Eine schwere Krankheit von Chloe (Nichts hält für die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 7: Eine letzte Nacht ---------------------------- Ich entschuldige mich erstmal dafür, dass es so lange gedauert hat, bis ich endlich das nächste Kapitel hochlade, aber ich hatte meine Probleme mit dem Verlauf dieses Kapitels und ziemlich lange gebraucht, um mich dafür überhaupt erstmal zu motivieren. Mit dem Epilog soll das aber nicht passieren. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, diese Story noch vor Jahresende fertig zu kriegen. Aber genug davon, ihr seid schließlich hier, um zu erfahren, wie es weiter geht, also nerve ich mal nicht weiter, sondern wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel. Über Kommentare und Kritik würde ich mich sehr freuen und ich bedanke mich bei jedem, der mir bisher eine Rückmeldung gegeben hat. Kapitel 7 – Eine letzte Nacht Wie Michiru es gesagt hatte, war sie die ganze Zeit bei Haruka geblieben. Selbst als diese schlief, wich Michiru nicht von ihrer Seite und erst spät am Abend konnte eine Schwester sie überzeugen, jetzt endlich nach Hause zu gehen und auch wenn Michiru erst noch etwas diskutiert hatte, sah sie schließlich doch noch ein, dass es wohl besser wäre. Doch sie nahm sich fest vor, am nächsten Tag so früh wie möglich wieder zu kommen. Auch wenn es ihr sehr schwer fiel, Haruka so zu sehen, sie würde es sich nicht verzeihen können, wenn sie nun nicht an ihrer Seite gewesen wäre und sie hier im Stich gelassen hätte. Das würde sie wohl niemals fertig bringen können. Aber die Ruhe, die Michiru wohl gerne gefunden hätte, bekam sie in dieser Nacht nur bedingt, denn sie brauchte nicht nur sehr lange, bis sie endlich einschlief, sondern wurde auch noch von Alpträumen geplagt und mehr als einmal schreckte sie aus diesen auf. Haruka selbst hatte wenig Probleme mit dem Schlafen, selbst wenn ihre Gedanken selten still standen, so taten die Medikamente doch ihr Übriges, um sie ruhen zu lassen. Aber sie wusste, dass es wichtig war, wenn sie schlief, immerhin hatte man ihr gesagt, dass eine Operation nur in Erwägung gezogen wird, wenn ihr Zustand stabil bleiben würde und wenn sie sich genügen ausruhen würde, würde sie wohl schon alles in ihrer Macht stehende tun, um das auch zu verwirklichen. Doch das Wichtigste war wohl, dass ihr Wille endlich zurückgekehrt war. Als am nächsten Morgen schließlich Doktor Sagura kam, um den Zustand seiner Patientin zu überprüfen, konnte er mit Erleichterung feststellen, dass es ihr wenigstens etwas besser ging. Ihre Werte hatten sich stabilisiert und es sah so aus, als hätte sie wirklich eine Chance, wenn sie auch noch so klein war. Wie konnte er ihr dann eine Operation verwehren? Also weckte er nach allen Checks schließlich Haruka auf, um dieser von den Neuigkeiten zu berichten. "Guten Morgen, wie fühlen Sie sich?" Haruka war noch nicht ganz wach, doch sie konnte sich schnell auf den Arzt konzentrieren. Sie wusste, dass dieser Besuch wichtig war. "Etwas besser." "Ich habe alles überprüft und ich denke, wir können eine Operation wagen. Aber ich muss Sie dennoch daran erinnern, dass die Chancen gering sind. Ich möchte ihnen nichts vormachen. Es gibt keine Garantie, dass sie die Operation überleben, oder sich von ihr erholen." "Ich bin mir dessen bewusst. Aber es ist meine einzige Chance und ich will sie nutzen. Ganz gleich, was auch passiert." Auf der einen Seite war Haruka froh, dass ihr Arzt doch einwilligte, doch auf der anderen Seite kam auch ihre alte Angst wieder hervor. Doch sie tat ihr Möglichstes, um sie zu verdrängen und zu ignorieren, sie musste nun ihren Egoismus ablegen, wenn sie ihren größten Fehler nicht für immer bereuen wollte. "Aber ich habe eine Bitte. Sollte Michiru kommen, dann... soll man ihr sagen, ich möchte heute keinen Besuch empfangen. Sie soll noch nichts von dieser Operation erfahren, nicht solange es nicht sicher ist, dass auch alles gut geht." Doktor Sagura war doch überrascht von dieser Aussage und so ganz verstand er seine Patientin dabei nicht, doch wenn es ihr Wille war, würde er dies wohl akzeptieren. "Wenn sie sich da sicher sind. Dann werde ich jetzt alles weitere in die Wege leiten." "Ich bin mir sicher. Vielen Dank." Haruka sah noch einen Moment lang auf die Tür, nachdem ihr Arzt schon längst durch diese verschwunden war und sie konnte selbst noch nicht wirklich begreifen, was als nächstes passieren würde. Sie würde sich tatsächlich operieren lassen. Früher hatten es ihre Eltern nur als letzte Option angesehen und später, wo sie selbst doch gehofft hatte, dass diese Krankheit niemals zurückkehren würde, war sie sich doch von Anfang an schon im Klaren darüber gewesen, dass sie eine Operation niemals wollen würde. Zu vieles könnte schief gehen, so viel stand auf dem Spiel und am Ende war es wohl einfach diese Angst vor dem Ungewissen gewesen, die sich tief in ihr verankert hatte und sie blind gemacht hatte. Nun war der Moment gekommen, wo sie sich dieser Angst endlich stellen würde und Haruka verdrängte den Gedanken daran, dass es für diese Entscheidung vielleicht schon zu spät war. Sie musste sich jetzt darauf konzentrieren, dass alles gut werden würde. Sie musste sich diese eine Sache selbst beweisen und sie musste es für Michiru tun. Als schließlich eine Schwester mit den Medikamenten für die Narkose ankam, wusste Haruka, dass es kein Zurück mehr gab und sie sich alldem stellen würde. Die Zeit des Weglaufens war vorbei. Sie wusste, dass dieser Beschluss alles ändern würde und sie konnte es nicht verhindern, dass ihre Hand ein wenig zitterte, als sie den Becher mit der klaren Flüssigkeit entgegen nahm. *** An diesem Morgen verschlief Michiru doch tatsächlich und gehetzt machte sie sich fertig, um zurück ins Krankenhaus zu kommen. Ausgerechnet jetzt musste ihr das passieren und sie schob es auf den Schlafmangel, der schließlich seinen Tribut verlangt hatte. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen, möglichst schnell zurück zu Haruka zu gehen. In Rekordzeit hatte sie das Haus verlassen und fuhr wie schon am Vortag mit dem Wagen zum Krankenhaus, wo sie auch gleich mit schnellen Schritten zu Harukas Zimmer lief. Doch kurz bevor sie das Zimmer erreicht hatte, kam ihr eine der Schwestern entgegen und stoppte sie. "Wohin wollen Sie?" Michiru war davon für einen Moment doch tatsächlich aus dem Konzept gebracht. "Ich bin hier, um Haruka Tenou zu besuchen. Sie liegt gleich dort vorne, lassen sie mich bitte durch." "Es tut mir leid, aber die Patientin wünscht keinen Besuch, ich muss sie bitten, wieder zu gehen." "Was?" Entsetzt starrte Michiru die junge Frau vor ihr an und sie glaubte erst, sich verhört zu haben, doch als die Schwester diese Worte nur noch einmal wiederholte, schüttelte Michiru ungläubig den Kopf. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, wieso sollte Haruka keinen Besuch wollen? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Ging es ihr so schlecht, oder wollte sie wirklich niemanden sehen? In Michirus Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sie langsam ein paar Schritte zurück ging. Als sie schließlich ein weiteres mal gebeten wurde, nun zu gehen, tat Michiru dies auch endlich und fast genauso schnell, wie sie gekommen war, verließ sie das Krankenhaus nun wieder mit dem Unterschied, dass sie sich jetzt noch schlechter fühlte als zuvor. Es ging ihr nicht aus dem Kopf, warum Haruka sowas wollen würde. Während sie zurück fuhr, dachte Michiru einen Moment lang darüber nach, ob dies vielleicht Harukas Art war, um ihr zu sagen, sie sollte sich auf diese mögliche Bedrohung durch den Dämon konzentrieren, doch das konnte sie sich nicht vorstellen, das würde Haruka ihr doch anders mitteilen. Das konnte sicherlich nicht der Grund sein. Aber warum dann? Warum durfte sie nicht bei Haruka sein? Wer konnte denn sagen, wie viel Zeit ihnen noch gemeinsam blieb und dann verwehrte ausgerechnet Haruka ihr diese? Allein der Gedanke daran trieb Michiru die Tränen in die Augen und sie wischte sie schnell mit dem Handrücken fort, da sie jetzt nicht anfangen wollte zu weinen. Sie hatte bereits so viele Tränen vergossen und es hatte nichts geändert, aber gleichzeitig wusste sie, dass es noch lange nicht die letzten Tränen gewesen waren. Dafür stand ganz einfach zu viel auf dem Spiel. Wäre es nach Michiru gegangen, hätte wohl niemand sie daran hindern können, zu Haruka zu gelangen, doch da es eben diese war, die es ihr nicht gestattete, konnte Michiru nicht anders, als es zu respektieren, egal wie weh es auch tat, egal wie sehr sie es bereute. Haruka würde schon ihre Gründe haben, auch wenn es Michiru selbst ein Rätsel war, sie hoffte nur, dass es nicht lange anhalten würde. Denn sie konnte nicht sagen, wie lange sie diesem Wunsch folge leisten könnte. Es war schon schwer genug für sie, doch den Kontakt gänzlich abzubrechen, ohne eine Chance zu haben, Haruka noch einmal zu sehen, das würde Michiru einfach nicht übers Herz bringen können, ganz gleich wie sehr sie es versuchen würde. Und obwohl Haruka genau das verhindern wollte, machte sich Michiru dennoch Sorgen, weil sie einfach nicht wusste, was in ihrer Freundin vorging und was sie dazu gebracht hatte. Nicht eine Minute verging, in der Michiru sich nicht darüber den Kopf zerbrach und ganz gleich was sie auch versuchte, nichts konnte sie davon ablenken. Sie hatte versucht zu zeichnen, doch die Leinwand blieb weiß, sie konnte sich nicht drauf konzentrieren. Selbst ihre Violine hatte sie nicht auf andere Gedanken bringen können, sondern es nur noch schlimmer gemacht. Inzwischen ging Michiru unruhig durch das Haus und blieb letzten Endes vor der Tür zu Harukas Zimmer stehen. Zögerlich öffnete sie die Tür, nur um das Zimmer noch genau so vorzufinden, wie Haruka es verlassen hatte. Notenblätter lagen überall zerstreut herum, doch Michiru schenkte ihnen nur wenig Beachtung, als sie langsam auf die Fenster zuging und nach draußen sah. Man hatte eine gute Sicht auf den Strand und Haruka hatte so gut wie immer das Fenster geöffnet gehabt, um den Wind vom Meer hineinzulassen. Doch nun hielt Michiru das leise Rauschen des Meeres nicht aus, es schien sie zu foltern und mit einer schnellen Bewegung verschloss sie die Fenster, bevor sie sich umdrehte und fast schon fluchtartig wieder hinauslief. Was hatte sie sich denn dabei nur gedacht? Als ob sie gerade dieser Raum ablenken könnte. Haruka hatte so viel Zeit dort verbracht, sich immer wieder darin verschanzt und nun schien sie sich nur ein weiteres mal zu verstecken. Michiru wollte ihr so gerne helfen, doch wieder wurde ihr das verwehrt. Wollte Haruka ihre Hilfe etwa nicht? War es ihr lästig? Nein, das konnte nicht sein, das durfte sich Michiru gar nicht erst einreden. Es gab bestimmt einen guten Grund für all das hier, Haruka würde es ihr bestimmt sagen, sie machte sich doch nur umsonst Sorgen. Aber gleichzeitig wurde sie das Gefühl nicht los, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. *** Ein erleichtertes Lächeln erschien auf Doktor Saguras Gesicht, als er seine Patientin schließlich zum Aufwachen zurück auf ihr Zimmer bringen konnte. Trotz einiger Komplikationen hatten sie die Operation zu ende führen können und nun galt es nur noch die nächsten Tage zu überstehen, bis sie mit Gewissheit sagen könnten, dass all das hier überstanden wäre. Doch vor allem jetzt so kurz nach der Operation wusste niemand, ob Harukas Zustand stabil bleiben würde und sie sich erholen könnte. Es war nun nicht mehr in ihrer Hand, sie konnten Haruka zwar unterstützen, doch das war keine Garantie. Der Arzt überlegte einen Augenblick lang, ob er nicht bei Miss Kaiou anrufen sollte, entschied sich aber letzendlich dagegen. Haruka hatte sich extra gewünscht, dass kein Wort an ihre Freundin weitergegeben werden würde und daran wollte sich Doktor Sagura auch halten. Er wollte wenigstens diesen Tag noch abwarten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Jetzt allerdings brauchte seine Patientin vor allem viel Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. *** Langsam kam Haruka wieder zu sich, auch wenn sich ihre Gedanken wie eine träge Masse anfühlten, verstand sie, was es bedeutete. Sie musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass sie noch immer im Krankenhaus war und dass die Operation vorbei war. Die Schmerzen, die sie all die Zeit über begleitet hatten, waren verschwunden und Haruka konnte sich nicht vorstellen, dass es an den Medikamenten lag. All ihre Ängste waren wie weggeblasen. Nichts hatte sich geändert, sie war noch immer sie selbst und vor allem war sie am Leben. Als Haruka wirklich die Bedeutung von all dem registrierte, war sie so erleichtert, dass sie die Tränen gar nicht bemerkte, die für einen Moment über ihre Wangen liefen. Hatte sie nun tatsächlich eine zweite Chance bekommen? Haruka wagte es nicht, wirklich daran zu glauben, es war zu unwirklich und doch war der erste Schritt getan. Sie war sich sicher, dass sie es nun schaffen könnte, dass sie diese Krankheit für immer hinter sich gelassen hatte. Aber vor allem war sie nun nicht mehr gezwungen, Michiru alleine zurück zu lassen. Und allein dieser Gedanke zauberte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, als ihre Gedanken langsam wieder abdrifteten und die Nachwirkungen der Medikamente sie dazu brachten, langsam wieder einzuschlafen. *** Es war draußen bereits dunkel, als Haruka ein weiteres mal wach wurde und sie eigentlich gedacht hatte, sie würde sich nun etwas besser fühlen als direkt nach der Operation, doch stattdessen fühlte sie sich seltsam geschwächt. Sogar die kleinsten Bewegungen in dem Bett waren anstrengend und im ersten Moment schob Haruka es einfach darauf, dass sie gerade erst wieder wach geworden war und es noch nicht so lange her war. Gleichzeitig machte sich jedoch ein Gedanke in ihr breit, den sie nicht ignorieren konnte. Was wenn das hier keine Nachwirkungen waren, sondern es ganz einfach daran lag, dass sie zu schwach war, dass sie bereits zu viel Kraft verloren hatte, um dieser Operation noch etwas entgegenzusetzen. Und ganz gleich wie sehr Haruka diesen Gedanken hasste, so ließ er sie doch nicht los und er schien so richtig zu sein, dass sie sich sehr bald schon gar nichts anderes mehr vorstellen konnte. Der Arzt hatte doch gesagt, dass sie kaum Chancen hatte, die Operation überhaupt zu überstehen, geschweige denn sich davon zu erholen. Sie war doch selbst schuld, sie hätte sich einfach sofort dazu entscheiden müssen, anstatt solange zu warten, bis es bereits zu spät war. Dennoch hatte sie sich erhofft, dass es funktionieren würde. Aber jetzt wo sie wirklich alles versucht hatte, was blieb ihr da noch? Es gab nur noch eine Sache, die Haruka in den Sinn kam und sie wusste genau, was sie jetzt tun musste. *** Doktor Sagura wollte nach seiner Patientin sehen und ihren Zustand überprüfen, doch was er sah, als er schließlich das Zimmer betrat, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen und für einen Augenblick stand er vollkommen schockiert in der Tür. Einer der Schränke war offen, das Bett war leer und durcheinander und nur die vielen Geräte zeugten davon, dass hier eigentlich jemand liegen sollte. Doch seine Patientin war verschwunden, dabei durfte sie unter keinen Umständen das Bett verlassen, dafür war sie noch nicht stark genug. In ihm stieg die Panik auf und er rief sofort nach einer Schwester, bevor er jemanden losschickte, um Haruka zu suchen. Er selbst lief regelrecht in sein Büro, wo er auch direkt nach dem Telefon griff. Michiru musste davon wissen. *** Haruka hatte sich von den Geräten befreit und auch wenn ihr augenblicklich schwindelig wurde, ignorierte sie all das für diesem Moment und es kam ihr bereits wie eine Ewigkeit vor, bis sie überhaupt ihren Schrank erreicht hatte. Sie nahm die Trainingshose, die ihr Michiru gebracht hatte und zog sich diese an, bevor sie sich noch eine Jacke schnappte und sie sich einfach überwarf. Sei wollte keine Zeit mehr verschwenden und schlüpfte nur noch in die Schuhe, bevor sie diesen Raum auch schon hinter sich ließ. Auch wenn sie nicht schnell voran kam und mit jedem Schritt kämpfen musste, um nicht umzufallen, war ihr Blick doch fest entschlossen nach vorne gerichtet. Und bevor eine der Schwestern sie sehen konnte, hatte sie auch schon den Fahrstuhl erreicht und war mit diesem nach unten gefahren. In der Lobby war genug los, damit sie nicht auffiel und einfach an dem Personal unten vorbeigehen konnte, bis sie schließlich nach draußen trat und von der kühlen Nachtluft begrüßt wurde. Einen Moment lang blieb Haruka stehen und schloss die Augen, während der leichte Wind mit ihren Haaren spielte und sie dieses Gefühl einfach nur genoss. Doch schnell konzentrierte sie sich wieder auf ihr Vorhaben, immerhin lag der schwerste Teil gerade erst vor ihr. Sie musste zu ihr kommen, doch das war leichter gesagt, als getan. Sie könnte unmöglich den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen, es war schon ein Wunder, dass sie es so weit geschafft hatte. Aber Haruka schien doch noch etwas Glück zu haben, denn sie entdeckte gar nicht so weit ein paar Taxis, die nur darauf warteten, jemanden an seinen Zielort zu bringen. Schnell kramte sie in der Tasche ihrer Hose und fand dort ein paar zerknitterte Scheine, die wohl alle mal reichen würden, um sie nach Hause zu bringen. Also schleppte sie sich zu den Taxis und sagte dem Fahrer ihre Adresse. Der Mann beäugte sie einen Moment etwas misstrauisch, stellte allerdings keine Fragen, sondern startete einfach den Motor nachdem sich Haruka auf den Sitz hatte fallen lassen. Ein weiteres mal schloss sie ihre Augen und es wäre ihr in dem Moment ein leichtes gewesen einfach loszulassen und sich der Erschöpfung hinzugeben, doch sie zwang sich dazu wach zu bleiben. Also drehte sie den Kopf zur Seite und sah zu den vorbei rasenden Lichtern der Stadt, während es langsam begann zu regnen. *** Als das Taxi schließlich anhielt, drückte Haruka dem Fahrer einfach nur das Geld in die Hand, bevor sie wortlos ausstieg und zu dem Haus sah, in dem sich ihre Michiru befand. Es kam ihr unwirklich vor, jetzt wieder hier zu sein, hatte sie sich doch bis vor kurzem damit abgefunden, das Krankenhaus nie wieder zu verlassen. Und nun stand sie hier und war so kurz davor, ihr Ziel zu erreichen. Doch irgendetwas hielt Haruka davon ab, sie ging zwar die ersten Schritte, blieb jedoch bei einem Baum stehen und lehnte sich erschöpft dagegen. Sie musste doch nur noch diese paar Meter bis zur Tür gehen, dann hätte sie es endlich geschafft. Aber ihre Glieder fühlten sich so unendlich schwer an und sie schaffte es kaum, stehen zu bleiben. Sie fand einfach nicht die Kraft, sich wieder in Bewegung zu setzen. Sie war doch schon so weit gekommen, sie durfte jetzt sicherlich nicht aufgeben, sie musste zu Michiru, sie durfte hier einfach nicht hier stehen bleiben. Dann wären ihre Bemühungen hierher zu kommen völlig umsonst gewesen. Aber gleichzeitig schaffte es Haruka nicht. Sie sah langsam nach oben in den Himmel, von wo der Regen immer noch unaufhaltsam fiel und sie fragte sich, ob es das nun gewesen war. So hatte sie es sich sicherlich nicht vorgestellt. Erst als sich eine Tür öffnete, sah Haruka zurück zum Haus und ihr stockte der Atem, als Michiru hinauskam. Sie hatte gerade den Anruf von Doktor Sagura bekommen und sie hatte es erst für einen schlechten Scherz gehalten, bevor sie sich jedoch in ihrem schlechten Gefühl bestätigt fühlte und die Angst sie überschwemmte. Sofort hatte sie sich die Autoschlüssel genommen und wollte sich auf die Suche machen, doch dass diese sehr schnell enden würde, damit hatte sie sicherlich nicht gerechnet. Fast hätte sie die Gestalt dort am Baum übersehen, doch es gab absolut keinen Zweifel. Haruka war hier. Michiru lies die Schlüssel los und war in der nächsten Sekunde auch schon mit Tränen in den Augen losgelaufen, um Haruka um den Hals zu fallen. Natürlich war Haruka auf eine solche Reaktion nicht gefasst gewesen und sie konnte Michiru nicht halten, weswegen sie nach hinten rüber fiel. Doch der Schmerz vom Aufprall drang gar nicht richtig zu ihr durch, viel wichtiger war doch, dass Michiru dort war. Diese klammerte sich verzweifelt an Haruka und schüttelte den Kopf. "Du Idiot! Was machst du nur hier? Du solltest im Krankenhaus sein! Warum bist du hier hergekommen?!" Das schlimmste für Haruka war wohl der Schmerz in Michirus Stimme, der so deutlich war, dass sie ihre eigentlichen Worte kaum richtig verstand. Doch sie waren auch nicht so wichtig, jetzt nicht mehr, Haruka war einfach nur froh, dass Michiru hier war und sie schloss nun selbst ihre Arme um Michiru, genoss die wundervolle Wärme, die sie augenblicklich umhüllte. "Es tut mir leid Michiru. Es tut mir leid." "Nein Haruka, hör auf damit! Ich will das nicht hören. Sag mir lieber, warum ich nicht zu dir durfte." Haruka schloss die Augen und drückte ihre Freundin näher an sich, konnte in diesem Moment gar nicht genug von ihrer Nähe bekommen, hatte sie sich doch so sehr danach gesehnt. "Ich hab mich operieren lassen. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten." Michiru starrte ihre Partnerin für einen Moment ungläubig an und sogar ihre Tränen versiegten kurzzeitig. Sie hatte sich operieren lassen? Es hätte alles mögliche passieren können und Michiru hätte nicht einmal davon gewusst? "Du Dummkopf. Das hättest du nicht tun müssen. Du hättest es mir sagen müssen, ich wollte doch für dich da sein." Sie setzte sich langsam auf und zog Haruka dabei mit sich, sie dachte nicht einmal daran, Haruka jetzt loszulassen, fast so als hätte sie Angst, dass es dann für immer wäre. "Ich hätte dir das niemals antun dürfen. Bitte verzeih mir. Aber ich werde mein Versprechen nicht brechen, ich werde dich nicht alleine lassen." Es gab kaum etwas, dessen sich Haruka sicherer war. Ganz egal was passieren würde, sie gehörte zu Michiru und dort würde sie auch immer sein. "Haruka, nein... Warum sagst du das? Du hast doch selbst gesagt, du hättest dich operieren lassen, du..." Doch ein Blick in Harukas Gesicht zeigte Michiru, dass es egal war, dass es ganz einfach zu spät gewesen war und Haruka wohl schon längst eingesehen hatte, dass es vorbei war, etwas das Michiru niemals wirklich akzeptieren wollte. Doch nun, wo sie beide hier im Regen saßen, schien es so real wie noch nie zu sein und Michiru wusste, dass Haruka Recht hatte, auch wenn sie es nicht wahr haben wollte. Haruka lehnte ihre Stirn gegen Michirus und sah ihr einen langen Moment einfach nur in die Augen. Körperlich hatte sie kaum Schmerzen, dennoch tat es weh, in diese unendlich traurigen Augen zu blicken, die sich immer wieder aufs Neue mit Tränen füllten. "Ich bin so froh, hier sein zu dürfen." "Haruka..." Michiru versuchte sich auf ihre Freundin zu konzentrieren, doch jedes mal wenn sie die Tränen fort blinzelte, verschwamm ihre Sicht aufs Neue, sie konnte gar nichts dagegen tun. Sie war dabei, das Wichtigste auf der Welt zu verlieren und sie konnte einfach nur zusehen. Sie hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde, dennoch hätte nichts und niemand sie darauf vorbereiten können. Es gab keinen vergleichbaren Schmerz und es fiel ihr unheimlich schwer, Harukas Nähe überhaupt noch zu genießen. "Ich liebe dich, Michiru. Ich liebe dich." Es war immer schon besonders gewesen, diese Worte von Haruka zu hören, umso schwerwiegender waren sie in diesem Augenblick und Michiru starrte ihre Partnerin einfach nur an, bevor sie jedoch langsam nickte. "Ich liebe dich auch, Haruka." Haruka konnte das Lächeln nicht unterdrücken, als sie diese unscheinbaren Worte hörte, die sie doch zum glücklichsten Mensch der Welt machen konnten. Sie empfand in diesem Moment keine Reue mehr, es war nicht mehr wichtig, dass sie es nicht geschafft hatte, sie war hier bei Michiru und nur das zählte, nur ihre Michiru war wichtig, alles andere spielte für Haruka keine Rolle mehr. Hier gehörte sie hin, hier war sie glücklich. Langsam schloss Haruka ihre Augen und überbrückte den Abstand, der noch zwischen ihr und Michirus Lippen lag, bevor sie einen sanften Kuss begann, den sie in vollen Zügen genoss. Dieses mal stoppten Michirus Tränen wirklich und sie klammerte sich an Haruka, während sie den Kuss erwiderte. Sie brauchten keine weiteren Worte, um sich zu verstehen, das war nie entscheidend gewesen. Sie brauchten nur einander. Und als sich ihre Lippen schließlich voneinander lösten, spürte Michiru wie der Körper in ihren Armen langsam schlaff wurde, doch das Lächeln verließ Harukas Lippen nicht. "Haruka" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)