Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 37: Schwere Prüfungen ----------------------------- Mit offenem Mund starrte ich zu dem Drachen hoch, gebannt von seiner Schönheit und gelähmt vor Angst. Seine Schuppen waren schwarz, mit einem dunkelroten Schimmer. Wenn Licht auf die Echse fiel, erstrahlte es in dessen Schein und Lichtspiele wirbelten umher. Seine roten Augen fixierten mich. „Ein hoher Drache?“, fragte Zevran ungläubig. „Wir haben doch nicht vor, ihn zu bekämpfen, oder? Könnten wir nicht einfach an ihm vorbei schleichen?“ Hastig schloss ich meinen vor Erstaunen geöffneten Mund. „Ja“, sagte ich sofort. „Ja, der Meinung bin ich auch.“ Schließlich will ich nicht als Drachenfutter enden. Der hohe Drache hatte sich auf eine Felsklippe platziert und schien zu dösen. Es war wohl Glück im Unglück…vielleicht kommen wir ja davon? Schwer schluckte ich und starrte weiterhin auf das Ungetüm. Es hatte uns erst beobachtet, doch anscheinend schnell das Interesse verloren. Das wäre eine gute Möglichkeit, sich grazil und leise vorbei zu schleichen. Kurz nickte ich den anderen zu und ging dann langsam und leise voran. Jeden Schritt den ich tat, knirschte jedoch unwiderruflich im kalten Schnee. Fast schon panisch starrte ich zu dem hohen Drachen hinauf, der sich nun genau über uns befand. Wir befanden uns mitten in der Schlucht und das Ungetüm über uns. Mein Herz war beinahe am zerspringen, als ich den Drachen laut schnauben hörte. Doch er regte sich nicht weiter. Zevran hinter mir atmete erleichtert auf. Mir ging es nicht anders, doch immer noch jagte Adrenalin durch meinen Körper und ließ mich nicht aufatmen. Ich war bis aufs zerbersten angespannt. Beim Erbauer, ich will nicht gefressen werden! Nach ein paar Minuten erreichten wir den Tempel endlich und Oghren stieß die Tür hastig auf. In diesem Tempel kam es mir kälter vor, als draußen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir der Schweiß stand. Wir hatten alle überlebt! Der Drache war anscheinend nicht interessiert, an Ungeziefer wie uns. Nun etwas beruhigter, blickte ich mich um. Feuerschalen in seitlichen Alkoven erwärmten und beleuchteten den Raum gleichermaßen und ließen unseren Blick auf einen bärtigen Mann fallen, der inmitten des Saals stand. „Wah!!“ Ich wich erschrocken zurück und stolperte mehrere Schritte zurück, als dieser Ritter wie aus dem Nichts vor mir stand. Dabei prallte ich gegen Alistair. „Was zum – Wer seid Ihr?!“, brachte ich atemlos hervor. „Ich bin der Wächter von Andrastes Asche. Ich habe lange auf Euch gewartete, junge Pilger“, entgegnete der Mann und in seiner Stimme befand sich ein unheimlicher Nachhall, als würde er aus einem tiefen Brunnen zu uns sprechen. Vorsichtig glitten meine Hände zu den Dolchen. „Wächter? Müssen wir gegen Euch kämpfen?“ Wäre nicht der erste, der ein Kampf auf Leben und Tod will. Er lachte leise. „Nein, Wanderer. Ihr seid gekommen, um Andraste zu ehren und das sollt Ihr auch, wenn Ihr würdig seid.“ Würdig? Will der mich verarschen? „Wir brauchen die Asche, um einen edlen Mann zu heilen“, warf ich ein. „Dennoch müsst Ihr Euch als würdig erweisen“, beharrte der Wächter. „Ich entscheide nicht, ob Ihr würdig seid. Das zeigt der Spießrutenlauf. Falls Ihr würdig seid, dürft Ihr die Urne sehen und ein wenig der Asche für Euch selbst mitnehmen, falls nicht…“ „Spießrutenlauf? Was ist das?“, fragte ich verwirrt. „Der Spießrutenlauf trennt wahre Pilger von falschen. Ihr durchlauft vier Prüfungen Eures Glaubens und wir werden sehen, wie Eure Seele sich dabei macht.“ Er machte eine ausladende Handbewegung und in der Wand vor uns öffnete sich eine Tür, welche in einen Gang führte, der in fünf weitere Flure abzweigte. Ich schluckte und wechselte einen Blick mit Alistair. Warum muss es nur immer so kompliziert sein?! Ich bin würdig, verdammt! Ich bin die ehrlichste Elfe überhaupt! …Okay, eine Lüge. Und dieser dämliche Wächter weiß es vermutlich. Dabei wirke ich doch so unscheinbar…oder? „Also gut, bringen wir es hinter uns“, sprach ich wiederwillig. Es ist der einzige Weg um an diese Asche zu kommen. Plötzlich musterte mich der Wächter eindringlich und schien zu überlegen. „Vorher muss ich Euch noch etwas fragen“, fiel dem Mann ein. Seine Augen waren wie tiefe schwarze Abgründe. Sie bannten mich, drangen in mich hinein – als würde er direkt in meine Seele blicken. Beinahe wurde mir schwindlig. „Ich sehe, dass Euer Weg bis hierher alles andere als leicht war.“ Etwas überrascht sah ich in seinen dunklen Augen, die sich weiterhin unnachgiebig in meine bohrten und mir nun eine Gänsehaut bescherten. Was zum…? „Es gibt viel Leid in Eurer Vergangenheit - Euer eigenes und das von anderen.“ Seine Stimme hallte unwirklich von den kalten Mauern wieder und ließ beinahe das Blut in meinen Adern gefrieren. „Ihr habt Euer ganzes Leben unter dem Joch Eurer menschlichen Lehnsherren verbracht. Doch als ein örtlicher Fürst an Eurem Hochzeitstag sein Privileg auf Euch und die anderen Brautjungfern einfordert, explodieren die schwelenden Spannungen zwischen den Rassen in einem Strudel der Vergeltung. Nelaros starb in euren Armen, als er versucht hatte Euch und die anderen Elfenfrauen zu befreien. Glaubt ihr es war eure Schuld, dass er starb?“ Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter und augenblicklich sah ich Nelaros vor meinen geistigen Augen. Blutverschmiert, mit zittriger Stimme und seine Augen die mich quälend anblickten. Verstört sah ich zu Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Er kam um mich zu retten. Aber warum?? Ich hatte ihn mit Füßen getreten! Und er kam um mich zu retten…nur deswegen starb er. Es war meine Schuld. Meine allein… Niemand, außer Mutter, hatte je sein Leben für mich riskiert. Mutter liebte mich…aber tat das auch Nelaros? Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich--“ Diese Worte kamen mir unendlich schwer über die Lippen. Zitternd atmete ich aus und nickte. „Ja, es war meine Schuld. Wenn ich nur wachsamer oder ... stärker gewesen wäre ... hätte ich flüchten können, meine Base und die anderen beschützen können... “, erwiderte ich leise und blickte gequält zu Boden. Wenn ich nicht so eine große Klappe zu diesem perversen Lord gehabt hätte, dann würde Nelaros noch leben. Vermutlich würde ich ihn sogar mögen. Shianni und ich würden uns jeden Abend zu einem kleinen Trinkgelage treffen und unser altes Leben weiter leben. Doch mein ganzes Leben hatte sich an jenem Tag komplett geändert. Nun stehe ich hier. Als Grauer Wächter, die nie wieder in ihre Heimat zurück kann und nicht mehr ihr altes Leben genießen wird. Nie wieder… Tränen brannten verräterisch in meinen Augen, doch ich blinzelte sie verzweifelt weg. Ich muss mich zusammenreißen! Der Wächter nickte. „Danke, das war alles, was ich wissen wollte.“ „Du bist zu hart zu dir“, sagte Alistair leise und lächelte mich sanft an. „Und nun die Selbstkasteiung! Das kommt doch jetzt als Nächstes, oder?“, fragte Zevran unschuldig. Ich weiß, er wollte mich aufheitern, aber irgendwie tat es weh, dass der Wächter meine Gefühle vor den anderen so schamlos offenbarte. Dieser…Bastard. Ich hatte es so gut verdrängt gehabt. „Alistair“, wandte sich der alte Geist nun an meinen Freund. Dieser erstarrte und sah auf. „J-ja?“ „Grauer Wächter, Templer und Erbe von Fereldens Thron.“ „Oh, Schreck!“, raunte Alistair und schluckte schwer. „Duncan, Euer Mentor und Freund ist damals in Ostagar gefallen. Glaubt Ihr, dass Ihr ihn hättet retten können?“ Der Wächter fixierte Alistair und wartete seine Reaktion ab. „Ich... – Ja, ich hätte bestimmt etwas tun können. Es wäre besser gewesen, wenn er das Schlachtfeld lebendig verlassen hätte und nicht ich.“ „Alistair… “, flüsterte ich ungläubig und sah zu ihm auf. Dass er immer noch so dachte und fühlte, entsetzte mich etwas. Elissa trat zu ihm und nahm seine Hand in ihre. Sie drückte diese. „Sag so was nicht. Das kannst du nicht wissen, Alistair. Kallian und du, ihr habt schon so viel geschafft“, sagte sie leise. „Vielleicht haben wir einiges hinbekommen, aber die Verderbnis ist noch nicht beendet und unser Weg ist noch weit“, erwiderte er ruhig. Der Geist nickte und sah dann zu Elissa. „Elissa Cousland von Highever.“ Sie zuckte zusammen und sah den Wächter an. „W-was?“, rief sie und dabei wurde ihre Stimme eine Oktave höher. „Glaubt Ihr, dass Ihr Eure Eltern und Euer Heim hättet retten können? Habt Ihr Eure Familie und all jene, die ihr Schicksal in die Hände der Couslands gelegt haben, im Stich gelassen?“ Die junge blonde Frau starrte lange in das Gesicht des Wächters, doch sie verzog keine einzige Miene. Bis sich plötzlich eine kleine Träne löste und langsam ihre Wange hinab rollte. Wortlos senkte sie ihren Blick und schluchzte kurz auf. Dafür waren keine Wörter mehr nötig… Alistair zögerte kurz, legte ihr dann jedoch tröstend einen Arm auf die Schulter. Leliana sah mitfühlend zu den beiden. Der Geist blickte nun zu ihr. „Leliana aus Orlais.“ Überrascht blickte die Bardin auf und schluckte bereits merklich. „Auf der Flucht vor Eurer einstigen Gönnerin Majorlaine habt Ihr hier im Schoß der Kirche Schutz und Frieden erhofft und auch erhalten. Ihr sagt, der Erbauer habe mit Euch gesprochen, also sagt mir – warum sollte er Euch das gewähren, was Andraste einst zu Teil wurde?“ Seine tintendunklen Augen starrten sie aus finsterer Tiefe an. „Was wollt Ihr mir damit unterstellen? Ich habe das nicht gesagt, um im Mittelpunkt zu stehen, falls Ihr das denkt!“, entgegnete sie scharf. „Dennoch habt Ihr es genossen, auch wenn das Interesse Eurer Brüder und Schwestern in der Kirche kein gutes Licht auf Euch warf. Ihr wart Einzigartig.“ „Ich... “ Sie machte unsicher einen Schritt zurück und blickte zu Boden, doch dann fasste sie sich ganz schnell wieder. „Nein! Ich weiß, woran ich glaube und ich stehe dazu! Mein Glaube hat mir Frieden gegeben!!“, entgegnete sie bestimmt und funkelte ihn an. Zevran hinter mir schnaubte einmal genervt. Anscheinend regten ihn diese Gefühlsoffenbarungen relativ auf. „Ah, der Elf aus Antiva!“, sprach der Wächter und fixierte den Elf augenblicklich. Er zuckte zusammen. „Oh! Bin ich jetzt an der Reihe? Hurra!“ Zevrans Stimme tropfte nur so vor beißendem Sarkasmus. „Bringen wir es hinter uns“, knurrte er missmutig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Viele sind durch Eure Hand gestorben, einige verdient andere nicht. Bereut habt Ihr Eure Taten niemals, außer bei einer Frau namens --“ „WAS?! „Woher wisst Ihr das?“, fuhr Zevran ihn zornig an. Ich zuckte erschrocken zusammen. Gut gelaunt, aufgeregt, beunruhigt und sogar besorgt hatte ich ihn schon erlebt. Aber nie so. „Ich weiß vieles“, erwiderte der Wächter. „Dieses Wissen ist mir gestattet. Die Frage steht im Raum. Bereut Ihr es?“ „Ja! Die Antwort ist Ja!“, herrschte Zevran ihn an. „Wenn Ihr es genau wissen müsst. Und jetzt weiter!“ Völlig überrascht starrte ich den Elf noch immer an. Zevran hatte mir nie viel über seine Vergangenheit erzählt, außer dass er seit seiner Kindheit bei den Krähen war. Dass er einen Mord bereute, war mir gänzlich neu…und dann sogar an einer Frau. „Und der Zwerg“, fuhr der Wächter fort. „Ihr habt Euer Zuhause verlassen und kamt an die Oberfläche, obwohl Ihr wusstet - “ „Warum erspare ich Euch nicht ein bisschen der Fragerei? Ja. Ich wünschte ich hätte meine Familie vor Branka retten können. Ich wünschte, ich wäre ein besserer Ehemann gewesen. Vielleicht wäre sie dann zu Hause geblieben, mit einem Bauch voll mit Baby-Oghrens und wäre niemals losgezogen, um nach den Amboss zu suchen. Vielleicht habe ich sie im Stich gelassen. Und Ja, ich kam an die Oberfläche, weil ich schon lange kein richtiger Zwerg mehr war. Meine Familie ist tot, meine Zeit als ehrwürdiger Krieger lange vorbei. Ich habe meine Kaste und mein Haus verloren und jetzt habe ich nichts anderes mehr zu verlieren.“ Ich sah Oghren lange an. Nie hätte ich gedacht, dass er so viel Ballast mit sich rumschleppte. Andererseits erklärte das auch, warum er ständig betrunken war. Verdammt…jetzt machte es Sinn! Hinter dem Wächter klackte das Schloss der Tür und sie schwang wie von selbst auf. „Der Weg ist offen“, sagte er. „Viel Glück! Möget Ihr finden, wonach Ihr sucht.“ Er machte eine kleine Verbeugung und trat dann zur Seite. Etwas erschöpft vom langen Stehen ging ich zusammen mit meinen Gefährten durch die sich eben geöffnete Tür. Niemand sagte etwas und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Diese Prüfungen schienen wirklich hart zu sein. Mir selbst war ja schön übel. Nachdem wir den Gang durchschritten hatten, gelangten wir in einen nächsten Raum. Dort blieben wir alle geschockt stehen, denn vor uns waren halb durchsichtigen acht Gestalten, die in zwei Reihen vor uns standen. Ein Geist trat vor. Eine junge Frau in gewöhnlichen Kleidern mit kurzem dunklem Haar. „Echos aus einer Schattenwelt flüstern, was noch nicht geschehen. Wovon spreche ich?“ Moment. Was? Wie war das? „Aah, ein Rätsel“, rief Leliana erleichtert. Ich jedoch war alles andere als erleichtert. Langsam wird es hier verrückt! „Träume?“, sagte Alistair zögerlich. Ich stutzte. Träume sollen Echos sein? Der Geist nickte. „Ein Traum kam über mich, als meine Tochter nah an meinem Herzen schlief. Er erzählte von ihrem Leben, ihrem Verrat und ihrem Tod“, erzählte der Geist. „Ich bin Trauer und Reue, eine Mutter, die bittere Tränen für eine Tochter vergießt, die sie nicht retten konnte.“ Sprach sie von Andraste? War sie Andrastes Mutter? Der Geist löste sich vor unseren Augen auf. Plötzlich zog dichter Nebel auf, woraufhin die Umrisse des Raumes verschwanden. Dafür aber ein neues Szenario uns zeigte. Erst waren ferne Rufe zu hören, die wiederrum immer Lauter wurden. Auf einmal war das aufeinander Schlagen von Metall zu hören. Unheimliches und tiefes knurren mischte sich nun zu den inzwischen panischen rufen. Wie erstarrt blickte ich auf das Schauspiel. Meine Kehle wurde staubtrocken, als ich die Schlacht von Ostagar wieder erkannte. Der riesige Turmspitze von Ishal brannte lichterloh, doch niemand kam zu Hilfe. Die Menschen wurden abgeschlachtet von der dunklen Brut. Selbst der Geruch von Schwefel, Blut und verbranntem Fleisch wehte mir entgegen und ließ mich beinahe würgen. „Beim Erbauer“, hauchte Leliana fassungslos neben mir. Der Himmel war in ein tiefes, dunkles Rot getaucht und ließ schwarze Schatten über die verderbte Erde tanzen. Das…war genauso wie damals! Als ich die dunkle Brut zum ersten Mal in Ostagar erblickte und mir bewusst wurde, dass diese Monster keine Märchenspinnerei sind! „Duncan…“, flüsterte Alistair heißer. Verwirrt sah ich zu ihm auf und erblickte Alistairs blasses Gesicht. Ungläubig starrte er voraus, was mich unsicher seinem Blick folgen ließ. Tatsächlich! Dort stand Duncan! Er war besudelt mit Blut, schwer verletzt und amtete angestrengt. Nicht weit von ihm entfernt erblickte ich den toten König Maric am Boden liegen. Seine schöne Rüstung war überzogen mit Blut und total verbeult. Er regte sich nicht mehr. Hart schluckte ich und beobachte mit Schrecken, wie die dunkle Brut unheimlich lachend auf Duncan zustürmte. Doch Duncan biss lediglich die Zähne zusammen, erhob sich zitternd und hielt krampfhaft sein Schwert fest. Nur einige Sekunden später sahen wir, wie die dunkle Brut Duncans Schädel zertrümmerte. Alistair schrie laut wütend auf, zog sein Schwert und rannte furchtlos auf die Monster zu. Doch ehe er mit seinem Schwert ausholen konnte, verschwand der ganze Schauplatz um uns herum erneut in dichtem Nebel und wir befanden uns wieder in dem alten Raum. Verwirrt blickten wir uns alle um. Der Geruch vom verbrannten Fleisch war verschwunden! War das…real gewesen? „DUNCAN!“, schrie Alistair verzweifelt und ging kurz darauf in die Knie. Sein gepeinigter Ruf, ließ mich unsicher zu dem Templer blicken. Alistair und Duncan haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt, soweit ich es mitbekommen hatte, doch Duncan war mir schlichtweg egal. Auch wenn mir sein brutaler Tod schon etwas leid tat. Aber nur etwas. Immerhin bin ich dank diesem dämlichem Shem verflucht. Leicht biss ich die Zähne zusammen und hörte Alistair kurz trocken aufschluchzen. Es muss hart sein, Duncan so gesehen zu haben. Verdammt…ich…bin schlecht im trösten… Elissa eilte zu ihm und legte ihm tröstend ihre Hand auf seine Schulter, mit der anderen Hand strich sie vorsichtig über seinen Kopf und flüsterte ihm leise tröstende Worte zu. Leliana sah unsicher zu mir. „Das…war Ostagar,oder? Und dieser Mann, neben Duncan…“ „…war König Maric, ja“, beendete ich ihren begonnen Satz düster. Loghain hat den König verraten und den Grauen Wächtern die Schuld in die Schuhe geschoben. Auf uns wurde Jagd gemacht, während dieser Dreckskerl Loghain sich irgendwo in Denerim aufhält und Däumchen dreht! Ich schwöre, ich werde diesen Bastard umbringen… „Es…war meine Schuld, dass Duncan starb. Wäre ich nur nie zu dem Turm gegangen…“, sprach Alistair plötzlich mit gebrochener Stimme. Besorgt sah ich zu meinem Freund, als dieser mit hängenden Schultern langsam aufstand. Immer noch blickte er zu Boden. Alistair ist mein Freund. Irgendwie muss ich ihn doch aufheitern! „Wir holen Loghains Schädel und spießen ihn vor dem Königsschloss auf, damit die anderen Adligen nicht irgendwann auch auf so eine niederträchtige Idee kommen!“ Alle sahen mich perplex an, was mich jedoch nicht davon abbrachte, diese Idee irgendwann durchzusetzen. Loghains Kopf wird bald rollen… Alistair drehte seinen Kopf nun in meine Richtung. Ich blickte in seine gequälten Augen und nickte ihm entschlossen zu. Wir werden Duncan und die anderen rächen! Das schulden wir einfach Ferelden! Plötzlich trat eine weitere durchsichtige Frau zu uns. „Der kleinste Vogel kann es mit sich tragen, der stärkste Mann jedoch nicht unbedingt. Wovon spreche ich?“ Verdammt, ich hasse Rätsel! „Das ist leicht“, rief Leliana. „Ein Lied!“ „Ja“, antwortete der Geist. „Ich war als Kind Andrastes beste Freundin und wir sangen immer zusammen. Sie liebte die Schönheit des Lebens und wer sie hörte, war glücklich. Es heißt, den Erbauer selbst hätte Andrastes Lied bewegt und ab dann sang sie nicht länger von einfachen Dingen.“ Die Umgebung veränderte sich plötzlich erneut und wir rückten augenblicklich alle enger beisammen. Angespannt sah ich mich um, während die neue Umgebung Gestalt annahm. Was soll das schon wieder?! Mir reicht es! Dieser Spießrutenlauf stinkt mir jetzt schon. Es war mitten in der Nacht und wir befanden uns nun in einer kleinen Gasse. Links und rechts ragten Häuser und Geschäfte enganeinander gebaut in die Höhe. Nach näherer Betrachtung fiel mir seltsamerweise auf, dass wir uns in Denerim befanden! Ohne jeden Zweifel! Ich kenne jedes versüffte Loch, in dieser verdammten Stadt. Vor uns befand sich eine kleine, ungewöhnliche Truppe die geradewegs an uns vorbei eilte. Oder eher, durch uns hin durch. Perplex sah ich zu der rothaarigen Frau in Lederrüstung, die gerade durch mich gegangen war und staunte nicht schlecht. Das…ist ja… „Leliana“, sprach Elissa verwirrt. Die Bardin neben mir sah erschrocken zu ihrer Doppelgängerin, die geradewegs auf eine dunkelhaarige, schöne Frau zustürmte. Besorgt sprach sie dabei zu ihrem Elfischem und Zwerghirschen Begleiter. „Da ist sie ja! Oh, sie konnte entkommen. Aber warum läuft sie nicht weg?“ Die Leliana Doppelgängerin eilte zu der dunkelhaarigen Frau und sah sie besorgt an. „Marjolaine, ich habe bekämpft wen ich konnte, aber es muss noch mehr geben.“ „Ist schon gut“, sprach die Frau wenig besorgt und drehte sich von Leliana weg. „Wir könnten ihnen von den Papieren erzählen. Orlais wird sich für uns einsetzten!“, sprach sie verunsichert, doch diese Marjolaine stand nun hinter ihr und flüsterte ihr wispernd ins Ohr. „Shhh, meine Schöne, Shh“ Leliana sah verzweifelt zu Marjolaine. „Es tut mir leid, dass ich uns hier her zurückgebracht habe, Marjolaine“ Doch die Dunkelhaarige schüttelte nur leicht den Kopf und fixierte sie. „Das muss es nicht, du warst perfekt“ Im selben Moment rammte sie erbarmungslos ein Messer in Lelianas Bauch. Die Bardin riss geschockt die Augen auf und keuchte gepeinigt auf, während bereits das Blut die Klinge hinab lief. Die rothaarige ging in die Knie und konnte gerade noch so das Messer aus ihrem Bauch herausziehen. Gequält schrie sie dabei auf. Rasch tauchte ein Mann in Rüstung auf und besah sich schadenfroh Leliana. „Na so etwas. Eine orlaisianische Spionin, die fereldische Geheimdokumente stehlen wollte. Ihr werdet mir einiges einbringen.“, beendete er zufrieden den Satz und hockte sich neben sie hin. Die echte Leliana neben mir keuchte einmal entsetzt auf. „Harwen“ Verwirrt sah ich zu ihr. Den kenne ich nicht… Ein schmieriges lächeln entstand plötzlich auf dem Gesicht des Shems. „Nachdem ich meinen Spaß mit euch hatte“ Ein anderer Mann schlug Leliana auf einmal nieder. Erneut veränderte sich die Umgebung und wir befanden uns wieder in dem Raum. Mein Blick fiel zu Leliana, die wie versteinert da stand. Der Schweiß rann ihre Schläfen hinab. Nur zögerlich näherte ich mich ihr und sprach sie unsicher an. „Leliana, ist alles in Ordnung?“ Doch die Bardin drehte schnell ihr Gesicht weg und biss sich auf die Lippen. Kein einziges Wort, verließ ihre Lippen. Erst Minuten später sprach sie mit zitternder Stimme.“Marjolaine war meine Bardinmeisterin und…Geliebte.“ Fassungslos starrten wir alle auf Leliana. Unsere liebe Kirchenschwester Leliana ist…mit einer Frau…also… Peinlich berührt musste ich kurz zu Boden blicken und meine roten Wangen verbergen. Manchmal hasste ich mich, für meine verstörende Phantasie! Doch eines steht fest… Wer auch immer diese Marjolaine ist, sie hat Leliana schwer zugesetzt. Was für ein Miststück! Dabei wollte Leliana sie doch nur warnen, und dann wird man zum Dank abgestochen?! Zevran grinste kurz anzüglich, anscheinend ging ihm dasselbe durch den Kopf, doch schnell verschwand der Ausdruck aus seinem Gesicht, als er Lelianas zitternden Leib betrachtete. Ich konnte mich jedoch nicht weiter darüber aufregen, denn ein weiterer Geist erschien plötzlich. Als nächstes trat ein Archon hervor. „Sie schwingt das zerbrochene Schwert, trennt wahre Könige von Tyrannen. Wovon spreche ich?“ „Gnade“, sprach Zevran leise. Sein Gesicht war schwer zu lesen. Und verrückt, das dass ausgerechnet von ihm kam! Doch der Geist schien es trotzdem verstanden zu haben. „Ja. Ich konnte Andrastes Leid nicht mehr mit ansehen und habe Ihr Leben aus Gnade beendet“, erzählte Hessarian und verschwand. Erneut änderte sich unser Umfeld, was mich wiederrum kurz zum genervten aufstöhnen brachte. „Beim Erbauer, das ist doch verwirrend!“, maulte ich aufgebracht. Doch keiner meiner Begleiter sagte etwas darauf. Wir befanden uns nun in einem kleinen kargen Raum. Ein altes und verstaubtes Bett stand in der Ecke. Der Putz war von den Wänden gefallen und ein schimmliger Geruch hing in der Luft. Unruhig blickte ich mich um und fragte mich bereits, was uns nun bevor steht. Anscheinend wurde jedem von uns, die dramatischste Situation in seinem Leben präsentiert. Alistair musste mit ansehen wie Duncan getötet wurde und Leliana musste noch einmal mit anschauen wie sie von ihrer einstigen Geliebten hintergangen wird. Unerwartet waren plötzlich laute Stimmen zu hören und die alte Tür wurde ungestüm aufgerissen. Eine blasse Elfin betrat aufgebracht den Raum. Ihr schwarzes, langes Haar wirbelte herum, als sie ihren Verfolger mit wütenden eisblauen Augen fixierte. Beim Erbauer, diese Elfin war wunderschön! Diese geschmeidigen Bewegungen und dieser schlanke Körper. Dagegen bin ich ja praktisch nur Unkraut am Wegesrand… Ihr Verfolger betrat nun auch endlich den Raum und mir blieb praktisch der Kiefer offen stehen. Das war…Zevran! Ihm folgte ebenfalls noch jemand, doch derjenige war ein Mensch. Perplex beobachtete ich das Schauspiel, wie die beiden die zierliche Elfin in die Enge trieben und auf sie einsprachen. Doch leider verstand ich kein einziges Wort…sprechen die beiden da etwa Antivansich? Zevran war deutlich wütend, ebenso wie der unrasierte Shem der ihn begleitete. Die Elfin versuchte sich anscheinend vergebendes zu rechtfertigen. Sie konnte jedoch nicht einmal aussprechen, als der Shem sie bereits am Arm packte und zu sich ziehen wollte. Daraufhin riss sich die Elfin wütend von ihm los und sah noch einmal flehentlich zu Zevran und versuchte ruhig auf ihn einzureden. Sie ergriff seine Hände und blickte ihn bittend, ja geradezu flehentlich an. Etwas an ihrem Blick ließ mich jedoch stutzen. Irgendwie lag darin…eine tiefe Vertrautheit… Zevrans einziges Argument war daraufhin, dass er sie brutal niederschlug. Entsetzt schnappte ich nach Luft und wich augenblicklich von dem Szenario zurück. Warum hat er das getan?! Der fassungslose Blick in den Augen der Elfin ließ mich innerlich zusammenzucken. Das hatte sie definitiv nicht erwartet…ebenso wenig wie ich. Doch was daraufhin folgte, raubte mir schlichtweg den Atem. Der Shem packte die Elfin an den Haaren, blickte finster grinsend zu Zevran…und dieser gab ihm ein Zeichen. Kurz bevor der Shem ihr jedoch die Kehle aufschlitzte, sprach Sie Zevran unter Tränen an. Doch es brachte nichts…sie blutete gnadenlos aus, während Zevran einfach nur auf sie spuckte. Dann ging er einfach seines Weges, der Shem folgte ihm böse lächelnd. Kurz darauf verschwand das Bild und wir befanden uns wieder in dem Raum mit den komischen Geistern. Ich konnte nicht anders, als Zevran anzustarren, der mir nach wie vor der Rücken zuwandte. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, niemand von uns konnte das. Er hat diese Elfin umgebracht…indirekt. War das die Frau, von dem der Wächter gesprochen hatte? Den Mord, den Zev so sehr bereute? Ehe ich ihn jedoch fragen konnte, trat der nächste Geist vor. Ein kahlköpfiger Elf in Lederrüstung. Mir war sofort klar, wen er darstellen würde. Shartan, der Anführer der elfischen Sklaven, die sich Andraste angeschlossen hatten. „Wo ich weder Gast noch Eindringling bin. Wo ich hingehöre und es mir auch gehört. Wovon spreche ich?“, fragte er. Es herrschte schweigen, niemand sagte etwas. Oder wollte etwas sagen, wohl aus Angst als nächstes dran zu kommen. Aber selbst wenn ich wollte, ich kann nicht. Ich weiß die Lösung nicht! Elissa jedoch trat vor und schluckte einmal, bevor sie antworte. „Heimat“ Shartan nickte. „Ich träumte davon, meinem Volk eine eigene Heimat zu geben, in der wir unsere eigenen Herren gewesen wären. Meines Feindes Feind ist mein Freund. Und so folgen wir Andraste gegen das Reich. Aber sie wurde verraten und wir mit ihr.“ Er verschwand. Erneut veränderte sich unsere Umgebung. Verzweifelte Schreie waren zu hören und verbranntes Holz. Wir befanden uns mitten auf einem Schlossgelände. Überall lagen tote Soldaten und Bedienstete herum. Alles glich einem Schlachtfeld, Türen waren eingetreten, Blut an den Mauern und Leichen…Unmengen an Leichen. Ehe wir unsere Umgebung jedoch weiter betrachten konnten, rannte an uns eine junge, blonde Frau vorbei. Das Kleid welches sie trug, war blutbespritzt und teilweise aufgerissen. Ihr folgte ein weißer Mabari, der in letzte Sekunde einen Soldaten niederriss, der geradewegs auf die Frau losgehen wollte. „Lymira!“, schrie die Frau panisch, zog ein Schwert aus einer naheliegenden Leiche und stach den angreifenden Soldaten verzweifelt nieder, ehe er den Hund schwer verletzten konnte. Schluchzend krallte sie sich an den Mabari und sah sich mit tränenverschleierten Augen um. Beim Erbauer, das ist ja Elissa! Ich habe sie allerdings noch nie im Kleid gesehen. Eine richtige Adlige… „Lymira…führe mich zu Vater…“, flüsterte Elissa drängend und stand zitternd wieder auf. Der Mabari bellte einmal auf und spurte sofort los. Die junge Frau folgte ihrem Mabari rasch, blickte sich jedoch dabei immer wieder entsetzt und ängstlich zugleich um. Kurz darauf kamen die beiden in die Küche, wo eine ältere Frau und zwei Elfen niedergestochen auf dem Boden lagen. Mit zitternden Händen öffnete Elissa eine weitere Tür und befand sich nun im Lagerraum. Dort lag ein schwer verletzter älterer Mann. Unter ihm hatte sich eine große Menge an Blut angesammelt. Er stöhnte gequält auf, während er verzweifelte seine zitternde Hand gegen die blutende Bauchwunde drückte. „Vater!“, hauchte Elissa entsetzt und eilte schnell zu ihm. Der Mann öffnete irritiert die Augen, lächelte dann jedoch schwach als er seine Tochter erkannte. „E-elissa…“ „Vater, steh schnell auf wir müssen verschwinden!“, sprach die junge Cousland ängstlich, während ihr Vater nur kraftlos zu ihr blickte. „Wenn ich das tue…sterbe ich“ „Nein! Ich trage dich!“, rief Elissa verzweifelt und wollte gerade nach ihrem Vater greifen, als dieser heftig mit dem Kopf schüttelte. „Nein, du musst verschwinden! Sofort!“ Doch Elissa schluchzte einmal auf. „Nein ‚ich habe Mutter bereits sterben sehen! Ich gehe nicht ohne dich, Papa!“ Lord Cousland packte das verstörte Mädchen an dem Arm und sah sie eindringlich an. „Du musst…du musst Howe, für uns zur rechenschafft ziehen. Du musst allen erzählen, was er getan hat!“ Er hustete einmal einen schwall Blut, sprach jedoch weiter. „Du…musst Fergus finden…“ Geschockt sah Elissa zu ihrem Vater und wurde kreidebleich. Schwach lächelte ihr Vater und strich mit seiner zittrigen Hand über ihre blutbespritzte Wange. „Ich liebe dich…..nun...geh…bitte“ „Papa“ hauchte Elissa. Er jedoch nickte ihr lächelnd zu. „Nutze den Gesindegang…nun flieh! Schnell!“ Weitere Tränen rannen Elissas Wangen hinab, während Lymira bereits winselnd an ihrem Kleid zog um sie zum gehen zu zwingen. Weinend drehte sich das Mädchen um und rannte in die Dunkelheit, gefolgt von ihrem Mabari. Erneut befanden wir uns wieder in dem Raum. Mit zusammengebissenen Zähnen schielte ich zu Elissa, die laut schluchzend zu Boden ging. Sofort eilten Leliana und Alistair zu ihr um sie zu trösten. Dieser verdammte Wächter will uns doch nur quälen! Das ist keine Prüfung mehr, sondern reinste Folter! Was bringt es einem die schlimmsten Erlebnisse noch einmal zu durchleben?! Einmal ist mehr als genug! Davon wird man doch nur verrückt! Ehe ich jedoch diesen Ort hier lauthals verfluchen konnte, trat ein weiterer Geist vor. Ein Mann in einer Kirchenrobe trat vor. „Die Knochen der Welt strecken sich, um den Himmel zu umarmen. Weiß verschleiert, wie eine Braut vor ihrem Bräutigam. Wovon spreche ich?“ „Berge“, antwortete Oghren nach einigem Überlegen. „Richtig“, bestätigte der Geist. „Ich trug die Asche von Andraste aus Tevinter in die Berge im Osten, wo sie immer in den Himmel des Erbauers blicken konnte. Wir konnten kein besseres Grabmal für sie finden.“ Ich erwarte bereits, dass sich uns das nächste Alptraumszenario darbietet, doch es geschah nichts. Fast schon fragend sahen wir uns an und blickten dann auf Oghren, er jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht haben die Schiss vor mir.“ Schmunzelnd strich durch mein Haar. Es lag wohl eher daran, dass Oghren seine Vergangenheit überwunden hat. Großteils zumindest. Oder es liegt daran, dass er als Zwerg unempfindlich gegen diese Magie hier ist? Als der nächste Geist auf uns zutrat, drehte sich mir beinahe der Magen um. Ich war als letzte übrig. Scheiße…ich will nicht! Es trat wieder eine Frau vor. Sie trug die Robe eines Archons aus dem Reich von Tevinter. „Auge um Auge. Zahn um Zahn. Wovon spreche ich?“ Seltsamerweise wusste ich die Antwort sofort. Aber sie auszusprechen…Scheiße.„Rache“, antwortete ich langsam und zog kurz darauf scharf die Luft ein. „Ja“, bestätigte der Geist. „Mein Gatte Hessarian hätte Andraste einen schnellen Tod bereitet. Ich ließ ihn schwören, sie öffentlich hinrichten zu lassen, zusammen mit ihrem Feldherren, auf dass alle die Macht des Reiches erkennen. Ich bin Gerechtigkeit. Ich bin die Rache. Blut kann nur mit Blut vergolten werden.“ „Ich will nicht…“, maulte ich, doch die Umgebung veränderte sich erneut und wir befanden uns in einem Raum. Ein Raum, der mir nur zu bekannt war… „Oh, Erbauer! Bitte beschütze uns! Erbauer!“, rief die dunkelhaarige Elfe verzweifelt in ihrem Gebet. Ich musste kurz schlucken, als ich Nular wiedererkannte. Doch ich konnte ihren Anblick nicht lange genießen. Die Soldaten betraten bereits das Zimmer und streckten sie erbarmungslos nieder. Es war seltsam, sich plötzlich selbst zu sehen. Diesen wütenden Ausdruck in meinem Gesicht, das Hochzeitskleid das ich trug…oh, und die angeschwollene Wange die ich bereits hatte. Vaughn…elendes… Grob zerrten uns die Männer mit, während bereits die ersten Frauen anfingen zu weinen. Das ist nur ein Traum, Kallian. Die ganze Scheiße passiert gar nicht! Aber…es war einst geschehen. Und das eigentlich das schlimmste. Nun standen wir vor einer Tür, die kurz darauf aufgerissen wurde. „Das wurde aber auch Zeit!“, meinte Vaughn barsch und zerrte grob alle nacheinander in den Raum. Dort waren auch die beiden anderen Kerle, die Vaughn ins Gesindeviertel begleitet hatten. Hass keimte wieder in mir auf, unvorstellbarer Hass. Die Shems schubsten Shianni grob zu Boden und zogen Sorris' Braut an den Haaren und stießen sie gegen die Wand. Verblüfft sah ich drein, als meine Doppelgängerin furchtlos auf Vaughn einschlug. So verzweifelt hatte ich es gar nicht in Erinnerung…aber was sollte ich auch ohne Waffe tun? Mein Hochzeitskleid riss der Arsch entzwei und gab mir für meine Unverfrorenheit die Quittung. Seine Ohrfeige hatte mich glatt umgeworfen. Beinahe fasziniert beobachtete ich, wie der Hass in meinen Augen immer weiter wuchs. Am liebsten würde ich Vaughn jetzt sofort töten! Es ist abartig, mit anzusehen wie dieses Schwein auf mir liegt, mich schlägt und dann vergewaltigen will! Shiannis schluchzen tut sein übriges. Ich ging einen Schritt vor und zog bereits meinen Dolch. Mir egal, ob es nur ein Trugbild ist! Ich werde diesem Schwein, das Herz aus der Brust reißen! Verdammt, ich muss doch Shianni beschützen! „Kallian, das ist nicht real!“, sprach Leliana besorgt und ergriff meine zitternde Hand, in welcher ich den Dolch trug. „Es WAR real.“, flüsterte ich wutentbrannt und starrte auf Nelaros, der nun mit Sorris in den Raum gestoßen wurde. Beide waren übel zugerichtet, vermutlich verprügelt von den Wachen. Gebannt starrte ich auf Nelaros und hielt die Luft an. Noch einmal besah ich ihn mir ganz genau. Sein blondes, gescheiteltes Haar, diese vor stolz glühenden grünen Augen. Es dauerte nicht lange und Vaughn hatte ein Schwert ergriffen und es zwischen Nelaros Rippen gerammt. Ein Röcheln folgte und Blut floss aus seinem Mund. Der junge Elf sah mich nochmal an und lächelte schwach. Dann kippte er einfach nach hinten. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich blickte betrübt zu Boden. Warum, beim Erbauer, hat er mich angelächelt?? Nelaros… „Und nun zu dir“ hörte ich plötzlich Vaughns sadistische Stimme und er schritt zu Sorris. Hektisch blickte ich zu meinem Ebenbild und erkannte plötzlich eine wilde Entschlossenheit in meinen Augen aufblitzen. Wenigstens…stirbt dieses Arschloch jetzt… Was für ein Genuss, als ich mich selbst dabei beobachtete, wie ich den Dolch von Nelaros direkt ins Vaughns Augenhöhle rammte. Einer der Männer, der sich Fabiloa geschnappt hatte, schlitze ihr einfach die Kehle auf und schritt nun auf mich zu. Wütend und voller Zorn starrte er mich an. „Das wirst du büßen, Klingenohr!“ schrie er. Doch Sorris warf mir ein Schwert zu, während ich noch schnell den Dolch aus Vaughns Augenhöhle zog. Es ist ein seltsames Bild. Wenn nicht sogar ein verstörendes. Damals hatte ich nicht sonderlich auf meine Umgebung geachtet, ich wollte einfach nur überleben. Doch der Raum war getränkt mit Elfenblut. Und das nicht zu knapp. Selbst ich war voll mit Blut und das auf meinem Hochzeitskleid, oder dass was davon noch übrig war. Eine kleine Elfe, allein gegen zwei Shems. Gerecht wie immer, doch ich besiegte sie knapp. Als ich Nelaros noch leicht atmen sah, rannte ich sofort zu ihm. „Nelaros!“ hauchte ich und ergriff seine Hand. Er blickte mich mit diesen strahlenden grünen Augen an; die jedoch langsam ihren Glanz verloren. „Du... bist...“ er hustete Blut und schloss müde die Augen. Ich rüttelte ihn leicht und sah ihn flehentlich an. „Hey, bleib wach!“ Er strich mit seiner zittrigen Hand über meine Wange. Er hinterließ eine Blutspur auf meiner Wange. „… zu… mehr bestimmt...“ Dann fiel seine Hand zu Boden und ein kleiner Ring kam zum Vorschein. Ich schluckte. Der Ehering. Das Bild verblasste und wir befanden uns wieder in dem alten Raum. Immer noch starrte ich zu der Stelle, wo Nelaros gelegen hatte. Zaghaft umfasste ich den Ring, der um meinen Hals hing und von Nelaros stammte. Er hat sich für uns geopfert….einfach so. Ich hatte es nicht mal fertig gebracht, mich zu bedanken! Ein schwerer Klumpen bildete sich in meinen Magen. Fest biss ich die Zähne zusammen, doch ich konnte es nicht unterdrückten, als kurz darauf etwas Nasses meine Wangen benetzte. Tränen. Ich weine tatsächlich…um ihn. Dafür das er gestorben ist und ich ihn nicht retten konnte. Verzweifelt versuchte ich meine Tränen wegzuwischen, doch sie wollten nicht versiegen. Ich… „Verzeih mir, bitte…Nelaros“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und vergrub mein Gesicht in meine Handfläche, um mich vor den anderen nicht zu blamieren. Ich kann als Anführerin, doch nicht einfach so losheulen! Alle verlassen sich auf mich, ich darf nicht schwach wirken! Dann können wir die Verderbnis nicht verhindern und…! Plötzlich spürte ich eine Hand auf meine Schulter und zuckte erschrocken zusammen. Mein Blick fiel auf Leliana die mich sanft anlächelte. „Es war nicht eure Schuld, Kallian“ Mit großen Augen starrte ich sie an und hielt den Atem an. Es…ist nicht meine Schuld? Ich wischte meine Tränen schnell weg und unterdrückte jeglichen Drang wieder in Tränen auszubrechen. Schwach lächelte Leliana an und nickte kurz. Als mein Blick zufällig auf Zevran fiel, erschrak ich zutiefst. Seine Augen waren gerötet und er hatte noch nie so leidend ausgesehen. „Wir sollten weiter gehen“, sprach Alistair und ging bereits voran. Sein Gesicht war zu einer einzigen harten Miene geworden. Doch schnell verbarg er sein Gesicht und blickte mich nicht einmal an. Mit zusammengebissenen Zähnen folgten wir alle Alistair, der bereits den nächsten Raum betrat. Im nächsten großen Raum, erlebte ich den nächsten Schock. Wir, also nicht wir, aber etwas das genauso aussah wie wir, kam auf uns zugestürzt. Eine Doppelgänger-Kallian kam Dolche schwingend auf mich zugelaufen. „Oh verdammt!“, stöhnte ich. Denn nun kamen ein weiterer Alistair und ein Oghren auf uns zu. Zevran, Elissa und Leliana kämpften bereits mit ihren eigenen Spiegelbildern. Ich wirbelte sofort herum und wehrte die Angriffe meiner geisterhaften Doppelgängerin mit meinen Dolchen ab. Die Angriffe kamen von allen Seiten, denn die falsche Kallian und der falsche Oghren schienen sich zusammen gegen mich verschworen zu haben. Oghren war ziemlich schnell, anscheinend weil er nicht betrunken war und auch mein Ebenbild kämpfte und bewegte sich so schnell wie ich. Trotzdem fand ich einen kurzen Moment, in dem mein Spiegelbild zu lange brauchte, um auszuholen. Hastig stieß ich meinen Dolch in ihre Seite. Mein Trugbild verschwand. Ich konnte mich nur wenig über meinen Sieg freuen, denn der falsche Oghren krachte mit seiner Axt voran in mich hinein. Ich wurde zu Boden geworfen und schüttelte konfus den Kopf. Plötzlich löste auch der falsche Oghren sich auf. Hinter ihm stand Zevran mit erhobenem Dolch. Alle Doppelgänger waren verschwunden. Verblüfft sah ich zu Zevran der mich kurz musterte, sich aber kurz darauf einfach umdrehte und sich von mir entfernte. Zev…ich blickte ihm besorgt nach. Was hat dieser Ort hier nur angerichtet? Diese Prüfungen sind mörderisch…und wenn man nicht stark ist und zusammenbricht, hat man verloren. Auf einmal öffnete sich eine weitere Tür. Alarmiert blickte ich zu Alistair, der mir zunickte und voraus ging. Wir gingen durch die sich eben geöffnete Tür und gelangten durch einen Gang in einen hohe Halle. Zuerst blockierte das Feuer, das in einer geraden Linie vor uns umher züngelte, die ganze Sicht, doch ich konnte eine riesige Statue von Andraste ausmachen. Direkt davor – ich konnte meinen Augen kaum trauen – stand eine hohe, goldene Urne. „Beim Atem des Erbauers“, hörte ich Leliana ehrfürchtig flüstern. „Das ist… das ist die Urne der heiligen Asche! Sie ist es! Sie ist es wirklich!“ Gebannt starrte ich auf die Urne und musste kurz schlucken. Es ist doch kein Märchen! „Aber das Feuer ist ein Problem“, sagte Elissa unruhig. „Seht mal. Da ist ein Altar“, sagte Alistair und deutete auf den steinernen Tisch. „Und eine Inschrift.“ Er wischte den Staub von Jahren beiseite und legte die eingravierten Buchstaben frei. „Legt ab die Zeichen weltlichen Lebens und hüllt Euch in die Güte des Geistes. König und Sklave, Adeliger und Bettler seien neu geboren unter dem Blick des Erbauers.“ „Die gehen mir gewaltig auf die Nerven, mit ihren dämlichen Rätseln!“, knirschte ich mit zusammengebissen Zähnen. Ich will für den Rest meines verderbten Lebens kein einziges Rätsel mehr hören! „Das heißt, wir sollen uns ausziehen und nackt durch das Feuer laufen.“, grummelte Oghren laut und strich durch seinen Bart „Was?“, fragte ich ungläubig. Alle sollen sich ausziehen und nackt durch das Feuer gehen? Die spinnen doch! Ich bin kein Feigling, aber Todessehnsucht habe ich auch noch nicht! Dämliche Shems, die sich solch einen Mist ausdenken! Vermutlich sind die nie selber durch Feuer gegangen! „Was ist, wenn es nur einer von uns macht? Der nimmt dann die Asche und die anderen können sich ja solange umdrehen.“, schlug Elissa vorsichtig vor. Sofort musterte ich die junge Cousland und dachte darüber nach. Eigentlich keine schlechte Idee! „Aber ich mache diesen Mist nicht mit!“, sprach ich grimmig. Auch wenn diese Urne existiert, ich werde mich dafür trotzdem nicht ausziehen! Perverse Menschen… „Dann mache ich es“, sprach Leliana und begann bereits damit sich auszuziehen. Überrascht sah ich zu ihr, während die Kerle nicht mal den Anstand hatten sich umzudrehen. „Dreht euch gefälligst um!“ , fuhr ich sie an, die jedoch nur wiederwillig der Großteil davon tat. Lediglich Alistair wurde rot im Gesicht. Nachdem sie Kettenhemd, Brustharnisch, Hose, Stiefel, Tunika und sogar die Unterwäsche abgelegt hatte, stand Leliana nackt und vor Kälte zitternd, vor den Flammen. Einen Lederbeutel fest in der Hand haltend. „Viel Glück“, sagte ich motiviert. Mehr als schief gehen, kann es ja nicht. Die Bardin atmete tief ein und hielt die Luft an und schritt dann durch das Feuer. Geschockt starrte ich zu Leliana und befürchtete schon, sie nun qualvoll schreien zu hören. Doch überraschenderweise konnte sie einfach so durch das Feuer gehen. Leliana sah mich perplex an, als sie durch die Flamen getreten war. Ich konnte ebenfalls nicht anders, als mit offenem Mund zu ihr zu schauen. Das…gibt es doch nicht! Leliana ist nichts passiert? Freudestrahlend ging die Bardin nun die Treppen zu der Urne hinauf. Ich beobachtete sie dabei, bis ich plötzlich Oghren lüstern kichern hören. Ohne zu zögern, schlug ich ihm eine auf den Hinterkopf. „Elender Spanner!“ Oghren zeterte aufgebracht, doch ich beachtete ihn nicht weiter, denn Leliana zeigte mir lächelnd den gefüllten Lederbeutel mit der Asche. Beim Erbauer…wir haben es geschafft! Hosted by Animexx e.V. 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