Killing Loneliness von selene ================================================================================ Kapitel 1: While you were not there ----------------------------------- Anmerkung: Da ich keine Timeline angegeben habe, möchte ich das jetzt noch nachholen. Es werden teilweise Szenen vorkommen oder angeschnitten werden die euch bekannt vorkommen. Ich werde voraussichtlich die komplette erste Staffel und Teile (!) aus der zweiten Staffel als Ausgangspunkt setzen. Das hat allerdings auch keine großen Auswirkungen auf die Story selbst. Ihr müsst also nicht unbedingt wissen welche Teile etc. Es wird auch so verständlich sein. Ob ich auch auf die dritte Staffel eingehe (und die darauf folgenden) ist fraglich. Sollte es doch dazu kommen werde ich in der Anmerkung vor Spoilern warnen. Bisher könnt ihr von folgendem ausgehen: Ihre Welt wie wir sie kennen, ihr Verhältnis zueinander wie wir es lieben aber eine alternative Timeline, in der (bislang zumindest) die dritte Staffel und folgende nicht einbezogen werden. Dadurch bleiben mir mehr Möglichkeiten und euch mehr Spannung. Genug der Vorrede. Nun weiter zur Story. Chapter 1 – While you were not there „Also stürmen wir da einfach rein?“, unschlüssig betrachtete Sam die große Lagerhalle und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Dean lächelte aufgesetzt freundlich, blickte den Größeren von ihnen beiden beinahe höhnisch an und deutete geradezu beiläufig zur Tür. „Nicht doch Sammy, wir klopfen an die Tür und fragen höflich nach ob der Herr des Hauses vielleicht ein durchgeknallter Vampir ist, den wir ausschalten wollen.“ Sam verdrehte genervt die Augen und ging seinem Bruder nach einem gemurmelten 'Komm schon' seufzend aber doch nachgebend hinterher. Er wusste es würde keinen Sinn machen mit Dean jetzt über seinen deplatzierten Sarkasmus zu diskutieren. Nicht jetzt und auch in der Zukunft nicht. „Und es ist auch ganz sicher nur der eine?“, fragte er stattdessen und holte den anderen ein,„Die halten sich doch sonst kaum alleine irgendwo auf.“, stellte er leise fest und schaltete seine Taschenlampe an als der Gang immer länger und dunkler wurde. Dean sah sich aus dem Augenwinkel um, jederzeit bereit ein- oder anzugreifen. „Ja, es ist nur der eine.“ „Und wieso macht er sich die Mühe und bringt seine Opfer hierher bevor er sich an ihnen zu schaffen macht? Das könnte genauso gut eine Falle sein Dean!“, warnte er seinen Bruder eindringlich vor, aber auch er wusste das es im Endeffekt keinen Unterschied machte. Sie hatten sich vorbereitet und – ob nun eine Falle oder nicht – sie würden nicht mehr kehrt machen und dem Unheil seinen Lauf lassen. „Wer weiß. Vielleicht hat er die Schnauze voll und will renovieren. Ein bisschen Blut an den Wänden oder Hautfetzen.“, Sam spürte wie eine leichte Übelkeit ihn bei den Bildern, die ihm in den Kopf schossen, ergriff und sah Dean vorwurfsvoll an. „Wir sind hier nicht in Texas Chainsaw Massacre!“ Dean grinste leicht, zufrieden das der andere den Wink verstanden hatte, und deutete in eine Richtung. „Du hast dir den Film doch gestern auch angeguckt.“ Schon leicht entnervt schnaufte Sam leise und hob seine Hand etwas um in die Richtung zu leuchten in die Dean gezeigt hatte. „Aber nur weil der Fernseher im Motel nur diesen einen verdammten Kanal ohne Störungen und Aussetzer gezeigt hat.“ Eine Rechtfertigung die nicht einmal nötig gewesen wäre; aber seit jeher konnte Sam es sich nicht verkneifen sich vor seinem älteren Bruder immer wieder rechtfertigen zu müssen. Es war der unwiderstehliche Drang ihm beweisen zu müssen das er erwachsen geworden war. Ein klares Zeichen zu setzen das 'Sammy' schon lange zu 'Sam' heran gewachsen war. „Und trotzdem hast du ihn dir angeguckt.“, war alles was Dean sagte, ehe sie beide verstummten und gezielt in eine Richtung blickten. Sie hatten den Gang hinter sich gelassen und nur wenige Meter vor ihnen war die Lagerhalle in der die Polizei die letzten vier blutleeren Leichen mit Bissspuren am Hals aufgefunden hatte. Sam nickte leicht, hob seine Hand etwas weiter an und ging einen Schritt vor. „Sam! Pass auf!“, alarmiert drehte sich der jüngere Winchester bei dem erschrockenen Ausruf schnell um und sah nur noch wie die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall zuflog und ihn von seinem Bruder abschottete. „Dean!“, schrie er ihm nervös und besorgt entgegen, lies eilig die Taschenlampe fallen und legte beide Hände an den Türgriff. Wann würden sie endlich begreifen das sie sich nicht trennen sollten? Und sei es nur ein dummer Schritt! Beinah hektisch zerrte und riss er regelrecht an der Klinke und spürte an den Vibrationen und Stößen der Tür das Dean sich immer wieder dagegen warf, doch das alles half nicht. Sie rührte sich nicht und Sam schluckte schwer. „Versuch einen anderen Weg zu finden!“, rief er dem älteren durch die Tür hinzu und bückte sich um die Taschenlampe wieder zur Hand zu nehmen. Ihm war klar das der Vampir entweder auf dieser Seite war oder aber auf Dean's. Sie beide waren in Gefahr und mussten damit beide wachsam sein. „Gut beobachtet Watson.“, murmelte Dean leicht sarkastisch und blickte sich eilig um. Er wusste das er nichts finden würde. Er hatte sich bereits vor ihrem Einsatz hier umgesehen und wusste das es nur diesen einen Weg in diese Lagerhalle gab. Vor sich sah er nur Tische, Stühle und Bänke die bereits bessere Tage gesehen hatten, zerschlagenes Glas, Müll – das alles half ihm nicht weiter! Die Tür war aus massiven Stahl! „Wer braucht denn auch Stahltüren in einer Lagerhalle!“, fluchte er lauthals und griff sich an die Stirn, immer noch auf der Suche nach etwas nützlichem, etwas das ihm helfen könnte. Er spürte wie sein Puls immer weiter anstieg, sein Herz raste und bemühte sich einen klaren Kopf zu behalten, denn bei Sammy's Glück saß der Vampir auf der anderen Seite der Tür und lauerte seinem kleinen Bruder auf. Vorsichtig - bereit jeder Zeit auszuweichen oder zuzuschlagen - trat Sam einen Schritt vor und scannte die Umgebung, was sich als schwierig erwies, da es überall dunkel war und der Schein der Taschenlampe nicht ausreichte. Er atmete leise, achtete auf jedes kleine Geräusch. Jede kleinste Regung konnte Leben oder Tod bedeuten, das war ihm bewusst. Doch da war nichts. Es war allein seiner Erfahrung und seinem jahrelangen Training zu verdanken das er jetzt nicht wild geworden um sich trat in der Hoffnung das Ungetüm zu erwischen. Sein kontrollierter, leiser Atem und das Rauschen seines eigenen Blutes in seinem Ohr war alles was zu ihm durchdrang und für eine kleine aberwitzige Sekunde fragte er sich was nun eigentlich schlimmer war. Das er ihren Feind nicht sehen, oder nicht hören konnte, denn er war sich sicher das der Vampir hier in dieser nicht gerade kleinen Lagerhalle war. 'Und dummerweise kann er im Dunkeln hervorragend sehen', das war Sam bewusst, auch ohne die kleine Hilfestellung seiner noch eingeschalteten Taschenlampe die er ihm bot. „Vom Jäger zum Gejagten.“, ruckartig blieb Sam stehen und spürte wie ein unangenehmer Schauer seinen Rücken herablief als er die tiefe Stimme so nah an seinem Ohr wahrnahm. Mit einem Mal drehte er sich um, holte in der gleichen Bewegung aus und schlug mit aller Kraft in die Richtung. Er schnappte nach Luft als er nichts erwischte und selbst ins straucheln kam. „Vorsicht Kleiner.“, ein höhnisches Lachen erklang und hallte an den leeren Wänden des Lagers wieder und Sam sah sich eilig nach der Lampe um die er in seinem Schwung verloren hatte. Doch bei dem Aufprall war sie ausgegangen und er kniete sich vorsichtig hin, tastete mit seinen Händen umher und fluchte innerlich als er nichts fand. Durch die wenigen Fenster fiel nicht genug Licht um die Halle zu beleuchten und seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt. „Sam!“, der Angesprochene blickte auf, sah in die Richtung aus der, der Ruf kam und wusste das sein Bruder noch keinen Weg gefunden hatte. „Und was genau soll das hier werden?“, fragte er in den Raum hinein und stand langsam und bedacht wieder auf. Wo er kein Licht mehr hatte, musste er mit der Orientierung anhand der Stimme Vorlieb nehmen. „Fängst du eine Konversation mit mir an Winchester? Vielleicht sollten wir dann auch deinen Bruder dazu holen?“ In Sam stieg allmählich Wut auf. Er hatte diese dummen Spiele so satt! Er und Dean waren keine Spielzeuge die man nach Belieben auf dem Schachbrett der Hölle hin und her schieben konnte! „Jetzt hab ich aber die Schnauze voll!“, fluchte Dean, trat noch einmal gegen die Stahltür und wandte sich dann auf dem Absatz um, um wieder aus dem Gebäude zu rennen. Während er lief rang er um seine Beherrschung, zwang sich zur Kontrolle und ein kalter Glanz legte sich auf seine Augen. Er durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Er wollte Sam nicht allein lassen. Er wollte in der Nähe bleiben, doch er wusste das er seinem Bruder so keine Hilfe war und ihn auf diese Weise sicher nicht raus holen konnte. Alles ihn ihm begann zu schreien als er sich von ihm entfernte. Er musste sich beeilen. Sam war allein mit diesem verdammten Vampir! Schmerzvoll verzog Sam das Gesicht und keuchte auf als er von der Wand abprallte und hart auf dem Boden aufkam. Dem Vampir zu drohen hatte sich als dumme Idee herausgestellt, aber solange er ihn beschäftigen konnte, konnte Dean sich einen Weg einfallen lassen sie hier heraus zu holen. Er musste die Aufmerksamkeit des Ungeheuers weiter auf sich ziehen um davon abzulenken das er einen von den Winchester-Brüdern außer Acht gelassen hatte. „Du wirst sterben.“ Sam schluckte und sah auf, noch immer ins Dunkle starrend. Von draußen her kamen keine Geräusche mehr durch und er wusste das Dean schon längst nicht mehr vor der Tür stand. Er würde einen Weg finden, so lange musste Sam dieses Monster beschäftigen. „Nein.“, flüsterte er, kaum mehr in der Lage aufzustehen und zwang sich dennoch mühevoll hoch. „Das werde ich nicht.“ Sam hörte ein tiefes Grollen, ehe er wieder den Sog an sich spürte und quer durch den Raum geschleudert wurde. Sich bewusst das jede kleine Sekunde entscheidend war, rann Dean an der Außenseite des Lagers entlang. Sam's Schreie drangen bis zu ihm hinaus durch die Wände der Halle und er verbannte jeden Anflug von Panik, verbot sich jeden Gedanken, jeden Zweifel. Er atmete tief ein und lief einige Meter vom Fenster zurück. Der Spielerei überdrüssig krallten sich die Nägel des Vampirs in Sam's Jacke fest. Widerwillig aber kaum in der Lage sich zu wehren lies sich Sam hoch zerren und sah direkt in die leuchtenden Augen seines Feindes. Einen Moment lang war er versucht die Augen willenlos zu schließen, aber er wusste das noch lange nichts verloren war. „Das war's dann wohl.“ Sammy lächelte ganz leicht als ein bekanntes Geräusch an seine Ohren drang und nickte leicht, soweit wie es ihm eben möglich war. „Für dich schon.“, antworte er und sah wie der Vampir misstrauisch seine Augenbrauen zusammenzog, als mit einem Mal der ohrenbetäubende Knall von zerberstendem Glas erklang und tausende von Scherben die Luft erfüllten. Mit einem Mal zog Sam seine Beine hoch, stemmte sie gegen die Brust des Vampirs und nutze den Schwung um sich nach hinten abzustoßen. Wissend was sein Bruder vor hatte lies sich Sam zu Boden fallen, rollte sich halbwegs ab um schlimmeres zu vermeiden und blieb regungslos unten liegen. „Das Essen fällt heute aus!“, zischte Dean wütend ehe er mit einem Schwung ausholte und dem Dracula-Verschnitt gnadenlos den Kopf von den Schultern schlug. Der Jüngere hob den Kopf, beobachtete wie der Kopf einige Meter rollte und schließlich zwischen seinen ausgebreiteten Beinen landete. Angewidert verzog er das Gesicht, lies sich allerdings wieder zurückfallen als die Überreste in Flammen aufgingen. Schwer atmend schmiss Dean das blutbesudelte Glas achtlos aus seinen Händen und stürzte zu dem Verletzten. „Alles okay?“. Dean lies sich neben seinem Bruder auf ein Knie runter und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Sam! Ist alles in Ordnung?“ Mit einem mal spürte er wieder das Herzrasen, seinen schnellen Puls. „Sam!“, rief er ungeduldig und drehte den Kopf des Jüngeren zu sich. Seine Augen weiteten sich für einen Augenblick und er spürte bereits die verdammte Schlinge die sich mehr und mehr um seinen Hals zuzog und ihm das atmen erschwerte, bis Sam sich endlich regte. „Hey.“, flüsterte der nun leise, nicht in der Lage etwas anderes zu sagen oder auch nur ein klein wenig lauter zu sprechen. Erleichtert lies Dean den Kopf sinken und schloss für einen Moment die Augen, atmete so ruhig wie er nur konnte weiter um dem Idioten nicht zu zeigen was für Sorgen er sich gemacht hatte, nur weil der Kleine nicht rechtzeitig reagierte. Schwer öffnete er die Augen wieder als Sam leise und schmerzhaft aufstöhnte. „Geht es?“ Der Jüngere nickte nur erschöpft. „Blutergüsse, Platzwunden, ich glaub er hat mir die Schulter ausgerenkt – aber sonst wohl alles okay.“ Dean zuckte mit der Schulter und sah sich um. „Wäre ja nichts neues.“, seufzend half er dem anderen auf die Beine und legte sich den gesunden Arm des anderen um die Schulter um ihn zu stützen. „Ich hasse Vampire.“, Sam schmunzelte leicht über den Kommentar und sah ihn von der Seite her, noch immer lädiert aber umso erleichterter, an. „Ich dachte du hasst Flugzeuge.“. Dean schüttelte sich theatralisch und ging langsam los. „Ich hasse Flugzeuge und ich hasse Vampire.“, korrigierte er sich und hörte das leise Lachen das ihn langsam wieder zur Ruhe kommen lies. „Und Vampire in Flugzeugen?“, geradezu panisch hob er den Kopf und sah den Größeren an als hätte dieser soeben den Verstand verloren. „Wo bist du denn mit dem Kopf aufgeschlagen? Das ist überhaupt nicht lustig!“ Sam lachte nur wieder und humpelte neben Dean zum Ausgang zurück, während er noch einen Blick über die Schulter warf. „Dean?“ „Mmh?“ Fragend sah er den Kleineren an und nickte angedeutet in die Richtung aus der sie gerade kamen. „Hast du dich ernsthaft durchs geschlossene Fenster geworfen?“ Sam wusste das ihn mittlerweile nichts mehr verwundern sollte, nicht in diesem Job, nicht in dieser Familie. Dennoch kam er nicht umhin sich in Gedanken auf die Knie zu werfen und dem Himmel zu danken das er wenigstens noch Dean hatte. Er wusste das Dean alles für ihn tun würde und er selbst war bereit jederzeit für ihn zu sterben. In solchen Momenten überkam Sam auch der Gedanke das es völlig gleich war wie oft er sich rechtfertigen würde, wie viele unschlagbare Beweise und Argumente er vorlegen würde um seinem großem Bruder zu beweisen das er erwachsen geworden war. Es würde sich dennoch nichts ändern, nicht in dieser Hinsicht und so surreal der Gedanke auch war, war es doch etwas was Sam ungemein beruhigte. Denn wie viel Schaden Veränderungen bewirken konnte wussten er und Dean nur zu gut, als einzig verbliebene Winchester. Dean blickte stolz auf und warf ihm sein übliches, lässiges 'Ich-weiß-das-ich-toll-bin'-Lächeln entgegen. „Na klar Sammy, das hätte MacGyver nicht besser machen können!“ Sam verdrehte leicht die Augen. „Es ist Sam.“, murrte er wider seiner kaum verstrichenen Gedanken, gab dann aber mit einem leichten Lächeln nach und lies sich die Geschichte von Dean's Standpunkt und seiner großen Heldentat nochmal ausführlich in allen Details erzählen. - „Wieso werf ich mich auch durchs Fenster?!“, knurrte Dean leise und sah noch einmal in seine Spiegelung, die eine lange Wunde von der Mitte seiner Brust bis zu seinem Schulterblatt aufwies. Er seufzte leise und schüttelte den Kopf. Im Grund genommen wusste er doch wieso er das getan hatte. Er wusste, hätte er bloß das Fenster eingeschlagen und wäre dann hindurch gesprungen, hätte der Vampir zu viel Zeit gehabt. Zeit um Sam wegzustoßen und Dean anzugreifen, Zeit um Dean's Angriff zu blocken, Zeit um zu verschwinden oder auch die nötige Zeit um Sam zu - Ruckartig blickte er auf und warf seinem Abbild und damit sich selbst einen vernichtenden Blick zu. 'Denk nicht einmal daran!', drohte er sich selbst in Gedanken und starrte sich einen Augenblick lang an. Er hatte zu viel verloren, zu viel aufgegeben. Niemals würde er es jemanden gefahrlos gestatten Sam's Namen und das Wort 'tot' in einem Atemzug zu nennen. Niemandem, und erst recht nicht sich selbst. Sein Blick wanderte an sich hinab und er betrachtete die Wunde noch einmal eingehend ehe er nach dem Verbandsmaterial griff. Nur eine Wunde, vielleicht auch eine Narbe. Eine weitere die ihm immer wieder beweisen würde was er nicht bereit war aufzugeben. Sam's Blick wanderte zur Badezimmertür als Dean wieder heraustrat. Stirnrunzelnd beobachtete er wie sein Bruder nach einem frischen Hemd griff und es sich überwarf. „Was hast du vor?“, fragte er irritiert, denn der Ältere hatte sich bereits vorhin umgezogen als er aus der Dusche getreten war. Dean mochte sich für James Dean halten – wobei Sam gar nicht über die Diskussion über den Namensvergleich nachdenken wollte – doch in der Regel zog sein Bruder sich nicht mehrmals am Tag um. Der Ältere sah auf während er das Hemd zuknöpfte und schenkte dem Jüngeren ein leicht anzügliches Lächeln. „Ich geh aus.“ Sam seufzte frustriert auf. „Wir jagen Dämonen, Geister und etliche andere Monster, riskieren tagtäglich unser Leben und Mister Dean Winchester findet noch immer die Zeit sich den Ladies zu widmen.“, Sam wusste auch ohne hinzusehen das der Kleinere von beiden ein dreistes Grinsen auf den Lippen hatte und wand sich wieder ganz seinem Laptop zu. „Natürlich Sammy. Das hält Leib und Seele bei Laune und ich muss doch für unseren nächsten Job ausgeruht und entspannt sein. Und ich kann mich doch nicht den Ladies vorenthalten, was wäre ich denn dann für ein Held?“, Sam hob nur dezent eine Augenbraue, verkniff sich noch gerade den Kommentar und fuhr desinteressiert mit dem Finger über das Touchpad. „Ich warte nur auf die erste Vaterschaftsklage.“, murmelte er und stützte sein Kinn auf die freie Hand ab während er die neusten Nachrichten überflog. „Gib's zu Sammy. So ein kleiner Dean-Junior-“, Dean hob theatralisch die Arme und blickte an die Decke. „Ja.“, er schnaubte selbstzufrieden und sah dann wieder den Rücken des Jüngeren an. „So einer fehlt der Welt.“ „Es heisst Sam.“, korrigierte der andere reflexartig, wusste genau das er es heute mindestens fünf Mal betont hatte und die anderen Male einfach ignorierte. „Und gerade so einer fehlt der Welt noch. Die Welt verträgt schon kaum den einen.“, erwiderte er, durch seine abgestützte Hand am Kinn, etwas dumpf und öffnete eine neue Seite. „Soll ich das arme Mädchen etwa hängen lassen? Nachdem sie sich so viel Arbeit gemacht hat und uns die Polizeiakten besorgt hat?“ Sam runzelte die Stirn, hob den Kopf wieder an und sah über die Schulter. „Die?“ Dean warf sich seine Jacke über, zwinkerte seinem kleinen Bruder noch einmal verheißend zu und war aus der Tür ehe noch eine weitere Frage gestellt werden konnte. „Dean!“, rief er ihm hinterher, doch er erwartete auch gar keine Antwort mehr. Schnaufend lies er sich zurückfallen und starrte einen Moment die Eingangstür an. Sie beide waren so unterschiedlich. Im Grunde genommen gab es kaum etwas in dem sich sich einig oder ähnlich waren. Weder Musik, Hobbies noch ihren Geschmack was Frauen anging. Während Sam sich eher zu den ruhigen, sanften und süßen Mädchen hingezogen fühlte, war Dean immer hinter den temperamentvollen, wilden Schönheiten her. Ein Casanova ohnegleichen, das war er schon zu ihrer Schulzeit gewesen aber Sam wusste auch das sein großer Bruder den Mädchen nichts vormachte. Sam schnaufte belustigt und lies sich in seinen Stuhl zurücksinken, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen einen Moment. „Wobei es doch eigentlich umgekehrt sein müsste. Zumindest vom Charakter her müsste er hinter den Sanften her sein und ich hinter den Leidenschaftlichen.“, flüsterte er leise und schüttelte dann aber seine Gedanken ab. Er war müde, die Wunden machten ihm noch zu schaffen und allzu früh würde Dean nicht mehr auftauchen, was hieß das er sich noch getrost einige Stunden hinlegen konnte. Solche Gedanke brachten sie nicht weiter. - Inzwischen war Dean's Aufmerksamkeit nur auf die eine Person fixiert, die ihn mit strahlend blauen Augen entgegen blickte und nun schon seit über einer Stunde schamlos alle Register des Flirtens zog. „Und wann reist ihr wieder ab?“, fragte sie interessiert und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch, lehnte sich beinahe beiläufig leicht hinüber. Eine geradezu normale Reaktion. Insbesondere wenn sie damit ihr - wahrscheinlich sehr sorgfältig ausgewähltes - Top mit dem schönen Ausschnitt noch besser zur Geltung kommen lassen konnte. Dean schmunzelte verrucht und ahmte ihre Haltung nach, lehnte sich ebenfalls etwas weiter vor und senkte die Stimme ein wenig. „Kommt ganz drauf an wie lange du mich noch erträgst.“ Sie lächelte, nicht weniger verheißend als er, zuckte leicht angedeutet mit der Schulter und lehnte sich elegant wieder zurück. Dean verkniff sich ein leises auflachen. Er kannte dieses Spielchen nur zu gut. Anlockend und dann doch wieder vornehm zurückhaltend. „Und wo führt dich deine Reise jetzt hin?“. Dean dachte nur den Bruchteil einer Sekunde über ihre Frage nach. Lügen waren Bestandteil ihres Jobs und so musste er nicht lange darüber nachdenken was er ihr auftischen sollte. Er zuckte leicht mit dem Mundwinkel und machte es sich wieder bequemer. „Wir machen Urlaub. Wahrscheinlich ein oder zwei Wochen in Texas.“ Nun anscheinend ernsthaft überrascht, sah sie ihn an und blinzelte mehrere Male, ehe sie lächelte. „'Wir'? Meinst du etwa dich und deinen Bruder?“ Leicht verwirrt zog Dean die Augenbrauen minimal zusammen und nickte ihr wie selbstverständlich zu. „Ja. Warum überrascht dich da so?“ Sie lachte sanft und leise, hob ihre Hand und strich sich eine der schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr. „Ich kenne nicht viele Geschwisterpaare die sich verstehen und mir fällt spontan nicht eines ein das auch noch den Urlaub zusammen verbringen würde.“ Dean senkte seinen Blick, sah auf die Tisch und lehnte den Kopf leicht zur Seite, ehe er wieder aufblickte und sie durch funkelnde Augen hindurch ansah. Er hatte sicher nicht erwartet das sein kleines Date an diesem Abend ein Gespräch über ihn selbst und Sam beinhalten würde. „Wir sind nicht irgendein Geschwisterpaar. Wir sind -“, angestrengt versuchte Dean auf eine passende Bezeichnung zu kommen oder zumindest eine Umschreibung. Etwas was auch nur ansatzweise verdeutlichen konnte was Sammy ihm bedeutete. Doch da war nichts und so griff er auf die einzige Betitelung die passend schien und doch für sie beide scheinbar mehr aussagte als für den Rest der Welt. „Wir sind eben Brüder.“ „- und euch sehr nah.“. Seinerseits nun verblüfft, sah er auf und betrachtete für einen Moment das warme Lächeln auf ihren Lippen, ehe er lediglich nickte und auf weitere Zugeständnisse und Erklärungen verzichtete. Doch offenbar war sie ganz anderer Meinung und dem Winchester fiel nicht zum ersten Mal auf das sich ihr netter Flirt gerade in ein ernsthaftes Gespräch wandelte. „Ja, das sieht man euch an. Ihr habt sicher viel durchgemacht, soetwas schweißt natürlich zusammen.“ Von Sekunde zu Sekunde fühlte Dean sich unbehaglicher und jegliches Interesse an dieser Frau verabschiedete sich mit jedem Wort das ihr über die Lippen kam. Dennoch lächelte er ihr gewinnend zu und verschränkte auf dem Tisch die Hände locker ineinander. „Jede Familie hat mal schwere Zeiten. Das ist doch normal.“ „Ja, das mag sein.“, mit einem Mal kicherte sie leise und er kam sich mittlerweile unglaublich albern vor jedes Mal nachfragen zu müssen worauf sie hinaus wollte oder warum sie nun lachte und so blickte er sie nur fragend an. „Entschuldige, es ist nur – Du bist der ältere, nicht wahr?“ Dean konnte sich wirklich nicht daran erinnern an welcher Stelle und zu welcher Minute sie beschlossen hatte ihn genauer kennenlernen zu wollen, doch er war sich mittlerweile sicher das dieser Abend nirgendwohin führen würde. „Ja, das stimmt. Wie kommst du denn darauf?“, die meisten glaubten das Sam aufgrund seiner Größe der ältere war. Es war selten das jemand erkannte das er es allerdings war. Sie zuckte leicht mit der Schulter und warf sich die Haare in einer fließenden Bewegung über die Schulter. „Man sieht es dir an. Jedes Mal wenn das Gespräch auf deinen Bruder übergeht, wandelt sich dein Blick. Du hast dann etwas kaltes in den Augen, als wenn du jedem zeigen wollen würdest das man vorsichtig sein soll mit dem was man sagt. Wenn nicht das, dann wird dein Blick weicher.“ Dean dachte einen Moment daran ob das wahr sein könnte, doch woher sollte er auch wissen wie sich sein Blick veränderte wenn jemand von Sam sprach? Es war ja nun nicht so das er jederzeit einen Spiegel parat hatte um das Ganze zu überprüfen. „Na ja,“, erwiderte er und zuckte, nun doch etwas ernster als zuvor mit der Schulter. „Was man sich jahrelang antrainiert hat, lässt sich nicht einfach so wieder abstellen. Ich kann doch nicht zulassen das ihm etwas passiert.“ Eigentlich wollte er lediglich das Klischee vom 'großen Bruder' mit diesem Satz unterstreichen und ein angeberisches Lächeln aufsetzen, doch selbst ihm fiel auf das die Worte viel ernster über seine Lippen kamen und das, das Lächeln nur ein halbherziger Versuch war die Ernsthaftigkeit dieser Worte in den Schatten zu stellen. Sie nickte bestätigend und obwohl sie Dean nicht unsympathisch geworden war, bezweifelte er das sie auch nur im Ansatz nachvollziehen konnte was er damit meinte. „Lass mich raten. Du hast ihm versprochen, dass du nicht zulässt das ihm etwas passiert.“, beinah entsetzt blickte Dean auf, doch sie fuhr unbehindert fort. „Kennst du eigentlich den Film 'Findet Nemo'?“ Völlig verdattert blickte er sie an als wenn ihr ein zweiter Kopf gewachsen wäre und er zweifelte insgeheim langsam aber allmählich an dem Verstand dieser Frau. „Bitte?“ Sie lachte und bekam mit einem Mal ein viel jugendlicheres Aussehen als sie vergnügt zwinkerte. „Der Vater gibt dem Sohn, nachdem die Mutter und die Geschwister verstorben sind, das Versprechen das er niemals zulässt das seinem Kleinen etwas passiert. Da wird dann darauf erwidert 'Das ist aber ein komisches Versprechen. Du kannst doch nicht zulassen, dass ihm nie etwas passiert. Dann passiert ihm doch nie etwas.'“ Sie sah ihm an das dieses Zitat irgendetwas in ihm ausgelöst hatte, doch ehe sie nachfragen konnte begann sein Handy zu klingeln. „Entschuldige,“, sagte er nur schnell und eher beiläufig und nahm ab ohne vorher auf den Display gesehen zu haben. Er wusste wer es war, auch ohne die angezeigte Nummer überprüfen zu müssen. Sam hätte niemals angerufen. Er hätte nicht angerufen. „Was ist passiert?“, verlangte er augenblicklich zu wissen, innerlich schon auf das Schlimmste vorbereitet. „Ich brauche dich.“, Dean erblasste als er den schwachen Ton in Sam's Stimme wahrnahm und sprang sofort auf und rannte davon, ohne seiner Begleitung noch einen Blick zu zuwerfen. Tbc Selene Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)