Getaway von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- Sie waren nun wieder dicht hinter ihm. Er konnte das Jaulen der Bluthunde hören, die Rufe der Männer, die ihn nun seit zwei Tagen jagten, mit ihm spielten wie eine Katze mit einer Maus. Sie würden ihn finden. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Letztendlich würden sie ihn finden, und wenn sie ihn nicht einfach den Hunden überließen, würde sein Kopf dem Henker gehören. Obwohl er sich geschworen hatte, es nie wieder zu tun, betete er zu allen Göttern der Ober- und der Unterwelt. Er würde es niemals vor einem Anderen als sich selbst eingestehen, aber er fürchtete den Tod. Fürchtete sich vor dem, was ihm die Schuld, die er sich auf seine Seele geladen hatte, einbringen würde. Er wollte nicht sterben. Noch nicht jetzt. Es war aussichtslos. Eigentlich konnte er genauso gut hier bleiben und warten. Trotzdem pumpte er verbissen Luft in seine vor Anstrengung brennenden Lungen, löste sich schließlich doch wieder aus der schattigen Geborgenheit des Dickichts und rannte weiter, tiefer in den Wald hinein. Das viel zu nahe aufgekratzte Kläffen der Hunde trieb seinen Körper zu Leistungen, die er nie von sich erwartet hätte, als er durch das Unterholz preschte, orientierungslos, bis auf die mutmaßliche Position seiner Verfolger. Er konnte sie nicht sehen und das brauchte er auch nicht, denn die Geräusche, die sie machten, reichten aus, um das Grauen in ihm zu erhalten, das ihn aufrecht hielt und ihn jeden Augenblick angsterfüllt zurückblicken ließ. Sein Gesicht und seine Arme waren von Kratzern übersät und er achtete längst nicht mehr auf das feine Geäst, durch das er seinen Weg schlug. Seine Hose, vorgestern noch die beste, die er besaß, hing nun löchrig und von kaltem Schlamm beschmutzt an ihm herab. Er spürte die Kälte nicht. Spürte nichts außer die bleierne Erschöpfung. Dennoch rannte er weiter. Dann waren sie da, und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er keine zwanzig Meter entfernt einen Blick auf die blanken Zähne hinter den wütend hochgezogenen Lefzen erhaschte. Er hätte nicht gedacht, dass seine Beine noch in der Lage waren, ihn schneller zu tragen, doch wie von selbst legten sie noch ein klein wenig an Geschwindigkeit zu. Etwas, er wusste nicht, ob ein Stein oder eine Wurzel, ließ ihn stolpern und er Schlug hart mit seiner linken Hand gegen einen Baum, bevor er sein Gleichgewicht zurück gewann und weiter spurtete. Angestachelt von dem Geruch seiner zunehmenden Panik wurden nun auch die Hunde schneller und Keiften wie besessen. Er fluchte wüst, da es jetzt ohnehin keine Rolle mehr spielte, ob sie ihn hören konnten. Noch ehe er geendet hatte blieb sein Fuß abrupt hängen und wurde nach hinten gezerrt, sodass er der Länge nach auf den glücklicherweise lockeren Waldboden fiel. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was geschehen war. Das tiefe Knurren und der schraubstockartige Druck verrieten ihm genug über seine Situation. Er konnte die spitzen Fangzähne des dreimal verfluchten Drecksköters durch das Leder seiner abgetragenen Stiefel spüren. Keuchend drehte er sich zur Seite und griff hastig nach seinem Messer, das er unter seiner Hüfte begraben hatte. Es löste sich schlechter von der behelfsmäßigen Riemenkonstruktion, als er gedacht hatte und als er es endlich in Händen hielt, hatte der Rest der Meute ihn schon umkreist. Erstarrt stierte er den Hunden entgegen, die ihn wiederum vor Erregung zitternd und bedrohlich grollend anstarrten. Er wagte es nicht, sich zu rühren, ja nicht einmal, zu Atmen. "Delano. Du heißt doch Delano, richtig? Das war wirklich unnötig, findest du nicht? Du hättest uns beiden so viel Zeit und Mühe ersparen können." Er hatte den Hufschlag gehört, ohne dass er sein Bewusstsein erreicht hätte. Erst als nun die tragende Stimme erklang, drang die Erinnerung daran an die Oberfläche, wurde aber sogleich wieder von dem erwartungsvollen Winseln verdrängt, dass die Köter angesichts ihres Klanges von sich gaben. Alle Haare seines Körpers richteten sich auf und er fuhr zusammen. Dummer Fehler, schalt er sich noch selbst, als er merkte, dass genau diese Reaktion sie nur mehr anstachelte und sie nun endgültig über ihn herfallen wollten. Allerdings wusste er auch nicht, wie er hätte anders reagieren können. "Aus!", kam der barsche Befehl von dem Reiter und die Tiere machten mitten im Angriff halt und zogen sich nun vor Enttäuschung winselnd ein paar Schritte zurück. Delano atmete für den Moment erleichtert auf. Er würde nicht zerfleischt werden. Nicht in den nächsten Sekunden. "Junker Yvain.", stellte er schwach fest und sein Blick flackerte nun zum ersten Mal zu seinem Verfolger empor. "Aber wo wäre denn dann Euer Vergnügen geblieben? Wo doch ein Jeder weiß, wie sehr Ihr eine gute Jagt zu schätzen wisst." Der Mann, dessen kräftigen und leicht untersetzten Körperbau auch die fein gearbeitete Kleidung seines Standes nicht verbergen konnte, ging nicht weiter darauf ein, sondern deutete mit seiner schussbereiten Armbrust wage in Delanos Richtung. "Lass das Messer fallen, Dieb!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)