Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 55: Lobgesang --------------------- So, ihr Lieben, dieses Kapitel ist etwas länger geworden als geplant, aber ich wollte es nicht splitten. Ich widme es Shimizu-chan für die superlieben Kommis, die mich sehr motiviert haben. Viel Spaß beim Lesen. Entgeistert starre ich auf den Fernsehbildschirm, von dem Duke mir entgegenblickt. Ja, im Fernsehen ist gerade Duke Devlin zu sehen und er grinst mich, nein, uns an. "Ich haben gerade irgendeine Show geguckt und dann war er da!" erklärt Tristan aufgewühlt und zeigt auf das Gesicht im Fernsehen. Das ist eindeutig und unweigerlich Duke Devlin, auch wenn sein Grinsen etwas befremdliches an sich hat. Die grünen Augen leuchten und sein Blick heftet sich an Yami. "Ich grüße dich, Pharao." vernehme ich eine Stimme, die aus Dukes Mund kommt, aber nur im entferntesten seine Eigene ist, lässt mich unwillkürlich schaudern. Ich sehe wie sich Yamis Miene verhärtet. Er erwidert den Gruß jedoch nicht und der Sprecher lässt ihm auch nicht wirklich Zeit, etwas zu sagen. "Ich hoffe du bist genauso entzückt darüber, dass wir uns bald wiedersehen wie ich es bin." flötet es aus Dukes Mund und dieses Grinsen... diabolisch ist gar kein Ausdruck dafür. Yami hält dem Blick, der auf ihm ruht und uns andere vollkommen ignoriert, stand. Was er dann sagt, überrascht mich. "Ich kann es kaum erwarten, Apophis." entgegnet er und klingt dabei genauso sarkastisch wie Kaiba. Duke oder besser gesagt Apophis lacht. "Oh, wir werden viel Spaß haben, Pharao." meint die Gestalt im Fernsehen und nun huscht ihr Blick über uns andere. "Das sind also deine neuen Freunde?" fragt Apophis und als sein Blick meinen trifft, schlucke ich hart. Die grünen Augen funkeln mich amüsiert an, dann heften sie sich an Tea. "Ist das alles was du mir zu sagen hast?" will Yami wissen. Wieder ertönt ein bösartiges Lachen. "Reicht es dir nicht, Pharao?" kommt prompt die Gegenfrage, aber Yami geht nicht darauf ein. Stattdessen seufzt er betont genervt. "Ich hoffe, dein Priesterersatz erledigt seine Aufgabe schnell. Ich brenne darauf dich wiederzusehen..." fährt Apophis sichtlich vergnügt fort. "Bakura und ich erwarten euch bereits... und ich bin gespannt, ob du etwas dazu gelernt hast seit unserer letzten Begegnung." Yami zuckt mit den Schultern. "Allem Anschein nach bist du augenblicklich nicht sonderlich konversationsfreudig, schade." Apophis seufzt nun ebenfalls theatralisch. "Nun, dann gehabt euch wohl, meine lieben Freunde. Ich erwarte euch sehnsüchtig." sagt er schließlich. "Besonders deinen neuen Priester..." Wieder lacht Apophis, dann beginnt das Bild zu flackern und kurz darauf läuft wieder das eigentliche Programm. Ein dauergrinsender Moderator erscheint auf dem Bildschirm und fragt einen weiblichen Gast in der Runde, ob sie bereit ist, einen Lügendetektortest machen zu lassen. Bevor die Frau antworten kann, hat Tristan den Fernseher abgeschaltet und alle blicken wir fragend und unsicher zu Yami. Er hat den Blick gesenkt und ist eindeutig in Gedanken versunken. "Yami?" fragt Tea leise. Sorge steht deutlich in ihrem Gesicht geschrieben. Der Pharao richtet sich wieder auf und lächelt sie beruhigend an. "Apophis mag solche Spielchen. Macht euch darüber keine Gedanken." sagt er und wendet sich dann mir zu. Er weiß, dass ich beunruhigt bin. Ich muss es nicht sagen. Wahrscheinlich ist es mir auch deutlich anzusehen. Immerhin geht es bei dem Priesterersatz um meinen Kaiba. "Was denkst du was uns in Ägypten erwartet?" will Tristan wissen. Stimmt, darüber haben wir noch nicht wirklich gesprochen, zumindest nicht als Gruppe. Im Gegensatz zu mir wissen Tea und Tristan sicher noch nicht, dass Yami mit einem Angriff rechnet. "Ich gehe davon aus, dass Bakura und Apophis uns angreifen werden sobald wir uns dem Siegel nähern. Sie werden versuchen uns die Rollen abzunehmen, um selbst an den Artefakt zu kommen." erklärt der Pharao ruhig. "Wie ich die Beiden einschätze - und kenne - werden sie keinen offenen Angriff wagen. Wir müssen daher auf alles vorbereitet sein." Tristan nickt. Seine Miene ist ernst. Genau wie die von Tea. "Wir werden aufbrechen sobald Kaiba und Marik zurück sind und..." Der Pharao zögert. "Ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn wir alle gehen. Versteht mich nicht falsch, aber..." "Aber du denkst, dass wir dir nur im Weg wären?" meint Tea. Yami schüttelt den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Ich möchte euch nur nicht in Gefahr bringen." erklärt er ihr ruhig. Sie seufzt. "Und du denkst, dass wir hier nicht in Gefahr sind?" will sie wissen. "Falls Bakura oder dieser Apophis es auf Tristan oder mich abgesehen haben, was ich mir nicht vorstellen kann, dann sind wir hier alleine doch ein viel leichteres Ziel." Da ist was dran. Außerdem glaube ich nicht, dass Tea und auch Tristan freiwillig hier bleiben. Der Pharao erwidert nichts darauf, sondern wechselt das Thema. "Wir sollten alle versuchen, ein wenig zu schlafen." meint er und blickt wieder zu mir. "Kaiba wird ohnehin erst in ein paar Stunden zurück sein." Ich nicke. "Es wäre besser, wenn du bei mir schlafen würdest, nur für den Fall..." Ich grinse. "Schon klar." "Was ist mit Mokuba?" fragt Tea. Kaibas Assistent antwortet sofort. "Master Mokuba ist noch in der Kommandozentrale. Ich werde mich jetzt zu ihm begeben." Roland wartet keine Erwiderung ab, sondern macht sich auf den Weg. "Wir könnten doch auch alle hier schlafen?" schlägt Tristan vor. "Gute Idee." stimmt Tea zu und auch ich bin dafür. "Wir brauchen nur ein paar Decken." Tea ist wieder in ihrem Element. Yami nickt und gemeinsam mit dem Mädchen mache ich mich auf dem Weg nach oben, um Decken für unsere Runde zu holen. "Yami scheint sich große Sorgen zu machen." bemerkt Tea als wir mit einer Ladung Decken über den Flur schreiten. Ich erwidere nichts und sie fährt auch schon fort. "Hat er zu dir was gesagt?" fragt sie und wirft mir einen abschätzenden Seitenblick zu. "Nicht wirklich." entgegne ich und bin nicht sicher ob sie mir das glaubt. Aber ich halte es nicht für eine gute Idee, ihr von dem Plan zu erzählen, den Yami und ich besprochen haben. Sie würde sich nur noch mehr Sorgen machen und das muss nicht sein. Das Lager im Salon ist schnell errichtet. Einen Moment erinnert mich das Szenario an eine Pyjamaparty und ich muss lächeln, denn irgendwie ist es schon strange, dass wir alle hier in Kaibas Wohnzimmer campieren. Wer hätte das vor ein paar Tagen noch für möglich gehalten? Aber hey, eigentlich ist alles zur Zeit absolut verrückt. Ich meine, angefangen von der Tatsache, dass ich nun Kaibas fester Freund bin bis hin zu dem Umstand, dass der Chef der Kaiba Corporation gerade gemeinsam mit einem ägyptischen Grabwächter einen Einbruch begeht. Wobei das noch die harmlosesten Aspekte der ganzen Sache sind. Und auch wenn die Lage ernst ist und ich mir dessen auch bewusst bin, muss ich doch in mich hinein lächeln als ich versuche einzuschlafen. Tristan schnarcht, der Typ hat echt einen unverschämten Schlaf und während ich noch darüber nachdenke, fallen auch mir die Augen zu. Ich erwache erst wieder als ich die Berührung von sanften, kühlen Fingern spüre. Ich lächele automatisch und strecke mich und als ich die Augen aufmache, sehe ich in zwei funkelnde Saphiere. Kaiba hat sich über mich gebeugt und lächelt mich an. "Kaum ist man ein paar Stunden weg, stellt ihr meine Villa auf den Kopf." Er seufzt und ich richte mich auf. Ohne etwas zu erwidern oder Fragen zu stellen, ziehe ich ihn an mich und presse meine Lippen auf seine. Einen Moment ist er sichtlich irritiert, fasst sich aber schnell wieder und erwidert meinen Kuss. Zumindest für ein paar Sekunden. Dann löst er sich von mir. "Wo ist Mokuba?" will er wissen. "Mit Roland in der Kommandozentrale, schätze ich." Er nickt und richtet sich wieder auf. Tristan schnarcht immer noch und Tea hat sich wie ein Baby zusammen gerollt. Nur Shadi scheint außer mir wach zu sein, denn er sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und meditiert. Vielleicht schläft der Typ auch so. "Hattet ihr Erfolg?" frage ich und schiebe die Decke zur Seite, um aufzustehen. Er grinst und ich schätze, dass ich gerade mal wieder eine ziemlich blöde Frage gestellt habe. Ein Unternehmen, dass Kaiba plant, hat immer Erfolg. Basta. Er nickt jedoch und hilft mir beim aufstehen. Jetzt erst entdecke ich Marik hinter ihm und auch, dass der Pharao erwacht ist. Yami ist schlagartig auf den Beinen. Fragend blickt er Kaiba an. "Wir haben die Rollen." erklärt mein Eisprinz und deutet zu Marik, der eine Reihe ziemlich zerbrechlich aussehender Rollen im Arm hält. "Ich bin beeindruckt." meint der Pharao und Kaiba quittiert die Aussage mit einem Lächeln. "Die Aktion war wirklich leichter als gedacht. Das Sicherheitssystem war geradezu lächerlich." erklärt Kaiba gelassen und ich grinse. "Für die Abreise ist bereits alles vorbereitet." fährt er fort und sein Blick streift über die schlafende Tea, den schnarchenden Tristan und Ishizu. "Ich schätze, die ganze Bande ist dabei." Yami nickt und ich verpasse Tristan einen Stoß. Das wollte ich schon die ganze Zeit machen. Leider bedarf es mehr als einem. Erst als Yami und ich ihn gemeinsam rütteln, kommt er zu sich und blickt uns fragend an. Tea dagegen ist wesentlich leichter zu wecken. "Ihr solltet euch fertig machen, wenn ihr mit wollt." meint Kaiba und schweigend folgen die anderen seiner Aufforderung. "Irgendwelche Zwischenfälle?" fragt er dann an Yami gewandt. Der schüttelt den Kopf. "Nicht wirklich. Nur ein kleiner Gruß von Apophis." Kaiba verdreht die Augen, fragt jedoch nicht weiter nach. Erstaunlich wie schnell alles weitere geht. Ich glaube, nur eine halbe Stunde später sitzen wir alle im Luftschiff und Roland gibt die Koordinaten ein. Mokuba schläft und Kaiba hat ihn behutsam ins Schiff getragen und auf einen der Sitze gebettet. "Odion erwartet uns bereits." erklärt Ishizu. Yami nickt. "Er wird nicht der Einzige sein." bemerkt Kaiba trocken. "Nein, Bakura und Apophis sind auch bereits vor Ort." entgegnet der Pharao. "Na, dann wird es ja ein lustiger Ausflug." Nun, lustig wäre nicht unbedingt das Wort, dass ich verwendet hätte, aber gut. Ich bin gespannt was diese zwei Psychos sich für uns ausgedacht haben und ich bin nervös. Immerhin werde ich wohl gleich meinen großen Auftritt haben, sofern Yami Recht behält. Oh Mann, ich bin echt gespannt was das wird. Ich meine, allein schon, dass ich bald in Bakuras Gedankenwelt sein werde... Mir ist jetzt schon flau im Magen und wie. Ich hab zum ersten Mal auch überhaupt keinen Hunger. Ich hoffe nur, dass ich das was ich tun muss, auch wirklich tun kann. "Wo genau müssen wir nun hin?" fragt Tristan plötzlich und mir fällt auf, dass ich das genauso wenig weiß. Fragend blicke ich auch zu Yami. Er lächelt. "Der Ort heißt Armana, dort lag einst die Stadt Achet-Aton." erklärt der Pharao. "Das Siegel befindet sich dort." Ich nicke, auch wenn mir seiner Worte nicht das Geringste sagen. "Odion ist bereits vor Ort." meint Ishizu. "Heißt das, wir müssen das Siegel nicht lange suchen?" will ich wissen. Yami nickt. "Von der Stadt sind nur noch Ruinen übrig, aber Odion wird die Stelle bereits gefunden haben. Das Siegel ist unter der Erde verborgen und nur Eingeweihte kennen den Gang, der zu ihm führt." Gut, wenigstens etwas. Aber wahrscheinlich zählen auch Bakura und Apophis zu den Eingeweihten. Doch wir sind ja vorbereitet, oder? "Ist Achet-Aton nicht die Stadt des Ketzerkönigs Echnatons?" will Mokuba wissen und ich stelle fest, dass meine Kenntnisse weitaus geringer sind als die des Kleinen. Yami nickt. "Ja, das stimmt. Doch die Geschichte ist etwas anders als man sie gemeinhin kennt, aber das tut für uns nichts zur Sache." Kaiba nickt nachdenklich. "Ein unterirdisches Gewölbe also?" Der Pharao nickt und er zuckt mit den Schultern. Eine Stunde später haben wir unser Ziel erreicht. Odion erwartet uns tatsächlich bereits. Ich sehe ihn sofort als sich die Lucke des Luftschiffes öffnet und ich nach draußen blicke. Allerdings ist er inmitten von Sand und Felsen auch das Einzige, was sich abhebt. Er winkt uns zu und Yami erwidert den Gruß. "Ich grüße euch, Pharao." sagt der hochgewachsene Ägypter und verneigt sich vor Yami, dann nickt er dem Rest unserer Runde zu. "Ich habe den Eingang bereits freigelegt." erklärt er weiter und deutet in Richtung einer Felsenwand. Ich folge seinem Fingerzeig, kann aber nicht wirklich etwas erkennen. Ich sehe nur Felsen und Sand. Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Sand gibt. Und dass die Sonne so brennen kann. Ich schwitze jetzt schon. Wie Kaiba diese Hitze in seinem Cyberspacemantel ertragen kann, ist mir ein Rätsel. Er sieht sich um und meint schließlich zu Yami gewandt: " Wir sollten keine Zeit verschwenden. Je eher wir hier fertig sind, desto besser." Der Pharao nickt, dennoch rührt sich keiner von uns. "Mokuba, du bleibst beim Flugschiff." meint Kaiba und sein Bruder protestiert umgehend. "Aber, Seto..." hebt er an, doch eine energische Bewegung von Kaiba bringt ihn zum Schweigen. "Roland, sie bleiben ebenfalls hier und..." Sein Blick wandert zu Yami. Dieser nickt. "Tea, Tristan..." Er muss es nicht aussprechen. Die Zwei verstehen auch so. Keiner wagt zu widersprechen. Also ist es beschlossen. Nur die Ägypter, Yami, Kaiba und ich werden die Höhle betreten. Ich spüre wie meine Unruhe wächst. "Gehen wir endlich." Kaibas Miene spiegelt grimmige Entschlossenheit wieder. Ich wünschte, ich wäre genauso sicher in meinen Handlungen wie er. Aber im Gegensatz zu ihm bin ich mehr als nervös. Odion führt uns zu der Felsenwand, auf die er zuvor gedeutet hatte, und beim näherkommen erkenne ich tatsächlich eine Spalte in dem harten Fels. Als Odion und Marik in dem Spalt verschwinden, verspüre ich leichten Widerwillen. Mein Herz beginnt rasend zu klopfen, doch als sowohl Kaiba als auch Yami den Ägyptern folgen, wage auch ich einen Vorstoß. Ein leichter Luftzug dringt aus der Öffnung herauf und ich schlucke. Dann verschwinde auch ich in der Dunkelheit. Schritt für Schritt ertaste ich meinen Weg durch den abschüssigen Stollen. Kaiba ist direkt vor mir, doch ich erkenne nur seine Umrisse. Ich glaube, Odion hat eine Kerze angezündet. Ich sehe sie von Weitem flackern. Der Lehm an den Wänden fühlt sich feucht an und ich vermute, dass der Stollen, der in die Tiefe führt, noch nie einen Funken Sonnenlicht gesehen hat. Ishizu ist direkt hinter mir. Schweigend schreiten wir voran. Nach fünfzig Metern säumen Säulen aus schwarzglänzendem Obsidian den schmalen Gang und undeutlich erkenne ich eine Art Kerzenhalter an den Säulen. Odion schickt sich an, die Fackeln darin anzuzünden und gleich darauf kann ich endlich richtig sehen. Die Wände schimmern nun purpurn im Schein der Fackeln und ich erkenne Zeichnungen auf ihnen, die im traditionellen Stil der Ägypter angefertigt wurden, wahrscheinlich vor mehr als 1000 Jahren. Fasziniert muster ich die dargestellten Szenen, dann folge ich den anderen in die Halle, die sich vor uns auftut. Auch hier sind Zeichnungen an den Wänden und wieder hat Odion die vorhandenen Fackeln angezündet. Ein gigantischer Raum tut sich vor mir auf. Kaiba und Yami stehen bereits in der Mitte und auch sie blicken sich um. "Das ist das Siegel nehme ich an." höre ich Kaiba sagen und er deutet auf die Wand, die parallel zu dem Gang liegt. Yami nickt. Auch diese Wand ist bemalt, aber sie ist nicht ganz aus Felsen und Lehm. Eine riesige runde Scheibe bildet den Mittelpunkt und auf ihr sind deutlich Einkerbungen zu entdecken, die wohl für die Milleniumsgegenstände vorgesehen sind. Yami tritt langsam näher und nun sehe ich, dass er die Rollen in Händen hält. Eine davon reicht er Odion, der sie langsam und behutsam ausrollt. Marik und Ishizu beziehen derweil neben dem Pharao Position. Nur Kaiba und ich stehen abseits, aber wir werden scheinbar auch für diese Zeremonie nicht benötigt. Kaibas Blick ist ruhig und abwartend, mit einer Mischung aus Skepsis und Faszination beobachtet er wie ich das Geschehen. Eine zweite Rolle wird geöffnet und Ishizu nimmt diese entgegen. Einige Minuten verstreichen, dann tritt der Pharao zu dem Siegel und sowohl er als auch die Ägypter beginnen damit einen monotonen Singsang anzustimmen. Ich verstehe kein Wort, aber das muss ich ja auch nicht. Ich weiß nicht wie lange dieser Singsang andauert bis sich etwas tut. Die Fackeln im Raum beginnen noch unruhiger zu zucken und ich spüre einen leichten Lufthauch, der duch das Gewölbe dringt. Dann beginnen die Zeichen auf dem Kreis schwach zu leuchten und mit jeder neuen Phrase, die rezitiert wird, scheint das Leuchten zu zu nehmen bis es mich schließlich blendet und ich blinzele. Ich hebe die Hand vor die Augen und erkenne, dass Yami vorgetreten ist und auf das Siegel, nein, das Leuchten zu schreitet, doch dann muss ich die Augen schließen. Als ich sie wieder öffne, ist der Pharao verschwunden. Fragend blicke ich zu den Ägyptern, die immer noch wie Statuen an ihren Plätzen stehen. Ich wage es nicht sie anzusprechen oder an Kaiba das Wort zu richten. Keine Ahnung wie lange wir da stehen und nichts passiert. Alle starren wir wie gebannt auf das Siegel und warten. Dann nehmen die Ägypter ihren Singsang wieder auf und erneut beginnen die obskuren Zeichen zu leuchten. Wieder wird der Raum in gleißendes Licht getaucht und ich bemühe mich zwar, dieses Mal die Augen nicht zu schließen, aber dann muss ich es doch tun. Und als ich sie wieder öffne, ist Yami wieder an seinem Platz. Nur das er jetzt ein kleines Kästchen in Händen hält. Die Ägypter verstummen erst als der Pharao sich rührt. Kaibas Blick liegt genau wie meiner auf der Schatuelle und dann höre ich seine kühle Stimme neben mir fragen: "Die ganze Aktion wegen einer Schatuelle?" Er seufzt. Yami lächelt ihn an. "Abwarten, Kaiba." entgegnet Yami gelassen und Kaiba zuckt mit den Schultern. "Sind wir hier fertig?" fragt er weiter. Der Pharao nickt und Kaiba gibt nur noch ein "Hm." von sich. Ich muss zugeben, ich verstehe sein Erstaunen. Ich hätte jetzt auch mit etwas anderem gerechnet. Naja, ich weiß nicht mit was, aber ganz sicher nicht mit einer kleinen Holzkiste, aber Yami wird schon wissen, was er tut. Schweigend treten wir den Rückweg an und Odion löscht die Fackeln hinter uns. Kaiba schreitet vor mir und ich merke, dass er wieder angespannt ist. "Was denkst du?" will ich wissen, aber er antwortet mir nicht. Ich bin froh als wir wieder im Freien sind und ich bin auch erleichtert. Das Ganze ist doch besser gelaufen als erwartet. Wir haben was wir wollten und das sogar ohne weiteren Ärger. Und ich frage mich natürlich, was in dieser Kiste sein mag, doch das wird der Pharao uns sicher früh genug verraten. "Wir sollten uns beeilen." sagt Kaiba und ich nicke. Er hat Recht, je schneller wir hier weg sind, desto besser. Ich beschleunige also meinen Schritt auf das Luftschiff zu. Mokuba winkt uns und läuft uns im nächsten Moment entgegen. Tea und Tristan stehen neben Roland auf der Rampe. "Starten sie den Motor." ruft Kaiba seinem Assistenten zu und wirft dann einen Blick über die Schulter. "Beeilung!" sagt er zu Yami und den anderen gewandt. "Habt ihr was ihr wolltet?" will Mokuba wissen, der nun vor uns zum stehen kommt. Yami nickt. "Das ist echt besser gelaufen als..." will ich gerade sagen als ich das Schlagen von Flügeln vernehme und das Nächste was ich zu sehen bekomme ist eine Art Vogel der vom Himmel auf uns herabstürzt. "Was zum..." höre ich Kaiba neben mir zischen, aber er kommt nicht mehr davor seine Frage zu stellen. Ich werde zur Seite gestoßen, lande im Sand und rolle mich automatisch zur Seite ab, um wieder aufzuspringen. Dann höre ich Mokuba schreien. Eine Art Greifvogel hat ihn an der Schulter gepackt und droht nun ihn mit sich zu reißen. Kaiba umklammert seine Beine und Odion stürzt dazu, um ihm zu helfen. Aber auch beiden zusammen gelingt es nicht, Mokuba den Klauen des Vogels zu entreißen. Das Tier, sofern man es als solches bezeichnen kann, öffnet seinen Schnabel und gibt einen schrillen, durchdringenden Laut von sich. "Mokuba!" schreit Kaiba und der Kleine schreit ebenfalls. Riesige schwarze Schwingen legen sich fast über uns und mit Schrecken erkenne ich, dass der Greifvogel sich anschickt den Rückzug anzutreten, jetzt wo er seine Beute sicher hat. Ich sehe Mokubas schmerzverzerrtes Gesicht und nun schreie auch ich voller Panik auf. Zu meinem Erstaunen entfernt sich der Greif nicht weit. Er landet noch in meinem Sichtfeld wieder und lässt Mokuba wie eine Puppe auf die Erde fallen. Der Kleine scheint ohnmächtig geworden zu sein, aber das ist bei weitem nicht das, was mich am meisten erschreckt. Mit Entsetzen erkenne ich zwei nun allzu vertraute Gestalten neben dem Vogel. Dann höre ich Bakura etwas sagen und der Greif löst sich förmlich vor meinen Augen in Luft auf. Zurück bleiben Duke, Bakura und ein am Boden liegender Mokuba. Verflucht. Wir hätten uns denken können, dass so was passieren würde. Immerhin haben wir doch mit einem Angriff gerechnet, ja, ihn sogar erwartet. Wie konnten wir uns nur alle dermaßen überraschen lassen? Und nun ist natürlich offensichtlich, welche List sich Bakura ausgedacht hat. Ob Mokuba nun das bewusste Ziel des Angriffes war oder nicht. Fakt ist, dass er eine Geisel hat und ich weiß genauso gut wie die anderen wie er diese einzusetzen gedenkt. Ich sehe, dass Yami Kaiba am Arm gepackt hat und dieser ihn wütend anfunkelt. "Nicht!" hält der Pharao meinen Eisprinzen zurück und einen Moment befürchte ich, dass Kaiba Yami mit einem Schlag niederstrecken wird, doch dann nickt er und der Pharao zieht seine Hand zurück. Obgleich Bakura einige Meter entfernt ist, erkenne ich nur allzu deutlich das Grinsen auf seinem Gesicht. "Ich glaube, ich habe etwas, dass du gerne wieder haben möchtest, Pharao." bemerkt der Grauhaarige und kommt langsam näher. Duke, oder sollte ich Apophis sagen, hat Mokuba vom Boden aufgehoben und sich über die Schulter geworfen. Kaibas Körper bebt. Er hat die Hände zu Fäusten geballt und ich weiß, dass er jeden Moment die Kontrolle verlieren kann. In etwas mehr als zehn Metern Entfernung bleiben sowohl Bakura als auch Duke stehen. Mokuba rührt sich noch immer nicht. "Nun, Pharao... wie sollen wir das kleine Problem lösen?" will Bakura wissen. Sein Blick streift die Schatulle in Yamis Händen. Ich spüre wie sich mein Magen wieder zusammen zieht. Wenn wir ehrlich sind, haben wir doch keine andere Wahl als Bakura das Kästchen zu überlassen. Oder sehe ich das falsch? Noch ehe Yami etwas erwidern kann, stürzt Kaiba vor. Weder der Pharao noch ich bekommen ihn zu fassen. "Ich werde dir zeigen wie wir das Problem lösen!" höre ich ihn sagen und seine Stimme ist außer sich vor Wut. Keine Ahnung was er vorhat, aber er scheint keineswegs gewillt noch länger mit Bakura zu diskutieren. "Warte, Kaiba!" versucht Yami ihn zurück zu halten, doch dann ist es schon zu spät. Schnellen Schrittens ist Kaiba auf die Beiden anderen zugeeilt, doch dann hält er schlagartig in seiner Bewegung inne. Ein Ruck geht durch seinen Körper und ich habe das Gefühl das er erstarrt. Ein Keuchen entringt sich deutlich seiner Kehle. Ich habe kein Ahnung was passiert ist, ich sehe nur wie er sich an den Hals greift und aus dem Blickwinkel nehme ich wahr, dass Duke den Arm gehoben hat. "Nicht so eilig, junger Krieger." vernehme ich die Stimme, die vorhin schon durchs Fernsehen zu uns gesprochen hat. Die grünen Augen fixieren Kaiba und instinktiv will ich an seine Seite eilen, doch Yami packt mich unsanft am Arm. "Nicht!" ermahnt er mich, aber ich denke gar nicht daran inne zu halten. Kaiba scheint keine Luft mehr zu bekommen. Ich höre ihn keuchen, sehe wie er nach Luft ringt und wie auch immer dieser Apophis das macht, es ist eindeutig, dass er keineswegs gedenkt damit aufzuhören. "Also, Pharao?" fragt Bakura mit einer so erschreckenden Ruhe, dass ich spüre wie Wut mich übermannt. "Lass ihn los." befiehlt Yami, aber sein Gegenüber lächelt nur spöttisch und ich sehe, wie Kaibas Körper sich nun in die Luft erhebt. Es ist als würde er mit einem unsichtbaren Gegner, der ihn an der Kehle gepackt hat ringen und sich bemühen unsichtbare Hände von seinem Hals zu schütteln. "Lass ihn los." wiederholt der Pharao und Apophis in Dukes Körper erwidert ruhig. "Gib mir das Kästchen." Die Beiden funkeln sich an und ihre Blicke liefern sich ein stummes Duell, aber mich interessiert das gerade nicht. Ich sehe nur Kaibas schmerzverzerrtes Gesicht und Wut und Panik überfallen mich wie ein Schauder. Ich schüttele Yamis Griff ab und stürze ebenfalls nach vorne. Ich bin keine zwei Meter gekommen, da habe ich das Gefühl, gegen eine unsichtbare Wand zu prallen. Ich taumele einen Schritt zurück, höre Bakura spöttisch lachen und Yami, der mir irgendetwas zuruft. Kaibas Hände hängen nun schlaff neben seinem Oberkörper und er scheint ohnmächtig geworden zu sein. Und plötzlich scheint etwas in mir zu explodieren. Ich spüre wie unglaubliche Hitze mich befällt, ja, ich habe mit einem Mal das Gefühl in Flammen zu stehen und ein schmerzhaftes Stechen durchzuckt meinen ganzen Körper. Ich habe das Gefühl, dass mir jeden Moment schwarz vor Augen wird, aber nichts dergleichen passiert. Mit weit aufgerissenen Augen funkele ich Apophis an und ich weiß nicht was dann passiert oder warum es passiert, aber vor mir öffnet sich die Erde. Ja, wie aus dem Nichts scheint ein Riss durch den felsigen Boden zu gehen, Sand wird aufgewirbelt und versprerrt mir die Sicht. Nur undeutlich erkenne ich, dass sich nur ein kleines Stückchen vor mir die Erde zu teilen beginnt. Ein richtiges Loch tut sich auf und schwarzer Rauch vermischt sich mit dem wirbelnden Sand. Dann sehe ich Flammen. Sie schießen wie eine Fontäne aus dem Boden empor und ein solches Donnern durchzuckt die Stille der Wüste, dass ich befürchte taub zu werden. Und dann... dann sehe ich es. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen was geschieht, ja, was da aus den irdischen Tiefen empor steigt und nur vage begreife ich die Form dessen was mit einem gewaltigen Sprung und einem erschütternden Aufprall direkt neben mir im Sand landet. Die Erde bebt und es reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich falle nach hinten, lande schmerzhaft im Sand und halte den Atem an. Meine Gedanken haben jede Struktur verloren, aber irgendein irrwitziger Punkt in meinem Verstand erkennt mit wahnsinniger Faszination, dass Kaiba Recht hatte. Ja, ich glaube, ich lache für einen Moment sogar hysterisch auf. Dieser verdammte Kaiba hatte Recht. Neben mir steht ein Ungetüm von riesigem Ausmaß, so nah, dass ich nur die Hand ausstrecken müsste, um das Fell zu berühren, dass den massigen Körper bedeckt. Drei Köpfe befinden sich auf dem gewaltigen Rumpf. Sie ähnen dem des Hundsköpfigen. Doggenartige Züge mit schwelenden Muskelsträngen. Und Reißzähnen, die größer sind als mein ganzer Arm. Drei rot leuchtende Augenpaare funkeln Bakura und Duke an und ein Heulen entringt sich dem Kiefer des mittleren Kopfes, in das die beiden anderen Köpfe schlagartig einstimmen. Die Nüstern blähen sich schnaubend auf und ich sehe wie eine der riesigen Pranken des Ungetüms auf dem Boden zu scharren beginnt und ein schlangenartiger Schwanz schlägt ungeduldig auf den Sand nieder. Fasziniert und entsetzt zugleich mustere ich die Kreatur, mein Blick wandert über die unruhigen Kopfe, die von zichenden Schlangen umgeben sind. "Ein Kerberos." höre ich Yami rufen, was auch immer damit meint. Dunkel erinnere ich mich so einen Namen schon einmal gehört zu haben. "Allmächtiger!" höre ich Bakura erstaunt ausrufen und blicke zu ihm rüber. Der Grauhaarige ist nicht minder überrascht als ich und auch sein Gefährte starrt die Kreatur, die neben mir steht, erschrocken an. Mokubas Körper liegt nun neben ihm am Boden und Kaiba... auch er ist auf den Boden gesunken, liegt regungslos da und mein Herz hämmert immer schneller. "Du musst ihm befehlen." ruft Yami mir zu und einen aberwitzigen Moment will ich zurück schreien, wie ich das wohl bitte machen soll und was er überhaupt damit meint. Was denkt er? Dass ich eine Ahnung hätte wie ich mit diesem Ding umgehen soll? Ich realisiere doch gerade erst, dass ich es bin, der diese Kreatur gerufen hat, auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, wie mir dies gelungen sein soll. Doch noch während ich überlege was ich nun tun muss, vernehme ich eine ruhige Stimme in meinem Kopf und... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)