Unter dem Blutmond von Arianrhod- ([AtemuTea]) ================================================================================ Kapitel 2: Fifth Moon --------------------- Titel: Unter dem Blutmond Teil: 3/7 Autor: Fandom: Yu-Gi-Oh! Rating: PG-14 Warning: extremes AU, Kämpfe, Het, SA Pairing: Vanishshipping (Atemu x Anzu), Thiefshipping (Bakura x Malik), Softshipping (Ryou x Serenity), Pleashipping (Mahaado x Isis), Duke x Mana, Mehr? Disclaimer: Nix gehört mir und ich krieg auch kein Geld. ~~~~~~~ Okay. Nächstes Kapitel. Viel später, als ich eigentlich wollte, aber ich hab nicht gerade wenig zu tun und manchmal komme ich einfach nicht zum Schreiben. :( Außerdem bin ich noch halb krank. Die Kapitel werden auch immer länger. D: D: Ist absolut keine Absicht. Hier hab ich sogar einen Part weggelassen, weil ich schon über 7.ooo Worte hab und der Part die Sache wohl doch nur unnötig in die Länge gezogen hätte. Darum ... hab ich ihn sein lassen. Ich hoffe, das Kapitel gefällt. (Es umspannt übrigens die Zeitspanne von beinahe fünf Monaten. Falls das jemanden interessiert. Aber ich hab nur 5 Kapitel Zeit, dass aus Atemu und Anzu, die sich vorher noch nicht kannten, ein Paar wird und ich bin kein Fan von einmal sehen und 'OMG, ich liebe dich' auch bekannt als Liebe auf den ersten Blick. Darum muss ich die Sache anders arrangieren.) ~~~~~~~ Fifth Moon Bakura hatte sich in die Ecke neben dem Fenster verkrochen und zog ein finsteres Gesicht. Seto stand mit verschränkten Armen in der Mitte des Raumes und sah unerbittlich aus. Solomon und die beiden anderen Ältesten des Rates – die Heilerin und Zauberin des Stammes, Airi, und ein alter Hirte mit wettergegerbtem Gesicht – hatten sich auf der Bank niedergelassen, die an der Wand stand. Der Rat war nicht besonders glücklich mit Anzus Entscheidung gewesen, den Mahjida die Shyarin zu geben. Nur Yugi, der am Tisch saß und eine kleine, geschnitzte Figur, eine Ziege, in den Händen drehte, stand wirklich voll und ganz hinter ihr. Solomon würde sie auch unterstützen, das wusste sie. Aber das war dennoch nicht viel. Anzu war nicht glücklich. Sie hätte erwartet, dass der Rat, Seto und Bakura ihren Plan stärker unterstützen würden. Immerhin brachte es ihnen Krieger und Hoffnung auf mehr als Krieg und Untergang. Doch die einzigen, die ohne Einschränkung hinter ihr standen, waren Solomon und Yugi. Vielleicht waren sie die Einzigen, die ihr weit genug vertrauten. Vielleicht waren sie die Einzigen, die dachten, dass ihr Traum Erfolg haben konnte. Vielleicht waren sie auch nur die Einzigen, die so dumm und leichtgläubig waren wie ihre Anführerin. Seto hatte sich selbst zum Wortführer ernannt und bemerkte gerade: „Was glaubst du, was geschieht, wenn sie der Shyarin müde werden? Wir können uns nicht zwei Gegner auf einmal leisten.“ „Im Grunde können wir uns gar keinen Feind mehr leisten.“, bemerkte Solomon trocken. „Aber wie ich schon mehr als einmal gesagt habe, denke ich, dass Anzus Ansinnen Erfolg haben kann und wird.“ „Aber es sind Fremde.“, bemerkte Masaru bedächtig. Wie alle anderen im Dorf hatte er gehört, dass die Mahjida – schon allein dieses Wort zeigte dies doch schon! – nicht von hier waren. Er ging damit weitaus gelassener um als alle anderen im Dorf (einschließlich jenen, die bei der Begegnung mit den drei Fremden dabei gewesen waren) doch er hatte schon weitergedacht. „Wie sollen wir wissen, was sie denken?“ „Das tun wir nicht.“, erklärte Bakura aus seiner Ecke und blickte noch finsterer drein. „Sie sind nicht unsere Feinde.“, setzte Anzu dagegen, ohne jedoch zu wissen, woher sie diese Bestimmtheit nahm. So würde es jedoch nicht einfach akzeptiert werden. „Wir kennen sie nicht, Anzu!“, bellte Seto. „Wer weiß, vielleicht verbünden sie sich gerade mit den Ragnaar? Oder rüsten ihre eigenen Krieger um uns aus dem Tal zu vertreiben, während sie über unsere Leichtgläubigkeit lachen?“ Für einen Moment suchte Anzu einfach nur nach Worten. Wie konnte sie Seto klar machen, dass dies nicht der Fall war? Und wie konnte sie ihre leisen Zweifel ausmerzen, die genau dasselbe sagten? Wenn sie falsch lag, ging ihr ganzes Volk einfach unter… Diesmal war es Yugi, der zu ihrer Verteidigung sprang: „Habt ihr sie euch nicht angesehen, Seto, Bakura? Sie sahen müde und abgerissen aus. Sie sind abgekämpft und wenn sie schon so aussehen, wie dann erst der Rest? Ich denke nicht, dass sie im Moment etwas anderes wollen, als ein Land, das ihnen niemand wegnimmt, und ihre Ruhe.“ Einen Moment blickten alle auf ihn und Yugi schrumpfte in sich zusammen. Anzu war sicher, dass er sich im Moment wünschte, nichts gesagt zu haben. Solomon kam seinem Enkel sofort zur Hilfe. „Er hat Recht. Ich mag sie nicht gesehen haben, aber wir alle wissen, was für eine gute Menschenkenntnis Yugi hat.“ Er stand auf und trat neben Anzu, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. „Hiroshi hat an Anzu geglaubt. Sie ist unsere Anführerin. Wenn sie nicht das Recht hat, kurzfristige Entscheidungen dieser Art zu fällen, dann hat es niemand. Und die Shyarin ist im Austausch zu einem starken Verbündeten nicht viel.“ Seto schnaubte. „Wir wissen nicht, wie stark sie sind – wenn Yugi Recht hat mit seiner Behauptung, ist es vielleicht nur ein Haufen alter Männer und Kinder, die mit ein paar Kriegern durch das Land ziehen. Wieso sonst sollten sie sich nicht einfach das genommen haben, was sie brauchen?“ Anzu ballte die Hände zu Fäusten. Was, wenn Seto recht hatte? Sie glaubte es nicht, aber das mochte daran liegen, dass sie es nicht wollte. Dass sie an die andere Möglichkeit glauben wollte und daran, dass die Mahjida mehr Kämpfer hatten als nur eine Handvoll. „Vielleicht wollten sie einfach niemand anderem die Heimat nehmen?“, schlug Yugi leise vor und Bakura lachte. Dann sagte er, ein völlig anderes Thema anschneidend: „Die Shyarin will niemand. Was sollen sie mit der?!“ „Sie sagten, sie sind keine Bauern.“, bemerkte Anzu leise. „Und soll dich euch etwas sagen? Ich glaube nicht, dass sie gegangen wären, wenn ich Nein gesagt hätte. Dann hätten wir jetzt keine potentiellen Verbündeten da draußen, sondern sofort einen zweiten Gegner. Wäre das besser gewesen?“ Sie ließ diese Worte im Raum hängen, wütend und verletzt und traurig, dass sie ihr es nicht zutrauten, die richtige Entscheidung zu fällen, und verließ die Hütte. Helle, zwitschernde Flöten mischten sich mit dem dumpfen, rhythmischen Dröhnen der Trommeln. Gesang erhob sich darüber, die tiefe, volltönende Stimme eines Mannes, und dominierte die gesamte Melodie. Das Stampfen nackter Füße mischte sich darunter, geschmeidige Körper bogen sich im Lichtschein der Flammen. Die Feuer warfen zuckende Schatten und dank der raschen Bewegungen der Tänzer wirkten sie noch viel skurriler als sowieso schon. Die Mahjida feierten das Ende einer jahrelangen Reise, die sie ohne Ziel quer über den Kontinent geführt hatte. Jetzt waren sie endlich angekommen. Atemu hatte sich nicht unter die Feiernden gemischt, sondern saß in der Nähe der Bratfeuer – sie hatten eine Großjagd veranstaltet und nun selbst für ein solches Fest genug zum Essen – und sah nur zu. Ein tiefes Gefühl von Friede hatte sich in seinem Bauch eingenistet. Sein Volk war zufrieden und satt und voller Hoffnung und Freude. Was wollte er mehr? Er blickte auf, als ein Schatten über ihn fiel, und er erkannte Isis, die mit zwei Bechern zu ihm kam. Elegant ließ sie sich neben ihm auf einem der Teppiche nieder, die hier überall verteilt um die Feuer lagen. Sie reichte ihm eines der Gefäße, das dem Geruch nach mit vergorener Stutenmilch gefüllt war, und schenkte ihm ein glückliches Lächeln. „Leyla gefällt es hier.“, erklärte sie. Leyla, das war ihre und Mahaados kleine Tochter, die erst sieben Sommer zählte. Diese Aussage allein zeigte, dass sie sehr zufrieden mit dem Verlauf der Ereignisse war. „Und mir auch.“ Atemu nickte und nahm einen Schluck au seinem Becher. Neben ihm stand bereits ein Teller mit diverse nur halb gegessenen Brocken von Fleisch und Gemüse. Isis lächelte noch mehr und schwieg. Für einige Augenblicke herrschte einvernehmliches Schweigen zwischen ihnen, während sie die Leute beobachteten. Atemu entdeckte Assur an den Grillspießen, Mahaado hinter einer der Trommeln, Malik und Mana unter den wildesten Tänzern, Rishid, den Sänger, ein riesiger, kahl geschorener Mann aus einem obskuren Zweig von Isis‘ Familie, und so viele andere, die ihm eng am Herzen lagen. Sie alle waren losgelöst und frei von den Problemen, die sie noch vor einem Mond gehabt hatten. „Weißt du etwas?“, erkundigte er sich dann. Sie war die größte Seherin des Stammes, eine der besten, die die Mahjida je gehabt hatten. Und fragen kostete nichts. Isis wandte sich ihm zu. „Ja.“ Sie blickte nachdenklich auf ihren Becher, den sie ihm Schoß hielt. „Aber es ist alles sehr undeutlich. Viel wird davon abhängen, wie die nächsten Tage verlaufen werden, wie du dich entscheiden wirst und wie die Anführerin der Yasema. Außerdem ist da noch etwas anderes, dunkleres… Aber ich kann nicht sagen, was.“ Der Gedanke schien sie zu frustrieren, aber sie hatte anscheinend längst aufgegeben, doch etwas sehen zu wollen. Atemu dachte zurück an das kleine Dorf und die Begegnung mit den Yasema und ihrem Vasallenvolk. Er konnte sie noch deutlich vor seinem inneren Auge sehen, die kleine, schlanke Frau, die ihm selbstbewusst und herzlich entgegengetreten war. Ihr kinnlanges, braunes Haar, die Augen, so blau und tief wie der Ozean, den sie noch nie gesehen haben konnte, die eleganten, tänzerischen Bewegungen, die Freundlichkeit in ihrer Stimme und ihrem gesamten Gebaren. Das Ergebnis dieses Gespräches hatte ihn zutiefst zufrieden gestellt und diese Frau, Anzu von den Yasema, hatte ihn beeindruckt. Sie wusste anscheinend, was sie wollte, und auch, was sie hatte. Sie hatte ihnen deutlich gesagt, dass sie im Gegenzug für das Land etwas erwartete, und das war ein enges Bündnis – im Handel und in Beute, in Frieden und im Krieg. Und um das Flusstal des Atui-vi wurde im Moment gekämpft. Wollten sie wirklich hier blieben, würden sie zu den Waffen greifen müssen. Die Mahjida waren bereit dazu – sie hatten es erwartet. Wenn sie schon kämpfen mussten, dann waren dies die besten Voraussetzungen; sie hatten Verbündete, die das Land kannten, eine Basis und eine Aussicht auf eine Zukunft. Was verteidigte man besser als seine eigene Heimat und Familie? Isis legte eine Hand auf seinen Arm und riss ihn aus den Gedanken. „Aber mach dir keine Sorgen. Wir können alles überstehen.“ Erneut schenkte sie ihm ihr wissendes Lächeln, dann erhob sie sich und verschwand wieder in der Menge. Bakura hatte darauf bestanden, dass sie sich mit den Mahjida auf den Kampffeldern trafen, wo die jungen Yasemakrieger in die Kunst der Klingen eingeführt wurden, und jetzt auch die Asurdru lernten, wie man Feinde erschlug. Anzu hatte schnell, vielleicht zu schnell, zugestimmt. Natürlich wusste sie, was Bakura damit bezweckte, aber es würde ganz sicher nicht schaden. Wenn man es von der rein praktischen Seite sah, so waren die Kampffelder sicher kein schlechter Ort – sie lagen viel weiter südlich als das Yasemadorf und näher an den Wegen zur Shyarin. Ein Ring von Bäumen umgab sie und in einer Ecke befanden sich einige Gebäude. Obwohl ‚Gebäude‘ vermutlich zu hoch gegriffen war. Es waren eher Dächer, die auf einigen Pfosten ruhten; es gab keine Wände und der Boden bestand nur aus grob zusammengezimmerten Holzplanken. Bakura hatte die meisten Yasemakrieger mobilisiert und mitgebracht und sie hatten sich bis zum Eintreffen der Mahjida auf den Übungsplätzen die Zeit vertrieben. Das war sicher ein aussagekräftiger Anblick für die Neuankömmlinge gewesen. Aber auch für die Yasema hatte der Tag einiges gebracht, nicht nur im Hinblick auf die Tatsache, dass das Bündnis nun stand. Die Mahjida hatten mehr Krieger, Männer wie Frauen, als Bakura erwartet hatte und Anzu musste ihm zustimmen. Die Fremden hatten definitiv eine starke, wenn auch kleine Streitmacht, alle erfahrene Kämpfer, selbst jene, die kaum den Kinderschuhen entwachsen waren. Wahrscheinlich schuf ein Wanderleben wie jenes, das die Mahjida geführt hatten, solche Menschen hervor. Es hatte eine Weile gedauert, bis es soweit war, dass die Anführer beider Völker sich um eine der Feuerstellen in den Hütten versammeln konnten. Es gab viel Gerede und viel Gestarre und dementsprechend viel Verwirrung. Die Yasema schienen nicht genug von den Fremden zu bekommen. Anzu konnte es ihnen nicht verbieten. Hatte sie nicht dasselbe getan? Die Mahjida waren einfach fremd. Sie hoffte nur, dass man sie mit der Zeit trotzdem annehmen würde. Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick zu Atemu hinüber. Er stand mit der schönen Seherin und den Zwillingen in der Nähe, den Blick auf ein Paar von Kämpfern gerichtet, die gerade einen Übungskampf veranstalteten – ein Yasema und ein Mahjida. Atemus markantes Profil war ruhig, aber ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Er schien genauso zufrieden mit dem Verlauf der Dinge wie sie. Sie blickte wieder zurück zu den Kämpfenden, Duke und einem Mann namens Kalim, und als sie das nächste Mal Atemu anblickte, erwiderte er ihren Blick. Dann lächelte er, seine weißen Zähne hoben sich hell von seiner dunklen Haut ab und die Geste veränderte sein strenges Gesicht vollkommen zu etwas, was sie in diesem ersten Augenblick einfach nur bestaunen konnte. Für einen Moment schien ihr Herz still zu stehen. Beinahe zaghaft lächelte sie zurück; Atemu machte sie unsicher und kribbelig. Dann erhob sie sich und winkte ihm, ihr zu folgen. Es gab noch den einen oder anderen Punkt, auf den sie Atemu aufmerksam machen musste. Sie hoffte nur, dass er danach dennoch blieb. Doch wenn ihre Menschenkenntnis sie nicht trügte, hatte sie nichts zu befürchten. Schweigend führte sie ihn durch den dünnen Ring an Unterholz, der die Kampfplätze umgab, und auf den Kamm eines der Hügel, die sich in dieser Gegend erhoben. In einiger Entfernung hinter ihnen befand sich die hohe Steilwand, die die Shyarin vom Atui-vi-Tal abtrennte. Vor ihnen war der Nialdel und im Südosten befanden sich die Lye-ebi-Hügel. „Was ist damit?“, wollte Atemu wissen, nachdem er den Hügeln einen langen Blick geschenkt hatte. Anzu ließ sich in die Hocke sinken. „Die Ragnaar haben sich dort eingenistet. Es sind viele und sie sind stark und sie sind gefährlich.“ Sie blickte zu ihm hoch. „Vor ein paar Jahren kamen sie aus dem Norden. Auch sie hatten ihre Heimat an ein anderes Volk verloren und jetzt wollten sie unsere. Wir kämpfen seit dem mit ihnen.“ „Aber sie sind zu stark, so dass ihr sie nicht besiegen könnt?“ Atemus Stimme war klar und wissend. Sie nickte und wusste, dass sie mit ihrer Antwort ein großes Risiko einging. Sie kannte Atemu nicht. Was, wenn er die Schwäche ausnützte? Aber die Mahjida hatten bereits, was sie wollten und Atemu war nicht ihr Feind. Sie wollte nicht, dass er ihr Feind war. „Ja. Zu Beginn hatten wir die Hoffnung, dass wir sie zurückschlagen und unseren Stand behaupten können. Dass ihnen der Preis für unser Tal zu hoch ist. Aber es kamen immer mehr. Und auch unsere Krieger starben. Jetzt … jetzt sind wir gleich stark.“ Atemu legte den Kopf schief und wirkte sehr nachdenklich. „Darum wolltest du Verbündete.“ Sie antwortete nicht, sondern blickte weiterhin in die Richtung der Hügel. Aber er schien anscheinend gar nichts zu erwarten, denn er sprach rasch weiter. „Darum hast du uns so bereitwillig die Ebene überlassen. Darum wolltest du ein Bündnis.“ Er verstummte und blieb still, also schaute sie zu ihm hoch. Seine Augen waren tief und dunkel, als er den Blick erwiderte. „In einem Kampf würden meine Krieger auch sterben.“ Sie hielt dem Blick stand und ihre Stimme war rau, als sie ihm antwortete. Sie wusste, dass er recht hatte. Aber sie hatte deswegen kein schlechtes Gewissen. Denn hatte er wirklich geglaubt, Land zu bekommen, ohne dafür kämpfen zu müssen? Doch nicht hier… „Die Ragnaar werden auch die Shyarin haben wollen.“, erklärte sie darum. „Und ihr bekommt sie im Gegensatz für eure Hilfe und noch dazu uns als Verbündete, Handelspartner und Freunde. Ansonsten würdet ihr mit uns kämpfen müssen. Ist es das nicht wert? Gemeinsam können wir gegen die Ragnaar gewinnen.“ Vielleicht würden die Leute aus dem Norden sogar weiterziehen, wenn sie bemerkten, dass sie jetzt gegen einen stärkeren Gegner antraten. Atemu nickte und sagte nichts mehr. Anscheinend hatte er sich dies alles schon allein zusammengereimt und nur ihre Antwort hören wollen. Er drehte sich wieder um. Die Hügel wirkten friedlich und ruhig im Abendsonnenschein. Man konnte ein paar Höfe sehen, die in ihre Flanken geschmiegt waren, und die unregelmäßigen Rechtecke der Felder, die diese umgaben. Einige Schäfchenwolken waren am Himmel zu sehen, der ansonsten strahlend blau war. Alles in allem war es ein harmloses Bild, das verbarg, welche Gefahr sich in diesen Hügel verbarg. Das Rauschen von Schwingen riss sie aus der Betrachtung und sie blickte auf, um Chouko am Himmel zu sehen, die direkt auf sie zusteuerte. Sie erhob sich. Auch Atemu war auf den Vogel aufmerksam geworden. Er trat hastig einen Schritt zurück und seine Hand zuckte zu dem verzierten Horngriff des gekrümmten Bronzemessers, das er am Gürtel trug, doch Anzu lächelte nur und hob eine Hand. „Lass. Das ist nur Chouko.“ Sie streckte ihren linken Arm aus, der, der nicht ihr dominanter war und der wie immer mit einem dicken Lederband umwickelt war, und ließ das schöne Falkenweibchen darauf landen. Das Leder schützte ihre Haut vor den scharfen Krallen des Tieres, das mit dem Schnabel klapperte, sich aufplusterte und dem Fremden aus strengen, starren Augen betrachtete. Anzu strich dem Vogel kurz über den weichbefiederten Kopf und blickte zu dem Mahjida, der sie mit offenem Mund anstarrte. Sie musste sich halten, um nicht in Gelächter auszubrechen. Er machte immer einen solch gefassten Eindruck, dass dieser Anblick eines völlig perplexen Atemu überraschend kam und irgendwie … lächerlich war. „Alle Yasema haben einen Partner dieser Art.“, erklärte sie und warf einen Blick gen Himmel über den Kampffeldern, an dem ungewöhnlich viele Raubvögel zu sehen waren. „Sag bloß, es ist dir noch nicht aufgefallen.“ Er folgte ihrem Blick und hob die Schultern. „Ich habe mir momentan über andere Dinge Gedanken zu machen.“, zeigte er auf und sie musste ihm recht geben. „Aber ich hätte es sehen müssen.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Wir bekommen einen Vogel, wenn wir ins Erwachsenenalter übertreten.“, erklärte sie ihm. „Er wird bis zu dem Tod bei uns bleiben.“ Sie kraulte Chouko am Hals, die genüsslich den Kopf wandte. Atemu blickte sie an, einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Sie hob die Schultern und beschloss, ihm über die Situation hinwegzuhelfen. „Komm, lass uns zurückgehen, ehe sie uns vermissen.“ Mit einem letzten Blick über die Schulter zu den Lye-ebi-Hügeln machten sie sich auf den Weg zurück zu den Hütten. Das Gebirge war wirklich kein Land für die Pferde. Atemu war froh, dass sie die Tiere in der Ebene zurückgelassen hatten, da hier das Fortkommen mit ihnen meist sehr schwierig und teilweise sogar unmöglich gewesen wäre. Während des letzten Mondes hatten die Mahjida angefangen, sich einzuleben. „Das war jetzt wirklich mal Zeit.“, bemerkte Mana. Sie saß am Feuer und stocherte mit einem Stock darin herum, als würde das helfen, dass die Murmeltiere, die sie sich als Mittagessen gefangen hatten, schneller gar wurden. „Was meinst du?“, erkundigte sich Malik. „Auf die Jagd zu gehen und uns anzusehen, was das benachbarte Land so macht.“ Sie verdrehte die Augen, als ob die Antwort offensichtlich wäre. „Ich meine, wir können ja nicht immer auf der Ebene hocken ohne darüber hinauszusehen, oder? Die Shyarin werden wir noch besser kennenlernen. Die Reiter, die Atemu ausgeschickt hat, reichen dazu natürlich nicht ganz aus.“ Manas kleiner Monolog diente nur dazu, ihr die Zeit zu vertreiben; sie hatte schon vor einer ganzen Weile erklärt, dass sie Hunger hatten. Aber geeignete Lagerplätze fielen nicht vom Himmel und es hatte eine Weile gedauert, ehe sie auf die kleine Senke gestoßen waren, die eingeklemmt zwischen drei hohen Steilwänden lag. Malik sah es augenscheinlich nicht als lohnenswert an, darauf zu antworten, sondern zog nur eine Augenbraue hoch. Mana starrte ihn auffordernd an, als wolle sie eine Antwort von ihm erzwingen. Es dauerte eine Weile, ehe Malik seufzte und erwiderte: „Wir sind noch keine zwei Monde hier.“ Die Hochebene, die man ihnen überlassen hatte, hatte noch lange nicht die Weite der Steppe, in der Atemu aufgewachsen war, aber ihr Volk war auch nicht mehr so groß. Jetzt ergründeten sie sich um die umliegenden Gebiete. Im Norden und im Westen grenzte die Shyarin, wie die Yasema ihnen bereits gesagt hatten, an die Herrschaftsgebiete von anderen Völkern, die den Fremden mit Misstrauen und Ablehnung gegenüberstanden. Sie machten klar, dass sie mit den Mahjida nichts zu tun haben wollen, aber sie würden die Grenzen weiterhin akzeptieren. Im Süden und Südosten lag das Flusstal Atui-vi. Im Osten erhob sich das Kaormassiv und genau dort befanden sie sich im Moment. Sie hatten Assur (wieder einmal) im Jagdlager bei den Pferden zurückgelassen und waren den Spuren einer Herde Bergziegen gefolgt. „Na, wen haben wir denn da?“ Die unerwartete Stimme holte unterschiedliche Reaktionen aus ihnen heraus. Malik sprang auf und griff nach seinem Dolch, Mana rutschte erschrocken von ihrem Stein und ließ den Stock ins Feuer fallen, Shada erhob sich, langsam und angespannt, während Atemu nur den Kopf wandte. Im Eingang zu der kleinen Senke stand eine Gruppe von Personen. „Lass das, Bakura.“, mischte sich nun Anzu ein und schob sich an dem weißhaarigen Krieger vorbei. „Wie geht es euch?“, wollte sie von den Yasema wissen und blickte freundlich lächelnd in die Runde. „Und was macht ihr hier?“, fügte Bakura wesentlich unfreundlicher hinzu. Er trug einen toten Hasen in einer Hand und einen der starken Langbögen, die die Yasema nutzten, über der Schulter. Auch die anderen Yasema waren für die Jagd ausgerüstet. „Im Moment unser Essen.“, antwortete Malik kurz angebunden. „Wir sind auf der Jagd.“, erklärte Atemu, doch er blickte den Ersten Krieger nicht an. Bakura war … schwierig. Außer ihm wurde Anzu von drei anderen Yasema begleitet, Duke, der sich so gut gegen Kalim gehalten hatte, Mokuba, ein Junge, der noch keinen Vogel hatte, und ein junges Mädchen mit den Bewegungen einer Kriegerin und schneeweißem Haar. Sie musste Bakuras Schwester Amane sein, von der sie schon gehört hatten. Sie wirkte bei weitem freundlicher als ihr älterer Bruder. „Lasst uns doch gemeinsam essen!“, schlug Mana vor und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. Atemu nickte bekräftigend zu ihrem Vorschlag und ließ Anzu nicht aus den Augen. Sie sah hübsch aus im Licht der Mittagssonne und so völlig ohne den offiziellen Status als Anführerin. Im Moment war sie, wie sie alle anderen auch, einfach nur eine Jägerin. Sie hatte einen Schmutzfleck auf der Wange, ihr braunes Haar war wirr und ihre schönen Augen blitzen vor Freude. „Gern!“ Die junge Frau nickte. „Wir haben Hasen, etwas Brot und Karotten.“ Es dauerte eine Weile, dann briete auch diese Beute neben den Murmeltieren und Brot und Gemüse waren auf verschiedene Platten verteilt. Auch die Anwesenden hatten sich verteilt und in kleine Grüppchen aufgelöst. Malik, Bakura und Duke verglichen ihre Bögen – der Langbogen gegen den bei den Mahjida vorgezogenen Kompositbogen, der viel kürzer war und sich darum besser für die Verwendung vom Pferderücken aus eignete. Mana hatte Amane in ein seltsames Gespräch verwickelt, das von einem Thema zum anderen sprang, während Shada Mokuba die feineren Nuancen von Würze auf Hasenfleisch erklärte. Der Junge hörte aufmerksam zu. Blieben noch Atemu und Anzu, die nebeneinander auf dem Boden saßen. „Man kann kaum glauben, dass wir uns mitten in einem Krieg befinden.“, bemerkte Anzu plötzlich. Atemu warf ihr einen Blick zu. „Es herrscht inoffizieller Waffenstillstand, oder nicht?“ Anzu hob eine Schulter und nickte zögerlich. „Mag sein, aber der kann heute schon vorbei sein oder morgen.“ Er legte ihr kurz eine Hand auf den Arm. „Vielleicht. Aber im Moment ist er noch intakt, denk nicht daran.“ Er blickte kurz zu Bakura und Duke hinüber, dann zu Amane, die alle drei Krieger waren und absolut nicht besorgt wegen irgendetwas wirkten. „So wie sie das tun.“ „Aber sie sind nicht dafür verantwortlich. Ich schon. Ich bin die Anführerin.“ Er lachte. „Ich weiß. Aber manchmal darf man einfach nicht an diese Dinge denken. Tu einfach so, als wärest du eben nicht die Anführerin. Bei mir hilft das.“ Für einen Moment blieb sie still, während sie sich klar zu machen versuchte, dass sie beide unter ihren jeweiligen Völkern dieselbe Position einnahmen. „Darum bin ich auf der Jagd. Bevor mein Onkel, unser letzter Anführer, mich überraschend zur Anführerin ernannt hat, war ich Maidjägerin. Wenn ich auf der Jagd bin, bin ich es manchmal wieder.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn irgendwo tief in ihm mehr berührte, als so vieles anderes es gekonnt hätte. Dann hob sie die Schultern. „Aber lass uns über etwas anderes reden. Wo habt ihr Maliks Zwilling gelassen?“ „Unten im Großlager. Er hat kein sonderliches Interesse an einer Jagd wie dieser und kam nur wegen Malik mit.“ „Die beiden stehen sich sehr nah, oder?“ Atemu nickte. „Sie haben … eine besondere Beziehung. Assur ist manchmal nicht … ganz da. Es ist schwierig mit ihnen.“ Er hob die Schultern, das Thema war ihm nicht gerade angenehm. Zumindest nicht mit jemandem, der keinen von ihnen gut genug kannte, um es selbst zu bemerken und dahinter zu blicken. Anzu schien das zu merken und wechselte darum das Thema: „Und du?“ „Wie?“ „Hast du auch jemanden, der dir so nahe steht?“ Die Frage war unschuldig genug, aber Atemu merkte schnell, dass er sie verneinen musste. Er dachte an das starke Band zwischen den Zwillingen, das aus der Situation und dem Bedarf und einem einfachen Wunsch entsprungen war. Er dachte an sein Volk, welches für ihn alles war. Aber das hatte Anzu nicht gemeint. Er hatte nicht einmal mehr Geschwister – Isis und die Zwillinge waren die, die ihm am nächsten standen. Und diese Erkenntnis traf ihn. Hatte er kein Leben mehr außerhalb seiner Aufgabe? Es hatte einmal ein Mädchen gegeben, bei dem er gedacht hatte, dass er mit ihr den Lebensbund hätte schließen können. Sie war vor über einem Jahr bei einem Kampf gefallen. Jetzt gab es niemanden mehr. „Nein.“, erklärte er Anzu darum. „Ich habe nicht wirklich Zeit dafür.“ Sie lachte, hell und silberrein. Ihre Augen waren ozeanblau und lebendig und sie war wunderschön. „Dafür ist immer Zeit, Atemu von den Mahjida. Immer.“ Die Kampffelder wirkten völlig verändert. Lärm hallte über den weiten Platz, aufgeregte Stimmen, aber es fehlte das kennzeichnende Aufeinanderklirren der bronzenen Waffen. Anzu stand bei den Hütten. Bakura befand sich neben ihr und sah ausgesprochen unglücklich aus. Er hatte heftig dagegen protestiert, dass die drei Völker – Yasema, Asurdru und Mahjida – die Kampffelder als einen Tauschplatz für Waren verwendeten. Aber Anzu hielt sie für den besten Ort und als Anführerin hatte sie meist das letzte Wort und bei solchen Kleinigkeiten sowieso. Sie konnte sich nicht darum kümmern, dass ihr Erster Krieger die Felder als eine Art Heiligtum betrachtete, die ausschließlich für Kämpfe und Übungen zu verwenden waren. „Zieh nicht so ein Gesicht.“, wies sie ihn an. „Die Kinder haben sonst Angst vor dir.“ Er knurrte missmutig. „Sollen sie.“ Sie schnaubte. „Komm schon, Bakura. Dies war der beste Platz dafür.“ Er warf ihr nur einen Blick zu, der im Grunde alles sagte. Anzu seufzte und hob die Hände in einer Geste der Niederlage. „Ich denke, es ist ganz gut, dass wir uns mal vermischen und treffen.“, bemerkte sie dann und blickte über den Platz. Man hatte Decken und Teppiche – die der Mahjida waren besonders bunt und mit kunstvollen Mustern verziert – auf dem Boden ausgebreitet und ein paar Asurdru hatten sogar Tische mitgebracht, und darauf hatten sie die Waren ausgebreitet. Es gab hier alles – von Geschirr aus Holz, Ton oder Horn über Tuch und Kleidung sowie Waffen und Gold-, Silber- und Bronzeschmuck bis hin zu lebenden Tieren, Hühner, Schafe, Schweine und die Mahjida hatten langhaarige Rinder mitgebracht, die man hier noch nie gesehen hatte. Außerdem gab es Essen in rauen Mengen, das von allen drei Völkern gleichermaßen beigesteuert worden war. Über den großen Feuerstellen in der Mitte brieten ein ganzer Ochse, sowie große Teile von gejagtem Wild, Fische und Brot an Stöcken. Was ursprünglich dazu hatte dienen sollen, die drei Völker näher zusammen zu bringen und das Gerede über die Mahjida und ihre Fremdartigkeit zu unterbinden (neben dem Austausch von Waren), war in eine Art Fest ausgeartet. Anzu hatte keine Zweifel daran, dass sie alle erst in ein paar Tagen wieder nach Hause gehen würden und in der Zwischenzeit ihren Spaß haben würden. Sie hoffte nur, dass die Ragnaar sie während der Dauer in Ruhe lassen würden, aber sie hatte keine großen Bedenken. Nach dem Angriff auf den Hof war es wieder still geworden; die Patrouillen an den Lye-ebi-Hügeln schienen ihren Zweck zu erfüllen. Anzu dachte, dass ihre kleine Idee mit dem Tausch von Waren bereits jetzt die gewünschten Früchte trug. Sie hatte keine Lust zu streiten, nur weil Bakura sich in seiner Ehre gekränkt sah. „Komm, lass uns anschauen, was es hier so alles los ist.“, schlug sie darum vor. „Vielleicht kannst du einen von diesen kurzen Bögen von den Mahjida erstehen.“ Erneut schenkte der Krieger ihr einen herablassenden, allessagenden Blick. Sie seufzte und würde sich ganz sicher nicht ausgerechnet von ihm die gute Laune verderben lassen. „Dann halt nicht.“ Damit ließ sie ihn allein. Vielleicht würde sie Yugi oder Amane finden. Oder Mana, die sie in den letzten Wochen näher kennen gelernt hatte. Oder vielleicht begegnete sie auch Atemu, der eine unnachahmliche Anziehungskraft auf sie ausübte. Stattdessen stolperte sie beinahe über Malik, der zwischen diversem Goldschmuck auf einem der bunten Teppichen hockte und aus fünf geschmeidigen Lederbändeln einen einzigen Strang flocht. Anzu war nicht ganz klar, zu was er am Ende dienen sollte, denn er war zu kurz für ein Seil, zu lang für ein Accessoire und zu schmal für einen Gürtel. Malik blickte überrascht auf, als sie so abrupt vor ihm stoppte, und schenkte ihr ein kurzes Lächeln, als er sie erkannte. „Hey.“ Anzu nickte ihm zu. Sie wusste noch nicht ganz, was sie von dem jungen Krieger halten sollte. Einerseits war er immer freundlich zu ihr und er schien viel auf Atemu zu halten. Andererseits hielt er sich meist kühl und abweisend und da war immer eine Aura von … Gefahr und Wildheit um ihn. Außerdem gab es da seinen Bruder… Assur war ihr nicht geheuer. Aber Assur war im Moment nicht zu sehen, also ließ sie sich neben Malik in die Hocke sinken. Vielleicht war er einfach nur etwas zurückhaltend. Oder schüchtern. Sie ließ kurz den Blick über den Schmuck gleiten, der um ihn herum ausgebreitet war. Es waren größtenteils Stücke aus Gold, sie alle im charakteristischen Stil der Mahjida, mit kunstvollen Verzierungen und Ornamenten. „Das ist Rishids.“, erklärte Malik ihr im Plauderton. „Er kann das ziemlich gut. Ich passe hier nur ein bisschen auf.“ Seine Hände arbeiteten unermüdlich, aber langsam und sorgfältig weiter. Hin und wieder ließ er den bereits gefertigten Zopf durch die Hand gleiten um zu prüfen, wie er sich anfühlte. Es war ein sehr kunstvolles Geflecht und das Leder hatte, wie ihr auffiel, drei Farben – braun, sehr dunkel und beinahe weiß. „Willst du etwas?“, erkundigte sich Malik mit einer kleinen Geste zu den Auslagen. Sie schüttelte den Kopf, während sie gleichzeitig die Schultern hob. Eine von diesen Ketten oder Armreifen wäre sicher nicht zu verachten… „Im Moment habe ich nichts dabei, was ich tauschen könnte.“ Sie hatte sich auf die Organisation des Ganzen konzentriert und darüber hinaus vergessen, dass auch sie Dinge zum Tauschen hatte – ein paar Pfeile und Pfeilspitzen und Schmuck aus Knochen, Horn und Holz, den sie selbst herstellte, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte. Es war nicht viel, aber es würde reichen, ihr ein paar der fremdartigen Gegenstände einzubringen oder andere Nützlichkeiten. „Morgen kann ich ja wiederkommen.“ „Morgen sind die besten Stücke weg.“, erklärte er grinsend. Sie lachte. „Das glaube ich nicht. Es ist so viel.“ Sie nahm einen Ohrring hoch, der die Form eines Schmetterlings hatte. „Rishid ist sehr produktiv.“ Malik zog an seiner geflochtenen Schnur und glättete eine unebene Stelle. Sie legte den Ohrring wieder ab und ließ sich nach hinten auf den Boden plumpsen. „Was machst du da?“ Er warf ihr einen Blick zu, sein Gesicht plötzlich verschlossen. Für einen Moment dachte sie, er würde sie anschnauzen oder zumindest gar nichts sagen. Sie wusste, dass die Mahjida noch ihre Geheimnisse hatten, genau wie auch die Yasema. Und bis jetzt hatte noch niemand von ihnen ihr Lager gesehen, oben auf der Shyarin. Ob das hier damit zu tun hatte? „Einen Zügel.“, erklärte Malik dann, wobei sie sich nicht vorstellen konnte, welches Tier einen solch schönen Strick verdiente. Sicher kein Rind und keine Ziege. Er sprach jedoch sofort weiter, dass sie nicht mehr dazu kam, sich darüber Gedanken zu machen: „Diese Sache hier…“ Er machte eine Bewegung, die den gesamten Tauschplatz einfasste. „Das war eine gute Idee. Atemu meinte, dass man das vielleicht zweimal im Jahr machen kann, wenn unser Bündnis bestand hat.“ Anzu blickte auf und sah sich um. Was sie sah, waren lachende Gesichter, aufgeregt herumspringende Kinder, Leute, die im Feilschen oder einfach nur in Gesprächen vertieft waren, spielende Menschen und alle drei Völker vermischt, als würde es die Trennung zwischen ihnen nicht geben, als wären sie ein einziges Volk. Dabei war es klar zu erkennen, wer zu welcher Gemeinschaft gehörte – die Mahjida mit ihrer dunklen Haut, der exotischen Aufmachung und dem fremdartigen Gebaren, die Asurdru in ihrem fein gewebten Leinen und der groben Wolle und die hochgewachsenen Yasema, die Waffen und Stolz trugen und Vögel auf den Schultern. Wenig brachte Leute so zusammen wie ein gemeinsames Fest. Das einzige, was besser wirkte, so wusste Anzu, war ein gemeinsamer Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner. Und auch das hatten sie noch vor sich. Sie schüttelte den Gedanken an die Ragnaar ab und drehte sich wieder zu Malik um, der sie mit scharfem Blick beobachtete. Als sie sich zu ihm wandte, widmete er sich erneut seiner Arbeit. „Das ist kein schlechter Gedanke.“, bemerkte Anzu. Vielleicht sollte sie mit Atemu darüber sprechen. Sie war fest davon überzeugt, dass das Bündnis zwischen ihnen lange halten sollte. Die Mahjida schienen äußerst zufrieden mit der Shyarin zu sein, man gewöhnte sich langsam an sie und dieses Fest würde viele der Hürden aus dem Weg räumen, die Anzu vor sich gesehen hatte. Die Aussicht auf weitere solcher Veranstaltungen würde sicher gut aufgenommen werden. Es wäre außerdem ein guter Vorwand, um mit Atemu zu reden… Maliks Stimme zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf den blonden Krieger. „Du solltest mal mit ihm darüber sprechen.“ Er grinste schelmisch. „Oder auf einfach nur so. Ich glaube, er mag dich.“ Atemus Gegner war über einen Kopf größer als er selbst, außerdem schwerer und stärker. Allerdings nicht so schnell und er hatte keine Erfahrung mit dem Kampfstil der Mahjida. Darum waren die ersten Schläge eher zögernd gewesen, prüfend, als wolle er Grenzen austesten und sehen, zu was sein Gegenüber fähig war. Atemu kam das gerade recht; auch er hatte keine Ahnung von dem anderen Krieger, der ihn aus eisblauen Augen fixierte. So konnten sie ihre Gegner gleichzeitig einschätzen. Wer schneller war, hatte einen Vorteil, aber dies entschied noch lange nicht über das Ergebnis des Kampfes. Geschick, Können, Schnelligkeit, Stärke, Erfahrung, Instinkt und nicht zuletzt Glück würden weitere Faktoren sein. Aber er durchschaute den anderen schneller, er hatte mehr Erfahrung mit fremden Kämpfern und auch mehr Einsicht in andere Leute. Darum ging er zum Angriff über; er täuschte rechts an, wechselte die Seite und führte einen Unterhandschlag gegen die Flanke seines Gegners. Der wehrte im letzten Augenblick ab und der helle Klang zweier aufeinandertreffender Bronzeklingen hallte über die Lichtung. Einige weitere Schläge folgten, schneller und sicherer und Atemu trieb den anderen vor sich her, bis dieser über einen Stock stolperte und er ihm die Waffe aus der Hand prellen konnte. Mit einer eleganten Bewegung zog Atemu seine Waffe in einem Bogen zurück und zielte auf den Hals des größeren Mannes. Die Spitze der Klinge fuhr harmlos ein ganzes Stück von dem Ziel entfernt an dem anderen vorbei. Atemu stoppte und trat einen Schritt zurück, das Schwert locker in der Hand. „Das war ein guter Kampf.“, sagte er und versuchte ein Lächeln. Doch sein Gegner starrte ihn nur einen Moment regungslos an, dann schnaubte er und hob sein Schwert auf, um es abzuwischen und in die Scheide zurückzustecken. „Wenn du das sagst.“ Sein eigener Ton sagte dagegen deutlich, dass er von sich selbst mehr erwartet hatte. Atemu zog es vor, nicht darauf zu antworten – er kannte den anderen Kämpfer noch nicht gut genug, um etwas zu sagen ohne ihm dabei auf die Zehen zu treten. Außerdem würde Seto bestimmt nicht glücklich über irgendwelche gutgemeinten, aber überflüssigen Ratschläge sein. Stattdessen nickte er nur und schob sein eigenes Schwert in die Scheide zurück. Ihr kleiner, aus dem Stehgreif improvisierter Übungskampf hatte die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich gezogen, die mit ihnen auf die Jagd gegangen waren. Seto war es, der sie eingeladen hatte, gemeinsam zu jagen; sie, die Yasema und ein paar Asurdru. Anzu war auch dabei, was Atemu als eine angenehme Überraschung empfunden hatte. Je länger er die Anführerin der Yasema kannte, desto besser gefiel sie ihm. Sie war klug, entschlossen, ruhig und hübsch. Sie wusste, was sie wollte, und sie wusste, was sie für ihr Volk wollte. Sie war eine gute Anführerin und ihr Volk und ihr Recht, für es zu sorgen, kamen bei ihr an erster Stelle. Im Moment befand auch sie sich im Kreis der Zuschauer, zwischen Yugi, Joey und Duke. Er ging auf die vier zu. „Du hast eine interessante Art, das Schwert zu führen.“, bemerkte der schwarzhaarige Krieger. Atemu ließ sich zu den dreien ins Gras sinken. Der Rest des Publikums löste sich auf – Mokuba ging zu Seto hinüber, der sich nicht gerührt hatte und nachdenklich auf den Boden starrte, Mana kam zu Atemu herüber, die Anderen gingen zum eigentlichen Lagerplatz zurück, wo sie begannen, das Feuer zu entfachen, das Essen vorzubereiten und auch die Zelte aufzuschlagen. Zu viel waren sie nicht gekommen, ehe der Vorschlag zu dem kleinen Übungskampf zwischen Seto und Atemu gekommen war. „Wir haben schon viele verschiedene Kampfstile auf unserer Wanderung gesehen.“, erklärte Atemu auf die Bemerkung. „Er unterscheidet sich je nach Gegend, manchmal sogar je nach Landstrich. Also ist es kein Wunder.“ Er hob sein Schwert; eine sichelförmige Bronzeklinge, die an einem Horngriff befestigt worden war. Es stand in starkem Kontrast zu den geraden, zweischneidigen Waffen, die die Yasema und Ragnaar verwendeten. „Darf ich mal?“, erkundigte sich Duke und nahm das Schwert beinahe vorsichtig entgegen, als Atemu es ihm reichte. Mana rutschte näher zu ihm – sie hatte seltsamerweise Gefallen an dem etwas selbstverliebten, hübschen Krieger gefunden – und zeigte ihm, wie er die Waffe richtig hielt, in dem sie seine Hände führte. „Das ist eine seltsame Form für eine Waffe.“, stellte Joey fest. Er konnte die Augen nicht von der Waffe nehmen. „Und unsere ist weniger seltsam?“, wollte Anzu wissen. „Aus der Sicht der Mahjida, meine ich.“ „Vermutlich nicht.“, bestätigte Yugi mit einem Lächeln, doch er schien nicht ganz so begeistert von dem Thema zu sein wie alle anderen. Darum rappelte er sich auch auf und ging mit einem Winken zu dem Feuer. „Ich schau zu, dass das Essen nicht versalzen wird.“ Joeys Gesicht hellte sich auf. „Er ist ein sehr guter Koch.“, erklärte er jedem, der zuhörte. „Der beste in der ganzen Gegend.“ „Hier, auch mal?“, wollte Duke wissen und reichte Anzu die Klinge. Sie nahm sie entgegen, aber Atemu merkte sofort, dass ihr die Waffe ungewohnt war. Es war nicht nur, dass sie so fremdartig war, auch die Tatsache, dass sie sich als Jägerin mit einem Dolch und einem Bogen wohler fühlte als mit einem Schwert wie eine Kriegerin, zeigte sich. Ohne Nachzudenken griff Atemu hinüber, um ihr zu zeigen, wohin sie die Hände legen musste, wie Mana es vorhin bei Duke getan hatte. Anzus schlanke, geschmeidige Finger waren warm und erstaunlich weich für jemanden, der täglich damit arbeitete und es gewohnt war, einen jener mächtigen, starken Bögen zu spannen, die die Yasema verwendeten. Für einen Moment zuckte ihre Hand, als wolle sie sie unter seinem Griff wegziehen, dann entspannte sie sich und ließ zu, dass er ihre Finger an die richtigen Stellen legte. Eher zögerlich nahm er die Hände wieder weg und sah zu, wie sie die Klinge gen Abendhimmel hob. Sie legte den Kopf schief, als würde ihr gerade etwas einfallen. Atemu fragte sich, ob es nicht langsam an der Zeit war, dass er ihnen die Pferde vorführte. Wahrscheinlich schon. Das Bündnis war fest und er hatte jetzt keine Sorgen mehr, dass die Yasema plötzlich ihre Meinung änderten und sie um das Land würden kämpfen müssen. Und wenn sie nicht bald über die Pferde sprachen, würden sie das Zeitfenster verpassen, in dem es noch akzeptabel war, derartige Geheimnisse vor den eigenen Verbündeten zu haben. Es könnte zu einem Bruch in ihrem Vertrauensverhältnis kommen, wenn sie es zu spät offenlegten. Außerdem wäre es besser, wenn sie es von selber taten, als dass jemand sie im Lager besuchen kam oder anderweitig zufällig über die Tiere stolperte. Sie waren schon über fünf Monde hier. Das war beinahe länger, als in jedem anderen Gebiet, vor allem im Sommer, wo es leicht war zu reisen und auch, andere ohne Gewissensbisse davonzujagen. Er wollte gerade den Mund öffnen, um Anzu darauf anzusprechen, als sie unterbrochen wurden. „Hey.“ Amane stand plötzlich neben ihnen. „Habt ihr meinen Bruder gesehen?“ Sie blickten auf und jeder sah sich unwillkürlich um, ohne jedoch den weißhaarigen Krieger zu entdecken. Schließlich mussten sie alle die Köpfe schütteln. Bakura war einfach nicht mehr anwesend. Atemu runzelte die Stirn – Bakura war ihm nicht unter den Zuschauern aufgefallen, obwohl doch gerade er Interesse an einer solchen Vorführung haben sollte, oder nicht? Immerhin war er der Erste Krieger und wenn es zu einem Kampf mit den Ragnaar kommen würde, hatte Atemu sich bereiterklärt, seine Krieger unter Bakuras Kommando zu stellen. Dies war notwendig, denn wenn sie nicht koordiniert angreifen würden, würde ihr Bündnis nicht viel nützen. „Er scheint schon eine ganze Weile nicht mehr da zu sein.“, bemerkte er. Amane nickte und legte nachdenklich den Kopf schief. „Sehr seltsam.“, erklärte sie. „Er würde sich sowas eigentlich nicht entgehen lassen.“ Damit meinte sie offensichtlich den Schaukampf und das darauf folgende Gespräch. „Er ist immer noch nicht begeistert von der Entwicklung der Dinge und das hier hätte sicher geholfen.“ Sie seufzte und Anzu erkundigte sich mit gerunzelter Stirn: „Ist er immer noch nicht bereit, zuzugeben, dass dies vielleicht doch eine gute Idee war?“ Amane hob die Schultern und ließ sich zu ihnen ins Gras fallen. „Inzwischen sagte er nichts mehr, aber er ist halt immer noch misstrauisch. Er hat die Aufgabe, uns vor Feinden zu schützen. Aber in letzter Zeit ist er sowieso etwas seltsam.“ Sie verzog das Gesicht, konnte aber nicht erklären, was an dem Verhalten ihres Bruders so anders war und hob darum hilflos erneut die Schultern. „Er wird sich schon fangen und dann musst du ihm halt noch einmal zeigen, wie er euch am besten einsetzen kann. Er wird euch schon als Verbündete akzeptieren.“ Atemu hob eine Augenbraue, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass Bakura ihn und seine Krieger zumindest benutzen würde, wenn es an der Zeit war. Er konnte sie schließlich nicht davonjagen – die meisten anderen Yasema und Asurdru hatten sich längst so an die Mahjida gewöhnt, dass es auch von dieser Seite kein Zurück mehr geben würde. „Ich jedenfalls bin froh, dass ihr auf unserer Seite steht.“, sagte Anzu zu ihm und blickte ihn an, so dass Atemu das Gefühl bekam, dass es nicht allein um den Kampf ging, den sie meinte, oder einen Austausch ihrer Waren, sondern etwas völlig anderes. Er lächelte sie als Antwort nur an. Auch er war froh darum. Es roch nach verbranntem Holz und vergossenem Blut, nach Feuer und Tod. Der Anblick war grauenvoll – der Hof niedergebrannt, die Tiere aufgeschlitzt und abgeschlachtet, als seien sie für nichts mehr zu verwenden, und dazwischen lagen die Leichen der Familie, der Knechte und Mägde. Es mussten über zehn Tote sein, darunter vier Kinder. Anzus Gesicht war starr und ausdruckslos. Sie hatte gewusst, dass dies hier irgendwann geschehen würde, aber sie hatte gehofft, dass sie mehr Zeit hätten. Es war viel zu früh... Der Herbst war noch nicht einmal ganz da. Aber anscheinend hatten die Ragnaar keine Lust mehr zu warten. Sie schluckte heftig und blickte sich um. Nichts als Zerstörung und Tod… Bakura, Seto, Atemu und Mahaado, die sie her begleitet hatten, nachdem die Nachricht von dem Überfall gekommen war, trugen alle einen Gesichtsausdruck von Entsetzen und Abscheu in verschiedenen Stadien. Anzu trat einige weitere Schritte in den Platz hinein, um den noch vor ein paar Tagen die Gebäude gruppiert gewesen waren. Ihre Schritte wirbelten Ruß und Asche auf und etwas knirschte unter den Sohlen ihrer Stiefel. Der Anblick, den dieses Bild bot, war furchtbar. Der Gestank, den das verloschene Feuer und die toten Körper hinterließen, war atemberaubend. Die Zerstörungswut, mit der die Ragnaar vorgegangen waren, war unbegreiflich. Früher hatten sie nicht alle getötet – die Kinder hatten sie meist laufen lassen – und die Tiere gestohlen. Was verursachte diesen plötzlichen Sinneswandel? „Anscheinend glauben sie, wenn sie keine Überlebenden lassen und sogar das Vieh abschlachten, würden wir davonlaufen.“, knurrte Bakura und trat wütend gegen einen angekohlten Eimer, der klappernd über den Lehmboden polterte. Das plötzliche, laute Geräusch in dieser Todesstille ließ Anzu zusammenzucken. Bakura mochte recht haben. Dieser Anblick jedenfalls war abscheulich genug, dass die eine oder andere Person zurückgeschreckt wäre und nachgegeben hätte. Aber sie, die Yasema, hatten den Krieg gegen die Eindringlinge schon lange Zeit geführt. Ihr Wille, ihr eigenes Land, ihre Heimat zu behalten und alle Einwohner zu schützen, war noch immer ungebrochen. Wieso glaubten die Ragnaar, nur weil sie plötzlich zu dieser niederträchtigen Taktik wechselten, würde dies sich ändern? Für einen flüchtigen Augenblick fragte sie sich, was gesehen wäre, wenn ihre Feinde sofort auf diese Weise angegriffen hätten. Wäre der Krieg schon vorüber? Vermutlich. Aber wären es die Eindringlinge, die durch ihr rigoroses, schändliches Auftreten die Yasema in die Flucht geschlagen hätten? Oder wäre, es die Yasema, deren Zorn und Hass durch diese Taten so angestachelt worden wäre, dass sie vor nichts halt gemacht und die Ragnaar ohne Rücksicht auf eigene Verluste niedergemäht hätten? Anzu wusste die Antwort auf diese Frage nicht, aber sie wusste eines: sie durfte nicht tolerieren, was hier geschehen war. Das hier war genug. Jetzt würden die Yasema wieder in den Krieg ziehen. Und die Asurdru und Mahjida würden an ihrer Seite stehen. Die meisten Leichen der toten Asurdru waren auf dem Hof drapiert, als hätte man die Überlebenden der ersten Angriffswut hier zusammengetrieben und einfach abgestochen wie Tiere. Anzu trat zu ihnen und ging in die Hocke. Es waren fünf Frauen und drei Männer. Und die vier Kinder. Sie hatte diese Leute gekannt. Nicht gut, aber sie wusste ihre Namen. Sie wusste, dass sie Verwandte im Dorf hatten. Sie wusste, dass sie diesen Tod nicht verdient hatten. Niemand hatte dies verdient. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und schloss einem der Kinder die Augen, einem blonden Burschen, der immer laut und lebendig und rotzfrech gewesen war. Jetzt war ein Ausdruck von Schmerz und Todesangst in seinem Gesicht zu sehen und Anzu wünschte sich vergeblich, seine letzten Augenblicke wären etwas glücklicher gewesen. Sie schluckte erneut und presste dann die Augenlider zusammen, bis sie sicher war, dass die Tränen nicht fließen würden. Dann stand sie wieder auf und drehte sich zu ihren Begleitern um. Es war Zeit. „Atemu, sind die Mahjida zum Kampf bereit?“ Sie war selbst erstaunt, wie klar und sicher und entschlossen ihre Stimme klang. Der ernsthafte, junge Anführer nickte. „Ja. Anzu, bevor wir in den Kampf ziehen, müssen wir noch einmal reden.“ Sie blinzelte erstaunt und nickte dann. „Worum geht es?“ Hoffentlich hatte er jetzt keine Einwände gegen einen Krieg. Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber sie wusste noch immer nicht, was die Mahjida dachten. Dennoch konnten sie sich nicht leisten, ohne die Verbündeten in den Krieg zu ziehen. Atemu winkte ab. „Das werden wir dann besprechen, wenn wir in ein paar Tagen zu euch kommen. Wir werden an eurer Seite kämpfen und jetzt nicht unser Versprechen brechen. Vertrau mir.“ Er warf Seto und Bakura jeweils einen kurzen Blick zu; Anzu tat es ihm gleich. Seto hatte die Stirn gerunzelt und wirkte, als wollte er etwas einwerfen und protestieren. Bakura grinste nur – wusste er, von was Atemu sprach? Sie hätte ihn beinahe gefragt, doch dafür war jetzt nicht die Zeit. Darum nickte sie und wandte sich an ihren Berater, ehe der einen Streit vom Zaun brechen konnte. Sie wollte Atemu einfach nur vertrauen. „Seto, sind die Asurdru zum Kampf bereit?“ Der hochgewachsene Mann hatte die Ausbildung der Bauern von Bakura übernommen, nachdem dieser von etwas abgelenkt worden war, von dem niemand eine Ahnung hatte, was es war. Sie hoffte, dass es die Sache wert war. Seto nickte. „So bereit, wie sie es in dieser kurzen Zeit werden konnten.“ Anzu wandte sich an ihren Ersten Krieger. „Bakura, sind die Yasema zum Kampf bereit?“ Der grinste breiter und nickte. „Lasst uns diese Feiglinge ein für alle Mal aus unserem Land vertreiben.“, bestimmte er. „Und jedem anderen zeigen, dass die Yasema sich nicht auf diese Art bedrohen lassen.“ ~~~~~~~ Bei den Schwertern der Mahjida hab ich ein ägyptisches Chepesch vor Augen, falls das nicht so ganz rüberkam. ^^" Ich fand es recht passend vor diesem Hintergrund. Die Yasema haben natürlich ein einfaches, gerades Schwert, wie man sie aus Filmen, etc. kennt (nur kürzer, als sie meisten Schwerter in den Filmen.) Außerdem befinden wir uns hier in einem weit vorhistorischen Zeitalter, weswegen alle Klingen noch aus Bronze sind. o.o Falls das jemandem aufgefallen ist. XD" Nächstes Kapitel kommt hoffentlich früher, aber ich bin auch froh, dass ich mehr Zeit als bis zum 1. November hab, weil Yatimu den Einsendeschluss freundlicherweise noch einmal nach hinten verschoben hat. *erleichtert* bis dann Sorca~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)