sich ein kleines, amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Die Gesichter waren einfach nur zu göttlich. Sie alle spürten den Unterschied zwischen dem Kame vor einigen Minuten und dem, der nun neben Satoi stand und sie anlächelte. „Wie kann das sein?!“, rief Teishi geschockt. Zum ersten Mal konnte er seine Ruhe und Gelassenheit nicht mehr wahren, sondern zeigte ganz offen seine Fassungslosigkeit. Er starrte Kame unverwandt an. „Vorhin, als Satoi ihr Monster mich beschützen ließ, wurde ich endlich wach gerüttelt. Ich hatte mich zuvor von den Schatten leiten lassen, ich war dumm, ihnen zu glauben, dass der Namenlose Pharao an allem schuld sei. Ich muss gestehen, ich wollte ihnen glauben, ich konnte es einfach nicht fassen, dass du, Teishi, mich so verraten haben solltest. Ich war zu schwach, um mich ihnen entgegen zu setzen, und ließ mich ihrem Willen unterwerfen. Sie haben mich sogar so weit dazu gebracht, dass ich meine beste Freundin gefangen nehmen ließ! Doch durch Satois Aktion habe ich erkannt, dass das, was ich hier tat, vollkommen falsch war, ich habe angefangen, mich gegen die Schatten zu wehren, und es scheint erfolgreich gewesen zu sein.“ Ein kleines Funkeln trat in seine Augen, Stolz, Triumph? „Dein Plan ist gescheitert, Teishi, oder sollte ich lieber sagen, Schatte-“, doch da unterbrach er sich mit einem Mal selbst. Er kniff die Augen zusammen, seine Miene war plötzlich schmerzverzerrt. Er griff sich an den Kopf, stöhnte leise auf vor Schmerz, seine Knie gaben nach und er musste sich mit der linken Hand vom Boden abstützen, um nicht vornüber zu fallen. Yami und die anderen eilten schnell zu ihm hin, Sorge spiegelte sich in ihren Augen wieder. Satoi hatte sich bereits zu ihm hingehockt. „W-Was hast du denn auf einmal, Yato?“, fragte sie mehr als nur besorgt und fasste ihn am Arm. „Mein Kopf... ich... nein, nicht schon wieder...“, murmelte Kame. Ihre Sorge wuchs, denn seine Stimme hatte einen entsetzlich verzweifelten Ton angenommen. Bitte, nicht... „Anscheinend doch nicht ganz so erfolgreich“, sagte Teishi und sah herablassend zum Referendaren. Ich habe doch gesagt, dass niemand den Schatten widerstehen kann. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verzweiflung aus der Finsternis: http://www.yugioh-wiki.de/w/images/4/43/Verzweiflung_aus_der_Finsternis.jpg Eis von Koa'ki Meiru: http://www.etcg.de/yugioh/sets/RGBT/DE025.jpg Diamantkopfdrache: http://images.wikia.com/yugioh/images/4/4a/DiamondHeadDragon-JP-Anime-DM.png Kapitel 34: Alles oder nichts ----------------------------- Ich habe es ja gewusst: Wieder einmal ist so viel Ungeplantes ins Kapitel geflossen, es scheint, als hätte ich die Angewohnheit, alles in die Länge zu ziehen *seufz* Na ja, jedenfalls dürfte dies ungefähr das drittletzte Kapitel dieser FF sein, vielleicht auch das viertletzte, kommt ganz darauf an, was ich noch spontan einbaue (schon so nahe dem Ende *schnief*) KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 34 – Alles oder nichts „W-Was hast du denn auf einmal, Yato?“, fragte sie mehr als nur besorgt und fasste ihn am Arm. „Mein Kopf... ich... nein, nicht schon wieder...“, murmelte Kame. Ihre Sorge wuchs, denn seine Stimme hatte einen entsetzlich verzweifelten Ton angenommen. Bitte, nicht... „Anscheinend doch nicht ganz so erfolgreich“, sagte Teishi und sah herablassend zum Referendaren. Ich habe doch gesagt, dass niemand den Schatten widerstehen kann. Der Referendar krümmte sich, als würde er große Schmerzen erleiden. Er stöhnte leise auf, qualvoll. Seine Lippen waren zusammengepresst, als wollte er einen weiteren Schmerzenslaut unterdrücken, die Augen geschlossen, Verzweiflung war in seinem Gesicht zu erkennen. „Ich will nicht... beherrscht werden... lasst mich... lasst mich!“, rief Kame zu niemandem. Immer wieder redete diese eine Stimme auf ihn ein, dröhnte in seinem Kopf, ließ ihn nicht klar denken; ihm war so, als wollte eine unsichtbare Macht von ihm Besitz ergreifen und ihn manipulieren. „Wir müssen ihm helfen, irgendwie!“, sagte Satoi, außer sich vor Sorge. Sie sah hilfesuchend zu Yugi und den anderen, ihr Blick schwenkte fast augenblicklich zu Yami. Dieser sah sie mit leicht geweiteten Augen an, schüttelte kaum merklich den Kopf. Er hatte seine Fassade nicht mehr aufrichten können, seine Maske bestand nur noch aus zerbrochenen Teilen, die er nicht mehr zusammensetzen konnte. Nicht jetzt, nicht bald. „Nein, ich... ich kann nicht, Satoi, es tut mir leid, aber... ich kann einfach nicht...“ Der Namenlose Pharao ist böse, du darfst ihm nicht trauen! – Nein, er ist einer von den Guten, ihm kann ich vertrauen! – Er ist hinterlistig, er will dich nur täuschen! – Das stimmt nicht, ich bin mir sicher, er würde nie jemandem mit Absicht schaden wollen, ich weiß es! – Und dabei kennst du ihn nicht einmal... – Man sieht es manchmal Menschen an, ob sie 'gut' sind oder nicht – Töricht, ihm blind zu vertrauen, Kame... Hast du vergessen, damals, als...? Kame stockte kurzzeitig der Atem. Hör auf, Schluss damit! – ... als Omoide dich verra- – Nein, ich will mich nicht daran erinnern! Ich lebe im Hier und Jetzt! – Und begehst immer noch dieselben Fehler wie in der Vergangenheit... – Es ist kein Fehler, Vertrauen zu schenken! – Ach wirklich, Kame? Der Referendar biss seine Zähne zusammen, ein Ausdruck von beinahe kindlichem Trotz schlich sich auf sein Gesicht. Wirklich! „Verdammt, Teishi!“, schrie Satoi wutentbrannt und sah diesen mit einem tödlichen Blick an. „Beende das, sofort! Das kannst du ihm nicht antun, das kannst du einfach nicht! Er hat dich vorhin vor meinem Monster gerettet, er hat dich [style type="italic"]beschützt[/style], weil er immer noch daran glaubt, du seist sein Freund! Da kannst du jetzt doch nicht einfach... das... das ist doch nicht mehr... menschlich!“ Satoi verlor vollkommen ihre Fassung, wusste nicht mehr, was sie denken oder sagen sollte. Zu viel auf einmal. Überraschenderweise jedoch schwieg Teishi, wo er sich vorher doch noch gekonnt verteidigt hatte. Seine Augen hatten einen eigenartigen Glanz angenommen, den die Freunde nicht wirklich beschreiben vermochten. Sie flackerten leicht unruhig, als würde er innerlich einen Kampf ausfechten. Nach einigen Sekunden sah er auf, musterte Yugi und die anderen kühl. „Ich trage keinerlei Schuld daran, dass er mich immer noch für seinen Freund hält, das hat er sich allein seiner Schwäche und Dummheit zuzuschreiben. Außerdem bin nicht ich es, der ihm jetzt Schmerzen bereitet. Es sind die Schatten, sie versuchen, ihn einzunehmen.“ Seine Mundwinkel zuckten verdächtig, bis sie sich zu einem leisen Grinsen verzogen, welches seltsamerweise ironisch wirkte. „Was sollen wir jetzt nur tun?“, flüsterte Anzu verzweifelt, ihre Gedanken rasten, doch sie kam zu keinerlei Lösung – zumindest zu keiner Lösung, die niemanden ihrer Freunde schaden würde. „Wieso greifen wir diesen elenden Teishi denn nicht einfach an?“, knurrte Jonouchi und könnte den eben Genannten am liebsten erschlagen, dafür, was er alles getan hatte, dass er nun auch noch seinem Freund das Leiden überließ – ihn hat leiden lassen. „Das nützt nichts“, murmelte Yugi. Anzu und Jonouchi sahen ihn fragend an. „Wir könnten ihn zu einem Duell herausfordern, selbst zu einem Schattenduell, doch wenn wir siegen würden, was bringt uns das denn? Das Schattenreich ist immer noch geöffnet, die Schattenwesen und all die Duell Monster sind immer noch in unserer Welt und versuchen, die ganze Menschheit zu vernichten. Selbst wenn Teishi die Seele genommen wird, wird sie ins Schattenreich verbannt und da dieses immer noch offen steht, kann sie abermals in diese Welt gelangen und darf sich einen Wirt suchen. Außerdem... niemand hat es verdient, dass ihm seine Seele genommen wird.“ Yugi schüttelte leicht den Kopf, sein Blick war reuevoll. „Egal, was er getan hat.“ „Du hast recht“, sagte Anzu leise. Es wäre unmenschlich... „Aber was sollen wir denn sonst tun?“, fragte Jonouchi mit geballten Fäusten. Er hasste es, tatenlos herumzustehen. „Wir können doch nicht einfach hier so-!“ „Es gibt nur einen Ausweg, das wisst ihr“, unterbrach Yugi ihn, seine Stimme war auffallend ruhig. Augen weiteten sich. „Nein, das macht Yami nicht, auf gar keinen Fall!“, rief Jonouchi entrüstet, sodass sich alle zu ihm umwandten und ihn verwirrt anstarrten. Yami drehte sich mit hochgezogener Augenbraue zu ihm um – und wurde bleich. Er ahnte, worüber sie diskutierten. Ich muss immer noch eine Entscheidung treffen... „Es gibt nur diese eine Möglichkeit, Jonouchi...“ „Nein, es muss noch einen anderen Weg geben, Yugi! Du wirst dich ganz sicher nicht opfern, um uns alle zu retten, das lasse ich nicht zu! Nicht meinen besten Freund!“ Er sah Yugi wütend an, hasste ihn in diesem Moment für seine Selbstlosigkeit. Yugi sah ihn zunächst leicht überrascht an, hatte nicht mir einer derartig heftigen Reaktion gerechnet, bis sich sein Blick wandelte und ebenfalls ein Funken Wut in seinen Augen zu erkennen war. Er versteht einfach nicht...! „Und du denkst etwa, ich würde zulassen, dass euch allen etwas passiert? Wenn es schon nur diese eine Chance gibt, muss ich sie auch ergreifen, anders geht es nun einmal nicht, Katsuya!“ „Ganz toll, wenn Yami dann diese Schutzmauer fallen lässt, werden dich die Schatten belagern, darauf bist du also scharf?!“ „Das stimmt nicht, und das weißt du auch selber ganz genau, Jonouchi“, erwiderte Yugi zischend. Eine unglaubliche Wut war in ihm entfacht, die er nicht unter Kontrolle hatte, eine Wut, die er lange nicht mehr verspürt hatte. Feurig, temperamentvoll und zerstörerisch zugleich. Er dachte nicht über seine nächsten Worte nach, sie sprudelten wie von selbst aus ihm heraus. „Denkst du etwa wirklich, ich würde diese Schatten wieder in meiner Seele haben wollen? Verdammt nochmal, Katsuya, verstehst du denn nicht?! Ich habe Angst vor ihnen, ich habe Angst davor, dass sie mich wieder so verändern und ich wieder zu dem Yugi werde, der ich noch vor einigen Wochen war! Ich hatte gehofft, dass so etwas nie wieder passieren würde, aber... es muss, ich will nicht, dass noch mehr Menschen zu Schaden kommen, vor allen nicht ihr, meine Freunde...“ Zum Ende hin wurde Yugi immer leiser, wurde sich allmählich bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Seine Augen weiteten sich erschrocken. Nein, bitte nicht... Er sah ruckartig zu Yami und begegnete augenblicklich seinem verzweifelten Blick, der starr auf ihn gerichtet war. Yugi hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Ich hätte auf meine Worte achten müssen, das hätte Mou hitori no boku nie erfahren dürfen. Es wird ihm nur noch schwerer fallen, es zu tun... Verdammt, wieso habe ich mich wieder von der Wut leiten lassen, warum schon wieder? Was ist mit mir los?! Jonouchi war gewissermaßen sprachlos, schwieg. Auch er hatte sich nicht kontrollieren können, wieder einmal, doch er war berühmt für sein Temperament, das schnell einmal mit ihm durchging. Auch ihm sickerte es langsam durch, was er gerade passiert war. Angst... natürlich hat er Angst, wie hatte ich überhaupt behaupten können, er wolle sich freiwillig den Schatten ausliefern. Reuevoll blickte er auf den Boden. Ich bin dumm, einfach nur dumm. Immer wieder... „Yugi...“, begann Katsuya nun deutlich leiser, wurde jedoch abermals von seinem besten Freund unterbrochen, der sachte den Kopf schüttelte. „Ist schon okay, Jonouchi. Wir beide waren schuld“, sagte Yugi ein wenig seufzend, zwang sich dann zu einem Lächeln, das immer mehr an Aufrichtigkeit gewann, und hielt seinem Freund die Hand hin. Jonouchi sah ihn zuerst erstaunt an, bis auch er leicht lächelte und einschlug. „Wie rührend“, zischte Teishi in die darauf folgende Stille hinein. Seine Stimme hatte einen verächtlichen Ton angenommen, dass viele ihm einen mehr als nur bösen Blick zuwarfen. Wenn Blicke töten könnten, wäre Teishi längst erdolcht worden. Sie sind ja so dumm; es werden keine Schatten gebraucht, um diese Menschen dort auseinander zu bringen. Sie lassen sich immerzu von ihren Gefühlen leiten und zerstreiten sich. Und was den Pharao angeht... Teishi grinste gefährlich frohlockend. Er wird noch lang genug leiden, seine Schwäche ist definitiv dieser Junge, Muto Yugi. Er ist ja so leicht zu zerstören... Ich bin gespannt, wie wirst du dich entscheiden, mein lieber Freund? Oder eher, wirst du dich jemals entscheiden können? Rebecca verstand nicht recht. Mein Yugi will sich für all die Menschen opfern? Wie will er das bewerkstelligen? Und von welchen Schatten haben sie denn geredet, ich kenne nur das Schattenreich, doch davon weiß ich auch nichts genaueres. Eins war für sie jedoch vollkommen klar: Sie würde es nicht zulassen, dass ihrem Yugi etwas passierte, da war sie mit Jonouchi einer Meinung. Sie verstärkte den Griff um Yugis Arm, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Yugi sah zum blonden Mädchen herab, als er den höheren Druck auf seinem Arm spürte. Stimmt, Becca weiß noch nichts davon... Aber... vielleicht ist es ja besser so, dass die nichts genaueres weiß. Sie würde es nicht wollen. „Keine Sorge, Becca... Mir wird schon nichts passieren, glaub mir“, flüsterte Yugi ihr zu und lächelte sie beruhigend an. Es wollte ihm nicht wirklich gelingen. „Ate-... Yami...“, begann Kame plötzlich. Yami wandte sich verwundert um, hatte nicht erwartet, dass Kame ihn ansprechen würde, vor allem nicht mit seinem Vornamen. Sonst gebrauchte der Referendar immer seinen Nachnamen, gelegentlich auch 'Pharao'. Warum tut er das jetzt? Kame sah auf, schaute zu Yami. Er zuckte zurück. Kames Blick war flehend, welches so gar nicht mit dem Bild übereinstimmen wollte, den Yami bisher von dem Referendaren hatte. Sonst war er doch stark und ließ sich seine Gefühle nicht anmerken, zeigte keinerlei Schwäche. Er erinnerte ihn an sich selbst. „Yami... ich bitte dich... tu es.“ Er erstarrte und sog sogleich scharf die Luft ein. „Nicht meinetwegen, nicht weil ich gerade von den Schatten belagert werde. Nein, ich will, dass... mein bester Freund befreit wird...“ Kames Blick huschte kurz zu Teishi und wieder zurück. „Befreit?“, wiederholte Yami irritiert und schaute ebenfalls zu ihrem Gegner. Dieser hatte seinen Blick lediglich auf Kame gerichtet, blieb stumm und musterte ihn weiterhin. Irgendetwas war nun anders als zuvor. Teishi war anders, er sagte kein Wort, seine Augen flackerten abermals unruhig. Etwas ging in ihm vor, das wusste Yami, doch was nur? Teishi schien beinahe in seiner eigenen Welt versunken. Wieder schien er innerlich um etwas zu kämpfen. „Was meinst du mit 'befreit'?“, fragte Yugi verwirrt. „Ich bin mir sicher...“ Es schien dem Referendaren sogar Kraft zu kosten, auch nur zu sprechen. Sein Gesicht verzog sich leicht vor Schmerz, ein Stöhnen konnte er gerade noch so unterdrücken. Er musste sich stark konzentrieren, durfte sich keinen Fehltritt erlauben, ansonsten würde er sich nur allzu bald wieder in den Klauen der Schatten befinden, als ihm lieb war. „Auch Teishi wird... von einem Schattenwesen... kontrolliert... ich kenne ihn...“ Kames Stimme hatte zum Ende hin an Entschlossenheit gewonnen, als wollte er keinerlei Zweifel zulassen. Es war erstaunlich, wie sehr er doch an seinem Freund hing und nach all den Geschehnissen immer noch an ihn glaubte. Man könnte es fast schon als naiv bezeichnen. „Yato...“, hauchte Satoi kaum hörbar und sah ihren Freund mit undeutbarem Blick an. Ich wusste ja nicht, wie sehr du an ihm hängst... Was ist in deiner Vergangenheit passiert, Yato? Was war nur vor fünf Jahren? Yami durchleuchtete Teishi mit seinem Blick, suchte nach kleinsten Anzeichen von Schattenkreaturen, doch – es war, als hätte Teishi eine Wand um sich herum aufgebaut. Er konnte nicht erkennen, ob er von Schatten kontrolliert wurde, ja konnte nicht einmal einschätzen, zu was er noch fähig war. Er spürte nichts, das von Teishi ausging. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Irgendwas stimmt hier nicht... Da legte ihm jemand eine Hand auf den Oberarm und holte ihn somit aus seinen Gedanken. Yami sah leicht hinab und begegnete dem Blick Yugis. Mit voller Wucht kam die Verzweiflung zurück. „Es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen es tun.“ Ernsthaftigkeit zeichnete sich von den sonst so fröhlichen Zügen Yugis ab, doch plötzlich lächelte er seinen Freund an. Es war ein ehrliches Lächeln, ein Lächeln, welches Yami sich besser fühlen ließ und ihm Mut gab. „Ich werde gegen die Schatten ankämpfen und gewinnen, das verspreche ich dir, Mou hitori no boku. Ich lasse mich kein weiteres Mal von ihnen beherrschen.“ Yugis Augen leuchteten, Entschlossenheit strahlte dem Pharao entgegen. Ich werde durchhalten, ich werde mich nicht kontrollieren lassen, das schulde ich dir, Mou hitori no boku! „Aibou...“, sagte Yami leise und musste unwillkürlich schlucken. Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein... du kommst nicht gegen die Schatten an, Yugi, deine Seele, sie-“ „Ich muss ja nur einen kleinen Moment lang aushalten“, unterbrach Yugi ihn. „Wenn du deine Schutzmauer fallen lässt, kannst du dann deine ganze Magie darauf verwenden, all die dunklen Duell Monster und die Schattenwesen wieder in das Schattenreich zu sperren und es zu schließen. Damit würdest du ebenso die Schatten, die mich verfolgen, verbannen, nicht wahr?“ Yami sah ihn überrascht an, genauso wie seine übrigen Freunde. Daran hatten sie alle nicht gedacht, nicht eine Sekunde lang. Der Pharao starrte ihn stumm an, blinzelte mehrmals. Es sah witzig aus, wie Yami so um Fassung rang. „Stimmt!“, entfloh es Jonouchi. „Aber... Aibou, wirst du es wirklich aushalten können? Das alles wird nicht in wenigen Sekunden vonstatten gehen, ich muss all meine Magie sammeln, all meine Kräfte, ich kann mir nicht einmal sicher sein, ob ich es wirklich schaffe. Es wird hart werden, ich muss alleine die dunklen Wesen rufen und das Schattenreich wieder schließen, meine Kräfte könnten vielleicht nicht ausreichen. Was ist dann mir dir, ich meine, die Schatten werden dich, sobald ich meinen Schutzwall vernichte, überwältigen und versuchen, deine Seele irgendwie zu zerstören, das ist zu viel für dich und-“ „Nein, Mou hitori no boku!“, stoppte Yugi Yamis Redeschwall und fasste ihn an den Armen, schaute ihm eindringlich in die Augen. Es schien, als hätten Yugi und Yami die Positionen gewechselt, als sei nun Yugi der Stärkere von beiden. Doch beide wussten, dass dem nicht so war, dass sie sich ebenbürtig waren. „Glaub daran, dass du es schaffst. Vertrau mir, wir beide werden das überstehen, wir sind nicht allein. Alle stehen hinter uns.“ Mit diesen Worten zeigte Yugi auf ihre Freunde. Jeder Einzelne von ihnen sah Yami aufmunternd an, auch sie hatten endlich verstanden. Rebecca wollte es nicht wirklich wahr haben, wollte nicht, dass ihr Geliebter sich dermaßen in Gefahr begab, soweit hatte sie es verstanden gehabt. Aber... anscheinend muss es so sein, damit die Welt gerettet werden kann... Resignation durchflutete sie. Es gab keinen anderen Weg. Yami sah schweigend auf Yugi hinab, man konnte seinen inneren Kampf allzu deutlich spüren. Ich muss es jetzt tun... aber was ist mit Aibou... ich hatte mir geschworen, ihn für immer zu beschützen, und jetzt soll ich ihn den Schatten ausliefern... Das kann ich doch nicht verantworten, nicht einfach so! Yami schloss gequält seine Augen. Aber auf der anderen Seite... ich kann es auch schaffen, dass er für immer von ihnen befreit wird, ich muss dieses Risiko dazu eingehen... . Da öffnete er seine Augen wieder, sie strahlten auf einmal eine solch immense Entschlossenheit und Kraft aus, die jeden verblüffte. Yugi lächelte. Yugi ist stark, er wird es schaffen – und ich ebenso. Wir beide, gemeinsam. „Du hast es mir versprochen, Aibou“, flüsterte Yami ihm zu und begann sich zu konzentrieren. Was?! „Nein!“, rief Teishi auf einmal, er hatte einen Ausdruck in seinen Augen, dem niemand geheuer wahr. Er ähnelte purem Wahnsinn. Das darf nicht sein! Plötzlich schossen aus allen möglichen Richtungen her Monster, die die Freunde noch nie gesehen hatten. Es waren eindeutig Teishis Monster, die nun auf Yugi und Yami zuschossen und sie angreifen wollten. Auf Befehl Teishis folgten auch noch Otogis Monster. „Nein, das werde ich nicht zulassen!“, rief Jonouchi erzürnt und rief seine Monster, um seine beiden Freunde zu beschützen. Da müsst ihr Geier erst einmal an meinen Monstern vorbei! „Ihr werdet sie nicht erwischen können“, sagte Anzu entschlossen und tat es Jonouchi gleich. „Niemand wird meinem Yugi etwas tun!“ Rebeccas Monster eilten herbei. Satoi sah leicht erstaunt zu den drei Freunden, die eine ganze Armee an Monster als Beschützer aufgerufen hatten. Ihre Augen begannen zu leuchten, ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie halten immer zusammen, egal, was passiert. Das Grinsen wurde breiter. Nun gut... dann will ich auch mal mitmischen... Bald darauf erschienen zahlreiche Monster neben ihr und stürzten sich in den Kampf. Ihr Blick glitt zu ihrem besten Freund, der am Boden hockte, nicht genug Kraft hatte, um aufzustehen. Sie entdeckte ein Lächeln auf seinen Lippen. Wir glauben an euch, Namenloser Pharao und Muto. Yami hatte seine Augen geschlossen und tastete im Geiste nach seinem Schutzwall, bis er ihn fand. Er atmete tief durch. Mit einem Ruck zerstörte er seine Mauer und überließ Yugi den Schatten. Denk an dein Versprechen, Aibou. Kapitel 35: Die Prophezeiung erfüllt sich ----------------------------------------- So, hier kommt endlich das 35. Kapitel, welches aber auch schon das vorletzte Kapitel dieser FF ist. *traurig ist* Aber ich muss sagen, dieses Kapitel ist mit mehr gelungen als die letzten ;) Viel Spaß damit! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Ishitaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Ishitaru Rishido – Odion Ishtar Leonhart von Schroider – Leon von Schröder/Leon Wilson Siegfried von Schroider – Siegfried von Schröder Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 35 – Die Prophezeiung erfüllt sich Aus allen möglichen Richtungen schossen Monster auf die Ägypter zu, immer mehr dieser dunklen, zerstörerischen Kreaturen kamen vom Himmel her, als wollte der Strom nie mehr enden. „Ryouta, hinter dir!“, rief Ishutaru Ishizu warnend. Kajiki Ryouta wandte sich blitzschnell um und konnte gerade noch rechtzeitig eine Zauberkarte spielen, um den Angriff eines gegnerischen Monsters abzuwehren. „Danke!“, rief Ryouta zurück und widmete sich den beiden Monstern, die ihn seit mindestens einer halben Stunde nicht in Ruhe lassen wollten. „Schwester!“, „Ishizu!“, sagten Mariku und Rishido gleichzeitig, dass Ishizu sich wieder zu ihrem Monster drehte. Sie wollte sich verteidigen, doch da schossen auch schon zwei Monster ihrer Freunde auf sie zu und und blockierten die Eissplitter, die sie beinahe getroffen hätten. „Ich danke euch“, sagte Ishizu mit einem kleinen Lächeln, wurde jedoch allzu bald wieder ernst und konzentrierte sich wieder auf den Kampf. Sie alle durften sich nicht ablenken, zu hoch war die Gefahr, von den gegnerischen Wesen attackiert zu werden; um sie herum herrschte einziges Chaos. Sie waren durch die Innenstadt Kairos gelaufen, auf dem Weg zu ihrem Jeep, um nach Hause zu kehren, als wortwörtlich der Weltuntergang begann. Immer wieder mussten sie weitere Monster entsenden, um die Menschen, die sich allesamt in ihre Häuser geflüchtet und zwar all ihre Türen verbarrikadiert hatten, zu beschützen, denn die dünnen Holztüren waren keineswegs Widerstände für die Monster mit ihren Feuerbällen und Eisattacken. Da hörte Rishido auf einmal ein leises Geräusch, etwas, das er nicht sofort definieren konnte. Es klang ähnlich einem... Wimmern, Schluchzen. Er konnte zunächst nicht ausmachen, aus welcher Richtung es kam, als er sich dann nach links drehte und in eine Gasse hinein spähte, entdeckte er eine dunkle Gestalt am Boden knien, doch – sie war nicht allein. Am anderen Ende der Gasse raste ein Monster auf diese Gestalt zu, welches anscheinend ein vollkommen verängstigtes Kind war. Seine Augen weiteten sich erschrocken, seine Beine bewegten sich wie von selbst und im nächsten Augenblick hielt er das kleine Kind schützend in seinen Armen, wandte es vom Monster ab. Doch er hatte nicht daran gedacht, dass keines seiner Monster momentan frei von einem Kampf war. Er war schutzlos dem angreifendem Monster ausgesetzt. Rishido kniff seine Augen unwillkürlich zusammen, betete, dass dies alles gut gehen möge, und machte sich auf den Schmerz gefasst, doch – er blieb aus. Er sah irritiert auf und wandte sich leicht um, lugte vorsichtig über seine Schulter. Er riss seine Augen auf, Fassungslosigkeit und Verwunderung stand in ihnen geschrieben. Den anderen erging es nicht anders, auch Ishizu, Mariku und Ryouta waren nicht minder überrascht. „Wie...?“, hauchte Mariku mit großen Augen. „Was ist denn jetzt los?“, fragte sich Leonhart von Schroider verdutzt und blickte sich um. Auch bei seinem Bruder Siegfried und Pegasasu, auf dessen Insel sie vor einigen Stunden gelandet waren, um ihre Geschäfte abzuwickeln und ihr weiteres Vorhaben zu diskutieren, bot sich dasselbe Bild. Sämtliche feindlichen Monster waren wie zu Eis erstarrt, mitten in ihren Angriffen schien es so, als hätte jemand auf eine Stopp-Taste gedrückt. Die Monster auf ihrer Seite waren ebenso irritiert, wussten nichts zu machen. Sollten sie jetzt angreifen, oder nicht? Sie hatten sich alle bisher nur verteidigt, die Attacken abgewehrt, doch selbst angegriffen hatten sie nicht, auch wenn sich eine Gelegenheit geboten hätte. Was sollten sie nun tun? Plötzlich veränderte sich etwas, die Monster begannen auf einmal, eigenartig zu flackern, als seien sie lediglich fehlerhafte Hologramme. Sie schienen nun nicht mehr wie zu Stein erstarrt, ganz im Gegenteil, sie fingen an zu zappeln und um sich zu schlagen, als würden sie gegen eine unsichtbare Macht ankämpfen. „Was geht hier vor?“, fragte Siegfried von Schroider und erwartete gleichzeitig keine Erwiderung von den beiden anderen Anwesenden, denn er war sich sicher, niemand von ihnen wusste die Antwort. Es begann in Pegasasu Augen zu funkeln, er ahnte etwas. Yugi-Boy und seine Freunde... sie müssen etwas damit zu tun haben... . Ein Lächeln, welches eher einem Grinsen glich, stahl sich auf seine Lippen. Und wieder seid ihr die letzte Hoffnung für die gesamte Welt. Die Gewalt der Schatten traf Yugi mit voller Wucht, ein furchtbarer Schmerz fuhr ihm gleißend durch den Kopf, ihm war, als wollte sein Schädel gleich explodieren. Er keuchte auf, kniff seine Augen zusammen. Yugi konnte nicht mehr aufrecht stehen, zu groß war nun der Schmerz, der blitzschnell durch seinen ganzen Körper fuhr und ihn auf die Knie zwang. Er ließ Yamis Hand nicht los, konnte einfach nicht. Immer wieder drangen die Schatten auf ihn ein, versuchten, ihn zu überwältigen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen. Er biss hart seine Zähne zusammen. Ich habe es Mou hitori no boku versprochen, ich werde mich nicht von ihnen einnehmen lassen! Nie mehr! Yami konzentrierte sich einzig und allein auf seine Magie, sammelte seine Kräfte, hielt seine Augen zwanghaft geschlossen und blendete alles andere um ihn herum aus, oder eher, versuchte es zumindest. Immer wieder glitten seine Gedanken zu Yugi herüber, seine Sorge wuchs ins Unermessliche, es war kein schönes Gefühl, es war unerträglich. Er hatte Yugi aufkeuchen hören, dessen Hand, die bis vorhin noch ruhig in seiner gelegen hatte, hatte sich krampfhaft zusammengezogen, drückte nun unnatürlich schmerzhaft die Yamis. Er wollte am liebsten seine Augen öffnen, Yugi helfen, ihm beruhigende Worte zuflüstern, doch er riss sich mit allergrößter Mühe zusammen. Nein, ich darf mich nicht ablenken!, ermahnte Atemu sich selbst in Gedanken. Ich kann ihm nur helfen, indem ich so schnell wie möglich diese Schatten und die dunklen Kreaturen einfange und sie ins Schattenreich sperre! Sich immer dies vor Augen haltend, atmete er ein letztes Mal tief durch, bis er seine ganze gesammelte Magie freisetzte. Er spürte sie heiß durch seine Adern fließen, ein Gefühl von... ja, von Macht durchströmte ihn, die ihn im ersten Moment überwältigte, zu lange hatte er nicht mehr seine vollen Kräfte ausgeschöpft, bis er wieder die Kontrolle erlangte; das Auge des Horus erschien auf seiner Stirn und leuchtete hell auf. Wir werden es schaffen, Aibou! „Ich rufe euch Schattenkreaturen herbei!“ Mit diesen Worten erstarrten mit einem Mal die Monster Teishis, gegen die Anzu, Jonouchi und Satoi bis vorhin gekämpft hatten. Lediglich die Monster von Otogi griffen sie noch an, doch gegen die Überzahl der anderen Monster hatten sie nun keinerlei Chance, sodass sie allzu bald eingekreist wurden und keinen einzigen Angriff mehr wagten. „Was sollen wir jetzt machen? Wir müssen den beiden irgendwie helfen!“, rief Anzu halb verzweifelt und zeigte auf Yami und Yugi, die nun beide ihre Augen geschlossen hatten, deutlich einen Kampf kämpften, den sich keiner von den Freunden jemals vorstellen könnte. Sie hasste es, so hilflos zu sein. „Wir können nichts machen, sie müssen es alleine schaffen“, sagte Satoi leise, hatte sich zu Kame hingehockt und hielt nun seine Hand, die sich hart um ihre schloss. Auch er kämpfte gegen die Schatten an, doch... es war anders als zuvor. Es war ihm so, als würden diese Schatten nachlassen, als würden sie nun weniger versuchen, ihn einzunehmen. Nach und nach konnte er seine gespannte Haltung aufgeben, der Griff um Satois Hand lockerte sich merklich, dass diese den Referendaren verwundert anblickte. Kame sah auf, fühlte sich nun viel freier als zuvor, auch wenn er spürte, dass noch einige, wenige Schatten gegen ihn kämpften, die er jedoch mit genug Willenskraft zurückdrängen konnte. Hoffnung keimte in ihm auf. Heißt das etwa, der Pharao hat es geschafft und...? Kame schaut zu Yami, doch da hörte er Yugi ein weiteres Mal aufkeuchen, bemerkte, wie er Yamis Hand noch fester drückte. In seinem Kopf begann es zu arbeiten, nach einigen Sekunden weiteten sich seine Augen entsetzt, er sog scharf die Luft ein. Satoi sah ihn verwirrt an. Er hatte ein furchtbare Ahnung, sein Blick huschte wieder zu Yugi, um sich zu vergewissern. Dieser hatte seine Miene nur noch mehr verzogen, jeder erkannte, wie sehr er litt, leiden musste. Kame wurde blass, blasser, als er ohnehin bereits war. Nein... nein, das darf nicht wahr sein! Ist es möglich, dass... diese Schatten von mir abgelassen haben, nur damit sie Muto nun angreifen... Nein, das sollte nicht sein! Gegen so viele Schatten... wird er doch nicht ankämpfen können, niemand könnte es! Ich habe es nur noch mit Mühe und Not geschafft, doch er nun...! „Was ist los, Yato?“, fragte Satoi leise, wollte endlich eine Antwort darauf wissen, weswegen der Referendar sich so seltsam verhielt. Kame schüttelte zunächst den Kopf, konnte immer noch nicht fassen, was er da vermutete und wie sehr er damit wohl recht hatte. „Wir müssen sie aufhalten, Satoi... . Muto wird es nicht schaffen, die Schatten sind zu stark für ihn...“, sagte er tonlos. Satoi sah ihren Freund vollkommen verdutzt an, hatte diese Worte keineswegs erwartet. „Aber... wieso denn? Du hattest doch selbst darum gebeten, dass sie es tun, außerdem hast du es doch auch geschafft, dich gegen sie zu wehren. Jetzt hast du anscheinend sogar über sie gesiegt. Ich glaube da an den Kleinen, er scheint mir stark genug dafür zu sein.“ Ein zuversichtliches Lächeln war in ihrem Gesicht zu erkennen. „Du verstehst nicht! Ich hatte bis vorhin ja auch noch mit den Schatten zu kämpfen gehabt, doch diese sind urplötzlich... wie soll ich sagen... sie haben von mir abgelassen, einfach so. Aber sieh dir nun Muto an! Er hat nun noch mehr zu leiden, ich vermute, dass meine Schatten zu ihm vorgedrungen sind und... nun ja... sie 'helfen' den anderen Schatten, die bereits bei Muto sind, ihn zu überwältigen.“ „Wie bitte?!“, entfuhr es Satoi erschrocken, ihr Lächeln erstarb augenblicklich und ihr Blick fuhr zu Yugi, musterte ihn scharf. Und tatsächlich, es sah so aus, als würde er gleich vor Schmerz in Ohnmacht fallen, ihn verließen offenbar seine Kräfte, denn nun musste er sich mit seiner linken Hand vom Boden abstützen, um nicht vornüber zu fallen; seine rechte Hand lag immer noch in der Yamis. Dieser wollte ihn stützen, ihm irgendwie helfen, doch er konnte nicht, zu sehr hatte er selbst zu kämpfen. Er musste gegen diese dunklen Kreaturen ankämpfen, sie zu sich ziehen, doch er wusste, dass die gegnerischen Monster sich ganz sicherlich nicht widerstandslos ins Schattenreich sperren lassen werden. Teishis Monster begannen sich zu winden, aus unsichtbaren Klauen versuchen zu entfliehen, doch mit einem Mal pulsierte etwas Dunkles, Machtvolles durch den Raum, das spürten sie alle. Diese Welle voll Energie und Kraft kam von Yami, das Auge des Horus leuchtete noch heller auf, blendete leicht. „Schattenreich!“ Yamis Stimme klang anders, nicht wie vorhin, nicht ganz so machtvoll und stark wie zuvor, er hörte sich angestrengt an, als hätte es ihm seine restliche Kraft gebraucht, um dieses eine Wort heraus zu pressen, als hätte er nicht mehr genug Konzentration oder Energie, um einen vollständigen Satz zu konstruieren. Eine weitere, dunkle Machtwelle durchschnitt scharf die Luft, dunkler Nebel bildete sich um sie herum, violett-schwarze Nebelschwaden schwebten düster umher und begannen sich hinter Yami zu verdichten, Formen anzunehmen. Einige Sekunden lang wagte niemand, seine Stimme zu erheben, selbst Teishi war ungewöhnlich still und bleich, seine Augen flackerten unruhig umher. Er biss seine Zähne hart zusammen, seine Hände ballten sich zu Fäusten. „N-Nein, das darf nicht passieren!“, zischte Teishi leise, zitterte leicht. Niemand hörte ihn, waren sie doch viel zu sehr auf das Geschehen fixiert. „Ich werde nicht noch einmal verlieren, nicht wieder!“ Und doch war ihm bewusst: Er konnte nichts mehr tun, sein Untergang war besiegelt. Endlich hatte der Nebel eine feste Gestalt angenommen, hinter Yami ragte nun ein riesiges, schwarz-violettes Loch hervor, es wirkte mehr als nur bedrohlich. Mit einem Ruck bewegten sich Teishis Monster, es war, als würden sie von dem Schattenreich angezogen werden, sie kämpften gegen diese unsichtbare Macht an, doch vergebens. Sie wurden praktisch 'angesaugt', man konnte nur noch einen dunklen Schweif erkennen, als die Monster auch schon vom Schattenreich verschluckt wurden, in den Tiefen der Finsternis verschwanden. Einzig ihre grausamen Schreie waren zu hören, dann – Stille. Niemand sagte auch nur ein Wort, waren viel zu überwältigt von den Ereignissen. Da – ein dunkler Schweif, ohrenbetäubender Krach – „Was-?!“, entfuhr es Jonouchi erschrocken und fassungslos zugleich. Plötzlich kamen aus scheinbar allen möglichen Richtungen her Monster, Schattenkreaturen, zappelnd und verzweifelt schreiend, und wurden ebenso von dem Schattenreich angezogen wie Teishis Monster zuvor auch. Es waren nur noch dunkel-violette Schweife, durch die Luft zuckend, zu erkennen, sie alle verschwanden erbarmungslos in dem schwarzen Loch, während weitere Monster aus allen Regionen der Welt hierhin gezogen wurden, als wollte der Strom nie mehr enden. Die beiden Freunde ruckten unwillkürlich zueinander, Anzu versteckte sich halb hinter Jonouchi, sie hatte Angst, ihr waren diese Wesen nicht geheuer. Deren Schreie klangen der 18-Jährigen in den Ohren, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hörten sich unerträglich verzweifelt an. „Das ist schrecklich...“, flüsterte Anzu, von Emotionen überwältigt. Jonouchi konnte nur nicken, auch ihm war es nicht gerade sehr behaglich zumute. Satoi und Kame konnte nur mit großen Augen das Geschehen betrachten, wussten nicht, was sie davon halten sollten. Es war kein schönes Gefühl, welches sie durchflutete. Yami keuchte leise auf, seine Energie fiel langsam ab, seine Knie gaben allmählich nach, sodass er leicht zu Boden sank, sich nun halb hockend, halb kniend neben Yugi befand, dem es nicht wirklich besser erging. Nein, ich muss weiter machen!, dachte Yami verzweifelt. Er spürte, wie seine Magie immer mehr aufgebraucht wurde, seine physischen wie psychischen Kräfte ihn verließen, doch er riss sich zusammen. Er war bereit, an seine äußersten Grenzen zu gehen – für seinen Aibou. Ich darf jetzt nicht aufhören, erst muss ich noch die Schatten von Yugi hinein sperren und das Schattenreich schließen, erst dann ist das alles vorbei, erst dann sind wir alle gerettet! Yugi hatte nichts von alledem bewusst wahrgenommen, hatte nicht bemerkt, wie unzählige Monster an ihm vorbeigerauscht waren beziehungsweise immer noch vorbeirauschten, viel zu sehr musste er sich darauf konzentrieren, diese Schatten abzuwehren. „Verdammt...“, fluchte er leise, atmete heftig, als hätte er einen Marathon bestritten. Diese Schatten... sie sind stärker, als ich gedacht habe... es ist so, als würden nun... mehr Schatten in mich eindringen wollen.... als zuvor... Sein Atem ging schwer, eine ungeahnte Last drückte auf seinen Brustkorb, seine Kräfte verließen ihn nach und nach. Schmerz durchzuckte immer wieder seinen Kopf, als würde es zerbersten wollen. Unzählige Gefühle versuchten ihn zu überwältigen, Wut, Enttäuschung, Zorn, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung. Er wusste, diese Schatten waren der Grund, weswegen seine Gefühle so verrückt spielten. Es wurde immer schwerer, ihnen zu widerstehen. Ich muss es schaffen, ich habe es Mou hitori no boku versprochen... Die Flut an Monstern ebbte langsam ab, bis es nach einigen Minuten gänzlich aufhörte. Alle dunklen Monster waren vom Schattenreich verschluckt worden. Yami atmete einmal tief durch, sammelte seine restliche Magie und konzentrierte sich nun auf die Schatten, die sich allesamt in diesem Raum befanden. Er spürte, dass nur noch wenige Schatten in der Nähe von Kame waren, sodass er diese leicht von dem Referendaren abziehen konnte. Auch diese Schatten würden sich nicht widerstandslos geschlagen geben, auch sie wehrten sich, klammerten sich regelrecht an Kames Seele. Dieser keuchte auf, sog augenblicklich scharf die Luft ein, ein brennender Schmerz durchfuhr ihn und er kippte halb vornüber, wurde nur noch dank Satois schneller Reaktion von ihr gehalten, ansonsten hätte er wohl eine ziemliche unliebsame Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, mit der Nase voran, versteht sich. Einige Sekunden lang währte dieser Kampf zwischen Yami, Kame und den Schatten, doch dann – mit einer gezielten Ladung voll Magie – hatte Yami es geschafft: Er hatte Kame endgültig von den Schatten befreit. Blitzschnell wurden diese auch schon von dem Schattenreich angezogen und niemand außer Yami konnte sehen, wie diese in den Untiefen des Schwarzen Lochs verschwanden. Kame atmete heftig, sein Brustkorb hob und senkte sich auffallend rasch, während er sich kraftlos an Satoi anlehnte, die ihn mehr als nur besorgt musterte. „Geht's?“, fragte sie sorgenvoll. Kame konnte nur nicken, hatte keine Kraft dazu, überhaupt ein Wort über die Lippen zu bringen. Yami konzentrierte sich abermals, doch er wusste, lange konnte er es nicht mehr aushalten. Seine Kräfte waren fast am Ende, die Magie beinahe vollständig aufgebraucht, doch er musste, er musste einfach. Er spürte weitere Schatten in seiner Umgebung, achtete nicht darauf, aus welcher Richtung sie kamen, erwartete, Yugi nun von seinen Schatten befreien zu können, und startete abermals die Prozedur. Du wirst bald frei sein, Aibou... Teishi schrie schmerzvoll auf, krümmte sich und hielt sich die Brust. Ihm war, als würde ihm jemand sein Herz rausreißen wollen, mit aller Macht. Er sank auf die Knie, atmete laut und holprig. Kames Blick wanderte unverzüglich zu seinem besten Freund, hatte er doch dessen Schrei gehört. Seine Augen weiteten sich leicht. Ich hatte also wirklich recht... Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht! Yami biss seine Zähne noch härter zusammen, dass sie grässlich knirschten. Mit all seiner Kraft zerrte er an den Schatten, bediente sich beinahe seiner gesamten Magie, in der Erwartung, Yugi von diesen Schatten befreien zu können. Er dachte ja keine Sekunde daran, dass er dort an Teishis Schatten zerrte. Dann – endlich – er hatte es geschafft! Mit einem Ruck löste er die unzähligen Schatten von Teishi und beförderte sie fast schon gewaltsam in das Schattenreich. Teishi sank augenblicklich zu Boden. Kame erhob sich rasch, als er seine Kräfte wiedergefunden hatte, und eilte zu seinem besten Freund. Satoi rannte ihm nach. Der Referendar kniete sich besorgt zu ihm hinunter, doch nach einigen Sekunden erkannte er, dass Teishi lediglich bewusstlos war. Seine Züge waren ungewöhnlich ruhig und... friedlich. Ein erleichtertes Lächeln, das gleichzeitig unglaublich dankbar wirkte, stahl sich auf Kames Lippen. Ich danke dir... Yami. Du hast meinen besten Freund befreit. Unendliche Erleichterung durchflutete Yami. Ich habe Aibou gerettet, endlich. Jetzt hatte Yami nur noch ein Ziel vor Augen: Das Schattenreich endgültig verschließen. Er war so auf seine Aufgabe fixiert, dass er alles andere ausblendete, einfach keinen Gedanken daran verschwendete, dass immer noch Schatten in diesem Raum waren – nämlich eben die von Yugi! Der Pharao kratzte das kleinste bisschen Rest seiner Magie zusammen, ein letztes Mal leuchtete das Auge des Horus hell auf seiner Stirn auf. Die Freunde rissen ihre Augen auf, Satoi, Kame, Jonouchi und Anzu sahen gebannt auf das schwarz-violette Loch. „Hab ich einen Knick in der Optik oder wird das Schattenreich gerade wirklich kleiner?“, fragte Jonouchi und traute kaum seinen Augen. Doch Tatsache – langsam aber sicher schloss sich dieses bedrohliche Loch, Zentimeter um Zentimeter wurde der Kreis kleiner und kleiner. Die Öffnung zum Reich der Schatten war nur noch wenige Zentimeter groß, Yami hatte es mit höchster Konzentration fast geschafft, doch da – plötzlich – gellte ein grausamer Schrei durch die Luft, der alle zusammenfahren und angstvoll zum Urheber schauen ließ. Er war Yugi, der diesen furchtbaren Schrei ausgestoßen hatte, er kniff seine Augen noch fester zusammen, wand sich unter unerträglichen Schmerzen. „Was-?!“, rief Yami und riss seine Augen auf. Sein Herz blieb ihm beinahe stehen, als er seinen Aibou in diesem Zustand sah. Ihm war, als hätte jemand ihm den Boden von den Füßen gerissen „Nein, nein, nein, Aibou! Was hast du denn, warum hast du Schmerzen, ich habe doch die Schatten verbannt! Wie kann das sein?!“ Seine Stimme war von Verzweiflung durchtränkt, seine Hände begannen zu zittern und er fasste Yugi bei den Schultern, stützte ihn, wollte ihm einfach nur helfen, irgendwie. Seine Gedanken rasten, doch er war viel zu aufgewühlt, um überhaupt irgendeinen klaren Gedanken fassen zu können. Yugi konnte ihm nicht antworten, kein Laut verließ mehr seine Lippen, die er zusammengepresst hatte. Nicht noch einmal wollte er schreien, er wusste, damit hatte er seine Freunde, vor allem aber Mou hitori no boku, in höchste Panik versetzt. Doch die Schatten waren mit der Zeit stärker geworden, bedrängten ihn gewaltsam, er wollte ihnen entkommen, aber er konnte einfach nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch, er versuchte, ruhig zu atmen, doch vergebens. Es ging nicht. Mou hitori no boku... Er öffnete leicht seine Augen und begegnete sofort dem panischen, verzweifelten Blick Yamis, der sich über ihn beugte. Er konnte es nicht ertragen, Yami so zu sehen. Sein Blick glitt leicht zur Seite, sah nun zum ersten Mal das halb geschlossene Schattenreich. Doch nun, da Yami aufgehört hatte, jetzt, wo seine Konzentration gänzlich auf seinen Aibou gerichtet war und er anscheinend keinen Gedanken mehr daran verschwendete, das Schattenreich zu schließen, oder eher, überhaupt so weit geschlossen zu halten, öffnete es sich allmählich wieder, Zentimeter um Zentimeter vergrößerte sich das Loch. „M-Mou hitori... no boku...“ Yugi musste eine kleine Pause einlegen, um einen weiteren Schrei vor lauter Schmerz zu unterdrücken. „Aibou, ich verstehe nicht, warum- ich, ich war mir doch sicher, dich von den Schatten befreit zu haben, ich-“ Yugi jedoch ließ ihn nicht aussprechen, zu dringend musste er seine eigenen Worte los werden. „Es... ist egal... was mit mir... ist... . Das Schattenreich... es reißt immer weiter auf... du musst es schließen...“ Yamis Augen weiteten sich entsetzt, er sah ruckartig zu dem schwarz-violetten Loch, und tatsächlich – es riss immer weiter auf, erlangte allmählich seine ursprüngliche Größe. „Wenn du es nicht... sofort schließt,... werden die Monster... wieder... ausbrechen... können...“, hauchte Yugi. „Nein, das kann ich nicht machen, Aibou! Zuerst muss ich die Schatten von dir nehmen und ins Reich der Schatten verbannen!“ Mit diesen Worten begann sich Yami abermals zu konzentrieren, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er war viel zu aufgewühlt, verschiedenste Gefühle brodelten in ihm. Verdammt, reiß dich zusammen! Ich darf keine Zeit verlieren! Doch egal, wie sehr er sich zur Ruhe zwang, es bewirkte nur noch das Gegenteil, seine Panik wurde immer größer. Er spürte, wie seine Magie absackte, ihn verließ. Nein, ich brauche sie noch, nur noch ein wenig mehr Magie! Währenddessen riss das Schattenreich immer weiter auf, Satoi, Kame, Jonouchi und Anzu konnten nur noch hilflos dabei zusehen, sie waren allesamt machtlos. Es schien alles ausweglos. Eilige Schritte waren zu hören, als Honda und Ryo in den Raum gestürzt kamen; sie blieben wie angewurzelt stehen, mussten erst einmal die gesamte Szenerie erfassen, die sich ihnen bot. Es war alles zu viel. „Ich schaff das nicht... ich muss, ich muss einfach, aber es geht nicht...!“, rief Yami vollkommen verzweifelt, seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust und er schlug hart auf den Boden, wusste sich seine Wut auf sich selbst nicht anders zum Ausdruck zu bringen. „Warum, warum...? Bitte, Aibou, halte durch... halte durch...!“ Da keuchte Yugi laut auf, auf seiner Stirn leuchtete plötzlich das Auge des Horus. Yami sog scharf die Luft ein, ihm schlug auf einmal ein dunkle, alte, mächtige Aura entgegen, die Yugi nun zu umgeben schien, das ägyptische Zeichen auf der Stirn strahlte ein helles Licht aus, welches den ganzen Raum erfüllte und alle Anwesenden blendete. Yami fühlte, wie mit einem Mal eine ungeahnte Kraft durch seinen Körper floss, Magie durchflutete ihn und er fühlte sich stark, stärker, als jemals zuvor. Auch auf seiner Stirn leuchtete das Horus-Auge auf. Diese neue Energie schien von der Hand zu kommen, die er in seiner Linken hielt. Jemand zog ihn mit Leichtigkeit auf die Beine, ohne sein eigenes Zutun, als wäre er lediglich eine Stoffpuppe. Seine Augen wurden groß. Aibou...! Nur langsam ebbte dieses blendende Licht ab, die übrigen Freunde mussten mehrmals blinzeln, um überhaupt wieder etwas erkennen zu können. Honda, Ryo, Anzu, Satoi und Kame rissen ihre Augen auf, Jonouchis Kinnlade reichte fast bis auf den Boden, denn – das schwarz-violette Loch, welches bis noch vor ein paar Sekunden hinter Yami klaffte, war mit einem Mal verschwunden. Alle Blicke glitten fassungslos zu Yugi und Yami herüber – und sie kamen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Yami und Yugi standen beide aufrecht und ohne jegliches Anzeichen von Schwäche mitten im Raum. Yami sah seinen Aibou mit großen Augen an, konnte seine Verwunderung nicht verbergen. Yugi sah ihn nur lächelnd an. Wie kann das sein...? Aibou hat gerade mit mir dieses Schattenreich geschlossen, heißt das etwa...?, dachte Yami verwirrt und wollte gerade seine Gedanken laut aussprechen, doch da ereilte ihn auch schon die nächste Überraschung, denn – /Ja, du überlegst schon richtig, Mou hitori no boku. Ich beherrsche nun ebenso die Künste der Magie./ – Yugi antwortete ihm in Gedanken! „Was-?!“, entfuhr es Yami fassungslos. „Und der Gedankenlink funktioniert auch wieder“, meinte Yugi nur breit grinsend. Kapitel 36: Ende gut, alles gut? -------------------------------- So, hier kommt endlich, nach fast einem Jahr, das letzte Kapitel meiner allerersten Yu-Gi-Oh!-FF. Ich kann's nicht fassen... aber ich laber hier schon wieder, also Bühne frei für das riesige Kapitel! KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Ishutaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Kajiki Ryouta – Marko Tsunami Baka – Idiot Pegasasu Jê Kurofôdo – Maximillion J. Pegasus / Pegasus J. Crawford Aibou – Partner Otogi Ryuji – Duke Devlin Muto Surogoku – Solomon Muto Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 36 – Ende gut, alles gut? Allmählich brachen die ersten Sonnenstrahlen durch die dunkle Wolkendecke, die Städte fingen an zu leuchten, glitzerten im Schein. Es war, als würde die Sonne aufgehen, ein neuer, strahlender Tag begann. Der schwarze, bedrohliche Nebel, der bis vor einigen Minuten noch den Himmel verdunkelt hatte, war samt dem Schattenreich verschwunden. Die Scherben der zerstörten Glasfassade des Tokyo Towers schimmerten; leichter Sand, der nun nicht mehr ganz an den Kalksteinen hing, rieselte von den Pyramiden; das Weiße Haus strahlte nun nicht mehr in seinem reinen Weiß, die Fassade von unzähligen Kratzern übersät; der Eiffelturm stand einsam und verlassen an seinem Platz, die Spitze leicht verbogen; die Gondeln des London Eye schaukelten demoliert hin und her, funkelten im Licht. Den Menschen auf der ganzen Welt bot sich ein Bild der Zerstörung, unglaublicher Verwüstung; sie wussten, dieser Tag würde für immer in ihrem Gedächtnis eingebrannt sein, all die dunklen Kreaturen, der schwarze Himmel, und doch – sie waren erleichtert. Die Sonne strahlte hell und freundlich über ihren Köpfen hinweg. Es war vorbei, endgültig. „Ist... ist es jetzt... wirklich...?“ Mazaki Anzu konnte den Satz nicht vollenden, sah stattdessen nur hoffnungsvoll zu Yami und Yugi. Über ihnen hellte sich der Himmel auf, die zerstörte Decke ließ einige, warme Strahlen in den Raum. Die Monster der Freunde waren wieder verschwunden, nun, da die Magie des Schattenreichs nicht mehr in diese Welt hinein floss, konnten sie auch nicht mehr als echte Monster existieren, sondern lediglich als Hologramme. Yugi sah sie lächelnd an, nickte ihr stumm zu. Es herrschte Stille unter den Freunden. Eine Stille, die kein Unbehagen, keine Verzweiflung, keine Angespanntheit beherbergte, nein. Es war eine Stille, die einfach nur befreiend wirkte. Es war so, als ob sämtliche Last von den Freunden abgefallen wäre, endlich – das Grauen war vorüber. „Ich kann's nicht fassen...“, seufzte Jonouchi laut und ließ sich auf einmal fallen, als hätte er keine Kraft mehr, um überhaupt zu stehen, landete mit seinem Allerwertesten auf dem Boden und lag keinen Wimpernschlag später mit ausgebreiteten Armen dort, als wollte er einen Schneeengel zeichnen. „Es ist vorbei!“, stieß er seinen Freudenschrei aus und hielt seine rechte Faust triumphierend in die Luft. Anzu, Ryo, Yugi und Honda mussten lachen, so befreit und froh, wie seit langem nicht mehr. Yami atmete tief ein, dann wieder aus. Er fühlte, wie sämtliche Anspannung von ihm fiel, unglaubliche Erleichterung durchflutete ihn. Aibou... Da spürte Yugi plötzlich ein heftiges Ziehen an seiner rechten Hand, dass er zur Seite stolperte, seine Augen weiteten sich vollkommen überrascht, und einen Moment später lag er in Yamis Armen. Er drückte ihn fest an sich, als wollte er seinen Aibou nie mehr loslassen, als hätte er die Befürchtung, wenn er es täte, würde er ihn für immer verlieren. Yugi sah den Pharao erstaunt an, hatte diese Aktion keineswegs erwartet, denn er wusste, Yami war noch nie ein Freund von Körperkontakt gewesen, und nun umarmte er ihn urplötzlich, was ihm überhaupt nicht ähnlich sah, hatte Yugi ihn auch noch nie jemanden umarmen sehen, nicht ein einziges Mal – bis jetzt. Mou hitori no boku... „Ich bin so froh, dass es dir nun gut geht, Aibou...“, murmelte Yami, drückte seinen kleinen Freund noch fester. „Wir haben es geschafft, Aibou, wir haben es tatsächlich geschafft...“ Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so glücklich gewesen war. Yugi lächelte freudestrahlend, erwiderte die Umarmung. „Ja, wir haben es gemeinsam geschafft...“ Anzu, Ryo, Jonouchi, Honda und nun auch Otogi, der still zu ihnen getreten war und eigentlich hatte fragen wollen, was denn passiert sei, da er keinerlei Erinnerung an die letzten Tage und Wochen hatte, jedoch nun lieber schwieg, als er Yugi und Yami erblickt hatte, schmunzelten vor sich hin. Es war ein faszinierendes Bild, das sich ihnen bot. Ungewohnt, aber deswegen vielleicht umso schöner. Rebecca betrachtete die beiden Bunthaarigen mit großen Augen, war ziemlich überrascht, und konnte es doch nur allzu sehr nachvollziehen, wie Yami reagierte, hatte sie schließlich genauso um ihren Yugi gebangt. Langsam löste sich Yami wieder von ihm, sein Lächeln wollte nicht mehr von seinem Gesicht weichen. Ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen, welches, zu seinem Glück, niemand bemerkte, außer Yugi. /Ich habe dich noch nie so verlegen gesehen, Mou hitori no boku/, meinte Yugi in Gedanken zu seinem Seelenpartner und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. //Es ist mir lediglich etwas fremd, jemanden zu umarmen, das ist alles//, antwortete Yami ausweichend, ja beinahe trotzig. Yugi lachte. Der sonst so ernste Pharao schien nun auf einmal wie ausgewechselt. So glücklich, froh, einfach frei. „Muto, Atemu.“ Die beiden wandten sich fragend um, sahen zu Kame, der sie angesprochen hatte. Ihre Augen weiteten sich leicht erstaunt, als sie das Lächeln sahen, welches sich auf seinen Lippen befand. Es war ein breites, unglaublich glückliches Lächeln, der Referendar strahlte geradezu. „Ich möchte mich bei euch bedanken – und mich gleichzeitig entschuldigen.“ Kames Lächeln verblasste ein wenig, ein reuevoller Schimmer lag in seinen Augen. Er schloss kurz seine Augen, als er sie wieder öffnete, war sein Blick fest auf Yami gerichtet. „Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt habe, Atemu. Ich war so dumm, ich habe mich auf die Schatten eingelassen, weil ich einfach nicht glauben wollte, dass mein bester Freund mich so getäuscht hatte, ich wollte es einfach nicht und habe stattdessen nach einem anderen Ausweg gesucht; die Schatten, sie haben mich manipuliert. Ich wollte dich nicht als... böse bezeichnen, ich-“ Doch Yami schüttelte nur den Kopf, brachte Kame damit zum Schweigen. Der Referendar sah ihn erstaunt an. „Du musst dich nicht entschuldigen“, begann Atemu mit einem Leuchten in den Augen. Es wirkte nachsichtig. „Du standest unter der Kontrolle der Schatten, sie haben dich übermannt. Du wolltest vielleicht glauben, dass ich schuld gewesen bin, aber letztendlich hatte dich dein Wille auch gerettet, du hast dich gegen sie wehren können.“ Kame wollte etwas sagen, öffnete bereits seinen Mund, bis er ihn nach einer Weile dann doch wieder schloss, ohne dass ein Laut über seine Lippen gekommen war. Er schüttelte fassungslos den Kopf, lachte leicht belustigt. „Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der so ist wie du, wie ihr alle.“ Wieder Lachen. Die Freunde sahen ihn völlig verwundert an. „Ich kann mich nur bei euch bedanken, ihr habt euer aller Leben riskiert – wegen meinem besten Freund.“ Mit diesen Worten fielen alle Blicke auf denjenigen, der nun neben dem hockenden Referendaren lag, mit friedlichem, ruhigem Gesicht. Teishi. Es war ein seltsames Bild, irgendwie befremdlich. „Ich kann mich meinem Freund nur anschließen“, meinte Satoi grinsend und wuschelte Kame plötzlich mit der Hand durch das Haar, als wäre er ein kleiner Junge, wodurch sie einen äußerst bösen Blick von ihm einfing. „Du weißt ganz genau, wie ich es hasse, wenn du das machst“, murrte der Referendar und wich ihrer Hand aus. „Sei du bloß froh, dass ich dir nur das Haar ruiniert habe, ich könnte dir jetzt auch eine scheuern, dafür, dass du einfach so abgehauen bist, alleine Teishi gejagt und dich damit in Gefahr gebracht hast, mich mit einem deiner Monster tatsächlich gefangen genommen hast und ich in den letzten zehn Minuten wegen dir fast einen Herzinfarkt bekommen hätte, Schatten hin oder her“, konterte Satoi, wurde zum Ende hin immer lauter und sah Kame dermaßen bedrohlich an, dass dieser lieber schwieg, ansonsten hätte er wohl wirklich um sein Leben fürchten müssen. Die Freunde konnten sich nicht mehr halten und prusteten laut los. Es sah einfach nur genial aus, wie ihr Lehrer, der doch immer stark und ruhig wirkte, sich nie einschüchtern ließ, sich nun von einer Frau so fertig machen ließ und immer kleiner wurde unter ihren Worten, letztendlich sogar dann still ein Gesicht zog, als würde er schmollen wollen. Kame und Satoi sahen sie nur verwirrt an, wussten anscheinend nicht, was so lustig war – und brachten die Freunde somit nur noch mehr zum Lachen. „Wir müssen uns aber auch bei euch bedanken“, sagte Yugi, nachdem er sich wieder beruhigt hatte, doch ein amüsiertes Grinsen ließ sich nicht vermeiden. Kames Augenbrauen huschten in die Höhe, sah ihn fragend an. Satois Blick war nicht minder überrascht. „Ihr habt uns in der Zeit, in der vor allem ich mit meinen Freunden einige... Schwierigkeiten gehabt hatte, sehr geholfen – ich meine, Sie“, er blickte zu Kame, „haben sogar Ihr Leben riskiert, um mich vor den Schattenduellanten zu bewahren, die mich in meiner Verfassung damals mit Leichtigkeit hätten geschlagen können. Danke.“ Yugi lächelte Kame an, der es nur stumm erwidern konnte. „Aber dass es jetzt tatsächlich zu Ende ist... noch vor einigen Minuten sah es ganz anders aus, als die Monster vom Himmel kamen und immer wieder gegen uns kämpften. Wir haben uns aber ziemlich gut geschlagen, dafür, dass wir eigentlich keine wirklichen Duellanten sind, nicht wahr, Ryo?“ Honda sah seinen Freund leicht grinsend an und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Ryo wurde leicht rot um die Nase herum und fragte eilig, um von sich abzulenken: „Was ist denn überhaupt bei euch passiert? Wie habt ihr es geschafft, dass diese Monster verschwanden?“ „Glaub mir, es ist so viel passiert in der letzten Stunde, das würde eine halbe Ewigkeit dauern, bis wir euch alles erzählt hätten“, meinte Jonouchi etwas übertrieben. „Aber ich würde auch gerne wissen, wie ihr“, Jonouchi blickte gespannt zu Yugi und Yami, „das geschafft habt, wie ihr das Schattenreich geschlossen habt und das mit den Schatten, die Yugi so... gequält haben. Sind sie nun verschwunden?“ Yami schwieg eine Weile, suchte nach den richtigen Worten. „Ich... habe zunächst Kame von den Schatten befreien können, wobei es etwas verwunderlich war, dass nur wenige Schatten bei ihm waren... ich hatte zuvor das Gefühl gehabt, dass es im Gegenteil sogar ziemlich viele waren...“ Yamis Miene wurde nachdenklich. „Die Schatten von mir sind übergelaufen“, erklärte Kame, sodass die Aufmerksamkeit aller nun auf ihm lag. „Zuvor waren tatsächlich mehr Schatten, die versuchten, mich zu kontrollieren, aber als du anscheinend den Schutzwall von Muto genommen hast, verschwand der Großteil und griff stattdessen nun Yugi an. Ich wollte, dass ihr aufhört, denn ich war mir nicht mehr sicher, ob Muto das schaffen würde, schließlich wusste ich, dass die Schatten unglaublich stark sein können, und nun, da sie praktisch Verstärkung von meinen bekommen hatten...“ Kame schüttelte den Kopf, etwas Bedauerndes lag in seinem Blick. „Und trotzdem konnte euer kleiner Freund den Schatten widerstehen, bis zum Ende, ich muss sagen, ich bin beeindruckt.“ Mit einem anerkennenden Grinsen blickte er kurz zu Yugi, der leicht rot wurde unter seinem Kompliment. Nicht schlecht, Muto. „Deswegen also...“, murmelte Yami verstehend, bis er wieder seine Stimme erhob und fort fuhr. „Jedenfalls, dann hatte ich mich einzig allein auf die Quelle in diesem Raum konzentriert, an der die meisten Schatten waren. Ich war mir so sicher, dass es Yugis Schatten waren, ich dachte wirklich, ich hätte ihn befreit, doch dann, als Aibou diesen Schrei ausgestoßen hat...“ Yami stockte, konnte nicht weiter reden. Er ballte seine Fäuste, blickte zu Boden. Er wollte nicht zeigen, wie aufgewühlt er noch war, er erinnerte sich wieder an die letzten Minuten: Es war ein furchtbares Gefühl gewesen, als er Yugi schreien gehört hatte, als er vergeblich versucht hatte, seine Magie zu finden, und einfach nur hilflos dort stand, während sein Partner Höllenqualen litt. Es war unbeschreiblich. Da spürte er auf einmal eine Welle voll Ruhe über den Gedankenlink zu ihm fließen, es hatte etwas Tröstliches, Erwärmendes an sich. Er sah auf, direkt in Yugis Augen, die ihn eingehend beobachteten und gleichzeitig aufmunternd anlächelten. Es funktionierte. Yami atmete einmal tief durch, versuchte, dieses erdrückende Gefühl zu verscheuchen und begann von neuem. „Anscheinend hatte Kame recht, Teishi war tatsächlich von Schatten besessen, denn ich muss ihn von den dunklen Wesen befreit haben, anstatt Aibou. Er musste die ganze Zeit schon kontrolliert worden sein.“ Mit diesen Worten fielen die Blicke aller auf Teishi, der immer noch bewusstlos schien. Sie hatten sich also die ganze Zeit geirrt, ihr Feind war manipuliert worden, Kame hatte sich also doch nicht in ihn getäuscht. Und trotzdem, sie wussten nicht, was sie von ihm halten sollten, von Teishi, der ihnen immer noch ein Mysterium war. „Seine Schatten waren unglaublich stark und hartnäckig, sie schienen ihn schon seit langem besetzt zu haben. Ich vermute auch, dass sie nicht einzig nur Teishi kontrolliert haben, sondern unter anderem auch Otogi und Morasu, den Museumsdirektor, denn obwohl ich lediglich Teishi von den Schatten befreit habe, ist nun auch Otogi frei. Außerdem spüre ich nun keinerlei Schatten mehr, keine in der Umgebung, nichts, deswegen müsste nun Morasu ebenfalls befreit sein.“ „Ah...“, stöhnte ein gewisser Morasu Furukawa und öffnete seine Augen, stellte fest, dass er am Boden lag. Fragte sich nur noch, wieso? Er setzte sich allmählich auf, stand dann endlich, als er sich vergewissert hatte, dass seine seltsam wackeligen Beine ihn trugen. „Was mache ich denn im Domino Park?“, fragte er sich konfus, schaute sich vollkommen irritiert um. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wem er denn gegenüber stand. „Kaiba Seto!“, rief er erstaunt aus. „Man trifft Sie ja nicht sehr oft hier im Park, und das auch noch mit Ihrem Bruder, wie überraschend. Aber könnten Sie mir vielleicht sagen, wie ich hierher gekommen bin? Ich kann mich nicht mehr so recht entsinnen, was geschehen war...“ Mokuba blinzelte, häufiger, als nötig. „Ähm, Bruder...“, begann er zögerlich. Wollte der Mann vor ihnen sie für dumm verkaufen? „Komm, wir verschwinden“, zischte Kaiba und wandte sich um. Mit wehendem Umhang verschwand er mit Mokuba und ließ einen völlig ratlosen Museumsdirektor zurück. „Habe ich etwas Falsches gesagt...?“ „Nachdem ich irrtümlicherweise Teishi befreit hatte, machte ich mich daran, das Reich der Schatten zu schließen, wie ihr sicherlich bemerkt habt, doch dann wurde ich abgelenkt durch... Yugis Schrei. Erst dann wurde mir bewusst, dass ich noch nicht alle Schatten verbannt hatte, dass Yugi immer noch unter ihnen litt. Ich versuchte, meine Magie zu sammeln und sie einsetzen, doch ich konnte nicht, sie war mit einem Mal verschwunden. Ich... ich war viel zu aufgewühlt und panisch, als dass ich mich hätte genug konzentrieren können, um meine Magie zu mir zu rufen...“ Yami schloss kurz seine Augen, hasste dieses Gefühl von Hilflosigkeit, versuchte es abermals abzuschütteln. „Es schien ausweglos, ich konnte nichts ausrichten, bis plötzlich eine unglaubliche Kraft und Energie durch mich floss.“ Ein kleines, kaum bemerkbares Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Es kam von Yugi, der nun anscheinend ebenso die Schattenmagie beherrscht, wie ich. Zusammen haben wir das Reich der Schatten schließen können.“ Stille. Anzu, Honda, Ryo und Jonouchi sahen Yugi mit großen Augen an, konnten kaum glauben, was sie da gehört hatten. „Aber... wie hast du diese Magie erlangen können?“, fragte Anzu verwirrt. „Durch die Prophezeiung auf der Steintafel“, antwortete Yugi und machte sich auf die Reaktionen seiner Freunde gefasst, die auch prompt folgte. „Was?!“, riefen sie und starrten ihren kleinen Freund an, als würden sie ihn zum ersten Mal klar sehen. Yami konnte einen derartigen Ausruf gerade noch verhindern, sah seinen Partner lediglich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ihr erinnert euch doch noch an die Botschaft, die auf der Steintafel stand, oder?“ Nicken. „Dort stand, dass der Pharao die Welt retten muss und dass der 'Hikari' ihm die Kraft dazu geben muss, doch zu einem hohen Preis. Ich glaube, das dies dieser hohe Preis ist – nämlich alle Fähigkeiten, die Yami auch hat, auf mich übertragen werden durch den Zauber, der auf dieser Steintafel lag.“ „Alle Fähigkeiten?“, stutzte Honda. „Was meinst du damit?“ „Ich kann nun ebenso wie Yami altäyptisch lesen und wahrscheinlich auch die Hieroglyphen schreiben und sprechen, auch wenn ich es noch nicht ausprobiert habe. Außerdem beherrsche ich nun die Schattenmagie, die-“ Doch da wurde er von Jonuchi unterbrochen: „Aber was soll daran denn der hohe Preis sein? Das ist doch gut, dass du nun die Schattenmagie beherrschst, damit hast du uns alle gerettet!“ „Nein.“ Mit fragenden Gesichtern wandten sich alle zu Yami, in dessen Augen plötzlich etwas aufglimmte, ein kleiner Funke. Ich verstehe... „Es war ein hoher Preis, ein viel zu hoher, und ihr alle habt auch gesehen, was diese Schattenmagie mit Yugi angestellt hat. Wir haben die ganze Zeit falsch gelegen, denn es waren nicht die Schatten, diese dunklen Seelen aus dem Schattenreich, die Yugi versucht haben, einzunehmen, sondern es war eben diese Schattenmagie.“ „W-Wie...?“, brachte Anzu nur vollkommen verwirrt heraus, ihr Blick huschte von Yami zu Yugi und wieder zurück. „Ich versteh gar nichts mehr!“, rief Jonouchi und raufte sich die Haare. „Deswegen war ihr Wesen anders als die der Schatten, wie sie Kame und Teishi kontrolliert hatten. Diese Schattenmagie hatte sich nach den Gefühlen von Yugi gerichtet, sie haben seine Gefühle lediglich verstärkt, vor allem damals, als er enttäuscht von uns war, verbittert. Er konnte uns nicht so einfach verzeihen, diese Schattenmagie hielt ihn davon ab, denn sie vergrößerte seine Wut auf uns, all jene negativen Gefühle, die ihn damals beherrscht hatten. Doch sie hatten ihn nicht vollständig kontrolliert, wie es bei den Schatten der Fall gewesen wäre, denn diese hätten auch sein Denken beherrscht, sein wahres Ich gänzlich in den Hintergrund gedrängt. Yugi dagegen konnte sich von ihnen losreißen, nachdem er durch Kame an unsere Freundschaft erinnert wurde, daran, dass uns etwas besonderes, einzigartiges verband.“ Yami verstummte; je mehr er darüber nachdachte, über die Prophezeiung, über all das, was in den letzten Monaten passiert war, desto mehr verstand er. Nach und nach erschloss sich ihm das Rätsel. Seine Augen weiteten sich. Es war eine Aufgabe...! Yugi sah seinen Freund fragend an, erkannte, dass dieser momentan anscheinend nicht wirklich ansprechbar war und begann zögerlich, fortzufahren. „Als... mich die Schattenmagie dann an jenem Abend überfallen hatte, sodass ich zusammengebrochen war, ich glaube, das sollte der Moment gewesen sein, in der ich die Schattenmagie erlangen sollte. Ich sollte lernen, mit ihr umzugehen, doch ich war damals zu überwältigt davon, ich war noch nicht bereit, es anzunehmen. Ich hatte Angst davor, ich wusste nicht, was es war, das mich so gewaltsam in die Enge trieb, deswegen funktionierte es wahrscheinlich auch nicht. Die Schattenmagie war noch zu stark für mich, ich zu schwach, damals. Diese Schattenmagie ist äußerst machtvoll und gefährlich, und wenn man es nicht zu kontrollieren wusste, konnte es einen übermannen und einnehmen. Es hätte mich zerstören können, wenn Yami nicht diesen Schutzwall errichtet hätte.“ Die Freunde schwiegen, konnten nichts sagen. Erst jetzt wurde ihnen klar, warum es ein hoher Preis war, den Yugi zahlen musste – er hätte sterben können. „Aber... warum dann dieser Gedächtnisverlust?“, fragte Ryo mit gerunzelter Stirn. „Wozu diese spezielle Schutzfunktion für den Hikari, also Yugi? Ich meine, er hätte auch diese Schattenmagie erlangen können, ohne seine Erinnerungen zu verlieren.“ „Es war eine Prüfung für mich.“ Unzählige Augenbrauen huschten in die Höhe. Yami hatte seine Hände zu Fäusten geballt, er wirkte zerknirscht, fast schon wütend. Yugi sah seinen Freund schweigend an. „Durch diese Amnesie war Yugi praktisch schutzlos, er wusste nichts von einem Schattenreich, von Magie, von den Schattenduellanten, einfach nichts. Ich wollte ihn beschützen und habe ihn deswegen angelogen, alles verschwiegen, denn ich dachte, dadurch wäre er keine Bedrohung mehr für unsere Gegner und könnte somit ein normales Leben führen. Doch es war ein Fehler, ein folgenschwerer Fehler.“ Yami schüttelte reuevoll den Kopf, biss seine Zähne wütend zusammen. „Durch diese Ereignisse, verursacht durch den Gedächtnisverlust, sollte ich lernen, Aibou nicht mehr zu beschützen. Deswegen wurden wir getrennt, deswegen habe ich einen eigenen Körper bekommen! Ich sollte nicht mehr immerfort an seiner Seite sein, um ihn zu beschützen! Ich sollte lernen..., dass er sich auch alleine verteidigen kann, ohne mich...“ „Aber... warum...?“ Die Braunhaarige verstand es nicht, sie wusste einfach nicht, wozu. „Weil ich nur dadurch stärker werden kann, wenn ich nicht immer beschützt werde“, antwortete Yugi leise, sein Blick wanderte zu Yami zurück. „Ich sollte stärker werden durch die Ereignisse, die ich erlebt habe, ohne Yami an meiner Seite, den ich früher immer außen vor ließ. Jetzt kann ich es nicht mehr, ich musste mich allen Gefahren persönlich stellen. Und nur wenn ich stärker wurde, konnte ich gegen die Schattenmagie ankommen, sodass sie nicht Herr über mich sein konnten, sondern ich Herr über sie.“ „Und trotzdem habe ich den Fehler gemacht, dich immer noch beschützen zu wollen, nämlich durch diesen Schutzwall, den ich errichtet hatte, um dich vor der Schattenmagie zu beschützen“, meinte Yami plötzlich. Die anderen wollten etwas sagen, ihn davon abhalten, sich selbst fertig zu machen, was er zweifellos vorhatte, doch da sprach er auch schon weiter. Seine Handknöchel traten weiß hervor. „Mit der Zeit wurde die Schattenmagie immer stärker, erst recht, als das Schattenreich gänzlich aufgerissen worden war, doch wenn ich damals nicht diesen Schutzwall errichtet hätte, hätte Aibou heute nicht so schrecklich leiden müssen, da hätten dich nicht auch noch tatsächlich die wahren Schatten, die von Kame übergelaufen waren, zusätzlich belagert, ja vielleicht wäre es sogar nie zu einem Kampf zwischen den dunklen Wesen und den Menschen gekommen, wenn ich nicht die ganze Zeit mit den Gedanken bei diesem Schutzwall gewesen wäre.“ „Mou hitori no boku, hör auf, dir Selbstvorwürfe zu machen“, sagte Yugi ungewöhnlich scharf. Yami sah erstaunt auf, hatte Yugi noch nie so mit ihm reden hören. Yugi legte ihm eine Hand auf die Schulter, als wollte er ihn trösten. Eine warme, beruhigende Welle schwappte durch den Gedankenlink zu ihm herüber. „Es war kein Fehler, dass du den Schutzwall errichtet hast, Mou hitori no boku. Ich war einfach noch nicht bereit, der Schattenmagie gegenüber zu treten, wie bereits gesagt, ich hätte nicht gegen sie ankommen können. Sie hätte mich getötet, wenn du nicht gewesen wärst. Es mag vielleicht sein, dass, wenn du nicht durch diese Mauer abgelenkt gewesen wärst, du daran gedacht hättest, das Schattenreich mit deiner Magie zu schließen, sodass diese Monster nie hätten in unsere Welt gelangen können, doch vielleicht wäre dir der Gedanke auch gar nicht gekommen. Das wissen wir nicht, und es ist auch egal. Letztendlich hast du dich doch noch dazu überwunden, mich nicht mehr zu beschützen, und hast Vertrauen in mich gesetzt, dass ich es schaffe, und es hat geklappt. Ich hatte mich zunächst gegen die Schattenmagie und Kames Schatten gewehrt, doch am Ende hatte ich plötzlich ein Gefühl, das mir sagte, ich durfte mich nicht mehr widersetzen, sondern die Schattenmagie in mich lassen. Ich wusste, ich war nun stark genug. Durch diese Schattenmagie konnte ich auch die Schatten, die mich belagert hatten, ins Reich der Schatten verbannen. Ich hatte dir doch versprochen, dass ich heile aus der Sache rauskommen werde, Mou hitori no boku. Nun ist es vorbei, das ist alles, was zählt.“ Yugi lächelte ihn an. Yami konnte nicht anders und erwiderte es. „Jetzt ergibt die ganze Prophezeiung einen Sinn...“, murmelte Ryo, setzte all die neuen Informationen zusammen, wie ein Puzzle. „Diese dunkle Macht, von der die Rede war, war diese dunkle Seele, die Teishi besetzt hatte und es geschafft hatte, das Schattenreich zu öffnen, während der Vers 'Und nur der Namenlose Pharao kann sie retten' bedeutet, dass es an ihm lag, ob er seinen Hikari, also Yugi, beschützen will oder nicht, denn nur wenn er ihn ließ, konnte Yugi die Schattenmagie erlangen und ihm helfen, das Schattenreich zu schließen, welches ein einziger allein anscheinend nicht geschafft hätte.“ Yugi und Yami nickten gleichzeitig, bestätigten Ryos 'Übersetzung' der Steintafel. „Damit wäre nun auch das letzte Rätsel gelöst!“, meinte Jonouchi freudig, doch da wurde ihm auch schon von Honda einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Noch nicht ganz, Katsuya. Wie kann es denn sein, dass Teishi von einer bösen Seele kontrolliert wird, wenn das Schattenreich erst durch ihn geöffnet werden konnte, sodass erst dann diese Schatten in unsere Welt gelangen konnten. Wie also kam diese dunkle Seele in unsere Welt?“ Schweigen. Da hatte Honda den Nagel so ziemlich auf dem Kopf getroffen, denn Tatsache, irgendetwas stimmte hier noch nicht ganz. „Vielleicht war das Schattenreich bereits zuvor ein wenig aufgerissen?“, vermutete Anzu. „Aber wie?“, entgegnete Kame murmelnd. Doch da wurden sie in ihren Überlegungen unterbrochen, denn sie hörten das Rascheln von Kleidung, dann ein leises Stöhnen. Sie wandten sich alle um und sahen zum Urheber dieser Geräusche. Überraschtheit zeigte sich in ihren Zügen. Zetsubo Teishi setzte sich langsam auf, hielt sich mit einer Hand den Kopf, als hätte er Schmerzen. Seine Augen waren zusammengekniffen, nach einer Weile öffnete er sie, blinzelte ein wenig und sah sich irritiert um. Sein Blick fiel als erstes auf Kame, der immer noch neben ihm hockte, ihn scharf beobachtete. „Y-Yamamoto...?“, fragte Teishi leise, als wollte er sich vergewissern, dass es nicht nur ein Traum war. Der Referendar nickte. Teishis Augen weiteten sich, flackerten unruhig hin und her. „Oh Gott, Yamamoto, ich- es tut mir leid, ich- ich weiß auch nicht, was mit mir los war, geht’s dir denn gut, bist du okay, hast du dich irgendwie verletzt oder haben meine Monster dich irgendwie angegriffen oder-, bist du jetzt frei, du- ich-“, sprudelte es förmlich aus Teishis Mund. Er konnte keinen richtigen Satz konstruieren, viel zu aufgewühlt war er, konnte nicht einmal einen klaren Gedanken fassen. „Hey, ganz langsam, Teishi“, sagte Kame leise, seine Stimme klang klar und ruhig. Er legte Teishi beide Hände auf die Schultern, sah ihm fest, eindringlich in die Augen. „Mir geht es gut, hörst du? Mir fehlt nichts, ich bin okay. Beruhige dich, atme einmal tief ein, dann wieder aus.“ Teishi tat, wie ihm geheißen, spürte, wie er langsam ruhiger wurde, seine Fassung wieder gewann. „Es... es tut mir leid, Yamamoto. Ich wollte nicht, dass das alles geschieht, ich wollte nie, dass diese dunklen Monster in unsere Welt gelangen und die Menschen angreifen! Ich wollte dich auch nie so... so quälen, ich habe wirklich gegen dieses... dieses Etwas gekämpft, das in mir war, ich habe geschrien, dass er aufhören soll, aber ich war zu schwach, um ihn zu besiegen und wieder Kontrolle über mich zu bekommen. Ich habe am Ende gekämpft und konnte ihn ablenken, sodass er zu spät seine Monster rufen konnte, um euer Vorhaben zu vereiteln, aber trotzdem... . Es tut mir unendlich leid, Yamamoto. Ich muss mich auch bei dir entschuldigen, Satoi. Dich so zu behandeln...“ Mit diesen Worten wandte er sich an die Praktikantin, die ihn nur schweigend musterte. „Ich glaube, wir sind nicht die einzigen, bei denen du dich entschuldigen musst“, meinte Satoi mit äußerst kühler Stimme und nickte nach links. Teishi sah in die angedeutete Richtung – und erblickte sofort Yugi und seine Freunde. Sie wussten nicht, was sie von ihrem ehemaligen Freund halten sollten. Sie wussten zwar, dass er von einer dunklen Seele kontrolliert worden war, aber dennoch, es war seltsam, mit ihm nun normal sprechen zu sollen. Mit demjenigen, der ihnen all dieses Leid zugefügt hatte. Teishi wandte sich überraschend schnell von ihnen ab, blickte zu Boden. Seine Hände ballten sich auf einmal zu Fäusten, begannen zu zittern. „Teishi?“, fragte Kame stutzend. Er hörte, wie Teishi seine Zähne zusammenbiss. Wieso reagierte sein Freund denn so merkwürdig? „Das kannst du vergessen, Satoi...“, murmelte Teishi. „Wie bitte?“, entgegnete Satoi verdutzt, zunächst wie vor den Kopf gestoßen, bis jedoch auch ihr Temperament entfachte und Wut blitzschnell die Oberhand gewann Mit einem Mal packte sie ihn am Kragen, hob ihn mit einer unfassbaren Leichtigkeit hoch, welches man ihr nicht zugetraut hätte, dass er auf seinen Beinen stand. So standen sie sich gegenüber, Teishi von Satoi in die Mangel genommen, ihr Gesicht war keine zehn Zentimeter von seinem entfernt. Man konnte deutlich die Spannung spüren, die zwischen ihnen herrschte, etwas Elektrisierendes lag in der Luft. Kame war ebenfalls aufgesprungen und stand seitlich zu Teishi und Satoi, behielt sie im Auge und würde im Notfall einschreiten. „Du hast diesen Jugendlichen hier in den Monaten das Leben zur Hölle gemacht, hast sie gequält, sie vor eine unmögliche Wahl gestellt und sie haben es überstanden, zu deinem Glück, Teishi! Da ist es doch wohl nicht zu viel verlangt, wenn du dich bei ihnen entschuldigst, oder?!“, sagte Satoi mit gefährlichem Unterton, packte ihn noch fester. „Satoi...“, sagte Kame leise, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich... ich werde mich ganz sicher nicht... bei dem Namenlosen Pharao entschuldigen!“, zischte Teishi mindestens ebenso zornig wie sein Gegenüber. Satoi sah ihn noch wilder an, noch bedrohlicher, ihre freie rechte Hand zitterte. „Und wieso bitteschön nicht?“ „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich würde mich bei demjenigen entschuldigen, der meinen besten Freund ins Reich der Schatten geschickt hat!“, schrie Teishi wutentbrannt und zeigte mit seinem Zeigefinger auf Yami, der ihn nur vollkommen erstaunt anstarren konnte. Seinen Freunden erging es nicht anders, konnten ihren ehemaligen Feind nur fassungslos anschauen. Wovon redete Teishi denn überhaupt? Satoi sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, lockerte unwillkürlich den Griff um ihn, sodass er sich in diesem Moment befreien konnte und ein paar Schritte nach hinten stolperte. „Was meinst du damit?“, fragte ihn Kame scharf. „Genau das, was ich gesagt habe, Yamamoto. Ich weiß, dass dieser Pharao vor zweieinhalb Jahren Unmengen an Menschenseelen ins Reich der Schatten geschickt hat, unter denen war auch mein damaliger bester Freund. Er ist verrückt geworden, hatte nur noch seltsames Zeug gestammelt und ist in eine Anstalt verwiesen worden. Ich durfte ihn nicht einmal mehr besuchen, weil man ihn als zu gefährlich für mich einstufte. Verdammt, er war wie ein Bruder für mich, und du hast ihn mir genommen!“ Teishi sah den Pharao anklagend an, lodernde Wut flackerte in seinen Augen, Zorn, doch gleichzeitig hatten sie etwas unglaublich Verzweifeltes, Bitteres an sich, dass Yami ihm nicht länger in die Augen schauen konnte. Vor... zweieinhalb Jahre?, fragte sich Yami in Gedanken. Das war doch zu der Zeit, als ich Aibou noch gar nicht kannte. Als ich mich noch vor ihm verborgen hielt und nur harauskam, wenn Aibou in Gefahr war und von anderen Mitmenschen bedroht wurde... . Da dämmerte es ihm langsam, seine Augen weiteten sich entsetzt. Ich hatte sie alle zu einem Spiel der Schatten aufgefordert und jeden ins Schattenreich verbannt, wenn er die Regeln verletzt hatte! Sie wurden in der Tat wahnsinnig, von den Schatten gefangen... Ein Hauch von Erkenntnis lag in Yamis Augen. Kann es sein, dass ich auch seinen besten Freund...? „Na, erinnerst du dich wieder, Pharao?“, zischte Teishi, wandte seine Augen nicht ein einziges Mal von Yami. Schweigen. Immer noch lag diese Spannung in der Luft, niemand wusste etwas zu sagen. Die Blicke huschten zwischen Teishi und Yami hin und her. Yugi sah seinen Freund stumm an, er wusste, was Yami dachte. Er hatte vergessen, seinen Gedankenlink vor ihm zu verschließen, sodass Yugi alle Gedankengänge seiner Partners hören konnte. Yugi fasste einen Entschluss. Er trat einen Schritt vor, sodass Yami nun schräg hinter ihm stand, und sah Teishi entschlossen an, der ihn nun irritiert musterte. „Es besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass Yami deinen besten Freund ins Reich der Schatten verbannt hat, Teishi“, begann Yugi mit fester Stimme. Jonouchi, Anzu, Honda, Ryo und Otogi sahen ihn mit großen Augen an. Yami staunte nicht weniger als die anderen, verbarg es jedoch gekonnter. Was...? Aibou... „Yami war damals anders, er hatte gedacht, dass er das Richtige tat; er wollte mich nur vor Leuten schützen, die mir Böses tun wollten. Er hatte Fehler begangen und ihre Seelen verbannt, vielleicht auch die deines Freundes. Aber er hat sich geändert, Yami ist nicht mehr so, er ist ein guter Mensch und Pharao. Jeder macht nun einmal Fehler, Teishi.“ Teishi starrte Yugi an, wollte offensichtlich etwas sagen, doch kein einziger Laut verließ seine Lippen. Er blickte zur Seite, wollte niemandem in die Augen schauen. Kame konnte nur einen kurzen Blick in seine Augen erhaschen, sah etwas aufblitzen, ein Funker, der der Bitterkeit nicht unähnlich war, doch mit einem Mal hatte sich Teishi umgewandt und war mit schnellen Schritten aus dem Raum verschwunden. Es regnete. In Domino City gab es am Abend desselben, ereignisreichen Tages einen Wolkenbruch, der scheinbar die Überreste der Zerstörung, kleine Glassplitter, abgebröckelter Putz und so einiges mehr fortschwämmen wollte. Auf einer schmalen Bank im Stadtpark saß eine Gestalt, die Schultern etwas zusammengesunken, den Blick starr zu Boden gerichtet. Dieser jemand hatte keine Mütze, keinen Hut, keine Kapuze und auch keinen Regenschirm, sodass er bereits nach wenigen Sekunden vor Nässe vor sich hin tropfte. Die Gestalt machte keine Anstalten, sich vor dem Regen zu schützen. Es war Zetsubo Teishi, der dort einsam auf der Bank saß und seinen trüben Gedanken nach hing. 'Jeder macht nun einmal Fehler', schoss ihm Yugis Satz immer wieder durch den Kopf. Da hat der Kleine recht... Ich bin ja so dumm gewesen... . Ich hätte mich wirklich bei ihnen entschuldigen müssen, vielleicht nicht unbedingt bei dem Pharao, doch bei seinen Freunden, die mir nichts getan haben. Und ich habe so gequält... Er kniff seine Augen reuevoll zusammen. Mit einem Mal schien der Regen aufgehört zu haben, zumindest spürte er keinerlei Tropfen mehr auf ihn herab regnen, Teishi sah verwundert auf – und erblickte einen aufgespannten Regenschirm über sich. „Wenn du hier noch weiter so rumsitzt, wirst du dir eine fette Lungenentzündung holen, Teishi“, meinte Kame kopfschüttelnd und bot ihm seine rechte Hand an, um ihm von der Bank aufzuhelfen. Teishi sah verwundert zu Kame und ergriff automatisch seine Hand. Zusammen gingen sie, begleitet von dem steten Geräusch der aufprallenden Regentropfen auf ihren Schirm, eine Weile nebeneinander her, ohne etwas zu sagen. „Sag mir, Yamamoto“, begann Teishi leise. „Hat sich der Namenlose Pharao tatsächlich geändert? Ist er nun nicht mehr böse?“ „Hm...“, machte Kame und überlegte kurz. „Ich denke, dass er nie böse gewesen ist. Du hast Muto gehört, anscheinend wollte der Pharao ihn lediglich vor anderen Menschen schützen, die ihn schaden wollten, nur hatte er zu den vollkommen falschen Mitteln gegriffen. Er hat Fehler begangen, ja, er hat anscheinend auch den Fehler begangen, einen guten Menschen ins Reich der Schatten verbannt zu haben, nämlich deinen besten Freund. Hast du deshalb so sehr nach dem Namenlosen Pharao in Ägypten geforscht? Wolltest du herausfinden, wie du deinen Freund daraus befreien kannst?“ Kame musterte Teishi von der Seite, der seinerseits nun kurzzeitig schwieg. „Ja“, antwortete er langsam, überlegte sich seine Worte sorgfältig. „Aber ich hatte es nicht mit eingeplant, als wir nach Ägypten geflogen sind. Ich hatte nicht gewusst, was passieren würde. Weißt du noch, als ich einen kurzen Abstecher zu den Pyramiden von Gizeh gemacht hatte, während du im Hotel mit einigen Schriftrollen beschäftigt warst?“ Nicken. „Ich hatte dort einem Gespräch zwischen der berühmten Archäologin Ishutaru Ishizu und ihrem Bruder Mariku gelauscht. Sie sprachen über dieses Schattenreich. Seltsamerweise meinte ihr Bruder, dass er vor zwei Jahren, als er noch angeblich von seinem bösen Ich besessen gewesen war, was auch immer das bedeuten mag, in Domino City nachgeforscht hätte, dass es einige seltsame Fälle gab, in denen Menschen in Parks, auf Straßen, ja sogar auf einem Schulhof aufgefunden worden wären, die die Realität nicht mehr wahrnahmen, sondern in gewisser Weise verrückt und gefährlich waren. Der Bruder erzählte davon, dass er dadurch den Namenlosen Pharao gefunden hätte, denn einzig er könnte dies bewirkt haben. Der Namenlose Pharao sagte mir als Geschichtsstudent natürlich etwas, doch auch diese Fälle kamen mir bekannt vor, denn eben genau vor zweieinhalb Jahren war dies ebenso meinem besten Freund passiert.“ „Daher wusstest du also davon...“, murmelte Kame. „Aber... war es etwa damals, als du tagelang verschwunden warst und erst nach drei Wochen zurück kamst, obwohl doch Prüfungen anstanden?“ „Genau. Damals war es passiert, man hatte meinen besten Freund seltsam stotternd auf einer Straße gefunden und ihn in ein Hospital geliefert, nach einer Woche dann in eine Anstalt. Ich hatte jeden Tag versucht, ihn zu besuchen, doch jedes Mal scheiterte ich daran. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten gehabt mit den Wärtern in der Anstalt, und nach den drei Wochen gab ich es auch auf. Ich war so unglaublich... enttäuscht und verzweifelt damals. Ich wollte nicht mehr daran erinnert werden, deswegen habe ich dir und Satoi nichts davon erzählt, ihr wusstet ja nicht einmal, dass ich noch einen weiteren Freund hatte. Ich hielt es nie für notwendig, euch bekannt zu machen, ich weiß auch nicht, warum.“ Teishi seufzte tief. „Jedenfalls, als ich das in Ägypten erfahren hatte, wollte ich unbedingt mehr herausfinden. Du hattest mir auch geholfen und ebenso nach dem Namenlosen Pharao geforscht, auch wenn du nicht wusstest, was meine wahren Hintergründe waren. Ich wollte herausfinden, ob man seine Seele aus dem Schattenreich holen könnte, somit hätte ich ihn dann wieder, meinen besten Freund. Doch mit der Zeit... ich fühlte mich immer seltsamer, irgendetwas ging in mir vor, doch ich wusste nicht, was. In meinem Eifer kümmerte ich mich nicht darum, doch hätte ich es bloß getan...“ Reuevoll schüttelte er den Kopf, sah in Ferne, ohne etwas wirklich zu sehen. „Als du dann aus warst, um dich ein wenig auf dem Basar am Nil umzusehen, ging ich plötzlich aus einem Gefühl heraus zum Tal der Könige. Ich wusste nicht, was ich dort zu finden erhofft hatte, doch irgendetwas drängte mich dazu. Irgendetwas Dunkles, Machtvolles, es schien mich unter Kontrolle zu haben. Es war wie in einem Traum, ich stand plötzlich vor einem Haufen Geröll und habe es irgendwie geschafft, all die Steine Felsbrocken zur Seite zu legen, ohne sie auch nur angefasst zu haben. Es war so, als würde etwas... etwas Magisches durch mich hindurch fließen! Eigentlich hätte ich mich damals bereits fragen sollen, was mit mir los war, ich meine, normal war das ganz sicher nicht, doch etwas hielt mich davon ab, zu stoppen, einmal richtig nachzudenken. Ich legte einen Eingang zu einer Grabkammer frei, so wie es mir schien, und bin einfach rein – und kam nach einer Viertelstunde mit sieben goldenen Gegenständen zurück. Ich dachte wirklich, ich würde träumen!“ Teishi lachte trocken auf. „Diese Gegenstände hatte ich ebenfalls mit dieser... einer Art Magie aus einer tiefen Grube mit Felsen herausholen können, frag mich nicht genau, wie. An den Rückweg konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, nur noch daran, dass mich eine Stimme dazu drängte, so bald wie möglich wieder ins Hotel zurückzukehren. Dort angekommen lag plötzlich eine Papyrusrolle auf unserem Schreibtisch. Ich wusste nicht, wie sie dorthin gekommen war. Plötzlich wusste ich, dass ich mit den Gegenständen und dieser Papyrusrolle die Seelen aus dem Schattenreich befreien konnte, ich war überglücklich, verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, dass dies alles mich eigentlich hätte beunruhigen sollen. Ich rief dich an, um dir die tolle Nachricht zu überbringen, und vergaß, dass du nichts von alledem wusstest, nicht von meinem besten Freund, gar nichts. Ich wollte dir eigentlich alles erklären, am Telefon, doch plötzlich gewann wieder dieses Etwas die Oberhand über mich, endgültig. Ich konnte mich nicht mehr wehren, ich war auf einmal gefangen in meinem eigenen Körper, während jemand... etwas anderes mich kontrollierte, meine Gedanken manipulierte und jeden meiner Proteste niederwarf. Ich konnte dieses Etwas nicht aufhalten, es hat diesen Kajiki Ryouta die Götterkarten untergejubelt, nachdem es ihm zu einem Sieg beglückwünscht hatte. Dieser Ryouta schien mir irgendwie... ebenfalls seltsam, als sei er ebenso besessen wie ich. Ich konnte einfach nur hilflos dabei zusehen, wie es diesen grausamen Plan immer weiter verfolgte. Ich konnte nicht machen.“ Teishi schloss seine Augen, ein Ausdruck von Qual schlich sich auf sein Gesicht. „Es war schrecklich“, flüsterte er. Der Regen prasselte weiter auf sie nieder, es war das einzige Geräusch, welches den Park erfüllte. Kame sah seinen Freund an, konnte das aufkeimende Gefühl von Mitleid nicht vermeiden. „Es ist nun vorbei, Teishi. Das Grauen ist vorüber.“ Ein aufmunterndes Lächeln stahl sich auf Kames Lippen. Teishi sah ihn an, musste auch leicht lächeln. „Nochmals, ich kann mich nur bei dir entschuldigen, Yamamoto. Für alles, vor allem, weil ich meinte, ich würde dich nur ausnutzen und wäre nicht dein Freunde gewesen. Du weißt, dass es nicht stimmt, aber als dieses Etwas das gesagt hat, dabei wusste ich doch, was dir vor fünf Jahren-“ Doch da schüttelte Kame nur seinen Kopf, legte stumm seinen Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihm damit, darüber zu schweigen. „Das brauchst du nicht, Teishi“, sagte Kame leise. „Es ist vorbei, die Vergangenheit sollte man ruhen lassen. Hauptsache, du bist jetzt befreit. Obwohl... vielleicht würde ich mich noch bei Yugi und den anderen entschuldigen. Sie haben es mehr verdient.“ „Ja, wahrscheinlich hast du recht...“, murmelte er. „Ähm... und vielleicht auch sofort bei ihr...!“ Teishi sah verwirrt auf, Kames Stimme hatte eigenartig panisch geklungen. Er sah ihn an, der jedoch nur mit dem Finger geradeaus zeigte. Er sah in diese Richtung, seine Augen weiteten sich erschrocken. „Ah- ähm... hi, Satoi...“, meinte Teishi ganz kleinlaut und machte ängstlich einige Schritte rückwärts, während Satoi immer weiter auf sie zu schritt. Ihre Miene war ausdruckslos, Teishi konnte nichts in ihnen erkennen, doch sicherheitshalber bewahrte er genügend Abstand zwischen ihnen. Kame ging lieber zur Seite, wollte garantiert nicht mit Teishi die Position wechseln. Da spürte Teishi jedoch einen Widerstand hinter sich. Ein Baum – er konnte nicht weiter zurückweichen. Satoi baute sich bedrohlich vor ihm auf, hatte überraschenderweise immer noch nichts gesagt. „Ähm... ich... e-es tut mir leid, Satoi, dass ich heute Mittag einfach so aus dem Museum verschwunden bin und ähm, äh...“ Er wusste nichts mehr zu sagen, schaute sie einfach nur an, wie eine Maus die Katze. Plötzlich holte Satoi mit ihrer Hand aus, Teishi schloss seine Augen, erwartete bereits eine schallende Ohrfeige oder, da es eben Satoi war, einen kräftigen Faustschlag, doch – er spürte nur ein leichtes Stupsen eines Fingers auf seine Stirn. Er öffnete verwundert seine Augen – und sah in das breit grinsende Gesicht von Satoi. „Baka.“ Kame lachte, und wie er lachte. Die Situation war einfach nur zu amüsant, wie bedröppelt Teishi aus der Wäsche schaute, während Satoi ihn überlegen ansah. Satoi und Teishi sahen sich verdutzt an, dann zu Kame, bis auch sie in das Lachen einstimmten. „Sag mal, Seto...“, fragte Mokuba. Er saß mit seinem Bruder saß auf einer Couch, ein recht ungewöhnliches Bild, denn der Firmenchef saß normalerweise die meiste Zeit in seinem Büro, vor sich ein Laptop. Nun stand vor ihnen ein Fernseher mit schwarzem Bildschirm. Der Ältere von beiden hatte nach einigem Zappen das Gerät murrend ausgeschaltet. Überall waren doch die gleichen Bilder zu sehen – glückliche, erleichterte Gesichter, Menschen, die sich einander in die Arme warfen, fast schon Freudentänze veranstalteten, weil die Monster von ihrer Welt verschwunden waren. Kurzzeitig war sogar die Chinesische Mauer eingeblendet worden, auf der man eine blonde Frau gesehen hatten, neben ihr ein Asiatin im passende Gewandt und noch zwei glatzköpfige Zwillinge, ebenfalls in chinesischer Tracht. Sie alle hatten ein triumphierendes Grinsen auf den Gesichtern gehabt. Die beiden Kaiba-Brüder kannten diese vier Duellanten nur allzu gut, hatten sie sie doch schon auf unzähligen Turnieren gesehen, unter anderem auf Pegasasu' Königreich der Duellanten und sogar in einem ihrer selbst organisierten Wettkämpfe, dem Grandchampion Chip. Kaiba sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wieso hast du Yugi und seine Freunde in letzter Zeit eigentlich so beobachtet? Ich meine, du warst ja sogar kurz im Historischem Museum gewesen, da hast du ja auch herausgefunden, dass dieser Museumsdirektor einer von diesen Schattenduellanten ist. Ich habe Yugi auch vor einigen Wochen alleine in der Stadt herumgehen sehen, es schien ihm nicht gut zu gehen. Hast du sie etwa deshalb beobachtet? Wolltest du wissen, warum es Yugi offenbar so schlecht ging, und ihnen helf-“ Doch da stockte Mokuba, als er den berühmten, eiskalten Blick seines Bruders bemerkte. „Red keinen solchen Unsinn, Mokuba. Als würde ich diesem Haufen Kindern helfen wollen.“ Mokuba konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Immer muss er alles abstreiten, obwohl es die Wahrheit ist. /Hm, wer wohl diese dunkle Seele war, die Teishi kontrolliert hat?/, fragte sich Yugi in Gedanken und starrte an seine Zimmerdecke. Sie und ihre Freunde hatten sich, nachdem Teishi überstürzt verschwunden war, von Kame und Satoi verabschiedet und wollten so schnell wie möglich nach Hause, sehen, ob es ihren Eltern und anderen Verwandten gut ging. Rebecca hatten ihnen noch kurz geschildert, dass sie mit ihrem Großvater Arthur für einige Tage hier in Domino zu Besuch waren, weswegen sie auch so früh zu ihrer Rettung kommen konnte. Sie würden das blonde Mädchen in den nächsten Tagen also nicht mehr los werden, schloss Anzu daraus und war nicht mehr ganz so fröhlich nach Hause geeilt. Als Yami und Yugi dann am Gameshop angekommen waren, erwartete sie auch schon ein freudestrahlender Sugoroku, der sie kaum, nachdem sie vor ihm zu stehen gekommen waren, erleichtert in seine Arme zog. Yugi hatte über den Gedankenlink gespürt, wie froh und glücklich Yami deswegen gewesen war – es war ein Zeichen, dass Yugis Großvater ihn bereits vollständig als Familienmitglied, ja vielleicht sogar als zweiten Enkel, akzeptiert hatte. Nachdem sie ihm dann alles erzählt hatten, wobei Sugoroku ziemlich oft unwillkürlich die Luft angehalten hatte und einen besorgten, doch auch analysierenden Blick nach ihnen warf, als wollte er überprüfen, dass sich weder Yugi und Yami verletzt hatte. Als sie dann endlich fertig waren, waren sie mehr als nur erschöpft, gingen schnell nacheinander duschen und waren kaum zehn Minuten später auch schon bettfertig in ihrem Zimmer verschwunden. Nun lag Yugi in seinem Bett, dachte über den unfassbaren Tag an, den sie überlebt hatten, während es Yami nicht anders erging, in seinem Futon. //Diese dunkle Seele muss jedenfalls sehr mächtig gewesen sein und eine gewisse Magie besitzen, um mehrere Menschen auf einmal zu kontrollieren//, meinte Yami ebenso in Gedanken, seine Arme hatte er hinter seinem Kopf verschränkt. /Hauptsache, sie ist nun endgültig verschwunden.../ //Genau.// Da musste Yugi auf einmal lachen, sodass Yami ihn fragend ansah. //Was ist denn so witzig, Aibou?// /Ach, nichts, nichts. Du sahst heute nur so unglaublich... niedlich aus, nachdem du mich umarmt hast. Wie verlegen du da warst./ Yugi lachte weiter, schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. //Mach dich nur lustig über mich//, grummelte Yami, konnte sich jedoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Schon lange hatte er seinen Aibou nicht mehr so ausgelassen und fröhlich erlebt. /Gomen/, meinte Yugi grinsend. Da wandelte sich sein Blick, wo er vorher noch amüsiert und belustigt war, war er nun warm auf seinen Partner gerichtet. /Ich bin auch froh, dass alles gut gegangen ist, Mou hitori no boku. Ich wollte dich ebenso wenig verlieren wie du mich./ Yami schlief mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ein. Für die Freunde fing die Schule erst nächste Woche wieder an, da die meisten Menschen nun mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren und niemand sich wohl wirklich auf die Schule hätte konzentrieren können. Und so gingen sie am Dienstagnachmittag nichts ahnend in den Geschichtsunterricht, plauderten ein wenig über ihr Wochenende, welches geradezu langweilig ereignislos gewesen war, abgesehen davon, dass Rebecca mit ihrem Großvater die Mutos besucht hatte und Yugi ständig vor ihrer Klammerei geflohen war, während Yami ihn nur angrinste. Doch es sollte sich niemand beschweren, diese Ruhe hatten sie genossen. Nach einigen Minuten dann kam Kame in den Klassenraum. „Ich wünsche euch einen schönen Tag, Klasse, und willkommen zurück in der Schule nach diesem so überaus ereignisreichen Donnerstag“, begrüßte Kame sie fast schon überschwänglich. Er schien ziemlich guter Laune zu sein, denn es haftete ein breites Grinsen auf seinen Lippen. Irgendwie war dieses Grinsen den Freunden nicht geheuer... Die Klasse grüßte etwas halbherzig zurück, denn sie wären wohl fröhlicher, wenn dieser Willkommensgruß überflüssig gewesen wäre. „Also, ich hoffe, ihr habt alle eure Materialien zu den Präsentationen über die verschiedenen Pharaonen des Alten Ägyptens parat“, sagte Kame und ließ seinen Blick über den gesamten Kurs schweifen, bis er letztendlich wie zufällig an Yugi und seinen Freunden hängen blieb – die ihn nur fassungslos anstarren konnten. „P-Präsen...“, begann Jonouchi – „... tation...?!“, – und vollendete Honda. „Nun denn, dann würde ich gerne einmal die erste Gruppe nach vorne bitten, die mit dem Namenlosen Pharao.“ Kame sah die sechs Freunde mit einem zuckersüßem Lächeln an. Diese schienen zunächst wie erstarrt in ihren Stühlen zu sein, bis dann Yami als erster aufstand und die anderem ihm nach kurzen Zögern folgten. „So, ihr wisst sicherlich noch, welche Kriterien erfüllt werden müssen, nicht wahr?“ Kame musterte sie neugierig. „Also, ich erwarte, dass jeder von euch mindestens drei Minuten spricht, und nicht nur Yami und Yugi alleine, klar?“ Die Freunde schluckten. „Außerdem will ich nicht nur wissen, wie dieser Namenlose Pharao war oder was zu seiner Regierungszeit für Kriege herrschte“, sie wussten, er spielte auf den Krieg mit den Monstern zwischen Atemu und Bakura an, „sondern auch, welche Strategie dabei befolgt wurde, welche Waffen dazu üblicherweise gebraucht wurden, wie es denn mit dem Volk aussah, die sozialen Schichten, die Kultur, zum Beispiel welche Tempel in der Zeit errichtet worden waren und zu wessen Ehren, die Herrschaftsform, die innerpolitischen Machenschaften sowie die außerpolitischen, welche Verhandlungspartner es dazu gab, gab es Intrigen, Verschwörungen? Und wie gesagt, ich will nicht nur, dass Yami alles erzählt, verstanden?“ Kame grinste sie fies an. „Oh shit...“, konnte Jonouchi nur noch herausbringen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ENDE ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)