Das fehlende Teil von angeljaehyo (Deutschland ist seit so langer Zeit nicht ganz.) ================================================================================ Kapitel 2: Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! ---------------------------------------------------- Endlich drehte er sich zu ihm um und sah ihn an. Gilbert Beilschmidt sah merkwürdig hager aus, aber ansonsten wie das blühende Leben. Nicht nur sein typisches boshaftes Grinsen, das Ludwig so vertraut und plötzlich so fremd war, zierte sein Gesicht; als er seinen kleinen Bruder ansah, wurden seine roten Augen (die so voller Feuer sind, die so glühen) eine Spur sanfter. „Hallo“, wiederholte er noch einmal, allerdings nun in einem völlig anderen Tonfall. Er saß auf Ludwigs Couch, sein Arm hing lässig über der Lehne, während er sich über seine Schulter hin zu Ludwig umgewandt hatte. So einladend. Es kam ihm so irreal vor. Der Deutsche rührte sich nicht weg vom Fleck. „Bruder... Bist du‘s... Bist du‘s wirklich?“ Da war es. Das Lachen. Eindeutig. „Kesesese, bist du in Zwischenzeit blind geworden? Wen kennst du denn noch, der so großartig aussieht wie ich?“ Gilbert versuchte sich wieder an seinem Grinsen, doch... es klappte nicht. Es klappte nicht mehr, seinen Arm locker über der Lehne hängen zu lassen. Genauso klappte es bei Ludwig nicht mehr, einfach still zu stehen. Als er plötzlich anfing, auf den Älteren zuzulaufen, sprang dieser gleichzeitig mit einem solchen Elan von der kleinen Couch auf, so dass sie umkippte. Genau als der Preuße die Arme nach seinem Bruder ausstreckte, fiel Ludwig die Couch entgegen - er stolperte, bekam aber doch Gilbert zu fassen und beide fielen hin. Noch während sie lachend dalagen, (so herzhaft und ausgelassen wie seit Jahren nicht mehr) umarmten sie einander als ob es kein Morgen gäbe. „Da bist du ja endlich...“, sagte Ludwig sanft, als die beiden sich endlich wieder eingekriegt hatten. Gilbert wischte sich eine Lachträne aus seinem linken Auge. Dann lächelte er. „Natürlich. Hast du schon mein Versprechen vergessen, Kleiner?“ „Ich habe jeden Tag daran gedacht. Und jeden Tag konnte ich es nicht glauben, dass du es nicht einhältst.“ „Hab‘ ich aber.“ Kurz schlang der Ältere die Arme um den Nacken seines jüngeren Bruders, dessen Gesicht war nun gegen seine Brust gedrückt. „Wie könnte ich nicht?“ Eine Flut von Erinnerungen überströmte den Deutschen. Seine Kindheit, seine ersten Kämpfe, seine Erziehung und sein Erzieher, sein großer Bruder, sein Ein und Alles, alles war wieder bei ihm und durchflutete ihn. Er war endlich vollkommen glücklich und stolz darauf, Deutschland zu sein. Ohne Preußen schaffte er dies nicht. „Wo warst du so lange?“, fragte Ludwig, während er die Kartoffeln schälte. Gilbert zappte immer noch begeistert durch alle Fernsehkanäle, ließ, während er seinem Bruder antwortete, eine Dokumentation laufen, in der deutsche Panzer polnische Dörfer platt walzten. Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Ich weiß es nicht“, gab er zu. „Als mein Land und schließlich der Gedanke an mich aus dem Volk entfernt wurde, war ich einfach... weg. Doch irgendetwas hat sich hier verändert, in den Köpfen der Leute, und anscheinend gibt es - zumindest dort - Preußen. Tja, ohne mich kommt hier nun mal keiner aus.“ „Ich weiß nicht so recht, kaum bist du hier, schon ist meine Lampe kaputt“, antwortete der jüngere der beiden Brüder und sah skeptisch zu den Überresten seiner Tischlampe, die beim Sturz der Couch ihr Leben hatte lassen müssen. Der Preuße stand auf, ließ den Fernseher laufen (Frauen und Kinder, die vor Männern in schwarzer Uniform stehen, alle mit dem endgültigen Ausdruck im Gesicht) und klopfte seinem Bruder auf die Schulter. „Kesese, alles, was du brauchst, ist nun mal ein wenig mehr Action hier, und dafür habe ich schon mal gesorgt!“ Ludwig lächelte. „Vielleicht.“ Gilbert schlang seine Arme um die Taille seines Bruders. „Ohne den anderen gibt‘s den einen von uns beiden nun mal nicht.“ (im Fernseher Schreie, Schüsse) „Die Nacht ist so laut hier“, quengelte der Hellhaarige. „Das kommt von den Autos.“ Der Himmel draußen war wolkenlos, die Sterne glitzerten, bloß der Mond war nicht zu sehen. „Ja, ich weiß, ich bin ja nicht blöd.“ Gilbert zog sich die Decke über den Kopf. „Trotzdem ist das seltsam. Ich werde nicht einschlafen können.“ Ludwig seufzte. Allerdings war dies hier nicht halb so nervig, als wenn Feliciano bei ihm im Bett lag. Eigentlich war das schön. Sehr schön. Sein Atem auf der Haut. Seine Stimme in den Ohren. Sein Geruch in der Nase. Seine Finger auf dem Bauch. Sein Lachen in der Luft. Der Preuße war auf einmal überall. „Gilbert...“ Das schwarz-weiße Graffiti verbreitete sich überall in Deutschland. „Gilbert... Bruder...“ Die Übergriffe nahmen zu. „Oh Gott, Gilbert...“ - ein Grinsen - „Du musst mich nicht Gott nennen“ - ein Kuss. Der Wind, der nach Preußen roch, wurde zum Orkan. Und er riss alles mit sich, alles, was deutsch war. „Gilbert!“ „Du darfst mich nie wieder verlassen.“ „Das werde ich nicht.“ Beide schliefen friedlich ein. Wolken zogen auf, die Nacht wurde pechschwarz. Das Laub raschelte unter ihren Füßen. Der Himmel war blau, ein starker Wind wehte dem Preußen die Haare ins Gesicht, die Haare seines Bruders, wie immer streng nach hinten frisiert, hielten dem Wind gerade so stand. Ein paar Strähnen lösten sich jedoch schon. Gilbert lief voraus und freute sich wie ein Kind. Er streckte die Arme in die Luft. „Ein wunderschönes Land!“, rief er zufrieden. Nachsichtig lächelte sein Bruder. „Das ist es.“ Plötzlich stand Preußen genau neben Deutschland, seine listigen roten (gierig glühenden) Augen weit aufgerissen. „Und wann wird es endlich größer?“ „Hm?“ Hellblaue Augen trafen auf rote. „Du weißt genau, wovon ich rede. 65 lange Jahre spielst du schon mit. Wann gibst du die Farce endlich auf und beginnst wieder einen Krieg? Unser Traum, unser Reich, das liegt doch noch vor uns, oder warum, meinst du, bin ich wieder hier?“ Gilbert grinste. Ludwig strich sich die Haare wieder zurück, obwohl dies nichts nutzte, der Wind war zu stark. „Wovon sprichst du? Das habe ich schon längst aufgegeben. Das bringt nur Leid und Verwüstung.“ Der Deutsche konnte jedoch nicht vorgeben, dass er überrascht war. Der Preuße dagegen war es. „Wie bitte?“ Doch dann lachte er. „Okay, kesesese, lass es nun gut sein, ich wäre fast darauf reingefallen. Also, sag schon, was haben wir vor? Ich bin natürlich mit von der Partie!“ Spielerisch wanderten lange blasse Finger an Ludwigs Schal hin und her. „Und diesmal würde es sicher klappen...“, flüsterte er ihm ins Ohr. (verführerisch) „Nein!“ Plötzlich machte Ludwig einen schnellen Schritt rückwärts. „Das kannst du vergessen, das werde ich meinem Volk nicht noch einmal antun!“ Nun wurde sein Bruder wütend, seine Augen loderten. „Aber das ist es doch, was das Volk will! Hast du denn gar nichts von mir gelernt?“, fragte er mit lauter Stimme. „Nein, das will es nicht!“ Plötzlich brüllte der Deutsche. „Nur du willst es, nur du alleine, schon immer wolltest nur du das!“ „Nein, du wolltest es genauso!“, polterte der Ältere zurück. „Sonst hättest du nicht mitgemacht!“ „Ich habe mitgemacht, weil DU es wolltest!“ „Und ich habe es nur für DICH getan!“ Während Gilbert diese Worte Ludwig in einem zischenden Ton entgegenwarf, stellte er sich wieder direkt vor ihn, sein Gesicht, eine wütende Fratze, nur Zentimeter von dem des anderen entfernt. Ludwig, der wieder einen Schritt zurückwollte, blieb wie angewurzelt stehen. „Ich tue alles für dich.“ „Was meinst du, warum das Deutsche Reich Deutsches Reich hieß, und nicht Großpreußisches Reich oder irgendwie anders! ICH hatte die Vormachtstellung, und doch habe ich dir das Reich genauso überlassen wie mir selbst? Was meinst du, warum?!“ Stumm, immer noch nur Zentimeter von seinem nur ein wenig größeren Bruder entfernt, wartete er auf eine Antwort darauf. Und diese kam. „Kein Krieg.“ „Du bist nicht mehr der, der du warst.“ Preußen drehte sich auf dem Absatz um und ging schnellen Schrittes durch das raschelnde Laub. Das aufhörte zu rascheln. Plötzlich stand Deutschland alleine da. Mit perfekt sitzendem Haar, denn nicht einmal die leichteste Brise wehte durch das Land. Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben? 
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran;
 daß für die Freiheit meine Väter starben,
 das deuten, merkt es, meine Farben an. 
Nie werd ich bang verzagen,
 wie jene will ich's wagen
 Sei's trüber Tag, sei's heitrer Sonnenschein, 
 Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein. 

 Mit Lieb' und Treue nah' ich mich dem Throne,
 Von welchem mild zu mir ein Vater spricht;
 Und wie der Vater treu mit seinem Sohne, 
So steh' ich treu mit ihm und wanke nicht.
 Fest sind der Liebe Bande;
 Heil meinem Vaterlande!
 Des Königs Ruf dring in das Herz mir ein: 
 Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! A/N: Die ersten zwei Strophen des Preußenliedes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)