Bis(s) zum Ende aller Tage von abgemeldet (Renesmees Fortsetzung zu Breaking Dawn) ================================================================================ Kapitel 7: Ungewissheit ----------------------- Kapitel 7: Ungewissheit „…noch eine Decke… sie hat… Carlisle, sie kommt… Renesmee?“ Nur bruchstückhaft verstand ich einige Worte um mich herum, als ich wach wurde und der Nebel in meinem Kopf sich langsam lichtete. Vorsichtig schlug ich die Augen auf. Um mich herum konnte ich alle vertrauten Gerüche meiner Familienmitglieder riechen und dann sah ich sie auch. Bella und Jacob saßen jeweils rechts und links neben mir, während die Anderen im Zimmer verteilt standen. Nur Alice saß auf meinem Schreibtischstuhl und hatte die Hände vor ihrem hübschen Gesicht. Jasper stand hinter ihr und rieb ihr mit einer Hand über den Rücken, als wolle er sie trösten. Ich verstand. Sie machte sich mal wieder Vorwürfe, dass sie es nicht hatte vorhersehen können. Ich realisierte erst langsam, dass ich mich in meinem eigenen Zimmer befand und unter mehreren Decken in meinem Bett lag. Trotz der ganzen Decken hatte ich ein merkwürdiges Gefühl im ganzen Körper, welches ich niemals vorher gespürt hatte und das mich erzittern ließ. Mir war tatsächlich kalt. Das konnte doch nicht sein. Ich erinnerte mich an die Momente, bevor ich bewusstlos geworden war und musste mir eingestehen, dass ich auch gedacht hatte, dass es unmöglich wäre, dass meine Gabe nicht mehr funktionieren würde. Diese ganzen Gedanken gingen mir in etwa 10 Sekunden durch den Kopf und mittlerweile sahen mich besonders meine Eltern extrem besorgt an. 10 Sekunden war eigentlich keine Zeit, doch ich fühlte mich richtig ausgelaugt und merkte, dass ich länger benötigte, als sonst. Ich beschloss mich zusammen zu reißen und sah Bella an. „Was… ist passiert?“ Bevor sie mir antwortete, war Carlisle durch die geöffnete Tür eingetreten und mit einer weiteren Decke bei mir am Bett. Flink und geschickt breitete er die Decke über mir aus, bevor er mir seine kalten Hände auf die Stirn legte. Ich erschauerte und schloss für diesen kurzen Moment die Augen. Als er seine Hand von meiner Stirn nahm, öffnete ich sie wieder und sah ihn an. „Was ist geschehen? Was passiert mit mir?“ Wenigstens meine Stimme hatte sich nun etwas gefestigt und ich konnte wieder klar denken. Ich hatte mich mit Jacob versöhnt und meine Gabe hatte nicht funktioniert. Daraufhin war mir schummrig geworden und als ich es bei Bella noch einmal versucht hatte, hatte ich das Bewusstsein verloren. So viel wusste ich noch. „Wir haben dich hier in dein Zimmer gebracht und schon nach wenigen Minuten hattest du plötzlich hohes Fieber. Dann hast du angefangen zu zittern. Helfen die Decken?“ In diesem Moment war ich unendlich froh, dass Edward meine Gedanken lesen konnte und wusste, woran ich mich erinnerte. Fragend sah ich Carlisle an. „Wie kann das sein? Mir war noch nie kalt. Ich wusste gar nicht, wie sich das anfühlt. Und Fieber? Ich verstehe das alles nicht.“ „Das Fieber ist sehr schnell, nachdem du ohnmächtig geworden warst, ausgebrochen, doch ebenso schnell war es auch wieder weg. Auch das Zittern hatte aufgehört, als dein Atem ruhiger wurde und dein Körper sich im Schlaf erholt hat. Glaub mir, ich bin genauso ratlos, wie wir alle. Allerdings habe ich eine Vermutung…“ „Nein! Carlisle, hör auf damit. Sie ist deine Enkelin.“ Esmes Stimme bebte vor Wut. So sauer hatte ich ihre helle, liebevolle Stimme noch nie vernommen. Nicht einmal, als Emmett eines ihrer Lieblingsbilder kaputt gemacht hatte. Sie hatte ihre Stimme zwar erhoben, doch sie konnte nicht wirklich böse sein. In diesem Augenblick jedoch glaubte ich, dass Haus würde es nicht überstehen, wenn sie sich weiterhin aufregen würde. „Esme, wovon redest du?“ Nicht nur, dass ich nicht verstand, was mit mir und meiner Fähigkeit los war, jetzt redete meine Familie noch wirr. Carlisle entfernte sich von meinem Bett und ging auf Esme zu, die Arme ausgestreckt, um sie an den Schultern zu fassen. „Du weißt genau, dass ich ihr niemals weh tun würde. Aber ich bin hier mit meiner Humanmedizin am Ende. Ich muss einige Dinge testen.“ Verzweifelt sah sie ihn an. Ihre Miene war traurig verzerrt und sie legte den Kopf leicht auf die Seite, als sie endlich sprach. „Versprichst du, dass du aufhörst, wenn es ihr zu viel wird?“ „Aber natürlich.“ Kurz umarmten sie sich und schnell kam Carlisle wieder zu mir ans Bett. Das merkwürdige Gefühl, dass mich hatte erzittern lassen, war fast verschwunden. Ich verspürte sogar ein wenig Durst und richtete mich auf. Gestützt von einigen Kissen lehnte mein Oberkörper nun am Kopfende meines Bettes und ich konnte besser in die Gesichter meiner Familie blicken. Alle zeugten von Traurigkeit und Verzweiflung. Einzig Jacobs Miene war ein Hauch von Erleichterung anzusehen, dass es mir schon besser ging und ich wieder wach war. Als Carlisle bei mir angekommen war, sah er mich entschuldigend an und nahm meine Hand, als müsste er mir etwas beichten. Bella war vom Bett aufgestanden und nun konnte sich Carlisle an ihren Platz setzen, um mich zu untersuchen. Es war ein merkwürdiges Gefühl in meinem Bett zu liegen, umgeben von meiner Familie und niemand wusste, was überhaupt mit mir geschehen war. „Nessie, es tut mir leid, aber ich muss etwas testen. Wärst du so lieb und versuchst mir ein paar deiner Bilder zu zeigen?“ Er sprach mit mir, als wäre ich ein Kind und für den Hauch eines Augenblicks wollte ich dagegen protestieren, doch aus dem Augenwinkel sah ich, wie Edward den Kopf schüttelte. Anscheinend konnte er meine Gedanken weiterhin lesen und Alice mich immer noch nicht sehen. Das hieß, dass doch nicht alles an mir kaputt war. „Es geht mir wieder gut. Mit jeder Sekunde, seit ich wach bin, wird es besser. Carlisle, wie kann es sein, dass mir kalt war?“ Bevor ich auf seine Frage einging, wollte ich erst einige Fragen stellen. Auch, wenn er wahrscheinlich genau so ratlos war, wie ich selbst und auch alle anderen Familienmitglieder, so hatte er jedoch jahrhundertelange Erfahrung als Arzt und ein unheimliches Gespür für Krankheiten. „Meinst du ehrlich, es wäre eine Krankheit? Das ist so ziemlich das Einzige, was wir noch nicht in Betracht gezogen haben.“ Edward hatte in meinen Gedanken gelesen und etwas ausgesprochen, das sogar Carlisle stocken ließ. „Das kann nicht sein! Sie ist zur Hälfte Vampir. Wir werden nicht krank.“ Rosalie hatte sich eingeschaltet und man hörte die Verzweiflung aus ihrer Stimme heraus, während Carlisle die Hand ans Kinn hob und nachdenklich nach unten sah. „Rein theoretisch ginge das leider schon.“ Er sprach leise und sah mich traurig an. Rosalies Augen weiteten sich. „Du bist nun mal auch zur Hälfte Mensch und vor allem: du hast einen Blutkreislauf. Es kann durchaus sein, dass du dir eine Infektion zugezogen hast.“ Er machte eine Pause und ließ uns die Worte erst einmal verdauen. Rosalie lehnte sich an Emmett, der einen Arm um ihre Hüfte legte, während Alice die Hände vom Gesicht nahm. Jacob ging sich durch die Haare, atmete tief ein und pustete die Luft durch den Mund aus. Das machte er immer, wenn er nicht wusste, was er tun sollte. Ich schob Carlisle mit meinen Beinen vom Bett runter, schlug die Decke zurück und stellte erstaunt fest, dass ich einen Schlafanzug anhatte. Meine Gedanken hatten sich in den letzten Minuten um andere Dinge gedreht und ich beachtete es nicht weiter. „Aber wie ich eben gesagt habe: es geht mir gut! Ich habe kein Fieber mehr, die Kälte ist verschwunden und ich fühle mich nicht mal annähernd so kraftlos, wie eben noch. Höchstens ein wenig müde.“ Um meine Aussage zu unterstützen, sprang ich aus dem Bett und landete sicher auf meinen Füßen. Tatsächlich ging es mir wesentlich besser und auch die erste innere Panik war gänzlich verschwunden. „Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?“ Jacob war der Schnellste. „Seit gestern Nachmittag. Und jetzt haben wir 10 Uhr morgens. Also deine normale Zeit zum Aufstehen.“ Er war der Einzige, der mich endlich wieder anlächelte. Alle anderen hatten immer noch Trauermienen aufgesetzt und begannen mir langsam auf die Nerven zu gehen. „Jasper. Würdest du ihnen bitte bestätigen, dass es mir gut geht?“ Genervt sah ich ihn an und glücklicherweise bestätigte er schnell meine Aussage. „Ja das stimmt. Aber Nessie, wir machen uns aber trotzdem Sorgen.“ „Stellt euch nicht so an. Unsere einzige Sorge besteht jetzt darin, dass meine Gabe weg ist. Hat jemand eine Idee, was wir tun können?“ Alles in mir sträubte sich dagegen auch so deprimiert zu sein und ich wollte das Ganze von einer positiven Seite aus betrachten. Carlisle stellte sich vor mich und schob mich sacht in Richtung Bett zurück, bis ich so nah dran stand, dass ich drohte das Gleichgewicht zu verlieren und mich wieder hinsetzen musste. Er setzte sich neben mich und sah mich so ernst an, wie er es noch niemals zuvor getan hatte. „Bitte Schatz. Hör Carlisle jetzt gut zu.“ Diese Worte stammten von Bella, die mir die ganze Zeit über Ab und Zu über den Arm gestreichelt hatte. Ihr Blick war anders. Das sonst flüssige Gold in ihren Iriden hatte sich in ein tiefes Schwarz verwandelt und es war nicht einfach Besorgnis, die ich in ihnen erkannte. Es war vielmehr eine Mischung aus Verzweiflung und purer Angst. „Ok… Mom.“ Der Klang ihrer Stimme zeigte mir, dass es sich hier absolut nicht um einen Spaß handelte und ich sah meinen Großvater erwartungsvoll an. Sie hatte mich neugierig gemacht, denn so hatte ich sie noch nie erlebt. „Also nochmal: Bitte Nessie, kannst du versuchen mir ein paar deiner Bilder zu zeigen?“ „Natürlich. Vielleicht funktioniert es ja wieder.“ Ich legte meine Hand auf seinen Arm und konzentrierte mich. Die Bilder, die ich ihm zeigte waren schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit. Das Pfannkuchen essen mit Jacob, unsere Jagdausflüge und… Ich unterbrach die Übertragung und wartete darauf, dass Carlisle uns mitteilte, ob er etwas sah, oder nicht. „Bitte mach weiter“, sagte er jedoch schlicht. Die nächsten Bilder waren aus der Zeit bei Zafrina und Nahuel. Die Jagd auf die Wollaffen, das Entzünden des Feuers in Nahuels Hütte und der Anblick von Seattle im Anflug. Ich bemerkte, dass meine Gedanken schleppend langsam wurden, versuchte jedoch weiterhin Carlisle meine Bilder zu senden. Eine Hitzewelle durchflutete mich und ich musste mich mit der Hand auf dem Bett abstützen, um nicht zusammen zu sacken. Ich fühlte mich nun kraftloser, denn je und ein dunkler Nebel breitete sich in meinem Kopf aus. „Schon gut. Hör bitte auf, Nessie.“ Ich versuchte meine Hand von seinem Arm zu lösen, doch ich war zu keinerlei Regung fähig. Edward schien das Wirrwarr in meinem Kopf zu sehen und stürzte auf mich zu, um mich wieder ins Bett zu legen. Na toll, noch vor wenigen Sekunden ging es mir blendend und schon war mir wieder elend zumute. „Habe ich es mir doch gedacht.“ Er machte eine qualvoll lange Sekunde Pause, bevor er weitersprach und schien seine Worte genauestens zu überlegen. „Nessie, du zeigst diese Krankheitssymptome nur, wenn du versuchst deine Fähigkeit einzusetzen. Dieses Mal haben wir rechtzeitig abgebrochen, aber gestern hast du dich absolut verausgabt. Dein Körper musste sich erholen und du hast das Bewusstsein verloren. Das ist eine ganz normale körperliche Abwehrreaktion.“ Vollkommen überrascht lag ich wieder in meinem Bett und lauschte Carlisles Worten, die leise zu mir durchdrangen, als wären wir durch mindestens 3 dicke Wände voneinander getrennt. Das schummrige Gefühl und der Neben in meinem Kopf lichteten sich sehr schnell wieder und ich schloss kurz die Augen, da ich das Gefühl hatte so den Vorgang beschleunigen zu können. Es half tatsächlich und bereits wenige Sekunden später hatte ich ein wenig Kraft gesammelt und konnte mich wieder aufrecht hinsetzen. „Hast du wenigstens gesehen, was ich dir gezeigt habe?“ Meine ganze Hoffnung lag in diesen Worten und ich betete innerlich, dass es funktioniert hatte. Wir waren nie sonderlich religiös gewesen, doch ich war der festen Überzeugung, dass es eine unsichtbare Macht geben musste, die selbst solche Wesen, wie uns, erschaffen hatte. „Leider nicht. Nicht ein einziges Bild oder Gefühl.“ Carlisle schüttelte den Kopf und erhob sich. „Somit sind wir aber schon einen großen Schritt voran gekommen. Wir können eine Krankheit ausschließen, denn dann hättest du dauerhaft Symptome. Ruh dich jetzt ein wenig aus. Alles andere können wir später besprechen. Es… tut mir leid, Nessie. Ich wollte dir nicht weh tun.“ Seine letzten Worte überraschten mich, weil sie meiner Meinung nach so unnötig waren. Ich lächelte ihn an. „Aber Opa, das weiß ich doch. Schließlich hat es uns schon geholfen. Aber wenn du so ein schlechtes Gewissen hast, dann hätte ich nichts gegen eine kleine Konserve mit 0 positiv.“ Und da war es wieder. Das Gefühl, dass eigentlich alles in Ordnung ist und es meiner Familie gut geht. Zu meiner Überraschung schaltete sich Emmett ein, als Carlisle antworten wollte und pikste mir mit seinem Zeigefinder in den Bauch. „Als Onkel ist es meine Pflicht darauf aufzupassen, dass deine Großeltern dich nicht zu sehr verwöhnen. Und du bekommst jetzt keine Konserve, denn sonst wirst du zu dick!“ Ich zog einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust. Selbst Alice und meine Eltern lachten und alle genossen den Augenblick sichtlich. Dann kehrte wieder Ruhe ein und allen voran ging Carlisle aus der Tür. Alice drückte mir noch einen schnellen Kuss auf die Stirn, bevor sie verschwand und Rose zog Emmett hinter sich her. Nur Jacob, Bella und Edward blieben bei mir. Bella hatte sich wieder zu mir ans Bett gesetzt und Edward stand, die Hand auf ihrer Schulter liegend, hinter ihr. Jacob grinste, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. „Hach, ist das angenehm. Ich dachte schon, ich würde ersticken.“ Ich sah ihn böse an. Er wusste genau, wie sehr ich es hasste, wenn er solche Bemerkungen über meine Familie machte. Zwar wusste ich auch genau, dass er es wirklich nicht böse meinte, doch irgendwann musste er ja einmal aufhören diese blöden Scherze zu machen. Sie wurden jedenfalls nervig. „Hör auf damit. Sonst erfülle ich Rose ihren Wunsch und stelle eine Hundehütte draußen mitten auf die Wiese. Dann musst du uns jedenfalls nicht mehr riechen.“ Tatsächlich schwärmte Rose schon seit einigen Jahren davon, Jacob eine winzig kleine Hundehütte zu bauen. Natürlich mit einer Kette zum Anleinen, einem Fressnapf und der riesengroßen Aufschrift: Fido. Jacob wusste das und ich sah im an, dass er sich einen erneuten Witz verkneifen musste. Außerdem zog Edward die Augenbrauen zusammen und sah ihn warnend an. „Es ist erstaunlich, wie schnell diese Symptome wieder verschwinden. Ich bin froh, dass Carlisle rechtzeitig aufgehört hat. Noch eine solche Nacht hätte ich nicht ertragen.“ Ich zog die Beine an und setzte mich in einen Schneidersitz. Das Kältegefühl war schon lange wieder verschwunden und auch von dem Nebel in meinem Kopf war nur noch ein geringer Dunst übrig. „Da ich jetzt weiß, dass ich nicht versuchen darf meine Gabe einzusetzen, wird sich das sehr leicht vermeiden lassen. Auch, wenn es ein wenig ungewohnt ist, doch bei Zafrina und besonders bei Nahuel habe ich auch schon mehr geredet, als über meine Bilder kommuniziert.“ Jacob zog die Stirn kraus und ehe er etwas sagen konnte, sprach Edward dazwischen. „Dann müssen wir jetzt nur noch herausfinden, wieso du deine Gabe momentan nicht benutzen kannst und wie wir das wieder ändern können. Wann hast du sie denn das letzte Mal erfolgreich benutzt?“ Ich musste nicht lange überlegen. „Als Nahuel mich zum Flughafen gebracht hat. Ich habe mich von ihm verabschiedet und ihm gezeigt, wie schön es bei uns ist, denn er hat versprochen auch mal bei uns vorbei zu kommen.“ Jacob stieß ein leises Wimmern aus. „Jake, was ist los?“ Angriff war bekanntlich die beste Verteidigung und ich kannte ihn. Wenn ich ihn nicht so direkt gefragt hätte, dann würde ich niemals erfahren, um was es ihm in diesem Moment ging. „Du… du warst bei Nahuel?“ Überrascht sah ich ihn an. „Ja, das habe ich dir doch gestern…“ Ich hielt inne und erinnerte mich. Er hatte meine Bilder ja gar nicht gesehen. „Ich dachte, ich könnte es dir mit Bildern zeigen, doch jetzt muss es auch so gehen. Ja, ich war für einige Tage bei Nahuel. Schon seit einiger Zeit hatte ich… Probleme… mit einigen Dingen, die mir als Halb-Vampir auferlegt sind. Ich musste einfach mit jemandem reden, der dieselben Voraussetzungen hat, wie ich. Und da ich in der Nähe war, habe ich ihn gesucht und schließlich auch gefunden. Er war sehr nett und wir haben uns gut unterhalten. Tatsächlich konnte er mir bei einigen Dingen helfen. Stört dich das?“ Diese erneute direkte Frage schien ihn zu überrumpeln. Er sah zu Boden und knetete seine Hände. „Stören nicht, es hat mich nur überrascht“, gestand er. Ich konnte hören, wie sein Herz ein wenig schneller klopfte und sehen, wie das Blut in seine Wangen stieg. „Jacob, ich finde es toll, wie sehr du uns vertraust und möchte, dass du weißt, dass du für Bella und mich schon zur Familie gehörst. Genau, wie Leah und Seth.“ Erstaunt sah ich Edward an. Diese Art Gefühlsausbruch passte nicht zu ihm und ich fragte mich, was während meines Schlafens vorgefallen war. Als wäre nicht Edward der Gedankenleser, sondern sie, erklärte mir Bella die Situation. „Jacob hat uns erzählt, dass er dich nicht aufgeben möchte. Wir sind sehr glücklich darüber, dass ihr beide so ehrlich zueinander seid.“ Ihr Lächeln war aufrichtig und ihre Worte erfreuten mich sehr. Vor allem Edward hatte damals sehr lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass Jacob unweigerlich zu uns, genauer gesagt zu Bella und vor allem zu mir, gehörte. Selbst, wenn wir kein Liebespaar werden würden, so waren wir trotzdem dicke Freunde und verbrachten viel Zeit miteinander. „Danke, aber das habe ich euch zu verdanken. Ihr habt mir beigebracht, dass es wichtig ist ehrlich zu sein und in einer Familie bringen Geheimnisse sowieso nichts.“ „Es freut mich, dass unsere Erziehung gefruchtet hat.“ Auch Edward lächelte jetzt und die ganze Situation wirkte um einiges entspannter, als zu dem Zeitpunkt, wo ich erwacht war. Ich erhob mich erneut und stand auf, denn ich fühlte mich wieder gänzlich fit und bereit für einen schönen Tag mit meiner Familie. Die Tatsache, dass ich meine Gabe vorerst nicht einsetzen konnte war gewöhnungsbedürftig, doch so war es nun einmal und ich musste mich dem fügen. Wir hatten genügend Zeit um uns Gedanken darüber zu machen. „Geht ruhig schon mal runter. Ich ziehe mich um und komme dann hinterher. Ach, und sagt Carlisle Bescheid, dass ich mich schon sehr auf meine Konserve freue.“ Lachend gingen Bella und Edward aus dem Zimmer. Jacob allerdings stand auf, trat um das Bett herum und stellte sich vor mich. Gerade, als ich ihn scherzhaft herausschicken wollte, umarmte er mich. „Nessie, bitte sei vorsichtig. Ich habe mir gestern unheimlich große Sorgen um dich gemacht.“ Ich erwiderte seine Umarmung, bevor ich mich langsam von ihm löste. „Danke Jake. Ich werde vorsichtig sein. Darf ich mich jetzt umziehen?“ „Aber nur, wenn du dir das hübsche grüne Kleid anziehst, dass Alice dir diese Nacht in den Kleiderschrank gehangen hat.“ Lachend bugsierte ich ihn zur Tür und schloss sie hinter ihm. Schnell hatte ich das Kleid in meinem Schrank gefunden, denn er war sonst vollkommen leer. Einzig das Fach mit Unterwäsche und Socken war stets gefüllt, denn in dieser Hinsicht ließ ich mir von meiner Tante nichts aufzwingen. Für mich war es ein Spiel, das ich sehr gerne spielte. Jeden Tag fand ich in meinem kleinen Schrank etwas Neues zum Anziehen. Alice hatte sehr schnell herausgefunden, dass mein Kleidungsstil mit ihrem vereinbar war und dann damit angefangen. Es freute mich, dass sie so viel Spaß dabei hatte und erst ein einziges Mal hatte ich mich geweigert ihr Outfit anzuziehen. Ein schwarzes, äußerst kurzes Lederkleid entsprach nun absolut gar nicht meinem Geschmack und ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie mein Vater darauf reagiert hätte. Glücklicherweise hatte sie ihre Gedanken daran gut verbergen können, denn sonst hätte das Kleid gar nicht erst in meinem Schrank gehangen. Ich erinnerte mich an Nahuels Worte und musste grinsen. Genau das hatte er gemeint. Ich sollte mich mehr auf die schönen Dinge konzentrieren, dann wäre alles einfacher. Und auf dieses Spiel von Alice hatte ich mich schon immer jeden Morgen gefreut. Dafür lohnte es sich sogar zu schlafen. Fix hatte ich das Kleid angezogen und, wie immer, standen auch die passenden Schuhe parat und sogar ein Haarband lag dabei, das ich mir um den Kopf wickelte. Der Grün Ton passte gut zu meinem Haar, das ich schnell durchbürstete und ich wandte mich zum Fenster. Es war ein typischer verregneter Sommer in Forks und die Temperaturen waren nicht sonderlich hoch. Wenn meine Krankheitssymptome nicht nur mit dem Einsetzen meiner Gabe zu tun gehabt hätten, dann müsste mir jetzt kalt sein. Aber ich spürte weder Kälte, deren Gefühl mir ja mittlerweile vertraut war, noch Wärme, wie ich sie mir vorstellte. Glücklich schloss ich das Fenster und machte mich auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer. Es war bereits Mittag und einige Diskussionen waren in vollem Gange. Als Esme mich kommen hörte, eilte sie in die Küche und noch bevor ich die letzte Treppenstufe erreicht hatte, war sie mit einer Blutkonserve in der Hand am Treppenanfang. „Für dich. Als kleine Entschädigung, dass dein Großvater so gemein zu dir war.“ Im Hintergrund sah ich, wie Carlisle die Augen verdrehte und ich nahm den Beutel dankend an. Esme sah Carlisle noch einmal böse an und wir gesellten uns zu den Anderen. „Habt ihr euch schon mögliche Ursachen überlegt?“ Ich schraubte die Öffnung der Konserve auf und schmiss mich schlürfend auf meinen Lieblingssessel, weit weg von Jasper. Es fiel ihm immer noch schwerer, als dem Rest der Familie, diesem Duft der Konserve zu widerstehen. Er behauptete zwar, dass er durch meinen ständigen Duft gelernt hätte sich wirklich zusammen zu reißen, doch ich wollte nicht, dass er litt und traf daher diese einfachen Vorsichtsmaßnahmen. „Wenn es wirklich keine Krankheit ist, dann gibt es nicht viele Möglichkeiten“, sagte Rosalie und wandte sich an Carlisle. „Was denkst du? Du hast eindeutig die meiste Erfahrung von uns.“ Carlisle zog die Augenbrauen hoch und dementierte dies. „Solch ein Vorfall ist mir noch nie untergekommen. Ich habe auch noch nie davon gehört.“ Er zuckte die Achseln und ballte dann die Hände zu Fäusten. „Ich weiß einfach nicht, was es sein kann. Du hast gesagt, dass es bei deinem Abschied von Nahuel noch funktioniert hat?“ Ich nickte und schlürfte weiter an meiner Konserve, bis mir eine Idee kam. „Was wäre, wenn es nicht an äußeren Einflüssen liegt? Ich glaube ich bin der erste Halb-Vampir, der eine Gabe besitzt. Vielleicht ist es normal, dass irgendwann der menschliche Teil stärker hervortritt, als der vampirische und man so die Gabe, falls eine vorhanden ist, verliert.“ Keiner sagte ein Wort und einige Sekunden war es so still im Wohnzimmer, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören konnte. Ich trank die Blutkonserve leer und genoss das angenehme Gefühl in Hals und Bauch. Schnell brachte ich die leere Packung in die Küche und setzte mich dann wieder auf meinen Sessel. „Das könnte doch gut sein, oder?“, fragte ich nach, als immer noch niemand auf meine Idee reagierte. Dann brach Edward als Erster die Stille. „Das glaube ich nicht. Dein Körper und deine genetische Konstellation dürfte sich nicht mehr verändern. Außerdem riechst du so, wie immer.“ „Aber was sollte es sonst sein?“ Fragend sah ich ihn an und er wollte gerade etwas erwidern, als er herumdrehte und Alice ansah. Seine Augen weiteten sich. „Nein“, zischte er und wir mussten nicht lange auf eine Erklärung warten. „Die Volturi kommen. Alec, Jane und Demetri. Sie waren in Mexiko und haben gerade beschlossen uns einen Überraschungsbesuch abzustatten. Sie wollen spontan kontrollieren, ob Nessie wieder da ist.“ Alice´ Stimme war leise, doch sie sprach klar und deutlich, was bedeutete, dass ihre Vision zu Ende war. Auch ihr Blick wanderte wieder zwischen uns umher. „Wann werden sie hier sein?“ Bella klang besorgt und ich verstand nicht ganz, warum. Wir hatten schon früher Besuche überstanden und es hatte nie ein Problem gegeben. „Schon morgen früh bei Sonnenaufgang. Sie wollen schnell zurück nach Hause und beeilen sich deshalb.“ Auch Alice klang besorgter, als sonst und ich beschloss nachzufragen. „Wir kennen ihre Kontrollen doch. Warum seid ihr alle so bekümmert?“ „Aber Nessie, das liegt doch auf der Hand. Wir müssen unheimlich vorsichtig sein. Sie dürfen nichts davon mitbekommen, dass deine Gabe nicht mehr funktioniert.“ Bella erklärte es mir ruhig und trotzdem verstand ich es nicht. Schon damals hatte ich mitbekommen, dass von den Volturi eine große Gefahr ausging, doch dieser Besuch würde ablaufen, wie alle bisherigen auch. Sie würden mich begutachten, nachfragen, ob alles in Ordnung sei und sich dann schnell wieder verziehen. Wieder war es Edward, der antwortete und ich fing an, mich wieder an Nahuels Worte erinnernd, seine Fähigkeit positiv zu sehen. Ich musste nicht erneut nachfragen und bekam trotzdem meine Antwort. „Wir wissen nicht, was sie mit dir machen würden, wenn sie es erfahren. Das stellt eine potentielle Gefahr für sie dar. Darum dürfen sie es unter keinen Umständen herausfinden.“ „Das wird sicher kein Problem. Außer bei meinem Ausrutscher mit Jane damals, bin ich nie mit einem von ihnen in Berührung gekommen. Das wird nicht schwer werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)