Zwischen Liebe und Zweifeln von Lalonde (BelxFran) ================================================================================ Kapitel 40: Krankenhaus ----------------------- Dieses Kapitel war für mich Fluch und Segen zugleich. Die ersten 3 Pov's haben sich so gezogen, aber jetzt wird es erstmal wieder etwas vielversprechender (finde ich xD) An dieser Stelle möchten wir (ich denk mal, das Xalis auch so denkt) uns nochmal bei unseren Geduldigen Lesern bedanken und unsere Beta-Leserin (die uns ab jetzt vor schlimmen Fehlern bewahrt) Neko ****************************************************** Bels Pov Benommen öffnete ich die Augen. Mein Blick war noch vollkommen verschwommen. Mein Hinterkopf pochte leicht. Leicht? Jemand hatte mich niedergeschlagen! Da pochte der Hinterkopf nicht LEICHT! Trotzdem. Ich hob den Arm ein wenig, um mir eigentlich an den Kopf zu greifen, aber ich kam nicht weiter als ein paar Zentimeter, und selbst das nur sehr schwerfällig. Irgendwer musste mir ein sehr starkes Beruhigungsmittel, oder etwas in der Art, verabreicht haben. Vielleicht Benzodiazepine. Langsam legte ich den Kopf in den Nacken und stützte ihn leicht gegen eine kalte Wand. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich wieder die Kontrolle hatte. Erleichtert atmete ich auf. Meine Augen stellten sich langsam scharf. Jetzt hinderte mich nur noch die Dunkelheit an der Sicht. Aber auch an diese passten sich meine Augen langsam an. Ich saß in einem kalten, unverputzten und nur kläglich ausgerüsteten Raum mit einer schweren Tür. Die Holzbank auf der ich saß war mit einem Stuhl und einem Tisch das einzige Mobiliar. Ich betrachtete mir die Wände genauer. Stein. Einfach Stein. Dann sah ich an mir herunter. Die Ketten an Armen und Beinen zusammen mit der düsteren Einrichtung erinnerten mich an ein mittelalterliches Verließ. Von diesen Zellen unter der Villa hatte ich natürlich schon gehört. Als ich noch ganz neu war hatte Squalo mir damit drohen wollen, aber als echter Prinz ließ man so etwas natürlich nicht mit sich machen, erst recht nicht, wenn man nicht an die Schauergeschichtchen glaubte. Jetzt glaubte ich daran. Nächste Frage war, ob es auch die ominöse Folterkammer gab, die Squalos nächster Versuch gewesen war, aber ehrlich gesagt bezweifelte ich es. Es war still hier unten und jetzt, wo ich mich ausführlich mit dem bisschen Mobiliar und den Gruselgeschichten befasst hatte, würden meine Gedanken langsam, dank was auch immer man mir gegeben hatte, zu gestern Abend wechseln. Ich hätte Fran beinahe umgebracht. Er wäre jetzt tot, wenn ihm nicht irgendwer zur Hilfe gekommen wäre. Irgendwer, der mir einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatte. Ich sah mich nach einem Fenster um, um die Uhrzeit abschätzen zu können, fand aber keins. Wieder glitten meine Gedanken zu letzter Nacht. Ich wollte schon nach einer zweiten hoffentlich hohen Dosis rufen, einfach um diese Gedanken zu überschlafen, traumlos, aber mich würde sowieso keiner hören. Ich musste dringend noch besser im Umgang mit meinem zweiten Ich werden. Ich seufzte. Die Bank war unbequem, aber daran ließ sich nichts ändern. Und eigentlich hatte ich es verdient. Wieder schoben sich meine Gedanken zurück und langsam hatte ich das Gefühl, dass da kleinere Teile meines Gehirns noch immer nach SEINER Pfeife tanzten. Das würde diese immer wiederkehrenden Szenen erklären. „Gut geraten“, meinte meine innere Stimme. „Tse. Geraten?! Egal. Sperr ihn endlich ganz weg! Schließlich bist du dazu da. Du bist nicht irgendein Kommentator oder Geschichtenerzähler oder gar mein Gewissen. Du bist nur zur Regulierung und Überwachung meiner Wesen hier. Also tu endlich deinen Job!“ Ich war sichtlich angepisst. „Natürlich, Herr Prinz, aber das braucht nun mal ZEIT!“ Ich ließ diese Szene Revue laufen. Wieder und wieder. Ich konnte schließlich nichts dagegen tun. Was musste sich dieser Mistkerl auch unbedingt in mein Gedächtnis setzen? Ich wollte mit der Hand gegen die Wand schlagen, aber die Kette war nicht lang genug. Ich sah die Bilder, die Szenen. Fran, die Spiegel, das Blut. Das viele Blut. Überall. Wer hatte mir eigentlich gesagt, das Fran noch lebte, nur weil ER daran gehindert wurde, seine Kehle durchzuschneiden? Ich zitterte. Es war eine schreckliche Vorstellung. Leer, trostlos und vor allem schmerzvoll. Nein. Er war nicht tot. Das würde ich fühlen. Es wäre als sterbe ein Teil von mir, und das würde ich doch bemerken oder? Er MUSSTE leben. Ich hörte eine Tür. „Bel-chan, bist du wach?...Bist du du?“ Luss. Die Tür öffnete sich und gab einen Schwall warmen Lichts frei, der mir in die Augen stach. Glücklicherweise wurde das grelle Licht dann von Luss blockiert, der sich mit einem Teller in den Spalt gestellt hatte. Ich hob den Kopf und sah ihn an. Er lächelte erfreut. „Ahh, wie ich sehe, bist du schon wieder der Alte. Ich hab dir was zu essen mitgebracht.“ „Fast.“ „Wie bitte?“ „Ich sagte ‚fast‘. Fast wieder der Alte…Wie geht es Fran?“ Mein Herz schien für einen kurzen Moment still zu stehen. Ebenso lange, wie ich auf die Antwort warten musste. „Er ist im Krankenhaus. Die Ärzte sagen er wird wieder.“ Ich zwang mich zu einem mehr schlechten als rechtem Lächeln. Luss betrat den Raum jetzt gänzlich und stellte den Teller neben mich auf die Bank. Dann zog er einen Schlüssel aus der Jackentasche und begann an den Ketten herumzuschließen. „Die brauchen wir nicht mehr. Selbst wenn, bliebe dir nichts anderes als mich mit bloßen Händen zu erwürgen.“ Er hatte recht. Alles was ich hier hatte war was ich trug. Eine Hose und ein Pulli. Den Mantel hatten sie mir abgenommen und damit auch die Messer. Obwohl ich noch nicht allzu lange hier sitzen konnte, spürte ich noch nach dem Entfernen der Armfesseln, wo sie gewesen waren. Ob ER sich vielleicht, ohne dass ich es bemerkt hatte, versucht hatte zu befreien? Nein. ER tat nichts ohne dass ich davon Wind bekam. Ich betrachtete so freudig wie ich eben nur sein konnte das Essen. „Ich komm dann später noch mal und dann schauen wir, ob wir das ‚Fast‘ streichen können, ja?“ Damit schob sich Luss wieder durch die Tür zurück und ich konnte erstmal den Teller im Dunklen suchen. Frans Pov Ein regelmäßiges Piepen ertönte. Piep. Piep. Piep. Piep. Das Atmen fiel mir schwer. Warum, schließlich spürte ich keine Schmerzen. Meine Augenlider fühlten sich schwer wie Blei an, genauso wie mein Körper. Piep. Piep. Piep. Piep. Was war das für ein Piepen? Es klang nicht nach einem Wecker. Ich versuchte meine Finger zu bewegen, erst nur ein wenig. Dann versuchte ich meine Hände zu Fäusten zu ballen. Es gelang mit nur zum Teil. Leise lauschte ich den Geräuschen aus meinem Umfeld, während ich mit meinen Fingern rhythmisch im Takt des Piepsens bewegte. Außer dem Piepsen hörte ich noch ein Tropfen und ganz dumpfe, aber hektische Stimmen, diese klangen aber so dumpf, sodass sie recht weit weg sein müssten. Wo war ich hier? Die Stimmen wurden immer lauter und schließlich hörte ich eine Tür sich öffnen. Es war aber nicht meine. Drüben wurde lautstark diskutiert und schließlich war nur noch ein Wimmern zu hören. Dann wurde es wieder still. Ich wusste nicht ob ich zwischen durch noch einmal eingeschlafen war, das nächste was ich bewusst mitbekam waren wieder Stimmen und dann Schritte die immer näherkamen. „… und was meinen Sie? Wird er es schaffen?“ „Erstmal muss der Patient aus dem Koma erwachen, aber wir sind zuversichtlich, was den Zustand des Patienten angeht.“ Stille. Dann öffnete sich die Tür und jemand setzte sich neben mich auf das Bett. Ich spürte die Blicke jener Person auf mir Ruhen. Wer es wohl war? Erneut startete ich einen Versuch meine Augen zu öffnen, wurde dann aber sofort von dem grell leuchtenden Licht geblendet und schloss sie schnell wieder. Nach einem Moment öffnete ich die Augen wieder. Es dauerte ein bisschen bis sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Die weißen Wände ließen das Licht noch heller wirken. Auch dauerte es eine Weile bis ich die Person neben mir erkennen konnte. „Hey, er wacht auf!“, ertönte eine vertraute Mädchenstimme. Nun klärte sich auch mein Blick auf. Chrome saß auf der Bettkante des Krankenbettes. Mein Blick schweifte im Raum umher. Außer Chrome befanden sich noch Luss und ein Doktor im Zimmer, die beide bei ihren Worten sofort an ihre Seite getreten waren. Beide sahen mich voller Hoffnung an. „Wie geht es dir, Fran? Hast du Schmerzen?“, fragte der trotz allem besorgte Luss mich. „Bis jetzt… Naja und Schmerzen habe ich nicht…“, ich warf einen Blick auf die vielen Infusionen, die aus meinen Armen ragten, „…aber das liegt wohl an den vielen Schmerzmitteln.“ Nun betrachtete ich meinen Körper. Ich hatte viele Bandagen und Pflaster. Mein linker Ringfinger, rechtes Bein und rechter Arm waren eingegipst. „Das wird schon wieder. Ein paar Monate und du kannst bestimmt entlassen werden, oder Herr Doktor?“ „Noch können wir nicht so viel sagen, dass kommt darauf an, wie schnell die Hämatome und Knochenbrüche verheilen.“ Schweigen. Dann wurde der Doktor zu einem anderen Patienten gerufen. „Was machst du nur für Sachen, Fran? Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Xanxus nicht aufgetaucht wäre…“ „Xanxus?“, fragte ich leise. Daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Hatte Xanxus Prince the Ripper aufgehalten und somit mich gerettet? Einen seiner Wächtergerettet? „Ja, Xanxus. Ich habe gesehen, wie Bel, nicht gerade glücklich, aus dem Variagebäude gestürmt ist und als du dann raus ranntest und nach ihm gesucht hat, habe ich mich an Luss gewendet, dieser hat dann Xanxus informiert.“, fing Chrome an zu erzählen. „So Fran, ich muss jetzt wieder zurück. Mich um Bel kümmern, aber ich denke Chrome-chan bleibt bei dir, oder?“ Die angesprochene Person nickte „Aber nur wenn ich dich nicht störe, Fran.“, meinte sie lächelnd, „Wenn du allein sein willst, sag es einfach.“ Der Sonnenwächter verabschiedete sich von uns und verließ dann den Raum. Stumm saß sie neben mir. Eine Weile, in der keiner von uns sprach, verging. Schließlich meldete Chrome sich wieder. „Wenn du über irgendetwas erzählen willst. Dann tu es. Es ist vielleicht besser, wenn du es laut aussprichst.“ „Ich kann mich nicht an alles erinnern.“, gestand ich Chrome. „Dann ist es vielleicht erst recht gut, wenn du es laut erzählst, vielleicht fallen dir beim Erzählen wieder die Details ein, die du vergessen hast.“ „Ja… vielleicht… Ich hab eine Frage an dich… Luss meinte eben, er müsse sich um Bel kümmern… was ist mit ihm, weißt du das?“ Chrome senkte den Kopf und schien zu überlegen, ob ich es wissen durfte. „Bitte sag es mir, wenn du was weißt.“ „Es ist schon komisch… Bel bringt dich fast um und trotzdem scheinst du dich noch so sehr um ihn zu sorgen. Mehr als um dich. Trotz allem scheinst du ihn noch sehr zu lieben…“ „Der, der mich angegriffen und verletzt hat war nicht Bel, es war Prince the Ripper.“ Sie sah wieder auf und direkt in meine Augen. In ihren Augen spiegelte sich Sorge. „Bel ist im Verließ der Variaresidenz. Er muss erstmal wieder zu sich selbst finden, das hat Luss mir so gesagt. Wie genau es um ihn steht, weiß ich leider nicht Fran. Tut mir Leid, dass ich dir nicht genau helfen konnte.“ Im Verließ? Ich hatte schon gehört, dass unter dem Varia Hauptgebäude ein Verließ sein soll, aber geglaubt habe ich es nicht. „Nein, das hat mir schon geholfen Chrome. Du musst dich nicht immer Entschuldigen.“ Ich vermisste Bel, aber ich wüsste nicht, ob ich ihn im Moment in meiner Nähe ertragen könnte. Schließlich gab es ja noch Prince the Ripper. Dieser vollendete immer sein Werk. Würde er Bel überwältigen um es nun zu Ende zu bringen, mich zu Ende zu bringen? Die Ungewissheit war noch schlimmer, als die Sehnsucht nach Bel. Aber ehe ich nicht wusste, was mit Prince the Ripper war, musste ich Bel aus dem Weg gehen. Bels Pov Das Essen war schnell verspeist. Danach galt es die Zeit und IHN tot zu schlagen. Zweiteres gelang mir erstaunlicher Weise besser. Tatsächlich war ich ihn binnen eineinhalb Stunden los und konnte mich mit anderen Gedanken ablenken, anstatt immer wieder diese Bilder zu sehen. Weitere eineinhalb Stunden später hörte ich eine andere vertraute Stimme. „VOOIII, Bel! Wir lassen dich jetzt da raus.“ Unverkennbar Squalo. „Ushishi, wurd auch Zeit.“ „Und dann schauen wir uns mal deinen Hinterkopf an. Da hat Bossu-chan wirklich fest zugeschlagen.“ Ich blinzelte ein paar Mal über Lussurias Worte. Xanxus hatte mich niedergeschlagen? Xanxus hatte Fran gerettet? Unser Xanxus. Wow. Das hätte ich nicht von ihm gedacht und woher wusste er überhaupt...? Die Tür öffnete sich und erneut wurde ich von dem Licht aus dem Gang geblendet. Ich hob eine Hand vor die Augen. Ein Luxus, der mir letztes Mal nicht vergönnt gewesen war. Den dummen Versuch aufzustehen machte ich erst gar nicht. Schließlich wusste ich, dass die Beinketten noch fest waren. Ich wartete ehe Luss mich losgemacht hatte ehe ich aufstand und noch immer vom den ominösen Mitteln ruhig gestellt, Richtung Tür torkelte. Luss sah auf seine Uhr. „Keine Sorge, Bel-chan, die Wirkung lässt in einer halben Stunde nach. Warte einfach diese kurze Zeit.“ Was würde mir denn anderes übrig bleiben? Wegen diesem Zeug Adrenalin spritzen oder was? Nein, zu viel Wirbel um nichts. Durch einen Schrank betrat ich ein ehemaliges Gästezimmer. Ein gutes Versteck für einen Eingang zu unterirdischen Verliesen. Ich setzte mich auf das bereits leicht verstaubte Bett, des Raumes der inzwischen als Rumpelkammer genutzt wurde. Ich spürte bereits wie die Wirkung der Benzodiazepine nachließ. Meine Gedanken wurden wieder klarer und ich fühlte mich nicht mehr als wäre ich auf irgendeinem schwanken Schiff. Eindeutig hatte das Zeug die Zeit über seinen Zweck erfüllt. Ich rieb mir den Hinterkopf. Leider wurde mit dem sinkenden Medikamentenspiegel, das Kopfweh wieder mehr. Das nahm ich in Kauf, denn mir war klar, dass ich, sobald ich wieder richtig ich und zurechnungsfähig war, bestimmt Fran im Krankenhaus besuchen durfte. Ich wollte um alles in der Welt zu ihm. Mein schlechtes Gewissen fraß mich von innen auf, obwohl ich eigentlich nichts so wirklich dafür konnte. Ich versuchte ihn mir vorzustellen. So wie ich ihn hinterlassen hatte. Es gelang mir nicht und ich war froh darüber. Mein Gehirn hatte bereits angefangen die Bilder zu verdrängen. Vielleicht würde ich sie nie mehr sehen müssen. Mich nicht mehr mit dieser Teilschuld auseinander setzen. „Das ist schon wieder so schrecklich egoistisch von dir“, tadelte mich die Stimme in meinem Kopf. „Mal ehrlich, das wäre wohl jeder in meiner Lage, abgesehen von Jesus, aber dem wäre das alles erst gar nicht passiert, weil er keinen dämlichen gestörten Zwillingsbruder hatte, capisce!“ Stille. Ich hatte gewonnen. Aber das war schließlich auch ein gutes Argument. Eine halbe Stunde später tat mein Kopf weh, als hätte ihn jemand gespalten. Und da Xanxus schuld war, schloss ich das auch nicht unbedingt aus. Spaß beiseite. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Pochen in meinem Hinterkopf noch stärker werden konnte, was bedeutete, dass zumindest die schmerzlindernde Wirkung der Mittel weg war. Ich stand auf. Ich schwankte nicht. Ich sah und dachte klar. Ich war clean. „Mein Gott, das klingt ja als wärst du ein Junkie auf Entzug!“ Typisch. Immer diese dummen Kommentare meiner inneren Stimme. Aber die waren mir im Moment reichlich egal, denn ich war wieder stinknormal. So stink normal, wie ich eben sein konnte, und das war meine Eintrittskarte ins Krankenhaus. Ich suchte Luss in der Küche auf. Verließ er die manchmal auch? „Ah, Bel-chan, bereit fürs Krankenhaus?“, fragte er freudig, ehe ich mein Anliegen vorbringen konnte. Ich fragte mich auch wie man einen Satz wie ‚bereit fürs Krankenhaus‘ so enthusiastisch und gut gelaunt betonen konnte. Luss war genauso psychisch verdreht wie mein anderes Ich, nur auf eine erstaunlich freundliche und liebenswerte Art. Ich nickte ruhig. Man sollte mir meine Aufregung nicht so ansehen. Das wäre ja peinlich. Vor allem wenn man bedenkt das das eine ganz schöne Aufregung sein musste, wenn man nur wenige Minuten vorher noch unter starken Einfluss beruhigender Medikamente stand. Frans Pov Benommen schlug ich die Augen auf, war ich etwa schon wieder eingeschlafen? Ich warf einen Blick auf die Uhr, die mir Chrome freundlicherweise daneben, auf das Tischlein gestellt hatte. 12 Uhr. Mein Blick wanderte durch den Raum. Chrome war nicht da. Die Arme musste mich umpflegen wie eine Krankenschwester. Ich versuchte mich aufzurichten, ein Fehler, Schmerz durchfuhr meine Glieder, trotz der vielen Schmerzmittel. Die Tür flog schwungvoll auf und ein Trommelfell zerfetzendes „VOI“ erfüllte den Raum. „Fran! Die Ärzte haben gesagt, dass du deinen verdammten Arsch im verdammten Bett lassen sollst! Und leg dich verdammt noch mal richtig hin.“ „Jaja Mama..“ „VOOOIII! An deiner Stelle würde ich nicht so frech sein.“ „Und ich würde an deiner Stelle lieber ich sein.“ „Pass auf was du sagst. Ich lieg hier nicht mit Knochenfrakturen, Brüchen und Hämatomen an Infusionen und hab dazu noch eine mittelschwere Gehirnerschütterung.“ „Dafür kann ich doch nichts!“ „Dafür nicht, aber für dein freches Mundwerk.“ „Meinungsfreiheit! Menschenrechte – aber so was kennst du ja nicht.“ Erneut schwang die Tür auf. Luss betrat den Raum. „Oh Squ-chan hier bist du ja. Der Boss verlangt dich zu sehen. Er sagte es sei wichtig.“ Ein leises bedrohliches Knurren entglitt dem angepissten weißhaarigen Hai fisch, ging dann aber zur Tür. „Ach ja, Bel wird dich heute noch besuchen Fran, ist das nicht eine gute Nachricht? Dann könnt ihr –“ „VOOOOIIIIII. Du kannst doch nicht Bel zu dem Kleinen bringen. Wer weiß ob er sich zurückhalten kann!“ „Ahhh, wie süüüß. Squalo macht sich sorgen um Fran-chan.“ „Kannst du vergessen, Luss!“ „Aber du wirst ja schon rot, Squ-chan~“ „Vor Wut!“ „Wie du meinst, aber schrei hier nicht so, wir sind hier in einem Krankenhaus, noch dazu in der Intensivstation.“ Dann Stille. „Nun Fran, was sagst du zu deinem Besuch heut Mittag?“ „Ich weiß gar nicht was ich überhaupt sagen soll.“, murmelte ich leise, ich war viel zu geschockt um mehr zu sagen. Geschockt? Eher überrascht. Bel sollte mich heute besuchen? Was war alles noch mal gestern passiert? „Ach ja Fran. Ich war so frei und hab dir einen Therapeuten engagiert. Er heißt Gregor Heinz II aus Frankreich. Komm rein Greg-chan~“ Greg…-chan? „Guten Tag Monsieur Fran. Ich ‘eiße Gregor ‘einz der zweite.“ „Luss… Kann ich mal kurz mit dir sprechen… unter vier Augen.“, ich wartete bis Gregor Heinz II das Zimmer verlassen hatte. „So lieb du das auch mit diesem… wirklich reizenden Gregor Therapeuten Typen meintest, aber ich kann mich kaum an gestern erinnern. Ich brauch auch keinen Therapeut.“ „Falsch Fran, ein Therapeut hilft dir, das an das du dich erinnerst zu verdauen, mehr oder weniger. Und Greg ist der beste in diesen Bereich. Er sieht zwar nicht so aus, aber er ist es. Außerdem, willst du ohne Vorbereitung mit Bel reden, ohne Erinnerungen an gestern? Vielleicht hast du ja etwas Wichtiges vergessen.“ „Na gut… aber sobald er mir mit seinen blau, pinken Locken zu nah kommt setzt ‘s was.“ „Greg-chan du kannst wieder reinkommen.~ Fran ist etwas schüchtern, also nicht gleich so… angreifend, ja?“ „Verstanden Luss-senpai.“ „Du hast mir was verschwiegen, Luss. Du hast nicht gesagt das es DEIN Lehrling ist.“ „Ändert das etwas?“ Es war wohl besser nichts zu sagen, aber ja, das änderte die Sache etwas… ich schätze um zwei Lichtjahre. Somit verließ Luss den Raum und ließ mich mit Greg allein. „Also Monsieur Fran. In Ihrer Krankenakte steht, dass Sie einen geschlossen Bruch am linken Arm haben und leichte Prellungen am anderen, Ihr linker Mittelfinger ist zweimal gebrochen und Sie ‘aben sich an der 6. und 7. Rippe mehrere Frakturen zugezogen. Am rechten Bein ‘aben Sie einen offenen Knochenbruch und Ihr linker Fuß angestaucht. Sie haben eine ernstzunehmende Kopfverletzung über Ihrem rechten Auge. Darf ich fragen wie es dazukam?“ „Es war eine Auseinandersetzung…“ „Ein Streit? Erzählen Sie mir alles was Sie noch wissen.“ Wieso sollte ich mich ihm öffnen? Aber ich antwortete ihm trotzdem Luss Bemühungen zu Liebe. „Ich hab meinen Freund aufgesucht. In einem verlassenen Jahrmarkt. Aber er war nicht mehr er selbst.“ „Wissen Sie noch mehr?“ „Ja… Ich sah ihn ganz oft. Er war überall und lachte. Und ich kann mich noch an eine Menge Blut erinnern. Und an IHN.“ „Wer ist ER?“ „Prince the Ripper.“ Die Augen von Greg nahmen die Größe eine Billardkugel an. „Monsieur Fran, Sie haben den berüchtigten Prince the Ripper überlebt.“ Ich schnaubte verächtlich. „Mehr oder weniger..“ Bels Pov Die Fahrt dauerte länger als ich es erwartet hatte, oder sie kam mir nur so vor. Vielleicht lag es auch an der Musik die Luss gewählt hatte. Ich wusste es nicht. Er und ich saßen allein im Wagen. Er hatte mir bereits erklärt, dass Squalo bereits zurückgegangen sei, um ein Auge auf mögliche Feinde zu halten, Xanxus höchstens einmal am Tag nach Fran sah und Levi natürlich bei Bossu blieb. Über Mammon hatte er kein Wort verloren. Ich starrte aus dem Fenster. Es war irgendetwas um die Mittagszeit. Ich sah auf die im Armaturenbrett integrierte Digitaluhr. 1:36 Uhr. Gut geschätzt. Auch wenn ich nach außen hin wirken musste wie die Ruhe in Person war ich innen schrecklich hibbelig. Das Risiko, das Fran mich nicht sehen, oder sogar Schluss machen wollte, war einfach viel höher als je zuvor. Und eine richtige Entschuldigung konnte man sich in meiner Situation auch nicht richtig zurechtlegen. ‚Sorry, das dich ein Teil von mir, den ich nicht unter Kontrolle hab, beinahe umgebracht hätte. Leider kann ich dir auch nicht versprechen, dass es nicht mehr vorkommt. Ich hoffe wir bleiben trotzdem ein Paar.‘ Mal im Ernst, wie klang das denn? „Beschissen!“ Vielen Dank für die ausgeschmückte konstruktive Aussage. Am Fenster flogen die ersten Häuser der großen Stadt vorbei, in dem die Klinik lag. Wir mussten bald da sein. Ich schluckte heftig. Am Ende der Straße sah man das ziemlich modern gebaute Gebäude bereits. Ich atmete tief durch. Unser Wagen hielt auf einem schrecklich überfüllten Parkplatz. Warum auch nicht? Die gesamte Menschheit hatte doch irgendeine Krankheit, und in so einer Nähe zur Mafia, konnte man getrost auch mal das Doppelte nehmen. Dementsprechend war natürlich auch an der Anmeldung eine Schlange wie eine Anakonda. Lang und unübersichtlich. Ein Glück genossen wir standesbedingte Sonderbehandlung. Eine junge Krankenschwester erkannte Luss sofort, schenkte uns ein aufgesetztes, aber nicht unfreundliches Zahnpastalächeln und führte uns auf die Intensivstation. Ich schluckte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass noch keiner ein Wort darüber verloren hatte, ob Fran überhaupt bei Bewusstsein war. Es hieß immer nur so was wie ‚Er kommt durch‘ oder ‚Es steht nicht schlecht um ihn‘. Niemand schien es für nötig zu halten, mir richtig die Situation zu erklären. Die Schwester hatte vor einem Zimmer gestoppt. Die Tür hatte kein Fenster, das hieß sobald sie sich öffnen würde, würde ich alles sehen. Bereit oder nicht. Die Schwester ging wieder mit der vorsichtigen Bitte, ihn doch nicht aufzuregen. Tse. Wahrscheinlich würde mein Anblick reichen um ihn aufzuregen, aber das nahm ich in Kauf. „Das ist-“ Egoistisch. Genau. Ich legte meine Hand auf die wahrscheinlich krankheitsverseuchte Klinke und brauchte einen Moment, bis ich mich wirklich traute, ihn zu sehen. Ich öffnete die Tür leise und langsam und starrte auf eine Wand. Ich hätte es wissen müssen. Man sah das Bett nie von der Tür aus. Ich machte ein paar Schritte in den Raum. Ein langsames gleichmäßiges Piepen, kam von einem Gerät links von mir. Ich drehte den Kopf noch nicht in die Richtung. Ruhige, schwache Atemzüge. Es klang als würde er schlafen. Ansonsten Stille. Letztlich sah ich doch hin. Mein Herz zog sich zusammen, als ich erkannte was ich getan hatte. Ich hätte der Person Geld gegeben, die mir auch nur eine Stelle Haut zeigte, die frei von Verbänden, Pflastern, Cremes und Infusionen waren. Augen, Mund und Nase ausgenommen. Ich besah mir die vielen Infusionsbeutel. Es war ziemlich starkes Schmerzmittel darunter. So wie es aussah wurde er auch künstlich ernährt und ein paar seltsam gewölbte Pflaster gaben Hinweise auf kleinere Operationen. Ich zog einen Stuhl ans Bett. Eigentlich war ich froh, dass er schlief. Er sah mich nicht, blieb ruhig und er konnte mir keine Vorwürfe machen. Es war sozusagen die Gewöhnungsphase. Meine innere Stimme schien es aufgegeben zu haben, mir zu sagen, wie egoistisch ich war. Ich nahm mir vorsichtig Frans ungeschiente Hand und strich zart darüber. Er würde davon garantiert nicht aufwachen. In seiner Lage schlief man tief. „Es tut mir leid.“ Meine Stimme war leise und ich befürchtete schon im zweiten Wort sie würde mir wegbrechen, aber auch sie erreichten als Wispern den Raum und vielleicht auch Frans Unterbewusstsein. Ich versuchte aufmunternd zu lächeln. Fehlanzeige. Zu viele Gewissensbisse. „Es tut mir leid ist noch zu wenig.“ Schließlich schob sich doch noch ein verbittertes Lächeln in mein Gesicht. Eine Station weiter musste Squalo mit Luss reden. „VOOIII, Luss! Wie kannst du ihn mit ihm allein lassen. Was wenn-“ Dem Anschein nach wurde er unterbrochen. „Du glaubst nicht wie mir das am Arsch vorbei geht. Ich hol den jetzt da raus, ehe er alles nur noch schlimmer macht!“ Ich seufzte. Schon war meine Zeit um. Ich lehnte mich halb über das Bett und gab Fran einen kleinen Kuss auf die Stirn. Hoffentlich hatte ER dort nicht auch Spuren hinterlassen. Noch ehe Squalo mich abholen kam, verließ ich den Raum. Vielleicht konnte ich ja später noch einmal zu ihm wenn er aufgewacht war. Frans Pov „Als nächstes messen wir ihren Blutdruck, Süße.“, sagte ein großer Braunhaariger behaarter Mann. „Also deine Blutwerte sind echt Top. Genauso wie dein Aussehen.“, unbewusst leckte er sich über die Lippen. „Weißt du, du hast Glück, dass du so ein hübsches junges Ding bist, weißt du, ich behandel nur Mädchen, hübsche junge Mädchen.“ Mädchen… Der Typ hatte sie nicht mehr alle. Ob dies überhaupt ein Arzt war? Er sah eher aus wie… wie eben kein Arzt aussah. „Doktor Shamal. Bitte kommen sie schnell in den Raum Lady Elizabeth, sie beginnt wieder zu krampfen.“, rief eine junge Auszubildende. „Keine Angst Süße, dein Held, der tolle Doktor Shamal wird bald wieder zu dir zurückkehren.~“, mit diesen Worten haute der Braunhaarige ab. „SÜßE ELIZABETH GLEICH BIN ICH BEI IHNEN.“, hörte ich ihn über den ganzen Gang rufen. „Monsieur Fran, ist er Weg, der gruselige Braun‘aarige Dämon?“ „Sieht wohl so aus…“ „Okay, dann erzählen Sie weiter.“ „Ich sagte Ihnen bereits, dass ich nicht über meine Vergangenheit reden werde. Da können Sie noch so betteln oder Schmolllippen machen. NEIN.“ „Es ist doch für Ihr wohl Monsieur Fran. Ich muss Sie doch analysieren und Sie dann therapieren. Das ist mein Beruf.“ „Dann haben Sie sich den falschen Patienten ausgesucht. Wenn ich über meine Vergangenheit reden will, dann tu ich das auch. Aber ich will nicht. Punkt.“ Für wie viel hatte Luss diesen Adelsfranzosen gekauft? „Okay, dann noch mal zu gestern Abend, versuchen Sie sich Stück für Stück an den Tag zu erinnern.“ „Ich denke es gab einen guten Grund, warum mein Hirn das alles vergessen wollte.“ Wieder schrieb er etwas in seinen kleinen pinken Block. „Heute etwas zickig, hmn?“ „Haha. Hören Sie wie ich mich darüber schlapplache.“ „Kommen Sie Monsieur Fran, das bringt uns doch nicht weiter.“ „Ihre Psychoanalyse heilt mich im Moment auch nicht.“ „Kann es auch nicht, wenn Sie nicht offen sind.“ Hmpf. Ich lass doch keinen Psychozauberer in meinen Kopf schauen. „Ich will Ihnen nichts mehr erzählen für heute.“ „Sie stürzen sich in Ihr verderben, Monsieur Fran. Sie haben zu 69 % eine psychische Belastung.“ „Woher wollen Sie das wissen?“ „Erstens: Es ist mein Beruf. Zweitens: Sie verhalten sich wie ein störrisches Kind und erzählen niemanden von Ihrer Vergangenheit, das schließt auf ein traumatisierendes Ereignis in Ihrer Kindheit.“ Ich konnte nicht anders, als Greg anzustarren. „Ich will Ihnen einfach nicht von meiner Vergangenheit erzählen, verstehen Sie das doch.“ Kurzes Schweigen. Hatte ich es geschafft? Würde er mich nun endlich damit in Ruhe lassen. „Ich werde Sie in den nächsten paar Tagen aufsuchen, Monsieur Fran. Dann können Sie sich entscheiden ob Sie mir die Arbeit erleichtern wollen und mir sagen, wie Ihre Vergangenheit war oder Sie sagen mir es nicht und wir sitzen nur unnötige Stunden herum und ich durchbohr Sie mit gemeinen Fragen.“, mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Eigentlich wurde er ja angestellt um mir zu helfen, aber mich zu Antworten zu zwingen, das ging gar nicht. Da fiel mir wieder ein, das Bel bald kommen würde. Mittlerweile hatte ich mich an einige Geschehnisse erinnert zum Beispiel den Kuss von IHM… Wusste Bel was Prince the Ripper getan hatte… oder hatte er ihm gar „aufgetragen“ das zu tun. Bestimmt nicht. Warum sollte er so etwas tun? Schon zum zweiten Mal an diesen Tag hörte ich Schwester Sabines hole Absätze den Gang entlang klackern, aber erst einige Meter vor meiner Tür hörte ich Luss Stimme. Heißt das, dass jetzt Bel kommen würde? Was sollte ich ihm sagen? Wie sollte ich ihn ansehen. War Bel überhaupt mitgekommen? Ich schloss meine Augen und war auch schon kurz davor wieder einzuschlafen, doch die Neugier hielt mich wach. Kurz darauf hörte ich die Tür sich öffnen. Schritte kamen näher. Leise, schleichende, fast schon zögernde Schritte. Die Person ließ sich neben mich nieder und nahm meine Hand. Hielt sie eine Weile einfach nur so. „Es tut mir leid.“, hörte ich Bel sagen. „Es tut mir leid ist noch zu wenig.“ Zu gern würde ich jetzt in sein Gesicht sehen… und in seine Augen, Ich vermisste ihn, seine Zärtlichkeit, doch meine Augenlider fühlten sich wieder so schwer an. Kaum merklich umschloss ich ein wenig Bels Hand. Ich musste schlucken. Wie lang würde er hier bleiben? Zu mindestens schien es ihm einigermaßen gut zu gehen. Sonst hätte er mich ja nicht besuchen können… oder? Aus der Nachbarstation ertönte Lärm. War schon wieder jemand gestorben? Nein, das klang irgendwie nach Squalo. Squalo der lautstark mit jemanden schimpfte. Bel stand auf ohne meine Hand loszulassen. Wieder versuchte ich meine Augen aufzuschlagen. Vielleicht würde er ja bleiben, wenn er wüsste, dass ich wach war. Plötzlich spürte ich seine zarten Lippen auf meiner Stirn. Er wollte wohl gehen. Im Nebenzimmer folg lautstark die Tür zu. Es lag bestimmt an den Gespräch neben an. Oder aber, er wollte mich nicht mehr sehen. Mir muss unbedingt wieder alles vom Gestrigen Tag einfallen! Die Wärme an der Hand wich und somit auch Bel. Ob er mich noch ein Mal Besuchen würde? Bels Pov Tatsächlich hatte keiner etwas einzuwenden, wenn ich später zu ihm gehen wollte, solange jemand dabei war. Also bitte, wenn ich durchdrehte brachte ein genervter Squalo auch nichts. Auch wenn das Risiko, dass Prince the Ripper wiederkam, sehr gering war. Um nicht zu sagen nichtig. Jetzt galt es ein wenig Zeit totzuschlagen. Ich sah auf die Uhr. Es war schon über 5 Stunden her, dass ich etwas gegessen hatte, und viel war das nicht gewesen. Ich betrachtete einen Plan. Im dritten Stock gab es eine Caféteria die sich mit den „besten Kaffeestückchen der Stadt“ brüstete. Dann würden wir doch mal schauen, ob das stimmte. Ich stand am Aufzug und wartete. Mit dem charakteristischen „Pling“ öffnete sich die Tür und heraus kam Chrome. Ein synchrones überraschtes „Oh“ kam uns über die Lippen und sie lächelte leicht, um dann sofort wieder ernst zu werden und schnellstmöglich an mir vorbei zu gehen. Natürlich. Ich war schließlich schrecklich gefährlich. GROAR. So was nannte man Sarkasmus. Im dritten Stock war nicht so viel los wie befürchtet. Es waren ein paar Leute da, ja, aber so viele, dass es nicht voll wirkte. Das konnte natürlich auch an dem großen Raum mit der verglasten Westwand liegen. Ich stellte mich an die Schlange an der Theke. Direkt hinter eine Mutter mit ihrem kleinen Kind. Der Kleine wuselte ihr um die Beine und ich hielt einen kleinen Sicherheitsabstand um nicht angerannt zu werden und mir den Dialog zu ersparen. Die Wartezeit war nicht von schlechten Eltern, aber man konnte eine Hand voll interessanter Dialoge auffangen. Nicht das was mich wirklich interessiert hätte, aber es gab einem einen Einblick in die Welt der normalen Menschen. Keine Psychopathen, keine Mafiosi. Es waren so einfach Themen „Alices neuer Freund“ Who the fuck is Alice? „Die neuesten Ereignisse bei Big Brother“. Lauter uninteressanter Schrott für den sich wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte von denen, die darüber redeten, interessierten. Die Schlange war an der Frau vor mir. Sie holte ein süß-sahniges Tortenstück für ihren Sohn. Für sich selbst einen Cappucchino. Ich hatte mir noch nicht überlegt, was ich wollte. Vermutlich würde ich den Verkehr aufhalten. Egal. „Was darf es für Sie sein?“, fragte die bemüht freundliche, aber total gestresste Frau hinter der Theke. „Egal. Irgendwas, was sie empfehlen können.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, überlegte kurz und legte mir ein Stück ofenfrischen Apfelkuchen. Ich hielt gerade Ausschau nach einem freien Platz, als : „Bel-chan, hier bei Squ-chan und mir ist noch Platz.“ Tatsächlich. Gleichgültig setzte ich mich dazu. „Wie geht es dir eigentlich?“ „Wen interessiert’s?“ Das Thema auf so einen typischen Smalltalk zu lenken, in dieser Situation, war einfach unpassend. Stille. Luss musste meine schlechte Stimmung bemerkt haben. „Mammon ist raus“, meinte Squalo dann irgendwann nebenbei. Ich schüttelte unverständlich den Kopf. „Was?“ „Sie hat die Betreuerin bestochen, uns alle mit Illusionen getäuscht, zu viele Gerüchte in die Welt gesetzt, eure Beziehung sabotiert und dadurch deinen Ausraster verursacht und uns alle in Gefahr gebracht. Sie ist raus aus dem Rennen um den Nebelwächterposten.“ Mammon hatte was?! Ich sah immer noch nicht schlauer aus. Zumindest schloss ich das aus Squalos folgenden Worten. „VOOIII, was bist du denn für ein Genie?! 2-1=?. Mein Gott Fran bleibt, wenn er wieder richtig beisammen ist und Mammon haben wir rausgeworfen.“ Jetzt hatte es Klick gemacht. Ich nickte.Mammon hatte uns getäuscht. War das an dem Abend-hatte ich etwa…Mammon geküsst. Ich verdrängte den Gedanken. Ich verabschiedete mich ziemlich schnell von den beiden. Sie meinten ich könnte schon mal zu Fran gehen, sie würden dann nachkommen. Squalo war es zu viel Stress und Luss wollte uns die Zeit gönnen. Zumindest reimte ich mir das so zusammen. Ich bog in den Gang als ich Chrome an der Tür entdeckte. „Hey, ist Fran wach?“, fragte ich sie über den halben Gang hinweg. „Ja, aber er braucht Ruhe. Lass ihn am besten mal eine Zeit lang allein.“ Ich blieb stehen. „Hat er das gesagt?“ „Du sollst ihn in Ruhe lassen.“ Ich ging auf die Tür hinter ihr zu und wollte einfach an ihr vorbei gehen. Sie stellte keine Herausforderung für mich da. Sie hatte Angst. Unberechtigt, aber sie war da. Sie würde Platz machen. Nebel waberte durch den Gang. Ich wusste wer jetzt kam. „Was willst du denn hier?“, fragte ich Mukuro, ehe ich ihn sehen konnte. „Kufufu. Dein Dickschädel hat mich auf den Plan gerufen. Du hast meine Chrome doch gehört oder? Du sollst ihn in Ruhe lassen.“ Der Nebel lichtete sich und ich begann leicht zu schielen, als ich die Spitze seiner Waffe vor meiner Nase erkannte. Um uns herum, schien diese keiner zu bemerken. Vermutlich benutzte er eine Illusion um sie zu verbergen. „Verschwinde von hier! Du hast ihn nicht mehr verdient. Das hattest du nie!“ „Ach und du weißt das, allwissendes Ananas-Orakel?“, mit diesen Worten drehte ich mich um und verschwand um die Ecke. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt ließen sie mich nicht mehr zu ihm und behandelten mich wie einen Schwerverbrecher. „Deine Wortwahl war gerade ein wörtlicher Griff ins Klo.“ Meine Formulierung war mir im Moment allerdings sehr egal. Ich würde wohl wirklich warten müssen, bis die beiden weg waren, aber nach meinem Aufstand hier, würde das so schnell nicht der Fall sein. Auf Luss und Squalo konnte ich in diesem Fall auch nicht setzen. Ich würde warten müssen bis Fran entlassen wurde. Vielleicht an Xanxus Geburtstag. Niedergeschlagen trottete ich zum Wagen und lehnte mich wartend an die Motorhaube. Auch wenn mir dieser Kerl, total egal war, seine Worte taten weh. Frans Pov Und wieder war ich allein in diesem trostlosen Zimmer. Ein kleines entnervtes Seufzen entglitt meiner Kehle. Wieso hatte ich ihn nicht angesprochen oder einfach die Augen geöffnet, um ihn zu zeigen, dass ich wach war, dass ich ihm zuhörte? Hoffentlich würde er heute noch mal vorbei schauen. Hier einfach nur rumzuliegen war ziemlich langweilig, aber was blieb mir anderes übrig? Nichts, genau das war mein Problem. Zum Glück hatte ich die Fähigkeit, fast immer einschlafen zu können. Aber leider eben nur FAST. Heute ging es zum Beispiel nicht. Mein Problem: Ich fühlte mich hellwach. Das ist eigentlich ungewöhnlich, Leute in meinen Zustand sind müde und fühlen sich nicht gut, haben vielleicht sogar noch starke Schmerzen. Bis jetzt plagte mich nichts davon. Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich die ganzen Stunden davor vor mich hin gedöst hatte. Naja egal, in der Zeit konnte ich über gestern nachdenken. Es war definitiv Prince the Ripper der mich angegriffen hatte, nur wieso war er da gewesen? Seit ich bei der Varia bin, hatte ich noch nie sein berühmtes und gestörtes Ich „Prince the Ripper“ in Aktion gesehen. Was war noch mal der Auslöser gewesen, kannte ich diesen überhaupt? Das andere Ich von Bel kam, wenn der Prinz sein Blut gesehen oder geschmeckt hatte. Das war mir bekannt, aber Bel hatte doch keine Verletzungen gehabt, als ich ihn gesehen hatte. Die Tür öffnete sich wieder. Chrome kam wieder herein und lächelte mir sanft entgegen. „Wie geht es dir, Fran?“ „Nicht schlechter als heute Morgen.“, erwiderte ich kurz darauf. „Ich hab dir was Kleines mitgebracht.“ Sie kam auf mich zu und holte aus einer Tasche meinen Laptop und ein Buch. „Ich dachte erstmal geb ich dir nur ein Buch mit. Wenn du es durch hast kann ich dir ja ein neues herbringen. Auch wusste ich nicht genau was du gerne liest…“ „Danke Chrome. Wirklich sehr lieb von dir, mir was mitzubringen... Aber Chrome-chan… ich glaub hier mit dem Laptop rum zu hantieren ist nicht besonders gut. Ich befinde mich immer noch auf der Intensivstation, denkst du nicht auch?“ „Levi hat gemeint ich soll ihn besser mitnehmen… am besten ich bring ihn später wieder zurück bevor noch was dran kommt.“ Skeptisch musterte ich das Buch, welches sie mir mitgebracht hatte. „Das Buch ist sehr amüsant. Ich denke, es wird dir gefal-“. Plötzlich ertönte ein leises Klingeln und Chrome sah mich entschuldigend, während sie ihr Handy aus ihrer Tasche fischte. Dann ging sie aus dem Zimmer. Nun schaute ich mir erstmal das Buch in meiner Hand an. Es war nicht gerade groß oder dick, aber es hatte einen schönen schwarzen Einband. Mit roter Farbe stand mit schwungvoller Schrift „Mein Tagebuch – Graf Dracula“. Das klang ja schon mal vielversprechend. Ich schlug das Buch auf. Gleich auf der ersten Seite sprang mir eingefaltete Karte entgegen. Auf ihr war ein Mensch mit seinen Blutbahnen gezeichnet und zu einzelnen Stellen wurden kleine Stichworte geschrieben wie zum Beispiel „Oberschenkelarterie: Groß, befriedigt Killerinstinkte. Bester Zugang über den Innenschenkel, erotisches Verbluten garantiert. Ein denkwürdiges Mahl – leider nur ein Mal.“ Inzwischen war auch Chrome wieder ins Zimmer gekommen und ich legte das Buch wieder weg. Lesen konnte ich auch wenn keiner da war. Ich hörte wie sich die Tür wieder öffnete. Ist das vielleicht Bel? Gespannt sah ich zur Tür. Es war nicht Bel, der das Zimmer betrat. Es war ein Arzt oder Doktor mit weißen verstrubbelten Haaren und einen Lilafarbenes Tatoo unter dem linken Auge. In seiner rechten Hand hielt er eine Akte, auf die er schaute, während er die linke Hand grüßend erhob. Dann schaute er von der Akte auf. „Was hast du nur angestellten.“, murmelte er während er zu mir und Chrome schritt. „Es ist zwar sehr bedauerlich um ihre Anwesenheit junge Dame. Aber ich würde gerne mit dem Patienten unter vier Augen sprechen.“ Diese nickte leicht, stand auf und machte sich dann auf den Weg aus dem Zimmer. „Man sieht sich, Fran.“, sagte sie noch zum Abschied. Kaum war sie aus dem Zimmer verschwunden zog der Doktor eine Tüte Marshmellows heraus und begann dann ein paar von diesen zu vernaschen. „Nun, am besten ich stell mich erstmal vor. Ich heiße Byakuran, du kannst mich auch Bya-chan nennen. Du fragst dich sicher, warum ich hier seelenruhig sitze und Marshmellows esse. Nun denn, das liegt daran, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, die deine Frakturen und Knochenbrüche schneller heilen lässt. Sogar sehr schnell.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich weiß genau, dass es sehr absurd klingt, da es so was hier noch nicht gibt.“ Nun hielt er eine kleine Kapsel in der Hand. „Das kleine Ding soll mich innerhalb von Stunden heilen?“ Byakuran lachte. „Klar, es ist wie magischen Senzu-Bohnen aus Drangonball Z.“ Will dieser Weißhaarige Möchtegern-Arzt mich veräppeln? Jetzt redete er schon über irgendwelche Kult-Animehelden und deren Wundermittel um schnell wieder gesund zu werden. Später redet er bestimmt noch über besondere Kräfte, die in den Ringen der Vongola lieg und von Boxen die sich nur durch spezielle Flammentypen öffnen lässt oder darüber, dass er aus Paralleldimensionen stammt und hier vor hat Mitglieder für seine bösen und teuflischen, aber gut überlegten, Welteroberungsplan anzuwerben. „Na, ich schein dich ja nicht gerade überzeugt zu haben. Am besten ich erkläre dir, wie diese kleine Kapsel funktioniert, was alles drinnen vorhanden ist und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist das du stirbst.“, bei der letzten fing er an zu lachen. „Nimm das letztere nicht ernst. Die Wahrscheinlichkeit, dass du stirbst ist zu 0.2%. Es sei denn du hast Geheime Allergien.“ Dann fing er an mir diese Wunderkapsel zu erklären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)