Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 46: Zwischenspiel ------------------------- "Mein Bauch tut weh." stöhne ich. "Du hast ja auch eine Menge hinein gestopft!" erwidert Kaiba während er sein Hemd aufknöpft. Ich stöhne wieder. Ich liege schon im Bett und im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mich keinen Zentimeter mehr bewegen kann. "Was hast du denn noch mit Yami besprochen?" will ich wissen. Nachdem wir in der Küche waren und uns alle, einige mehr, andere weniger, gestärkt haben, hatte Kaiba Roland angewiesen den anderen ihre Zimmer für heute Nacht zu zeigen. Dann haben auch wir uns zurückgezogen. Genau genommen habe ich mich mehr schlecht als recht die Treppe hoch geschleppt und es gerade noch geschafft Jeans und T-Shirt auf den Boden zu werfen bevor ich mich ins Bett fallen ließ. "Zurückhaltung ist keine deiner Tugenden." Er lächelt und hängt sein Hemd ordentlich über einen der Stühle. "Nein." bestätige ich grinsend. "Ich bin neugierig." Er wirft mir einen amüsierten Blick zu und macht sich daran nun auch seine Hose abzustreifen. "Also?" Ich warte. Er seufzt. "Ich hatte nur noch ein paar Fragen, weiter nichts." erwidert er vage und ich versuche einen seiner durchdringenden Blicke aufzusetzen. Bedauerlicherweise funktionieren die bei mir nicht wirklich. "Du solltest keine Geheimnisse vor deinem Ba haben!" meine ich tadelnd und er schüttelt belustigt den Kopf. "Mein Ba sollte sich vielleicht auch nicht so überfressen, so bist du mir im Notfall wahrscheinlich keine Hilfe." kontert er gelassen und steigt endlich zu mir ins Bett. Ich schmolle, da mir kein guter Konter einfällt. Aber sein ernster Blick entgeht mir nicht und schlagartig werde auch ich ernst. "Du machst dir Sorgen wegen dem Duell?" vermute ich mal blindlings. Er schüttelt den Kopf. "Das Duell ist mein kleinstes Problem." entgegnet er. "Ich bin sicher, dass Yami und ich gewinnen werden. Gegen unsere Decks haben die zwei Irren keine Chance." Er verzieht spöttisch den schönen Mund. "Was ist es dann? Dieser Assiduus?" Er seufzt. "Alles Joey." entgegnet er. "Diese ganze Geschichte... Bislang ging ich stets davon aus, dass es sich nur um ein Spiel handelt. Ich meine, ich habe Tuniere bestritten, nicht mehr und nicht weniger. Aber jetzt..." Er hält inne. Nachdenklich blicke ich ihn an. "Nun ja, also selbst die Tuniere waren doch bislang immer ernst, Seto." widerspreche ich sanft. "Das kann dir doch nicht entgangen sein..." Hallo? Schattenreich, Cyberspace, eingefangene Seelen. Ist das denn nichts? Aber ich glaube, ich weiß was er meint. "Sicher, aber zu dem Zeitpunkt habe ich versucht das alles zu ignorieren. Ich habe es nicht an mich ran gelassen, doch jetzt ist es anders. Ich weiß was auf dem Spiel steht und dieses Mal geht es um mehr als um meine Firma, Mokuba oder ein paar Karten." sagt er und instinktiv strecke ich meine Hand nach ihm aus. Er dreht sich leicht zu mir und einen Moment lang liegen wir uns einfach schweigend gegenüber und halten uns an der Hand. "Ich kann akzeptieren, dass all diese Dinge kein Traum sind. Ich kann auch irgendwie verkraften, dass ich ein Teil des Ganzen bin, auch wenn es mir teilweise noch immer vorkommt wie ein verrücktes Märchen. Aber diese Angelegenheit ist groß! So groß, dass sie Menschenleben kosten kann und vielleicht auch wird." Seine blauen Augen werden wieder dunkler. Ich nicke stumm. Ja, ich denke, ich verstehe ihn. Die ganze Zeit über habe ich mich bemüht, nicht daran zu denken. Es einfach zu übersehen, aber es lässt sich nicht mehr ignorieren. Vielleicht war es früher anders, vielleicht erschien es mir auch nur so, ich weiß es nicht, aber so wie die Dinge liegen, ist es mehr als ernst. Es geht um zu viel. "Dein Leben, Joey." höre ich ihn schließlich sagen. Wieder liegt Verzweiflung in seinen Augen. "Was, wenn Yami Ryou nicht davon überzeugen kann den Fluch zurück zunehmen? Du oder er. Darauf läuft es doch hinaus oder denkst du ernsthaft, dass Yami Bakura zulassen wird, dass Ryou sich ihm widersetzt? Yami irrt sich, wenn er denkt er könne euch beide retten." Kaiba seufzt. "Verstehst du was ich meine?" Ich nicke und schaudere unwillkürlich. Den Gedanken hatte ich auch bereits, aber ich habe in so weit zurückgedrängt wie ich nur konnte. "Einer von euch beiden wird sterben." sagt Kaiba hart und irgendetwas in mir weiß, dass er Recht hat. "Selbst, wenn es Yami gelingen sollte, Ryou zu erreichen, was ich bezweifle, was denkt er wie dieses Schlacht geführt wird? Wenn Bakura tatsächlich unser Gegner ist, dann werden wir ihn..." Er schließt unwillkürlich die Augen. "Töten müssen." beende ich seinen Satz und höre wie er scharf einatmet. "Ich habe keine Angst davor, Joey." erwidert er und ich glaube ihm. Ich weiß, dass er sich nicht davor fürchtet, zumal ihm ohnehin diese Leben unwichtig sind. Dennoch... ich spüre seine Zerrissenheit. "Halt mich." sage ich plötzlich und er zieht mich tatsächlich in seine Arme. Zum ersten Mal an diesem Tag fühle ich mich... sicher, geborgen. Ich höre seinen gleichmäßigen Herzschlag und entspanne mich unwillkürlich. Wie schön es ist ihn zu spüren, seine Nähe, die Wärme, die von ihm ausgeht. "Ich werde Ryou töten, Joey, wenn es sein muss, dann werde ich ihn töten." höre ich ihn in mein Haar flüstern und schlinge meine Arme fester um ihn. Ich will nicht, dass irgendjemand meinetwegen stirbt. Ich will auch nicht, dass er... Lass ihn mich einfach nur festhalten! Lass die Zeit still stehen und diesen Moment bewahren wo es nur uns gibt und sonst nichts. Ich will nicht mehr daran denken. Nicht jetzt. Zaghaft hebe ich den Kopf und meine Lippen suchen seine. Er erwidert meinen Kuss wie ein Verdurstender, dem ich einen Schluck Wasser reiche. Ehe ich mich versehe übernimmt er die Kontrolle über den Kuss, macht ihn härter, fordernder und ich stöhne unwillkürlich auf. Seine Hände wandern über meinen Rücken und mit ihnen süße Schauer der Wärme. Ich dränge mich enger an ihn, klammere mich an seinen Körper und genieße das Gefühl, dass mich nun durchströmt. "Ich brauche dich." haucht er atemlos und meine Antwort ist ein weiterer Kuss. Ja, lass mich diesen Moment festhalten, lass ihn nicht enden. Ich will nicht an morgen denken. Mir ist egal was mit der Welt geschieht oder ob ich ein Schicksal habe, dass mir vorbestimmt wurde. All das kümmert mich jetzt nicht. Ich will ihn nur spüren, trunken sein von seinen Küssen. Ich will ihn. Jetzt. Und ich spüre, dass es ihm ebenso geht. Er schnappt nach Luft und seine Äugen glänzen bereits. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ich liebe es ihn so zu sehen. Die ordentliche Frisur ist zerzaust, weil ich mich wieder einmal nicht zurückhalten konnte und wollte und sanfte Röte liegt auf seinen Wangen. Für einen Moment stockt mir der Atem. "Ich liebe dich." sage ich leise und er lächelt. Mit einer grazilen Bewegung streicht er mir eine störrische Strähne aus dem Gesicht. "Ach Joey..." Sein Lächeln ist herzzerreißend und ich beuge mich wieder zu ihm als sich seine Augen plötzlich weiten. Instinktiv halte ich in meiner Bewegung inne, doch bevor ich fragen kann was los ist, bemerke ich es selbst. Das Licht der kleinen Nachttischlampe beginnt zu flackern und ich habe das Gefühl, dass es langsam dunkler im Zimmer wird. Kaiba hat sich aufgerichtet und blickt sich nun mit erschrockenem Blick um. Ich tue es ihm gleich. Alles scheint wie immer und doch... nein, es ist dunkler geworden. Wir wissen wohl beide, was das zu bedeuten hat. Mein Herzschlag beschleunigt sich schon. Kaiba sieht sich immer noch unschlüssig um. Nichts ist zu erkennen, aber die Zeichen sind eindeutig. Zumindest sofern ich das gemäß meiner Erinnerung beurteilen kann. Kaiba ist es, der als erstes reagiert als ich plötzlich wieder diese Augen sehe. Mit einem Satz ist er auf den Beinen. "Lauf!" schreit er, aber ich brauche einen Moment um zu realisieren was er meint. Dann springe auch ich auf. Wobei ich gar nicht weiß wohin ich laufen soll. Der Assiduus schwebt vom Fenster langsam auf das Bett zu. "Lauf endlich!" zischt Kaiba mich an und ohne zu überlegen gehorche ich. Ich sprinnte zur Tür und reiße fast den Türknauf ab. Hinter mir höre ich Kaiba irgendetwas schreien. Ich laufe auf den Flur und weiß noch immer nicht was ich eigentlich tun soll, wohin ich rennen soll. Also tue ich das Einzige was mir in dem Moment in den Sinn kommt. Ich schreie. Ich schreie nach Yami und hechte den Flur entlang. Aus Kaiba´s Zimmer dröhnt ein Poltern und unwillkürlich bleibe ich stehen. Jetzt erst realisiere ich, dass er nicht hinter mir ist, sondern immer noch da drin. Mit diesem Ding! Ohne nachzudenken will ich Kehrt machen als Tea, Yami und Marik vor mir stehen. "Was ist los?" fragt der Ägypter und reibt sich verschlafen die Augen. "Der Assiduus!" schreie ich hysterisch und lasse die Drei einfach stehen. Kaiba ist allein mit diesem Ding! Ich muss zu ihm! Meine Gedanken überschlagen sich und fast habe ich die Tür erreicht als man mich an der Schulter packt. Es ist der Pharao und er hält mich unerbittlich fest. "Nein!" befiehlt er und ich versuche seine Hand abzuschütteln, was mir aber nicht gelingt. Sein Griff ist eisern. "Bring ihn hier weg!" sagt Yami zu Marik und der Junge nickt. Ich schreie wieder und ich glaube, ich trete auch. Was denken die sich? Ich muss Kaiba helfen! Ich kann ihn doch nicht... Aber schon hat der Ägypter mich gepackt und zieht mich mit sich. "Seto!" schreie ich und sehe wie Yami in das Zimmer tritt. Der Schatten zeichnet sich nun deutlich am Türrahmen ab. Das matte Licht des Flures scheint langsam zu ersticken. Wo ist Kaiba? Ich mache einen weiteren Versuch den Ägypter abzuschütteln, aber der Junge hat scheinbar Bärenkräfte. "Verflucht, lass mich..." Ich schlage, trete, zerre an seinem Arm und plötzlich durchzuckt mich ein alles betäubender Schmerz. Fassungslos sehe ich den Ägypter an, dann wird alles schwarz. "Er kommt zu sich." höre ich Tea´s Stimme und blinzele. Mein Schädel, oh Gott, mein Kopf ist am platzen. Alles dreht sich. Mal wieder. Das Blut rauscht mir in den Ohren. Unwillkürlich will ich mich aufrichten, aber man drückt mich unsanft runter. Erst jetzt wird mir klar, dass ich liege. Allem Anschein nach auf einem Sofa. Für ein Bett ist es nicht weich genug. Ich stöhne. "Hier ist der Eisbeutel, Tea." vernehme ich nun auch Mokubas Stimme. Eisbeutel? Kaiba? Kaiba! Ich reiße die Augen auf und Tea drückt mir eben genannten Eisbeutel auf den Kopf. "Halt still, sonst wird es eine Beule!" meint sie und ich knurre sie an, gehorche aber. Ich liege tatsächlich auf dem Sofa im Salon und alle stehen um mich herum. Was ist passiert? Wie komme ich hier her? Ich nehme Tea den Beutel aus der Hand und presse ihn mir selbst auf die schmerzende Stelle an meinem Hinterkopf, während ich mich langsam aufrichte. Ich muss wieder blinzeln und dann finden meine Augen endlich was ich suche. Kaiba. Erleichtert ateme ich auf. Er ist ok. Gott sei Dank. Schlagartig fällt alle Anspannung wieder von mir ab. "Was ist passiert?" will ich wissen. Ich erinnere mich wieder. Kaiba, Schlafzimmer, Assiduus... Marik... Marik! Mein Blick sucht den Ägypter in der Runde. "Du, Penner!" fahre ich ihn an und will wieder aufspringen, doch Tea hält mich fest. Der Junge hält meinem wütenden Blick gelassen stand. "Es tut mir leid, dass ich dich schlagen musste." erklärt er, wirkt aber keineswegs verschämt oder gar verlegen. "Musstest? Es hat dich keiner gezwungen!" brumme ich. Er zuckt leicht mit den Schultern. "Es erschien mir die beste Lösung." erwidert er gelassen. "Ha!" ist alles was ich entgegenen kann. "Jetzt weißt du mal wie das ist!" vernehme ich Tristans Stimme und funkele jetzt ihn giftig an. "Ist der Assiduus wenigstens weg?" will ich wissen und versuche mich zu beruhigen. "Vorerst ja." antwortet mir Yami. "Immerhin." ich bin immer noch sauer. Mich einfach so k.o. zu schlagen. Ich wollte doch nur... Unwillkürlich wandert mein Blick zu Kaiba. Er hat seinen weißen Morgenmantel angezogen und wirkt... erschreckend entspannt. Gut, seine Frisur sitzt nicht, aber ansonsten... Und ich sitze hier in Boxershorts. War ja klar, dass er selbst in so einem Augenblick... "Warum bist du nicht mit mir raus?" will ich wissen. Ich war echt der festen Überzeugung, dass er mit mir aus dem Zimmer gerannt wäre. Ich wäre doch nie einfach auf und davon, wenn ich gewusst hätte... "Weil ich versucht habe dir den Dämon vom Leib zu halten." erklärt er mir mit ruhigem, nüchternen Tonfall. Ich seufze. Der Mann ist... unfassbar. Ich könnte ihm glatt eine runterhauen. Jetzt erst sehe ich den blutigen Kratzer auf seiner rechten Wange. Kaiba lächelt. Na, immerhin ist er mir nicht böse, dass ich einfach... Immerhin bin ich doch sein Ba. "Ach, Joey." Kaiba seufzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)