Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 17: Herausforderungen ----------------------------- Zugegeben, so explizit erhaben ist das Geschenkt dann doch nicht ausgefallen. Nicht, dass ich mir keine Mühe gegeben hätte. Im Gegenteil. Ich war hochmotiviert. Aber... mein Kopf war leer. Mein Geldbeutel leider auch so ziemlich. Gut, ein Geschenk muss nicht teuer sein, aber ich wollte eigentlich ja was besonderes - was angemessenes. Schließlich habe ich doch etwas gefunden und es ihm noch am gleichen Abend feierlich überreicht. Sein Blick war etwas irritiert als er die kleine Schachtel öffnete und es heraus nahm. Einen Moment huschte sogar die alte Missbilligung über sein Gesicht. Aber dann lächelte er und sah mich an. Und ich, ich stand treudoof vor ihm und grinste verlegen. "Ich dachte, du hast keinen und... naja, so bin ich immer bei dir." "Das ist... rührend, Joey." hatte er mit verlegenem Lächeln erwidert und ich hätte platzen können vor Glück. "Aber du bist auch so immer bei mir." Wenn die Dämme mal gebrochen sind, stelle ich fest, läuft es von ganz allein. Nun, wie auch immer. Nun baumelt ein kleiner Hund an Seto Kaiba´s mächtigem Schlüsselanhänger und ich fühle mich verdammt gut. "Wie war´s in der Firma?" frage ich obwohl ich sicher nur die Hälfte verstehen werde, sofern er überhaupt etwas Preis gibt. Sind wir nicht fast schon wie ein altes Ehepaar? Oh Mann, das ist echt... gibt es Worte dafür? Ich bezweifle es. Er zuckt mit den Schultern. "Das Übliche." Nun, ich bin auch nicht scharf auf Börsenberichte oder Entwicklungsperioden. "Wo ist eigentlich Mokuba?" frage ich also. "Geburtstagsfeier." Ich nicke. "Ach so." Komisch, jetzt stehen wir wieder da und schweigen. Aber es ist kein unangenehmes Schweigen, Gott bewahre. Es ist... es ist wieder so ein Moment wo ich das Gefühl habe, dass unsere Herzen im gleichen Takt schlagen. Ich stehe voll darauf. Auch wenn´s zugegeben doch sehr kitschig ist. Ich glaube, ich stehe auf Kitsch und Romantik und naja, den Rest eben. Er geht zu seinem Schreibtisch und beginnt ein Paar Papiere zu ordnen."Bleibst du?" fragt er beiläufig. Ich strahle. Natürlich hatte ich gehofft, dass er fragen würde, aber so ist es noch besser. "Gerne." erwidere ich. Zumal ich Mokuba versprochen habe, dass ich ihn heute zusammen mit Kaiba ins Bett bringen werde. Komisch, der Kleine ging scheinbar davon aus, dass ich... Egal. "Wie hast du den Tag bislang verbracht?" will er wissen. Smalltalk. Cool. Wie ein ganz normales Paar. Nur, dass ich nicht groß was zu erzählen habe. Mir liegt schon auf der Zunge zu sagen, dass ich rumgestreunt bin, als ich an Yugi und die anderen denken muss. Ein Schatten scheint sich dabei über mein Gesicht zu legen, denn er sieht mich plötzlich fragend an. "Ist etwas passiert?" fragt er besorgt. Wahrscheinlich denkt er an meinen Vater. Es ist ja gemeinhin bekannt, dass wir nicht so gut miteinander auskommen. Bislang haben wir das Thema gemieden. D. h. er hat nie genauer nachgefragt. Vielleicht werde ich ihm irgendwann mal alles erzählen, ich will keine Geheimnisse vor ihm haben. Ich brauche nichts zu verbergen. Nicht vor ihm. Wir sind... Fast hätte ich eins gesagt. Und das ist ja echt mal... romantisch verklärter Kitsch. Mann, Joey. Bewahr dir ein bischen Realitätssinn, bitte. "Nun?" Sein Blick ist bohrend, Gott, diese Augen... Darf ich darin ertrinken? Vielleicht ist es an der Zeit das Thema anzusprechen. Irgendwann werde ich es sowieso tuen müssen, also warum nicht jetzt? Dann haben wir es hinter uns und können... Ich zögere. Wie fange ich es am Besten an. "Ich habe heute Yugi und die anderen getroffen." Ja, als Einleitung nicht schlecht und er scheint sogar augenblicklich zu verstehen, was ich meine. Ich sehe es ihm an. Er zeigt zwar keine Regung und auch kein spöttisches Lächeln zuckt um den schönen Mund, aber in seinen Augen sehe ich Verständnis und... Ich bin nicht sicher. Er sagt nichts, überlässt mir das Reden. Gut, dann rede ich. "Also, ich glaube, sie machen sich Sorgen... weil ich kaum noch Zeit für sie habe. Sie denken zwar, dass ich..." "... dass du bei deiner kleinen Freundin bist?" Er grinst. Ich kratze mich verlegen am Kopf. Ach ja, er hat ja Tristan´s blöde Bemerkung mitbekommen. "So könnte man es ausdrücken..." Ich grinse wieder schief und er seufzt. Gemächlich nimmt er an seinem Schreibtisch Platz. Ich schätze, das gibt ihm Sicherheit und die scheint er zu brauchen bei diesem Gespräch. "Und ich nehme an, dass sie deine Freundin zu gerne kennenlernen wollen? Wie ich Gardner einschätze, brennt sie vor Neugier darauf. Von diesem Tristan ganz zu schweigen." Er sagt es recht gelassen, aber mir ist klar, dass in diesen Worten unser Problem mitschwingt. Ich nicke und setze mich auf seinen Schreibtisch. Etwas, dass ich mir in den letzten Tagen angewöhnt habe. Anfangs hat ihn das irritiert, ich hab´s genau gemerkt, aber er hat nie was gesagt. Wieder schweigen wir beide und ich frage mich, was er gerade denkt. Ich schätze, er weiß genau, was dieses Problem für mich bedeutet. "Hm." Er lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. "Und was denkst du, sollten wir in der Hinsicht unternehmen?" Oh, damit hatte ich nicht gerechnet. Mist, ich dachte eigentlich, dass er... Toll, jetzt weiß ich nicht was ich sagen soll. Ich meine, im Grunde gibt es nur einen einzigen Weg dieses Problem zu beheben. Nein, zwei und beide erscheinen mir... Ich weiß auch nicht. Ich sehe ihn hilflos an. Verdammt, Kaiba, du bist doch der Mann, der alles weiß. Er seufzt wieder. "Joey." sagt er und es klingt resignierend. "Was möchtest du, dass ich sage?" Ich zucke automatisch mit den Schultern. Ich weiß es doch auch nicht, verdammt. Warum muss das auch so schwierig sein. Ich bin so dermaßen glücklich und ich will, dass es so bleibt. Ich will, dass zwischen uns alles so bleibt wie es ist, aber ich kann meine Freunde doch nicht ewig belügen. Auch wenn es nur Notlügen sind. Und naja, irgendwie würde ich sie auch gern teilhaben lassen an meinem Glück, auch wenn ich irgendwie glaube, dass sie das nicht so ganz verstehen würden. Und das ist eben der Punkt. Ich kenne seine Position und ihre. Also, ich weiß was er über sie denkt und wie sie ihn sehen. Ich hab ihn ja auch so gesehen. Gut, Yugi ist nicht voreingenommen und er hat ja immer gesagt, dass Kaiba im Grunde ein guter Kerl wäre, aber das heißt ja nicht automatisch, dass sie sich mögen können und Kaiba ist eben Kaiba. Kann ich das überhaupt von ihm verlangen? Er gibt sich ja schon so große Mühe und springt für mich über seinen Schatten. Aber das ist ja nur eine Seite des Problems. Das weiß ich so gut wie er. Sobald unser Geheimnis nicht mehr unser Geheimnis ist, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Ob ich will oder nicht, das ist so. Immerhin ist er der Chef einer Firma und wie schon Mokuba sagte, er muss seine Position verteidigen. Wie würde es aussehen, wenn plötzlich bekannt würde, dass er... naja, dass wir... Mir wäre das alles ja egal. Ich könnte damit umgehen, ja auch mit dem Spott, dass ausgerechnet ich mich in Kaiba verknallt habe. Mir wäre auch egal was irgendwer denkt. Die Meisten halten mich ohnehin für einen Versager, einen Verlierer und nicht ganz normal. Aber wie ist es bei ihm? Welche Konsequenzen hat das für ihn? Seine Stellung, seine Arbeit - alles. Ich seufze. Pattsituation. Verdammt. Dabei bin ich so glücklich und will doch dieses Glück nur genießen. Vielleicht kann ich das nur, wenn es unser Geheimnis bleibt. Und wäre das ein zu hoher Preis für dieses Gefühl? "Joey" höre ich ihn wieder sagen und blicke unsicher zu ihm rüber. "Ich weiß es nicht." gebe ich zu. Er nickt. Er weiß es auch nicht. "Ich meine, ich weiß ja auch nicht einmal, was sie dazu sagen würden. Ok, sie würden mich wahrscheinlich erstmal für unzurechnungsfähig halten, was ich in meinem momentanigen Zustand auch irgendwie bin, aber sie sind meine Freunde und als Freunde versteht man so was doch, oder?" Frage ich ihn das tatsächlich? Er sagt nichts dazu. Er kann ja auch nicht. Er hat keine Freunde, er hält nichts von Freundschaft. Das hat er Yugi oft genug klar gemacht. Für ihn ist dergleichen nur Heuchelei. "Wenn euer... " Er bricht ab und hebt wieder neu an. "Wenn eure Freundschaft tatsächlich so unzerstörbar ist, wie ihr bislang immer getan habt, dann dürfte es für sie kein Problem sein." Ich starre ihn an. Meint er das wirklich? Heißt das ich soll...? "Joey, du kennst meine Ansichten. Ich muss sie dir nicht noch einmal wiederholen." fährt er ruhig fort. "Ich denke, ich kann verstehen, dass sie dir wichtig sind und dass du sie nicht belügen möchtest, ich möchte auch nicht, dass du meinetwegen lügst, aber dir muss klar sein, dass es Konsequenzen mit sich bringt. Konsequenzen, die nicht absehbar sind." Hm. Er hat natürlich Recht. Er hat immer Recht. Er ist Kaiba. Ich kann nicht umhin zu grinsen. "Ich kann dir nicht sagen, wie sie reagieren werden." sagt er und legt seine Hand auf meinen Arm. "Du weißt, was ich für dich fühle... Aber deine Freunde sind ein ganz anderer Aspekt für mich." Ich nicke. Natürlich. Das weiß ich ja. Nur, weil er Gefühle für mich hat, heißt das eben nicht, dass sie auch eine Rolle für ihn spielen. Er scheint mit sich zu ringen. Ich sehe es ihm genau an. Er ist in der Zwickmühle. Einerseits möchte er dieses Thema beenden und keinen Gedanken mehr an den Kindergarten verschwenden, andererseits weiß er, dass mich dieser Punkt beschäftigt. "Solange du nicht erwartest, dass ich mich mit dem... mit ihnen treffe um irgendwelche Kindereien zu machen, kann ich damit leben." sagt er schließlich. Was? Verstehe ich ihn richtig? Ich soll es ihnen sagen? Ich starre ihn schon wieder an. Er lächelt und seine Hand umschließt meine. Ich spüre seinen sanften Druck und wie ein Teil seiner Wärme mich umfängt. "Du musst es wissen." erwidert er. "Wenn du es für richtig hältst..." Er spricht nicht weiter und wir sehen uns nur an. Hm. Ich habe also somit sein ok, wenn ich es ihnen sagen will. Wow, damit hatte ich echt nicht gerechnet, ich war vielmehr davon ausgegangen, dass es Streit geben würde. Unser erster Streit. Ich muss unwillkürlich grinsen. Auch das gehört dazu. Hab ich mir sagen lassen. Will ich es ihnen denn sagen? Halte ich es für richtig? Ich weiß es einfach nicht. Wenn ich nur wüsste ob sie es für sich behalten könnten... Dann wäre es einfacher. Aber alleine Tristan ist so ein Plappermaul und auch bei Yugi kann ich mir schwer vorstellen, dass er... Verdammt, was soll ich machen? Dann sehe ich ihn fragend an. "Welche Konsequenzen hätte es für dich, wenn... nun ja, wenn es öffentlich bekannt werden würde, dass wir... du weißt schon... dass wir beide eben...?" Ich werde schon wieder rot. Warum kann ich das nicht abstellen. Seine Miene ist vollkommen ausdruckslos. Die Frage kann nicht neu für ihn sein. Er muss sich damit auseinander gesetzt haben. Natürlich. Er wäre nicht Kaiba, wenn er diesen Punkt nicht bedacht hätte. Es wäre alles wesentlich einfacher, wenn es die Kaiba Corp. nicht gäbe. Dann wären wir einfach nur Seto und Joey und unser einziges Problem wäre, dass wir ne moderne Romeo und Julia Version wären, naja, so was in der Art. Aber er ist eben ein Mann der Öffentlichkeit und die Medien sind an seinem Privatleben interessiert. Und ich glaube kaum, dass uns einer die reine Freundschaftsnummer auf Dauer abkaufen würde. Also? "Meine Geschäftspartner sind alle sehr traditionsbewusst." sagt er nach einer Weile. Klar, ich verstehe. Spießer. Für die wäre das ein gefundenes Fressen ihn niederzumachen. Nicht nur, dass er ein jugendlicher Firmenchef ist, der dazu noch ständig mit irgendwelchen Irren in Zusammenhang gebracht wird, dann wäre er auch... Ich will es gar nicht denken. Nein, die Konsequenzen wären zu groß. Mehr als er verkraften würde. Das kann ich nicht verlangen. Und ich kann auch nicht meine Freunde in dieses Geheimnis einweihen. "Legen wir das Thema vorerst auf Eis, ok?" schlage ich vor. Er nickt dankbar. Und ich wünschte, ich hätte gar nicht damit angefangen. Irgendwie trübt es die Stimmung doch und das wollte ich nicht. Ich wollte, dass es so weitergeht wie es gestern aufgehört hat, wie es heute morgen war... überhaupt. Es geht um ihn und mich, alles andere ist mir egal. Ich werde schon einen Weg finden, um alles unter einen Hut zu bringen. Er schafft es schließlich auch. "Joey?" "Ja?" Er sieht mich eindringlich an. Sein Blick ist... hm, schwer zu sagen was gerade in ihm vorgeht. Er ist ernst, aber auch entschlossen. Doch da ist noch was anderes. Es scheint als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen. Eine Lösung? Ich wage es nicht darauf zu hoffen. "Gib mir Zeit bis nach dem Tunier, ok?" fragt er mich. Ich sehe ihn erstaunt an. Er lächelt und erhebt sich aus seinem Stuhl. "Ich finde eine Lösung. Eine, mit der wir beide leben können. Ich verspreche es." Feierlich und entschlossen steht er vor mir. Ich bin unsicher, was ich davon halten sollte. Bei Kaiba weiß man schließlich nie. Ich traue ihm alles vor. Und ja, ich glaube auch immer noch, dass irgendwo in dieser Villa ein Folterkeller ist. Aber ich weiß, dass ich ihn nie zu sehen bekommen werde. Er beugt sich langsam zu mir und sieht mir tief in die Augen. "Vertraust du mir?" will er wissen. Was für eine Frage. Natürlich. Blind und vollkommen. "Ja." erwidere ich fest. Seine Lippen legen sich sanft auf die Meinen. Automatisch schließe ich die Augen wie ich es immer tue. Und wie immer berauscht mich der Kuss so sehr, dass alles in mir zu kribbeln anfängt. Es ist so leicht... Ein Kuss von ihm und all meine Sorgen und Ängste sind dahin. Alles um mich herum versinkt wieder in einem Meer aus Farben und es gibt nur ihn und mich und seine Hände, die langsam über meinen Rücken wandern und mich näher an ihn ziehen. Und ich bin wieder im Himmel. Er wird eine Lösung finden. Ich vertraue ihm. Und wenn nicht, nun, dann werde ich auch damit leben können. Solange er bei mir ist, ist alles andere egal. Als er sich langsam von mir löst bleiben unsere Blicke doch eins. Ich bin bewegt und denke wieder an gestern, an diese wunderbaren Worte, die ich nie für möglich gehalten hätte. Die Nacht, die sie haben Wahrheit werden lassen, und ich verspüre dem Wunsch ihm zu sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, dass ich bereit bin alles zu tun, damit es bleibt wie es ist. "Seto, ich..." Ich komme nicht weiter. Sein Zeigefinger legt sich auf meine Lippen und versiegelt meinen Mund. "Ich weiß, Joey." Er lächelt mich so süß an, dass mein Herz zu zerspringen droht. "Lass es einfach meine Sorge sein, in Ordnung?" Ich nicke. Er nickt. Damit ist alles gesagt. Oder? "Du hast einen Plan, oder?" Ich muss die Frage stellen. "Ich bin Kaiba." erwidert er nur und grinst. Diabolisch. Ich komme nicht dazu darüber nachzudenken. Seine Lippen liegen wieder auf meinen und ich spüre wie seine sanften, kühlen Hände damit anfangen über meinen Körper zu wandern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)