Vergangenheit einer Seherin von Cute_Girl (Meine Version der Vergangeheit von Alice) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Verrat -------------------- 1. [wer vorschläge für einen Namen meines ersten Kapitels hat, kann diese gerne vorbringen... ich bin so einfallslos^^] Ich fühlte mich, als wäre ich niemals irgendwo anders gewesen, als hätte ich niemals das Licht gesehen, also vermisste ich es auch nicht. Ich lag auf dem kalten Boden und ich war mir nicht sicher, ob ich nun weinte oder nicht, ich kannte den Unterschied nicht mehr. Das einzige, das ich noch kannte und fühlte, war der Schmerz, doch es war mir egal, ich war so gewöhnt daran, ich konnte nicht einmal mehr zwischen den Schmerzen meiner Seele und den Schmerz meines Körpers unterscheiden. Ich war bloß ein einziger Schmerz, ein nicht enden wollender Schmerz, doch wenigstens war es mir egal. Wie spät es wohl war? War es Tag? Oder Nacht? Eigentlich interessierte mich auch das nicht mehr. Warum sollte es auch? Denn alles um mich herum, alles was ich sah, was ich hörte, was ich fühlte, alles war dunkel. Warum sollte es also wichtig sein, wie spät es gerade war. War da nicht ein Geräusch? Ich war mir nicht sicher, denn ich wusste nicht mehr, wie ein Geräusch war. Aber etwas veränderte sich. Etwas störte mein Dasein aus Dunkelheit, Stille und Schmerz. Etwas störte mich. Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe sterben lassen? Ich hatte doch schon alles verloren. Ich war seltsam, verrückt. Gestört. Sie wollten mich doch noch nicht einmal hier. Sie hatten Angst. Weil sie wussten, dass ich nicht log. Sie wussten, ich konnte es. Sie wussten ich konnte sehen, was in der Zukunft passieren würde. Ich habe es so oft bewiesen. Aber das machte es noch schlimmer. Ich wäre zu gefährlich, um bei den anderen zu sein, sagten sie. Man könnte mir nicht erlauben, mit Menschen zu leben, ein Teil der Welt zu sein. Sie konnten sich nicht erklären, wer ich war. Was ich war. Was ich konnte. Das machte ihnen Angst. Denn sie konnten meine Visionen nicht erklären. Also sperrten sie mich ein. In ein Loch. Es war es nicht einmal wert, als Raum bezeichnet zu werden. Bloß als Loch. Kein Bett, und ein kleines Loch im Boden, das sie Toilette nannten. Also warum ließen sie mich nicht einfach alleine? War das nicht genau was sie wollten? Dass ich nicht mehr in der Welt war? Da war dieses Geräusch wieder. Ein Schlüssel? Dann öffnete sich die Tür. “Sshh… ich bin es, Will. Hab bitte keine Angst. Ich bringe dir nur etwas zu essen.” Oh, Will. Ja, ich konnte mich erinnern. Er kam ab und zu, um mich zu sehen. Und brachte mir etwas zu essen. Es könnte sogar sein, dass er jeden Tag kam, aber ich hatte einfach kein Zeitgefühl mehr. Es war komisch, eine Stimme zu hören. Irgendetwas zu hören. Langsam öffnete ich meine Augen. Ein seltsames, trübes Licht kam von der Tür. Ich schloss meine Augen wieder, denn das Licht tat ihnen weh. Dann öffnete ich sie wieder. Nun konnte ich meinen Besucher auch sehen. Ja, er war es. Die einzige Person, zu der ich noch Kontakt hatte. Ich wusste nicht, ob ich ihm trauen konnte. Er war so nett zu mir, aber war nicht genau das sein Job? “Ich bitte dich, iss etwas. Bitte.” Er hielt eine Tasse und einen Löffel in seinen Händen. Ich wusste, in der Tasse war ein heller, gelblicher Brei, der nach nichts schmeckte. “Bitte?” Er schaute in meine Augen. Einen Moment dachte ich noch nach, doch dann nahm ich Tasse und Löffel an mich. Um ihm zu zeigen, dass ich nun etwas essen wollte, nickte ich bloß. Ich hatte es aufgegeben zu reden, nachdem ich in diesen “Haus” kam. Ich sah keinen Sinn mehr darin, den Leuten zu sagen, was ich dachte. Oder fühlte. Also hörte ich einfach auf zu sprechen. Während ich aß, brachten mich diese Gedanken wieder zurück, zu dem Tag, an dem sie mich von meiner Familie nahmen, um mich in diese Hölle zu bringen. Ich wusste, meinen Eltern war ich unangenehm. Jetzt erkannte ich, dass es ein Fehler war, ihnen von meinen Visionen zu erzählen. Aber als ich sah, dass mein Vater in einem Unfall getötet werden würde, konnte ich es einfach nicht zurückhalten. Ich musste ihn warnen. Er wollte mir nicht glauben, doch weil er vorbereitet war, konnte er den Unfall überleben. Ich dachte, er hatte daran denken müssen und war vorsichtiger, selbst wenn er mir nicht geglaubt hatte. Aber ich hätte niemals gedacht, dass sie diese Leute anrufen würden und ihnen von mir erzählten. An dem Tag an dem sie kamen, um mich zu holen, entschuldigten sich meine Eltern und erklärten mir, es wäre bloß zu meinem eigenen Wohl. Aber ich denke, sie hatten auch bloß Angst vor mir. An eben diesem Morgen hatte ich einer meiner Visionen. Aber diese verstand ich noch weniger als jede andere davor. Denn meine Visionen waren niemals richtig klar, doch meistens konnte ich erraten, was sie bedeuteten. Aber diese war so seltsam gewesen, ich hatte nicht mal länger über sie nachgedacht. Wie hätte ich auch wissen sollen, dass gerade diese so unglaublich wichtig gewesen war. Als sie kamen, war ich gerade im Garten. Ich hatte dort eine kleine Ecke, in der ich meine Lieblingsblumen pflanzen konnte. Ich hörte, dass die Türklinge schellte und dachte gar nicht darüber nach. Ein normaler Besuch, ein Freund meines Vaters oder der Postbote. Dann erschien jemand im Garten, den ich nie vorher gesehen hatte. Und hinter ihm kamen zwei weitere mir unbekannte Männer. Alle drei sahen stark aus und waren sehr groß. Ein Blick auf meine Mutter verriet mir, dass diese Männer wegen mir kamen. “Was…?” war alles was ich herausbrachte, bevor sie mir erklärt hatte, es wäre zu meinem eigenen Wohl. Und dass es ihr so Leid täte. Verräter!, hatte ich schreien wollen, doch reden konnte ich nicht mehr, denn der Schmerz über diesen Verrat schnürte mir die Kehle zu. Ich wusste sofort, dass meine eigenen Eltern mich an einen Ort schickten, von dem es kein Entkommen gab. „Warum?“ flüsterte ich, doch sie wiederholte bloß, es wäre zu meinem Wohl. Sie weinte damals. Ich würde nicht weinen. Ich konnte nicht weinen, nicht sprechen. Nach dem ersten stechenden Schmerz fühlte ich mich jetzt taub, gefühllos. Die drei Männer kamen auf mich zu, und einer erklärte mir, es wäre besser für mich, ihnen keine Probleme zu machen. Ich hatte bloß dagestanden und in das Gesicht meiner weinenden Mutter geschaut. Wie konnte sie es wagen, zu weinen, wo es doch ihre Schuld war? Ich war wütend geworden, als einer der Männer meine Hüfte umfasste, um mich mit sich zu ziehen. Ich hatte begonnen zu schreien, ich trat um mich und versuchte mich zu befreien. Einer der Männer hatte schließlich eine weiße Jacke geholt. Sie hatten diese nicht benutzen wollen, doch ich würde ihnen keine andere Wahl lassen. Es war schwer sie durch meine heiße Wut zu verstehen, doch ich hatte längst verstanden, wozu diese Jacke da war. Sie hatten meine Arme hineingezwängt und die Jacke hinter meinem Rücken geschlossen. An diesem Punkt gab ich auf. Eine endgültige Taubheit ergriff mich und ich sah keinen Grund mehr mich zu wehren. Sie brachten mich ins Haus zurück und durch die offene Haustür. Meine Eltern standen nun beide dort, um mich zu verabschieden. Meine Mutter weinte, mein Vater starrte vor sich hin. „Danke…” sagte ich zum Abschied ironisch, mein letztes Wort für eine sehr lange Zeit. Bis jetzt. „Alice?” fragte Will. Er war der einzige, der mich noch so nannte. Für alle anderen war ich "sie" oder "du" oder "das verrückte Mädchen mit den Visionen". Als wenn ich diejenige in dieser dummen Anstalt wäre, die verrückt war. Ich schaute in seine Augen, nun wieder in der Gegenwart. Ich bemerkte, dass die Tasse fast leer war und gab sie Will zurück. Er schaute nach und lächelte mich freudig an. „Sehr gut, meine Kleine.“ sagte er und streichelte über meine Wange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)