Im Licht von BlackGentleman (Wettbewerb) ================================================================================ Kapitel 1: Im Licht ------------------- Es ist schon wieder Nacht geworden und ich habe nicht mal bemerkt, wie sich die Dunkelheit wieder den Weg in meine Zuflucht gefressen hat. Der Mond scheint nur leicht durch die durchlässigen Vorhänge an den Fenstern und schafft es nicht mal ansatzweise alles in sein Licht zu tauchen. Auf der Suche nach einem Lichtblick in der Dunkelheit nehme ich die alte, fast abgebrannte Kerze vom Regal und stelle sie auf den Schreibtisch. Ich suche ein Streichholz und entzünde schon fast bedächtig den Docht. Die Flamme erhebt sich langsam aus dem schwarzen Stumpf und blendet leicht mein Gesicht. Meine Augen gewöhnen sich schnell an das Licht und lassen mich nun wie hypnotisiert in das kleine Feuer schauen. Keck beginnt es einen spielerischen Tanz mit den Schatten an den Wänden und verträumt beobachte ich den Schattenwalzer, während ich sanft über den Kerzenhalter streichle. Ich spüre das alte, feste Wachs unter meinen Fingern. Unförmig säumt es das Ende der ehemals langen Wachskerze, die mir schon so lange so gute Stunden bereitet hat. Jetzt, fast dem Tode nahe leistet sie mir noch einmal gute Dienste und verleitet mich zur Spielerei mit dem Feuer. Ich fange mit meinen Zeigefinger etwas heruntertropfendes Wachs auf und spüre, wie sich die Hitze in meine Fingerkuppe bohrt, mich fast verbrennt. Doch es trocknet schnell und zurück bleibt eine harte rote Schicht auf der Kuppe meines Fingers, eine Schutzhülle. Wie die Kerze mich in der Nacht vor der Dunkelheit schützt, versucht nun auch das getrocknete Wachs meinen Finger zu schützen. Die Flamme wird unruhiger und immer wieder schießen kleine schwarze Rauchschwaden in die Luft. Ich schließe die Augen und versuche nun mit allen Sinnen die Existenz dieser Kerze zu erfassen. Ich kann sie berühren und erfühlen, aber kann ich sie auch riechen? Ich atme tief ein und ist … nichts. Einzig die Wärme kann ich spüren, wenn ich meine Hände näher an den brennenden Kopf bewege. Wie von einer kleinen Sonne ausgehend verbreitet sie sich und schafft es irgendwann nicht mehr sich gegen die ansteigende Kälte in meinem kleinen Zimmer durchzusetzen. So sitze ich nun eine Weile da, denk nach, über Gott und die Welt. Und plötzlich gewinnt die Nacht wieder die Oberhand. Die Kerze ist erloschen und hat das Licht mit sich genommen, wie die untergehende Sonne den Tag. Nur ein kleiner Haufen Wachs bleibt zurück und erinnert noch ein letztes Mal an die lange und ansehnliche Kerze, welche mich begleitet hat, als ich hier an diesem Schreibtisch die Feder über das Papier hab fliegen lassen. Jetzt spendet sie mir kein Licht und keine Wärme mehr. Sie ist nicht mehr Beschützer und nicht mehr Unterhalter. Ihr Dienst ist getan und so stelle ich den alten Kerzenhalter zurück aufs Regal und verschwinde wieder in meinen Gedanken, der Nacht frei ausgeliefert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)