Geheimnisse, Naturgesetze und ein waches Auge von MariLuna ================================================================================ Kapitel 1: Raphael ------------------ Disclaimer: Teenage Mutant Ninja Turtles are registered trademarks of Mirage Studios USA. Based on characters and comic books created by Peter A. Laird and Kevin B. Eastman. Raphael lauscht Vorsichtig, bemüht, sich völlig lautlos zu bewegen, schleicht sich der junge Turtle durch die Abwässerkanäle von New York City. Über ihm in der Stadt herrscht tiefster Winter, einer der kältesten der letzten zehn Jahre, wenn man den Wetterfröschen Glauben schenken soll, und auch in die Abwässerkanäle hat eine Kälte Einzug gehalten, die ihn zum Zähneklappern reizt. In Gedanken verflucht er sich selbst, nicht daran gedacht zu haben sich etwas Wärmeres anzuziehen. Wie konnte er nur vergessen, daß außerhalb ihres Abschnittes dieses Untergrunds, in dem sie aufgewachsen sind, nicht dieselbe Wärme herrscht, weil hier nun einmal keine Öfen stehen und weil hier niemand namens Donatello ein ausgeklügeltes Fußboden-Heizsystem gebastelt hat. Aber er war ja in Eile gewesen, nicht wahr? Schließlich will er ja endlich herausfinden, wohin sein Sensei alle paar Nächte verschwindet – in sehr unregelmäßigen Abständen, weshalb es auch so schwer war, dahinter eine gewisse Regelmäßigkeit zu entdecken. Er weiß nicht, wie lange das schon so geht, wahrscheinlich länger als das letzte halbe Jahr, von dem er weiß. Und nur weil er als einziger seiner Brüder von gewissen Schlafstörungen heimgesucht wird, hat er es irgendwann bemerkt. Ihrer aller Sensei schleicht sich manchmal heimlich davon, wenn sie schlafen und kehrt erst kurz vor dem Frühstück wieder zurück. Was auch noch niemandem seiner Brüder aufgefallen ist, weil diese nun einmal keine Frühaufsteher sind. Jetzt im Nachhinein fällt ihm auch vieles Merkwürdige auf, was er damals als nicht sehr Ungewöhnlich eingestuft hatte, aber jetzt, mit diesem Wissen um Sensei Splinters heimliche Ausflüge, erhält all dies ein gewisses Gewicht. Seine Ungeduld, wenn Donatello einmal länger als Mitternacht über eine seiner Erfindungen brütet und wie rigoros ihr Sensei da werden kann, um seinen Bruder regelrecht ins Bett zu zerren. Wie oft er Abends noch einmal zu ihnen in den Schlafraum kommt um ihnen eine Gute Nacht zu wünschen, obwohl sie doch schon siebzehn Jahre alt sind, also fast erwachsen. Wie er an manchen Tagen von einer gewissen Unruhe erfüllt wird, auch, wenn er es hinter einer Maske der Gelassenheit zu verstecken versucht. Es sind solche Tage, an denen er sich Nachts davonstiehlt. Inzwischen hat Raphael diese Hibbeligkeit als Vorfreude identifiziert. Jetzt muß er nur noch herausfinden, wem oder was diese Vorfreude geschuldet ist. Inzwischen glaubt er sogar, daß sein Sensei eine Freundin gefunden hat. Nicht, daß er ihm so etwas nicht gönnen würde, aber er versteht nicht, wieso sein Sensei deswegen dann solch ein Geheimnis macht. Ist sie so häßlich? Oder gehört sie zum Freundeskreis von ihm und seinen Brüdern? Obwohl weder das eine noch das andere ein Grund wäre, um sie vor ihnen zu verheimlichen. Sie sind zwar noch jung, aber sie lieben ihren Sensei, er hat sie aufgezogen, war immer gut zu ihnen, hat ihnen alles beigebracht, sie würden ihn doch niemals in Verlegenheit bringen. Oder seine neue Flamme ablehnen. Aber vielleicht ist es auch etwas ganz anderes? Und genau das hat Raphael heute beschlossen herauszufinden. Und so folgt er seinem Sensei mit Hilfe der kleinen Wanze – einer der unzähligen Erfindungen von Donatello – die er ihm heute beim Abendessen untergeschummelt hat. Er wagt es nicht, ihm auf Sicht zu folgen, sein Sensei könnte seine Anwesenheit spüren. Auch jetzt ist er sich nicht sicher, ob Splinter ihn nicht irgendwann bemerkt, aber er ist entschlossen, es wenigstens zu versuchen. Diese Sache läßt ihm einfach keine Ruhe. Außerdem hat es neue Aktivitäten gegeben, die darauf hinweisen, daß ihre Feinde wieder in der Stadt sind, und er will nicht, daß Sensei Splinter dem Foot Clan oder gar Shredder persönlich in die Hände fällt, nur, weil er verliebt durch die Abwasserkanäle rennt. Er erreicht eine Abzweigung und bleibt lauschend stehen. Er hört Stimmen, noch zu leise, um Worte zu unterscheiden, doch er erkennt, daß es sich um zwei verschiedene handelt. Raphael zögert, legt den Kopf noch etwas schräger und konzentriert sich ganz auf diese Stimmen, aber er versteht immer noch nichts. Aber er kann ausmachen, woher sie kommen, und da das kleine Empfangsgerät in seiner Hand ihm anzeigt, daß sich dort Splinter aufhält, geht er den linken Abwasserkanal herunter, wobei er sich noch stärker als zuvor bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Jahrelange Übung erleichtert ihm die Sache, so daß er sich uneingeschränkt auf die Stimmen vor sich konzentrieren kann. Eine davon gehört seinem Sensei, das steht außer Frage, auch wenn sie um eine Nuance heller klingt als sonst. Er grübelt noch darüber nach, wem die andere Stimme gehören mag, denn auch diese kommt ihm sonderbar bekannt vor, als er plötzlich zwei Dinge auf einmal begreift. Für einen Augenblick tatsächlich schockiert, verharrt er mitten in der Bewegung. Erstens: ja, das ist zweifelsfrei die Stimme seines Senseis, aber nicht die von Splinter, sondern von Hamato Yoshi, seinem menschlichen Alter Ego. Zweitens: die beiden unterhalten sich auf japanisch. Glücklicherweise beherrscht Raphael diese Sprache fließend, war es doch das erste, was ihr Sensei ihm und seinen Brüdern beigebracht hat. Und prompt versteht er das erste Wort, eigentlich eher ein Seufzen. "… itoshii." Liebling. Aber es ist nicht die Stimme seines Senseis. Irritiert runzelt Raphael die Stirn. Wieso sollte ein anderer Mann seinen Sensei derart vertraulich anreden? Und wieso ein Mann? Also hat Splinter doch kein mitternächtliches Stelldichein mit einer Frau? Sollte es sich doch nicht um eine Romanze handeln? Jetzt wirklich neugierig, schleicht er sich näher, kriecht durch das immer schmaler werdende Rohr, bis ihn ein Gitter stoppt. Jetzt kann er erkennen, was sich dahinter verbirgt: ein kleiner Raum, ähnlich jenen, in denen sie leben, ein ehemaliger Versorgungsraum der vergessenen U-Bahn-Stationen, die es hier unten so häufig gibt. Eine Grubenleuchte erhellt den kleinen Raum, gerade so viel, daß man einiges erkennen kann, aber es reicht nicht für Details. Raphael sieht trotzdem genug. Er sieht sofort, daß es hier einigermaßen sauber ist, irgend jemand hat sich sehr viel Mühe gegeben, diesen kleinen Ort bequem herzurichten. Er sieht auch einen Teppich, einen wackligen Tisch und eine alte zerschlissene Couch, wahrscheinlich wurde sie von irgend einem Obdachlosen hier aufgestellt, der diesen Ort früher als Schlafstätte genutzt hat. Einer von all jenen Obdachlosen, wie es sie hier immer wieder gibt. Doch der andere Mann, dem diese merkwürdig weiche, flirrende Stimme gehört, die ihm so bekannt vorkommt und der er irgendwie kein Gesicht zuordnen kann, wirkt ganz und gar nicht wie ein Obdachloser, auch, wenn er nur Jeans und Sweatshirt trägt. Er und sein Sensei sitzen nebeneinander auf der Couch, und tatsächlich sitzt dort Hamato Yoshi und nicht Sensei Splinter, und Raphael muß sich einmal über die Augen reiben, um es zu glauben. Er ist verwirrt. Sie versuchen schon seit Jahren einen Weg zu finden, um Sensei Yoshis Transmutation in die Ratte Splinter rückgängig zu machen, und er versteht nicht, wie das so plötzlich geschehen sein kann. "Du hast mir gefehlt", hört er seinen Sensei in dessen Muttersprache sagen und verfolgt mit großen Augen, wie sich seine Hände in einem pechschwarzen Haarschopf vergraben. Hamato Yoshi zieht den Kopf des anderen zu sich heran, und sprachlos beobachtet Raphael von seinem Versteck aus, wie sein Sensei den anderen Mann mitten auf den Mund küsst. Der andere seufzt, wieder ein Ton, der dem Turtle furchtbar vertraut erscheint und legt etwas Silbernes auf die Lehne der Couch. Es sieht aus wie eine Waffe. Jetzt wirklich irritiert, runzelt Raphael die Stirn. Noch immer in ihren Kuß versunken, sinken die beiden Männer gänzlich auf die Couch. Der Fremde liegt unten, sein Hinterkopf streift kurz die Armlehne und die Waffe, wodurch diese herunterrutscht und mit einem leisen Geräusch auf dem Teppich landet. "Blasted!" flucht der Fremde, sehr amerikanisch, löst sich aus dem Kuß und windet sich so weit unter Yoshi hervor, daß er einen Blick auf den heruntergefallenen Gegenstand erhaschen kann. "Laß liegen!" Yoshi greift nach dem Arm, der sich nach der Waffe ausstreckt und schüttelt den Kopf. "Aber wenn sie jetzt kaputt ist…" "Dann reparierst du sie eben wieder", unterbricht ihn Yoshi ruhig, während seine Fingerspitzen sachte die Konturen des Gesichtes des anderen Mannes nachzeichnen, auf dessen Namen Raphael immer noch nicht kommt. Mit der anderen hält er dessen Handgelenk fest, pinnt es auf die Couchlehne neben seinem Kopf. "Und was", grummelt der andere leise, "gedenkst du deinen Schülern zu erzählen, wenn du zum Frühstück plötzlich wieder als Mensch vor ihnen stehst?" "Spontane Remutation", lächelt Yoshi, beugt sich zu ihm hinunter und küßt sich hingebungsvoll über seinen Hals. "Ich hasse diese Scharade", murmelt er dabei sehr undeutlich, aber Raphael versteht es von seinem Versteck aus trotzdem. Der junge Turtle blendet kurz alles aus, will nicht sehen, wie sein Sensei die bronzefarbene Haut des anderen liebkost, wie er langsam des Reißverschluß des Sweaters öffnet, dann die Knöpfe des Polohemdes darunter und sich über jedes freigeleckte Fleckchen Haut hermacht. Genauso wenig, wie er sehen will, wie die Hand des anderen langsam unter Sensei Yoshis Pullover kriecht. Er will auch all diese Geräusche nicht hören, weder das leise Seufzen noch ihre geflüsterten Liebesschwüre, die sie sich in die Ohren raunen. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf die Waffe am Boden, konzentriert sich auf jede Einzelheit, die er in dem schwachen Lichtschein erkennen kann. Er kennt diese Waffe, sie ist zu groß und auffällig, so etwas vergißt man nicht, wenn man sie einmal gesehen hat. Es ist ein sehr elegantes Design, wie es sich für eine außerirdische Waffe gehört. Und dann erinnert er sich und kann ein überraschtes Aufkeuchen nur mühsam zurückhalten. Der Mutationsstrahler, der Menschen in Tiere verwandeln kann. Oder – seine Augen weiten sich – Menschen, die in große Ratten mutierten, wieder zurück in Menschen. Aber diese Waffe wurde doch zerstört und liegt irgendwo auf dem Grunde des Meeres. Immer noch mit großen Augen und grenzenlos verwirrt, richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden engumschlungenen Männer. In ihm keimt ein gewisser Verdacht, doch diese Idee ist so abwegig, daß er sie gleich wieder verwirft. Lieber konzentriert er sich auf seine Fassungslosigkeit, daß sein Sensei sich offensichtlich zu Männern hingezogen fühlt. Nicht, daß es ihn wirklich stören würde, dazu achtet und liebt er seinen Sensei zu sehr, aber er ist enttäuscht, denn DAS hätte Splinter ihm und seinen Brüdern doch ruhig anvertrauen können. Er sieht, wie eine schlanke Hand, die ihm sehr bekannt vorkommt, sanft über die silbernen Schläfen seines Senseis streicht. Yoshi seufzt und richtet sich auf, zieht den anderen mit sich in eine halbwegs sitzende Position und vergräbt mit einem erneuten Aufseufzen sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Raphael verflucht die Tatsache, daß er von seiner Position keine zufriedenstellende Sicht auf das Gesicht dieses Mannes hat. Alles, was er wirklich erkennen kann, ist, daß dieser japanischer Abstammung ist wie sein Sensei und seine Frisur sehr zu wünschen übrig läßt, ganz so, als hätte er monatelang keinen Friseursalon mehr von innen gesehen. Und er sieht genau, daß der andere ungefähr einen Kopf größer ist als sein Sensei. Außerdem verrät jede seiner Bewegungen einen geübten Ninjitsu-Kämpfer. Raphael KENNT diesen Kerl! "Seit siebzehn Jahren…" Uh, er hat wohl einiges verpaßt, Raphael beschließt, sich wieder etwas besser auf das Gespräch der beiden zu konzentrieren, vielleicht fällt ihm ja dadurch irgendwann ein, wer dieser andere Kerl ist. "Erwähn das doch nicht immer. Da komme ich mir ja richtig alt vor." "Du?" ein langer Finger tippt neckisch an eine Nase. "Du wirst nicht alt. Du bist und bleibst ein ewiger Kindskopf." Die Worte sind hart, aber die Stimme, mit der sie ausgesprochen werden, ist ein sanftes, liebevolles Gurren. "Hai, Sensei", kommt es im selben Tonfall zurückgeschnurrt. Raphael spürt, wie es ihm eiskalt und heiß zugleich den Rückenpanzer hinunterrieselt, als er sieht, wie sich die Lippen der beiden treffen. Es ist ein ruhiger, bedächtiger Kuß, voller Gefühl, und er mag keine kitschigen Romanzen, er mag sie wirklich nicht, aber diese hier erfüllt ihn mit so viel Wärme, daß er die Kälte der Luft hier gar nicht mehr spürt. "Ich habe ihnen alles beigebracht, was ich weiß", meint Yoshi plötzlich völlig zusammenhanglos, aber der andere macht nicht den Eindruck, als wäre er überrascht oder verwirrt. "Sie sind am Ende dieses Weges angelangt. Sie haben sogar fast meinen Lieblingsschüler übertroffen." Der andere gibt ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung aus Schnauben und Lachen klingt. "Das ehrt mich sehr, Sensei. Es ist nicht leicht, nicht sein ganzes Potential zu nutzen. Ich spiele nicht gern den Idioten." Die Erkenntnis trifft Raphael mit voller Wucht. Aber das kann nicht sein, das ist unmöglich! Shredder! Das dort ist Shredder, Splinters ehemaliger Schüler und ihr immerwährender Feind. Er schließt die Augen und versucht, sich wieder zu erinnern, wie man atmet. Yoshis nächste Worte dringen wie durch Watte an seine Ohren. Wie unter einem inneren Zwang öffnet er die Augen wieder, MUSS sehen, muß sich überzeugen. "Ich weiß, was ich dir abverlange, alter Freund", Yoshi hebt den Kopf und küßt ihn sanft, "und du machst das wirklich sehr gut. Ohne dich wären sie nie so schnell so gut geworden." "Domo arigato, Yoshi-san." Demütig senkt Shredder den Kopf. "Und verzeih, daß ich dir soviel Leid zugefügt habe." Heftig schüttelt Yoshi den Kopf, legt seine Finger unter das Kinn des anderen und drückt so dessen Kopf in die Höhe, zwingt ihn, ihm wieder in die Augen zu sehen. "Du hast es getan, um mich zu schützen, das weiß ich jetzt. Es gibt nichts zu verzeihen." Die Antwort des Jüngeren ist nur ein leises Flüstern: "Mein Herz gehört nur dir, von Anfang an, Sensei. Ich dachte nicht, daß der Großmeister so weit ginge, dich ins Exil zu schicken. Ich dachte wirklich, er würde es dabei überlassen, mir dein Dojo zu übereignen, wie es das Gesetz vorschreibt. Ich bin dir so schnell gefolgt, wie ich konnte." "Ich hätte dir vertrauen müssen." "Du weißt doch, an mir ist ein Schauspieler verlorengegangen. In der Rolle des ehrgeizigen Widerlings bin ich eben unschlagbar." "Du hast einen der raffgierigsten, skrupellosesten Männer unserer Nation ausgetrickst. Und nicht zu vergessen, auch mich hast du ganz schön reingelegt. Ich dachte wirklich, du hättest mich verraten, nur um an mein Vermögen und mein Dojo zu kommen. Dabei", Yoshis Stimme wird zu einem leisen, liebevollen Raunen, "hast du des Großmeisters fiese Mordpläne mir gegenüber vereitelt. Und dich selbst in Gefahr gebracht!" Seine Faust landet auf der linken Schulter des anderen, lässt diesen zurück in die Kissen fallen. "Habe ich dir das beigebracht? All diese Intrigen und Ränkespielchen? Der Großmeister ist seit einem Monat tot, sein Nachfolger hat kein Interesse mehr am Foot Clan, aber weil du unseren Ruf ruiniert hast, sind wir jetzt nur noch eine Truppe von Kriminellen!" "Aber du lebst", kommt es völlig ruhig zurück. "Einen unehrenhaft Ruf kann man wieder reinwaschen. Aber ein Leben ist unersetzbar. Außerdem reden wir hier von MEINEM Ruf, nicht von deinem." "Hai", bestätigt Yoshi betrübt. "DEIN Name. Es beschämt mich zutiefst, daß du deine Familienehre für mich geopfert hast." Raphael stockt der Atem, als er diese Worte hört. Er begreift allmählich, daß sich hinter dem, was ihr Sensei ihnen über seine Flucht aus Japan berichtete, ein weiteres, dunkles Geheimnis verbirgt. Sein Sensei hatte ihnen erzählt, daß er einem Verrat durch seinen besten Schüler Oroku Saki alias Shredder zum Opfer fiel, der ihn beschuldigte, dem Großmeister nach dem Leben zu trachten. Shredder schob Yoshi sogar die angebliche Tatwaffe, einen Dolch, unter. Derart „überführt“, floh Hamato Yoshi nach Amerika, während Shredder den Traditionen gemäß zum Führer des Foot Clans aufstieg. Nie hätte er angenommen, daß dies nur ein Teil der Wahrheit ist. Und noch viel weniger hätte er je erwartet, daß Yoshi und Shredder mehr verbindet als nur das Band zwischen Sensei und Schüler. Shredder derweil gibt ein unwirsches Schnauben von sich, seine Hand schießt vor, er packt seinen ehemaligen Sensei am Kragen und zieht ihn zu einem harten Kuß zu sich herunter. "Mußt du jedes Mal wieder davon anfangen? Vergeude doch nicht die wenige Zeit, die uns bleibt mit unnützen Diskussionen, wo wir sie doch für soviel Besseres nutzen können." Seine rechte Hand schlüpft gut sichtbar für Raphael unter Hamato Yoshis Hosenbund. Hastig schließt der junge Turtle die Augen und wendet das Gesicht ab. Aber das atemlose Keuchen seines Senseis, das sehr schnell in ein lustgetränktes Stöhnen übergeht, ist wirklich zuviel für sein junges Gemüt. Erschüttert zieht er sich zurück, so lautlos, wie er erschienen ist, aber die immer eindeutiger werdenden Geräusche verfolgen ihn, selbst dann noch, als er schon in den unendlichen Wirren des Abwassersystems verschwunden ist. Sie verfolgen ihn sogar bis über die Schwelle ihres Heimes, und er fragt sich verzweifelt, wie und ob er seinem Sensei am Frühstückstisch überhaupt noch in die Augen sehen kann. Seine Wangen brennen, seine Hände und Füße sind ganz klamm von der Kälte, doch er nimmt das alles gar nicht richtig wahr, ist zu sehr von seinem inneren Chaos abgelenkt. Was er jetzt braucht, ist ein Platz zum Nachdenken. Als er zurück in den Schlafraum stürzt, den er sich mit seinen Brüdern teilt, schlafen die drei immer noch friedlich, und er läßt sie schnarchen und verkriecht sich verstört in sein eigenes Bett. Lange liegt er dort und starrt in die Dunkelheit und fragt sich am Ende nur noch eines: Seit WANN genau schleicht sich sein Sensei klammheimlich davon? *** "Hm", versonnen knabbert Shredder an Yoshis Unterlippe herum, während er es gleichzeitig genießt, wie dieser auf ihm sitzt und langsam und sehr, sehr aufreizend seine Hüften kreisen läßt. Er liebt es, wenn sich der Druck ganz langsam aufbaut, und sein Sensei weiß dies ganz genau. "Wenn ich mich nicht irre, war das eben die letzte Lektion. Die Abnabelung vom Sensei." Kurz denkt er daran, daß dies genau jenes ist, was er zwar nach außen hin damals so spektakulär vollbrachte – und es gibt wirklich nichts Spektakuläres als seinen Sensei bloßzustellen und zu verraten – aber innerlich niemals geschafft hat, ganz egal, wie sehr er es versuchte. Und daran hat nicht einmal die Wut, der kurzzeitig zwischen ihnen aufloderte, etwas ändern können. Ja, nicht einmal seine Bekanntschaft mit Krang aus der Dimension X und seine derzeitige „Karriere“ als dessen „Geschäftspartner“ hat die nötige Ablenkung gebracht. Aber das war eigentlich so wieso immer nur Tarnung gewesen, ein notwendiges Übel, um dem Ruf des Foot Clans weiter zu schaden, bis kein Großmeister je wieder Interesse an dieser starken Kampftruppe zeigt. Damit Hamato Yoshi weiterhin in Sicherheit ist – und sei es als große, mutierte Ratte in den Abwasserkanälen von New York und als Sensei von vier überdrehten Schildkröten. Yoshi richtet sich etwas auf und bringt seine empfindlichen Lippen aus Shredders Reichweite, denn der letzte Biß war wirklich schon hart an der Grenze. Schließlich will er sich Zeit lassen, will seinem ehemaligen Schüler zeigen, wie sehr er ihn liebt. Es immer getan hat. Und er will seinem Liebsten beweisen, daß kein Grund besteht, weiterhin auf seine anderen Schüler eifersüchtig zu sein. Denn das ist Shredder, auch, wenn er es vehement abstreitet. "Sie sind schon fast erwachsen, Saki-san. Sie brauchen mich nicht mehr. Sie müssen ihren eigenen Weg finden." "Du hattest schon immer seltsame Lehrmethoden." Shredder seufzt wohlig auf, als Yoshis erfahrene Finger eine besonders empfindliche Stelle auf seinem erhitzten Körper finden. "Wer war das gerade? Raph?" Yoshi nickt. "Er hat jetzt etwas, worüber er nachdenken kann." Shredder seufzt, irgendwie hat er Mitleid mit dem armen Turtle, aber andererseits hat ihn niemand gezwungen, seinen Sensei zu verfolgen. Und als Schüler von Hamato Yoshi muß man immer damit rechnen, daß dieser solche Situationen zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen weiß. "Du bist wirklich gemein zu deinen Schülern." "Hai", raunt Yoshi dicht an Shredders Ohr und leckt dann einmal genüßlich darüber, verfolgt zufrieden, wie dieser daraufhin erschauert. "Besonders zu Ex-Schülern wie dir. Wenn ich nächsten Monat nach Japan zurückkehre, um mein Dojo und meine Ehre wieder einzufordern, wirst du mich begleiten. Für alles, was du mir in den letzten siebzehn Jahren angetan und für die Schande, die du über den ehrenwerten Foot Clan gebracht hast, wirst du mir ab sofort bis an mein Lebensende dienen." "Gerne auch länger", grinst Shredder nur und zieht ihn zu einem langen, leidenschaftlichen Kuß zu sich herunter. Kapitel 2: Krang weiß alles - das ist ein Naturgesetz ----------------------------------------------------- Krang weiß alles - das ist ein Naturgesetz Krang entgeht nichts, was im Technodrome vor sich geht, und darauf bildet er sich auch nicht gerade wenig ein. Und da ist es auch egal, wo sich die rollende Kampffestung gerade befindet: ob am Nordpol, irgendwo im Inneren der Erde oder – wieder mal – in der Dimension X. Gäbe es die Phantomzone, und würde sich das Technodrome dort aufhalten, wäre es auch dort nicht anders. Krang hört alles. Krang sieht alles. Krang weiß alles. Das ist ein Naturgesetz. Natürlich gibt es auch einiges, was er NICHT WIRKLICH wissen will, dazu gehört der Inhalt der Klärgrube genauso wie das Innere von Bebop und Rocksteadys Quartieren oder was sich in der kleinen, blauen Tupperdose im hintersten Winkel des Kühlschranks befindet – etwas, wovon er sowieso befürchtet, daß es ihn noch vor Rocksteadys Socken anspringen wird, wenn er es freiläßt. Und natürlich ist ihm neben all den anderen wichtigen Dingen in seinem Leben – und dazu gehören Welteroberungspläne genauso wie die täglichen Daily-Soaps auf seinem heißgeliebten Großbildschirm – durchaus aufgefallen, daß sich sein Geschäftspartner, Untergebener oder wie auch immer gearteter Mitstreiter – die eigentliche Bezeichnung „geduldeter Freund“ gestehen weder er noch der andere sich ein – an manchen Tagen noch merkwürdiger verhält als sonst. Die dunklen Ränder unter Shredders Augen sind legendär, ebenso wie eine gar nicht so Ninja-typische Gereiztheit, aber als er einmal am Frühstückstisch Gesicht voran in der Müslischüssel landete und davon noch nicht einmal aufwachte, gafften nicht nur Rocksteady und Bebob ihn fassungslos an, sondern auch Krang. Sie betrieben Schadensbegrenzung – denn bitteschön? Ersaufen in Milch macht sich nicht gut als Todesursache – nahmen die Müslischale aus Shredders Gesicht und ließen ihn ansonsten auf der Tischplatte weiterpennen. Er bemerkte es nicht einmal. Seitdem fühlt sich Krang regelrecht dazu verpflichtet, den impulsiven Japaner – dieser Mann ist ja so etwas von atypisch! - etwas genauer im Auge zu behalten. Was in zunehmenden Maße schwieriger wurde, denn erstaunlicherweise stellten sich gerade in diesem Fall die beiden Volldeppen Bebob und Rocksteady als diejenigen heraus, die ihr „Chefchen“ – zumindest auf den Außenmissionen - auf verschiedenste Art und Weise deckten. Aber Krang besitzt einen nachweislichen IQ von 500, und egal, wie hinterwäldlerisch die Technik der Erde auch sein mag – SO viele Funklöcher gibt es nicht einmal innerhalb eines schwarzen Loches. Und seit wann, bitteschön, dauert es die ganze Nacht, um in einem Supermarkt ein paar seiner heißgeliebten Muffins zu erstehen? Es sei denn, man backt die Dinger selbst. Wenn Krang etwas nicht genau weiß, ist er bestrebt, es irgendwann zu wissen – denn einem Naturgesetz muß man schließlich treu bleiben, und so begann er irgendwann – er hat schon lange den Überblick verloren, aber es ist gewiß schon einige Jahre her – den anderen genauer zu beobachten. Manchmal ist das kurzweiliger als jede Daily-Soap. Und jetzt weiß er, daß dieses was-auch-immer-es-genau-ist, seinem Mitstreiter den Schlaf raubt. Deshalb die Augenringe und die Gereiztheit und die plötzlichen Schlafattacken. Besonders schlimm war es, als sie sich auf der Erde befanden, aber selbst jetzt, wo sie – wieder mal – in der Dimension X festhängen, gibt es noch genug Nächte, in denen Shredder mit etwas ganz anderem beschäftigt zu sein scheint als zu schlafen. Krang hat es bisher vermieden, sich in die Privatangelegenheiten von Shredder einzumischen – entweder, er erzählt einem mehr als man wissen möchte oder man wird nur ungnädig angefaucht, und für beides ist Krang seine Zeit zu schade – denn immerhin scheint er ihn nicht zu hintergehen, also läßt er ihm sein Pläsierchen. Aber vor einem Monat hat er die wissenden Blicke bemerkt, die sich Rocksteady und Bebob zuwarfen, als Shredder sich nicht übers Interkom aus seinem Trainingsraum gemeldet hat. Sie fanden ihn am helllichten Tage – sofern man davon in der Dimension X sprechen kann – auf der Tatami-Matte zusammengerollt und leise schnarchend vor, das Nunchaku noch in der Hand. Krang störte Shredders Nickerchen nicht – erstens war er so etwas inzwischen wirklich gewohnt und zweitens lag keine Mission an und der Kühlschrank war auch voll – sehr wohl aber die Blicke, die das Rhino und das Warzenschwein tauschten. Er mag es nicht, wenn diese beiden unbelichteten Kreaturen mehr wissen als er. DAS ist eindeutig gegen das Naturgesetz. Kurzfristig flackerte in ihm die bange Frage auf, ob sich sein Mitstreiter vielleicht eine ernsthafte Krankheit eingefangen hatte, aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder, denn die Bio-Scans auf dem Technodrome melden ihm den kleinsten Schnupfen. Schließlich will er sich nicht anstecken. Und in einem Anfall von Albernheit – die einer wirklich schaurigen Horror-Marathonnacht vor der Glotze geschuldet war – stellte er sich die Frage, ob Shredder vielleicht zu einem Vampir mutiert war, verwarf diesen Gedanken allerdings am nächsten Tag wieder, da Shredder weder beim Anblick eines silbernen Kreuzes, noch bei dem von Knoblauch schreiend davonlief. Er fragte nur, ob Krang plötzlich zum Christentum übergelaufen wäre und warf die Knoblauchzehe zu den anderen in den entsprechende Küchentopf. Und um weiteren Peinlichkeiten vorzubeugen, und weil er endlich alles wissen will, steht Krang nun hier, in der Zentrale und läßt seine Blicke über die hochgewachsene Gestalt vor sich gleiten. Eigentlich ist nichts Auffälliges zu entdecken an diesem grauen Sweater und den ausgeblichenen Jeans, in denen der andere herumläuft, schließlich kleidet sich der Japaner nur bei ihren Missionen in Helm, Maske, Umhang und Metall, aber trotzdem wirkt er wie frisch aus der Dusche. Sogar seine ansonsten so verwuschelten Haare liegen diesmal perfekt. Und dann durchzuckt Krang die Erkenntnis: Shredder hat sich tatsächlich aufgestylt. Krang hat ihn überrascht – nun, das war auch so geplant – aber dennoch sieht es lustig aus, wie der Mann dasteht – eine Hand am Hebel des Dimensionstors, die andere spielt gerade höchst nervös mit der Kordel seines Sweaters. Er macht einen absolut ertappten Eindruck, und darüber freut sich Krang. „Wo, zum Teufel, willst du in diesem Aufzug um diese Uhrzeit noch hin?“ Shredder schnaubt, schiebt entschlossen die Unterlippe vor – etwas, was Krang insgeheim schon immer sehr niedlich fand – und blitzt ihn aus seinen dunkelbraunen Augen abweisend an. „Das ist ganz allein MEINE Sache, Krang!“ Krang zieht die Augenbrauen zusammen – zumindest hätte er dies getan, wenn er noch welche und den passenden Körper dazu gehabt hätte. Aber für ihn fühlt es sich so an, als würde er es tun, und das genügt ihm. „Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, wie du ständig durch das Portal auf die Erde verschwindest? Du weiß genau, daß unsere Energievorräte knapp bemessen sind, selbst hier in der Dimension X. Also habe ich ja wohl mehr als nur das Recht, zu erfahren, wofür du die Energie meines Technodromes verplemperst, wo du und deine beiden Deppen euch schon auf meine Kosten durchfreßt.“ Shredder knirscht hörbar mit den Zähnen. „Ich habe etwas zu erledigen.“ Und dann fügt er noch beinahe grollend hinzu: „Es ist privat.“ Krang wirft einen demonstrativen Blick auf die Uhr an der Wand. „Um halb ein Uhr nachts?“ „Schon mal was von Zeitverschiebung gehört?“ brummt der andere zurück. Krang wirft jetzt einen genaueren Blick auf die Anzeigentafel des Dimensionsportals, liest ‚New York, Erde’ und rechnet blitzschnell nach. „Ach, stimmt ja“, erklärt er dann zuckersüß, „sorry. Um Viertel vor elf in der Nacht.“ „Das ist immer noch privat.“ Krang macht einen Schritt auf ihn zu, sieht, wie sich Shredders Hand noch fester um den Hebel krampft und wirft ihm – nur, um zu sehen, wie die Reaktion ausfällt – eine schon längst verworfene Theorie an den Kopf. „Bist du krank? Ist es das? Bist du deshalb immer so müde und verschwindest zu den unmöglichsten Zeiten?“ Er sieht, wie der andere erschrocken die Augen aufreißt und hört, wie er scharf die Luft einzieht, nur, um dann verlegen an der Unterlippe zu nagen. „Nein, um Gottes Willen. Wirklich nicht. Alles bestens. Mach dir keine Sorgen. Sowas … sowas ist es nicht.“ Krangs Mund verzieht sich zu einem hämisches Grinsen. „Hab ich auch nicht angenommen, kein Arzt hat um diese Uhrzeit noch Sprechzeiten. Und wie ein Fall für die Notambulanz siehst du auch nicht aus.“ „Ich bin nicht krank, Krang.“ Krang nimmt sich Zeit und mustert ihn genüßlich von oben bis unten und wieder zurück, ist sich sehr wohl der ungeduldigen Blicke bewußt, die der andere immer wieder zu der Uhr an der Wand hinüberwirft. „Saki“, gurrt Krang, hört den anderen aufschnaufen und weidet sich daran, denn er nennt ihn nur bei seinem richtigen Namen, wenn er keinen Spaß mehr versteht, und das weiß Shredder ganz genau, „du weißt, ich bin derjenige, der die Hand an der Steckdose hat. Also, wenn du nicht willst, daß ich die Stromversorgung zum Portal abschalte, solltest du endlich mit der Sprache herausrücken. Wo willst du hin?“ „Ah … New York?“ Hätte Krang Hände gehabt, hätte er sich jetzt damit ob seiner eigenen Dummheit die Haare gerauft. Ja, das war eindeutig die falsche Frage. Also versucht er es erneut. „Und was willst du da?“ Shredder kaut wieder an seiner Unterlippe herum, diesmal sehr unschlüssig, und wieder hängt sein Blick an der Uhr. Schließlich seufzt er leise auf. „Ich hab eine Verabredung.“ „Mit wem?“ bohrt Krang weiter. „Geht dich wirklich nichts an“, zischt Shredder unwirsch. „Das ist eine reine Privatangelegenheit.“ Krang wägt die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander ab. Jetzt könnte er den Fiesling heraushängen lassen und seine Drohung wahrmachen, aber irgend etwas in ihm sträubt sich dagegen. Er denkt an Rocksteadys und Bebobs Blicke und daran, daß er aus diesen beiden gewiß mehr herausbekommt, wenn er es nur mit dem richtigen Druckmittel versucht. Der Gedanke, Shredder bei seiner Rückkehr damit zu schocken, hat etwas für sich, dem er sich nicht entziehen kann. Er ist nun einmal ein sehr bösartiges, geniales Gehirn. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, droht er daher, bevor er sich umdreht und die Zentrale wieder verläßt. Hinter sich hört er so etwas wie ein erleichtertes Aufatmen und dann das charakteristische Knistern eines sich aufbauenden Dimensionsportals. Krang grinst in sich hinein und lenkt die Schritte seines Robotkörpers direkt zu den Quartieren von Shredders idiotischen Helfershelfern. *** Die beiden Mutanten sind noch wach und vergnügen sich mit einem Videospiel, aber zu Krangs großer Überraschung geben sie sich sehr hartnäckig und verschlossen wie die Tore von Fort Knox. Diese ungewohnte Loyalität erstaunt Krang nun doch, zumal nicht einmal das Versprechen eines neuen Videospiels und einer Extraportion Schokoladeneis die beiden dazu bringt, ihre Mauer des Schweigens aufzugeben. Das wurmt Krang, denn es ist gegen das Naturgesetz, daß die beiden etwas wissen, was er nicht weiß und es dann auch noch so hartnäckig für sich behalten. Wütend dreht er sich um. „Gut“, grunzt er auf dem Weg zur Tür, „dann werde ich Shredder eben verbieten, das Portal je wieder für Privatzwecke zu benutzen.“ Hinter seinem Rücken tauschen Rocksteady und Bebob bestürzte und zutiefst erschrockene Blicke. „Okay, okay!“ ruft Bebob und springt hastig von der Couch auf, ist mit einem einzigen großen Satz zwischen Krang und der Tür. „Wir erzählen dir, was wir wissen.“ „Aber das is’ nich’ viel“, schränkt Rocksteady sofort ein. „Aber bittebitte“, beinahe flehend faltet Bebob die Hände, zeigt mal wieder sehr viel theatralisches Talent. „Sag ihm nicht, daß wir gepetzt haben!“ Ausgesprochen selbstzufrieden dreht sich Krang wieder um und stellt sich dann vor der Couch in Position. „Erzählt“, fordert er sie auf, genießt seinen Triumph, während Bebob mit hängenden Ohren zurück zur Couch schlurft und sich schwer neben seinem Kumpel in die Kissen fallen läßt. *** Shredder sieht müde aus, als er am frühen Morgen das Portal durchschreitet, aber seine Wangen sind leicht gerötet und seine Haare verwuschelter als je zuvor. Um seine Lippen liegt ein leichtes Lächeln, von dem verträumten Glanz in seinen Augen mal ganz zu schweigen. „Wo warst du die ganze Nacht?“ donnert Krang und tritt aus den Schatten ins helle Licht. Shredder zuckt nicht nur zusammen, sondern springt auch beinahe in die Luft vor Schreck. „Herrgott, nochmal, Krang!“ brüllt er zurück, eine Hand unwillkürlich auf die Brust gepreßt. „Du bist nicht meine Mutter!“ Krang hätte beinahe laut aufgelacht, schließlich kennt er Shredders Mutter Miyoko, und in seinem ganzen Leben ist ihm noch kein durchtriebenerer Charakter begegnet, und er ist sich sicher, sie hätte es nicht viel anders gehandhabt als er. „Mein Bester…“, mit einigen großen Schritten tritt Krang ganz dicht an ihn heran, pflückt ihm ein langes, braunes Haar vom grauen Sweater und hält es dem verwirrten Shredder vors Gesicht. „Ist schon wieder Frühling auf der Erde?“ erkundigt er sich süffisant. „Deine Ratte haart.“ Sämtliches Blut weicht aus Shredders Gesicht, hinterläßt nur eine ungesunde Blässe, in der die Augenringe deutlicher als je zuvor hervortreten. Das Verträumte ist aus seinen Zügen verschwunden und hat schierer Panik Platz gemacht. Lippen, wundgeküsst, wie Krang sofort bemerkt, öffnen sich, doch kein Ton schlüpft über sie, dafür wird Shredder noch bleicher, als Krangs Robotkörper ihm kumpelhaft auf die Schulter klopft. Krang weidet sich an Shredders Entsetzen. Jeder weiß, daß er die Turtles nicht ausstehen kann, und deren Ratten-Sensei noch viel weniger, aber kaum einer weiß, daß er viel zu intelligent ist, um sich vom Haß zerfressen zu lassen. Genau genommen sind ihm die fünf absolut gleichgültig, und werden erst dann zu einer Bedrohung, wenn sie ihm mal wieder seine Pläne durchkreuzen. Aber in seiner FREIZEIT interessiert er sich nur für sich selbst. Und irgendwie schmeichelt es ihm, daß Shredder jetzt so viel Angst vor ihm hat. Das stellt sicher, daß er sich bei seinem nächsten Auftrag besonders viel Mühe gibt. Mit einem wahrhaft diabolischen Grinsen läßt das bösartige Gehirn aus der Dimension X seinen Robotkörper umdrehen und mit schweren Schritten zur Tür stapfen. „Du weißt doch, ich weiß alles. Das ist ein Naturgesetz.“ *** Kapitel 3: Bebob und Rocksteady sind nicht helle, aber loyal ------------------------------------------------------------ Bebob und Rocksteady sind nicht helle, aber loyal – das ist auch ein Naturgesetz Bebob weiß, wo seine Schwächen liegen. Und Rocksteady weiß es auch. Denn sie haben beide dieselben – keiner von ihnen hat die High School beendet, und im Grunde genommen sind sie nur große Muskelpakete, die zwar gerne herumballern, aber nicht gut treffen können. Und, ach ja – sie wurden in Mutanten verwandelt – gelobt sei das eklig grüne Mutagen. Und manchmal, wenn sie genauer darüber nachdenken – was durchaus vorkommt, vor allem in langen, dunklen Nächten – fragen sie sich schon, weshalb sich ihr Chefchen Shredder überhaupt mit ihnen abgibt. Schließlich ist es doch meist ihre Schuld, wenn sie im Kampf gegen die Turtles wieder verlieren und Fersengeld – ‚strategischer Rückzug’, nennt Shredder es – geben müssen. Trotzdem haben sie sich nur einmal in all den Jahren im Streit getrennt, und doch hat Shredder sie sofort wieder bei sich aufgenommen, als sie wieder bei ihm anklopften. Jedenfalls sehen sie es so. Sie sind nämlich auch gut im Verdrängen. Die Tatsache, daß Shredder genug von ihrer Unfähigkeit hatte und deswegen nichts dagegen unternahm, als Krang sie ersetzte, haben sie ebenso in ihr geistiges Nirwana gepackt wie ihre peinlichen bitte-nimm-uns-zurück-Einschmeichelversuche. Mit solchen Nebensächlichkeiten halten sie sich nicht auf. Sie haben begriffen, daß sie ihr „Chefchen“ auf eine merkwürdige, verquere Art und Weise brauchen. Genauso, wie er ihre nicht ganz so offensichtlichen Fähigkeiten zu schätzen gelernt hat. Sie geben sich immer Mühe, egal, was sie tun. Und sie sind absolut loyal. Sie sind die Deppen fürs Grobe, und sie sind sogar irgendwie stolz darauf. Und wie alle guten Handlanger haben sie stets ein wachsames Auge auf ihrem „Chefchen“, sorgen sich um dessen Wohl. Und da gibt es wirklich einiges, worum sie sich sorgen können. Sie wissen schon seit längerem, daß er die Nächte oft ganz woanders verbringt als er sollte, und zu Anfang ist es auch nichts, was sie wirklich interessiert, denn sie treiben sich auch oft in diversen Bars herum. Außerdem zeichnet sich ihr Chefchen nach solchen Nächten immer durch eine ausnehmend gute Laune aus – also, wieso Fragen stellen? Und so ziehen die Jahre ins Land – oder in die Dimension X, kommt immer darauf an, wo das Technodrome gerade gestrandet ist – und es ist auch nicht auffallend, daß Shredder ihre Außenmissionen meist in der Abenddämmerung ansetzt, so daß sie erst einmal eine ganze Nacht irgendwo Unterschlupf finden müssen. Und anfangs macht es ihnen auch nichts aus, daß er sie, kaum haben sie etwas Passendes gefunden, ohne ein Wort der Erklärung einfach stehenläßt und erst zu Morgengrauen wiederkehrt, wo sie dann mit ihrer eigentlichen Mission beginnen. Die meist in einem Desaster endet, weil ihnen die blöden Turtles wieder in die Quere kommen. Irgendwann wollen sie aber auch nicht mehr alleine zurückbleiben und beginnen zu quengeln, bis er ihnen mit einem gequälten Blick erlaubt, selbst wieder irgendwelche Bars unsicher zu machen. Es ist kein Geheimnis, daß die beiden Muskelprotze dabei mehr als eine Bar zerlegen und irgendwann beginnen, diese fragwürdigen Etablissements nach ihrem Chefchen abzusuchen, denn irgendwo muß sich dieser doch auch herumtreiben. Und für sie kommen in dieser Hinsicht nur die einschlägigen Lokalitäten in Frage. Sie werden immer verzweifelter, denn sie finden ihn nie, auch, wenn sie zum Ende hin nicht einmal mehr davor zurückschrecken, bei den weniger für sie geeigneten Clubs vorbeizuschneien. Sie wissen jetzt wenigstens, wie lustig es bei einer Transvestieshow zugeht und daß man in Gay-Bars auch als Hetero nett bedient wird. Nun ja, wie gesagt: sie sind verzweifelt. Auf den Gedanken, ihm zu folgen, kommen sie auch, allerdings nur einmal, denn schon allein bei der Erinnerung daran ziepen ihnen wieder ihre empfindlichen Mutantenohren. Niemand kann Shredder unbemerkt hinterherschleichen, schon gar nicht sie beide. Und der Japaner hat einen verdammt festen Griff, wenn er sauer ist. Sie finden nie heraus, wo er sich herumtreibt, aber daß er in diesen Nächten keinen oder nur wenig Schlaf bekommt, ist mehr als offensichtlich. Und wenn sie ihn nicht mehr als einmal erfolgreich gedeckt hätten, wären Krang sowohl dessen nächtliche Eskapaden, wie auch die daraus resultierende Übermüdung schon viel früher aufgefallen und nicht erst an diesem ganz gewissen Morgen am Frühstückstisch. Es ist Kommissar Zufall, der ihnen den entscheidenden Tip gibt. Im Technodrome ist es kalt, sogar ausgesprochen eisig, denn die Heizung ist mal wieder ausgefallen und sie hängen derzeit am Nordpol fest, es herrschen zweistellige Minusgrade draußen, und drinnen ist es auch nicht viel wärmer. Solange die Roboter noch nicht mit den Reparaturen fertig sind, wird sich daran allerdings auch nichts ändern. Und daher teilen sie sich nicht nur ein Quartier, sondern auch ein Bett: sie drei. Dreieinsechsunddreißigstel, um genau zu sein, denn auch Krang, das bösartige, verquere Gehirn, befindet sich bei ihnen, thront in seiner schützenden Plastikhülle auf einem Kissen und schnarcht lautstark vor sich hin. Es ist überhaupt das allererste Mal, daß sie zusammen in einem Raum schlafen, denn Shredder ist seine Privatsphäre mehr als heilig. Aber jetzt bleibt ihnen keine andere Wahl, wenn sie nicht erfrieren wollen. Trotz der unzähligen Kleiderschichten, in die sie sich eingepackt haben, frieren sie erbärmlich. Irgendwie – aus welchen unbewußten Gründen auch immer – ergibt sich eine höchst interessante Liegeposition: Rocksteady links, Bebob rechts und ihr Chefchen mittendrin. Shredder ist nicht begeistert über die Nähe, die ihm hier von seinen Jungs – ja, so nennt er sie, aber nur an seinen guten Tagen – mehr oder weniger aufgezwungen wird, denn das Bett ist seines und zwar breit, aber auch wieder nicht SO breit, so daß sie alle ziemlich dicht zusammenrücken müssen. Aber es ist zu kalt um darüber zu lamentieren, wie spitz Rocksteadys Horn an seiner Schulter ist oder wie sehr ihn Bebobs Irokese kitzelt, also hält er die Klappe. Außerdem ist er – wie sollte es auch anders sein – furchtbar müde und die Körperwärme der beiden hat etwas beruhigendes und einschläferndes, und so ist er weggeratzt, noch bevor die beiden es richtig mitgekriegt haben. Es dauert nicht lang und dann folgen ihm auch die beiden Mutanten ins Reich der Träume. Sie haben eh nichts besseres zu tun. Bebob erwacht, weil sich irgend etwas fest an seine Rückseite kuschelt. Schlaftrunken streichelt er über den Arm, der sich um seine Taille geschlungen hat. Seine Finger ertasten weiche Wolle und weiche Halbfingerhandschuhe. „Hm, Rocksteady“, murmelt er verschlafen, doch dann spürt er, daß der Körper hinter ihm nicht so breit und kompakt ist wie der seines Kumpels und erinnert sich wieder, wo er sich befindet und wer das dort ist. Und er lächelt und schließt beruhigt wieder seine Augen, hört aber nicht auf, den Arm zu streicheln. Der Mann hinter ihm wispert leise einen Namen. Bebob erstarrt und wagt kaum zu atmen. Sein erster Gedanke ist: „Shit“. Und dann geht ihm auf, daß Shredder viel zu entspannt wirkt, als daß es sich um einen Alptraum handeln könnte. Einerseits ist er froh, sich nicht gleich eine einzufangen, und andererseits rät ihm sein Instinkt weiterhin zur Vorsicht. Er will sich nicht umdrehen, denn außerhalb der Decken ist es eisigkalt, aber er wagt es trotzdem, langsam und darauf bedacht, sie wohlige Wärme, die ihn umgibt, nicht zu verlassen. Und dann hat er es geschafft, und sofort landet der Arm wieder auf ihm – diesmal auf seiner Brust, während es sich ein schwerer Kopf mitten auf seiner Brust bequem macht. „Yoshi“, murmelt Shredder wieder im Schlaf und dann, leise, genuschelt: „Lov’ ya, too.“ Bebob bleibt fast das Herz stehen. Sein Blick huscht hinüber zu Krang, doch der thront wie zuvor in seiner Plastikdose und schnarcht ohrenbetäubend. Bebob ist erleichtert. Er begegnet Rocksteadys müdem Blick auf der anderen Bettseite, sekundenlang starren sie sich nur an, dann grinsen sie beide beinahe gleichzeitig. Rocksteady sieht kurz zu Krang hinüber, er liegt ihm näher, dann krallt er sich eines der vielen Kissen und legt es über die Plastikkugel, achtet aber darauf, daß die Luftlöcher freibleiben. Sofort klingt das Schnarchen des Gehirns nur noch gedämpft. Genauso gedämpft, wie jedes Wort sein wird, das von der anderen Seite zu ihm hereindringt. Denn es mag ja sein, daß Bebob und Rocksteady nicht besonders helle sind, aber ihre Loyalität steht außer Frage. *** Kapitel 4: April weiß … ----------------------- April weiß … Freezeframe Eine Hand, die sich fest in dunkelbraunem Nackenfell vergräbt. Eine spitze Rattenschnauze, gefährlich gebleckte Zähne, dicht an einem ungeschützten Hals. April O’Neill weiß eine gute Story zu schätzen, nicht umsonst ist sie eine der besten Reporterinnen von Channel 6. Aber sie weiß auch, wann eine Story lieber nur eine Story bleibt und nicht für die Öffentlichkeit geeignet ist. Allerdings weiß sie auch, daß eine Story dann zu einer ganz besonderen Story wird, wenn man die eigentliche Story gar nicht als solche erkennt. Und dies sind die Storys, die durchaus für die Öffentlichkeit geeignet sind. Weil die Öffentlichkeit niemals diese ganz besondere Story als solche bemerken wird. Nein, das weiß nur sie, weil sie diese ganz besondere Story entdeckt hat. Gerade eben, vor nicht viel mehr als fünf Sekunden, und beinahe hätte auch sie sie übersehen, wenn ihr die Technik im Ü-Wagen nicht gerade einen Streich gespielt hätte und das Video plötzlich nur noch ein Standbild gezeigt hätte. Grinsend greift sie nach ihrem Kaffeebecher, nimmt einen genüßlichen Schluck und lehnt sich in dem unbequemen Stuhl etwas zurück, betrachtet die Szene auf dem Monitor ganz genau. Ja, wenn man es einmal weiß, fällt es einem immer wieder ins Auge. Und sie erinnert sich an so vieles. Lange Blickkontakte, die als stumme Augenduelle interpretiert werden. Als Dominanzgebaren. Großspurige Gesten, Drohgebärden, die auf der anderen Seite auf eine Mauer der Ruhe und Gelassenheit treffen. Katanas, die klirrend aneinanderstoßen, bemüht, die Deckung des anderen zu durchschlagen und doch niemals wirklich treffen. Die Art, wie sie voneinander und übereinander reden, wie wenig von der anfänglichen Wut und Enttäuschung noch übrig ist, wie sich schon längst etwas ganz anderes in ihre Stimmen geschlichen hat. Etwas, das eigentlich schon immer unter der Oberfläche gelauert hat. April weiß, daß alles nur eine einzige große Täuschung ist. Sie kennt die Hintergründe nicht, aber sie kennt die Intentionen dahinter. Zumindest jene, die auf der Gefühlsebene existieren. Wut, Rachsucht, Haß, Enttäuschung, Trauer – nichts davon ist mehr real. War es vielleicht nie. Nur der Schmerz, der auf beiden Seiten wühlt, der ist echt. Aber auch dieser resultiert nicht aus dem Offensichtlichen, nicht aus der Vergangenheit, sondern findet, wie sie jetzt weiß, seine Berechtigung in der Gegenwart. Es muß sehr an ihren Kräften zehren, sich so zu verstellen. Sie drückt eine Taste und läßt das eingefrorene Bild in Slow Motion vorlaufen. Die Hand verkrampft sich noch fester im Nackenfell. Aus der halbgeöffneten Rattenschnauze schlängelt sich eine rosa Zunge hervor. Es wirkte wie ein ganz normaler Kampf zwischen den beiden Feinden, und wie ein Zufall, als der Größere plötzlich stolperte und der Ratte dadurch die Möglichkeit gab, vorzustoßen. Sie klammerten sich aneinender, nur für wenige Sekunden lang, in einem eisigen Todesgriff, bemüht, den anderen endgültig von den Füßen zu holen. So sah es aus. Aber April weiß, daß es etwas ganz anderes war, und der Beweis ist hier, direkt vor ihr, deutlich und in Farbe. Die rosa Zunge streicht liebkosend über einen Hals. Ganz kurz schmiegen sich die beiden Körper aneinander. Ein nackter Rattenschwanz streichelt eine linke Wade. Ein Knie wird sanft angehoben und drückt sich zärtlich an die Körpermitte der mutierten Ratte. Ein tiefer, inniger Blick wird gewechselt. Dann geschieht alles ganz schnell. Die beiden Kämpfer schnellen wieder voneinander fort und das Schwertduell geht weiter. April O’Neill nimmt einen erneuten Schluck von ihrem Kaffee und verschüttet ihn fast, als schwungvoll die Tür hinter zurückgeschoben wird. „Hi, April!“ lacht MichelAngelo und sieht ihr neugierig über die Schulter. „Oh, ist das die Aufnahme von heute? Kann ich es sehen?“ „Es muß noch geschnitten werden“, erwidert sie, lächelt nachsichtig, spult das Band zurück und läßt es von Anfang an durchlaufen. „Mach nichts kaputt“, sagt sie zu dem Turtle, bevor sie ihren Platz zu seinen Gunsten räumt und aus dem Ü-Wagen klettert. Draußen begegnet sie den anderen: Donatello, Raphael und Leonardo, aber auch ihrer Assistentin Irma, die wie so oft Meister Splinter anhimmelt, der sich etwas abseits in den Schatten einer Lagerhalle verzogen hat. Die Reporterin wirft einen schnellen Blick in die Runde, nichts deutet mehr darauf hin, daß hier noch vor zehn Minuten ein erbitterter Kampf getobt hat, Shredder und seine Handlanger haben schon längst die Flucht ergriffen. Sie zögert, doch dann gibt sie sich einen Ruck und schlendert langsam auf Meister Splinter zu, der ihr auf seine ruhige, gelassene Art entgegensieht. Einen Meter vor ihm bleibt sie stehen, und sie mustern sich durchdringend. „Ich weiß es“, meint April nur. Splinters Vibrissen zucken kurz, aber ansonsten deutet nichts darauf hin, daß sie ihn überrascht hätte. „Dann müssen wir wohl vorsichtiger sein“, ist alles, was er dazu entgegnet. April denkt daran, wie vorsichtig und verstohlen diese kleinen Zärtlichkeiten waren und weiß, daß es ihr nur wegen der Kamera und wegen eines dummen technischen Zufalls aufgefallen ist. „Nein“, erwidert sie daher. „Das ist nicht nötig. Ich hatte nur zufällig das richtige Standbild erwischt. Ich werde die Szene rausschneiden. Ihr habt es schwer genug.“ Kluge, dunkle Augen bohren sich in ihre, scheinen ihr bis tief auf die Seele zu blicken, und dann senkt Splinter in einer ehrerbietigen Geste den Kopf. „Vielen Dank, April.“ „Gern geschehen.“ Sie zwinkert ihm einmal zu und geht dann zu den anderen zurück. Sie weiß nämlich auch, wann eine Story sie nichts angeht. - Ende - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)