Heartiness the Key von DreamingAngel (-which leads you into Glorie) ================================================================================ Kapitel 11: Wie gewinnt man einen Wettkampf? -------------------------------------------- Kapitel 11: Wie gewinnt man einen Wettkampf? Meine Freunde und deren Familien waren zu erst in den Gasthof oder das Hotel gegangen, während meine Mutter und meine Schwester sich dazu entschieden haben mir erst auf die Farm zu folgen. Sie hätten den Tag über noch genug Zeit ihr Gepäck zum Gasthof zu tragen. Während der ganzen Zeit spürte ich Blicke in meinem Rücken und konnte mir dieses stechende Gefühl nicht erklären. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich schuldig. Hatte ich irgendetwas gemacht, was ich nicht hätte tun sollen? „Mutter?“ Meine Mutter sah mich mit einem fröhlichen Lächeln an. „Was ist es Schatz?“ Sie lächelte. Ich konnte ihre Erleichterung in den Augen sehen. Sie musste sich unglaubliche sorgen um mich gemacht haben, während sie nicht genau wusste wie es um mich steht. Umso mehr noch funkelten ihre Augen vor Freude, als sie das riesige Feld sah. Es wird der Himmel für sie sein, wenn sie all diese Pflanzen zum wachsen bringen durfte. Vielleicht erkannte sie nun wieder, dass alles was je über mich gesagt wurde, im Bezug auf meinen Vater eine Lüge sein musste. Ich war das Kind meiner Mutter. Aber hatte ich nicht versprochen, mich nicht mehr selbst zu belügen. War es richtig meine Gefühle nun zu verstellen? Meine Mutter war stark, oder? Wen nannte man den Mutter? Die Frau die über dich wachte, dich beschützte und dich liebte. „Ich muss einen Fehler gemacht haben.“ Sie sah mich kurz etwas überrascht an. „Ich fühle mich nicht gut. Irgendwas habe ich falsch gemacht.“ Sie sah mich an, dann unsere Umgebung. Claire und Jill musterten uns still. „Chelsea-Schatz. Hast du hier irgendjemanden vielleicht besonders gern?“ Ein ernster Blick traf mich. „Ja.“ „Dann frage ich mich, wie er wohl auf die Umarmung reagierte, die du Tsukasa gabst.“ Mir fuhr es eiskalt über den Rücken. „Aber...“ Sie sah mich streng und tadelnd an. Was hatte sie mir gleich nochmal gesagt. Männer sahen Dinge anders als Frauen. Wenn es für mich nur eine eher geschwisterliche Basis war, dann war es für Vaughn vielleicht ein Stich ins Herz. Aber doch nur wenn er mich auch so...mochte. „Entschuldige mich bitte!“, sagte ich panisch und war schon wieder in der Dorfmitte. „Ich wusste doch, du kommst zurück.“ Sofort erkannte ich die Stimme Tsukasas vom Gasthof her, doch obwohl ich normalerweise sauer gewesen wäre, war es mir im Moment komplett egal. Wie musste sich Vaughn fühlen? Das alles nur so gut geklappt hatte, war dank ihm und er würde heute gehen. Ohne auf Tsukasa zu antworten lief ich in Richtung Tierladen. „Suchst du mich?“ Beinahe automatisch hielt ich in der Bewegung inne und fuhr herum. Vaughn wollte wohl gerade den Wald besuchen, als ich diesen Blitzeinfall hatte. Aufgeregt hechelnd sah ich ihn an. Warum war ich nur schon außer puste. Eigentlich da würde so ein Sprint sich nicht ein Mal bemerkbar machen. Doch in diesem Moment folgte Schlag auf Schlag. Mein Herz schien durch den Brustkorb brechen zu wollen. „Vaughn!“, rief ich und er sah mich unverändert an. Was sollte das denn? Gott wie peinlich einfach so laut nach ihm zu rufen. Doch meine Beine setzten sich von alleine in Bewegung. „Ich hab was vergessen.“ Während der gesamten Begrüßungsszene lag mir ein Stein im Magen. Über die ganze Zeit hatte ich mich gefragt, wie es war wenn Chelsea nicht mehr jeden Mittwoch und Donnerstag in den Tierladen kam um Milch abzuliefern oder mir etwas gekocht zu haben. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, am liebsten hätte ich diesem Tsukasa die Eingeweide herausgerissen. Es war offensichtlich, dass er es gewesen war, der sie verletzt hatte. Doch in diesem Moment lag sie in meinen Armen. „Tut mir Leid. Das alles so gut geklappt hat, dass ist deinetwegen gewesen. Danke!“ Mein Herz wäre ihr fast in die Hände geflogen, doch ich faste mich wieder. Als etwas scheinbar sogar für sie unerwartetes passierte. „So was nennt man bei euch also Freundschaft.“, rief sie gehässig. Sie, deren Stimme ich am wenigsten heute hören wollte. „Oh Gott ich muss kotzen.“, entgegnete ich gespielt geekelt. „Was machst du denn schon hier? Bist du so wenig von dir überzeugt, dass du deine Rivalen vorher erst noch ausspionieren musst?“ „Sei nicht albern, ich war nur neugierig, was du großartig schon auf die Reihe bekommst. Nichts wie ich sehe. Du hast dich wahrscheinlich nur wieder an jemanden geklammert, der dir hilft.“ Ganz unrecht hatte sie nicht, aber das würde ich Jane nicht auf die Nase binden. „Chelsea ist Diejenige, die mir zu erst zur Hand gegangen ist.“ Überrascht über diesen Einschub sog ich die Luft ein. „Das stimmt. Ich habe Chelsea um ihre Hilfe gebeten.“, meckerte Mirabelle völlig empört darüber, was Jane gesagt hatte. „He -hey. Das ist Jane, wir haben uns nie verstanden. So eine große Sache ist das nicht.“ „Woran liegt das wohl. Sie wissen wohl nicht wie du sonst so warst.“ „Wie war ich denn!?“ „Das wüsste ich allerdings auch gerne.“, völlig ohne Vorwarnung stand meine Mutter im geschehen. „Sind sie ihre Eltern?“ Die beiden angesprochenen nickten. „Wie kommt ihre Tochter dazu, die meine als Schlampe zu bezeichnen?“, fauchte sie und ihr stand die Wut ins Gesicht geschrieben. „Oh weia.“ „Na weil sie eine ist!“, fauchte Jane zurück, doch nicht ungestraft. Claire war hinter Mutter aufgetaucht und trat Jane gehörig gegen das Knie, während ihre eigene Schwester nur da stand und Nichts tat. Ich musste mir auf die Lippe beißen nicht laut los zu lachen, während Vaughn hinter mir die Kurve kratzte. „Das ist Wettkampfbehinderung.“ „Wettkampf- was?“, fragte ich lachend nach. „Komm, warum trittst du mir nicht auch gegen das Schienenbein. Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich deswegen verlieren würde?“ Chelsea war wohl alles andere als beliebt gewesen in der Stadt aus der sie kam. Ich frage mich wie sie es dann anstellte immer zu Lächeln und weiter zu machen. Einfach die Zähne zusammen zu beißen und eine Ranch zu schmeißen. Ein Mal mehr wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich ihr völlig übereilt etwas an den Kopf geschmissen hatte und sie es nicht einmal böse aufgefasst hatte. Außerdem konnte sie immer ohne es zu bemerken das richtige machen, ohne es zu wissen. Mein Weg trieb mich noch tiefer in den Wald als sonst, wo wunderschöne Blumen am Wegrand blühten. Wenn Chelsea den Wettbewerb gewinnen würde, dann würde ich ihr eine schenken. „Wie absurd, der Gedanke ihr Blumen schenken zu wollen.“, wisperte ich leise vor mich hin. „Doch, mach das!“ Ich fuhr erschrocken herum und sah Jennifer, die schmunzelnd hinter mir stand. „Bitte?“ Ein Blick, wie der den junge Hunde hatten, traf mich und drängte mich beinahe zurück. „Was, wieso?“ „Na weil Chelsea dich doch lieb hat.“ Fast hätte ich ihr widersprochen, dabei war es die Brünette selbst gewesen, die mir sagte, das sie mich lieb hat. „...“ „Vaughn, ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du Chelsea magst, dann schenkst du ihr diesen Blumenstrauß, okay?“ „Kann ich sie nicht mögen, ohne ihr Blumen zu schenken?“ Sie wandte sich ab und ging. „Kannst du, aber woher soll sie es dann wissen, wenn du einfach gehst, während sie mit alten Rivalen diskutiert. Wenn du wortlos verschwindest, wenn sie fröhlich ihre alten Freunde begrüßt. Wie soll sie es wissen, wenn sie dich jeden Tag mit Milch beschenkt und du ihr Nichts als Gegenleistung zukommen lässt. Freunde brauchen keinen Grund sich zu beschenken. Aber ich glaube, dass es viele Menschen gibt, für die du Konkurrenz bedeutest und die es deswegen anders aufnehmen.“ Konkurrenz, ich? Für wen? Für Tsukasa? Oder wen meinte sie? Damals hatte ich nicht den blassesten Schimmer, aber das sollte sich schon bald ändern, denn als ich den Wald wieder verließ sah ich sie in einer Menschentraube von überwiegend Jungen stehen. „Mach dir keine Gedanken, Chelsea. Den Wettkampf gewinnst du!“, feuerte Elliot sie an. „Du musst viel Kalzium essen!“, schlug Denny vor und schenkte ihr einen Fisch. „Oh? Danke!“ „Ich weiß nicht ob es hilft. Aber man sagst das Schokolade die nerven beruhigt. Probier es aus, bevor du in den Wettkampf gehst.“ „Aber Elliot, dass ist doch noch 2 Wochen hin!“ „Unterschätz deine Gegner besser nicht. Bevor du antrittst, koche ich dir ein super Gourmetgericht.“, prahlte Pierre, der dabei aussah wie ein kleiner Junge, der einen Luftballon geschenkt bekommen hat. Aber was hätte ich ihr sagen können. „Sie schafft das auch so.“ „Vaughn! Sagst du etwa, wir sollen sie nicht unterstützen?“ „Ich sage nur, dass Chelsea keine Hilfe braucht, um ein Turnier zu gewinnen.“ Warum die umstehenden mich so hasserfüllt anguckten, war mir egal. Aber was mir wirklich etwas bedeutete war: „Danke. Mutter sagte immer Vertrauen sei das beste Geschenk von allen vor einem Wettkampf. Du feuerst mich doch aber an, oder?“ „Ich werde dir die Daumen drücken.“ Freude strahlend ging sie auf mich zu und drückte mir etwas in die Hand. „Hier, die sind für die Überfahrt. Meine Mutter hat sie gemacht, sie sollten einfach nur super schmecken.“ „Gibst du mir wieder etwas das für dich bestimmt war? Dann bleibst du lieber von den Mienen entfernt“ „Nein, dieses Mal war es wirklich für dich gedacht.“ Überrascht sah ich sie an. In ihr Lächeln. Ihr unerschütterliches Lächeln. „Na gut. Ausnahmsweise. Man schlägt die Geschenke einer Lady nicht ab.“ „Gut so, meine Mutter kann eine Tyrannin sein.“ „Diese Tyrannin versohlt dir gleich den Hintern. Jennifer und Jill sind schon beim Training, magst du nicht auch mal los?“ „Uwah! Und ob!“ Chelsea huschte an ihrer Mutter vorbei auf den Hof. „Danke.“, sagte ich und zog mir den Hut tiefer ins Gesicht. „Keine Ursache. Chelsea sagte mir in ihren Briefen, dass du immer eine lange Reise hast, wenn du auf die Insel kommst und 2 Tage später immer wieder zurück fährst.“ Chelsea erwähnte mich in ihren Briefen? Das Training würde schwer werden. Meine Mutter war eine Sklaventreiberin, die wusste das Yosaku eine Menge vertrug. Sie ließ mich jeden Tag bis in die tiefe Nachtstunde schuften und noch alleine Runden um das ganze Dorf laufen. Jane sah mich immer an, als würde sie mich fressen wollen. Shea hatte Angst und Respekt entwickelt, Yosaku gegenüber, den er nicht besiegen konnte. Er hatte versucht das Pferd hochzuheben und wurde von Yosaku fast zetrampelt. Das Pferd war lieb und hatte mit keinem ein Problem. Es war topfit und Gesund. Aber es war schon vorher ein Springpferd und hatte einen außer ordentlichen Reiter gehabt, der leider während eines Wettkampfs gestorben war, weil er auf Yosaku einen Herzkrampf erlitt. Der junge Mann war ein Klassenkamerad in der Mittelschule gewesen, deshalb musste ich mich einfach um sein Pferd kümmern. Anfangs hatte mich meine Allergie gegen Pferde fast umgebracht, doch dann ging sie langsam zurück. Yosaku hatte nicht verstanden, warum sein Besitzer nicht mehr kam, um nach ihm zu sehen, doch hatte sich recht schnell in mich verliebt. Aber an seinen vorherigen Reiter kam ich nicht heran. Um dieses Turnier gewinnen zu können, müsste ich besser werden. Sonst würde dieses Top-Pferd meinetwegen verlieren. Am Dienstag Abend dann ritt ich mit Yosaku viel weiter als wir es sonst immer getan hatten. Die Berge waren ein super Ort um mich zu verbessern. Ich hatte Angst, oft Angst. Besonders Höhenangst. Yosaku jedoch war anders als andere Tiere. Es hieß wenn der Besitzer unsicher war, dann übertrug sich das auf ihre Tiere. Doch Yosaku war anders. Er hatte keine Angst, wenn ich es hatte. Im Gegenteil sein Wirren war wie aufmunternde Worte. Wie ein Trost. Oft war ich inzwischen im Stall neben ihm eingeschlafen und das Pferd wärmte mich im Stroh und knabberte und pustete durch meine Haare um mich aufzuwecken. Selbst im Regen trieb Mutter uns raus und Yosaku blieb stark. Es beklagte sie niemals. Fragte nicht nach Leckerlis, sondern war stolz und stark. Der Hengst hatte mehr Disziplin als Mutter und Taro zusammen. Auf dem unebenen bröckligen Boden blieb es starkem Schrittes und geleitete geschmeidig um jede Kurve. Kurven die es noch nicht kannte erkundigte es vorsichtig. Es war so, als gäbe es mich gar nicht, als hätte das Pferd keinen Reiter, sondern einen eigenständig denkenden Kopf. Doch im Regen und im dichten Nebel drehten wir auf einer größeren Fläche doch um und wollten zurück reiten. Der Nebel wurde dichter. Regen im Sommer brachte ständig Nebel mit sich. Von Zeit zu Zeit wurde ich unsicherer nicht zu wissen, wo wir waren und hielt plötzlich an. Durch den Wolkenbruch war mein Partner schon vollkommen durchnässt und mit der Zeit auch erschöpft, sodass ich es für besser hielt abzusteigen und den Weg zu ertasten, oder vielleicht eine Pause einzulegen. Jedoch ritt ich ausschließlich immer ohne Sattel und fand beim absteigen keinen festen halt. So war es unvermeidlich, dass ich, als mir klar wurde, dass neben Yosaku kein fester Weg mehr war, in ein ungewisses weißes Nichts fiel. Ich hörte Yosakus entsetzliches schreien und klagen, doch ich fand keinen Halt. Nichts zum festhalten und der Schrei erklang aus immer weiterer ferne, bis ich zuletzt einen schreienden Schmerz fühlte und in mir zusammen brach. Monotones schwarz legte sich über den weißen Totenschleier und zog mich aus dem bewusst sein in eine kühle leere. Chelsea und Yosaku waren gestern nicht mehr zurück gekommen und der Nebel hatte sich erst am frühen Mittwochmorgen verzogen. Niemand wusste was passiert war. Claire saß auf dem Bett ihrer Schwester und weinte bittere Tränen mit Joe, dem Hund im Arm. Ihre Mutter stand am Küchentresen und schnitt geistesabwesend schon einige Zeit an einem Rettich, der bald zu Pulver wurde. Ein wunder, dass sie sich noch keinen Finger abgeschnitten hatte. Ob sie das überhaupt merken würde. Meine Angst stieg immer weiter, während Jennifer sich draußen abmühte ihrer Sorge nicht zu weitem Raum zu lassen. Wenn Chelsea nicht gewinnen würde, dann müsste es einer von uns tun. Aber was wäre wenn Chelsea etwas zugestoßen war? Besorgt verließ ich die Stube und ging hinunter ins Dorf. Es war 5 Uhr morgens. Keine Uhrzeit um den ich jemanden erwartete. Doch genau das, womit ich nicht gerechnet hatte geschah. Vaughn schlich durch die dunkle stille Nacht auf dem Dorfweg entlang. „Richtig, heute ist Mittwoch.“, dachte ich mir und rannte ihm entgegen. „Vaughn.“, flüsterte ich und meine Stimme klang belegter als sonst. Ich konnte die ganze letzte Nacht nicht schlafen und auch am Tag davor war ich ständig beunruhigt gewesen. Könnte etwas mit Chelsea passiert sein? Oder warum suchte mich Jill so früh am Morgen schon auf. „Was ist?“ „Chelsea ist gestern auf den Berg geritten, als der Nebel sich zuzog und seit dem nicht mehr zurück gekommen.“, keuchte sie angstvoll. Meine Vermutung hatte sich also bestätigt. „Ich werde nach ihr sehen, wenn du meine Arbeit bei Mirabelle erledigst. Schaffst du das? Das Kisten einräumen ist eine ewige Schinderei.“ „Das kann ich schon irgendwie.“ Ich nickte ihr zu und hielt sofort Kurs auf den Wald. Hinter ihm lagen die Berge, die sicherlich einige Gefahren und Tücken darboten. Irgendwo da draußen war Chelsea und kam nicht zurück. Ob sie sich im Nebel wohl verlaufen hatte. Ob sie vielleicht sogar gestürzt war? Die Berge waren rutschig und somit noch gefährlicher als sonst. Gegen sieben Uhr hatte ich die Mienen erreicht und war die schmalen Wege entlang geschlendert. Für einen Menschen war der Weg noch gerade groß genug, für ein Pferd gehört es einiges dazu diese Wege entlang zu traben. Wenn sie eine scharfe kurve geritten hatte, dann wäre es ein leichtes gewesen über den Rand hinunter zu stürzen. Fragwürdig war ob sie diesen Weg überhaupt gegangen war, aber wenn sie den anderen Weg eingeschlagen hatte , dann würde sie ganz bestimmt leicht wieder zurück finden. Der andere Weg führte zum Gipfel und war kaum zu verfehlen. Vielleicht war sie im Nebel aus versehen diesen Weg geritten und konnte auf diesem schmalen Weg nicht mehr zurück. Dann ist sie ein hohes Risiko eingegangen. An der Wand entlang tastete ich mich voran. Für einen Cowboy war es keine große Sache. Aber wie sah es mit Chelsea aus? Saß sie irgendwo fest und hatte Angst? Der Boden war rutschig und erlaubte es mir nur sehr langsam zu schleichen. Nie zuvor bin ich ein Risiko für jemanden eingegangen. Nie zuvor habe ich einen Sinn daran gesehen, jemandem zu helfen. Und nun tat ich das schon zum zweiten mal. Steine bröckelten vom Wegrand ab und fielen geräuschvoll in die Tiefe, wenn ich auch nur ein wenig auf dem rutschigen Boden den halt verlor. Wie hätte ein Pferd hier entlang reiten können? Zweifel plagten mich auf meinem Weg, als sich ein Steinschlag ankündigte. Geröll zwang mich einen Satz zurück zu machen und schlug ein gewaltig klaffendes Loch vor mir in den Weg. Nicht schnell genug konnte ich aufstehen, um nicht mit dem bröckligen Boden zu fallen, da brach auch schon der Vorsprung unter mir weg. Es war schon Vormittag und dank Elliots Hilfe waren wir bereits fertig mit den Kisten einräumen, doch Vaughn war mit Chelsea noch nicht zurück gekommen. Unruhe breitete sich im Dorf aus. Tricia ließ sich ihre Sorge nicht mehr anmerken und versuchte den Rest der Truppe zu beruhigen. Felicia und Taro unterstützten sie dabei, aber ich wollte mich partout nicht beruhigen. Jasmin neben mir knabberte an meiner Schulter und stupste mich leicht an. „Ich weiß. Meiner Cousine muss etwas passiert sein. Chelsea bleibt nicht einfach weg. Sie weiß das wir uns sorgen machen.“ „Sie hat sich bestimmt nur verlaufen.“, sagte Tsukasa freundlich. Ob er mir diese gute Laune nur vorspielte oder ob er sich sorgen machte, war nicht zu erkennen. War ihm seine Exfreundin egal geworden. „Und wenn nicht?“, fragte ich ruhig. Ich wollte es nicht sein die den Streit anfing. Das Dorf würde wieder in Aufruhr geraten. Alles stand und fiel mit Chelsea. Mir ist vorher nie Bewusst gewesen, dass wie viel auf ihren Schultern lag. Wenn es jemand anderes gewesen wäre. Chelsea wäre losgezogen um ihn zu finden und alle hätten ihr vertraut. Dann war es vielleicht, weil Vaughn hier kein hohes Ansehen genoss. Vertraute ihm hier keiner? „Was willst du machen? Es bringt Nichts wenn wir uns nun alle der Gefahr aussetzen.“ „Du hast Recht. Vaughn ist völlig ausreichend, er wird alles daran setzen Chelsea zu finden. Das vermute ich nicht nur das weiß ich! Weil er sie für mich schon ein Mal gerettet hat!“ Alles drehte sich zu mir um. Was damals passiert war hatten wir für uns behalten, um diesen Aufruhr zu vermeiden. Aber dieses Mal war es anders. Das Misstrauen was Vaughn entgegengebracht wurde, machte mich wütend. „Chelsea ist schon mal gestürzt und hatte Fieber bekommen, aber Vaughn ist die Mienen hinunter geklettert und hat sie herausgezogen. Er hat sogar ihre Arbeit am nächsten Tag übernommen, anstatt eine Pause zu machen. Ich gehe noch einen Schritt weiter, ich sage das seine Kraft und Erfahrung unsere bei weitem übersteigt. Er ist ein Cowboy. Und zwar ein guter!“ „Dann ist doch alles gut, oder?“, fragte Tsukasa. Sein Lächeln war etwas verebt. Ob er das als Angriff verstanden hatte? Es war einer. Aber gegen alle, die Vaughn misstrauten. Für mich und Chelsea war er immer ein Freund gewesen. Seit dem Tag an dem er die Mienen hinunter geklettert war um sie zu retten, genoss er mein vollstes Vertrauen. Mir war klar gewesen, dass keiner im Dorf das geschafft hätte. Vaughn war stärker..., mutiger... Er war der Mann den Chelsea liebte. Kein andere darf es sein. Und kein anderer konnte es sein. „Jill hat recht. Vaughn ist niemand der zurück kommt ohne alles versucht zu haben. Er wird mit Chelsea zurück kommen.“, bestätigte Taro. „Oder gar nicht.“, warf ich ein um zu bestärken, dass Vaughn nicht eher aufgeben würde. „Ich glaube nicht, dass es alles von ihm abhängt.“, widersprach Tricia. „Chelsea ist meine Tochter. Ich kenne sie seit Kindesbeinen an. Was ihr Vorgeworfen wurde, würde sie niemals auf sich sitzen lassen. Sie klammert nicht. Sie kann sehr gut loslassen wenn sie mochte. Sonst wäre sie nicht bis hier her gekommen. Alleine!“ Ich nickte. Ich hatte Chelsea während der ganzen Zeit geholfen, aber das hätte sie auch locker alleine geschafft. Besonders jetzt konnte man das sehen. Wo all ihre Freunde die Arbeit verrichteten, die sie sonst alleine Tätigte und Nebenbei noch anderen bei ihrer Arbeit hilft. Für sie wären die Kisten genauso wenig ein Problem gewesen wie für Vaughn. Aber ich hatte Elliot gebraucht. „Ich bin mir jetzt sicher. Meine Cousine ist mir der wichtigste Mensch auf Erden, dass war mir schon vorher klar. Aber was mir jetzt klar ist, ist das sie zurück kommen. Es ist nicht so, als wäre sie Tot. Das ist niemals passiert. Chelsea würde sich nicht erlauben zu sterben, bevor sie ihr Ziel nicht erreicht hat. Und selbst wenn sie sich was gebrochen hat oder sogar ins Komma fällt, dann wacht sie wieder auf. Sie wird sich zusammen reisen und weiter machen. Genauso wie sie sich nochmal umentschieden hat, als sie eigentlich schon aufgegeben hatte. Als ich aufgab..., konnte ich nicht alleine wieder aufstehen. Ich hatte Chelsea. Und sie wird mich haben. Wenn sie wieder da ist, und das bezweifle ich nicht, dann werde ich hier sein und ihr mit all meiner Kraft helfen. Dafür brauche ich meine Nerven noch!“ Taro sah mich entschlossen an. „Denn Chelseas Traum, ist auch mein Traum. Diese Insel wird weiter leben.“ Er nickte. „Das ist unser aller Traum geworden und wir leben ihn durch Chelsea.“ „Denn nur sie kann die Träume anderer so gut leben, als wäre es ihr eigener. Dann wird sie auch ihren Traum erfüllen.“, beendete ich. „Chelsea ist schon mal vermisst worden.“, sagte Claire nun. Alle sahen wir zu ihr und lauschten gespannt was sie uns erzählte. „Damals habe ich mein Armbändchen verloren, was sie mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte so viel Angst es zu sagen und sie wollte mir einfach ein neues kaufen. Aber ich wollte dieses, also lief ich los um es zu finden. Auf halben weg kam Chelsea hinterher und hat mir gesagt ich müsse warten. Ich wartete bis zum nächsten Abend und sie kam nicht wieder. Erst am übernächsten Tag kam sie mit Blassuren und Schürfwunden zurück. Mit dem Armbändchen, was was am ende gerissen war. Damals sagte sie, dass wenn ich wollte, sie es wieder ganz machen würde. Das alles nur, weil ich kein neues wollte. Keine andere große Schwester macht so etwas.“, erzählte sie und lächelte stolz. „Stimmt, keine andere würde nach Italien fahren und anstatt zu schimpfen eine kleine Jugendherberge mieten und all ihre Ersparnisse für das angestrebte Studium aufs Spiel setzen um mit einem Urlaub machen. Nicht weil man weggelaufen ist.“, weinte ich und meine Tränen fielen bis zum Boden. „Keine andere lächelt beständig so tapfer und versteckt ihre Schmerzen hinter einem unerschütterlichem Lachen, um anderen keine Sorgen zu bereiten. Keiner anderen bedeutet das Lachen anderer mehr noch, als die eigene Psyche.“, sagte Jennifer. „Keine andere verzeiht einem, wenn man vergisst ihr am Valentinstag etwas zu schenken, sagt das man sie hasst und beständig kühl von seinen eigenen Fehlern absieht, wenn man ihr die ihrigen immer vorhält.“, sagte schlussendlich auch Tsukasa und sah starren Blickes in die Runde. Er hatte frei zugegeben, dass er es war, der ihr den Finalen Schlag versetzt hatte. Hatte sich einem Dorf ausgeliefert, dass Chelsea inzwischen mehr als alles andere liebte. Er wusste es. Die ganze Zeit wusste er es und hat still vor sich hin gelitten. Er wusste um seine Fehler und nicht, wie er es hätte wieder gut machen können. Stets gab er sich kühl. Wollte vielleicht sogar, dass Chelsea ihn hasste. Oder wusste einfach nicht was er tat. Vielleicht war er in Chelseas Schatten eingegangen. So wie ich es war, als ich nie wusste, wie man so einem Menschen hilft, der immer nur für andere lebt. Bis sie hier her kam und ihr helfen konnte. Aber wie viel war ich ihr wirklich eine Hilfe? Wo sie doch stets alles alleine gekonnt hätte. Sie brauchte mich doch jetzt bereits nicht mehr. Oder doch? Ich war auf dem kalten Felsvorsprung aufgewacht. Gut in 350 Meter Höhe konnte ich Yosaku sehen. Ich muss ganz schön hart aufgekommen sein. Mein linkes Bein spürte ich bereits nicht mehr. Auch aufstehen war unmöglich geworden. Ich hatte mir das Bein gebrochen und hing nun irgendwo im Nichts fest. Ich konnte nicht mal sagen, wie lange ich geschlafen hatte. Das müde Pferd stand oben ganz ruhig und wartete auf seinen Reiter. Es hatte sich nicht vom Fleck bewegt, obwohl es ganz bestimmt tot müde war. Schon wieder hatte ich allen anderen Sorgen bereitet oder würde es noch tun. Wie würde ich mit einem gebrochenem Bein den die Farm leiten? Wie dumm von mir. Und der Wettkampf? Wenn Jill und Jennifer wegen der Arbeit auf dem Hof nicht teilnehmen können würden, dann würde ich mir das nie verzeihen. Niemals! Stille Tränen gingen mir über die Wange und wärmten sie ein klein wenig. Mir war kalt und meine Klamotten klebten unangenehm an meinem Körper. „Verdammt!“, schrie ich und gab mich meinen Tränen hin. Sie liefen ohne Unterbrechung über meine Wangen und fielen anschließend an meinem Kinn hinab. „Verdammt!!!“ Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es war vorbei. Dieses mal konnte ich mir Nichts mehr vormachen. Ich würde alleine nicht mehr hier raus kommen. Ich war aus Hilfe angewiesen. War wieder ein Klotz am Bein. „So ein Mist...“, flüsterte ich und gab schlussendlich die Hoffnung auf. Mit Mühe und Not hatte ich es geschafft mich an einem Felsen festzuhalten und kletterte nun den Berg hinunter. Irgendwo wird schon noch ein Vorsprung auftauchen. Ich konnte meine Wunden Hände schon gar nicht mehr spüren und meine Arme schmerzten vor Anstrengung, aber aufgeben würde ich deswegen schon lange nicht. „Ich darf nicht.“, redete ich mir immer wieder ein. Mein Gefühl wurde immer stärker. Für jedes Mal das ich mir das sagte. Ich musste sie beschützen. Musste Chelsea beschützen. Wann es passiert ist, wusste ich nicht. Aber sie war für mich eine wichtige Person geworden. Jemand der mir all das gab, was mir über mein ganzes leben gefehlt hatte. Familie, Freunde und Freude. All diese Dinge, die für sie immer selbstverständlich schienen es aber nie gewesen waren. Sie hatte noch schlimmeres erlitten als ich. Ihr durfte es nicht so ergehen wie mir. Wenn dieses Kind ihr Lächeln verlor, würde für mich eine Welt zusammen brechen. Die erste und einzige Welt die ich mir aufgebaut hatte. Die sie mir aufgebaut hatte. Angestrengt und völlig fertig tastete ich mich weiter nach unten, als ich links von mir in der Ferne Yosaku auf einem Vorsprung stehen sah. Er stand dort vollkommen still und regte sich nicht. Vorsichtig änderte ich meine Richtung nach links und kam dem Pferd näher. „Verdammt!!!“ Chelseas wütenden, traurigen Worte erreichten mein Ohr. Ich konnte ihren Schmerz bis in meine Glieder fühlen. Es vereiste mich plötzlich und fast hätte ich losgelassen, so fremd war mir dieser Ton in Chelseas Stimme. Sie litt. Schnell und dennoch vorsichtig trieb es mich nach links, wo ich über dem Weg los ließ. Auf dem etwas breiterem Weg lief ich schnellen Schrittes zu dem Pferd. Der Boden war fest. Fest genug um auf ihm zurück zu reiten. Neben Yosaku angekommen sah ich Chelsea in fast 4 Meter Entfernung auf einem Vorsprung sitzen. Sie war tatsächlich gestürzt. „Chelsea!“ Vollkommen überrascht streckte ich meinen Kopf nach Oben und versuchte etwas zu erkennen, was durch meinen Tränenschleier aber sinnlos blieb. Jemand wickelte etwas um Yosaku und glitt anschließend an diesem etwas, das ein Seil gewesen sein musste nach unten. Ein Seil? Aber das konnte doch dann nur einer sein. Die Tränen lösten sich aus meinen Augen und gaben den Blick auf ihn frei. Vaughn war gekommen. Vaughn war hier um mich zu retten. Schon wieder. Was er wohl über mich denken musste. „Gott sei dank, ich habe dich gefunden. Weißt du eigentlich wie lange ich dich schon suche.“ Ich sagte diese Worte einfach so. Es war das erste mal, dass ich meinen Gefühlen Sprache verlieh. Normalerweise behielt ich so etwas für mich. „Es tut mir Leid.“, schluchzte sie und rieb sich mit den Händen durch die Augen. „Ich weiß es doch. Ich weiß doch wie schrecklich ich bin!!“, schrie sie und konnte wohl nicht mehr aufhören zu weinen. Aber wovon redete sie da? Es machten sich bestimmt schon alle sorgen und das nicht, weil sie so schrecklich ist. Konnte Chelsea echt so schlecht von sich denken? „Ich mache allen immer nur Kummer. Meine Mutter musste aus meinem Geburtsort ziehen, während sie mit Claire im 8 Monat war, weil ich meinem Vater so ähnlich war. Keiner konnte mich im Ansatz leiden. Es wäre so viel leichter gewesen mich abzugeben und sie hat diesen beschwerlichen Umzug auf sich genommen, um mich zu behalten. Fast wäre sie an der Geburt gestorben.“, weinte sie. Sie hatte ganz plötzlich angefangen zu erzählen. Von einfach allem und ich hatte durch ihr Lächeln nie erkennen können, welche Schmerzen sie beständig in ihrem Herzen verschlossen hatte. „Chelsea.“, rief ich doch sie schüttelte bloß den Kopf und redete weiter. „Claire hätte so viele Freunde machen können, wenn sie sich nicht so an mich geklammert hätte. Keiner wollte in mein Gesicht sehen, wenn ich ständig dieses Falsche Lächeln aufsetzte. Aber sie wich nicht von meiner Seite.“ „Sie ist deine Schwester. Sie liebt dich so wie du bist! Genauso wie deine Mutter es tut. Es ist nicht deine Schuld, wenn andere dich nicht so leiden können wie du bist!“ „Und was ist mit Jennifer? Sie und Jane waren Freunde gewesen, bevor ich neu in die Klasse kam.“ „Jennifer legt sicherlich mehr Wert darauf mit dir befreundet zu sein, als mit so dummen Waschweibern, die nur durch das leben kommen, in dem sie von ihrer eigenen Giftigkeit ablenken!“ „Alle..., sie alle... Jill hat ihre Schule geschmissen und ihre Familie und Freunde zurück gelassen, weil ich es nicht alleine geschafft hätte.“ „So ein Schwachsinn, sie ist gekommen, weil sie sich schuldig fühlt. Du hast sie doch gerettet, oder stimmt das nicht? Warst du es nicht, die sie aus ihrer Dunkelheit gezogen hat. Warst du es nicht, an der sie sich klammern konnte. Sie und deine anderen Freunde haben Angst um dich. Sie machen sich sorgen, weil sie deine Stärke bewundern und keinen Schimmer haben, wie sie jemandem helfen können, die ihnen in so vielen überlegen ist! Chelsea wir lieben dich, so wie du bist.“ „Und wenn ich irgendwann nicht mehr Lächeln könnte. Wenn ich das irgendwann nicht mehr könnte. Was wird dann aus mir. Wer mag mich dann noch?“ Ihre Frage stach mich direkt durchs Herz. Hab ich selber nicht eben noch gedacht, dass ich alles verlieren könnte, wenn sie nicht mehr Lächeln würde. Trug Chelsea etwa alles bewusst auf ihren Schultern und erstickte unter der ganzen Last. „Dein Lachen..., ist mein Leben.“, sagte ich eingestehend und sah zu wie ihre hilflosen, vor Leid zitternden Augen mich ansahen. „Und um dieses Leben und somit dein Lachen zu beschützen, werde ich dich beschützen. Ich brauche dich, weil ich vorher nicht wusste, was Leben ist. Die Gefühle und Gedanken anderer waren mir egal, aber dass hast du geändert. Du bist mir nicht egal!“ In meinen Armen war sie so zerbrechlich wie Glas und so unbeständig wie Sand. Der sonst so starke Stein im wilden Meer war zu Sand zerfallen. Eine Art und Weise in der ich Chelsea nicht sehen wollte. Redete sie sich deswegen ein nicht weinen zu dürfen, redete sie sich deswegen ein keine Schwäche zeigen zu dürfen. „Vaughn... ich liebe dich.“ Meine Augen weiteten sich und ich sah zu ihr hinab. „Aber du kannst mir nicht helfen.“ Wie sie das meinte, war mir nicht klar. Meinte sie damit, dass ich ihr wichtig war? „Wenn du weinen musst, dann kannst du immer kommen und dich an meiner Schulter anlehnen. Versprochen!“ „Das sagen sie alle.“ „Aber ich bin nicht alle und du weißt das. Du hast mich immer gesehen wie ich bin, nicht wie ich mich gebe.“ Ich sah bei Seite als ich das sagte und sah ihre Hand nicht kommen, die mir den Hut vom Kopf nahm. „Sag mir das nochmal, ohne deine Emotionen zu verstecken.“ Ich schluckte. Sie nahm mir den einzigen Schutz den ich hatte. So muss es für sie sein, wenn sie nicht lachen konnte. „Ich werde dich beschützen.“, sagte ich und sah ihr ernst in die Augen, als sie mir einen unvergesslichen Anblick bot. Obwohl die Tränen immer noch ihre Wangen runter liefen, formte sie ihre schmalen bebenden Lippen zu einem Lächeln. „Mein Lächeln... ich will es nicht verlieren. Ich darf nicht. Das habe ich ihm versprochen. Meinem Vater. Er war ein Dieb und ein Verbrecher, aber er hatte ein gutes Herz, sonst hätte Mutter ihn nicht geliebt. Ihm musste ich versprechen. Das ich mein Lächeln nie verlieren würde. Wenn es irgendwann wieder von Tränen unterdrückt wird, dann musst du es mir zurück bringen, okay?“ Ohne recht zu realisieren was ich da überhaupt tat, schloss ich meine Arme fest um sie und drückte sie in an meinen Oberkörper. Der Geruch der mir in die Nase strömte war Erdbeere. Nach ein paar Minuten die ich sie so im Arm hielt, musste ich sie ein wenig von mir drücken und sie erinnern, dass es einige Menschen gab, die sich nun sicher sorgen machten, doch sie schüttelte sich auffallend stark und sah mich angsterfüllt an. „Ich hab mir das Bein gebrochen.“ „Kein Problem ich trage dich.“ „A-aber ich habe doch...“ „Was?“ „Höhenangst.“ „Dann schau mir in die Augen.“ „Wie soll ich mich auf deine Augen konzentrieren, wenn du mich Huckepack nimmst?“ „Dann schließ die Augen und denk an sie.“ „Gut. Dann seh ich mir sie so lange an biss ich sie mir vorstellen kann.“ Wieder ein paar Minuten vergingen, bis ich uns am Seil hochziehen konnte. Das Seil brannte zwischen meinen Wunden Händen, doch wenn ich fiel, würde ich Chelsea mitnehmen, daher, würde ich auf gar keinen Fall loslassen. Nichtmal wenn es brennen würde wie Lava es vermutlich täte. Oben angekommen half ich ihr von hinter auf Yosaku. „Du hast einen verdammt treuen Partner.“, lobte ich, während ich mich hochzog. „Du musst dich kurz gut festhalten, ich werde unter ihm nach vorne klettern.“ „Nicht nötig. Ich reite.“ Vollkommen perplex sah ich sie an, doch dass konnte sie nicht sehen, da sie ihren Blick stur nach vorne gerichtet hatte. „Halt dich fest. Der vorherige Besitzer hat Yosaku geritten, bis er auf ihm gestorben ist. Ich werde nicht länger in seinem Schatten stehen. Bis her hatte ich immer Angst, dass ich wenn ich mehr tat, als Yosaku ein Reiter zu sein, ich ihn zurückwarf. Aber nicht einmal das war ich. Ich saß ständig nur auf ihm auf. Von reiten konnte nicht die rede sein. Bis zum Wettbewerb werde ich seine Meisterin!“ Ich konnte das leuchten in ihren Augen, aus ihrer Stimme hören. „Du wirst also trotz des gebrochenen Beines teilnehmen? Du sitzt ja nicht mal ordentlich auf, womit willst du ihn lenken?“ „Mit meinem Becken, wie man das normalerweise auch macht. Ich hab vielleicht nur halbe Kraft, aber ein richtiger Reiter, kontrolliert nicht mit Kraft, sondern Geschmeidigkeit. Das Pferd spürt jede kleine Veränderung, deshalb war ich immer sehr zurückhaltend, dass ist nun vorbei. Yosaku, tut mir Leid, dass du so lange warten musstest. Du hast immer alles gegeben, um dich an die Zeit mit deinem Meister zurück zu erinnern und ich habe dir nicht das Gefühl gegeben, dass es wieder so sein könnte, aber jetzt bin ich bereit. Bereit dich so zu führen, wie er es getan hat. Ich kann es spüren. Er hatte gewusst, dass er sterben würde und er hat bis zum Schluss, das getan, was sein Traum war. Er hat ihn bis zum Schluss gelebt.“ Das waren also die Vorbilder, die Chelsea sich aussuchte. Kein Wunder, dass sie daran zerbrach ihnen näher zu kommen. Und genauso könnte es mir gehen, wenn ich versuchte Chelsea nach zu eifern, doch das machte Nichts. Ich würde nicht aus Angst darüber deprimieren, sondern einfach alles geben. „Wie meintest du das eigentlich mit deinem Satz von vorhin?“ „Welchem?“ „Dem: Ich liebe dich.“ „...Nun, darf man seine Freunde nicht lieben?“ „Verstehe. Etwas anderes hätte mich gewundert.“ Yosaku ging geschmeidig um jede Kurve. Chelseas kraftvolles atmen verriet mir, dass sie wirklich alles gab, um nicht untätig zu bleiben. „Ist es so abwegig?“ „Ich weiß nicht. Warum?“ „Weil ich mir überlege es zu tun.“ Darauf wusste ich Nichts mehr, deswegen sagte ich auch Nichts weiter. Ich sah die Brücke zur Dorfmitte und die Personentraube vor Taros Haus und trieb Yosaku gegen meine Schmerzen noch weiter an. „Chelsea!“, rief Julia völlig fertig und alle liefen sie auf uns zu, als wir gerade über die Brücke trabten. „Entschuldigt bitte, ich bin abgestürzt und hab mir das Bein gebrochen.“, erklärte ich während Vaughn hinten abstieg. „Mutter, Vaughn hat sich die Hände aufgeschürft als er mich retten wollte. Können wir das irgendwie versorgen?“ „Natürlich.“, sagte ich mit Tränen in den Augen und umarmte Vaughn bevor sie ihn an der Schulter nahm und in Mirabelles Tierladen schob. „Yosaku, bring uns Chelsea bitte auch. Ihr Bein muss sofort behandelt werden.“, fügte Mirabelle hinzu und zog das Pferd am Zügel ein Stück, bis: „Wow, du kannst ein ganzes Dorf in Aufruhr versetzen aber nicht reiten. Echt geschickt.“ Das ganze Dorf schien sich erbost zu Jane umzudrehen, doch bevor ich etwas sagen konnte. „Halt deinen großen Mund!“, rief Claire und stapfte mit Zornes röte im Gesicht auf die Andere zu. „Was denn. Sie hat nur ein gutes Pferd. Reiten kann sie nicht. Keiner von euch kann es richtig reiten und Chelsea kann eh nicht mehr an dem Turnier teilnehmen.“ „Aber genau das werde ich tun.“, trotzte ich ihr. Worüber keiner froh war. Doch ich zog Yosaku herum und trabte zielstrebig auf sie zu. „Auf ein gutes Match.“, sagte ich und hielt ihr meine Hand hin. „Ich sagte ich könnte dich mit einem gebrochenen Bein bezwingen, erinnerst du dich? Also werde ich das jetzt auch, sonst wäre ich wirklich nur ein Dummschwätzer, der klammert und Nichts selber kann. Aber das bin ich nicht. Mein Fehler das ich das nie unter Beweis gestellt habe. Ich werde nicht weglaufen.“ „Und sie wird gewinnen!“, riefen sowohl Jill, als auch Claire im Chor. „Sei nicht albern, so etwas kannst du nicht machen.“, schrie Taro und wurde rot im Gesicht, vor Wut über meinen Leichtsinn. „Mutter? Ich habe versprochen mein Lachen zu behalten. Erinnerst du dich. Mein Vater hätte nicht gekniffen!“ Ihr Gesicht wurde blass, doch sie nickte und lächelte anschließend. „Recht hast du, Cutie.“, sagte sie mit der Wortwahl die mein Vater getroffen hätte. „Dein Väter hätte nie vor einer Herausforderung gekniffen.“ Claire grinste breit und feuerte mich an: „Zeit den ungläubigen zu zeigen, dass wir eine starke Familie sind! Du weißt schon wie das mit dem Armbändchen.“ „Achso..., das Armband. Ja, da hast du vollkommen recht. Ich hab auch eins.“, sagte ich und zeigte ihr das Armband von Jennifer unter meinem Arbeitshandschuh. „Du trägst das echt?!“, fragte Jennifer mit Tränen in den Augen. „War es dafür nicht gedacht.“ Jane ging ohne meine Hand geschüttelt zu haben. Was auch immer. „Wenn du gewinnst, Chelsea. Dann schenke ich dir einen Blumenstrauß.“, erreicht es mein Ohr. Er sagte das, ganz offen in die Runde. Wenn er bloß wüsste wie viel mir das bedeutete. „Du meinst wohl: Nachdem du gewonnen hast, schenke ich dir einen Blumenstrauß. Eine andere Möglichkeit gibt es gar nicht. Ich werde gewinnen.“ Nach schweißtreibender Arbeit und vielen Schmerzen beim ständigen Einmassieren der Gelenke und Knochen stand nun endlich der Wettkampf bevor. Mutter ließ mich extra lange schlafen. Zum Schluss musste ich mir sogar schon vor dem eigentlichem Turnier das Pferd satteln um noch pünktlich zu kommen. Auf meinem Weg traf ich auf Vaughn und Denny. Denny hatte Vaughn seine Hilfe angeboten, doch der hatte ihn zurück gewiesen, sich nicht in seine Angelegenheiten einzumischen. Wie er eben so ist. „Was ist es denn?“, fragte ich. „Oh, Chelsea. Ich habe meinen Werkzeugkoffer hier verloren, aber du gehst nun besser zum Wettbewerb.“ „Ach was. Erst mal dein Koffer.“, sagte ich strahlend und er verwies mich in eine Richtung in der ich suchen sollte. „Hab es!“ „Das ging aber schnell. Aber jetzt gehst du besser.“ „Ich hoffe du hast noch die Zeit einen Blumenstrauß zu pflücken.“ „Erst gewinnen.“ „Danach pflücken wir gemeinsam einen, okay?“ „Das habe ich schon deiner Schwester versprochen.“ Mit einem Lächeln ritt ich meinem Sieg entgegen. Kinderspiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)