The truth beneath the rose. von Hypnopompic (Der Schein trügt [IchiRuki]) ================================================================================ Prolog: Give me strength to face the truth ------------------------------------------ Erst, wenn man etwas verlieren könnte, erkennt man, wie wertvoll es ist. Wie wahr, dachte Ichigo bitter und obwohl er sich auf den Kampf hätte konzentrieren müssen, nicht zuletzt, um seine Überlebenschancen erheblich zu steigern, waren seine Gedanken doch ganz woanders. Er hatte dem Tod schon oft ins Auge gesehen, ein Shinigami hatte schließlich eine weitaus engere Verbindung zu Himmel und Hölle als die meisten Menschen, doch so nah am Abgrund hatte er noch nie gestanden. Blut lief ihm über Gesicht und Brust, seine Wunden brannten, seine Glieder schmerzten und seine Arme, die krampfhaft sein Schwert erhoben hielten, waren bleischwer. Abgehakt und schwerfällig kam ihm der Atem über die Lippen. Es war merkwürdig. Er hatte nie wirklich über den Tod nachgedacht, über das, was nach dem irdischen Leben kam, aber nun, da er wusste, wie die Welt hinter dem dunklen Vorhang aussah, beunruhigte ihn der Gedanke ans Sterben weniger. Es waren nie der Schmerz oder die Finsternis gewesen, die er gefürchtete hatte, sondern stets das Ungewisse, in das sie Licht gebracht hatte, als sie damals bei ihm aufgetaucht war und sein Leben vollkommen verändert hatte. Sie, das Mädchen, das sich selbst Todesgott genannt hatte, das Mädchen, das ihm zu dem gemacht hatte, was er heute war, das Mädchen, das ihm die letzten Monate näher gewesen war als irgendjemand sonst. Während er hier stand und ruhig darauf wartete, dass sein Gegner den nächsten Angriff startete, den letzten, alles entscheidenden, galt sein ebenfalls letzter, alles entscheidender Gedanke ihr. Ichigo dachte an seine kleinen Schwestern, Yuzu und Karin, die für ihr Alter schon ungewöhnlich erwachsen und selbstständig waren, an seinen durchgeknallten Vater, der von Ichigo wegen seiner lauten und ungestümen Art nicht selten einen Tritt kassierte, an Sado, Inoue und Ishida, die ihm bedingungslos zu jeder Zeit an jeden Ort gefolgt waren, an seine Meister Urahara und Yoruichi, die ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatten, an Keigo, Tatsuki und Mizuiro, die er seit seiner Kindheit kannte, und er dachte an sie, Kuchiki Rukia. Es wunderte ihn selbst ein wenig, dass er so kurz vor dem Tod ausgerechnet an diesen vorlauten, charakterstarken und eigenwilligen Zwerg dachte, aber er kam nicht umhin, sich noch einmal ihr Gesicht mit den dunklen schimmernden Augen, den wilden schwarzen Haaren und dem verschmitzten Lächeln in Erinnerung zu rufen. Hatte er ihr eigentlich jemals gesagt, dass sie wunderschön war? Würde sie ihm eine Kopfnuss verpassen oder ihn auslachen, wenn er ihr gestand, dass er schon einmal darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, sie zu küssen? Was würde sie von ihm denken, wenn sie wüsste, dass er manchmal eifersüchtig auf ihren besten Freund war, wenn Renji sie zur Begrüßung in die Arme schloss? Und warum schien es ihm auf einmal undenkbar, hier und jetzt zu sterben, ohne ihr all das jemals gesagt zu haben, ohne ihr jemals all die Fragen gestellt zu haben, auf die er keine Antwort wusste? Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Ulquiorra auf ihn zupreschte und er fasste einen Entschluss. Ichigo stellte sich aufrecht hin, schloss die Finger enger um Zangetsu, dessen Griff kalt und doch vertraut in seiner Hand lag und richtete den wachsamen Blick entschlossen geradeaus. Er konnte noch nicht sterben, nicht hier und nicht heute. Er hatte noch etwas zu erledigen. Hey, Hollow. Mach dich mal nützlich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)