Behind Blue Eyes von Last_Tear (Geliebter des Todes) ================================================================================ Kapitel 1: Distraction ---------------------- „Du hast wunderschöne Augen. Also warum so traurig?“ Hätte ich nur geahnt, wohin dieser Satz mich führt, hätte ich ihn niemals ausgesprochen. Aber so lief ich ihm direkt in die Falle. Der einzige Grund weshalb ich an diesem Abend ausging, war meine verdammte Langeweile gewesen. Gut, und dass meine Freundin Schluss gemacht hatte, nicht dass es mich störte, eigentlich hatte mir Cheryl nur als Alibi für meinen Vater gedient, aber da dieser mir trotzdem wegen jeder Kleinigkeit die Hölle heiß machte, war sie nicht mehr von Nöten. Und ich konnte endlich wieder abends weggehen, ohne mir unangenehme Fragen anzuhören, in dem Punkt waren Frauen wirklich kompliziert. Konnte man denn nicht einfach einen Abend mit seinen Freunden verbringen ohne vorgeworfen zu bekommen, man würde sie betrügen? Anscheinend nicht, aber das sollte mich nicht mehr kümmern, sie war Geschichte, endgültig. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell jemanden finden würde, der mich so in seinen Bann zog, wie er es tat. Für gewöhnlich wäre mir der Schwarzhaarige gar nicht aufgefallen, in der dunklen Ecke, in welcher er sich versteckt hatte, wären da nicht seine Augen gewesen, welche mich wie ein Lichtstrahl magisch anzogen und vom ersten Moment an fesselten. So ein strahlendes und reines Blau, dass es einem direkt den Atem verschlagen konnte, hatte ich noch nie gesehen, selbst bei mir waren noch ein paar Nuancen Grün und Braun beigemischt, was sie dunkler wirken ließ, als sie eigentlich waren. Und die Trauer, welche sie ausstrahlten, machte es nicht unbedingt besser. Kurz und gut, ich war fasziniert und bevor ich noch groß drüber nachdenken konnte, hatte ich mich zu ihm gesetzt und damit mein Schicksal besiegelt. „Du hast wunderschöne Augen. Also warum so traurig?“ Nicht nur für mich unverständlich klang meine Stimme sogar etwas besorgt, woraufhin er mich kurz verwundert anstarrte, dann aber ein Lächeln schenkte. „Wer sagt, dass ich traurig bin?“ Seine Stimme glich einem Schnurren, was mir eine Gänsehaut bescherte und fast hätte ich bereut, ihm nicht aus dem Weg gegangen zu sein, jedoch nur kurz. „Deine Augen.“, stellte ich schon fast flüsternd fest, konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden und wenn ich ehrlich war, wollte ich es eigentlich auch gar nicht. Im nächsten Moment jedoch zuckte ich zusammen, wich leicht zurück, als er wirklich anfing, zu lachen, starrte mein Gegenüber einfach nur ungläubig an. Sämtliche Sinne rieten mir zur Flucht und gleichzeitig wurde das Verlangen, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten, schon fast übermächtig, doch ich riss mich zusammen. Bis jetzt hatte noch niemand so ein Gefühlschaos in mir ausgelöst, weder meine zahlreichen Exfreundinnen geschweige denn einer meiner Exfreunde. Bevor ich allerdings noch länger darüber nachdenken konnte, hatte er es sich schon auf meinem Schoss bequem gemacht, lehnte den Kopf an meine Schulter. „Du bist der Erste, der das sagt.“ Deutlich spürte ich seinen warmen Atem auf der Haut kitzeln, musste schlucken. Für gewöhnlich war ich weder schüchtern, noch schweigsam, doch jetzt fehlten mir wirklich die Worte und das Schlimmste war, dass mein Herz schon fast raste. Wieso machte er mich nur so nervös? Der restliche Abend verschwamm schon bald im Alkohol und doch hatte sich sein Name unauslöschbar in mein Gedächtnis gebrannt: John. Zwar war dies das einzige, was er freiwillig von sich preis gab und doch reichte es mir vollkommen, selbst wenn er mich angelogen hätte, wäre es mir egal gewesen. Ich war einfach nur glücklich, seit langem endlich wieder und als sich unsere Lippen zum ersten Mal berührten, war es, als explodiere ein Feuerwerk in meinem Inneren und mein gesamtes Denken schaltete sich ab. Alles andere war mir egal, ich wollte nur noch ihn, mit allen meinen Sinnen, die mich doch gleichzeitig vor ihm warnten, was ich jedoch, bedingt durch den Alkohol, nicht mehr zur Kenntnis nahm. „Komm mit mir und ich zeig dir das Paradies.“ Hätte ich nur geahnt, dass ich im Begriff war, mich in einem Spiel zu verlieren welches tödlich enden konnte, hätte ich spätestens bei diesem Satz die Flucht ergriffen, doch ich blieb und besiegelte damit endgültig mein Schicksal. Die Nacht verbrachte ich bei ihm, zu betrunken um mir eine Erklärung für meinen Vater auszudenken und vor allem nicht gewillt, mich so schnell von ihm zu trennen. Und auch, wenn es beim Kuscheln blieb, allein das Gefühl seinen halbnackten Körper so nah an meinem zu spüren, war unglaublich, machte süchtig. Ich wollte mehr als gut für mich war, wollte ihn ganz allein für mich. Niemand sonst sollte ihn anfassen dürfen. Möglich, dass ich mich in etwas verrannte, aber ich war wie besessen, konnte nicht mehr klar denken. Am nächsten Morgen jedoch wünschte ich mir schon fast, nie geboren worden zu sein, hätte nie gedacht, dass harmlose Cocktails so bösartig werden konnten. Aber das Schlimmste war, dass ich nach dem Aufwachen allein war, ohne eine Ahnung, wohin er gegangen war und warum. Und ich fühlte mich so allein wie noch nie in meinem Leben. Irgendwie seltsam, wenn man bedachte, dass wir uns erst für ein paar Stunden kannten. Doch daran dachte ich damals nicht, war einfach nur verletzt, denn als ich mich eine Stunde später aus dem Bett quälte, war er immer noch nicht zurück, sehr zu meinem Bedauern. Wortlos verließ ich die Wohnung, konnte meinen Job doch nicht gefährden, nur für ihn. Hätte ich einen Blick in die Küche geworfen, wäre mir dort ein Zettel mit Erklärung sowie ein Schlüssel aufgefallen, aber so war ich einfach nur wütend und verletzt und gleichzeitig voller Verlangen und Sehnsucht, während ich seine traumhaften Augen nicht mehr aus dem Kopf bekam. Zwei Tage vergingen, in denen ich mich schmollend zurück zog, nicht mal meinen besten Freund an mich ran ließ. Ja, ich benahm mich wie ein kleines Kind, aber das war mir egal. Wenn er nur mit mir gespielt hatte, wenn es so bedeutungslos für ihn war, wieso hatte er mich dann nicht einfach in ein Taxi gesetzt und nach hause geschickt? Ich verstand es nicht, konnte und wollte nicht näher darüber nachdenken. Am Ende des dritten Tages war ich verzweifelt, konnte und wollte nicht mehr. Zumindest, bis mein Handy klingelte und als ich seine Stimme erkannte, war alles wie weggeblasen, mein Ärger, mein Hass, einfach alles wurde von der unbändigen Freude weg geschwemmt, dass ich es geschafft hatte, ihm meine Nummer zu geben und damit noch die Hoffnung bestand, ihn wieder zu sehen. Es tat einfach nur so verdammt gut. „Warum hast du den Schlüssel nicht mitgenommen?“ Seine Stimme klang so traurig, dass ich ihn am liebsten wieder in den Arm genommen hätte und vor allem setzte mein Herz bei diesem Satz einen Schlag aus, sodass ich Mühe hatte, eine passende Antwort zu finden. „Welchen Schlüssel?“, brachte ich schließlich gerade so heraus, musste schlucken, während ich gegen die Tränen ankämpfte. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und bevor er die Chance hatte, zu antworten, stand meine Entscheidung bereits fest. Aber gerade als ich ihm diese mitteilen wollte, stand mein Vater in der Tür, bedachte mich mit einem eindeutigen Blick, sodass ich genervt seufzend die Augen verdrehte. Was wollte der jetzt schon wieder? Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen, einfach nur noch hier raus. „Ich komm vorbei.“, murmelte ich leise, während ich den alten Mann nicht aus den Augen ließ, unruhig auf und ab lief. Warum musste er immer versuchen, meine Telefonate zu belauschen? Alle meine Sinne schrien nach John, erst Recht, als nur ein leises Lachen als Antwort erklang, das mich direkt ins Herz traf, die Sehnsucht gleich noch mehr stärkte. „Ich hol dich ab, bin eh in der Gegend. Bis gleich.“ Damit legte er auf und ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht vor Freude los zu schreien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)