Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 25: Drama ----------------- Es ist das erste Mal, dass ich mit Kaiba´s Limousine fahre. Das erste Mal, dass ich überhaupt in so einem Wagen sitze und es ist ein seltsames Gefühl. Ok, es hat sicherlich Stil, aber irgendwie ist es seltsam damit zur Schule gebracht zu werden. Damit zu einer Feier oder so zu fahren ist sicher passender. Schon komisch, es erscheint mir unwirklich. Seine Welt ist teilweise echt befremdlich. Von außen betrachtet mag sie einem ja beneidenswert erscheinen, bei näherer Betrachtung... Gut, es ist praktisch, wenn man nicht den Bus nehmen oder mit dem Rad fahren muss, aber irgendwie geht auch was verloren. Das gehört doch irgendwo dazu... das Zuspätkommen und das Gedränge. Ich weiß auch nicht so recht. Es hat was, definitiv, aber es erscheint mir auch irgendwie... seltsam. Es irritiert als Roland uns auf dem Schulparkplatz die Tür öffnet. Kaiba dankt ihm, ja, das tut er wirklich. Er ist sehr höflich im Umgang mit Angestellten, zumindest mit dem häuslichen Personal. Perfekte Manieren eben. Wir sind natürlich die Sensation. Und mir wird klar, dass wir beide daneben lagen. Er hat die Lage unterschätzt - vielleicht ist ihm der Rummel auch egal - und ich habe ihn wohl etwas zu schwarz gesehen. Auf jeden Fall werden wir direkt angeglotzt. Ja, geglotzt. Es ist normal, dass alle Blicke sich auf die Limo legen, wenn Kaiba vorfährt. Die Mädchen können es nicht erwarten einen Blick auf ihren Sexgott zu erhaschen und die Jungs sind wohl gleichermaßen fasziniert wie neidisch. Ich fühle mich unbehaglich während er ganz gelassen ist. Die Blicke folgen uns als wir vom Parkplatz zum Schulgebäude gehen. Ich spüre sie auf mir und ich höre sie flüstern... Hier und da stecken Schüler die Köpfe zusammen und machen erstaunte Gesichter. Kaiba zeigt sich davon natürlich unbeeindruckt. Es interessiert ihn tatsächlich nicht. Schweigend gehen wir neben einander her. Dann sehe ich meine Freunde. Auch sie sehen zu mir rüber. Ich schlucke und habe wieder einen Kloß im Hals. "Kaiba?" Ich bleibe stehen und er tut es mir gleich. "Ich glaube, ich gehe mal zu ihnen..." sage ich unsicher. Er zuckt mit den Schultern. "Wir sehen uns später." Er nickt und schenkt mir noch ein kurzes Lächeln, ich schätze, es soll mich aufmuntern. Meine Schritte sind unsicher als ich zu ihnen gehe. Sie weichen meinem Blick nicht aus, wenden sich nicht ab. Das müsste ein gutes Zeichen sein. "Hallo Leute." sage ich und grinse schief. Einen Moment ist es Still. Ein unangenehmes Schweigen, das mich nur noch mehr verunsichert. Ich trete etwas nervös auf der Stelle und bereue fast, dass ich Kaiba´s wohlige Nähe verlassen habe. Vielleicht war es doch keine so gute Idee? "Es war also tatsächlich dein Ernst." bemerkt Yugi. Ich erwidere nichts. Ich denke, ich habe mich in der Hinsicht klar ausgedrückt. Tristan weicht meinem Blick aus als ich ihn ansehe und Tea... Tea scheint noch immer unter Schock zu stehen. "Wird das jetzt immer so sein... dass du und..." Sie spricht seinen Namen nicht aus. Ich zucke mit den Schultern. Vermutlich ja, hin und wieder. Ich weiß es nicht. Meinem Vater ist es egal wo ich die Nacht verbringe und es ist wohl offensichtlich wo ich lieber bin. Betretenes Schweigen. Mit einem Mal erscheinen sie mir wie fremde. Es ist als wäre eine Mauer zwischen uns. Etwas, dass ich nicht greifen kann, das aber momentan unüberwindlich ist. Das macht mich traurig. Ich hatte mir gewünscht... Erwarte ich zuviel? Ist es tatsächlich so schrecklich, dass ich ihn liebe? Ich glaube, ich bin gerade so verunsichert wie sie. "Ich weiß, dass ist für euch... unglaublich... ist es für mich auch immer noch, aber naja... es ist so und... das ändert nichts zwischen uns. Ich meine, ich will nicht, dass es was ändert. Es ist nur so, dass..." Ich stammele wieder, dabei weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Ich sehe die Drei hilflos an. Wo ist nun unsere Freundschaft? Was ist nun mit all den Worten, dass wir zusammenhalten und für einander da sind? Ist das wirklich zuviel für sie? "Also, Joey, das ändert schon so einiges..." meint Tea ernst. "Wenn du wirklich jetzt mit... " Wieder wird sein Name nicht ausgesprochen. Ich verstehe nicht warum. "... wie konnte das überhaupt passieren? Ich dachte ihr hasst euch?" Ich kann ihr die Frage leider nicht beantworten. Ich würde es gern, aber ich habe keine Antwort darauf. "Du hättest uns auch ruhig mal sagen können, dass du..." Tristan spricht nicht weiter. Ich weiß was er sagen will und schlucke. "Ich hätte es doch gesagt, wenn ich es gewusst hätte..." erwidere ich ehrlich. Ist doch so. War mir bis dato auch nicht klar, dass ich... Ich hatte mir in der Hinsicht eigenlich noch gar keine Gedanken gemacht. Ich war viel zu beschäftigt mit Duel Monsters. Wie hätte ich ahnen können...?! Alle vier senken wir verlegen den Blick. Ich hasse diese Situation. Ich hasse ihr Schweigen. Tristan soll zwinkern und Yugi soll mich anstrahlen. So muss das sein. "Ich bin immer noch dergleiche." werfe ich ein. Aber dem scheint nicht mehr so zu sein. Tristan schüttelt den Kopf. "Du... du bist... Du stehst auf Männer." Ich bin nicht sicher wie ich die Aussage deuten soll. Ist da Abscheu in seinen Worten? Ekel? Unglaube? Ich weiß es nicht. Ich will jetzt auch nicht darüber nachdenken. Ich will gar nicht darüber nachdenken. Es spielt doch keine Rolle. Für mich zumindest nicht. Dennoch korrigiere ich ihn fast automatisch. "Ich stehe auf Kaiba." Der Name scheint momentan das verbotene Wort zu sein. Alle drei zucken zusammen und es beginnt mich zu ärgern. Wo ist ihr Problem? Ich erwarte nicht, dass sie Zeit mit ihm verbringen. Ich will es nicht einmal und er ebenso wenig. Wir werde ganz sicher nicht zusammen los ziehen und irgendwas machen. Also was soll das? Es ist unfair. Ich warte und hoffe, dass einer von ihnen etwas sagt. Etwas, dass mir nicht das Gefühl gibt, dass ich Abschaum bin. Etwas, dass mir zeigt, dass wir nach wie vor Freunde sind und nicht alles nur leere Worte waren, denn wenn sie jetzt nicht zu mir halten, dann waren es hohle Phrasen und Kaiba hatte Recht. Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen treten. Nein, ich werde nicht heulen. Ich werde ihnen die Genugtum nicht gönnen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe sie nicht verraten, nichts getan was unserer Freundschaft geschadet hätte. Ich habe mich doch nur verliebt. Keiner von ihnen sagt etwas, nicht einmal Yugi. Ich bin enttäuscht und das bricht aus mir hervor. "Ich weiß echt nicht warum ihr so ein Drama daraus macht. Was ist schon dabei? Gut, wir sind sicher nicht das Dreamteam schlechthin, aber hey, ich hab es mir nicht ausgesucht, es ist einfach so passiert und ich liebe ihn eben. Ich kann nichts dagegen tun ich will´s auch gar nicht. Ob ihr´s mir glaubt oder nicht, er macht mich glücklich und ich hatte mir gewünscht, dass ihr euch für mich freut. Ich versteh auch echt nicht wo euer Problem ist. Ich bin immer noch ich und ich änder mich nicht, ich werd nicht zu Kaiba 2 mutieren oder so. Yugi - du hast immer gesagt, dass er nicht so ein Arsch ist, wie er scheint. Du hattest Recht. Also warum tut ihr euch so schwer damit? Für mich müsste es schwer sein... ich hab mich schließlich verliebt." Ich atme tief durch. Ansprache Wheeler. Sie rühren sich nicht. "All das Geschwaffel über Freundschaft... echt, wenn ihr jetzt nicht in der Lage seid, zu mir zu halten, dann... dann war das alles für die Katz. Dann hatte Kaiba Recht und wir waren nur ein dämlicher Kindergarten. Tristan, ich war immer für dich da, hatte sogar nichts dagegen, dass du dich an meine Schwester ranwirfst, naja, also nicht so viel... und Tea, du tust immer so als wärst du erwachsen, hast du nicht gesagt, dass der Streit mit Kaiba unsinnig ist?" Ich kann es nicht aufhalten. Es bricht jetzt alles aus mir hervor. Vielleicht bin ich unfair, vielleicht bin ich gemein. Ich weiß es nicht. "Yugi..." Ich blicke auf den Kleinen herab. "Egal was je war, ich war da und hab dich unterstützt und mit dir gekämpft. Spielt das jetzt alles keine Rolle mehr? Das hier ist doch albern... das wisst ihr auch genau." Ich warte keine Antwort ab. Ich wende mich um und gehe. Lasse sie einfach stehen. Nein, mir ist nicht egal was sie denken, es ist mir auch nicht egal wie es weitergeht. Ich bin nicht wie Kaiba. Ich brauche sie. Meine Freunde. Aber ich werde auch nicht weichen. Ich habe nichts getan wofür ich mich schämen müsste, naja, vielleicht einiges, dass mir die Röte auf die Wangen treibt, doch das ist eine andere Sache. Ich bin aufgewühlt und wütend, aber auch traurig und enttäuscht. Kaiba wartet auf mich vor dem Klassenraum. Er steht da und seine Miene ist unergründlich. Er stellt keine Frage, sieht mich einfach nur an. Ich schätze, er kann an meinem Gesicht ablesen, wie das Aufeinandertreffen verlaufen ist. Ich senke den Blick. Ich will nicht, dass er die Tränen in meinen Augen sieht. "Joey." Eine Stimme ist vollkommen ruhig und ich entspanne mich automatisch als ich sie höre. Ich schüttele leicht den Kopf. Ich kann jetzt nichts sagen. Er versteht es auch so. Sanft legt er eine Hand auf meine Schulter. "Es tut mir leid." Ich schniefe und wische mir die Tränen weg. Seine Stimme klingt mit einem Mal traurig. Traurig und... Ich zucke mit den Schultern und murmele etwas wie "nicht deine Schuld". Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass er es anders sieht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)