Der Besucher von Lay (Die Stadt) ================================================================================ Prolog: Prolog oder der erste Tag --------------------------------- Der Besucher ~Prolog oder der erste Tag~ Ein kühler Wind zog auf, auf der offenen Straße vom Highway zur Stadt. Ein paar wenige Menschen liefen in diesem ungemütlichen Wetter durch die Gegend. Rastlos und ohne wirkliches Ziel, ebenso wie ich. Ein leises, fast flüsterndes Seufzen rinnte über meine Lippen und ich schloss die Augen. Nun war ich also hier. Alleine, ohne meinen Bruder oder sonst jemandem, der es wert war von mir als "Freund" bezeichnet zu werden. Ich ging einige Schritte weiter, blieb nun unter einer Lampe stehen und blickte an ihr empor. Wohin hatte es mich verschlagen? In die Stadt? Hatte sie überhaupt einen Namen? Brauchte man Namen überhaupt? Ich schüttelte das Haupt und wenige grüne Strähnen fielen nach vorne. das Gel war heut zu Tage auch nicht mehr das, was es einmal war. Etwas torkelt durch die Straßen. ich sehe es genau. Ein besoffener alter Mann, scheinbar ein Obdachloser, geht, taumelt, stürzt. Er rollt sich hin und her, von weiter hinten nähert sich ein Auto. Ein blauer oder schwarzer VW. So genau erkenne ich es nicht, er kommt näher. Der Mann liegt immernoch, versucht nun die Krabben-Taktik. Von weiter hinten höre ich das Röhren des Motors. Ein Diesel V 6 Zylinder. Keine Frage. Als nächtes, ein Schrei. Ein Körper wird durch die Luft geschleudert, so wie kleine Mädchen die Puppen wegschmeißen, die sie nicht mehr mögen. Etwas fliegt. Doch der Flug endet nach ein paar Metern an der Wand eines Hochhauses. Die Wand verfärbt sich, ein großer roter Fleck bildet sich. Die menschliche Puppe fällte nach unten, ein wiederliches knackendes Geräuch erfüllt die Straßen und jeder mit einem empfindlichen Magen, hätte jetzt wohl gut daran getan weg zu sehen. Der ehemalige alkoholisierte Obdachlose liegt regungslos auf dem Bürgersteig. Sein Blut färbt den grauen Stein rot und ich wende den Blick ab. Der VW-Fahrer (oder Fahrerin?) scheint nichts bemerkt zu haben. Er hat den Blinker gesetzt und biegt ab, Richtung Stadt. Ich schüttelte den Kopf. Was für ein unschöner Anblick. Immernoch gehen Menschen vorrüber, doch jetzt machen sie einen Bogen um die Wand des Hochauses. Ein etwas jüngeres Mädchen, das hingesehen hat, steht Abseits und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Aber keiner hilft. keiner zückt einen Block, wie man es immer in solchen Abendkrimis sieht, um die Nummer des VWs aufzuschreiben. Alle gehen vorbei. Schuldlos. Wie immer. Doch auch ich bin keine Außnahme. Ich wende mich von der Lampe ab und gehe weiter, auf den vermeintlich Toten zu. Ein kurzer Blick und ich weiß, das er tot ist. Armes, zu bedauerndes Wesen. Aber so ist das Leben. Friss oder Stirb. Kämpfe oder steh gar nicht erst auf. Ich verweile einen Moment neben dem Toten, hebe die Hand und beuge mich über ihn. Ein Finger wird in die dunkelrote Farbe getaucht, danach zeichne ich ein Kreuz auf die Stirn des Wesens, ehe ich seine Augen schließe. Er ist tot. Er hat gekämpft. Doch es war zu spät. So wie es in der heutigen Zeit immer zu spät ist. Ein leises "Amen" entkommt mir und ich setzte meinen Weg fort. Ich wollte hier her. Ich wollte in die Stadt. Doch warum? Das weiß ich nicht mehr. So wie ich vieles vergessen habe. Ein weiteres Auto rauscht vorbei. Der Tote wird noch einmal ins Rampenlicht gesetzt, das letzte Mal in seinem Leben und dann ist auch dieser kurze Lichtzauber vorbei. Abgebogen, um die Ecke, dem VW nach. Wundervoll. Ich hebe den Kopf, streiche die wenigen Strähnen zurück und blicke zu dem Mädchen. Es scheint sich weitestgehend wieder beruhigt zu haben. Doch es ist Angst in ihrem Blick. Ich könnte jetzt zu ihr gehen. Sagen das alles gut wird. AWG! das altbekannte Sprichwort. Doch es wird nicht gut werden. Deswegen habe ich auch nicht den Impuls es ihr zu sagen. Ich habe überhaupt zu nichts den Impuls. Ich nicke ihr dennoch kurz zu, ehe ich weitergehe. Sie ruft mir etwas nach. Die Worte treffen mein Ohr, aber nicht meine Seele. "Freak!" Ja, das höre ich in letzter Zeit öffter. Seit ich angefangen habe zu laufen haben viel Autofahrer (vielleicht auch einige VW-Fahrer) die Fensterscheibe runtergelassen und mir Dosen an den Kopf geworfen oder mich angeschrien. "Freak! Abschaum! Nutzloses Wesen! Das alles zählt für mich nicht mehr. Ich bin jetzt hier. In der Stadt. Ein neuerlicher Wind schlägt mir entgegen. Die Leiche liegt nun schon ein Stück hinter mir. ich ziehe die schwarze Jacke enger um mich. Das ist alles was ich habe. Eine schwarze Jeans mit einem Aufnäher, den man als Fischgerippe erkennen kann, darunter schwarze knöchelhohe Stiefel, ein graues T-Shirt, mit großen Schweißflecken an den Achseln und diese Jacke. Ich kenne diese Jacke. Ich kenne ihren Geruch. Doch vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Denn es schwingt keine Erinnerung mit, so wie sie es sonst immer tun, wenn ich etwas vermeintliche Bekanntes erblicke. Ich schüttelte den Kopf ob dieser Gedanken und blicke nach vorne. Nie zurück blicken. Dort vorne ist die Zukunft, das Leben. Hinter einem lauert nur der Tot. Ich lache kurz. Wie recht derjenige doch hatte, der diesen schlauen Spruch gesagt hatte. Wer? Auch das will mir nicht einfallen. Alles, alles was mich betrifft scheint soweit weg. Fast soweit wie der Tote, der heute nur einmal einen über den Durst getrunken hatte, mit seinen Freunden. Die Klamotten hatte er extra alt und schäbig aussehen lassen. Damit ihn seine Frau und seine Kinder nicht erkennen. Nun, jetzt werden sie ihn erkennen. Irgendwann, wenn eine Polizeistreife vorbei fährt oder sich jemand erbahrmt und endlich dort anruft. Dann würden sie ihn abholen und sie würden ihn mit äusserster Vorsicht behandeln, schließlich IST er ein Obdachloser. Ein Mann der sonstwelche Krankheiten haben könnte. Wie sehr wir doch auf Äusserlichkeiten achten. Es wird einen Zeitungsaufruf geben oder die DNA wird ihn verraten, als Herrn Meier, aus der dritten Straße, das letzte Haus auf der linken Seite. Ein ordentlicher Arbeiter. Zwei, nein, drei Kinder. Zwei Jungs und eine Tochter. Der Jüngste gerade Mal 18 Monate alt. Sie werden schon am Abend auf den Vater und Ehemann gewartet haben. Am Nächsten Tag lesen sie es, oder erfahren es, weil zwei Beamte der heißigen Polizei an ihrer Türe klingeln werden und ihnen schweren Herzens mitteilen werden, das er tot ist. Angefahren, von einem schwarzen oder blauen VW. Eine Zeugin hatte ihnen auf die Spur geholfen. Eine junge Frau, deren Kotze jetzt sicher schon antrocknete. Sie war ohne Umschweife zur Polizeistation gegangen. Hatte ihnen gesagt was passiert war und war dann auf dem Weg nach Hause. Sie hatte ihre Eltern angerufen, um sie ab zu holen. Schön, wenn man das noch konnte. Ich schüttele den Kopf. Verdammte Gedanken. Das passiert mir des Öffteren, wenn ich einfach nur so eine Straße entlang gehe. Die Gedanken machen sich selbständig und ich denke mir die schönsten Sachen aus. Nein. Er war sicher nur ein alter herumstreunender Obdachloser, der heute zur falschen Zeit am falschen Ort war. Fast wie ich. Ich lache leise, als ich das Schild erblicke. "Die Stadt", steht in schwarzen Lettern auf dem gelben Schild. Sieh an sieh an. Ich bin also endlich da. Dort wo ich hin wollte. Doch warum? Das habe ich vergessen. Muss ich traurig sein? Das ich vergesen habe wer ich bin, wo ich herkomme und was ich hier suche? Nein. Muss ich nicht. Wenn ich es vergessen habe, war es sicher nicht so wichtig, wie ich mir gerade einrede. Meine Hand wandert in die linke Seitentasche meiner Jacke. Ich halte eine rechteckige Form in der Hand und öffne den Deckel. Ein langes, an einem Ende gelbes, am Rest weißes Objekt gleitet heraus und findet den Weg in meinen Mundwinkel. Ich wollte schon lange damit aufhören. es ist schädlich, es tötet Spermazoten, es kann zu einem frühen Tot führen. Hach ja. All das habe ich gelesen, auf den Packungen und auf Plakaten und auch gehört. Im Radio, im Fernseher. Doch es ist mir egal. So wie mir alles egal ist, was mit meinem Körper passiert.Die andere Jackentasche wird beansprucht und ein silbernes, im Licht blitzendes Feuerzeug entzündet den tödlichen Glimmstengel in meinem Mund. Ich inhaliere den ersten Zug tief. Es fühlt sich gut an und das altbekannte Kratzen in der Kehle stellt sich ein. Schon lachhaft, das man rauchen kann solange man will. Wenn man diese Marke hat wie ich, dann kratzt es immer und es würde es für immer tun. Denn ich hatte nicht vor zu wechseln. Der nächste Zug erfüllt meine Lungen und mein vorher noch trauriges Lächeln wandelt sich in ein fröhliches. Ich bin doch endlich da. Endlich habe ich das Ziel erreicht, für das ich gelaufen bin. Endlich. Doch jetzt, war mein Kopf plötzlich leer. Ein seltsames Gefühl. Verwirrt schwenkte ich meinen Kopf hin und her. Versuchte etwas Bekanntes zu entdecken. Etwas das meinen Kopf wieder füllen würde und wenn es nur ein wenig war. Nur ein Stück, das ich mich erinnern konnte. Doch ich hoffte umsonst. Voller Argwohn warf ich die Kippe auf den Boden und trat sie aus. Ja, ich sollte wohl wirklich aufhören. Ein weiterer guter Vorsatz, so wie der, den ich letztes Jahr getroffen hatte. Nie wieder zu viel trinken. Ein schöner Vorsatz, für Wahr. Doch an der Umsetzung scheiterte es. Da ging man mal hier mit Freunden weg, tauchte in der so genannten schwarzen Szene unter und dann war es schon wieder vorbei. Da bekam man dort einen Drink und hier und ehe man es sich versah, sah man genauso aus wie die besoffene Leiche. Nur das man selbst eben mehr Glück hatte und kein VW-Fahrer den Weg kreuzte, auf welchem man sich gerade zur Ruhe gebettet hatte. Schon wieder muss ich an ihn denken. Arme Sau. Doch das Leben ginge weiter. Nicht für ihn. Nein. Aber für mich.Ich war jung, hatte gerade mein 22. Lebensjahr vollendet und war auf der Suche. Den ersten Schritt hatte ich schon getan. Ich hatte die Stadt erreicht.Und endlich, da war er, der Gedanken der die vollkommene Leere wegfegte. Ich wusste wieder, warum ich hier war. Der Grund meiner Suche: Freiheit! Die Nacht lag still über der Stadt, als ich sie betreten hatte.Und auch jetzt noch hielt die Dunkelheit ihren Schleier ausgebreitet. Jetzt war niemand mehr draußen. Niemand, ausser ich. Und ich fühlte mich seltsam. Leer und doch so voll, das ich mich einfach nur noch irgendwo hinsetzen wollte und für immer sitzen bleiben wollte. Doch ich konnte es nicht. Noch nicht. Also ging ich weiter. Einen Meter, zwei. Irgendwann waren es 100 und irgendwann war es wieder ein weiterer Kilometer. Meine Beine wurden mit der Zeit schwer und ich wollte nicht mehr laufen. Eine kleine Gasse, fast zu übersehen, wenn man nicht genau hinsah, beleuchtet von einer kleinen Lampe, an einem Geschäffft, erschien mir als passender Ruheort. Ich lenkte meine Schritte in die Richtung und war fast schon empört keinen Vergewaltiger oder sonstigen Straftäter darin vor zu finden. Ja, das Fernsehen log uns schon eine ganze Weile ein falsches Stadtbild vor. Das Lächeln ebbte ab und ich betrat den seltsam ungemütlichen Schlafplatz. Eine Ratte rannte vor meinen Füßen von einer Mülltonne zu einer nächsten und auch eine Katze konnte ich erkennen, obwohl es dunkel war. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet. Die Fantasie spielte einem viele Streiche wenn man müde war und sich an einem unheimlichen Ort befand. Doch warum unheimlich? Es war doch nur eine schauerliche kleine Gasse, in einer großen Stadt. 'In der es nichteinmal interessiert, wenn ein Mann überfahren wird', hörte ich meine Gedanken mit mir selbst sprechen und schüttelte mich leicht. Eigentlich hatte ich ja Recht. Nichts schreckliches, nichts Grausames. Nur eine Gasse und andererseits hatte ich auch Recht. Eine Gasse in einer Stadt, in der die Menschen wohl nur weg sahen. Obwohl das alles so gar nicht beruhigend für Zuhörer klang, beruhigte es mich selbst doch ein wenig und ich sprach mir selbst Mut zu, ehe ich weiterging. Wenige Schritte trennten mich von meinem Ziel, der Mauer des Hauses und als diese überbrückt waren, lies ich mich einfach auf meine vier Buchstaben fallen. Im nächsten Moment bereuhte ich dies ein wenig, da ein heißer Schmerz mein Steißbein hochzog. Doch ich war müde. Es war mir schlichtweg egal gewesen. es war mir alles sogar so egal, das ich nur noch nach hinten an die Mauer fiel, meine Augen sich schlossen und ich im sanften Schoß des Schlafes aufgenommen wurde. Gute Nacht Welt. Für heute hatte ich genug. Kapitel 1: Ein neuer Morgen - doch nichts ändert sich ----------------------------------------------------- ~ Ein neuer Morgen - doch nichts ändert sich ~ Der Morgen kam kalt und unbahrmherzig. Ich erwachte als die Sonne noch nicht ganz hinter den großen Hochhäusern hervor gekommen war. Es war kalt. Schweinekalt. Verdammt. Ich öffnete die Augen und merkte das ich am ganzen Leib zitterte. Kein Wunder. Langsam versuchte ich meinen Leib zu erheben, doch meine Muskeln waren kalt, taten stellenweise sogar weh. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich schüttelte das Haupt um wach zu werden. Wach werden, das war jetzt das Wichtigste. Ich musste weitergehen, sonst würde diese Gasse hier die Endstation für mich sein und darauf hatte ich so gar keine Lust. Nach mehreren Versuchen gelang es mir endlich, wieder auf die Beine zu kommen. So sah doch alles schon besser aus und auch meine Muskeln merkten langsam das wieder Arbeit ins Haus stand. Ich bewegte mehrmals das linke, dann das rechte Bein. Trippelte ein wenig auf der Stelle und dehnte die Waden. Die Kälte frisst sich unbarmherzig durch meine Kleidung. Ich berühre sie, nur um festzustellen, das sie sich klamm anfühlt. Hatte es über Nacht geregnet? Ich hob den Kopf blickte nach oben in die Wolkendecke. Sie waren dunkel, doch ich konnte sie sehen, also war kein Regenschutz über mir. Ich sah wieder zu Boden. Nein, er war nicht nass. Wahrscheinlich war es einfach nur der leichte Nebel, den die Stadt immer mit sich brachte. Nachts, wenn alles schlief und die Unheimlichkeit in Person in den Straßen herum streunte. Ich nickte für mich selbst. Genau, das war es. Der Nebel. Meine Sachen waren klamm wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, nicht wegen einem Wolkenbruch oder dergleichen. Doch auch wenn es diesen noch nicht gab. Noch einmal sah ich zum Himmel empor. Es würde sicher nicht mehr lange dauern. Doch was nützt das herumpalavern, wenn man in so einer Situation ist? Ich musste das Beste daraus machen. Außerdem musste ich mir etwas zu beißen besorgen. Der Apfel den ich gestern mitgingen lies, hielt nicht so lange vor, wie ich es gerne gehabt hätte. "Auf auf!", feuerte ich mich selbst an und verließ die Gasse, mit der Ratte, die mir für eine Nacht einen Schlafplatz geboten hatte. Ich würde an sie denken. Der einzigste Freund, den ich seit Jahren hatte. Eine schäbige braune Straßenratte. Die sich von Abfall ernährte und Krankheiten mit sich trug. ich lachte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht den Hauch einer Idee, wie Recht ich damit behalten würde. Mein Weg war steinig und schwer, bis ich etwas zu Essen in der Hand hielt. Ich musste es mehrmals versuchen, bis ich endlich einen Laden verlassen konnte, ohne vom Kaufhausdedektiv geschnappt worden zu sein. Die Jungs waren tough und ich musste zugeben, etwas unangenehmes an der Stadt gefunden zu haben. Ladendedektive. So etwas brauchte doch kein Schwein. Nichts desto trotz halte ich jetzt, gerade in diesem Moment ein Brötchen, eine Packung Bierschinken und eine Tomate in meiner Hand. Der Rest ist in meinen Taschen. Sogar eine kleine Falsche Mineralwasser konnte ich mir "leisten". Was für ein guter Einkauf das doch heute wieder ist. Meine freie Hand wandert zu meinem Kopf und ich kratze kurz über meinen Haaransatz. Eine Geste die ich schon lange mein Eigen nennen. Wahrscheinlich machte das jeder Zweite so. Doch das war mir schlichtweg egal. Ich gehe gerade die Straße entlang, rüber zu einem Park, als ich merke, das ein Augenpaar auf mir liegt. Ich weiß nicht warum ich es merke. Doch es ist da. Unweigerlich hinter mir. Vielleicht auf 11 oder 12 Uhr. Ich wende mich. Doch meine Augen erblicken nichts. Nur einen vorrübergehenden Familienvater mit einem Kinderwagen den er vor sich herschiebt. Daneben ein Mädchen mit einem Fahrrad und ein großer Hund, der brav an der Leine von Herrchen läuft. Niemand hat seine Augen auf mir liegen. Alle haben mir sich selbst, dem Haustier oder den lieben Kleinen zu kämpfen. Ich schwenke zur anderen Seite. Doch auch hier sieht mich niemand an. Ich schüttele den Kopf und greife mir erneut in den Nacken. Bekam ich nun langsam Paranoia? Was war jetzt passiert? Aber ich dachte mir, egal. Sicher nur ein vorrübergehender kleiner Anfall im Kopf. Das hatte ich schon öffters und es hat mir noch nie Probleme bereitet. Also warum jetzt? Nocheinmal sah ich mich um. Nichts, niemand. Nur die Menschen die mit sich selbst beschäftigt waren. Also setzte ich meinen Weg fort. Im Park hatte ich meinerseits ein Auge auf eine Bank geworfen und ging mit großen Schritten darauf zu. Dieser Ort war genauso gut wie jeder andere. Warum sollte man weitergehen, wenn man schon gefunden hatte was man suchte? Ich lies mich auf den grünen Balken nieder und lehnte mich zurück. Mein Blick schweifte über die grünen Wiesen und ich verzog eine dämlich grinsende Fratze. So schön ruhig. Als ich neben mich sah, erkannte ich eine Zeitung. Ich nahm sie mit einer für mich unnatürlichen Sicherheit, schlug sie auf und faltete sie zurecht. Aha! Ich habe Recht behalten. Auf der Titelseite springt es mir förmlich entgegen. Herr SoundSo von der Firma SoundSo wurde heute Nacht, an der Ecke SoundSo vor der Stadt, überfahren. Ein Verdächtiger konnte festgenommen werden. Herr SoundSo wurde von einem schwarzen VW überfahren und verstarb noch an der Unfallstelle. Obwohl die Fahrerin^flüchten konnte, konnte sie dank der Aussage einer Augenzeugin festgenommen werden. Die Untersuchungen zu dem Fall waren zum Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen. Ich hole aus, ballte die Hand zur Faust und zog den Ellenbogen an meinen Körper. "Yes...", sage ich leise und lache dabei. Armes Wesen, wiederhole ich in meinem Kopf. Auf dem Bild hat er immernoch das blutrote Kreuz auf der Stirn, welches ich ihm zur letzten Ehre aufgemalt hatte. Darunter steht noch ein Nachruf seiner Frau und seiner drei Kinder. Bingo. Mit Freunde lege ich die Zeitung beiseite, öffne das Päckchen Bierschinken und lege zwei Scheiben auf eine Scheibe Brot. So schmeckt das Frühstück doch gleich viel Besser, wenn man weiß, das man die Menschheit einmal mehr richtig einschätzen konnte. Das ich vielleicht weiterlesen sollte, fällt mir erst zu spät ein, als ein Windzug die Zeitung erfasst und mit sich reißt. Der Artikel auf Seite 2 hätte mich sicher auch interessiert. Doch so war das Stück Papier wie gewonnen, so zerronen. In aller Ruhe, sitze ich auf der grünen alten Parkbank und esse ein geklautes Brot, mit Bierschinken. Konnte das Leben schöner sein? Für mich nicht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)