Seven years from now von Ninjagirl ================================================================================ Kapitel 15: Reanimation ----------------------- Ich werde versuchen, Updates jetzt samstags und mittwochs zu halten. ------------ "Far away This ship is taking me far away Far away from the memories Of the people who care if I live or die Starlight I will be chasing the starlight Until the end of my life I don't know if it's worth it anymore Hold you in my arms I just wanted to hold You in my arms My life You electrify my life Let's conspire to ignite All the souls that would die just to feel alive But I'll never let you go If you promised not to fade away Never fade away" (Muse - Starlight) Als Ayumis Hiobsbotschaft einen Monat her war, gingen Touya und Shindo das erste Mal wieder gemeinsam in eine Bar. Touya wollte Shindo danken und mit ihm reden und er wollte endlich nicht mehr in der Wohnung rumhängen, also wählte er eine Bar, die fast eine Stunde von ihrer Wohnung entfernt war. Er ließ Shindo fahren, weil er nicht das Gefühl hatte, sich auf den Verkehr konzentrieren zu können. "'Beach paradise'?" las Shindo vor, als sie vor dem Laden ankamen, den er ausgesucht hatte. Shindo sah skeptisch aus und Touya zuckte nur mit den Schultern. Er war noch nie hier gewesen, das qualifizierte die Bar mehr als alles andere. Er wollte nicht mehr an Orte gehen, mit denen er Ayumi verband, deshalb die weite Entfernung. Es hatte eine Weile gedauert, bis er etwas gefunden hatte, zu dem Panda mitkommen durfte. Der junge Hund, der mittlerweile kein Welpe mehr war – Touya hatte gar nicht mitbekommen, dass er gewachsen war, während er getrauert hatte – hatte ihm nur jaulend den Platz vorne neben Shindo überlassen. "Jetzt komm schon", murmelte er ungeduldig und ging an Shindo vorbei in den Laden. Sie wurden von einer Schönheit im Bikini begrüßt, obwohl draußen schon kühle Temperaturen vorherrschten. "Aloha", lächelte sie ihnen entgegen und nahm Touya und Shindo auf je eine Seite, um sie zu einem Strandkorb zu geleiten. Sie schritten durch hellen Sand, der Touya an eine Südseeinsel erinnerte, und im Strandkorb angekommen reichte die Dame ihnen die Karten. Touya streifte Schuhe und Socken von den Füßen und grub seine Zehen in den weichen Sand, der sanft darüber rieselte. Er lehnte sich zurück und betrachtete Shindo. Der Meijin war dünner geworden, es sah irgendwie ungesund aus an ihm. Sogar sein Gesicht sah magerer aus als noch vor einem Monat. Noch dazu hatte er seit längerem tiefe Schatten unter den Augen und ab und an hustete er ungesund. Touya hatte ihn lange nicht mehr wirklich angesehen. Die letzten Wochen hatte er wie durch einen Schleier wahrgenommen, an viel konnte er sich nicht mehr erinnern. Er wusste noch, dass Shindo oft mit ihm im Bett gelegen und ihm etwas erzählt und ihn gestreichelt hatte. Ohne Shindo wäre er vermutlich einfach vor sich hin vegetiert, hätte nicht gegessen oder getrunken, sich nicht gewaschen, das Bett bis jetzt nicht verlassen. Er wusste, dass die Sache auch an Shindo genagt hatte und war umso dankbarer für die Unterstützung. "Bestell du für mich", meinte er zu Shindo und dieser schürzte lächelnd die Lippen, während er die Karte studierte. "Betrinken wir uns heute?" fragte der Meijin und blätterte weiter zu den Cocktails. Touya schüttelte den Kopf. In der Laune, in der er gerade war, sollte er nicht zu viel trinken, das konnte einfach nicht gut enden. Die Kellnerin kam wieder vorbei. "Was kann ich euch bringen?" fragte sie und ihre überaus weißen Zähne blitzten im simulierten Sonnenlicht. "Einen B&B und... Vodka Sour bitte." Sie nickte, nahm ihm die Karte ab und ging. Auch Shindo zog Schuhe und Socken aus. Panda sah aufmerksam zu. Er hatte die für Shindo nervige Angewohnheit, ihm immer die Füße zu lecken, wenn sie in Reichweite waren, also vergrub auch er seine Füße bis zu den Knöcheln im Sand. Pandas gespitzte Ohren sanken wieder nach unten. "Tut mir leid, dass ich dein Bett so lange blockiert habe. Du hast schon lange keine Frau mehr abgeschleppt", meinte Touya spitzbübisch. Sie hatten ewig keine Partie Go mehr gespielt, also konnte er nicht sicher sein. "Mir war nicht danach", erwiderte Shindo und deutete ein Lächeln an. Touya seufzte innerlich. Anscheinend war Shindo angeschlagener, als er erwartet hatte, das konnte man nicht mit seichten Witzen kitten. Sie sollten unbedingt eine Partie spielen, wenn sie wieder in der Wohnung waren. "Was passiert jetzt?" fragte Shindo nach einer Weile. Touya kaute auf seiner Unterlippe herum. Davor hatte er sich gefürchtet: an die Zukunft denken. Er wollte keine Pläne schmieden, denn in diesen Plänen würde Ayumi nicht vorkommen. Er musste ohne die Liebe seines Lebens planen, dieser Gedanke schmerzte immer wieder. "Den Meijin habe ich aufgegeben... Aber Mitte Dezember ist der Ouza fällig. Ansonsten... habe ich mir nichts überlegt. Ich denke allerdings darüber nach, im Januar oder Februar nach Korea zu fliegen um Yongha zu besuchen. Das wäre bestimmt gute Ablenkung." "Korea klingt gut. Wir könnten zusammen ein Hotelzimmer nehmen und ich –" "Ich wollte alleine fliegen", murmelte Touya. Shindo sah ihn überrascht an. "Oh." Betretene Stille machte sich zwischen ihnen breit, bis der Blonde sich räusperte. "Na gut, dann... kann ich ja in der Zeit wieder mit anderen mein Bett füllen. Du sagst ja eh immer Nein." Shindo grinste schelmisch und Touya lächelte zurück, weil er froh war, dass der andere langsam wieder scherzte. Tatsächlich hatte ihm Shindo schon eine ganze Weile keine gemeinsame Nacht mehr vorgeschlagen. Ihre Getränke kamen schnell und sie stießen klirrend an. Mal wieder hatte Shindo genau die richtige Wahl für ihn getroffen, denn Touya mochte keine süßen oder bitteren Drinks. Vodka Sour war perfekt, erfrischend und angenehm. "Ich habe noch eine Menge Kram von ... ihr. Vielleicht könnten wir es morgen zusammenpacken und du bringst es ihr?" Shindo nickte. Touya hatte ursprünglich vorgehabt, um Ayumi zu kämpfen. Er hatte es sich wirklich vorgenommen, aber immer, wenn er das Gespräch im Kopf durchspielte, blieb da kein Schlupfloch. Er sollte so bleiben, wie er war, er sollte weiter Go spielen, aber gleichzeitig sollte es ihm nicht mehr wichtig sein. Nicht mehr Go zu spielen hätte ihn genauso zerstört wie diese Trennung. Doch was konnte Touya sonst tun, wenn Ayumi nicht glücklich war? Er würde immer Termine haben, die er nicht absagen konnte, und ab und zu würde sich der Zeitplan ändern. Er hatte sich immer ergeben in dieses Schicksal gefügt, aber da hatte er auch keine Lebensgefährtin gehabt. Es gab keine Möglichkeit, Ayumi hatte selbst gesagt, die Trennung sei für immer. Er musste es akzeptieren. Dass die Liebe seines Lebens vertan war, ihn nicht mehr wollte. Er würde weiterleben, das hatte ihm der letzte Monat bewiesen, obwohl er sich nur die Hälfte der Zeit lebendig gefühlt hatte. Es gab noch andere Dinge, für die man leben konnte, wie Shindo und Go, aber es würde lange dauern, bis er verstehen würde, dass Ayumi jetzt nicht mehr zu diesen Dingen gehörte. Denn sie wollte nicht, dass sein Leben ihr gehörte. Touya seufzte und versuchte, diese Gedanken abzuschütteln. Es würde ihm gut tun, Japan für eine Weile zu verlassen, auch von Shindo brauchte er etwas Abstand nach dieser langen Zeit, die sie so nah beieinander verbracht hatten. "Naja, jedenfalls... dachte ich, ich mache endlich mal was, zu dem du mich schon vor einer Weile überreden wolltest." Shindos Gesicht schnappte nach oben und er sah Touya mehr als überrascht an. Touya musste leicht grinsen. "Lass uns in einen Club gehen." ~x~ Das war zwar im ersten Moment nicht unbedingt der Wunsch gewesen, den Shindo am liebsten erfüllt bekommen hätte, aber im Nachhinein meinte er zu Touya, dass der Abend wirklich sensationell gewesen war. Panda hatten sie nach der Bar nach Hause gebracht, dann hatte Shindo den Club wählen dürfen. Touya war nie in einem Club gewesen, deshalb verband er damit auch keine schmerzlichen Erinnerungen. Er hatte zwar kaum Rhythmusgefühl, stellte aber fest, dass sich sowieso niemand um sie beide scherte, also ließ er sich von der Musik tragen und bewegte sich träge. Zu Hause angekommen kam er wieder mit zu Shindo, sie stolperten atemlos lachend in die Wohnung und fielen dann nebeneinander auf die Couch. Shindo holte kurz darauf seine Cocktailausrüstung hervor und mixte ihnen noch etwas Kühles. Er lehnte sich über die Sofalehne zu Touya und reichte ihm eines der Gläser, bevor sie anstießen. "Danke für den Abend, Touya", lächelte er, bevor er einen Schluck nahm. Als sie später ins Bett taumelten, wusste Touya, dass Shindo wieder versuchen würde, ihn rumzukriegen. Er merkte es daran, wie der andere ihn ansah. Was auch immer Shindo sich dachte: Touya schien irgendwie in seiner Sammlung zu fehlen. Sie lagen wieder nebeneinander, die Beine miteinander verschränkt und der Meijin stützte den Kopf auf einen Arm, während er mit der anderen Hand wieder Touyas Seite entlang und über die Haare strich. Aber er tat es nicht wie in den letzten Wochen; nach einer Weile hielt er inne, um Touya auf die Stirn zu küssen. Seine Hand wanderte zu Touyas Shirtsaum und spielte damit. Gerade als er versuchte, die Hand darunter zu schieben, stoppte Touyas Hand ihn. "Shindo... wie oft muss ich noch Nein sagen?" "Es würde dir gefallen." "Tut mir leid, aber es geht nicht. Nicht... jetzt." Shindo legte die Stirn an seine und ließ die Hand, wo sie war. Touya hatte die Vermutung, der andere wolle irgendeine Art Wiedergutmachung für die Wochen, die er sich selbstlos um ihn gekümmert hatte, aber das war sicher nicht die Art Dankeschön, die Touya leichtfertig vergeben würde. Nichtmal an Shindo. ~x~ Am Montag begannen Shindos Meijin-Partien gegen einen jungen, aufstrebenden Pro, der sich überraschend gegen die anderen Herausforderer behauptet hatte. Er war nur ein 5-dan, aber Shindo hatte geschworen, ihn nicht zu unterschätzen. Touya ging zu allen seinen Partien und am Mittwoch fand seit fünf Wochen wieder einmal die Lerngruppe statt, in Shindos Wohnung. Davor waren sie beide unten bei Touya gewesen und hatten Ayumis Sachen zusammengepackt und in Kisten verteilt. Ohne ihre Klamotten in seinem Schrank wirkte dieser wieder grau und farblos. Ohne ihre Schminke war sein Bad nur noch halb so gefüllt und sie entsorgten auch den Saft, den er nur für sie gekauft hatte und der sich schon in seine Einzelteile zersetzt hatte. Shindo war gleich danach losgefahren um es zu ihr zu schaffen, während Touya in seiner Wohnung für Ordnung gesorgt und die Goban hinaufgetragen hatte. Ob die Jungs es seltsam finden würden, wenn sie an diesem Abend bei Shindo waren? Er selbst konnte nicht wirklich festmachen, warum er noch hier war. Vielleicht, weil er sich haltlos fühlte und Shindo die einzige Konstante war, die er über lange Jahre kannte. Früher war da sein Vater gewesen, aber an dem konnte er sich jetzt nicht mehr orientieren... Er fand es auch seltsam, was für eine Richtung seine Beziehung zu Shindo jetzt eingeschlagen hatte. Vielleicht hatte er ihn tatsächlich unbewusst als Ersatz für Ayumi genommen, er erinnerte sich nur an das viele Kuscheln in der Zeit nach der Trennung. Dabei war es noch gar nicht vorbei, sie teilten sich immer noch ein Bett. Touya wusste, dass er dem ein Ende bereiten musste. Aber er konnte es noch nicht, er brauchte Kontakt, der ihn ablenkte. Nicht mehr lange, redete er sich ein. Er würde Shindo nicht mehr lange benutzen. Als es klingelte huschte er zur Tür und sah Sageki vor sich stehen. Der Junge war wirklich immer zuverlässig zu früh. Touya nickte mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer und Sageki folgte ihm kurz darauf. Heute würde es keine klassische Musik zu ihren Partien geben, denn Shindo besaß keine Klassik. Vermutlich war Sageki zum ersten Mal in dieser Wohnung, fiel Touya auf dem Weg ein, und er hielt inne. "Ich brauche keine Wohnungsführung", kam ihm der andere schon zuvor. "Sie ist ja nicht viel anders als deine. Nur... naja, mehr wie Shindo-san eben." Touya grinste sarkastisch – da hatte er wohl Recht. Shindo war nunmal ein wilder, unbändiger Mensch; gelegentlich, obwohl sich die Unordnung schon merklich gebessert hatte, seit Panda mit ihm hier wohnte. Was für eine ungewollt kluge Anschaffung, musste Touya sich insgeheim loben. Sageki sagte nichts über die vergangenen Wochen und auch, als sie bis auf Shindo nach einer halben Stunde komplett waren, fragte keiner der Jungen nach. Touya wunderte sich etwas darüber, aber er hatte das Gefühl, Shindo hätte ihnen irgendetwas eingebläut, was sie nun im Hinterkopf behielten. Im Übrigen war er froh darüber, die letzten Wochen nicht nochmal gedanklich durchleben zu müssen, vor allem nicht den Grund für seine Verfassung, also sagte er auch von sich aus nichts. Als Shindo ankam besserte sich die Stimmung merklich, auch wenn er erstmal begann, sich mit Haru anzukeifen, weil der Junge sich ohne zu fragen zwei DVDs genommen hatte, die er beim nächsten Mal zurückbringen wollte. Touya musste lächeln. Wenigstens daran hatte sich nichts geändert, das war beruhigend. Er merkte allerdings, dass die Jungen noch etwas scheu waren, und er selbst war noch nicht wirklich auf der Höhe. Ein Glück hatte Ayumi nicht vor dem Titelkampf mit ihm Schluss gemacht, denn sonst wäre er garantiert um einen Titel ärmer und sein Mitbewohner könnte sich nun Shindo Tengen nennen. Er spielte an diesem Abend auch gegen Shindo, der selbst Go-technisch noch nicht ganz fit war. Wie sollte er so seinen Titel verteidigen?, wunderte Touya sich, doch tatsächlich hatte Shindo heute bereits seine zweite Partie abgelegt, bisher stand es eins zu eins. Nicht der optimale Start, aber besser als zwei Niederlagen war es allemal. Die Jungen blieben an diesem Abend wieder lange, sie alle schienen einiges nachzuholen zu haben, immerhin hatten sie fünf Wochen nicht mehr mit ihrem Lehrer geredet oder gespielt, beides klagten sie jetzt ein. Weit nach Mitternacht ging Miyagi als Letzter und Touya war kurz davor, direkt auf dem Boden einzuschlafen. "Komm, ins Bett schaffst du es auch noch", murmelte Shindo und stieß ihn mit dem Knie an. Touya gähnte darauf träge und erhob sich, um ihm zu folgen. Als sie sich im Bett wieder gegenüberlagen, begann Shindo, von seiner Partie an diesem Tag zu erzählen, von dem jungen Talent, das sein Gegner war. Touya sank langsam in den Schlaf. Er hatte seit Wochen nicht mehr geträumt und dafür war er ziemlich dankbar, denn was auch immer sein Hirn in der Nacht verarbeiten würde, es musste schmerzhaft sein. ~x~ Shindo verteidigte seinen Titel schließlich ohne große Probleme. Die Wochen bis zum Ouza-Wettkampf flossen an Touya vorbei. Er zog endlich wieder in seine eigene Wohnung und sah Shindo von da an seltener als noch zu Zeiten seiner Beziehung. Er brauchte einfach etwas Abstand zu dem anderen Go-Spieler, außerdem hatte er im Institut einiges aufzuholen, also ließ er seinen Terminplan wieder voller gestalten. Nachdem es ihm langsam wieder besser ging, er dem Leben wieder irgendeine Art Sinn beimaß, verbesserte sich auch seine Go-Statistik wieder und schließlich konnte auch er seinen Titel verteidigen, obwohl es bei ihm etwas knapper zuging als beim Tengen-Turnier. Fast zwei Monate war es nun her, dass Ayumi sich von ihm getrennt hatte, aber Touya dachte noch immer jeden Tag an sie, vor allem, wenn er allein in seiner Wohnung war. Sageki schien da so eine Ahnung zu haben und kam öfter vorbei, um mit Touya Musik zu hören und Partien zu spielen, außerdem schenkte er ihm ab und an CDs, die er 'unbedingt hören musste'. Touyas Herz fühlte sich immer noch krank und gebrochen an, aber er merkte, dass es besser wurde. Anfangs musste er sich noch dazu durchringen, wieder unter Menschen zu gehen, doch langsam wurde es wieder zur Normalität. Er ließ sich vom Institut zwei Wochen im Januar freihalten und buchte seinen Flug nach Korea für Mitte Januar. Yongha wusste schon Bescheid, Shindo hatte er noch nichts gesagt, weil sie sich zu selten gesehen hatten. Er beschloss, das an seinem Geburtstag nachzuholen und es im gleichen Zug auch den Jungen zu unterbreiten. Der vierzehnte Dezember war selbst für diesen Monat ein sehr kalter Tag. Touya hatte kaum mitbekommen, wie die Jahreszeiten sich verändert hatten, so beschäftigt war er mit sich selbst gewesen, doch jetzt fror er in seinem Anzug auf dem Weg von der Wohnung zum Auto. Der Tag im Institut fiel ereignislos und trist aus, er gewann eine Partie und musste dann zu einer Messe und gegen die Sponsoren spielen. Als er schließlich am Abend auf dem Weg nach Hause war genoss er die Ruhe seines Autos solange er konnte, denn für acht Uhr hatte er seine Gäste eingeladen, und so wie er das abschätzen konnte, war er sowieso schon viel zu spät dran. Tatsächlich wartete nur Haru, als Touya bei sich ankam. Der Junge hatte sich wirklich gemausert. Sein Pro-Test stand in nur wenigen Monaten bevor, und auch wenn er immer noch etwas störrisch war, so hatte Touya sich mittlerweile seinen Respekt verdient. Shindo und Haru allerdings waren immer noch wie Katz und Maus, wenn sie nicht gerade Go spielten. "Alles Gute, Touya-sensei", begrüßte der Junge ihn und brachte ein halbes Lächeln zustande, was ihm trotz allem immer noch schwer fiel. Er hielt eine Blume in der Hand, eine rote Calla, die er Touya halbherzig in die Hand drückte. Touya lächelte verschmitzt und schloss ihnen auf. Nachdem sie in Hausschuhe geschlüpft waren nahm er das Telefon und überlegte, was er bestellen sollte. "Sushi ist okay", murmelte Haru im Vorbeigehen und wieder musste Touya lächeln. Was auch immer mit dem Jungen los war, es war weit besser als ihr Anfang zusammen. Also rief er beim Lieferservice an und bestellte so viel, dass es für doppelt so viele Leute ausreichen würde, nur um sicherzugehen. Haru hatte sich derweil auf das neuere Sofa geworfen, das so lang war, dass er zweimal draufpassen würde, und las nun in einem Buch mit Kifu, das er vor der Tür schon gelesen hatte. Touya wusste, dass es richtig gewesen war, Haru in die Go-Welt zu bringen, denn auch wenn er es nicht direkt sagen würde liebte er das Spiel mittlerweile genauso sehr wie Shindo. Er war der Beste in Gruppe eins der Insei, wenn auch nicht der Liebling seines Lehrers. Das Klingeln an der Tür kündigte Miyagi und Satoru an, die ihm einen Buchband schenkten: Kifu von Touya Koyo, davon hatte es am Erscheinungsdatum nur einhundert Exemplare gegeben. Touya dankte ihnen und ließ sie ein, die Tür ließ er diesmal angelehnt, damit die nächsten Gäste allein eintreten konnten. Als Satoru das Wohnzimmer betrat und die Blume sah, die Haru Touya geschenkt hatte, prustete er los. Die anderen sahen ihn skeptisch an, bis er sich gefangen hatte und kichernd erklärte, was er so lustig fand. "Die Calla – pfff. Sie steht für Anerkennung. Du hättest Touya-san auch einfach sagen können, dass du ihn jetzt respektierst." Miyagi sah Satoru ungläubig an. "Und das weißt du warum?" Satoru kicherte immer noch. "Ach, ich hab doch 'ne Verlobte. Ich hab ihr mal Alpenveilchen geschenkt und sie hat einen Riesenterz veranstaltet." Die anderen schauten fragend. "Gleichgültigkeit. Dafür stehen sie. Naja, und danach musste ich erstmal alle Blumen und ihre Bedeutungen recherchieren, bevor ich ihr wieder etwas schenken konnte." Touya schmunzelte und die Jungen warfen sich erleichterte Blicke zu. Er hatte nicht gewusst, dass sein Verhalten für sie so offensichtlich gewesen war, aber was machte er sich vor? Er hatte sich zwei Wochen in Shindos Wohnung vergraben und war danach wochenlang auf dem Zahnfleisch gekrochen und noch immer war er nicht ganz auf der Höhe, kein Wunder also. Nach einer halben Stunde kam Shindo schließlich als Letzter an, er schenkte Touya wie so oft einen Film und nörgelte darüber, mal wieder Sushi essen zu müssen. Als sie alle im Wohnzimmer versammelt und mit ihrem Essen beschäftigt waren, entschied Touya sich dafür, die Neuigkeiten zu verbreiten. "Ich fliege im Januar für zehn Tage nach Korea", erzählte er seinem Stück Nigiri Sushi. Es wirkte nicht besonders begeistert, also verschlang er es mit einem Happs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)