Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 56: Schwere Last ------------------------ Alistair ist König von Ferelden? Habe ich irgendwas verpasst? Besagter König rannte zuerst in mein Zimmer, dicht gefolgt von den anderen die aufgeregt riefen, oder, wie Oghren, ihre schönsten Flüche zum Besten gaben. Erleichtert sah mich Alistair an, als er eilig zu mir kam. „Kallian! Wie geht es dir?“ Kurz legte ich den Kopf schief und musterte ihn von oben bis unten. Er sah nicht anders aus als sonst, eine Krone trug er auch nicht auf dem Kopf. Hat Zevran mich etwa veräppelt? „Mein Rücken bringt mich um“, gab ich zu und lächelte gequält. Nachdem Zevran mich so in Euphorie gebracht hatte und nun die Wirkung langsam nachließ, meldete sich mein schmerzender Rücken umso heftiger wieder. Alistair sah besorgt aus. „Wynne wird sich darum gleich kümmern, versprochen“ Nun betraten auch die anderen den Raum. Wie ich verblüfft feststellen musste, waren alle meine Gefährten gekommen. Sogar Morrigan. Auf den meisten Gesichtern konnte ich pure Erleichterung sehen. Leliana schluchzte, als sie sich zu Alistair gestellte. „Oh, endlich seid ihr wieder wach. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht!“ „Ha! Am meisten der Elf, der hat dich nicht einmal aus den Augen gelassen, wie eine Glucke ihr Küken!“, witzelte Oghren, während Zevran angesäuert dreinsah. Überrascht sah ich zu dem Blonden, der wirklich ziemlich übermüdet und ungepflegt aussah. Ganz Zevran untypisch. Warum fällt mir das jetzt erst auf? Bestimmt weil ich im Bann seiner Worten stand. Eine Röte legte sich auf meinen Wangen und ich schaute verlegen. Er hat sich wirklich Sorgen um mich gemacht… „Ihr habt immer noch Fieber?“, sprach Wynne besorgt, als sie meine Stirn fühlte. „Pah! Wir müssen uns erst einmal alle begießen dafür, dass wir den Nugmist hinter uns gebracht haben!“, rief Oghren aufgebracht und holte bereits seine Feldflasche hervor. Etwas Alkohol schadet bestimmt nicht, um diese verdammten Schmerzen etwas abzuschwächen. Ein gequältes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich zu dem Zwerg sah. „Immer her damit“ Oghren schien begeistert, watschelte bereits auf mich zu, als ihn Morrigan mit kühler Miene zurück hielt. „Das sind wohl kaum die richtigen Genesungsmittel“ Frustriert sah ich zu der Sumpfhexe, der Zwerg nicht minder frustrierter. Dass sie uns immer den Spaß verderben muss! Alistair musste schmunzeln und sah mich erneut an. „Es ist ziemlich spät, wir sollten uns alle noch etwas schlafen. Morgen entscheiden wir dann, wie es weitergeht“ Etwas Schlaf klang gar nicht so schlecht, ich fühlte mich tatsächlich ziemlich erschöpft. Trotz dessen dass ich wohl schon Tage geschlafen haben muss. Aber es war ein komischer Schlaf, nichts Erholsames, sondern kräftezehrend. „Es ist schön, dass Ihr wieder wach seid“, sprach nun auch Elissa und lächelte mich an. Ich sah zu ihr, dann noch einmal zu dem Rest meiner Gefährten. Sie waren alle unverletzt, schienen gesund. Und doch wirkten sie zusehends erschöpft. Haben sie etwa alle kaum ein Auge zugetan? Zweifelnd biss ich mir auf die Lippen und krallte mich in einer der unzähligen Decken, die auf meinem Bett lagen. Ich konnte es gar nicht glauben… „Ihr… ihr habt euch wirklich alle Sorgen um mich gemacht?“, flüsterte ich unsicher, wagte es gar nicht, in ihre Augen zu blicken. Diese… diese vielen Menschen. Ob jung oder alt, ob Elf oder Zwerg. Sind sie wirklich alle meine Freunde? Freunde, die sich umeinander kümmern? Im Gesindeviertel war ich stets auf mich allein gestellt, traute lediglich meiner Familie. Die anderen, die zwar manchmal vorgaben meine Freunde zu sein, entpuppten sich ziemlich schnell als Heuchler, die nur an meinen Diebesgewinn teilhaben wollten. Sobald es brenzlig wurde, waren sie verschwunden. „Natürlich“, sprach Leliana milde. „Beim Donnerkiesel, ich will schließlich die Siegesfeier nicht verpassen!“, grummelte Oghren. „Nicht zu vergessen, das ihr mir noch Geld schuldet, Zwerg“, sprach Fergus säuerlich, worauf der Zwerg nur schnauben konnte. „Euer seltsames Trinkspiel könnt Ihr Euch in Euren breiten _“ „Es wird eindeutig Zeit, dass wir uns nun alle schlafen legen“, beendete Wynne den Satz frustriert und sah mahnend zu Oghren, der nur gelangweilt mit den Schultern zuckte. Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Lippen. Doch ich fühlte eine tiefe Dankbarkeit wie nie zuvor in meinem Herzen. Sie hier alle so zu sehen, lachend, schimpfend und doch auch alle zusammen. Eine dunkle Vorahnung breite sich in mir aus, dass das Ende nahe war. Und somit auch das Ende unseres Beisammenseins. Tränen stiegen in mir auf, doch ich versuchte sie krampfhaft zu unterdrücken und starrte wieder auf die Decke, hielt sie krampfhaft fest. Reiß dich zusammen, Kallian! Das Ende ist nahe, doch noch ist es nicht da. Außerdem ist das Ende der Erzdämon und wenn ich dem wirklich gegenüberstehe, werde ich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben wie ein kleines Mädchen kreischen. „Wir werden euch dann mal etwas Ruhe gönnen, bis morgen!“, meinte Leliana augenzwinkernd und verließ mit den anderen das Zimmer. Wynne ließ mir noch einen Trank da, der gut gegen Schmerz wirken würde. Ich bedankte mich lächelnd bei ihr. Der eben noch laute Tumult war mit einem Mal verschwunden und hinterließ Stille. Nachdenklich starrte ich auf die Tür, durch die sie eben alle verschwunden sind. Morgen werden wir sehen, wie es weitergeht. Wie nahe das Ende wirklich ist. Ich hörte Stoff rascheln und drehte mich verwundert um. Zevran zog sich gelassen aus, während ich etwas überrascht drein sah. Will er etwa bei mir schlafen? Doch als er sein Oberteil ausgezogen hatte, sah ich verwirrt auf seine beiden Oberarme. Dort waren ganz neue Verletzungen, frische Verbände waren darum verwickelt. „Wo hast du die denn her?“, fragte ich unsicher. Er hielt augenblicklich inne, als er sein Hemd über die Stuhllehne gelegt hatte. Er hatte mir den Rücken zugedreht, sodass ich sein Gesicht nicht lesen konnte. Unbehagen breitete sich in mir aus. Dann drehte sich der Elf zu mir um und legte sich einfach zu mir ins Bett, nachdem ich etwas beiseite gerutscht war. Besorgt sah ich weiter zu ihm, doch er sah nur müde ins Kaminfeuer, welches fast erloschen war. „Du warst es“ Perplex sah ich drein. „Was?“, kam es ungläubig über meine Lippen, als ich Zev anstarrte. Das ist ja wohl ein schlechter Scherz, wann soll ich bitte auf Zevran losgegangen sein!? Ich hab ihm nur die Türe vor der Nase zugeschlagen. Seine goldenen Augen musterten mich, während ich immer noch unschlüssig zu ihm schaute. Egal wie sehr ich mir auch mein Hirn zermarterte, mir fiel nichts ein wie ich Zev verletzt haben könnte. Schon bei Übungskämpfen habe ich ihn nie erwischt. Zevran schmunzelte kurz, als er mein immer noch verwirrtes Gesicht sah. Dann jedoch, verfinsterte sich seine Miene wieder. „Der Magister, der dich gefangen nahm, hat Blutmagie bei dir angewendet. Du warst nichts weiter als seine Marionette. Und du hast uns angegriffen und viele von uns verletzt.“ …WAS?! Immer noch verwirrt, kaute ich mir auf meiner Unterlippe herum. An nichts konnte ich mich erinnern, an gar nichts! Nichts als Schwärze ist in meinen Erinnerungen. Das letzte was ich weiß, war das dieser Magister mich geschlagen hatte, dann wurde ich ohnmächtig. Bei Andrastes breitem Hintern, habe ich wirklich die anderen angegriffen? Wollte ich sie umbringen und Zevran auch? Und trotzdem freuen sie sich, dass ich wieder aufgewacht bin, obwohl ich sie alle umbringen wollte? Oder musste… argh! Frustriert krallte ich meine Hände in mein Haar. Der Gedanke, dass ich auf die anderen losgegangen bin, auch wenn ich unter irgendwelcher Magie stand, macht mich fertig. Die einzigen Freunde die ich habe, will ich auch noch umbringen! „Nun mach dir keine weiteren Gedanken darum, wir konnten dich ja schließlich bändigen. Die Hauptsache ist, dass du überlebt hast“ Unsicher schielte ich zu Zevran, der nun seine Augen geschlossen hatte. Die Müdigkeit war nach wie vor stark in seinem Gesicht gezeichnet. Zögerlich schmiegte ich mich an ihn heran, bemühte mich, nicht unabsichtlich seine Verletzungen zu berühren. Sein Atem ging ruhig, Zevran schlief tief und fest. Sanft strich ich über seine Wange, lauschte seinem Atem und lächelte sachte. Er ist total erschöpft. Die Müdigkeit in meinen Gliedern machte sich wieder breit, und so schloss ich ebenfalls die Augen um mich dem tiefen Schlaf hinzugeben, der mich gleich zu übermannen drohte. „Ich liebe dich“, flüsterte ich müde, ehe ich einschlief. Als ich die Augen wieder öffnete, schien das warme Sonnenlicht durch das einzige Fenster im Raum auf mein Bett. Grummelnd drehte ich mich wieder um und zog mir die Decke über den Kopf. Ich liebe die warme Sonne natürlich auf meinem Gesicht, aber nicht, wenn ich dadurch geweckt werde. Draußen vernahm ich aufgeregte Stimmen, die mich nun doch dazu veranlassten, die Augen zu öffnen. Ein dumpfer, pochender Schmerz breitete sich augenblicklich wieder von meinem Rücken aus und ließ mich kurz zusammenzucken. Mühsam erhob ich mich keuchend und biss die Zähne zusammen, als die Schmerzen in immer kürzeren Intervallen durch meinen Körper jagten. Mit zittrigen Händen ergriff ich die kleine Glasflasche von Wynne und trank sie in großen Schlucken aus, ehe ich sie achtlos zu Boden warf und hoffte, die Schmerzen schnell ausmerzen zu können. Langsam legte ich mich wieder hin, biss die Zähne zusammen und versuchte nicht zu jammern. Es würde vermutlich dauern, bis ich wieder vollkommen gesund bin. Großartig, wenn der Kampf zwischen dem Erzdämon kurz bevor steht und ich mich nicht groß bewegen kann, da mir jede Bewegung Schmerzen bringt. Ich bin Drachenfutter. Frustriert schloss ich die Augen und hoffte auf ein kleines Wunder, aber der Erbauer wird sich bestimmt nicht dazu herablassen, mir auch nur seinen kleinen Finger zu reichen. Die Tür des Zimmers wurde geöffnet und jemand trat herein. „Base!“ Sofort öffnete ich die Augen und schlug die Decke beiseite, als mir diese Stimme nur allzu bekannt vorkam. Shianni stand vor meinem Bett, ihr Auge immer noch leicht angeschwollen und gelblich unterlaufen strahlte sie mich dennoch an. „Shianni, sie ruht sich doch noch aus!“, flüsterte Sorris ungehalten, als er sich leise in mein Zimmer schlich. Augenblicklich erstarrte er, als er mich aufrecht im Bett sitzend sah. Die beiden wieder zu sehen, erfüllte mich mit so viel Freude wie schon lange nicht mehr. Die Angst, dass ich die beiden auch noch verloren hatte, hatte mich wie paralysiert. Doch sie leben. „Sorris!“, rief ich freudig, versuchte hastig aus dem Bett zu steigen, um zu ihm hinzueilen. Doch als ich meine Beine über die Bettkante schwang und versuchte aufzustehen, knickte ich ein. In letzter Sekunde hielt mich Shianni erschrocken fest. „Kallian!“ Überrascht krallte ich mich an ihr fest, als mir meine Schwäche erneut bewusst wurde. „Verdammt“, murmelte ich angestrengt, ließ mich von meiner Base vorsichtig wieder aufs Bett setzten. Die Schmerzen ließen zwar langsam nach, aber ich fühlte mich trotzdem schwach. Grummelnd krallte ich mich in die Bettdeckte fest und starrte zu Boden. „Alles in Ordnung?“, fragte Sorris entsetzt und eilte zu uns, während ich nur frustriert schnaubte. „Nein, ich bin alt und schwach“ „Ah, das bezweifele ich meine Liebe, ich konnte mich selbst davon überzeugen“ Alle Augenpaare richteten sich auf Zevran, der sich nun aufgerichtet hatte und sich leise gähnend durch sein zerzaustes Haar strich. Sein durchtrainierter Oberkörper lag frei, was bei Shianni sofort für einen verlegenen Blick und rote Wangen sorgte. „Warum ist der Blödmann auch in deinem Bett?“, fragte sie zerstreut. Mein Blick fiel kurz zu Zev, der mich leicht musterte, dann jedoch aufstand und belustigt zu Shianni sah, die ihren Blick augenblicklich vor Scham abwandte. Sie hatte zuvor nie einen Mann nackt gesehen. Zumindest ist das der Stand der Dinge, die ich noch wusste, als ich mein Abenteuer als Grauer Wächter aufnahm. „Blödmann? Ich glaube, ich muss dir ein paar Manieren beibringen“ Seine dunkle Stimme hinterließ eine Gänsehaut auf meiner Haut, sogar Shianni zuckte erschrocken zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. „H-halt dich ja fern vor mir!“ Sorris kam zwischen den beiden, als Zevran bereits amüsiert zu ihr schritt. „Wir sollten uns erst mal alle beruhigen, oder nicht?“, fragte er aufgeregt und sah mich dabei hilfesuchend an. Innerlich musste ich schmunzeln. Immerhin war ich mir ziemlich sicher, das Zev nie Shianni Gewalt antun könnte, besonders dann nicht wenn ich ebenfalls anwesend bin. Er liebt es einfach, andere zu verschrecken. Aber meine kleine Base so zu verschrecken gehört sich wirklich nicht, auch wenn sie zuweilen eine verdammt große Klappe hat. „Ja, wir beruhigen uns jetzt alle, diejenigen die unverhüllt sind, verhüllen sich bitte komplett“ Zevran blieb vor Sorris stehen und zog amüsiert eine Augenbraue hoch, während mein Cousin dem anderen Elf nur eingeschüchtert anstarrte. Nach unten zu sehen, würde ihm wahrscheinlich nicht mal im Traum einfallen. „Nun, dann sollte ich dem wohl nachkommen. Dieses Hundeland ist immerhin widerwärtig kalt und ich habe nicht vor, mich noch zu erkälten“ Der Blonde drehte sich um und ging elegant auf den Stuhl zu, worauf er sorgsam seine Kleidung abgelegt hatte. Mir entging nicht, wie Shianni mit roten Wangen Zevran von oben bis unten musterte. Zumindest seine Rückseite. „Sorris… wie hast du überlebt?“, fragte ich nach einer kurzen Zeit des Schweigens, während sich Zev gelassen anzog. Mein Cousin richtete seinen Blick nur langsam auf mich, nachdem er sich vergewissert hatte, das Zevran ihn nicht doch noch attackieren würde. „Ich fiel ins Wasser, konnte mich aber ans nahe Ufer retten. Irgendwie habe ich mich trotz der Schmerzen zu dem Anwesen geschleppt, von dem du erzählt hattest“ Zevran schmunzelte leicht, als er angezogen war und sich nun wieder zu uns umdrehte. Seine schwarze Lederrüstung lag eng an seinem Körper, ließ jedoch seine Oberarme und Beine frei. „Nun, er hat geheult wie ein Schlosshund, als er bei uns ankam“ Shianni sah böse zu Zevran, der regelrecht darauf zu lauern schien, meine Base aus der Reserve zu locken. „Ach ja?! Wie hättest du denn reagiert, wenn deine gesamte Heimat abgebrannt wäre und du nicht wüsstest, was mit deiner Familie passiert ist?!“ Verblüfft starrte ich auf den Kamm, den sich Zev aus seiner Seitentasche holte und nun sein seidig blondes Haar damit durchkämmte. Beim Erbauer, nicht mal ich besitze einen Kamm! „Beides hat für mich nie existiert, Shianni“, sprach Zevran gelassen, steckte seinen Kamm wieder ein und musterte meine Base, die etwas verblüfft drein sah. Die Krähen waren für Zevran nie wirklich ein Zuhause, von Familie will ich erst gar nicht sprechen. Leicht zog ich meine Augenbrauen zusammen und musterte Sorris kurz. Irgendwie sah seine Nase etwas angeschwollen aus. „Aber ich bewundere deinen Bruder dafür, dass er den Magister tötete. Er zeigte keine Angst“ Nun waren meine Base und ich, die verblüfft zu Sorris schauten, dem es sichtlich unangenehm war. „Du hast was?“, hakte ich verwirrt nach. Bis jetzt war ich davon ausgegangen, das Zev oder einer der anderen den Magister erledigt hatte. Aber das es Sorris gewesen sein soll, damit hätte ich niemals gerechnet. Schließlich war schon seit unserer gemeinsamen Kinderzeit der Hasenfuß unserer kleinen Truppe gewesen. „Ich war wütend, ich wollte… also…“, stammelte Sorris unsicher. „Er wollte euch beide zurück, ein wahrer Retter in der Not“, stimmte Zevran grinsend hinzu und griff nach seinen beiden Dolchen. Skeptisch schielte ich nun zu dem braungebräunten Elf. „Und was hast du gemacht?“ „Das Ablenkungsmanöver, ein überaus schlechter Part, möchte hinzufügen. Das nächste Mal tauschen wir die Rollen, nebenbei sei zu erwähnen das ich an Rollenspielen gern beteiligt bin“ Meine Base sah skeptisch drein. „Was für Rollenspiele?“ Zevran grinste diebisch, leckte sich über seine Lippen, während mir bewusst wurde, was er wieder im Schilde führte. „Das… ist jetzt egal“ sprach ich schnell. „Was ist mit den anderen Elfen passiert?“ Sorris meldete sich nun auch zu Wort und räusperte sich. „Sie sind wieder im Gesindeviertel und versuchen alles aufzubauen, doch so zerstört war unsere Heimat noch nie. Es wird niemals so wie vorher werden. Viele sind gestorben… zu viele“ Betrübt sah ich zu Boden. Unsere Heimat war zerstört, Vater wurde getötet. Es wird niemals wie vorher sein. Alles nur noch ein Schatten, von dem was einst war. Tränen bahnten sich erneut an, als ich mir Vater ins Gedächtnis rief. Er war immer für mich da, doch nun ist er fort und kommt nie wieder. Genau wie Mutter. Ich hatte das Gefühl, als wenn ich zu Boden gezogen wurde. Unsicher starrte ich auf die Steinfugen auf dem Boden, krallte mich in die Bettkante fest und hoffte nicht von meiner plötzlichen Hilflosigkeit niedergerissen zu werden. Erst als ich eine Hand auf meine Schulter spürte, erwachte ich überrascht aus meiner Starre. Schnell blinzelte ich die Tränen weg und sah dankbar zu Zev, der meinen Blick ruhig erwiderte. Ich spürte wie Shianni und Sorris zu uns sahen, dann ergriff Shianni als erstes das Wort. „Wir gehen auch bald wieder ins Gesindeviertel zurück, Kallian. Wir wollen unsere Heimat wieder aufbauen. Alarith baut sein Geschäft ebenfalls wieder auf. Liebe Grüße von ihm, er war auch schon hier aber da hast du tief und fest geschlafen“ Das sieht diesem Elf ähnlich, sein Geschäft lässt er sich doch nicht von einem kleinen Höllenfeuer vermiesen. Zäher Hund. Ich sah nun zu den beiden Rothaarigen und lächelte erschöpft. „Das Leben geht weiter, oder? So war es schon immer.“ Ich atmete einmal hörbar aus, sah dann aber entschlossener denn je drein. „Ich schwöre, ich werde diesen Erzdämon zur Strecke bringen, damit wir alle wieder friedlich miteinander leben können. Und dann werde ich euch alle einladen und wir werden uns hemmungslos betrinken“ Shiannis Augen fingen sofort an zu funkeln, als sie sich das Saufgelager vorstellte. „Base, Hauptsache du kommst gesund wieder“, sprach Sorris besorgt. Meine Base sah mahnend zu Zevran und stemmte demonstrativ die Hände in die Hüfte. „Und du beschützt sie, klar!“ Zevran grinste amüsiert, ergriff Shiannis Hand blitzschnell, die daraufhin erschrocken aufschrie. Im selben Moment zierte jedoch wieder die Schamesröte ihr Gesicht, als Zev ihr ein Handkuss gab. „Sehr wohl, holdes Fräulein“, säuselte der Elf, als er zu ihr aufsah. Shianni sah unsicher zu Zevran herunter, der sie nun charmant anlächelte. Er wusste nur zu gut, wie dieses Spiel ging. Kein Wunder, dass er mich um den Finger wickeln konnte. Ich musterte Zevran. Sein Haar, seine Haut, seine Kleidung und seine ganze Haltung. Alles an diesem Elfen hatte mich damals fasziniert als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Kein anderer Elf den ich zuvor kannte, war so wie er gewesen. Dass ich überhaupt die Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen, verdankte ich diesem Duncan mit seinem wahnwitzigem Ritual von verdorbenem Blut. „Ich werde wiederkommen, das verspreche ich“ Alle schauten nun zu mir, während ich entschlossen drein sah. Mit aller Kraft die ich besaß, stand ich langsam auf und versuchte, nicht wieder einzuknicken. Sorris wollte wieder auf mich zurennen um mich zu stützen, doch ich gab ihm ein Zeichen, dass er sich keine Sorgen machen soll. Etwas wackelig stand ich da, doch immerhin stand ich. Ich biss mir auf die Lippen, versuchte nicht einzuknicken. So schnell gebe ich nicht auf, verdammt. Weder dieser verdammte Magister, noch der Erzdämon bekommen mich zu Fall. Ich bin es meiner Familie einfach schuldig, dass ich wieder alles bereinige. Für uns alle. Für eine glückliche Zukunft, wie auch immer sie aussehen mag. Kurz sah ich zu Zev, der mich abwartend ansah aber mir leicht zunickte. „Und ich schwöre, dass ich dich beschütze bis zu meinem letzten Atemzug“ Dankbar lächelte ich ihn an. Dass der Kampf gegen den Erzdämon kein Zuckerschlecken wird, ist mir durchaus bewusst. Doch mit Zevran und den anderen an meiner Seite, haben wir immerhin den Hauch einer Chance. Shianni eilte auf mich zu und umarmte mich schluchzend. Beinahe wäre ich umgefallen, doch meine Base hielt mich fest und drückte mich. „Pass nur bitte auf, hörst du? Ich habe immer solche Angst um dich“, schluchzte sie schon fast, was mich überrascht zu ihr blicken ließ. „Ich danke dir so sehr. Du warst immer für uns da, auch wenn es nicht leicht war. Du hast so viel aufgeben für mich und Sorris. Ich werde das nie vergessen“ Shianni… Ich drückte sie ebenfalls an mich. „Nun hör schon auf“, flüsterte ich, versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Meine Base schüttelte hastig den Kopf. „Nein, ich hab doch gesehen, wie du dich gegen diese Männer gestellt hast. Die waren zu fünft und du ganz allein. Du hast sie alle besiegt!“ Mit tränenverschleierten Augen sah sie entschlossen zu mir auf. „Du bist die Heldin meiner Kindheit, du bist immer für mich und Sorris da gewesen.“ Ich lächelte leicht, strich über ihre Wange. „Ich werde immer für euch da sein, und ihr für mich“ Shianni löste sich nur langsam von mir nickte leicht. „Das verspreche ich dir“ Sorris ging zögerlich zu uns, als ich ihn her winkte. „Sorris, wir würden nicht hier stehen, wenn du damals nicht mit Nelaros das Schloss von diesem perversen Adligen gestürmt hättest“ Mein Cousin nickte zögerlich. „Schon, aber es war Nelaros Idee…“ Ich winkte schnell ab und zog ihn mit in meine Umarmung. „Du warst da, genau wie auf diesem Schiff. Du warst da…“ Sorris lächelte, drückte mich herzlich und schien ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen. Kurz schielte ich Zevran, der uns mit etwas Skepsis beobachtete. Stimmt ja, für ihn ist sowas absolut fremd. Etwas schmunzelnd sah ich zu ihm, dann löste ich mich schließlich von den beiden, die mich anschauten. „Ich werde gesund, dann trete ich dem Erzdämon mit den anderen in den Hintern und dann ist es endlich vorbei.“ Shianni musste leicht grinsen. „Am meisten freue ich mich schon auf die Feier.“ Wir unterhielten uns noch kurz miteinander, dann verließen die beiden das Anwesen und gingen zurück ins zerstörte Gesindeviertel. Ich sah noch kurz nachdenklich die Tür an, durch die die beiden verschwunden waren. Dann meldete sich mein knurrender Magen prompt zu Wort. Etwas verlegen sah ich zu Zevran, der mich amüsiert ansah. „Es wird Zeit für ein kleines Dinner, findest du nicht?“ Er bot mir seinen Arm da und ich hakte mich dankbar bei ihm ein. Langsam gingen wir los, während ich Probleme hatte, mitzuhalten. Aber immerhin klappte ich nicht wie eine alte Oma zusammen. Ich sah mich um und stellte verwundert fest, dass ich nirgends mehr die Wachen von Arl Eamon sah. Die einzigen die hier noch durch das Anwesen huschten, waren die unzähligen Diener. Als wir in das Speisezimmer gelangten, saß an der großen Tafel überraschenderweise Wynne. Sie las gerade eine Schriftrolle und trank nebenbei eine Tasse Tee. Sie sah auf, als wir den Raum betraten und sah mich an. Sehe ich denn wirklich so schrecklich aus? Vielleicht hätte ich vorher doch mal in einen Spiegel blicken müssen… „Setzt Euch nur“, sprach Wynne lächelnd und wies auf den Platz ihr gegenüber. Zevran half mir beim Hinsetzten und mich beschlich wieder dieses Gefühl, dass ich wohl immer noch ziemlich schwach bin. „Ich komme gleich wieder, werte Damen“ Zevran zwinkerte mir zu und verschwand in der Küche. Lächelnd sah ich ihm nach. Ich freu mich wirklich darauf, endlich was zu beißen zu bekommen, seit Tagen hab ich nichts mehr gegessen. Mein Magen knurrte erneut und ich biss mir auf die Lippen. Hunger! Ein kleines Schmunzeln entstand auf Wynnes Gesicht. „Hoffen wir, das Zevran Euch etwas Nahrhaftes bringt. Ihr seht noch blass aus, ihr braucht wieder Nährstoffe“ Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und musterte das Gesicht der alten Frau. „Sehe ich wirklich so schrecklich aus, Wynne?“ Sie lachte offen heraus und ergriff, zu meiner Überraschung, meine Hände und drückte sie leicht. Ihre Augen sahen mich warm an. „So schrecklich seht Ihr nicht aus. Außerdem darf man etwas geschafft aussehen, nachdem man so knapp mit dem Leben davon gekommen ist“ Unsicher sah ich drein. „Knapp? Wie knapp genau?“, fragte ich beunruhigt. Ehe die Magiern etwas erwidern konnte, kam Zevran wieder zurück. In seiner Hand hielt er eine Schüssel, aus der leichter Dampf aufstieg, in der anderen Hand einen Laib Brot. Grazil setzte er sich neben mich und stellte mir die Schüssel Gemüsesuppe auf den Tisch. Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase und ließ meinen Magen erneut knurren. Mit zittrigen Fingern griff ich den Holzlöffel und tauchte ihn langsam in die heiße Suppe. Vorsichtig rührte ich leicht und starrte beinahe gierig auf den Löffel, den ich mir nun geradewegs zu Munde führen wollte. Solch großen Hunger hatte ich lange nicht mehr verspürt, zuletzt wahrscheinlich als ich noch im Gesindeviertel gelebt habe und hungern zum Alltag gehörte. Seltsamerweise musste ich seit meinen Abenteuern als Grauer Wächter nie wieder hungern. Sachte pustete ich die Suppe in meinem Löffel, in der Hoffnung, sie etwas abzukühlen. Doch lange konnte ich diese Prozedur nicht vollführen, denn mein Magen knurrte erneut. Hastig steckte ich mir den Löffel in den Mund und musste beinahe genüsslich aufseufzen. Das ist die beste Suppe, die ich je gegessen habe! Gierig aß ich weiter, mich nicht darum kümmernd, dass mich Wynne und Zevran belustigt beobachteten. Als ich alles aufgegessen hatte, lächelte ich selig und ließ mich etwas entspannter auf der Bank nieder. „Das war wirklich lecker“ Wynne lächelte leicht, doch als sie anfing zu sprechen, wurde ihre Miene etwas besorgter. „Kallian, ich muss den Verband um deinen Rücken noch einmal überprüfen. Du hast viel Blut verloren und die Verletzungen sind immer noch sehr tief“ Sie räusperte sich kurz, faltete leicht ihre Hände und sah mich dann beinahe bemitleidenswert an. „Es wird wohl nie wieder ganz verheilen. Im besten Fall wirst du Narben davon tragen, im schlimmsten Fall –“ Ich sah grimmig drein, als ich ihr ins Wort fiel. „Trage ich für den Rest meines verderbten Lebens einen Verband?“ Ein Nicken ihrerseits folgte, was ich nur mit einem Schnauben erwiderte. Die Magierin erhob sich nun, lächelte mich sacht an. „Ich werde noch einmal recherchieren, es gab bestimmt schon dutzende Fälle wie den Euren. Ruht Euch etwas aus, ich komme dann zu Euch und wechsel den Verband“ Damit entschwand Wynne dem Speisezimmer und ließ mich und Zev zurück. Unschlüssig sah ich die Wand gegenüber an und biss mir auf die Unterlippe. Mein Rücken fing erneut leicht an zu schmerzen, woraufhin ich grimmig meine Hände zu Fäusten ballte. Werde ich den Rest meines Lebens Schmerzen haben? Vermutlich schon, ganz wird es wohl nie verschwinden. Frustriert seufzte ich auf. „Das… das ist alles unfair!“ „Das ganze Leben ist unfair, ich war mir sicher das wüsstest du bereits“ Ich schielte zu Zevran, der sich aus einer nahgelegen Schüssel ein paar Nüsse nahm und sie eingehend musterte. „Zevran?“ Sein Blick wandte sich von den Nüssen ab und galt nun allein mir. „Ich wollte dich nicht verletzen, die anderen auch nicht. Ich… wenn ich gemerkt hätte –“ stammelte ich, doch Zevran legte seine Hand auf meine und brachte mich so zum Verstummen. „Das weiß ich und die anderen auch. Mach dir deswegen nicht so viele Gedanken, verstanden?“ Zögerlich nickte ich mit meinem Kopf und sah zu seiner Hand. „Also gut, ich versuch’s. Ist denn etwas passiert, als ich geschlafen hatte?“ „Alistair ist König, wie ich dir bereits sagte“, meinte Zevran amüsiert und steckte sich eine Nuss in den Mund. „Zumindest dann, wenn die Verderbnis beendet ist. Dann wird er gekrönt und diese ganze endlose Zeremonie.“ Also doch! Forschend sah ich zu ihm auf. „Wann soll er König geworden sein, du erzählst mir doch Märchen!“ Zev sah gespielt getränkt zu mir. „Meinst du das ernst? Du bezichtigst mich des Lügens? Habe ich dich je angelogen?“ Frustriert raufte ich mir beinahe die Haare und murrte. „Aber… indirekt vielleicht… bestimmt! Jetzt erzähle mir schon, was passiert ist“ Der blonde Elf strich sich durch sein offenes Haar und schmunzelte. „Als du noch immer schliefst, mussten wir zum Landthing erscheinen. Du weißt doch, Loghain öffentlich zur Rechenschaft ziehen für seine ganzen Verbrechen. Wir wollten alle, dass du mitkommst. Aber du warst nun mal indisponiert.“ Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Das Landthing fand bereits statt und ich konnte nicht teilnehmen? Verdammt, ich wollte Loghain gehörig den Marsch blasen! „Was ist mit Loghain passiert?“, fragte ich und sah in Zev’s Gesicht. „Hingerichtet von Alistair. Anora stellte sich zuerst auf unsere Seite, bezichtige ihren Vater des Wahnsinns. Ganz wie du wolltest“ Er zwinkerte mir zu, worauf ich schmunzeln musste. „Ja, die Königin zu belügen, um ihre Hilfe zuzusichern und sie dann eiskalt zu hintergehen. Böse Sache“ Zevran nickte und erzählte sogleich weiter. „Als sie dann jedoch den Leichnam ihres Vaters sah und Arl Eamon meinte, das Alistair der rechtmäßige König von Ferelden sei, wurde sie fuchsteufelswild. Ein Schauspiel, meine Liebe“ Ich lächelte müde. „Und ich war nicht dabei. Wie habt ihr dann entschieden?“ Zevran musterte mich kurz, ehe erneut eine Nuss aus der kleinen Schale nahm. „Alistair sprach vor der ganzen Adelsgesellschaft, er würde König werden und Anora, solange die Verderbnis noch existiert, in einen Turm sperren lassen. Danach würde sie verbannt und er würde seinen Posten als Grauer Wächter für immer aufgeben. Aber erst wenn die Verderbnis besiegt sei, sollte er dabei sterben, könne Anora Königin werden“ Nachdenklich sah ich in meine leere Schüssel, tippte mit meinem Zeigefinger leicht dagegen und versuchte, das Erzählte erst mal zu verdauen. Alistair ließ sich freiwillig zum König krönen, bestand sogar darauf, zum König zu werden ohne, dass ich es ihm schön redete. Wenn ich daran zurück dachte, wie schrecklich Alistair aussah bei dem Gedanken, König zu werden. Und nun freiwillig? Beim Erbauer, was ist nur mit ihm passiert? Sonst ging er jeder Verantwortung mit großem Bogen aus dem Weg. Aber über ganz Ferelden herrschen? Das ist ziemlich viel Verantwortung. „Unglaublich… ich muss mit ihm reden“, fing ich an – doch wurde ich plötzlich jäh unterbrochen. „Es tut mir leid, aber ich fürchte Ihr müsst erst einmal mit mir vorlieb nehmen“ Verwirrt sah ich auf und entdeckte den dunkelhaarigen Mann mit unrasiertem Bart, den wir damals aus dem Kerker gerettet hatten, als wir eigentlich nur Anora helfen wollten. „Riordan“, entfuhr es mir. Ebenfalls ein Wächter, aus Orlais, wenn ich mich recht entsinne. Er nickte und schritt auf mich zu. Überrascht musterte ich die Rüstung, die er nun trug. Es war eine hochwertig verarbeitete Lederrüstung, die vorherrschenden Farben waren weiß und blau kariert und auf seiner Brust war das Emblem der Grauen Wächter zu sehen. Der Kelch in der Mitte, links und rechts die Griffons, die ihre Flügel weit aufgespannt hatten. Auch auf seinen Schultern war dieses Emblem zu sehen. Es glänzte regelrecht. Ist das… die Rüstung der Grauen Wächter? Riordan schritt auf mich zu und lächelte sachte, ehe er seine Arme vor der Brust kreuzte und sich leicht vor mir vorbeugte. „Es ist schön, dass ihr wieder wohlauf seid“ Etwas unsicher nickte ich und musterte ihn weiterhin. Irgendwie war schon allein das Tragen dieser Rüstung respekteinflößend. Zumindest für mich. Er schien meinen Blick zu bemerken. „Keine Sorge, ich habe ebenfalls eine Rüstung für Euch und Alistair. Wir haben in Denerim ein geheimes Lager, für etwaige Notfälle. Allerdings hatten wir bis jetzt noch nie so einen großen Notfall wie jetzt“ Ich biss die Zähne zusammen und nickte leicht. „Die Verderbnis wütet mit dem Erzdämon vorne weg“ Riordan nickte bedächtig. „Ich ließ Arl Eamon zurück nach Redcliffe reisen, da die Horden bereits bis tief ins Landesinnere vorgedrungen sind. Der Arl verteidigt sein Land bis wir bei ihm eintreffen, um unseren nächsten Schritt zu planen und umzusetzen. Alle Verbündete die Ihr bis jetzt gesammelt habt, werden sich zunächst in Redcliffe treffen, ehe Ihr entscheidet wie es weitergehen wird“ Fast schon entsetzt sah ich zu ihm auf. „Ich entscheide über die ganzen Truppen? Ich dachte Ihr tut das, immerhin seid Ihr doch auch ein Wächter und erfahrener und alles!“ Etwas unschlüssig sah er auf mich hinab. „Ihr seid jetzt der leitende Kommandant der Wächter, das hat nichts mit dem Alter zu tun, zumindest nicht in diesem Fall. Ihr habt all diese Truppen zusammengestellt und um Euch gesammelt.“ Augenblicklich wurde mir schlecht. Alles hört auf mein Kommando? Brei Andrastes Titten, das sind tausende von Leben, die allein von meiner Entscheidung abhängen! So viele Leben und wenn ich einen Fehler begehe und die Truppen falsch aufstellen lasse, werden sie sterben… „A-aber“, kam es unsicher über meine Lippen, doch Riordan schien meine Gedanken lesen zu können. „Wir sind im Krieg. Es werden immer Unschuldige sterben, es lässt sich leider nicht ändern. Egal wie vorbereitet das Schlachtfeld ist, egal wie organisiert die Truppen sind, egal wie mutig jeder einzelne Soldat ist. Aber wir kämpfen um das Leben, das Leben aller. Und das ist ein Ziel, um das es sich zu kämpfen lohnt, meint Ihr nicht?“ Mit Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten, angesichts der Verantwortung die mich zu zerquetschen drohte, während ich Riordan anstarrte. Er war schon älter, vermutlich Mitte 40. Der Ruf würde ihn wahrscheinlich bald ereilen. Er muss schon viele Gefechte gesehen haben und tausende der dunklen Brut erschlagen haben. Er hat schon mehr Schlachten als ich geplant. Ich hab ja nicht mal eine je geplant, und dann geht es gleich um die Verderbnis, die es zu besiegen gilt. Wie soll ich das nur schaffen?! Auf Riordans Gesicht erschien ein sachtes Lächeln, mein Gesicht schien Bände zu sprechen. „Habt keine Angst, ich werde Euch unterstützen. Ich weiß, dass ihr beide eigentlich nur Rekruten wart, als ihr euch in den Kampf gegen die Verderbnis stelltet. Es ist beneidenswert, wie weit ihr beide gekommen seid.“ Ja wie weit… mit unzähligen Arschtritten des Erbauers, der uns mehr als nur einen blauen Fleck beschert hatte. Ich schwieg und kaute auf meiner Unterlippe herum. Neben mir räusperte sich Zevran leicht und mischte sich nun in unser Gespräch ein. „Nun dann sollten wir uns fertig machen nicht wahr? Wann gedenkt ihr in Richtung Redcliffe aufzubrechen?“ „Morgen, die Zeit drängt. Ruht Euch aus, es wird ein langer Weg, aber wir können leider nicht mehr warten“ Damit verbeugte sich Riordan leicht und verschwand schließlich wieder aus dem Speisesaal. Unschlüssig sah ich ihm nach und bemerkte mit Schrecken die Schmerzen in meinem Rücken. Wie soll ich das nur schaffen?! Wie soll ich gegen den Erzdämon kämpfen, wenn ich ein verdammter Nichtsnutz bin? Ich kann ja nur noch schleichen, von Kämpfen kann da keine Rede sein! Ein Zittern durchfuhr mich, während ich auf den Holztisch starrte und meine Schüssel krampfhaft festhielt. Beim Erbauer, ich hab Angst. Zevran erhob sich neben mir und legte seine Hände auf meine Schultern, wodurch ich erschrocken zusammenzuckte, aber weiterhin auf den Holztisch starrte. Heftig schlug mein Herz in der Brust. „Wie soll ich das überleben?“, flüsterte ich. Es herrschte kurz Schweigen, ich war mir sicher, dass Zev nichts weiter sagen würde, doch er tat es noch. „Indem ich dich mit meinem Leben beschütze, sagte ich doch bereits. Bist du so vergesslich?“, raunte er mir ins Ohr und hinterließ dadurch eine Gänsehaut auf meiner Haut. Wütend starrte ich ihn an, als mir meine Schwäche und damit verbundene Hilflosigkeit wie ein Schlag traf. „Ich lasse nicht zu, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst! Du sollst nicht sterben, nur weil ich zu schwach bin, auch nur meinem Arm zu heben oder wegzulaufen wie ein Kind!“ Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als mir in die Augen sah. „Du vergisst, es ist meine Entscheidung wie ich sterbe. Du hast meinen Schwur aufgehoben, schon vergessen? Und ich entscheide wie mein Leben endet, nicht du“ Knallhart und ohne Beschönigungen. Typisch Zevran. Hastig stand ich auf, um meinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Doch ich verlor augenblicklich den Halt und fiel nach hinten. Zevran fing mich auf und gab mir Halt, ich jedoch starrte die Wand an und bemerkte, wie mir die Tränen den Wangen hinunterliefen. Schmerzenswellen rasten durch meinen Körper, mein Rücken schien in Flammen zu stehen. Unzählige werden sterben, egal welche Entscheidungen ich treffen werde und Zevran stirbt, weil ich einfach nur unbrauchbar bin. Total nutzlos. Selbst Papa konnte ich nicht retten. Ein Schluchzen entwich meiner Kehle und ich kniff hastig die Augen zu, als meine Tränen einfach nicht versiegen wollten, ganz im Gegenteil sogar. Warum bin ich nur so erbärmlich?! Ohne mein Zutun hob mich Zevran hoch und trug mich auf seinen Armen. Verschreckt starrte ich ihn an, doch er sah mich beruhigend an, was mir wiederrum einen noch heftigeren Herzschlag bescherte. „Die Rettung der Welt ist eine ziemlich große Bürde, nicht wahr? Es ist völlig normal, dass es dich aus der Bahn wirft“ Sanft wischte er mir eine Träne weg, die sich erneut ihren Weg meine Wange hinab bahnte, doch ich konnte Zevran nur weiterhin anstarren. Warum nur…? Ein Schluchzen entwich mir wieder, als ich mich eng an ihn drückte und meine Arme um seinen Hals schlang. „Ich will nicht, dass du stirbst! Ich liebe dich!“, rief ich beinahe, als ein leichtes Zittern durch meinen Körper fuhr. Der Elf schwieg, drückte mich jedoch leicht, ehe er losging. Erschöpft hatte ich meinen Kopf auf seine Schultern gelegt und schluchzte leise vor mich hin, starrte zu Boden und hoffte, für Zevran nicht zu schwer zu sein. Wie soll das weitergehen? Ich bin zu schwach, um selbst auf den Beinen zu stehen. „Ich hole Wynne, sie wird sich um deinen Rücken kümmern.“, hörte ich Zev sprechen, doch es klang wie weit entfernt für mich. Die Schmerzen wurden immer mehr und ließen mich leicht verkrampfen. Hart biss ich mir auf die Lippe bis sie blutete, um den Schmerz irgendwie auszublenden. Wie soll ich damit bis nach Redcliffe kommen, wie soll ich ganze Truppen befehlen, wenn mich die Schmerzen wahnsinnig machen?! Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, gab ich mich der friedlichen Ohnmacht hin, die mich nun übermannte. Ein süßer Duft stieg mir in die Nase. Nicht weit entfernt hörte ich ein Feuer im Kamin knistern, angenehme Wärme breitete sich in mir aus und ließ mich leise aufseufzen. Eine Hand strich sanft über meinen Kopf und ich öffnete die Augen. Ich befand mich wieder in meinem Zimmer, erneut eingehüllt in Decken. Auf dem Holztisch neben meinem Bett entdeckte ich einen kleinen Blumenstrauß. Der Duft der Blumen ließ mich lächeln. „Du bist erwacht? Sehr gut“ Als ich etwas aufsah, entdeckte ich Zevran. Er hatte seinen Stuhl neben meinem Bett gestellt und sah mich musternd an. Dabei stützte er sich lässig an der Lehne ab und sah mal wieder so aus, als würde ihn kein Wässerchen trüben. „Du bist ohnmächtig geworden. Deine Wunden am Rücken waren leicht aufgegangen. Wynne hat sie erneut verschlossen und dir einen neuen Verband drumgelegt.“ Erneut ohnmächtig… welch eine Schmach. „Alistair hat dir die Blumen aus dem Garten mitgebracht“, merkte Zevran belustigt an, woraufhin ich leicht rote Wangen bekam. Blumen für mich? Entzückt roch ich daran. Sie rochen wie der Frühling – wie diesen Duft vermisst habe! „Ich sollte dir auch welche bringen, hm?“ Ertappt zuckte ich zusammen und sah wieder zu Zevran. „Ich-ich brauche diesen Mädchenkram nicht!“ Ein wissendes Grinsen erschien auf seinen Lippen und ließ mich erneut etwas rot werden. „Also… gut. Ich liebe Blumen…“, gab ich zu. Zevran setzte sich zu mir aufs Bett und ergriff meine Hand. Überrascht sah ich zu ihm auf, doch er lächelte nun warm. „Kallian… ich weiß, du hast Angst. Die habe ich auch“ Ich starrte auf seine Hand, dann sah ich erneut zu dem blonden Elfen. Angst kann so ein schreckliches Gefühl sein, besonders weil man ihr meist machtlos ausgesetzt ist. „Angst dich zu verlieren. Du bist die große Kommandantin der Wächter, die Bezwingerin der Verderbnis, wenn wir Glück haben. Aber du bist auch nicht unsterblich.“ Unsicher sah ich zu Zev, spürte den Kloß, der sich in meiner Bauchgegend bildete. „Unsterblich… ich glaube, das will ich auch nie sein“ Zevran schmunzelte leicht, strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Ebenfalls, irgendwann ist der Spaß eh vorbei. Aber ich werde entscheiden wie das Ende kommt.“ Sein Blick wurde nun ernster, ließ mich verstummen und ihn anstarren. „Wir werden kämpfen und siegen, keiner von uns wird sterben. Das werde ich dir versprechen“ Meine Augen wurden größer. „Versprochen?“, wisperte ich. „Versprochen“, hauchte er und legte seine Lippen sacht auf meinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)